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<strong>Kids</strong> <strong>und</strong> <strong>Co</strong><br />
Ratgeber Sprechen<br />
Wie lernen Kinder<br />
Die kindliche Sprache entwickelt sich rasant <strong>und</strong> individuell. Zeitlich betrachtet beginnt der Spracherwerb bereits im Mutterleib.<br />
Das Ungeborene nimmt differenziert Sprachlaute wahr <strong>und</strong> ist in der Lage, die Stimme der Mutter zu erkennen.<br />
Bereits nach der Geburt, differenziert sich die<br />
Stimmgebung des Kindes. Der Säugling beginnt<br />
aktiv zu kommunizieren. Wir erkennen<br />
am Klang seines Schreiens seine Befindlichkeit<br />
<strong>und</strong> reagieren darauf. Umwelt <strong>und</strong> Kind<br />
treten miteinander in einen Dialog. Sprechen<br />
ist dabei eine gr<strong>und</strong>legende Form von<br />
Kontakt. Der Säugling nimmt Veränderungen<br />
in unserem Stimmklang wahr. Betonung <strong>und</strong><br />
Melodie der Stimme werden dann bereits<br />
sehr früh nachgeahmt. Lange vor den ersten<br />
selbst gesprochenen Wörtern wird Klang <strong>und</strong><br />
Rhythmus der eigenen Muttersprache entwickelt.<br />
Diese frühen Dialoge zwischen Säugling<br />
<strong>und</strong> Umwelt sind Basis der Bindung zwischen<br />
Eltern <strong>und</strong> Kind.<br />
Mit „Lallen“ wendet das Kind das Gelernte<br />
an, in dem es erste Laute produziert. Intuitiv<br />
greifen Eltern diese Silben auf <strong>und</strong> kommunizieren<br />
in kleinen Sprachspielen mit dem Kind.<br />
Bevor Kinder Gegenstände ihrer Umgebung<br />
benennen können, benutzen sie Gesten, um<br />
sich zu verständigen. Sie zeigen auf Dinge,<br />
die sie haben möchten, oder führen die Hand<br />
an den M<strong>und</strong>, wenn sie Hunger haben. Diese<br />
Gesten werden später durch Wörter ersetzt.<br />
Auf der Ebene der kognitiven Entwicklung<br />
lernt das Kind auf diese Weise, Sprache als<br />
Werkzeug zu nutzen, um seine Bedürfnisse zu<br />
befriedigen. Ein Kind, das Sprache als aktives<br />
Kommunikationsmittel erfahren hat, entwickelt<br />
eine natürliche <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Motivation<br />
zum Sprechen.<br />
Der Sprachbaum<br />
Der Psychologe Wolfgang Wendlandt verglich<br />
die Sprachentwicklung mit einem Baum, dem<br />
Sprachbaum. Seine Wurzeln sorgen für eine<br />
positive kognitive Entwicklung, eine ges<strong>und</strong>e<br />
Motorik, den Gleichgewichtssinn, die Wahrnehmungskanäle<br />
<strong>und</strong> die soziale Entwicklung.<br />
Erst auf dieser soliden Basis kann sich<br />
Sprache des Kindes entwickeln. Wenn der<br />
Baum wächst, können sich vier Äste am Baum<br />
parallel entwickeln: das Sprachverständnis,<br />
die Lautbildung (Artikulation), der Erwerb<br />
der Sprachstruktur (Grammatik) <strong>und</strong> der<br />
Wortschatz. Den Stamm des Baumes bilden<br />
die Motivation zur Kommunikation <strong>und</strong> die<br />
Sprechfreude. Kann ein Kind Sprache einsetzen<br />
um seine individuellen Ziele zu erreichen<br />
z.B. emotionale <strong>und</strong> materielle Zuwendung<br />
oder Befriedung der Gr<strong>und</strong>bedürfnisse,<br />
wird es Sprache als Werkzeug erkennen <strong>und</strong><br />
gezielt einsetzen. Sprachentwicklung funktioniert<br />
nur in einer warmen, liebevollen <strong>und</strong> das<br />
Kind akzeptierenden Atmosphäre. Dafür steht<br />
im Sprachbaum die Sonne.<br />
Sprache ist dabei immer eingebettet in die<br />
individuelle <strong>und</strong> sehr komplexe kindliche<br />
Gesamtentwicklung. Zu Beginn der Entwicklung<br />
fallen zunächst nur die Fortschritte der<br />
Bewegungsfähigkeit auf, z.B. wenn das Kind<br />
anfängt sich zu drehen, nach etwas greift <strong>und</strong><br />
später krabbelt. Diese Entwicklungsschritte<br />
werden immer von sprachlichen <strong>und</strong> kognitiven<br />
Fortschritten begleitet. Das Kind lernt,<br />
sich in die Richtung zu wenden, aus der eine<br />
Stimme oder ein Geräusch kommt. Es erkennt<br />
Gesichter wieder, die es einmal gesehen hat.<br />
Es erk<strong>und</strong>et, wie Dinge sich anfühlen, schmecken<br />
<strong>und</strong> riechen <strong>und</strong> was man damit tun<br />
kann. Dieses im wahrsten Sinne des Wortes<br />
,,Begreifen“ vermittelt dem Kind Wissen über<br />
seine Umwelt <strong>und</strong> führt dazu, dass es sich<br />
geistig weiterentwickeln kann.<br />
Durch das Spiel mit einem Ball lernt es<br />
z.B., was dieser für Eigenschaften hat:<br />
Er ist r<strong>und</strong> <strong>und</strong> rollt. Er riecht nach Gummi<br />
<strong>und</strong> schmeckt komisch. Er macht beim<br />
Aufprall Geräusche <strong>und</strong> man kann viele<br />
lustige Dinge mit ihm unternehmen. Das Kind<br />
entwickelt so sein inneres Wissen über den<br />
Gegenstand Ball. Es entwickelt ein Konzept.<br />
Dieses Konzept ist die Voraussetzung, um das<br />
Wort Ball später korrekt auszusprechen <strong>und</strong><br />
im Alltag adäquat zu benutzen. So arbeiten<br />
die einzelnen Wahrnehmungskanäle Hand in<br />
Hand: Sehen, Hören, Riechen, Fühlen/Sich-Bewegen<br />
<strong>und</strong> Schmecken. Alles ist gleich wichtig<br />
für eine ungestörte kindliche Entwicklung.<br />
Schenken Sie ihrem Kind die Nährstoffe,<br />
damit sich sein kleiner Sprachbaum entwickeln<br />
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Ratgeber Sprechen<br />
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