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ME2BE CAMPUS 2019/02

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Prof. Dr. phil. Kai Petersen

Kai Petersen ist Professor für Software Engineering an der Hochschule

Flensburg. Seine akademische Karriere startete 2004 am gleichen Ort, der

damaligen FH Flensburg, als Bachelorabsolvent im Fach Wirtschaftsinformatik.

Bevor er Ende 2017 an seine Alma Mater zurückkehrte, sammelte

er Erfahrungen als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität

Duisburg-Essen, hospitierte als Industriedoktorand beim schwedischen

IT-Konzern Ericsson und entwickelte sich in Projekten mit Global Playern

wie Sony, Axis, Volvo, Qvantel, Opel, Scania und Softhouse zu einem der

gefragtesten Wissenschaftler auf dem Gebiet der Softwareentwicklung.

In Flensburg lehrt er im Studiengang Wirtschaftsinformatik (B.Sc.).

Moin, Herr Professor Petersen. Sie sind nur

wenige Kilometer entfernt, in Schuby, aufgewachsen

und haben an der ehemaligen

FH Flensburg Wirtschaftsinformatik studiert.

Wie fühlt es sich an, nun als Professor

im Hörsaal zu stehen?

Das fühlt sich sehr gut an. Ich bin mit der

Hochschule Flensburg seit meinem Studium

eng verbunden und assoziiere sie mit Praxisnähe

und einer angenehmen Atmosphäre.

Dieses Wohlgefühl habe ich bei meiner Rückkehr

im September 2017 sofort wieder gespürt.

Sie sind Professor für ‚Software Engineering’.

Bitte erklären Sie kurz, was man

unter diesem Begriff versteht.

Unter dem Begriff ‚Software Engineering’ werden

jene Prozesse zusammengefasst, in denen

Software auf Basis gesicherter Methoden

entwickelt und in bestehende Lösungen integriert

wird. Software Engineering erfordert

nicht nur informationstechnisches Knowhow,

sondern auch kommunikative und kooperative

Fähigkeiten, denn am Ende erwartet ein

Kunde eine passende Lösung für ein Produkt.

Welche Voraussetzungen benötigen Schülerinnen

und Schüler, um durch das Studium

der Wirtschaftsinformatik in diesem

Bereich später arbeiten zu können?

Ein Interesse an Computertechnik sollte vorhanden

sein. Für den Bachelorstudiengang

benötigt man aber keine fundierten Programmierkenntnisse.

Eine grundsätzlich gute Voraussetzung

für Softwareentwicklung ist die

Affinität zu Knobelaufgaben und Problemlösungen.

Programmieren ist wie permanentes

Rätselraten. Sie müssen außerdem Freude an

der Arbeit im Team haben und gerne kommunizieren.

Software-Entwicklung ist eine soziale

Tätigkeit.

Warum sind Softwareentwickler auf dem

Arbeitsmarkt so begehrt?

‚Software drives the world!’ Wir sind von Softwareprodukten

umgeben und diese stellen

immer komplexere Anforderungen an die Entwicklung

und Programmierung. Große Softwareprodukte

basieren auf Millionen Codezeilen.

In global operierenden Unternehmen

arbeiten viele Personen an den Produkten,

zum Teil an mehreren Standorten und in verschiedenen

Ländern gleichzeitig. Die beruflichen

Perspektiven in der Softwareentwicklung

sind hervorragend.

„Programmieren ist

wie permanentes

Rätselraten.“

Inwieweit bereitet das Studium der Wirtschaftsinformatik

auf eine spätere Tätigkeit

im IT-Bereich vor?

In unserem Curriculum bieten wir viele praxisorientierte

Lehrveranstaltungen sowie die

Möglichkeit, Unternehmenspraktika zu absolvieren.

Auch die Abschlussarbeiten werden

in der Regel zu spezifischen Sachverhalten

der jeweiligen Unternehmen geschrieben.

Dadurch ergeben sich später gewaltige Vorteile,

weil wir Wissenschaft schnell anwenden.

Als ich beispielsweise nach meinem

Studium zur Firma Ericsson nach Schweden

wechselte, fiel mir der Einstieg leicht, weil

ich praxisnah studiert hatte! Die Wirtschaftsinformatik

selber liefert außerdem eine für

Unternehmen sehr interessante Mischung aus

Themen wie Big Data, Business Intelligence,

Informatikthemen (Programmierung und Software

Engineering) und Betriebswirtschaft.

Haben Sie Beispiele für praxisnahe Projekte?

In der Veranstaltung ‚Softwareprodukte’ erhalten

Studierende zum Beispiel die Aufgabe,

Softwaresysteme selbständig zu entwickeln.

Die Ergebnisse erstaunen mich immer wieder!

Zuletzt präsentierte eine Gruppe einen selbstgebauten

Cocktailmixer, der über eine App

diverse Cocktails zubereiten konnte und alle

unterschiedlichen Mengenangaben gespeichert

hatte. Eine andere Gruppe hatte eine

App zur Bierbewertung programmiert und

das Produkt in selbstbedruckten T-Shirts mit

einem eigens gestalteten Firmenlogo und dem

Slogan „Better Beer“ vorgestellt!

Worauf legen Sie in der Lehre Wert? Was

versuchen Sie Ihren Studierenden zu

vermitteln?

Ich möchte keine Methode präsentieren,

nach der anschließend alle vorgehen, sondern

ermutige meine Studierenden, sich zur

Orientierung eine Landkarte der relevanten

Themen zu zeichnen. Damit können sie sich

eine Art Toolbox zusammenzustellen, die jene

Werkzeuge enthält, die sie zur Lösung ihrer

zukünftigen Aufgaben benötigen.

Welche Softwarethemen werden uns in der

Zukunft beschäftigen?

Ein großes Zukunftsthema heißt: Geschwindigkeit.

Zukünftig wird es noch stärker darauf

ankommen, der Erste zu sein, der eine innovative

Idee in ein gutes Produkt überführt.

Dazu gehört auch, möglichst schnell Feedbacks

von Kunden zu erhalten und zuverlässige

Tests durchzuführen. Wer möchte schon

in ein autonomes Fahrzeug steigen, in dem

die Bremssoftware nicht ausreichend getestet

wurde?

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