09.04.2020 Aufrufe

KÜCHENPLANER Ausgabe 03/04-2020

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Achtmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen.

Die Fachzeitschrift KÜCHENPLANER zählt zur Pflichtlektüre der deutschen Küchenspezialisten. Achtmal jährlich werden mehr als 6.000 Küchenplaner und Einkäufer in den Küchenfachmärkten, Küchenfachabteilungen in Möbelhäusern, Küchenstudios und in der Küchenindustrie angesprochen.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Impulse/Ansichten<br />

Offen und flexibel<br />

Flucht, Angriff und Verharren. Das sind die Reflexe, die uns<br />

Menschen in bedrohlichen Situationen automatisch steuern.<br />

Dabei wären Umsicht und Flexibilität jetzt so wichtig.<br />

Und Antworten auf die Frage: Was hilft?<br />

Montag, 30. März <strong>2020</strong>, kurz vor elf. Das ist neu für<br />

mich. Ich beginne einen Text mit der Angabe von Datum<br />

und Uhrzeit. Doch was ist seit Anfang März schon<br />

normal? Die Welt steht kopf, denn das Corona virus<br />

SARS-CoV-2 ist über uns gekommen. Erst in einer<br />

mir unbekannten chinesischen Provinz, dann in ganz<br />

China, in Asien, Europa, Amerika, Afrika – weltweit.<br />

Es bedroht uns nach allen Regeln der Kunst. Körperlich,<br />

materiell, psychisch und ethisch. Die Situation ist vertrackt.<br />

Als reichten die medizinischen Herausforderungen<br />

und Begrenzungen der Gesundheitssysteme nicht,<br />

zeigt das Virus mit dem Finger auf die Sollbruchstellen<br />

unseres wirtschaftlichen und gesellschaftlichen<br />

Lebens. Es ist Montag, 30. März <strong>2020</strong>, inzwischen kurz<br />

nach elf. Mir scheint es absurd, etwas über einen Zustand<br />

zu schreiben, ohne zu wissen, wie die Welt am<br />

17. April ausschaut. Dann erscheint das gedruckte Heft.<br />

Und doch muss es sein. Natürlich gibt es grundlegende<br />

Gedanken, die es wert sind, genannt zu werden.<br />

Zum Beispiel, dass es Mut erfordert, der Lage ins Gesicht<br />

zu schauen und die Dinge zu sehen wie sie sind.<br />

Sie nicht zu verharmlosen, sie aber auch nicht voreilig<br />

schlimmer zu machen als sie tatsächlich sind – zum jeweils<br />

gegenwärtigen Zeitpunkt.<br />

Warum ich das schreibe? Weil mir aufgefallen ist,<br />

wie unterschiedlich wir Menschen mit schwierigen<br />

Situationen umgehen können. Manche suchen Lösungen<br />

und trauen sich, Entscheidungen zu treffen. Sie<br />

nehmen in Kauf, dass sie sich irren können. Sie tun<br />

es trotzdem. Und dann gibt es jene, die in der zweiten<br />

Reihe mit den Hufen scharren und von dort aus mit Eiern<br />

werfen. „Das hätte man alles viel früher machen<br />

müssen.“; „Das muss jetzt alles schneller gehen.“; „Das<br />

reicht doch alles nicht.“<br />

Was davon stimmt und was nicht? Wer weiß das<br />

schon. Was mich irritiert, sind die undifferenzierten<br />

Zwischenrufe. Da wird teils reflexhaft gemahnt, sich<br />

gesorgt, prophezeit und finster an die Wand gemalt –<br />

ohne irgendetwas Hilfreiches beizutragen. Als sei<br />

eine Kritik an sich schon konstruktiv. Ja, es ist derzeit<br />

schwierig und an manchen Stellen geradezu beängstigend.<br />

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie werden<br />

zu viel Leid führen. Und trotzdem: Gelingen wird<br />

es wohl nur mit Zuversicht und solidarischer Tatkraft.<br />

Diese Pandemie verändert viele Abläufe, wie wir sie<br />

gewohnt sind. Sie trifft uns an empfindlichen Stellen.<br />

Sie deckt Ungesundes auf und weist uns darauf hin,<br />

was wir in Zukunft besser machen könnten, vielleicht<br />

sogar sollten. Auch in unserer Branche. Sollten wir Lieferanten<br />

künftig auf einer breiteren Basis auswählen?<br />

Vielleicht Lagerkosten als notwendig einpreisen? Vielleicht<br />

Umsatz nicht länger als Selbstzweck heiligen,<br />

sondern seine jeweilige Qualität hinterfragen? Vielleicht<br />

Verhandlungen so gestalten, dass alle einen Gewinn<br />

daraus ziehen? Vielleicht Internationalisierung<br />

europäischer denken? Vielleicht den Erfolg eines Unternehmens<br />

an einer Art Gemeinwohl bemessen und<br />

nicht ausschließlich an der Höhe der Dividende? Vielleicht<br />

weniger Ich und mehr Wir leben?<br />

Fragezeichen wie diese säumen an diesem Montag,<br />

30. März, unseren Weg durch den Alltag. Am 17. April<br />

werden sie wohl weiterhin gelten. Auch die Küchenbranche<br />

wird sich hinterfragen und in Teilen neu erfinden<br />

müssen. Mit so viel Offenheit und Flexibilität wie<br />

möglich. Aktuell glitzert alles Digitale und Virtuelle.<br />

Ich persönlich bin wie viele andere auch davon überzeugt,<br />

dass die diversen Instrumente der Online-Kommunikation<br />

hilfreich sein können. Sofern noch nicht<br />

geschehen, sollten wir uns das Know-how dafür unbedingt<br />

aneignen und es offensiv nutzen.<br />

Und doch sollten wir uns nicht ausschließlich hinter<br />

Bildschirmen, Bits und Bytes einrichten. Die Gegebenheiten<br />

werden sich wieder ändern. Das ist gewiss.<br />

Wir werden vielleicht auf unbestimmte Zeit einen gewissen<br />

körperlichen Abstand einhalten müssen, doch<br />

das darf persönliche Kontakte von Angesicht zu Angesicht<br />

nicht ausschließen.<br />

Dirk Biermann<br />

PS: Seit mehreren Wochen berichten wir tagesaktuell auf www.kuechenplaner-magazin.de über alle wichtigen<br />

Entwicklungen der Pandemie. Und deren Bedeutung für die Küchenbranche. Eine Übersicht der wichtigsten<br />

Schlagzeilen dazu lesen Sie auf Seite 6. Darüber hinaus greifen wir in dieser <strong>Ausgabe</strong> bewusst viele Themen auf,<br />

die das „ganz normale“ Küchengeschäft betreffen. Es soll ja weitergehen.<br />

3/4/<strong>2020</strong> <strong>KÜCHENPLANER</strong> 3

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!