Erfolg Magazin Ausgabe 2-2020
SPITZENLEISTUNG: Wie man zu außergewöhnlicher Performance gelangt RALF MÖLLER: Im Interview PAPST FRANZISKUS: Der Kämpfer für soziale Gerechtigkeit DWAYNE "THE ROCK" JOHNSON KOBE BRYANT: Erfolgsgeschichte GÜNTER BRANDL: Direktvertrieb als Chance ERFOLG BRAUCHT KEIN TALENT
SPITZENLEISTUNG: Wie man zu außergewöhnlicher Performance gelangt
RALF MÖLLER: Im Interview
PAPST FRANZISKUS: Der Kämpfer für soziale Gerechtigkeit
DWAYNE "THE ROCK" JOHNSON
KOBE BRYANT: Erfolgsgeschichte
GÜNTER BRANDL: Direktvertrieb als Chance
ERFOLG BRAUCHT KEIN TALENT
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Leben
wir nicht zu, dass Zeichen der Zerstörung
und des Todes den Weg dieser unserer
Welt begleiten.“ Er selbst geht beispielhaft
voraus. Er wohnt im Vatikan im
vatikanischen Gästehaus Santa Maria,
hält dort jeden Morgen mit den anderen
Bewohnern Morgenandacht. Er isst mit
allen anderen im Speisesaal, geht zu Fuß,
wo sich seine Vorgänger mit dem Auto
oder sogar der Sänfte transportieren ließen.
Miserando atque eligendo, also „mit
Erbarmen und Erwählen“ steht auf seinem
Papstwappen und ist konsequentes
Programm seiner Regentschaft.
Kämpfer zwischen den Fronten
Dass aus dem 1936 in Buenos Aires als
ältestes von vier Kindern geborenen, gelernten
Chemietechniker mit den italienischen
Vorfahren einmal ein Papst werden
würde, hatte niemand gedacht. 1958
schloss er sich dem Jesuitenorden an. Er
studierte Geisteswissenschaften in Chile,
und nach seiner Rückkehr nach Buenos
Lasst uns ‚Hüter‘ der Schöpfung,
des in die Natur hineingelegten
Planes Gottes sein, Hüter des
anderen, der Umwelt. Lassen wir
nicht zu, dass Zeichen der
Zerstörung und des Todes den
Weg dieser unserer Welt
begleiten.
Aires katholische Theologie und Philosophie.
Hier kam er mit der „Theologie
des Volkes“ seines geistigen Vaters Licio
Gera in Berührung, die sich an
die Befreiungstheologie anlehnt.
Im Kern steht sie dafür, dass die
Kirche solidarisch an der Seite
der Armen für deren Rechte und
Teilhabe an Gesellschaft und Kirche
zu kämpfen hat. 1969 empfing
er die Priesterweihe und leitete
von 1973 bis 1979 als Provinzial
den argentinischen Zweig der
Jesuiten. Er arbeitete als Theologiedozent
und Novizenmeister an
der Universidad del Salvador von
San Miguel, wo er auch für die
Besetzung der Ämter zuständig
war.
Im Jahr bevor er diesen Posten antrat,
schloss er sich allem Anschein nach der
Guardia de Hierro, der „Eisernen Garde“
an, die bis 1973 unter anderem unter Waffengebrauch
versuchte, die autoritäre Militärregierung
zu stürzen, um Joan
Domingo Peron wieder als Präsident
einzusetzen. So nutzte er
Er war und blieb volksnah, etwa
indem er die Comunione e
Liberazione, eine
antimarxistische, spirituelle
Freiwilligenbewegung auf ihren
Jahrestreffen mit seiner
Anwesenheit beehrte und für ein
Buch ihres Gründers warb.
auch seine neue Position als Provinzial,
um einige Mitglieder der
nationalistisch-peronistischen
Organisation in Führungsämter
der Jesuitenhochschule zu befördern.
2010 dementierte Bergoglio,
in die Gruppe involviert gewesen
zu sein.
In seine Zeit als Provinzial fällt
auch der nie ganz aufgeklärte
Fall der Jesuitenpriester Franz Jalics
und Orlando Yorio, letzterer Mitglied
der „Bewegung der Priester für die Dritte
Welt“, die in Bajo Flores, einem der großen
Slums von Buenos Aires, arbeiten. 1976,
nachdem ihre Versetzung in ein anderes
Bistum geplatzt war, wurden sie zusammen
mit anderen Jesuiten von Admiral Massera
entführt, verhört, gefoltert und erst fünf
Monate später freigelassen. Sie gaben später
an, Bergoglio habe durch den Entzug
des Kirchenschutzes diese Entführung erst
ermöglicht oder sie sogar selbst ans Militär
verraten. Über die nächsten Jahre wurden
immer wieder Beweise durch die Presse getrieben,
teils Bergoglio belastend, teils ihn
als Retter aus der Gefangenschaft darstellend.
Dieser Vorfall ist nur einer der vielen
Drahtseilakte, die der Kirchenvertreter
während der Militärdiktatur zu meistern
hatte. Dass es dabei zu Fehlern seinerseits
kam, kann er erst 2010 zugeben. Wie sehr
ihn die Geschehnisse belasteten, lässt sich
auch daran ablesen, dass er 1979 den Rat
einer Psychoanalytikerin suchte.
1980 führte ihn sein Weg in das Amt des
Rektors der Theologischen Fakultät von
San Miguel. 1992 ernannte ihn Johannes
Paul II zum Weihbischof in Buenos Aires
und Titualbischof von Auca, im Juni
folgte die Weihe zum Bischof. 1998 wurde
er Erzbischof von Buenos Aires.
Hier zeigt sich der praktische Sinn des
Kirchenfürsten, als er nach einem Finanzskandal
der Erzdiözese ihre Aktien
bei einer insolventen Kreditbank verkaufte.
Seitdem verwalten zwei internationale
Banken das Geld der Diözese auf zwei
ganz normalen Konten.
Er war und blieb volksnah, etwa indem
er die Comunione e Liberazione, eine
antimarxistische, spirituelle Freiwilligenbewegung
auf ihren Jahrestreffen
mit seiner Anwesenheit beehrte und
für ein Buch ihres Gründers warb. Er
setzte sich mit persönlichen Besuchen
und Hilfsprojekten in den Slums von
Buenos Aires für das Wohl der Armen
ein, half Drogensucht und die Repressalien
durch die Drogenkartelle zu be-
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