DER BIEBRICHER, Nr. 339, Februar 2020
Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich
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ARCHIV FRANK HENNIG<br />
Neue Sonderausstellung zur<br />
Biebricher Filmgeschichte<br />
im Museum Biebrich<br />
Biebrich – ein Ort, der Filmgeschichte<br />
geschrieben hat? Nur<br />
wenige Biebricher wissen, dass<br />
auch Biebrich bei der Entwicklung<br />
der Filmkunst in Deutschland<br />
eine Rolle gespielt hat.<br />
Diesem kaum bekannten Kapitel<br />
der lokalen Geschichte widmet<br />
das Museum Biebrich in der Rudolf-Dyckerhoff-Straße<br />
4 nach<br />
einer Renovierung seiner Räumlichkeiten<br />
nun eine umfassende<br />
Sonderausstellung, die am 31.<br />
Januar eröffnet wurde.<br />
„Das Schloss des Schreckens“<br />
oder „Der Mann mit der Todesmaske“<br />
– gruselig sollten sie<br />
sein, die Kriminalfilme, die der<br />
Biebricher Edwin Georg „Edy“<br />
Dengel von 1918 an produzierte.<br />
Obwohl sie in New York oder<br />
anderswo auf der Welt „spielten“,<br />
wurden sie tatsächlich in<br />
Biebrich gedreht und so wurde<br />
aus dem Rhein schon mal<br />
der „Hudson River“. Die Filme<br />
enthielten viel „Action“ und für<br />
die damalige Zeit spektakuläre<br />
Stunt-Szenen. Um aufregende<br />
Bilder zu filmen, ließ Dengel sogar<br />
ein Auto in den Dyckerhoff-<br />
Bruch krachen. Sein vielleicht<br />
spektakulärstes Werk kam jedoch<br />
ohne künstliche Effekte<br />
aus: Als im Winter 1928/29 der<br />
Rhein zufror, drehte Dengel den<br />
Dokumentarfilm „Der Rhein in<br />
Eisfesseln“. Bei der Ausstellungseröffnung<br />
wurden Ausschnitte<br />
FRANK HENNIG<br />
PRIVAT<br />
Eröffnung der Sonderausstellung zur Biebricher Filmgeschichte im<br />
Museum Biebrich.<br />
aus Dengel-Stummfilmen präsentiert,<br />
wobei Jürgen Bott mit<br />
dem Akkordeon live die musikalische<br />
Untermalung übernahm.<br />
In einem Zelt auf der Gibber<br />
Kerb wurde vermutlich 1911 der<br />
erste Film in Biebrich gezeigt.<br />
Die Familie Dengel führte schon<br />
während des Ersten Weltkrieges<br />
ein Kino in der Weihergasse. Die<br />
neue Sonderausstellung dokumentiert<br />
viele der Lichtspielhäuser,<br />
die während der großen Zeit<br />
des Kinos in Biebrich existierten.<br />
Das aufkommende Fernsehen<br />
machte ihnen nach und nach<br />
den Garaus; als letztes Kino<br />
gaben etwa 1980 die „Adler-<br />
Lichtspiele“ in der Rheinstraße<br />
24 auf.<br />
Erst Jahre später gab es in Biebrich<br />
wieder öffentlich Filme zu<br />
sehen: Im Vorführsaal der FBW<br />
– Deutsche Film- und Medienbewertung,<br />
die seit 1951 besonders<br />
gute Filme mit Prädikaten<br />
Eröffnet wurde die Sonderausstellung von Kulturdezernent Axel<br />
Imholz (rechts), der im vergangenen Jahr (wie auf diesem Archiv-<br />
Foto zu sehen) den aus Biebrich stammenden Oscar-Preisträger<br />
Volker Schlöndorff (links) anlässlich eines Empfangs zu dessen 80.<br />
Geburtstag im Wiesbadener Rathaus persönlich kennengelernt<br />
hat.<br />
Edy Dengel (Mitte) spielte in seinen Filmen meist auch die Hauptrolle,<br />
so wie die von Meisterdetektiv Fred Repps im 1918 in Biebrich<br />
entstandenen Krimi „Haus des Schreckens“.<br />
8 <strong>DER</strong> <strong>BIEBRICHER</strong> / FEBRUAR <strong>2020</strong>