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TAUCHEN APRIL <strong>2020</strong> GROSSES SÜSSWASSER-SPECIAL • REISE: SCHOTTLAND, PAPUA-NEUGUINEA, BONAIRE, SÃO TOMÉ • REPORT: SÜDAUSTRALIEN<br />
TAUCHTASCHEN: DIE NEUESTEN MODELLE<br />
SCHOTTLAND<br />
Abenteuer mit<br />
Riesenhaien<br />
REPORT<br />
Roadtrip durch<br />
Südaustralien<br />
32<br />
SEITEN<br />
PRAXIS-<br />
GUIDE<br />
DROHNEN<br />
Extra-Booklet<br />
Special<br />
& VIDEO<br />
& 32 Seiten zu diesem Heft<br />
DROHNEN<br />
Kaufberatung, & VIDEO Marktübersicht und<br />
Kaufberatung, Marktübersicht und<br />
32<br />
SEITEN<br />
PRAXIS-<br />
GUIDE<br />
Falls das hier oder auf Seite 3 aufgeklebte<br />
Extra nicht mehr vorhanden<br />
sein sollte, wenden Sie sich<br />
bitte an die Redaktion TAUCHEN<br />
für Einsteiger und Aufsteiger<br />
Tipps für Einsteiger und Aufsteiger<br />
Special<br />
NR 4 · APRIL <strong>2020</strong><br />
Deutschland 7,50 € · Italien 9,60 €<br />
Österreich 8,50 € · Schweiz 12,00 sfr<br />
Benelux 8,70 €<br />
FOTO-TIPPS<br />
SO SETZEN SIE DEN<br />
BUDDY IN SZENE!<br />
16 SEEN &<br />
FLÜSSE<br />
GROSSES SÜSSWASSER-<br />
SPECIAL AUF 26 SEITEN
TAUCHEN APRIL <strong>2020</strong> GROSSES SÜSSWASSER-SPECIAL • REISE: SCHOTTLAND, PAPUA-NEUGUINEA, BONAIRE, SÃO TOMÉ • REPORT: SÜDAUSTRALIEN<br />
TAUCHTASCHEN: DIE NEUESTEN MODELLE<br />
SCHOTTLAND<br />
Abenteuer mit<br />
Riesenhaien<br />
REPORT<br />
Roadtrip durch<br />
Südaustralien<br />
32<br />
SEITEN<br />
PRAXIS-<br />
GUIDE<br />
DROHNEN<br />
& VIDEO<br />
Kaufberatung, Marktübersicht und<br />
Tipps für Einsteiger und Aufsteiger<br />
Special<br />
Extra-Booklet<br />
DROHNEN<br />
& VIDEO<br />
32 Seiten zu diesem Heft<br />
Falls das hier oder auf Seite 3 aufgeklebte<br />
Extra nicht mehr vorhanden<br />
sein sollte, wenden Sie sich<br />
bitte an die Redaktion TAUCHEN<br />
NR 4 · APRIL <strong>2020</strong><br />
Deutschland 7,50 € · Italien 9,60 €<br />
Österreich 8,50 € · Schweiz 12,00 sfr<br />
Benelux 8,70 €<br />
FOTO-TIPPS<br />
SO SETZEN SIE DEN<br />
BUDDY IN SZENE!<br />
16 SEEN &<br />
FLÜSSE<br />
GROSSES SÜSSWASSER-<br />
SPECIAL AUF 26 SEITEN
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left blank<br />
intentionally.
EDITORIAL<br />
www.prodivers.com<br />
Jasmin Jaerisch<br />
Chefredakteurin<br />
Liebe Leser,<br />
FOTO: AHMET/STOCK.ADOBE.COM<br />
kurz vor Redaktionsschluss kam die<br />
Meldung: Die weltgrößte Touristikmesse,<br />
die ITB in Berlin, wird aufgrund des<br />
grassierenden Corona-Virus abgesagt!<br />
Diese Entscheidung fiel dem Krisenstab<br />
sicherlich nicht leicht. Die ITB ist bekannt<br />
für ihre unglaublich aufwändigen<br />
und kostspieligen Messe-Stände. Flüge<br />
und Hotels der internationalen<br />
Aussteller<br />
sind meist<br />
schon Monate im<br />
Voraus gebucht.<br />
Wirtschaftlich betrachtet<br />
ist die Absage<br />
der totale Albtraum!<br />
Menschlich<br />
betrachtet war es<br />
die einzig richtige<br />
Entscheidung. Warum? Weil die Gefahr<br />
gegenwärtig einfach zu hoch ist, dass es<br />
zu einem sprunghaften Anstieg neuer<br />
Infektionen nach der Messe kommt.<br />
Fakt ist, der Coronavirus ist um einiges<br />
infektiöser als der Grippevirus. Fakt ist,<br />
man kann sich angesteckt haben und<br />
zeigt dennoch keine Symptome, trägt<br />
dabei aber das Virus munter weiter in<br />
die Welt hinaus. Fakt ist, das Virus ist<br />
nicht gefährlich für gesunde Menschen<br />
– aber für alle älteren und vor allem<br />
vorerkrankten steigt die Mortalitätsrate<br />
an. Und genau diesen Aspekt scheinen<br />
gerade viele zu vergessen. „Was soll<br />
diese ganze Panik? Ist doch nur wie<br />
eine Erkältung!“, höre ich gerade überall.<br />
Können wir vielleicht einmal nicht<br />
nur an uns selbst denken? In meinem<br />
Bekanntenkreis gibt es viele, die zu den<br />
Risikogruppen zählen, und genau um<br />
die sollte man sich Sorgen machen.<br />
Übertriebene Panik ist sicherlich falsch,<br />
Ein achtsamer Umgang mit dem Corona-Virus<br />
ist sinnvoll, Panik dagegen nicht!<br />
aber Vorsichtsmaßnahmen sind meiner<br />
Meinung nach essenziell wichtig. Und<br />
so wird in den Medien heruntergebetet,<br />
wie man sich und andere schützen<br />
kann. Gründliches Händewaschen,<br />
Husten und Niesen in die Armbeuge,<br />
Abstand zu Erkrankten halten und bei<br />
Anzeichen einer Erkältung Menschenmengen<br />
meiden.<br />
Und nun frage ich<br />
mich: Sind das<br />
wirklich Etiketten,<br />
die wir neu<br />
erlernen müssen?<br />
Auch ohne<br />
Corona sollte<br />
dieses Verhalten<br />
eine Selbstverständlichkeit<br />
sein.<br />
Muss man mit Husten und Schnupfen<br />
wirklich ins Kino gehen?<br />
Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist es<br />
Mitte März und ich hoffe, wir haben<br />
die schlimmste Infektionswelle bereits<br />
hinter uns, und Sie haben diese turbulente<br />
Zeit gesund überstanden. Spätestens<br />
wenn der Frühling kommt und die<br />
Temperaturen anziehen, soll laut den<br />
Medizinern das Virus seinen Schrecken<br />
verloren haben. Nutzen Sie doch diese<br />
Zeit für einen Tauchgang in unseren<br />
heimischen Seen und Flüssen, denn<br />
nirgendwo sonst kann man so gut den<br />
Alltag hinter sich lassen wie unter der<br />
Wasseroberfläche.<br />
Ihre<br />
jasmin.jaerisch@tauchen.de<br />
MALEDIVEN<br />
Abtauchen im Inselparadies<br />
LHAVIYANI ATOLL<br />
Top Tauchplätze wie Kuredu<br />
Express und Caves sind in nur<br />
wenigen Minuten mit dem Boot<br />
erreichbar. Das Lhaviyani Atoll<br />
ist ein absolutes Muss für alle<br />
Großfisch-Fans. Unser Highlight:<br />
Kanaldurchquerungen<br />
mit dem Scooter.<br />
UNSERE INSELN:<br />
KUREDU<br />
KOMANDOO<br />
HURAWALHI<br />
KUDADOO<br />
INNAHURA<br />
SÜD ARI ATOLL<br />
Von klein bis groß - das Süd Ari<br />
Atoll ist für seine Artenvielfalt bekannt.<br />
Die Strömungen sorgen<br />
für einen hohen Nährstoffgehalt,<br />
was nahezu ganzjährig sogar<br />
die ganz Großen anlockt.<br />
UNSERE INSELN:<br />
VAKARUFALHI<br />
LILY BEACH
FOTOS: HARALD HOIS, TANYA HOUPPERMANS, TOBIAS FRIEDRICH<br />
KONTAKT & MEHR<br />
REDAKTION:<br />
☎ 040/38 90 61 91, F 040/38 90 61 99<br />
TAUCHEN, Jahr Top Special Verlag,<br />
Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg<br />
E-MAIL<br />
Redaktion: redaktion@tauchen.de<br />
Service: servicepoint@tauchen.de<br />
Sprechstunde: sprechstunde@tauchen.de<br />
Biologie: bio@tauchen.de<br />
ANZEIGEN<br />
Magdalena Cale, ☎ 040/38 90 64 70<br />
E-Mail: magdalena.cale@jahr-tsv.de<br />
TAUCHEN-Abo + Adressänderungen<br />
☎ 040 / 38 90 68 80,<br />
F 040 / 38 90 68 85,<br />
E-Mail: abo@tauchen.de<br />
TAUCHEN-DIGITAL<br />
www.tauchen.de/epaper<br />
16<br />
60<br />
SÜSSWASSER<br />
In unserem Special stellen<br />
wir Ihnen 16 heimische<br />
Seen und Flüsse vor.<br />
SCHOTTLAND<br />
Schnorchelabenteuer<br />
mit den friedlichen<br />
Riesenhaien.<br />
80<br />
FOTO-TIPPS<br />
So setzen Sie den<br />
Buddy perfekt in<br />
Szene!<br />
4 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Unser Coverfoto ist von<br />
Andrew Gaspar.<br />
INHALT APRIL <strong>2020</strong><br />
TITELSTORYS SIND ROT MARKIERT<br />
Rund um die Welt<br />
<strong>Tauchen</strong>, Reisen<br />
und Entdecken<br />
INSIDE<br />
Diese News, Events und Meldungen<br />
finden wir im April richtig spannend!<br />
Startschuss für die<br />
„Ocean Film Tour <strong>2020</strong>“ 7<br />
Zwei exklusive TAUCHEN-Leserreisen<br />
ans Rote Meer 12<br />
REISE<br />
SÜSSWASSER-SPECIAL<br />
Saisonstart für unsere Seen & Flüsse <br />
• Portfolio<br />
So schön ist das<br />
<strong>Tauchen</strong> im Süßwasser 16<br />
• Karte und Praxis-Tipps<br />
16 Süßgewässer im Überblick 22<br />
• Verzasca<br />
Flusstauchen der Extra-Klasse 24<br />
• weitere Ziele in der Schweiz 28<br />
• Weitere Ziele in Österreich<br />
und Deutschland 32<br />
• Biologie – Heimische Fische<br />
Spiel der Natur – bunte Sonderformen 38<br />
SÃO TOMÉ:<br />
Auf Entdeckungstour 42<br />
PAPUA-NEUGUINEA:<br />
Tauchsafari der Extraklasse 48<br />
BONAIRE:<br />
Techtauchen in der Karibik 56<br />
SCHOTTLAND:<br />
Auf der Suche nach den Riesenhaien 60<br />
REPORT<br />
TAUCH-ROADTRIP DURCH<br />
SÜDAUSTRALIEN 68<br />
MENSCHEN<br />
„ICH KAM NACH 140 TAGEN FREI!“<br />
Marc Wallert spricht im Interview über<br />
seine Entführung 76<br />
WISSEN<br />
Viel Wissenswertes aus den Bereichen<br />
Multimedia, Technik, Praxis und Forum 79<br />
■ MULTIMEDIA<br />
UW-Fotografie:<br />
So setzt man den Buddy in Szene 80<br />
UW-Fotografie: Der Hybrid-Blitz<br />
„SS-2“ im Praxis-Test 86<br />
■ TECHNIK<br />
Gut verpackt!<br />
Neue Tauchtaschen und Koffer 88<br />
Test: Der neue Tauchcomputer<br />
„D5“ von Suunto 92<br />
Test: Trocki „X-Mission“ von Bare 94<br />
■ PRAXIS<br />
Medizin: Tinnitus & Schwindel 96<br />
Aus Fehlern lernen:<br />
So gefährlich ist der Bootsverkehr 100<br />
■ FORUM<br />
Leserfoto-Voting 102<br />
RUBRIKEN<br />
EDITORIAL 3<br />
IMPRESSUM 114<br />
VORSCHAU 112<br />
Philippinen<br />
Negros<br />
ab 1.559 €<br />
12 Tage Reise inkl. Flügen, Transfers,<br />
Frühstück, 10 Tauchgängen inkl. Flasche,<br />
Blei und Bootsfahrten<br />
UNSERE REISEZIELE IN DIESER AUSGABE<br />
Schottland<br />
Innere Hebriden60<br />
Deutschland<br />
Süßwasserspots33<br />
Schweiz<br />
Verzasca24<br />
Österreich<br />
Blindsee32<br />
Schweiz<br />
Süßwasserspots28<br />
Papua-Neuguinea<br />
Tauchsafari48<br />
Eine Marke von<br />
Bonaire<br />
Buddy Dive Resort56<br />
São Tomé und<br />
Príncipe42<br />
Südaustralien<br />
Roadtrip68<br />
Buchung und Katalogbestellung in Ihrem ORCA-Service Center:<br />
Tel. 08031 - 188 50<br />
info@orca.de<br />
www.orca.de<br />
www.facebook.com/orca.tauchreisen<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 5<br />
Alle Preise in Euro, p.P. bei 2 Pers. im DZ. Reisen nicht barrierefrei.<br />
Unternehmenssitz: Explorer Fernreisen GmbH, Hüttenstraße 17, 40215 Düsseldorf
DIE DIGITALE AUSGABE<br />
einfach laden und überall lesen!<br />
für nur 4,49 €<br />
Print-Abonnenten<br />
zahlen nur 83 Cent<br />
pro Ausgabe<br />
TAUCHEN gibt es auch als digitalisierte<br />
Ausgabe für alle Endgeräte.<br />
So haben Sie die wichtigsten Infos rund<br />
um den Tauchsport immer mit dabei.<br />
Ganz egal, wo Sie gerade sind.<br />
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6 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong><br />
www.tauchen.de/digital
TAUCHEN-<br />
LESERREISE:<br />
APNOE-SAFARI<br />
Alle Infos dazu ab Seite 12<br />
INSIDE<br />
WAS WIR IM ARPIL SPANNEND FINDEN<br />
Ein bildgewaltiges<br />
Event für Wassersportfans:<br />
„Ocean<br />
Film Tour 7“.<br />
FOTO: B. HAMILTON<br />
OCEAN FILM TOUR<br />
EINZIGARTIGES FILMEVENT<br />
Atemberaubende Filme für Wassersportfans: Ab März <strong>2020</strong> startet wieder<br />
die „International Ocean Film Tour“ und geht auf große Fahrt durch 13<br />
Länder mit mehr als 200 Vorstellungen.<br />
Das Festival mit einem halben Dutzend<br />
bildgewaltiger Filme, die Meeresduft verströmen<br />
und zum Nachdenken anregen<br />
sollen, findet bereits zum siebten Mal statt.<br />
„Maiden“, „Unstoppable“, „Diving Deep“,<br />
„The Armstrongs“, „Dean Goes Surfing“ sind die<br />
Filme, die gezeigt werden. Besonders für Taucher<br />
interessant ist der Beitrag „Diving Deep“,<br />
von Mike de Gruys – einem der erfolgreichsten<br />
Meeresfotografen und Filmer der Welt. Der<br />
US-Amerikaner ist ein entschlossener Verfechter<br />
des Meeresschutzes und ein Kronzeuge<br />
der Umweltzerstörung. „Diving Deep“ ist eine<br />
Hommage an den Meeresschützer.<br />
„Maiden“ handelt von der Skipperin Tracy<br />
Edwards und ihrem Einsatz im männerdominierten<br />
Segelsport. Dazu gibt es Filme, die die<br />
Surfer-Leidenschaft zelebrieren wie „Dean goes<br />
Surfing“ und „The Armstrongs“. Das Porträt<br />
„Unstoppable“ zeigt das Leben von Bethany<br />
Hamilton, die nach einer Tigerhai-Attacke ihren<br />
linken Arm verloren hat und zu einer der profiliertesten<br />
Surferinnen der Welt zählt. In vielen<br />
Städten wird die Tour von Umweltschutzorganisationen<br />
und -Aktivisten begleitet. Inklusive<br />
Rahmenprogramm wie Moderation und Gewinnspielen<br />
dauert die Veranstaltung etwa drei<br />
Stunden. www.oceanfilmtour.com<br />
INFO<br />
TICKETS<br />
VERLOSUNG<br />
Wir verlosen 3 x 2 Eintrittskarten<br />
für eine Vorstellung<br />
der „Ocean Film<br />
Tour <strong>2020</strong>“! Mitmachen<br />
können Sie auf www.<br />
tauchen.de. Auf https://<br />
de.oceanfilmtour.com/<br />
de/tickets finden Sie<br />
alle Termine und welche<br />
Veranstaltungen bereits<br />
ausverkauft sind. Für diese<br />
Events gibt es leider<br />
keine Verlosungstickets<br />
mehr.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 7
INSIDE<br />
TAUCHEN<br />
INTERN<br />
OCEAN HEROES<br />
Zwei tolle Bücher zu gewinnen!<br />
Ocean Heroes hat die Pilotphase des Charity-Shops beendet und startet mit zehn Millionen<br />
Büchern und 1,6 Millionen digitalen Titeln durch. Wichtigste Neuerungen: Lieferung international,<br />
Portofrei nach Deutschland, Österreich und Schweiz. Ein Themenschwerpunkt bleiben<br />
monatlich wechselnde Bücherauswahlen rund ums Meer und dazu kommen limitierte<br />
Editionen. Auf TAUCHEN.de verlosen wir jeweils fünf Expemplare „Tiefenschärfe – ein<br />
Leben hinter der Kamera“ von UW-Fotograf Kurt Amsler, eine Mischung aus Biografie,<br />
Abenteuer und Foto-Tipps sowie „Hailights“ – Abenteuer mit Menschen und Haien von<br />
sharkproject. www.ocean-heroes.buchkatalog.de<br />
Das Titelfoto von Andrew Gaspar<br />
zeigt den Wasserfall Virje im<br />
Bach Glijun in den Julischen<br />
Alpen in der Nähe der Stadt<br />
Bovec/Slowenien.<br />
UW-FOTOGRAFIE<br />
Mit der<br />
Kamera<br />
in der<br />
Wasserwelt<br />
Seit über 50 Jahren taucht Bernd Ehlers<br />
in den verschiedensten Gewässern auf<br />
der Welt ab, hat dabei viele Abenteuer<br />
erlebt und für die Dokumentation eigene<br />
UW-Kameras entwickelt. Viele Kurzfilme<br />
von ihm liefen im Fernsehen, zudem hat er<br />
Tauchberichte publiziert. Seine Erlebnisse<br />
hat er nun in einem Buch veröffentlicht:<br />
„Mit der Kamera in der Wasserwelt“, 380<br />
Seiten, 37 Euro plus Versand. Infos: ehlers.mail@t-online.de.<br />
UN-ARTENSCHUTZ<br />
OceanCare<br />
zieht Bilanz<br />
Vom 20. bis zum 22. Februar <strong>2020</strong><br />
fand die Vertragsstaatenkonferenz<br />
der Bonner Konvention zum Schutz<br />
wandernder Tierarten (CMS) statt. „In<br />
vielen Bereichen haben die Staaten auf<br />
der UN-Artenschutzkonferenz in Indien<br />
ambitionierte Beschlüsse gefasst. Ob<br />
diese das Artensterben verlangsamen<br />
oder aufhalten, muss bezweifelt werden.<br />
MANTA DIVING MADEIRA<br />
Events und<br />
Specials<br />
Das Team um Stefan Maier bietet seinen<br />
Gästen auch in der neuen Saison individuellen<br />
Service und Events: Ab dem 2. März<br />
<strong>2020</strong> wird im Manta Diving auf Madeira<br />
wieder angetaucht. Und damit es Euch<br />
auch richtig schön warm wird ums „Taucherherz“,<br />
gibt es ein tolles Kombiangebot<br />
im März und April: Wohnen und <strong>Tauchen</strong><br />
ab 330 Euro/Person inklusive fünf Tauchgänge<br />
(Tank & Blei). Freediving Naturerlebnistage<br />
vom 20.04. bis zum 24.04.<strong>2020</strong>.<br />
www.mantadiving.com<br />
Zu offensichtlich ist das Versagen,<br />
bereits bestehende Schutzmaßnahmen<br />
umzusetzen. Überdies wurde die<br />
Chance verpasst, den Handel mit streng<br />
geschützten Arten zu untersagen“, zieht<br />
Nicolas Entrup, Delegationsleiter von<br />
OceanCare, eine gemischte Bilanz. Die<br />
Aufnahme verschiedener Haiarten ins<br />
Natur- und Artenschutzabkommen, Aktionspläne<br />
für den gemeinsamen Schutz<br />
für Wale und Delfine werden gefordert.<br />
OceanCare setzt sich seit 1989 weltweit<br />
für die Meerestiere und Ozeane ein.<br />
www.oceancare.org<br />
8 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
ORCA-HIGHLIGHTS <strong>2020</strong><br />
Neue Resorts für<br />
Taucher<br />
Orca Tauchreisen, Marke des Düsseldorfer<br />
Reiseveranstalters Explorer Fernreisen, startet<br />
mit neuen Projekten für Individualisten ins<br />
Jahr <strong>2020</strong>. Taucher bevorzugen oft kleine<br />
und gut geführte Resorts und Boutique<br />
Hotels, fernab großer Hot-Spots. Daher hat<br />
der Unterwasser-Spezialist neue Klein-Hotels<br />
und Bungalowanlagen im Programm. Zu<br />
den neuen Tauchresorts zählen unter anderem<br />
das Kawayan Holiday Resort auf Siquijor<br />
Island/Philippinen, das Harmony Bay Resort<br />
auf Togian Island/Indonesien und das Roshan<br />
Resort bei Mirbat, eines der wenigen<br />
Resorts im Oman mit eigenem Hausriff. Eine<br />
neue Destination im Orca-Tauchprogramm<br />
ist Papua-Neuguinea. Nach zwei erfolgreichen<br />
Orca-Gruppenreisen startet <strong>2020</strong><br />
die „Best of Indonesia“-Tour für Taucher und<br />
Schnorchler. Kombiniert werden die Regionen Flores/Komodo und Nord-Sulawesi in einer<br />
einzigartigen Reise mit besonderem Programm. Von Tauch- und Schnorchelgängen mit den<br />
Großen und Kleinen der Meere, über Dschungeltouren, Kraterwanderungen und Tierbegegnungen<br />
bis hin zu lokalen Marktbesuchen und Kochkursen ist alles dabei. Die Gruppengröße<br />
ist auf 15 Teilnehmer begrenzt. Das Orca-Team begleitet die Reise. www.orca.de<br />
BILDBAND<br />
„Big Blue“ – magische<br />
Unterwasser-Welten<br />
Fotojournalist Brian Skerry präsentiert im neuen Buch „Big<br />
Blue, die schönsten Tauchreviere der Welt“ mit bekannten<br />
National-Geographic-Kollegen atemberaubende Fotografien:<br />
<strong>Tauchen</strong> mit Mantas vor Hawaii und mit Haien vor<br />
Costa Rica. Sensationelle Aufnahmen von der Erkundung<br />
des Leuchtturmriffs vor Belize und vom Schwimmen unter<br />
den Eisschollen der Antarktis. Ein 400 Seiten starker<br />
Bildband mit 100 aufregenden Unterwasser-Erlebnissen!<br />
www.nationalgeographic.de<br />
KARIBIK<br />
Dominica-Reisen zu gewinnen<br />
Dominica ist ein Paradies für Abenteuer-Reisende, Taucher und Wassersportler:<br />
Auf einer Walbeobachtungstour haben Besucher ganzjährig die Gelegenheit, die<br />
rund um Dominica lebenden Pottwale zu sichten. Dominica verstärkt das Hotelangebot<br />
weiter: Das luxuriöse Eco-Resort Coulibrie Ridge versorgt sich selbst mit<br />
Solarpanels. Das Rosalie Bay Eco Resort öffnet rechtzeitig zur Schildkrötensaison<br />
vom März bis Oktober. In dieser Zeit kommen verschiedene Meeresschildkrötenarten<br />
direkt vor die Haustür des Resorts zur Eiablage. Zur Promotion läuft gerade eine<br />
Kampagne mit der Möglichkeit, zwei Reisen auf Dominica zu gewinnen. Mehr Infos<br />
auf: www.tropical-consult.de, www.discoverdominica.com<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 9
INSIDE<br />
NAUTLIUS TAUCHREISEN<br />
Neuer Reisekatalog<br />
Der Katalog „Top 10 Bestseller“ ist die Ergänzung zum<br />
Hauptkatalog von Nautilus Tauchreisen. Es werden Kombination<br />
und Möglichkeiten erklärt und warum der Reiseablauf<br />
genau so sinnvoll ist. Die Reisen basieren auf Erfahrungen<br />
und den Wünschen der Kunden. Gebiete wie Cuba, Belize,<br />
Honduras, Kolumbien oder Nicaragua sind nicht so einfach<br />
zu bereisen – der neue Katalog hilft dabei. Aber auch Klassiker<br />
wie Bonaire und Curacao, Bali und Südafrika werden<br />
als Kombination gezeigt. www.nautilus-tauchreisen.de<br />
RED SEA EXPLORER<br />
Extra-Divers-<br />
Safarischiff mit<br />
Qualitätssiegel<br />
ausgezeichnet<br />
Auf der diesjährigen „InterDive“ in Frankfurt<br />
wurde die „Red Sea Explorer“, das<br />
Safarischiff von Extra Divers Worldwide,<br />
als eines von drei Schiffen mit<br />
dem ADTO-Siegel ausgezeichnet. Die<br />
„Association of Dive Tour Operators e.V.“<br />
ist eine Interessengemeinschaft aus 19<br />
Tauchreiseveranstaltern, die ihre Produkte<br />
nach ausgewählten Kriterien prüft, um<br />
Qualität und Sicherheit für ihre Kunden<br />
auf der Reise zu gewährleisten. Viele<br />
Punkte wie Sicherheit, Ausstattung und<br />
Nachhaltigkeit müssen erfüllt werden,<br />
damit ein Safarischiff, eine Tauchbasis<br />
oder Resort das Gütezeichen verliehen<br />
bekommt. Die Kriterien, die notwendig<br />
sind, diese Auszeichnung zu erhalten,<br />
wurden sehr hoch angesetzt. Nähere Infos<br />
zu den Kriterien unter: www.adto.de/<br />
qualitaetssiegel. Die „Red Sea Explorer“<br />
ist eines der modernsten und sichersten<br />
Safarischiffe im Roten Meer. Neben<br />
neuester Technik wurde besonderen<br />
Wert auf ausgezeichnete Sicherheitseinrichtungen<br />
gelegt. So erhalten die Gäste<br />
beispielsweise einen ENOS-Sender,<br />
der abgetriebene Taucher problemlos<br />
ortet. Es gibt einen Defibrillator an Bord<br />
und alle Fenster der Unterdeckkabinen<br />
sind mit Sicherheitsglas und einem<br />
Nothammer ausgestattet, sodass sie<br />
als Fluchtweg dienen können. Die „Red<br />
Sea Explorer“ ist gerade im Trockendock<br />
und erstrahlt bald in neuem Glanz für die<br />
nächste Saison.<br />
www.extradivers-worldwide.com<br />
MADEIRA DIVING CENTER<br />
Jubiläumspreise<br />
Das Madeira Diving Center feiert 40-jähriges<br />
Jubiläum. Diese Saison gibt es daher<br />
reichlich Sonderangebote für alle Taucher.<br />
Die Tauchbasis wurde 1980 auf Madeira<br />
gegründet und auch der Unterwassernationalpark<br />
wurde aufgrund der Initiative der<br />
Inhaber ins Leben gerufen. Heute leiten<br />
Alice und Felix die Tauchbasis in zweiter<br />
Generation und freuen sich auf Besucher.<br />
„Wir zeigen euch die Topspots Madeiras!“<br />
www.madeiradivingcenter.com<br />
LEIPZIG<br />
Für Helmtaucher<br />
und Vintage-Fans<br />
Vom 19. bis zum 20. Juni <strong>2020</strong> veranstaltet<br />
die „Historische Tauchergesellschaft<br />
e. V.“ das beliebte Klassik-Tauchertreffen<br />
am Cospudener See in Leipzig. Das<br />
Motto des Treffens lautet: „Tauchtechnik<br />
aus Leipzig und Ostdeutschland“.<br />
An allen drei Tagen haben Besucher<br />
ausgiebig Zeit, sich mit den Ausstellern<br />
und anderen Gästen über alle Belange<br />
des historischen <strong>Tauchen</strong>s zu unterhalten<br />
und Tauchtechnik auszuprobieren. Es<br />
wird wieder reichlich Tauchequipment<br />
ausgestellt und auch der Flohmarkt wird<br />
für großen Andrang bei Sammlern sorgen.<br />
Wer Interesse hat, kann einige Teile des<br />
Vintage-Equipments ausprobieren und mit<br />
Taucherhelm, Kreislaufgerät oder Zweischlauch-Atemregler<br />
abtauchen. www.<br />
historische-tauchergesellschaft.de<br />
10 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Ein Erlebnis<br />
ohnegleichen!<br />
„Einfach gesagt: Es gibt keine Steigerung zu Wakatobi! Absolut alles dreht sich hier<br />
um Qualität, Service für die Gäste und die Maximierung deines Taucherlebnisses. Das<br />
tauchen ist überragend und das Tauchteam kümmert sich darum, absolut jeden Wunsch<br />
zu erfüllen. Ich kann nur sagen: Wakatobi ist ein 5***** Erlebnis! Erste Klasse in jeder<br />
Beziehung und auf jedem Level!„ ~ Dr. Claus Meyer<br />
www.wakatobi.com/de
INSIDE TAUCHEN<br />
LESERREISE<br />
EXKLUSIVE<br />
APNOE-SAFARI<br />
Apnoetauchen wird immer beliebter! Deshalb gibt es im Sommer<br />
<strong>2020</strong> eine große Premiere: TAUCHEN und Beluga Reisen<br />
organisieren zum ersten Mal eine begleitete Apnoe-Tauchsafari im<br />
Roten Meer. Seien Sie dabei und sichern Sie sich Ihren Platz!<br />
Haben Sie das Apnoetauchen schon<br />
mal ausprobiert? Oder sind Sie vielleicht<br />
bereits Profi im Freitauchen?<br />
Dann haben wir zusammen mit Beluga<br />
Reisen eine ganze besondere<br />
Reise für Sie zusammengestellt:<br />
Im Juni <strong>2020</strong> findet<br />
auf der „Sea Serpent“ eine<br />
Premiere statt – die erste<br />
Apnoetauchsafari, von<br />
TAUCHEN und Beluga<br />
Reisen organisiert. Anfänger wie Profis<br />
sind willkommen und werden eine unvergessliche<br />
Tauchwoche im Roten Meer<br />
erleben. Mit an Bord wird der deutsche<br />
Apnoetauchlehrer sowie Rekordhalter<br />
Tolga Taskin sein. Er betreut die Übungstauchgänge<br />
der Gäste und gibt wertvolle<br />
Tipps fürs Apnoetauchen. Außerdem wird<br />
LESERREISE<br />
Exklusiv-Trip für <strong>Tauchen</strong>-Leser<br />
APNOE-SAFARI<br />
der bekannte UW-Fotograf, Reisejournalist<br />
und Apnoetauchlehrer Timo Dersch<br />
die Tour begleiten. Sie sind also in besten<br />
Händen, um mit nur einem Atemzug wunderschöne<br />
Rifflandschaften<br />
und Höhlensysteme zu<br />
erkunden sowie einzigartige<br />
Begegnungen mit Delfinen<br />
und anderen Meerestieren<br />
zu erleben. Auch Gerätetaucher<br />
sind herzlich<br />
eingeladen, an der Safari teilzunehmen.<br />
Sie können erste Erfahrungen mit dem<br />
Freitauchen sammeln und zusätzlich<br />
noch mit Gerät nach Vorankündigung<br />
abtauchen. Nutzen Sie diese einmalige<br />
Chance, bei einer von Profis begleiteten<br />
Apnoe-Tauchreise in einem der schönsten<br />
Tauchgebiete der Welt dabei zu sein.<br />
Beim Apnoetauchen kommt man<br />
den Meerestieren besonders<br />
nah. Es erwarten Sie einzigartige<br />
Erlebnisse im Roten Meer!<br />
PREISE UND LEISTUNGEN<br />
7 NÄCHTE „APNOE-TAUCHSAFARI“<br />
Preis pro Person in der Doppelkabine:<br />
1349 Euro<br />
IM PREIS ENTHALTEN:<br />
• sieben Übernachtungen auf der<br />
„Sea Serpent“ mit Vollpension<br />
• Flughafentransfers<br />
• Kaffee, Tee, Wasser, Softdrinks<br />
• tägliches freies und betreutes<br />
Apnoe-Training, Anfänger-Apnoetauchkurse,<br />
spezielles Fotografieund<br />
Videografietraining, tägliche<br />
Yoga-Sessions, Betreuung durch<br />
Timo Dersch und Tolga Taskin<br />
EXTRAS: Flüge, alkoholische Getränke,<br />
Visum- und Marinepark-Gebühren<br />
BUCHUNG: Buchungsanfragen an:<br />
reise@tauchen.de, Tel. 040/38 90 61<br />
18. Die Reise wird veranstaltet von<br />
Beluga Reisen, www.belugareisen.<br />
de, Tel. 0551/63 45 13 40. Über Beluga<br />
Reisen können auch alle Flüge gebucht<br />
werden.<br />
12 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Die Apnoe-Tauchsafari findet auf der „Sea<br />
Serpent“ statt. Das 34 Meter lange Schiff<br />
ist top gepflegt und bietet 20 Tauchern<br />
großzügig Platz.<br />
Auf der Tauchsafari<br />
wird Tolga Taskin das<br />
Freitauch-Training<br />
betreuen.<br />
PROGRAMMABLAUF APNOE-TAUCHSAFARI IM ROTEN MEER<br />
TERMIN:<br />
4. Juni bis 11. Juni <strong>2020</strong><br />
Route<br />
Die Apnoe-Tauchsafari startet<br />
in Port Ghalib. Von dort geht es<br />
in Richtung Süden. Highlighttauchplätze<br />
auf der Route werden<br />
sein: Abu Hamata South,<br />
Giftun Police Station, Panorama<br />
Reef, Abu Kafan, Middle Reef,<br />
Mangrove Bay, Ras Torombi,<br />
Shaab Sharm Wadi Gimal,<br />
Shinenead Hamise, Shaab<br />
Sharm, Shinenead Shaab Ruhr,<br />
Shaab Sharm „Gotta Radies“,<br />
Shaab Samadai, der legendäre<br />
Schildkröten und Seekuh-Spot<br />
Abu Dabab, Shaab Shuna und<br />
das legendäre Delfin-Außenriff<br />
Shaab Sataya.<br />
Tour-Begleiter<br />
Timo Dersch<br />
Timo Dersch ist Journalist,<br />
Unterwasserfotograf und<br />
Apnoe-Tauchlehrer. Apnoe ist<br />
für ihn Sport, Lebensgefühl und<br />
ein unerlässliches Werkzeug<br />
für die Unterwasserfotografie.<br />
Neben den Apnoe-Kursen und<br />
-Trainings steht Timo während<br />
der Safari den Teilnehmern auch<br />
mit Rat und Tat für das Filmen<br />
und Fotografieren zur Seite.<br />
Tolga Taskin<br />
Tolga Taskin ist Apnoe-Tauchlehrer,<br />
Geschäftsführer der<br />
Apnoe-Ausbildungsorganisation<br />
Apnea-College sowie ehemaliger<br />
deutscher Rekordhalter im<br />
Tieftauchen im See. Tolga ist<br />
Repräsentant des Apnoe-Ausrüstungs-Herstellers<br />
Omer und<br />
wird jede Menge Ausrüstung<br />
zum Testen mitbringen sowie<br />
bei der Ausrüstungswahl mit Rat<br />
und Tat zur Seite stehen.<br />
Schiff<br />
Die „Sea Serpent“ ist nach<br />
modernsten Kriterien gebaut<br />
und bietet insgesamt Platz für<br />
Apnoe-Rekordhalter und Freitauchlehrer Tolga Taskin (links)<br />
sowie UW-Fotograf Timo Dersch begleiten die Tour.<br />
20 Gäste. Das 34 Meter lange<br />
Schiff besitzt zehn Doppelkabinen<br />
mit integrierter, individuell<br />
regulierbarer Klimaanlage,<br />
Dusche/WC, Minibar, Bademänteln<br />
und Handtüchern. An<br />
Bord erwarten Sie voll klimatisierte<br />
Innenräume, drei große<br />
Sonnendecks aus Teakholz und<br />
eine weitläufige Tauchplattform.<br />
Das Schiff verfügt über einen<br />
großzügigen klimatisierten Salon,<br />
der mit moderner Unterhaltungstechnik<br />
sowie einer kleinen<br />
Bibliothek ausgestattet ist.<br />
Hinzu kommt ein getrennter Essbereich,<br />
in dem das Buffet mit<br />
arabischen und internationalen<br />
Gerichten serviert wird. Wasser,<br />
Tee und Kaffee sind inklusive,<br />
während alkoholische Getränke<br />
an Bord verkauft werden. WiFi<br />
ist an Bord bei verfügbarem Signal<br />
kostenlos. Wie alle Schiffe<br />
der Sea-Serpent-Flotte wird<br />
auch die „Sea Serpent“ jedes<br />
Jahr im Winter generalüberholt<br />
und sorgfältig gewartet.<br />
FOTOS: T. DERSCH (2)<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 13
INSIDE TAUCHEN<br />
LESERREISE<br />
BEST OF ROTES MEER<br />
LESERREISE<br />
Exklusiv-Trip für <strong>Tauchen</strong>-Leser<br />
Weil die erste TAUCHEN-Safari im Roten Meer ein voller Erfolg<br />
war, findet im Oktober <strong>2020</strong> eine weitere statt! Sichern Sie<br />
sich Ihren Platz an Bord und seien Sie mit dabei, wenn wir die<br />
schönsten Wracks, Großfisch-, Korallen- und Steilwand-Spots<br />
des Roten Meeres ansteuern.<br />
Weißspitzen-<br />
Hochseehai<br />
bei den Brother<br />
Islands.<br />
Wir hatten<br />
viel Spaß bei<br />
der ersten<br />
Leserreise!<br />
Nach der ersten TAUCHEN-Safari<br />
im Oktober 2019 im Roten Meer<br />
waren sich die 18 Leser an Bord<br />
der „Aphrodite“ einig: Das war ein voller<br />
Erfolg und muss wiederholt werden! Und<br />
so findet im Oktober <strong>2020</strong> erneut eine<br />
Leserreise unter der TAUCHEN-Flagge<br />
statt. Profi-Fotograf Tobias Friedrich<br />
und Chefredakteurin Jasmin Jaerisch<br />
werden auch diese Tour wieder begleiten.<br />
Tobias Friedrich wird an Bord spezielle<br />
Foto-Briefings geben und allen UW-Fotografen<br />
mit Tipps und Tricks zur Seite<br />
stehen. Das Besondere der „Best of Rotes<br />
Meer“-Tour war ihre Route – in einer<br />
Woche wurden die Highlights des Roten<br />
Meeres angefahren.<br />
Und weil genau diese Auswahl der<br />
Top-Tauchplätze so gut ankam, wird an<br />
der Route auch nichts verändert. Von<br />
den wunderschönen Wracks von Abu<br />
Nuhas geht es zum berühmten Wrack der<br />
„Thistlegorm“. Hier ist sogar ein Nachttauchgang<br />
möglich. Dann fährt das Schiff<br />
zum Nationalpark Ras Mohammed mit<br />
DIE „M/Y APHRODITE“<br />
Ausstattung: Die 35-Meter-Yacht<br />
verfügt über ein klimatisiertes<br />
Wohnzimmer sowie Speisesaal, Bar,<br />
Sound-System, drei Sonnendecks<br />
mit Bar, zwei Zodiacs und Leih-Equipment<br />
(muss angekündigt werden)<br />
Kabinen: 6 Zweibettkabinen mit<br />
getrennten Betten, 1 Master Suite mit<br />
Queen-Size-Bett, 3 Doppelbettkabinen,<br />
1 Dreibettkabine. Alle Kabinen<br />
verfügen über Duschbad, regulierbare<br />
Klimaanlage und Mini-Bar. Weitere<br />
Infos: www.aphroditeliveaboard.com<br />
seinen beeindruckenden Steilwänden<br />
und Fischschwärmen.<br />
Weiter geht die Fahrt Richtung Brother<br />
Islands, dem vielleicht besten Tauchplatz<br />
im Roten Meer! Je nach aktuellen Tauchbestimmungen<br />
werden wir hier einen<br />
oder zwei Tage verbringen. Was kann<br />
man hier sehen? Eigentlich alles, was das<br />
Rote Meer zu bieten hat: Haie, mit etwas<br />
Glück auch Hammerhaie, große Fischschwärme,<br />
atemberaubende Steilwände,<br />
Wracks, intakte Korallen und immer wieder<br />
auch Überraschungsgäste aus dem<br />
offenen Meer wie Mantas oder Walhaie.<br />
Bevor es dann zurück nach Hurghada<br />
geht steht vor Safaga noch die „Salem<br />
Express“ sowie einige weitere Top-Spots<br />
der Region auf dem Programm. Sichern<br />
Sie sich schnell Ihren Platz auf dieser<br />
exklusiven Tauchsafari – die ersten Plätze<br />
wurden nämlich schon gebucht!<br />
14 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Super Stimmung an Bord: die<br />
Teilnehmer der ersten TAUCHEN-<br />
Leserreise vor einem Tauchgang.<br />
Magisches Wrack:<br />
die „Thistlegorm“.<br />
DIE ROUTE<br />
TERMIN<br />
0 250 km<br />
10. bis 17. Oktober <strong>2020</strong><br />
Dahab<br />
N<br />
Sharm<br />
ABLAUF<br />
el Sheikh<br />
W O<br />
10. Oktober: Ankunft Hurghada<br />
und einchecken an<br />
Bord der „Aphrodite“<br />
Hurghada<br />
Safaga<br />
S<br />
11. Oktober: Check Dive<br />
Brother Islands<br />
in Sha’ab El Erg<br />
11. Oktober: zwei Tauchgänge<br />
Luxor<br />
El Quseir<br />
(ein Nachttauch-<br />
gang) an den Wracks von Rotes Meer<br />
Abu Nuhas<br />
12. Oktober: Early-Morning-Tauchgang<br />
zum Zeitpunkt der Reise noch<br />
in Abu Nuhas<br />
12. Oktober: 3 Tauchgänge (davon<br />
variiert Berenice werden.<br />
Zabargad<br />
Rocky Island<br />
ein Nachttauchgang) an der „Thistlegorm“<br />
13. Oktober: zwei Tauchgänge am<br />
Ras Mohammed, Überfahrt<br />
zu den Brothers<br />
14. Oktober: 3 Tauchgänge<br />
an den Brother<br />
Islands (je nach aktueller<br />
Reglementierung,<br />
entweder Weiterfahrt<br />
Richtung Safaga oder<br />
Übernachtung an den<br />
Brothers)<br />
15. Oktober: entweder<br />
2 Tauchgänge an den<br />
Brothers oder drei Tauchgänge in<br />
Sha’ab El Shahr (Safaga)<br />
16. Oktober: ein Tauchgang an der<br />
„Salem Express“, ein Tauchgang<br />
in Ras Abu Soma, Rückfahrt nach<br />
Hurghada, gemeinsamer Abschlussabend<br />
17. Oktober: Abflugtag<br />
Die Route kann wegen der aktuellen<br />
Bestimmungen für die Brothers<br />
SINAI<br />
ÄGYPTEN<br />
Foto-Profi: Tobias<br />
Friedrich wird die<br />
Tour begleiten.<br />
Voraussetzungen St. Johns<br />
Reisepass, der sechs Monate<br />
nach Abflug noch gültig sein muss<br />
und mindestens 50<br />
Tauchgänge.<br />
Jeddah<br />
Wir empfehlen: eine<br />
Mekka<br />
Tauchversicherung,<br />
Tauchtauglichkeitsuntersuchung<br />
und<br />
Strömungsboje.<br />
Port Sudan<br />
Was ist das Besondere<br />
an der<br />
TAUCHEN-Safari?<br />
Zum Einen die Route:<br />
Abu Nuhas, „Thistlegorm“, Ras Mohammed,<br />
Brothers und „Salem Express“<br />
zählen zu den Highlights des<br />
Roten Meeres. Und das alles in nur<br />
einer Woche! Außerdem wird der<br />
Profi-Fotograf Tobias Friedrich an<br />
Bord Foto-Briefings vor den Tauchgängen<br />
halten. TAUCHEN-Chefredakteurin<br />
Jasmin Jaerisch wird die<br />
Tour begleiten.<br />
M<br />
Typisch Rotes Meer: hervorragende<br />
Sichtweiten und<br />
kunterbunte Korallenriffe.<br />
PREIS UND LEISTUNGEN<br />
Preis: 1320 Euro pro Person in einer Doppelkabine<br />
Das ist enthalten: Hafengebühren, Riffsteuern und Marinepark-, Visa-Gebühren,<br />
Vollpension an Bord, Barbecue, Softdrinks, Kaffee, Tee,<br />
Wasser, Nitrox, mindestens 18 Tauchgänge, Transfers<br />
Das ist nicht enthalten: Flüge, alkoholische Getränke an Bord (Bier<br />
kostet 2 Euro, Flasche Wein kostet 15 Euro), Leihequipment<br />
Begleitung: Die Tauchsafari wird von Chefredakteurin Jasmin Jaerisch<br />
und Fotograf Tobias Friedrich begleitet.<br />
Reisebuchung: Buchungsanfragen an: reise@tauchen.de, Tel.<br />
040/38 90 61 18. Die Reise wird veranstaltet von Beluga Reisen,<br />
www.belugareisen.de, Tel. 0551/63 45 13 40. Über Beluga können<br />
auch alle Flüge gebucht werden.<br />
FOTOS: T. FRIEDRICH, APHRODITE<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 15
NATUR PORTFOLIO<br />
SÜSSWASSER-SPECIAL<br />
FOTO: ANDREW GASPAR<br />
Eiskalt, extrem klar und<br />
wunderschön: der Wasserfall<br />
Virje im Bach Glijun in<br />
den Julischen Alpen.<br />
16 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
SO SCHÖN<br />
IST DIE HEIMAT<br />
Glasklare Flüsse, Wracks, Großfische und<br />
Seen inmitten einer traumhaften Bergkulisse<br />
– unsere heimischen Gewässer ziehen<br />
immer mehr Taucher an. Wir stellen Ihnen<br />
einige der schönsten Seen und Flüsse in der<br />
Schweiz, Österreich und Deutschland vor!<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 17
NATUR PORTFOLIO<br />
SÜSSWASSER-SPECIAL<br />
Eine Seerose im Taucherkessel<br />
Löbejün. Auch<br />
Hechte findet man in den<br />
Steinbruchseen bei Leipzig.<br />
18 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Abenteuer pur: Das Flusstauchen<br />
im Weissenbach<br />
in Oberösterreich macht<br />
mit seinen vielen Gumpen<br />
richtig viel Spaß!<br />
FOTOS: GERALD NOWAK, WOLFGANG PÖLZER, HERBERT FREI<br />
Der Echinger Weiher in der<br />
Nähe von München ist ein<br />
Grundwassersee mit tollen<br />
Sichtweiten und reichem<br />
Fischbesatz. Hier schaut ein<br />
Hecht neugierig vorbei.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 19
NATUR PORTFOLIO<br />
SÜSSWASSER-SPECIAL<br />
FOTO: WOLFGANG PÖLZER<br />
20 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Der Samaranger See in<br />
Tirol ist einer der klarsten<br />
Gebirgsseen. Sichtweiten<br />
von bis zu 30 Metern sind<br />
keine Seltenheit!<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 21
REISE<br />
SÜSSWASSER-SPECIAL<br />
KARTE & PRAXIS-TIPPS<br />
HIER TAUCHEN SIE IM<br />
KREIDESEE HEMMOOR S. 34<br />
Rostock<br />
SCHWERINER SEE S. 36<br />
Hamburg<br />
Bremen<br />
Berlin<br />
Hannover<br />
Köln<br />
Frankfurt<br />
Kassel<br />
Deutschland<br />
Dresden<br />
ILSESEE S. 35<br />
FRIEDBERGER SEE S. 34<br />
ECHINGER WEIHER S. 33<br />
Nürnberg<br />
STARNBERGER SEE S. 36<br />
WALCHENSEE S. 37<br />
AARE S. 30<br />
Stuttgart<br />
Linz<br />
Wien<br />
ZUGERSEE S. 31<br />
NEUENBURGERSEE S. 28<br />
München<br />
ZÜRICHSEE S. 31<br />
Salzburg<br />
Basel<br />
Zürich<br />
Liechtenstein<br />
Bern<br />
Luzern<br />
Schweiz<br />
Chur<br />
Österreich<br />
Hallstatt<br />
BLINDSEE S. 32<br />
Graz<br />
Innsbruck<br />
Lienz<br />
Klagenfurt<br />
VIERWALDSTÄTTERSEE S. 30<br />
0<br />
100 km<br />
BERGSEE SASSOLO S. 29<br />
Genf<br />
VERZASCA S. 24<br />
LUGANERSEE S. 29<br />
22 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
SÜSSWASSER<br />
In unserem Süßwasser-Special präsentieren<br />
wir Ihnen 16 ausgewählte Seen & Flüsse<br />
in Deutschland, Österreich und der Schweiz.<br />
Mit unseren Praxis-Tipps steht dem frischen<br />
Vergnügen dann nichts mehr im Weg!<br />
Abtauchen in der Karibik<br />
Buddy Dive Bonaire<br />
PRAXIS-TIPPS<br />
AUSRÜSTUNG<br />
Wer im Kaltwasser<br />
abtauchen möchte,<br />
braucht einen<br />
warmen Anzug, dicke<br />
Handschuhe sowie<br />
eine Kopfhaube.<br />
Natürlich kann man<br />
im See auch einen<br />
Nasstauchanzug<br />
tragen, aber wer<br />
regelmäßig im<br />
Kaltwasser abtaucht,<br />
sollte sich besser<br />
einen Trocki zulegen.<br />
Dabei ist es ganz<br />
egal, ob aus Neopren<br />
oder Trilaminat. Im<br />
Gegensatz zum<br />
Nasstauchanzug sind<br />
Trockis abgedichtet<br />
und haben Ventile,<br />
um die Luftzirkulation<br />
und Tarierung zu<br />
steuern. Der Nachteil<br />
dieser Anzüge ist<br />
der hohe Auftrieb,<br />
denn der Anzug<br />
muss mit Druckluft<br />
aufgeblasen werden.<br />
Theoretisch könnte<br />
daher auf ein Jacket<br />
verzichtet werden.<br />
In der Praxis sollte<br />
aus Sicherheitsgründen<br />
aber mit Jacket<br />
und Trocki tariert<br />
werden. Für Trockis<br />
gibt es Unterzieher<br />
und Westen, die im<br />
„Zwiebelsystem“<br />
wärmen.<br />
SPECIALTY<br />
Das Specialty „Trockentauchen“<br />
ist eine<br />
gute Investition, denn<br />
neben theoretischer<br />
und praktischer<br />
Übungen werden<br />
wichtige Notfallmanöver<br />
gezeigt.<br />
BERGSEE<br />
In Höhenlagen<br />
herrschen andere<br />
Druckverhältnisse.<br />
In einem Bergsee<br />
müssen Dekompressionszeiten<br />
eingehalten<br />
werden, während<br />
sich die Nullzeiten<br />
verkürzen. Nicht<br />
vergessen, den Computer<br />
auf Süßwasseroder<br />
Bergsee-Modus<br />
zu stellen.<br />
FLÜSSE<br />
Strömungstauchgänge<br />
in Flüssen<br />
sind anspruchsvoll<br />
und nur für erfahrene<br />
Taucher.<br />
SICHERHEIT<br />
Niemals auf eigene<br />
Faust in unbekannten<br />
Gewässern tauchen!<br />
Sie sollten immer<br />
eine Basis vor Ort<br />
aufsuchen und sich<br />
über die Regeln<br />
informieren.<br />
Kaltwasser-Konfiguration<br />
2<br />
3<br />
B<br />
2<br />
Immer Flaschen mit getrennt absperrbaren<br />
Doppelventilen verwenden. Daran werden<br />
zwei Atemregler befestigt: Der Hauptregler<br />
(1) wird ans rechte Ventil geschraubt.<br />
Dazu wird der Mitteldruckschlauch (2) des<br />
Trockentauchanzugs angeschlossen. Damit<br />
wird das Einfrier-Risiko minimiert. Der<br />
Reserveregler (1) ist mit dem linken Ventil<br />
verbunden. Hier werden der Inflator (2) für<br />
die Jackettarierung sowie das Finimeter<br />
(3) angeschlossen. Im Notfall funktioniert<br />
die Tarierung über das Reserveventil.<br />
1<br />
A<br />
1<br />
Belmar<br />
Caribbean Club Bonaire<br />
7 Nächte im Studio inkl. Frühstück &<br />
6 Tage Non-Limit Shorediving,<br />
Mietwagen & Transfer<br />
schon ab 669,- € zzgl. Flug<br />
Tauchreisen & Tauchsafaris<br />
vom Spezialisten<br />
www.aquaactive.de<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 23<br />
info@aquaactive.de<br />
+49 5507 - 919 818-0
REISE<br />
SCHWEIZ<br />
VERZASCA<br />
GRÜNE<br />
LICHTSPIELE<br />
Smaragdfarben! Oder doch wie ein<br />
Türkis, ein grüner Turmalin oder ein<br />
grüner Diamant? Egal. Die Verzasca<br />
zählt zu den funkelndsten Edelsteinen<br />
der europäischen Flüsse. Harald Hois<br />
hat das magische Glitzern im Schweizer<br />
Tessin eingefangen.<br />
Die Farbe gilt als einer der<br />
wichtigsten Faktoren bei der<br />
Beurteilung des Wertes von<br />
Farbedelsteinen. Auch wenn<br />
Schönheit immer im Auge<br />
des Betrachters liegt, so ist eines bei der<br />
Verzasca doch ganz sicher: Das smaragdgrüne<br />
glasklare Fließgewässer zählt zu den<br />
schönsten, faszinierendsten und beeindruckendsten<br />
Flusstauchgebieten weltweit.<br />
Die Spots Amslerbecken (Pozzo della<br />
Misura), Posse (Pozzo delle Posse) und<br />
Römerbrücke (Pozzo dei salti) sind<br />
die bekanntesten Plätze im glasklaren<br />
Steingarten. Ihnen allen ist eines gleich:<br />
die gewaltigen archaischen Gesteinsformationen<br />
in Kombination mit einer<br />
faszinierenden Klarheit des Wassers.<br />
Über Wasser blitzt der von der Sonne teils<br />
weiß gebleichte Fels. Mächtige Klötze<br />
aus Granit, Gneis und Quarz säumen die<br />
Ufer. Unter Wasser betören die Grün- und<br />
Blautöne, die beeindruckende Stimmungen<br />
in die wilde Schlucht zaubern.<br />
Hier sind es blitzblank abgeschliffene<br />
Felsformationen, dort funkeln Kristalle<br />
im graubraunen Schiefer. Fische? Ja,<br />
die gibt’s hier auch, aber nicht viele. An<br />
Tauchstellen wie dem Lago Mampfredo<br />
(ja, den schreibt man wirklich so)<br />
24 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Das herabrauschende<br />
Wasser der Verzasca<br />
hat die Felsen glatt<br />
geschliffen.<br />
huschen zarte Forellen durchs kühle<br />
Nass; sonst sind die Salmoniden hier eher<br />
selten anzutreffen.<br />
VERSTECKTE SCHÄTZE<br />
Mein Geheimtipp der Region: Die Osteria<br />
Vittoria weiß seine Gäste nicht nur mit<br />
vorzüglicher Tessiner Küche und regionstypischen<br />
Hotelzimmern zu begeistern.<br />
Die Lage des sympathischen kleinen<br />
Gasthofs ist auch der perfekte Ausgangspunkt<br />
für zwei Tauchgänge, direkt vom<br />
Hotel aus. Zu einem der selten betauchten<br />
Tauchplätze in der Verzasca (eigentlich<br />
einem Seitenbach) gelangt man über ein<br />
kurzes Stück Fußweg flussaufwärts bis zur<br />
Kirche Chiesa di Santa Maria degli Angeli,<br />
vorbei am Tessiner Haus, immer geradeaus<br />
über mehrere Stufen hinunter zum<br />
Wasser. Hier ergießt sich ein Wasserfall in<br />
ein tiefgrünes smaragdfarbenes Becken,<br />
ein mächtiger, von weißen Steinadern<br />
durchzogener Granitblock, eine kleine<br />
Grotte nach hinten zum Wasserfall offen –<br />
so wunderschön kann Flusstauchen sein.<br />
Allen Tauchplätzen im Verzascatal ist<br />
eines gleich: Trittsicherheit und etwas<br />
Kondition können hier nicht schaden.<br />
Teils führen schmale oft auch rutschige<br />
Steige recht steil abwärts zum Fluss. Im<br />
ALLE FOTOS: H. HOIS<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 25
REISE<br />
SCHWEIZ<br />
VERZASCA<br />
Beliebter Tauchplatz und<br />
Ausflugsort: die sogenannte<br />
Römerbrücke bei Lavertezzo.<br />
Das klare Wasser<br />
im Herbst<br />
lässt die Verzasca<br />
magisch<br />
leuchten.<br />
Felsen mit wie von Künstlerhand<br />
gezogenen Linien – das<br />
macht die Verzasca einzigartig.<br />
Sinne der Tauchsicherheit ist die Mitnahme<br />
eines längeren, knallgelb farbigen<br />
Seils zu empfehlen. Zum einen, um den<br />
Ausstieg aus dem Wasser oder den Aufstieg<br />
zum PKW zu erleichtern. Zum anderen<br />
vor allem um die Ausstiegsstelle zu<br />
markieren und damit einen strömungssicheren<br />
Tauchausgang zu gewährleisten.<br />
Nach meiner Meinung ist der Herbst<br />
die beste Tauchzeit. Denn im September<br />
und Oktober ist die Verzasca klar, nur<br />
im Winter sind die Sichtweiten vielleicht<br />
noch besser. Doch im Winter scheint<br />
die Sonne nur kurz in die in den Fels<br />
geschliffenen Granitbecken. Apropos<br />
Sonne: wer sich fotografisch unter Wasser<br />
betätigt, wird am ehesten die Zeitfenster<br />
nutzen, in denen die Sonne das zauberhafte<br />
Grün durchdringt. Je später im Jahr<br />
umso kurzer sind die Sonnenfenster. Im<br />
Oktober gelangen die Sonnenstrahlen<br />
beim Ponte dei Salti („Römerbrücke“)<br />
gerade mal zwischen 10 und 14.30 Uhr bis<br />
auf den Grund des Flusses.<br />
Und Achtung! Bei Hochwasser und<br />
nach starken Regenfällen sollte man<br />
nicht tauchen! Die beste Zeit fürs Flusstauchen<br />
zeigt sich dann, wenn es länger<br />
nicht geregnet hat. Im Oktober liegen<br />
oft ideale Sichtweiten vor. Zum <strong>Tauchen</strong><br />
reich eine 10-Liter-Flasche vollkommen<br />
26 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Idyllisches Dorf im schmalen<br />
Verzascatal: Lavertezzo.<br />
aus. Die genannten Tauchplätze weisen<br />
je nach Wasserstand Tiefen bis maximal<br />
14 Metern auf und erstrecken sich über<br />
100 bis 200 Meter. Vorsicht beim Ausstieg:<br />
Hier herrscht bedingt durch die Engstelle<br />
starke, sogartige Strömung. Man sollte<br />
also zeitgerecht austauchen, die Stelle gegebenenfalls<br />
mit Plastiktüten (gefüllt mit<br />
Steinen) sowie mit einem möglichst bunt<br />
gefärbten Seil markieren. SOS-Säulen<br />
sind an der Straße vorhanden. Die Tafeln<br />
mit der Aufschrift „cosí bello – così pericoloso“<br />
befinden sich überall längs der<br />
Verzasca und weisen auf die Schönheit<br />
aber auch auf die Gefahren hin. Immer<br />
wieder passieren Unfälle aufgrund von<br />
mangelnder Vorsicht und mangelnder<br />
Strömungskenntnis.<br />
REISE-FACTS<br />
ANREISE<br />
Die Anreise aus dem<br />
Norden Europas erfolgt<br />
über Chur, die E60 entlang.<br />
Über den Nufenenpass,<br />
den San Bernadino bis<br />
kurz vor Cadenazzo rechts<br />
(noch vor dem Lago<br />
Maggiore) Richtung Valle<br />
Verzasca abbiegen. Noch<br />
etwa 20 Kilometer das<br />
schmale Tal hoch fahren,<br />
am Stausee vorbei und<br />
nach weiteren vier Kilometern<br />
liegt das idyllische<br />
Dörfchen Lavertezzo auf<br />
der rechten Seite. Die<br />
ausgewiesenen Parkplätze<br />
werden regelmäßig kontrolliert<br />
– Parkticket nicht<br />
vergessen!<br />
WOHNEN<br />
Osteria Vittoria in Lavertezzo,<br />
Tel. 0041/91/746 15 81,<br />
Pension Posse beim Tauchplatz<br />
Pozzo delle Posse<br />
(Posse 1), www.aiposse.<br />
ch, Hotel Ristorante Pizzo<br />
Vogorno in Vogorno, www.<br />
pizzovogorno.ch<br />
TAUCHEN<br />
Viel mehr als 13 Grad Celsius<br />
erreicht die Verzasca<br />
selten. Ein Trockentauchanzug<br />
oder mindestens ein<br />
Halbtrocki wird empfohlen.<br />
Flaschen kann man in der<br />
Pension Posse füllen (für<br />
Hotelgäste etwas günstiger),<br />
www.aiposse.ch<br />
WEITERE INFOS<br />
Allgemeine Info zum<br />
<strong>Tauchen</strong> (mit Karten und<br />
einigen Platzbeschreibungen)<br />
in der Verzasca gibt<br />
es auf www.verzasca.com/<br />
river/de. Die Notfallnummer<br />
in der Schweiz ist 117.
REISE<br />
SCHWEIZ<br />
SÜSSWASSER<br />
FRISCHE<br />
VERGNÜGEN<br />
Wir stellen Ihnen auf den folgenden<br />
Seiten die schönsten Seen & Flüsse<br />
in der Schweiz, Österreich und<br />
Deutschland vor. Wracks, Großfische,<br />
Steilwände und Eislandschaften warten<br />
darauf, entdeckt zu werden.<br />
FOTO: F. BANFI<br />
Die „Milano I“ ist<br />
auch nach 100 Jahren<br />
ein Top-Wrack.<br />
FOTO: F. BANFI<br />
Welse werden bis<br />
zu vier Meter lang!<br />
INFO<br />
Fakten: Fläche des Sees: 218 Quadratkilometer,<br />
durchschnittliche Tiefe: 64 Meter, maximale Tiefe:<br />
152 Meter; er ist der größte See, der vollständig in<br />
der Schweiz liegt.<br />
Unterkunft: Campingplatz direkt am See (delley-portalban.ch),<br />
Motel und Restaurant auf einem<br />
Boot in Portalban (le-bateau.ch)<br />
Anfahrt: Von Bern aus über die A1 Richtung Westen.<br />
Ausfahrt Avenches und dann bis nach Portalban.<br />
Infos: Die Tauchbasis Octopus befindet sich in Portalban<br />
am Süd-Ost-Ufer des Sees. ssi-octopus.ch.<br />
NEUENBURGERSEE<br />
Der Neuenburgersee versteckt in seinen<br />
Tiefen echte Schätze: Wracks, Klippen<br />
und skurrile Skulpturen warten unter<br />
dem ruhigen Wasser des Sees auf die Taucher.<br />
Eines der absoluten Highlights sind<br />
aber die großen Welse. Sie schwimmen<br />
still und friedlich in seichten Gewässern<br />
auf sandigem Grund inmitten grüner<br />
Vegetation. Die friedlichen Riesenwelse<br />
sind in dem klaren Wasser und der<br />
wunderschönen UW-Landschaft perfekte<br />
Modelle für leidenschaftliche Unterwasserfotografen.<br />
Der Wels (Silurus glanis)<br />
stammt ursprünglich aus Osteuropa und<br />
Asien. Er erreicht Längen von bis zu vier<br />
Metern und ein Gewicht von über 400 Kilogramm<br />
und ist damit einer der größten<br />
Süßwasserfische der Welt.<br />
Für Biologen stellen Welse eine Gefahr<br />
für die heimische Fischfauna dar, da sie<br />
einen unbändigen Appetit haben, so gut<br />
wie alles fressen und ein enorm schnelles<br />
Wachstum aufweisen. Taucher dagegen lieben<br />
die Waller, wie sie auch genannt werden.<br />
Wann sieht man schon mal so ein großes<br />
Tier in einem Süßgewässer, und dann zeigen<br />
die Tiere nur wenig Scheu.<br />
Am Tauchplatz Plage lebt ein großer Hai<br />
– zwar kein lebendiger, aber die Skulptur ist<br />
trotzdem einen Besuch wert!<br />
28 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
INFO<br />
Fakten: Der Luganersee<br />
ist ein Gletscherbecken<br />
an der Grenze<br />
zwischen Südschweiz<br />
und Norditalien.<br />
Fläche: 48,7 Quadratkilometer,<br />
durchschnittliche<br />
Tiefe: 134<br />
Meter, maximale Tiefe:<br />
288 Meter<br />
Unterkunft: Ganz in<br />
der Nähe des Tauchplatzes<br />
befindet sich<br />
das Hotel Svizzero.<br />
www.albergoristorantesvizzero.com<br />
Anfahrt: Das Wrack<br />
der „Milano I“ liegt<br />
im Yachthafen<br />
von Capolago, im<br />
südlichen Teil des<br />
Luganersees.<br />
Infos: www.planetsealugano.ch<br />
und www.<br />
luganosub.ch<br />
LUGANERSEE<br />
Auf der Südseite wird der See durch die Dammbrücke<br />
Melide geteilt. In Richtung Capolago fahren Sie in Richtung<br />
Bahnhof Riva San Vitale, biegen dann rechts ab und befinden<br />
sich nach einigen hundert Metern im kleinen Hafen.<br />
Sie können vom Kai mit einem riesigen Schritt oder von der<br />
Slipanlage im Hafen aus ins Wasser kommen.<br />
Achten Sie darauf, diesen Tauchgang nur im Winter zu<br />
organisieren, denn nur dann bekommt man die Erlaubnis<br />
der Küstenwache, in der Nähe des Hafens zu tauchen.<br />
Während der Touristensaison ist der Spot aus Sicherheitsgründen<br />
wegen der Freizeitboote und Fähren verboten.<br />
Das 1881 erbaute Wrack des Dampfers „Milano I“ befindet<br />
sich noch in sehr gutem Zustand, wenn man bedenkt,<br />
dass es sich seit 100 Jahren unter Wasser befindet. Das Boot<br />
war 34 Meter lang und galt damals als Schnellboot. Die<br />
originalen Schaufelräder sind leider weg.<br />
In der Nacht des 26. November 1898 traf ein starker<br />
Sturm die „Milano I“, es strandete auf flachem Meeresgrund.<br />
Es wurde wieder flott gemacht, aber 1927 wurde es<br />
dann außer Betrieb genommen und versenkt.<br />
Das Wrack liegt parallel zur Küste im Zehn-Meter-Bereich.<br />
Der Boden fällt leicht ab, ist sehr schlammig und<br />
man muss aufpassen, dass keine Schwebeteilchen entstehen.<br />
Um das Wrack herum leben viele Krebse.<br />
INFO<br />
Fakten: Sassolo ist einer der zwölf<br />
Seen in Narèt<br />
Unterkunft: Hotels gibt es in Lavizarra<br />
Anfahrt: Sie fahren die Straße in<br />
Richtung Fusio und passieren dann<br />
den Damm des Sambuco-Sees in<br />
Richtung Campo La Torba. Hier gibt es<br />
eine Sperre, die ab Ende Juni/Anfang<br />
Juli geöffnet ist. Sie müssen die letzten<br />
fünf Kilometer auf unebener Straße<br />
fahren, um den See zu erreichen.<br />
Infos: www.scubaplanet.ch<br />
BERGSEE SASSOLO<br />
In kalten Wintern gefriert die Oberfläche<br />
des Alpensees Sassolo, der in den Alpen<br />
auf 2074 Meter Höhe liegt. Der Schnee bildet<br />
eine dicke Eisschicht. Darüber hinaus<br />
rutschen Schneeansammlungen von den<br />
steilen Hängen der umliegenden Berge<br />
herab in den See. Der Schnee sammelt<br />
sich auf der vereisten Oberfläche, drückt<br />
sich zusammen und sinkt dann aufgrund<br />
seines Eigengewichts ab.<br />
Im späten Frühling, wenn das Eis zu<br />
brechen beginnt, peitschen schwere<br />
Stürme über die Seen und drücken das Eis<br />
mehr und mehr zusammen. Es bilden sich<br />
atemberaubende Eisformationen sowohl<br />
über als auch unterhalb der Seenoberfläche.<br />
Für UW-Fotografen ist dieser Bergsee<br />
ein absolutes Highlight! Aber hier zu<br />
Das Eis bildet im<br />
Sassolo-See magische<br />
Formationen.<br />
tauchen ist unvorhersehbar und kann gefährlich<br />
werden, denn Eisplattformen und<br />
freie Eisformationen auf der Oberfäche<br />
werden vom stetigen Wind verschobenund<br />
können einen zuvor eisfreien Bereich<br />
in Minuten schließen. Machen Sie diesen<br />
Tauchgang nur, wenn Sie Erfahrung mit<br />
dem Eistauchen haben.<br />
FOTO: F. BANFI<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 29
REISE<br />
SCHWEIZ<br />
SÜSSWASSER<br />
Eingebettet in ein wunderschönes<br />
Bergpanorama:<br />
der Vierwaldstättersee.<br />
FOTO: DJAMA/STOCK.ADOBE.COM<br />
INFO<br />
Fakten: Fläche: 114 Quadratkilometer,<br />
durchschnittliche Tiefe:<br />
104 Meter, maximale Tiefe: 214<br />
Meter<br />
Unterkunft: Schönes Hotel mit<br />
Seeblick in Emmetten (www.<br />
bellarosa.ch)<br />
Anfahrt: Von Luzern aus nach<br />
Beckenried. Nach dem Seelisbergtunnel<br />
die Autobahn verlassen<br />
und der Rütenenstraße circa<br />
zwei Kilometer bis zur Erholungsanlage<br />
Rütenen folgen.<br />
Infos: www.idtc.ch<br />
VIERWALDSTÄTTERSEE<br />
Die Seeuferstraße zwischen Stansstad<br />
und Hergiswil führt unterhalb der Autobahn<br />
durch eine Galerie. Hier gibt es<br />
Parkplätze und bequemerweise führt eine<br />
Leiter zum Wasser. Ein kleiner Weg führt<br />
vom Parkplatz zu einer kleinen Aussichtsplattform<br />
mit Sitzgelegenheiten.<br />
Der Tauchplatz am Seelisbergtunnel<br />
bietet <strong>Tauchen</strong> in schönster Atmosphäre.<br />
Die Unterwasserlandschaft ist durch<br />
eine teilweise überhängende Felswand<br />
gekennzeichnet. Sie können an der steilen<br />
Wand in große Tiefen tauchen oder in<br />
der flacheren Bucht auf Entdeckungstour<br />
gehen. Zwischen Laichkraut und anderen<br />
Pflanzen lauern hier und da kleine Barsche<br />
und Hechte.<br />
Weniger erfahrene Taucher sollten nach<br />
Westen tauchen, wo es zunächst flacher<br />
bleibt. Hier gibt es interessante Felsformationen.<br />
Nach circa 15 Minuten erreichen<br />
Sie eine schöne, steile Wand. Diese führt<br />
über mehrere Stufen mit interessanten<br />
Vertiefungen, Rissen und Vorsprüngen bis<br />
in eine Tiefe von über 40 Metern.<br />
Auf einer Tiefe von 14–18 Meter trifft<br />
man auf ein ins Wasser abgerutschtes<br />
altes Förderband. Etwas höher (auf rund<br />
13 Metern) liegt eine Tauchglocke.<br />
Der Tauchplatz am Seelisbergtunnel<br />
bietet viel Abwechslung. Von steilen Wänden<br />
bis hin zu einem tollem Bewuchs im<br />
Sommer. Im April findet man hier außerdem<br />
viele Kröten, während es im Sommer<br />
viele Hechte gibt.<br />
FLUSS AARE<br />
Die Aare ist ein 288 Kilometer langer Fluss,<br />
der im Aargletscher im Grimselgebiet<br />
entspringt und bei Koblenz in den Rhein<br />
mündet. Nicht weit von Bern entfernt, zwischen<br />
zwei Dämmen und Wasserkraftwerken<br />
in der Nähe von Ruppoldingen, findet<br />
man ein wunderschönes Tauchrevier. Der<br />
Boden besteht hier durch die verringerte<br />
Fließgeschwindigkeit aus Schlamm und<br />
Feinsediment – oftmals dicht bestückt mit<br />
kleinen Muscheln. In den tieferen Zonen<br />
findet man Altholz, Schlickabbrüche<br />
und größere Steine. Interessant sind aber<br />
vor allem die Uferbereiche mit starkem<br />
Pflanzenbewuchs und Hunderten von<br />
Jungfischen.<br />
In der Nähe von Ruppoldingen wurden<br />
mit dem neuen Kraftwerk auf einer Länge<br />
von 8,4 Kilometern Flachwasserzonen,<br />
Inseln und Auenwälder angelegt. Sie wurden<br />
errichtet, um die Auswirkungen der<br />
Wasserkraft zu mindern und die Migration<br />
FOTO: F. BANFI<br />
Auch Hechte<br />
lassen sich in der<br />
Aare beobachten.<br />
von Fischen zu fördern. Die Umgehungsstraßen<br />
bestehen aus einem 155 Meter<br />
langen naturähnlichen Fischpass mit<br />
einem Eingang in der Nähe der Turbinen<br />
und einen separaten 1,2 Kilometer langen<br />
Umgehungskanal. Der lange Kanal bildet<br />
teilweise zwei Arme, einen mit Kies und<br />
INFO<br />
Fakten: Die Aare ist der längste<br />
gänzlich innerhalb der Schweiz<br />
verlaufende Fluss.<br />
Unterkunft: Hotel Kreuz in Kappel<br />
(kreuz-kappel.ch)<br />
Anfahrt: Der Einstieg zum<br />
Tauchplatz beim Stauwehr von<br />
Ruppoldingen befindet sich unterhalb<br />
des Wehres. Abgetaucht<br />
wird vom Steg aus Richtung Aarburg.<br />
Achtung: starke Strömung.<br />
Infos: Tauchausfahrten bietet<br />
www.tsk.ch an.<br />
seichtem Wasser und einen tieferen Arm<br />
mit großen und tiefen Becken. Dieser<br />
angelegte Kanal lockt mit seinen unterschiedlichen<br />
Stromgeschwindigkeiten und<br />
Bodensubstraten eine reiche Fauna an.<br />
Hechte, Karpfen, große Welse sowie Krebse<br />
und Aale lassen sich hier beobachten.<br />
30 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
FOTO: EVA BOCEK/STOCK.ADOBE.COM<br />
Blick auf die hübsche<br />
Stadt Zug am<br />
Zugersee.<br />
ZUGERSEE<br />
Der Tauchplatz vor dem<br />
Restaurant Baumgarten, von<br />
den meisten einfach liebevoll<br />
„Baumgärtli“ genannt, bietet<br />
interessante Tauchmöglichkeiten<br />
für alle Erfahrungsklassen.<br />
In den Sandstein gehauene<br />
Stufen führen zum See, der an<br />
dieser Stelle etwa 1,5 Meter tief<br />
ist. Eine Felswand beginnt einige<br />
Meter unter der Oberfläche<br />
und selbst weniger erfahrene<br />
Taucher können Felsformationen<br />
und kleine Lebewesen<br />
bewundern. Für die Erfahrenen<br />
fällt die Mauer weit über<br />
die 40-Meter-Marke ab. Vom<br />
Eingang aus tauchen Sie in<br />
geringer Tiefe dem Ufer entlang<br />
nach rechts. In circa zwei Metern<br />
Tiefe stoßen Sie dann auf<br />
ein Rohr, das den Beginn einer<br />
steilen Wand markiert. Die<br />
steile und teilweise gezackte<br />
Felswand bietet Tauchgänge<br />
mit verschiedenen Begegnungen<br />
mit Fischen, insbesondere<br />
Trüschen, Egli und Hasel leben<br />
hier. Tipp: Auf circa 20 Metern<br />
Tiefe findet man in einer<br />
Nische in der Felswand eine<br />
Fischfigur.<br />
Der Tauchgang ist sehr<br />
abwechslungsreich. In den<br />
Wasserpflanzen am Einstieg<br />
finden sich alle Arten von Wasserbewohnern.<br />
Trüschen und<br />
Barsche flitzen häufig an der<br />
steilen Wand vorbei. Das Plateau<br />
selbst ist mit Wasserpflanzen<br />
bewachsen, im Altholz<br />
verstecken sich viele Krebse.<br />
Nach den Tauchgängen kann<br />
man sehr gut im Restaurant<br />
Baumgarten einkehren und<br />
gerade im Sommer auf der<br />
schönen Terrasse mit Seeblick<br />
die Spezialitäten der Region<br />
genießen.<br />
INFO<br />
Fakten: Der Zugersee<br />
liegt in der Zentralschweiz<br />
auf einer<br />
Höhe von 413 Metern,<br />
hat eine Fläche von<br />
38,41 Quadratkilometern<br />
und eine maximale<br />
Tiefe von 198 Metern.<br />
Unterkunft: Sehr<br />
schön ist das Hotel<br />
Seehof im benachbarten<br />
Küssnacht (www.<br />
hotel-restaurant-seehof.ch).<br />
Anfahrt: Verlassen<br />
Sie die Autobahn von<br />
Luzern in Richtung<br />
Küssnacht am Rigi.<br />
Biegen Sie im ersten<br />
Kreisverkehr links ab<br />
in Richtung Küssnacht<br />
und folgen Sie dann<br />
immer den Schildern<br />
in Richtung Restaurant<br />
Baumgarten.<br />
Infos:<br />
www.tauch-treff.ch<br />
INFO<br />
Fakten: Fläche: 88,7 Quadratkilometer,<br />
durchschnittliche Tiefe: 49 Meter,<br />
maximale Tiefe: 136 Meter<br />
Unterkunft: Gasthof zur Rebe in<br />
Herrliberg (www.rebe-herrliberg.ch)<br />
Anfahrt: Auf der rechten Seeseite<br />
fahrend von Zürich in Richtung<br />
Rapperswil. Circa 200 Meter nach<br />
der Ortstafel von Herrliberg sind auf<br />
der rechten Straßenseite seitlich<br />
angeordnete Parkplätze.<br />
Infos: www.scubaviva.ch<br />
ZÜRICHSEE<br />
Am Ort Herrliberg befindet sich ein spektakulärer<br />
Tauchplatz: das Matterhorn.<br />
Der Zugang erfolgt über die Treppe und<br />
den Steg: Achten Sie auf die Felsen, da<br />
der Boden an dieser Stelle sehr flach ist.<br />
<strong>Tauchen</strong> Sie vom Einstieg aus rechts in<br />
Richtung der 3. Boje (in Küstennähe). Von<br />
dort verläuft eine Kette direkt zur Wand<br />
Ein Zander<br />
schaut neugierig<br />
in die kamera.<br />
am Grund des Sees. Nach circa 15 Metern<br />
kommen Sie zu einem Felsen auf der rechten<br />
Seite, dem Sie bis zu einer Tiefe von<br />
circa 20 Meter folgen (hier ist eine weitere<br />
Boje verankert), und dann am Fuße der<br />
Mauer entlangtauchen. Bei guter Sicht<br />
sehen Sie links eine große Felsformation.<br />
Wenn Sie um diese Felsformation tauchen<br />
und nach oben schauen, sehen Sie einen<br />
großen Felsen, der in seinen Umrissen an<br />
das berühmte Matterhorn erinnert.<br />
Auf der linken Seite finden sich weitere<br />
kleine Felsformationen. Der Tauchgang<br />
ist sehr abwechslungsreich mit einigen interessanten<br />
Felsblöcken, Barschen sowie<br />
gelegentlich Hechten und Aalen.<br />
FOTO: F. BANFI<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 31
REISE<br />
DEUTSCHLAND & ÖSTERREICH<br />
SÜSSWASSER<br />
BLINDSEE<br />
Als eines der schönsten Bergseen in Tirol gilt der Blindsee, der auf<br />
halber Strecke am Fernpass liegt. Über eine Privatstraße erreicht<br />
man das in einer grandiosen Gebirgslandschaft eingebettete Gewässer.<br />
Der See ist in zwei große Becken geteilt, wobei der östliche<br />
Teil am einfachsten zu erreichen ist. Deshalb finden hier die meisten<br />
Tauchgänge statt. Drei Plattformen in unterschiedlicher Tiefe dienen<br />
der Tauchausbildung. Eine riesige Schneelawine riss aus einer Felswand<br />
einen kompletten Tannenwald in den See. Die Baumstämme<br />
liegen am Nordufer im 5- bis 17-Meter-Bereich wild durcheinander.<br />
Viele lohnende Fotomotive gibt es in dem Unterwasserwald. Dort<br />
fühlen sich auch die zahlreichen Zander wohl. Nicht weit entfernt<br />
ragt eine kleine und die einzige Felswand in den See; dort ist auch die<br />
tiefste Stelle. Im Flachbereich finden sich Wurzelstöcke, Baumstämme,<br />
Forellen und Schleien. Der Bewuchs ist eher spärlich. Ein kleines<br />
Wrack liegt im Bereich des Unterwasserwaldes. In den letzten Jahren<br />
vermehrten sich wieder die vom Aussterben bedrohten Elritzen.<br />
Über einen unbefestigten Wanderweg ist das zweite Becken vom<br />
Parkplatz aus erreichbar. Auch dort liegen Baumstämme und Felsen<br />
auf dem Seegrund. Beste Sichtweiten hat man nach langen Trockenperioden<br />
im Sommer. Nach der Schneeschmelze macht der See seinen<br />
Namen alle Ehre.<br />
INFO<br />
Fakten: Der Blindsee liegt im Grenzbereich der<br />
Lechtaler Alpen und dem Mieminger Gebirge,<br />
auf dem Weg in den Süden zum Fernpass. Der<br />
See liegt in 1093 Metern Höhe und hat eine<br />
Maximaltiefe von 25 Metern. Das <strong>Tauchen</strong> ist<br />
gebührenpflichtig (Tauchgenehmigung 15 Euro<br />
pro Person und Tag). Tageskarten gibt es im<br />
Café il Ducatisti in Lermoos. Direkt am See gibt<br />
es keine Füllmöglichkeit.<br />
Unterkunft: Mohr Life Resort, www.mohr-liferesort.at<br />
(Übernachtungsgäste zahlen keine<br />
Tauchgebühren).<br />
Anfahrt: Autobahn A95 München–Garmisch.<br />
In Garmisch Richtung Fernpass weiter der Bundesstraße<br />
folgen zum Grenzübergang in Griesen.<br />
Weiter nach Lermoos zum Mohr Life Resort.<br />
Vom Hotel in Richtung Biberwier in Richtung<br />
Fernpass fahren. Nach drei Kilometern rechts an<br />
einer Schranke in die Privatstraße einbiegen.<br />
Infos: www.tauchen-in-tirol.at<br />
32 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
ECHINGER WEIHER<br />
Da „Echi“, „meine Pfütze um die Ecke“ oder<br />
„mein Wohnzimmer fürs Wochenende“, so<br />
nennen liebevoll manche Münchner Taucher<br />
den Echinger Weiher, der nördlich von München<br />
im Autobahnkreuz Neufahrn liegt.<br />
Der Echinger Weiher ist nicht zu verwechseln<br />
mit dem Echinger See in dem absolutes<br />
Tauchverbot gilt. Bevor es in den Biergarten<br />
geht, dient der „Echi“ den Münchnern Tauchern<br />
oft als „Absacker“.<br />
Große Grundwasserquellen speisen den<br />
See, deshalb hat er auch im Sommer sportlich<br />
kühle 13 Grad Celsius. Im Winter fällt<br />
die Wassertemperatur nicht unter vier Grad,<br />
dadurch bildet sich auch kein Eis. Ideal für<br />
die Tauchausbildung sind die vier Plattformen<br />
im See. Die durchschnittliche Tiefe liegt<br />
bei sechs Metern, die tiefste Stelle gerade<br />
mal bei acht Meter. Es gibt einen schönen<br />
Bewuchs und Hechte, auch Makrofreunde<br />
finden genügend Fotomotive. Sträucher und<br />
Bäume vom Ufer malen mit Sonnenstrahlen<br />
ein mystisches Bild. Einstiegstellen sind das<br />
West- und Nordufer. Am Westufer liegt eine<br />
kleine Wiese. Parken direkt am See ist nicht<br />
möglich. Man kann zum See fahren und<br />
Ausrüstung ausladen. Etwa 400 Meter vom<br />
See gibt es genügend Parkmöglichkeiten.<br />
Bitte daran halten!<br />
Die Baumstämme<br />
stammen von einem<br />
Lawinenabgang.<br />
Der Echinger<br />
Weiher wirkt<br />
unter Wasser wie<br />
ein Dschungel.<br />
INFO<br />
Im Flachbereich<br />
liegen verzweigte<br />
Wurzelstöcke.<br />
FOTOS UND TEXTE: W. DRECHLSER (3)<br />
Vom Ufer aus<br />
ragen Sträucher<br />
und Bäume ins<br />
Wasser hinein.<br />
Fakten: Das <strong>Tauchen</strong> ist kostenpflichtig.<br />
Tauchzeiten variieren mit<br />
den Jahreszeiten. Bezahlung nur<br />
per Überweisung möglich (Info: https://echingerweiher.simdif.com).<br />
Unterkunft: Echinger Hof, www.<br />
brauerei-echinger-hof.de<br />
Anfahrt: Autobahn A9 von Nürnberg<br />
kommend kurz vor München<br />
die Ausfahrt Eching/Neufahrn nehmen<br />
und rechts Richtung Eching<br />
abbiegen. Nach 300 Metern erste<br />
Kreuzung rechts in Paul-Käsmaier-Straße<br />
einbiegen. Weiter geradeaus<br />
und nach Autobahnbrücke<br />
rechts abbiegen, 180-Grad-Wendung<br />
(dort ist der Stellplatz), dann<br />
links abbiegen. Weiter auf dem<br />
unbefestigten Weg zum See.<br />
Infos: www.abc-divers.de<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 33
REISE<br />
DEUTSCHLAND & ÖSTERREICH<br />
SÜSSWASSER<br />
KREIDESEE HEMMOOR<br />
„I come from Hamburg“. „Isn’t it near by Hemmoor?“<br />
Die Worte des holländischen Tauchguides in einem<br />
Curaçao-Urlaub werde ich nie vergessen. Und sie sagen<br />
alles. Der Kreidesee zwischen Stade und Cuxhaven gehört<br />
sicher zu den bekanntesten Tauchgewässern in ganz<br />
Europa. Im Laufe der letzten 15 Jahre hat Holger Schmoldt<br />
hier eine Logistik geschaffen, die Maßstäbe setzt. Sieben<br />
befestigte Einstiege führen in einen einzigartigen<br />
Abenteuerspielplatz. Hier gibt es Artefakte des einstigen<br />
Tagebaus wie Förderbänder, Betontrommeln und Schüttsilos.<br />
Vom Einstieg 1 führt eine gepflasterte Straße zum<br />
berühmten Rüttler. In dem imposanten, 15 Meter hohen<br />
Bauwerk wurde einst Kreide zerkleinert und abtransportiert.<br />
Heute taucht man durch die große Schütte bis zur<br />
Meisterbude auf über 35 Meter hinab.<br />
Um Tauchern aller Ausbildungsstufen etwas zu bieten,<br />
wurden über die Jahre immer mehr künstliche Objekte<br />
versenkt. PKW, Bootswracks, ein Flugzeug und ein künstlicher<br />
Hai sind nur einige Beispiele. Technische Taucher<br />
erfreuen sich einiger Zielobjekte im 50-Meter-Bereich<br />
oder gehen an der langen Steilwand und im versunkenen<br />
Wald auf Tiefe.<br />
Mittlerweile bietet Hemmoor mit Ferienhäusern, eigener<br />
DLRG-Station und leistungsfähigen Kompressoren<br />
auch für Mischgase einen beispiellosen Freizeitkomfort.<br />
Blick auf<br />
einen der<br />
sieben Einstiege.<br />
Fakten: Größe des Sees: 1300 x 500 Meter,<br />
Tiefe: 60 Meter<br />
Unterkunft: über 250 Betten auf dem Gelände<br />
Anfahrt: Der Kreidesee Hemmoor liegt südlich<br />
der Elbe direkt an der B73 (90 Kilometer westlich<br />
von Hamburg und 44 Kilometer südöstlich<br />
von Cuxhaven).<br />
Infos: www.kreideseetaucher.de<br />
INFO<br />
Klaus Kohler<br />
ist Inhaber der<br />
Tauchbasis.<br />
TEXT & FOTOS: W. DRECHSLER<br />
Beliebter Spot:<br />
das Wrack eines<br />
Segelboots.<br />
INFO<br />
Unterkunft: Hotel Kussmühle fast direkt am See; vier<br />
Wohnmobil-Stellplätze direkt am See (für maximal drei<br />
Tage Aufenthalt)<br />
Anfahrt: von A8 München–Stuttgart Ausfahrt Friedberg<br />
(Bayern), auf Kreisstraße AIC 25 Richtung Friedberg,<br />
weiter auf Bundesstraße B300 und dann in die Seestraße<br />
Infos: www.diving-team-augsburg.de<br />
FRIEDBERGER SEE<br />
Der Friedberger See liegt in der Schotterebene bei Friedberg in<br />
Bayern, wird auch Kreisisee genannt. Die Basis hat im Sommer<br />
Samstag, Sonntag und an Feiertagen geöffnet. Die maximale Tiefe<br />
im Gewässer beträgt zwölf Meter. Die Taucher teilen sich den<br />
See mit Wasserski-Enthusiasten. Im Bereich der Anlage ist das<br />
<strong>Tauchen</strong> aus Sicherheitsgründen während des Betriebes verboten.<br />
Für die Ausbildung gibt es vier Plattformen in unterschiedlichen<br />
Tiefen. Nachttauchen ist bis eine Stunde nach Sonnenuntergang<br />
möglich. Ist die Wasserski-Anlage nicht in Betrieb, ist ein Tauchgang<br />
an den Pfahlbauten der Startrampe zu empfehlen. Das<br />
kleine Wrack eines ehemaligen Segelbootes ist ein gern besuchter<br />
Bereich. Der Seeboden ist hauptsächlich mit Laichkraut bewachsen.<br />
Das Dickicht dient Fischen wie Schleien, Rotfeder, Karpfen,<br />
Barschen und Hechten als Unterschlupf. Schluchten und kleine<br />
Wände durchziehen den östlichen Teil des Sees. Es gibt zwei Einstiegsstellen.<br />
Tauchplatz 1 an der Parkplatzeinfahrt ist vom 1 Mai<br />
bis zum 14. September gesperrt. Der zweiter Einstieg liegt an der<br />
Tauchbasis unterhalb der Wasserwacht. <strong>Tauchen</strong> ist gebührenpflichtig<br />
(Verkaufsstellen im Hotel Kussmühle und BK-Tankstelle<br />
in Friedberg). Eine Füllstation ist vorhanden.<br />
34 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Lauernde Hechte<br />
verstecken sich<br />
gern unter Seerosenblättern.<br />
TEXT: E. KLEMM, FOTOS: G. NOWAK, M. HERTRICH<br />
ILSESEE<br />
Vor etwa elf Jahren übernahm Jürgen Scharm als Pächter den See.<br />
Die Wasserqualität war nicht gut, es musste gehandelt werden.<br />
Der Tauchlehrer erstellte ein ökologisch fundiertes Tauchkonzept.<br />
Zu Beginn musste sich Jürgen gegen viele Widerstände durchsetzen.<br />
Nach fünf Jahren waren erste positive Änderungen im See<br />
erkennbar. Seit drei Jahren sind die Sichtweiten auch im Sommer,<br />
während der Badesaison, sehr gut. Das <strong>Tauchen</strong> ist gebührenpflichtig.<br />
Für eine Jahreskarte muss man das empfehlenswerte<br />
biologische Seminar von Jürgen besuchen. Empfehlenswert, weil<br />
hier viele biologische Abläufe im See vermittelt werden. Der Ilsesee<br />
ist ein grundwassergespeistes geschlossenes Gewässer, das durch<br />
den Kiesabbau entstanden ist und zu einem Naherholungsgebiet<br />
wurde. Der See ist bis zu 15 Meter tief und wegen seiner vielfältigen<br />
Tier- und -pflanzenwelt bei Tauchern sehr beliebt. Der Seeboden ist<br />
durchsetzt mit Schluchten und Kieswänden. Neben vielen Hechten<br />
und Barschen sind verschiedene Störarten und zwei Waller die<br />
Stars im Wasser. Schöner Bewuchs mit Armleuchteralgen, Laichkräutern<br />
und Tausendblatt. Die Tauchbasis liegt am Ostufer und<br />
hat einen bequemen Einstieg. Der zweite Einstieg findet sich an der<br />
südöstlichen Ecke des Gewässers.<br />
TEXT & FOTO: W. DRECHSLER<br />
Ein neugieriger Stör<br />
zieht seine Kreise.<br />
INFO<br />
Fakten: Es gibt Tages-, Wochen-, Monats-<br />
und Jahreskarten. Am Wochenende<br />
wird eine Anmeldung empfohlen. Im See<br />
ist eine Plattform für Tauchausbildung<br />
installiert.<br />
Unterkunft: Best-Hotel Zeller in Königsbrunn,<br />
www.hotelzeller.de<br />
Anfahrt: A8 von München kommend,<br />
Autobahnausfahrt Gersthofen, auf B17<br />
Richtung Landsberg, Ausfahrt Königsbrunn,<br />
der Augsburger Straße folgend<br />
bis Haunstetter Straße links abbiegen.<br />
Zweite Abbiegemöglichkeit rechts in die<br />
Zeißstraße und bis zum Ende fahren.<br />
Infos: www.tauchbasis-ilsesee.de<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 35
REISE<br />
DEUTSCHLAND & ÖSTERREICH<br />
SÜSSWASSER<br />
SCHWERINER SEE<br />
Der Schweriner See hat sich zu einem beliebten<br />
Ziel unter norddeutschen Tauchern<br />
entwickelt. In Raben Steinfeld, am Südufer<br />
des Sees liegt Kosie’s D.I.V.E. Center. Mit<br />
viel Liebe zum Detail hat Mario „Kosie“<br />
Kosielowsky ein komfortables Basisgelände<br />
mit Equipment-Tischen, Spül- und<br />
Trockenvorrichtung und gemütlicher<br />
Feuerstelle geschaffen. Zum Einstieg in den<br />
Hausparcours sind es nur wenige Schritte.<br />
Hier taucht man zügig unter die 10-Meter-Linie,<br />
vorbei an Übungsplattformen<br />
sowie versenkten Objekten wie PKW, Telefonzelle<br />
und Booten. Ab etwa 13 Metern<br />
führen Leinen zu mehreren Wracks in bis<br />
zu 20 Metern Tiefe und zu einem Tariertunnel.<br />
Große Barsche, Zander, Hechte und<br />
Aale trifft man bei fast jedem Tauchgang.<br />
<strong>Tauchen</strong> im Schweriner See ist auch<br />
wegen seiner Abwechslung so beliebt.<br />
Regelmäßig inspiziert Kosie neue Spots, die<br />
mit dem Motorboot angefahren werden.<br />
TEXT: E. KLEMM, FOTO: MICHAEL KARU<br />
An dem Autowrack<br />
tummeln sich oft<br />
Krebse.<br />
Besondere Highlights sind zwei echte<br />
Wracks. Nur wenige Bootsminuten entfernt<br />
liegt in 18 Metern Tiefe ein historischer<br />
Kaffenkahn. Der mehr als 100 Jahre alte<br />
Lastensegler ist mit Ankerwinde, Ruderanlage<br />
und stehendem Mast ausgesprochen<br />
gut erhalten. Im Schweriner Außensee liegt<br />
INFO<br />
Fakten: Größe des Sees: etwa<br />
6200 Hektar, Tiefe: 52 Meter<br />
Unterkunft: Campingplatz direkt an<br />
der Tauchbasis (www.sueduferperle.de)<br />
Anfahrt: Autobahn A24 aus Hamburg<br />
oder Berlin kommend bis Kreuz<br />
Schwerin. Hier auf Autobahn 14<br />
wechseln. Von der Abfahrt Schwerin-Ost<br />
sind es nur knapp zehn<br />
Minuten bis nach Raben Steinfeld.<br />
Infos: Kosie’s D.I.V.E Basis,<br />
www.dive-schwerin.de<br />
das Wrack einer „MiG 17“. Der russische<br />
Jagdflieger ist in den 50er-Jahren abgestürzt<br />
und steckt heute wie ein Dartpfeil im<br />
Grund.<br />
Kosie’s D.I.V.E. Center begleitet seine<br />
Gäste mit zahlreichen Events durch das<br />
ganze Tauchjahr.<br />
TEXT & FOTO: W. DRECHSLER<br />
STARNBERGER SEE<br />
Der Starnberger See liegt südwestlich von<br />
München und ist einer der wasserreichsten<br />
und tiefsten Seen in Deutschland. Er bietet<br />
Tauchplätze für Einsteiger, Fortgeschrittene<br />
und Tech-Taucher. Er hatte früher auch den<br />
Namen Würmsee. Der Name kommt vom<br />
einzigen Abfluss, der Würm.<br />
Am östlichen Ufer bei Allmannshausen liegt<br />
der bekannteste Tauchplatz des Starnberger<br />
Sees, die Allmannshauser Wand. Mehrere<br />
Einstiegsmöglichkeiten in die Wand liegen<br />
in einem Naturschutzgebiet. Deshalb ist das<br />
Parken in dem Bereich genehmigungspflichtig.<br />
Eine Zufahrt zum Ent- und Beladen wird<br />
Blick auf die<br />
Ladung des<br />
„Schindelwracks“.<br />
geduldet. Autos müssen oberhalb der Abfahrt<br />
zum See abgestellt werden, oder man meldet<br />
sich bei Jürgen Börroth von der Tauchakademie<br />
Bayern an. An der Tauchbasis sind<br />
Parkplätze vorhanden. Der Aufwand lohnt<br />
sich: Die toll strukturierte Wand fällt bis auf<br />
120 Meter ab. In den Nischen und Löchern<br />
fühlen sich Aalrutten wohl. Im Flachbereich<br />
jagen kapitale Hechte nach Barschen. Mehrere<br />
Wracks sind im See zu finden, wie zum Beispiel<br />
das „Schindelwrack“, das seinen Namen von<br />
seiner Ladung hat. Die Granitschindeln waren<br />
für die Villen am Ostufer bestimmt. In dem<br />
Bereich liegen noch drei weitere kleinere und<br />
ein größeres Wrack. Weitere Tauchplätze gibt<br />
es am Westufer.<br />
INFO<br />
Fakten: Die Tauchbasis und<br />
Füllstation liegt am See in<br />
Allmannshausen, dort stehen<br />
auch begrenzt Parkplätze zur<br />
Verfügung. Für das <strong>Tauchen</strong> im<br />
Starnberger See gilt die Allgemeinverfügung<br />
<strong>Tauchen</strong> (Infos<br />
unter www.lk-starnberg.de und<br />
www.tauchen-starnberg.de), die<br />
beachtet werden muss.<br />
Unterkunft: Bed-and-Breackfast-Apartments,<br />
www.bb-allmanshausen.com<br />
oder Landhotel<br />
Schöntag mit gemütlichem<br />
Biergarten in St. Heinrich www.<br />
schoentag-starnbergersee.de.<br />
Weitere Unterkunftsmöglichkeiten<br />
sind rund um den See zu<br />
finden.<br />
Anfahrt: über Autobahn A95<br />
München–Garmisch, Autobahnausfahrt<br />
Starnberg/Percha, dann<br />
Richtung Berg/Allmannshausen.<br />
In Allmannshausen von Starnberg<br />
kommend rechts durch das<br />
Wohngebiet bis zur Seestraße.<br />
Am See angekommen rechts<br />
abbiegen.<br />
Infos: Tauchakademie Bayern,<br />
www.tauchakademie-bayern.de<br />
36 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Das Wrack eines<br />
alten Fords liegt<br />
in 35 Metern Tiefe<br />
am Spot Galerie.<br />
TEXT & FOTOS: W. DRECHSLER<br />
Blick vom Nordufer<br />
über den See hinweg.<br />
INFO<br />
Fakten: Es gelten saisonal unterschiedliche Tauchbestimmungen<br />
– Infos findet man in der Allgemeinverfügung Walchensee vom<br />
Landratsamt Bad Tölz (www.lra-Toelz.de).<br />
Unterkunft: Hotel Karwendelblick, www.hotel-karwendelblick.de<br />
(hier gibt es auch eine Füllstation) oder in den Ferienwohnungen<br />
von Familie Asenstorfer in Urfeld (www.asenstorfer.de). Beliebter<br />
Tauchertreff zum Logbuchschreiben ist das Café am See in Urfeld.<br />
Anfahrt: über Autobahn A95 München–Garmisch, Autobahnausfahrt<br />
Murnau/Kochel Richtung Kochel dort weiter über Kesselberg<br />
bis nach Urfeld.<br />
Infos: Geführte Tauchgänge bietet Jürgen Börroth von der Tauchakademie<br />
Bayern an (www.tauchakademie-bayern.de).<br />
WALCHENSEE<br />
Eingebettet in einer alpinen Landschaft<br />
75 Kilometer südlich von München<br />
liegt der größte und tiefste Alpensee in<br />
Deutschland, der Walchensee. Er wird<br />
auch „bayrische Karibik“ genannt, da<br />
er türkisblaues Wasser hat. Seine Tiefe<br />
erreicht etwa 198 Meter. Das Gewässer<br />
besticht mit seinem unverbauten Seeufer.<br />
Rund um den See gibt es Tauchplätze<br />
für Einsteiger, Fortgeschrittene und<br />
Tech-Taucher. Bekannt und berüchtigt<br />
ist die Galerie am Westufer. Die massive<br />
Felswand besteht aus schwarzem Gestein<br />
und geht überhängend in die Tiefe. Mehrere<br />
Autowracks, kleine Boote und sogar<br />
Flugzeuge liegen auf dem Grund des Sees.<br />
Aus der Tiefe steigen Unterwasserberge<br />
auf, wie zum Beispiel die wenig betauchte<br />
Desselwand. Immer noch halten sich Gerüchte<br />
über verborgene Goldschätze. Kein<br />
Gerücht sind immer wieder gefundene<br />
Munitionsfelder und Granaten aus dem<br />
Weltkrieg. Auch als Filmkulisse diente der<br />
Walchensee und Dichter von Goethe legte<br />
hier einen Zwischenstopp auf seinen Reisen<br />
nach Italien ein. Im See tummeln sich<br />
Seeforellen, Barsche, Saiblinge, Renken<br />
und Hechte.<br />
Um den See verläuft eine Straße. Bei<br />
schönem Wetter sind hier viele Wanderer<br />
und Radfahrer unterwegs. Der nördliche<br />
Streckenbereich darf mit PKW nicht<br />
befahren werden. Die Tauchplätze Pioniertafel<br />
und Fleckerlspitz kann man mit<br />
einem Tretboot erreichen (in Urfeld gibt<br />
es einen Verleih). Der östliche Teil ist mit<br />
einer Mautstraße erschlossen. Dort liegen<br />
die Tauchplätze Steinbruch und Hackl.<br />
Diese Plätze sind für Einsteiger optimal.<br />
In den Wintermonaten sinkt der Wasserpegel.<br />
Um ins Wasser zu kommen ist es<br />
ratsam, ein Seil als Hilfsmittel dabeizuhaben.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 37
NATUR BIOLOGIE<br />
HEIMISCHE EXOTEN<br />
Eine Elritze wie ein<br />
Juwel: Wie mag sie entstanden<br />
sein? Wo könnte<br />
sie herkommen?<br />
Woher bei Hechten die hellen Farben kommen, ist ungeklärt. Vorteile<br />
bringen sie dem Hecht, wenn er nahe der Wasseroberfläche im gleißendem<br />
Licht oder in der lichtdurchfluteten Flachzone jagt.<br />
Bei Albino-Sterlets sind die<br />
Augen nicht rot, sondern<br />
orange bis gelb-weiß. Weil<br />
ihr Knochenpanzer sehr<br />
hart ist, meiden sogar große<br />
Hechte diese Beute. Die<br />
Überlebenschancen sind<br />
durchweg sehr gut.<br />
SELTSAM UND<br />
SKURRILE FISCHE IN<br />
HEIMISCHEN GEWÄSSERN<br />
Wer über Jahrzehnte im Süßwasser unterwegs<br />
ist, dem begegnen so mancherlei fischige<br />
Sonderlinge. Komisch gefärbt oder sonderbar<br />
geformt – Herbert Frei berichtet über seine<br />
Begegnungen der anderen Art.<br />
Diese Albino- Karausche<br />
sieht aus, als wäre sie verletzt.<br />
Sie ist es aber nicht.<br />
Die roten Flecken sind<br />
durchscheinende Blutgefäße<br />
und farbige Ausreißer<br />
auf den Schuppen.<br />
Die Glitzerkarausche ist deutlich<br />
schlanker als die Wildform.<br />
38 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Der Shubunkin ist eine<br />
Mischung aus Goldfisch,<br />
Schleierschwanz und Koi.<br />
Charakteristisch ist seine<br />
gesprenkelte Oberfläche.<br />
Schleierschwanz-Kois sind Mischlinge, die sich vermutlich außerfamiliär<br />
mit anderen Zierfischen gepaart haben. Vielleicht haben<br />
sich auch Züchter an ihnen versucht. Sie sind winterhart und<br />
können bei uns überleben.<br />
VERBLÜFFEND<br />
Exotisch und bizarr: eine<br />
Kupferkarausche.<br />
Tüpfel- oder Fleckenschleien<br />
sind eine Laune<br />
der Natur und sehr selten.<br />
Mit etwas Glück kann man<br />
beim Süßwassertauchen<br />
einem Albino-Wels begegnen.<br />
Diese Variante ist goldgelb<br />
mit roten Augen.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 39
NATUR BIOLOGIE<br />
HEIMISCHE EXOTEN<br />
Wie bei Menschen, wo es<br />
weiße, gelbe, schwarze,<br />
braune und rötliche Typen<br />
gibt, kommen auch im<br />
Tierreich farbliche Unterschiede<br />
vor. Neben den Goldformen, von<br />
denen man nicht so recht weiß, wie und<br />
warum sie entstanden sind, trifft man auch<br />
bei Fischen auf echte Albinos. Manche<br />
sind gefleckt, eigenartig geformt, haben<br />
schleierartige Schwanzflossen oder seltsam<br />
geformte Mäuler. Nicht wenige stammen<br />
aus Zuchten, sind entkommen oder ausgesetzt<br />
worden. Andere sind Mischlinge, die<br />
es eigentlich gar nicht geben dürfte. Was für<br />
ein Rätsel der Natur!<br />
FARBVARIANTEN<br />
Wenn Fische sich farblich von ihrer eigentlichen<br />
Familie unterscheiden, sprechen<br />
Fachleute von Farbvarianten. Hechte<br />
beispielsweise sind grün-braun, manchmal<br />
auch etwas dunkel, aber eher selten<br />
hell. Ausreißer sind fast schwarze Hechte,<br />
die in Moorseen leben und aufgrund ihrer<br />
Färbung gute Erfolge bei der Beutejagd<br />
haben. Wie aber fast weiße Hechte ihr<br />
Dasein bestreiten, ist mehr als rätselhaft.<br />
Wenn sich Hechte von ihren Artgenossen<br />
farblich zu stark unterscheiden, stehen sie<br />
quasi täglich mit einer Flosse im Magen<br />
eines größeren Familienmitglieds. Weiße<br />
Hechte können sich kaum verstecken,<br />
ihre Fressfeinde orten sie mit strategischer<br />
Genauigkeit. Deshalb findet man auch nur<br />
zufällig einen, der sich im hellen Freiwasser<br />
platziert, wo er im Sonnenlicht bis zur<br />
Unkenntlichkeit verschmilzt.<br />
Weiße Varianten finden sich auch bei<br />
Barben (Barbus barbus) und beim Giebel<br />
(Crassius auratus gibelio). Ist eine weiße<br />
Barbe schon ein ungewohnter Anblick, so<br />
sind weiße Giebel geradezu atemberaubend.<br />
Man nennt diese Fische deshalb auch<br />
Geistergiebel, weil sie aussehen und dahingleiten<br />
wie schwimmende Gespenster.<br />
Vom Giebel stammen der Goldfisch<br />
und alle seine Varianten ab. In China und<br />
Japan wurde er durch langwierige Auswahl<br />
laichbereiter Artgenossen gezüchtet. Es gibt<br />
ihn nachweislich seit dem 17. Jahrhundert<br />
auch als Zierfisch in Europa. Wenn der<br />
Bestand von Raubfischen nicht exorbitant<br />
groß ist, können Goldfische in Seen und<br />
langsam fließenden Gewässern in großen<br />
Schwärmen vorkommen. Goldfische sind<br />
winterfest und haben die Robustheit vom<br />
Giebel geerbt. Die in unseren Gewässern<br />
vorkommenden Goldfischarten stammen<br />
ausnahmslos von ausgesetzten Exemplaren<br />
ab. Juvenile Goldfische sind anfangs grau<br />
oder grünlich gefärbt. Erst nach einigen<br />
Monaten stellt sich eine typisch rötliche<br />
oder gelbliche Umfärbung ein. Da die Goldfischfärbung<br />
aber nicht bei allen Exemplaren<br />
eintritt, dürfte schon mancher Taucher<br />
einen Goldfisch gesehen haben, konnte ihn<br />
aber nicht als solchen erkennen.<br />
Vermutlich einmalig dürfte für die Meisten<br />
die Begegnung mit einer Tüpfel- oder<br />
Bei dieser Schleierschwanz-<br />
Karausche scheinen Goldfische mit<br />
langen Schwanzflossen mit ihre<br />
Hand im Spiel gehabt zu haben.<br />
Flecken-Schleie sein. Die Farbvariante ist<br />
extrem selten und lässt auf einen genetischen<br />
Defekt schließen. Diese Schleien<br />
haben dunkle Flecken auf einem gelblichen<br />
Schuppenkleid. Der Kopf ist rötlich gefärbt,<br />
manchmal kann man auch auf dem Körper<br />
rote Stellen erkennen. Das auffällige Äußere<br />
zwingt insbesondere im Jungstadium die<br />
Schleie zu einer erhöhten Vorsicht gegenüber<br />
ihren Fressfeinden. Seltsame und<br />
unwirkliche Färbungen finden sich auch<br />
bei Elritzen, wobei vermutet wird, dass es<br />
sich um eingeschleppte Arten handelt.<br />
40 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Die Eltern dieses<br />
Fisches scheinen ein<br />
heimischer Karpfen<br />
und ein Koi gewesen<br />
zu sein.<br />
Goldplötzen sind Farbvarianten der<br />
echten Plötze beziehungsweise des<br />
echten Rotauges. Sie sind wie ihre<br />
natür lichen Verwanden fortpflanzungsfähig<br />
und werden für Gartenteiche<br />
gezüchtet. Die Nachkommen aus<br />
der Verbindung echter Plötzen und<br />
Goldplötzen verlieren mit der Zeit ihre<br />
dominierende Färbung.<br />
ALBINOS<br />
Albino-Fischen fehlt der Farbstoff Melanin<br />
oder er ist nur in geringen Mengen vorhanden.<br />
Eindeutiges Erkennungsmerkmal<br />
sind die roten Augen, bei Albino-Stören<br />
können sie auch rosa, gold- oder rotgelb<br />
sein. Das Problem aller Albino-Fische ist<br />
ihre Auffälligkeit im Süßwasser. Schon als<br />
juvenile Exemplare werden sie von Fressfeinden<br />
und von den eigenen Geschwistern<br />
gejagt. Erstaunlich ist deshalb, dass<br />
sich einzelne Exemplare bis ins adulte<br />
Stadium halten können. Albinos kommen<br />
auf natürliche Weise immer mal vor. Züchtern<br />
ist es aber gelungen, den Albinismus<br />
künstlich zu erzeugen. Vornehmlich beim<br />
Sterlet, aber auch bei anderen Fischen<br />
konnte ein Durchbruch verzeichnet<br />
werden. Sogar Albino-Saiblinge wurden<br />
schon gezüchtet. Da der Begriff Albinismus<br />
bei Fischen uneinheitlich ist, gibt es<br />
neben der weißen auch andere Farben.<br />
Beispielweise Albino-Welse mit weißer<br />
und gelber Oberfläche.<br />
Albinos haben lichtempfindlichere<br />
Augen als normale Fische, weshalb man sie<br />
eher an schattigen Plätzen trifft. Außerdem<br />
haben die Fische mitunter die fatale Eigenschaft,<br />
rötliche Stellen an der Körperoberfläche<br />
zu bilden, sodass es aussieht, als<br />
wären sie verletzt. Dem ist aber nicht so. Es<br />
sind Blutgefäße, die durchschimmern.<br />
GOLDFORMEN<br />
Goldene oder gelbe Varianten finden<br />
sich prinzipiell bei allen Fischen. Wie die<br />
Goldformen aber auf natürliche Weise<br />
entstehen, ist noch ungeklärt. Doch auch<br />
hier liegt ein Farbstoffdefekt vor. Gezüchtete<br />
Goldformen gibt es, wie beispielsweise<br />
Goldforellen und Goldorfen. Letztere sind<br />
die Ableger des Aland, einem heimischen<br />
Weißfisch. Goldforellen sind Mutationen<br />
der Regenbogenforelle und kamen ursprünglich<br />
aus Japan, wo sie mit Erfolg gezüchtet<br />
wurden. Man findet sie gelegentlich<br />
in heimischen Seen und Fließgewässern.<br />
Unsere Seen beherbergen unter anderem<br />
Goldkarpfen, Goldschleien, Goldplötzen<br />
und sogar Goldrotaugen und Goldbrassen.<br />
Selten sind Sichtungen von Goldelritzen,<br />
deren Färbung von Gelb bis Rot schwanken<br />
kann. Auch hochkarätige Züchtungen wie<br />
Kois haben den Sprung in die Freiheit geschafft.<br />
Sie sind winterhart und paaren sich<br />
mit heimischen Karpfen. Daraus entstehen<br />
Bastardformen mit einem hohen optischen<br />
Reiz. Alle Goldformen und Albinos sind<br />
fortpflanzungsfähig mit normal gebliebenen<br />
Artgenossen aus derselben Familie.<br />
KÖRPERFORMEN UND MUTATIONEN<br />
Auch bei Fischen kommen körperliche<br />
Mutationen, Verkrüppelungen (meistens<br />
am Rückgrat) und Muttermale vor.<br />
Königin aller Mutationen und Körperformen<br />
ist aber die Karausche (Carassius<br />
carassius) – ein kleiner, unscheinbarer<br />
Fisch, der sich in unzählige farbige und<br />
eigenartige Wesen verwandeln kann. Ursache<br />
ist seine Fähigkeit, sich mit anderen<br />
Fischen paaren zu können, beispielweise<br />
mit Karpfen, Giebel und Goldfischen. Aber<br />
er macht sich in der Laichzeit auch an Döbel,<br />
Hasel und Rotaugen heran. Vermutlich<br />
ohne Folgen. Auch eignet sich diese Art für<br />
fantasievolle Züchtungen mit überraschenden<br />
Ergebnissen. Mal sehen Karauschen<br />
aus wie Goldfische oder Schleierschwänze.<br />
Sie nehmen die Form und das Aussehen<br />
von Kois an, sehen kleinen Goldkarpfen<br />
ähnlich und verblüffen allenthalben mit<br />
geradezu unwirklichen Farbmustern.<br />
Auch die mutierten Karauschen sind zäh,<br />
überleben Sauerstoffarmut und Wasser mit<br />
Temperaturen, die anderen Fischen binnen<br />
Minuten den Garaus machen. Kein Fisch<br />
ist wandelbarer, kein heimischer Fisch<br />
kann mit solchen Farbkleidern und derart<br />
unterschiedlichem Aussehen seine Umwelt<br />
verblüffen.<br />
ALLE FOTOS: H. FREI<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 41
REISE<br />
AFRIKA<br />
SÃO TOMÉ UND PRÍNCIPE<br />
Die „Marsava“ sank 1993 vor São Tomé und liegt in nur sechs Metern Tiefe.<br />
REISE ZUM ZENTRUM<br />
DER ERDE<br />
Auf ins Unbekannte: Der Inselstaat São Tomé und Príncipe vor<br />
der Westküste Afrikas steckt voller Einzigartigkeiten. Carl Wulf<br />
nimmt sie mit auf eine erlebnisreiche Reise über und unter Wasser.<br />
42 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Das Wahrzeichen von São<br />
Tomé: der nadelförmige Cão<br />
Grande.<br />
bahnen sich ihren Weg durch das satte<br />
Grün, Wasserfälle stürzen in Schluchten,<br />
einsame Strände und Buchten mit hochgewachsenen<br />
Kokospalmen bieten eine<br />
perfekte Trauminselkulisse, phonolithische<br />
Steintürme ragen aus dem Urwald<br />
hervor, verlassene Plantagen sowie bunte<br />
Märkte voller Leben – das Land präsentiert<br />
sich voller reizvoller Kontraste.<br />
Außerdem findet man in São Tomé und<br />
Príncipe abseits der touristischen Massen<br />
noch das pure Afrika und sicher einen der<br />
letzten Geheimtipps für Abenteuerreisende.<br />
Im Jahre 1975 erst erlangte São Tomé<br />
seine Unabhängigkeit von der langjährigen<br />
Kolonialmacht Portugal. Heute zeugen<br />
die Roças, die alten Plantagen, vom<br />
ehemaligen Glanz und Ruhm des kleinen<br />
Landes, aber ebenso von Sklaverei und<br />
Ausbeutung. Seit der Eigenstaatlichkeit<br />
zerfallen die meisten dieser feudalen<br />
Anwesen. Besuchern<br />
bietet sich ein Bild voller<br />
marodem Charme. Kaum<br />
vorstellbar, dass São<br />
Tomé vor 100 Jahren der<br />
größte Kakaoproduzent<br />
der Welt war.<br />
Es klingt vielleicht ein wenig<br />
übertrieben, das zweitkleinste<br />
Land Afrikas als Zentrum<br />
unseres Planeten zu bezeichnen.<br />
Doch so abwegig ist dies<br />
nicht, denn São Tomé ist die nächstgelegene<br />
Landmasse zu dem Punkt, an<br />
dem der Nullmeridian und der Äquator<br />
aufeinandertreffen. Die kleinen Inseln<br />
mit einer Fläche von 1001 Quadratkilometern<br />
liegen im Golf von Guinea zirka<br />
250 Kilometer von der westafrikanischen<br />
Küste Gabuns entfernt. Mystisch erheben<br />
sich von üppigem Regenwald bedeckte<br />
Berge in den tropischen Himmel, Flüsse<br />
ZWEI STANDORTE<br />
Es ist schon sehr mutig,<br />
in einem so kleinen Land<br />
mit nur geringer touristischer<br />
Infrastruktur<br />
gleich zwei Tauchbasen<br />
zu eröffnen. Das portugiesische<br />
Besitzerpaar<br />
Anica Ribeira Ferreiro<br />
und Luis Castelo Branco<br />
haben allerdings beste<br />
Voraussetzungen. Sie<br />
betreiben bereits ihre<br />
Basis Dive-Tribe in einem<br />
anderen afrikanischen<br />
Land – auf der Kapverdeninsel<br />
São Vicente. Auf<br />
der Suche nach einem<br />
weiteren Standort wurde<br />
ihnen São Tomé angeboten.<br />
Bei einem ersten<br />
Besuch haben sie sich<br />
gleich in dieses Paradies<br />
verliebt. Seit April 2019<br />
ist Dive-Tribe nun sowohl<br />
im Pestana Ocean<br />
Resort in der Hauptstadt<br />
als auch im Pestana<br />
Equador auf der winzigen,<br />
südlichen liegenden<br />
Insel Ilhéu das Rolas stationiert. Basisleiter<br />
Pedro kümmert sich hervorragend<br />
mit seiner einheimischen Crew in beiden<br />
Basen um das Wohlergehen der abenteuerlustigen<br />
Tauchgäste.<br />
Schon bei Ankunft am kleinen Flughafen<br />
der Hauptstadt wird klar: Stress ist in<br />
diesem Teil der Welt ein Fremdwort. Die<br />
Lebensphilosophie der Insulaner auf dem<br />
Äquator ist „leve-leve“, ein Begriff, der<br />
soviel wie langsam oder gemächlich bedeutet.<br />
Schnelle Bewegungen sind in dem<br />
tropisch feuchten Klima ohnehin nicht<br />
möglich. Und so ist es auch kein Wunder,<br />
dass der Entschleunigungsprozess bei<br />
FOTOS: B. BROCKHAUSEN<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 43
REISE<br />
AFRIKA<br />
SÃO TOMÉ UND PRÍNCIPE<br />
In den Felsspalten<br />
sieht man immer<br />
wieder Muränen.<br />
Eindrucksvolle<br />
Fächerkorallen<br />
wachsen an<br />
strömungsreichen<br />
Riffabschnitten.<br />
Der 53 Meter lange<br />
Frachter „Micau“<br />
war mit Reis überladen<br />
– und ruht seit<br />
2010 in maximal<br />
zwölf Metern Tiefe.<br />
Besuchern sofort eintritt. Dive-Tribe hat<br />
die beiden Standorte der Basen gut ausgewählt,<br />
da die Tauchgebiete im Norden<br />
und Süden sehr unterschiedlich sind.<br />
Eine Kombination beider Orte ist daher<br />
die beste Option, um die verschiedenen<br />
Tauchspots, herrliches Strandleben, aber<br />
auch die Naturschönheiten des Landes<br />
und die geschichtsträchtigen Überbleibsel<br />
der Kolonialzeit zu erkunden.<br />
Nach einer entspannten ersten Nacht<br />
im Pestana Ocean Resort in der Hauptstadt<br />
bringt der hoteleigene Bus die Gäste<br />
am frühen Morgen auf einer zunächst<br />
noch recht guten, später dann sehr<br />
holprigen Piste in den Süden São Tomés<br />
bis zum Anlegepier Ponta Baleia. Die<br />
Fahrt führt durch einfache Dörfer, über<br />
Flüsse, durch Regenwald und Plantagen.<br />
Das Wahrzeichen von São Tomé, der Cão<br />
Grande, ragt im Süden majestätisch aus<br />
dem Urwald empor. Dieser phonolithische<br />
Steinturm ist ein Relikt vulkanischer<br />
Aktivitäten: eine erkaltete Magmasäule,<br />
deren weichere, äußere Basaltschicht<br />
durch Erosion abgetragen wurde. Das<br />
phallische Symbol mit einer Höhe von<br />
663 Metern ist ein äußerst imposantes<br />
Gebilde und beliebtes Fotomotiv auf dem<br />
Weg in den südlichen Inselteil. Vorausgesetzt<br />
natürlich, dass nicht gerade<br />
wabernde Wolkenschwaden die Felsnadel<br />
umhüllen und dann das Gebiet wie eine<br />
Kulisse aus „Jurassic Park“ wirkt.<br />
Die Überfahrt auf die paradiesische<br />
Insel Rolas dauert 20 Minuten. Rolas, mit<br />
seinen zauberhaften Stränden, Buchten<br />
und Hügeln, kann man auf einer Wanderung<br />
in ungefähr zwei bis drei Stunden<br />
umrunden. Das einzige Hotel ist das<br />
Pestana Equador, das sich hier seit dem<br />
Jahr 2000 befindet. Besonders stolz ist das<br />
Management auf den großen Salzwasserpool,<br />
der größte im westlichen Afrika.<br />
Taucher zieht es aber doch lieber unter<br />
die Wasseroberfläche des Atlantiks. Das<br />
Dive-Tribe-Team um Pedro kennt sich<br />
bestens aus. Nelson, Apollo und Skipper<br />
Joel kümmern sich mit Sorgfalt um ihre<br />
Gäste und präsentieren die Spots rund<br />
um die Insel mit großer Freude. Besonders<br />
charakteristisch für die Tauchplätze<br />
von Rolas ist ein Labyrinth aus kleinen<br />
Höhlen, Tunneln und Torbögen, durch<br />
die die Guides die Taucher gekonnt<br />
hindurchführen. Durch die Öffnungen<br />
im Riffsystem dringen von allen Sei-
ten Sonnenstrahlen in die Grotten und<br />
zaubern fantastische Lichtspiele. Das<br />
Beste aber sind die vielen Fischschwärme,<br />
die hier Schutz suchen und kaum<br />
Scheu kennen. Für Fotografen sind diese<br />
Plätze ein Traum, ständig finden sie<br />
neue Fotomotive und die Schwärme aus<br />
roten Soldatenfischen und knallbunten<br />
Gorgonien sind attraktive Farbtupfer.<br />
Hier können sich Unterwasserfotografen<br />
so richtig austoben und verschiedene<br />
Kameraeinstellungen mit oder ohne Blitz<br />
ausprobieren. Apollo und Nelson sind geduldige<br />
Guides, ihre geübten Augen entdecken<br />
Seepferdchen, Spinnenkrabben,<br />
Nacktschnecken und Oktopusse. Fünf<br />
verschiedene Arten von Meeresschildkröten<br />
nutzen die einsamen Strände zur<br />
Eiablage. So ist es auch nicht ungewöhnlich,<br />
den gepanzerten Tieren auch unter<br />
Wasser zu begegnen.<br />
Die Äquatorlinie verläuft genau über<br />
die Insel Rolas. Ein spaßiger außergewöhnlicher<br />
Tauchgang ist die Überquerung<br />
des Äquators unter Wasser, da der<br />
Punkt markiert wurde. Die meisten Spots<br />
rund um die Insel werden in fünf bis zehn<br />
Minuten Bootsfahrt erreicht. Daher kehrt<br />
das Boot zwischen den Tauchgängen<br />
ins Hotel zurück.<br />
Lediglich zwei<br />
Plätze werden bei<br />
guter Wetterlage<br />
in Tagesausflügen<br />
angeboten. Die<br />
meisten Taucher<br />
unternehmen<br />
zwei Tauchgänge<br />
am Vormittag<br />
und genießen<br />
am Nachmittag<br />
die weitläufige Hotelanlage des Pestana-Equador-Hotels,<br />
besuchen die traumhaften,<br />
einsamen Buchten und Strände<br />
der Insel, umspült von türkisfarbenem<br />
Meer, oder schlendern durch das kleine<br />
Dorf, das sich gleich neben der Hotelanlage<br />
befindet.<br />
Nicht fehlen darf natürlich der Besuch<br />
des Äquatordenkmals auf einem kleinen<br />
Hügel. Hier kann man den einen Fuß auf<br />
die Nord- und den anderen auf die Südhalbkugel<br />
setzen. Auf Wunsch organisiert<br />
die Tauchbasis aber auch noch einen<br />
Tauchgang am Nachmittag oder auch<br />
Nachttauchgänge, wenn die Wetterbedingungen<br />
es zulassen.<br />
Das Blau an den Ausgängen<br />
des inzwischen enger gewordenen<br />
Tunnels leuchtet<br />
kräftig. Es wirkt fast so, als<br />
stünde man unter der Kuppel<br />
eines Doms.<br />
Bei einem Rundgang durch das Dorf<br />
auf Rolas bekommen Besucher einen<br />
ersten Eindruck von dem sehr einfachen<br />
Leben der Nachkommen von Fischern<br />
und Sklaven. Die freundlichen, zurückhaltenden<br />
Bewohner gehen in ihren<br />
zusammengezimmerten Holzhütten<br />
ihrem täglichen Leben nach und sind<br />
hocherfreut, wenn ihnen einige Kokosnüsse,<br />
Erfrischungsgetränke oder Holzschnitzarbeiten<br />
abgekauft werden.<br />
FISCHREICHE WRACKS<br />
Die Hauptstadt São Tomé wurde im Jahr<br />
1493 in der weiten Ana-Chaves-Bucht<br />
von den Portugiesen errichtet. Die Dive-Tribe-Basis<br />
im Pestana Ocean Resort<br />
erkundet von hier aus die Tauchplätze<br />
im nördlichen Inselteil. Die Attraktion<br />
an diesem Standort sind eindeutig die<br />
vielen Wracks. Sie liegen in angenehmen<br />
Tauchtiefen, einige nur auf zehn bis zwölf<br />
Metern, andere auf 20 und maximal 30<br />
Metern. Der Reisfrachter „Makai“ ist<br />
mittlerweile Herberge für diverse Fischschwärme<br />
aus roten Soldatenfischen<br />
geworden. Aber auch Trompetenfische,<br />
Muränen, Barsche und sogar ein Ammenhai<br />
haben sich angesiedelt. Am Bug<br />
und Heck ergeben<br />
sich tolle Fotomöglichkeiten<br />
für<br />
ambitionierte Fotografen.<br />
Auch an<br />
anderen Wracks,<br />
meist Fischerboote,<br />
findet man<br />
reichlich Fisch und<br />
in den Sandflächen<br />
verbergen<br />
sich Rochen, Plattfische<br />
und Schlangenaale. Manchmal<br />
umkreisen Barrakudas oder Wahoos die<br />
gesunkenen Boote.<br />
Ein weiterer Tauchplatz, der vom Norden<br />
aus angefahren wird und den man<br />
keinesfalls verpassen sollte ist Santana.<br />
Die kleine Felsinsel wird von einer Höhle<br />
durchbrochen, die von Nord nach Süd<br />
verläuft. Der Santana Arch ist eine Art<br />
Tunnel, den Taucher auf einer maximalen<br />
Tiefe von 20 Metern durchqueren<br />
können. In der Mitte wird es recht eng<br />
und man bekommt den Eindruck, sich<br />
in einer Höhle zu befinden. Das Blau an<br />
den Ausgängen leuchtet kräftig, es wirkt<br />
fast wie die Kuppel eines Doms. Die<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 45
REISE<br />
AFRIKA<br />
SÃO TOMÉ UND PRÍNCIPE<br />
Felsen sind von roten Schwämmen und<br />
gelben Kelchkorallen bedeckt. An den<br />
Außenwänden der Insel gibt es weitere<br />
Tauchplätze. Hier beeindrucken gewaltige<br />
Basaltsäulen und kleine Höhlen. Nach<br />
zwei Tauchgängen mit einer Oberflächenpause<br />
auf dem Boot kehrt man am Mittag<br />
wieder zur Basis ins Hotel zurück.<br />
ZEIT FÜR SCHOKOLADE<br />
Und dann bleibt Zeit für weitere Verlockungen<br />
der Insel. Eine davon ist Kakao<br />
und der soll ja bekanntlich glücklich<br />
machen. Wer kann also der süßen Versuchung<br />
der Schokoladeninseln schon<br />
widerstehen? Immerhin behauptet man in<br />
São Tomé, dass es sich um die beste Schokolade<br />
der Welt handelt. Zwei Schokoladenhersteller<br />
haben sich in der Gegenwart<br />
einen Namen gemacht und die Produktion<br />
der Edelmasse perfektioniert: Diego Vaz<br />
und Claudio Corallo. Sie haben in zwei<br />
der alten Plantagen investiert und sie zu<br />
neuer Blüte erweckt. In kleinen Mengen<br />
wird hochwertiger Ökokakao angebaut<br />
und Schokolade produziert, die in edlen<br />
Spezialitätengeschäften der Welt verkauft<br />
wird. In ihren Läden in der Hauptstadt<br />
kann man die Köstlichkeiten probieren –<br />
sündhafte Genüsse sind garantiert!<br />
Nicht alle Plantagen konnten wieder<br />
reaktiviert werden. Zur Blütezeit während<br />
Portugals Kolonialherrschaft gab es auf<br />
den Inseln São Tomé und Príncipe zirka<br />
800 der sogenannten Roças, die vorwiegend<br />
Kaffee und Kakao anbauten. Diese<br />
Plantagen muss man sich als kleine eigene<br />
Städte vorstellen. Die größten von ihnen<br />
hatten bis zu 30 Außenstellen, die durch<br />
Schienennetze miteinander verbunden<br />
waren, um die wertvollen Bohnen zu<br />
transportieren. Florierende Anwesen<br />
verfügten über Administration, prächtige<br />
Herrenhäuser, Lagerhallen, Trockenflächen,<br />
Apellplätze, Kirchen, Schulen,<br />
Unterkünfte der Arbeiter und sogar große<br />
Krankenhäuser. Agua Izé und Rio do Ouro<br />
(mittlerweile umbenannt in Agostinho<br />
Neto) können von São Tomé in Ausflügen<br />
gut erreicht werden. Die Anlagen sind<br />
faszinierend und zugleich ein Symbol<br />
des Zerfalls. Als die Portugiesen nach der<br />
Unabhängigkeit das Land verließen, fehlte<br />
es sowohl an Wissen als auch an Investitionen,<br />
die Plantagen weiter zu unterhalten.<br />
Und so verrotten seither die meisten der<br />
Praia Café ist der wohl<br />
schönste Strand auf Rolas.<br />
Der imposante Pool im<br />
Pestana Equador Resort<br />
bietet schönste Ausblicke.<br />
einst prachtvollen Gebäude und Anlagen.<br />
In den übrig gebliebenen zerfallenen Häusern<br />
leben heute unzählige Familien in<br />
eher ärmlichen Verhältnissen. Ein Besuch<br />
der Plantagen ist ein Rückblick in die Geschichte<br />
des Staates, aber bietet auch zahlreiche<br />
außergewöhnliche Fotomotive. Die<br />
Hauptstadt ist der beste Ausgangspunkt,<br />
um neben dem <strong>Tauchen</strong> weitere Naturschönheiten<br />
zu erkunden. Und davon gibt<br />
es reichlich: 30 Prozent der Insel sind im<br />
Obo-Nationalpark geschützt, für Abenteurer<br />
gibt es mehrtägige Trekkingtouren,<br />
beispielsweise auf den 2024 Meter hohen<br />
Pico de São Tomé. Weniger anstrengend<br />
sind Besuche von Wasserfällen und den<br />
traumhaften einsamen Stränden, an denen<br />
die einzigen Spuren, die man finden<br />
kann, von Schildkröten stammen, die bei<br />
ihrer nächtlichen Eiablage die Spuren<br />
hinterlassen haben.<br />
Bisher haben nur wenige Abenteuertouristen<br />
den Weg in das Inselparadies<br />
gefunden und somit muss man auch die<br />
Tauchplätze nicht mit anderen teilen. Das<br />
kleine afrikanische Land im Zentrum der<br />
Erde wirkt bisher noch immer wie eine<br />
vergessene Welt.<br />
46 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
REISE-FACTS<br />
ANREISE: São Tomé<br />
wird drei- bis viermal pro<br />
Woche von TAP Portugal<br />
via Lissabon angeflogen.<br />
Der Flug von Lissabon<br />
nach São Tomé dauert<br />
rund acht Stunden.<br />
EINREISE: Für einen<br />
Aufenthalt von 14 Nächten<br />
wird kein Visum benötigt.<br />
Für längere Aufenthalte<br />
muss vorab über die<br />
Botschaft in Brüssel ein<br />
Visum beantragt werden.<br />
Der Reisepass muss noch<br />
sechs Monate nach Ausreise<br />
gültig sein.<br />
WOHNEN: Das Pestana<br />
Ocean Resort São Tomé<br />
hat 146 Zimmer und Suiten,<br />
von denen die meisten<br />
Meerblick haben. Im<br />
Resort gibt es einen Pool,<br />
Fitnessraum, Restaurant,<br />
Bar und ien Spa.<br />
Das Pestana Equador<br />
Resort Ilhéu das Rolas<br />
umfasst 60 Zimmer. Es<br />
gibt eine Pool- und eine<br />
Hauptbar, ein Restaurant<br />
sowie einen Massagepavillon.<br />
Am Strand stehen<br />
Sonnenliegen bereit. Info:<br />
www.pestana.com<br />
TAUCHEN: In beiden<br />
Hotels ist eine Basis von<br />
Dive-Tribe stationiert, die<br />
ausschließlich Bootstauchgänge<br />
anbieten. Info:<br />
http://saotome.dive-tribe.<br />
com<br />
WASSERTEMPERATU-<br />
REN: Die Wassertemperaturen<br />
liegen zwischen 21<br />
(in den Sommermonaten)<br />
und 29 Grad Celsius (in<br />
den Wintermonaten).<br />
WÄHRUNG: Die örtliche<br />
Währung ist der Dobra.<br />
Allerdings wird der Euro<br />
fast überall akzeptiert.<br />
Bargeld kann in Hotels<br />
und Banken getauscht<br />
werden. Achtung: Es gibt<br />
keine Geldautomaten für<br />
ausländische Touristen.<br />
Daher unbedingt genügend<br />
Bargeld mitnehmen.<br />
In der Tauchbasis und in<br />
den Hotels kann mit gängigen<br />
Kreditkarten gezahlt<br />
werden (Master, Visa).<br />
KLIMA/REISEZEIT:<br />
Es gibt vier Jahreszeiten.<br />
Von Mai bis September ist<br />
die sogenannte Trockenzeit,<br />
danach folgt eine<br />
leichte Regenzeit zwischen<br />
Oktober und Dezember,<br />
von Januar bis Februar eine<br />
kurze Trockenzeit und dann<br />
die Haupt-Regenzeit von<br />
März bis April. Das Klima<br />
auf dem Äquator ist aber zu<br />
jeder Zeit heiß und feucht,<br />
mit tropischen Schauern<br />
muss immer gerechnet<br />
werden. In der Trockenzeit<br />
fällt zwar weniger Regen,<br />
aber auch die Sonne lässt<br />
sich seltener blicken. In<br />
der kleinen Regenzeit gibt<br />
es immer wieder längere<br />
sonnige Abschnitte, dann<br />
sind die Lichtverhältnisse<br />
besonders gut. Von März<br />
bis April kann es auch zu<br />
heftigen Stürmen kommen.<br />
São Tomé & Principe<br />
W<br />
N<br />
S<br />
São Tomé<br />
Príncipe<br />
Tinhosa Grande<br />
Tinhosa Pequena<br />
Santo Amaro<br />
Neves<br />
São Tomé<br />
Santana<br />
Santa Cruz<br />
Porto Alegre<br />
Ilhéu das Rolas<br />
O<br />
Atlantischer Ozean<br />
GESUNDHEIT: Malaria<br />
kommt vor. Hierzu sollte<br />
vor der Reise unbedingt<br />
ein Tropenarzt befragt<br />
werden. Grundsätzlich<br />
sollte man Leitungswasser<br />
nicht trinken und auch<br />
nicht zum Zähneputzen<br />
benutzen.<br />
PREISBEISPIEL: Bei<br />
einem Aufenthalt von zwei<br />
Wochen bleibt man nach<br />
Ankunft die erste Nacht im<br />
Norden, im Pestana Ocean<br />
Resort São Tomé. Dann<br />
findet der Transfer nach<br />
Süden, zum Hotel Pestana<br />
Equador Resort Ilheu das<br />
Rolas, statt. Hier bleibt<br />
man für neun Nächte, dann<br />
geht’s wieder gen Norden,<br />
wo man noch einmal vier<br />
Übernachtungen hat.<br />
Diese zweiwöchige Reise<br />
inklusive 16 Tauchgängen<br />
mit Dive-Tribe mit Boot,<br />
Flaschen, Blei, Guide und<br />
allen Transfers kostet bei<br />
Extratour Tauchreisen im<br />
Reisezeitraum November<br />
2128 Euro pro Person.<br />
Buchbar auf www.extratour-tauchreisen.de<br />
0<br />
Santo António<br />
Infante Don<br />
Henrique<br />
AFRIKA<br />
50 km<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 47<br />
Griechenland<br />
Auszeit zwischen Zypressen,<br />
Olivenbäumen und duftenden<br />
Blumen ...<br />
3 x<br />
top<br />
topauf<br />
Samos<br />
1. Top: Ägäis Insel<br />
2. Top: Kerveli Village Hotel<br />
3. Top: Hauseigene Tauchbasis<br />
Leistungen: Flug mit Condor Frankfurt<br />
- Samos & retour, alle Transfers vor<br />
Ort, 7 Übernachtungen in einem Doppelzimmer,<br />
Halbpension<br />
ab € 549,- pro Person.<br />
5 Tauchtage á 2 Tauchgänge am<br />
Tag, Flaschen, Blei, Boot, Guide<br />
ab € 299,- pro Person.<br />
Rote Straße 16 · 37073 Göttingen<br />
Telefon 0551 63451340<br />
www.belugareisen.de<br />
info@belugareisen.de
REISE<br />
PAPUA-NEUGUINEA<br />
TAUCHSAFARI<br />
EINFACH<br />
UNVERGLEICHLICH<br />
Raues Hochland, prächtige Regenwälder und lebhafte<br />
Korallenriffe – Papua-Neuguinea ist ein faszinierendes<br />
Reiseland, das jeden in seinen Bann zieht. Steve<br />
Jones ging auf Entdeckungstour und erlebte sagenhaft<br />
vielseitige Riffe inmitten der<br />
Bismarcksee.<br />
Die Father’s Reef in<br />
der Kimbe Bay zählen<br />
mit zu den schönsten<br />
Riffen der Welt.<br />
48 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Umhüllt von einer wirbelnden<br />
Masse aus schimmerndem Silber<br />
ist die Oberfläche für mich<br />
schon nicht mehr zu sehen.<br />
Der Strudel aus Barrakudas<br />
erstreckt sich hinunter bis zu der von<br />
Fischen umhüllten Felsnadel. Doch diese<br />
ignoriere ich unfreundlicherweise, während<br />
ich jede Sekunde dieser besonderen<br />
Begegnung genieße. Ich bin am Bradford<br />
Shoals, einem Unterwasserberg, der sich<br />
aus tiefsten Tiefen am Rand der Kimbe Bay<br />
erhebt, und es sind eben solche Momente,<br />
die mich daran erinnern, warum ich<br />
tauche!<br />
Der Zauber verfliegt jedoch irgendwann<br />
und ich sinke zum Riff hinab, an dem sich<br />
die Ereignisse überschlagen. Das Plankton,<br />
das an dem steil abfallenden Abhang<br />
nach oben steigt, wird von Tausenden<br />
kleinen Fischen verschlugen, die wiederum<br />
von Stachelmakrelen gejagt werden.<br />
Thunfische und Graue Riffhaie bleiben<br />
im Blau auf Abstand und beobachten das<br />
Treiben geduldig, bis sie später am Tage<br />
am Zug sind.<br />
Bei diesem Riff handelt es sich wirklich<br />
um die Spitze eines Berges, der hunderte<br />
von Metern zum Meeresboden abfällt. Er<br />
fungiert als Signalfeuer für das Meeresleben<br />
in dem gewaltigen Blau der Bismarcksee.<br />
Die kleineren Riffbewohner locken die<br />
größeren Räuber an, die dann wiederum<br />
die ozeanischen Jäger mitbringen und<br />
diesen endlosen Kreislauf des Lebens<br />
vervollständigen. Ich kann mich kaum an<br />
einen fischreicheren Tauchgang erinnern,<br />
aber die Unterwasserberge von Kimbe Bay<br />
sind bekannt für diese Art von schnellem<br />
Trubel, den man normalerweise nur von<br />
einem Tauchsafariboot aus erleben kann.<br />
Erstaunlicherweise liegen diese Tauchplätze<br />
jedoch in Reichweite von Tagesausflügen,<br />
die von der einzigen Tauchbasis in der<br />
Region im Walindi Plantation Resort angeboten<br />
werden. Nachdem sie die Palmölplantage<br />
1969 erworben hatten, waren die<br />
Inhaber, Max und Cecilie Benjamin, unter<br />
den ersten Tauchern, die diese Region<br />
erkundet hatten, und stellten sehr schnell<br />
fest, dass sie sich an den Ufern eines ganz<br />
besonderen Ortes niedergelassen hatten.<br />
Bis Mitte der 1980er-Jahre waren die ersten<br />
Gästebungalows gebaut und erlaubten<br />
anderen Tauchern, diese traumhaften<br />
Spots zu betauchen. Und seit diesen ersten<br />
wegweisenden Tagen hat sich dieser abgelegene<br />
Außenposten zu einem bekannten<br />
und freundlichen ökologischen Resort ent-<br />
ALLE FOTOS: STEVE JONES, ÜBERSETZUNG: REGINA ADAMOVSKY<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 49
REISE<br />
PAPUA-NEUGUINEA<br />
TAUCHSAFARI<br />
wickelt, das womöglich einige der besten<br />
Tagestauchausflüge der Welt bietet.<br />
AUF ZU DEN AUSSENRIFFEN<br />
Kimbe Bays spektakuläre küstennahe<br />
Riffe sind jeden Besuch wert, doch jenseits<br />
der Tagesausflüge, tiefer in der Bismarcksee<br />
gelegen, dürfen die Fathers-Riffe und<br />
Witu-Inseln nicht verpasst werden. Man<br />
erreicht sie ganz einfach mit den beiden<br />
Safaribooten, die von hier ablegen: die<br />
altgediente „Febrina“ und die neue „Oceania“.<br />
Der extravagante und aufgeschlossene<br />
Teilhaber und Kapitän, Dan Johnson,<br />
kennt die Gegend wie seine Westentasche,<br />
da er früher Walindis Ufertauchgänge geleitet<br />
hat. An unserem ersten Tag auf diesem<br />
exzellent ausgestatteten Katamaran<br />
steuern wir ganz entspannt ausgewählte<br />
Tauchplätze der Kimbe Bay an, in der<br />
Nacht soll es dann zu den außen gelegenen<br />
Riffen gehen.<br />
Der erbitterten Kriegsgeschichte<br />
Papua-Neuguineas begegnen wir beim<br />
nächsten Tauchgang: Unter mir im Sand<br />
entdecke ich die eindeutigen Konturen<br />
einer japanischen Mitsubishi „A6M“, das<br />
bekannte Jagdflugzeug aus dem Zweiten<br />
Weltkrieg, das seine Feinde einst in Schrecken<br />
versetzte. Unglaublich gut erhalten<br />
macht es den Eindruck, gerade erst dort<br />
gelandet zu sein! Es wurde im Januar 2000<br />
von dem örtlichen Fischer, WilIiam Nuli,<br />
zufällig entdeckt. Fehlende Kampfschäden,<br />
intakte Propeller, das offene Kabinendach<br />
und die Nähe zum Ufer deuten<br />
auf eine kontrollierte Landung hin. Das<br />
Schicksal von Pilot Tomiharu Honda ist<br />
jedoch unbekannt.<br />
Am nächsten Tag erwachen wir über 100<br />
Kilometer entfernt unter dem prähistorischen<br />
Ulawun, einem gewaltigen Vulkan,<br />
der etwa alle fünf Jahre ausbricht. Wir sind<br />
jetzt bei den Fathers, Außenriffen, die aus<br />
dramatischen Felswänden bestehen und<br />
mit schönsten Hartkorallen bestückt sind.<br />
Wir tauchen in das kristallklare Wasser<br />
von Kilibobs ein, wo uns eine große Schule<br />
Fledermausfische begrüßt und nach unten<br />
zum Riff begleitet. Bei Jayne’s Gully treffen<br />
wir auf Große Barrakudas und Dutzende<br />
von Grauen und Weißspitzenriffhaien.<br />
Auch Papua-Neuguinea konnte dem<br />
Reiz des lukrativen Flossenhandels nicht<br />
widerstehen und es werden weiterhin Haie<br />
gefangen und exportiert, um Chinas hohe<br />
Nachfrage nach Haiflossensuppe zu decken.<br />
Doch unter der Führung der lokalen<br />
Stämme konnte die Region dem Schrecken<br />
Ab einem gewissen Alter wechseln<br />
Geistermuränen das Geschlecht<br />
und färben sich um.<br />
Ein Silberspitzenhai<br />
zieht neugierig seine<br />
Kreise.<br />
des industriellen Haifangs bisher entgehen.<br />
Lokale Initiativen wie das Mahonia-Na-Dari-Bildungsprogramm,<br />
das von Walindi<br />
gegründet wurde, hat dieser spärlich<br />
besiedelten Gegend sehr dabei geholfen,<br />
verantwortliche marine Verwaltungsämter<br />
aufzubauen, und den zerstörerischen<br />
Fischereipraktiken zu widerstehen.<br />
BEWEGUNG ZUM MEERESSCHUTZ<br />
Wirklich entscheidend ist Papua-Neuguineas<br />
Unternehmung, bis 2021mehr als<br />
7500 Quadratkilometer der Bismarcksee in<br />
ein Meeresschutzgebiet zu verwandeln und<br />
die Menge an geschütztem Gebiet so zu<br />
verdreifachen. Die Bismarcksee ist selbst<br />
für Papua-Neuguineas Standards phänomenal<br />
und weist trotz ihrer relativ kleinen<br />
Fläche von etwa 40 000 Quadratkilometern<br />
eine unvergleichbare Biodiversität auf. Sie<br />
beheimatet viele der 132 Spezies von Haien<br />
und Rochen, die in diesem Land bereits<br />
bekannt sind, und wenn man wirklich viel<br />
Glück hat, entdeckt man vielleicht auch<br />
einen von ihren wenigen Fressfeinden, den<br />
Orca. Kürzlich bestimmte eine französische<br />
Forschungsreise 1300 Fischspezies,<br />
4500 Mollusken- und über 400 Korallenar-<br />
50 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Ein Echter Clownfisch<br />
bewacht aufmerksam<br />
seinen Anemone, in<br />
der er wohnt.<br />
Ein unvergessliches Erlebnis:<br />
Schweben inmitten Hunderter<br />
Barrakudas.<br />
ten – atemberaubende Zahlen! Riffbildende<br />
Hartkorallen helfen, die spektakuläre<br />
Unterwassertopografie der Fathers-Riffe<br />
zu kreieren und dazu gehören auch von<br />
Weichkorallen bewachsene Bögen, deren<br />
Außenseiten von riesigen Vasenschwämmen<br />
geziert werden, die an den glatten<br />
Wänden der Schwerkraft trotzen. Bei<br />
Shaggy’s Reef entdecken wir eine mit<br />
Leben gefüllte Wasserrinne dekoriert mit<br />
Gorgonien, die von Silberspitzenhaien<br />
bewacht werden.<br />
Die Begriffe Einsamkeit und Abgeschiedenheit<br />
beschreiben das <strong>Tauchen</strong> bei den<br />
Fathers, aber wir sind nicht ganz allein.<br />
Wann auch immer wir uns der Insel Duportail<br />
nähern, paddeln die Einheimischen<br />
raus, um frische Erzeugnisse zu tauschen,<br />
und scheinen unsere Anwesenheit sehr zu<br />
genießen. Wir sind fasziniert von ihren fein<br />
handgearbeiteten Auslegerkanus und sie<br />
sind fasziniert von unserer Hightech-Ausrüstung,<br />
die in dieser natürlichen Wildnis<br />
fast schon fehl am Platz wirkt.<br />
EIN KRATER VOLLER CRITTER<br />
Eine weitere nächtliche Fahrt bringt uns<br />
zu den Witu-Inseln, wo wir im dschungelartig<br />
bewachsenen Vulkankrater der Garove-Insel<br />
anlegen. Mit seinem matschigen<br />
Meeresgrund ist es das beste Gebiet für<br />
Critter! Direkt unter unserem Boot zeigt<br />
sich zögerlich eine geschmeidige Geistermuräne.<br />
Diese verliert ihre teilweise blaue<br />
Färbung und wird ganz gelb, wenn sie<br />
das Geschlecht von männlich zu weiblich<br />
wechselt, ein Phänomen, das auftritt<br />
wenn sie über 85 Zentimeter lang wird. Ein<br />
goldener Fangschreckenkrebs wartet in<br />
einer Höhle darauf, dass ein ahnungsloser<br />
Fisch in Reichweite kommt und er blitzartig<br />
zuschlagen kann. Mit Eiern beladene<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 51
REISE<br />
PAPUA-NEUGUINEA<br />
TAUCHSAFARI<br />
Seenadeln schlängeln sich währenddessen<br />
vorsichtig über dem Grund entlang,<br />
während in der Nähe winzige Nacktkiemer<br />
die frisch gelegten Eier eines unglücklichen<br />
Riffbewohners verspeisen. Die<br />
faszinierende Makrowelt dieses Kraters ist<br />
genauso lebendig wie die der Außenriffe!<br />
Das beste Critterleben findet sich oberhalb<br />
von 15 Metern, also machte ich das Beste<br />
draus und verbrachte so viel Zeit wie möglich<br />
unter Wasser; kehrte nur für neues<br />
Nitrox und Erfrischungen an die Oberfläche<br />
zurück. Wenn der Tag sich dem Ende<br />
neigt, kehren die Kinder zu ihren Dörfern<br />
zurück und die tagaktiven Bewohner des<br />
Riffes suchen geschützte Ecken, sobald die<br />
nachtaktiven Jäger hervorkommen. Nachttauchgänge<br />
werden während der ganzen<br />
Reise täglich angeboten und die Chancen<br />
sollten nicht ungenutzt bleiben, besonders<br />
an einem solchen Tauchplatz, der vor lauter<br />
seltsamem und wundervollem Leben<br />
nur so wimmelt.<br />
UND ES WIRD NOCH SCHÖNER<br />
Die Witu-Inseln bieten nicht nur<br />
Muck-Tauchgänge. Außerhalb des Kraters<br />
durchtauchen wir bei den Arches beeindruckende<br />
Bögen, bevor wir uns den<br />
farbenfrohen Wänden von Barney’s Reef<br />
nähern. Eine kleine Riffsäule beheimatet<br />
Schulen von Schnappern und wunderschöne<br />
Weichkorallenformationen. Bei<br />
den Lama Shoals zieht uns ein riesiger<br />
Schwarm aus Barrakudas in den Bann,<br />
während im Riff dickte Wolken aus<br />
Gelbstreifen-Füsilieren und Königs-Feenbarschen<br />
einen farbenfrohen Tanz aufführen.<br />
Dabei versuchen sie sowohl den<br />
einsam jagenden Thunfischen als auch<br />
den im Rudel jagenden Pferdemakrelen<br />
auszuweichen.<br />
Unsere Rückreise nach Neubritannien<br />
führt über die malerische Insel Restorf,<br />
wo die Kakophonie der Vogelgesänge<br />
uns daran erinnert, dass dieses Land für<br />
Ornithologen genauso wichtig ist wie für<br />
Meeresbiologen. Das sensationelle Riff<br />
unter der Oberfläche weist einige der<br />
größten Fächer- und Elefantenohrkorallen<br />
der Gegend auf und sprüht nur so von obskurem<br />
maritimen Leben, von Gemeinen<br />
Marmorgarnelen bis zu skurrilen Geisterpfeiferfischen.<br />
Es findet sich nirgends eine<br />
treffendere Interpretation des nationalen<br />
Mottos „Unity in Diversity“ (Einheit in<br />
Vielfalt), dass sich nicht nur auf die Kultur<br />
mit 852 Sprachen bezieht, sondern ebenso<br />
auf die Geologie und Ökologie dieses<br />
faszinierenden Landes. Diese Diversität<br />
findet sich auch in der Bandbreite der<br />
Tauchplätze und Lebensformen auf den<br />
vielbevölkerten Unterwasserbergen, die<br />
eine maritime Mischung aufweisen, mit<br />
der nur wenige Plätze auf der Welt mithalten<br />
können.<br />
Das Wrack des Mitsubishi-„A6M“-Jagdflugzeugs<br />
liegt in knapp 20 Metern<br />
Tiefe.<br />
Mitten in einer Ölpalmenplantage<br />
liegt das Wrack eines weiteren<br />
Kriegsflugzeugs.<br />
52 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
REISE-FACTS<br />
REISZEIT<br />
Kimbe Bay kann das ganze<br />
Jahr betaucht werden. Der<br />
hier beschriebene, charakteristische<br />
Reiseplan<br />
der Safariboote „Oceania“<br />
und „Febrina“ wird in den<br />
Monaten von April bis Juni<br />
und September bis November<br />
angeboten. Das verbleibende<br />
Jahr werden andere Regionen<br />
angesteuert.<br />
In Papua-Neuguinea kommt<br />
Malaria vor. Vor der Reise<br />
sollte unbedingt mit dem Arzt<br />
über Prophylaxemöglichkeiten<br />
(sowie über empfohlene Impfungen)<br />
gesprochen werden.<br />
Azoren Gruppenreise<br />
mit Gerald Nowak<br />
Papua-Neuguinea<br />
W<br />
N<br />
O<br />
Sandaun<br />
East Sepik<br />
New Guinea<br />
Western<br />
S<br />
New Ireland<br />
Manus<br />
Bismarksee<br />
Madang Hoskins Airport<br />
Bougainville<br />
Kimbe Bay<br />
Kimbe New Britain<br />
Morobe<br />
Salomonensee<br />
© Beo Brockhausen<br />
7 Nächte in 2 Apartments in Horta inkl. Bad und Küche,<br />
<strong>Tauchen</strong>/Schnorcheln/Freitauchen mit Norberto Diver:<br />
3 Ausfahrten um mit Blauhaien zu tauchen (Suche nach<br />
Baitballs!), 1 Ausfahrt zur Princessa Alice Banks (2 Tauchgänge),<br />
4 Tauchgänge um Faial inkl. Zodiak, Flaschen,<br />
Blei. Pro Person ab EUR 1.580,-<br />
São Tomé und Príncipe<br />
Gulf<br />
Port Moresby<br />
Oro<br />
Milne Bay<br />
Auf dem Tauchdeck<br />
ist alles perfekt<br />
organisiert.<br />
Korallenmeer<br />
2 Wochen Reise inkl. Flüge via Lissabon nach São<br />
Tomé und zurück, Flugsteuern, 9 Nächte Standard<br />
DZ Pestana Equador Ilheu das Rolas, Vollpension,<br />
5 Nächte Standard DZ Pestana São Tomé, Frühstück,<br />
<strong>Tauchen</strong> mit Dive Tribe 16 Tauchgänge inkl. Boot,<br />
Flaschen, Blei, Guide. Pro Person ab EUR 2.989,-<br />
Luxuriöser Katamaran:<br />
die „Oceania“.<br />
Spanien Kanarische Inseln<br />
El Hierro<br />
DAS SCHIFF<br />
Der luxuriöse Aluminium-Katamaran<br />
ist 27 Meter lang,<br />
neun Meter breit und hat acht<br />
Kabinen für maximal 16 Gäste,<br />
einen Salon, ein Sonnendeck<br />
und einen extra UW-Kamerabereich.<br />
Pro Tag werden bis zu vier<br />
Tauchgänge angeboten. Nitrox<br />
ist gegen Aufpreis erhältlich.<br />
Info: www.mvoceania.com<br />
TAUCHEN<br />
Die Sichtweiten liegen normalerweise<br />
über 30 Meter,<br />
können aber in der Regenzeit<br />
(Januar bis März) und wegen<br />
Liegt das<br />
Schiff in<br />
Dorfnähe,<br />
kommen Kinder<br />
vorbeigepaddelt.<br />
südöstlicher Passatwinde (Juli<br />
bis August) auf 15 Meter sinken.<br />
Die Wassertemperaturen liegen<br />
zwischen 27 und 31 Grad<br />
Celsius.<br />
PREISBEISPIEL<br />
Zehn Nächte Tauchsafari kosten<br />
inklusive aller Flüge und einer<br />
Nacht im Doppelzimmer im Twin<br />
Bungalow im Walindi Resort<br />
inklusive Vollpension ab 6615<br />
Euro pro Person. Info:<br />
Aquaventure Tauchreisen,<br />
www.aquaventure-tauchreisen.de<br />
© Beo Brockhausen<br />
9 Tage Reise inkl. Flüge nach Teneriffa,<br />
Fähre El Hierro, 7 Nächte Apartment in La Restinga<br />
(Belegung 2 Personen), 1 Nacht DZ auf Teneriffa<br />
pro Person ab EUR 980,-<br />
5 Tauchtage (je 2 TG) mit Extra Divers EUR 294,-<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 53<br />
Nikolaistraße 30 · 37073 Göttingen<br />
Telefon +49 (0)551- 42664<br />
info@extratour-tauchreisen.de<br />
www.extratour-tauchreisen.de
REISE<br />
INDONESIEN<br />
PAPUA EXPLORERS DIVE RESORT<br />
Raja Ampats Korallenriffe<br />
gelten<br />
als die spektakulärsten<br />
der Welt.<br />
DAS SCHÖNSTE<br />
KLASSENZIMMER DER WELT<br />
Wäre es nicht schön, im Urlaub mehr über die faszinierende Unterwasserwelt<br />
zu erfahren? Während der „Coral Explorers Week“, organisiert<br />
vom Papua Explorers Resort, lernt man alles über Korallenriffe<br />
und hat die Möglichkeit, ein Korallenriff mit aufzubauen.<br />
Auf der „boot“ <strong>2020</strong> blieben wir am Stand<br />
des Papua Explorers Resort stehen. Die<br />
Eigentümerin Selen Yavuzdoga (Foto<br />
rechts) erzählte voller Leidenschaft über<br />
die „Coral Explorers Week“. Zusammen mit<br />
ihrem Ehemann leitet sie das Resort auf<br />
Gam Island in Raja Ampat. In unmittelbarer<br />
Nähe liegen berühmte Tauchspots wie Cap<br />
Kri, Manta Sandy und Blue Magic. Aber<br />
was genau ist diese „Coral Explorer Week“<br />
eigentlich? Eine Woche, in der nicht nur<br />
getaucht wird, man lernt auch etwas über<br />
die Biodiversität von Raja Ampat und Komodo.<br />
Und das bedeutet nicht, dass man<br />
sich langweilige Präsentationen anschaut,<br />
sondern zusammen mit zwei begeisterten<br />
Meeresbiologen auf Entdeckungstour geht.<br />
Die ganze Woche wird von zwei Korallenexperten<br />
geleitet. Wer sind die?<br />
Selen: Russell Kelly und Dr. Rachel Pears<br />
Selen Yavuzdoga leitet zusammen mit ihrem<br />
Ehemann das Papua Explorers Diving<br />
Resort in Raja Ampat.<br />
halten täglich – selbstverständlich nach<br />
den Tauchgängen – Vorträge. Während des<br />
Sonnenuntergangs und vor dem Abendessen<br />
kann man alle Fragen in der Runde<br />
„Ask-me-anything“ stellen. Gibt es eine Frage<br />
über ein besonderes Meerestier? Oder<br />
wie eine bestimmte Korallensorte wächst?<br />
Sie wissen Bescheid! Die Themen der<br />
Vorträge sind unter anderem, wie Korallenriffe<br />
funktionieren, warum sie so wichtig sind,<br />
ihre Bedrohungen, Identifikation von Meerestieren<br />
und auch wird die Frage beantwortet,<br />
warum es so viele Arten in West-Papua<br />
gibt. Es ist quasi „Edutainment“ im schönsten<br />
Klassenzimmer der Welt.<br />
Wie ist der normale Tagesablauf?<br />
Um 7 Uhr gibt es Frühstück, danach zwei<br />
Tauchgänge. Dann folgt ein reichhaltiges<br />
Lunch-Buffet. Am Nachmittag taucht man<br />
noch einmal ab, danach starten die „Learning<br />
Sessions“ und die Fragerunden. Rachel und<br />
54 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
ADVERTORIAL<br />
Russell tauchen jedes Mal mit, sodass man<br />
die neuen Erkenntnisse sofort ausprobieren<br />
kann. Fotografen können abends ihre<br />
Fotos zeigen und diese Bilder werden auch<br />
für eines der Projekte von Papua Explorers<br />
benutzt: Monitoring, Identifikation und Korallen-Transplantation.<br />
Alle Tauchgänge finden<br />
an den schönsten Tauchplätzen von Raja<br />
Ampat und Komodo statt. Wenn das Wetter<br />
es zulässt, gehören auch Explorationstauchgänge<br />
dazu.<br />
Ist das auch für Unterwasserfotografen<br />
interessant?<br />
Ja, sicher! Durch die Vorträge lernt man,<br />
wo und wann bestimmte Tierarten zu finden<br />
sind, und wie man sich am besten ihnen<br />
gegenüber verhält. Mit diesen neuen Erkenntnissen<br />
lassen sich die schönsten Fotos<br />
machen.<br />
Darf man selber auch Korallen pflanzen?<br />
Seit dem Jahr 2016 arbeitet Papua Explorers<br />
Foundation SEA Centre an Wiederherstellungsprojekten<br />
für die Korallenriffe.<br />
Nach vielen Trainingsstunden und nachdem<br />
wir die richtigen Stellen und Methoden<br />
entwickelt haben, konnten wir 2017 endlich<br />
anfangen und Korallenriffe neu ansiedeln.<br />
Unser erstes Projekt war ein Riff, das<br />
beschädigt war, ganz in der Nähe unseres<br />
Hausriffs. Auf einem Gebiet von 500 Quadratmetern<br />
haben wir mehr als 5000 Korallenfragmente<br />
gepflanzt. Die Korallen wachsen<br />
sehr schnell und die Strukturen ziehen<br />
viele Fische an. Taucher, die an den „Coral<br />
Explorers“-Wochen teilnehmen, können an<br />
diesem Projekt mitarbeiten.<br />
Können Sie mehr über das Papua Explorers<br />
SEA Centre erzählen?<br />
SEA ist eine Abkürzung für Science (Wissenschaft),<br />
Education (Ausbildung) und<br />
Awareness (Aufklärung). Das umfasst alles,<br />
das wir mit der Papua Explorers Foundation<br />
erreichen wollen. Wir unterstützen<br />
wissenschaftliche Untersuchungen und<br />
haben unsere eigenen Monitoring-Projekte.<br />
Auch bieten wir der lokalen Bevölkerung<br />
lehrreiche Trainings und nachhaltige Jobs<br />
wie Gärtner und Ranger an. An unserer<br />
Papuan Dive School bilden wir Einheimische<br />
zu Tauchlehrern aus. Auch an den lokalen<br />
Schulen berichten wir über den Meeresschutz,<br />
die Unterwasserwelt und organisieren<br />
regelmäßige Schnorchelausflüge für<br />
die Inselbewohner. An vielen Orten in Raja<br />
Ampat werden die Jobs von Menschen aus<br />
dem Ausland eingenommen, wir bevorzugen<br />
Einheimische. Damit bieten wir ihnen eine<br />
Alternative zum Fischen und sie werden so<br />
zu Beschützern der Riffe!<br />
DAS SIND DIE MEERESBIOLOGEN<br />
Russel Kelly<br />
Russel ist Wissenschaftler, Filmemacher<br />
und Meeresbiologe. Er unterrichtet<br />
Korallen- und Biodiversitätskurse und<br />
hat mehrere wissenschaftliche Bücher<br />
über Ozeane geschrieben. Er setzt sich<br />
dafür ein, die fragilen Ökosysteme, die<br />
alle miteinander in Verbindung stehen,<br />
einem großen Publikum zu erklären.<br />
Russel ist Geologe und Biologe, und<br />
man spürt seine Leidenschaft für sein<br />
Fach. Auf lustige Weise erzählt er alles<br />
darüber, wie marine Ökosysteme funktionieren.<br />
Mit der „Coralia“<br />
auf Tour.<br />
Das Papua Explorers<br />
Diving<br />
Resort liegt<br />
mitten in Raja<br />
Ampat, einem<br />
der schönsten<br />
Tauchgebiete<br />
der Welt.<br />
„Coral Explorers Week“<br />
1. Die „Coral Explorers“ in<br />
Komodo finden vom 3.–<br />
10. und vom 12.–19. Mai<br />
<strong>2020</strong> auf der „Coralia“<br />
statt. Dabei erkunden die<br />
Gäste zusammen mit den<br />
Forschern die Gewässer<br />
vor Komodo. Luxuriöse<br />
Unterbringung, herrliches<br />
Essen und natürlich viele<br />
Tauchgänge erwarten Sie<br />
bei dieser Tauchsafari!<br />
2. Die „Coral Explorers“<br />
in Raja Ampat finden im<br />
Papua Explorers Resort<br />
vom 24.–31. Mai <strong>2020</strong><br />
satt. Das Resort verfügt<br />
über 15 Wasserbungalows<br />
im papuanischen<br />
Baustil. Man genießt den<br />
Gesang der tropischen<br />
Vögel und das rauschende<br />
Meer. Im Restaurant<br />
werden herrliche Speisen<br />
und Getränke mit<br />
Dr. Rachel Pears<br />
Rachel ist die Marine-Park-Managerin<br />
vom Great Barrier Reef in Australien,<br />
wo sie die Möglichkeiten des nachhaltigen<br />
Fischfangs und die Gesundheit<br />
der Korallenriffe untersucht. Als<br />
Koordinatorin vom „Coral Identification<br />
Capacity Building“-Programm und mit<br />
internationaler Erfahrung im Bereich<br />
der Meeresbiologie bringt sie unglaublich<br />
viele Kenntnisse mit. Zusammen<br />
mit Russel schafft sie es auf eine tolle,<br />
verständliche und witzige Weise, ihre<br />
Kenntnisse zu vermitteln.<br />
REISE-FACTS<br />
einer 360-Grad-Aussicht<br />
über das Meer serviert.<br />
Alle Erträge der „Coral<br />
Explorers Week“ fließen<br />
vollständig in die Papua<br />
Explorers Foundation ein.<br />
Mehr Infos per Mail an<br />
raja@papuaexplorers.<br />
com oder auf www.<br />
papuaexplorers.com/<br />
de/coral-explorers/ und<br />
www.coralia-liveaboard.<br />
com<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 55
REISE<br />
BONAIRE<br />
„BUDDY DIVE TEK“-EVENT<br />
Techtauchen kann<br />
man nur in kalten<br />
Seen? Von wegen!<br />
Das Buddy Dive<br />
Resort auf Bonaire<br />
bietet sogar besondere<br />
Events für<br />
Techtaucher an.<br />
TIEFTAUCHER<br />
WILLKOMMEN!<br />
Jedes Jahr findet auf Bonaire das größte<br />
Techtauch-Event der Karibik statt. Wir haben<br />
uns das für Sie einmal genauer angeschaut!<br />
Sagt der da grade wirklich Nerd<br />
zu mir?“ Während meine Augenbrauen<br />
sich nach oben biegen,<br />
lacht sich Leo schlapp. Ich<br />
habe mich gestern zusammen<br />
mit Leo Hoogenboom für einen Kreislaufgeräte-Schnupperkurs<br />
eingeschrieben.<br />
Dieser wird von Lamar Hires geleitet,<br />
dem Eigentümer der Marke Dive Rite.<br />
Nun sitze ich im Buddy Dive Resort in der<br />
prallen Sonne auf einer kleinen Holzbank,<br />
habe einen „O2ptima“ auf meinem<br />
Rücken und atme durch etwas, das mich<br />
an einen Staubsaugerschlauch erinnert.<br />
Von hier hat man eine wunderschöne<br />
Aussicht auf das türkise Wasser und Klein<br />
Bonaire, doch dafür habe ich im Moment<br />
keine Augen. Denn Lamar erwartet, dass<br />
sich diese Augen ganz auf einige Zahlen<br />
konzentrieren. Also stehe ich hier und<br />
starre auf etwas Hightech-Artiges, das<br />
auf meiner Zweiten Stufe montiert ist.<br />
Leo zeigt auf etwas und sagt: „NERD. Das<br />
bedeutet Near Eye Remote Display. Dabei<br />
handelt es sich um ein Head-up-Display,<br />
mit welchem man mit nur einem Blick alle<br />
Daten zum Tauchgang kontrollieren kann,<br />
egal unter welchen Tauchbedingungen.<br />
Die drei Werte, die du hier siehst und<br />
im Auge behalten sollst, heißen PO2. Sie<br />
zeigen dir die Messwerte der drei Sauerstoffzellen<br />
an.“ Lamar hilft mir auf und<br />
erklärt weiter: „Vergiss alles, was du bisher<br />
56 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Das <strong>Tauchen</strong> mit einem Kreislaufgerät muss<br />
man einfach mal ausprobieren!<br />
ALLE FOTOS: R. LIPMANN<br />
Mit den Scootern hatten die Teilnehmer der<br />
„Buddy Dive TeK“-Woche viel Spaß.<br />
Auch Sidemounttaucher<br />
kamen bei der<br />
Tech-Tauchwoche<br />
auf ihre Kosten.<br />
über das Tarieren gelernt hast. Den Atem<br />
anzuhalten macht keinen Sinn, das funktioniert<br />
nicht mit einem Kreislaufgerät.“<br />
Das Abtauchen mit einem Kreislaufgerät<br />
dauert etwas länger als beim <strong>Tauchen</strong><br />
mit einem offenen System. Komischerweise<br />
muss ich mich gar nicht so sehr an das<br />
Tarieren gewöhnen. Wow! Ich schwebe<br />
mit einem Kreislaufgerät über Buddy’s<br />
Reef und überall sind Fische. Nicht ein<br />
paar, sondern Hunderte. Das Riff wirkt<br />
viel lebendiger.<br />
Links und rechts<br />
schwimmen die<br />
farbenfrohesten<br />
Fische vorbei und ich<br />
störe sie überhaupt nicht.<br />
Ein Papageifisch knabbert<br />
an einem Stück Koralle, während<br />
ich ihm so nah bin,<br />
dass meine Nase ihn<br />
fast berührt. Es ist so
REISE<br />
BONAIRE<br />
„BUDDY DIVE TEK“-EVENT<br />
still unter Wasser, keine Blasen. Einfach<br />
unbeschreiblich!<br />
„Ich hätte noch den ganzen Nachmittag<br />
im Wasser verbringen können!“, ruft<br />
Emma Voogd enthusiastisch, als sie die<br />
Leiter hochklettert. Die Freundin von<br />
Leo schaut mich begeistert an. Sie kommt<br />
grade von einem Scooter-Schnuppertauchgang<br />
zurück. „Ich war noch nie mit<br />
einem Scooter tauchen und war schon<br />
super neugierig. Gut zu wissen ist, dass<br />
dieses Gerät einen neutralen Auftrieb hat<br />
und genau das tut, was man sagt: Steuert<br />
man nach unten, geht man auch runter,<br />
und wenn man zu scharf nach oben zielt,<br />
ist man gleich an der Oberfläche. Es war<br />
gigantisch über Buddy’s Reef zu düsen!<br />
Wofür man normalerweise 15 Minuten<br />
braucht, hat man jetzt in nur fünf erledigt.“<br />
Das ist das Tolle an der „Buddy Dive<br />
TeK“-Woche: Jeden Tag werden verschiedene<br />
Schnupperkurse angeboten und da<br />
ist für jeden etwas dabei. Auf dem Steg<br />
kommt mir Archäologe Ruud Stelten entgegen.<br />
Er ist einer der vielen interessanten<br />
Redner, die auf der „TeK“-Woche Vorträge<br />
halten. Gestern erzählte uns Ruud<br />
Ein Schwarm von<br />
Blauen Doktorfischen<br />
begleitet<br />
die Taucher.<br />
von einer Besonderheit Bonaires. In den<br />
letzten 500 Jahren sind vor der Küste der<br />
Insel zahlreiche Schiffe gesunken. Andere<br />
hatten das Pech, dass sie ihren Anker,<br />
aufgrund der schlechten Beschaffenheit<br />
58 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
TAUCHEN<br />
Bonaire ist als Taucherparadies<br />
bekannt. Die Insel<br />
verdankt ihren Ruf vor<br />
allem den 54 Tauchplätzen,<br />
die einfach und zugänglich<br />
vom Ufer aus zu erreichen<br />
sind. Diese sind mit gelben<br />
Steinen markiert, die man<br />
überall an den Straßenrändern<br />
findet.<br />
DAS RESORT<br />
Das Buddy Dive Resort liegt direkt am<br />
Meer und verfügt über elf Gebäude mit<br />
geräumigen Studios, Apartments mit<br />
einem, zwei und drei Schlafzimmern,<br />
einem Full-Service-Tauchcenter, zwei<br />
Swimmingpools, zwei Restaurants, eine<br />
Die schöne Anlage<br />
des Buddy<br />
Dive Resorts.<br />
REISE-FACTS<br />
Fahrzeugvermietung und der berühmten<br />
Tauchflaschen-Tankstelle.<br />
PREISBEISPIEL<br />
Sieben Nächte im Studio mit Frühstück,<br />
Mietwagen, sechs Tage No-Limit-<strong>Tauchen</strong><br />
und Nitrox kosten 989 Euro. Buchbar bei<br />
www.aquaactive.de, Tel. 05507/919 81 80<br />
Die „Mairi Bhan“ ist auch<br />
nach über 100 Jahren auf dem<br />
Meeresgrund immer noch ein<br />
wunderschönes und imposantes<br />
Wrack sowie ein perfekter<br />
Tauchspot für Techtaucher.<br />
des Meeresbodens, verloren haben. Deshalb<br />
kann man rund um Bonaire einige<br />
historische Anker finden, sei es direkt<br />
am Riff oder auch in größeren Tiefen. Für<br />
technische Taucher schlägt das Herz bei<br />
dem Tauchplatz Red Slave etwas höher,<br />
denn hier können Anker in einer Tiefe<br />
von bis zu 120 Metern gefunden werden,<br />
genauso wie bei Karpata.<br />
Das Motorengeräusch wird leiser. Wir<br />
sind an unserem Tauchplatz Karpata<br />
angekommen und ankern dicht vor der<br />
Küste. Von hier aus sieht man viel Grün,<br />
doch ich weiß, dass zwischen der Vegetation<br />
ein altes verlassenes Landhaus steht,<br />
welches den Namen des Tauchplatzes<br />
trägt. Es wurde um 1870 gebaut und man<br />
hielt Ziegen und pflanzte Aloe Vera an.<br />
Vor dem Landhaus sind zahlreiche Anker<br />
stecken geblieben. Manche von ihnen liegen<br />
auf Tiefen, die nur technische Taucher<br />
erreichen können. Und genau diese sind<br />
„BUDDY DIVE TEK“<br />
Die „Buddy Dive TeK“ öffnete 2007<br />
ihre Türen und ist mittlerweile zu<br />
einem der größten Techtauch-Events<br />
der Karibik geworden. Die nächste<br />
„Buddy Dive TeK“ findet vom 3. bis<br />
zum 10. Oktober <strong>2020</strong> statt. Während<br />
des Events werden neue Ausrüstungen,<br />
Materialien und tauchtechnisch<br />
relevante Neuerungen vorgestellt und<br />
zum Testen bereitgestellt. Für Taucher,<br />
die neu auf dem Gebiet des Kreislaufgeräte-<br />
und Sidemounttauchens sind,<br />
werden Gratis-Schnupperkurse organisiert.<br />
Außerdem finden die ganze<br />
Woche über Vorträge von prominenten<br />
und professionellen Tauchern statt.<br />
Infos: https://buddydive.com/de/<br />
events/bonaire-tek/<br />
unser Ziel! Mein Herz macht Purzelbäume,<br />
so schön ist es hier unter Wasser.<br />
Wohin ich auch schaue, sind nur Korallen!<br />
Im flacheren Wasser sehe ich eine<br />
Mischung aus Steinen und Weichkorallen,<br />
doch schon bald fällt das Riff steil ab. Die<br />
Steilwand ist von Schwämmen übersät,<br />
die sich mit den schönsten und grellsten<br />
Farben schmücken – viel Orange, Lila,<br />
Gelb und Dunkelbraun.<br />
Am nächste Tag laufe ich zum Drive<br />
Thru, einer Tauchflaschen-Tankstelle,<br />
um meine Tauchflaschen zu analysieren.<br />
Auf heute freue ich mich besonders,<br />
denn wir machen einen Tauchgang zur<br />
„Mairi Bhan“. Die „Mairi Bhan“ war einer<br />
0<br />
W<br />
N<br />
S<br />
5 km<br />
Karibisches<br />
Meer<br />
O<br />
Bonaire<br />
Rincon<br />
Klein Bonaire<br />
Buddy Dive Resort<br />
Bonaire<br />
Kralendijk<br />
der schnellsten Dreimast-Windjammer<br />
der Welt und gilt als eines der schönsten<br />
Wracks der Karibik. Ich zähle die Meter. 40,<br />
50, 60, bei Meter 63 drehe ich mich um. Was<br />
für ein überwältigender Anblick! Ich bewundere<br />
das Wrack in seiner vollen Pracht,<br />
mache ein Foto und tauche weiter zum<br />
Bug. Mein Blick schweift nach oben, wo<br />
sich einige Sporttaucher in moderater Tiefe<br />
versammeln. Es herrscht dichtes Gedränge<br />
bei ihnen. Ich muss schmunzeln, hier<br />
unten habe ich Platz und vor allem eines:<br />
Ruhe. Bonaire ist einfach ein tolles Ziel für<br />
Techtaucher.<br />
Text: Ruud Stelten und René Lipmann<br />
Übersetzung: Susi Adner<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 59
REISE<br />
SCHOTTLAND<br />
INNERE HEBRIDEN<br />
DIE GIGANTEN<br />
DER MEERE<br />
Um faszinierende Ozeanbewohner zu beobachten,<br />
muss man nicht unbedingt nach Asien reisen. Eine kurze<br />
Flugreise genügt manchmal schon, um seine Leidenschaft<br />
für große Haie auszuleben: Nane Steinhoff hat<br />
sich auf den Weg nach Schottland gemacht, um den<br />
zweitgrößten Hai der Welt zu treffen.<br />
FOTO: T. HOUPPERMANS<br />
Gigantisch: Die<br />
Plankton fressenden<br />
Riesenhaie werden bis<br />
zu zehn Meter lang.<br />
60 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Das Wasser ist dunkelgrün,<br />
unruhig und kalt, vor meiner<br />
Tauchmaske ziehen Unmengen<br />
Plankton vorbei, während ich<br />
unter mir nichts als dunkles<br />
Wasser erkenne. Ich treibe regungslos an<br />
der Oberfläche und schaue gespannt in die<br />
Tiefe, bis sich endlich ein dunkler Schatten<br />
zeigt – der Moment, für den wir hier alle<br />
gekommen waren. Langsam wird aus dem<br />
Schatten ein U-Boot-großer Riesenhai<br />
(Cetorhinus maximus), der sich mit weit<br />
geöffnetem Maul (es ist einen Meter breit!)<br />
langsam auf uns zubewegt. Die gigantische,<br />
grau-braune Kreatur schwimmt<br />
majestätisch an uns vorbei, bis wir die zwei<br />
charakteristischen Rückenflossen und die<br />
unverwechselbare Silhouette des Haies erkennen.<br />
Erst jetzt nehmen wir die wahren<br />
Ausmaße wahr. Der Riesenhai ist mit einer<br />
Körperlänge von bis zu zehn Metern und<br />
einem Gewicht von mehreren Tonnen nach<br />
dem Walhai der zweitgrößte Fisch der Welt.<br />
Im Gegensatz zu den meisten anderen<br />
Haien ist der Riesenhai ein Filtrierer, also<br />
ein Fisch, der durch seine Kiemenreusen<br />
Wasser filtert, um Plankton, kleine Krebse,<br />
Fischlarven und Einzeller zu fressen.<br />
Ich befinde mich vor der schottischen<br />
Westküste, genauer gesagt vor Coll, einer<br />
kleinen Insel der Inneren Hebriden. Hier<br />
treffen sich jedes Jahr von April bis September<br />
unzählige Riesenhaie, um ihren<br />
Hunger nach Plankton zu stillen, das vor<br />
der Insel millionenfach von einer kalten<br />
Strömung aus der Tiefe nach oben getragen<br />
wird. Das macht Coll zu einer der besten<br />
Destinationen in der Welt, um mit Riesenhaien<br />
zu schwimmen. „Wir haben hier an<br />
einem Tag schon mal über 100 Haie gezählt“,<br />
lächelt Shane Wasik, Meeresbiologe<br />
und Gründer von Basking Shark Scotland,<br />
einem lokalen Ökotourismusunternehmen,<br />
das rund um Coll umweltbewusste Touren<br />
für kleine Gruppen anbietet.<br />
GLASGOW UND OBAN<br />
Mein Trip nach Schottland begann mit einem<br />
Flug nach Glasgow. Die Stadt in Zentral-West-Schottland<br />
beeindruckt mit vielen<br />
Grünanlagen und toller Architektur, und<br />
ist für ihre freundlichen Menschen und<br />
das tolle Nachtleben berühmt. Einige Tage<br />
sollte man hier daher definitiv einplanen.<br />
Danach ging es für mich in die romantische<br />
Hafenstadt Oban in den West Highlands,<br />
zwei Autostunden von Glasgow entfernt.<br />
Der spezielle Charme der Stadt an der<br />
Westküste liegt in seiner Vielfalt: Besucher<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 61
REISE<br />
SCHOTTLAND<br />
INNERE HEBRIDEN<br />
Das Thigh na Mara Guesthouse<br />
liegt idyllisch an<br />
der Küste.<br />
FOTOS: VISITSCOTLAND/PAUL TOMKINS (2), VISITSCOTLAND/KENNY LAM (1), N. STEINHOFF (2)<br />
dürfen sich hier auf eine malerische Bucht<br />
mit tollem Blick auf die umliegenden Inseln<br />
freuen, können wandern gehen oder bei der<br />
örtlichen Whiskybrennerei vorbeischauen.<br />
Diverse Tauchbasen bieten außerdem<br />
spannende Tauchgänge an. Während<br />
Wrackfans rund um Oban voll auf ihre Kosten<br />
kommen, ist das „Firth of Lorne“-Landschaftsschutzgebiet,<br />
ein Unterseegebirge<br />
mit Juwel-Seeanemonen, Weichkorallen<br />
und Seefächern, eines von Schottlands<br />
bestgehüteten Tauchgeheimnissen.<br />
Zudem ist Oban Ausgangspunkt für<br />
Touren zu den schottischen Hebriden im<br />
Atlantik – und genau deswegen bin auch<br />
ich gekommen. Früh am Morgen startet<br />
hier im Sommer einmal am Tag die Fähre<br />
nach Coll. Die etwa zweieinhalb-stündige<br />
Fährüberfahrt ist an sich schon ein wundervolles<br />
Erlebnis: Ich trinke eine Tasse<br />
Tee, während die raue, bergige Natur und<br />
die Steilküsten der Insel Mull vorbeiziehen,<br />
bevor die Fähre in die offene See sticht, um<br />
Coll anzusteuern.<br />
NATUR PUR AUF COLL<br />
Das Erste, was ich von der Insel Coll ausmache,<br />
sind die weißen Hütten von Arinagour<br />
– der kleinen Hauptstadt von Coll. Bei rund<br />
200 Inselbewohnern bekommt der Begriff<br />
Hauptstadt eine ganz andere Bedeutung.<br />
Arinagour ist nämlich eher ein kleines<br />
Dorf, in dem etwa 100 Menschen leben.<br />
Besucher finden hier den einzigen Shop der<br />
Insel, ein kleines Café, ein Restaurant, ein<br />
Guest House, ein Hostel und ein Hotel.<br />
Nachdem ich im Tigh na Mara Guest<br />
House eingecheckt habe, das nur sieben<br />
Gehminuten vom Fährenterminal entfernt<br />
liegt, und von den freundlichen Besitzern<br />
in Empfang genommen wurde, werde ich<br />
direkt von Basking Shark Scotland abgeholt,<br />
um mit den 19 anderen Tour-Mitgliedern<br />
an einen Strand im Norden der Insel<br />
zu fahren. Der Weg dorthin führt durch<br />
unberührte Natur, vorbei an großen Dünen<br />
und einer Unmenge Schafen. Der menschenleere<br />
Sandstrand in der traumhaften<br />
Bucht verschlägt mir die Sprache und ich<br />
kann es kaum erwarten, meinen Neoprenanzug<br />
anzuziehen. Was ich unter Wasser<br />
entdecken darf, hätte ich in Schottland nie<br />
erwartet. Der ursprüngliche Reiz dieser<br />
etwas anderen, kristallklaren Unterwasserwelt<br />
steht einem farbenfrohen Korallenriff<br />
in nichts nach. Rotalgen, Schwämme,<br />
farbenfrohe Anemomen, handgroße, lila<br />
Seeigel und große silberne Fischschwärme,<br />
die die Sonnenstrahlen reflektieren,<br />
faszinieren mich. Im tieferen Wasser sehe<br />
ich Kelpwälder, in denen sich die Seehunde<br />
und Kegelrobben der Insel tummeln.<br />
Nach dem ersten Schnorchelerlebnis<br />
steht uns der Abend zur freien Verfügung.<br />
Ich entscheide mich, auf einem Spaziergang<br />
die Buchten nach Fischottern abzusuchen.<br />
Beim Dinner im familiengeführten<br />
Coll Hotel in Arinagour, von dem aus<br />
man einen tollen Blick auf die Bucht hat,<br />
werden frisch gefangener Fisch und leckere<br />
regionale Lamm-Gerichte serviert. Paula<br />
Smalley, die das nahegelegene Tigh na<br />
Mara Guest House zusammen mit ihrem<br />
Mann betreibt, erläutert beim Abendessen<br />
die Zusammenarbeit von Basking Shark<br />
Scotland und den Einheimischen der Insel:<br />
„Basking Shark Scotland hilft dabei, unsere<br />
Natur zu beschützen. Und deren Besucher<br />
unterstützen natürlich unsere lokale<br />
Wirtschaft.“<br />
SPANNENDE BEGEGNUNGEN<br />
Am nächsten Tag geht es früh auf die<br />
beiden komfortablen Schnellboote, um die<br />
62 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Darf man<br />
nicht verpassen:<br />
Cliad<br />
Beach an der<br />
Ostseite von<br />
Coll.<br />
An den niedlichen<br />
Seehunden<br />
kann<br />
man sich<br />
einfach nicht<br />
sattsehen.<br />
Riesenhai-Spots der Insel abzusuchen. Wir<br />
haben Glück: Schon nach wenigen Minuten<br />
sehen wir eine Gruppe Schweinswale, während<br />
am Horizont große Basstölpel vertikal<br />
in den Ozean schießen, um ihr Frühstück<br />
zu fangen. Stundenlang schauen wir auf<br />
Colls eindrucksvolle Steinküsten und<br />
Traumstrände, bis plötzlich einer der zwei<br />
Guides auf unserem Boot hochspringt. Er<br />
zeigt auf die erste markante Rückenflosse<br />
eines Riesenhaies – ein Jungtier. Langsam<br />
fahren wir näher an den Hai heran<br />
und stellen den Motor ab. Er schwimmt<br />
unbekümmert seine Runden, sodass wir<br />
sein weit geöffnetes Maul dicht unter der<br />
Oberfläche bestaunen können.<br />
Wir machen uns bereit, ins Wasser zu<br />
gehen. Shane erklärt: „Wir werden nur<br />
jeweils vier Leute gleichzeitig ins Wasser<br />
lassen, damit wir den Hai nicht erschrecken.“<br />
Eines wird schnell klar: Basking<br />
Shark Scotland stellt das Wohl des Tieres<br />
glücklicherweise vor das Verlangen der<br />
Gäste nach einem Selfie mit dem imposanten<br />
Tier. Leider hat der Hai aber andere<br />
Pläne: Er schwimmt ins tiefere Wasser,<br />
sodass wir ihn verlieren. Unsere Gruppe ist<br />
Mit etwas Glück kann man<br />
Seehunden beim Schnorcheln<br />
beobachten.<br />
2ND DIVER<br />
DIVES FOR<br />
FREE<br />
Blick auf den Hafen von Oban an der<br />
Westküste Schottlands. Von hier<br />
aus startet die Fähre nach Coll.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 63
REISE<br />
SCHOTTLAND<br />
INNERE HEBRIDEN<br />
dennoch ekstatisch und wir würden in den<br />
kommenden Tagen noch genug Chancen<br />
bekommen, die Haie ganz nah zu sehen.<br />
Im Laufe der nächsten Tage schwimmen<br />
wir mit neugierigen Seehunden, sehen<br />
Weißkopfseeadler Kreise ziehen und werden<br />
von einer Gruppe Gemeiner Delfine<br />
verfolgt. Mit etwas Glück kann man rund<br />
um Coll auch Zwergwale, Große Tümmler<br />
und Finnwale sehen. „Wir haben sogar mal<br />
einen Mondfisch und eine Lederschildkröte<br />
getroffen, und vor einigen Monaten haben<br />
wir ,John Coe‘, einen der seltenen Westküsten-Orcas,<br />
gesehen“, erzählt Shane. Es<br />
gibt nur noch acht dieser auf den Hebriden<br />
ansässigen Orcagemeinschaften und „mit<br />
einer zwei Meter großen Rückenflosse ist<br />
,John Coe‘ einer der größten Orcas, den wir<br />
je gesehen haben“, fügt Shane hinzu.<br />
Auch Vogelliebhaber kommen auf Coll<br />
auf ihre Kosten. Zum Beispiel können<br />
Besucher von Mitte April bis Anfang August<br />
auf den unbewohnten Treshnish Isles eine<br />
große Papageientaucherkolonie besuchen.<br />
Weitere Touren aus dem Angebot von Basking<br />
Shark Scotland führen zum Beispiel<br />
nach Staffa Island zum berühmten Fingal’s<br />
Cave, einer hohen Basalthöhle. Auf längeren<br />
Touren können qualifizierte Taucher<br />
außerdem die Hebriden in ihr Logbuch<br />
eintragen. Und unter der Pier in Coll liegt<br />
ein künstliches Riff mit zahlreichen bunten<br />
Weichkorallen, Nacktschnecken und Krebsen<br />
– ein Gedicht für UW-Fotografen! Für<br />
diejenigen, die lieber in die Sterne schauen,<br />
bietet Coll einen der dunkelsten Nachthimmel<br />
Europas!<br />
URLAUB MIT SINN<br />
Auch wenn Schottlands Westküste als einer<br />
der besten Riesenhaihotspots der Welt gilt,<br />
sind die Haizahlen hier wegen jahrelangen<br />
Jagens immer noch geringer als sie<br />
eigentlich sein sollten. „Um die 100 000<br />
Riesenhaie sind im letzten Jahrhundert aus<br />
dem Nordatlantik verschwunden“, erklärt<br />
Shane. Heute sind Riesenhaie immer noch<br />
als gefährdet eingestuft, obwohl die Jagd<br />
seit 1994 verboten ist und die Art seit 1998<br />
in Schottland stark geschützt ist. Mikroplastik,<br />
Bootsverkehr und zurückgelassene<br />
Fischereiausrüstung bedrohen den Hai<br />
heute am stärksten.<br />
„Wir wissen noch nicht allzu viel über<br />
Riesenhaie. Je mehr wir wissen, desto<br />
besser können wir sie beschützen. Daher<br />
haben wir viele eigene Forschungsprojekte<br />
initiiert und arbeiten eng mit Universitäten<br />
zusammen“, sagt Shane. Zusätzlich kämpfen<br />
Basking Shark Scotland, Wissenschaftler<br />
und Naturschutzinstitutionen momentan<br />
dafür, dass das Gewässer rund um Coll<br />
als Meeresnaturschutzgebiet für die Haie<br />
eingerichtet wird. Denn es wird vermutet,<br />
dass sich diese hier im Sommer nicht nur<br />
satt essen, sondern sich hier auch fortpflanzen.<br />
Dr. Suzanne Henderson von Scottish<br />
Natural Heritage, einem öffentlichen Organ,<br />
das sich für das Meeresnaturschutzge-<br />
The Island Cafe – ein kleines Restaurant mit toller Atmosphäre.<br />
64 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Riesenhaie schwimmen<br />
mit geöffnetem Maul. Pro<br />
Stunde filtriert er so Plankton<br />
aus rund 1800 Tonnen<br />
Wasser in der Stunde.<br />
biet einsetzt, fügt hinzu: „Das Schutzgebiet<br />
würde helfen, den kontinuierlichen Schutz<br />
der Arten und deren weitere Erforschung<br />
zu gewährleisten. Um Riesenhaie so gut<br />
wie möglich zu schützen, müssen wir den<br />
gesamten Lebenszyklus verstehen.“ Und da<br />
kommen im Endeffekt auch die Besucher<br />
von Basking Shark Scotland ins Spiel, wie<br />
Shane erklärt: „Leider werden unsere Forschungsprojekte<br />
nicht gefördert, sodass wir<br />
nur weiter forschen können, wenn Leute<br />
auf unsere Touren kommen.“<br />
Den zweitgrößten Hai der Welt treffen,<br />
schottische Gastfreundlichkeit und raue<br />
Natur auf einer abgeschiedenen Insel<br />
fernab jeglicher Zivilisation genießen und<br />
dabei gleichzeitig etwas Gutes für den Erhalt<br />
der Natur und der Arten tun? Ich plane<br />
jetzt schon meinen nächsten Trip!<br />
REISE-FACTS<br />
FOTOS: T. HOUPPERMANS, N. STEINHOFF<br />
ANREISE<br />
Lufthansa, Easyjet, Ryanair<br />
und Eurowings fliegen<br />
Edingburgh und Glasgow<br />
an. Die Fähre von Oban<br />
nach Coll kostet 21 Euro<br />
pro Person für Hin- und<br />
Rückfahrt.<br />
WOHNEN<br />
Oban: Das Glenroy Guest<br />
House (www.glenroyguesthouse.co.uk<br />
) ist ein elegantes<br />
viktorianisches Haus mit<br />
freundlichem Service und<br />
Blick über die Bucht.<br />
Coll: Tigh na Mara Guest<br />
House (www.tnmcoll.com)<br />
hat gemütliche Zimmer,<br />
einen wunderschönen<br />
Blick über die Bucht und<br />
ein tolles Frühstücksangebot.<br />
Das Coll Hotel (www.<br />
collhotel.com ) ist modern,<br />
hat einen schönen Garten,<br />
den einzigen Pub der Insel<br />
und frische Seafood-Angebote.<br />
Das Coll Bunkhouse<br />
(www.collbunkhouse.com)<br />
ist ein günstiges Hostel mit<br />
Selbstversorgung.<br />
TAUCHEN<br />
In der Riesenhai-Saison<br />
liegen die Wassertemperaturen<br />
zwischen 10 und 16<br />
Grad Celsius. Euquipment<br />
kann bei Baskin Shark<br />
Scotland gegen Aufpreis<br />
geliehen werden. Info:<br />
www.baskingsharkscotland.co.uk<br />
RUNDREISE<br />
Extratour organisiert mit<br />
Basking Shark Scotland<br />
eine 10-tätige Rundreise (2<br />
Nächte in Oban, 7 Nächte<br />
auf Coll und 6 Tage Aktivitäten<br />
per Boot um die<br />
Hebrideninseln mit circa<br />
6 Tauchgängen, Inselbesuchen<br />
und Schnorcheln<br />
mit Riesenhaien). Preis: ab<br />
1920 Euro, zzgl. Flug, Mietwagen,<br />
Fährticket. Info:<br />
www.extratour-tauchreisen.de<br />
Äußere<br />
Hebriden<br />
Innere<br />
Hebriden<br />
Minchkanal<br />
W<br />
Atlantischer Ozean<br />
Arinagour<br />
HIGHLANDS<br />
Oban<br />
N<br />
S<br />
O<br />
Nordsee<br />
EDINBURGH<br />
Orkneyinseln<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 65
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4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 67
REPORT<br />
SÜDAUSTRALIEN<br />
ROADTRIP<br />
Mit diesem<br />
Leihwagen fuhren<br />
Brandon und Melissa<br />
Cole durch<br />
Südaustralien.<br />
Equipment-Transport<br />
bei Stony Point in der<br />
Nähe von Whyalla.<br />
Spektakuläre<br />
Landschaft: der<br />
Zwölf-Apostel-Marina-Nationalpark<br />
entlang der Great<br />
Ocean Road.<br />
68 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Dem Großen Fetzenfisch<br />
kann man nur vor Südaustralien<br />
begegnen.<br />
KREUZ UND QUER<br />
DURCH DOWN UNDER<br />
Manche Reisen sind pures Abenteuer: Begleiten Sie Brandon<br />
und Melissa Cole auf ihrem außergewöhnlichen Tauch-<br />
Road-Trip durch Südaustralien. Es folgen Logbucheinträge<br />
einer spannenden Entdeckungsreise.<br />
ALLE FOTOS: B. COLE; ÜBERSETZUNG: REGINA ADAMOVSKY<br />
Brandcon Cole und seine<br />
Frau Melissa schenkten<br />
sich den vierwöchigen<br />
Road-Trip zu ihrem 23.<br />
Hochzeitstag.<br />
TAG 1, 6. JUNI<br />
Brandon: Nach Abholung unseres Leihwagens<br />
in Melbourne navigiert uns Google<br />
90 Minuten lang Richtung Süden, zur<br />
Mornington Peninsula. Der Tauchshop<br />
Scuba Doctor hat genau das, was der Arzt<br />
verschreibt: sechs Stahlflaschen und 36<br />
Kilo Blei. Die Leihgebühr für vier Wochen<br />
beträgt schlappe 900 Euro. Autsch – das<br />
sind die Spots hoffentlich wert!<br />
Oh. Mein. Gott. Man kann mit Worten<br />
kaum die majestätische Szenerie unterm<br />
Blairgowrie Pier beschreiben. Abertausende<br />
Seespinnen stapeln sich, bis zu zehn<br />
klettern übereinander und bemerken uns<br />
dabei gar nicht. Jeden Winter marschieren<br />
Horden dieser basketballgroßen Krustentiere<br />
aus der Tiefe und versammeln sich in<br />
den flachen Gewässern der Port Phillip Bay.<br />
Sie häuten sich en masse, um danach in<br />
neu gebildeten, größeren Panzern weiterzuleben.<br />
Blairgowrie und der nahegelegene<br />
Rye Jetty sind leichte vom Ufer zugängliche<br />
Tauchplätze, wo sich die Häutungsprozesse<br />
oft zu den Vollmonden im Mai und Juni<br />
ereignen. Wir sehen heute keine, aber mit<br />
ein bisschen Glück vielleicht in den nächsten<br />
Wochen. Im Moment finden wir genug<br />
anderes, das uns fasziniert: Dickbauchseepferdchen,<br />
einheimische Nacktkiemer<br />
(Ceratosoma brevicaudatum), Kuh- und<br />
Kugelfische, Trygonorrhinidae-Rochen,<br />
und vieles mehr.<br />
Höhepunkt des Tages: Spinnokalypse!<br />
Tiefpunkt des Tages: Melissas Trocki leckt.<br />
TAG 3, 8. JUNI<br />
Brandon: Heute ist der Welttag der Ozeane.<br />
Starke Winde aus dem Norden wirbeln bei<br />
Blair Matsch auf, also machen wir uns auf<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 69
REPORT<br />
SÜDAUSTRALIEN<br />
ROADTRIP<br />
Am felsigen<br />
Ufer in der<br />
Nähe von<br />
Whyalla wird<br />
gecampt.<br />
Am Blairgowrie Pier in Port<br />
Phillip Bay sehen wir einen<br />
weißen Stachelrochen!<br />
„Ich war so begeistert,<br />
die Riesensepien zu beobachten,<br />
dass ich meinen<br />
undichten Anzug<br />
nicht bemerkt habe.“<br />
den Weg. Wir laden alles in den Van und<br />
fahren 45 Minuten bis zur Südseite der<br />
Halbinsel. Dort erwartet uns am Flinders<br />
Pier, am Lieblingsplatz der Seedrachen,<br />
ruhige See. Diese auch Kleiner Fetzenfisch<br />
genannten Tiere sind jedoch alles andere<br />
als alltäglich. Sie sind außergewöhnliche<br />
Kreaturen: Stellt man sich ein Seepferdchen<br />
vor, zieht es auf 40 Zentimeter Länge und<br />
bemalt es in ockerfarben und kanariengelb,<br />
akzentuiert mit flotten violetten Streifen<br />
und einer Konstellation aus weißen und<br />
gelben Punkten und hängt am Ende noch<br />
tränenförmige Flossenwedel an, erhält<br />
man diesen unverkennbaren Eindruck von<br />
eleganter Kuriosität. Wie verzaubert schweben<br />
wir neben ihnen, während sie über den<br />
Seetang gleiten und nur innehalten, um mit<br />
ihren röhrenförmigen Schnauzen winzige<br />
Schwebegarnelen aufzusaugen.<br />
Anstelle von Schwebegarnelen essen wir<br />
frische, örtlich gefangene Muscheln mit<br />
süßlich-scharfer Laksa-Soße, kochend heiß<br />
serviert vom Food-Truck auf dem Parkplatz.<br />
Lecker! Innerlich wieder aufgewärmt,<br />
tauschen wir die Flaschen und watscheln<br />
erneut zum Steg, die Treppen hinunter und<br />
rein in die Suppe. Weitere Drachen springen<br />
vor unseren Augen durch die Meereslandschaft,<br />
wie zum Leben erweckte Zeichnungen<br />
der australischen Ureinwohner von<br />
aquatischen Traumkängurus.<br />
Am Abend begutachten wir unsere Bilder<br />
des Tages und stellen fest, dass wir zehn<br />
verschieden Seedrachen gesehen haben.<br />
Die Bilder senden wir an Kade Mills, einen<br />
Meeresbiologen der Victorian National<br />
Parks Association. Er leitet das Dragon-Quest-Programm,<br />
das mit Hilfe von<br />
Software die Zeichnungen auf den Flanken<br />
der Seedrachen analysiert. Dann vergleicht<br />
die Software diese Muster mit Bildern aus<br />
der Datenbank. Durch die Mitarbeit von<br />
Bürgerwissenschaftlern war Mills in der<br />
Lage, bei Flinders mehr als 160 Drachen zu<br />
identifizieren. Ein besseres Verständnis der<br />
lokalen Population von Seedrachen ist der<br />
erste Schritt zur Einleitung angemessener<br />
Maßnahmen, damit diese Tiere, die nur<br />
hier leben, erhalten bleibt. Wir vom Stamm<br />
der Taucher, sehen einen mächtigen Reiz<br />
darin, zur Dragon Quest beizutragen.<br />
„Neue“ Seedrachen werden nach ihrem<br />
Entdecker benannt. Ich schlafe mit Träumen<br />
von meiner zukünftigen Berühmtheit<br />
ein.<br />
Die Pfeiler vom Edithburgh<br />
Jetty auf der Yorke-Halbinsel<br />
sind über<br />
und über bewachsen.<br />
TAG 4, 9. JUNI<br />
Brandon: Ein schwerer, grauer Himmel<br />
und neue Winde peitschen Mornington<br />
Peninsula. Melissa ist alles andere als<br />
scharf auf unseren geplanten Bootsausflug<br />
mit RedBoats. Wir fahren mit unserem<br />
Auto zum Treffpunkt mit einer Gruppe<br />
Taucher am Portsea Pier. Die lächelnden<br />
Aussies schreckt das Wetter nicht und sie<br />
versichern uns guten Mutes, dass dieser<br />
kleine Wintersturm gar nichts ist: „Der<br />
Tauchgang wird brillant.“ Das ist er tatsächlich.<br />
Die „Coogee“ zeigt sich anmutig. Wir<br />
erkunden das Heck des verbeulten Schiffes.<br />
Der Ruderquadrant und das Ruder ragen<br />
über das Rumpfskelett, beide mit goldenen<br />
Krustenanemonen überwachsen.<br />
Höhepunkt: Auf einem Boot mal nicht über<br />
der Reling hängen.<br />
Tiefpunkt: Jetzt lecken beide unserer Trockis.<br />
Wir benutzen Depends-Saugeinlagen<br />
in unseren Anzügen.<br />
70 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
TAG 5, 10. JUNI<br />
Melissa: Endlich in Whyalla. Eigentlich,<br />
Stony Point, 20 Minuten außerhalb der<br />
Stadt. Wir stehen am Wasser und sind völlig<br />
fertig, besonders Brandon. Allein heute 16<br />
Stunden hinterm Steuer und das alles auf<br />
der falschen Straßenseite. 1265 Kilometer,<br />
mit ein paar unbeabsichtigten Umwegen.<br />
Und jetzt sollen wir in diesem Van schlafen.<br />
Super. Ich bin zu alt für diesen Kram. Oder<br />
zumindest fast. Der Preis wird den Fleiß<br />
wert sein. Tintenfisch-Magie erwartet uns<br />
morgen, die knuddeligsten von allen „Crittern“<br />
auf meiner Wunschliste! Brandon<br />
schnarcht schon vor sich hin. Wenn dieser<br />
Sitz doch nur ein Stück weiter nach hinten<br />
ginge, aber da liegt zu viel Krempel.<br />
TAGE 6–8, 11.–13. JUNI<br />
Brandon: Whyalla ist ein Nirvana für Unterwasserfotografen<br />
mit einem Faible für<br />
Naturgeschichte und die absolute Tentakelfreude<br />
für Kopffüßler-Fanatiker unter uns.<br />
Wir haben gesehen, wie Riesensepien sich<br />
umwerben, paaren, mit Tinte einsprühen,<br />
die Weibchen ihre Eier ablegen und Männchen<br />
miteinander kämpfen. Es eskaliert in<br />
einem elektrischen Leuchtspektakel mit<br />
pulsierenden, Regenbogenfarben, während<br />
die Männchen, die Größten bis zu einem<br />
Meter lang, versuchen, sich gegenseitig<br />
einzuschüchtern und teilweise gleichzeitig<br />
die Weibchen zu beeindrucken. Und das<br />
alles passiert zwischen einem und vier<br />
Metern Tiefe. Das gibt es nur im Winter und<br />
nur hier.<br />
Ich liebe es, am Wasser zu campen und<br />
mit einem wunderschönen Sonnenaufgang<br />
und ruhiger See aufzuwachen. Wir<br />
waren gestern als erste im Wasser und<br />
als letzte draußen. Ich war so begeistert<br />
davon, das Leben der Riesensepia<br />
festzuhalten, dass ich meinen undichten<br />
Anzug kaum bemerkt habe. Melis Anzug<br />
hat es schlimmer erwischt. Wir brauchen<br />
weitere Saugeinlagen, auch Erwachsenenwindeln<br />
genannt, um das eintretende<br />
Wasser aufzufangen. Ich möchte unbedingt<br />
einen weiteren Tag hier verbringen,<br />
aber laut der Vorhersage dreht der Wind<br />
und bläst Richtung Süden. Das wäre<br />
schlecht. Drüben in Edithburgh sollte es<br />
besser sein.<br />
Höhepunkt: Muskelspiele zwischen<br />
Männchen und die farbenprächtigen Muster<br />
der Sepien.<br />
Tiefpunkt: Einfach keiner.<br />
TAG 10, 15. JUNI<br />
Brandon: Australiens Stege sind bemerkenswerte<br />
Orte. Die Meisten haben Leitern,<br />
die bis ins Wasser reichen und den Tauchern<br />
so die Schlacht durch die Brandung<br />
ersparen, aber in erster Linie sind sie Magneten<br />
für Meeresleben. Edithburgh Jetty<br />
auf der Yorke-Peninsula ist ein Pflichtstopp.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 71
REPORT<br />
SÜDAUSTRALIEN<br />
ROADTRIP<br />
Shaws Kuhfisch ist<br />
ebenfalls ein endemischer<br />
Vertreter. Er<br />
bewohnt felsige Riffe<br />
und Seegraswiesen.<br />
Im oberen Golf von<br />
Spencer treffen sich<br />
jeden Winter Tausende<br />
Riesensepien zur<br />
Paarung.<br />
72 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Unsere Critter-Liste wirkt endlos nach nur<br />
einem Tauchgang im Dschungel der Pfähle<br />
und Querbalken, die mit neonfarbenen<br />
Schwämmen und Manteltieren überzogen<br />
sind. Die Superstars auf diesem Tauchgang<br />
waren ein wenig-niedlicher gelber<br />
bärtiger Anglerfisch, ein super-niedlicher<br />
Schildfisch in einer Muschel und einen<br />
Lederjackenfisch. Außerdem staunten<br />
wir nicht schlecht über eine übel gelaunte<br />
Schwammkrabbe mit einem orangen<br />
Schwammbarett auf dem Rücken und zwei<br />
Blaugeringelte Kraken mit perlenähnlichen<br />
Eiern in den Armen.<br />
Im Edithburgh Caravan Park gönnen<br />
wir uns einen richtigen Campingplatz<br />
und schwelgen in der Gemeinschaftsküche<br />
bei einem Abendessen bestehend aus<br />
Ramennudeln und Curry-Fleischpastete<br />
in Erinnerungen. Besser geht es nun<br />
wirklich nicht.<br />
Melissa: Sechs Stunden später, um 1 Uhr<br />
morgens, muss ich grübeln. Ich kann<br />
mich gar nicht mehr erinnern, wann ich<br />
das letzte Mal Nachttauchgänge direkt<br />
hintereinander absolviert habe. Fingergroße<br />
Kurzkopfseepferdchen sitzen auf<br />
Braunalgen und ihre glänzenden Bäuchlein<br />
reflektieren das Licht meiner Lampe.<br />
Blaue Schwimmkrabben schwingen ihre<br />
scharfen Scheren und ein beängstigend<br />
großes, unfreundliches Exemplar attackierte<br />
Brandons Kamera! Wir sahen sechs<br />
verschiedene Arten von Tintenfischen und<br />
Oktopussen, meine allererste Gestreifte<br />
Pyjama-Sepia eingeschlossen. Wie ein<br />
Marshmallow in Gefängnistracht, hat das<br />
kleine dicke Goldstück mein Herz zum<br />
Schmelzen gebracht.<br />
TAG 11, 16. JUNI<br />
Brandon: Wir wachen um 4 Uhr morgens<br />
von einem Regensturm auf und haben jetzt<br />
auch ein undichtes Zelt. Aber ein Schauer<br />
kann unsere Stimmung nach diesen fantastischen<br />
Nachttauchgängen nicht drücken!<br />
Wir füllen unsere Flaschen bei Edithburghs<br />
Autotankstelle – die nächste Flaschenfüllstation<br />
ist 320 Kilometer entfernt. Es<br />
ist nebelig, dann sonnig, dann regnet es<br />
wieder. Meli versorgt mich mit Essen während<br />
ich fahre. Meine Kameras laden an<br />
dem Adapter im Zigarettenanzünder. Wir<br />
fahren ganz schön lange, etwa acht Stunden<br />
zurück Richtung Westen! Wir erreichen<br />
Port Lincoln um 20:30 Uhr und schlafen<br />
auf dem Parkplatz des Hafens neben einem<br />
Dixi-Klo.<br />
Frische Muscheln<br />
sind die<br />
perfekte Mahlzeit<br />
nach dem<br />
<strong>Tauchen</strong> mit<br />
Seedrachen am<br />
Flinders Jetty.<br />
Höhepunkt: Erinnerungen an diese grandiosen<br />
Nachttauchgänge.<br />
Tiefpunkt: Der Geruch von salzwassergetränkten<br />
Tocki-Unterziehern, die auf dem<br />
Armaturenbrett des Autos trocknen.<br />
TAG 12, 17. JUNI<br />
Melissa: In Port Lincoln auf der Eyre<br />
Peninsula, letzter Stopp auf dem Weg zu<br />
den Neptune-Inseln, schließen wir uns<br />
Adventure Bay Charters an, um Weiße Haie<br />
zu sehen. Am Tauchplatz angekommen<br />
schlüpfen in den Käfig, atmen vom Hookah-System<br />
und starren in die blaugrüne<br />
Leere. Wir sehen den Großen Weißen nur<br />
am Rand unserer Sichtweite ein paar Mal<br />
vorbeiziehen, aber es nichtsdestotrotz aufregend,<br />
im selben Gewässer wie er zu sein.<br />
Die Wettervorhersage für den Süden<br />
ist undeutlich, also quetschen wir uns<br />
wieder in den Van und kehren zurück zu<br />
unserem nomadischen Lebensstil, fahren<br />
wohin auch immer die Strömungen uns<br />
treiben mögen.<br />
TAG 14, 19. JUNI<br />
Brandon: Das Leben auf der Straße hinterlässt<br />
bei uns Spuren, aber über Social<br />
Media kommt die Eilmeldung, die uns zu<br />
neuem Lebenswillen verhilft: Seespinnen<br />
häuten sich bei Blair (jawohl, die Spinnchen<br />
haben ihre eigene Facebook-Seite)!<br />
Jetzt gibt es kein Jammern mehr über<br />
wunde Hintern oder schmerzende Augen<br />
vom stundenlangen Aufpassen vor Kängurukollisionen,<br />
keine weiteren Versuche, das<br />
Wetter zu überlisten. Es ist sogar verboten,<br />
über die übelriechenden durchnässten<br />
Trockiunterzieher zu reden. Wir haben<br />
eine neue Mission. Wir müssen nur 1160<br />
Kilometer zurück nach Osten fahren.<br />
TAG 15, 20. JUNI<br />
Brandon: Geschafft. Der ausgezeichnete<br />
Fotograf und Guide Sam Glenn-Smith<br />
begrüßt uns bei Blairgowrie Pier: „Ihr seid<br />
noch nicht zu spät. Viele sind weg, aber es<br />
passiert immer noch. Und ,Crystal‘ ist da!“<br />
Unter Wasser erinnert alles an ein<br />
Schlachtfeld: Überall treiben Schalen.<br />
Glücklicherweise sind noch ein paar Tausend<br />
lebende Exemplare vorhanden. Die<br />
übrigen Großen Seespinnen werden von<br />
allen Seiten von hungrigen Stachelrochen<br />
belagert. Es müssen um die 20 Stück sein.<br />
Einige sind zwei Meter breit, grauschwarz<br />
mit dicken Flügeln, und sehen aus wie<br />
gigantische Portobello-Champignons. Sie<br />
sind fest entschlossen, die frisch gehäuteten<br />
und damit wehrlosen Seespinnen zu<br />
verspeisen. Ich jubele, als „Crystal“, der<br />
Albino-Stechrochen dazustößt. Clevere<br />
Seespinnen erklimmen die Pfähle und<br />
verstecken sich unter dem Steg. Jene unten<br />
auf dem Sand sind vermutlich verloren. Bis<br />
auf eine! Sam führt uns zum ultimativen<br />
Highlight: eine Spinne im Häutungsprozess.<br />
Wir bilden einen schützenden Wall<br />
um sie herum und wehren alle Raubtiere<br />
ab. Wir beobachten diese Prüfung des<br />
Lebens und warten 20 Minuten. Groß und<br />
auf wackeligen Beinen schiebt sie sich nach<br />
hinten aus ihrer alten Form. Wirklich eine<br />
außerkörperliche Erfahrung für alle Anwesenden<br />
– die Spinne und die drei glücklichen<br />
Menschen.<br />
TAG 17, 22. JUNI<br />
Brandon: Begeistert von unserem Triumph<br />
fahren wir erneut zurück Richtung Westen.<br />
Dieses Mal planen wir eine noch längere,<br />
malerischere Route von Melbourne nach<br />
Adelaide und bevorzugen ein Spinnen-<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 73
REPORT<br />
SÜDAUSTRALIEN<br />
ROADTRIP<br />
netz aus kurvigen Überlandstraßen. Die<br />
Aussichten entlang der Great Ocean Road<br />
sind einfach zum niederknien, besonders<br />
im Twelve-Apostles-Nationalpark wo<br />
Sandsteinfelsnadeln sich aus der Brandung<br />
erheben und einen malerischen Hintergrund<br />
für viele Selfies auf Instagram bieten.<br />
Wir fahren kreuz und quer durch idyllische<br />
Landschaften und sehen sogar einen<br />
echten, lebendigen, wilden Koala über die<br />
Fahrbahn tanzen.<br />
Höhepunkt: Ein wirklich ernster Tiefpunkt<br />
ging knapp an uns vorbei, nachdem uns ein<br />
Polizist anhält, weil ich zu schnell gefahren<br />
war. Ich bekenne mich schuldig. Der<br />
Polizist lächelt, sagt, dass man doch kein<br />
Känguru anfahren will, aber, dass er uns<br />
auch keinen Strafzettel über 420 Australische<br />
Dollar ausstellen will, nur um die<br />
Regierung zu bereichern. Deswegen lässt<br />
er mich mit einer Warnung davonkommen.<br />
Nachdem wir die Unannehmlichkeiten<br />
hinter uns gelassen haben, reden wir übers<br />
<strong>Tauchen</strong>. Er ist selbst ein passionierter<br />
Taucher und empfiehlt uns Ewens Ponds<br />
auszuprobieren.<br />
Tiefpunkt: Das Blaulicht des Streifenwagens.<br />
TAG 18, 23. JUNI<br />
Melissa: Ein weiterer Tag, ein weiterer<br />
Tauchplatz – Second Valley auf der<br />
Fleurieu Peninsula. Chelsea Haebich<br />
kennt die Unterwasserwelt von Südaustralien<br />
wie kaum sonst ein Mensch. Sie<br />
ist Tauchlehrerin und Fotografin und aus<br />
Adelaide gekommen, um uns bei der Jagd<br />
auf „Drachen“ zu helfen. Sie weiß, wo sie<br />
leben, wie man sie erkennt und wie man<br />
mit ihnen am besten interagiert.<br />
Mir ist vom Anblick des wallenden Seetangs<br />
schon ganz schwindelig, während<br />
Chelsea ganz entspannt auf ein Algengewirr<br />
zeigt. Was? Wo? Vor meinen Augen<br />
verschwimmt alles. Und dann, voilà! Obwohl<br />
ich diesen erleuchtenden Moment<br />
der Entdeckung seit 20 Jahren erwartet<br />
hatte, haut es mich dennoch voll vom Hocker,<br />
als mein Gehirn endlich die Kulleraugen<br />
an dem Stück Alge entdeckt. Mein<br />
heiliger Gral – ein Großer Fetzenfisch,<br />
seine Tarnung so gewieft, sein Design so<br />
unfassbar – schwebt direkt vor meiner<br />
Nase. Chelsea zaubert mit ihren Adleraugen<br />
drei weitere Fetzenfische für uns<br />
hervor und einen Quasten-Anglerfisch<br />
noch dazu. Genau wie die Seedrachen<br />
meiner Träume ist es dieser kryptische<br />
DIE TOUR<br />
IN ZAHLEN UND FACTS<br />
• 26 Tage unterwegs<br />
• 8048 gefahrene Kilometer<br />
• 37 Tauchgänge, zuzüglich 4<br />
Stunden Hookah-Haitauchgang<br />
und ein bisschen Schnorcheln<br />
• 153 Minuten: längster Tauchgang<br />
• 30 oder mehr benutzte Saugeinlagen<br />
• X Kilo, um die das zugelassene<br />
Ladegewicht des Vans überschritten<br />
wurde: kein Kommentar<br />
• 1 Nacht im Zelt<br />
• 8 Nächte im Auto<br />
• Anzahl gesichteter einheimischer<br />
Spezies: so ziemlich alle<br />
Critter – ein traurig schauender, faustgroßer<br />
Anglerfisch –, der Brandons Herz<br />
höher schlagen lässt.<br />
TAG 21, 26. JUNI<br />
Brandon: Als Sklaven von Wind und<br />
Wetter haben wir uns in der Umgebung<br />
von Adelaide praktisch im Kreis gedreht.<br />
Victor Harbor Bluffs ist normalerweise in<br />
Ordnung wenn steife Nordwinde überwiegen.<br />
Melissa geht richtig ab und findet<br />
(ganz ohne Hilfe) vier Große Fetzenfische<br />
zwischen den Granitfelsen, die bis auf acht<br />
Meter Tiefe abfallen.<br />
Wenn der Wind Richtung Süden oder Osten<br />
bläst eignet sich Rapid Bay Jetty perfekt<br />
zum <strong>Tauchen</strong>. Nach dem langen Fußweg<br />
(danke an das Schlachtschiff) und einer<br />
langen Schwimmstrecke erreicht man die<br />
Verzweigung des alten Stegs unter dem sich<br />
die Fische in einem dichten Wald aus Pfählen<br />
tummeln. Hunderte von Messing-Steuerbarschen<br />
und markant gezeichneten Old<br />
Wives – die Aussies haben ein besonderes<br />
Talent für die Namensgebung von Fischen –<br />
schwärmen an diesem vortrefflichen Ort.<br />
TAB 22, 27. JUNI<br />
Melissa: Wunderschön, so einfach und<br />
entspannend!<br />
Brandon: Unsere Tauchgänge im Ewens<br />
Ponds Conservation Park außerhalb von<br />
Mount Gambier erinnern an Wassertherapie.<br />
Drei von Süßwasserquellen gefüllte<br />
Becken versetzen uns mit bis zu 45 Metern<br />
Sichtweite und ihrer spektakulären grünen<br />
Wasservegetation ins Staunen. 15 Grad<br />
Zauberwelt im<br />
Süßwasser im<br />
Ewens Ponds<br />
Conservation<br />
Park.<br />
Celsius warmes Frischwasser, das in unsere<br />
undichten Anzüge läuft, wärmt und regeneriert<br />
uns nach drei Wochen der Folter.<br />
Die Kalksteinsinklöcher, zwischen sechs<br />
und zwölf Metern tief, sind durch von Schilf<br />
bewachsene Tunnel verbunden, deren Strömung<br />
es uns erlaubt, entspannt von Becken<br />
zu Becken zu treiben. Obwohl sie nicht mit<br />
Fischen überladen sind, gibt es Barsche<br />
und Fleckengalaxis (aus der Familie der<br />
Galaxiidae), die in der Entfernung schimmern,<br />
und im dritten Becken sehen wir<br />
sogar eine einheimische vom Aussterben<br />
bedrohte Langustenart. Wissenschaftler<br />
nennen sie kurz Euastacus bispinosus. Der<br />
Rest von uns sagt einfach „Pricklybacks“.<br />
Wer hätte gedacht, dass unsere Tauchirrfahrt<br />
auch Spaß im Frischwasser in Mitten<br />
des Farmlandes beinhalten würde? Wir<br />
danken einem ganz besonderen Ordnungshüter<br />
für diesen tollen Tipp.<br />
TAG 24, 29. JUNI<br />
Brandon: Wir sind wieder da, wo wir<br />
angefangen haben. Das Wetter auf der Mornington<br />
Peninsula ist schrecklich, aber das<br />
ist uns egal, denn wir baden im endlosen<br />
Schein unserer Erinnerungen der letzten<br />
Wochen. Unsere überschwängliche Laune<br />
nehmen wir mit unter Wasser, während wir<br />
bei Lonsdale Wall von 11 auf 27 Meter absinken.<br />
RedBoats hat das Stillwasser genau<br />
abgepasst und uns bei einem exzellenten<br />
Wandabschnitt abgesetzt, der mit Milliarden<br />
von zitrusfarbenen Krustenanemonen<br />
hell leuchtet. Es ist der perfekte Hintergrund<br />
für meine Portraits von seltsamen<br />
74 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Guide und UW-Fotograf<br />
Sam Glenn-Smith<br />
mit Melissa vor dem<br />
Abstieg zu den Spinnenkrabben.<br />
Riesenspinnenkrabben<br />
versammeln<br />
sich zum gemeinsamen<br />
häuten.<br />
Höhepunkt: Der Gedanke an unser Vermächtnis,<br />
dass einige der seltensten Seedrachen<br />
unseren Familiennamen tragen.<br />
Tiefpunkt: Stress ohne Ende am späten<br />
Sonntagnachmittag eine Werkstatt mit<br />
Ersatzreifen zu finden, während sich das<br />
schlimmste Szenario in meinem Kopf abspielt,<br />
dass wir am Montagmorgen unseren<br />
6 Uhr Flug nach Hause verpassen.<br />
und wunderbaren Fischen: Schwarzflossen-Fingerflosser,<br />
Hufeisenfeilenfisch und<br />
einem Longsnout Boarfish. Unsere liebsten<br />
sind Saphir-Riffbarsche mit einer umwerfenden<br />
blauen Zeichnung.<br />
Während wir uns für den letzten Tauchgang<br />
rüsten – ein endgültiger Abschied von<br />
den Seespinnen bei Blairgowrie – klingelte<br />
mein Handy. Kade Christmas Mills Island hat nach gründlichem<br />
Abgleichen mit seiner Datenbank<br />
22<br />
bestätigt, dass sechs der von uns bei<br />
Flinders fotografierten Seedrachen Timor für die Sea<br />
Dragon-Quest-Datenbank Cocos Keeling Islands neu sind und<br />
21<br />
uns zu ehren benannt werden. Jetzt sind<br />
wir Legenden.<br />
Indischer Ozean<br />
Broome<br />
Rowley Shoals<br />
20<br />
Port Hedland<br />
TAG 25, 30. JUNI<br />
Brandon: Nicht jede Geschichte hat ein<br />
Happy End, aber unsere zum Glück schon,<br />
zumindest Exmouth größtenteils. Da wir wegen<br />
19<br />
unserer morgigen Pazifiküberquerung<br />
Coral Bay<br />
in der fliegenden Keimhölle ans Festland<br />
Carnarvon<br />
gefesselt sind, besuchen wir das Healesville-Schutzgebiet<br />
außerhalb von Melbourne.<br />
Meekathara<br />
Dort beobachten wir Koalas beim Schlafen,<br />
Kununurra<br />
Geraldton<br />
füttern Wallabys und erfahren mehr Kalgoorlie über<br />
Schnabeltiere. Alles läuft 18 wie geschmiert<br />
bis wir zum Van zurückkehren Bunbury und den<br />
Platten bemerken. 25 Tage und Albany Tausende<br />
1 Osprey Reef<br />
von<br />
2Kilometern Cod Hole / Ribbon Reefs<br />
und so was<br />
14<br />
passiert uns am<br />
letzten 3 Port Douglas Tag. - Day Wir Trips sind Kängurus 15 ausgewichen,<br />
4 Cairns haben - Day Trips / den Liveaboard fragwürdigen Day Trips 16 Vindalho<br />
gegessen 5 Mission Beach und / Townsville chronisch 17eingeschlafene<br />
6 Ayr, Alva Beach - SS Yongala - Shipwreck 18<br />
Hintern überlebt. Auf 8048 Kilometern!<br />
7 Airlie Beach, Whitsundays<br />
19<br />
Dies ist also nur eine kleine Herausforderung<br />
in einem ansonsten wirklich hervor-<br />
8 Mackay Finch Hatton Platypus Dive 20<br />
9 Great Keppel Island<br />
21<br />
ragenden 10 Heron Island<br />
Abenteuer. 22<br />
11 Lady Elliot Island<br />
23<br />
12 Mooloolaba - HMAS Brisbane Shipwreck 24<br />
13 Byron Bay - Julian Rocks<br />
25<br />
Tauchshops: Scuba<br />
Doctor, Rye: scubadoctor.com.au;<br />
RedBoats,<br />
Portsea: redboats.com.au<br />
(Tauch-Charters); Diving<br />
Adelaide: divingadelaide.<br />
com.au; Adelaide Scuba:<br />
adelaidescuba.com.au;<br />
Arafura Sea<br />
Edithburgh Motors: Tel:<br />
+61 8 8852 6067 (nur Gulf of<br />
Katherine<br />
Flaschenfüllung); Whyalla Carpentaria<br />
Diving Services: whyalladivingservices.com.au;<br />
Adventure Bay Charters:<br />
adventurebaycharters. Mount Isa<br />
com.au<br />
Guides und Infos: Sam<br />
Glenn-Smith: facebook.<br />
com/SammyGlennDives<br />
Chelsea Haebich: face-<br />
Whyalla<br />
Ceduna<br />
Eyre Peninsula<br />
Port Lincoln<br />
W<br />
N<br />
S<br />
O<br />
SOUTH<br />
AUSTRALIA<br />
Fleurieu Peninsula<br />
Adelaide<br />
book.com/chelsea.haebich<br />
Hilfe für Identifizierung von<br />
Meereslebewesen: portphillipmarinelife.net.au<br />
Spider Crabs Melbourne<br />
Facebook-Seite: facebook.<br />
com/groups/SpiderCrabs<br />
Weedy Seadragons Melbourne<br />
Facebook-Seite:<br />
1 Osprey Reef<br />
facebook.com/groups/<br />
2 Lizard Island<br />
WeedySeadragonsMelbourne<br />
3<br />
Dragon-Quest-Programm:<br />
4<br />
vnpa.org.au/programs/<br />
Townsville dragon-quest 5<br />
Ayr<br />
<strong>Tauchen</strong>: Im 6 südlichen<br />
Mackay<br />
Australien kann man das<br />
ganze Rockhampton Jahr über tauchen.<br />
Möchte man sowohl die<br />
großen Ansammlungen<br />
NEW SOUTH WALES<br />
Canberra<br />
VICTORIA<br />
Melbourne<br />
Mount Gambie<br />
TASMANIA<br />
Süd-Australien<br />
Port Douglas<br />
Hobart<br />
NACHWORT<br />
In Down Under liefern Drachen und<br />
massenweise Critter sowie unbegrenzte<br />
Abenteuer viele Möglichkeiten für lebensverändernde<br />
Erfahrungen.<br />
Melissa: „Wow! Was würdest du beim<br />
nächsten Mal anders machen?“<br />
Brandon: „Trockene Trockis mitbringen.<br />
Zwei Monate bleiben.“<br />
Sie: „Gib dein Bestes.“<br />
Great<br />
Airlie Beach (Whitsundays)<br />
Sydney<br />
Tasman Sea<br />
Barrier Reef<br />
Coral Sea<br />
Brisbane<br />
Mornington<br />
Peninsula<br />
Twelve Apostles<br />
REISE-FACTS<br />
von Riesensepia als auch<br />
Seespinnen sehen, sollte<br />
man auf die Wintermonate<br />
von Mai bis Juni abzielen.<br />
Stehen die Krabben nicht<br />
auf der Wunschliste reicht<br />
Mai bis August für das<br />
Sepia-Spektakel. Seedrachen<br />
und die Meisten der<br />
anderen in diesem Artikel<br />
genannten Critter sind das<br />
ganze Jahr über zu sehen.<br />
Flache Küstentauchplätze<br />
sind sehr wetterabhängig.<br />
Winde können fest<br />
vorgeplante Tauchpläne<br />
zerstören. Man muss<br />
flexibel bleiben und sehen,<br />
was der Tag so bringt.<br />
Man mietet ein Fahrzeug<br />
und Flaschen, bucht<br />
Airbnbs und fährt dem<br />
guten Wetter hinterher.<br />
Die Wassertemperaturen<br />
liegen zwischen etwa 11<br />
Grad Celsius im Winter<br />
und 21 Grad Celsius im<br />
Sommer. Zu vielen der<br />
Steg-Tauchplätzen läuft<br />
oder schwimmt man ein<br />
ganzes Stück, deswegen<br />
ist körperliche Fitness<br />
wichtig.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 75
MENSCHEN<br />
INTERVIEW<br />
MARC WALLERT<br />
„POSITIVES<br />
DENKEN KANN<br />
GEFÄHRLICH<br />
WERDEN!“<br />
Vor 20 Jahren wurde Marc Wallert<br />
bei einem Tauchurlaub in Malaysia<br />
mit seinen Eltern und anderen<br />
Reisenden von der Abu Sayyaf gekidnappt.<br />
TAUCHEN-Redakteur<br />
Michael Krüger sprach mit dem<br />
Göttinger über die Entführung.<br />
Im April 2000 wurde Marc Wallert von der<br />
islamistischen Terrorgruppe Abu Sayyaf<br />
aus dem Tauchurlaub auf der Malaysischen<br />
Insel Sipadan entführt. Zusammen<br />
mit 20 weiteren Menschen, darunter<br />
seine Eltern, wurde er auf die philippinische<br />
Insel Jolo verschleppt und dort für<br />
140 Tage im Dschungel festgehalten. Als<br />
Überlebender einer Entführung hat der<br />
heute 46-Jährige viel über den Umgang<br />
mit Krisen gelernt. Diese Entführung hat<br />
weltweit Schlagzeilen gemacht. „Eine<br />
todernste Erfahrung, die ich niemandem<br />
wünsche, die ich aber auch nicht mehr<br />
missen möchte“, urteilt der Göttinger<br />
über das Geschehen.<br />
TAUCHEN: Wie kam es zum Kidnapping?<br />
Marc Wallert: Am Ostersonntag 2000<br />
tranken wir einen Sundowner am Strand, als<br />
plötzlich Männer mit Maschinengewehren<br />
hinter uns auftauchten und uns befehlten,<br />
mitzukommen. In zwei Fischerbooten<br />
verschleppten sie uns dann 20 Stunden<br />
übers offene Meer auf die Philippinen. Dort<br />
landeten wir schließlich auf der kleinen Insel<br />
Jolo – völlig unvorbereitet in Shorts und<br />
T-Shirt, mitten im Dschungel und mitten im<br />
Guerillakrieg.<br />
War es ein Risiko dorthinzureisen?<br />
Nein, zumindest kein absehbares Risiko. Wir<br />
waren ja zum <strong>Tauchen</strong> in Malaysia und dort<br />
gab es keine Reisewarnung. Wir hatten nur<br />
Pech, so wie die Menschen, die in 2001 im<br />
World Trade Center gearbeitet haben. Ein<br />
Restrisiko für Terrorismus gibt es immer.<br />
Wie kam es zur Befreiung?<br />
Am Ende hat sich Libyen in die Verhandlungen<br />
eingeschaltet und auch ein hohes<br />
76 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
„Think positive?“<br />
Nicht unbedingt, wie<br />
Wallert weiß: „In<br />
Krisen kann zu viel<br />
Optimismus den Blick<br />
für Risiken trüben.“<br />
Marc Wallert<br />
liebt immer<br />
noch Tauchtrips.<br />
„Reisen ist eine<br />
Lebensschule“, so<br />
der Göttinger.<br />
Am 23. April 2000 wurden die Taucher auf die philippinische Insel Jolo<br />
verschleppt. Erst am 9. September kam Marc Wallert frei.<br />
FOTOS: P. V. DITFURT, PRIVAT<br />
Lösegeld wurde gezahlt. Zwei Finnen, ein<br />
Franzose und ich wurden als letzte westliche<br />
Geiseln nach 140 Tagen freigelassen.<br />
Wer wurde zuerst freigelassen?<br />
Zuerst wurde eine malaysische Geisel freigelassen.<br />
Drei Wochen später meine Mutter.<br />
Ihre Mutter stand ja sehr im Fokus, oder?<br />
Ja, ihr ging es gerade in den ersten Wochen<br />
extrem schlecht. Man hatte gedroht, uns zu<br />
enthaupten. Daraufhin hatte meine Mutter<br />
immer wieder Alpträume und dadurch nach<br />
und nach jegliche Hoffnung auf ein gutes<br />
Ende verloren.<br />
Haben Sie noch Alpträume?<br />
Nein, zum Glück nicht. Nur für kurze Zeit<br />
nach meiner Freilassung habe ich noch vom<br />
Gefechtsfeuer im Dschungel geträumt.<br />
Wie geht es Ihren Eltern?<br />
Meine Eltern sind dankbar, ein zweites<br />
Leben geschenkt bekommen zu haben<br />
und genießen es bei guter Gesundheit und<br />
leben immer noch in Göttingen.<br />
Was haben Sie getan, als Sie wieder<br />
zurück in der Freiheit waren?<br />
Ich genoss die Freiheit, kündigte meinen Job<br />
und zog zu meiner Freundin nach Köln. Ich<br />
spielte eine Zeit lang Drums in einer Band –<br />
davon konnte ich allerdings nicht leben und<br />
suchte mir wieder einen Job.<br />
Was machen Sie beruflich?<br />
Als Keynote Speaker gebe ich heute Impulsvorträge<br />
zum Thema Resilienz, also wie<br />
Menschen und Organisationen erfolgreich<br />
mit Krisen und Belastungen umgehen können.<br />
Darin kombiniere ich meine Führungserfahrung<br />
aus 18 Jahren Konzernkarriere mit<br />
meiner Entführungserfahrung. Darüber habe<br />
ich auch gerade mein erstes Buch veröffentlicht.<br />
„Stark durch Krisen: Von der Kunst,<br />
nicht den Kopf zu verlieren.“<br />
<strong>Tauchen</strong> Sie noch?<br />
Ja, zuletzt war ich Wracktauchen auf Mauritius<br />
– einfach herrlich!<br />
Gibt es irgendetwas Positives, was man<br />
aus so einer Erfahrung mitnehmen kann?<br />
Ich habe viel daraus gelernt, über mich und<br />
über den Umgang mit Stress und Krisen.<br />
Zum Beispiel, dass Optimismus in Krisen<br />
ein zweischneidiges Schwert ist. Denn positives<br />
Denken kann tödlich sein, wenn man<br />
reale Risiken ausblendet. Das gilt genauso<br />
im Business. Jeder hat seine eigene Strategie,<br />
mit Krisensituationen umzugehen. Es<br />
gibt nicht den einen Königsweg, aber viele<br />
mögliche Wege, um aus der Sackgasse zu<br />
kommen. Techniken, die man erlernen und<br />
auch trainieren kann.<br />
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ich mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto<br />
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Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig<br />
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aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: TAUCHEN Kundenservice,<br />
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FORUM<br />
102<br />
Atemberaubend:<br />
Apnoetaucherin<br />
Anna v. Boetticher<br />
unter Eis.<br />
UW-FOTOGRAFIE<br />
Buddys in Szene setzen<br />
In der 25. Folge unserer Serie „Making of“ zeigen vier TAUCHEN-Fotografen,<br />
wie man seinen Tauchpartner kreativ ablichten kann.<br />
„PERSPEKTIVEN<br />
VERÄNDERN, UM<br />
KREATIVE IDEEN<br />
UMZUSETZEN!“<br />
TAUCHEN-Fotograf Tobias<br />
Friedrich sucht immer nach<br />
kreativen Blickwinkeln bei<br />
der Buddy-Fotografie.<br />
FOTOS: T. FRIEDRICH<br />
Die meisten UW-Fotos vom Tauchpartner<br />
sind persönliche Schnappschüsse ohne<br />
künstlerische Ambitionen. Erstklassige<br />
Buddy-Fotos sind hingegen selten Zufall, sondern<br />
das Ergebnis von guter Vorbereitung, perfekter<br />
Kommunikation und langjähriger Erfahrung.<br />
Was unterscheidet ein Erinnerungsfoto von<br />
einem „Big-Shot?“ 1. Die Vorbereitung: Bei Buddy-Fotos<br />
besprechen Profis vor dem Tauchgang,<br />
was, wie und mit welcher Intention fotografiert<br />
werden soll. Ideal ist es, wenn beide den Spot<br />
bereits kennen und mit den Bedingungen bestens<br />
vertraut sind. 2. Die Kommunkation: Gute<br />
Teams können sich unter Wasser mit eigenen Zeichen<br />
verständigen. 3. Die Technik: Neben einer<br />
Top-Kamera und Objektiven, sehr gutem UW-Gehäuse<br />
und Blitzen muss der Fotograf taucherisch<br />
in der Lage sein, sich nur auf das Motiv konzentrieren<br />
zu können. Auch der Buddy muss perfekt<br />
tarieren können und unterschiedliche Positionen<br />
und Haltungen anbieten können! Worauf es ankommt,<br />
erfahren Sie in der „4-Fotografen“-Serie.<br />
DEN GANZEN<br />
BERICHT AB<br />
S. 80 LESEN<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 79
MULTIMEDIA<br />
UW-FOTOGRAFIE<br />
PROFI-TIPPS<br />
4<br />
FOTOGRAFEN<br />
TAUCHEN-UW-Fotografen Brandon<br />
Cole, Tobias Friedrich, Alexander Mustard<br />
und Norbert Probst zeigen ihre Lieblingsmotive<br />
aus dem Bereich der Buddy-Fotografie<br />
und geben Tipps für bessere Bilder.<br />
FOTO: B. COLE<br />
BRANDON COLE<br />
hält seine Canon „EOS 5D Mark IV“<br />
sowie die „EOS 1D Mark IV“ für die<br />
ultimativen Kameras. Der US-Amerikaner<br />
fotografiert auch gern mal mit Nikon-Kameras.<br />
Immer im Seacam-Gehäuse.<br />
TOBIAS FRIEDRICH<br />
fotografiert am liebsten mit seiner<br />
Canon „EOS 1DX Mark II“ im Seacam-Gehäuse<br />
mit „Seaflash-150D“-<br />
Blitzen. Zusätzlich hat er eine Canon<br />
„EOS 5D Mark III“ im Gepäck.<br />
ALEXANDER MUSTARD<br />
setzt auf Nikon-Kameras. Unter Wasser<br />
ist der Engländer daher auch mit seiner<br />
Nikon „D5“ im Subal-Gehäuse, „Seaflash-150“-Blitzen<br />
und „Retra-LS-<br />
D“-Snoots auf Fotopirsch.<br />
NORBERT PROBST<br />
ist von seiner Canon „EOS 5D<br />
Mark III“ mit Canon-Objektiven im<br />
Seacam-Gehäuse begeistert. Probst<br />
fotografiert häufig mit nur einem<br />
„Seaflash-150D“-Blitz.<br />
BUDDY-<br />
FOTOGR AFIE<br />
BRANDON COLE<br />
Bei Höhlenmotiven mit Buddys gilt es, das Lichtspiel einzufangen<br />
und gleichzeitig die Models effektiv in Szene zu setzen. Die lichtdurchfluteten<br />
Cenoten auf der Halbinsel Yucatán sind perfekt.<br />
Um die mystische Stimmung einzufangen, werden die Taucher<br />
nicht aufgehellt, sondern dafür als Schatten gezeigt.<br />
Canon „EOS 5D Mark III“, Objektiv: 15-mm-Fisheye, ISO: 1600<br />
Blende: 8, Verschlusszeit: 1/160, Blitze: zwei Ikelite„ DS-160“<br />
Gehäuse: Seacam mit Superdome-Port<br />
80 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 81
MULTIMEDIA<br />
UW-FOTOGRAFIE<br />
PROFI-TIPPS<br />
BRANDON COLE<br />
Wo wurde diese skurrile<br />
Szene festgehalten? Pantar<br />
Island/Indonesien<br />
Worauf sollte man achten?<br />
Baumkorallen (Umbellulifera<br />
sp.) werden bis zu einen Meter<br />
hoch und bilden einen surreal<br />
wirkenden Unterwasser-Wald<br />
in 30 Metern Tiefe. Bei der<br />
Buddy-Fotografie ist die gute<br />
Zusammenarbeit das A und O.<br />
Im Laufe der Jahre haben mein<br />
Model Melissa und ich eine<br />
UW-Kommunikation mit eigenen<br />
Handzeichen entwickelt, um uns<br />
zu verständigen. Wir besprechen<br />
immer im Vorfeld mögliche<br />
Fotoideen und diskutieren,<br />
welche Motive möglich sind.<br />
Auch nach dem Tauchgang ist<br />
die Kommunikation wichtig.<br />
Hinterher besprechen wir, wie<br />
wir Abläufe verbessern können<br />
und suchen nach neuen Ideen.<br />
Dabei ist es wichtig, unter Wasser<br />
keinen Stress aufkommen<br />
zu lassen, denn UW-Fotografen<br />
sollten nie vergessen, wie anstrengend<br />
es für die Buddy-Models<br />
ist, Positionen zu halten<br />
und dabei relaxed auszusehen.<br />
Buddy-Fotografie ist Teamwork!<br />
Kamera: Canon „EOS 5D Mark<br />
III“, Objektiv: 16–35-mm, ISO:<br />
800, Blende: 11, Verschlusszeit:<br />
1/100, Blitze: zwei Ikelite<br />
„DS-161“, Gehäuse: Seacam<br />
mit Superdome<br />
Wo wurde dieses bunte Motiv aufgenommen?<br />
Komodo-National-Park/Indonesien<br />
Worauf sollte man achten?<br />
Bennett-Federsterne (Oxycomanthus bennetti)<br />
und bunte Schwämme (Porifera) in einem<br />
wunderschönen Korallenriff lassen sich besonders<br />
effektiv mit dem Buddy in Szene setzen.<br />
Die unglaublichen Korallenriffe Indonesiens<br />
sorgen schnell für eine Reizüberflutung. Bei<br />
der Suche nach dem besten Shot sollte man<br />
mit dem Buddy gemeinsam Ausschau halten<br />
und effizient arbeiten. Meine Frau hat dieses<br />
bunte Riff entdeckt und wir wussten sofort<br />
„das ist es!“. Zuerst versuche ich, die idealen<br />
Einstellungen für Blende, Verschlusszeit und<br />
Blitzstärke zu finden. Dann variiere ich die<br />
Bildausschnitte und fotografiere im Hoch- und<br />
Querformat. Mein Buddy Melissa verändert dabei<br />
immer die Positionen. Zuerst bleibt sie nah<br />
am Motiv und dann bewegt sie sich langsam<br />
weg. Wir probieren viel aus und sparen nicht<br />
an Motiven! Wir blieben an dieser Stelle rund<br />
15 Minuten und ich habe mehr als 50 Fotos<br />
geschossen. Wir checken immer unten die<br />
Aufnahmen, damit man die Blitzstärke sowie<br />
die Lichtwerte verändern kann.<br />
Kamera: Canon „EOS 5D Mark III“<br />
Objektiv: 8–15-mm, ISO: 400, Blende: 11<br />
Verschlusszeit: 1/200, Blitze: zwei Ikelite<br />
„DS-161“, Gehäuse: Seacam mit Superdome<br />
82 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
TOBIAS FRIEDRICH<br />
Wo entstand dieses<br />
sensationelle Foto?<br />
Tasiilaq-Fjord/Grönland<br />
Worauf sollte man<br />
achten?<br />
Wer seinen Buddy<br />
nicht immer in der<br />
selben Position fotografieren<br />
möchte, sollte<br />
sich einmal über neue<br />
Perspektiven Gedanken<br />
machen. In machen<br />
Situationen lohnt es<br />
sich, die Perspektive<br />
zu wechseln und das<br />
Bild um 180 Grad zu<br />
drehen. Wie bei diesem<br />
Motiv in Grönland mit<br />
einer Freitaucherin, die<br />
auf einem Eisberg sitzt.<br />
Dazu muss man nicht<br />
so weit reisen: Eine<br />
geschlossene Eisdecke<br />
findet man auch im<br />
Winter in einigen Seen<br />
in Österreich, wo man<br />
diesen Tausch der Perspektive<br />
ähnlich inszenieren<br />
kann. Vielleicht<br />
haben Sie auch schon<br />
Fotos von Tauchern mit<br />
Eishockeyschlägern<br />
und Puck unter der<br />
Eisdecke gesehen? Bei<br />
solch anspruchsvollen<br />
Shootings sollten die<br />
Models natürlich genau<br />
wissen, was sie zu tun<br />
haben und müssen<br />
sicher genug tauchen<br />
können, um auch mit<br />
einem Trockentauchanzug<br />
verkehrt herum im<br />
Eiswasser stehen zu<br />
können. Ansonsten<br />
lassen sich umgedrehte<br />
Motive auch auf einem<br />
sandigen Meeresgrund<br />
realisieren, wobei natürlich<br />
darauf geachtet<br />
werden muss, dass<br />
keine marinen Lebewesen<br />
darunter leiden.<br />
Wer sich nicht wie<br />
das Model ebenfalls<br />
um 180 Grad drehen<br />
möchte, kann natürlich<br />
einfach nachträglich<br />
das Bild mit einem Bildbearbeitungsprogramm<br />
drehen. Um die beste<br />
Perspektive zu finden,<br />
sollte der Fotograf die<br />
gleiche Position einnehmen,<br />
die das Model<br />
hat. Eine leichte Sicht<br />
von oben nach unten ist<br />
hier zum empfehlen, um<br />
dann hinterher den Eindruck<br />
einer natürlichen<br />
Perspektive zu erhalten.<br />
Kamera: Canon „EOS<br />
1DX Mark II“<br />
Objektiv: Canon-100-<br />
mm-Makro<br />
ISO: 250, Blende: 8<br />
Verschlusszeit: 1/60<br />
Blitz: zwei Seacam<br />
„Seaflash 150D“<br />
Gehäuse: Seacam<br />
Wo ist dieses Motiv entstanden?<br />
Gozo/Malta<br />
Worauf sollte man achten?<br />
Buddy-Spiegelungen unter<br />
der Wasseroberfläche sind<br />
beliebte Motive. Noch reizvoller<br />
sind Reflektionen von<br />
eingeschlossenen Luftblasen,<br />
wie hier, die man in Höhlen,<br />
Überhängen oder in Wracks<br />
finden kann. Eine Alternative,<br />
um den Tauchpartner einmal<br />
völlig anders zu porträtieren.<br />
Hierbei sollte man darauf<br />
achten, den richtigen Winkel<br />
zu treffen, denn sonst ist keine<br />
Spiegelung möglich. Zu steile<br />
oder zu flache Winkel ergeben<br />
kein Spiegelbild – nur eine<br />
leicht geneigte Kamera-Position<br />
führt zum gewünschten<br />
Ergebnis. Für solche Motive<br />
sind Weitwinkel-Zooms ideal.<br />
Kamera: Canon „EOS 5D<br />
Mark II“, Objektiv: Canon-<br />
17–40-mm-Zoom, ISO: 400,<br />
Blende: 13, Verschlusszeit:<br />
1/80, Blitz: zwei Seacam<br />
„Seaflash 150D“<br />
Gehäuse: Seacam<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 83
MULTIMEDIA<br />
UW-FOTOGRAFIE<br />
PROFI-TIPPS<br />
ALEXANDER MUSTARD<br />
Wo wurde dieses Höhlenfoto<br />
festgehalten? Chandelier-<br />
Höhle, Palau/Mikronesien<br />
Worauf sollte man achten?<br />
Die berühmte Chandelier-Höhle<br />
in Palau ist perfekt für Sporttaucher,<br />
um ein Cave-Erlebnis<br />
zu haben. Buddy-Fotos von solchen<br />
Motiven sind ideal, damit<br />
der Betrachter die abgebildete<br />
Landschaft besser verstehen<br />
kann. Das Fotografieren von<br />
Menschen an dunklen Orten ist<br />
jedoch nicht einfach, da Taucher<br />
oft Schwarz tragen und dadurch<br />
mit dem dunklen Hintergrund<br />
verschmelzen. Die beste Lösung<br />
besteht darin, sie gegebenenfalls<br />
in hellere Anzüge zu stecken<br />
oder sie vor einem helleren<br />
Bereich des Hintergrunds zu<br />
positionieren. Ich besprach vor<br />
dem Tauchgang mit meinem<br />
Buddy, dass er hinter der Reihe<br />
mit Stalaktiten verharren und<br />
sich zu mir wenden sollte, ohne<br />
mich anzuschauen, damit ich<br />
das Gesicht mit Blitzen aufhellen<br />
kann. Die Spiegelung der<br />
Stalaktiten und des Buddys sind<br />
ein weiterer reizvoller Effekt für<br />
das Motiv.<br />
Kamera: Nikon „D4“<br />
Objektiv: Nikonos-13-mm<br />
ISO: 800, Blende: 10<br />
Verschlusszeit: 1/6<br />
Blitz: zwei Seacam „Seaflash<br />
150D“, Gehäuse: Subal<br />
Wo wurde diese tolle Szene aufgenommen?<br />
Kittiwake-Wrack/Cayman Islands<br />
Worauf sollte man achten?<br />
Attraktive Buddy-Fotos entstehen normalerweise<br />
nicht durch Zufall, sondern sind das Ergebnis<br />
von guter Planung und Teamwork. Ich wollte ein<br />
Foto von einem Taucher schießen, der diese<br />
alte Dekompressionskammer erkundet, und<br />
besprach das Shooting vor dem Tauchgang mit<br />
dem Model. Ich wusste, dass ich eine Lichtquelle<br />
brauchte, um den Taucher im schwarzen<br />
Neoprenanzug hervorzuheben und plante<br />
ursprünglich, blaues Licht für eine natürliche Atmosphäre<br />
zu verwenden. Ein Freund sagte dann<br />
aber, dass man bei blauem Licht denken könnte,<br />
dass die Kammer an beiden Enden offen ist.<br />
Also entschieden wir uns für rotes Licht, obwohl<br />
ich es im Nachhinein vorgezogen hätte, wenn<br />
wir ein natürliches Blau gewählt hätten – aber<br />
hinterher ist man häufig schlauer. Ein Schnapper<br />
schwamm zufällig ins Bild. Ich wünschte,<br />
das Model hätte den Fisch angesehen, aber ich<br />
hatte sie angewiesen, zur Tür der Kammer und<br />
nicht in die Kamera zu schauen. Leider hielt sich<br />
mein Buddy genau an das Briefing. Manchmal<br />
kann man auch zu viel planen!<br />
Kamera: Nikon „D4“, Objektiv: Sigma-15-mm<br />
ISO: 640, Blende: 10, Verschlusszeit: 1/125<br />
Blitz: zwei Seacam „Seaflash 150D“, ein<br />
Subtronic mit Rotlichtfilter, Gehäuse: Subal<br />
84 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
NORBERT PROBST<br />
Wo wurde diese Szene<br />
abgelichtet? Selayar, Südsulawesi/Indonesien<br />
Worauf sollte man achten?<br />
Das Prachtexemplar dieser Riesenmuschel<br />
(Tridacna gigas),<br />
direkt am Einstieg zum Hausriff<br />
des Selayar Dive Resorts ist<br />
praktisch die Einladung zu einem<br />
guten Foto. Das riesige Tier<br />
hat eine tolle Farbgebung, lässt<br />
sich perfekt freistellen und die<br />
unmittelbare Umgebung stört<br />
nicht. Die tief stehende Abendsonne<br />
liefert den stimmungsvollen<br />
Hintergrund als mein<br />
Buddy Johanna sich in eleganter<br />
Haltung hinter dem Tier positioniert.<br />
Die Lampe setzt genau<br />
da einen Lichteffekt, wo er sein<br />
sollte. Am Model-Equipment<br />
hängt nichts Störendes herum<br />
und ihr Blick ist genau auf die<br />
Muschel gerichtet. Da wir das<br />
Tier vorher schon bei mehreren<br />
Hausrifftauchgängen gesehen<br />
hatten, haben wir das Bild<br />
vor dem Tauchgang detailliert<br />
geplant und abgesprochen. Ein<br />
bewährtes Verfahren, das Missverständnisse<br />
und unnötigen<br />
Stress verhindert.<br />
Kamera: Canon EOS 5D Mark<br />
II“, Objektiv: 17–40-mm<br />
ISO: 200, Blende: 11<br />
Verschlusszeit: 1/40<br />
Blitze: ein Seacam „Seaflash<br />
150“, Gehäuse: Seacam<br />
Wo ist dieses Motiv entstanden?<br />
Lighthouse Reef, Turneffe-<br />
Atoll/Belize<br />
Worauf sollte man achten?<br />
Mein Model Johanna betrachtet<br />
das Hauptmotiv, einen himmelblauen<br />
Vasenschwamm (Callyspongia<br />
plicifera), als bereichernd<br />
ein Blaukopf-Junker (Thalosoma<br />
bifasciatum) ins Bild schwimmt.<br />
Ein Motiv, das von der klaren<br />
Gestaltung und den Farben lebt.<br />
Wie bei allen guten Fotos kann der<br />
Betrachter in Sekundenbruchteilen<br />
erfassen, worum es geht. Warum?<br />
Der Schwamm steht im Goldenen<br />
Schnitt. Taucher und Schwamm<br />
sind freigestellt im Blau. Das Equipment<br />
des Models ist aufgeräumt<br />
und farbstimmig. Die große Maske<br />
gibt den Blick aufs Gesicht frei und<br />
betont die Augen. Ebenfalls nicht<br />
unwichtig: Bei Taucherfotos blickt<br />
das Model immer auf das Hauptmotiv<br />
und nicht in die Kamera.<br />
Kamera: Canon „EOS 5D Mark II“<br />
Objektiv: 17–40-mm, ISO: 200<br />
Blende: 9, Verschlusszeit: 1/80<br />
Blitze: ein Seacam „Seaflash“<br />
Gehäuse: Seacam<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 85
MULTIMEDIA<br />
UW-BLITZ/LED-LICHT<br />
SYMBIOSIS „SS-2“<br />
Der „SS-2“ wirkt wie eine<br />
Rucksack-Leuchte und ist<br />
das perfekte Hybrid-Gerät<br />
für Fotografen, die<br />
auch filmen wollen.<br />
Kreativer Doppeldecker<br />
LED-Videolicht und UW-Blitz in einem: Der Hybrid-Blitz<br />
Symbiosis „SS-2“ geht neue Wege. TAUCHEN-Fotoexperte<br />
Herbert Frei hat das „Huckepack-Modell“ getestet.<br />
Während nahezu jede<br />
zweite LED-Leuchte<br />
aus China kommt,<br />
tun sich die dortigen Hersteller<br />
etwas schwer mit Blitzgeräten.<br />
Klar, die Technik ist anspruchsvoller<br />
und die Kunden<br />
sind verwöhnt. Man will mehr<br />
als nur blitzen. Fiberoptisches<br />
TTL wird zumindest von der<br />
großen Masse der Einsteiger-<br />
und Urlaubsfotografen<br />
verlangt. Kann der Symbiosis<br />
„SS-2“-Blitz dem gerecht<br />
werden?<br />
Dem Blitzgerät ist zu eigen,<br />
dass es mit einer festen<br />
LED-Leuchte als Rucksack-Lampe<br />
beaufschlagt<br />
ist. Man spricht in diesem<br />
Fall von einem amphibischen<br />
Hybrid-Blitzgerät. Die<br />
LED-Leuchte ist am Blitzgehäuse<br />
fest verbaut, kann also<br />
nicht entfernt werden. Das<br />
ist ein Alleinstellungsmerkmal<br />
und hebt den „SS-2“ aus<br />
der Masse der Mitbewerber<br />
heraus. Anders als beim<br />
Subtronic „Fusion“, bei dem<br />
die LED-Leuchte im Reflektor<br />
verbaut ist, thront das Licht<br />
nun über den Dingen.<br />
Der „SS-2“ ist kein Leichtgewicht,<br />
wiegt 1050 Gramm,<br />
ist 9,5 Zentimeter breit, mit<br />
Lampe 13 Zentimeter hoch<br />
und 12 Zentimeter lang. Die<br />
aufgesetzte LED-Leuchte ist<br />
zweifelsohne ein guter Kaufgrund,<br />
weil man sie immer<br />
dabei hat und je nach Gusto<br />
fotografieren und filmen<br />
kann. Der Lampenkopf wird<br />
üblicherweise mit einer 4000-<br />
lm-LED ausgeliefert. Da der<br />
Akku mit 3400 mAh bei 14,8<br />
Volt immer derselbe ist und<br />
sowohl fürs LED-Licht als<br />
auch für die Blitzauslösung<br />
hergenommen wird, wirkt<br />
sich eine erhöhte Lumenzahl<br />
auch auf die Brenndauer und<br />
die Zahl der zusätzlich abgegebenen<br />
Blitze bei Volllast<br />
aus. Grob gesagt kann man<br />
etwa 600 Blitze bei Volllast<br />
ohne Lampenlicht auslösen.<br />
Bei Angaben in diversen Prospekten<br />
von 800 Volllastblitzen<br />
bei eingeschalteter Lampe<br />
geht so manchem bei Nacht<br />
ein Licht auf, dass dieser Wert<br />
wohl etwas übertrieben ist.<br />
VIDEO-LICHT<br />
Für viele UW-Fotografen<br />
ist das Mitführen einer<br />
LED-Leuchte ein notwendiges<br />
Übel, weil sie auch einige<br />
Sequenzen filmen wollen.<br />
Das Handling einer externen<br />
LED-Leuchte wird dabei nicht<br />
immer von Jubelstürmen<br />
begleitet. Besser ist es, wenn<br />
das Videolicht im oder am<br />
86 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Blitz integriert ist. Man spart<br />
dadurch auch Platz auf der<br />
Schiene. So ist es ohne weiteres<br />
möglich, mit zwei Symbiosis-Blitzgeräten<br />
tauchen zu<br />
gehen, man hat dann automatisch<br />
auch zwei LED-Leuchten<br />
dabei. Nicht nur preislich ist<br />
das mehr als interessant, auch<br />
hinsichtlich der Ausleuchtung<br />
und der Lichtausbeute bewegt<br />
man sich in einer anderen Dimension.<br />
Aber auch mit einer<br />
4000-Lumen-Videoleuchte<br />
kann man kreativ filmen.<br />
COCKPIT<br />
Die Schalttafel des Symbiosis-Hybrids<br />
wirkt nur auf den<br />
ersten Blick kompliziert. Die<br />
Bedienung ist übersichtlich<br />
und funktioniert auch mit<br />
Trockentauchhandschuhen.<br />
Der Mode-Schalter beherbergt<br />
mit der Off-Position fünf<br />
Schalterstellungen. Zwei für<br />
unterschiedliche Motiventfernungen<br />
und je eine zum<br />
Nur wenige Amateur-Blitzgeräte<br />
verfügen über einen<br />
beleuchteten Monitor,<br />
den man auch<br />
nachts ablesen kann.<br />
Die Schalttafel<br />
sieht zwar<br />
kompliziert aus,<br />
ist aber logisch<br />
und übersichtlich<br />
aufgebaut.<br />
Einschalten der Videoleuchte<br />
und für manuelle Blitzbelichtungen.<br />
Rechts befindet<br />
sich der Leistungsschalter<br />
mit diversen Laststufen. Ein<br />
Testknopf dient zum Checken<br />
des funktionellen Zustandes<br />
des Blitzgeräts, ein anderer<br />
zum Zuschalten des LED-<br />
Lichts, um den Autofokus zu<br />
unterstützen, inklusive drei<br />
Leistungsstufen für weißes<br />
Licht und zwei für Rotlicht.<br />
Der „SS-2“ hat zusätzlich noch<br />
ein beleuchtetes Display, auf<br />
dem die Blitzeinstellungen<br />
angezeigt werden. Das hat den<br />
unschätzbaren Vorteil, dass<br />
man auch in der Nacht alles<br />
optisch im Griff hat. Auch ein<br />
Überdruckventil ist vorhanden.<br />
Nur wenige Blitzgeräte<br />
bieten diesen Komfort.<br />
Die im Setpreis inkludierten<br />
Accessoires beinhalten<br />
normalerweise einen Diffusor,<br />
einen Kugelanschluss<br />
für den Blitzarm und einen<br />
Klauenschlüssel zum Öffnen<br />
der LED-Leuchte, zwei Ersatz-O-Ringe<br />
und Fett.<br />
Mit dem Symbiosis-Blitzgerät<br />
ist ein nicht zu unterschätzender<br />
Gegner in den<br />
Ring gestiegen. Die variablen<br />
Einstellmöglichkeiten des<br />
„SS-2“ sind in dieser Preisklasse<br />
einzigartig. Speziell für<br />
Nah- und Makrofotografen<br />
empfiehlt sich das Aufbringen<br />
eines Kugel-Diffusors, der<br />
zwar zwei Blenden Lichtleistung<br />
kostet, aber ein sehr<br />
angenehmes Licht verbreitet.<br />
Dieser streut das Blitzlicht<br />
auch in die extreme Nähe vor<br />
dem Port, leuchtet außerdem<br />
sehr gleichmäßig aus. Mit zwei<br />
Blitzgeräten samt Kugeldiffusor<br />
gelingen samtig-helle Ausleuchtungen<br />
ohne Spitzlichter<br />
und Dunkelfelder. Wenn der<br />
Kugeldiffusor angebracht<br />
wird, sollte man mit ISO 200<br />
bis 50 Zentimeter Motivdistanz<br />
blitzen.<br />
Die Lampe ist fest montiert und<br />
speist mit ihrem Akku auch den<br />
Blitz. Prinzipiell kann man gut<br />
und gern bei eingeschaltetem<br />
Licht noch 200 Bilder machen.<br />
Unkonventionelles<br />
Design, aber<br />
sehr praktisch:<br />
Das<br />
Lampen-Design<br />
erinnert<br />
an Sealife-<br />
Leuchten.<br />
DAS PRODUKT<br />
Preis Symbiosis „SS-2“<br />
760 Euro<br />
Fiberoptisches Kabel<br />
100 Euro<br />
Blitzwerte „SS-2“<br />
108 Wattsekunden<br />
UW-Leitzahl<br />
14 bei ISO 100<br />
Farbtemperatur<br />
5700 Kelvin<br />
Farbtemperatur mit Diffusor<br />
5300 Kelvin<br />
Ausleuchtwinkel<br />
90 Grad<br />
Ausleuchtwinkel mit<br />
Dome-Diffusor<br />
100 Grad<br />
Blitzfolgezeit bei Volllast<br />
ca. zwei Sekunden<br />
Anzahl der Blitze/Volllast<br />
600 Auslösungen<br />
Blitz-Modi<br />
S-TTL/A1 (0,5 bis 2 Meter)<br />
S-TTL/A2 (0,2 bis 0,5 Meter)<br />
Laststufen<br />
15 Stufen<br />
Auslösung<br />
fiberoptisch<br />
Druckfest<br />
60 Meter<br />
LED-Lampe<br />
umschaltbar auf Rotlicht<br />
Abstrahlwinkel<br />
100 Grad<br />
Lichtstrom<br />
4000 Lumen<br />
Farbtemperatur<br />
5000 Kelvin<br />
Brenndauer<br />
80 Minuten<br />
www.fotografit.eu<br />
www.atlantis-berlin.de<br />
FAZIT<br />
Eierlegende Wollmilchsau? Nicht<br />
ganz, aber die Idee einer Rucksackleuchte<br />
ist frappierend, weil<br />
zudem bei eingeschalteter Leuchte<br />
der Blitz perfekt ausgerichtet<br />
werden kann. Und wenn man<br />
filmen mag, hat man immer eine<br />
starke Lampe dabei! Eine kreative<br />
Kombination!<br />
ALLE FOTOS: H. FREI, SYMBIOSIS<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 87
TECHNIK<br />
SERVICE<br />
TAUCHTASCHEN<br />
Tragen oder ziehen? Tauchtaschen<br />
gibt es inzwischen<br />
für jeden Bedarf.<br />
Tragehilfen für Taucher<br />
Die Auswahl an Tauchtaschen & Co ist riesig.<br />
Unsere Übersicht zeigt, dass es für jedes taucherische<br />
Transportproblem eine Lösung gibt.<br />
1<br />
Die ideale Tauchtasche<br />
wiegt nichts, nimmt die<br />
komplette Ausrüstung<br />
auf und schützt sie gegen einen<br />
Fall aus drei Meter Höhe,<br />
grobmotorische Gepäckstauer<br />
und geschickte Langfinger.<br />
Ein Traum, aber mit etwas<br />
Beratung im Fachgeschäft<br />
findet man die Gepäckstücke,<br />
die den jeweiligen besten<br />
Kompromiss für den individuellen<br />
Einsatz bieten. Einen<br />
ersten Überblick geben wir<br />
Ihnen hier.<br />
Erst einmal ein Anhaltspunkt<br />
zur Größe: Für Warmwassertaucher<br />
reicht meist ein<br />
Transportvolumen von rund<br />
80 Litern, Kaltwassertaucher<br />
sind besser mit 100 bis 120<br />
Litern bedient. Zu groß sollten<br />
die Behältnisse aber auch<br />
nicht sein, weil es je nach<br />
Fluggesellschaft unterschiedliche<br />
Höchstwerte bezüglich<br />
der Abmessungen und des<br />
Gewichts gibt, die zu allem<br />
Überfluss auch noch öfter<br />
wechseln.<br />
ROLLENKOFFER<br />
Beliebt, vor allem bei Flugreisenden,<br />
sind die so genannten<br />
Rollenkoffer. Wie die „Smuggler<br />
Bag“ 1 von Stahlsac. Es<br />
88 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
gibt sie in verschiedenen Varianten.<br />
Sie sind die Klassiker<br />
des Tauchgepäcks. Ihr Vorteil<br />
ist eine Struktur in Form eines<br />
Rahmens oder einer stabilen<br />
Schale aus Kunsstoff, die das<br />
Innere schützt. Ein weiterer<br />
Vorteil ist das ausziehbare<br />
Gestänge, mit dem man sie<br />
bequem ziehen und schieben<br />
kann. Rollenkoffer haben<br />
dadurch immer dann Vorteile,<br />
wenn man ein größeres<br />
Gewicht über eine längere<br />
Strecke transportieren muss.<br />
Wichtig ist dann aber, dass die<br />
Rollen für den jeweiligen Untergrund<br />
geeignet sind. Kleine<br />
glatte Rollen aus dem Inline-Skating<br />
sind auf den glatten<br />
Böden von Flughäfen top.<br />
Aber sobald ein Weg einmal<br />
sandig ist oder vielleicht sogar<br />
uneben und sandig, sind<br />
größere, strukturierte Räder<br />
besser. Eine faltbare Rollentasche<br />
wie die „Explorer II<br />
Folder“ 2 von Aqua Lung und<br />
die „Cruise Backpack Roller“<br />
3 von Mares haben Vorteile,<br />
wenn man sie zuhause oder<br />
an Bord eines Tauchboots<br />
verstauen muss.<br />
Eine weitere Variante<br />
ist eine Hybride, wie zum<br />
Beispiel die „Dry 120“ 4 von<br />
Scubapro. Sie haben neben<br />
den praktischen Rollen auch<br />
Rucksackgurte, mit denen<br />
man sie tragen kann, wenn<br />
der Untergrund rau wird.<br />
samte Tasche nur so lang ist,<br />
dass sie den Rücken bedeckt<br />
und im Hüftbereich aufliegt.<br />
Da hilft nur ausprobieren.<br />
Beispiel hierfür das „Storm<br />
Backpack“ 5 von Stahlsac.<br />
DUFFLE BAGS<br />
Diese Taschen haben auf den<br />
ersten Blick Ähnlichkeiten<br />
mit den Rucksacktaschen, sie<br />
sind aber anders aufgebaut.<br />
Es handelt sich dabei um eine<br />
große zylindrische Tasche,<br />
die oben mit einem Reißverschluss<br />
versehen ist und<br />
robuste Griffe hat, die man<br />
auch über die Schulter ziehen<br />
kann. Bisweilen sind auch extra<br />
Schultergurte angebracht,<br />
wie bei der „Expedition Duffle<br />
Bag“ 6 von Fourth Element.<br />
Ursprünglich wurden sie aus<br />
robustem Leinen gefertigt und<br />
hatten Ähnlichkeit mit einem<br />
gepimpten Seesack. Oft sind<br />
oben und unten noch extra<br />
Griffschlaufen angebracht, die<br />
den Umgang mit den Taschen<br />
vor allem beim Verstauen erleichtern.<br />
Ein Klassiker ist hier<br />
die „Bag Classic“ 7 von Aqua<br />
Lung. Von diesem Hersteller<br />
gibt es auch die deutlich<br />
modernere „Explorer II Duffle<br />
Pack“ 8 , die es in sechs modernen<br />
Farben gibt.<br />
6<br />
3<br />
4<br />
2<br />
5<br />
RUCKSACKTASCHEN<br />
Wer kräftig ist oder eine<br />
leichte Ausrüstung hat, wie<br />
Apnoe-Taucher, der ist mit einer<br />
Rucksacktasche oft besser<br />
bedient, weil diese leichter<br />
sind. Wichtig ist hier darauf zu<br />
achten, dass die Schultergurte<br />
wirklich bequem sind und<br />
vielleicht sogar ein Teil des<br />
Gewichts auf den Hüften liegt.<br />
Das geht auch ohne aufwändige<br />
Rückentrage, wenn die ge-<br />
7 8<br />
FOTOS: WOLFGANG PÖLZER (1), HERSTELER (8)<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 89
TECHNIK<br />
SERVICE<br />
TAUCHTASCHEN<br />
HANDGEPÄCK<br />
Taschen, die so klein sind,<br />
dass sie an Bord des Fliegers<br />
mitgenommen werden können,<br />
werden oft als „Carryon“<br />
bezeichnet. Das sind<br />
Taschen und Koffer, deren<br />
Abmessungen es erlauben,<br />
sie beim Fliegen in die Kabine<br />
mitzunehmen, weil sie in die<br />
Gepäckfächer oder unter den<br />
Vordersitz passen. Da kann<br />
man nicht nur die Taschen<br />
verwenden, die so bezeichnet<br />
sind, wie zum Beispiel die<br />
„Explorer II Carry-on“ von<br />
Aqua Lung 9 , der „Cruise<br />
Journey“-Rucksack 10 von<br />
Mares und der „Steel Backpack“<br />
11 von Stahlsac. Auch<br />
weichere Taschen, wie etwa<br />
die „Argo“ 12 eignen sich dafür.<br />
Übrigens auch dann wenn<br />
sie etwas größer sind, denn<br />
wenn man sie nicht vollpackt,<br />
passen sie immer noch in die<br />
Boxen, mit denen die Größe<br />
getestet wird.<br />
9<br />
12<br />
10 11<br />
KLEINE LÖSUNGEN<br />
Große Taschen haben oft<br />
das Problem, dass ihr Inhalt<br />
schnell unüberschaubar wird.<br />
So wie eine große Lagerhalle.<br />
Die wird man sinnvollerweise<br />
auch mit Containern<br />
aufteilen. Und das geht auch<br />
bei Tauchtaschen. Es gibt<br />
kleine leichte Taschen, mit<br />
denen man die Ausrüstung<br />
leicht auffindbar aufteilen<br />
kann. Ein Beispiel dafür sind<br />
die „Drysacs“ 13 von Fourth<br />
Element. Auf dem Boot<br />
oder in der Basis dienen die<br />
Taschen dann zur trockenen<br />
Aufbewahrung empfindlicher<br />
Ausrüstungsteile oder einfach<br />
dazu, den Kleinkram unter<br />
Kontrolle zu halten. Einen<br />
ähnlichen Zweck erfüllt die<br />
„Mask & Snorkel Combo Bag“<br />
14 , eine robuste, handliche<br />
Tasche, die speziell dafür<br />
gemacht ist, Maske, Schnorchel<br />
und Kleinigkeiten sicher<br />
zusammenzuhalten.<br />
14<br />
13<br />
EXOTEN<br />
Exoten sind Taschen oder<br />
Koffer, die entweder zu einem<br />
anderen Zweck entwickelt<br />
wurden oder aber durch<br />
cleveres Design oder neue<br />
Materialien vom Standard abweichen.<br />
Dazu gehören zum<br />
Beispiel Taschen, die die Ausrüstung<br />
trocken halten und<br />
Nasses transportieren, ohne<br />
die Umgebung unter Wasser<br />
zu setzen, wie die „Cruise<br />
Dry Attack Titan“ 15 von<br />
Mares und die schon erwähnte<br />
„Argo“ 12 , die den<br />
Namen eines Trockis<br />
von Fourth Element hat,<br />
weil sie dafür konzipiert<br />
ist, Trocki und Unterzieher<br />
aufzunehmen.<br />
Das genaue Gegenteil sind<br />
Meshbags. Die lassen Wasser<br />
nicht nur hinein, sondern<br />
vor allem hinaus. Dadurch<br />
trocknet der Inhalt natürlich<br />
schneller. Beispiele sind<br />
Aqua Lungs „Adventurer<br />
Mesh Duffle“ 16 und der<br />
„Dry Mesh Backpack“ 17 , ein<br />
multi-funktionaler Rucksack<br />
von Tusa. Außen besteht er<br />
aus schwarzem Netzgewebe,<br />
und innen befindet sich der<br />
blaue wasserdichte Packsack,<br />
der herausnehmbar ist. Hier<br />
hat man das Beste aus zwei<br />
Welten.<br />
Wer eine solide, transportfreundliche<br />
Box sucht, um seine<br />
Ausrüstung mit dem Auto<br />
zu transportieren, der kann<br />
bei den rollenden Werkzeugkisten<br />
von Stanley, etwa der<br />
„Fat Max“ 18 fündig werden,<br />
die inzwischen in der einen<br />
90 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
oder anderen Version oft an<br />
europäischen Tauchplätzen<br />
auftaucht.<br />
Noch ziemlich neu sind<br />
Taschen, die nicht zum<br />
Transport von Ausrüstung<br />
dienen, sondern dazu, Müll<br />
aus dem Wasser zu bringen,<br />
vor allem solchen aus Plastik.<br />
Da gibt es zum Beispiel den<br />
„Hipbag“ 19 von Trshbg. Das<br />
ist kein Druckfehler, man hat<br />
einfach in dem Wort Trashbag<br />
(englisch für Mülltüte) zwei<br />
Buchstaben entfernt. Der Vorteil<br />
hier ist, dass diese Tasche<br />
eng am Körper anliegt und<br />
nicht beim Schwimmen stört.<br />
Die „Ocean Clean Up Bag“<br />
20 von Scubapro, die ab Juli<br />
erhältlich sein wird und das<br />
„Collecting Net“ 21 von SSI/<br />
Blue Ocean und die „Ocean<br />
Debris Bag“ 22 von Fourth<br />
Element dienen dem gleichen<br />
Zweck und können am Jacket<br />
befestigt werden.<br />
Walter Comper<br />
17<br />
15<br />
18<br />
16<br />
19<br />
HIER WERDEN<br />
SIE FÜNDIG<br />
AQUA LUNG<br />
www.aqualung.com<br />
FOURTH ELEMENT<br />
www.fourthelement.com<br />
20<br />
21<br />
MARES<br />
www.mares.com<br />
SCUBAPRO<br />
www.scubapro.com<br />
22<br />
SSI<br />
www.divessi.com<br />
STAHLSAC<br />
www.stahlsac.com; www.<br />
liquid-sports.de<br />
STANLEY<br />
www.stanleyworks.de<br />
TRSHBG<br />
www.trshbg.com<br />
TUSA<br />
www.tusa.com<br />
FOTOS: HERSTELER (14)<br />
NEU<br />
Unsere neuen MC - Modelle<br />
LW 150 E MC / LW 200 E MC / LW 250 E MC<br />
Die neuen Modelle ergänzen unsere MC Serie<br />
und wurden speziell für Orte mit begrenztem Platz<br />
entwickelt.<br />
NEU - Lieferleistung 150 l/min, 200 l/min oder 250 l/min<br />
NEU - Filtersystem für Standzeiten von bis zu 50 h<br />
NEU - Für den Dauerbetrieb geeignet<br />
NEU - Mit optionaler Niederdruckölpumpe<br />
Lenhardt & Wagner GmbH<br />
An der Tuchbleiche 39<br />
68623 Hüttenfeld<br />
Tel.: +49 (0) 62 56 / 8 58 80-0<br />
Fax: +49 (0) 62 56 / 8 58 80-14<br />
eMail: service@lw-compressors.com<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 91<br />
www.lw-compressors.com
TECHNIK<br />
TEST<br />
SUUNTO „D5“<br />
Dank der 3D-Kompassfunktion,<br />
die Neigungswinkel bis 45 Grad<br />
ausgleicht, sind Kompasskurse<br />
angenehm zu tauchen.<br />
Der Kleine von Suunto<br />
Nach den großen Rechnern „Eon Steel“ und „Eon Core“<br />
bietet Suunto mit dem „D5“ nun einen Uhrencomputer<br />
mit Farbdisplay an. Der bietet viel Power in seinem 90<br />
Gramm leichten Gehäuse.<br />
Usere Tauchsafari legt<br />
am Tauchplatz Austin<br />
Smith an. Dieser<br />
Spot auf den Bahamas ist für<br />
die große Anzahl von Haien<br />
bekannt, die um das gleichnamige<br />
Wrack kreisen. Sobald<br />
wir das Wrack erreichen,<br />
wissen wir gar nicht, wo wir<br />
zuerst hinschauen sollen. Der<br />
„D5“ ist dabei als Tauchgangsbegleiter<br />
aufgrund seines<br />
personalisierten Displays<br />
sehr angenehm. Man kann<br />
bis zu einem gewissen Grad<br />
entscheiden, wie viel oder<br />
wie wenig angezeigt wird.<br />
Ich habe nur drei Daten auf<br />
dem Bildschirm, sodass es<br />
übersichtlich bleibt. Tiefe<br />
und Tauchzeit sind immer<br />
sichtbar und im unteren Teil<br />
des Displays steht bei mir die<br />
Nullzeit. Aber man kann mit<br />
der „DM5“-Software, die es<br />
für MAC und PC gibt, auch<br />
andere Anzeigen auswählen,<br />
wie Flaschendruck, Kompass<br />
und Timer. Wenn die Nullzeit<br />
oder andere Informationen,<br />
die man zunächst ausgeblendet<br />
hat, eine wichtige Rolle<br />
zu spielen beginnen, werden<br />
sie automatisch eingeblendet.<br />
Mir gefällt die Dreierkombination,<br />
weil ich so schnell die<br />
wichtigen Daten ablesen und<br />
mich sofort wieder auf den<br />
Riffhai konzentrieren kann,<br />
der gerade in meine Richtung<br />
schwimmt.<br />
Das Display des „D5“ ist<br />
dank MIP-Technologie (Memory<br />
In Pixel) sehr gut ablesbar<br />
und verfügt zudem über<br />
eine automatische LED-Hintergrundbeleuchtung.<br />
Der<br />
Vorteil dieser MIP-Anzeige<br />
Ein Blick auf die Kompassfunktion<br />
(links)<br />
des „D5“ und die<br />
Anzeige der erfolgten<br />
Paarung mit dem Sender<br />
(rechts).<br />
ist, dass sie auch bei hellem<br />
Sonnenlicht, wie hier auf<br />
den Bahamas, sowohl über<br />
als auch unter Wasser sehr<br />
gut abgelesen werden kann.<br />
Das gilt in Verbindung mit<br />
der Hintergrundbeleuchtung<br />
oder einer Lampe auch für das<br />
<strong>Tauchen</strong> in der Dämmerung<br />
oder bei Nacht.<br />
Das Tastenlayout des „D5“<br />
ist das gleiche wie beim „Eon<br />
Steel“ und beim „Eon Core“.<br />
Das Menü wird einfach mit<br />
den drei Tasten bedient. Das<br />
klappt meist sofort ganz intuitiv<br />
und spätestens dann, wenn<br />
man sich einmal mit den<br />
Grundlagen im Handbuch<br />
beschäftigt hat.<br />
92 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Noch ein Feature des „D5“<br />
können wir hier gut ausprobieren:<br />
den Kompass. Das<br />
Tolle an unserer Safari ist<br />
nämlich, dass man unabhängig<br />
vom Divemaster tauchen<br />
und sich nach dem Briefing<br />
selbstständig machen kann.<br />
Da bewährt sich die Kompassfunktion<br />
des „D5“. Sie arbeitet<br />
schnell, und selbst wenn man<br />
ihn nicht horizontal hält,<br />
klappt die Peilung zurück zum<br />
Boot durch den Neigungsausgleich,<br />
der bis zu einem<br />
Winkel von 45 Grad funktioniert,<br />
hervorragend. Wenn<br />
man ihn zuschaltet, erscheint<br />
der komplette Kompass auf<br />
der Außenseite des Displays.<br />
Der Kurs, den man eingestellt<br />
hat, wird dabei auf dessen<br />
unterem Teil angezeigt.<br />
Wem Suunto-Rechner<br />
bisher zu konservativ waren,<br />
der wird hier glücklicher sein.<br />
Das aktualisierte Dekompressionsmodell<br />
„Suunto-Fused-RGBM-2“,<br />
das erstmals<br />
im „D5“ verwendet wird,<br />
macht Tauchgänge in Tiefen<br />
über 35 Meter und Wiederholungstauchgängen<br />
weniger<br />
konservativ und ermöglicht<br />
so kürzere Aufstiegszeiten.<br />
Außerdem ist die „No Fly“-<br />
Zeit kürzer. In der Vergangenheit<br />
musste der Körper völlig<br />
gasfrei sein, bevor man in das<br />
Flugzeug einsteigen konnte.<br />
Eine kleine Menge ist jetzt<br />
erlaubt, sodass man oft noch<br />
einen letzten Tauchgang machen<br />
kann, der früher nicht<br />
möglich gewesen wäre, ohne<br />
die Sicherheit zu gefährden.<br />
Ebenfalls neu ist bei diesem<br />
Rechner der wieder aufladbare<br />
Akku. Mit einem magnetischen<br />
Ladegerät lässt sich der<br />
„D5“ leicht aufladen. Sobald<br />
die Batterie voll ist, hat man<br />
im Uhrenmodus sechs Tage<br />
und im Tauchmodus sechs bis<br />
zwölf Tauchstunden Zeit.<br />
Eine interessante neue<br />
Funktion des „D5“ ist, dass<br />
die Alarmfunktion nicht<br />
nur aus Pieptönen besteht,<br />
sondern auch mit Vibration<br />
funktioniert. Das ist sehr<br />
nützlich, wenn Sie an Ihrem<br />
Sicherheitsstopp ankommen.<br />
Sobald man sich in sechs Metern<br />
Tiefe befindet, erinnert<br />
eine lange Vibration daran,<br />
dass man dort drei Minuten<br />
bleiben soll.<br />
Daniel Versteeg<br />
ZURÜCK<br />
IN DIE<br />
ZUKUNFT<br />
Die Personalisierung<br />
erfolgt nicht nur über<br />
das Display sondern<br />
auch durch einen möglichen<br />
Austausch der<br />
farbigen Armbänder.<br />
DAS PRODUKT<br />
Suunto<br />
„D5“<br />
Selbst beim Zuschalten<br />
mehrerer<br />
Funktionen bleibt<br />
das Display auch im<br />
hellen Sonnenlicht<br />
immer noch ausgezeichnet<br />
ablesbar.<br />
Typ: Uhrencomputer<br />
Display: Farbe<br />
Hintergrundbeleuchtung: LED,<br />
konfigurierbar<br />
Deko-Modell: Suunto-Fused-<br />
RGBM-2<br />
Alarm: akustisch, optisch,<br />
Vibration<br />
maximale Einsatztiefe:<br />
100 Meter<br />
Batterie: Lithium-Ionen-Akku<br />
Batterielaufzeit: im Tauchmodus<br />
sechs bis zwölf Stunden, als Uhr<br />
sechs Tage<br />
Gase: bis zu drei Gase (O2 von<br />
21–99 %)<br />
Gasintegration: optional (bis zu<br />
drei Sender)<br />
Preis: 649 Euro, Flaschendrucksender<br />
„Suunto POD“ 299 Euro<br />
www.suunto.com<br />
TAUCHEN MEINT:<br />
stylischer Uhrencomputer, top<br />
für über und unter Wasser.<br />
FOTOS: DANIEL VERSTEEG (3), HERSTELLER (2)<br />
DAS BACK<br />
INFLATION BC<br />
SEINER ZEIT VORAUS<br />
Das BC2 ist ein radikal<br />
neues Design von Atomic<br />
Aquatics für Taucher,die das<br />
robusteste Back Inflation BC<br />
der Welt haben wollen.<br />
AtomicAquatics.com<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 93<br />
www.liquid-sports.de
TECHNIK<br />
TEST<br />
BARE „X-MISSION EVOLUTION“<br />
Eiskalt getestet<br />
Der Trocki „X-Mission“ von Bare<br />
hat einen Nachfolger: den Bare<br />
„X-Mission Evolution“. Judith Rietveld<br />
hat den brandneuen Anzug auf<br />
einer Schnorcheltour mit Orcas im<br />
eiskalten Norwegen getestet.<br />
Die asymmetrische Abdeckung<br />
des Schutzreißverschlusses sorgt<br />
dafür, dass weiches Material<br />
über dem wasserdichten Reißverschluss<br />
liegt.<br />
FOTOS: RENE LIPMANN (1), HERSTELLER (2)<br />
Ich bin kein Trocki-Taucher,<br />
denn am liebsten sind mir<br />
warme Gewässer. Aber im<br />
Vorfeld zu meiner Schnorchel-Tour<br />
mit Orcas in Norwegen<br />
habe ich mich überzeugen<br />
lassen, dass ein Trocki die<br />
sinnvollste Lösung ist. Da war<br />
mein Freund Sander Evering<br />
nicht ganz unschuldig dran,<br />
der diesen Anzug für einen<br />
der besten auf dem Markt<br />
hält, wie wir weiter unten<br />
erfahren werden.<br />
Was ist der Unterschied<br />
zum Vorgänger, dem Bare<br />
„X-Mission“? Der „Neue“ verwendet<br />
ein extrem robustes,<br />
aber trotzdem sehr leichtes<br />
und flexibles Nylon-Trilaminat,<br />
das an den wichtigsten<br />
Stellen wie Knien und Ellenbogen<br />
verstärkt ist.<br />
Die Halsmanschette aus<br />
Neopren ist sehr warm. Sie<br />
wird umgeschlagen und die<br />
Glatthaut liegt dann auf dem<br />
Hals auf und dichtet hervorragend<br />
ab. Außen befindet sich<br />
ebenfalls Glatthaut-Neopren,<br />
das mit der Glatthaut an der<br />
Innenseite der Kopfhaube<br />
dichtet. Als wenn diese<br />
doppelte Glatthautdichtung<br />
noch nicht genug wäre, wird<br />
die Kopfhaube zusätzlich mit<br />
dem elastischen Wärmekragen<br />
des Anzugs fixiert. Wärmer<br />
ist auch eine angesetzte<br />
Kopfhaube nicht. Wer es nicht<br />
ganz so warm braucht, kann<br />
ohne Aufpreis eine Latexmanschette<br />
wählen.<br />
Als nächstes fallen mir die<br />
geräumigen Taschen an beiden<br />
Beinen auf, die man auch<br />
mit Trockentauchhandschuhen<br />
gut bedienen kann und<br />
die mit einem Reißverschluss<br />
vergrößert werden können.<br />
Die festen Techboots des<br />
„X-Mission Evolution“ haben<br />
einen zusätzlichen Klettverschluss<br />
in Höhe der Knöchel,<br />
der die Füße sicher im Füßling<br />
fixiert.<br />
Meine Halsmanschette<br />
muss maßgefertigt werden.<br />
Das dauert ein paar Wochen<br />
dafür wird der Anzug im Rahmen<br />
des Maßanfertigungsangebots<br />
auf Malta nach meinen<br />
Wünschen und Maßen hergestellt.<br />
Dann bin ich bereit für<br />
Norwegen!<br />
ORCAS – WIR KOMMEN!<br />
Eine Woche lang schnorcheln<br />
wir mit Orcas bei Wassertemperaturen<br />
von vier Grad<br />
Celsius. Über Wasser ist es mit<br />
minus zehn Grad Celsius noch<br />
kälter. Darum ziehen wir die<br />
Trockis gleich früh am Morgen<br />
an und erst wieder aus,<br />
wenn wir zurückkommen.<br />
Das bedeutet, dass ich ihn<br />
manchmal länger als sechs<br />
Stunden am Stück anhabe.<br />
Denn oft dauert es eine Weile,<br />
bis wir die Orcas gefunden haben,<br />
und dann müssen wir auf<br />
den richtigen Moment warten,<br />
bis wir ins Wasser springen<br />
können.<br />
Zuerst hatte ich geplant,<br />
meinen Anzug nicht die ganze<br />
Zeit zu tragen, vor allem<br />
wegen der Halsmanschette.<br />
Die stellte sich aber als so<br />
bequem und vor allem so<br />
warm heraus, dass es gar kein<br />
Problem war.<br />
IN DER TAUCHPRAXIS<br />
Aber wie macht sich der Anzug<br />
beim <strong>Tauchen</strong> mit Gerät?<br />
Da kann mein Freund Sander<br />
Evering mehr dazu sagen. Er<br />
hat den „X-Mission Evolution“<br />
schon enige Zeit im letzten<br />
Oktober in Kroatien getaucht,<br />
als er einen GUE-Kurs unterrichtete.<br />
Davor hatte er schon<br />
94 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Ein körpernaher Schnitt<br />
verhindert unnötige<br />
Luftpolster im Bereich<br />
von Armen und Beinen.<br />
Das erleichtert<br />
perfekte Tarierung<br />
und Trimmung.<br />
RESPECT<br />
CREATES LEGENDS<br />
mit dem Vorgängermodell<br />
getaucht. Was<br />
hält er von dem neuen<br />
Trocki? „Von Anfang<br />
an war die Stärke<br />
beider Anzüge ihre<br />
Passform. Sie bieten dank<br />
des speziellen Schnitts für<br />
Höhlentaucher maximale<br />
Bewegungsfreiheit obwohl<br />
sie eng am Körper anliegen.<br />
Auch die Geschmeidigkeit<br />
des Materials<br />
spielt dabei eine wichtige<br />
Rolle. Die enorme<br />
Flexibilität, die dieser<br />
Trocki bietet, lässt<br />
sich wahrscheinlich<br />
auch auf das geringe<br />
Gewicht, von<br />
gerade einmal 3,4<br />
Kilogramm zurückführen.“<br />
Und noch weitere Vorteile<br />
sieht er: „Das Trilaminat<br />
des Vorgängermodells<br />
war weniger robust als das<br />
der neuen Version. Trotzdem<br />
ist der neue Anzug<br />
nicht steifer geworden. Er<br />
ist genauso flexibel, während<br />
die Verschleißfestigkeit<br />
gestiegen ist! Die Tasche für<br />
die Wetnotes befindet sich<br />
jetzt hinter der eigentlichen<br />
Beintasche. Einzig die Extratasche<br />
ist aus dem Deckel<br />
der Tasche verschwunden.<br />
Das ist schade, weil ich dort<br />
immer etwas Ersatzmaterial<br />
aufbewahrt habe oder<br />
eine kleine Kamera. Zum<br />
Glück hat sich sonst nichts<br />
verändert, es ist einfach ein<br />
perfekter Trockenanzug.<br />
Was mich betrifft, so ist die<br />
Halsmanschette die beste<br />
Konstruktion auf dem Markt<br />
und der Anzug selbst der<br />
beste Trocki, den Bare im<br />
Sortiment hat.“<br />
<br />
Judith Rietveld<br />
Das Ripstop-Nylon,<br />
das verwendet<br />
wird, gibt dem<br />
Anzug eine hohe<br />
Reißfestigkeit und<br />
Resistenz gegen<br />
Abrieb, ist aber<br />
klein verpackbar.<br />
DAS PRODUKT<br />
BARE<br />
„X-Mission Evolution“<br />
Material: leichtes, flexibles<br />
Nylon-Ripstop-Trilaminat<br />
Reißverschluss: YKK-Aquaseal-Frontreißverschluss<br />
Neckseal: 3-mm-Neopren<br />
Ventile: Apeks Low Profile<br />
Größen: 19 Herren-, 11<br />
Damengrößen und Maßanfertigung<br />
Preis: 1899 Euro<br />
www.liquid-sports.de<br />
www.baresports.com<br />
TAUCHEN MEINT:<br />
Dank hervorragendem Material<br />
und durchdachten Features<br />
ist das ein Top-Trocki.<br />
True legends are born from respect.<br />
Der neue LEG3ND – ein Meisterstück der Ingenieurskunst.<br />
Entwickelt für besten Atemkomfort bei allen<br />
Wassertemperaturen und in jeglichen Tauchtiefen.<br />
@AquaLung<strong>Tauchen</strong> | aqualung.com<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 95
PRAXIS<br />
MEDIZIN<br />
TINNITUS & SCHWINDEL<br />
Hörsturz, Tinnitus und<br />
Schwindel – wann darf<br />
man tauchen?<br />
Ein Hörsturz kommt plötzlich und ohne erkennbare<br />
Ursache. Patienten können nicht mehr richtig hören<br />
und berichten von einem watteähnlichen Gefühl im<br />
Ohr. Was tun bei Tinnitus oder Schwindel und<br />
darf man mit solchen Symptomen noch tauchen? Das<br />
TAUCHEN-Medizinerteam gibt Auskunft über mögliche<br />
Gefahren unter Wasser.<br />
Meist sind die Beschwerden<br />
eines Hörsturzes<br />
einseitig. Die Symptomatik<br />
kann so stark ausgeprägt<br />
sein, dass eine Ertaubung<br />
besteht. Andererseits können<br />
aber auch nur wenige Frequenzbereiche<br />
betroffen sein.<br />
Männer und Frauen sind übrigens<br />
gleich häufig betroffen<br />
und die meisten Erkrankungen<br />
werden zwischen dem 30. und<br />
60. Lebensjahr festgestellt.<br />
Was passiert noch beim<br />
Hörsturz? Als weiteres Symptom<br />
können Schwindel und<br />
Ohrgeräusche hinzukommen.<br />
Typischerweise treten begleitend<br />
keine Schmerzen auf. Bis<br />
heute sind die Ursachen für einen<br />
Hörsturz unbekannt. Der<br />
Verlauf eines Hörsturzes kann<br />
unterschiedlich sein. In vielen<br />
Fällen kommt es zu einer spontanen<br />
Heilung.<br />
Die Symptome eines Tinnitus<br />
werden viele Leser schon<br />
einmal – zumindest kurzzeitig<br />
– erlebt haben. Hierbei handelt<br />
es sich um eine akustische<br />
Störung, die zusätzlich zu<br />
sonstigen Geräuschen wahrgenommen<br />
wird.<br />
Im Gegensatz zum Hörsturz<br />
kann ein Tinnitus beide Ohren<br />
betreffen. Die empfundenen<br />
Geräusche können sehr unterschiedlich<br />
sein. Von Zischen,<br />
Rauschen und Brummen bis<br />
zu pfeifenden, knackenden<br />
und klopfenden Klängen<br />
berichten die Patienten. Dabei<br />
können diese Töne gleichbleiben,<br />
aber auch einen wechselnden<br />
Charakter haben. Von<br />
einem akuten Tinnitus spricht<br />
man bei einer Dauer von bis<br />
zu drei Monaten. Je länger die<br />
Symptome bestehen, desto<br />
geringer sind in den meisten<br />
Fällen die Heilungschancen.<br />
96 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Sind die Symptome<br />
für den Schwindel<br />
unklar, darf nicht<br />
getaucht werden.<br />
Unter Wasser kann<br />
Vertigo lebensgefährlich<br />
sein.<br />
TAUCHTAUGLICHKEIT NACH<br />
TINNITUS UND HÖRSTURZ<br />
In der Akutphase eines Hörsturzes<br />
oder Tinnituss darf<br />
nicht getaucht werden. Obwohl<br />
für beide Erkrankungen<br />
die Ursache nicht bekannt ist,<br />
besteht die mögliche Gefahr,<br />
dass es durch das <strong>Tauchen</strong> zu<br />
einer Verschlechterung der<br />
Ohrgeräusche oder des Hörvermögens<br />
kommt.<br />
Ein länger bestehender Tinnitus<br />
stellt keine Kontraindikation<br />
gegen das <strong>Tauchen</strong> dar:<br />
Das <strong>Tauchen</strong> selbst hat keinen<br />
Einfluss auf den bestehenden<br />
Hörsturz und das Tinnitusgeräusch.<br />
So sehen das auch die<br />
GTÜM und ÖGTH – die beiden<br />
wissenschaftlich-medizinischen<br />
Fachgesellschaften in<br />
Deutschland und Österreich.<br />
In den Empfehlungen ist zu lesen:<br />
„Tauchtauglichkeit besteht<br />
bei Zustand nach Hörsturz,<br />
Zustand nach Tinnitus und bei<br />
chronischem Tinnitus“.<br />
Beim Vorliegen eines Hörsturzes<br />
ist jedoch dann vom<br />
<strong>Tauchen</strong> abzuraten, wenn es<br />
dadurch einseitig zu einer<br />
massiven Schwerhörigkeit<br />
oder Ertaubung gekommen<br />
ist. In diesem Fall besteht<br />
eine erhöhte Gefahr für<br />
Schwindelanfälle während<br />
des <strong>Tauchen</strong>s. Ebenfalls ist bei<br />
Vorliegen mehrerer wiederholter<br />
Hörstürze vom <strong>Tauchen</strong><br />
abzuraten. Diese werden zwar<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
nicht ursächlich dadurch<br />
ausgelöst, können aber zu gefährlichen<br />
Schwindelattacken<br />
führen, wenn sie unter Wasser<br />
auftreten. Sind die einzigen<br />
Restbeschwerden des Hörsturzes<br />
ein Tinnitus oder eine nur<br />
leichte Hörminderung, bestehen<br />
keine Bedenken gegen das<br />
<strong>Tauchen</strong>.<br />
Allerdings ist darauf zu<br />
achten, dass es zu keinem<br />
Barotrauma des Ohrs kommt.<br />
Hierdurch kann der Tinnitus<br />
und auch die Hörminderung<br />
verstärkt werden.<br />
SCHWINDEL ENTSTEHT<br />
DURCH NERVENERREGUNG<br />
Das Gleichgewichtsorgan<br />
liegt im Innenohr, steht mit<br />
dem Hörorgan in Verbindung<br />
und ist Vielen als Bogengänge<br />
bekannt. In der Tat besteht das<br />
Gleichgewichtsorgan aus drei<br />
gebogenen, mit Flüssigkeit<br />
gefüllten Schläuchen, die in<br />
den drei Ebenen des Raumes<br />
angeordnet sind. Das Gleichgewichtsorgan<br />
reagiert vor<br />
allem auf Beschleunigung<br />
und Abbremsung, weil durch<br />
diese Vorgänge die Flüssigkeit<br />
in den Bogengängen quasi<br />
„schwappt“, was zu einer Nervenerregung<br />
führt. Es reagiert<br />
dabei jeweils der Bogengang,<br />
der in der Beschleunigungsrichtung<br />
ausgerichtet ist. So<br />
ist verständlich, dass zwar das<br />
Anfahren eines Zuges gespürt<br />
wird, im gleichmäßig fahrenden<br />
Zug jedoch keine Bewegung<br />
empfunden wird.<br />
Die Informationen aus dem<br />
Gleichgewichtsorgan werden<br />
an das Gehirn weitergeleitet<br />
und hier verarbeitet. Diese<br />
Information reicht jedoch<br />
noch nicht aus, um eindeutig<br />
festzustellen, wie der Körper<br />
im Raum steht. Das Gehirn<br />
beschafft sich daher noch<br />
weitere Informationen von<br />
zusätzlichen „Messfühlern“.<br />
Dazu gehören „Sensoren“ in<br />
den Muskeln, Sehnen und<br />
Gelenken, die Auskunft über<br />
die Stellung des jeweiligen<br />
Gelenks zum Körper geben.<br />
Zusätzlich werden durch den<br />
Tastsinn erhobene Informationen<br />
eingeholt, die darüber<br />
Auskunft geben, welche<br />
Körperstellen mit dem Boden<br />
Kontakt haben. Und schließlich<br />
spielen die Augen eine<br />
wichtige Rolle, weil durch sie<br />
quasi die übermittelten Informationen<br />
kontrolliert werden.<br />
All diese Informationen<br />
zusammen bilden schließlich<br />
den Gleichgewichtssinn und<br />
eine Störung oder Fehlinformation<br />
einer oder mehrerer<br />
dieser Faktoren hat eine Fehlverarbeitung<br />
zur Folge.<br />
TAUCHEN MIT GLEICH-<br />
GEWICHTSSTÖRUNGEN<br />
So kompliziert der Gleichgewichtssinn<br />
aufgebaut ist, so<br />
vielfältig kann die Ursache<br />
für eine Störung sein. Das<br />
Hauptsymptom für eine<br />
Schädigung oder Erkrankung<br />
ist Schwindel, der von Übelkeit<br />
und Erbrechen begleitet sein<br />
kann. Bevor überhaupt eine<br />
Tauchtauglichkeit erteilt werden<br />
kann, muss die Ursache<br />
für den Schwindel gefunden<br />
werden. Dies ist wichtig, denn<br />
Schwindel unter Wasser kann<br />
fatale Folgen haben: Durch<br />
den Verlust der Orientierung<br />
und auch durch Übelkeit<br />
und Erbrechen kann es zu<br />
Panik und lebensbedrohlichen<br />
Situationen kommen.<br />
Daher darf der Tauchsport<br />
bei Gleichgewichtsstörungen<br />
nicht ausgeübt werden. Liegen<br />
die Beschwerden länger als<br />
sechs Monate zurück, so kann<br />
eine Tauchtauglichkeit bestehen.<br />
Allerdings dürfen keine<br />
sedierenden Medikamente<br />
Bei übermäßigem Lärm werden die Sinneszellen der Hörschnecke<br />
geschädigt. Durch die gestörte Signalverarbeitung kann<br />
sich ein Tinnitus bemerkbar machen.<br />
ALLE FOTOS: W. PÖLZER, HENRIE/ADOBE.STOCK.COM<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 97
PRAXIS<br />
MEDIZIN<br />
TINNITUS & SCHWINDEL<br />
eingenommen werden und die<br />
Funktion des Gleichgewichtsorgans<br />
soll überprüft werden.<br />
PLÖTZLICHER SCHWINDEL<br />
WÄHREND DES TAUCHENS<br />
Beim <strong>Tauchen</strong> kommt es<br />
regelmäßig zu Situationen, bei<br />
denen der Gleichgewichtssinn<br />
gestört wird, sodass es zum<br />
Drehschwindel kommen<br />
kann. Bei den auslösenden<br />
Faktoren kann grundsätzlich<br />
zwischen einer unterschiedlichen<br />
Erregung der Gleichgewichtsorgane<br />
und einer<br />
unterschiedlichen Erregbarkeit<br />
der Gleichgewichtsorgane<br />
unterschieden werden.<br />
Zu einer unterschiedlichen<br />
Erregung kommt es durch<br />
plötzliche Temperaturänderungen<br />
im Mittelohr auf nur<br />
einer Seite. Viele Taucher werden<br />
wohl schon einmal an sich<br />
selbst beobachtet haben, dass,<br />
wenn in nur einen Gehörgang<br />
kaltes Wasser eindringt, sich<br />
für kurze Zeit ein Schwindelgefühl<br />
einstellt. Es handelt sich<br />
um einen sogenannten kalorischen<br />
Vertigo, einen temperaturbedingten<br />
Drehschwindel.<br />
Ursache ist die räumliche<br />
Nähe eines der Bogengänge<br />
zum Mittelohr und die bei<br />
plötzlicher Temperaturänderung<br />
stattfindende Reizung.<br />
Auslöser kann ein einseitiger<br />
Verschluss eines Gehörgangs<br />
durch Ohrenschmalz mit<br />
einem dadurch verzögerten<br />
Temperaturausgleich sein.<br />
Bei einem einseitigen Trommelfellriss<br />
mit plötzlichem<br />
Einstrom von kaltem Wasser<br />
ins Mittelohr kann der Schwindel<br />
allerdings deutlich heftiger<br />
sein, doch auch hier kommt<br />
es durch Erwärmung des<br />
eingeströmten Wassers zum<br />
Verschwinden der Symptome.<br />
Ebenso, wie unterschiedliche<br />
Temperaturen, können<br />
auch Druckunterschiede<br />
zwischen den beiden Mittelohren<br />
einen Drehschwindel<br />
auslösen. Dieser Schwindel<br />
Tinnitus aurium (lat. „Das Klingeln<br />
der Ohren“) bezeichnnet die Wahrnehmung<br />
von Geräuschen ohne das<br />
Vorhandensein einer Geräuschquelle.<br />
wird als Alternobarer Vertigo<br />
bezeichnet. Ursache ist ein einseitig<br />
verzögerter Druckausgleich<br />
mit unterschiedlichen<br />
Druckverhältnissen in den<br />
Mittelohren. Dies führt zu einer<br />
ungleichmäßigen Reizung<br />
der Innenohren, was einen<br />
Drehschwindel auslöst. Dieser<br />
Schwindel tritt gern nach verzögert<br />
erfolgreichem Valsalvamanöver<br />
(Nase zuhalten und<br />
Pressen) auf, insbesondere<br />
wenn eine Seite erfolgreicher<br />
als die andere war. Während<br />
des Auftauchens tritt dieser<br />
Drehschwindel sogar häufiger<br />
auf. Die Ursache ist hier eine<br />
behinderte Druckentlastung<br />
des Mittelohres durch die<br />
Eustachische Röhre, also der<br />
Verbindung zwischen Mittelohr<br />
und Nasen-Rachenraum.<br />
Dieses Phänomen kommt<br />
beim Auftauchen häufiger<br />
vor, weil der Druckausgleich<br />
hierbei aktiv, beim Auftauchen<br />
jedoch passiv durch die sich<br />
ausdehnende Luft im Mittelohr<br />
erfolgt. Schon geringe<br />
Störungen der Funktion der<br />
Eustachischen Röhre können<br />
Beschwerden verursachen.<br />
Faktoren, die zu einer<br />
Funktionsbeeinträchtigung<br />
führen können, sind, neben<br />
anlage- oder erkältungsbedingten<br />
Funktionsstörungen,<br />
Schwellung und Reizung der<br />
Schleimhäute durch Kälte und<br />
trockene Atemluft sowie vor<br />
EIN VERTIGO UNTER WASSER<br />
KANN DURCH TEMPERATUR-<br />
UND DRUCKÄNDERUNGEN SO-<br />
WIE PROBLEME MIT DER EUSTA-<br />
CHISCHEN RÖHRE ENTSTEHEN.<br />
allem eng am Hals sitzende<br />
Halsmanschetten von<br />
Trockentauchanzügen. Diese<br />
können einen leichten Blutstau<br />
hervorrufen und damit zu<br />
einer Schwellung der Schleimhäute<br />
führen.<br />
Bei Drehschwindel aufgrund<br />
eines Mittelohrbarotraumas ist<br />
die Tauchtauglichkeit übrigens<br />
so lange eingeschränkt,<br />
bis die Durchgängigkeit der<br />
Eustachischen Röhren wieder<br />
hergestellt ist.<br />
Eine unterschiedliche<br />
Erregbarkeit der Gleichgewichtsorgane<br />
kann ebenfalls<br />
Ursache für Schwindel<br />
während des <strong>Tauchen</strong>s sein.<br />
Bei vorbestehender ungleicher<br />
Empfindlichkeit beider Gleichgewichtsorgane<br />
kann ein<br />
Drehschwindel auch bei Reizgleichheit<br />
auf beiden Seiten<br />
auftreten. So kann durch den<br />
Schwebezustand beim <strong>Tauchen</strong><br />
und Verlust der Kontrolle<br />
durch die Augen bei schlechter<br />
Sicht oder beim <strong>Tauchen</strong> im<br />
Freiwasser der Kompensationsmechanismus<br />
verloren<br />
gehen, der die bestehende<br />
ungleiche Empfindlichkeit<br />
sonst überdeckt. Dieser durch<br />
Reizarmut in der Umgebung<br />
bedingte Drehschwindel wird<br />
auch idiopathischer Taucherschwindel<br />
genannt. Kommt es<br />
zum Auftreten eines solchen<br />
Schwindels, sollte man sich<br />
mit den Augen einen festen<br />
Punkt (Kompass, Tauchpartner)<br />
suchen. In den meisten<br />
Fällen werden die Symptome<br />
gemindert. Besteht eine ungleiche<br />
Empfindlichkeit beider<br />
98 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
Drehschwindel kann<br />
durch ein Mittelohrbarotrauma<br />
entstehen und<br />
schränkt die Tauchtauglichkeit<br />
ein.<br />
Bei einem einseitigen<br />
Trommelfellriss<br />
kann<br />
ein einseitiger<br />
Verschluss eines<br />
Gehörgangs durch<br />
Ohrenschmalz die<br />
Ursache sein.<br />
Gleichgewichtsorgane nur auf<br />
bestimmte Reize, so tritt ein<br />
Drehschwindel während des<br />
Tauchgangs eventuell nur bei<br />
einem entsprechenden auf<br />
beiden Seiten gleich starken<br />
Reiz auf. Auslöser können ein<br />
Tiefenrausch, eine Sauerstoff-<br />
(Mischgastauchen) oder CO₂<br />
-Vergiftung sein. Lassen sich<br />
bei wiederholt auftretendem<br />
Drehschwindel unter Wasser<br />
in der Vorgeschichte und bei<br />
der ärztlichen Untersuchung<br />
kalorische oder alternobare<br />
Auslöser für eine ungleiche Erregung<br />
der Gleichgewichtsorgane<br />
ausschließen, so handelt<br />
es sich wahrscheinlich um<br />
einen idiopathischen Taucherschwindel.<br />
Nach Aufklärung<br />
über die Entstehung der Symptome<br />
kann oft weiter getaucht<br />
werden, wenn auslösende<br />
Situationen gemieden werden<br />
können (nicht im Freiwasser<br />
ab- und auftauchen, sondern<br />
an einem Ankerseil) und die in<br />
der Regel leichte Symptomatik<br />
gut kontrolliert werden kann.<br />
Schließlich können auch<br />
schlecht in die Tauchmaske<br />
eingepasste Korrekturgläser<br />
für Brillenträger und auch<br />
unter Wasser fortbestehende<br />
Beschwerden einer Seekrankheit<br />
die Ursache für Schwindelgefühle<br />
beim <strong>Tauchen</strong> sein.<br />
TINNITUS UND SCHWINDEL<br />
NACH DEM TAUCHEN<br />
Bestehen nach dem Tauchgang<br />
Anzeichen für einen<br />
Tinnitus oder Schwindel, so<br />
kann es sich hierbei um ein<br />
Innenohrbarotrauma handeln.<br />
Dies entsteht meist im<br />
Rahmen eines Mittelohrbarotraumas.<br />
Kommt es<br />
während des Abtauchens zu<br />
Druckausgleichsproblemen,<br />
wölbt sich das Trommelfell<br />
nach innen und übt über<br />
die Gehörknöchelchenkette<br />
Druck auf das ovale Fenster<br />
aus. Versucht der Taucher jetzt<br />
mit aller Gewalt, den Druckausgleich<br />
herbeizuzwingen,<br />
kann es durch die Drucksteigerung<br />
im Innenohr zu einem<br />
UNSERE EXPERTEN<br />
Prof. Dr. Claus-Martin Muth<br />
Muth ist<br />
Facharzt für<br />
Anästhesiologie<br />
und<br />
Notfallmedizin,<br />
er arbeitet in<br />
Ulm.<br />
Riss der Membran des runden<br />
Fensters kommen. Aber auch<br />
ein plötzlich erfolgreicher<br />
Druckausgleichsversuch<br />
kann das Innenohr gefährlich<br />
verletzen: Schlagartig werden<br />
die Gehörknöchelchen mit<br />
dem Trommelfell nach außen<br />
bewegt, sodass es zu einem<br />
Riss im Bereich des ovalen<br />
Fensters kommt. Dies kann<br />
übrigens auch während des<br />
Auftauchens geschehen,<br />
wenn ein Überdruck im Mittelohr<br />
plötzlich entweichen<br />
kann und die Gehörknöchelchenkette<br />
schnell auf das<br />
ovale Fenster zu bewegt wird.<br />
Durch diese Schädigungen<br />
tritt die Flüssigkeit der Gehörschnecke<br />
aus, sodass neben<br />
einem plötzlichen Hörverlust<br />
auch die Gefahr für Tinnitus<br />
sowie einen Drehschwindel<br />
bestehen. Bei Verdacht auf<br />
einen solchen Schaden ist der<br />
Patient flach zu lagern und<br />
schnellstmöglich HNO-ärztlich<br />
zu untersuchen. In<br />
einigen Fällen kann sogar<br />
eine Operation notwendig<br />
sein. Das Innenohrbarotrauma<br />
kann leicht mit einer<br />
Innenohr-Dekompressionskrankheit<br />
verwechselt werden,<br />
denn die Beschwerden sind<br />
durchaus vergleichbar. Wie in<br />
jedem anderen Körpergewebe<br />
auch, kann es in der Innenohrflüssigkeit<br />
zur Entstehung von<br />
Gasblasen kommen, die die<br />
Sinneszellen schädigen können.<br />
Bei einem Verdacht auf<br />
eine Innenohr-Dekokrankheit<br />
ist daher unverzüglich eine<br />
Druckkammerbehandlung<br />
einzuleiten.<br />
PD Dr. Tim Piepho<br />
Der Facharzt<br />
für Anästhesiologie<br />
und<br />
Notfallmedizin<br />
ist an der<br />
Uniklinik in<br />
Mainz tätig.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 99
PRAXIS<br />
AUS FEHLERN LERNEN<br />
SCHRAUBEN-UNFALL<br />
Bootsverkehr<br />
am Tauchspot<br />
TAUCHEN-Fehleranalyse: Ohne<br />
Check-Tauchgang und unterbleibt<br />
hat ein Taucher Probleme, in die Tiefe<br />
zu kommen. Es kommt zur gefährlichen<br />
Beinahe-Kollision mit einem<br />
achtlos gesteuerten Boot.<br />
Tom und sein Buddy wollen<br />
in Kroatien tauchen.<br />
Eigentlich möchte er<br />
zuerst einen Checktauchgang<br />
machen, um die<br />
richtige Menge Blei zu<br />
bestimmen, doch<br />
sein Buddy winkt<br />
ab: „Das ist doch<br />
nur verschwendete<br />
kostbare Urlaubsund<br />
Tauchzeit!“<br />
Sein Buddy meint, er<br />
benötige die gleiche Menge<br />
Blei wie zuvor in Deutschland,<br />
obwohl er hier mit Aluflaschen<br />
tauche. Die beiden waren zwar<br />
mit Stahlflaschen und anderen<br />
Anzügen unterwegs, aber sein<br />
Buddy hält das Prozedere für<br />
überflüssig. Tom findet im<br />
Logbuch eine Bleiangabe vom<br />
letzten Tauchurlaub in Kroatien<br />
und orientiert sich<br />
daran.<br />
Am nächsten Tag<br />
ist eine Bootsfahrt<br />
an eine Steilwand<br />
geplant, die bei<br />
Badegästen mit<br />
ihren Booten ebenfalls<br />
sehr beliebt ist.<br />
Die Steilwand fällt bis auf eine<br />
Tiefe von 40 Metern ab und es<br />
herscht eine starke Strömung.<br />
Vor dem Abtauchen sagt der<br />
Guide, dass alle schnell abtauchen<br />
sollen, weil einige Boots-<br />
1 2<br />
Als Tom seinen Buddy wegen eines Checkdives zur Bestimmung<br />
der Bleimenge fragt, winkt dieser ab (Fehler 1).<br />
Tom entleert sein Jacket wie im Briefing angesprochen, um<br />
direkt abzutauchen.<br />
4 5<br />
Plötzlich nähert sich ein Schiff, das seinen Buddy übersieht.<br />
Tom schafft es gerade noch, seinen Buddy herunterzuziehen.<br />
Die Flossenspitze seines Buddys gerät allerdings in die Schraube<br />
und wird dabei zerfetzt.<br />
100 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
führer rücksichtslos an den<br />
Tauchbooten vorbeifahren.<br />
Tom springt mit fast leerem<br />
Jacket ins Wasser und taucht<br />
auf drei Meter Tiefe ab. Sein<br />
Buddy hat Probleme und versucht<br />
mit Flossenschlägen herunterzukommen.<br />
Durch die<br />
Strömung wird er weiter abgetrieben.<br />
In diesem Moment<br />
hört und sieht Tom ein nahendes<br />
Motorboot. Er taucht auf<br />
ihn zu und zieht ihn so schnell<br />
er kann in die Tiefe. Das Boot<br />
kommt so schnell auf sie zu,<br />
dass die Schraube die Flossenspitze<br />
seines Buddys zerschreddert.<br />
Die beiden kommen<br />
noch heil zurück an Bord.<br />
3<br />
Fehler 1: Ein Check-Tauchgang<br />
ist immer zu empfehlen. Gerade<br />
beim direkten Abstieg sollte<br />
man sich sicher sein, dass<br />
man genügend Blei dabei hat.<br />
Bootsverkehr beim Tauchspot<br />
ist ein großes Problem und<br />
wird von vielen Guides viel<br />
zu lax gehandhabt – deshalb<br />
ist die DAN-Kampagne (siehe<br />
Logo links und Experten-Tipp)<br />
so wichtig.<br />
Fehler 2: Nicht auf Krampf<br />
versuchen, abzutauchen! Toms<br />
Engagement in Ehren, aber mit<br />
solchen Aktionen können sich<br />
beide Taucher in gefährliche<br />
Situation bringen.<br />
Michael Krüger<br />
UNTERBLEIT<br />
In drei Metern Tiefe erkennt er, dass sein unterbleiter Buddy es<br />
auch mit Flossenschlägen nicht schafft abzutauchen (Fehler 2).<br />
6<br />
Zurück an Bord ist sein Tauchpartner völlig fertig mit den Nerven.<br />
Tom versucht, seinen Buddy zu beruhigen.<br />
„Unterschätztes Risiko!“<br />
„Tom beschreibt hier ein erhebliches<br />
Risiko, das viele Wassersportler<br />
betrifft. Lebensgefährliche<br />
Kollisionen mit Booten und<br />
Schiffsschrauben sind für viele<br />
Taucher im Sinne einer Risikoanalyse<br />
nicht präsent. Tom und<br />
sein Budy tauchten vom Tauchboot<br />
aus, zu dem bei gesetzter<br />
Taucher- und Alpha-Flagge<br />
mindestens 100 Meter Sicherheitsabstand<br />
einzuhalten sind.<br />
Wenn Taucher oder Schwimmer<br />
im Wasser sind, gibt es<br />
keinen willkürlichen Freiraum<br />
für Wasserfahrzeuge – egal<br />
welcher Art! Denn Schraubenunfälle<br />
sind häufig fatal:<br />
Bootspropeller zerfleddern Körpergewebe<br />
auf das Gröbste.<br />
Schwere Kopf- und Halswirbelsäulenverletzungen<br />
sind bei<br />
leichteren Kollisionen möglich.<br />
Unfälle können zu schweren<br />
Blutungen, Gliedmaßenverlust<br />
Querschnittslähmungen und<br />
bis zum Tod führen. Was kann<br />
EXPERTEN-TIPP<br />
man tun? Technischer Propellerschutz<br />
wie „Propeller-Flex“<br />
ist eine Möglichkeit, das Risiko<br />
abzumildern – die Kollisionsfolgen<br />
bleiben dennoch. Tom<br />
hat seinen Buddy vor diesem<br />
Schicksal bewahren können.<br />
Entscheidend ist die grundsätzliche<br />
innere Bereitschaft, sich<br />
möglicherweise zu gefährden,<br />
um einen anderen Menschen<br />
zu retten. Die Dunkelziffer<br />
solcher gefährlichen Unfälle mit<br />
Wasserfahrzeugen ist hoch.<br />
Das Problem hat zwei Namen:<br />
Dummheit und Ignoranz.<br />
Ausgewiesene Tauchareale<br />
werden von Highspeed-Booten<br />
durchpflügt oder achtlos von<br />
Hobby-Skippern befahren. Es<br />
gibt internationale Initiativen.<br />
DAN-Europe hat seit 2004<br />
mehr als 100 000 Warnaufkleber<br />
in neun Sprachen an<br />
den Hotspots verteilt und<br />
thematisiert „Propellerverletzungen“<br />
über Kampagnen in<br />
den Medien. Es ist zu wünschen,<br />
dass die Sicherheit von<br />
schwimmenden und tauchenden<br />
Menschen in küstennahen<br />
Gewässern deutlich mehr in<br />
den Fokus rückt.“<br />
Dr. med. Ulrich van Laak<br />
DAN-Europe<br />
UNFALL PASSIERT?<br />
BITTE MELDEN!<br />
Haben Sie auch schon einmal ein kleines<br />
Malheur oder einen Unfall erlebt? Melden<br />
Sie sich und schildern Sie uns Ihren Fall!<br />
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95) Das Mitmachen lohnt sich: Aus Ihren<br />
Fehlern können andere Taucher lernen!<br />
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4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 101
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DER PREIS FÜR DEN JURYSIEGER:<br />
EIN TAUCHANZUG VON<br />
INFOS<br />
SEITE 105<br />
PLATZ 5<br />
„SETLSAME BEGEGNUNGEN“ von<br />
Hannes Klostermann<br />
Den jagenden Kormoran fotografierte Hannes<br />
Klostermann vor La Paz/Mexiko.<br />
TAUCHEN meint:<br />
„Was für eine eindrucksvolle Szene – und dazu<br />
noch so perfekt ausgeleuchtet festgehalten!<br />
Einfach großartig!“<br />
„THISTLEGORM“ von Christian Horras<br />
Das Wrack im Roten Meer wurde von Christian Horras<br />
mit einer „D810“ von Nikon in einem Isotta-Gehäuse in<br />
Szene gesetzt.<br />
TAUCHEN meint:<br />
„Richtig stark, diese Gegenlichtaufnahme! Die<br />
Positionierung des Tauchers ist super gewählt!“<br />
102 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
JURYSIEGER FEBRUAR*<br />
*Zusätzlich zum Leser-Voting kürt eine<br />
Jury ein Monatssiegerfoto (siehe dazu<br />
auch Seite 105 unten).<br />
PLATZ 2<br />
„ZENOPONTONIA REX“ von<br />
Susanne Bähr<br />
Die Imperator-Garnele, die auf<br />
einer Nackt schnecke sitzt,<br />
entdeckte Susanne Bähr bei<br />
Shimoni/Kenia.<br />
TAUCHEN meint:<br />
„Der diagonale Bildaufbau und<br />
die weiche Ausleuchtung gefallen<br />
uns richtig gut! Schick!“<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 103
FORUM<br />
LESERFOTO-VOTING PLATZ 3<br />
„INSIDE OF THE SPONGE“<br />
von Christopher Zabler<br />
Die Wurdemanns Putzergarnele<br />
hielt Christopher Zabler vor<br />
Bonaire in der Karibik fest.<br />
TAUCHEN meint:<br />
„Super Idee, die Garnele<br />
durch den Röhrenschwamm<br />
hindurch anzuleuchten.<br />
Spitze!“<br />
PLATZ 4<br />
„BEIM SEEGRAS-IMBISS GESTÖRT“ von<br />
Holger Domnick<br />
Die Schildkröte porträtierte Holger Domnick vor<br />
Mangrove Bay im Roten Meer.<br />
TAUCHEN meint:<br />
„Die Störung hat ihr nicht gefallen – das sieht man.“<br />
PLATZ 6<br />
„ZWEI SEENADELN BEIM TANZ“<br />
von Lorenzo Terraneo<br />
Das Pas de deux setzt Lorenzo Terraneo vor Puerto Galera/Philippinen in Szene.<br />
TAUCHEN meint:<br />
„Einfach zauberhaft, wie die beiden da umeinanderschwimmen. Auch der schwarze<br />
Hintergrund passt einfach perfekt!“<br />
104 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>
PLATZ 7<br />
„SEALION ATTACK“<br />
von Raffaele Livornese<br />
Den Seelöwen fotografierte<br />
Raffaele Livornese in der Baja<br />
California/Mexiko.<br />
TAUCHEN meint:<br />
„Da ist aber was los! Bei der<br />
eindrucksvollen Momentaufnahme<br />
möchte man am liebsten<br />
gleich mit ins Wasser.“<br />
UNSER LESERFOTO-VOTING<br />
DIE PREISE<br />
Der Jurysieger gewinnt einen „Alpha“-Tauchanzug<br />
von Camaro! Die bewährte „Alpha“-Serie mit<br />
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ist ideal für jeden Tauchgang. Die<br />
„Alpha“-Anzüge überzeugen durch beste Wärmeisolierung,<br />
ein kuschelig weiches Tragegefühl,<br />
hervorragende Bewegungsfreiheit und besonders<br />
einfachen Ein- und Ausstieg. Die hochelastischen<br />
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Damen und Herren. Größenangebot: Herren 46–60,<br />
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Gewinner wählt Stärke und Größe selbst aus.<br />
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Monat lang können Sie Ihr Foto auf www.<br />
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findet dann die Abstimmung statt, zu<br />
der alle User eingeladen sind. Außerdem<br />
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sie 34 Euro. Der zweite und dritte Platz erhalten<br />
einen Preis von TAUCHEN.<br />
bestimmt eine Jury, der Chefredakteurin<br />
Jasmin Jaerisch angehört, ein Monatssiegerfoto.<br />
Als Siegprämie erhält der Jurysieger<br />
einen Tauchanzug von Camaro (siehe<br />
oben). Surfen Sie doch einfach mal vorbei!<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 105
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Renoviert 2017<br />
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TAUCHEN JANUAR <strong>2020</strong> GROSSES KALTWASSER-SPECIAL • REISE: MALEDIVEN, ÄGYPTEN, PHILIPPINEN • TECHNIK: ATEMREGLER • MEDIZIN: SICHER IN DIE TIEFE<br />
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TAUCHEN FEBRUAR <strong>2020</strong> REISE: SPANIEN, AZOREN, PALAU, MALEDIVEN • PRAXIS: TAUCHEN MIT HAIEN • TECHNIK: JACKETS • REPORT: KAMPFSCHWIMMER<br />
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Das harte Training<br />
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Verantwortliche Stelle: JAHR TOP SPECIAL VERLAG GmbH & Co. KG, Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg, datenschutz@jahr-tsv.de Weitere Informationen zum Datenschutz unter: www.jahr-tsv.de/datenschutz
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<strong>2020</strong>“ – das sind die<br />
Siegerfotos.<br />
WRACK-<br />
IDENTIFIKATION<br />
Ein namenloses Wrack liegt vor Fehmarn in der<br />
Ostsee. Wie heißt es? Und wo kommt es her?<br />
Wir begleiten Wrackforscher bei ihrer Arbeit.<br />
TECHNIK:<br />
KOMPRESSOREN<br />
Das müssen Taucher<br />
über Atemluftkompressoren<br />
wissen.<br />
AUSSERDEM:<br />
PRAXIS<br />
MEDIZIN<br />
Unser Mediziner-Team<br />
erklärt, wie man einen Dekompressionsunfall<br />
erkennt<br />
und richtig handelt.<br />
MULTIMEDIA<br />
FOTOGRAFIE<br />
UW-Foto-Profi Herbert Frei<br />
hat die Vollformatkameras<br />
„Z6“ und „Z7“ von Nikon<br />
getestet.<br />
TECHNIK<br />
EINZELTEST<br />
Wir nehmen das halb<br />
geschlossenen Kreislauftauchgerät<br />
„Horizon“ von<br />
Mares unter die Lupe.<br />
FOTOS: A. BUSIELLO (1), W. PÖLZER (2), C. WEBER-GEBERT (1), S. SCHMITT (2), L. KOH (1)<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 113
TAUCHEN erscheint monatlich in der<br />
JAHR TOP SPECIAL VERLAG GMBH & CO. KG<br />
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vereint mit „delphin“, „der Taucher“,<br />
„Submarin“ und „Tauchmagazin“<br />
KOLUMNE<br />
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Mit Atemschutz am Flughafen,<br />
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IMPRESSUM<br />
GESCHÄFTSFÜHRUNG<br />
Alexandra Jahr<br />
REDAKTION<br />
CHEFREDAKTEURIN:<br />
Jasmin Jaerisch (verantwortlich)<br />
STELLV. CHEFREDAKTEURIN:<br />
Hedda Hoepfner<br />
REDAKTION:<br />
Walter Comper, Michael Krüger<br />
REDAKTIONASSISTENZ:<br />
Heike Zaar<br />
INTERNET<br />
www.tauchen.de<br />
MARKETING/KOOPERATION<br />
Kathrin Stapelfeld<br />
Tel: 040 38906-269<br />
E-Mail: kathrin.stapelfeld@jahr-tsv.de<br />
PRODUKTIONSMANAGEMENT<br />
Hauke Rieffel (Ltg.),<br />
Ilja Badekow, Sybille Hagen,<br />
Andreas Meyer<br />
LITHOGRAPHIE UND GRAFIK:<br />
Alphabeta, Hamburg<br />
DRUCK: Walstead Central Europe,<br />
ul. Obr. Modlina 11, 30-733 Kraków<br />
ANZEIGEN/ONLINEVERMARKTUNG<br />
Magdalena Cale,<br />
Tel: 040 38906-470<br />
Mail: magdalena.cale@jahr-tsv.de<br />
ANZEIGENPREISLISTE:<br />
Nr. 43 vom 1. Januar <strong>2020</strong><br />
ANZEIGENVERTRETUNGEN<br />
NIELSEN II, IIIa: Ralf Vogel<br />
Tel: 040 38906-151, E-Mail:<br />
ralf.vogel@jahr-tsv.de<br />
NIELSEN IV: MAV Media Anzeigen-<br />
Verkaufs GmbH, Tel: 089 7450830,<br />
E-Mail: info@mav-muenchen.com<br />
ISSN 0170-4001<br />
PREISE<br />
ABONNENTENPREIS: 12 Hefte,<br />
Inland: 88,80 € inkl. Versandgebühr,<br />
Österreich: 98,40 €,<br />
Schweiz: 130,00 sFr,<br />
übriges europäisches Ausland (Landweg):<br />
102,00 €, übriges europäisches Ausland<br />
(Luftweg): 138,00 €,<br />
außereuropäisches Ausland: 164,00 €.<br />
Bestellung von Einzelheften:<br />
Nur gegen Bank- oder Kreditkarten-Abbuchung,<br />
(Gesamtpreis: Anzahl der Hefte<br />
mal Heftpreis von 7,50 € zuzüglich<br />
Versandkosten) beim TAUCHEN-Aboservice<br />
oder<br />
E-Mail: abo@tauchen.de,<br />
Internet: www.tauchen.de<br />
BANKVERBINDUNGEN<br />
Hamburger Sparkasse<br />
BIC HASPDEHHXXX<br />
Konto für Vertrieb:<br />
IBAN DE24 2005 0550 1002 1279 40<br />
Konto für Anzeigen:<br />
IBAN DE50 2005 0550 1002 1279 57<br />
VERTRIEB<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH,<br />
Am Sandtorkai 74, 20457 Hamburg,<br />
www.dpv.de<br />
VERKAUFSPREIS EINZELHEFT: 7,50 €<br />
RECHTE<br />
© TAUCHEN, soweit nicht anders angegeben.<br />
Keine Haftung für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte, Bilder, Dateien und<br />
Datenträger. Kürzung und Bearbeitung<br />
von Beiträgen und Leserbriefen bleiben<br />
vorbehalten. Zuschriften und Bilder<br />
können ohne ausdrücklichen Vorbehalt<br />
veröffentlicht werden.<br />
LESERSERVICE: 040 - 389 06-880<br />
Abo/Heftbestellung<br />
Abo-Service, 20080 Hamburg,<br />
GERMANY, Tel: 040 38906-880<br />
E-Mail: abo@tauchen.de<br />
Fragen zur Digital-Ausgabe<br />
www.tauchen.de/digital<br />
E-Mail: info@united-kiosk.de<br />
Tel: 0721 9638-880<br />
Fragen an die Redaktion<br />
Redaktion TAUCHEN,<br />
Troplowitzstr. 5,<br />
22529 Hamburg<br />
Tel: 040 38906-191<br />
E-Mail: redaktion@tauchen.de<br />
FOTO: TEAMDAF/STOCK.ADOBE.COM<br />
Ich packe gerade meinen Fluchtrucksack,<br />
denn die Welt müsste den Medien nach<br />
jeden Augenblick untergehen: Corona-Pest,<br />
Politik-Chaos, Klimakatastrophen, Börsentumulte,<br />
Terror – alles im Liveticker! Wann<br />
planen Sie Ihre letzte Tauchreise?<br />
Jetzt ist auch der Corona-Virus bei uns angekommen und<br />
viele fragen sich: Wie gefährlich ist die Tauchreise nach<br />
Asien? Wie groß ist das Risiko, dass der Zwischenstopp zur<br />
14-tägigen Quarantänezeit wird? Das Corona-Virus hat in China<br />
schlimmste Folgen und sorgt für eine ähnliche Medien-Hysterie<br />
wie ein Tigerhaiunfall in der Karibik. In Deutschland sind<br />
2018 von mehr als 300 000 Grippe erkrankten Menschen 1000<br />
gestorben und niemand käme auf die Idee, mit Schutzmasken<br />
herumzulaufen. Der absurde Ansturm auf Atemmasken führt<br />
zu Panikkäufen. Ein einfacher Mundschutz ist nach Aussage des<br />
Robert-Koch-Instituts (RKI) sinnvoll, „aber es gibt keine hinreichende<br />
Evidenz dafür, das Risiko einer Ansteckung für eine<br />
gesunde Person signifikant zu verringern“. Bislang schien das<br />
Virus mit dem Namen „SARS-CoV-2“ in Europa unter Kontrolle<br />
zu sein. Doch dann wurde der Karneval in Venedig abgesagt. Vor<br />
Druckschluss wurde ein Hotel auf Teneriffa abgeriegelt und erste<br />
Fälle in Deutschland registriert. Was nun? Paranoide „Prepper“<br />
wissen sowieso, dass Armageddon naht. Der Begriff stammt vom<br />
Englischen „to be prepared“ – vorbereitet sein. In den USA boomt<br />
diese Szene und das Geschäft mit Bunkern namens „Survival<br />
Condos“, die vor Atomterrorismus, Meteoritenschlägen und<br />
Überraschungsbesuchen lästiger Verwandter schützen sollen. Der<br />
neuste Trend ist der „Bunker-in-a-Box“ – quasi der „Bunker to Go“!<br />
Sicher ist: Egal ob Hurricanes oder Viren wüten – bald sind<br />
diese News genauso wichtig wie das neue Album vom Wendler<br />
– oder der berühmte chinesische Reissack. Dazu der Extremistenterror<br />
und die omnipräsente Greta. Mittlerweile leugnen<br />
Taucher ihre Fernreisen, verstecken sich auf Flughafentoiletten,<br />
um heimlich die neue „Beef“-Ausgabe zu lesen.<br />
Und der Live-Ticker schlägt Alarm: Die Börsen stürzen ab,<br />
die Volksparteien und die deutsche Autoindustrie sind am<br />
Ende. Zum Glück stoppen Ameisenforscher den Konkurrenten<br />
Tesla, der in Brandenburgs Wäldern ein Werk errichten wollte,<br />
das Insekten vernichtet hätte. Wenn Sie also wegen irgendwelcher<br />
Schädlinge weitere zwei Wochen am Strand verbringen<br />
müssen, dann ist das eben so – bloß nicht hysterisch werden!<br />
114 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong><br />
WILLKOMMEN ZUR<br />
NEUEN HYSTERIE!<br />
„War die Welt schon immer so hysterisch oder hat<br />
man früher weniger vom Chaos mitbekommen?“,<br />
fragt sich TAUCHEN-Redakteur Michael Krüger.<br />
michael.krueger@tauchen.de
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PRAXIS-<br />
GUIDE<br />
DROHNEN<br />
& VIDEO<br />
Kaufberatung, Marktübersicht und<br />
Tipps für Einsteiger und Aufsteiger
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ermöglichen Aufnahmen aus<br />
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Selbst für den Unterwassereinsatz<br />
stehen spezielle<br />
Geräte zur Verfügung.<br />
Welche Drohnen empfehlenswert<br />
sind und was Sie beim<br />
Einsatz beachten sollten,<br />
lesen Sie ab Seite 4.<br />
Bewegte und<br />
bewegende Bilder<br />
Drohnen mit integrierten<br />
Kameras können Fotos und<br />
Videos in guter Qualität aufnehmen,<br />
noch besser und flexibler<br />
gelingt dies natürlich<br />
mit hochwertigen Wechselobjektivkameras.<br />
Ab Seite 18<br />
stellen wir Ihnen die besten<br />
Foto-Video-Hybridmodelle<br />
vor und auf den Seiten 26 bis<br />
30 gibt es Tipps für den Videodreh<br />
und Empfehlungen<br />
für Zubehör.<br />
Dieses 32-seitige Booklet<br />
ist in der fotoMAGAZIN-<br />
Redaktion entstanden, liegt<br />
aber auch den ebenfalls im<br />
Jahr Top Special Verlag<br />
erscheinenden Zeitschriften<br />
fliegermagazin, GOLFmagazin<br />
und TAUCHEN bei.<br />
Viel Spaß bei der Lektüre<br />
wünscht Ihre fotoMAGAZIN-<br />
Redaktion!<br />
2
SPECIAL // DROHNEN UND VIDEO<br />
INHALT<br />
DROHNEN<br />
Marktübersicht S. 4<br />
Tipps S. 12<br />
VIDEO<br />
Marktübersicht S. 18<br />
Tipps S. 26<br />
IMPRESSUM fotoMAGAZIN-Special<br />
JAHR TOP SPECIAL VERLAG GMBH & CO. KG<br />
Troplowitzstr. 5, 22529 Hamburg<br />
Geschäftsführung: Alexandra Jahr<br />
Chefredakteur: Manfred Zollner<br />
(verantwortlich)<br />
Redaktion: Andreas Jordan, Lars Theiß<br />
Texte: Rainer Claaßen, Stephan zu Hohenlohe<br />
Anzeigen: Thomas Quast<br />
Grafik: Alphabeta, Hamburg<br />
Herstellung: Hauke Rieffel (verantwortlich)<br />
Druck: Walstead, Krakau<br />
Internet: www.fotoMAGAZIN.de
SPECIAL // DROHNEN<br />
DROHNEN: MARKTÜBERSICHT UND TIPPS<br />
Zum Abheben<br />
Filmen und Fotografieren mit dem Kopter ist ein<br />
starker Trend. Allerdings sind nicht nur die Drohnen,<br />
sondern auch das begleitende Regelwerk nicht ganz<br />
ohne. Wir helfen Ihnen beim Einstieg.<br />
TEXT STEPHAN ZU HOHENLOHE<br />
FOTO: © RYZE TECHNOLOGY<br />
I<br />
m Mai 2019 hat die<br />
Europäische Kommission<br />
neue Vorschriften zum<br />
Betrieb von Drohnen verabschiedet.<br />
Diese Vorschriften<br />
werden zukünftig in ganz<br />
Europa gelten. Details legen<br />
die nationalen Behörden fest.<br />
Die neuen Regeln basieren<br />
auf einer Risikobewertung.<br />
Dabei wird nicht nur die<br />
Gefahr, die von einem Fluggerät<br />
ausgeht, bewertet,<br />
sondern auch der Einsatzzweck.<br />
Einsätze mit geringem<br />
Risiko gehören in die Kategorie<br />
„Open“. In dieser Kategorie<br />
bewegen sich auch Hobbypiloten<br />
und Fotografen.<br />
Weitere Kategorien sind<br />
„Spezific“ und „Certified“,<br />
die sich auf professionelle<br />
Anwendungen mit höherem<br />
Risiko beziehen. Die Kategorie<br />
Open ist in Klassen unterteilt.<br />
Die Einordnung dieser<br />
Klassen wird durch die Hersteller<br />
vorgenommen.<br />
4
MARKTÜBERSICHT<br />
Die wichtigsten Drohnen in der Kategorie „Open“<br />
KLASSE C0<br />
In der Klasse C0 muss der Pilot<br />
weder registriert sein, noch muss er<br />
einen Kenntnisnachweis ablegen.<br />
Die Fluggeräte dürfen abflugbereit<br />
nicht mehr als 250 Gramm wiegen.<br />
Der Pilot darf zwar über einzelne<br />
Personen fliegen, allerdings nicht<br />
über Menschenansammlungen.<br />
Mit einem Gewicht von nur 80<br />
Gramm ist die TELLO-DROHNE<br />
VON RYZE TECHNOLOGY ein<br />
absolutes Leichtgewicht. Der<br />
Quadrokopter wird mit dem<br />
Smartphone gesteuert. Die<br />
Höhe hält Tello automatisch.<br />
Vorprogrammierte Flugmanöver<br />
machen es dem Einsteiger leicht,<br />
tolle Luftaufnahmen zu machen,<br />
dabei bleibt die Drohne mit einer<br />
Akkuladung gut 13 Minuten in<br />
der Luft. Die Kamera hat fünf<br />
Megapixel, die Videos werden in<br />
720p aufgezeichnet. Dabei wird<br />
das Bild elektronisch stabilisiert.<br />
Die Drohne, basierend auf der<br />
Technologie des Marktführers DJI,<br />
ist kompatibel mit verschiedenen<br />
Gamecontrollern und VR-Brillen.<br />
Bezug über den Fachhandel, der Preis:<br />
ca. 110 Euro<br />
TELLO-DROHNE VON<br />
RYZE TECHNOLOGY Die<br />
Reichweite der Tello beträgt<br />
etwa 100 Meter.<br />
5
SPECIAL // DROHNEN<br />
Die ANGLE 120 VR DRONE VON<br />
JAMARA kann sowohl mit dem<br />
Smartphone als auch mit dem beigelegten<br />
Controller gesteuert werden.<br />
Interessant ist der Flugbahn-<br />
Planung-Modus: Malen Sie mit<br />
dem Finger eine Flugbahn vor, die<br />
die Drohne automatisch nachfliegen<br />
soll. Der Kopter besitzt eine<br />
automatische Höhen regu lier ung.<br />
Auch hier kann das Bild der 720p-<br />
Kamera auf eine VR-Brille übertragen<br />
werden. Das Gewicht des<br />
Quadrokopters beträgt 60 Gramm,<br />
die Flugdauer gibt der Hersteller<br />
mit fünf bis zehn Minuten an.<br />
Die Angle 120 VR Drone gibt es im<br />
Fachhandel für ca. 135 Euro.<br />
Highlight der Klasse C0 ist der<br />
MAVIC MINI VON DJI. Mit einem<br />
Gewicht von 249 Gramm kratzt<br />
er an der Gewichtsgrenze. Dafür<br />
bietet der Mavic Mini aber alle<br />
Funktionen, die den Koptern der<br />
höheren Klassen vorbehalten sind.<br />
Die ultrakompakte Drohne wird<br />
zum Transport zusammengefaltet<br />
und passt fast in die Hemdtasche.<br />
Gesteuert wird der Mavic Mini mit<br />
einem Controller und dem Smartphone.<br />
Die 12-Megapixel-Kamera<br />
ist mit einem Gimbal über drei<br />
Achsen stabilisiert. Videos werden<br />
in 2,7K aufgezeichnet.<br />
Die Reichweite gibt DJI mit zwei<br />
Kilometern an, dabei hat der<br />
FOTOS: © JAMARA, DJI<br />
JAMARA ANGLE 120 VR DRONE<br />
Die kleine Drohne mit den Rotor-<br />
Schützern bietet einige interessante<br />
Flug-Features, aber nur eine eher<br />
kurze Flugzeit und 1280 x 720 Pixel<br />
Fotoauflösung.<br />
6
MAVIC MINI VON DJI DJI packte in<br />
seine Mavic Mini alles rein, was bis<br />
zur Gewichtsgrenze von 250 Gramm<br />
hineinpasste. Dabei bleibt sie für den<br />
Transport ultrakompakt.<br />
Kopter mit einer Akkuladung eine<br />
Flugdauer von 30 Minuten. Die<br />
GPS-Positionierung wird durch<br />
Sichtsensoren nach unten unterstützt,<br />
sodass die Drohne extrem<br />
stabil auf der Stelle schwebt.<br />
Vorprogrammierte Flugmanöver<br />
sorgen für spannende Videoaufnahmen.<br />
Die DJI Fly App bietet nicht nur<br />
Unterstützung beim Fliegen, sie<br />
enthält auch eine große Auswahl<br />
an Vorlagen zur Videobearbeitung.<br />
Das Teilen von Bildern und<br />
Videos auf den Social-Media-<br />
Kanälen gleich aus der App ist ein<br />
Kinderspiel.<br />
Der Mavic Mini kostet im Fachhandel<br />
ca. 400 Euro.<br />
KLASSE C1<br />
Die Klasse C1 erlaubt ein Abfluggewicht<br />
von maximal 900 Gramm, der<br />
Pilot muss registriert sein und einen<br />
vergleichsweise einfachen Online-<br />
Kenntnisnachweis ablegen (kleiner<br />
Drohnenführerschein). Die Drohne<br />
muss bei Verlust der Funkverbindung<br />
automatisch zum Startpunkt<br />
zurückkehren und benötigt eine<br />
GEO-Flugraumbeschränkung.<br />
Die ANAFI VON PARROT verfügt<br />
über einen Gimbal mit 180-Grad-<br />
Neigungsfunktion. Damit kann<br />
die Drohne auch von unten nach<br />
oben filmen. Ihre 21-Megapixel-<br />
Kamera mit Sony-CMOS-Sensor<br />
bietet 4K-HDR-Videos im 17:9-Ci-<br />
7
SPECIAL // DROHNEN<br />
FOTOS: © PARROT, YUNEEC, OPENROV<br />
nema-Format. Außerdem hat sie<br />
ein verlustfreies 2,8fach-Zoom.<br />
Eine 3-Achsen-Bildstabilisierung<br />
sorgt für ruhige Video- und Fotoaufnahmen.<br />
Mit 320 Gramm ist die Anafi ein<br />
Leichtgewicht in der Klasse C1. Sie<br />
fliegt bei Windgeschwindigkeiten<br />
bis zu 50 km/h und hält bis zu<br />
25 Minuten Flugzeit durch. Gut<br />
zu wissen: Die Anafi kann dank<br />
USB-C-Ladesystem auch draußen<br />
mit einer Powerbank oder dem<br />
Ladegerät des Smartphones nachgeladen<br />
werden.<br />
ANAFI VON PARROT Die Anafi<br />
zeichnet sich durch lange Flugzeiten<br />
und große Reichweite aus.<br />
Die sehr leise Drohne bietet laut<br />
Parrot eine Reichweite von vier<br />
Kilometern in freiem Gelände.<br />
Und wenn man die Drohne aus<br />
dem Blickfeld verloren hat, hilft<br />
die Funktion „Find My Drone“ sie<br />
wiederzufinden, indem man ein<br />
akustisches Signal der Drohne<br />
auslöst oder sie auf der Karte<br />
lokalisiert.<br />
Anafi gibt es im Fachhandel oder<br />
Parrot-Webshop für rund 700 Euro.<br />
„Wake up Mantis – Take off!“ Diese<br />
Worte reichen völlig, um den<br />
MANTIS G VON YUNEEC in die<br />
Luft gehen zu lassen. Der kompakte<br />
Falt-Kopter kann allerdings<br />
auch mit dem beiliegenden<br />
Controller gesteuert<br />
werden. Die gimbalstabilisierte<br />
Kamera des<br />
Mantis G hat 13 Megapixel und<br />
bietet eine Videoaufzeichnung<br />
bis zu 4K Ultra-HD. Aufgezeichnet<br />
werden Bilder und Videos auf<br />
einem internen Speicher mit<br />
acht Gigabyte, der durch<br />
eine SD-Karte erweitert<br />
werden kann.<br />
8
MANTIS G VON YUNEEC<br />
Mit flotter Geschwindigkeit<br />
und einem Verfolgermodus<br />
wartet der Mantis G auf.<br />
Die Flugzeit des Mantis G wird mit<br />
maximal 33 Minuten angegeben,<br />
dabei soll die Reichweite der bis<br />
72 km/h schnellen Drohne bis zu<br />
zwei Kilometer betragen. Dank „Visual<br />
Tracking” verfolgt der Mantis<br />
G ein markiertes Objekt automatisch.<br />
Die Drohne bietet auch eine<br />
praktische Wegpunkte-Funktion,<br />
mit der sich Flugrouten bereits im<br />
Vorfeld planen lassen.<br />
Der Mantis G ist im Fachhandel für<br />
etwa 700 Euro zu bekommen.<br />
ABTAUCHEN<br />
OpenROV Trident<br />
Spektakuläre Unterwasserbilder<br />
kann die Trident von<br />
OpenROV liefern: Die Drohne<br />
sendet Full-HD-Aufnahmen<br />
per Kabel ans Steuergerät –<br />
ideal für Nichttaucher. Ihr<br />
Akku reicht für drei Stunden<br />
und mit bis zu zwei Meter/Sekunde<br />
taucht sie bis zu 100 m<br />
tief. Preis: ca. 1700 US-Dollar.<br />
www.sofarocean.com/<br />
products/trident<br />
Gesteuert wird<br />
die Trident mit<br />
einem Android-<br />
Gerät oder dem<br />
Controller (ca.<br />
400 US-Dollar).<br />
9
FOTO: © DJI, YUNEEC<br />
Maximal 21 Minuten Flugzeit bietet<br />
die 430 Gramm schwere MA-<br />
VIC AIR VON DJI. Die an einem<br />
Drei-Achs-Gimbal aufgehängte<br />
12-Megapixel-Kamera zeichnet<br />
Videos in 4K Ultra-HD auf. Fotografen<br />
bietet der Mavic Air die<br />
Möglichkeit, Rundum-Panoramen<br />
mit bis 32 Megapixeln zu erstellen.<br />
Außerdem sind HDR-Aufnahmen<br />
im Programm. Neben der GPS-Positionierung<br />
verfügt der Mavic Air<br />
über eine Umgebungserkennung<br />
in drei Ebenen. Kameras, nach<br />
vorne, hinten und unten gerichtet,<br />
verhindern Zusammenstöße und<br />
helfen, die Position im Schwebeflug<br />
genau zu halten. Dank<br />
ausgefeilter Programmierung<br />
ist der kompakte Falt-Kopter der<br />
MAVIC AIR VON DJI Ausgeklügelte<br />
Flug-, Foto- und Videooptionen<br />
bietet die Mavic Air.<br />
ideale Begleiter beim Sport und<br />
anderen Outdoor-Aktivitäten. Der<br />
sogenannte ActiveTrack kann bis<br />
zu 16 auswählbare Ziele simultan<br />
erkennen und sie verfolgen, selbst<br />
wenn sie bewegungsintensive Aktivitäten<br />
ausführen. SmartCapture<br />
heißt eine Funktion, die Drohne<br />
auf interaktive Weise mit der Hand<br />
zu steuern.<br />
Der Mavic Air von DJI kostet im Fachhandel<br />
um die 850 Euro.<br />
10
SPECIAL // DROHNEN<br />
KLASSE C2<br />
In der Klasse C2 dürfen die Drohnen<br />
maximal vier Kilogramm wiegen.<br />
Der Pilot muss einen theoretischen<br />
Test in einem anerkannten Prüfzentrum<br />
absolvieren. Diese Klasse ist vor<br />
allem für professionelle Fotografen<br />
interessant. Typische Kopter dieser<br />
Klasse sind mit wechselbaren Kamerasystemen<br />
ausgestattet. Leider<br />
gehört nach jetzigem Stand aber<br />
auch der beliebte Mavic 2 von DJI<br />
in diese Klasse, weil er minimal über<br />
900 Gramm wiegt.<br />
Der YUNEEC TYPHOON H PLUS<br />
ist in seiner Konfiguration als<br />
Hexakopter mit sechs Rotoren<br />
auf eine hohe Ausfallsicherheit<br />
getrimmt. Dank der ST16S-<br />
Steuerung wird kein externes<br />
Smartphone oder Tablet zur Steuerung<br />
benötigt. Damit sendet die<br />
Steuerung auch keine Flugdaten<br />
auf einen Server. Das macht den<br />
Typhoon H und seinen professionellen<br />
Ableger H520 vor allem<br />
bei Behörden wie Polizei und<br />
Feuerwehr beliebt. Der Typhoon<br />
H kann im Team geflogen werden,<br />
der Pilot platziert die Drohne,<br />
ein Kameraoperateur steuert das<br />
Kamerabild.<br />
Die montierte 1-Zoll-Kamera mit<br />
20 Megapixeln und hoher Restlichtleistung<br />
lässt bei Foto- und Videoproduktionen<br />
kaum Wünsche<br />
offen. Das einziehbare Landegestell<br />
bietet dem Kameragimbal<br />
einen 360 Grad Rundumblick.<br />
Der Typhoon H Plus kostet ab 1700<br />
Euro.<br />
YUNEEC TYPHOON H PLUS<br />
Das eingeklappte Landegestell<br />
gestattet 360-Grad-<br />
Aufnahmen.<br />
11
SPECIAL // DROHNEN<br />
DJI INSPIRE 2 Höchstauflösende Videos und<br />
viel Tempo beherrscht der Inspire 2 in der<br />
Klasse C2.<br />
FOTOS: © DJI, STEPHAN ZU HOHENLOHE<br />
Auch der INSPIRE 2 VON DJI<br />
bietet dem Kamerasystem X7 oder<br />
X5S einen kompletten Rundumblick.<br />
Der Inspire 2 ist dabei auf die<br />
Aufzeichnung von Videos mit bis zu<br />
6K optimiert. Die große DJI-Drohne<br />
fliegt mit einer Geschwindigkeit<br />
von bis zu 94 km/h, geht mit 9 m/s<br />
in den Sinkflug und steigt mit 6 m/s<br />
auf. Sie kann innerhalb von nur fünf<br />
Sekunden auf 80 km/h beschleunigen.<br />
Auch diese Drohne kann im<br />
Team-Mode geflogen werden, die<br />
Reichweite beträgt dabei bis zu<br />
sieben Kilometer.<br />
Abhängig vom Kamerasystem<br />
beginnen die Preise der Inspire 2 bei<br />
3400 Euro.<br />
KLASSE C3 UND C4<br />
Schwerere Drohnen bis 25 Kilo fallen in die Klassen C3 und C4. Für diese<br />
Fluggeräte reichen die Online-Prüfung und eine Registrierung, allerdings<br />
darf nur entfernt von Städten geflogen werden und nur dort, wo keine<br />
Personen gefährdet werden können. In diese Klassen fallen auch die klassischen<br />
Modellflugzeuge.<br />
12
10 TIPPS für Drohnen-Piloten<br />
1.<br />
Das Abschließen einer Haftpflichtversicherung<br />
ist für Drohnen gesetzlich<br />
vorgeschrieben. Eine solche Versicherung<br />
kommt im Schadenfall für<br />
verursachte Sach- und Personenschäden<br />
auf. Die Modellflugverbände bieten eine<br />
solche Versicherung im Rahmen einer<br />
Mitgliedschaft für ca. 40 Euro im Jahr an.<br />
www.dmfv.de, www.daec.de/sportarten/modellflug/<br />
Ab der Klasse C1<br />
vorgeschrieben:<br />
Kenntnisnachweis<br />
und Haftpflichtversicherung.<br />
Vor dem Aufstieg einer Drohne<br />
muss der Pilot alle rechtlichen<br />
Fragen abklären. Das Überfliegen<br />
einer Wasserstraße wie dem Rhein<br />
ist verboten.<br />
2.<br />
Keine Angst vor dem<br />
kleinen Drohnenführerschein.<br />
Die Fragen sind einfach<br />
gehalten, der Test kann<br />
beliebig wiederholt werden.<br />
Erst nach bestandenem Test<br />
wird die Prüfungsgebühr<br />
(26,75 Euro) fällig. Ablegen<br />
kann man die Prüfung im Internet<br />
beim DAEC oder<br />
DMFV.<br />
www.kenntnisnachweis-modellflug.de<br />
oder https://kenntnisnachweisonline.<br />
dmfv.aero/<br />
13
SPECIAL // DROHNEN<br />
3.<br />
Drohnen sind längst nicht überall erlaubt. Die App der<br />
Deutschen Flugsicherung (DFS Drohnen) zeigt an, ob<br />
man am Standort überhaupt fliegen darf. Dazu gibt man einfach<br />
sein Fluggerät ein, aktiviert die Standortbestimmung und<br />
erhält sofort die Info, ob das Fliegen erlaubt ist.<br />
In der DFS-<br />
Drohnen-<br />
App werden<br />
die geplante<br />
Flughöhe<br />
und die<br />
Drohne<br />
eingestellt.<br />
Der Grund<br />
für das<br />
Startverbot<br />
ist klar, der<br />
Pilot möchte<br />
in einem<br />
Naturschutzgebiet<br />
starten.<br />
SCREENSHOTS: © STEPHAN ZU HOHENLOHE<br />
Startverbot<br />
an dieser<br />
Stelle. Ein<br />
Tipp auf<br />
das rote<br />
Feld öffnet<br />
ein neues<br />
Fenster.<br />
Auf einer<br />
Karte<br />
wird der<br />
Startpunkt<br />
gewählt, die<br />
App zeigt an,<br />
dass der Flug<br />
mit dem gewählten<br />
Kopter<br />
bis zur<br />
eingestellten<br />
Flughöhe<br />
erlaubt ist.<br />
14
4.<br />
Das Fliegen eines Multikopters<br />
ist nicht<br />
schwer, dennoch sollte man<br />
vor einem ersten, geplanten<br />
Foto/Video-Shooting sein<br />
Fluggerät genau kennen. Suchen<br />
Sie sich eine Wiese oder<br />
einen Feldweg mit viel Platz<br />
drum herum. Keine Gebäude,<br />
keine Windräder, keine<br />
Strommasten, kein kräftigerer<br />
Wind. Beginnen Sie mit<br />
ersten Schwebeflügen, um die<br />
Reaktion des Fluggerätes<br />
kennenzulernen. Die Kamera<br />
kommt dabei noch nicht zum<br />
Einsatz. Auch wenn Sie stolz<br />
auf Ihr neues Fluggerät sind,<br />
üben Sie zunächst alleine<br />
oder mit einer einzelnen Person<br />
als Beobachter des Umfeldes.<br />
Ein großes Publikum<br />
verführt zu Flugmanövern,<br />
die man unter Umständen<br />
noch nicht beherrscht.<br />
5.<br />
Sorgen Sie bei den ersten<br />
Flügen dafür, dass<br />
Sie bei Start und Landung<br />
immer auf das Heck des<br />
Kopters schauen. So verhält<br />
sich das Fluggerät analog zu<br />
der Bewegung des Steuerknüppels.<br />
6.<br />
Unter Umständen haben<br />
Sie einen guten Startplatz<br />
auf einer Wiese gefunden.<br />
Leider ist das Gras zu<br />
hoch und behindert die Rotoren.<br />
Die Fußmatte aus dem<br />
Auto ist ein prima Startplatz<br />
und jederzeit verfügbar. Profis<br />
haben eine etwas größere<br />
Gummimatte im Kofferraum.<br />
7.<br />
Achten Sie auf den Wind.<br />
Drohnen ohne GPS-Stabilisierung<br />
werden vom Wind<br />
abgetrieben. Gerade beim<br />
Start könnte das Fluggerät<br />
schnell in Ihre Richtung fliegen.<br />
Besser, Sie stehen seitlich<br />
zum Wind. Aber auch mit<br />
GPS-Positionierung sollte man<br />
auf die Windrichtung achten.<br />
Ein Rückflug gegen den Wind<br />
kostet viel Energie. Ärgerlich,<br />
wenn der Akku schon fast leer<br />
ist. Fliegen Sie daher, wenn<br />
15
SPECIAL // DROHNEN<br />
ABBILDUNGEN: © STEPHAN ZU HOHENLOHE, YUNEEC/PIXXELKUNST (1)<br />
möglich, „vor dem Wind“. So<br />
kommen Sie mit Rückenwind<br />
zur Startposition zurück.<br />
8.<br />
Die meisten Drohnen<br />
können bei Windgeschwindigkeiten<br />
bis zu 30<br />
km/h fliegen. Laden Sie sich<br />
eine spezielle Windvorhersage-App<br />
wie den Windfinder<br />
auf das Smartphone, um über<br />
die aktuelle Windstärke informiert<br />
zu sein. Der Windfinder<br />
zeigt nicht nur den aktuellen<br />
Wind von vielen<br />
Der Windfinder zeigt im Browser<br />
und der App aktuelle Werte und<br />
eine sehr genaue Windvorhersage.<br />
Die Einheiten sind benutzerspezifisch<br />
einstellbar. Bei über<br />
30 km/h Windgeschwindigkeit<br />
sollte man nicht mehr starten.<br />
Messstationen, er bietet auch<br />
eine weltweite Windvorhersage<br />
(windfinder.com).<br />
9.<br />
Wie immer beim Fotografieren<br />
ist der Sonnenstand<br />
wichtig. Aufnahmen,<br />
im Sommer unter der Mittagssonne<br />
gemacht, wirken<br />
immer etwas flau. Sehr schön<br />
sind Bilder in der Morgenoder<br />
Abendsonne. Das weiche<br />
Licht und die längeren<br />
Schatten modellieren unser<br />
Motiv. Nun hat aber jedes<br />
Motiv seine Schokoladenseite,<br />
die wir im Film und auf<br />
dem Foto besonders herausarbeiten<br />
möchten. Da ist es<br />
sinnvoll, sich bereits im Vorfeld<br />
über den Stand der Sonne<br />
vor Ort zu informieren.<br />
Ein gutes Hilfsmittel ist dafür<br />
die App „LightTrac“. Diese<br />
App visualisiert für jeden Ort<br />
der Welt den Stand der Sonne.<br />
Nach Auswahl des Ortes<br />
zeigt die App bereits an, wo<br />
die Sonne bei Auf- und Untergang<br />
steht. Nach Einstel-<br />
16
Die App Light-<br />
Trac zeigt nicht<br />
nur an jedem<br />
Ort der Welt zu<br />
jedem Zeitpunkt<br />
den Sonnenstand<br />
an,<br />
sie zeigt auch<br />
die Länge der<br />
Schatten. Ideal, um ein Shooting<br />
mit der Drohne vorzubereiten.<br />
lung von Datum und Uhrzeit<br />
zeigt die App die Richtung<br />
des Lichtes und die Länge der<br />
Schatten. So kann bereits im<br />
Vorfeld der ideale Zeitpunkt<br />
des Foto- oder Videofluges<br />
bestimmt werden.<br />
10.<br />
Eine Drohne bietet<br />
außergewöhnliche<br />
Perspektiven für einen Film<br />
oder Fotos. Suchen Sie diese<br />
Bilder. Ein Hafen mit Segelbooten<br />
oder ein Strand mit<br />
vielen Sonnenschirmen sieht<br />
senkrecht von oben vollkommen<br />
abstrakt aus. Achten Sie<br />
auch bei der Drohnenfotografie<br />
auf den goldenen<br />
Schnitt. Bei Videoaufnahmen<br />
ist es schön, wenn ein wenig<br />
Action zu sehen ist. Warten<br />
Drohnen bieten Fotografen einen<br />
tollen Perspektivenwechsel. Hier<br />
ein Bootshafen von oben.<br />
Sie nicht darauf, dass der<br />
Burghof frei von Menschen<br />
ist, ganz im Gegenteil, die<br />
spazierenden Besucher zeigen<br />
dem Zuschauer, dass es sich<br />
um ein bewegtes Bild handelt.<br />
Bei einem Landschaftsbild<br />
stört der Mähdrescher oder<br />
der Traktor überhaupt nicht.<br />
Der Yuneec H520 ist die Profi-<br />
Version der Typhoon H Plus und<br />
wird beispielsweise mit Infrarotkamera<br />
in der Landwirtschaft<br />
verwendet. Hier sucht er Rehkitze<br />
vor der Mahd.<br />
17
SPECIAL // VIDEO<br />
VIDEO: KAMERAS UND PRAXISTIPPS<br />
Film läuft!<br />
In unserer Marktübersicht stellen wir die<br />
interessantesten Foto-Video-Kameras mit<br />
mindestens 4K-Auflösung vor und zeigen,<br />
worauf Sie beim Kauf noch achten sollten.<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
TEXT RAINER CLAASSEN<br />
N<br />
ahezu alle Foto-Kameras,<br />
die Sie heute neu<br />
kaufen können, haben auch<br />
eine Videofunktion und sehr<br />
viele liefern damit eine ordentliche<br />
Qualität. Wer aber<br />
einen besonderen Fokus auf<br />
Filmaufnahmen legt, hat<br />
spezielle Ansprüche an Funktionen<br />
und Ausstattung seiner<br />
Kamera – die Bildeinstellungen<br />
etwa müssen sich<br />
auch bei Videoaufnahmen<br />
unkompliziert manuell ändern<br />
lassen. Deshalb haben<br />
wir aus der breiten Angebotspalette<br />
der wichtigsten Kamerahersteller<br />
die Modelle<br />
ausgewählt, die sich besonders<br />
gut für Bewegbild-Aufnahmen<br />
eignen, und stellen<br />
sie auf den folgenden Seiten<br />
kurz vor. Ausführliche Testberichte<br />
finden Sie natürlich<br />
im fotoMAGAZIN oder auf<br />
www.fotomagazin.de<br />
18
MARKTÜBERSICHT<br />
Ausgewählte Foto-Video-Kameras mit 4K-Video<br />
CANON EOS 90D<br />
Auch wenn bei Videoaufnahmen<br />
vieles für den Einsatz von Kameras<br />
ohne Spiegel spricht, kann die<br />
DSLR EOS 90D auch im Videobereich<br />
überzeugen – sie ist somit<br />
hervorragend für alle geeignet,<br />
die beim Fotografieren nicht auf<br />
das Vorschaubild per Mattscheibe<br />
verzichten, aber auch qualitativ<br />
hochwertige Videos aufzeichnen<br />
möchten. Der von Canon entwickelte<br />
Dual-Pixel-Autofokus reagiert<br />
auch bei Videoaufnahmen<br />
flott und präzise. Die Kamera verfügt<br />
über alle für Videos sinnvollen<br />
manuellen Einstellmöglichkeiten.<br />
Wichtig für guten Ton: Sowohl<br />
ein Kopfhöreranschluss als auch<br />
CANON EOS 90D<br />
Auch der Klappmonitor<br />
macht<br />
die EOS 90D<br />
für Vlogger<br />
interessant.<br />
eine Buchse für ein externes Mikrofon<br />
sind eingebaut. Weiterer<br />
Pluspunkt: 4K kann die Kamera<br />
ohne Crop aufnehmen.<br />
Straßenpreis: ca. 1300 Euro<br />
EBENFALLS EMPFEHLENS-<br />
WERT VON CANON:<br />
EOS M6 MARK II. Straßenpreis:<br />
ca. 930 Euro. Die spiegellose APS-<br />
C-Kamera bringt ähnliche Videofunktionen<br />
wie die EOS 90D mit,<br />
ist aber kleiner und preiswerter.<br />
Nachteil für Fotografen: Einen Sucher<br />
gibt es nur als Zubehör.<br />
EOS R. Straßenpreis: ca. 3300<br />
Euro. Die spiegellose Systemkamera<br />
mit großem Vollformat-Sensor<br />
hat Vorteile bei<br />
Low-Light-Auf-<br />
19
SPECIAL // VIDEO<br />
nahmen. Außerdem hat Canon sie<br />
mit einem flachen Profil (C-Log)<br />
ausgestattet, das optimales Material<br />
für die Nachbearbeitung liefert.<br />
Ein Nachteil gegenüber der<br />
EOS 90D und M6 Mark II ist der<br />
Crop bei der 4K-Aufzeichnung.<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
FUJIFILM X-T3<br />
Im Test hat die Kamera sowohl als<br />
Foto- als auch als Videokamera<br />
überzeugt: Als erste APS-C-Kamera<br />
ist sie in der Lage, 4K mit 60<br />
Bildern/s aufzunehmen – und das<br />
sowohl in UHD-16:9 mit 3840 x<br />
2160 Pixeln als auch in Cinema-4K<br />
mit 4096 x 2160 Pixeln. Dabei wird<br />
zwar nicht der gesamte Sensor<br />
genutzt, auf die Videoqualität hat<br />
das aber keinen negativen Einfluss.<br />
F-Log-Gamma sorgt für perfektes<br />
Ausgangsmaterial für die<br />
Nachbearbeitung. Der effektive<br />
Videocodec H.265 erlaubt bei geringen<br />
Datenraten eine hervorragende<br />
Qualität. In Full-HD nimmt<br />
die Kamera auch Zeitlupen mit bis<br />
zu 120 fps auf. Als erfahrener TV-<br />
Objektiv-Hersteller hat Fujifilm<br />
dieser stark auf die Bedürfnisse<br />
FUJIFILM X-T3<br />
Die Fuji X-T3 nimmt 4K-Video<br />
sogar mit einer Bildwiederholrate<br />
von 60p auf.<br />
von Filmern ausgerichteten Kamera<br />
auch zwei interessante Optiken<br />
zur Seite gestellt: Die Objektive<br />
MKX 18-55 mm und MKX 50-135<br />
mm kosten zwar jeweils um die<br />
4000 Euro, bieten dafür aber Qualität<br />
und Haptik, wie man sie sonst<br />
nur von Optiken kennt, die bei<br />
Spielfilm- und Fernsehproduktionen<br />
eingesetzt werden.<br />
Straßenpreis: ca. 1350 Euro<br />
EBENFALLS EMPFEHLENS-<br />
WERT VON FUJIFILM:<br />
X-T30. Straßenpreis: ca. 800 Euro.<br />
Die spiegellose APS-C-Kamera besitzt<br />
ebenfalls hervorragende Vi-<br />
20
deofunktionen, kann 4K aber nur<br />
mit 30p aufzeichnen.<br />
NIKON Z 6<br />
Mit den Modellen Z 6 und Z 7 hat<br />
Nikon zwei sehr ähnliche Kameras<br />
im Programm, von denen sich die<br />
günstigere Variante für Filmfreunde<br />
besser eignet. Statt 45,7 Megapixeln<br />
bei der Z 7 hat die Z 6 nur<br />
24,5 – was immer noch viel mehr<br />
ist, als für 4K-Videos benötigt wird.<br />
Die geringere Pixelauflösung sorgt<br />
aber für eine bessere Lichtausbeute,<br />
was vor allem beim Filmen in<br />
dunkler Umgebung Vorteile<br />
bringt. Selbst bei hohen ISO-Einstellungen<br />
liefert die Kamera sehr<br />
rauscharme Videos. N-Log-Gamma<br />
ist ebenfalls an Bord. Die Bildstabilisierung<br />
nimmt die Z 6 in einer<br />
Kombination aus Sensorbewegung<br />
und Ausgleich im Objektiv<br />
vor – das ermöglicht Videoaufnahmen<br />
aus der Hand ohne<br />
Ruckeln. Die Vollformatkamera ist<br />
NIKON Z 6<br />
Die Z 6 bietet Nikon auch im<br />
Bundle mit Rig und externem<br />
Atomos-Rekorder an.<br />
sehr robust und gegen das Eindringen<br />
von Staub und Spritzwasser<br />
geschützt.<br />
Mit der Z 6 ist es Nikon gelungen,<br />
gegenüber der Konkurrenz deutlich<br />
aufzuholen und sie in einigen<br />
Hinsichten sogar zu übertreffen.<br />
Für besonders ambitionierte Fil-<br />
21
SPECIAL // VIDEO<br />
OLYMPUS OM-D E-M1 MARK III<br />
Für die Tonaufnahmen lässt sich<br />
bei der Mark III der Olympus-<br />
Rekorder LS-P4 nutzen.<br />
APS-C-Sensor nimmt ebenfalls 4K<br />
ohne Crop auf.<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
mer bietet Nikon übrigens das Essential-Movie-Kit<br />
an, das für 2900<br />
Euro zusammen mit einem Rig,<br />
dem externen Rekorder Atomos<br />
Ninja V und Zusatzakkus erhältlich<br />
ist. Nach einem kostenpflichtigen<br />
Update soll die Z 6 sogar Apple-<br />
Pro-Res-Raw auf dem Ninja aufzeichnen<br />
können.<br />
Straßenpreis: ca. 1700 Euro<br />
EBENFALLS EMPFEHLENS-<br />
WERT VON NIKON:<br />
Z 50. Straßenpreis: ca. 780 Euro.<br />
Die spiegellose Systemkamera mit<br />
OLYMPUS OM-D<br />
E-M1 MARK III<br />
Die brandneue Olympus-Kamera<br />
mit Micro-Four-Thirds-Sensor<br />
kann Video mit Cinema-4K/24p<br />
(4096 x 2160 Pixeln) bzw. 4K/30p<br />
(3840 x 2160 Pixel) aufnehmen;<br />
alles ohne Crop und – dank Hybrid-AF<br />
– mit schnellem Autofokus.<br />
Aufnahmen mit dem Profil OM-<br />
Log400 sind optimal für die Nachbearbeitung<br />
geeignet. Mikrofonund<br />
Kopfhörer-Schnittstellen sind<br />
vorhanden und über HDMI lässt<br />
sich ein 8-Bit-Signal mit 4:2:2-Farbunterabtastung<br />
auf einem externen<br />
Rekorder aufzeichnen. Als Fotokamera<br />
weiß die E-M1 Mark III<br />
unter anderem mit hochauflösenden<br />
Aufnahmen per Pixel-Shift<br />
aus der Hand (50 Megapixel) oder<br />
vom Stativ (80 Megapixel) zu<br />
überzeugen (Test in fM 4/20).<br />
Straßenpreis: ca. 1800 Euro<br />
22
EBENFALLS EMPFEHLENS-<br />
WERT VON OLYMPUS:<br />
OLYMPUS OM-D E-M5 III. Straßenpreis:<br />
ca. 1200 Euro. Das günstigere<br />
Schwestermodell hat sehr<br />
ähnliche Videospezifikationen wie<br />
die E-M1 Mark III, es fehlen aber<br />
das logarithmische Gamma und<br />
die Kopfhörerschnittstelle.<br />
PANASONIC LUMIX GH5<br />
Die Panasonic-GH-Serie ist für<br />
ihre starken Videofunktionen<br />
bekannt.<br />
PANASONIC LUMIX GH5<br />
Auch wenn bei Panasonic die Lumix<br />
S1H derzeit das Maß aller Dinge<br />
bei filmenden Systemkameras<br />
ist, stellen wir hier wegen des moderateren<br />
Preises die GH5 in den<br />
Mittelpunkt. Als fünfte Weiterentwicklung<br />
der GH-Serie, bei deren<br />
Entwicklung Panasonic von Anfang<br />
an die Bedürfnisse von Filmern<br />
ins Zentrum gestellt hat,<br />
bietet sie umfangreiche Einstellmöglichkeiten,<br />
alle wünschenswerten<br />
Anschlüsse, hervorragende<br />
Videoqualität bei 4K-Videos<br />
und in Full-HD Zeitlupen mit bis<br />
zu 120 Bildern pro Sekunde. Das<br />
flache V-Log L gibt es zum Nachrüsten<br />
für rund 100 Euro.<br />
Zusätzliche Anschlussmöglichkeiten<br />
– etwa für Mikrofone mit XLR-<br />
Verbindung – und eine Stromversorgung<br />
mit mehr Ausdauer gibt‘s<br />
mit dem als Zubehör erhältlichen<br />
Akkugriff DMW-BGGH5 für etwa<br />
250 Euro. Der passt auch an die<br />
lichtempfindlichere, aber<br />
etwas teurere Variante<br />
GH5S (ca. 2500 Euro), deren<br />
Sensor statt 20 nur 10<br />
Megapixel hat.<br />
Straßenpreis: ca. 1400 Euro<br />
EBENFALLS EMPFEHLENS-<br />
WERT VON PANASONIC:<br />
LUMIX G81. ca. 700 Euro (mit Objektiv).<br />
Das etwas ältere Modell ist<br />
23
SPECIAL // VIDEO<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
recht preiswert und bietet trotzdem<br />
gute Resultate bei Foto- und<br />
Videoaufnahmen. Die Nachfolgerin<br />
G91 bietet sogar V-Log, Zeitlupen<br />
und einen Kopfhöreranschluss,<br />
kostet aber<br />
400 Euro mehr.<br />
LUMIX S1H.<br />
ca. 4000 Euro.<br />
Bei dem Preis<br />
sollten keine<br />
Wünsche offen<br />
bleiben – und<br />
das darf man dem<br />
Flaggschiff von Panasonic<br />
auch attestieren, das sogar<br />
6K-Video aufnimmt (Test<br />
in fM 4/20).<br />
SIGMA fp<br />
Wer sich den Look eines Vollformat-Sensors<br />
wünscht, aber<br />
trotzdem eine leichte und<br />
kompakte Kamera nutzen<br />
möchte, sollte sich mit der Sigma<br />
fp beschäftigen. Die wiegt<br />
gerade mal 422 Gram (inklusive<br />
Akku und Speicherkarte) und<br />
ist kompakter als manche APS-<br />
Systemkamera. Trotzdem kann<br />
sie 4K-Videos mit bis zu 30 Bildern<br />
pro Sekunde aufnehmen – sogar<br />
im Raw-Format. Besonders für<br />
hochwertige Aufnahmen mit<br />
Drohnen ist das Konzept sehr interessant,<br />
denn eine<br />
leichte und kompakte<br />
Kamera lässt sich<br />
viel einfacher in die<br />
Luft bringen.<br />
Straßenpreis:<br />
ca. 2000 Euro<br />
SONY ALPHA 7 III<br />
Ähnlich wie bei der Nikon<br />
Z 6 im Vergleich zur Z 7 gilt<br />
auch bei Sony, dass – aus<br />
der Perspektive des Videofilmers<br />
– die Alpha 7 III<br />
mit 24,2 Megapixeln<br />
die bessere (und auch<br />
günstigere) Wahl im<br />
Vergleich zur Alpha 7R III mit<br />
SIGMA fp<br />
Wegen der geringeren Größe<br />
lässt sich die fp sehr gut in<br />
Rigs einbauen oder mit Drohnen<br />
und Gimbals nutzen.<br />
24
42,4 Megapixeln ist.<br />
Das Bedienkonzept ist bei beiden<br />
Modellen etwas gewöhnungsbedürftig,<br />
bietet aber sehr viele Optionen,<br />
um die Aufnahmen entsprechend<br />
den eigenen<br />
Vorstellungen zu gestalten. Verschiedene<br />
Fotoprofile, die sich<br />
auch für Videoaufnahmen einsetzen<br />
lassen, bieten etwa die abgeflachte<br />
Gammakurve (S-LOG). Das<br />
erweitert die Möglichkeiten, den<br />
Aufnahmen in der Nachbearbeitung<br />
einen ansprechenden Kino-<br />
Look zu verleihen. Ebenso ist es<br />
auf diesem Wege möglich, HDR-<br />
Videos mit großem Dynamikumfang<br />
für entsprechend ausgestattete<br />
Fernsehgeräte anzufertigen.<br />
Der große elektrische Sucher erlaubt<br />
eine gute Fokuskontrolle –<br />
aber auch der Autofokus arbeitet<br />
sehr zuverlässig. Er lässt sich so<br />
einstellen, dass er während einer<br />
Videoaufnahme verlässlich auf ein<br />
im Motiv sichtbares Auge scharf<br />
stellt – ob es das linke oder das<br />
rechte sein soll, kann der Videograf<br />
einstellen.<br />
Straßenpreis: ca. 1900 Euro<br />
SONY ALPHA 7 III<br />
Die Alpha 7 III skaliert 6K-Video<br />
auf 4K herunter, was für eine<br />
besonders hohe Detailtreue und<br />
Schärfe sorgt.<br />
EBENFALLS EMPFEHLENS-<br />
WERT VON SONY:<br />
ALPHA 6600. Straßenpreis: ca.<br />
1400 Euro. Auch Sonys kompaktere<br />
spiegellose Systemkameras mit<br />
APS-C-Sensoren sind bei Filmern<br />
sehr beliebt. Das aktuelle Spitzenmodell<br />
Alpha 6600 bietet einen<br />
ähnlichen Funktionsumfang wie<br />
die oben beschriebene Vollformatkamera<br />
Alpha 7 III, ist aber<br />
deutlich kleiner, leichter und<br />
günstiger.<br />
25
SPECIAL // VIDEO<br />
TIPPS für bessere<br />
Videoaufnahmen<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
Je mehr Erfahrung ein Fotograf<br />
gesammelt hat, um so flexibler<br />
gelingt die Gestaltung<br />
der Aufnahmen. Viele dieser<br />
Erfahrungen helfen auch<br />
beim Filmen. Dabei kommen<br />
aber noch ein paar andere<br />
Aufgaben hinzu. Wir zeigen,<br />
wie Sie auch diese elegant lösen<br />
können.<br />
Bewegung zählt<br />
In einem guten Video bewegt<br />
sich etwas. Achten Sie deshalb<br />
immer auf attraktive<br />
Bewegungen und<br />
greifen Sie diese mit<br />
der Kamera auf – etwa,<br />
indem Sie mitschwenken.<br />
Mit einem klassischen<br />
Foto-Stativkopf<br />
gelingt das allerdings<br />
kaum – für überzeugende<br />
Resultate brauchen Sie einen<br />
speziellen Videokopf. Schon<br />
26<br />
ein einfaches Modell wie der<br />
Befree Live Fluid Videokopf<br />
von Manfrotto (ca. 100 Euro)<br />
erlaubt flüssige Schwenks und<br />
Neigen nach oben und unten.<br />
Er kann statt des Fotokopfs<br />
auf viele Stative montiert<br />
werden. Auch seitliche Fahrten<br />
der Kamera sorgen für dezente<br />
Perspektivwechsel – das<br />
erlaubt sogar dann interessante<br />
Aufnahmen, wenn sich<br />
vor der Kamera nichts bewegt.<br />
Dafür eignen sich Slider,<br />
wie der V-SLIDER<br />
Mini von Ratrig<br />
(ca. 65 Euro bei<br />
enjoyyourcamera.<br />
MAN-<br />
FROTTO<br />
BEFREE LIVE<br />
FLUID<br />
Mit dem Videokopf<br />
von Manfrotto gelingen<br />
flüssige Schwenks.
com). Ein Stativkopf kann darauf<br />
mit eiter Schraube befestigt<br />
werden.<br />
Richtig belichten<br />
Während man beim Fotografieren<br />
jede Aufnahme ganz individuell<br />
belichtet, sollten Videoaufnahmen<br />
auch im<br />
Schnitt harmonisch zusammenpassen.<br />
Deshalb ist ein<br />
gleichbleibender Weißabgleich<br />
besonders wichtig –<br />
also nicht auf die Automatik<br />
setzen! Auch bei Videos wird<br />
die Helligkeit mit Hilfe von<br />
Blendenwert, Belichtungszeit<br />
und ISO-Einstellung festgelegt.<br />
Sehr kurze Belichtungszeiten<br />
haben bei schnell bewegten<br />
Motiven einen Nebeneffekt:<br />
Besonders scharfe<br />
Einzelbilder lassen Bewegungen<br />
abgehackt erscheinen. Als<br />
Faustregel gilt, dass die Belichtungszeit<br />
etwa dem doppelten<br />
der Bildrate entsprechen<br />
sollte – bei 50 Bildern<br />
pro Sekunde belichtet man<br />
also ungefähr mit 1/100 s. Um<br />
ROLLEI POLAR:ND+<br />
Variable Graufilter – hier von<br />
Rollei – helfen bei der Belichtung.<br />
hier Flexibilität zu schaffen,<br />
empfiehlt sich der Einsatz eines<br />
variablen Graufilters. Damit<br />
lässt sich die Bildhelligkeit<br />
regeln, ohne Blende, Belichtungszeit<br />
oder ISO zu verändern.<br />
Viele Kameras, die sich gut<br />
zum Filmen eignen, erlauben<br />
die Einblendung eines Zebramusters,<br />
das im Display besonders<br />
hell belichtete Flächen<br />
kennzeichnet – eine<br />
Funktion, die sehr hilfreich<br />
sein kann. Auch das Einblenden<br />
des Histogramms erleichtert<br />
eine korrekte Belichtung.<br />
Grundsätzlich empfiehlt es<br />
sich, die Belichtung beim Fil-<br />
27
SPECIAL // VIDEO<br />
APUTURE AL-F7 BI-COLOR<br />
Perfektes Videolicht liefern LED-<br />
Leuchten mit regelbarer Farbtemperatur,<br />
hier von Aputure.<br />
FOTOS: © HERSTELLER<br />
men manuell einzustellen –<br />
Nachregulieren durch die Automatik<br />
bei Helligkeitswechseln<br />
während einer Aufnahme<br />
wirkt immer unnatürlich.<br />
Licht setzen<br />
Fotografen nutzen zur Aufhellung<br />
von Motiven meist<br />
Blitzleuchten. Die nützen<br />
beim Filmen leider nichts. Inzwischen<br />
gibt es aber bezahlbare<br />
LED-Leuchten, mit denen<br />
sich Innenaufnahmen<br />
aufhellen lassen. Empfehlenswert<br />
sind Modelle, bei denen<br />
die Farbtemperatur eingestellt<br />
werden kann. So können Sie<br />
die Leuchten in Kombination<br />
mit vorhandener Beleuchtung<br />
nutzen – und sie alternativ<br />
auch einsetzen, wenn Licht<br />
durch ein Fenster auf die Szenerie<br />
fällt.<br />
Die Beleuchtung ist essenziell<br />
für die Bildatmosphäre – es<br />
lohnt sich deshalb, sich intensiver<br />
mit Methoden der Filmbeleuchtung<br />
zu beschäftigen.<br />
Bei Gegenlichtaufnahmen im<br />
Freien kann ein aufspannbarer<br />
Reflektor nützlich sein,<br />
um zusätzliches Licht auf das<br />
Motiv zu werfen. Wegen der<br />
großen Fläche sind Reflektoren<br />
sehr windempfindlich, sodass<br />
hier eine zweite Person<br />
zum Halten benötigt wird.<br />
Bildkontrolle<br />
Bei vielen aktuellen Kameras<br />
arbeitet der Autofokus auch<br />
bei Videoaufnahmen schnell<br />
und präzise. Das kann oft<br />
hilfreich sein. Häufig möchte<br />
man aber den Blick des Betrachters<br />
über gezielt gesetzte<br />
Fokusbereiche lenken. Damit<br />
28
das gelingt, ist eine präzise<br />
Bildbeurteilung sehr wichtig.<br />
Einige hochwertige spiegellose<br />
Systemkameras haben einen<br />
sehr guten elektronischen<br />
Sucher, über den eine bessere<br />
Schärfebeurteilung als über<br />
den Kameramonitor möglich<br />
ist. In vielen Situationen bietet<br />
aber ein über HDMI verbundener<br />
Monitor noch bessere<br />
Kontrolle. Besonders luxuriös<br />
sind externe Festplattenrecorder<br />
mit eingebautem Monitor<br />
– wie der abgebildete Atomos<br />
Ninja. Der bietet auch viele<br />
Möglichkeiten, das Bild bis<br />
ATOMOS<br />
NINJA V<br />
Der Ninja V<br />
arbeitet mit<br />
vielen<br />
Kameras zusammen.<br />
ins Detail schon beim Dreh<br />
zu beurteilen – und in höchster<br />
Qualität aufzuzeichnen.<br />
Tonaufnahmen<br />
Die Aufnahmequalität von<br />
internen Mikrofonen ist oft<br />
erstaunlich gut. Allerdings<br />
werden Bediengeräusche der<br />
Kamera ebenso aufgenommen<br />
wie Störungen aus der<br />
Umgebung. Eine Kamera, mit<br />
der auch Videos gedreht werden,<br />
sollte deshalb unbedingt<br />
einen Anschluss für ein externes<br />
Mikro haben – und möglichst<br />
auch einen Kopfhörerausgang<br />
zur Kontrolle.<br />
Das VideoMicro von Rode<br />
kann auf dem Blitzschuh<br />
montiert werden, ist mit fast<br />
allen gängigen Kameras kompatibel<br />
und liefert bei einem<br />
Preis von etwa 50 Euro sehr<br />
ordentliche Tonqualität. Oft<br />
möchte man mit dem Mikro<br />
aber deutlich näher am Geschehen<br />
sein, als mit der Kamera.<br />
Das geht am besten mit<br />
einer Funkverbindung. Der<br />
29
SPECIAL // VIDEO<br />
Soundexperte Sennheiser bietet<br />
dafür mit dem XS Wireless<br />
Digital-Set eine unkomplizierte<br />
Lösung: Der Empfänger<br />
kann auf dem Blitzschuh<br />
montiert werden, das Mikrofon<br />
wird am Sender angeschlossen.<br />
Per Knopfdruck<br />
werden beide Geräte per<br />
Funk verbunden, und der Ton<br />
lässt sich so aus einer Entfernung<br />
von bis zu 75 Metern<br />
übertragen. Das Basis-Set<br />
ohne Mikrofon kostet 300<br />
Euro. Daran lässt sich auch<br />
ein Ansteckmikrofon anbringen,<br />
das unauffällig an der<br />
Kleidung einer interviewten<br />
Person befestigt wird – so gelingen<br />
auch in lauter Umgebung<br />
verständliche Sprachaufnahmen.<br />
Perspektiven<br />
wechseln<br />
Der fertige Film entsteht im<br />
Schnitt. Ein kreativer Vorgang,<br />
der sehr viel Spielraum<br />
lässt. Voraussetzung für angenehmes<br />
Arbeiten ist ein leistungsfähiger<br />
Computer und<br />
ein Schnittprogramm mit vielen<br />
Optionen. Die Basisversion<br />
von DaVinci Resolve 16<br />
stellt Blackmagic Design gratis<br />
für Windows und MacOS<br />
zur Verfügung. Mit dem ausgereiften<br />
Tool lassen sich erstaunliche<br />
Resultate erzielen.<br />
Um im Schnitt möglichst kreativ<br />
arbeiten zu können, ist<br />
eine große Auswahl an Perspektiven<br />
hilfreich. Da kann es<br />
sinnvoll sein, bei der Aufzeichnung<br />
gleich mehrere Kameras<br />
zu nutzen. Auch hier ist<br />
Kreativität gefragt: Das auf<br />
einer passenden Halterung installierte<br />
Smartphone, eine<br />
per Fahrrad bewegte Action-<br />
Cam, die Zweitkamera, die<br />
aus größerem Abstand einen<br />
Überblick über die Szenerie<br />
gibt, die von der Hauptkamera<br />
eingefangen wird – es gibt<br />
viele Möglichkeiten, mit relativ<br />
geringem Aufwand dafür<br />
zu sorgen, den Zuschauer mit<br />
interessanten Perspektiven zu<br />
fesseln.<br />
30
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