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20 • Waffenmarkt-Intern 11/2003<br />

Steuern und Finanzen<br />

Angehörigen-Darlehen<br />

Brietlingen (Dipl.-Volkswirt Klaus Linke) - Für die<br />

Darlehensgewährung von Angehörigen gibt es zahlreiche<br />

praktische, vor allem aber auch steuerliche Gründe.<br />

Ein beliebtes "Steuerspar-Modell"<br />

in Unternehmerkreisen ist, Kindern<br />

in vorweggenommener Erbfolge<br />

zunächst Geld zu schenken<br />

und dem eigenen Unternehmen<br />

den Betrag anschließend für ein<br />

Darlehen "zurückgewähren" zu<br />

lassen. Zwei neuere Grundsatzentscheidungen<br />

des BFH machen<br />

allerdings deutlich, dass der<br />

Steuerspar-Erfolg nicht ohne weiteres<br />

garantiert ist.<br />

Sobald sich aus Darlehensverträgen<br />

mit Angehörigen Steuerfolgen<br />

ergeben, wird sich das Finanzamt<br />

für die näheren Umstände<br />

und die Vertragskonditionen<br />

interessieren. Läuft hier nicht alles<br />

wie unter fremden Dritten<br />

oder entsteht der Eindruck eines<br />

reinen Steuerpar-Modells, werden<br />

Betriebsausgaben und Werbungskostenabzug<br />

nicht anerkannt<br />

und die Vorgänge dem<br />

steuerlich irrelevanten "familiären"<br />

Bereich zugeordnet. Daher<br />

ist es stets gut, wenn man gegenüber<br />

dem Finanzamt auch<br />

ganz praktische, nicht steuerliche<br />

Gründe für den Darlehensvertrag<br />

Aktueller Steuerspar-Tipp:<br />

Die derzeit vom BFH in Frage gestellte<br />

Verfassungsmäßigkeit der Erbschaftund<br />

Schenkungssteuer wegen Privilegierung<br />

von Unternehmer- und Immobilienvermögen<br />

tangiert Geldschenkungen<br />

an Angehörige nicht negativ. Im Gegenteil:<br />

Mit solchen privaten Geldschenkungen<br />

steht man sich derzeit<br />

steuerlich erheblich schlechter als zum<br />

Beispiel mit Immobilienschenkungen,<br />

die nur mit einem Bruchteil ihres wahren<br />

Wertes (rund 50 Prozent) eingesetzt<br />

werden. Diese Ungleichheit wiederum<br />

hält der BFH für verfassungswidrig.<br />

Vor diesem Hintergrund empfiehlt<br />

es sich, alle Steuerverfahren<br />

durch Einspruch offen zu halten, in denen<br />

es um die Schenkung- bzw. Erbschaftsbesteuerung<br />

nichtprivilegierter<br />

Vermögensübertragungen wie zum Beispiel<br />

Geldschenkungen geht.<br />

ins Feld führen kann und diese in<br />

dem Vertrag Erwähnung finden.<br />

Besonders kritisch hinterfragt die<br />

Finanzverwaltung Gestaltungen<br />

mit Angehörigen, bei denen<br />

Schenkung und Darlehen kombiniert<br />

werden, also geschenkte<br />

Gelder später wieder als Darlehen<br />

an den Schenker oder seine<br />

Firma zurückgegeben werden.<br />

Zwar haben BFH mit Urteil vom<br />

18.01.2000 und auch der BMF<br />

solche Gestaltungen grundsätzlich<br />

akzeptiert, doch die Finanzverwaltung<br />

hat noch längst nicht<br />

alle Vorbehalte dagegen aufgegeben<br />

und besteht auf einer kritischen<br />

Einzelfallprüfung. Durch<br />

ein neueres BFH-Urteil vom<br />

22.01.2002 sind die Vorbehalte<br />

bestätigt worden.<br />

Spezielle steuerliche Aspekte bei<br />

Angehörigen-Darlehen<br />

Bei einem anerkannten Darlehensvertrag<br />

kann der Darlehensnehmer<br />

sämtliche an den Angehörigen<br />

gezahlten Zinsen als<br />

Betriebsausgaben / Werbungskosten<br />

absetzen. Der Darlehensgeber<br />

erzielt Einkünfte aus Kapitalvermögen,<br />

die allerdings erst bei<br />

Überschreiten von Grundfreibetrag,<br />

Sparerfreibetrag und anderer<br />

Freibeträge steuerpflichtig<br />

werden. Der für die Jahre 2002<br />

und 2003 maßgebliche steuerliche<br />

Jahres-Grenzbetrag liegt bei<br />

rund 8.800 Euro.<br />

Ersparnis bei der Einkommensteuer:<br />

Mit Zinserträgen aus Angehörigen-Darlehen<br />

lassen sich vor allem<br />

einkommensteuersparende<br />

Effekte erzielen. Dies setzt voraus,<br />

dass die Zinserträge aus dem<br />

Darlehen bei dem Angehörigen<br />

steuerfrei bleiben oder wenigstens<br />

niedriger besteuert werden.<br />

Schenken zum Beispiel die Eltern<br />

ihren Kindern Geld und gewähren<br />

diese damit dem elterlichen<br />

Betrieb ein Darlehen, besteht<br />

die Chance, das auch die<br />

späteren Zinseinkünfte aus dem<br />

übertragenen Vermögen einkommensteuerfrei<br />

bleiben. Verdient<br />

das Kind schon selbst, hat es aber<br />

niedriger besteuerte Einkünfte als<br />

die Eltern und deren Unternehmen,<br />

kommt dabei unter dem<br />

Strich immerhin ein einkommensteuerlicher<br />

Progressionsvorteil<br />

heraus.<br />

Ersparnis bei der Erbschaft- und<br />

Schenkungssteuer:<br />

Darlehensgestaltungen mit vorangegangener<br />

Geldschenkung an<br />

Angehörige können nach dem<br />

Erbschafts- und Schenkungssteuerrecht<br />

sehr günstig sein. Denn je<br />

nach Verwandtschaftsgrad kommen<br />

Angehörige in den Genuss<br />

von hohen Freibeträgen. Durch<br />

eine geschickte Vorgehensweise<br />

bietet sich hier noch einiges<br />

mehr an steuerlichem Potenzial:<br />

• Wird zum Beispiel mehrmals<br />

geschenkt und dabei die Frist von<br />

10 Jahren gewahrt, kommt man<br />

in den mehrfachen Genuss der<br />

Steuerfreibeträge.<br />

• Erfolgt die Schenkung über<br />

steuerlich besonders privilegierte<br />

Angehörige (zum Beispiel Ehegatten)<br />

auf weniger begünstigte<br />

Angehörige, können sich noch<br />

weitere Steuerspareffekte ergeben,<br />

vorausgesetzt, die Übertragungen<br />

erfolgen in mehreren<br />

Etappen und unter Einhaltung<br />

der Anstandsfrist.<br />

Aktuelle Rechtsprechung zum<br />

unternehmerischen Bereich<br />

Bei Darlehensgestaltungen unter<br />

vorheriger Geldschenkung hilft<br />

nicht allein die Wahrung bestimmter<br />

Anstandsfristen zwischen<br />

Schenkung und anschließender<br />

Rückgewährung des<br />

Geldbetrags als Darlehen, um<br />

steuerlich sicherzugehen. Entscheidend<br />

ist das gesamte vertragliche<br />

Umfeld, das bei der Gestaltung<br />

eine Rolle gespielt hat.<br />

Ist die Schenkung an bestimmte<br />

Bedingungen geknüpft (für die<br />

Rückgewähr des Geldes als Darlehen),<br />

ist die Chance auf steuerliche<br />

Anerkennung gleich Null.<br />

Denn hier sind im Allgemeinen<br />

Zweifel an der wirtschaftlichen<br />

Eigentümerposition des Beschenkten<br />

angebracht.<br />

Zentrale Bedeutung hat bei<br />

Darlehensgestaltungen der sogenannte<br />

Fremdvergleich, wie auch<br />

einschlägige BFH-Urteile zeigen.<br />

Das heißt: Über die wesentlichen<br />

Vertragsgrundlagen wie zum Beispiel<br />

Vertragslaufzeit, Zins, Tilgung<br />

und Rückzahlung sollten<br />

klare und eindeutige Vereinbarungen<br />

getroffen sein und der<br />

Vertrag sollte dementsprechend<br />

auch gehandhabt werden.<br />

Anstandsfrist zwischen Schenkung<br />

und Darlehensvertrag:<br />

Die BFH-Entscheidung vom<br />

18.01.2001 (IV R 58/99) brachte<br />

die Kehrtwende in einer langjährigen<br />

Verwaltungspraxis. Danach<br />

ist ein kurzer Zeitraum<br />

zwischen Schenkung an Angehörige<br />

und Rückgewähr des<br />

Geldes als Darlehen an das Unternehmen<br />

des Schenkers allein<br />

kein Grund, der Gestaltung die<br />

steuerliche Anerkennung zu versagen.<br />

Die Finanzverwaltung hat<br />

erfreulicherweise dieses Urteil<br />

schnell akzeptiert.<br />

Dieser BFH-Entscheid ist allerdings<br />

kein Freibrief, es bei der<br />

Vertragsgestaltung auch ansonsten<br />

locker angehen zu lassen.<br />

Kommen bei fast zeitgleichem Abschluss<br />

von Schenkungs- und<br />

Darlehensvertrag noch andere<br />

Verdachtsmomente wie etwa unklare<br />

Vertragsbestimmungen oder<br />

nicht strikt eingehaltene Vertragskonditionen<br />

hinzu, kann die steuerliche<br />

Gesamtbetrachtung sehr<br />

schnell negativ ausfallen.<br />

Vor diesem Hintergrund ist bei<br />

zeitlich enger zusammenliegenden<br />

Schenkungs- und Darlehensverträgen<br />

besonders darauf zu<br />

achten, dass sich keine anderen<br />

verdächtigen Aspekte ergeben.<br />

Keinerlei Chance auf steuerliche<br />

Anerkennung hat man, wenn<br />

Schenkung und Darlehen in einer<br />

einzigen Vertragsurkunde zusammengefasst<br />

sind. Hier nimmt<br />

die Finanzrechtsprechung ein<br />

befristetes Schenkungsversprechen<br />

an, so dass es am notwendigen<br />

betrieblichen Anlass für<br />

die Gestaltung von vornherein<br />

fehlt (BFH vom 31.07.2002 –<br />

XR 103/96).

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