13.02.2020 Aufrufe

Bericht_361_Leseprobe

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Top-Führungskräfte [4] gilt Digitalisierung und Industrie 4.0 (D+I4.0) als der entscheidende Hebel für die Wende von<br />

der operativen Defensive hin zur strategischen Offensive.<br />

Für die Schweißtechnik ist der Anlagenbau ein wirklich wichtiger Kunde. Beide Branchen sind nahezu auf symbiotische<br />

Art und Weise miteinander verbunden. Dieser Umstand wird nicht überall in der notwendigen Konsequenz<br />

verstanden.<br />

Die Schweißtechnik als komplementäre Fachdisziplin hat das Problem, sich im Rahmen von D+I4.0 den ändernden<br />

technologischen Forderungen ihrer vielfältigen Kunden anpassen zu müssen. Darüber hinaus muss sie den Transformationsprozess<br />

ihrer Kunden- und Lieferantenbranchen verstehen und nachvollziehen können. Für die wichtige,<br />

aber zugleich eher kleine Fachcommunity der Schweißtechnik ist es unerlässlich, sich in diesem komplexen Umfeld<br />

orientieren zu können. Gleichzeitig stellt sich die Frage, woher das notendige empirische Wissen und Know-how für<br />

eine erfolgreiche Anpassung an die digitale Wirtschaft kommen soll. Diese Frage ist bis heute noch nicht hinreichend<br />

beantwortet. Möglicherweise ist das der Grund für die gegenwärtig zu beobachtende, eher vorsichtige Follower-<br />

Strategie in der Schweißtechnik-Branche. Leider ist die theoretische und empirische Basis für die digitale Transformation<br />

der Schweißtechnik nicht genügend entwickelt. Aktuell stellen sich folgende Fragen:<br />

• Wie ist der heutige Entwicklungsstand von D+I4.0 in der Schweißtechnik?<br />

• Wie kann man diesen Entwicklungsstand messen?<br />

• Wie gestaltet sich die Transformation im Übergang von I3.0 zu I4.0 für die Schweißtechnik und ihre Kunden?<br />

• Welchen digitalen Reifegrad hat die Schweißtechnik erreicht und welche priorisierten Handlungsfelder können<br />

die Entwicklung digitaler Reife beschleunigen?<br />

• Welche Änderungen und Herausforderungen sind für die Schweißtechnik und deren Schnittstellen zu erwarten?<br />

• Welche Chancen und Risiken ergeben sich, wie können erwartete Nutzenpotentiale gehoben werden?<br />

In Bezug auf die digitale Transformation und die erfolgreiche Applikation von D+I4.0 in der Schweißtechnik halten,<br />

sich gegenwärtig nach Ansicht der Autoren, Chancen und Risiken die Waage.<br />

Der Artikel wird belegen, dass die Schweißtechnik in Bezug auf die wettbewerbsfähige Anwendung von Digitalisierung<br />

und I4.0 gute Chancen hat – wenn sie bereit ist, sich den Herausforderungen der digitalen Transformation jetzt<br />

zu stellen.<br />

2 Allgemeine Überlegungen zur digitalen Transformation<br />

Der Übergang vom Start der 3. Industriellen Revolution bis zum Digitalen Zeitalter hat etwa ein Vierteljahrhundert<br />

gedauert. Bei Berücksichtigung dieser Maßstäbe befinden wir uns gegenwärtig in einer frühen Phase des Übergangs<br />

zu I4.0. Alle Vorstellungen von Industrie 4.0 können noch nicht ausgereift sein und haben sehr stark den Charakter<br />

von Theorien, Visionen und Konzepten.<br />

Für die Schweißtechnik kommt es darauf an, einen Einstieg in den Übergang zur Transformation zu finden. Dieser<br />

Übergang muss für jedes Unternehmen individuell gestaltet werden. Es ist heute nicht möglich, ein annähernd zutreffendes<br />

Konzept für die konsolidierte Phase des Übergangs zu formulieren. Um Popper zu zitieren, „Die Zukunft<br />

lässt sich nicht voraussagen, weil wir nicht wissen, was wir wissen werden“. Für die Analyse derart komplexer Situationen<br />

hat sich die Nutzung kollektiver Intelligenz bewährt. Leider findet die Mobilisierung kollektiver Intelligenz,<br />

auch in der Schweißtechnik, nur in unzureichendem Maß statt. In der vorliegenden Expertenbefragung gaben ca.<br />

zwei Drittel der Probanden aus der Schweißtechnik an, nur mäßig bis nicht an der Erarbeitung von Digitalisierungsvision<br />

und -konzept beteiligt zu sein. Zum Vergleich, 2019 brachten ca. 70 % aller befragten Beschäftigten aus der<br />

deutschen Metallindustrie in einer Studie [9] zum Ausdruck, dass sie über die digitale Transformation in ihren Betrieben<br />

nicht ausreichend informiert sind.<br />

Aus Sicht der Autoren wird das Wissen und Know-how der jungen Genration aktuell in Deutschland zu wenig genutzt.<br />

Es gelingt nicht genügend, diese in entsprechende verantwortliche Schlüsselpositionen und in informellen Netzknoten<br />

zu bringen. Aber diejenige Nation wird einen vorläufig irreversiblen Wettbewerbsvorteil im Nutzbarmachen von<br />

D+I4.0 erzielen, der es als Erste gelingt, einen wirklichen Generationenwechsel in den D+I4.0-relevanten Führungsund<br />

Expertenpositionen umzusetzen.<br />

In der gegenwärtigen Übergangsphase zu I4.0 (siehe Phase 1-Vision, Abb. 2-1) herrscht steigende Unsicherheit. Die<br />

Konsolidierung in Bezug auf Technik, Technologien, Normen und Standards ist gering. Es wird vorsichtig investiert,<br />

empirische Erfahrungen akkumulieren sich langsam. Die Wissensbasis entwickelt sich getrieben von Versuch und<br />

Irrtum.<br />

2 DVS <strong>361</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!