DER BIEBRICHER, Nr. 339, Februar 2020

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

ANJA BAUMGART-PIETSCH Freiwilligen-Zentrum bringt Angebot in die Stadtteile Schon seit 20 Jahren gibt es das Freiwilligen-Zentrum (FWZ) in Wiesbaden. Das weiß aber nur jeder dritte Wiesbadener Bürger. Grund genug, den Bekanntheitsgrad der Einrichtung zu erhöhen – und das Angebot auch in die Stadtteile zu tragen. Karl-Heinz Simon, Engagementlotse beim FWZ, meint: „Das klassische Ehrenamt wird immer weniger wichtig, obwohl es natürlich immer noch existiert. Jetzt möchten die Leute sich gerne projektorientiert und oft besonders gerne vor Ort im eigenen Quartier engagieren.“ Geänderte Vorlieben und Lebensplanungen – das hat das Freiwilligenzentrum erkannt. Das Zentrum startete unter dem Dach der Volkshochschule (VHS) mit der Idee, Angebot und Nachfrage beim Ehrenamt zu vernetzen und zu bündeln. In einem kleinen Büro an der VHS wurden Interessierte beraten, die sich engagieren wollten. Ob einmal im Monat oder an einem regelmäßigen Tag in der Woche, ob mit Kindern, Senioren, im Naturschutz, kulturell oder wie auch immer gewünscht: Die Mitarbeiterinnen des FWZ fanden die passende Einsatzstelle. Voraussetzung dafür war natürlich, dass die Wiesbadener Einrichtungen ihre Angebote für ehrenamtliche Tätigkeiten an das FWZ meldeten. Anfangs mit einer Kartei, später per Online- Datenbank konnte so für jeden das Passende gefunden werden. Noch immer gibt es die „Zettel-Angebotswand“ im neuen Domizil des Freiwilligen- Zentrums, das seit einigen Jahren mitten in der Stadt residiert. Aber jeder kann auch vom eigenen Handy aus nachsehen, welche Angebote momentan bestehen. Persönliche Beratung ist aber immer noch das Optimale, sagt Jürgen Janovsky, der seit 2012 den Vorsitz innehat. Ist eine Einsatzstelle gefunden, bleibt das FWZ Ansprechpartner für alle Fragen rund um die Tätigkeit. Dass aber jetzt auch den Institutionen, die das Angebot machen, Unterstützung und Beratung angeboten wird, ist das aktuelle Ziel des Teams. „Wir haben erkannt, dass auch die andere Seite unterstützt werden muss. Wer sich engagiert, braucht Wertschätzung und professionelle Ansprechpartner. Wer nämlich einmal frustriert ein Ehrenamt aufgegeben hat, der macht so schnell nichts mehr“, hat Karl-Heinz Simon erkannt. Darum arbeitet man gerade an „Kooperationsvereinbarungen“ mit den Anbietern, die auch festschreiben, wie Umgang und Alltag im Ehrenamt am zielführendsten gestaltet werden können. Wobei der Ausdruck „Ehrenamt“ eigentlich gar nicht mehr zeitgemäß ist, so Jürgen Janovsky: „Es geht um bürgerschaftliches Engagement.“ Und das heißt eben nicht mehr zwangsläufig das jahrzehntelange Amt, beispielsweise in einem Vereinsvorstand, sondern auch das zeitlich klar begrenzte Engagement, mit dem man ebenso viel bewirken kann: „Angekommen“ zum Beispiel war ein auf drei Jahre angelegtes Projekt, das inzwischen in einen eigenen Verein übergegangen ist. Hier wurden Deutschkurse und andere Unterstützung für Geflüchtete angeboten. „Engagement in der Kultur“ ist ein weiteres Projekt, bei dem gezielt Kultureinrichtungen als Einsatzstellen gefördert werden. Der jährliche Vorlesetag wird vom FWZ organisiert, und bei der „Fachstelle Mentoring“ kümmert sich eine Ansprechpartnerin um Patenschaftsprojekte. All dies passiert auch in den Stadtteilen, und Biebrich als größter Stadtteil wurde nun als Pilotprojekt ausgesucht, um Angebot, Nachfrage und kontinuierliche Unterstützung auf lokaler Ebene zu fördern. Einen Besuch im Ortsbeirat hat Jürgen Janovsky im November bereits gemacht, er wünscht sich einen lokalen Ansprechpartner für dieses Thema. „Man hat mir auch zugesagt, jemanden zeitnah zu benennen.“ Weitere Ebenen, auf denen man sich Kooperation erhofft, sind die Stadtteilkonferenz und die Arbeitsgemeinschaft der Biebricher Vereine und Verbände. „Bürgerschaftliches Engagement kann auch im Stadtteil geleistet werden“, sind Simon und Janovsky überzeugt. Auch Pilotprojekt in Biebrich gerade die Migranten möchte man ansprechen, denn für viele von ihnen ist das Thema in dieser Form neu: „Sie engagieren sich in ihrer eigenen Community und Familie ganz selbstverständlich. Die Idee des bürgerschaftlichen Engagements ist vielen nicht bewusst, sie wollen wir erreichen und motivieren“, so Karl-Heinz Simon. Doch natürlich sind alle Biebricher angesprochen, sich im eigenen Stadtteil – oder anderswo, ganz nach Wunsch, Zeit und Lust – zu engagieren. „Wir wissen, dass gerade ein Generationenwechsel stattfindet. Dadurch sind zum Beispiel auch lokale Ereignisse wie das Mosburgfest gefährdet, denn so etwas lebt vom ehrenamtlichen Engagement. Hier wollen wir unterstützen“, sagt Jürgen Janovsky. Durch Benennen von Ansprechpartnern, durch Bekanntmachen von Angeboten und durch die Stärkung der Strukturen für Engagementsförderung direkt vor Ort: „Nicht jeder möchte in die Stadt fahren und sich beraten lassen. Wir kommen den Menschen entgegen.“ Jetzt muss also erst einmal der lokale Ansprechpartner gefunden werden, dann wird es direkt in Biebrich eine Anlaufstelle geben: Für Menschen, die sich engagieren wollen und für Institutionen, Vereine, Einrichtungen, die jemanden brauchen. Denn eine Gesellschaft lebt vom bürgerschaftlichen Engagement, es ist der Kitt, der sie zusammenhält. Nicht zuletzt auch als wirksames Mittel gegen Vereinsamung oder gegen Gesellschafts- und Politikverdrossenheit ist es wichtig, Menschen zum Engagement für die Gemeinschaft zu motivieren. (art) Vor der „Zettel-Angebotswand“ im Freiwilligen-Zentrum (v.l.): Tom Decker, Maria Sattler, Karl-Heinz Simon und Jürgen Janovsky. Freiwilligen-Zentrum Wiesbaden e.V., Friedrichstraße 32 (Schenksches Haus), 65185 Wiesbaden, Telefon (0611) 60977695, Internet: www.fwz-wiesbaden.de 6 DER BIEBRICHER / FEBRUAR 2020
Feuerwehr trauert um Günter Becker Viele Jahrzehnte hat sich Günter Becker ehrenamtlich für „seinen“ Stadtteil und die Sicherheit der darin lebenden Menschen eingesetzt. 46 Jahre war der frühere Berufsfeuerwehrmann auch noch in seiner Freizeit in der Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Biebrich engagiert. Am 29. Januar ist er überraschend im Alter von 69 Jahren verstorben. ARCHIV FRANK HENNIG Schon früh übernahm Becker Verantwortung in der Wehr und arbeitete im Vorstand der Freiwilligen Feuerwehr mit. 1991 wählte ihn die Einsatzabteilung zum Wehrführer und Vorsitzenden des Feuerwehrvereins. 20 Jahre blieb er an der Spitze der Wehr, bis er 2011 das Kommando in jüngere Hände übergab. Becker hat sich im Laufe der Jahre zahlreiche Verdienste in und für die Feuerwehr erworben. Insgesamt wird er bei der Freiwilligen Feuerwehr Biebrich zu weit über 2.000 Einsätzen ausgerückt sein. Zum Dank für dieses Engagement wurde er mit zahlreichen Ehrungen und Auszeichnungen bedacht: unter anderem mit dem Goldenen Brandschutzehrenzeichen des Landes Hessen, dem Landesehrenbrief sowie dem Ehrenkreuz und der Verdienstmedaille des Nassauischen Feuerwehrverbandes. Mit seinem 60. Geburtstag endete sein Dienst bei der Berufsfeuerwehr – fünf Jahre später (2016) auch bei der Freiwilligen Feuerwehr. „Günter Becker war für uns alle ein Vorbild – als Feuerwehrkamerad und als Mensch. Er war eine Institution in der Feuerwehr und gab uns viele gute Ratschläge und Erfahrungen weiter. Die Hilfsbereitschaft und die Treue zum Dienst haben ihn gekennzeichnet. Auf ihn war absolut Verlass. Das sind Tugenden von Zuletzt Küster in der Hauptkirche Über Jahrzehnte ein vertrautes Bild in Biebrich: Günter Becker von der Freiwilligen Feuerwehr. Feuerwehrmännern, die mit ganzem Herzen dabei sind“, erklärt der heutige Wehrführer Sascha Gerhard. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Einsatzdienst engagierte sich Günter Becker bis zu seinem überraschenden Tod mit ebenso viel Leidenschaft als Kirchenvorsteher und Küster in der zur Evangelischen Hoffnungsgemeinde gehörenden Biebricher Hauptkirche. „Mit seiner Offenheit und seinem Humor war er für viele Biebricher ‚der‘ A nspre chpar tner der Hauptkirche“, so die Gemeinde in einem Nachruf. Ehefrau Beate sowie Tochter Mirjana und Sohn Merlin haben den Mittelpunkt ihrer Familie verloren. Nicht nur die Freiwillige Feuerwehr Biebrich und die Hoffnungsgemeinde, sondern der gesamte Stadtteil Biebrich hat Günter Becker, seiner jahrzehntelangen Einsatzbereitschaft und seinem Engagement zum Wohle sowie zur Sicherheit der hier lebenden Menschen viel zu verdanken. (fhg) Service www.hille-walther.de DER BIEBRICHER / FEBRUAR 2020 7
Seite 1 und 2: Nr. 339 / Februar 2020 / kostenlos
Seite 3 und 4: Liebe Leserinnen und Leser, nach vi
Seite 5: FRANK HENNIG FRANK HENNIG Bereits z
Seite 9 und 10: PRIVAT FRANK HENNIG Ein historische
Seite 11 und 12: FRANK HENNIG Schöner hören Biebri
Seite 13 und 14: In Kooperation mit dem Fastnachtsve
Seite 15 und 16: Arbeitsgemeinschaft startet verschi
Seite 17 und 18: ANDREA WAGENKNECHT/EV.DEKANAT WIESB
Seite 19 und 20: FRANK HENNIG Knapp sechs Stunden vi
Seite 21 und 22: FRANK HENNIG Eine Kokolores-Ikone d
Seite 23 und 24: sitzungen geht. Denken wir hierbei
Seite 25 und 26: Spitzensportler hautnah, einen spri
Seite 27 und 28: Freie evangelischen Gemeinde lädt
Seite 29 und 30: Gräselberger begegnen sich beim Ne
Seite 31 und 32: LANDESHAUPTSTADT WIESBADEN 5 Jahre

DER BIEBRICHER, Nr. 339, Februar 2020

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?