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Fachmagazin für den Spielwaren- und Buchhandel
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NACHHALTIGKEIT
planet toys 25
Die Spielwarenmesse gab im Oktober
die Trends bekannt, darunter „Toys
for Future – Nachhaltigkeit im Spiel“.
Ist das Thema wirklich in der Branche
angekommen?
Wolfgang Schühle: Ich glaube, manche
Hersteller sind noch mit sich
selbst beschäftigt und lassen das
Thema links liegen oder sehen darin
keine Notwendigkeit; einige springen
auf den Zeitgeist auf, lassen jedoch
Authentizität vermissen; und manche
greifen das Thema aus Überzeugung
auf und machen sich auf einen nachhaltigen
Weg in allen Facetten.
»Es geht um ein ganzheitliches,
verantwortungsvolles
Denken und Handeln als
Mensch, als Firma.«
GERHARD GOLLNEST
Inhaber goki
Gerhard Gollnest: Mit dem Begriff
Nachhaltigkeit konnten wir bei goki zu
keiner Zeit etwas anfangen. Als Familienunternehmen
verfolgen wir langfristige
Ziele, und das wertebasiert.
Der sorgsame, achtungsvolle Umgang
mit Ressourcen, der Umwelt und
den Menschen liegt in unserer DNA.
Nachhaltigkeit als dünnes Mäntelchen
für Werbezwecke brauchen wir nicht.
Detlef Schülingkamp: Ob und wie weit
das Thema Nachhaltigkeit in der gesamten
Branche angekommen ist,
vermag ich nicht zu beurteilen. Die
Mitglieder der Fachgruppe Holz bekennen
sich in ihrem Nachhaltigkeitskodex
zu einem aktiven, nachhaltigen
Handeln in ihrem Unternehmen. Die
Büngern-Technik fühlt sich diesem
Kodex uneingeschränkt verpflichtet,
schaut allerdings noch genauer hin
und versucht im Detail zu verbessern.
Bereits 2011 hieß es in Nürnberg „Toys
go Green“. Was ist diesmal anders,
was steuern Ihre Firmen bei?
G.G.: Holzspielzeug ist ein nachwachsender
Rohstoff. Punkt!
W.S.: Die Spielwarenmesse 2011 war
mit dieser Sonderausstellung für die
Branche zukunftsorientiert und richtig
unterwegs, hat versucht, Akzente
für ein wichtiges Thema zu setzen. Die
Gesellschaft war damals in der Summe
noch nicht so sensibilisiert, wie
das heute der Fall ist.
D.S.: Wurde damals der Fokus auf
die Herstellung und die Materialien
gelegt, geht hoffentlich Toys for Future
der Frage nach, wie Spielzeug
langlebiger gemacht und dafür weniger
nachproduziert werden muss. Da
können wir mit den fagus Produkten
punkten.
1713 veröffentlichte Hans Carl von
Carlowitz sein Lehrbuch über Forstwirtschaft.
Es ist die Geburt des Denkens
über den sorgsamen Umgang
mit Ressourcen. Was ist der Begriff
Nachhaltigkeit für Sie?
G.G.: Carl von Carlowitz war ein kluger,
weitsichtiger Kopf. Wir achten die
Ressource Holz, dazu zählt auch die
Verpackung – und wir handeln entsprechend.
Ein Baum wächst 50 bis
100 Jahre, bevor wir Spielzeuge aus
ihm machen können. Wir bringen ihm
unsere Achtung entgegen, indem wir
ein hochwertiges, langlebiges Spielzeug
aus ihm fertigen und keine billigen,
minderwertigen Artikel. Die
Wertschätzung fängt bei der Entwicklung
an.
W.S.: Die Fachgruppe Holzspielzeug
hat bereits 2018, Detlef hat es gesagt,
einen Nachhaltigkeitskodex entwickelt
und veröffentlicht, angelehnt an
die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung
der UN, aus dem hervorgeht, was
wir unter Nachhaltigkeit verstehen.
D.S.: Wir reiten nicht auf „der Welle
der Nachhaltigkeit“, wir arbeiten seit
über 30 Jahren in den Bereichen der
Ökologie (heimisches Holz als nachwachsender
Rohstoff), der Ökonomie
(langfristige Strategie ohne Gewinnmaximierung)
und der Social Responsibility
(Beschäftigungsmöglichkeiten
für Menschen mit Behinderungen)
nachhaltig – nach heutiger Definition.
Wie sieht denn, meine Herren, Ihr
Beitrag zur Nachhaltigkeit konkret
aus?
G.G.: Es geht um ein ganzheitliches,
verantwortungsvolles Denken und
Handeln als Mensch, als Firma. Als Inhaber
wollten wir unsere persönlichen
Werte leben und in Taten umsetzen.
Dass wir heute nahezu klimaneutral
produzieren, mit 400.000 gepflanzten
Bäumen einen nachprüfbaren Ausgleich
für unseren Holzverbrauch
geschaffen, ein hohes aufwendiges
Qualitätsmanagement installiert und
dabei nicht vergessen haben, im Rahmen
unserer Möglichkeiten mit zehn
gebauten Schulen unserer sozialen
Verantwortung nachzukommen, ist
dieser Denke geschuldet, und das seit
fast 39 Jahren. Nachhaltigkeit ist eine
lebenslange Grundeinstellung.
W.S.: Mit Blick auf nachhaltiges Handeln:
immer wieder das eigene Tun zu
hinterfragen und zu schauen, wo sind
wir gut und wo bestehen noch Handlungsnotwendigkeiten.
Und sich dann
aus dem Erkennen heraus auf den
Weg zu machen, in Veränderungen zu
kommen, besser zu werden.
D.S.: Das Wesen unserer Werkstatt
für Menschen mit Behinderungen ist,
dass wir bei allem Handeln immer
vorrangig den Beschäftigten im Blick
haben. Bei den fagus Produkten haben
wir vor drei Jahren die Verpackung
grundlegend geändert; wir verzichten
dabei auf Kunststoffe. Außerdem
haben wir unseren Reparatur- und
Ersatzteilservice ausgebaut, um den
Lebenszyklus jedes einzelnen fagus
Holzspielzeuges zu verlängern.
»Ostheimer ist sich immer
treu darin geblieben, Spielzeuge
zu machen, die aus
unserer Sicht fördernd und
unterstützend für die Entwicklung
von Kindern sind.
Dies ist ein wesentlicher Teil
unseres nachhaltigen
Handelns.«
WOLFGANG SCHÜHLE
Vorsitzender Fachgruppe Holzspielzeug
Die Verlegerin Monika Osberghaus
sprach unlängst davon, dass sie gerne
weniger Neuerscheinungen herausbringen,
aber die dafür lieber in
doppelter so hoher Auflage drucken