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Nr. 30 - November / Dezember 2010

Burgund: Die Abtei von Fontenay Paris: Friedhöfe, Museen unter freiem Himmel Languedoc-Roussillon: im Katharland, ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und den Pyrenäen Angers: eine der Städte Frankreichs mit der höchsten Lebensqualität Franche-Comté: in der Kathedrale des Comté: das Fort Saint-Antoine Charentes: Schloss La Rochefoucauld Val d'Isère: für Skifahrer empfehlenswert Rezept: Poulet basquaise Weinbrand: die Geschichte des Armagnac Schauwein: welchen Champagner zu Silvester ?

Burgund: Die Abtei von Fontenay
Paris: Friedhöfe, Museen unter freiem Himmel
Languedoc-Roussillon: im Katharland, ein Wanderweg zwischen Mittelmeer und den Pyrenäen
Angers: eine der Städte Frankreichs mit der höchsten Lebensqualität
Franche-Comté: in der Kathedrale des Comté: das Fort Saint-Antoine
Charentes: Schloss La Rochefoucauld
Val d'Isère: für Skifahrer empfehlenswert
Rezept: Poulet basquaise
Weinbrand: die Geschichte des Armagnac
Schauwein: welchen Champagner zu Silvester ?

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Das erste deutschsprachige Frankreich-Magazin nr. <strong>30</strong> · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />

Burgund<br />

Weltkulturerbe Fontenay<br />

Champagner<br />

für weniger als 15 Euro<br />

Languedoc-Roussillon<br />

Wandern im Land der Katharer<br />

Val d'Isère<br />

Skistation von Weltniveau<br />

Paris Wo Friedhöfe zu Sehenswürdigkeiten werden<br />

Politik Streiken Franzosen öfter als andere Europäer?<br />

Käse In der Kathedrale des Comté<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Deutschland 4,90 €<br />

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Silvester<br />

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29. <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> – 2. Januar 2011<br />

Ausführliche Informationen<br />

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E-Mail: leserreisen@frankreicherleben.de<br />

Telefon: 08177-99 81 04<br />

Fax: 08177-99 81 06<br />

Garantiert kleine<br />

Reisegruppen<br />

(maximal 25 Personen)<br />

1. Tag: Flug nach Paris - Stadtrundfahrt mit<br />

deutschsprachiger Reiseleiterin: Prachtmeile<br />

Champs-Elysées, Place de la Concorde,<br />

Triumphbogen, Invalidendom, Jardin du<br />

Luxembourg. Opernhaus etc. – Bezug der<br />

Zimmer im ****-Hotel Océania Porte de<br />

Versailles - Gemeinsames Abendessen<br />

2. Tag: Führung über die Ile de la Cité mit<br />

Besichtigung der Kathedrale Notre-Dame und<br />

der Sainte-Chapelle – Mittagessen in einem<br />

typischen Pariser Bistro – Besuch des Musée<br />

Rodin – Schifffahrt auf der Seine mit Abendessen<br />

3. Tag (Silvester):<br />

2 Führungen stehen zur Auswahl:<br />

Führung 1: Louvre Ein Museumsbesuch der<br />

besonderen Art oder … wie erotisch kann der<br />

Louvre sein? - mit Bruno de Baecque (auf<br />

Französisch und/oder Englisch)<br />

Führung 2: Gläserne Einkaufspassagen Besuch<br />

der unter Denkmalschutz stehenden Pariser<br />

Einkaufspassagen aus dem 19. Jahrhunderts<br />

2 Varianten für den Silvesterabend:<br />

Lido: Silvesterfeier in einem der berühmtesten<br />

Varietés der Welt - gastronomisches Abendessen -<br />

atemberaubende Bühnenshow «Bonheur» - Tanz<br />

bis in den Morgen mit Liveband - jede Menge<br />

Champagner oder<br />

Restaurantbesuch: Jahresausklang bei<br />

ausgezeichnetem Essen mit Wein und<br />

Champagner – traditioneller Spaziergang<br />

über die nächtlichen Champs-Elysées<br />

4. Tag: Ausflug zum Schloss Chantilly vor<br />

den Toren von Paris - Rückfahrt nach Paris<br />

am frühen Nachmittag - Abendessen in<br />

einem typischen Pariser Restaurant.<br />

5. Tag: Transfer zum Flughafen und<br />

Rückflug in die Heimatorte<br />

UNSERE LEISTUNGEN ENTHALTEN:<br />

• Air France Linienflug ab Berlin, Frankfurt,<br />

München nach Paris und zurück<br />

• weitere Abflughäfen auf Anfrage möglich<br />

• alle Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />

• alle angegebenen Besichtigungen<br />

im modernen Reisebus<br />

• 4 x Übernachtung/Frühstücksbuffet<br />

im ****- Hotel Océania<br />

• Doppelzimmer mit Bad oder Dusche/WC<br />

• Schifffahrt auf einem Schiff der Bateaux<br />

Mouches mit gastronomischem Abendessen<br />

• alle Einfahrtgenehmigungen für Paris<br />

• Eintritte zu allen im Reiseverlauf<br />

genannten Sehenswürdigkeiten<br />

• durchgehende deutschsprachige<br />

Studienreiseleitung<br />

Preis pro Person im DZ 1.190,00 E<br />

Extras:<br />

EZ-Zuschlag<br />

80,00 E<br />

Führung Einkaufs-Passagen 25,00 E<br />

Führung Louvre<br />

35,00 E<br />

Silvester-Gala-Menü 200,00 E<br />

Silvester im Lido<br />

520,00 E<br />

Veranstalter im Sinne des Reiserechts für diese Reisen ist die Kopp & Spangler oHG, Seeleitn 65, 82541 Münsing/Ambach, Tel.: 08177-99 81 04.<br />

Es gelten ausschließlich die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Veranstalters.


Editorial<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

in den letzten Wochen sind viele Bilder um<br />

den Globus gegangen, auf denen man Franzosen<br />

sieht, die auf die Straße gehen und streiken.<br />

Frankreich wurde seinem Ruf einer reformresistenten<br />

Nation wieder einmal gerecht. Aber<br />

streiken die Franzosen wirklich so viel öfter<br />

als die Menschen in den anderen<br />

europäischen Ländern? Wir sind der<br />

Frage auf den Grund gegangen und fanden<br />

dabei recht erstaunliche Ergebnisse.<br />

Der Hauptgrund für die Generalstreiks<br />

in letzter Zeit war<br />

die Reform des französischen<br />

Rentensystems, ein wichtiges Vorzeigeprojekt<br />

von Nicolas Sarkozy.<br />

Wie überall auf dem Kontinent<br />

wissen auch die Franzosen,<br />

dass sie in Zukunft den Gürtel<br />

wohl enger schnallen müssen.<br />

Viele regt dabei aber auf,<br />

dass Politiker und hohe Beamte<br />

unverändert zahlreiche Privilegien<br />

genießen, von denen die Normalbürger<br />

nur träumen können. Dies scheint<br />

auch der Präsident zu spüren. Schon<br />

gleich nach seiner Amtsübernahme<br />

hat er mit dem Beschneiden diverser<br />

Sonderregeln begonnen. Wir schauen, was<br />

drei Jahre danach daraus geworden ist.<br />

Ganz unpolitisch ist natürlich<br />

wieder unser Reiseprogramm in dieser<br />

Ausgabe: Passend zum Herbst möchten wir<br />

Sie auf eine Tour über zwei berühmte Pariser Friedhöfe<br />

mitnehmen, die sich längst zu bedeutenden Sehenswürdigkeiten<br />

entwickelt haben. Wenn Sie gerne Käse mögen,<br />

interessiert Sie bestimmt der Besuch der « Cathédrale<br />

du Comté », in der der edle Käse zur Perfektion reifen<br />

kann. Ebenso spannend ist die Reportage über das<br />

Château de la Rochefoucauld im Westen Frankreichs,<br />

das wie nur wenige Schlösser der Welt seit über 1.000<br />

Jahren im Besitz der gleichen Familie ist. Nicht<br />

weniger historisch interessant ist die Abbaye<br />

de Fontenay in Burgund. Wenn Sie es im<br />

Urlaub gerne etwas aktiver mögen, kann<br />

ich Ihnen eine Wanderung im Land der<br />

Katharer oder Skiferien im alpinen<br />

Wintersportort Val d’Isère empfehlen.<br />

Zum Schluss möchte ich Ihnen<br />

noch unseren Jahreskalender 2011 als Weihnachtsgeschenk<br />

ans Herz legen. Sie erfreuen<br />

damit nicht nur Ihre Familie und Freunde mit<br />

schönen Impressionen aus Frankreich, sondern<br />

unterstützen auch die Arbeit unseres kleinen<br />

Verlags, was wir in diesen wirtschaftlich<br />

schwierigen Zeiten sehr zu schätzen wissen.<br />

Kommen Sie gut durch die immer kürzer werdenden<br />

Tage. Wenn die Sehnsucht nach Sonne<br />

und schönem Wetter zu groß wird, finden Sie auf<br />

den folgenden Seiten bestimmt viele Anregungen zum<br />

Träumen. Viel Spaß beim Lesen dieser Ausgabe.<br />

Titelblatt: Abbaye de Fontenay (Burgund)<br />

Jean-Charles Albert<br />

Chefredakteur<br />

jc.albert@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 3


Inhalt<br />

Angers · 42<br />

Burgund · 14<br />

Languedoc-Roussillon · 32<br />

Val d'Isère · 60<br />

Comté · 48<br />

Château de la<br />

Rochefoucauld · 54<br />

Champagner · 80<br />

Pariser Friedhöfe · 24<br />

4 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


72 · Bergues<br />

Frankreich heute<br />

54 · La Rochefoucauld<br />

40 · Martinique<br />

42 · Angers<br />

24, 88 · Paris<br />

14 · Fontenay<br />

48 · Comté<br />

60 · Val d'Isère<br />

32 · Katharerland<br />

70 Gesellschaft<br />

Sind Franzosen Weltmeister im Streiken?<br />

Frankreich gilt als ein Land, in dem die Menschen gerne<br />

auf die Straße gehen, wenn ihnen etwas nicht passt. Aber<br />

streiken die Franzosen wirklich mehr als andere Europäer?<br />

Die Statistiken sprechen jedenfalls eine andere Sprache.<br />

72 Film<br />

Zurück bei den Sch’tis<br />

Die Komödie « Willkommen bei den Sch’tis » war der erfolgreichste<br />

französische Kinofilm, den es je gab. Wie gehen<br />

die Menschen in Bergues, wo die Dreharbeiten stattfanden,<br />

heute mit dem neuen Bekanntheitsgrad ihrer Stadt um?<br />

76 Politik<br />

Weniger Privilegien für Politiker und Beamte<br />

In Zeiten, in denen alle Menschen den Gürtel enger<br />

schnallen müssen, fallen Privilegien für Staatsdiener<br />

und Politiker besonders auf. Sarkozy hat deshalb<br />

versprochen, mit ungerechtfertigten Privilegien<br />

Schluss zu machen. Geschieht dies aber wirklich?<br />

Unterwegs in Frankreich<br />

14 Burgund<br />

Mönchsstille, die Abtei von Fontenay<br />

Vom Kloster zur Papierfabrik und zurück. Die erstaunliche<br />

Geschichte einer alten Abtei, die dank eines privaten Engagements<br />

heute in neuem mittelalterlichen Glanz erstrahlt.<br />

24 Paris<br />

Friedhöfe, Museen unter freiem Himmel<br />

Eine Tour über den Cimetière du Père Lachaise<br />

und den Cimetière de Montmartre.<br />

32 Languedoc-Roussillon<br />

Im Katharerland: Ein Wanderweg zwischen<br />

Mittelmeer und den Pyrenäen<br />

250 Kilometer zu Fuß durch das alte Katharerland. Vom Mittelmeer<br />

bis in die Pyrenäen, vorbei an Schlössern, Burgen und<br />

Felsschluchten. Und immer dabei: Geschichte zum Anfassen.<br />

40 Hotel<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa, Martinique<br />

42 Angers<br />

Einfach l(i)ebenswert<br />

Die sympathische Kleinstadt im Loire-Tal gilt als eine der<br />

Städte Frankreichs mit der höchsten Lebensqualität.<br />

48 Franche-Comté<br />

In der Kathedrale des Comté:<br />

das Fort Saint-Antoine<br />

In einem unwegsamen Gelände in der Franche-Comté<br />

lagern im Fort Saint-Antoine hunderttausende Käselaiber. Ein<br />

erstaunlich schöner Ort, der fast etwas Andächtiges hat.<br />

54 La Rochefoucauld<br />

Eine Familiensaga<br />

Das Schloss im Charentes ist seit über 1.000 Jahren im Besitz<br />

derselben Familie. Ein Besuch bei der aktuellen Schlossherrin.<br />

60 Val d’Isère<br />

Für Skifahrer empfehlenswert<br />

Die Skistation auf 1.850 Metern Höhe lockt mit Schneegarantie,<br />

endlosen Pisten und einem internationalen Publikum.<br />

Art de vivre<br />

80 Schaumwein<br />

Champagner für alle!<br />

Der Jahreswechsel naht und damit für die Franzosen die<br />

Frage: Welchen Champagner zu Silvester? Und lässt sich<br />

zum Fest auch günstiger, aber guter Champagner finden?<br />

84 Weinbrand<br />

700 Jahre und noch keine Falten:<br />

die Geschichte des Armagnac<br />

Vor 700 Jahren beschrieb ein Kirchenmann die sagenhafte<br />

Wirkung des Weinbrandes Armagnac, der heute noch eine<br />

der beliebtesten Spirituosen im Südwesten Frankreichs ist.<br />

86 Chantals Rezept<br />

Poulet basquaise<br />

88 Gastronomie<br />

Kiezrestaurants in Paris<br />

In der fünften Ausgabe der Serie über die Speisestätten der<br />

französischen Hauptstadt geht es um Restaurants an der<br />

Ecke, wo sich die Menschen aus einem Viertel gerne treffen.<br />

3 Editorial<br />

6 On en parle<br />

12 Frankreichkalender<br />

51 Abonnement<br />

68 Kulturschock<br />

78 Kulturszene<br />

92 Frankreich praktisch<br />

93 Arte-Programm<br />

94 Leserbriefe<br />

94 Impressum<br />

95 Nachbestellungen<br />

98 Vorschau<br />

Frankreich erleben im Internet:<br />

www.frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 5


On En Parle<br />

Leserreise Périgord: Ein voller Erfolg<br />

Wunderschönes Spätsommerwetter begleitete die Leserreise<br />

von Frankreich erleben, die in diesem Herbst ins Périgord<br />

führte. 15 frankreichbegeisterte Leserinnen und Leser begannen<br />

die Reise mit einem gemeinsamen Abendessen in<br />

Bordeaux mit Chefredakteur Jean-Charles Albert. Dann<br />

waren sie zehn Tage lang im paradiesischen Südwesten unterwegs<br />

– und am Ende traurig, dass die Zeit so schnell vergangen<br />

ist. « Mir ist es so vorgekommen, als wäre ich einen<br />

Monat lang unterwegs gewesen », sagte eine Teilnehmerin.<br />

Für einige war der Besuch der Höhle von Padirac einer der<br />

Höhepunkte der Reise, für andere das idyllische Mittagessen<br />

im Château Carbonneau. Reiseleiterin Dagmar Heyne meinte<br />

zum Schluss: « Diese Reise hat angeregt zu träumen – von<br />

vielen weiteren Reisen in unserem Lieblingsurlaubsland. »<br />

Gefährliche Wildschweine<br />

2009 gab es in Frankreich 20.000 Zusammenstöße<br />

von Fahrzeugen mit Wildschweinen,<br />

3.000 Unfälle mehr als im Jahr davor. Am<br />

meisten betroffen sind vier Departements<br />

im Osten Frankreichs: Moselle, Bas-Rhin,<br />

Haut-Rhin und Meurthe-et-Moselle. Da<br />

sich der Wildschweinbestand in den letzten<br />

20 Jahren gleichzeitig verfünffacht hat,<br />

beschloss die französische Regierung<br />

nun einen nationalen Maßnahmenplan<br />

zur besseren Kontrolle der<br />

Vermehrung dieser Tiere. Die Autoversicherungen<br />

ihrerseits haben<br />

eine Selbstbeteiligung in Höhe von 500 Euro<br />

für Zusammenstöße mit Wildschweinen und<br />

anderen Wildtieren eingeführt.<br />

Air France denkt über<br />

Low-Cost-Ableger nach<br />

Das Management von Air France hat bestätigt,<br />

dass es über die Gründung einer Low-Cost-Airline<br />

für den Inlandsmarkt nachdenkt, die den Namen<br />

Air France Express tragen könnte. Gerade im Inlandsverkehr<br />

steht Frankreichs Home Carrier unter<br />

starkem Konkurrenzdruck durch Billiganbieter<br />

einerseits, insbesondere EasyJet, und den TGV andererseits.<br />

Air France Express könnte vor allem von<br />

den Standorten Marseille, Nizza und Toulouse aus<br />

operieren. Der Konzern Air France-KLM verfügt<br />

mit der Fluggesellschaft Transavia zwar bereits<br />

über eine Billigtochter, wegen der Heterogenität<br />

der Flotte – Boeing 737 bei Transavia, Airbus<br />

A320-Familie bei Air France – wurde eine Ausdehnung<br />

des Transavia-Netzes auf den französischen<br />

Inlandsmarkt aber wieder verworfen. Eine Umwandlung<br />

der Regionaltochter Air Régional in eine<br />

Low-Cost-Airline kommt ebenfalls kaum in Frage,<br />

da dadurch große Probleme bei den Verträgen mit<br />

den Piloten entstehen würden.<br />

6 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Scheidungsfreudige<br />

Pariser<br />

Nach einer Untersuchung des nationalen<br />

Instituts für demografische Studien führen<br />

die Pariser die Statistik der scheidungsfreudigsten<br />

Paare im Land an. Von 1.000 Ehen<br />

in der Hauptstadt wurden zwischen 2007<br />

und 2009 19,8 geschieden. Im Landesdurchschnitt<br />

sind es dagegen nur 12,4. Relativ<br />

viele Scheidungen gibt es außerdem im Südosten<br />

Frankreichs (zwischen 15,3 und 16,4),<br />

während die Bretonen den Wert des Ehe unverändert<br />

hochhalten (nur zwischen 8,1 und<br />

9,6 Scheidungen).<br />

Franzosen hängen<br />

an ihren Schecks<br />

Wenn es ums Bezahlen geht, geben die Franzosen<br />

ein sehr ambivalentes Bild ab. Auf der einen<br />

Seite sind Kreditkarten im Land sehr weit<br />

verbreitet und gelten als beliebtestes Zahlungsmittel<br />

der Menschen. Auf der anderen Seite<br />

hängen die Franzosen unverändert an einem<br />

Zahlungsverkehr per Scheck, eine Methode,<br />

die in vielen europäischen Ländern mehr oder<br />

weniger abgeschafft wurde. Nach Auskunft der<br />

Europäischen Zentralbank werden 61 Prozent<br />

aller in Europa ausgestellten Schecks in Frankreich<br />

ausgestellt. Fast einer von fünf Zahlvorgängen<br />

in Frankreich wird mit einem Scheck<br />

vorgenommen, was für die Banken mit erheblichen<br />

Kosten verbunden ist. Dies soll sich nun<br />

ändern. Um den Franzosen das Benutzen der<br />

Schecks abzugewöhnen, sollen die Möglichkeiten<br />

für Überweisungen verbessert werden. So<br />

soll es demnächst möglich sein, Überweisungen<br />

von jedem Geldautomaten aus an eine zuvor definierte<br />

Liste von Empfängern zu beauftragen.<br />

Es bleibt abzuwarten, ob sich die Franzosen<br />

deshalb wirklich von ihren geliebten Schecks<br />

trennen werden.<br />

Erfolgreicher Expo-Pavillon ++ Mit sechs Millionen Besuchern<br />

war der französische Pavillon auf der Expo in Shanghai ein voller Erfolg.<br />

Außerdem kostete er den Staat nicht 50 Millionen Euro wie anfangs kalkuliert,<br />

sondern nur 37,5 Millionen Euro. Der Grund dafür lag in der regen Beteiligung<br />

französischer Unternehmen an dem Projekt.<br />

Boom für geschächtetes Fleisch ++ Der Handel mit nach<br />

moslimischen Regeln geschächtetem Fleisch hat sich in Frankreich in den<br />

letzten fünf Jahren verdoppelt. Neben den Schnellrestaurants Quick und KFC<br />

bieten zunehmend auch Supermärkte solches Fleisch an. Ein Angebot, das die<br />

rund fünf Millionen Moslems im Land zu schätzen wissen.<br />

Disneyland expandiert ++ EuroDisney SAS hat mit dem französischen<br />

Staat eine Vereinbarung unterschrieben, wonach der Freizeitpark östlich<br />

von Paris in Marne-la-Vallée vergrößert werden könnte. Angedacht sind<br />

insbesondere der Bau eines dritten Parks sowie eines Naturfreizeitdorfes.<br />

Letzteres soll zusammen mit der Gruppe Pierre & Vacances realisiert werden.<br />

Durch die Expansionspläne sollen langfristig 70.000 neue direkte und indirekte<br />

Jobs entstehen.<br />

Umsatzstarke Champs-Elysées ++ Die Geschäfte im Umkreis<br />

der Champs-Elysées in Paris erwirtschaften pro Jahr einen Umsatz von mehr<br />

als einer Milliarde Euro. Der Pariser Prachtboulevard bleibt also ein lukrativer<br />

Standort für den Konsum.<br />

Franzosen mögen Sandwichs ++ Entgegen dem gängigen Klischee<br />

sind die Franzosen anscheinend weniger große Gourmets als gedacht. Nach<br />

einer gemeinsamen Studie der Messe « Sandwich & Snack Show » und der<br />

Beratungsfirma Girat Conseil werden in Frankreich fast zwei Milliarden Sandwichs<br />

pro Jahr verkauft, was einem Umsatz von rund 6,3 Milliarden Euro entspricht.<br />

Neue Schilder für Taxis ++ Bisher ist es in Frankreich oftmals<br />

nicht einfach zu sehen, ob ein Taxi frei oder besetzt ist, da die entsprechenden<br />

Lampen am Taxischild auf dem Dach gerade tagsüber schwer zu erkennen<br />

sind. Dies soll sich nun mit der Einführung neuer Taxischilder, die gut sichtbar<br />

grün (freies Taxi) oder rot (besetztes Taxi) leuchten, ändern. Bis 2012 soll die<br />

Umrüstung abgeschlossen sein. Außerdem wird von den Behörden empfohlen,<br />

dass alle Taxis schwarze Dächer haben sollten, damit man sie noch besser von<br />

normalen Autos unterscheiden kann.<br />

Teure Haustiere ++ Nach einer Untersuchung geben Hundebesitzer<br />

in Frankreich durchschnittlich 800 Euro pro Jahr für ihren Vierbeiner aus. Eine<br />

Katze schlägt mit 600 Euro zu Buche.<br />

Ungewöhnliche Auszeichnung für Mireille Mathieu ++<br />

Der französischen Sängerin Mireille Mathieu wurde in Russland, einem Land,<br />

in dem sie sehr populär ist, eine ungewöhnliche Ehrung zuteil. Sie erhielt eine<br />

Medaille für Mut und Tapferkeit von der Generalstaatsanwaltschaft, die sich<br />

normalerweise um Terrorismusfälle und sonstige heikle Affären kümmert. Bei<br />

der Überreichung der Medaille schien die Künstlerin selbst darüber überrascht<br />

zu sein.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 7


On En Parle<br />

Abpumpen am Montblanc<br />

hat begonnen<br />

Ende August hat das mühsame und langwierige Abpumpen<br />

einer riesigen Wasserblase in dem 3.200 Meter hohen<br />

Tête-Rousse-Gletscher am Montblanc begonnen. Der unterirdische<br />

Gletschersee wurde von Forschern entdeckt und<br />

bedroht wie ein Damoklesschwert die 900 Einwohner von<br />

Saint-Gervais-les-Bains am Fuße des Montblanc-Massivs.<br />

Denn das viele Wasser könnte den Gletscher bersten lassen<br />

und ins Tal strömen. Eine Katastrophe, die sich genau so<br />

schon 1892 zugetragen hat. Damals starben 175 Menschen.<br />

Um die Wiederholung eines solchen Unglücks auszuschließen,<br />

hat man sich zum Abpumpen des Wassers entschlossen.<br />

Ungeklärt bleibt aber die Frage, was mit dem Gletscher<br />

passiert, wenn die Wasserblase leer ist. Stürzt der Gletscher<br />

dann vielleicht ein und wenn ja, was hätte das für Konsequenzen?<br />

Die Behörden sind bisher jedoch zuversichtlich,<br />

dass die Arbeiten keine schlimmen Folgen haben werden.<br />

App für Pariser<br />

Denkmäler und<br />

Sehenswürdigkeiten<br />

Patrimap heißt die neue, von der<br />

Pariser Stadtverwaltung herausgegebene<br />

App, mit der iPhone-Nutzer<br />

ab sofort mehr über die Geschichte<br />

vieler Sehenswürdigkeiten und<br />

Denk mäler der Seine-Metropole<br />

erfahren können. Erhältlich ist die<br />

kostenlose App, die auch die GPS-<br />

Funktion des iPhones nutzt, im<br />

iTunes-Store von Apple.<br />

Adèle verführt China<br />

Der letzte Film von Luc Besson, « Adèle Blanc-<br />

Sec », feiert einen unerwarteten Erfolg in China.<br />

In nur zwei Wochen hat der Streifen 5,5 Millionen<br />

Euro eingespielt, womit er den bisher erfolgreichsten<br />

Film im Reich der Mitte, « Transporteur<br />

3 », überholt.<br />

Rafale-Kampfjet ohne Erfolg<br />

Der französische Luftfahrtkonzern Dassault, dessen militärisches<br />

Angebot aus einem einzigen Kampfflugzeug<br />

besteht, der Rafale, konnte in den letzten 15 Jahren kein<br />

einziges Exemplar dieses Typs ins Ausland verkaufen.<br />

Um dieses Manko auszugleichen, orderte der französische<br />

Staat bereits mehrmals Rafale-Flieger für sich. Nach einer<br />

Information der französischen Wirtschaftszeitung Les<br />

Echos muss nun wiederum der französische Steuerzahler<br />

einspringen. Nach einer vom Verteidigungsministerium<br />

bestätigten Information will Frankreich 800 Millionen<br />

Euro für elf neue Flugzeuge des Typs ausgeben, um den<br />

internationalen Misserfolg erneut auszugleichen.<br />

8 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


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Frank<strong>30</strong>10


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Leichtere Sitze bei Air France<br />

Air France hat auf seinen Kurzstreckenflügen ultraleichte Sitze eingeführt, nach<br />

Angaben der Airline eine Weltneuheit. Mit einem Gewicht von nur noch 9,1<br />

Kilo sind die Sitze 5,4 Kilo leichter als die Vorgängermodelle. Damit wird ein<br />

Kurzstreckenflugzeug im Schnitt rund 750 Kilo leichter, wodurch 1.700 Tonnen<br />

Kerosin pro Jahr eingespart werden und sich der CO 2<br />

-Ausstoß um 5.200 Tonnen<br />

pro Jahr reduziert. Allerdings könnte man sich fragen, ob die Fluggesellschaft<br />

wirklich vor allem die Umwelt im Blick hat. Denn ansonsten gäbe es noch weiteres<br />

Einsparpotential: So wogen allein das Bordmagazin und das Magazin Air<br />

France Madame, die sich an jedem Sitz befinden und voller Werbung sind, 900<br />

Gramm (September-Ausgaben) pro Passagier.<br />

Wettbewerbsfähigkeit leicht verbessert<br />

Kann man bald in<br />

Frankreichs schönsten<br />

Schlössern nächtigen?<br />

Der französische Kulturminister Frédéric Mitterrand<br />

hat die Denkmalschützer des Landes mit einer neuen<br />

Idee überrascht. Er schlug vor, dass man in den großen<br />

Schlössern des Landes Luxushotels einrichten könnte,<br />

um somit zusätzliche Einnahmen zu erzielen und die<br />

Anwesen vor dem Verfall zu schützen. Bei dem Vorschlag<br />

berief er sich auf Beispiele aus Spanien, wo das<br />

Tourismusministerium bereits über 100 solcher Hotels<br />

erfolgreich betreibt. In Frankreich soll nun eine entsprechende<br />

Machbarkeitsstudie durchgeführt werden,<br />

unter anderem für mögliche Projekte in Seitenflügeln<br />

der Schlösser in Versailles und Fontainebleau im Pariser<br />

Großraum, in Bussy-Rabutin in Burgund, aber<br />

auch in der Altstadt von Carcassonne und im Fort<br />

Saint-André, beide im Süden des Landes.<br />

Beim aktuellen vom World Economic Forum veröffentlichten<br />

Ranking der wettbewerbsstärksten Staaten der Welt<br />

gelangt Frankreich auf den 15. Platz von insgesamt 139.<br />

Damit verbessert sich das Land um einen Platz im Vergleich<br />

zum Vorjahr. Frankreichs Stärken liegen demnach<br />

in der guten Infrastruktur, im Gesundheitssystem und im<br />

Bildungswesen. Negativ bewertet werden eine fehlende<br />

Flexibilität am Arbeitsmarkt und eine zu geringe Innovationsfreude.<br />

In dem Ranking nimmt die Schweiz den ersten<br />

Platz ein, Deutschland folgt auf Platz fünf, Öster reich auf<br />

dem 18. und Luxemburg auf dem 20. Platz.<br />

Franzosen besorgt um ihr<br />

internationales Ansehen<br />

Nach einer neuen Umfrage glauben 71 Prozent der Franzosen,<br />

dass sich das Image ihres Landes in letzter Zeit<br />

verschlechtert hat. Als Gründe sehen sie das Verhalten des<br />

Fußballteams während der WM in Südafrika, die politischen<br />

Positionen von Nicolas Sarkozy (insbesondere bezüglich<br />

der Abschiebung der Roma), die Proteste wegen der<br />

Rentenreform sowie die zahlreichen Affären der Regierung,<br />

für die sich auch die internationale Presse sehr interessiert.<br />

Die negative Einschätzung ist dabei unabhängig von eigenen<br />

politischen Überzeugungen oder der sozialen Herkunft.<br />

Saint-Cloud: Schlossnachbau wie in Berlin?<br />

Die Diskussion kommt einem aus Berlin bekannt vor: Ein französischer Verein<br />

kämpft für den Wiederaufbau des Schlosses von Saint-Cloud vor den Toren von Paris,<br />

dessen Mauern 1891 geschliffen wurden, nachdem es im deutsch-französischen<br />

Krieg von 1870/71 niedergebrannt war. Das Schloss, dessen herrschaftlicher Park ein<br />

beliebtes Ausflugsziel der Hauptstädter ist, galt früher als ein « kleines Versailles ».<br />

Doch genauso wie in Berlin würde ein derartiges Projekt hohe Investitionssummen<br />

bedeuten, die in diesen Krisenzeiten nicht leicht aufzutreiben sein dürften.<br />

10 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Die Wissenschaft im<br />

Dienste des Champagners<br />

Die Labore der Universität von Reims haben herausgefunden,<br />

dass Champagner besser schäumt, wenn<br />

man das Champagnerglas beim Einfüllen schief hält.<br />

Doch genau dies dürfte in der Praxis schwer einzuhalten<br />

sein, da die Servicekräfte kaum jedes einzelne<br />

Glas beim Einschenken immer in die Hände nehmen<br />

können. Daher beschäftigt sich jetzt auch die Glasindustrie<br />

mit dieser Thematik. Die Frage ist, ob man die<br />

Gläser so verändern kann, dass die gleiche Wirkung<br />

eintritt. Schon heute weiß man, das winzige Partikel<br />

in den Gläsern der Schaumbildung zuträglich sind.<br />

Ähnliches passiert, wenn ein Glas leicht verschrammt<br />

ist. Bis es jedoch neue Gläser gibt, kann man sich an<br />

folgenden Trick halten: Den Champagner in kleinen<br />

Schüben eingießen.<br />

Albi und La Réunions Berge<br />

werden Welterbe<br />

Die Bischofsstadt Albi nordöstlich von Toulouse wurde von der UNESCO<br />

zum Weltkulturerbe ernannt. Das markanteste Gebäude der schmucken<br />

Kleinstadt ist die Kathedrale Saint-Cécile aus dem Jahre 1282, ein imposantes<br />

Gotteshaus mit Ziegelfassade. Auch das französische Überseedepartement<br />

La Réunion kann sich freuen, denn der zentrale Bereich des<br />

Nationalparks im bergigen Inselinneren gilt ab sofort ebenfalls als Welterbestätte<br />

der UNESCO.<br />

Schon 3 Millionen Besucher<br />

ein internationaler Erfolg!<br />

70 Künstler auf der Bühne,<br />

23 Szenenbilder,<br />

600 Kostüme...<br />

Eine Show der<br />

Ausnahmeklasse auf den<br />

Champs-Elysées !<br />

ABENDESSEN UND REVUE<br />

CHAMPAGNER UND REVUE<br />

Ab 90 €<br />

116 bis avenue des Champs-Elysées 75008 Paris.<br />

Tèl. +33 (0)1 40 76 56 10 - www.lido.fr


Frankreichkalender<br />

Murakami-Versailles<br />

Versailles, bis 12.12.<strong>2010</strong><br />

Claude Monet<br />

Paris, bis 24.01.2011<br />

Portraits<br />

d’académiciens<br />

Chantilly, 03.11.<strong>2010</strong> – 02.01.2011<br />

©2001-2006 Takashi Murakami/Kaikai Kiki Co., Ltd. All Rights Reserved.<br />

Nach dem großen Erfolg der Jeff Koons-<br />

Ausstellung veranstaltet das Schloss<br />

Ver sailles wieder eine spek ta ku läre<br />

Schau eines modernen Künst lers. In<br />

diesem Jahr werden die Ar beiten des japanischen<br />

Künstlers Takashi Murakmi<br />

einen spannenden Kontrast zur klassizistischen<br />

Fassade des Schlosses bilden.<br />

Seine Pop-Art-Skulpturen sind von<br />

japanischen Comics inspiriert. 22 von<br />

ihnen werden in den 15 Ausstellungsräumen<br />

und im Garten des Schlosses<br />

zu sehen sein. Das beeindruckendste<br />

Werk ist sicher die Installation « Flower<br />

Mango » im Spiegelsaal. Ob man das<br />

mag oder nicht, eines ist klar: Unberührt<br />

lässt es niemanden. Es ist zu erwarten,<br />

dass die Ausstellung zahlreiche<br />

Besucher anziehen wird.<br />

Château de Versailles<br />

Place d’Armes<br />

78000 Versailles<br />

Telefon: + 33 (0)1 <strong>30</strong> 83 78 00<br />

www.chateauversailles.fr<br />

Di – So 9.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />

15,00 Euro, unter 26 Jahre kostenlos<br />

Der Eintritt gilt auch für die Großen<br />

Gemächer des Schlosses.<br />

60 Jahre lang malte Claude Monet<br />

ununterbrochen. Er begann unter dem<br />

Einfluss des Realismus um 1860, wurde<br />

dann vom Impressionismus geprägt und<br />

galt im frühen 20. Jahrhundert schließlich<br />

als Begründer der Moderne. Dem<br />

Weg, den die Kunst Monets im Laufe<br />

der Jahrzehnte nahm, spürt die Pariser<br />

Ausstellung nach, die zu den größten<br />

Kunstattraktionen des Jahres gehört.<br />

Über 100 Gemälde sind zu sehen,<br />

darunter die bekanntesten Bilder aus<br />

den Beständen des Musée d’Orsay und<br />

vielen anderen staatlichen und privaten<br />

Sammlungen aus der ganzen Welt.<br />

Galeries Nationales du Grand Palais<br />

3, avenue du Général Eisenhower<br />

75008 Paris<br />

Telefon: + 33 (0)1 44 13 17 17<br />

www.monet<strong>2010</strong>.com<br />

Fr – Mo & Mi 10.00 – 22.00 Uhr<br />

Di 10.00 – 14.00 Uhr<br />

Do 10.00 – 20.00 Uhr<br />

Während der Schulferien täglich 9.00<br />

– 23.00 Uhr (23.10.<strong>2010</strong> – 07.11.<strong>2010</strong> &<br />

18.12.<strong>2010</strong> – 02.01.2011)<br />

12,00 Euro, ermäßigt 8,00 Euro<br />

Eintrittskarten können im Internet<br />

reserviert werden.<br />

Louis Monier ist ein Fotograf, der sich<br />

auf die Porträts großer Schriftsteller<br />

spezialisiert hat, die aus Frankreich<br />

bzw. aus der ganzen Welt kommen.<br />

In seiner Karriere hat er auch viele<br />

Mitglieder der ehrwürdigen Académie<br />

Française, die am Pariser Quai<br />

de Conti ihren Sitz hat, abgelichtet:<br />

Helène Carrère d’Encausse, Michel<br />

Déon, Marguerite Yourcenard und<br />

Eugène Ionesco sind nur einige der<br />

berühmten Autoren, die vor seiner<br />

Linse saßen. Die Ausstellung wird im<br />

Bücherkabinett des Château de Chantilly<br />

nordöstlich von Paris gezeigt,<br />

das dort in den Jahren 1876 und 1877<br />

eingerichtet wurde. Die über 14.000<br />

Bände, die in dieser beeindruckenden<br />

Bibliothek versammelt sind, bilden<br />

einen schönen und passenden Rahmen<br />

für diese Ausstellung.<br />

Château de Chantilly<br />

60500 Chantilly<br />

Telefon: + 33 (0)3 44 27 31 80<br />

www.domainedechantilly.com<br />

Di – So 10.<strong>30</strong> – 17.00 Uhr<br />

12,00 Euro, Kinder kostenlos<br />

12 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Andrée Putman,<br />

Ambassadrice<br />

du style<br />

Paris, 10.11.<strong>2010</strong> – 26.02.2011<br />

Le monde<br />

de Bernar Venet<br />

Toulouse, 17.11.<strong>2010</strong> – 13.03.2011<br />

Le musée des<br />

confluences dévoile<br />

ses réserves<br />

Lyon, 16.12.<strong>2010</strong> – 08.05.2011<br />

Vielen gilt sie als die wohl bekannteste<br />

Innenarchitektin und Designerin der<br />

Welt: Andrée Putman, die 1925 in<br />

Paris geboren wurde. Von der Ausbildung<br />

her war sie eigentlich Musikerin,<br />

arbeitete aber als Journalistin und war<br />

ab 1958 künstlerische Leiterin von<br />

der Interieur-Schiene beim Kaufhaus<br />

Prisunic. Hier begann sie sich dafür<br />

einzusetzen, dass Design für jeden<br />

erschwinglich sein solle. Bisher gab es<br />

von dieser Frau, die als Erfinderin des<br />

Designhotel gilt und die unter anderem<br />

für die Gestaltung der Innenkabinen<br />

des Überschallflugzeugs Concorde verantwortlich<br />

war, keine Retrospektive.<br />

Hier nun endlich hat die Stadt Paris<br />

einen Überblick über ihre Arbeiten<br />

initiiert.<br />

Salons de l’Hôtel de Ville de Paris<br />

Hôtel de Ville de Paris<br />

Place de l’Hôtel de Ville<br />

75004 Paris<br />

Telefon: + 33 (0)1 42 76 40 40<br />

www.paris.fr<br />

Mo – Sa 10.00 – 19.00 Uhr<br />

Eintritt kostenlos<br />

Bernar Venet, der 1941 in den Alpen<br />

der Haute-Provence geboren wurde,<br />

ist als bildender Künstler vor allem<br />

für seine Zeichnungen und für seine<br />

Skulpturen aus Stahl bekannt. Bisher<br />

wurden seine eigenen Arbeiten noch<br />

nie denen gegenübergestellt, die seine<br />

künstlerischen Weggefährten und<br />

Freunde schufen. Denn Venet ist selbst<br />

auch passionierter Sammler. Es ist<br />

Intention dieser Ausstellung, die vom<br />

Kunsthaus Abattoirs de Toulouse (dt.<br />

Schlachthof von Toulouse) organisiert<br />

wird, gleichzeitig den Künstler wie auch<br />

den Sammler zu zeigen. 50 sowohl von<br />

ihm selbst geschaffene Werke als auch<br />

von ihm in Nizza, Paris oder New York<br />

erworbene, werden nun in Toulouse<br />

gezeigt.<br />

Les Abattoirs<br />

76, allées Charles-de-Fitte<br />

31<strong>30</strong>0 Toulouse<br />

Telefon: + 33 (0)5 62 48 58 00<br />

www.lesabattoirs.org<br />

Mi – Fr 10.00 – 18.00 Uhr<br />

Sa – So 11.00 – 19.00 Uhr<br />

7,00 Euro, ermäßigt 3,00 Euro, kostenlos<br />

am ersten Sonntag im Monat<br />

Das 2000 eröffnete Musée des Confluences<br />

von Lyon ist eigentlich aus<br />

dem Naturkundemuseum der Stadt<br />

Lyon hervorgegangen, dessen Anfänge<br />

bis in das Jahr 1772 zurückgehen.<br />

Deswegen bewahrt es auch unzählige<br />

bedeutende, sehr alte Objekte in seinen<br />

Lagern auf, die nun zum erstem<br />

Mal dem Publikum gezeigt werden.<br />

600 an der Zahl sind aus dem Dunkel<br />

der Archive in die Ausstellungsräume<br />

gelangt. Darunter Exemplare von<br />

sehr seltenen oder schon ausgestorbenen<br />

Arten, wie zum Beispiel ein<br />

ausgestopfter Dodo. Es sind aber auch<br />

einige interessante Gegenstände und<br />

Gerätschaften zu bewundern, die die<br />

großen Fortschritte der Naturwissenschaften<br />

verdeutlichen.<br />

<br />

Musée Gallo-Romain<br />

de Lyon-Fourvière<br />

17, rue Cléberg<br />

69005 Lyon<br />

Telefon: + 33 (0)4 72 38 49 <strong>30</strong><br />

www.museedesconfluences.fr<br />

Di – So 10-00 – 18.00 Uhr<br />

7,00 Euro, ermäßigt 4,50 Euro, Kinder und<br />

Jugendliche bis 18 Jahre kostenlos<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 13


Unterwegs in Frankreich Burgund<br />

Mönchsstille<br />

die Abtei von Fontenay<br />

14 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


In der Nähe von Montbard in Burgund befindet sich eines der ältesten Zisterzienserkloster<br />

Europas. Die Abtei von Fontenay, die von der UNESCO zum kulturellen Welterbe der<br />

Menschheit gezählt wird, ist eines der bekanntesten Kulturdenkmälern der Region.<br />

Weniger bekannt ist dagegen der Umstand, dass es dem mutigen Kampf einer einzelnen<br />

Familie zu verdanken ist, dass wir das riesige historische Gebäudeensemble heute noch<br />

besuchen können.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 15


Unterwegs in Frankreich Burgund<br />

Besonders aufregend ist die Straße von Châtillon-sur-<br />

Seine nach Montbard im Departement Côte-d’Or<br />

nicht. Ein langes, gerades Band, das an den Seiten<br />

von ein paar Dörfern mit hübschen Kirchtürmen und den<br />

typischen Steinmauern Burgunds gesäumt wird. Kilometerlang<br />

immer das gleiche Bild. Die riesigen, platten Felder<br />

entlang dieser Straße, auf denen in großem Stil Getreide<br />

angebaut wird, stimmen uns fast ein wenig missmutig und<br />

wir bedauern, dass die kleinen Felder mit den Rainen und<br />

Büschen im Zuge der Flurbereinigung verschwunden sind.<br />

Wir kennen die Landschaft noch, als sie lieblich von vielfarbigen<br />

Flecken durchsetzt war. Innerhalb nur weniger Jahre<br />

hat die intensive Landwirtschaft hier den ganzen Kulturraum<br />

verändert. Die großen Unternehmen der Agrarindustrie<br />

warten mit großen Maschinen auf, die – Riesen gleich<br />

– die fruchtbaren Böden Burgunds durchpflügen. Ein paar<br />

kleinere Bauern gibt es zwar auch noch, aber für sie ist es<br />

ungleich schwerer geworden, sich am Markt zu behaupten.<br />

Doch dann die Überraschung: Wenige Kilometer vor<br />

Montbard geht linker Hand eine schmale Straße in Richtung<br />

Marmagne ab und führt den Besucher in ein kleines<br />

Tal, in dem die Landschaft komplett anders aussieht.<br />

Liebliche Feldstücke überall, buschreiche Wiesengrenzen,<br />

Baumgruppen. Je weiter wir ins Tal fahren, desto stiller und<br />

wilder wird die Landschaft. Die Straße folgt in Serpentinen<br />

dem Lauf eines Baches und wird von einem dunklen Wald<br />

umgeben.<br />

Der erste Mensch, der die Schönheit dieses Ortes zu<br />

schätzen wusste, war Bernhard von Clairvaux, genannt der<br />

Heilige Bernhard. Er gehört zu den wichtigsten Förderern<br />

des Zisterzienser-Ordens. Auf sein Wirken ging schon der<br />

Bau der Abtei von Clairvaux zurück, wie auf viele andere<br />

Klosteranlagen im Land. So eben auch das Kloster von Fontenay,<br />

das als das siebtgrößte Zisterzienserkloster gilt. 1119<br />

entschied sich der Heilige Bernhard für Fontenay als Standort<br />

für ein neues Kloster. Damals war die Gegend noch<br />

feucht und unwirtlich. Trotzdem war er davon überzeugt,<br />

genau den richtigen Ort für das neue Kloster gefunden zu<br />

haben. Das Kloster sollte sich absichtlich von dem nahen,<br />

wohlhabenden Cluny absetzen, wo die Mönche in fast luxuriösen<br />

Verhältnissen lebten. Wie anders war dagegen der<br />

Kodex der Zisterzienser! Ein asketisches Leben in Strenge<br />

und Armut war das Ideal und Ziel. Das unwirtliche Tal von<br />

Fontenay bot für solche Werte genau den richtigen Ort.<br />

Der Anspruch der Zisterzienser schlug sich gravierend<br />

in der Architektur nieder. So schmücken die Fassaden<br />

des Fontenay-Klosters kein überflüssiges Dekor. Absolute<br />

Nüchternheit bestimmt die Formen und Linien. Gebäude<br />

sollten praktisch sein und ihrer Funktion gemäß gestaltet.<br />

Dadurch strahlen schon die Klostermauern eine klare<br />

Einfachheit und beeindruckende Ruhe aus. Betritt man die<br />

Anlage durch das Haupttor, bietet sich einem der Anblick<br />

eines « idealen Dorfes ». Zu seiner Zeit war es mit Glockenturm,<br />

dem damals obligatorischen Taubenschlag, der<br />

Krankenstation, den Schlafräumen, der Bäckerei, den Arbeitsräumen<br />

und selbst einer Schmiede praktisch komplett<br />

16 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 17


Unterwegs in Frankreich Burgund<br />

Oben und links: Die Klosterschmiede<br />

mit dem durch<br />

Wasserkraft angetriebenen<br />

Schmiedehammer. Unten:<br />

Innenräume des Klosters, die ob<br />

ihrer schlichten Eleganz eine ganz<br />

besondere Aura ausstrahlen.<br />

S. 17: Im Park von Fontenay.<br />

S. 16 von oben nach unten:<br />

Eingangsbereich des Klosters.<br />

Wasserbecken im Park, in<br />

dem früher Fische gezüchtet<br />

wurden. Der Wohnbereich<br />

des aktuellen Eigentümers.<br />

S. 14/15: Blick vom Eingang<br />

auf die Abtei und die<br />

gepflegte Gartenanlage.<br />

S. 20: Der einstige Schlafsaal<br />

der Mönche. Der Dachstuhl<br />

erinnert an den umgestürzten<br />

Kiel eines Schiffes.<br />

18 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


unabhängig von der Außenwelt. Die abgeschiedene Lage<br />

und die fast vollkommene Stille erinnern an ein anderes<br />

bekanntes Zisterzienserkloster – das von Sénanque in der<br />

Provence.<br />

Eine böse Überraschung allerdings erlebt der unvorbereitete<br />

Besucher am Eingang des Klosters. Der bloße Eintritt<br />

kostet 9,20 Euro! Der Empfang, den man uns bietet, ist auch<br />

alles andere als warmherzig. Auf die durchaus legitime Frage,<br />

wieso der Preis so hoch ist, bekommen wir ein Schulterzucken<br />

und die abweisende Antwort: « So ist das nun mal…<br />

Wollen Sie nun rein oder nicht? » Nicht wenig fehlt und wir<br />

würden auf dem Absatz wieder umdrehen. Machen wir aber<br />

nicht, sondern betreten etwas zerknirscht das Gelände und<br />

rufen uns in Erinnerung, dass die Klosteranlage von Fontenay<br />

zu den ganz wenigen Welterbe-Denkmälern der UNESCO<br />

gehört, die ausschließlich in privatem Besitz sind.<br />

Seit 1820 gehört Fontenay derselben Familie, die schon<br />

lange mit ungeheurem Aufwand die Restaurierung des einzigartigen<br />

Ensembles betreibt. Die Kosten für Erhalt und<br />

Betrieb sind enorm, was den hohen Eintrittspreis sicher<br />

rechtfertigt. Der etwas misslaunige Empfang, den man<br />

uns bot, war wohl eher eine Ausnahme, passt er doch so<br />

gar nicht zu der Philosophie des Hauses. Und sowieso lässt<br />

uns die Schönheit des Ortes den Ärger beim Eingang sehr<br />

schnell vergessen.<br />

Wir fangen mit unserem Besuch in der Abteikirche an,<br />

die sich gleich rechts am Eingang befindet. Sie wurde ab<br />

1139 gebaut und 1147 von Papst Eugen III. eingeweiht.<br />

Ihre Größe ist für die damalige Zeit enorm: 66 Meter misst<br />

sie in der Länge, über 16 Meter in der Höhe. Vor allem<br />

ist es wieder die Nüchternheit, die hier beeindruckt. Kein<br />

Schmuckwerk an der Fassade, und auch im Inneren finden<br />

sich an den Säulen kaum Skulpturen. Nichts sollte den Betenden<br />

von seiner Einkehr ablenken.<br />

Rund um die Abteikirche gruppieren sich uralte Grabsteine.<br />

Einer davon gehört zum Grab von Ebrard von Norwich.<br />

Dieser englische Bischof musste vor Verfolgungen<br />

aus seiner Heimat fliehen und ließ sich in Fontenay nieder.<br />

Er war einer der Förderer des Ausbaus der Klosteranlage.<br />

Hinter der Kirche führt rechts eine Treppe direkt zu den<br />

Schlafräumen der Mönche. Es ist ein riesiger Saal, dessen<br />

hölzerner Dachstuhl aus dem 15. Jahrhundert berühmt<br />

ist. annonceoctobre.qxd Er erinnert ein bisschen 29/09/<strong>2010</strong> an den umgestürzten 09:45 Page Kiel 1 eines<br />

Schiffes. Nach den Regeln des Ordens schliefen alle<br />

Mönche im selben Raum und auf einfachsten Strohbetten,<br />

die nur durch eine niedrige Wand voneinander abgetrennt<br />

waren.<br />

Wie in allen Klostern ist der Kreuzgang das Herz des<br />

Klosterlebens. Hier lasen, studierten und meditierten die<br />

Mönche die meiste Zeit, die sie mit den praktischen Übungen<br />

verbrachten. Auf der linken Seite, wo sich der Übergang<br />

zur Abteikirche befindet, zeigen Rillen in den Mauern die<br />

Stelle, wo früher die Regale aufgehängt waren, auf denen<br />

die Bücher der Mönche lagerten. Der andere Ort im Kloster,<br />

an dem sich die Mönche zum Studium der Regeln des<br />

Heiligen Bernhard versammelten, war der große Hauptsaal,<br />

der sich an den Kreuzgang anschließt.<br />

Das Gebet gab dem Leben im Kloster seinen Rhythmus,<br />

die Arbeit füllte es dazwischen aus. Im Mönchssaal<br />

versammelte man sich unter den zwölf Spitzbögen, um<br />

mit größter Sorgfalt die Abschriften der Manuskripte zu<br />

illuminieren. Die wurden dann in einer kleinen beheizten<br />

Kammer zum Trocknen ausgebreitet. Eine willkommene<br />

Gelegenheit für die Mönche, sich selbst ein wenig aufzuwärmen,<br />

denn beheizte Räume gab es im Kloster sonst nur<br />

in der Krankenstation und in der Küche.<br />

Aber die handwerklichen Tätigkeiten bestanden nicht<br />

nur im handschriftlichen Kopieren gelehrter Bücher. Man<br />

mag es kaum glauben, aber Fontenay war eine richtige…<br />

Fabrik! Schon seit Ende des 12. Jahrhunderts verfügte das<br />

Kloster über seine eigene Schmiede, die in einem Gebäude<br />

untergebracht war, das 53 mal 13 Meter maß. Noch weniger<br />

kann man sich vorstellen, dass die Mönche sogar ihr<br />

eigenes Eisenerz förderten. In einer kleinen Mine westlich<br />

des Klosters bauten sie das Erz ab, in dessen Bearbeitung sie<br />

solche Meister wurden, dass sie ihre Produkte in die gesamte<br />

Umgebung verkaufen konnten.<br />

Die Mine erschöpfte sich in den folgenden Jahrhunderten<br />

und aus dem einst prosperierenden Kloster war bis zur<br />

Französischen Revolution nur noch ein Refugium für gerade<br />

mal ein knappes Dutzend Mönche geworden. Die wurden<br />

von den Revolutionären vertrieben, während die Gebäude<br />

zu nationalem Eigentum erklärt und verkauft wurden.<br />

Fontenay hatte das Glück, nicht wie viele andere Kloster<br />

im Land als Steinbruch genutzt zu werden. Clairvaux zum<br />

Beispiel war dieses Schicksal nicht erspart geblieben. Für<br />

DIJON-Welcher Typ sind Sie:<br />

der mittelalterliche der futuristische?<br />

Puits de Moïse<br />

Der Brunnen ist ein mittelalterliches<br />

Meisterwerk von Claus Sluter.<br />

Ganzjährig täglich geöffnet.<br />

oder<br />

Auskünfte, Preise und Reservierungen erteilt das Tourismusbüro von Dijon, 11 rue des Forges sowie in der<br />

15 Cour de la gare. Telefonnummer: +33 892 700 558 (0,34€/min) www.visitdijon.com<br />

Balade en Segway<br />

Suchen Sie das Abenteuer?<br />

Nichts einfacher als das - und darüber<br />

hinaus auch sehr amüsant!<br />

Von April bis Oktober, zwei<br />

Streckenführungen von jeweils 1,5 Std.<br />

möglich: Innenstadt oder Coulée verte<br />

(grüner Wanderweg).<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 19


Unterwegs in Frankreich Burgund<br />

Fontenay brach dagegen eine Art zweites Leben an, denn<br />

ein Unternehmer kaufte die Anlage und errichtete darin<br />

eine Papierfabrik. Das Holz der dichten Klosterwälder und<br />

das klare Wasser waren ideal, um aus Fontenay einen solchen<br />

Industriestandort zu machen.<br />

Die Fabrik gelangte Anfang des 19. Jahrhunderts in den<br />

Besitz von Elie de Montgolfier, eine der Nachkommen des<br />

Erfinders des Heißluftballons. In den folgenden Jahrzehnten<br />

entwickelte sich eine dynamische Fabrik. Um 1890 war<br />

es schließlich die Enkelin von Elie, Rose de Montgolfier,<br />

die sich der Anlage in ihrer vormaligen Funktion eines<br />

Klosters annahm. Sie war mit Edouard Aynard verheiratet,<br />

einem Bankier und Abgeordneten aus Lyon. Diese beiden<br />

feinsinnigen Kunstliebhaber ließen die Spuren industrieller<br />

Nutzung entfernen. Zwischen 1906 und 1914 gaben<br />

sie einen Großteil ihres Vermögens aus, um die Abtei von<br />

Fontenay wieder auferstehen zu lassen. Eine Arbeit, die ihre<br />

Nachfahren unbeirrt fortsetzten. So auch François Aynard,<br />

der heutige Besitzer, der sich nicht weniger um Fontenay<br />

bemüht und dort auch seinen Wohnsitz hat.<br />

Heute ist die Abtei, könnte man sagen, immer noch eine<br />

Fabrik – eine Kulturfabrik. Gut zehn Mitarbeiter kümmern<br />

sich um das alte Gemäuer, dessen Türen den Besuchern<br />

aus aller Welt weit offen stehen. 120.000 werden pro Jahr<br />

gezählt, davon mehr als 40 Prozent aus dem Ausland. Das<br />

Gelände wird auch für Filmaufnahmen genutzt, wie zum<br />

Beispiel zu den Dreharbeiten von « Cyrano von Bergerac »<br />

von Jean-Paul Rappenau.<br />

François Aynard, der das Glück hat, einen so schönen<br />

Ort sein eigen nennen zu können, ist deshalb noch lange<br />

nicht vermögend. Es ist noch gar nicht lange her, da betrug<br />

das jährliche Defizit der Anlage 100.000 Euro. Da braucht<br />

es schon einigen Erfindungsgeist und neue Ideen, um solche<br />

Finanzierungslücken zu schließen. Nicht zuletzt sind es<br />

stärkere Partner, auf die sich Fontenay in solchen Momenten<br />

stützen muss.<br />

Einen solchen Partner fand Aynard bei der Instandsetzung<br />

der uralten Schmiede, und vor allem beim Herrichten<br />

des riesigen Schmiedehammers aus dem 12. Jahrhundert.<br />

Am Ende seines langen Stiels wiegt der Kopf ganze 85<br />

Kilogramm, der von einem Schaufelrad mit einem Durchmesser<br />

von fünf Metern bewegt wird. Mit ihm wurde früher<br />

das Metall, das die Mönche aus der Mine förderten,<br />

zur Weiterverarbeitung zugerichtet. Man schätzt, dass die<br />

Kraft des Schmiedehammers der Schlagkraft von einem<br />

Dutzend Männer entspricht.<br />

Vor zwei Jahren wurde die Schmiedeanlage für 85.000<br />

Euro komplett restauriert und funktioniert heute wieder<br />

wie früher. Dabei halfen sieben höherbildende Technische<br />

Schulen aus Frankreich, Deutschland, Italien, Rumänien<br />

und Polen. Finanziert wurden die Arbeiten vom Conseil<br />

Général, dem Conseil Régional, einigen Sponsoren und<br />

der Familie Aynard selbst. Viel Fleiß, Einfallsreichtum<br />

und guter Wille waren dazu noch nötig, um das historische<br />

Schmiedewerk in einen Zustand zu versetzen, der dem von<br />

vor 800 Jahren sehr nahe kommt.<br />

Noch weniger als das ständige Bemühen einer einzelnen<br />

Familie um den Fortbestand dieses Weltkulturdenkmals ist<br />

bekannt, dass auch eine berühmte Frau eng mit der Abtei<br />

von Fontenay verbunden ist. Es handelt sich um Andrée<br />

Putman, die von einem US-amerikanischen Magazin einmal<br />

als die « Coco Chanel der Innenarchitektur » bezeichnet<br />

wurde. Sie lebte während ihrer Kindheit in der Anlage,<br />

denn sie ist eine Enkelin von Edouard Aynard, der die<br />

Restaurierungsarbeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts in<br />

Gang brachte. Sie beruft sich auf ihre Kinderjahre als frühe<br />

20 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Calais Dunkerque<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Bruxel<br />

Liege<br />

erbourgteville<br />

Quelle der Inspiration: « Ich bin in einer Abtei aus dem 12.<br />

Jahrhundert groß geworden, wo meine Familie seit über 100<br />

Jahren das schönste Papier der Welt herstellte – das Chiffon-Papier.<br />

Dieser Ort hat mich für immer geprägt. Völlig<br />

gepackt von dieser so sehr spirituellen Architektur empfing<br />

ich dort das Erbe der Empfindung und der Leidenschaft,<br />

das aus der Geometrie geboren ist. »<br />

Gut vorstellbar, dass sich der Heilige Bernhard gerührt<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A131 Jumièges<br />

Honfleur<br />

Rouen<br />

Beauvais<br />

gezeigt hätte, dass die Abtei knapp 900 Charlroi Jahre nach ihm mit<br />

ihrer nüchternen Architektur nicht nur viel Bewunderung<br />

Arras<br />

hervorruft, sondern auch für nicht geringe Inspirationen<br />

sorgt. Genauso stolz können wohl die Familien der Montgolfiers<br />

und Aynards auf ihre Nachkommen sein, die uns<br />

Amiens<br />

die Abtei heute zu aller Freude in einem<br />

Charleville-Mézières<br />

solchen Zustand<br />

erhalten haben. Wir sind jedenfalls froh, den Weg in diesen<br />

einsamen Winkel Burgunds gefunden zu haben.<br />

A1/E15-E19<br />

A26/E17<br />

A34/E46<br />

A4/E25<br />

Luxemb<br />

<br />

Die Abbaye<br />

Caen<br />

de A13/E46 Fontenay liegt nordwestlich<br />

von Dijon. Aus Deutschland und reich und der Schweiz direkt an ge flo-<br />

Die nächsten aus Deutschland, Öster-<br />

Saint-Lô<br />

A16<br />

A4/E50<br />

A84/E401Österreich erreicht man sie entweder genen Flughäfen sind in Paris, Lyon und<br />

A13/E5<br />

über die Autobahnverbindung von Basel/Mulhouse. Alle drei Städte sind<br />

PARIS<br />

alo<br />

Saarbrücken über A28/E402 Metz und Nancy relativ gleich weit von der Abbaye de<br />

Avranches<br />

nach Dijon oder über die Strecke von Fontenay entfernt. Der nahe Flughafen<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

/E401<br />

Freiburg über Mulhouse nach Dijon. Aus von Dijon verfügt über keinen Linien verkehr<br />

in den deutschsprachigen A5/E54Raum.<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

A84<br />

der Schweiz durchquert man entweder<br />

auf einer der Landstraßen den Jura<br />

A6/E15<br />

A83<br />

A31/E21-<br />

ablesnne<br />

ntalivet<br />

orge<br />

rret<br />

Nantes<br />

A11/E60<br />

A83<br />

N11/E601<br />

A87<br />

Cholet<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

oder wählt ebenfalls die Strecke via A11/E50<br />

Mulhouse. Von der Autobahn Dijon-<br />

Paris führt die D980 nach Montbard.<br />

Le Mans<br />

Von dort sind es nur noch wenige<br />

Kilometer über die D905 und D32 bis zur<br />

Abtei.<br />

A11/E501<br />

A28/E502<br />

Abbaye de Fontenay …<br />

A10/E5-E60<br />

Angers A86/E60<br />

… Berlin 1.100 km … Hamburg Tours 1.020 km<br />

… Köln 570 km … München 750 km<br />

… Wien 1.190 km<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 17<br />

Poitiers<br />

Morvan – Einst vergessen,<br />

heute ein grüner Schatz<br />

Im Herzen Burgunds<br />

gelegen, haftete<br />

dem Morvan über<br />

E602/A837<br />

Jahrzehnte der Ruf<br />

andere. Die<br />

größten Kirche A42<br />

Clermontan,<br />

zurückgeblieben<br />

Häuser der knapp<br />

A72/E70<br />

der Welt ist vielen<br />

Limoges<br />

Ferrand<br />

und wenig spannend<br />

500 Einwohner<br />

A89/E70<br />

bekannt, Lyon<br />

Puy de Dôme<br />

zumindest<br />

Angoulême<br />

zu sein. Heute aber ist für die Bewohner gruppieren sich um eine Hauptstraße, A75/E11 den Namen haben die meisten<br />

dieses Mittelgebirges der Moment der es gibt ein paar Geschäfte, le ansonsten Mont-Dore schon einmal gehört. Wenige kennen<br />

Bordeaux<br />

Niort<br />

Revanche gekommen. Vor allem eine<br />

unberührte Natur lockt Besucher aus<br />

nah und fern. Ein Vorzug, der sich immer<br />

mehr herumspricht. A89/E70<br />

E5/A10<br />

A52/E72<br />

A10/E5<br />

Azay-le-Rideau<br />

… Zürich 442 km<br />

Die Abbaye A10/E5 de Fontenay ist nicht ans<br />

französische Bahnnetz angeschlossen. Sens<br />

Dafür hat das nahe Montbard einen<br />

Bahn Orléans hof, an dem sogar TGV-Züge<br />

halten.<br />

A71/E9<br />

www.abbayedefontenay.com<br />

<br />

Abbaye de Fontenay<br />

21500 A85 Marmagne<br />

Telefon: +33 (0)3 80 92 15 00<br />

Bourges<br />

9,20 Euro, ermäßigt 5,50 Euro<br />

A20/E9<br />

A71/E11<br />

Lesetipps für Ausflüge in die Umgebung<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Der Pilger-Hügel von<br />

Vézelay<br />

Eigentlich Montluçon ist<br />

Vézelay ein<br />

A71/E11<br />

Dorf wie jedes<br />

dominiert die ländliche Umgebung.<br />

Trotzdem kommen die Menschen aus<br />

der ganzen Welt hierher, denn der Ort<br />

ist einer der Anfänge des Pilgerweges<br />

nach Santiago de Compostela.<br />

Auxerre<br />

Epernay<br />

Troyes<br />

A6/E15<br />

Reims<br />

A26/E17<br />

VézelayAvallon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 24<br />

Eine Reise Cluny ins<br />

mittelalterliche Burgund<br />

Mâcon<br />

Die Abtei von<br />

A6/E15 Bourg-en-Bresse<br />

Cluny mit der bis<br />

ins Villars-les-Dombes<br />

16. Jahrhundert<br />

dagegen das kleine Dorf St. Etienne Flavigny-sur-<br />

Ozerain. Beide Orte werden wegen<br />

A7/E15<br />

ihres mittelalterlichen Charakters<br />

gepriesen und zeugen von der reichen<br />

Vergangenheit Burgunds.<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

A5/E17-E54<br />

Fontenay<br />

Flavigny<br />

Dijon<br />

A38<br />

Beaune<br />

A6/E15<br />

A4/E50<br />

A31/E17-E21<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Valence<br />

A49/E713<br />

A51/E712<br />

A31/E21<br />

A31/E21-E<br />

Annec<br />

A41/E<br />

Cham<br />

Gren<br />

an<br />

E5-E70/A63<br />

A7/E15<br />

Gagnières<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 21<br />

Orange<br />

Avignon<br />

Pont du Gard<br />

A51/E7


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Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Pariser Friedhöfe<br />

Museen unter freiem Himmel<br />

Einige Friedhöfe der Seine-Metropole sind inzwischen viel mehr als bloße<br />

Ruhestätten für die Toten der Stadt, sondern Sehenswürdigkeiten, die in keinem<br />

Reiseführer mehr fehlen. Rive Droite ziehen vor allem der Cimetière du Père Lachaise<br />

und der Cimetière de Montmartre die Besucher an. Ein grauer <strong>November</strong>tag passt<br />

perfekt zu einem Spaziergang über die parkähnlichen Anlagen, wo man auf<br />

viele große Namen der Vergangenheit stoßen kann. Eine kleine subjektive<br />

Auswahl dergleichen, die keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt.<br />

Le Cimetière du Père Lachaise, die prestigevollste letzte Ruhestätte von Paris<br />

Der Père Lachaise, wie die Pariser den Friedhof<br />

kurz nennen, ist die größte und berühmteste Begräbnisstätte<br />

der französischen Hauptstadt. Sie umfasst<br />

ganze 44 Hektar und ist mit mehr als 3.500 Bäumen<br />

und adrett angelegten Wegen gleichzeitig einer der<br />

schönsten Parks von Paris. Kein Wunder also, dass<br />

sich der Friedhof am Wochenende als ein Ort voller<br />

Trubel entpuppt. Die Statistiken sprechen eine eindeutige<br />

Sprache: Die eine Million ruhenden Seelen<br />

auf der Begräbnisstätte werden jedes Jahr von zwei<br />

Millionen Menschen besucht. Der Cimetière du<br />

Père Lachaise ist damit eher ein Ort der Lebenden<br />

denn der Toten. Die zum Teil sehr schmuckvollen<br />

und aufwendig gestalteten Gräber sowie die Namen<br />

vieler berühmter Persönlichkeiten, die hier bestattet<br />

wurden, locken zu einem Bummel durch die Anlage,<br />

bei dem man sich leicht verlaufen kann. Aber das ist<br />

gar nicht so schlimm, denn der Père Lachaise wartet<br />

an jeder Ecke mit besonderen Gräbern und kleinen<br />

Anekdoten darüber auf.<br />

24 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


James Douglas Morrison (1943-1971), bekannt als Jim Morrison,<br />

US-amerikanischer Dichter und Rockstar<br />

Das Grab des Leadsängers der legendären Gruppe The Doors, der in Paris verstorben<br />

ist, gehört zu den am meisten besuchten Grabstätten des Friedhofs. Es hat sich<br />

eingebürgert, dass die Fans eine Zigarette, eine leer Flasche, eine Fotografie oder ein<br />

paar Blumen auf dem Grab zurücklassen. Die wilden Zeiten, als noch die umliegenden<br />

Gräber mit Graffiti beschmiert waren und heimliche Partys an seinem Grab gefeiert<br />

wurden, sind aber längst vorbei.<br />

Edith Giovanna Gassion (1915-1963), bekannt als Edith Piaf,<br />

französische Sängerin<br />

Der gläubigen Chansonsängerin, die von den Franzosen verehrt wurde wie kaum<br />

eine andere und deren Lieder wie « La vie en rose », « Millord » oder « Non, je ne regrette<br />

rien » weltbekannt sind, wurde von der katholischen Kirche eine kirchliche Beisetzung<br />

verweigert. Als Grund wurde angegeben, dass Edith Piaf geschieden war und einen<br />

sündigen Lebensstil geführt hatte. Dies hinderte aber viele Künstlerkollegen und Tausende<br />

von Bewunderern nicht daran, ihr bei der Beerdigung auf dem Cimetière du Père<br />

Lachaise die letzte Ehre zu erweisen.<br />

Amedeo Modigliani (1884-1920), italienischer Maler und Bildhauer<br />

Der Italiener kam im Alter von 22 Jahren das erste Mal nach Paris und gehörte alsbald<br />

zur Künstlerszene von Montmartre, später von Montparnasse, wo er seine Kollegen<br />

malte und in seiner Freizeit ein Leben voller Exzesse führte. Auf dem Père Lachaise ist<br />

er zusammen mit seiner Freundin Jeanne Hébuterne begraben, die sich mit nur 22 Jahren<br />

zwei Tage nach dem Tod ihres Geliebten aus dem Fenster der gemeinsamen Wohnung<br />

stürzte, da sie die Trauer über den Verlust nicht aushielt.<br />

Oscar Wilde (1854-1900), irischer Schriftsteller<br />

Der wegen seiner Homosexualität in Großbritannien im Gefängnis eingesessene<br />

Autor von « Das Bildnis des Dorian Gray » und anderer bekannter Werke würde sich<br />

sicherlich darüber amüsieren, dass die Gestaltung seines Grabes bis heute die Menschen<br />

beschäftigt. Es wird von einer nackten, wegfliegenden Statue geschmückt und ist von<br />

Liebesnachrichten und Knutschflecken übersät. Pikantes Detail: Der Penis der Statue<br />

wurde von einem Unbekannten abgebrochen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 25


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Sarah Bernhardt (1844-1923), französische Theaterschauspielerin<br />

Zu Lebzeiten war sie für einige « die Göttliche », für andere ein Enfant terrible. Eines<br />

blieb der Schauspielerin, die heute allgemein als eine der größten Frankreichs gilt, nach<br />

ihrem Tod jedoch verweigert: Ihr Wunsch, am Meer auf der Belle-Ile-en-Mer bestattet<br />

zu werden. Stattdessen muss sie mit dem Père Lachaise Vorlieb nehmen. Sicherlich auch<br />

keine ganz schlechte Wahl.<br />

Hippolyte Léon Denizard Rivail (1804-1969),<br />

bekannt als Allan Kardec, französischer Spiritist<br />

Allan Kardecs Begräbnisstätte wird ebenfalls gerne besucht. Sie besteht aus einem<br />

großen Granitdolmen mit einem Baldachin, worunter sich seine Bronzebüste befindet,<br />

die inzwischen allerdings deutliche Spuren von den vielen Berührungen seiner Anhänger<br />

aufweist. Denn bis heute kommen sie zu seiner Grabstelle, um Trost zu suchen.<br />

Wilhelm Albert Vladimir Apollinaris de Kostrowitzky (1880-1918),<br />

bekannt als Guillaume Apollinaire, französischer Dichter und<br />

Schriftsteller<br />

Den für sein Gedicht « Le Pont Mirabeau » berühmten Autor, der im Ersten Weltkrieg<br />

verwundet wurde, bestattete man just in dem Moment, als die Franzosen das Ende<br />

dieses Krieges feierten. Sein Grabstein, ein von Picasso gestalteter Menhir, wurde durch<br />

die Versteigerung eines seiner Werke und eines Werks von Matisse finanziert.<br />

Marcel Proust (1871-1922), französischer Schriftsteller<br />

Der weltbekannte französische Schriftsteller starb im Alter von nur 51 Jahren an den<br />

Folgen einer schlecht ausgeheilten Bronchitis. Die Familiengruft musste nach seinem<br />

Tod aber bereits einmal grundlegend restauriert werden, da sie durch einen Bombenanschlag,<br />

der einem benachbarten Grab galt, beschädigt worden war.<br />

26 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Jean Auguste Dominique Ingres (1780-1867), französischer Maler<br />

Der Maler des « Bain turc » verstarb im Alter von stolzen 86 Jahren. Heute liegen<br />

seine beiden Ehefrauen gemeinsam mit ihm im gleichen Grab. Geschaffen wurde es von<br />

Baltard, Architekt der alten Markthallen von Les Halles und Freund des Malers.<br />

Jean de La Fontaine (1621-1695), französischer Dichter, und<br />

Jean-Baptiste Poquelin (1622-1673), bekannt als Molière,<br />

französischer Autor und Schauspieler<br />

Ein ungewöhnliches Schicksal verbindet die beiden großen Männer der französischen<br />

Literatur des 17. Jahrhunderts. Als die Stadtverwaltung aus hygienischen Gründen<br />

Anfang des 19. Jahrhunderts die Errichtung des Cimetière du Père Lachaise beschloss,<br />

wurde die Anlage von den Parisern wegen der Entfernung zum Zentrum und der Lage<br />

inmitten eines ärmlichen Stadtviertels nur sehr zögerlich angenommen. Um dies zu ändern,<br />

verlegte man Gräber von berühmten Persönlichkeiten auf den neuen Friedhof. So<br />

auch die Überreste von La Fontaine, dessen Begräbnisstelle zuvor auf dem Cimetière<br />

Saint-Joseph war, und von Molière, dessen Grab sich auf dem Cimetière des Innocents<br />

befand. Seitdem ruhen die beiden Künstler in Sarkophagen Seite an Seite. Allerdings<br />

bestehen bis heute Zweifel daran, ob die Überreste in den steinernen und umzäunten<br />

Särgen wirklich von den beiden Männern stammen, da die Identifikationsmethoden zur<br />

Zeit der Umbettung noch sehr ungenau waren.<br />

Théodore Gericault (1791-1824),<br />

französischer Maler<br />

Die Statue auf dem Grabstein des bedeutenden<br />

Vertreters der Romantik wurde<br />

zunächst aus Marmor gefertigt, bis sie 1884<br />

von Antoine Etex, der auch die Reliefs des<br />

Triumphbogens entwarf, durch eine Bronzestatue<br />

ersetzt wurde. Die drei Reliefs am<br />

Sockel sind Kopien seiner wichtigsten, heute<br />

im Louvre zu besichtigen Werke, darunter<br />

« Radeau de la Méduse ».<br />

Frédéric Chopin (1810-1849), polnischer Komponist und Pianist<br />

Der gefeierte Komponist und Pianist starb an der Place Vendôme im jungen Alter<br />

von 39 Jahren. Zu seiner Totenmesse in der Eglise de la Madeleine spielte man den<br />

Trauermarsch aus einer seiner Sonaten. Seinem eigenen Wunsch entsprechend wurde<br />

sein Herz nach Warschau gebracht, wo es in der Heiligkreuzkirche beigesetzt wurde.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 27


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Le Cimetière de<br />

Montmartre, exklusive<br />

Ruhestätte am Fuße<br />

von Sacré Cœur<br />

Das Gebiet, auf dem sich heute<br />

der Cimetière de Montmartre<br />

befindet, war für die Nutzung als<br />

Friedhof geradezu prädestiniert.<br />

Schon im 18. Jahrhundert begrub<br />

man dort Menschen, ohne dass<br />

es eine richtige Anlage dafür<br />

gab, was nicht ohne hygienische<br />

Probleme blieb. Die Stadt kaufte<br />

schließlich ein elf Hektar großes<br />

Terrain, so dass 1825 der Cimetière<br />

de Montmartre offiziell eröffnet<br />

wurde. Heute sind 20.000<br />

Konzessionen für ein Grab auf<br />

dem Friedhof im Umlauf. Wie<br />

der größere Cimetière du Père<br />

Lachaise ist die Begräbnisstätte<br />

längst zu einer Sehenswürdigkeit<br />

geworden. Die herrschaftlichen<br />

Grabstellen, die wunderbaren<br />

alten Bäume entlang der Wege<br />

und die Namen berühmter Persönlichkeiten<br />

locken Pariser und<br />

Touristen gleichermaßen zu einem<br />

Bummel über die hügelige<br />

Anlage.<br />

28 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Yolanda Gigliotti (1933-1987), bekannt als Dalida,<br />

in Ägypten geborene Sängerin und Schauspielerin<br />

italienischer Abstammung<br />

Das Gesicht der Statue auf dem Grab von Dalida ist traurig und<br />

passt damit gut zu dem tragischen Tod der beliebten Chansonsängerin.<br />

Die Künstlerin setzte ihrem Leben nur wenige Schritte vom Friedhof<br />

entfernt in ihrer Wohnung in der Rue d’Orchampt 1987 selbst ein Ende.<br />

Ihre Musik lebt aber fort mit Chansons wie « Bambino » oder « Am Tag<br />

als der Regen kam ». Ein Platz in Montmartre trägt ihren Namen.<br />

Henri Beyle (1783-1842), bekannt als Stendhal,<br />

französischer Schriftsteller<br />

Der Schriftsteller, der den Namen Stendhal in Anlehnung an die<br />

Kleinstadt Stendal in Sachsen-Anhalt annahm, folgte als Offizier Napoleon<br />

nach Italien, ein Land, das in seinen Werken sehr präsent ist. Nach<br />

seinem Tod fand er seine letzte Ruhe in Montmartre.<br />

Emile Zola (1840-1902), französischer Schriftsteller<br />

Der gefeierte Schriftsteller, der vor allem wegen der Dreyfus-Affäre<br />

und seiner Schrift « J’accuse » bekannt ist, wohnte ganz nah am Cimetière<br />

de Montmartre in der Rue Montmartre. Nachdem er zunächst auf<br />

dem Friedhof begraben wurde, überführte man seine Überreste 1908<br />

ins Pantheon. Seine Frau und Kinder ruhen aber immer noch auf dem<br />

Cimetière de Montmartre. Böse Zungen sehen darin eine Fortführung<br />

der notorischen Untreue Zolas gegenüber seiner Frau, die man ihm zu<br />

Lebzeiten nachsagte.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 29


Unterwegs in Frankreich Paris<br />

Vatslav Fomitch Nijinski (1890-1950),<br />

russischer Tänzer<br />

Er galt als einer der größten männlichen Tänzer seiner Epoche. Nach<br />

seinem Tod wurde er zunächst in London begraben und erst drei Jahre<br />

später auf den Friedhof von Montmartre überführt. Sein Begräbnisstätte<br />

schmückt eine Statue von sich selbst.<br />

Heinrich Heine (1797-1856), deutscher Schriftsteller<br />

Während seiner ersten Lebenshälfte, die er in Deutschland verbrachte,<br />

liebäugelte Heinrich Heine mit der aktiven Politik. Doch sobald er<br />

1831 in Paris ankam, widmete er sich ganz der Poesie und der politischen<br />

Satire. In der französischen Hauptstadt sind mindestens 16 Adressen<br />

bekannt, an denen er wohnte. Die Mehrzahl darunter in Montmartre.<br />

Hector Berlioz (1803-1869), französischer Komponist<br />

und Musikkritiker<br />

Der Erschaffer von « Te Deum », « La Symphonie Fantastique »<br />

und « Les Troyens » wohnte 18<strong>30</strong> einige Monate in Montmartre an der<br />

Kreuzung der Rue du Mont-Cenis mit der Rue Saint-Vincent. Zu Lebzeiten<br />

liebte Hector Berlioz es, über den Cimetière de Montmartre zu<br />

spazieren. Heute ruht er zwischen seinen beiden Frauen, Harriet Smithson<br />

(1800-1854) und Marie Martin (1814-1862), bekannt als Recio.<br />

<strong>30</strong> · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Léon Foucault (1819-1868), französischer Physiker<br />

Der Wissenschaftler ist vor allem für seinen Nachweis der Erdrotation<br />

mit dem Pendel bekannt. Einige seiner Experimente fanden sogar im<br />

Umkreis von Montmartre statt, insbesondere Versuche zur Messung der<br />

Lichtgeschwindigkeit.<br />

Jacques Offenbach (1819-1880),<br />

deutsch-französischer Komponist<br />

Der Kopf des Komponisten thront über seinem Grab aus rotem Marmor,<br />

das mit Musikinstrumenten geschmückt ist. Entworfen wurde es<br />

von Charles Ganrier, dessen bekanntestes Bauwerk die alte Oper von<br />

Paris ist.<br />

Cimetière du Père Lachaise<br />

8, boulevard de Menilmontant<br />

75020 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 55 25 82 10<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo – Fr 8.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />

Sa 8.<strong>30</strong> – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />

So & Feiertage 9.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />

Eingänge:<br />

Boulevard de Menilmontant<br />

Avenue du Père Lachaise<br />

Seit einiger Zeit kann man den Friedhof<br />

virtuell im Internet besuchen und dabei<br />

Bilder der wichtigsten Gräber sehen:<br />

www.pere-lachaise.com<br />

Cimetière de Montmartre<br />

20, avenue Rachel<br />

75018 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 53 42 36 <strong>30</strong><br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo – Sa 8.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />

So & Feiertage 9.00 – 17.<strong>30</strong> Uhr<br />

17.<br />

8.<br />

16 .<br />

7.<br />

15.<br />

18 .<br />

19.<br />

9. 10 .<br />

1. 2. 3.<br />

11. 20.<br />

6.<br />

5.<br />

4.<br />

12 .<br />

14.<br />

13 .<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 31


Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />

Im Katharerland<br />

Ein Wanderweg zwischen<br />

Mittelmeer und den Pyrenäen<br />

Der Katharerweg, der sich über 250 Kilometer<br />

von Port-la-Nouvelle am Mittelmeer bis nach<br />

Foix in den Pyrenäen zieht, gilt neben dem GR20<br />

auf Korsika als der schönste Wanderweg Frankreichs.<br />

Ob man ihn zu Fuß, auf dem Pferd oder<br />

mit dem Mountainbike bewältigt, man wird sich<br />

an der grandiosen Landschaft kaum sattsehen<br />

können. Bei all dem wandelt man auf Schritt und<br />

Tritt auf historischen Wegen, wie zahlreiche alte<br />

Katharerburgen zeigen. Einer unser Autoren hat<br />

den Weg in zwölf Etappen bewältigt und erlebte<br />

eine unvergessliche Wanderung.<br />

«<br />

Zwölf Tage und 250 Kilometer zu Fuß durch das Katharerland<br />

» – wie sehr diese simple Aussage die Aufmerksamkeit<br />

erregen kann. Seit ich von meiner<br />

Wanderung Ende Juni zurückgekehrt bin, betrachten mich<br />

alle mit großen Augen. Anfangs wollte ich mich schon ärgern<br />

und fragte mich, ob ich denn so unsportlich wirke, dass<br />

man sich deswegen wundern müsste. Wenn das stimme,<br />

wozu bezahle ich eigentlich jeden Monat mein Fitnessstudio?<br />

Dann aber begriff ich, dass es doch eher Neugier war,<br />

mehr über diese Reise zu erfahren, die Geschichte und Natur<br />

miteinander verband.<br />

Denn das war es auch, was mich an dieser Wanderung<br />

so reizte. Eigentlich bin ich gar kein Wanderfreund. Zwar<br />

laufe ich gerne mal längere Strecken, aber ich brauche einen<br />

Sinn dabei. Einen Berg zu erwandern, nur um einmal oben<br />

gestanden zu haben, genügt mir nicht. Beim Katharerweg<br />

fand ich, was ich brauchte. Hier begegnet man auf der Strecke<br />

ständig den Überbleibseln einer stürmischen Phase der<br />

französischen Geschichte. Es war die Zeit vor 700 Jahren, als<br />

sich viele Menschen einer neuen christlichen Religion, der<br />

katharischen Laienbewegung, zuwandten und im Namen<br />

Gottes aufs Gräulichste verfolgt und ermordet wurden.<br />

Ich habe diesen Wanderweg ganz und gar nicht wie einen<br />

Pilgerweg beschritten. Dennoch haben mich manche<br />

Stellen sehr berührt, habe ich an manchen Orten eine ganz<br />

eigene, fast spirituelle Atmosphäre gespürt. Man kann gar<br />

nicht umhin, auf dieser Strecke die Geschichte von Jahrhunderten<br />

zu spüren. Das ist für mich der echte Antrieb,<br />

32 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


den dieser Wanderweg mit seinen zwölf Etappen auf den<br />

Spuren der Katharer bietet.<br />

Port-la-Nouvelle –<br />

Durban-Corbières, 27 km / 8 Std.<br />

Erste beruhigende Information: Die Wanderer, die mir<br />

entgegen kamen und den Weg in der umgekehrten Richtung<br />

gegangen waren, erzählten mir, dass der Weg gut in<br />

zwölf Tagen zu schaffen und vor allem, dass er gut ausgeschildert<br />

sei. Das hat mich schon einmal erleichtert. Denn<br />

ich muss zugeben, dass ich anfangs befürchtet hatte, in den<br />

Bergen ein GPS zu brauchen, um mich zurechtzufinden.<br />

Das aber war niemals der Fall.<br />

Als ich Port-la-Nouvelle hinter mir verschwinden sah,<br />

war ich nicht besonders traurig. Vor meiner Ankunft hatte<br />

ich das Bild von einem lieblichen Badeort, bei dem das<br />

Meer lustig an die Strände schwappte, war dann aber von<br />

der Realität eingeholt worden. Port-la-Nouvelle ist ein von<br />

Neubauten verschandelter Flecken, der in meinen Augen so<br />

gar nichts Liebliches hat.<br />

Daran dachte ich aber schon bald nicht mehr, als die<br />

vielen Weinstöcke des Corbières in meinen Blick gerieten,<br />

die auf dem kargen, kalkreichen Boden dieser Gegend<br />

gedeihen. Was mich richtig behinderte – und dieser Feind<br />

wich den ganzen ersten Tag nicht von meiner Seite – war<br />

der Wind. Er blies ständig aus nördlicher Richtung und mir<br />

gelang es kaum, mich dagegen zu schützen. Die Einheimi-<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 33


Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />

schen haben ihm einen Namen gegeben, « Cers » sagen die<br />

Leute aus dem Departement Aude zu ihm, « Tramontane »<br />

nennen ihn in ihrer Sprache die Katalanen drüben auf der<br />

spanischen Seite. Was mich aber noch mehr verwunderte,<br />

war der schwere Geruch, den der Wind mit sich trug:<br />

Ein Duft von Thymian und Rosmarin, die großflächig am<br />

Wegesrand wachsen. Die Sonne war schon so kräftig, dass<br />

ihre Morgenstrahlen den Duft aus den Kräutern kitzelte.<br />

Gleich musste ich an ein schönes Grillfleisch mit Kräutern<br />

denken. Aber noch war es ein bisschen früh für das Mittagessen.<br />

Kurz bevor ich an diesem Tag an meinem Etappenziel<br />

Durban-Corbières ankam, kreuzte ich noch einen anderen<br />

berühmten Weg: die Via Domitia. Der verbindet Spanien<br />

mit Italien und ist der älteste romanische Weg im damaligen<br />

Gallien. Ich stellte mir vor, wie viele Menschen hier schon<br />

entlang gegangen waren – und das machte mir Mut, auch in<br />

der Lage zu sein, die Endstation in Foix zu erreichen.<br />

Durban-Corbières – Tuchan,<br />

26 km / 8 Std.<br />

Meine Nacht in dem kleinen Hotel hatte ich gut verbracht,<br />

nur schmerzten meine Beine ein wenig. Sie waren so<br />

lange Fußstrecken nicht gewöhnt. Nun, das würde sich in<br />

den nächsten Tagen wohl ändern.<br />

Auch auf dieser Etappe musste ich<br />

mich beim Durchqueren des Corbières-Massivs<br />

wieder gegen den Wind<br />

wehren, der mir einen ordentlichen<br />

Kampf abverlangte. Ich bewunderte<br />

die schöne Landschaft mit ihren felsigen<br />

Böden. In der Ferne wurden die<br />

ersten hohen Berge sichtbar und ich<br />

freute mich schon auf den Unterstand,<br />

den ich dort zu finden hoffte. Bis dahin<br />

traf ich zufällig noch auf ein paar alte<br />

Schäferhütten, die aber zum größten<br />

Teil schon nicht mehr intakt waren.<br />

Wie so oft bei Wanderungen sind<br />

die Abende die schönste Zeit. Bei mir<br />

war das am zweiten Tag auch so. Da<br />

ging die Sonne gerade unter, als ich die<br />

Burg Aguilar zu sehen bekam. Sie war<br />

einmal gebaut worden, um Carcassonne<br />

zu schützen. Ihre beeindruckenden<br />

Ruinen hoben sich vor dem rotgefärbten Himmel ab – ein<br />

atemberaubender Anblick. Die Gîte in Aguilar, in der ich<br />

in dieser Nacht schlief, war einfach und bequem. Ein guter<br />

Abschluss des Tages.<br />

Tuchan – Cucugnan, 18 km / 5 Std.<br />

Wer waren die Katharer?<br />

Als ich am nächsten Morgen aus meiner Unterkunft<br />

kam, fiel mir auf, dass viele Wanderer ihre Tour erst hier<br />

in Tuchan begannen. Diese « Schwindler » ließen die ersten<br />

Vom 12. bis 14. Jahrhundert wirkte<br />

diese christliche Glaubensbewegung<br />

vor allem in Südfrankreich, Spanien,<br />

Italien und Deutschland. Nach der<br />

französischen Stadt Albi im De partement<br />

Tarn, die eine Hochburg der<br />

Katharer war, nannte man sie auch<br />

Albigenser. Die Katharer vertraten<br />

keine einheitliche Lehre, setzten<br />

sich aber von der als dekadent abge<br />

lehnten Papstkirche mit einer<br />

als « rein » empfundenen Form des<br />

Christentums ab. Sie wurden von der<br />

Inquisition unerbittlich verfolgt und<br />

innerhalb von 100 Jahren vollständig<br />

vernichtet.<br />

beiden Etappen einfach aus. Was man ihnen nicht verdenken<br />

kann, denn so besonders pittoresk war die Landschaft<br />

bis hierher nicht – das muss ich zugeben. Aber ich war stolz<br />

darauf, dass ich den Weg in seiner ganzen Länge würde<br />

abgelaufen haben, und außerdem hatte ich die Burg von<br />

Aguilar bei Sonnenuntergang gesehen. Das alleine genügte<br />

schon, fand ich.<br />

Auf der Etappe des dritten Tages genoss ich einige besonders<br />

schöne Panoramen, auch wenn mich der Wanderweg<br />

an einige ziemlich heikle Stellen führte. Wer hier nicht<br />

schwindelfrei ist, dürfte seine Probleme haben. Zumal der<br />

Wind immer wieder in heftigen Böen durch die Berge pfiff<br />

und mich manchmal regelrecht wegzuwehen drohte.<br />

Später kam ich durch die Gegend von Padern, wo mich<br />

die beeindruckenden Felsformationen an die Felsbucht von<br />

Cassis erinnerten. Das Meer kann man von hier aus noch<br />

etwas sehen, aber ich entferne mich ja immer mehr von<br />

ihm. Als ich durch das winzige Dorf Padern kam, fiel mir<br />

der Name des Cafés auf: « Café des sports ». Das schien mir<br />

gut zu meinem Wandervorhaben zu passen und so versorgte<br />

ich mich dort erst einmal mit einem Sandwich.<br />

Später leuchtete mir schon ein Zwischenziel dieses<br />

Tages entgegen: die Überreste der Burg von Quéribus, die<br />

vor mir auf einem spitzen Felsen auftauchten. Diese war<br />

eines der letzten Refugien der Katharer – und wurde für<br />

sie später zu einer tödlichen Falle. Die<br />

schma len steinernen Stufen, die hinauf<br />

führen, und die dreifache Burgmauer<br />

beeindruckten mich sehr. Zum ersten<br />

Mal auf meiner Wanderung war ich<br />

außerdem vor dem scharfen Wind geschützt.<br />

Nach einer kurzen Pause stieg ich<br />

vorsichtig zurück ins Tal hinunter und<br />

wandte mich dem Ende der Etappe<br />

zu: Cucugnan. Der Weg wurde an<br />

einigen Stellen wieder ziemlich steil<br />

und war manchmal kaum noch zu<br />

erkennen. Aber die Orientierung fiel<br />

nicht schwer, denn die Dächer von<br />

Cucugnan leuchteten von weitem. Von<br />

hier sah ich sogar schon das Ziel des<br />

nächsten Tages, die Zitadelle von Peyrepertuse.<br />

In Cucugnan gehört zu den größten<br />

Attraktionen das Theater Achille<br />

Mir, das jede halbe Stunde auf etwas routinierte Weise<br />

die Geschichte der « Predigt des Pfarrers von Cucugnan »<br />

zum Besten gibt. Es handelt sich um einen Klassiker der<br />

Region, in dem von einem Pfarrer erzählt wird, der einen<br />

Traum erfindet, um die Leute zu erschrecken und der Kirche<br />

zuzuführen. Ich ließ das Theater aber links liegen und<br />

lief an der Mühle vorbei, die immer noch in Betrieb ist. Sie<br />

wurde durch Alphonse Daudet (1840 - 1897) berühmt, der<br />

sie in seiner Erzählung « Les lettres de mon Moulin » (dt.<br />

Briefe aus meiner Mühle) beschrieben hatte. Die Erzählung<br />

34 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Oben: Château d’Aguilar. Unten: Château de Puilaurens.<br />

S. 32/33: Das Château de Peyrepertuse aus der Vogelperspektive.<br />

gehört zu den populärsten Stücken der französischen Literatur.<br />

Nach diesem Tag war mir aber auch nicht nach Lesen<br />

zumute, sondern ich gönnte mir eine heiße Dusche im<br />

Hotel und ging früh schlafen, um für die nächste Etappe<br />

ausgeruht zu sein.<br />

Cucugnan – Prugnanes,<br />

23 km / 7 Std.<br />

Auf dieser Etappe haben mich einige Dinge beeindruckt.<br />

Als erstes die Burg von Peyrepertuse, die ich nach einem<br />

steilen Aufstieg ereichte. Ich hatte vorher schon gelesen,<br />

dass man sie auch das « Carcassonne des Himmels » nennt.<br />

Nun wusste ich auch wieso. Die Burg, von der nur noch<br />

Ruinen übrig sind, ist eine wahre Höhenherausforderung.<br />

Auf 800 Metern scheint es eine Verschmelzung zwischen<br />

den Steinen, aus denen sie erbaut wurde, und dem Felsen,<br />

auf dem sie steht, zu geben. Vom Gipfel hat man einen<br />

unglaublichen Blick über die Landschaft, an klaren Tagen<br />

ist sogar das Mittelmeer zu sehen. Ich hatte dieses Glück<br />

nicht, aber der Blick auf das gegenübergelegene Château de<br />

Quéribus entschädigte mich, machte er mir doch bewusst,<br />

welchen Weg ich schon zurückgelegt hatte.<br />

Der andere Höhepunkt dieser an Sehenswürdigkeiten<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 35


Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />

reichen Etappe war die Schlucht von Galamus, wo sich die<br />

Einsiedelei von Saint-Antoine befindet. Seit dem 7. Jahrhundert<br />

kamen Mönche zum Gebet hierher und erbauten<br />

im 15. Jahrhundert auch eine Kapelle in einer Grotte, die<br />

heute noch regelmäßig von Pilgern aufgesucht wird.<br />

Ich ging später weiter auf der südlichen Variante des<br />

Katharerweges, der das Bugarach-Massiv meidet und dafür<br />

an vielen Schlössern und Burgen vorbeiführt. An diesem<br />

Abend schlief ich in einer sympathischen Gîte in dem kleinen<br />

Dorf Prugnanes. Vor dem Schlafengehen musste ich<br />

die ersten Blasen an meinen Füßen behandeln.<br />

Prugnanes – Aigues-Bonnes,<br />

15 km / 6 Std.<br />

Eine Etappe, die mit ihren nur 15 zu absolvierenden<br />

Kilometern geradezu eine Erholung war. Ich brauchte nur<br />

sechs Stunden, obwohl ich mir viel Zeit gelassen hatte,<br />

und auch noch in einer Apotheke war, um meine Blasen<br />

zu behandeln. Dort war man auf solche Anfragen schon<br />

eingestellt, denn der Apotheker hatte eine ganze Reihe von<br />

Gegenmitteln. Dasjenige, das er mir empfahl, tat eine gute<br />

Wirkung. Bereits nach zwei Tagen war alles wieder verheilt.<br />

Nachdem ich das hübsche Dorf Caudiès hinter mir<br />

gelassen hatte, wo ich noch ein paar Lebensmittel für die<br />

kommenden Tage eingekauft hatte, staunte ich, wie sich<br />

plötzlich die Landschaft veränderte. Das Corbières-Massiv<br />

war mittlerweile in die Pyrenäen übergegangen und damit<br />

die heideartige Landschaft in eine bewaldete. Der hier<br />

feuchte und schwere Boden verströmte einen erfrischenden<br />

Duft von Waldluft.<br />

Aigues-Bonnes – Labeau,<br />

25 km / 8 Std.<br />

Die schöne, erholsame Wanderung des Vortages war ein<br />

guter Moment des Kräftesammelns. Denn nun lag eine sehr<br />

lange, kräftezehrende Etappe vor mir. Sie begann mit einer<br />

angenehmen Strecke entlang der Felsen von Alguera, über<br />

die man zur Puilaurens-Burg gelangt. Sie liegt mitten in einem<br />

Tannenwald auf 700 Metern Höhe und ist die am besten<br />

erhaltene Burg, die ich auf meiner Wanderung bis dahin<br />

gesehen hatte. Offensichtlich ein gutes Beispiel für die Verteidigungskunst<br />

im Mittelalter. Es gibt eine Art Sprachrohr<br />

in ihr, das aus einem kleinen Durchbruch in den Mauern<br />

besteht, und durch welches man auf den verschiedenen<br />

Etagen miteinander kommunizieren konnte. Sozusagen<br />

ein Vorläufer unserer heutigen Gegensprechanlagen. Von<br />

einem Besucher erfuhr ich, dass das Schloss auch einigen<br />

Katharern als Zufluchtsort diente, die sich dadurch vor der<br />

Verfolgung retten konnten.<br />

Am Nachmittag staunte ich wieder über eine wechselnde<br />

Landschaft. Nun führte mein Weg auf schnurgeraden Forststraßen<br />

durch weite Wälder. Mir gefiel dieser Landschaftswechsel,<br />

wenn mir diese Etappe auch besonders lang vorkam.<br />

Labeau – Puivert, 26 km / 8 Std.<br />

Wieder eine ziemlich lange Etappe. Ich stellte fest, dass<br />

ich den Gipfeln der Pyrenäen langsam immer näher kam.<br />

In einem der hübschen Dörfer, durch die ich kam, aß ich in<br />

einem einfachen Bistro hervorragend zu Mittag.<br />

Als ich dann in Puivert ankam, fand ich ein ange nehmes<br />

kleines Dorf am Fuß eines Berges, das von den Ruinen<br />

einer Burg dominiert wurde. Ein viereckiger Turm ist aber<br />

noch vollständig erhalten geblieben. Ich muss aller dings<br />

zugeben, dass ich keine Lust mehr hatte, dort hinaufzusteigen.<br />

Dafür legte ich mich am Ufer des Sees ein bisschen<br />

in die Sonne, wo ich die Bekanntschaft mit Suzanne<br />

machte, einer sympathischen älteren Frau, die aus dem<br />

Dorf stammte.<br />

Als ich ihr von meiner Wanderung erzählte, gab sie<br />

mir – zu Erholungszwecken, sagte sie – die Geschichte von<br />

der « Dame Blanche » (dt. der weißen Dame) zum Besten.<br />

Sie kam eines Tages in die Burg und verliebte sich über alle<br />

Maßen in den See. Viele Tage verbrachte sie damit, ihn zu<br />

betrachten, und setzte sich dafür auf einen nahen Felsen.<br />

Unglücklicherweise fiel sehr viel Regen und der Felsen war<br />

nun vom Wasser des Sees umflutet und für die Dame nicht<br />

mehr zu erreichen. Sie kam deshalb auf die Idee, ein Loch<br />

in die Wand des natürlichen Staudamms zu bohren, damit<br />

sich der Wasserspiegel des Sees ein bisschen absenken würde.<br />

Der Damm brach aber und riss mit seinen Fluten einen<br />

großen Teil des Tales mit. So auch die unglückliche Dame<br />

Blanche. Sagt jedenfalls Suzanne.<br />

Puivert – Belvis, 17 km / 5 Std.<br />

Diese Strecke legte ich zu einem großen Teil mit<br />

einer jungen Französin aus Dijon zurück, die ich in der<br />

Gîte von Puivert kennengelernt hatte. Sie wanderte zwar<br />

nicht auf dem Katharerweg, sondern wollte in die Pyrenäen<br />

hinein, musste aber ebenso wie ich durch ein großes<br />

Waldgebiet. Wir unterhielten uns lange über die Résistance<br />

in Frankreich während des Zweiten Weltkrieges.<br />

Ihr Großvater Gustave hatte ihr, als er von ihrer Wanderroute<br />

hörte, zu einem Abstecher nach Lescal geraten.<br />

Dieses kleine Dorf war im Krieg völlig zerstört worden<br />

und ist heute noch ein bedeutendes Symbol für den lokalen<br />

Widerstand gegen die Besatzung. Die Partisanen<br />

hatten sich in den Wäldern versteckt, die, wie wir auf<br />

unserem Weg sahen, viele Möglichkeiten dazu boten.<br />

Die Bevölkerung wiederum hatte die Widerstandskämpfer<br />

unterstützt und gedeckt. Selbst manche Gendarmen<br />

halfen ihnen heimlich. Vor 800 Jahren allerdings hatte<br />

man die Bevölkerung noch angestiftet, die Katharer zu<br />

denunzieren. Diese mussten sich ebenfalls verstecken –<br />

im selben Wald wie später die Résistance-Kämpfer. Was<br />

für ein Glück es doch ist, dass wir heute in friedlichen<br />

Zeiten leben, in denen wir uns einfach an der schönen<br />

Landschaft erfreuen können und die Schreckensbilder<br />

verblassen.<br />

36 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Aude, LAnd der KAthArer<br />

www.lesentiercathare.com<br />

Aude, Pays Cathare<br />

Quelle histoire !<br />

C O M I T É D É P A R T E M E N T A L D U T O U R I S M E<br />

Allée Raymond Courrière - 11855 Carcassonne Cedex 09 - Tél. +33 (0)4 68 11 66 00 - Fax +33 (0)4 68 11 66 01<br />

www.audetourisme.com - E-mail : documentation@audetourisme.com<br />

www.audetourisme.com<br />

---------------d--------------------------------------------------------------------------<br />

Bitte schicken Sie mir das kostenlose Freizeitaktivitäten-Magazin « Aude », das vom CDT de l’Aude herausgegeben wird.<br />

Name und Vorname : ................................................................................................................................................................<br />

Adresse : ..................................................................................................................................................................................<br />

E-mail : .....................................................................................................................................................................................<br />

Crédits photos : P. Palau - Frankreich Erleben – octobre <strong>2010</strong>-09-22


Unterwegs in Frankreich Katharerland<br />

nerung, die ich an diese Strecke auf dem Plateau zwischen<br />

Sault und Languerail habe, ist, dass meine Waden auf eine<br />

ernste Probe gestellt wurden: Über 1.<strong>30</strong>0 Meter Höhenunterschied<br />

hatte ich zu überwinden. Dafür wurde ich aber<br />

auch mit sagenhaften Aussichten belohnt. Und mit dem<br />

Blick auf eines der Symbole des Widerstandes der Katharer<br />

überhaupt, der Burg von Montségur, die aus der Ferne<br />

leuchtete.<br />

Comus – Montségur, 15 km / 5 Std.<br />

Oben und unten: Château de Quéribus.<br />

Das Château von Montségur war alles in einem: Schutzburg,<br />

Tempel und Friedhof. Auf den Besuch von Montségur<br />

hatte ich mich sehr gefreut und schon zu Hause viel über diesen<br />

symbolhaften Ort gelesen. Ein enger Pfad mit in den Fels<br />

geschlagenen Stufen führte mich hinauf. Eine halbe Stunde<br />

brauchte ich dafür. Oben auf 1.200 Metern Höhe bot sich<br />

mir ein toller Ausblick. Aber ich konnte mich auch nicht einer<br />

gewissen Ehrfurcht vor diesem geschichtsträchtigen Ort<br />

erwehren. Es war hier auf dieser Burg, die auf einen Felsen<br />

gebaut ist, den irgendein Riese wie zum Spaß aufgerichtet<br />

haben mag, dass im Jahr 1244 500 Frauen und Männer zehn<br />

Monate lang eine Armee von 6.000 Soldaten in Schach gehalten<br />

hatten. 500 Menschen, die nichts anderes wollten, als<br />

ihr Recht auf Gedankenfreiheit zu verteidigen. Zum Schluss<br />

mussten sie sich den Belagerern jedoch ergeben. Die stellten<br />

sie vor die Wahl: entweder ihrem « ketzerischen » Glauben<br />

abzuschwören oder bei lebendigem Leib verbrannt zu werden.<br />

Mehr als 200 von ihnen blieben standhaft und ihrem<br />

Glauben treu. Sie starben elendig in den Flammen eines riesigen<br />

Scheiterhaufens am Fuße der Burg.<br />

Wenn man etwas abseits geht und vom Burggipfel etwa<br />

100 Meter hinuntersteigt, kommt man an einen großen<br />

Steinhaufen. Hier unten, an der mächtigen Burgmauer,<br />

wehrten die Belagerten die letzten großen Angriffe ab. Die<br />

Legende sagt, dass es einigen Katharern während der Belagerung<br />

gelungen sei, aus der Burg zu fliehen. Sie sollen<br />

dabei einen großen Schatz mitgenommen haben. Bei ihrer<br />

Flucht müssen sie einen Teil des Weges gegangen sein, den<br />

ich bis dahin aus Port-la-Nouvelle gekommen bin. Wohin<br />

sie geflüchtet sind und was aus dem Schatz geworden ist,<br />

weiß übrigens niemand zu sagen.<br />

Montségur – Roquefixade,<br />

17 km / 6 Std.<br />

Belvis – Comus, 21 km / 7 Std.<br />

Dieser Tag war der einsamste der ganzen Wanderung.<br />

Auf der ganzen Strecke bekam ich niemanden anderen zu<br />

sehen als ein paar Kühe am Wegesrand. Die andere Erin-<br />

Meine Nacht war unruhig. Ich träumte wohl von den<br />

Katharern, die gestraft, verurteilt und getötet wurden, ohne<br />

dass sich jemand die Mühe gemacht hatte, sie zu verstehen.<br />

Diese Gedanken im Kopf wanderte ich auf die letzte Burg<br />

meiner Tour zu. Das Château de Roquefixade fällt im Vergleich<br />

zu der Burg von Montségur viel bescheidener aus.<br />

Hier gibt es keine Touristenmassen und keine Schlangen von<br />

Reisebussen. Man kann man den Ort ganz in Ruhe besichtigen.<br />

Die Burg soll einmal einer Adligen von den Katharern<br />

gehört haben. Zu Füßen der Burg liegt das sehr schöne Dorf<br />

38 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


nt-Brieuc<br />

68<br />

N24<br />

Vannes<br />

N12/E50<br />

Dinan<br />

Rennes<br />

N176/E401<br />

A84<br />

Roquefixade – Foix, A11/E501 18 km / 6 Std.<br />

A83<br />

N11/E601<br />

Lesetipp für einen<br />

Ausflug in die La Rochelle Umgebung<br />

Montalivet<br />

Le Porge<br />

Bordeaux<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Cap-Ferret<br />

Côte Vermeille – Die rote Küste A52/E72<br />

Jeder kennt die Côte d’Azur, doch<br />

haben Sie schon einmal von der<br />

Côte Vermeille gehört? Auch am<br />

Mimizan<br />

westlichen Ende der französischen<br />

Mittelmeerküste E5-E70/A63 schwingt sich<br />

Mutter Erde zu landschaftlichen<br />

Höchstleistungen auf. Steil fallen<br />

France<br />

die Ausläufer der Pyrenäen ins<br />

Hossegor<br />

blaue Mittelmeer. Im Abendlicht<br />

gemausert. Eine Reise an diese<br />

romantisch-wilde Küste kurz<br />

Pamplona<br />

vor der spanischen Grenze ist<br />

Spanien<br />

E602/A837<br />

E5/A10<br />

nicht weniger lohnend als zur<br />

E5/A10<br />

berühmten Schwester im Osten.<br />

Informationen zur Bestellung dieser und<br />

anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Alençon<br />

Montfort, wo ich gleich beschloss, die Nacht zu verbringen.<br />

Le Mans<br />

Es gab einige gute Pensionen und Restaurants.<br />

Niort<br />

A10/E5<br />

<br />

Den Ausgangspunkt der Wanderung,<br />

den Küstenort Port-la-Nouvelle, erreicht<br />

man aus Deutschland, Österreich und<br />

der Schweiz über das Rhône-Tal und die<br />

Autobahn entlang der Mittelmeerküste<br />

von Orange in Richtung LimogesSpanien. Bei<br />

Angoulême der Abfahrt <strong>Nr</strong>. 39 führt die D6139 nach<br />

Port-la-Nouvelle.<br />

Port-la-Nouvelle …<br />

… Berlin 1.650 km<br />

… Köln 1.133 km<br />

A89/E70 … Wien 1.590 km<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

… Hamburg 1.600 km<br />

… München 1.150 km<br />

… Zürich 840 km<br />

Der nächste Flughafen ist in Per pignan.<br />

Die Stadt wird von Air France über<br />

das Drehkreuz in Paris an den deutschsprachigen<br />

Raum an ge bun den. Der<br />

nächste Flughafen in der Nähe von<br />

Foix für den Rückflug ist in Toulouse, von<br />

wo aus es diverse Direktflüge in den<br />

deutschsprachigen Raum gibt.<br />

A10/E5<br />

wieder Orléans verlassen.<br />

Andorra<br />

Spanien<br />

A6/E15<br />

France<br />

A5/E54<br />

Es gibt keine direkten Zugverbindungen<br />

Montluçon<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

nach Port-la-Nouvelle. A71/E11 Der Ort ist aber<br />

mit Regionalexpress-Zügen erreichbar,<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Biarritz wetteifert Bayonne das Rot der Felsen<br />

Hendaye<br />

A64/E80<br />

mit dem Grün der Weinberge.<br />

Sare<br />

Donostia- Ehemalige Fischerdörfer haben<br />

Pau<br />

S. Sebastiansich zu attraktiven Ferienorten<br />

etwa aus Montpellier, wohin TGV-Züge<br />

Clermont- Saintes- A72/E70<br />

verkehren. Ferrand<br />

Maries-de-la-Mer<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

www.audetourisme.com<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Comité Départemental du Tourisme<br />

de l’Aude<br />

Allée Raymond Courrière<br />

11000 Carcassonne<br />

Telefon: +33 (0)4 68 11 66 00<br />

Das Fremdenverkehrsamt des Depar<br />

tements Aude gibt eine spezielle<br />

Broschüre über diesen Wanderweg<br />

heraus. Sie kann im Internet her untergeladen<br />

werden. Im Frühjahr Gagnières 2011<br />

erscheint zudem eine Wanderkarte für<br />

den Weg von Rando Editions, die zum<br />

Beispiel auf www.fnac.com Pont bestellt du Gard<br />

werden kann.<br />

A26/E17<br />

A71/E9<br />

Auxerre<br />

bringt und man sich besser kennenlerne. Ich hatte eher den<br />

N165/E60<br />

A28/E502 A10/E5-E60<br />

A6/E15<br />

Ich hatte mir immer vorgestellt,<br />

La Baule<br />

A11/E60<br />

Angers<br />

dass einem auf einer dem sie mir ein Bewusstsein dafür gab, dass<br />

A86/E60<br />

Vézelay all die Orte<br />

Avallon<br />

so langen Wanderung die letzte Etappe wie eine<br />

Tours<br />

große und Landschaften untrennbar mit ihrer Geschichte verbunden<br />

St. Erleichterung Nazaire<br />

Nantes erscheinen müsse. Ein Augenblick, den man<br />

waren. Eine Geschichte, die man heute noch überall<br />

A85<br />

mit Ungeduld erwarten<br />

A87würde. Wie ich mich Azay-le-Rideau getäuscht spürt. So habe ich das Ziel dieser Wanderung tatsächlich<br />

A83<br />

hatte! Jeder Schritt – und Choletes waren noch einige, ehe ich bis erreicht: Ich habe mich nicht Bourges nur physisch gestärkt, sondern<br />

Poitiers<br />

Toulouse<br />

Foix<br />

Roquefixade<br />

Montségur<br />

Comus<br />

Perpignan<br />

A9/E15<br />

AP7/E15<br />

Sens<br />

A75/E11<br />

Lodève<br />

Troyes<br />

nach Foix hinabgestiegen war – entfernte mich mehr von<br />

einer Gegend, in der ich mich so wohl gefühlt hatte, und<br />

die sich mir in den letzten elf Tagen Stück für Stück geöffnet<br />

hatte. Eigentlich wollte ich sie gar nicht so schnell<br />

Man sagt ja, dass eine Wanderung einen an die Grenzen<br />

Eindruck, dass sie mir einen neuen Horizont eröffnete, in<br />

auch spannende Erfahrungen machen und die Geschichten<br />

A20/E9<br />

der außergewöhnlich A71/E11 mutigen Katharer kennenlernen können.<br />

Montpellier<br />

Bézier<br />

A81/E80<br />

Carcassonne<br />

Narbonne<br />

Limoux<br />

Durban-Corbières Port-la-Nouvelle<br />

Puivert<br />

Belvis Tuchan<br />

Cucugnan<br />

Caudiès Prugnanes<br />

A9/E15<br />

Nîmes<br />

A5/E17-E<br />

Flavigny<br />

D<br />

A3<br />

Beaune<br />

Cluny<br />

Cha<br />

A6/E<br />

Mâcon<br />

A6/E1 Bo<br />

Villars-les-D<br />

Lyon<br />

St. Etienne<br />

A<br />

A7/<br />

Cavaillo<br />

Arles<br />

Saintes<br />

Maries-de-l<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 39


Unterwegs in Frankreich Hotel<br />

Cap Est Lagoon Resort & Spa<br />

Luxusresort auf den französischen Antillen<br />

Die Eröffnung eines neuen Luxushotels<br />

ist immer eine Herausforderung.<br />

Die Tatsache,<br />

ein solches Projekt auf einer Insel zu<br />

realisieren, macht es nicht gerade einfacher.<br />

Zumal die Hotellerie im französischen<br />

Überseedepartement Martinique<br />

bisher eher von kleinen Familienhotels<br />

und einigen gesichtslosen Hotelketten<br />

geprägt ist. Doch die Insel tut<br />

gut daran, sich auch einen Platz in der<br />

Luxushotellerie zu sichern, will man in<br />

Konkurrenz zu einigen Nachbarinseln<br />

nicht ins Hintertreffen geraten.<br />

In diesem Kontext hat sich das zum<br />

exklusiven Verbund « Relais et Châteaux<br />

» gehörende Cap Est Lagoon Resort<br />

& Spa im Osten von Martinique<br />

angesiedelt. Es ist das einzige Hotel<br />

auf der Insel, das vom französischen<br />

Tourismusministerium mit fünf Sternen<br />

klassifiziert wurde. Dafür musste<br />

es 246 Kriterien, die die Ausstattung,<br />

den Service und die Nachhaltigkeit<br />

der Anlange bewerten, erfüllen. Wie<br />

bei den legendären Palaces der französischen<br />

Hauptstadt muss für die Gäste<br />

alles perfekt sein. Schließlich kommen<br />

die meisten von ihnen auf die Insel,<br />

um ein paar sorgenfreie Tage unter<br />

karibischer Sonne zu verbringen.<br />

Zu den Stärken des Cap Est Lagoon<br />

Resort & Spa gehört die sich angenehm<br />

in die Umgebung einpassende<br />

Architektur. Das Hotel am Meer besteht<br />

aus 18 in einem Park verstreuten<br />

Villen, in denen Platz für 50 Suiten ist.<br />

Bevor man in seine Hotelsuite gelangt,<br />

durchquert man den tropisch anmutenden<br />

Garten und fühlt sich sogleich<br />

in ein kleines Paradies versetzt. Für<br />

die Augen der Gäste ist es ein Feuerwerk<br />

der Farben: das leuchtende Blau<br />

des großen Swimmingpools, der herrlich<br />

azurblaue Atlantische Ozean, das<br />

saftige Grün der Palmen, das kräftige<br />

Rot der üppigen Blumen und der Dächer<br />

der Villen. In den Abendstunden<br />

gesellt sich zu diesem Naturerlebnis<br />

das Quaken der Frösche, die zu einem<br />

tropischen Konzert anstimmen.<br />

Egal welche der drei angebotenen<br />

Kategorien « Jardin », « Luxe » oder<br />

« Executive » man gebucht hat, der<br />

Standard der Suiten entspricht dem<br />

Niveau, welchen man von einer solchen<br />

Anlage erwarten darf. Bei der<br />

leicht asiatisch anmutenden Innengestaltung<br />

wurde viel Wert auf die<br />

Verwendung natürlicher Materialien<br />

wie Holz oder Bambus gelegt, so dass<br />

eine sehr warme Atmosphäre entsteht.<br />

Auch die Technik ist auf heutigem<br />

Stand mit großem Flachbildfernseher,<br />

CD/DVD-Player und kostenlosem<br />

WLAN. Eine Minibar gehört selbstverständlich<br />

auch zur Ausstattung.<br />

Besonders positiv fallen zudem die<br />

Größe und die durchdachte Platzeinteilung<br />

in allen Suitekategorien auf.<br />

Die Badezimmer sind überaus geräumig<br />

bemessen und sehr stilvoll be-<br />

40 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


leuchtet. Die Betten sind ebenfalls sehr<br />

breit und mit guten Matratzen ausgestattet.<br />

Die mit Teakholz ausgelegten<br />

Terrassen bieten genug Platz, um die<br />

Natur direkt vor der eigenen Suite aus<br />

zu genießen. Die Suiten der Kategorie<br />

« Luxe » und « Executive » besitzen als<br />

ganz besonderen Clou außerdem einen<br />

eigenen Pool sowie eine vor neugierigen<br />

Blicken geschützte Außendusche,<br />

die man nach einem Tag am Strand<br />

sehr zu schätzen lernt.<br />

Der Ausblick von den Suiten ist<br />

ebenfalls sehr attraktiv, egal ob die<br />

eigene Suite zum Garten, zum großen<br />

Swimmingpool, zur Lagune oder zum<br />

Strand hin ausgerichtet ist. Die Architekten<br />

der Anlage verstanden es zudem,<br />

die Suiten sehr lichtdurchflutet zu<br />

gestalten und trotzdem eine maximal<br />

mögliche Privatsphäre zu garantieren.<br />

Zu dem Resort gehören zwei Restaurants.<br />

Ins « Belem » kommt man<br />

von der ganzen Insel, um eine feine<br />

innovative Küche zu gustieren und<br />

gleichzeitig den wunderschönen Ausblick<br />

auf das Meer zu genießen. Das<br />

« Compêche » ist dagegen der ideale<br />

Ort, um einen erfrischenden Salat<br />

oder einen Fisch mit kreolischer Sauce<br />

zu sich zu nehmen und dabei direkt<br />

am Strand zu verweilen.<br />

Für alle Sportbegeisterten gibt<br />

es diverse Aktivitäten im Cap Est<br />

Lagoon Resort & Spa. So kann man<br />

segeln, kiten, Kajak fahren, angeln,<br />

tauchen oder auf den hoteleigenen<br />

Plätzen Tennis spielen. Wer es ruhiger<br />

mag, hat viele Möglichkeiten, es sich<br />

auf der eigenen Terrasse, im Park, am<br />

Pool oder am Strand gemütlich zu machen.<br />

Außerdem steht ein exklusiver<br />

Spa-Bereich für Massageanwendungen<br />

zur Verfügung. Das gesamte Personal<br />

bemüht sich zudem, den Gästen keinen<br />

Wunsch ausschlagen zu müssen<br />

und sei es, beim Öffnen einer Kokosnuss,<br />

die von einer der Palmen auf dem<br />

Resortgelände stammt, beiwohnen zu<br />

wollen.<br />

Kurzum, das Cap Est Lagoon Resort<br />

& Spa ist ein kleines Paradies, das<br />

allerdings ein dickes Portemonnaie voraussetzt.<br />

Leider wird sich nicht jeder<br />

in diesem Luxusrefugium eine Nacht<br />

erlauben können. Doch das Hotel ist<br />

bewusst für eine exklusive Kundschaft<br />

geschaffen worden, die bisher kein<br />

entsprechendes Angebot auf Martinique<br />

finden konnte. In diesem Sinne<br />

ist das Resort ein großer Erfolg. Es<br />

beweist, dass auch die Martiniquais<br />

zu Spitzenleistungen in der Hotellerie<br />

fähig sind.<br />

Cap<br />

<br />

Est Lagoon Resort & Spa<br />

97240 Le François<br />

Martinique<br />

Telefon: +596 5 96 54 80 80<br />

www.capest.com<br />

Suite « Jardin » ab 400 Euro, Suite « Luxe »<br />

ab 600 Euro, Suite « Executive » ab 800<br />

Euro<br />

N2<br />

N3<br />

Fort-de-France<br />

N1<br />

La Trinité<br />

N4<br />

A1<br />

Le François<br />

Le Marin<br />

50 Suiten (zum Teil mit Privatpool), Pool,<br />

Garten, Tennisplätze, Strand, WLAN<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 41


Unterwegs in Frankreich Angers<br />

Angers<br />

Einfach l(i)ebenswert<br />

42 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Angers, die idyllische Stadt; Angers, die<br />

grüne Stadt; Angers, die Stadt, in der es sich<br />

gut leben lässt – alles Attribute, die man der<br />

Hauptstadt des Anjou in der Region Pays de<br />

la Loire gerne zuschreibt. Regelmäßig erreicht<br />

Angers in Rankings zu Städten mit hoher<br />

Lebensqualität den ersten Platz. Doch was<br />

macht Angers so besonders? Eine Suche<br />

nach Antworten.<br />

Der 10. September hielt eine große Überraschung für<br />

die Autofahrer von Angers bereit: Auf dem Boulevard<br />

Jean Moulin mussten sie zum ersten Mal die Straße<br />

mit der brandneuen Tram der Stadt teilen. Allerdings handelte<br />

es sich noch um einen Probebetrieb auf einem kurzen Abschnitt,<br />

bei dem die zukünftigen Fahrer gleichzeitig erste praktische<br />

Erfahrungen sammeln konnten. Am Ende der Probefahrt<br />

waren alle Verantwortlichen zufrieden. Bis auf ein paar<br />

Kleinigkeiten verlief alles reibungslos, der für 2011 geplanten<br />

Aufnahme des Normalbetriebs steht also nichts entgegen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 43


Unterwegs in Frankreich Angers<br />

Links: Wo früher Autos entlang rollten, fahren<br />

bald nur noch Straßenbahnen. Oben: Place<br />

Sainte-Croix mit zahlreichen Bistros. Unten: Die<br />

Rue Saint-Aubin, eine der Haupteinkaufsstraßen.<br />

Rechte Seite oben: Der mittelalterliche<br />

Wandteppichzyklus. Unten: Gärten<br />

im Innenhof der Burg.<br />

S. 42/43: Blick vom Quais de Ligny auf<br />

die Kathedrale Saint-Maurice.<br />

Alle, die diesem Spektakel zufällig beiwohnten, bekamen<br />

einen Eindruck davon, wie sich die Stadt zukünftig<br />

verändern wird. Die Straßenbahn kann dabei mit großem<br />

Wohlwollen bei den Einheimischen, die die Tram wegen<br />

der Farben der Wagen liebevoll « Regenbogen » nennen,<br />

rechnen. Der Ärger einiger über die vielen Staus während<br />

der Bauarbeiten für die erste Tramstrecke der Stadt, die<br />

insgesamt zwölf Kilometer misst, ist bereits vor der endgültigen<br />

Inbetriebnahme weitestgehend verflogen. Die<br />

Einführung dieses neuen Fortbewegungsmittels kann also<br />

schon heute als Erfolg auf ganzer Linie bezeichnet werden,<br />

insbesondere wenn man bedenkt, wie stark ähnliche Projekte<br />

in Paris und Bordeaux von den dortigen Bewohnern<br />

bekämpft wurden.<br />

In gewisser Weise sagt dies einiges über den Charakter<br />

der Kleinstadt im Westen Frankreichs aus. Angers entwickelt<br />

sich ohne viel Wirbel in einem für die Stadt eigenen<br />

Rhythmus und ist dabei stets besorgt, die Lebensqualität<br />

für die eigenen Bewohner zu erhöhen. Mit der Tram steigt<br />

die Kommune in den privilegierten Kreis von Städten auf,<br />

die durch die Einführung einer Straßenbahn zu einer Dynamisierung<br />

ihrer Innenstädte beitrugen.<br />

In den letzten zehn Jahren gab es in Frankreich ein unvergleichliches<br />

Revival der Tram. Fast jede größere Kommune<br />

entwickelte ihre eigenen Projekte. Da Angers eher<br />

etwas spät dran ist, konnte die Stadt aus den Fehlern, die<br />

andernorts begangen wurden, lernen. So werden in Angers<br />

beispielsweise die Schienen auf acht der insgesamt zwölf<br />

Kilometer in einem Rasenbett verlegt, eine Methode, die<br />

sich in anderen Städten zuvor als sehr vorteilhaft erwies.<br />

Hinzu kommen 1.600 neue Bäume entlang der Strecke,<br />

was gleichzeitig zu einer Aufwertung der betroffenen Boulevards<br />

führt. So wird die neue Tram ab kommendem Jahr<br />

ein weiteres Mosaiksteinchen für das positive Image der<br />

Stadt bilden.<br />

Wenn man die Einheimischen danach fragt, was ihre<br />

Stadt so lebenswert macht, antworten sie gerne: la douceur<br />

de vivre (dt. sinngemäß das idyllische/harmonische Leben).<br />

Hochtrabende Worte, die sehr subjektiv sind und sich kaum<br />

klar definieren lassen. Welche Stadt träumt nicht davon,<br />

44 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


dass man ihr diese Eigenschaft zuschreibt? Doch Angers<br />

bekam diesen Ruf quasi ohne aktive Vermarktungsstrategie,<br />

was sie unter anderem einem berühmten Sohn der Region,<br />

dem Dichter Joachim du Bellay, verdankt.<br />

Der 1522 in Liré rund 60 Kilometer westlich von Angers<br />

geborene Poet zählt zu den größten Dichtern seiner<br />

Zeit. Gemeinsam mit Pierre de Ronsard ist er außerdem<br />

einer der Gründer des wichtigen Dichterzirkels La Pléiade.<br />

Von 1553 bis 1557 lebte Bellay am Hofe des Papstes in<br />

Rom, wohin er einen Cousin seines Vaters begleitete. Dort<br />

erlebte er eine Welt voller Intrigen und Feindseligkeiten<br />

und entwickelte eine große Sehnsucht nach seiner Heimatregion,<br />

dem Anjou. In jenen Jahren schrieb er die Werke<br />

« Les Regrets » und « Heureux qui comme Ulysse, a fait un<br />

beau voyage », was wie kaum ein anderes Gedicht das Gefühl<br />

von Heimweh ausdrückt. In einem in Frankreich sehr<br />

berühmten Vers, der von Generationen von Schulkindern<br />

auswendig gelernt wird, spricht Bellay dabei über die Idylle<br />

des Anjou, was viel zu dem besonderen Image von Angers<br />

beigetragen hat.<br />

Aber wie drückt sich dieses « idyllische Lebensgefühl »<br />

im Alltag aus? Kann man es bei einem Besuch wahrnehmen?<br />

Wenn man in Angers unterwegs ist, fällt zunächst<br />

der kleinstädtische Charakter auf. Die Stadt an den Flüssen<br />

Maine und Loire ist kein Moloch. Mit 156.000 Einwohnern<br />

steht Angers lediglich an 17. Stelle der größten Städte<br />

des Landes. Dies zeigt sich gerade in der Altstadt, die zum<br />

Teil dörfliche Züge trägt.<br />

Doch Angers ist auch kein verschlafenes Provinznest.<br />

Der Großraum zählt immerhin 280.000 Einwohner und gilt<br />

nach Rennes und Nantes als drittwichtigster Ballungsraum<br />

des französischen Nordwestens. Gute Autobahnverbindungen,<br />

aber vor allem der Anschluss ans französische TGV-<br />

Netz, dank dessen man nur eineinhalb Zugstunden von Paris<br />

sowie knapp vier von Brüssel bzw. viereinhalb Stunden<br />

von Straßburg entfernt ist, sorgen dafür, dass Angers eine<br />

dynamische und junge – fast die Hälfte der Einwohner ist<br />

nicht älter als <strong>30</strong> Jahre – Kleinstadt geblieben ist.<br />

Die Lage der Stadt ist ohnehin attraktiv. So befindet sich<br />

Angers inmitten des zum UNESCO Weltkulturerbe gehö-<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 45


Unterwegs in Frankreich Angers<br />

Von links nach<br />

rechts: Innenraum<br />

der Kathedrale<br />

Saint-Maurice. Die<br />

Burg von Angers, das<br />

auch Château du Roi<br />

René genannt wird.<br />

Eingangsportal der<br />

Kathedrale. Gasse,<br />

die zur Kathedrale<br />

Saint-Maurice führt.<br />

Blick von der Burg über<br />

die Dächer der Stadt.<br />

renden Loire-Tals. Der Umgang mit dem eigenen kulturellen<br />

Erbe zeigt jedoch gleichzeitig eine für Angers typische Unaufgeregtheit.<br />

So zählt die Burg aus dem 13. Jahrhundert mit<br />

ihren 17 Türmen, die auf einem Hügel im Zentrum über die<br />

Stadt wacht, zweifelsohne zu einem der bedeutenden Bauten<br />

der Gegend, dennoch wird dieser Fakt nicht endlos touristisch<br />

ausgeschlachtet wie in manch anderen Städten. Die Stadtverwaltung<br />

scheint der Meinung zu sein, dass man diese beeindruckende<br />

Festungsanlage bei einem Besuch sowieso nicht<br />

verfehlen kann. So fügt sich der Bau ganz natürlich in die heutige<br />

Stadt ein. Auch dies passt zum Image des douceur de vivre.<br />

Neben einem einmaligen Panoramablick über die Stadt,<br />

der sich von den Burgtürmen aus bietet, und einem ungewöhnlichen<br />

Garten lohnt ein Besuch der Burg vor allem<br />

wegen des berühmten mittelalterlichen Wandteppichzyklus’<br />

aus dem 14. Jahrhundert, der im Inneren der Anlage<br />

ausgestellt wird. In 75 Bildern zeigt er die Apokalypse des<br />

Johannes. Die Dimensionen sind beeindruckend: 103 Meter<br />

lang und viereinhalb Meter hoch ist dieses einzigartige<br />

Kunstwerk, das als wichtigstes Wandteppichensemble des<br />

Mittelalters gilt. Beauftragt wurde das Kunstwerk vom<br />

Herzog des Anjou Ludwig I. Die Fertigung erfolgte in Paris,<br />

wahrscheinlich zwischen 1377 und 1382.<br />

Um diese Kostbarkeit zu Gesicht zu bekommen, muss<br />

man eine Schleuse passieren, in der die Augen an die dunklen<br />

Lichtverhältnisse gewöhnt werden. Um die Teppiche zu<br />

schonen, werden sie nur mit einem speziellen, recht dunklen<br />

Licht angestrahlt. Wenn man schließlich vor den Wandteppichen<br />

steht, fühlt man sich angesichts der Ausmaße klein.<br />

Indifferent lässt der Anblick des Kunstwerkes kaum jemanden.<br />

Selbst Kinder stehen meist mit großen Augen staunend<br />

davor. Am Ende der Besichtigung müssen sich viele eingestehen,<br />

dass sie einen solchen Schatz in Angers gar nicht<br />

vermutet hätten. Angers liebt eben das Understatement.<br />

Die Wandteppichkunst ist eines der Markenzeichen von<br />

Angers. So ist der Teppich « Le Chant du Monde » von Jean<br />

Lurçat ein zeitgenössisches Pendant zu dem apokalyptischen<br />

Werk aus dem Mittelalter. Er wird im Krankensaal<br />

des einstigen Hôpital Saint-Jean aus dem 12. Jahrhundert<br />

ausgestellt. Außerdem gibt es in der Stadt das Musée de la<br />

Tapisserie Contemporaine mit weiteren international bekannten<br />

Wandteppichen.<br />

Wenn man durch die kopfsteingepflasterten Gassen<br />

des Zentrums schlendert, fällt einem noch ein anderes<br />

Charakteristikum der Stadt auf. In Angers, das man zur<br />

Renaissance gerne das Athen des Westens nannte, stehen<br />

zahlreiche bedeutende religiöse Bauten. Am Vorabend der<br />

Französischen Revolution zählte man gar fünf Abteien, 27<br />

Klöster und 47 Kirchen. Heute sind es vor allem die Kathedrale<br />

Saint-Maurice aus dem 12. Jahrhundert, ein wunderbares<br />

Zeugnis der Gotik, und die karolingische Stiftskirche<br />

Saint-Martin, die die Besucher anziehen.<br />

Am meisten zum Image des douceur de vivre trägt aber<br />

wohl das grüne Stadtbild bei. Neben vielen Parks und<br />

kleinen gepflegten Grünflächen ist es auch die Naturverbundenheit<br />

der Menschen, die die Stadt erblühen lässt. So<br />

schmücken vom Frühling bis zum Herbst Blumenkästen<br />

viele Balkone. Mit 40 Quadratmeter Grünfläche pro Einwohner<br />

ist Angers eine der grünsten Städte des Landes. Die<br />

wichtigsten Parks sind der Parc de l’Arboretum, der sich auf<br />

sieben Hektar erstreckt und eine kleine botanische Weltreise<br />

in zwei Stunden erlaubt, sowie der Parc de Balzac, dessen<br />

Flora sich auf natürlichem Wege durch Hochwasser der<br />

Maine entwickelt hat. Im Herzen der Stadt lockt zudem<br />

der Parc Saint-Nicolas, wo man sich gerne zum Picknicken<br />

mit Freunden trifft.<br />

Angers lohnt also einen Besuch, keine Frage. Zwar gibt<br />

es an einigen Stellen der Stadt bis zur endgültigen Fertigstellung<br />

der Tramlinie noch Baustellen, die teilweise auch<br />

den Fußgängern Umwege abverlangen, doch das wird alles<br />

bald der Vergangenheit angehören. Auf den umgestalteten<br />

Boulevards bereiten sich die Cafés und Brasserien bereits<br />

auf die kommende Zeit vor und stehen mit neuen Stühlen<br />

und Tischen für ihre Terrassen in den Startlöchern. Es wird<br />

also nicht mehr lange dauern, bis der Baustellenlärm der<br />

Geräuschkulisse vergnügter Gäste weichen wird.<br />

Die Einheimischen gehen ohnehin gerne aus. Dann<br />

bestellen sie in den Bars den Wein des Anjou, der kalt getrunken<br />

wird und weniger stark ist als etwa ein Bordeaux,<br />

und dazu regionale Wurstspezialitäten. So lässt es sich<br />

beschwingt bis tief in die Nacht mit Freunden über Gott<br />

und die Welt diskutieren. Wahrscheinlich ist es auch dieses<br />

gesellige Miteinander, das den douceur de vivre auszeichnet<br />

und wovon Bellay im fernen Rom träumte.<br />

46 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Antwerpen<br />

Calais Dunkerque<br />

Gent<br />

Boulogne<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Bruxel<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

Aus<br />

<br />

Norddeutschland erreicht man Flug ha fen ist in Nantes. Der nächste www.angersloiretourisme.com Charlroi<br />

Angers am besten über Belgien, den direkt aus Deutsch land, Öster reich und<br />

Norden Frankreichs und Paris. Aus<br />

Arras<br />

der Schweiz angeflogene Flug hafen Office de Tourisme<br />

Süddeutschland, Österreich und der be fin det sich dagegen in Paris.<br />

7, place Kennedy<br />

Schweiz geht es via Ostfrankreich und<br />

49000 Angers<br />

Amiens<br />

Guyencourt-Saulcourt<br />

Paris nach Angers.<br />

Es gibt keine direkten Zugverbindungen Telefon: +33 (0)2 41 23 50 00<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

aus dem deutschsprachigen Raum<br />

Charleville-Mézièr<br />

A34/E46<br />

… Berlin 1.350 km … Hamburg 1.200 km Le Havre fran zö sische TGV-Netz an gebunden. A1/E15-E192, promenade du Bout-du-monde<br />

Angers …<br />

nach Angers. Die Stadt ist aber gut ans<br />

A29/E44<br />

Château d’Angers<br />

… Köln 780 km … München 1.2<strong>30</strong> km A131 Jumièges<br />

Honfleur Aus Paris braucht der Hoch ge schwin dig-<br />

Rouen<br />

Beauvais<br />

49100 Angers A26/E17<br />

… Wien 1.5<strong>30</strong> km … Zürich 900 km keits zug lediglich eineinhalb Stunden. Telefon: +33 (0)2 41 86 48 77<br />

Caen A13/E46<br />

www.angers.monuments-nationaux.fr<br />

Reims<br />

Saint-Lô<br />

Der Flughafen von Angers verfügt über<br />

A16<br />

A4/E50<br />

A4/E50<br />

keinen nennenswerten A84/E401 Linienverkehr.<br />

LESETIPPs A13/E5 FÜR Ausflüge in die Umgebung Epernay<br />

Der nächste von Air France angeflogene<br />

und damit via Paris aus dem A28/E402<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 20<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

PARIS<br />

Dinard Saint-Malo<br />

Avranches<br />

deutsch sprachigen Raum erreichbare<br />

Loire-Schlösser:<br />

Azay-le-Rideau:<br />

N176/E401<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

Skandale, Anekdoten,<br />

Ein Juwel der<br />

N12/E50<br />

N165/E60<br />

a Baule<br />

Dinan<br />

St. Nazaire<br />

Rennes<br />

A83<br />

A84<br />

Nantes<br />

A11/E60<br />

A83<br />

N11/E601<br />

A87<br />

Cholet<br />

Niort<br />

La Rochelle<br />

E5/A10<br />

A11/E501<br />

Alençon<br />

Angers<br />

Le Mans<br />

A86/E60<br />

Monts<br />

Poitiers<br />

A10/E5<br />

Petitessen<br />

A5/E54<br />

Chartres<br />

Die Schlösser A6/E15<br />

A11/E50 A10/E5 der Loire - das<br />

ist ein Thema,<br />

zu dem<br />

längst Orleans alles<br />

gesagt und<br />

geschrieben<br />

ist und bei dem sich ein Klischee an<br />

A28/E502<br />

das A10/E5-E60 andere reiht. Chambord Sie sind touristisch<br />

Cheverny<br />

Toursso gut erschlossen, dass von<br />

A71/E9<br />

Überraschungen keine A85 Rede sein<br />

Chenonceau<br />

kann. Denkt man. Denn wie so oft lohnt<br />

sich ein genauerer Blick. Die großen, Azay-le-Rideau ist ein kleines Juwel<br />

Bourges<br />

bekannten Bouges-le-Château Schlösser wie Chenonceau voller Perfektion und Harmonie, das<br />

und Chambord haben A20/E9 dabei genauso<br />

A71/E11<br />

kleine Geheimnisse preiszugeben<br />

wie die bescheideneren und weniger<br />

berühmten in Sarzay und Bouges.<br />

Renaissance A26/E17<br />

Azay-le-<br />

Troyes Rideau<br />

Sens befindet<br />

sind im<br />

Zentrum<br />

der Loire-<br />

Auxerre Schlösser.<br />

Das Anwesen ist zwar nicht so<br />

bombastisch wie einige A6/E15 seiner<br />

Vézelay<br />

berühmten Nachbarn, etwa Avallon<br />

Chambord oder Chenonceau, dafür<br />

aber nicht weniger bezaubernd.<br />

der französische Schriftsteller Honoré<br />

de Balzac – Bezug nehmend auf den<br />

das Schloss umfließenden Fluss – den<br />

« Diamanten der Indre » nannte.<br />

Cluny<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

Montluçon<br />

A71/E11<br />

A5/E17-E54<br />

Flavigny<br />

Beaune<br />

A38<br />

A6/E15<br />

A<br />

A31/E17-E<br />

Dijon<br />

Chalon-sur-S<br />

E602/A837<br />

Angoulême<br />

Limoges<br />

Clermont- Frankreich erleben · <strong>November</strong> A72/E70/ <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 47<br />

Ferrand<br />

Lyon<br />

A89/E70<br />

Puy de Dôme<br />

A75/E11


Unterwegs in Frankreich Fort Saint-Antoine<br />

In der Kathedrale des Comté:<br />

das Fort Saint-Antoine<br />

In etwa 1.000 Meter Höhe, im Wald von Haut-Doubs, scheint die Zeit still zu stehen. Hier, in der<br />

größten Abgeschiedenheit und Ruhe, reifen während zehn bis 20 Monaten in einem ehemaligen<br />

Fort des Militärs mehr als 100.000 Laiber des Comté-Käses. Kilometerlange kühle Gänge<br />

mit der idealen Luftfeuchtigkeit bieten die Kulisse für das Zusammenspiel von Geduld und authentischer<br />

Handwerkskunst der Käseproduktion – zum größten Vergnügen der Gourmets in<br />

aller Welt.<br />

Fast möchte man es bereuen, für die Fahrt nach Saint-<br />

Antoine das Auto genommen zu haben. So still liegt<br />

die Landschaft, dass wir den Eindruck haben, zu stören.<br />

In dem abseits gelegenen Dorf in der Franche-Comté<br />

leben kaum mehr als <strong>30</strong>0 Einwohner. Die Grenze zur<br />

Schweiz ist nicht weit, von weitem ist der felsige Mont d’Or<br />

zu sehen – eine Postkartenidylle. Blumengeschmückte Häuser<br />

im für die Region typischen Stil, sattgrüne Wiesen,<br />

Montbéliards-Kühe, die träge ihren Kopf nach uns drehen,<br />

als wir vorbeifahren.<br />

« Das Fort? Nehmen Sie die kleine Straße am Dorfausgang,<br />

Sie werden sehen, es ist ausgeschildert », sagt uns ein<br />

alter Mann routiniert, den wir auf der Straße treffen. Er<br />

ist an solche Fragen wohl gewöhnt. Das Fort liegt tief in<br />

einem Wald und ist so versteckt, dass man sich den Zutritt<br />

erst einmal verdienen muss. Wir nehmen die kleine Straße,<br />

die uns der Dorfbewohner genannt hat. Bald geht sie<br />

in einen bloßen Waldweg über. Je weiter wir in den Wald<br />

hinein fahren, desto mehr bekommen wir das Gefühl, die<br />

Natur zu stören. Wie kann man ausgerechnet hier einen<br />

Militärstützpunkt bauen? Aber das monströse Gebäude,<br />

das wir erwarten, gibt es nicht. Im Gegenteil, wir erreichen<br />

48 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


einen ruhigen Parkplatz vor einer Anlage, die den Eindruck<br />

erweckt, als würde sie sich in die Natur hineinschmiegen<br />

wollen. Das Fort ist mit Erde bedeckt und kaum zu erkennen.<br />

Den einzigen Eingang mit seiner an das Mittelalter<br />

erinnernden Zugbrücke müssen wir eine Weile suchen.<br />

Die Militäranlage, in der einst 400 Soldaten kaserniert<br />

waren, wurde nach dem deutsch-französischen Krieg von<br />

1870/71 errichtet. Frankreich hatte Elsass und Lothringen<br />

verloren und fürchtete einen neuen Krieg mit dem Nachbarn.<br />

Deshalb errichtete man im Osten Frankreichs einen<br />

gewaltigen Ring von Verteidigungsanlagen. Zwischen<br />

1873 und 1885 wurden nicht weniger als 166 Befestigungen<br />

gebaut, viele nach Theorien von Vauban und Maginot.<br />

Die Erbauung des Fort von Saint-Antoine verdankt man<br />

General Séré de Rivières, der die Verteidigungsanlagen an<br />

die Erfordernisse der aufkommenden Artillerie anpasste.<br />

Er hatte erkannt, dass die Stadtmauern, hinter denen sich<br />

die Truppen gewöhnlich verschanzten, unzeitgemäß geworden<br />

waren. Er ließ die Verteidigungsanlagen außerhalb<br />

der Stadtzentren errichten und verhinderte so, dass mit den<br />

Angriffen immer auch die Städte in arge Mitleidenschaft<br />

gezogen wurden.<br />

Heute hat sich die Natur schon fast wieder zurückerobert,<br />

was das Fort einst vereinnahmt hatte. Überall wuchern<br />

Büsche und Bäume über die alte Anlage. Nachdem<br />

das Fort 1965 von der Armee aufgegeben wurde, kaufte es<br />

ein Käsereibesitzer aus der Region, Marcel Petite. Dessen<br />

Familie stellt seit sechs Generationen mit leidenschaftlichem<br />

Traditionsbewusstsein Käse her.<br />

In den 1960er-Jahren begann der Aufschwung der industriellen<br />

Milchverwertung. Marcel Petite ließ sich von<br />

der Mode aber nicht beirren. Er war – weitsichtigerweise,<br />

wie man heute weiß – der Ansicht, dass die großen Industriemolkereien<br />

nicht die wahre Zukunft der Käsereien<br />

sein könnten. Stattdessen setzte er auf die unabhängigen,<br />

kleinen Produzenten, die sich um die Pflege regionaler Traditionen<br />

bemühten und dabei auch ökologische Standards<br />

berücksichtigten. Eine solche Meinung rief bei den Leuten<br />

damals ein mitleidiges Lächeln hervor.<br />

Um einen Comté-Käse herzustellen, braucht man neben<br />

gesunden Kühen, guter Milch und dem alten Wissen um<br />

die Käseherstellung, vor allem einen Ort, wo die Käse über<br />

Monate reifen können. Gerade für die kleinen Hersteller eine<br />

Schwierigkeit, da ein solches Lager bestimmte Anforderungen<br />

an Temperatur und Luftfeuchtigkeit hat. Eines schönen<br />

Tages erfuhr Marcel Petite von den verlassenen Bunkeranlagen<br />

in den Wäldern der Franche-Comté. Sogleich packte ihn<br />

die Neugier. Schon ein paar Tage später besichtigte er das<br />

Fort von Saint-Antoine. Als er zu seiner Familie zurückkam,<br />

gab er bekannt: « Ich habe eine Entdeckung gemacht, die unsere<br />

Firma berühmt machen wird! » Er war überzeugt, dass<br />

das Fort nicht nur ein guter und sicherer Lagerplatz für die<br />

Käselaibe sei, sondern dem Unternehmen auch zusätzlichen<br />

wirtschaftlichen Erfolg bringen würde.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 49


Unterwegs in Frankreich Fort Saint-Antoine<br />

Oben: Jeder Käselaib ist ein kostbares Einzelstück,<br />

der eine eigene Nummer erhält. Unten: Die Rinde gibt<br />

einen Anhaltspunkt, wie sehr ein Comté gereift ist.<br />

S. 48/49: In den endlos erscheinenden Gängen<br />

können die Käselaiber zur Perfektion reifen.<br />

Insgesamt sind es mehr als 100.000 Stück.<br />

Die Leute in der Gegend begannen bald über das Vorhaben<br />

von Marcel Petite zu reden. Auch wenn er für sein<br />

handwerkliches Geschick bekannt und geschätzt war,<br />

hielten ihn die meisten doch für verrückt. Durch die neuen<br />

Verfahren der Milchindustrie konnte man einen Comté<br />

nach einer Reifezeit von drei Monaten auf den Markt bringen.<br />

Petite aber wollte einen « Jahrgangskäse » herstellen, so<br />

wie es auch die großen Jahrgangsweine gibt. Er erklärte den<br />

Leuten, dass sein Comté nach der Reifung kein einheitlich<br />

schmeckendes Produkt sei, sondern dass der Käse im Gegenteil<br />

je nach Boden, Jahrgang und Lagerweise einen ganz<br />

eigenen Geschmack erhalten werde. Mehr noch, er stellte<br />

das komplette System der Produktion in Frage. Anstatt<br />

den Käse nach drei Monaten aus dem Reifungsprozess zu<br />

nehmen, wollte er ihm die Zeit lassen, bis er entsprechend<br />

seiner Bedingungen die optimale Reife erhalten habe.<br />

Dabei war Petite durchaus kein realitätsfremder Revolutionär.<br />

Seine Ideen waren schon fast zu einer politischen<br />

Frage geworden, so sehr rührten sie an dem, was wirtschaftlich<br />

gerade en vogue war. Er musste sich Verbündete<br />

schaffen. Die Molkereigenossenschaften waren für ihn ein<br />

solches Vorbild. Da der Comté die eigenen Bedingungen<br />

für die Reife benötigt, haben sich die Käseproduzenten<br />

schon früh zusammengeschlossen, um ihre Produktion in<br />

größerem Umfang lagern zu können. An solche Genossenschaften<br />

auf lokaler Ebene dachte Marcel Petite, um sich<br />

der Industrialisierung der Käseherstellung zu widersetzen.<br />

Er schloss mit den lokalen Kooperativen Verträge ab, die<br />

fortan in seinem Fort ihren Käse lagern konnten.<br />

Marcel Petite hatte noch einen zweiten essentiellen<br />

Faktor im Blick. Als die Comté-Produzenten von den Verlockungen<br />

der Milchindustrie angezogen wurden, gerieten<br />

auch die naturbelassenen Wiesen der Franche-Comté, die<br />

traditionellerweise das Futter für die Montbéliarde-Milchkühe<br />

bieten, in Gefahr. Man hatte begonnen, die Milchkühe<br />

auf Weiden grasen zu lassen, die nur noch aus vier oder<br />

fünf Gräsern bestanden. Die Milchbauern wurden von der<br />

Milchindustrie ermuntert, aus Rentabilitätsgründen so ihre<br />

Felder zu bewirtschaften. Vor allem sollten die « schlechten<br />

» Gräser auf den Weiden vermieden werden, da sie die<br />

Zusammensetzung der Milch beeinflussen würden.<br />

Nun ist es aber so, dass auf den Wiesen der Milchbauern<br />

der Franche-Comté gerade eine Vielzahl von Pflanzen und<br />

Gräsern gedeihen. Man schätzt, dass auf einer Wiese mehr<br />

als 350 Arten sprießen, worunter sich auch aromareiche<br />

Pflanzen und sogar medizinische Heilkräuter befinden.<br />

Jede Kuh hat einen Hektar Weidefläche zur Verfügung.<br />

Dadurch ist die Milch der Kühe auf den traditionellen<br />

Weiden sehr viel aromatischer – je nachdem eben, welche<br />

Gräser und Kräuter auf dem Speisezettel standen. Marcel<br />

Petite war überzeugt davon, dass ein Käse, der aus dieser<br />

Milch gewonnen wird, das Aromen der Wiesen in unverwechselbarer<br />

Weise wiedergeben würde.<br />

Bei unserem Besuch im Fort von Saint-Antoine beginnen<br />

wir zu begreifen, wie Recht Marcel Petite mit seinen<br />

Theorien wohl hat. Man sieht, wie wenig sinnvoll es ist,<br />

50 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


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Unterwegs in Frankreich Fort Saint-Antoine<br />

Links: Mit dem<br />

Klopfen auf<br />

den Käselaib<br />

überwacht<br />

der Fachmann<br />

den Reifegrat.<br />

Im Zweifel<br />

kann er eine<br />

Stichprobe aus<br />

dem Inneren<br />

des Käselaibs<br />

nehmen.<br />

Rechts: Ein<br />

Roboter dreht<br />

die Käselaibe<br />

regelmäßig<br />

um.<br />

die Natur um jeden Preis beherrschen und vereinheitlichen<br />

zu wollen. Die Besonderheit der Comté-Laibe von Saint-<br />

Antoine ist, dass jeder Käse eben nicht wie der andere<br />

reift, sondern seiner eigenen Reifezeit und Behandlung<br />

bedarf – und eben auch seinen eignen unverwechselbaren<br />

Geschmack besitzt.<br />

Die kilometerlange Schlange der Käse ist von einer eigentümlichen<br />

Schönheit. Es sind mehr als 100.000 Laibe,<br />

die hier friedlich vor sich hin lagern. Jeder wiegt zwischen<br />

34 und 40 Kilogramm, für jeden sind durchschnittlich 400<br />

Liter Milch verarbeitet worden. Die Temperatur im Fort<br />

liegt sommers wie winters konstant zwischen sechs und<br />

neun Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 94 bis 98 Prozent.<br />

Ein Ort, wie von einem anderen Stern, vollkommen abgetrennt<br />

von der Außenwelt. Wir fühlen uns ein bisschen wie<br />

in einem Tresor – als wären die Käselaibe Goldbarren, die<br />

darauf warten, aus der Bank geholt zu werden. Mit dem bedeutenden<br />

Unterschied allerdings, dass sie umso wertvoller<br />

werden, je älter sie werden. Denn das Essentielle der Arbeit<br />

an einem Comté ist die Geduld.<br />

Etwa 20 Personen arbeiten in dem Käse-Fort, darunter<br />

Claude Querry, der die Anlage leitet. Der Mann hat auf<br />

den ersten Blick etwas Abweisendes und Misstrauisches.<br />

Wir haben den Eindruck, dass er von Journalisten oder<br />

Besuchern enttäuscht worden sein muss, die nicht begriffen<br />

haben, an was für einem Ort sie sich befanden. Von Leuten,<br />

die keinen Sinn für die Atmosphäre der Hallen hatten und<br />

sich nicht öffneten für die Schönheit des Ensembles. Wer<br />

das Fort betritt, sollte dazu aber bereit sein. Denn wie kann<br />

man nicht demütig werden vor dieser Schönheit und berührenden<br />

Stille? Wenn man sich darauf einlässt, kann man<br />

für einen Moment Teilnehmer werden an dem viel Geduld<br />

erfordernden, fast magischen – da unsichtbaren – Prozess,<br />

dem Reifen des Käses.<br />

Beim langsamen Abschreiten der endlosen Regalreihen<br />

wird Claude Querry, der Sohn eines Landwirts ist,<br />

zugänglicher. Er bemerkt unser ehrliches, ehrfürchtiges<br />

Erstaunen. Von da an wird unser Besuch zu einem der<br />

seltenen Momente, in dem einem bewusst wird, dass das<br />

althergebrachte Wissen um Traditionen ein wahrer Schatz<br />

ist, der von den Menschen lebendig gehalten werden<br />

muss.<br />

Ein wahrer Schatz ist auch, was Claude Querry uns<br />

zum Abschluss unseres Besuchs zeigt. Auf der rechten Seite<br />

deutet er auf eine Regalwand. Es sind die sehr seltenen<br />

Käse, die länger als 18 Monate gereift sind. « Das hier ist<br />

unsere Bibliothek der Aromen », erklärt er. Die Laibe gehören<br />

leidenschaftlichen Käseherstellern, die Claude Querry<br />

ihre Schätze zur Lagerung anvertrauen. Was er mit einer<br />

besonderen Sorgfalt erledigt. Hin und wieder wird einer der<br />

Käse abgeholt. Aber eigentlich, gesteht uns Claude Querry,<br />

mag er es gar nicht gerne sehen, wenn einer der alten Laibe<br />

davongetragen wird.<br />

Die Appellation d’Origine Contrôlée (AOC), also das französische<br />

Gütesiegel einer kontrollierten Herkunft, sieht in<br />

ihren Bestimmungen für den Comté-Käse eine Reifezeit<br />

von mindestens vier Monaten vor. In Saint-Antoine beträgt<br />

die mittlere Reife jedoch 14 Monate. So viel zusätzliche<br />

Zeit, während der ein Comté-Käse sein Aroma entwickeln<br />

kann. Verständlich, dass der Comté aus Saint-Antoine als<br />

Käse der Extraklasse angesehen wird.<br />

Dafür verrichtet das Team von Claude Querry während<br />

der Reifemonate eine wahre Ameisenarbeit. Alle Laibe<br />

werden mindestens einmal pro Woche gedreht, gebürstet<br />

und gesalzen: dreimal in der Woche die jüngeren, alle<br />

sieben Tage die älteren. Früher wurde das noch per Hand<br />

gemacht, heute erledigen das teilweise Maschinen. Sie<br />

sind das einzige Zugeständnis an die Moderne, die in den<br />

52 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


ugue<br />

Caen<br />

A11/E501<br />

ngers A86/E60<br />

endlosen Reihen der Regale lautlos ihre monotone Arbeit<br />

verrichten.<br />

Es genügt aber nicht, nur die Bedingungen zu kennen,<br />

unter denen die Aromen am besten zur Geltung kommen.<br />

A29/E44<br />

Le Sonde. Havre Dieses einfache und doch so ungleich A1/E15-E19 wichtige<br />

A131 Jumièges<br />

Honfleur<br />

Gerät erlaubt es permanent,<br />

Rouen<br />

Beauvais den Reifeprozess eines Käses<br />

A11/E50 A10/E5<br />

Aus<br />

<br />

den meisten Gegenden Deutschlands<br />

erreicht man das Fort Saint-<br />

Le Mans Antoine über das obere Rhein-Tal und<br />

Orléans<br />

die Autobahnverbindung von Mulhouse<br />

nach Besançon. Von dort führt die<br />

A71/E9<br />

N57 in Richtung zur Schweizer Grenze.<br />

Saint-Antoine …<br />

Poitiers<br />

… Berlin 1.063 km<br />

… Köln 690 km<br />

… Hamburg 1.011 km<br />

… München 540 km<br />

… Wien 972km … Zürich 2<strong>30</strong> km<br />

Der nächste französische Flughafen ist<br />

in Basel/Mulhouse, wohin es aus dem<br />

deutsch sprachigen Raum zahlreiche<br />

Limoges<br />

Direkt flüge gibt, zum Beispiel von Lufthan<br />

sa und EasyJet. Kilo meter mäßig nä Angoulême<br />

-<br />

Gent<br />

Gravelines Dunkerque<br />

Calais<br />

Bergues<br />

A26/E15<br />

Boulogne<br />

Armentières<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

Aire-sur-la-Lys<br />

A1/E17<br />

Man muss auch wissen, zu welchem Zeitpunkt die Käsereife<br />

jeweils abgeschlossen ist. Dafür sind die fünf « Käsologen<br />

» zuständig, erklärt Claude Querry. Dieser Titel<br />

ist hier nur erfunden worden und soll an die Expertise der<br />

Önologen erinnern, die für die Produktion von Spitzenweinen<br />

zuständig sind. « Der Käseexperte sorgt dafür, dass der<br />

Käse genau dann in den A16/E402 Käsehandel gegeben wird, wenn Douai er<br />

Arras<br />

seinen perfekten Reifepunkt erreicht hat. Das ist eine große<br />

Verantwortung. Denn ein Laib wird in etwa 75 Teile à<br />

500 Gramm geschnitten und unter die Leute gebracht. 75<br />

Amiens<br />

Verbraucher und ihre Gäste sollen also mit einem einzigen<br />

Laib zufrieden gestellt werden! »<br />

Das wichtigste Werkzeug eines « Käsologen » ist die<br />

zu überprüfen. Mit einer präzisen und fast würdevollen Bewegung<br />

schlägt Querry mit der Sonde mehrmals auf einen<br />

A13/E46<br />

Laib. Dabei legt er die Hand auf A16 den Käse, denn es geht<br />

A4/E50<br />

darum, die Schallwellen des Klopfens zu spüren. Er « hört »<br />

sozusagen dem Käse zu.<br />

A13/E5<br />

So kann sich der Kenner ein Bild<br />

vom Inneren des Käses machen. Ein PARIS Loch oder ein Riss im<br />

A28/E402<br />

Käse wird nicht riskiert, denn die könnten den Geschmack<br />

entscheidend beeinträchtigen.<br />

Alençon<br />

Chartres<br />

A6/E15<br />

A5/E54<br />

her liegt allerdings Sens der Airport von Genf,<br />

A5/E17-E54<br />

der ebenfalls von vielen deutschen und<br />

österreichischen Städten angeflogen<br />

wird.<br />

Auxerre<br />

Saint-Antoine ist nicht ans französische<br />

A28/E502 Einige Kilometer A10/E5-E60 nach Pontarlier zweigt Bahnnetz angeschlossen. A6/E15 Der nächste<br />

A31/E17-E21<br />

die D45 nach Saint-Antoine ab. Aus größere Bahnhof Vézelay ist in Besançon. Avallon Flavigny<br />

Tours<br />

Österreich und dem Südosten Bayerns<br />

Dijon<br />

A85<br />

A38<br />

bietet sich dagegen eher die Anreise www.comte-petite.com<br />

Azay-le-Rideau<br />

über die Schweiz an. Die Strecke führt<br />

über Bern und Orbe, so dass man auf Bourges<br />

<br />

Comté Marcel Petite<br />

Beaune<br />

französischer Seite auf A20/E9 die N57 vom Fort de Saint-Antoine<br />

A39<br />

Süden her kommt.<br />

A71/E11<br />

Chalon-sur-Saône<br />

25370 Saint-Antoine<br />

A10/E5<br />

Besichtigung ganzjährlich möglich<br />

Eintritt: 6,00 Euro, ermäßigt 3,50 Euro,<br />

Cluny<br />

Kinder unter vier Jahren kostenlos<br />

Montluçon Reservierung unerlässlich und nur über<br />

Office du tourisme du Mont d’Or et des<br />

deux lacs A71/E11<br />

1, place la Mairie<br />

25370 Clermont- Les Hospitaux-Neufs A72/E70<br />

Ferrand<br />

Telefon: +33 (0)3 81 69 31 21<br />

A89/E70 Puy de Dôme<br />

www.tourisme-metabief.com<br />

A75/E11<br />

le Mont-Dore<br />

Wenn der Käsologe glaubt, dass ein Käse reif genug ist,<br />

oder wenn er ihn Antwerpen wirklich kosten möchte, macht er mit der<br />

Sonde eine kleine Stichprobe, um ein Stück aus dem Inneren<br />

herauszuziehen. Davon nimmt er ein Ende und rollt es<br />

zwischen den Fingern, um die Konsistenz zu prüfen. Dann<br />

wird gerochen, erst danach gekostet. Mit dem unbenutzten<br />

Troyes<br />

A26/E17<br />

Bruxel<br />

Rest der Probe wird dann das Loch im Käselaib wieder<br />

sorgfältig verschlossen.<br />

Liege<br />

Das Ungewöhnlichste ist aber sicherlich die « horizontale<br />

Verkostung ». Dabei Charlroi werden mehrere Proben von mehreren<br />

Käselaiben genommen. So kann man die Käse miteinander<br />

vergleichen, die alle am gleichen Tag angesetzt wurden,<br />

aber von der Milch verschiedener Weiden stammen. Diese<br />

Weiden mögen zwar nur ein paar hundert Meter voneinander<br />

entfernt sein, können aber völlig unterschiedlicher Son-<br />

Charleville-Mézières<br />

neneinstrahlung ausgesetzt gewesen sein. Es ist tatsächlich<br />

A4/E25<br />

so, dass die Wiesen mit ihren klimatischen<br />

Luxembourg<br />

Bedingungen<br />

A34/E46<br />

deutliche Spuren im Käse hinterlassen. Kaum zu glauben:<br />

zwei Käselaibe des gleichen Alters und aus demselben Ort –<br />

und doch haben sie zwei völlig verschiedene Aromen.<br />

A26/E17<br />

Saarbrücken<br />

Claude Reims Querry ist an diese erstaunliche<br />

A31/E21-E23<br />

Differenz ge-<br />

A4<br />

Metz<br />

A4/E50<br />

wöhnt. Er weiß, dass gerade diese Geschmacksunterschiede<br />

die wahre Stärke von Fort Saint-Antoine ist. Marcel Petite<br />

A31/E21-E23<br />

hatte<br />

Epernay<br />

in den 1960er-Jahren Châlons-en- also absolut Recht, als er pro-<br />

Champagne<br />

phezeite, dass die industrielle Gleichmacherei nicht der<br />

Weisheit letzter Schluss sein könne. Für sein Nancy unbeirrtes<br />

Wirken müssten wir ihm heute geradezu dankbar sein.<br />

A6/E15<br />

St. Etienne<br />

Lyon<br />

A31/E21-E23<br />

A41/E712<br />

A36/E60<br />

Besançon<br />

Pontarlier<br />

Saint-Antoine<br />

Annecy<br />

Lausanne<br />

Genève<br />

Albertville<br />

A4<strong>30</strong><br />

Chamébry<br />

Val d’Isère<br />

A46/E70<br />

France<br />

Kayserberg<br />

A4<br />

Stras<br />

Colmar<br />

Mulhouse<br />

Belfort<br />

A35<br />

A89/E70<br />

Frankreich erleben A49/E713 · <strong>November</strong> Grenoble / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 53<br />

A51/E712


Unterwegs in Frankreich La Rochefoucauld<br />

La Rochefoucauld<br />

Eine Familiensaga<br />

Das zwischen Angoulême und Limoges im Departement<br />

Charentes gelegene Château de la Rochefoucauld zählt<br />

nicht zu den berühmtesten Schlössern Frankreichs und steht<br />

eher im Schatten der bekannten Anwesen entlang der Loire<br />

oder der Dordogne. Dabei kann es durchaus eine Einzigartigkeit<br />

aufweisen: Seit seiner Errichtung im Jahre 980 ist es im Besitz ein und<br />

derselben Familie, der La Rochefoucaulds, die es bis auf wenige<br />

Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute bewohnt.<br />

54 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Sonia Matossian entschuldigt sich, dass sie mich in<br />

einem Bett liegend empfangen muss, das in einem an<br />

die Küche grenzenden Zimmer steht. In dem Raum,<br />

von dem aus man einen herrlichen Blick ins Tal genießt, befindet<br />

sich außerdem ein großer Kamin und ein kleiner<br />

Fernseher. Auf der Bettdecke liegen Zeitungen, auf dem<br />

Nachtisch ein Terminkalender und ein Stift. Sie zeugen von<br />

der Ruhelosigkeit der Schlossherrin, der Mutter des aktuellen<br />

Herzogs von La Rochefoucauld, der es sichtlich schwer<br />

fällt, im Bett zu verweilen anstatt mit mir im Schloss herumzulaufen.<br />

« Ich habe leider keine Wahl », erklärt mir Madame<br />

Matossian. Nach einem Sturz im Treppenhaus vor ein paar<br />

Tagen – man sagt übrigens, dass das Treppenhaus neben<br />

denen von Chambord und Blois das schönste des Landes sei<br />

– haben die Ärzte ihr absolute Bettruhe vorordnet, damit<br />

ein Oberschenkelhalsbruch wieder verheilen kann. « Nichts<br />

Schlimmes », wie sie beteuert, « aber es braucht eben Zeit,<br />

um zu heilen. »<br />

« Wie Sie sehen können, ist das Leben auf einem Schloss<br />

nicht immer nur lustig », fährt die Schlossherrin mit einem<br />

breiten Lächeln fort. Der Humor in ihren Worten verrät<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 55


Unterwegs in Frankreich La Rochefoucauld<br />

viel über die Lebenseinstellung der eleganten Dame. Und er<br />

passt gut zu der durchaus surrealen Situation, in der dieses<br />

Interview stattfinden muss. Das Ganze hat jedoch auch seine<br />

positive Seite: So können wir ganz in Ruhe über dieses<br />

ungewöhnliche Schloss reden, das wie nur wenige andere<br />

auf der Welt seit einem Jahrtausend der gleichen Familie<br />

gehört, und werden dabei durch nichts abgelenkt.<br />

Die Geschichte des Château de la Rochefoucauld reicht<br />

bis ins Jahr 980 zurück, als Fucaldus, der jüngere Bruder<br />

des damaligen Vicomte von Limoges, zum Schutz vor den<br />

Wikingern eine Festung auf einem Felsen oberhalb des<br />

Flusses Tardoire errichten ließ. Er taufte sie « La Roche à<br />

Foucauld », woraus später der Name La Rochefoucauld wurde.<br />

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte nahm jede Generation<br />

der Familie Um- und Ausbauten an dem Anwesen<br />

vor. So ließ etwa der Sohn von Fucaldus den ersten Donjon<br />

errichten. 1350 folgten im Auftrag von Aimery de la Rochefoucauld<br />

zwei weitere Türme, und 1453 ließ Jean de la<br />

Rochefoucauld drei Ecktürme bauen und veranlasste in Folge<br />

der siegreichen Schlacht von Castillon, die den Einhundertjährigen<br />

Krieg beendete, die Aufstockung des Donjons.<br />

Aber nicht nur die männlichen Nachfahren begeisterten<br />

sich fürs Bauen. So beauftragte Anne de Polignac, die Frau<br />

von François II. de la Rochefoucauld, 1520 die Errichtung<br />

der Arkadengänge an den Fassaden zum Innenhof sowie<br />

den Bau des großen Treppenhauses im Stil der Renaissance,<br />

dessen Pläne von Leonardo da Vinci stammen.<br />

Heute weist das Schloss daher Spuren aus diversen Epochen<br />

auf und ist damit gleichzeitig ein Zeugnis der französischen<br />

Geschichte. Als Besucher kann man sich dabei<br />

an dem schraubenförmigen Treppenhaus mit seinen 108<br />

Stufen genauso erfreuen wie an den Vertäfelungen, Möbeln<br />

und Gemälden in den Wohnräumen, die aus dem 13.<br />

und 17. Jahrhundert stammen. Ebenso ist ein Blick hinter<br />

die Kulissen des höfischen Lebens möglich, beispielsweise<br />

durch einen Besuch der Küche oder des Saals der Wache.<br />

Eine Besichtigung der Fundamente macht es außerdem<br />

leichter, die diversen Bauetappen des Schlosses nachzuvollziehen.<br />

Beeindruckend sind zudem die vier Bibliotheken mit<br />

insgesamt 21.000 Büchern sowie <strong>30</strong>0 Landkarten und Stichen.<br />

Beim Besichtigen dieses Schatzes fällt auf, wie jede<br />

Generation ihre eigenen Vorlieben hatte. Mal steht ein Sofa<br />

in der Bibliothek, mal nur ein Tisch mit Stuhl. Mal verbirgt<br />

sich die Bibliothek hinter einer schweren Eichentür,<br />

mal erreicht man sie über einen unscheinbaren Weg. Mal ist<br />

eine Bibliothek voller Regale, mal wie ein kleines privates<br />

Kabinett, in das man sich noch heute gerne mit einem Buch<br />

zurückziehen würde.<br />

Eines wird bei einem Schlossrundgang auf jeden Fall<br />

deutlich: Das Château de la Rochefoucauld ist ein Haus mit<br />

Seele und kein verstaubtes lebloses Anwesen. Nach einer<br />

Legende, wie Madame Matossian erzählt, soll in den Mauern<br />

zudem die Seele einer gewissen Mélusine herumgeistern,<br />

die sich einst vom Donjon in den Tod stürzte.<br />

Besonders gerne spricht die Schlossherrin über die Zeit<br />

Linke Spalte von<br />

oben nach unten:<br />

Arkadengang<br />

zum Innenhof,<br />

ein Raum des<br />

Dienstpersonals,<br />

Blick auf die<br />

Fundamente<br />

des Schlosses,<br />

Familienarchiv<br />

mit pittoresker<br />

Wendeltreppe.<br />

Mittlere Spalte:<br />

Das von<br />

Leonardo da<br />

Vinci entworfene<br />

Treppenhaus und<br />

Eindrücke von<br />

der Schlossküche.<br />

Rechte Spalte:<br />

Den Salons und<br />

Bibliotheken sieht<br />

man an, dass<br />

das Schloss bis<br />

heute bewohnt<br />

und nicht nur<br />

ein Museum ist.<br />

S. 54/55:<br />

Außenansicht des<br />

Château de la<br />

Rochefoucauld.<br />

Hinter den beiden<br />

linken Ecktürmen<br />

erkennt man die<br />

Überreste des<br />

Donjons, dessen<br />

Wiederaufbau<br />

seit langem<br />

geplant ist, bisher<br />

jedoch wegen<br />

fehlenden Geldes<br />

nicht in Angriff<br />

genommen<br />

wurde.<br />

S. 59: Der<br />

Innenhof mit den<br />

Arkadengängen<br />

im Stil der<br />

Renaissance.<br />

56 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 57


Unterwegs in Frankreich La Rochefoucauld<br />

nach 1989, als sie in das Château einzog. Die Jahre zuvor<br />

war der Bau unbewohnt, nachdem er im Zweiten Weltkrieg<br />

von der deutschen Armee besetzt war, die es nach ihrem<br />

Abzug in einem erbärmlichen Zustand hinterließ.<br />

Ein anderes Thema, das ihr ganz besonders am Herzen<br />

liegt, ist der Wiederaufbau des Donjons aus dem 11. Jahrhundert.<br />

Am 28. Januar 1960 stürzte die westliche Hälfte<br />

des Turms ein. Der Grund lag in einer Unterspülung der<br />

Felsen, auf denen das Schloss steht. Während die Fundamente<br />

seitdem verstärkt wurden, so dass für die Standsicherheit<br />

des Schlosses keine Gefahr mehr besteht, blieb<br />

der Donjon bis heute zerstört. Die Schlossherrin träumt<br />

allerdings schon seit den 1960er-Jahren davon, die Turmruine<br />

wieder aufzubauen, und zwar als ein Bauwerk mit<br />

zeitgenössischer Architektur.<br />

In dieser Angelegenheit kreuzt sich die große Geschichte<br />

des Familienschlosses mit einer ungewöhnlichen<br />

Geschichte aus dem Leben von Madame Matossian, die « in<br />

ihren Mädchenjahren begann », wie es die Schlossherrin<br />

vornehm ausdrückt. Damals gehörte eine gewisse Jacqueline<br />

Bouvier zu ihren Freundinnen. Das Schicksal wollte es,<br />

dass diese Freundin den späteren Präsidenten der Vereinigten<br />

Staaten von Amerika ehelichte und als Jackie Kennedy<br />

berühmt wurde.<br />

Die beiden Freundinnen hatten sich aber vorher aus den<br />

Augen verloren. « Ich verfolgte natürlich in den Zeitungen,<br />

wie sich Jackies Leben entwickelt hat », verrät Madame Matossian.<br />

« Ich wusste aber nicht, wie ich wieder Kontakt aufnehmen<br />

sollte. Ich konnte mir nicht vorstellen, im Weißen<br />

Haus anzurufen und zu sagen, dass ich als alte Freundin<br />

gerne die First Lady sprechen wolle. »<br />

Eines Tages im Jahre 1967 klingelte jedoch das Telefon<br />

im Schloss. Am anderen Ende der Leitung meldete sich<br />

eine be kannte Stimme. Es war Jackie. « Erst wollte ich es<br />

gar nicht glauben », erinnert sich mein Interviewpartnerin.<br />

« Doch wir waren uns gleich ganz vertraut, so als ob wir<br />

uns erst ein paar Tage zuvor zum letzen Mal gesprochen<br />

hätten. » Jackie Kennedy war bereits verwitwet und sollte in<br />

Kürze als Frau Onassis ein neues Leben beginnen. Beide<br />

Freundinnen redeten über die letzten Jahre. So erfuhr Madame<br />

Matossian zufällig auch, dass Jackie demnächst nach<br />

New York fahren würde, um dort einen nach ihren Worten<br />

« ganz interessanten chinesischen Architekten » zu treffen,<br />

dem sie den Bau der John F. Kennedy Bibliothek in Boston,<br />

in der Dokumente und Briefe ihres ermordeten Ehemannes<br />

aufbewahrt werden sollten, übertragen wollte.<br />

Madame Matossian erzählte ihrer alten Freundin daraufhin,<br />

dass auch sie nach einem Architekten für den Wiederaufbau<br />

des eingestürzten Donjons, den sie schon damals<br />

plante, obwohl sie noch gar nicht im Schloss wohnte,<br />

suchen würde und bemerkte flapsig: « Mit der tausendjährigen<br />

chinesischen Geschichte brauche ich eigentlich auch<br />

einen chinesischen Architekten für mein tausendjähriges<br />

Schloss. » Jackie bot spontan an, ein Treffen mit « ihrem »<br />

Architekten zu vermitteln. Dabei handelte es sich bei dem<br />

Mann um niemand Geringeren als den berühmten leoh<br />

Ming Pei, der später zum Beispiel die Pyramide im Innenhof<br />

des Louvre oder den Erweiterungsbau des Deutschen<br />

Historischen Museums in Berlin entwarf.<br />

Schon kurze Zeit nach diesem Telefonat traf Madame<br />

Matossian den vielbeschäftigten leoh Ming Pei und konnte<br />

ihn davon überzeugen, einen Abstecher in ihr kleines Dorf<br />

im Charentes zu unternehmen. Dort erlag der Architekt<br />

sogleich dem Charme des Schlosses und sagte seine Unterstützung<br />

für den Wiederaufbau des Turmes zu. Seine Entwürfe,<br />

bei denen er die drei Mauerruinen des alten Donjons<br />

mit einer modernen Glasfassade ergänzt, sind im Schloss<br />

für alle Besucher ausgestellt.<br />

Mit diesem Projekt könnte die Schlossherrin nicht nur<br />

die Restaurierung des familiären Anwesens abschließen,<br />

sondern auch sich selbst ein architektonisches Denkmal setzen,<br />

so wie viele ihrer Ahnen es in den Jahrhunderten zuvor<br />

gemacht haben. Außerdem würde Platz für die Einrichtung<br />

einer Architekturschule geschaffen. Madame Matossian<br />

glaubt fest an die Realisierung dieses Projekts, auch wenn<br />

ein Problem über die letzten Jahrzehnte das gleiche geblieben<br />

ist: die Finanzierung des Wiederaufbaus. Die Kosten<br />

für den neuen Donjon werden auf fünf Millionen Euro<br />

geschätzt. Eine Summe, die die Familie, die bereits regelmäßig<br />

große Summen in die Erhaltung der bestehenden<br />

Anlage investieren muss, nicht alleine aufbringen kann.<br />

Neue Hoffnung besteht allerdings, seitdem das Schloss<br />

offiziell unter Denkmalschutz steht. Denn seitdem darf der<br />

Staat mit Subventionen aushelfen. Ob dies wirklich geschehen<br />

wird, ist jedoch noch unbestimmt. Im Gegenzug<br />

zum Denkmalschutz ist die Schlossherrin verpflichtet, an<br />

mindestens 40 Tagen im Jahr die Schlosstüren für die Öffentlichkeit<br />

zu öffnen. Eine Verpflichtung, die inzwischen<br />

viele private Schlossherren in Frankreich akzeptiert haben<br />

und die erfolgreich zur Erhaltung vieler herrschaftlicher<br />

Anwesen beiträgt. Madame Matossian freut sich ohnehin<br />

über Besucher in ihrem Schloss und sieht in der Verpflichtung<br />

keine Belastung. Oftmals ist es sogar sie selbst, die die<br />

Gäste durch das Schloss führt. Schließlich kennt niemand<br />

die Räume so gut wie sie. Während einer solchen Besichtigungstour<br />

war sie neulich im Treppenhaus gestürzt und<br />

hatte sich den Oberschenkel gebrochen.<br />

Am Ende unseres Gesprächs lässt es sich die Schlossherrin<br />

trotz der ärztlich verordneten Bettruhe nicht nehmen,<br />

mich zum Ausgang zu begleiten. Mein Widerspruch läuft<br />

ins Leere. « Ich kann ja nicht die ganze Zeit im Bett liegen<br />

und muss mich auch mal bewegen », meint sie bestimmt und<br />

führt mich zur Haustür. Nachdem wir uns verabschiedet<br />

haben und ich wieder draußen bin, drehe ich mich nochmals<br />

zum Schloss um. An der Fassade sieht man deutlich<br />

die Reste des alten Donjons. Nach diesem Gespräch bin<br />

ich mir aber sicher, dass dies nicht mehr ewig so bleiben<br />

wird. Mit dieser Energie, die ich bei Madame Matossian<br />

kennenlernen durfte, wird sie es bestimmt schaffen, den<br />

Wiederaufbau des Donjons doch noch zu verwirklichen.<br />

Die Familiengeschichte auf dem Château de la Rochefoucauld<br />

wird dann ein weiteres Kapitel bekommen.<br />

58 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


aus Deutschland, Österreich oder<br />

A10/E5<br />

Les Sablesd’Olonne<br />

bindet<br />

A83<br />

der Schweiz gibt. Air France<br />

aller dings Limoges über Lyon an den<br />

Poitiers<br />

deutsch sprachigen Raum an.<br />

Niort<br />

Cherbourg-<br />

Octeville<br />

A29/E44<br />

Le Havre<br />

A131 Jumièges<br />

Honfleur<br />

Rouen<br />

Saint-Lô<br />

Caen<br />

A13/E46<br />

A84/E401<br />

Brest<br />

Quimper<br />

Lannion<br />

N12/E50<br />

Saint-Brieuc<br />

N164<br />

D768<br />

Dinard Saint-Malo<br />

N176/E401<br />

Dinan<br />

N12/E50<br />

Rennes<br />

Avranches<br />

le Mont-Saint-Michel<br />

A84<br />

Alençon<br />

A28/E402<br />

Chartres<br />

A11/E50<br />

N165/E60<br />

Lorient<br />

N24<br />

Vannes<br />

Le Mans<br />

A11/E501<br />

Quiberon<br />

N165/E60<br />

La Baule<br />

A11/E60<br />

Angers A86/E60<br />

A28/E502<br />

Tours<br />

A10/E5-E60<br />

St. Nazaire<br />

Nantes<br />

A83<br />

A87<br />

Cholet<br />

Azay-le-Rideau<br />

Aus<br />

<br />

Norddeutschland und Österreich<br />

erreicht man La Roche fou cauld über<br />

Paris und die Autobahn von der Hauptstadt<br />

nach Bordeaux, die man auf<br />

der Höhe von Poitiers in Richtung Angoulême<br />

verlässt. Aus der Schweiz<br />

bietet es sich dagegen an, Frankreich<br />

auf der Höhe von Lyon und Limoges<br />

in Richtung La Rochefoucauld zu<br />

durchqueren, allerdings kann man die<br />

Strecke dann nicht durchgehend auf<br />

Autobahnen zurücklegen.<br />

La Rochefoucauld …<br />

… Berlin 1.512 km<br />

… Köln 950 km<br />

… Wien 1.700 km<br />

… Hamburg 1.360 km<br />

… München 1.166 km<br />

… Zürich 820 km<br />

Der nächste im Linienverkehr an ge floge<br />

ne Flughafen ist in Limoges, zu dem<br />

es aber keine direkten Verbindungen<br />

La Rochefoucauld ist ans französische La Rochelle<br />

E5/A10<br />

Bahnnetz angeschlossen und lässt sich<br />

aus Angoulême und Limoges mit dem<br />

E602/A837<br />

Regionalexpress (ter) erreichen.<br />

www.chateau-la-rochefoucauld.com<br />

Cognac<br />

Château de la Rochefoucauld<br />

Montalivet<br />

16110 La Rochefoucauld<br />

Telefon: +33 (0)5 45 62 07 42<br />

Das Schloss kann vom 1. April bis<br />

2. Januar täglich, außer dienstags,<br />

E5/A10<br />

zwischen 10.00 Uhr und 19.00 Le Uhr Porge<br />

besichtigt werden. Eintritt: 9,00 Euro,<br />

Bordeaux<br />

ermäßigt 5,00 Euro. Cap-Ferret<br />

A52/E72<br />

La Rochefoucauld<br />

Angoulême<br />

Périgueux<br />

A89/E70<br />

Limoges<br />

Mimizan<br />

E5-E70/A63<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 59


Unterwegs in Frankreich Val d'Isère<br />

Für Skifahrer empfehlenswert<br />

Die Skistation in Savoyen gehört zu den großen Wintersportzentren der<br />

europäischen Alpen, die ein internationales zahlungskräftiges Publikum<br />

anziehen. Zwar ist von dem Charme des einstigen Bergdorfes nach dem<br />

Boom als Urlaubsort, der bereits Anfang des letzten Jahrhunderts einsetzte,<br />

nicht mehr viel übriggeblieben. Dafür blieb Val d’Isère bis heute von<br />

extremen Bausünden verschont. Das Skigebiet des Ortes hat ohnehin<br />

Weltklasseniveau.<br />

Val d’Isère, ein Name, der mich schon seit meiner<br />

Kindheit zum Träumen verleitet. Der coolste<br />

Mitschüler aus meiner Klasse fuhr im Winter immer<br />

mit seinen Eltern zum Skifahren dorthin. Später las<br />

ich dann oft in den typischen Boulevardmagazinen über<br />

das Jetset-Leben in dieser französischen Skistation. Val<br />

d’Isère wurde für mich der Inbegriff mondänen Wintersportvergnügens.<br />

Die Jahre vergingen, ich fuhr Ski in<br />

Österreich, in Liechtenstein, in der Schweiz und auch in<br />

Frankreich, doch nie habe ich es in den Ort im Tal der<br />

Isère geschafft. Bis heute, als ich zur Feier meines 33. Geburtstages<br />

mit meiner Freundin eine Woche in einem<br />

Hotel mitten im Zentrum gebucht habe.<br />

Voller Vorfreude fahren wir deshalb auch die Serpen-<br />

60 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


tinen von Bourg-Saint-Maurice nach Val d’Isère hinauf.<br />

Ich kann es gar nicht abwarten, endlich selbst den Ort<br />

zu erkunden, dessen internationaler Werbeslogan « Not<br />

Just a Dream » (dt. Nicht nur ein Traum) lautet. Die<br />

erste positive Überraschung am Wegesrand ist, dass die<br />

allseits versprochene Schneegarantie kein reiner Marketingspruch<br />

zu sein scheint. Denn während im Tal von<br />

Bourg-Saint-Maurice trotz bester Winterzeit Anfang<br />

Februar von Schnee nichts zu sehen ist, wird die Landschaft<br />

mit jedem Höhenmeter immer weißer.<br />

Kurz vor Val d’Isère passieren wir den malerischen<br />

Stausee Lac du Chevril, auf dem sich das Mondlicht<br />

spiegelt. Über die Staumauer führt eine Abzweigung<br />

nach Tignes, der « ärmeren » Schwester von Val d’Isère,<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 61


Unterwegs in Frankreich Val d'Isère<br />

beide Orte zusammen bilden das Skigebiet Espace Killy,<br />

bevor unsere Straße in eine Reihe von Tunneln abtaucht.<br />

Dann ist es endlich soweit: Das Ziel meiner Kindheitsträume<br />

begrüßt uns mit großen Fackeln links und rechts<br />

der Straße und einer angestrahlten Felsenwand. Es ist<br />

ein herrschaftlicher Empfang, genau so, wie ich es mir<br />

von einem exklusiven Reiseziel vorgestellt habe.<br />

Danach säumen einige eher schmucklose Apartmentblocks<br />

sowie Parkplätze die Straße, bis wir ins Herz<br />

der Skistation vorstoßen. Mein erster Eindruck dort ist<br />

etwas zwiegespalten. Auf der einen Seite wirkt der Ort<br />

recht modern und nüchtern, ganz anders jedenfalls als<br />

andere Skistationen in den Alpen mit klangvollem Namen.<br />

Die Gebäude entlang der Hauptstraße sind relativ<br />

gleichförmig und wenig spektakulär. Mit ihren Holzfassaden<br />

wollen sie zwar eine gewisse Ursprünglichkeit<br />

vortäuschen, können aber trotzdem nicht verbergen, dass<br />

es sich nur um hübsch verpackte Betonklötze handelt.<br />

Auch Luxushotels und -boutiquen kann ich kaum ausmachen.<br />

Irgendwie fehlt dieses gewisse Etwas, was man<br />

in einem mondänen Wintersportort erwartet.<br />

Auf der anderen Seite entfaltet der Ort gleich seinen<br />

ganz eigenen Charme. Es sind kaum Autos unterwegs,<br />

Parkplätze gibt es hier im Zentrum ohnehin nicht, dafür<br />

schlendern einige Touristen über die mit einer festen<br />

Schneedecke bedeckte Hauptstraße. Das Knirschen ihrer<br />

Schritte im Schnee bildet eine angenehme Geräuschkulisse.<br />

Alles wirkt sehr friedlich und gemütlich. Ich fühle<br />

mich sofort wohl. Außerdem wirkt Val d’Isère trotz der<br />

eher modernen Gebäude viel weniger wie eine Skistation<br />

aus der Retorte als manch anderer Wintersportort in den<br />

französischen Alpen.<br />

Der Zweifel, vielleicht doch nicht in einem hochpreisigen<br />

Urlaubsort angekommen zu sein, verfliegt in der<br />

62 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Tiefgarage unseres Hotels allerdings schlagartig. Dort reiht<br />

sich ein großer Geländewagen an die nächste Luxuslimousine.<br />

Ein ungewohntes Bild im ansonsten eher kleinwagenverliebten<br />

Frankreich. Und auch das Publikum in der Hotellobby entspricht<br />

dem gängigen Klischee. Wer nach Val d’Isère kommt,<br />

hat Geld und scheut sich nicht, dies auch zu zeigen.<br />

Am nächsten Morgen begrüßt uns ein traumhaft blauer<br />

Himmel. Es könnte keine besseren Voraussetzungen für eine<br />

Erkundung von Val d’Isère geben, das auf einer Höhe von<br />

1.850 Metern liegt. Nachdem wir uns ein wenig mit den örtlichen<br />

Gegebenheiten vertraut gemacht haben, lernen wir alsbald<br />

einen der Trümpfe der Station schätzen: die Kompaktheit<br />

des Ortes. Man muss nur ein paar Schritte machen, egal von<br />

wo aus man losgeht, und befindet sich gleich an einem Skioder<br />

Sessellift wieder. Die Abfahrten führen direkt in den Ort<br />

hinein, so dass man das Treiben auf den Pisten hautnah zu<br />

spüren meint.<br />

Obwohl in Val d’Isère 28.000 Gästebetten auf gerade einmal<br />

1.700 permanente Einwohner kommen und der Ort rund<br />

zwei Millionen Übernachtungen im Winter zählt, kommt keine<br />

Enge auf. Dank der Lage in einem großen Talkessel und der<br />

vielen Abfahrten in alle Himmelsrichtungen verteilen sich die<br />

Urlauber. Dazu tragen auch beeindruckende Express-Sessellifte<br />

bei, die man angesichts ihrer Geschwindigkeit durchaus<br />

als den TGV unter den alpinen Sesselliften bezeichnen könnte.<br />

Insgesamt stellen wir jedenfalls erfreut fest, dass es kaum<br />

Schlangen vor den diversen Liften und Gondeln gibt.<br />

Wir beschließen, unsere Skier aus dem Hotel zu holen und<br />

uns selbst auf die Pisten des Espace Killy, dessen Namensgeber<br />

der französische Olympiasieger Jean-Claude Killy ist, zu begeben.<br />

Die Schneeverhältnisse sind perfekt, die Sonne erwärmt<br />

die Luft und die Ausblicke von den Gipfeln und Hängen sind<br />

traumhaft. Col de Fresse, Roche de Bellevarde, Tovière, Pointe<br />

du Montet und einige andere Namen werden unsere kleinen<br />

Sehnsuchtsziele in den nächsten Tagen. Unsere Lieblingsski-<br />

A Gratie – Mandrak / Heimermann – Villa Florentine / P. Lebeau / S. Maviel – Mandrak – Getty / J.B. Laissard / C. Martelet ; ALLIAE<br />

Rhône-Alpes<br />

voll im Bild<br />

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www.rhonealpes.tv<br />

alle Schwerpunkt-Fernsehsender von Rhône-Alpes


Unterwegs in Frankreich Val d'Isère<br />

hütte für die Mittagspause wird das Restaurant auf dem<br />

Hausberg Solaise (La Tête de Solaise), von wo aus man<br />

einen tollen Blick auf das Tal bis hinunter zum Lac du<br />

Cheval genießt.<br />

Insgesamt stehen in dem gemeinsamen Skigebiet von<br />

Val d’Isère und Tignes 90 Skilifte und 154 Abfahrten mit<br />

einer Gesamtlänge von rund <strong>30</strong>0 Kilometern zur Auswahl.<br />

Ein großer Spielplatz für alle Freunde des Wintersports,<br />

auf dem es nie langweilig wird. Kein Wunder,<br />

dass auch wir das Gefühl haben, die Zeit vergehe quasi<br />

im Fluge. Allerdings müssen wir uns manchmal gegenseitig<br />

daran erinnern, dass wir gerade in Frankreich<br />

Ski fahren. Denn die beherrschenden Sprachen um uns<br />

herum sind eindeutig Englisch und Holländisch. Auch<br />

Deutsch und Russisch hört man ab und zu. Nur Französisch<br />

ist in der Minderheit, auch wenn laut Auskunft<br />

des örtlichen Fremdenverkehrsamts 40 Prozent der Touristen<br />

aus dem Inland kommen sollen.<br />

Die Abende sind dagegen eher ruhig. Natürlich gibt<br />

es auch in Val d’Isère die üblichen Restaurants und Bars,<br />

um dem Après-Ski zu frönen. Doch der Ort ist mitnichten<br />

ein Mallorca im Schnee. Es geht überall recht<br />

gediegen zu und das Angebot bleibt überschaubar, so<br />

dass wir einige Abende sogar nur in der hoteleigenen Bar<br />

verbringen.<br />

Als sich die vergnügliche Urlaubswoche dem Ende<br />

zuneigt, lerne ich allerdings eine der Schattenseiten von<br />

Val d’Isère kennen. In Folge eines ungünstigen Sturzes<br />

auf der Piste ziehe ich mir eine Verstauchung zu. Nichts<br />

Tragisches, wie der Arzt feststellt, aber die Möglichkeit,<br />

64 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


mit zwei Brettern den Berg hinunterzufahren, besteht danach<br />

nicht mehr. Also nehmen wir uns vor, die letzten beiden<br />

Tage im Wintersportort ohne Skier zu genießen. Ein<br />

Unterfangen, das gar nicht so einfach ist.<br />

Denn während gegen das Pistenangebot in Val d’Isère<br />

selbst bei sehr kritischer Betrachtung nicht viel einzuwenden<br />

ist, bleibt das Angebot für alle ohne Skier recht dürftig.<br />

Der Ort selbst ist schnell durchwandert und sobald man<br />

auf eine der umliegenden Berge mit der Gondel hochfährt,<br />

ist man als Fußgänger schnell aufgeschmissen – ganz zu<br />

schweigen davon, dass einen die anderen schon während<br />

der Fahrt nach oben wie einen Außerirdischen mustern. Bei<br />

den meisten Endstationen schafft man es ohne Skier noch<br />

nicht einmal, zu einer der nahen Skihütten zu gelangen.<br />

Der Wintersportort ist eben durch und durch auf die Welt<br />

Unten: Moderne Express-Sessellifte bringen<br />

die Skifahrer schnell nach oben. Skifahrer<br />

auf einer der Abfahrten des Solaise,<br />

die zu den Pisten des 2009 in Val d’Isère<br />

veranstalteten Ski-Weltcups gehörte.<br />

S. 62/63: Blick auf den Lac du Chevril<br />

und dessen Staumauer, über die<br />

die Straße nach Tignes führt.<br />

S. 60/61: Panoramablick über die Alpengipfel<br />

des Skigebiets Espace Killy, das von<br />

sich selbst behauptet, das schönste der<br />

Welt zu sein. Das ist Ansichtssache, aber<br />

eines der schönsten ist es bestimmt.<br />

S. 66: In der Hauptstraße von Val<br />

d’Isère. Holzfassaden sollen die<br />

Apartmentblocks aufhübschen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 65


Antwerpen<br />

Unterwegs in Frankreich Calais Dunkerque Val d'Isère<br />

Gent<br />

A29/E44<br />

re<br />

1 Jumièges<br />

ans<br />

<br />

Im Winter, wenn viele Alpenpässe<br />

A5/E54<br />

Chartres<br />

geschlossen sind, erreicht A6/E15 man Val<br />

A11/E50 d’Isère aus dem deutschsprachigen<br />

A10/E5<br />

Raum am besten über Genf, Annecy,<br />

Chambery und Bourg-Saint-Maurice.<br />

Die Straße von Bourg-Saint-Maurice<br />

Orléans<br />

nach Val d’Isère ist ganzjährig<br />

befahrbar. Bei Neuschnee können aber<br />

A71/E9<br />

Schneeketten notwendig sein. Der Col<br />

28/E502 A10/E5-E60de l’Iseran südlich von Val d’Isère ist im<br />

urs<br />

0<br />

Rouen<br />

Azay-le-Rideau<br />

rs<br />

me<br />

A13/E5<br />

Winter dagegen geschlossen.<br />

A85<br />

Val d’Isère …<br />

… Berlin 1.3<strong>30</strong> km<br />

… Köln 960 km<br />

… Wien A20/E9 1.1<strong>30</strong> km<br />

A16<br />

A1/E15-E19<br />

… Hamburg 1.280 km<br />

… München<br />

Bourges<br />

750 km<br />

… Zürich 500 km<br />

A71/E11<br />

Die nächsten aus dem deutsch sprachigen<br />

Raum direkt angeflogenen Flug -<br />

Limoges<br />

Boulogne<br />

Beauvais<br />

PARIS<br />

Arras<br />

Amiens<br />

Lesetipp für einen Ausflug in die Umgebung<br />

Montluçon<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

Roubaix<br />

Lille<br />

A4/E50<br />

häfen sind in Lyon und Genf. Der etwas<br />

A26/E17<br />

näher gelegene Flughafen von Annecy<br />

ist zwar Troyes ans Streckennetz von Air<br />

Sens France angebunden, allerdings ist bei<br />

A5/E17-E54<br />

Umsteigeverbindungen aus Deutschland,<br />

Öster reich und der Schweiz via<br />

Paris ein Flughafenwechsel in der franzö-<br />

Auxerre sischen Hauptstadt notwendig. Der<br />

eben falls näher gelegene Flughafen<br />

von Grenoble A6/E15 wird zurzeit weder A31/E17-E21 direkt<br />

aus Vézelay dem Avallon deutschsprachigen Flavigny Raum<br />

Dijon<br />

noch von Air France angeflogen.<br />

A38<br />

Val d’Isère ist nicht ans französische<br />

die Urlaubsgäste in die A6/E15 Skistation<br />

bringen.<br />

A26/E17<br />

Epernay<br />

Bruxel<br />

Reims<br />

A34/E46<br />

Charlroi<br />

Charleville-Mézières<br />

Zugnetz angeschlossen. BeauneAllerdings<br />

verkehren TGV-Züge nach Bourg-<br />

Chalon-sur-Saône<br />

Saint-Maurice, von wo aus Linienbusse<br />

Châlons-en-<br />

Champagne<br />

Cluny<br />

Mâcon<br />

italienischen Grenze entfernt, befindet A6/E15 Bourg-en-Bresse<br />

Montgenèvre: Wo A71/E11 sich Montgenèvre, die älteste Villars-les-Dombes<br />

Skistation<br />

Frankreich Skilaufen Frankreichs. Wir sind dahin gefahren,<br />

A42<br />

lernte Clermont- wo der französische A72/E70 Skisport seinen<br />

Ferrand<br />

In den<br />

Ausgang nahm und bis heute viele<br />

A89/E70<br />

Lyon<br />

Puy de Dôme<br />

französischen Besucher anzieht, und stellten fest, dass<br />

A75/E11<br />

Alpen, nur<br />

le Mont-Dore<br />

der Wintersportort auch für andere<br />

wenige Kilometer Vergnügungen im Schnee bestens<br />

St. Etienne<br />

von der<br />

geeignet ist.<br />

A7/E15<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben finden Sie auf Seite 97.<br />

A4/E50<br />

des Skifahrens eingestellt.<br />

Liege Aber dies schmälert nicht den positiven<br />

Gesamteindruck. Val d’Isère ist<br />

nach dieser Woche nicht mehr ein Ort in<br />

meinen Träumen, sondern ein Ort meiner<br />

Träume geworden, an den ich gerne zurückkehren<br />

werde. Das mondäne Treiben<br />

erwies sich als weniger präsent als zuvor<br />

gedacht, die Gediegenheit, die von dem<br />

Ort ausgeht, wirkt dafür umso angenehmer.<br />

Auf der Rückfahrt nach Bourg-<br />

A4/E25<br />

Luxembourg<br />

Saint-Maurice wird die Schneedecke mit<br />

jedem Höhenmeter wieder dünner. Unten<br />

im Tal angekommen, meinen Saarbrücken wir fast im<br />

A31/E21-E23<br />

Frühjahr gelandet zu sein. Was für eine<br />

A4<br />

andere Welt liegt Metz nur wenige Kilometer<br />

hinter uns!<br />

Valence<br />

A31/E21-E23<br />

www.valdisere.com<br />

Office A31/E21-E23 de Tourisme<br />

Place Jacques Mouflier<br />

73150 Val d’Isère<br />

Telefon: +33 (0)4 79 06 06 60<br />

France<br />

Mulhouse<br />

La Tête de Solaise<br />

A36/E60<br />

Telefon: +33 (0)6 33 12 49 03Belfort<br />

A49/E713<br />

A51/E712<br />

Annecy<br />

Nancy<br />

Besançon<br />

Lausanne<br />

Genève<br />

A41/E712 Albertville<br />

A4<strong>30</strong><br />

Chambéry<br />

Grenoble<br />

A46/E70<br />

France<br />

Colmar<br />

Schweiz<br />

A4/E25<br />

Strasbourg<br />

A35<br />

Kayserberg<br />

Val d’Isère<br />

Briançon<br />

A35/E25<br />

Bern<br />

Italien<br />

A35<br />

A5/E35<br />

Freiburg<br />

Deutsch<br />

Basel<br />

Torino<br />

66 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />

A7/E15<br />

A51/E712


Marktplatz<br />

Unterkünfte<br />

Sonstiges<br />

Ferienhaus mit Garten<br />

in Finistère, Bretagne<br />

8-Personen-Ferienhaus (3 Etagen, 2 Bäder, 3 Schlaf zimmer)<br />

mit Garten, offenem Kamin, Wohn küche von privat zu<br />

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Personenzahl).<br />

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In ganz Deutschland gibt<br />

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OM’ZAKI<br />

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D A CH<br />

Stefan Wrage<br />

Telefon: +49 (0)173 2196104<br />

s.wrage@frankreicherleben.de<br />

F<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441<br />

ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 67


Kulturschock<br />

Leben wie Gott<br />

in Frankreich?<br />

Nein, wie Kinder<br />

in Deutschland!<br />

Liebe Mama, lieber Papa,<br />

bitte nehmt mir diesen Brief nicht übel, doch seitdem ich in Berlin lebe, habe ich Lust, Euch<br />

diese Zeilen zu schreiben. Das soll aber nicht bedeuten, dass ich Euch meine Erziehung vorwerfe.<br />

Ich will damit nicht sagen, dass ich eine unglückliche Kindheit hatte oder dass Ihr mich nicht<br />

genug geliebt habt. Ganz im Gegenteil. Aber ich muss Euch unbedingt erzählen, wie das mit den<br />

Kindern in Deutschland läuft. Es war am Anfang fast ein Schock zu sehen, wie unterschiedlich<br />

man hier mit ihnen umgeht und wie anders sie sich benehmen dürfen.<br />

Das fängt schon an, bevor sie überhaupt geboren sind. Ihr müsstet sehen, mit welchem<br />

Stolz die werdenden Mütter mit ihren dicken Bäuchen durch die Straßen von Berlin laufen.<br />

Manchmal habe ich fast das Gefühl, es gäbe so etwas wie einen Wettbewerb, wer den<br />

rundesten Bauch hat. Eigentlich finde ich es sogar ganz rührend. Die werdenden Mütter<br />

scheinen den anderen Passanten sagen zu wollen: « Schaut her, ich freue mich, bald ein Baby<br />

zu bekommen ». Gleichzeitig ist es aber auch so weit von dem entfernt, was Du mir aus Deiner<br />

Schwangerschaft mit mir erzählt hast, Mama. Ich erinnere mich an Deine Worte, wie Du<br />

stolz warst, mich zu bekommen und dennoch prüde ob Deiner körperlichen Rundungen. Du<br />

wolltest keine große Geschichte daraus machen. Du bekamst « Dein » Baby, Du wolltest<br />

diesen Umstand nicht zur Schau stellen.<br />

Wenn die Babys dann in Deutschland geboren sind, genießen sie zweifelsohne eine viel größere<br />

Freiheit, sich selbst auszudrücken, als ich das aus meiner Heimat kenne. Ein Baby, das<br />

schreit, ist hier ein Baby, das sich ausdrückt. Das muss von allen respektiert werden. Bei uns<br />

zu Hause ist dagegen ein Baby, das in der Öffentlichkeit schreit, ein Baby, das stört. Man<br />

versucht es irgendwie ruhigzustellen, um bloß niemanden zu belästigen. Wenn ich dagegen die<br />

Babys in den Cafés oder Restaurants meines Viertels hier in Berlin beobachte, frage ich mich<br />

oft, was sie überhaupt anstellen könnten, um die Erwachsenen zu stören. Wenn sie schreien,<br />

dreht sich kaum jemand danach um. Die Mütter und Väter nehmen sie vielleicht in den Arm,<br />

versuchen aber nicht wie in Frankreich, sie auf jeden Fall zum Schweigen zu bringen. Vielmehr<br />

essen sie und diskutieren sie mit ihren Freunden weiter, mit dem unausgesprochenen Anspruch,<br />

dass sie schließlich auch zahlende Kunden seien.<br />

Auch für die Fortbewegung verfügen die deutschen Babys über komfortable Mittel. Die<br />

hier gebräuchlichen Kinderwagen sind kleine Autos, die wenig mit den bescheidenen Modellen<br />

gemein haben, die ich aus Frankreich kenne. Ich erinnere mich an die Bilder meines eigenen Kin-<br />

68 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


derwagens. Er war winzig und passte fast überall hinein, wenn Du ihn mal verstauen musstest,<br />

Mama. Ich weiß noch, wie Du immer gesagt hast, dass Du ihn gerade deshalb so mochtest.<br />

Hier habe ich dagegen den Eindruck, dass die Väter und Mütter umso glücklicher sind, desto<br />

größer ihr Kinderwagen ist, den sie vor sich herschieben. In den Hausfluren müssen sie sogar<br />

angeschlossen werden, da man die wertvollen Stücke sonst klauen würde.<br />

Ich habe Euch doch schon einmal erzählt, wie sehr man sich als Franzose in Deutschland<br />

an die Fahrradfahrer gewöhnen muss und dass man als Fußgänger auf gar keinen Fall<br />

unvorsichtig auf den Fahrradweg geraten sollte. Wenn ich allerdings einige Eltern mit ihren<br />

großen Kinderwagen auf den Bürgersteigen beobachte, glaube ich manchmal, dass es auch so<br />

etwas wie die « freie Fahrt für freie Eltern » in diesem Land gibt: « Platz da, eiliges Baby<br />

unterwegs ». Ob die Kleinen damit schon an die großen Limousinen aus deutscher Fabrikation<br />

gewöhnt werden?<br />

Glaubt nicht, dass das süße Leben der Babys aufhört, wenn sie etwas älter geworden sind.<br />

Auch wenn die Kleinen zu laufen und zu sprechen beginnen, scheinen sie die Könige des öffentlichen<br />

Raumes zu sein. Sie laufen wild herum, dürfen laut in der U-Bahn sprechen, klettern<br />

an allem herum oder stehen im Restaurant auf, ohne ihre Eltern um Erlaubnis zu fragen. Ich<br />

spreche dabei noch nicht einmal von den Kindern, die über mir wohnen. Sie dürfen auf den Holzdielen<br />

der gutbürgerlichen Wohnung mit ihrem Dreirad düsen als sei es ein Spielplatz – auch<br />

früh morgens am Wochenende, wenn ich gerne noch etwas schlafen würde. Ich weiß noch, wie ich<br />

damals mit meinen Miniaturautos nur auf unserem großen Teppich im Wohnzimmer spielen<br />

durfte, um ja nicht die Nachbarn unter uns zu stören.<br />

Aber Achtung, ich will mit meinem Brief an Euch nicht sagen, dass alle Kinder in Frankreich<br />

Engel und alle in Deutschland unerzogen sind. Das wäre natürlich eine viel zu große<br />

Verallgemeinerung. Doch der kulturelle Schock ist nicht zu leugnen. Das fiel mir gerade neulich<br />

auf, als ich mal wieder kurz in Paris war: Auf den Straßen gab es kaum Kindergeschrei und im<br />

Bus brach eine Mutter fast in Panik aus, als sie ihr Kleines nicht zur Ruhe bekam.<br />

Sollte man als Baby also möglichst in Deutschland geboren werden, um die ersten Lebensjahre<br />

vollends genießen zu können? Schwer zu beurteilen. Nur die Babys selbst könnten es<br />

wahrscheinlich sagen, aber in dem Alter wird man noch keine qualifizierte Aussage darüber<br />

erwarten können. Wenn ich mir allerdings die Gesichter der Kleinen beiderseits des Rheins<br />

anschaue, habe ich nicht das Gefühl, dass die Kinder auf einer Uferseite einen traurigeren Eindruck<br />

machen als auf der anderen. Macht Euch vor allem keine Vorwürfe: Vielleicht durfte<br />

ich nicht in der U-Bahn herumtollen, Dummheiten habe ich trotzdem gemacht. Und am Ende<br />

zählt doch vor allem eines: Das glückliche Lachen eines Kindes, egal ob es in Deutschland oder<br />

in Frankreich ist.<br />

Bis bald<br />

Euer Sohn<br />

Das Bild in der letzten Ausgabe<br />

war eine Reminiszenz an den<br />

Malstil des zeitgenössischen,<br />

wenig bekannten Künstler<br />

Maurice Tréblat. Und dieses Mal?<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 69


Frankreich heute Streiks<br />

In letzter Zeit häufen sich wegen der von der Regierung beschlossenen Rentenreform wieder<br />

die Nachrichten von Generalstreiks in Frankreich. Einmal mehr geht das Bild einer streikwütigen<br />

Nation um die Welt, das Klischee eines Volkes, das lieber revolutioniert anstatt reformiert. Aber<br />

stimmt es wirklich, dass die Franzosen Weltmeister im Streiken sind? Eine Suche nach Antworten.<br />

«<br />

Darin sind wir spitze », wie oft hört man diesen Satz<br />

an einem Streiktag in Frankreich. Wenn man die<br />

Franzosen fragt, dann ist das Streiken fast so etwas<br />

wie ein Nationalsport geworden. Anstatt miteinander zu<br />

verhandeln, geht man bei einem Konflikt mit seinem Arbeitgeber<br />

oder der Politik lieber gleich auf die Straße. Es ist fast<br />

wie ein gesellschaftlicher Reflex. Ein Reflex, der bei der letzten<br />

Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika sogar Einzug in<br />

den Sport gehalten hat. Hochbezahlte Fußballspieler, die eigentlich<br />

als Vorbilder gelten sollten, riefen einen Trainingsstreik<br />

aus, da sie mit dem Zustand des Teams und mit Entscheidungen<br />

des Trainers unzufrieden waren. Eine Premiere<br />

in der Welt des internationalen Fußballs.<br />

Viele Franzosen haben sich inzwischen an das Klischee<br />

des streikwütigen Frankreichs gewöhnt. Die heimische<br />

Presse zögert nicht, dieses Bild weiter zu verstärken. Regelmäßig<br />

erscheinen die entsprechenden Schlagzeilen auf den<br />

ersten Seiten der Tageszeitungen bzw. Magazine oder gibt<br />

es Sendungen zu diesem Thema im Fernsehen. So titelte<br />

Le Monde kürzlich groß: « Retraites: le goût français pour<br />

l’affrontement » (dt. « Renten: die französische Vorliebe für<br />

die Konfrontation »). Ähnlich Le Figaro: « Le droit de paralyser<br />

» (dt. « Das Recht, lahmzulegen »). In dieselbe Kerbe<br />

schlugen auch das Wochenmagazin L’Express mit dem Titel<br />

« L’exception gauloise » (dt. « Die gallische Ausnahme ») sowie<br />

eine Sendung auf France 2: «Pourquoi est-il impossible<br />

de réformer en France? » (dt. « Warum ist es unmöglich, in<br />

Frankreich zu reformieren? »).<br />

Die mediale Präsenz dieses Themas führt auch dazu, dass<br />

das Klischee der Streikweltmeister längst ein Eigenleben<br />

führt. Es muss nur eine Unterbrechung der Pariser Metro<br />

geben, schon vermuten die Hauptstädter, dass bestimmt ein<br />

Streik dahinter stecke. Die Idee, dass die Ursache in einem<br />

technischen Problem liegen könnte, kommt ihnen kaum noch<br />

in den Sinn. Und auch viele ausländische Touristen aus der<br />

ganzen Welt fürchten bei einer Reise nach Frankreich Opfer<br />

eines Streiks werden zu können. Aber ist die französische<br />

Nation wirklich so streikwütig wie immer behauptet wird?<br />

Eine Frage, die sich objektiv nicht so einfach beantworten<br />

lässt, wie man auf den ersten Blick vielleicht vermuten<br />

mag. Wie auch in ähnlichen Situationen, in denen ein subjektives<br />

Empfinden sehr dominant ist, könnte die Suche<br />

nach aussagekräftigen Zahlen wichtige Hinweise für eine<br />

Beantwortung liefern. Warum nicht einfach die Streiktage<br />

in Frankreich mit denen anderer europäischer Länder vergleichen?<br />

Das europäische Statistikinstitut Eurostat veröffentlicht<br />

schließlich Erhebungen zu Streiks in ganz Europa.<br />

Doch genau an diesem Punkt beginnen schon die Probleme.<br />

Wie aussagekräftig sind diese Statistiken wirklich?<br />

Zunächst einmal gibt es die Problematik der zeitlichen<br />

70 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Dimension. Es liegt in der Natur der Sache, dass Streiks<br />

eine spontane Antwort auf soziale oder politische Krisen<br />

sind, die sich nicht regelmäßig über die Jahre verteilen.<br />

Große Schwankungen von einem Jahr zum anderen sind<br />

also die Regel. Es würde demnach keinerlei Sinn machen,<br />

sich nur ein spezielles Jahr in den Statistiken herauszusuchen.<br />

Die Jahre 2003 und 2004 verdeutlichen dies sehr<br />

gut. Während Eurostat für 2003 in Frankreich 193 durch<br />

Streiks verlorene Arbeitstage pro 1.000 Arbeitnehmer verzeichnet<br />

– die Regierung arbeitete in jenem Jahr an einer<br />

Rentenreform –, sind es 2004 nur 32. Will man also Schlüsse<br />

aus den Statistiken ziehen, muss man sich mindestens ein<br />

ganzes Jahrzehnt anschauen, alles andere würde zu irrigen<br />

Einschätzungen führen.<br />

Ein weiteres Problem betrifft die Vergleichbarkeit der<br />

Erhebungen in den einzelnen Ländern aufgrund fehlender<br />

Harmonisierungen in den Statistiken. So gab es in der Vergangenheit<br />

beispielsweise ein Problem in der Erfassung der<br />

Streiktage im öffentlichen Sektor in Frankreich. In Folge<br />

der Dezentralisierungsmaßnahmen der 1980er-Jahre wurden<br />

über einen Zeitraum von zehn bis 15 Jahren Streiktage<br />

von einigen Beamten nicht erfasst, da sie nicht zu den Kriterien<br />

der Statistiken passten.<br />

Auch heute noch gibt selbst der französische Staat zu,<br />

dass die Zählungen der Streiktage im öffentlichen Sektor<br />

nicht hundertprozentig zuverlässig sind, da teilweise klare<br />

Definitionen oder technische Mittel fehlen. In der Privatwirtschaft<br />

werden Streiktage dagegen erst als solche gezählt,<br />

wenn der Arbeitsinspektor sie nachträglich meldet.<br />

Eine Studie des Arbeitsministeriums hat inzwischen aber<br />

gezeigt, dass viele Meldungen niemals erfolgt sind, so dass<br />

sich vermuten lässt, dass es mehr Streiktage in der Privatwirtschaft<br />

gibt als erfasst werden.<br />

Die Zahlen von Eurostat sind also mit Vorsicht zu verwenden<br />

und lassen maximal gewisse Tendenzen erkennen.<br />

Schaut man sich mit diesem Wissen das letzte erfasste Jahrzehnt<br />

an (1998-2008), so gab es in Frankreich jährlich zwischen<br />

32 (2004) und 193 (2003) durch Streiks verlorene Arbeitstage<br />

pro 1.000 Arbeitnehmer. Das ist eindeutig mehr<br />

als beispielsweise in Deutschland, wo im gleichen Zeitraum<br />

niemals mehr als 13 Tage pro Jahr verloren gingen, obwohl<br />

in der Zeit ebenfalls große soziale Reformen unter Gerhard<br />

Schröder verabschiedet wurden.<br />

Auf der anderen Seite scheinen die Italiener und Spanier<br />

noch viel streikfreudiger zu sein als die Franzosen. So<br />

gingen im gleichen Zeitraum im ruhigsten Jahr <strong>30</strong> Tage<br />

in Italien und 47 in Spanien, im heißesten Jahr aber 274<br />

Tage in Italien und 297 Tage in Spanien verloren, natürlich<br />

wieder jeweils gemessen pro 1.000 Arbeitnehmer. Selbst<br />

der Norden Europas ist streikfreudiger als man gemeinhin<br />

denkt. So wurden in Dänemark 1998 sogar stolze 1.254<br />

Tage durch Streik pro 1.000 Arbeitnehmer verloren. Das ist<br />

mehr als alle Tage der zehn Jahre in Frankreich zusammen.<br />

Die Franzosen können in Europa also kaum als Weltmeister<br />

im Streiken bezeichnet werden.<br />

Viele erstaunt in diesem Zusammenhang auch, dass in<br />

Frankreich viel weniger Arbeitnehmer einer Gewerkschaft<br />

angehören als etwa im weitaus weniger streikgeplagten<br />

Deutschland. Doch dies ist nur auf den ersten Blick ein<br />

Paradox. Denn der niedrige gewerkschaftliche Organisationsgrad<br />

ist auch Ausdruck der fehlenden Verhandlungsund<br />

Mitbestimmungskultur, wie sie beispielsweise in<br />

Deutschland existiert. In Frankreich reden Arbeitgeber und<br />

-nehmer vielmehr übereinander anstatt miteinander. Jede<br />

Seite sieht vor allem die eigenen Interessen. Die Gewerkschaften<br />

werden längst nicht so ernst genommen und in die<br />

Tarifpolitik einbezogen wie in Deutschland.<br />

Jenseits dieser Zahlen und Aspekte gibt es aber noch<br />

einen weiteren Grund, warum den Franzosen der Ruf der<br />

Streikweltmeister vorauseilt. Anders als in Deutschland und<br />

vielen mittel- und nordeuropäischen Staaten gilt ein Streik<br />

in Frankreich nicht nur als ein probates Mittel zur Durchsetzung<br />

von Interessen in Tarifkonflikten, sondern auch als<br />

ein politisches Druckmittel. Vorhaben der Regierung, die<br />

den Gewerkschaften oder Bürgern nicht gefallen, werden<br />

gerne schnell mit einem Generalstreik beantwortet. Anstatt<br />

gegen ein neues Gesetz nur zu protestieren, legt man gleich<br />

seine Arbeit nieder.<br />

Die politische Einflussnahme durch einen Streik ist<br />

dabei ein in allen Gesellschaftsschichten akzeptiertes Mittel.<br />

Nicht ohne Grund heißen solche Generalstreiktage im<br />

Französischen auch journées d’action solidaire (dt. Tage solidarischer<br />

Aktionen). Dann finden sich Franzosen aus allen<br />

Einkommens- und Bildungsschichten, Beamte und Angestellte<br />

der Privatwirtschaft gemeinsam auf den Straßen<br />

des Landes wieder, selbst wenn ihre speziellen Forderungen<br />

ganz unterschiedlich oder gar konträr sein können. Was<br />

zählt, ist der gemeinsame « Feind », die Regierung.<br />

Da eine solch umfassende Mobilisierung der Bevölkerung<br />

aber nicht ohne Auswirkungen auf den öffentlichen<br />

Nah- und Fernverkehr, die Flughäfen, die Schulen und<br />

viele Unternehmen bleiben kann, entsteht schnell der<br />

nicht ganz falsche Eindruck, dass das ganze Land zum<br />

Stillstand kommt. Ein Umstand, den die Gewerkschaften<br />

perfekt zu instrumentalisieren wissen. So treffen sich die<br />

vier, fünf wichtigsten Gewerkschaftsbosse regelmäßig, um<br />

über Streiks zu entscheiden. Entschließen sie sich zu einem<br />

Streikaufruf, wird er über die Betriebe und Medien unter<br />

das Volk gebracht. Je nachdem wie sehr ein politisches<br />

Projekt bei den Menschen verhasst ist, folgt ein mehr oder<br />

weniger großer Streiktag.<br />

Es ist deshalb vielleicht gar nicht so sehr das Zahlenmaterial<br />

aus den Statistiken über die Streiktage in den<br />

einzelnen europäischen Staaten, das Frankreichs Image als<br />

Streiknation erklären kann, sondern vielmehr das grundsätzlich<br />

unterschiedliche Verständnis vom Streik – Maßnahme<br />

in einem Tarifkonflikt versus allgemeines politisches<br />

Instrument. Denn ansonsten kann man nach Prüfung<br />

der Eurostat-Statistiken, auch wenn hinter diesen Zahlen<br />

gewisse Unwägbarkeiten stehen, nur ernüchternd feststellen,<br />

dass die Franzosen beim Streiken lediglich mittelmäßig<br />

und mitnichten spitze sind.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 71


Frankreich heute Film<br />

Zurück bei den<br />

Sch’tis<br />

Bevor « Willkommen bei den Sch’tis », der<br />

erfolgreichste französische Film, den es je<br />

gab, in die Kinos kam, war Bergues ein kleines<br />

verschlafenes Städtchen in Nordfrankreich<br />

unweit der belgischen Grenze. Die einstige<br />

Ruhe ist seitdem vorbei und Reisebusse mit<br />

neugierigen Besuchern steuern den Ort<br />

regelmäßig an. Wie sehen die Einheimischen<br />

den neuen Hype um ihre Heimat? Wir fuhren<br />

zu den Sch’tis und fragten nach.<br />

Jacques Martel, den wir Ihnen bereits in der letzten Ausgabe<br />

in der Reportage über die schönsten Belfriede von<br />

Nord-Pas-de-Calais vorgestellt haben, kann es jedes Mal,<br />

wenn er die 193 Stufen zu seinem Glockenspiel hochgestiegen<br />

ist, bei einem Blick aus dem Turm bestätigen: Bergues<br />

ist ein beliebtes Ziel für Besuchergruppen geworden, die<br />

nicht selten mit dem Bus anreisen, um anschließend auf den<br />

Spuren des Erfolgsfilms von Dany Boon zu wandeln, der<br />

2008 die Franzosen in die Kinos strömen ließ.<br />

« Bienvenue chez les Ch’tis », wie der Film im Original<br />

heißt, brach mit fast <strong>30</strong> Millionen Besuchern die Rekorde<br />

aller Zeiten. Doch der Film ist noch mehr als ein riesiger<br />

kommerzieller Erfolg. Die Franzosen im Rest des Landes<br />

entdeckten dank Dany Boons Werk, dass das Leben ganz<br />

im Norden gar nicht so trostlos und traurig ist, wie sie es<br />

sich in ihrer Fantasie immer ausmalten. Plötzlich rückte<br />

eine Region in den Fokus, die die meisten Menschen bis<br />

dahin kaum mit der für Frankreich typischen art de vivre<br />

in Verbindung gebracht hatten. Gut leben lässt es sich im<br />

mediterranen Süden, so lautete das gängige Klischee. Der<br />

Norden war quasi eine Terra incognita bzw. eine Gegend,<br />

von der man vor allem negative Vorurteile hatte.<br />

In seinem Film wusste Dany Boon perfekt, wie man mit<br />

diesen Klischees – etwa dem schlechten Wetter, dem sonderbaren<br />

Dialekt, dem merkwürdigen Essen – spielt, um mit<br />

viel Humor die Herzen der Franzosen und vieler Touristen<br />

(der Film feierte ebenso große Erfolge im Ausland) für diesen<br />

Landstrich im Norden zu gewinnen. Im Mittelpunkt<br />

der Handlung steht die 4.000-Seelen-Gemeinde Bergues.<br />

Doch wie geht eine bis dahin verschlafene Kleinstadt mit<br />

dem plötzlichen Ruhm um?<br />

Als wir auf dem zentralen Platz der Stadt ankommen,<br />

sehen wir den Glockenspieler Jacques Martel mit einer<br />

Gruppe von Kindern. Auf seinem Kopf eine Postbotenmütze.<br />

« Monsieur, Monsieur », fragt eines der Kinder ganz<br />

aufgeregt, als ein gelbes Postauto an der Menschentraube<br />

vorbeifährt, « ist der Wagen echt oder für den Film? ». Jacques<br />

Martel antwortet mit einem Lächeln und erklärt, dass<br />

das ein echtes Postfahrzeug und der Dreh des Films schon<br />

lange vorbei sei. Der Junge ist mit der Antwort zufrieden,<br />

auch wenn es für ihn in seinem Alter noch nicht ganz<br />

einfach zu sein scheint, zwischen Fiktion und Realität zu<br />

unterscheiden.<br />

Doch eben diese Ambivalenz ist für die Einheimischen<br />

allgemein nicht einfach. Sicherlich war Bergues vor dem<br />

Film weniger berühmt, doch es gab auch schon zuvor sehenswerte<br />

Orte in der Stadt, die Touristen – wenn auch<br />

weniger als heute – anzogen. Etwa die Stadtmauer. Seit<br />

72 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


« Willkommen bei den Sch’tis » sehen die meisten Besucher<br />

in Bergues aber nur noch die Geschichte aus dem<br />

Film, den Postbeamten aus dem Süden, der in den Norden<br />

strafversetzt wird. Wie soll man damit umgehen? Soll man<br />

die Gäste darin unterstützen, auf den Spuren des Films zu<br />

wandeln, und damit ein künstliches Bild aufrechterhalten,<br />

oder ihnen lieber das echte Bergues mit seinen authentischen<br />

Sehenswürdigkeiten zeigen? Eine Entscheidung, die<br />

für die Tourismusverantwortlichen nicht einfach ist.<br />

Für Jacques Martel, der auch Vize-Präsident des örtlichen<br />

Fremdenverkehrsamtes ist, liegt die Lösung des Problems<br />

in einem Mittelweg: « In dem Film sieht man kein<br />

einziges Mal die wunderschöne Stadtmauer. Man könnte<br />

das bedauern. Doch Dany Boons Absicht war es ja nicht,<br />

einen Werbefilm über Bergues zu drehen, sondern eine<br />

ganze Region von einer anderen Seite zu zeigen und vor<br />

allem eine Komödie zu drehen. Es ist deshalb nun unsere<br />

Herausforderung, die Menschen, die das Ambiente aus dem<br />

Film suchen, auch an die anderen Sehenswürdigkeiten heranzuführen.<br />

Wir müssen dabei beide Aspekte berücksichtigen<br />

und die richtige Balance finden. Aus diesem Grund<br />

trage ich bei meinen Touren beispielsweise diese Postbotenmütze,<br />

kläre aber gleichzeitig über die Wirklichkeit auf. »<br />

Das Fremdenverkehrsamt hat einen geführten Rundgang<br />

« Willkommen bei den Sch’tis » eingeführt, bei dem<br />

man in einer Stunde die wichtigsten Drehorte sieht, gleichzeitig<br />

aber auch einen Eindruck des echten Bergues erhält.<br />

Denn eines ist sicher: Die Einheimischen wollen aus ihrer<br />

Kleinstadt kein Disneyland machen, wo sie in einem künstlichen<br />

Dekor leben. Sie wollen sich ihre authentische, unaufgeregte<br />

Art, wie sie für den Norden typisch ist und wie<br />

sie auch im Film gezeigt wurde, bewahren, auch wenn sie<br />

den Besuchergruppen mit viel Wohlwollen begegnen.<br />

Bei seinen Rundgängen hat Jacques Martel eine Reihe<br />

von Bildern aus der Zeit der Dreharbeiten bei sich, die<br />

er unterwegs zeigt. Er hält auch immer vor der kleinen<br />

Boutique « Coup de cœur » an, in deren Schaufenster das<br />

Geschenk von Dany Boon an die Bewohner von Bergues<br />

ausgestellt ist – ein von ihm signiertes Foto vom 12. Mai<br />

2007, als die Dreharbeiten begannen. Außerdem berichtet<br />

er, dass der Belfried für die Aufnahmen im Film zu eng<br />

war, so dass sein Inneres in einem Studio rund 50 Kilometer<br />

von Paris entfernt nachgebaut werden musste. Er erzählt<br />

auch, wie ergreifend es für ihn war, dieses künstliche Glockenspiel<br />

mit Glocken aus Styropor selbst einmal zu sehen,<br />

und sensibilisiert die Menschen damit gleichzeitig für den<br />

echten Belfried.<br />

So schafft es Jacques Martel bei seinen Rundgängen<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 73


Frankreich heute Film<br />

Willkommen bei den Sch’tis – die Filmhandlung<br />

Ein Postbeamter führt mit seiner Frau ein zufriedenes, ruhiges<br />

Dasein in der Provence. Doch um das eigene Glück perfekt zu<br />

machen, träumen beide von einem Leben an der Côte d’Azur.<br />

Gerade die an Depressionen leidende Ehefrau verspricht sich<br />

davon eine Verbesserung ihres Gesundheitszustands. Seiner Frau<br />

zuliebe versucht der Postbeamte, sich an die Riviera versetzen zu<br />

lassen. Um dieses Ziel zu erreichen, ist ihm fast jedes Mittel recht.<br />

Allerdings stellt er sich dabei etwas ungeschickt an, so dass es<br />

schließlich zur « Katastrophe » kommt: einer Versetzung in den<br />

Norden Frankreichs. Weil man sich im Süden nur das Schlimmste<br />

über diesen dunklen und kalten Landstrich ausmalt, macht sich<br />

der Postbote ohne Frau und Sohn und ausgerüstet mit einer dicken<br />

Daunenjacke sowie einem Koffer voller Vorurteile allein auf den<br />

Weg nach Bergues – zu den Sch’tis. Dort angekommen merkt er<br />

schnell, dass er zwar den Dialekt der Nordfranzosen überhaupt nicht<br />

versteht, die Menschen aber unglaublich herzlich und liebenswert<br />

sind. Zu seinem Erstaunen trifft er auf einen charmanten kleinen<br />

Ort, ein warmherziges Team und offene, freundliche Menschen.<br />

Ein vom Regisseur Dany Boon selbst gespielter Postbote wird<br />

rasch sein bester Freund. Die Lebenswelten des Postbeamten,<br />

der in Bergues so glücklich ist wie nie zuvor, zu Hause aber immer<br />

noch das Bild des barbarischen Nordens aufrecht erhält, und die<br />

seiner Ehefrau im Süden driften immer weiter auseinander. Dies<br />

geht so weiter, bis die Ehefrau eines Tages beschließt, ihrem Mann<br />

in der vermeintlichen Hölle vor Ort « beizustehen ». Der sieht sich<br />

nun gezwungen, seinem Freund, dem Postboten, und dem Rest<br />

seiner Kollegen zu gestehen, dass er sie seiner Frau als unzivilisierte<br />

Horde beschrieben hat. Doch am Ende der Komödie sind alle<br />

miteinander befreundet und es fließen Tränen, als der Postbeamte<br />

wieder in den Süden ziehen muss.<br />

Links: Das von Dany Boon signierte Foto als Geschenk an die Bewohner. Rechts: Die Stadtmauer von Bergues,<br />

die im Film nicht zu sehen ist. S. 72: Jacques Martel führt eine Reisegruppe durch den Ort. Auf seinem Kopf eine<br />

Postbotenmütze als Reminiszenz an den Film. S. 73: Impressionen aus den Straßen von Bergues.<br />

immer wieder, einen Bezug zwischen der Filmwelt und der<br />

Realität herzustellen, um einerseits die Wünsche der Besucher<br />

zu befriedigen, andererseits stets behutsam zu zeigen,<br />

dass Bergues mehr als eine Filmkulisse ist.<br />

Ein Klassiker der cineastischen Scheinwelt ist das Postamt<br />

der Stadt. Denn anders als alle glauben, ist die echte Post<br />

von Bergues mitnichten in dem Gebäude untergebracht, das<br />

man in Dany Boons Film sieht. Im Vorfeld hatte die Produktionsfirma<br />

bei der Zentrale der Französischen Post in Paris<br />

angefragt, ob man in der Postfiliale von Bergues drehen dürfe.<br />

Dies wurde jedoch abgelehnt. So schuf man für den Film<br />

in einem leerstehenden Verwaltungsgebäude eine « neue »<br />

Post. « Regelmäßig kommt es vor, dass wir Einheimischen<br />

von den Touristen auf der Straße nach dem Weg zur Post<br />

gefragt werden », amüsiert sich Jacques Martel. « Dann frage<br />

ich zurück: die echte oder die aus dem Film? »<br />

Doch auch in dieser Frage zeigt sich wieder die Suche<br />

nach einem Kompromiss zwischen Filmwelt und Wirklichkeit.<br />

Das Gebäude, das bis vor kurzem noch Gaz de France<br />

gehörte, wurde inzwischen der Kommune übertragen. Die<br />

hat in den Räumen ein kleines « Museum » zum Film eingerichtet.<br />

Im Sommer haben diverse Vereine im Ort zudem<br />

beschlossen, dort eine Fotoausstellung über die Dreharbeiten<br />

unterzubringen. Damit will man der erfolgreichen<br />

Zusammenarbeit zwischen Filmteam und Bewohnern ein<br />

kleines Denkmal setzen. Der Eintritt kostet lediglich einen<br />

Euro und wird unter den Vereinen aufgeteilt. Die Stadtverwaltung<br />

sieht darin diese typische Solidarität des Nordens,<br />

die auch im Film zum Ausdruck kommt.<br />

Es ist wahrscheinlich auch der besondere Humor und<br />

die ganz eigene Lebenseinstellung der Menschen im Norden<br />

Frankreichs, die dafür gesorgt haben, dass den Bewohnern<br />

74 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


von Bergues der plötzliche Ruhm nicht zu sehr zu Kopf gestiegen<br />

ist. Denn während es einige Reminiszenzen an den<br />

Film im Stadtbild gibt, ist man von einem kommerziellen<br />

Ausschlachten des Filmerfolgs weit entfernt. So gibt es keine<br />

Schilder mit Aufschriften wie « Hier stellte Dany Boon<br />

sein Fahrrad ab » oder « In dieser Straße kam der Postbeamte<br />

in Bergues an ». Auch die vom Fremdenverkehrsamt<br />

verkauften Souvenirs zeigen einen würdevollen Umgang<br />

mit dem jüngeren Aufstieg der Stadt. Kurzum, Bergues ist<br />

durch den Erfolg des Films nicht größenwahnsinnig geworden<br />

und die Menschen erfreuen sich eher an den neuen<br />

Besuchern anstatt maximales Geld mit ihnen verdienen zu<br />

wollen.<br />

Die größte Veränderung im Stadtbild, die man seit<br />

« Willkommen bei den Sch’tis » beobachten kann, ist eine<br />

Reihe zusätzlicher mobiler Pommesbuden, wie sie für den<br />

Norden Frankreichs so typisch sind und wie sie auch im<br />

Film gezeigt wurden. Einige tragen den Namen « Chez<br />

Momo » wie im Film. Doch die Einheimischen nehmen<br />

dieses Phänomen mit Gelassenheit, zumal die meisten der<br />

Buden eine gute Qualität anbieten.<br />

Während der Dreharbeiten war es für Dany Boon wichtig,<br />

dass die Menschen am Treiben der Filmleute partizipieren<br />

konnten. Es gab nur eine Regel, die jeder beflissentlich<br />

und gerne einhielt: Sobald der Regisseur « Ruhe, wir<br />

drehen » rief, musste Ruhe in den Straßen herrschen. Diese<br />

Gelassenheit mit der Welt des Kinos haben sich die Menschen<br />

von Bergues bis heute bewahrt. Sie freuen sich über<br />

die neuen Gäste in ihren Straßen, sind stolz auf den jungen<br />

Ruhm und bleiben doch so authentisch und bodenständig<br />

wie vorher. Fast so, als hätte die Stadt die Geschichte<br />

des Films, der seine ganze Magie völlig ohne aufwändige<br />

Spezialeffekte schuf, einfach fortgeschrieben. Ein schöner<br />

Erfolg – auf der ganzen Linie.<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 15<br />

Exklusivinterview mit dem Regisseur<br />

Dany Boon<br />

Lesetipp<br />

Der Regisseur Dany Boon ist ein<br />

Kind Nord frankreichs. Sein erster<br />

Film « Bienvenue chez les Ch‘tis »<br />

war schon kurz nach seiner<br />

Premiere zu einem Kultwerk<br />

geworden und wurde ein riesiger<br />

Überraschungserfolg. Es ist ein<br />

Film, der Vorurteile überwinden hilft und das Verbindende<br />

zwischen den regionalen Eigenheiten eines Landes<br />

betont. Wir trafen Dany Boon zu einem Exklusivinterview,<br />

noch bevor der Film zu einem Kassenschlager wurde.<br />

Informationen zur Bestellung dieser und anderer Ausgaben<br />

finden Sie auf Seite 97.<br />

<strong>Nr</strong>. 1 Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />

KU’DAMM / OPERNUMZUG / FRIEDRICHSHAIN / HACKESCHE HÖFE / POTSDAM / NATURKUNDEMUSEUM / MODE / 22 BESTE CAFÉS<br />

<strong>Nr</strong>. 1<br />

Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />

DER<br />

KU’DAMM LEBT<br />

CHARMEOFFENSIVE<br />

IN DER CITY WEST<br />

AUSGEHVIERTEL<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

SPAZIERGANG<br />

HACKESCHE<br />

HÖFE<br />

DIE 22 BESTEN CAFÉS<br />

Mode: Gibt es den Berliner Style?<br />

Potsdam: Erkundungstour im Holländischen Viertel<br />

Naturkundemuseum: 200 Jahre Saurier & Co<br />

AUS DEM<br />

VERLAG VON<br />

Frankreich erleben<br />

DAS NEUE<br />

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Frankreich heute Politik<br />

Weniger Privilegien für Politiker und Beamte<br />

Als Nicolas Sarkozy im Elysée-Palast einzog, verkündete er die Ambition, aus Frankreich eine<br />

République irréprochable, also eine Republik, die sich nichts vorzuwerfen hat, machen zu wollen.<br />

In diesem Kontext wurde alsbald der Kampf gegen ungerechtfertigte Privilegien von Politikern<br />

und Staatsdienern propagiert. Doch was ist aus dem Ansinnen seitdem geworden? Eine<br />

Situationsanalyse.<br />

Das Zurückfahren von Privilegien für hohe Beamte<br />

und Politiker steht in Frankreich regelmäßig auf<br />

der politischen Agenda. Meist nimmt sich jede neue<br />

Regierung nach einem Machtwechsel dieses Ziel vor. Doch<br />

wenn man die Realität genauer betrachtet, scheinen sich bis<br />

heute trotz aller Beteuerungen etliche Privilegien gehalten<br />

zu haben. Es ist zwar nicht so, dass es in den letzten Jahrzehnten<br />

keine Einschnitte gab, meist durchgesetzt, wenn<br />

wirtschaftliche Krisen dazu zwangen, doch im Vergleich gerade<br />

zu einigen nordeuropäischen Staaten wirken viele Privilegien<br />

in Frankreich bis heute sonderbar und äußerst überlebensfähig.<br />

Sollte Sarkozys Ankündigung also wirklich zu<br />

einem grundlegenden Wandel geführt haben?<br />

Eine Veränderung ist auf jeden Fall bei den Medien zu<br />

verzeichnen. Ob Zeitungen oder Fernsehen, die Redakteure<br />

scheuen nicht mehr den Blick über die Landesgrenze und<br />

vergleichen verstärkt, wie es bei dieser Thematik in anderen<br />

Ländern zugeht und welche Privilegien dort existieren.<br />

Dies trägt dazu bei, dass die Franzosen zunehmend lauter<br />

hinterfragen, ob alle Privilegien, die der Staat seinen Repräsentanten<br />

einräumt, wirklich gerechtfertigt sind, insbesondere<br />

in Zeiten, in denen die Politik von der Bevölkerung<br />

verlangt, den Gürtel enger zu schnallen.<br />

In den letzten Monaten machten diverse Skandale rund<br />

um dieses Thema Schlagzeilen. Zwei davon sorgten für<br />

ganz besonderen Wirbel: Der Staatssekretär für Entwicklung<br />

und wirtschaftliche Zusammenarbeit, Alain Joyandet,<br />

schockierte die Nation damit, zu einer Versammlung auf<br />

Martinique mit dem Privatjet angereist zu sein, anstatt den<br />

täglichen Linienflug von Air France zu nehmen. Ein Vergnügen,<br />

das den Steuerzahler stolze 114.000 Euro kostete.<br />

Der andere Fall betraf den erst vor kurzer Zeit geschaffenen<br />

Posten des Staatssekretärs für die Hauptstadtregion. Der<br />

aktuelle Amtsinhaber Christian Blanc musste, nachdem<br />

die Presse den Skandal aufgedeckt hatte, 12.000 Euro für<br />

den Kauf von Zigarren, die er zu einem großen Teil privat<br />

konsumiert hatte, an den Staat zurückzahlen.<br />

Solche Exzesse bleiben heute nicht mehr unbedingt<br />

folgenlos, so wie es früher oft der Fall war. In einer Pressemitteilung<br />

erklärte der Elysée-Palast dazu im Sommer<br />

offiziell, dass « die Staatssekretäre Alain Joyandet und<br />

Christian Blanc die Regierung um ihre Entlassung gebeten<br />

hätten und dass der Präsident der Republik und der Premierminister<br />

ihre Gesuche akzeptiert haben ». Natürlich weiß<br />

man hinter vorgehaltener Hand, dass die beiden Herren<br />

kaum freiwillig ihre Ämter aufgeben wollten, sondern dass<br />

der Elysée-Palast aufgrund des öffentlichen Drucks unter<br />

Handlungszwang geriet und einen solchen Schritt einforderte.<br />

Trotz allem ist festzuhalten, dass das Verhalten der<br />

Staatssekretäre nicht unsanktioniert blieb.<br />

Es sind aber gar nicht nur diese Skandale, die sicherlich<br />

schockieren, aber meist auch ein persönliches Fehlverhalten<br />

beinhalten, die die Bürger in Aufregung versetzen, sondern<br />

die vielen kleinen Privilegien, die sich einige Politiker<br />

herausnehmen. Manche haben dabei durchaus etwas Anekdotenhaftes.<br />

Während niemand in Frage stellt, dass der<br />

Staatspräsident und die Kabinettsmitglieder der Regierung<br />

über Dienstwagen mit Chauffeuren verfügen, so nervt die<br />

Pariser schon lange, dass sie bei ihren Fahrten mit Blaulicht<br />

durch die Stadt rasen und sich damit über rote Ampeln und<br />

Staus hinwegsetzen. Eine Praxis, die, unabhängig von der<br />

jeweiligen Regierung, Überhand genommen hat. Inzwischen<br />

sah man sich aber zu einer Anweisung an die Ministerien<br />

gezwungen, sich im Straßenverkehr diskreter zu<br />

verhalten. Der Anfang für einen Mentalitätswandel wäre in<br />

diesem Bereich also gemacht.<br />

Kostspieliger für den Steuerzahler ist dagegen ein anderes<br />

Privileg: die Dienstwohnungen. Damit ist nicht gemeint,<br />

dass der französische Staatspräsident über herrschaftliche<br />

Privaträume im Elysée-Palast kostenlos verfügen darf, deren<br />

Pracht die deutsche Bundeskanzlerin vor Neid erblassen<br />

lassen müsste. Jeder Franzose gesteht diesem hohen Amt<br />

mit seinen Repräsentationspflichten dieses Privileg zu. In<br />

Frankreich besitzt aber auch jeder Präfekt als Vertreter des<br />

Staates in den Departements ein Anrecht auf eine repräsentative<br />

Bleibe. Meist handelt es sich dabei um sehr luxuriöse<br />

Anwesen, nicht selten gar um das schönste Palais der Stadt,<br />

bei denen Annehmlichkeiten wie Schwimmbad oder privater<br />

Tennisplatz zum gebotenen Komfort dazugehören. Hinzu<br />

kommen Haushaltshilfen, Gärtner, Chauffeure usw. Nichts<br />

scheint zu teuer, um die Macht des Staates zu symbolisieren.<br />

Aber ein konkretes Umdenken diesbezüglich ist auch nach<br />

der Machtübernahme von Sarkozy bisher nicht erkennbar.<br />

Das heißt aber nicht, dass das Thema Dienstwohnungen<br />

in den letzten Jahren völlig ignoriert wurde. Erste<br />

Einschränkungen wurden nämlich bereits veranlasst, allerdings<br />

nicht bei den Präfekten, sondern bei den Ministern.<br />

Während viele von ihnen bis vor kurzem noch über bis zu<br />

76 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


mehrere hundert Quadratmeter große kostenlose Dienstwohnungen<br />

mitten in Paris – ein selbst für Gutverdienende<br />

unbezahlbarer Luxus – verfügen konnten, wurde die maximale<br />

Größe solcher Wohnungen inzwischen gesetzlich<br />

geregelt. So hat ein Minister nur noch ein Anrecht auf<br />

80 Quadratmeter, zuzüglich 20 Quadratmeter für jedes<br />

Kind. Außerdem müssen diese Dienstwohnungen nun bei<br />

der Steuererklärung des Ministers berücksichtigt werden.<br />

Ebenfalls ein absolutes Novum. Infolge dieser Neuregelung<br />

haben einige Minister, die ohnehin in Paris leben, bereits<br />

ihre Dienstwohnungen aufgegeben.<br />

Nachdem Nicolas Sarkozy 2007 in das höchste Staatsamt<br />

des Landes gewählt wurde, hat er zunächst sein eigenes Salär<br />

zwar um 170 Prozent erhöht und damit an das des Premierministers<br />

angepasst, wobei beide mit 19.500 Euro monatlich<br />

immer noch weit weniger als die meisten Spitzenmanager<br />

der Privatwirtschaft verdienen. Gleichzeitig hat er aber auch<br />

eine andere für das Land revolutionäre Neuerung eingeführt:<br />

die Veröffentlichung des Budgets des Präsidialamtes und die<br />

Überprüfung desgleichen durch den Rechnungshof und das<br />

Parlament. Bis zu dieser Maßnahme war nicht bekannt, wie<br />

viel Geld der französische Staatspräsident für seine Verwaltung<br />

und diverse Aktionen zur Verfügung hatte. Sarkozys<br />

Idee hinter dieser Reform ist simpel und passt zu seiner<br />

République irréprochable: Mehr Transparenz schaffen, damit<br />

das Volk weniger das Gefühl hat, dass die eigenen Volksvertreter<br />

über dem Gesetz stehen.<br />

Der Rechnungshof hat sich der neuen Aufgabe jedenfalls<br />

gestellt. Im letzten Bericht erkennt er an, dass sich im<br />

Elysée-Palast der Umgang mit Geld verbessert hat, dass<br />

aber auch noch diverse Anstrengungen unternommen werden<br />

müssen, insbesondere bei den Reisen des Präsidenten.<br />

Die Ausgaben dafür haben sich von 14 Millionen Euro im<br />

Jahr 2008 auf 19,7 Millionen Euro im Jahr 2009 erhöht. Die<br />

neue Transparenz könnte langfristig also die gewünschte<br />

Wirkung zeigen.<br />

In kleinen Dingen ist man im Elysée-Palast ohnehin<br />

sparsam geworden, zumindest wenn es sich gut nach außen<br />

kommunizieren lässt. So wurden die konventionellen Glühbirnen<br />

im ganzen Gebäude publikumswirksam durch neue<br />

Energiesparlampen ersetzt. Wobei der Ehrlichkeit halber<br />

erwähnt werden sollte, dass die neuen Sparlampen zukünftig<br />

ohnehin vorgeschrieben sind.<br />

Die Ministerien können dem Trend nach der neuen<br />

gewollten Bescheidenheit ebenfalls nicht entgehen. Neben<br />

den Neuregelungen für die Dienstwohnungen der Minister<br />

ist ein gewisser Mentalitätswandel auch in anderen Bereichen<br />

zu spüren. So bekommen eingeladene VIP-Gäste<br />

des Ministeriums für Forschung und höhere Bildung keine<br />

Hermès-Kravatte mehr als Präsent überreicht, sondern<br />

ein Buch, dessen Anschaffung weit weniger kostspielig ist.<br />

Vorbei sind auch die Zeiten, in denen der Premierminister<br />

keine Skrupel hatte, mit einer Falcone der Republik am<br />

Wochenende in seinen Heimatwahlkreis zu fliegen. Außerdem<br />

will die Regierung tausende Fahrzeuge des 75.000 Autos<br />

starken staatlichen Fuhrparks, wobei hierzu nicht nur<br />

die eigentlichen Wagen der Regierung, sondern auch die<br />

öffentlicher Unternehmen wie den Autobahngesellschaften<br />

oder der Post zählen, abschaffen.<br />

Trotz dieses neuen Zeitgeistes kann aber auch nicht<br />

übersehen werden, dass manche Privilegien eine hartnäckige<br />

Überlebensdauer aufweisen. Dies gilt ganz besonders für<br />

einen Bereich, der die Franzosen in den letzten Monaten<br />

ganz besonders beschäftigte: die finanzielle Absicherung im<br />

Alter. Während von der allgemeinen Bevölkerung immer<br />

größere Zugeständnisse eingefordert werden, beispielsweise<br />

die Erhöhung des Renteneintrittsalters, bleiben Volksvertreter<br />

und höhere Beamte von tieferen Einschnitten bisher<br />

noch relativ unberührt bzw. haben eine sehr viel komfortablere<br />

Ausgangsbasis.<br />

So ist jeder Euro, den ein Abgeordneter der Nationalversammlung<br />

in die Pensionskasse einzahlt, 6,10 Euro wert,<br />

wenn er in Pension geht. Bei einem Senator sind es sogar<br />

7,40 Euro, bei einem Angestellten der Privatwirtschaft<br />

dagegen nur zwischen 0,87 und 1,51 Euro. Die Volksvertreter<br />

haben also ein rund siebenmal so vorteilhaftes<br />

Rentensystem wie die normalen Arbeitnehmer. Außerdem<br />

muss ein Abgeordneter oder Senator nur 22,5 Jahre lang in<br />

die Pensionskasse einzahlen, um später die höchstmögliche<br />

Pension ausgezahlt zu bekommen. In der Privatwirtschaft<br />

sind dafür normalerweise 41 Jahre notwendig. Selbst wenn<br />

ein Volksvertreter natürlich das Risiko trägt, eventuell<br />

nicht wiedergewählt zu werden, scheint diese große Differenz<br />

zwischen den beiden Systemen in den Augen von<br />

immer mehr Franzosen kaum mehr gerecht. Das Parlament<br />

hat deshalb auch kürzlich eingewilligt, dass eigene System<br />

überdenken zu wollen.<br />

Zu den Senioren im Land, die sich keine finanziellen<br />

Sorgen machen müssen, gehört auch Altpräsident Jacques<br />

Chirac. Seine Bezüge machten ebenfalls monatelang<br />

Schlagzeilen im Land. Denn neben den 5.250 Euro Pension<br />

für seine Tätigkeit als Präsident, erhält er auch 5.0<strong>30</strong><br />

Euro für seine Tätigkeit als Abgeordneter, 3.500 Euro<br />

für seine Tätigkeit am Rechnungshof und 5.000 Euro für<br />

seine Tätigkeit als Conseiller Général und Bürgermeister<br />

von Paris, summa summarum 18.780 Euro. Doch noch<br />

mehr als die hohe Summe regte die Menschen auf, dass es<br />

möglich ist, diverse Pensionsansprüche derart kumulieren<br />

zu können.<br />

Das Beispiel über die Altersabsicherung zeigt, dass die<br />

neue, von Nicolas Sarkozy vorgegebene, Marschrichtung<br />

noch lange nicht alle Privilegien erreicht hat. Dennoch<br />

wurde, wie die zuvor genannten Beispiele zeigen, in anderen<br />

Bereichen ein Mentalitätswandel eingeleitet. Er scheint auf<br />

den ersten Blick nachhaltiger zu sein als ähnliche Versuche<br />

in der Vergangenheit. Ob dem langfristig aber wirklich so<br />

ist, wird man erst in ein paar Jahren endgültig bewerten<br />

können. Eines ist aber auch sicher: Die Präfekten oder pensionierten<br />

Abgeordneten dürften noch ein paar nette Jahre<br />

vor sich haben.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 77


Kulturszene<br />

Katerine: Bla, bla, bla<br />

CD von Barclay<br />

CDs<br />

Philippe Katerine, den alle nur Katerine nennen, ist in<br />

der Musikszene eine Art « Ufo ». Der <strong>30</strong>-Jährige macht<br />

sich in seinen Texten scheinbar über alles lustig. Berühmt<br />

wurde er mit der zweideutigen Textzeile: « Lass<br />

mich nackt am Strand meine Banane essen », mit seinen<br />

Kostümen und selbst mit dem Cover seiner CD. Hinter diesen wenig<br />

seriösen Merkmalen verbirgt sich aber ein echter Liebhaber gefühlvoller<br />

Chansons. Mit Sicherheit eine Entdeckung in der Welt des französischen<br />

Pop <strong>2010</strong>.<br />

Raphaël: Pacific 231<br />

CD von Emi<br />

Zwei Jahre nach « Je sais que la terre est plate » (dt. Ich weiß, dass die Erde eine<br />

Scheibe ist) ist der Autor der mit Platin ausgezeichneten CD « Caravane » wieder<br />

zurück. Sein fünftes Album « Pacific 23 » wurde im letzten Winter in Paris<br />

produziert und beinhaltet 14 neue Stücke mit der so typischen, melancholischen<br />

Stimme des beliebten Sängers.<br />

Albrecht Mayer: Bonjour Paris<br />

CD von Decca<br />

Er ist mittlerweile Weltstar in seinem Fach, der Oboist der Berliner<br />

Philharmoniker Albrecht Mayer. Einen Teil seines Studiums absolvierte<br />

er in Paris, weswegen er seine gelungene neue Solo-CD der<br />

Stadt widmet, die er so liebt. Neben Werken von Debussy und Ravel<br />

finden sich auch hörenswerte Adaptionen von Stücken von Erik Satie<br />

für Oboe. Begleitet wird Mayer von der renommierten Academie of St.<br />

Martin in the Fields.<br />

A Real Live<br />

Originaltitel: Au voleur • Frankreich 2009, 96 min • Ein Film von Sarah Leonor mit Guillaume<br />

Depardieu, Florence Loiret-Caille, Jacques Nolot u. a. • Kinostart: 11. <strong>November</strong> <strong>2010</strong>, im<br />

Verleih von Projektor Filmverleih<br />

Es ist der letzte Film, für den der kürzlich verstorbene Guillaume Depardieu vor<br />

der Kamera stand. Darin spielt er einen Dieb, der einer jungen Frau erste Hilfe<br />

leistet – sie dabei aber erst einmal bestiehlt. Es entwickelt sich eine intensive Beziehung,<br />

die von Sarah Leonor sensibel in Szene gesetzt wurde. Mal wieder ein<br />

richtig französischer Liebesfilm – konsequent, romantisch, verstörend.<br />

78 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Gärten der Provence<br />

Bildband, 160 Seiten, Kosmos<br />

Bücher<br />

Mit diesem hochwertigen Band nimmt die Journalistin Gudrun Mangold ihre<br />

Leser mit auf eine Gartenreise durch die Provence. Neben den weiten Lavendelfeldern<br />

gibt es in der Region noch viel mehr zu entdecken. Die Wein- und<br />

Obstgärten, Parks voller Rosen oder Bambus und grüne Oasen mit traumhaften<br />

Teichen und Wasserfällen hat Bruno Preschesmisky auf 200 farbenfrohen Fotografien<br />

festgehalten. Geschmückt mit Mangolds Texten bringen sie den Leser<br />

wunderbar zum Träumen. Fernweh inklusive.<br />

Frédérique Deghelt: Frühstück mit Proust<br />

Roman, 288 Seiten, rütten&loening<br />

Jade will nicht zulassen, dass ihre geliebte Großmutter Mamoune von den Tanten in ein<br />

Altenheim abgeschoben wird und holt sie kurzerhand zu sich nach Paris. Für die beiden<br />

Frauen ist das der Beginn eines wahrlich ungewöhnlichen WG-Lebens. Eines Tages verrät<br />

Mamoune ihrer Enkelin ihr größtes Geheimnis: Seit Jahren liest sie heimlich Literaturklassiker.<br />

Jade, die ihre Großmutter nie mit einem anderen Buch als der Bibel gesehen hat, muss<br />

ihr Bild vom einfachen Leben Mamounes nun gründlich korrigieren. Ein Roman, der ans<br />

Herz geht und anregt, das eigene Leben zu reflektieren.<br />

Roland Barthes: Mythen des Alltags<br />

Essays, 325 Seiten, Suhrkamp<br />

Der Denker und Schriftsteller Roland Barthes ist im deutschsprachigen Raum<br />

nur einem kleineren Fachpublikum bekannt, in Frankreich dagegen gehört er<br />

zur ersten Riege der Philosophen. Die hier erstmals in einem Band vorliegenden<br />

Essays aus den 1950er-Jahren bieten einen leichten Einstieg in seine Denkweise.<br />

Was zum Beispiel steckt wirklich hinter den Fotografien des Harcourt-Studios?<br />

Und wieso muss ein Beefsteak blutig sein? Höchst luzide Antworten finden sich<br />

in diesem lesenswerten und anregenden Buch.<br />

Filme<br />

Carlos – Der Schakal<br />

Originaltitel: Carlos • Frankreich/Deutschland <strong>2010</strong>, 332 min • Ein<br />

Film von Olivier Assayas mit Edgar Ramirez, Anna Thalbach, Jule<br />

Böwe u. a. • Kinostart: 04. <strong>November</strong> <strong>2010</strong>, im Verleih von Warner<br />

Der Mann, den man nur unter dem Decknamen Carlos kannte, galt<br />

über Jahrzehnte als der gefährlichste Terrorist der Welt. Anfangs<br />

von Regierungen aus dem Ostblock gedeckt, machten bald sämtliche<br />

Geheimdienste auf ihn Jagd. Bis er 1984 gefasst wird. Dieser<br />

außergewöhnliche Fünfstundenfilm erzählt auf spektakuläre Weise seine Geschichte.<br />

Mit dabei auch die gefeierte deutsche Jungschauspielerin Nora von Waldstätten.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 79


Art de vivre Champagner<br />

80 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Champagner für alle!<br />

Gute Qualität für unter 15 Euro<br />

Als das Getränk überhaupt, mit dem freudige Ereignisse begossen werden,<br />

ist der Champagner auch das Getränk der Wahl zum Feiern des Jahreswechsels<br />

an Silvester. Kurz vor dem besonderen Abend beginnen die Franzosen, sich nach<br />

« ihrem » Champagner für dieses Jahr umzusehen. In dieser Ausgabe will Frankreich<br />

erleben einen kleinen Feldversuch unternehmen: Bekommt man in Frankreich<br />

einen Champagner für weniger als 15 Euro?<br />

Anfangen wollen wir unsere Recherche in einem der<br />

Traditionsgeschäfte für Wein: Wir klopfen an die Tür<br />

einer Filiale von « Nicolas », einer Kette, deren Zweigstellen<br />

man in jeder größeren Stadt Frankreichs findet. Die<br />

Firma hat einen guten Ruf, den sie sich seit ihrer Gründung<br />

1822 mit viel Fleiß erarbeitet hat. Natürlich hängt es von der<br />

Größe der Filiale ab, wie viele verschiedene Champagner vorrätig<br />

sind. In der unsrigen beginnen die günstigsten Champagner<br />

ohne Jahrgangsangabe bei 20 Euro pro Flasche. Für die<br />

besseren mit eigener Cuvée fangen die Preise bei 2<strong>30</strong> Euro an.<br />

Wir begreifen schnell, hier werden wir nicht fündig auf unserer<br />

Suche nach dem Champagner für weniger als 15 Euro.<br />

Versuchen wir es weiter bei einem unabhängigen Weinhändler<br />

im 15. Pariser Arrondissement. Ebenso wie « Nicolas<br />

» kann auch er uns keine Flasche zum gesuchten Preis<br />

anbieten. Bei ihm beginnt der günstigste Champagner bei<br />

23,50 Euro. Er erklärt uns aber, dass er von Zeit zu Zeit<br />

Sonderpreise für diese edlen Schaumweine hat. Er darf natürlich<br />

nicht mit Verlust verkaufen, das ist ja nicht erlaubt,<br />

aber er setzt den Preis dann so an, dass er keinen Gewinn<br />

erzielt. Er tut das hin und wieder als Werbeaktion für seine<br />

Kunden. Eine generelle Preisgestaltung dieser Art kann er<br />

sich aber nicht erlauben. « Sonst könnte ich meinen Laden<br />

gleich schließen, » sagt er. Letztlich bestärkt er uns darin,<br />

dass sich durchaus ein preiswerter Champagner finden lässt.<br />

Man muss nur Glück haben. Oder sich in die Gegend von<br />

Reims begeben, zu den Produzenten selbst.<br />

Bevor wir das auch wirklich tun und uns in den Osten<br />

Frankreichs aufmachen, besuchen wir noch einen der großen<br />

Supermärkte. Bei den riesigen Mengen, die hier täglich<br />

umgesetzt werden, müssen die Margen ein Schnäppchen<br />

doch zulassen. Wir betreten einen Monoprix, eine alte Supermarktkette<br />

in Paris. Und dort die Überraschung! Wir<br />

finden eine Flasche « Bruther Brut » für 12,96 Euro (ohne<br />

Jahrgangsbezeichnung). Auf dem Etikett sind aber keine<br />

weiterführenden Informationen und eine Verkäuferin, die<br />

uns helfen könnte, ist nirgends zu sehen. Wir würden schon<br />

gern wissen, was wir da kaufen. Denn kosten können wir<br />

ja nicht. Als wir weiter unschlüssig vor dem Regal stehen,<br />

erscheint neben uns ein anderer Kunde. « Ist der gut? », fragt<br />

er und deutet auf die Flasche in unserer Hand. Das gleiche<br />

fragen wir uns ja auch, und zucken die Achseln. Wir lassen<br />

diesen Champagner lieber im Regal und machen uns weiter<br />

auf die Suche.<br />

Jetzt geht es zu einem der großen Einkaufszentren,<br />

die sich überall an den Rändern der französischen Städte<br />

befinden. Hypermarché werden sie genannt. Weil sie sich<br />

außerhalb der teuren Innenstadtzonen befinden, sind sie<br />

meistens auch viel günstiger. Carrefour, Leclerc, Auchan –<br />

sie alle haben gemeinsam, dass sie sich untereinander einen<br />

unerbittlichen Preiskrieg liefern und in ihrer Kundenwerbung<br />

lautstark beteuern, dass es bei ihnen ganz gewiss am<br />

allergünstigsten sei. Wir entscheiden uns für eine Leclerc-<br />

Filiale im Nordwesten von Paris in Lavallois-Perret, einer<br />

eher kaufkräftigen Banlieue der Hauptstadt.<br />

Schwer einzuschätzen, wann es der richtige Moment für<br />

einen Besuch bei Leclerc ist. Wir jedenfalls platzen direkt<br />

in die großen Aktionswochen vom 22. September bis 2.<br />

Oktober, die « Weinmesse » genannt werden. Hier sollen<br />

außerordentliche Preise gelten. Und tatsächlich, zu unserem<br />

großen Erstaunen finden wir sofort eine Flasche « Marquis<br />

de Vauzelle brut » für nur… 9,99 Euro. Es ist sogar möglich,<br />

mit einem Verkäufer zu sprechen und Informationen einzuholen.<br />

Wir wollen natürlich sofort wissen, wie der Preis<br />

zustande kommt. « Das ist natürlich ein absolutes Schnäppchen<br />

», sagt uns der Mann. « Dieser Champagner ist wirklich<br />

exzellent, seine Perlen sind von einer großen Finesse,<br />

seine Nase ist fruchtig und er ist frisch und leicht… »<br />

Offensichtlich hat der Verkäufer den Text auswendig gelernt,<br />

der draußen auf den Werbeschildern zur Weinmesse<br />

prangt. Wir bleiben hartnäckig und wollen wissen, wie dieser<br />

Preis zustande kommt. « Aber ich versichere Ihnen, das<br />

ist ein echter Champagner! Wir haben für die Aktionswochen<br />

eben 40.000 Flaschen davon gekauft und so den Preis<br />

gedrückt. » Tatsächlich, das Etikett trägt die Bezeichnung<br />

AOC Champagne, das Siegel also, das garantiert, dass der<br />

Champagner echt ist. Auch das Emblem sieht echt aus und<br />

wird wohl kaum eine Kopie sein. Trotzdem bleiben wir skep-<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 81


Art de vivre Champagner<br />

tisch, kaufen aber eine Flasche, um sie später zu probieren.<br />

Bei den Konkurrenten von Leclerc – wir statten Carrefour<br />

noch einen Besuch ab – ist ganz zufällig ebenfalls<br />

Weinmesse. Auch hier finden wir einen Champagner für<br />

9,95 Euro pro Flasche, einen « Charles d’Embrun Brut ».<br />

Offensichtlich schläft die Konkurrenz nicht. Auch hier<br />

nehmen wir eine Flasche, um sie später mit der von Leclerc<br />

zu vergleichen.<br />

Wir folgen nun endlich dem Rat unseres Pariser Weinhändlers<br />

und fahren in die Region, wo der Champagner<br />

produziert wird. Dort wird man doch sicher guten Champagner<br />

für wenig Geld bekommen. Mit dem Auto geht es in<br />

die Gegend zwischen Reims und Epernay – die Region für<br />

Champagner schlechthin also. Auf dem Weg dahin kommen<br />

wir an Fagnière vorbei, wo uns ein Leclerc-Supermarkt<br />

auffällt. Da halten wir doch sofort an, um die Weinabteilung<br />

zu überprüfen. Und tatsächlich: Es gibt einen « Laurence d.<br />

Brut » für 9,50 Euro. Hier schlagen wir auch zu und legen<br />

die Beute zu den anderen Flaschen in den Kofferraum. Unsere<br />

hübsche Sammlung wird langsam immer größer.<br />

Wir haben uns für die Tour zu den lokalen Champagner-<br />

Produzenten mit einigen von ihnen verabredet. Die meisten<br />

empfangen uns sehr herzlich in ihren Weingütern und erklären<br />

uns ihre Situation genauer. Denn sie haben es durchaus<br />

nicht leicht auf dem Markt für Champagner, der heute von<br />

einigen wenigen großen Häusern dominiert wird: Taittinger,<br />

Rothschild oder Mumm. Auch diese produzieren Champagner<br />

von sehr hoher Qualität, den sie in die ganze Welt exportieren.<br />

Auf sie ist es zurückzuführen, dass Champagner<br />

überall als Luxusgut zu einem hohen Preis angesehen wird.<br />

Für die kleinen Produzenten ist es beinahe unmöglich, in<br />

dieser Liga mitzuhalten. Selbst wenn ihr Champagner von<br />

gleich hoher Qualität ist, verfügen sie nicht über die großen<br />

Marketingbudgets, um es überhaupt in die Regale der teuren<br />

Restaurants und Hotels zu schaffen. Ein Ausweg aus dieser<br />

Situation ist neben der Mitgliedschaft in einer Winzergenossenschaft,<br />

welche das zentrale Marketing übernimmt,<br />

der direkte Abverkauf vom Weingut aus.<br />

So kommt es, dass alle Produzenten, die wir besuchen,<br />

ihren Champagner zu günstigen Preisen anbieten, da die<br />

Kosten für Zwischenhandel, Lagerung und Transport wegfallen.<br />

Ohne Probleme finden wir guten Champagner für<br />

unter 15 Euro. So günstig – um nicht « billig » zu sagen –<br />

wie in den Supermärkten zur Weinmesse sind die Flaschen<br />

aber nicht. Wie kommt das?<br />

Die Antwort ist einfach: In 2009 kauften die großen<br />

Champagnerhäuser den Winzern ihre Trauben zu Kilopreisen<br />

zwischen 4,80 und 5,80 Euro ab. Wenn man bedenkt,<br />

dass man 1,2 Kilogramm Champagnertrauben benötigt,<br />

um eine Flasche herzustellen, liegen die einfachen Kosten<br />

für die Flaschenproduktion bei 5,76 Euro bzw. 6,96 Euro<br />

– noch bevor der Champagner überhaupt ins Fass gerät.<br />

Wenn man nun noch die Kosten berücksichtigt, die bei der<br />

eigentlichen Kelterung und der zeitaufwendigen Lagerung<br />

entstehen, wird schnell klar, dass ein Preis von unter zehn<br />

Euro pro Flasche auf langfristige Sicht unrentabel ist. Ein<br />

solcher Preis kann nur zu den Marktbedingungen der großen<br />

Supermarktketten gehalten werden.<br />

Wieder nach Paris zurückgekehrt, beschließen wir,<br />

eine kleine Verkostung vorzunehmen. Es sind insgesamt<br />

zehn Flaschen. Weil wir selbst nicht so wirklich vom Fach<br />

sind, laden wir einige Experten dazu: Professionelle aus der<br />

Champagnerbranche und den Barkeeper eines renommierten<br />

Pariser Hotels. Ohne ihnen die Etiketten zu zeigen und<br />

erst recht, ohne den Preis der jeweiligen Flasche zu nennen,<br />

präsentieren wir ihnen den Champagner.<br />

Das Ergebnis ist erstaunlich: Keiner der Champagner<br />

wird ganz aus dem Rennen geworfen. Sicher, jeder Tester<br />

hat seine eigenen Vorlieben und kann die auch erklären,<br />

keiner aber findet einen der Champagner wirklich schlecht.<br />

Einhelliges Ergebnis ist aber auch, dass die billigen Champagner<br />

aus dem Supermarkt von allen am wenigsten positiv<br />

bewertet werden.<br />

Wir halten am Ende unserer Recherche also fest, dass<br />

es durchaus möglich ist, einen Champagner für weniger<br />

als 15 Euro pro Flasche zu finden. Solange man dabei<br />

darauf achtet, dass sie das Etikett der AOC Champagne<br />

trägt, wird man auch nicht zum Narren gehalten. Das ist<br />

das erste. Die andere Erkenntnis ist, dass die Qualität des<br />

Champagners nicht immer mit seinem (hohen) Preis in Verbindung<br />

gebracht werden muss. Wie so oft machen hier die<br />

Zwischenhändler einen Großteil des Preises aus. Und die<br />

dritte Erkenntnis: Man muss das Glück haben, einen der<br />

großen Supermärkte während der Weinmessen aufsuchen<br />

zu können. Oder man muss sich die Mühe machen, seinen<br />

Champagner direkt bei den Produzenten zu erwerben.<br />

Lieferadresse für günstigen Champagner<br />

Nicht jeder hat die Möglichkeit, sich bei einer Frankreichreise<br />

mit günstigem Champagner einzudecken. Einige günstige<br />

Hersteller liefern aber auch direkt in den deutschsprachigen<br />

Raum, so<br />

Champagne Yvelines Prat<br />

9, rue des Ruisselots<br />

511<strong>30</strong> Vert-Toulon<br />

Telefon: +33 (0)3 26 52 12 16<br />

Fax: +33 (0)3 26 52 03 04<br />

E-Mail: info@champagneprat.com<br />

www.champagneprat.com<br />

Drei Sorten sind für unter 15 Euro zu haben:<br />

- Brut Tradition Yveline Prat für 13.20 Euro pro Flasche (75cl)<br />

- Demi-sec Yveline Prat für 13.20 Euro pro Flasche (75cl)<br />

- Cuvée Sélection Yveline Prat für 14.20 Euro<br />

pro Flasche (75cl)<br />

Preise jeweils zuzüglich Versandkosten.<br />

82 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 83


Art de Vivre Armagnac<br />

700 Jahre und noch keine Falten:<br />

die Geschichte des Armagnac<br />

Armagnac findet man sowohl in den schicken Cocktailbars wie auch im Küchenschrank<br />

bei den Großeltern, besonders im Südwesten Frankreichs, von wo er stammt. Zwar wissen die<br />

meisten, dass es sich beim Armagnac um einen Weinbrand handelt, aber wer weiß schon,<br />

woraus er genau gemacht wird, oder wie man ihn am besten trinkt? In diesem Jahr feiert der<br />

Armagnac seinen 700. Geburtstag – für uns die Gelegenheit, ein bisschen mehr über die<br />

älteste Spirituose Frankreichs zu erzählen.<br />

Das erste, was man erwähnen muss, wenn man vom<br />

Armagnac spricht, ist natürlich sein Alter – 700<br />

Jahre hat er auf dem Buckel. Welcher Alkohol kann<br />

das schon von sich behaupten? Seit 1310 wird Armagnac<br />

produziert. Dass er ein paar besondere Eigenschaften haben<br />

muss, zeigen auch die heutigen Zahlen: 6,6 Millionen Flaschen<br />

wurden im Jahr 2008 verkauft.<br />

Dabei sind die 700 Jahre durchaus kein Marketing-<br />

Gag, die Zahl stützt sich auf historische Fakten. Es finden<br />

sich nämlich – im Gegensatz zu vielen anderen Alkoholika<br />

– sehr genaue Zeugnisse, die belegen, wann Armagnac das<br />

erste Mal produziert wurde. Grund dafür ist die Leidenschaft<br />

des Kirchenmannes Vital Dufour für die Medizin.<br />

Er lebte von 1260 bis 1327 und verfasste 1310 ein Buch über<br />

« Brände, die die Gesundheit und das Wohlbefinden bewahren<br />

». Eine frühe Form unserer heutigen Wellness-Ratgeber.<br />

Darin beschreibt er nicht weniger als 40 Wirkungen eines<br />

damals noch wenig bekannten Schnapses, der « Aygue ardente<br />

» genannt wurde – der Vorläufer des Armagnac.<br />

Auf der Liste der angeblichen Wirkungen finden sich<br />

viele, die uns heute schmunzeln lassen. Da wird etwa<br />

beschrieben, dass « die Röte aus Augen und Wangen verschwinde<br />

», dass « Tränen gestoppt » und bei mäßigem Genuss<br />

« die Sinne geschärft » würden, oder dass sich « Mut<br />

und Verwegenheit » einstelle, wenn man den Schnaps von<br />

Zeit zu Zeit trinkt. Da der Mönch auch aufschrieb, wie man<br />

das Getränk zuzubereiten habe, ist er indirekt mitverantwortlich<br />

dafür, dass mit dem Erscheinen des Nachdrucks<br />

seines Buches im Jahre 1531 die erste « Werbekampagne »<br />

Frankreichs für Alkohol ins Rollen kam. Die Kampagne<br />

hatte Erfolg – bald war das Wissen um den Armagnac in<br />

weiten Teilen des Landes verbreitet. Man findet eine Ausgabe<br />

des Buches sogar in den Archiven des Vatikans.<br />

War es nun der Erfolg des Buches von Vital Dufour<br />

84 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Welchen Armagnac wie trinken?<br />

Armagnac<br />

Um den Käufern die Sache einfacher zu machen, gibt es<br />

seit 2009 ein Bewertungssystem, das auf allen Etiketten der<br />

Armagnac-Flaschen zu finden ist. Es ist in vier Kategorien<br />

aufgeteilt, die mit Quadraten symbolisiert werden:<br />

VS oder ***: Ein junger Armagnac von ein bis drei Jahren.<br />

Er wird hauptsächlich in der Küche genutzt, um eine Sauce<br />

zu verfeinern oder Geflügel oder Krustentiere zu flambieren.<br />

Häufig wird er auch für Süßspeisen verwendet.<br />

VSOP oder Napoleon: Ein Armagnac von vier bis neun Jahren.<br />

Er wird gern als Aperitif getrunken, einfach mit einem Eiswürfel<br />

oder mit Tonic-Wasser und einer Zitronenscheibe, und ist auch<br />

Grundzutat für Cocktails.<br />

XO oder Hors d’âge: Dieser Armagnac ist mindestens zehn<br />

Jahre alt. Er wird gerne als Digestif nach einem guten Essen<br />

getrunken. Oft reicht man ihn zum Kaffee oder – für die<br />

besonderen Kenner – zu einer Zigarre.<br />

XO Premium: Hier handelt es sich um einen mindestens 20<br />

Jahre alten Armagnac, der zudem noch sortenrein ist. Ein<br />

Spitzenweinbrand, dessen Extraklasse sich natürlich auch im<br />

Preis niederschlägt. Er wird regelrecht verkostet und zelebriert,<br />

gerne zum krönenden Abschluss eines geselligen Abends. Ein<br />

XO Premium ist ein typisches Präsent, wenn man etwas ganz<br />

Besonderes schenken möchte.<br />

Baron de Lustrac<br />

Jahrgänge mit Charakter<br />

www.armagnac-baron-de-lustrac.com<br />

oder lag es an der Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda? Jedenfalls hat der Armagnac<br />

nach einigen Jahrhunderten<br />

schon einen solchen Bekanntheitsgrad<br />

erlangt, dass um 1893 bereits eine<br />

Weinanbaufläche von 108.000 Hektar<br />

benötigt wurde, um die Nachfrage zu<br />

bedienen. Wie aber viele Weinanbaugebiete<br />

Frankreichs zu dieser Zeit, waren auch die Weinberge,<br />

auf denen die Trauben für den Armagnac wuchsen,<br />

1909 von der verheerenden Blattlausplage betroffen. Die<br />

Anbaufläche schrumpfte bis heute auf 20.000 Hektar, auf<br />

denen noch 800 Winzer produzieren.<br />

Seit 1936 gelten auch für den Armagnac die strengen<br />

Regeln einer AOC. Sie bestimmen genau, wo die Trauben<br />

für den Armagnac angebaut sein<br />

müssen. Drei Zonen gibt es: in den<br />

Landes, in Lot-et-Garonne und im<br />

Gers. Das Anbaugebiet im Westen<br />

« Bas-Armagnac » mit seinen sandigen,<br />

eisenhaltigen Böden liefert einen<br />

fruchtigen Alkohol. Das in der Mitte<br />

gelegene « Armagnac-Ténarèze » mit<br />

seiner ton- und kalkreichen Erde bringt einen stärkeren<br />

Weinbrand hervor, der für längeres Lagern gut geeignet ist.<br />

Im Gebiet « Haut-Armagnac » schließlich, das im Osten<br />

und Süden liegt, wird auf den besonders kalkhaltigen Boden<br />

ein Armagnac in verschiedene Geschmacksvarianten<br />

produziert.<br />

Vier Sorten Weißweintrauben werden für die Destillierung<br />

von Armagnac verwendet: Ugni-blanc, Folle Blanche,<br />

Baco und Colombard. Wenn der Schnaps aus der Destillieranlage<br />

gekommen ist, wird er erst einmal in 400-Liter-<br />

Eichenfässern gelagert, die aus dem Holz der Gascogne<br />

oder dem Limousin gefertigt sind. Diese Lagerung bewirkt<br />

die Anreicherung des Weinbrands mit Taninen und den<br />

Aromen des Holzes. Während dieser Zeit « verdampft » der<br />

Alkohol auf natürliche Weise durch die Poren der Holzfässer.<br />

Die Winzer nennen diese verschwindende Menge den<br />

Teil, « der den Engeln zusteht ».<br />

Wenn der Kellermeister entscheidet, dass der Reifeprozess<br />

abgeschlossen ist, verschneidet er Brände aus verschiedenen<br />

Altern und Geschmäckern. Für eine weitere Reifung<br />

wird der so komponierte Armagnac in alte Weinfässer gefüllt.<br />

Der Mindestalkoholgehalt beträgt 40 Prozent. Es gibt<br />

aber auch seltene alte Armagnac, die einen noch höheren<br />

Alkoholgehalt aufweisen.<br />

Der Armagnac hätte sich bei all dem Renommee auf<br />

den Lorbeeren seiner 700-jährigen Geschichte ausruhen<br />

und von dem Ruhm gut leben können. Das aber passt nicht<br />

zu den Produzenten – die haben nämlich 2005 eine neue<br />

Armagnac-Sorte entwickelt: den « Blanche d’Armagnac ».<br />

Diesen gab es zwar schon länger, er war aber nur echten<br />

Kennern bekannt und sehr selten. Der « Helle » enthält ein<br />

fruchtig-blumiges Aroma und wird anstatt in Holzfässern<br />

in neutralen Behältern aus Glas oder Edelstahl gelagert.<br />

Dadurch bleibt seine Farbe hell und durchsichtig. Dieser<br />

Armagnac wird in sehr eleganten Glasflaschen verkauft,<br />

wodurch der transparente Charakter des Brandes noch<br />

verstärkt wird. Er bekommt so ein modernes Image, bleibt<br />

aber seinen alten Wurzeln treu.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 85


Art de vivre Chantals Rezept<br />

«<br />

Heute möchte ich Ihnen ein typisches Gericht aus dem<br />

Südwesten vorstellen, das im ganzen Land sehr beliebt<br />

ist: Hühnchen auf Baskenart. Die Zubereitung steht<br />

und fällt mit der Verwendung guter Chilischoten, die<br />

im Baskenland hauptsächlich aus der Gegend um<br />

Espelette kommen. Es eignen sich aber auch Schoten von<br />

guter Qualität aus anderer Herkunft. Bon appétit!»<br />

Poulet<br />

basquaise<br />

Für 4 Personen • Zubereitungszeit: <strong>30</strong> min • Garzeit: 40 min<br />

86 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Zutaten<br />

1 Hühnchen, zerteilt<br />

3 EL Olivenöl<br />

4 Fleischtomaten, enthäutet und<br />

in Spalten geschnitten<br />

je 2 rote und grüne Chilischoten, entkernt<br />

und in Streifen geschnitten<br />

3 Zwiebeln, in Scheiben geschnitten<br />

3 Knoblauchzehen, gehackt<br />

100 g Rohschinken, in Streifen geschnitten<br />

1 Glas trockener Weißwein<br />

½ TL Paprikapulver<br />

1 Bund Petersilie<br />

Salz und Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

• Das Öl in einem Bräter erhitzen und die Hühnerteile<br />

darin goldbraun braten. Das Fleisch herausnehmen<br />

und auf einem Teller ruhen lassen.<br />

• Im selben Bräter die Zwiebeln anbraten, auch herausnehmen<br />

und beiseite stellen. Danach in diesem<br />

Bratfett die Chilischoten zehn Minuten unter<br />

ständigem Rühren schmoren lassen. Den Schinken<br />

dazu geben, anbraten und alles nach kurzer Zeit<br />

ebenfalls herausnehmen und beiseite stellen.<br />

• Nun die Hähnchenteile wieder in den Bräter legen<br />

und kurz anbraten, salzen, pfeffern und mit dem<br />

Paprika pulver bestreuen. Den Schinken, die Schoten<br />

und die Zwiebeln hinzugeben, kurz scharf<br />

anbraten und mit dem Weißwein ablöschen.<br />

Fünf Minuten kochen lassen, danach die<br />

Tomaten und den Knoblauch hinzugeben.<br />

• Den Bräter zudecken und den Inhalt 40 Minuten<br />

bei schwacher Hitze köcheln lassen.<br />

Serviervorschlag<br />

• Sehr heiß servieren und mit Petersiliensträußchen<br />

garnieren. Dazu passen Reis und<br />

mit Knoblauch geröstete Croûtons.<br />

Weinempfehlung<br />

• Hier ist ein Wein aus dem Baskenland der ideale<br />

Begleiter, etwa ein Irouléguy. Da baskische<br />

Weine außerhalb Frankreichs schwer zu bekommen<br />

sind, kann auch ein Médoc, Saumur-<br />

Champigny oder ein Chinon gewählt werden.<br />

Tipp<br />

• Die Chilischoten im Ofen grillen, anstatt<br />

sie zu schmoren. Danach enthäuten und wie<br />

beschrieben zu den Zutaten geben.<br />

• Dieses Gericht lässt gut am<br />

nächsten Tag wieder erwärmen.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 87


Art de Vivre Gastronomie<br />

Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (5)<br />

Kiezrestaurants<br />

Das gute Restaurant « um die Ecke » ist sicherlich besonders schwer zu finden, wenn<br />

man in einer Stadt nicht zu Hause ist. Besonderes Merkmal dieser Restaurants ist eine<br />

gewisse authentische Atmosphäre und ein hoher Anteil von Stammgästen. Es geht<br />

mehr ums gute Essen und den netten Plausch mit den Nachbarn bzw. dem Wirt als<br />

um ein außergewöhnliches Dekor oder eine hippe Adresse.<br />

Le Café du Commerce<br />

Nur wenige Schritte vom Eiffelturm und den Champs de Mars entfernt<br />

hat sich das Café du Commerce, dessen Name sich von der Straße<br />

ableitet, in der es liegt, der Rue du Commerce, zu einer Institution für<br />

die Bewohner des Viertels entwickelt. Dabei kann das Restaurant auf<br />

eine lange Vergangenheit zurückblicken. Gegründet wurde es bereits<br />

1921. Damals war es eine der Anfang des Jahrhunderts in Mode kommenden<br />

Gaststätten, in denen die Arbeiterklasse günstig essen konnte. Bouillons<br />

parisiens (abgeleitet von bouillon, dt. Brühe) nannte man diese Etablissements<br />

im Volksmund.<br />

Noch heute kommt man in das Café du Commerce, um einen Kaffee zu<br />

trinken, die Zeitung zu lesen oder gut und schnell zu speisen. Besonders beliebt<br />

sind dabei die Klassiker der französischen Küche, die man in vielen anderen<br />

vornehmen Pariser Restaurants gar nicht mehr findet. Zum Beispiel l’œuf<br />

dur mayonnaise (hart gekochtes Ei mit Mayonnaise), les harengs pomme à l’huile<br />

(eingelegter Hering mit Kartoffeln) oder les poireaux vinaigrettes (Lauch mit<br />

Vinaigrette).<br />

Der Service ist professionell und flink, liebt aber<br />

nicht die großen Phrasen, was zur besonderen Aura der<br />

Brasserie gehört. Die Stammgäste nehmen gerne einen<br />

Tisch im Erdgeschoss nahe der Bar oder der Küche, um<br />

mitten im Geschehen zu sein. Im Sommer lässt sich das<br />

Dach der über drei Etagen gehenden Brasserie außerdem<br />

öffnen, so dass die Sonne in das Innere des Restaurants<br />

gelangt. Zudem lockt ein kleiner Außenbereich.<br />

88 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Le Rocher de Cancale<br />

Das Gebäude, in dem sich das Restaurant befindet,<br />

stammt aus dem 18. Jahrhundert. Balzac<br />

kehrte hier gerne zum Mittagessen ein und die<br />

Fresken in der ersten Etage stehen unter Denkmalschutz.<br />

Eigentlich hat Le Rocher de Cancale<br />

alles, um ein geschichtsinteressiertes Publikum<br />

anzuziehen, dem die Örtlichkeit am Ende vielleicht<br />

wichtiger wäre als das Essen auf den Tellern.<br />

Doch genau dies ist erstaunlicherweise nicht<br />

passiert. Das Speiselokal ist ein restaurant de quartier<br />

geblieben, in dem sich die Menschen aus der<br />

Nachbarschaft einfinden.<br />

Die gute französische Küche, die man hier als<br />

Gast gereicht bekommt, ist sicherlich ein wichtiger<br />

Grund dafür. Ob einer der reichhaltigen Salate,<br />

ein carré d’agneau au romarin (Lammfleisch mit<br />

Rosmarin), ein bœuf à la moutarde (Rindfleisch mit<br />

Senfsoße) oder ein mi-cuit au chocolat (Schokoladennachtisch), alles<br />

schmeckt fantastisch. Viele der Gäste sind Stammgäste, die gerne<br />

Ratschläge zu der Weinkarte an Neuankömmlinge weitergeben.<br />

Chez Antoine<br />

Das deutsch-französische Paar<br />

Cornelia und Antoine betreibt das<br />

kleine Restaurant im schicken 16.<br />

Arrondissement nun schon seit Jahren.<br />

In der ganzen Zeit hat sich aber<br />

eines nicht geändert: Chez Antoine<br />

ist ein Restaurant, in dem sich vor<br />

allem Stammgäste des Viertels<br />

wohlfühlen, die den beiden oft mit<br />

Namen bekannt sind. Das Ambiente<br />

ist freundlich und authentisch.<br />

Cornelia freut sich zudem, wenn sie<br />

mit ihren Gästen auf Deutsch sprechen<br />

kann.<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 89


Art de Vivre Gastronomie<br />

Serie: Bistros und Restaurants der französischen HAUPTSTADT (5)<br />

Page35<br />

Das Page35 im Herzen<br />

des Marais beweist,<br />

dass man ein typisches<br />

Kiezrestaurant sein kann<br />

und trotzdem keine<br />

eingestaubte Inneneinrichtung<br />

aus dem letzten<br />

Jahrhundert haben muss.<br />

Das Interieur ist modern<br />

und farbenfroh, das Team<br />

jung und dynamisch, die<br />

Küche traditionell und<br />

experimentierfreudig zugleich.<br />

Dies führte dazu,<br />

dass sich die Adresse<br />

schnell bei den Menschen<br />

des Viertels herumsprach<br />

und heute gerne von<br />

Stammgästen frequentiert wird. Ein eher rares Phänomen im ansonsten sehr<br />

touristischen Marais.<br />

Gereicht werden ein menu terroir (Menü mit lokalen Spezialitäten), ein<br />

menu gourmand (Genießermenü) und ein menu breton (bretonisches Menü). Zu<br />

den begehrtesten Speisen des Hauses gehört die Vorspeise œufs cocotte au fois<br />

gras et ses mouillettes (in einer Auflaufform gebackene Eier mit Gänsestopfleber<br />

und Brotkrumen) sowie ein crèpe au salidou (ein Crèpe mit weichem Karamell<br />

aus halbgesalzener Butter).<br />

Le Café du Commerce<br />

51, rue du Commerce<br />

75015 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 75 03 27<br />

Täglich 12.00 – 15.00 Uhr<br />

& 19.00 – 24.00 Uhr<br />

Vorspeisen um die 5,00 Euro,<br />

Hauptgerichte von 14,00 bis 19,00 Euro,<br />

Desserts um die 6,00 Euro<br />

Le Rocher de Cancale<br />

78, rue de Montorgueil<br />

75008 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 33 50 29<br />

Täglich 8.00 – 2.00 Uhr<br />

Salate von 11,00 bis 15,00 Euro,<br />

Hauptspeisen um die 16,00 Euro,<br />

Desserts um die 8,00 Euro<br />

Page35<br />

4, rue du Parc Royal<br />

75003 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 44 54 35 35<br />

Di – Fr 11.<strong>30</strong> – 15.00 Uhr & 19.00 –<br />

23.00 Uhr, Sa & So 11.<strong>30</strong> – 23.00 Uhr<br />

(durchgehende Küche)<br />

Vorspeisen von 7,00 bis 11,00 Euro,<br />

Hauptgerichte von 12,00 bis 16,00<br />

Euro, Desserts von 5,00 bis 8,00 Euro,<br />

Mittagsmenü für 13,90 Euro<br />

Chez Antoine<br />

97, avenue de Versailles<br />

75016 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 45 27 15 74<br />

Mo – Fr 12.00 – 14.00 Uhr<br />

90 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


The Studio<br />

Unter der Woche ist dieses Tex-Mex-Restaurant im Marais ein Lokal wie<br />

viele andere in dem Stadtteil auch. Doch beim Brunch<br />

am Wochenende mutiert The Studio zu einem Ort, an<br />

dem sich die Menschen aus dem Viertel treffen. Dann<br />

fühlt man sich dort fast wie in einer großen Familie. Es<br />

wird geredet und gelacht, man erzählt sich die Neuigkeiten<br />

der letzten Wochen und die Kinder spielen in dem<br />

schönen Innenhof aus dem 17. Jahrhundert, in dem sich<br />

das Restaurant befindet – gleich neben dem Café de la<br />

Gare, einem bekannten Veranstaltungssaal und keinem<br />

Café, wie der Name vermuten lässt. Allerdings ist es<br />

schwierig, fürs Brunchen überhaupt einen Platz zu bekommen.<br />

Der Versuch ist es jedoch wert.<br />

Le 51<br />

Das Restaurant, das sich in der neuen Cinémathèque von Paris befindet, ist aufgrund<br />

seines Konzepts zu einem restaurant de quartier geworden, obwohl man das<br />

bei der Lage auf den ersten Blick nicht vermuten würde. Ein riesiger Holztisch zieht<br />

sich wie eine Schlange durch das Restaurant und setzt sich nach draußen hin fort.<br />

Die Leute setzen sich gemeinsam an diesen großen Tisch und kommen gewöhnlich<br />

schnell ins Gespräch miteinander.<br />

Das Konzept findet sich auch auf der Speisekarte wieder. Die Gerichte sind simpel<br />

und bezahlbar. Das ganze Jahr wird vor dem Restaurant zudem gegrillt, so dass gegrilltes<br />

Fleisch und Spanferkel zu den Spezialitäten gehören. Auch das pavé de bœuf sauce<br />

girolles (Rindfleisch mit Pfifferlingen) ist längst ein Klassiker unter den Stammgästen.<br />

In den letzten Ausgaben: Die Brasserien und Restaurants der Stars (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 26), Restaurants mit Ausblick<br />

(Ausgabe <strong>Nr</strong>. 27), ungewöhnliche Restaurants (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 28). Weinbars (Ausgabe <strong>Nr</strong>. 29). In der nächsten<br />

Ausgabe: Design-Restaurants.<br />

& 20.00 – 22.00 Uhr<br />

Gerichte von 15,00 bis 25,00 Euro<br />

The Studio<br />

41, rue du Temple<br />

75004 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 42 74 10 38<br />

Täglich 12.00 – 24.00 Uhr<br />

Vorspeisen um die 7,00 Euro,<br />

Hauptgerichte um die 17,00 Euro<br />

Brunch (jeden Samstag- und<br />

Sonntagmittag) für 20,00 Euro<br />

einschließlich kalter und warmer<br />

Getränke<br />

Le 51<br />

51, rue de Bercy<br />

75012 Paris<br />

Telefon: +33 (0)1 58 51 10 91<br />

Mi – So 10.00 – 23.00 Uhr,<br />

Mo 10.00 – 17.00 Uhr<br />

Mittagsmenü zwischen 14,00 und<br />

17,00 Euro, Abendmenü zwischen<br />

19,00 und 24,00 Euro<br />

4<br />

17.<br />

8.<br />

2<br />

16 .<br />

7.<br />

1<br />

15.<br />

18 .<br />

19.<br />

10 .<br />

9.<br />

1. 2. 3. 3 20.<br />

5 11.<br />

4.<br />

6. 5. 12 .<br />

6<br />

14.<br />

13 .<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 91


Frankreich praktisch<br />

Pariser Eikaufsstraßen<br />

Die französische Hauptstadt ist ein Paradies für alle Shopping-Liebhaber.<br />

Das Angebot an Geschäften und Waren scheint endlos. Doch wohin muss man gehen,<br />

wenn man nicht nach Teurem, Individuellem und Exotischem, nicht nach einem modernen<br />

Shoppingcenter, sondern nach der klassischen Einkaufsstraße mit Kaufhäusern und Filialen<br />

internationaler Ketten sucht? Eine Auswahl der wichtigsten Einkaufsstraßen von Paris.<br />

Rue de Rivoli (1. & 4. Arrondissement)<br />

Die mehrspurige Einbahnstraße, auf der viele Autos und Busse<br />

die Stadt von Osten nach Westen durchqueren, ist die wichtigste<br />

Einkaufsstraße im Herzen der Millionenmetropole. Die größeren<br />

Läden beginnen mit dem Kaufhaus BHV auf der Höhe des Hôtel<br />

de Ville im 4. Arrondissement und ziehen sich bis kurz vor den<br />

Louvre im 1. Arrondissement. Dazwischen findet man die allseits<br />

bekannten Ketten, insbesondere aus dem Bereich Mode und<br />

Sport. Allerdings sind die recht schmalen Bürgersteige dem großen<br />

Ansturm von Menschen kaum gewachsen<br />

und Autoabgase und -lärm machen<br />

einen Bummel nicht gerade zu einem<br />

gemütlichen Ereignis. Die Rue de Rivoli<br />

ist genau dann die richtige Wahl, wenn<br />

man gezielt Einkäufe erledigen will und<br />

dabei vor allem eine große Auswahl<br />

an Filialen wünscht. Außerdem kann<br />

man gut einen Abstecher ins riesige<br />

unterirdische Shoppingcenter von Les<br />

Halles einplanen.<br />

Rue de Rennes<br />

(6. Arrondissement)<br />

Die Rue de Rennes ist zwar auch<br />

befahren, allerdings nur auf einer Spur in<br />

jede Richtung, so dass es hier viel ruhiger<br />

zugeht. Die Einkaufsstraße ist in gewisser<br />

Weise das Gegenstück zur Rue de Rivoli am linken<br />

Seine-Ufer. Zwischen der Kirche Saint-Germain-des-Prés bis zum<br />

Tour Montparnasse erstrecken sich die wichtigsten Modeketten, aber<br />

auch einige Bistros und eine große fnac-Filiale kann man hier finden.<br />

Das Publikum ist eher etwas gehoben, ganz wie es dem Klischee des<br />

Rive Gauche entspricht. Unterwegs kann man zudem einen kleinen<br />

Umweg zum nahen Kaufhaus Le Bon Marché einlegen, einem der<br />

großen traditionellen Pariser Konsumtempel.<br />

Rue du Commerce (15. Arrondissement)<br />

Wer es noch ruhiger mag, der ist in der Rue de Commerce richtig<br />

aufgehoben. Die nur einspurige Einbahnstraße mit ihren eher<br />

niedrigen Häusern wirkt zum Teil fast kleinstädtisch. Die Rue du<br />

Commerce gehört traditionell nicht zu den « großen » Einkaufsstraßen<br />

der Stadt, entwickelt sich aber immer mehr in diese Richtung,<br />

seitdem internationale Ketten an der Straße ihre Filialen eröffnen. Die<br />

Bewohner des 15. und des angrenzenden 7. Arrondissements sind<br />

zudem eine gern gesehene, zahlungskräftige Kundschaft.<br />

Avenue des Ternes (17. Arrondissement)<br />

Zahlungskräftig sind auch die meisten Kunden, die in der Avenue des<br />

Ternes nordwestlich des Triumphbogens unterwegs sind. Tagsüber<br />

erledigen dort vor allem die viele Angestellten der umliegenden<br />

Büros ihre Einkäufe. Nach Feierabend und am Wochenende kommen<br />

dann die gutbürgerlichen Anwohner des Arrondissements sowie<br />

Pariser aus der ganzen Stadt in die Avenue des<br />

Ternes zum Shoppen. Das Angebot an Läden<br />

ähnelt dem der Rue de Rivoli. Die Fahrbahn<br />

ist sogar noch breiter, dennoch wirkt die<br />

Einkaufsstraße etwas weniger hektisch als ihr<br />

Pendant im 1. bzw. 4. Arrondissement.<br />

Boulevard Haussmann<br />

(9. Arrondissement)<br />

Der Boulevard Haussmann zwischen der Rue<br />

de la Chaussée D’Aantin und der Rue du<br />

Havre nördlich der Garnier-Oper ist ebenfalls<br />

eine der ganz großen Einkaufsstraßen<br />

der französischen Hauptstadt. Allerdings<br />

dominieren hier vor allem zwei große<br />

Kaufhäuser, die sich jeweils über mehrere<br />

Gebäude erstrecken, das Angebot: Les<br />

Galeries Lafayette und Printemps. In ihrem<br />

Umfeld siedelten sich aber ebenso weitere<br />

Ketten wie C&A, H&M usw. an. Der Boulevard Haussmann<br />

eignet sich auch für einen Shoppingbummel bei schlechtem Wetter,<br />

da einige Bürgersteige überdacht sind und man ansonsten ohne<br />

Probleme viele Stunden in den beiden Kaufhäusern verbringen kann.<br />

Champs-Elysées (8. Arrondissement)<br />

Natürlich darf bei einer Aufzählung der wichtigsten Pariser<br />

Einkaufsstraßen der Boulevard aller Boulevards nicht fehlen: die<br />

Champs-Elysées. Denn die Prachtmeile ist längst nicht mehr nur ein<br />

Hort edler Boutiquen und zahlreicher Bistros bzw. Kinos. Einige große<br />

Filialisten sowie ein Virgin Megastore und eine große fnac-Filiale<br />

haben sich ebenfalls eine Adresse an dieser berühmten Avenue<br />

gesichert. Außerdem sind einige Läden entlang der Champs-Elysées<br />

bis spät in den Abend geöffnet, so dass man hier noch shoppen<br />

kann, wenn woanders bereits die Türen geschlossen werden.<br />

92 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Arte-Programm<br />

Dienstag, 09.11.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />

Der Liebhaber<br />

Spielfilm, Frankreich/Großbritannien 1991<br />

Ein französisches Schulmädchen, das mit seiner Familie während der<br />

1920er-Jahre in Vietnam lebt, lernt einen reichen, jungen Chinesen kennen<br />

und wird seine Geliebte. Während er auf diskrete Weise ihre verschuldete<br />

Familie finanziell unterstützt, gibt sie vor, nur des Geldes wegen mit ihm<br />

zusammen zu sein. Doch nach ihrer Abreise erkennt sie, dass sie wirklich in<br />

ihn verliebt war…<br />

Sonntag, 14.11.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />

Pariser Impressionen<br />

Themenabend<br />

Die französische Hauptstadt ist seit Mitte des 19. Jahrhunderts eine<br />

Projektionsfläche von Träumen, Sehnsüchten und Wünschen. Literaten,<br />

Maler, bildende Künstler, Fotografen und Filmschaffende entdeckten die<br />

Stadt und ihren Wandel als Motiv oder Kulisse. Sie alle dokumentieren<br />

in ihren Werken auch die Umgestaltung der Metropole zu einer modernen<br />

Großstadt. Das Liebesdrama « Die Liebenden von Pont-Neuf » von<br />

Léos Carax aus dem Jahre 1991 bildet den Auftakt des Themenabends<br />

über die Faszination der französischen Metropole. Anschließend folgt<br />

der dokumentarische Streifzug « Die Impressionisten in Paris – Eine<br />

Metropole im Umbruch ».<br />

Montag, 15.11.<strong>2010</strong>, 22.50 Uhr<br />

Patrice Chéreau –<br />

Leidenschaft für den Körper<br />

Dokumentarfilm<br />

Patrice Chéreau gilt als « Theater-Wunderkind ». Mit 22 Jahren übernahm<br />

er die Leitung des Théâtre de Sartrouville, mit 25 Jahren inszenierte er seine<br />

erste Oper. Zu Beginn seiner Arbeit in den 1960er-Jahren revolutionierte er<br />

die Formen des theatralischen Ausdrucks und entstaubte die noch in den bürgerlichen<br />

Konventionen des 19. Jahrhunderts gefangene Oper. In diesem Film<br />

ermöglicht er Einblicke in sein Handwerk sowie in die Fragen und Zweifel, die<br />

ihn bei seiner rastlosen Arbeit erfüllen. Dabei zieht er Bilanz über das, was er in<br />

seiner Epoche erlebt und erlitten hat, was er jetzt ist und was er noch sucht.<br />

Montag, 27.12.<strong>2010</strong>, 20.15 Uhr<br />

Eselshaut<br />

Spielfilm, Frankreich 1970<br />

Nach dem Tod der Königin hält der König nur eine einzige Frau für<br />

würdig, seine neue Gemahlin zu werden: die eigene Tochter. Doch die hört<br />

auf den Rat der Fee Lilas, von einer solchen Bindung abzusehen, und flieht.<br />

Um unerkannt zu bleiben, versteckt sie sich unter einer Eselshaut. Doch ein<br />

junger Prinz macht sich auf die Suche nach ihr.<br />

Das komplette tägliche ARTE TV-Programm finden Sie im ARTE Magazin.<br />

Jeden Monat neu am Kiosk oder im Abonnement. Jetzt bestellen unter: www.arte-magazin.de.<br />

Weitere Informationen und Angebote von ARTE : www.arte.tv<br />

Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong> · 93


Leserbriefe · Impressum<br />

Ich bin Leser und inzwischen<br />

Abonnent Ihres Magazins ab<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 1. Da ich teilweise<br />

mit meiner Frau in Frankreich<br />

lebe, interessieren mich Ihre Themen<br />

sehr. Dieses Mal habe ich<br />

Ihnen einmal einen Vorschlag für<br />

ein wunderschönes Thema zu machen:<br />

La Fête Soulac 1900. Das<br />

Fest findet jedes Jahr am ersten<br />

Juni-Wochenende statt und ist<br />

mehr und mehr die Attraktion im<br />

Südwesten Frankreichs. Ich würde<br />

mich freuen, wenn ich Ihnen einen<br />

brauchbaren Tipp gegeben hätte.<br />

Herwart Reh, Trier<br />

Ayant vu votre prévue pour le<br />

prochain journal no 28, je me suis<br />

plongé sur mes vieilles photos de<br />

l’Ile de Tatihou, car il me semblait<br />

avoir déjà vu la photo avec le bateau<br />

et l’ile au fond. J’ai la même photo<br />

en noir et blanc qui date de 1953.<br />

En 1953, j’ai passé d’excellents vacances<br />

avec un groupe d’écoliers de<br />

Sarrebruck en colonie de vacances<br />

sur cette île avec des jeunes Français<br />

de la Manche. On avait tous<br />

l’âge de 14 ou 15 ans.<br />

Günter & Gisela Köhl, Neuendettelsau<br />

Félicitations! Auch als Franzose<br />

finde ich Frankreich erleben<br />

sehr informativ und schön gestaltet.<br />

Die tollen Bilder und guten<br />

Berichte animieren mich, mein<br />

Land besser kennenzulernen. Wir<br />

wohnen im Elsass und meine Frau<br />

ist aus Deutschland. Ich freue<br />

mich jedes Mal, wenn mir meine<br />

Schwiegermutter die neue Ausgabe<br />

Ihres Magazins schenkt. Auf<br />

diesem Wege auch an sie, herzlichen<br />

Dank. Das einzige was ich<br />

mir wünschen würde, wäre, bei<br />

Ihren Empfehlungen von Lokalen,<br />

Hotels usw. ein paar Preisangaben<br />

zu bekommen. Ansonsten bin ich<br />

begeistert und freue mich auf die<br />

nächste Ausgabe. Merci.<br />

Pierre Schitter, per E-Mail<br />

Heute traf Ihr Magazin ein. Es<br />

ist wunderbar, wie fast alle Ausgaben<br />

Ihrer Zeitschrift. « Fast »<br />

nur deshalb, weil wir ganz auf den<br />

Norden fixiert sind; doch die Themenvielfalt<br />

von Frankreich erleben<br />

lässt ja absolut nichts zu wünschen<br />

übrig. DOCH! Dass das Magazin<br />

prosperieren und seinem Verleger<br />

Glück und Erfolg bescheren<br />

möge. So etwas Feines aus einem<br />

so kleinen Verlag! Inhalt, Layout,<br />

Papier, alles 1a. Auch mit der<br />

Berlin-Zeitschrift viel, viel Erfolg.<br />

Karin und Leon Mengden, Hamburg<br />

Hat Ihnen unser Magazin gefallen? Haben Sie Verbesserungsvorschläge<br />

oder Anregungen? Schreiben Sie uns. Wir sind gespannt auf Ihre Meinung!<br />

Per E-Mail:<br />

Per Brief:<br />

Leserbriefe<br />

leserbriefe@frankreicherleben.de<br />

Frankreich erleben - Leserbriefe<br />

Globus Medien GmbH - Erich-Weinert-Straße 22 · 10439 Berlin<br />

Per Fax: +49 (0)<strong>30</strong> 920372065<br />

Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe in gekürzter Fassung zu veröffentlichen.<br />

Impressum<br />

Frankreich erleben ist das Ergebnis von Teamarbeit. Neben den Autoren<br />

und Fotografen tragen auch die Lektoren, Grafiker und alle anderen<br />

Mitarbeiter zur Qualität der einzelnen Artikel bei. Daher sind keine<br />

einzelnen Personen am Ende eines Artikels hervorgehoben, sondern<br />

findet die Nennung im Impressum statt.<br />

Frankreich erleben erscheint im Verlag<br />

Globus Medien GmbH · Erich-Weinert-Str. 22 · 10439 Berlin<br />

Telefon: +49 (0)<strong>30</strong> 50178145 · Fax: +49 (0)<strong>30</strong> 920372065<br />

info@frankreicherleben.de · www.frankreicherleben.de<br />

Abonnentenbetreuung & Heftbestellungen:<br />

Frankreich erleben-Aboservice · Postfach 10 32 45 · 20022 Hamburg<br />

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frankreicherleben@interabo.de · www.frankreicherleben.de<br />

ISSN: 1861-4256<br />

Herausgeber: Markus Harnau<br />

Chefredakteur (V.i.S.d.P.): Jean-Charles Albert<br />

Redaktionsbüro:<br />

Ajc Presse · 57, rue Chantecrit · 33<strong>30</strong>0 Bordeaux<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 440 · Fax: +33 (0)1 75 434 549<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Jean-Julien Bault, Sten Beneke, Florence Boyer, Chantal Cobac, Dominique<br />

Cache, Stefanie Dracker, Andrea Garbe, Dr. Jan Grasshoff, Olivier Huonnic,<br />

Marie Lardière, Dr. Petra Morich, Ina Muñoz, Wilfried Ressler, Gérard Rival,<br />

Serge Robin, Jessica Schulz, Susanne Ziegler<br />

Layout: Werner Hasselbach Design<br />

Anzeigen Deutschland, Österreich und Schweiz:<br />

Stefan Wrage<br />

Telefon: +49 (0)173 2196104 · s.wrage@frankreicherleben.de<br />

Anzeigen Frankreich:<br />

Isabelle Schmidt<br />

Telefon: +33 (0)1 75 439 441 · ischmidt@frankreicherleben.com<br />

Gültige Anzeigenpreisliste: 5/2009<br />

Druck: Neef + Stumme premium printing GmbH & Co. KG<br />

Vetrieb:<br />

VU Verlagsunion KG · Am Klingenweg 10 · 65396 Walluf<br />

Telefon: +49 (0)6123 620138<br />

Sämtliche Informationen sind nach bestem Wissen und mit Sorgfalt<br />

zusammen gestellt. Eine Gewährleistung für die Richtigkeit und Vollständigkeit<br />

kann jedoch nicht über nom men werden. Der Verlag übernimmt keine Haftung<br />

für un ver langte Einsendungen. Die Redaktion behält sich die Kür zung und<br />

Bearbeitung von Leserbriefen vor. Es gelten die Geschäftsbedingungen des<br />

Verlags. Beiträge, Fotos und gra fische Darstellungen sind urheberrechtlich<br />

geschützt. Nach druck, auch auszugsweise, Vervielfältigung auf foto mechanischen<br />

und anderen Wegen sowie Nutzung auf Da ten trägern bedürfen der<br />

schriftlichen Zustimmung des Verlags.<br />

Frankreich erleben erscheint alle zwei Monate und ist im gut sortierten<br />

Zeitschriftenhandel in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Luxemburg<br />

und Südtirol sowie per Abonnement erhältlich.<br />

Einzelpreise im Handel: 4,90 € (D), 5,50 € (A),<br />

9,60 CHF (CH), 5,90 € (F/L/B/NL), 6,20 € (I)<br />

Abonnement (Preise pro Jahr): 25,20 € (D), 29,70 €<br />

(A), 57,60 CHF (CH), alle anderen Länder: 39,50 €<br />

Bezugspreise beinhalten, wo erforderlich, die gesetzliche Mehrwertsteuer.<br />

© <strong>2010</strong> Globus Medien GmbH, Berlin<br />

Bildnachweise (nach Seiten, Anordnung von links nach rechts,<br />

oben nach unten): Titel: Serge Robin, Ajc Presse • S.3: Ajc Presse •<br />

S.4: Serge Robin, Ajc Presse; Henri Gaud, Association des sites du<br />

Pays Cathare; Jan Grasshoff, Globus Medien; Jean-Marie Lecomte,<br />

Collection Comité Interprofessionnel du vin de Champagne (CIVC)•<br />

S.6: Serge Robin; Ajc Presse; Nicolas Larento, Fotolia; • S.8: Jan<br />

Grasshoff, Globus Medien; Apple; DR • S.10: Jan Grasshoff, Globus<br />

Medien • S.11: Jean-Philippe Baltel, Sipa Press, Collection CIVC;<br />

Serge Robin, Ajc Presse • S.12-13: 2001-2006 Takashi Murakami/<br />

Kaikai Kiki Co., Ltd.all Rights Reserved, photo: Cedric Delsaux,<br />

Galerie des Glaces / Château de Versailles; DR • S.14-20: Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S.24-31: Jan Grasshoff, Globus Medien; Serge<br />

Robin, Ajc Presse • S. 32-33: Henri Gaud, Association des sites du<br />

Pays Cathare • S.35: Henri Gaud, Association des sites du Pays<br />

Cathare • S.38: Cécile Deschamps, Comité Départemental du<br />

Tourisme (CDT) Aude; Henri Gaud, Association des sites du Pays<br />

Cathare • S.40-41: Serge Robin, Ajc Presse • S.42-47: Serge Robin,<br />

Ajc Presse; B.Ruiz, Siba • S.48-53: Serge Robin, Ajc Presse • S.54-<br />

59: Serge Robin, Ajc Presse • S.60-66: Jan Grasshoff, Globus<br />

Medien • S. 68-69: Chantal Cobac für Frankreich erleben • S.72-<br />

75: Serge Robin, Ajc Presse • S. 78-79: DR • S.80:Michel Jolyot,<br />

CIVC • S.83: Françoise Peretti, CIVC • S.84-85: Bureau National<br />

Interprofessionnel de lʼArmagnac • S.86-87: M.Albert, Ajc Presse<br />

• S.88: Café du Commerce • S.89-90: Serge Robin, Ajc Presse •<br />

S.91: Serge Robin, Ajc Presse; Le 51• S. 92: iStock, LoopAll • S.93:<br />

Arte, DR • S.98: Jan Grasshoff, Globus Medien; Office du Tourisme<br />

dʼAvignon; Serge Robin, Ajc Presse.<br />

94 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Übersicht der Reisethemen,<br />

nach Regionen geordnet:<br />

7<br />

9<br />

8<br />

6<br />

5<br />

1<br />

10<br />

2<br />

12<br />

4<br />

3<br />

11<br />

13<br />

1 Paris und Umgebung <strong>Nr</strong>.<br />

14<br />

Gärten in Paris – Oasen der Ruhe 29<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 29<br />

Hauptstadt (4) – Weinbars<br />

Batobus – Mit dem Linienschiff über die Seine 28<br />

Stadtentwicklung – Neugestaltung der Seine-Ufer 28<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 28<br />

Hauptstadt (3) – Ungewöhnliche Restaurants<br />

Versailles – Das eigentümliche Paradies der Maire- 27<br />

Antoinette<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 27<br />

Hauptstadt (2) – Restaurants mit Ausblick<br />

Das Geheimnis rosafarbener Schuhe<br />

26<br />

Entdeckungen am Pariser Canal Saint-Martin<br />

Eine Riesin im Bistro – Das Bistro Germain in Paris 25<br />

Serie: Restaurants und Brasserien der französischen 25<br />

Hauptstadt (1) – Die Restaurants der Stars<br />

Pariser Stadtentwicklung – Seine Métropole - Reicht 25<br />

Paris bald bis ans Meer?<br />

Hauptstadt der Liebe – Ist Paris noch sexy? 25<br />

Paris bei Nacht – Eine romantische Reise<br />

24<br />

durch die Metropole<br />

Mehr als nur Kino – Legendäre Lichtspielhäuser der 23<br />

französischen Hauptstadt<br />

Le Marais – 11 ultimative Tipps fürs Pariser<br />

22<br />

Szeneviertel<br />

Louvre – Sensationelle Austellung: Der Louvre im 22<br />

Zweiten Weltkrieg<br />

Ile de la Cité & Ile Saint-Louis – Idyllische Inseln 21<br />

inmitten einer Weltstadt<br />

Das Grand Palais erwacht aus dem<br />

20<br />

Dornröschenschlaf<br />

An den Ufern der Seine – Für drei Euro mit dem 19<br />

Mietfahrrad entlang der Seine<br />

Les Palaces, rosige Zeiten für Pariser<br />

18<br />

Luxusherbergen<br />

Die Sainte-Chapelle in Schönheitskur 17<br />

Tuilerien - Paris träumt vom Wiederaufbau seines 17<br />

alten Stadtschlosses<br />

Musée du Montparnasse 16<br />

Alle 20 Arrondissements 15<br />

Stadtentwicklung - Neue Hochhäuser für Paris? 14<br />

Cité de l’Immigration - Ein notwendiges Museum 13<br />

Vaux-le-Vicomte - Wenn Größenwahn zum<br />

12<br />

Verhägnis wird<br />

Barbizon - Nabel der französischen<br />

12<br />

Landschaftsmalerei des 19. Jahrhunderts<br />

Fontainebleau - Kleines Paradies der Glückseligkeit 12<br />

Parc de Sceaux - Wenn der Park im Mittelpunkt steht 12<br />

Rambouillet - Ein Schloss für den Präsidenten 12<br />

Saint-Germain-en-Laye - Sinnbild eines elitären 12<br />

Lebensgefühls<br />

Parc de Saint-Cloud - Schlosspark ohne Schloss 12<br />

Auvers-sur-Oise - Van Goghs letzte Ruhestätte 12<br />

Chantilly - Schloss, Pferde, Schlagsahne 12<br />

Pierrefonds - Beschaulichkeit versus Monumentalität 12<br />

Kommunalpolitik - Paris erlebt eine<br />

12<br />

Fahrradrevolution<br />

Fondation Le Corbusier - Das Erbe eines<br />

12<br />

polarisierenden Architekten<br />

Gastronomie - Preiswert essen in Paris 12<br />

Paris La Défense - Paris‘ futuristisches Gesicht 10<br />

Paris 14e - Stadtspaziergang durch das 14.<br />

9<br />

Arrondissement<br />

Paris-CDG - Hinter den Kulissen des Pariser<br />

8<br />

Flughafens Charles-de-Gaulle<br />

Opéra National de Paris - Eine Bühne für das<br />

7<br />

Publikum<br />

Paris Rive Gauche - Zukünftiges 7<br />

Restaurant - Café Marly, Pariser Chic im Louvre 6<br />

Shoppingtour - Auf Einkaufstour durch Paris mit 6<br />

einem der legendärsten Autos Frankreichs, der Ente<br />

Palais-Royal - Die Renaissance des Shoppings 6<br />

Avenue Montaigne - Nächtlicher Bum mel über die 6<br />

Pariser Luxusmeile<br />

Kaufhäuser - Mythos Grands Magasins: vom<br />

6<br />

«Paradies der Damen» zum Konsumtempel<br />

Maison de Balsac, Musée Gustave Moreau,<br />

5<br />

Fondation Cartier<br />

Mac/Val - Zeitgenössischer Kunst tempel in einem 3<br />

Vorort von Paris<br />

Gastronomie - Chez Antoine 1<br />

Pariser Bistros 1<br />

Die Gewächs häuser von Auteuil 1<br />

Interview - Anne Hidalgo 1<br />

Märkte - Jedem seinen Markt 1<br />

Stadtteile - Spaziergang durch eine sinnliche<br />

1<br />

Metropole<br />

Hotel<br />

The Five Hotel, Paris 26<br />

Hôtel des Académies et des Arts, Paris 11<br />

Kube Rooms and Bars, Paris 2<br />

2 Nordfrankreich <strong>Nr</strong>.<br />

Symbole der Freiheit – Nordfrankreichs Belfriede 29<br />

Côte d’Opale - Immer am Ärmelkanal entlang 14<br />

Centre Historique Minier - Die Geschichte des<br />

14<br />

Bergbaus erleben<br />

Amiens - Kleine Kapitale der Picardie 14<br />

Baie de Somme - Paradies für Menschen und Vögel 14<br />

Karneval in Dünkirchen - Eine ganze Stadt feiert mit 13<br />

urigem Humor<br />

La Piscine - Ein Schwimmbecken als Eintrittskarte in 10<br />

die Welt der Kunst<br />

Auf Lille 2004 folgt lille<strong>30</strong>00, die Verwandlung 6<br />

geht weiter<br />

Lille - Frankreichs flämische Metropole 2<br />

Hotel<br />

L‘Hermitage Gantois, Lille 5<br />

3 Elsass / Lothringen / Champagne <strong>Nr</strong>.<br />

Höhenrausch in den Vogesen – Route des Crêtes 29<br />

Kaysersberg im Elsass – Ein Traum aus Fachwerk 27<br />

Epinal – Stadt der Parks und Museen 25<br />

Champagne – Die Champs-Elysée des<br />

23<br />

Schaumweins<br />

Nancy – Geschichtsbewusst und modern 22<br />

Charleville-Mézières – Dichterleben und<br />

21<br />

Marionettenkunst<br />

Rosheim – Idylle am Fuß der Vogesen 19<br />

Ardennen - Im sagenhaften Grün der Ardennen 18<br />

Sesenheim - Goethes amour fou in Sesenheim 17<br />

Gedenkkult - Charles de Gaulle, wohin man schaut 17<br />

Le Chocolat, Schokoladenmuseum Straßburg 16<br />

Vittel - Vom Kurort zur Weltmarke 15<br />

Plombières-les-Bains - Thermale Freuden in den 12<br />

Vogesen<br />

Straßburg - Stadterneuerung als politisches<br />

11<br />

Leitmotiv<br />

Wein - Jean-Paul Schmitt, ein Winzer mit Charakter 10<br />

und charaktervollen Weinen<br />

Madeleines, die süße Verführung aus Commercy 10<br />

Metz - Im Osten etwas Neues 9<br />

Burgen - Auf den Spuren des Mittelalters 8<br />

Elsässische Weinstraße - Eine Weingegend zeigt 8<br />

sich volksnah<br />

Mulhouse - Europäische Hauptstadt der<br />

8<br />

Technikmuseen<br />

Dominikanerkloster Guebwiller - Wo Musik Grenzen 8<br />

überwindet<br />

Golf im Elsass - Geheimtipp unter Golfern 8<br />

Dorfleben - Eine Reise zu den fünf schönsten<br />

8<br />

Dörfern des Elsass<br />

Colmar - Der Zauber der Nacht 8<br />

Sainte-Marie-aux-Mines - Besuch einer Silbermine 8<br />

aus dem 16. Jahrhundert<br />

Bugatti in Molsheim - Die Wiederentdeckung einer 8<br />

automobilen Legende<br />

Straßburg - Wenn Fachwerkhäuser auf Glaspaläste 8<br />

treffen<br />

Skifahren in den Vogesen - Mittelgebirge hinter der 7<br />

Grenze<br />

Elsass - Hochburg der Weihnachtsmärkte 6<br />

Wein - Champagner, Lebensgenuss pur 5<br />

Stockweiher - der Wolf im Schafspelz 3<br />

Hotel<br />

Museumotel L'Utopie (Raôn-l'Etape) 29<br />

Le Château-Fort, Sedan 16<br />

Le Prestige Impérial, Plombières-les-Bains 12<br />

Le Domaine du Lac, Guebwiller 9<br />

4 Burgund / Jura <strong>Nr</strong>.<br />

Belfort, charaktervolle Kleinstadt mit bewegter 26<br />

Geschichte<br />

Cluny und Flavigny – Eine Reise ins<br />

24<br />

mittelalterliche Burgund<br />

Genuss – Scharfmacher, der echte Senf aus Dijon 21<br />

Der Pilgerhügel von Vézelay 20<br />

Anis de Flavigny, der Erfolg kleiner weißer Bonbons 18<br />

Morvan - Einst vergessen, heute ein grüner Schatz 17<br />

Bibracte - Galliens Hauptstadt vom Staub befreit 17<br />

Guédelon - Die spinnen, die Burgunder! 17<br />

Wein - Montrachet, ein Wein der Extraklasse 17<br />

Skifahren im Jura - Landstrich der Geruhsamkeit 7<br />

Saline Royale - Salz des Lebens: die königliche 7<br />

Saline von Arc-et-Senans<br />

Burgund - Mit dem Hausboot auf dem Canal du 2<br />

Nivernais<br />

Wein - Chablis, weißes Gold des Burgund 1<br />

Jura - Hundeschlittenfahren im hohen Norden... 1<br />

des Jura<br />

5 Loire-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Azay-le-Rideau – Ein Juwel der Renaissance 27<br />

Loire-Schlösser: Skandale, Anekdoten, Petitessen 20<br />

Loir-Tal - Die Poesie der Natur 14<br />

Wein - AOC Touraine, der Siegeszug des Sauvignon 12<br />

Wein - Vouvray 9<br />

Gastronomie - Chez Miton, Chahaignes 3<br />

Wein - Jasnières du Loir 3<br />

Fahrradtouren - Mit dem Fahrrad entlang der Loire 3<br />

Höhlenwohnungen - Moderne Troglodyten am Loir 3


Als Schlossherr im Jahr 2006... 3<br />

Die etwas anderen Schlösser 3<br />

Wein - Domaine de Beauséjour 3<br />

6 Normandie <strong>Nr</strong>.<br />

Normandie – Die fantastische Reise zur Ile de 28<br />

Tatihou<br />

Seebad Etretat: Kreidefelsen, Möwen, Belle-Epoque 26<br />

Landungsküste – Eine Reise zur Küste der Landung 25<br />

der Alliierten<br />

Die Ruinenreste der Abtei von Jumièges 23<br />

Honfleur: Hafenromantik und Künstlerflair 20<br />

Les Bains des Docks, Le Havres weißer Badetempel 18<br />

Mont-Saint-Michel - Übers Watt zum Klosterberg 16<br />

La Hague - Eine Reise ans Ende der Welt 16<br />

Pays d’Auge & Côte Fleurie - Natur und Luxus 16<br />

Spuren der Geschichte - Die Normandie unter<br />

16<br />

Wilhelm dem Eroberer<br />

Mont-Saint-Michel - Die spektakuläre Rettung des 10<br />

Klosterbergs<br />

Trouville-sur-Mer - Bäderarchitektur vom Feinsten 8<br />

Camembert-Herstellung 3<br />

Le Havre - Frankreichs neuestes Weltkulturerbe 3<br />

7 Bretagne <strong>Nr</strong>.<br />

Ile de Bréhat 29<br />

Dinan – Mittelalterliches Flair in der Bretagne 24<br />

Saint-Malo – Auferstanden aus Ruinen 22<br />

Halbinsel Quiberon – Rauer Westen, sanfter Osten 21<br />

Carnac – Die mystische Aura von Hinkelsteinen 19<br />

Halbinsel Rhuys - Die wilde Schönheit der Bretagne 16<br />

Belle-Ile-en-Mer - Raues Eiland im Atlantik 11<br />

Le Pays des Abers - Die Bretagne im Kleinformat mit 9<br />

Fjorden wie im hohen Norden<br />

Rennes - Geschichtsträchtig und weltoffen 9<br />

Nantes-Brest-Kanal - Und aus der Mitte entspringt 9<br />

ein Kanal<br />

Bretonische Lebensart - Mehr als nur Klischees? 9<br />

Lichouseries, zuckersüße Köstlichkeiten aus der 9<br />

Bretagne<br />

Bretagne - Thalassotherapie: die heilsamen Kräfte 2<br />

des Meeres<br />

Hotel<br />

Oceania Saint-Malo 22<br />

Grand Hôtel Barrière, Dinard 6<br />

8 Nördliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

La Rochelle – Die Schöne und ihre zwielichtige 21<br />

Vergangenheit<br />

Ile de Ré – Diskreter Luxus mit maritimem Flair 19<br />

Saint-Nazaire - Der Blick nach vorne 11<br />

Nantes - Eine Stadt organisiert ihre kul turelle<br />

4<br />

Metamorphose<br />

Inseln - Ile de Noirmoutier und Ile d‘Yeu - das Leben 4<br />

vor der Küste<br />

Aquarium von La Rochelle 2<br />

Hotel<br />

Le Richelieu, Ile de Ré 19<br />

9 Südliche Atlantikküste <strong>Nr</strong>.<br />

Bassin d'Arcachon – Auf den Spuren der<br />

28<br />

Austernzüchter<br />

Saint-Emilion – Ein Besuch mit Freunden 26<br />

Périgord – Auf den Spuren von Jacquou le Croquant 23<br />

Die schönsten Strände am Atlantik 22<br />

Lillet, ein Aperitif für Kenner 21<br />

Cannelés, knackige Hülle mit weichem Kern 17<br />

Bassin d’Arcachon - Eine Bootsfahrt, die ist lustig... 16<br />

Bordelais - Eine kleine Revolution: die Winery 15<br />

Biarritz - Vom Fischerdorf zum legendären Seebad 14<br />

Pont de Pierre - Die schönste Annäherung an<br />

13<br />

Bordeaux<br />

Typisch Bordeaux - Wenn Kleinigkeiten zum<br />

13<br />

Markenzeichen werden<br />

Bordeaux-Saint-Michel - Bodenständig und populär 13<br />

Stadterneuerung Bordeaux - Wenn das 21.<br />

13<br />

Jahrhundert auf das 18. Jahrhundert trifft<br />

Bordeaux Rive Droite - Ein Ufer auf Identitätssuche 13<br />

Ein Traumwochenende im Bordelais 5<br />

Cordouan - Das kleine Versailles im Atlantik 5<br />

Portraits - Salzbauern, Austernzüchter,<br />

4<br />

Kiwiproduzenten, die Berufe entlang der Küste<br />

Hossegor - Wo Architektur den legendären Ruf eines 4<br />

Seebades begründet<br />

La Leyre - « Wenn du die Region wirklich kennen 4<br />

lernen möchtest, interessiere dich für die Leyre...»<br />

Wein - Bordelais: Les Vignobles Peyvergès 2<br />

Bordeaux - Das Erwachen einer schlafenden<br />

1<br />

Schönheit<br />

Hotel<br />

The Regent Grand Hotel Bordeaux 21<br />

Seeko’o Hotel, Bordeaux 13<br />

Les Sources de Caudalie, Bordelais 3<br />

10 Zentralfrankreich / Pyrenäen <strong>Nr</strong>.<br />

Loirequelle – Wo alles beginnt 27<br />

Pic-du-Midi – Eine Nacht zwischen Himmel und 27<br />

Erde<br />

Puy de Dôme: Die ewigen Reize erloschener<br />

26<br />

Vulkane<br />

Volvic – Ein Ort erinnert sich an Monsieur Jean 25<br />

Rhune-Bergbahn – Südamerikanisches Flair<br />

24<br />

in den Pyrenäen<br />

Zentralmassiv – Die Natur als Kunstraum 21<br />

Corrèze: Die Gärten der Colette 20<br />

Dordogne-Tal - Frankreich wie im Bilderbuch 18<br />

Rouffignac - Die Höhle der 100 Mammuts 18<br />

Périgueux, Brantôme, Bergerac, Sarlat - Unterwegs 18<br />

in den Städten des Périgord<br />

Cordes-sur-Ciel - Am Ende einer langen Reise 17<br />

Albi - Die ziegelrote Stadt am Tarn 15<br />

Lascaux - Weltberühmte Felszeichnungen von 15<br />

Zerstörung bedroht<br />

Moissac - Ein Glanzlicht der europäischen<br />

13<br />

Kunstgeschichte<br />

Toulouse - Weltoffenheit und Lebenslust 12<br />

Erinnerungskultur - Versuch einer Zustandsbeschreibung<br />

11<br />

am Beispiel von Oradour-sur-Glane<br />

Roquefort, le roi des fromages 11<br />

Skifahren im Zentralmassiv - Land der erloschenen 7<br />

Vulkane<br />

Skifahren in den Pyrenäen - Bergkette zwischen 7<br />

zwei Meeren<br />

Land der Katharer - Von Foix nach Carcassonne 4<br />

Viadukt von Millau - Die Brücke über den Wolken 1<br />

Hotel<br />

hôtel parc beaumont, Pau 27<br />

Hôtel Garonne, Toulouse 10<br />

11 Alpen / Rhône-Tal <strong>Nr</strong>.<br />

Gefiederte Freunde – Vogelpark von Villars-les- 28<br />

Dombes<br />

Ardèche – Ein Departement voller Überraschungen 23<br />

Lyon - Fête des Lumières 2008 18<br />

Wein - Rhone-Tal, ein Weingebiet mit Vielfalt 16<br />

Briançon - Stadt auf mehreren Etagen 15<br />

Annecy - Zwischen Urbanität und Alpenromantik 14<br />

Les 3 Vallées - Grenzenloses Wintersportvergnügen 13<br />

Barcelonnette - Einmal Mexiko und zurück 12<br />

Route des Grandes Alpes - Höhenrausch und<br />

11<br />

Fernsicht<br />

Grenoble - Frankreichs Alpenmetropole auf<br />

11<br />

Schönheitskur<br />

Evian, Thonon, Aix-les-Bains - Legendäre Kurbäder 11<br />

der Belle Epoque<br />

Yvoire - Mittelalterliches Flair am Genfer See 10<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Skifahren in den Südalpen - Dem Mittelmeer so nah 7<br />

Skifahren in den Nordalpen - Gebirge der Superlative 7<br />

Wein - Die Wahrheit über den Beaujolais Nouveau 7<br />

Lyon - Eine Stadt entdeckt die Magie des Lichts 3<br />

Hotel<br />

Avenue Lodge Hotel (Val d'Isère) 28<br />

Helvie, Val-les-Bains (Ardèche) 23<br />

l’ermitage, Lyon 18<br />

Collège Hôtel, Lyon 14<br />

Hameau Albert 1er, Chamonix 7<br />

12 Languedoc-Roussillon <strong>Nr</strong>.<br />

Montpellier – Eine Stadt im Aufbruch 27<br />

Nîmes – Römische Baudenkmäler und mediterrane 23<br />

Lebensfreude<br />

Côte Vermeille: Die rote Küste 20<br />

Aigues-Mortes – Später Ruhm für die Stadt der 19<br />

«Toten Wasser»<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Cevennen - Das Rätsel der Höhle von Trabuc 7<br />

Musée du Désert - Auf den Spuren des eigenen 6<br />

Namens<br />

Narbonnaise - Ein Morgen mit Gérard beim<br />

4<br />

Aalfang...<br />

Bambouseraie - Die Poesie eines 150 Jah re alten 4<br />

Bambusgartens<br />

Hotel<br />

La Mîne d'Or – Gagnières 24<br />

Château L’Hospitalet, Narbonne 20<br />

Domaine de Verchant, Montpellier 17<br />

13 Côte d’Azur / Provence <strong>Nr</strong>.<br />

Wanderung – Auf Schusters Rappen durch die 29<br />

Provence<br />

Côte d'Azur – Jean Cocteau zwischen Nizza und 28<br />

Menton<br />

Baux-de-Provence – Ein kleines Weingebiet wird 28<br />

groß<br />

Mont Ventoux – Ein Berg und sein Mythos 26<br />

Luberon – Eine Spritztour durch die einsamen Hügel 25<br />

der Provence<br />

Cannes hors Saison 24<br />

Provence – Und ewig lockt der Lavandel 22<br />

Cassis – Eine Frage des Gleichgewichts 21<br />

Wein: Côtes du Ventoux: Ein Wein und sein Berg 19<br />

Aix-en-Provence - Auf den Spuren von Cézanne 18<br />

Marseille - Panier-Viertel, Marseille pur 16<br />

Mougins - Picassos letzter Wohnort 13<br />

Nizza - Kunst erobert die Stadt 11<br />

Die Provence wie im Film - Auf den Spuren von 10<br />

«Jean Florette» und «Manons Rache»<br />

Flusskreuzfahrt - Freizeitstress und Langsamkeit, 10<br />

Tagebuch einer Flusskreuzfahrt auf der Rhone<br />

Luberon - Eine Reise zu den Farben der Provence 10<br />

Massif de la Sainte-Baume - Auf dem Dach der 10<br />

Provence<br />

Camargue - Land zwischen Fluss und Meer 9<br />

Circuit du Var - Erste Formel-1-Fahrschule der Welt 6<br />

Marseille - 10 Gründe, die Hafenstadt zu mögen 5<br />

Calissons aus Aix-en-Provence 2<br />

Confiserie - Wo Blüten zu süßen Köstlichkeiten 2<br />

werden<br />

Villages perchés - Wo Dörfer auf Gipfeln thronen 2<br />

Saint-Tropez - Wo der Luxus zu Hause ist 2<br />

Hotel<br />

La Coquillade, Gargas 25<br />

Dolce Frégate, Saint-Cyr-sur-Mer 15<br />

HI, Nizza 8<br />

Le Delos, Bandol 4<br />

14 Korsika <strong>Nr</strong>.<br />

Calvi - Perle im Nordwesten Korsikas 8<br />

Restaurant - A Pineta, Ajaccio 5<br />

Mit der Eisenbahn durch Korsikas Bergwelt 5<br />

Gorges de la Restonica, Korsikas alpine Seite 5<br />

Städtevergleich - Bastia versus Ajaccio 5<br />

Wenn Landstraßen zu Traumstraßen werden 5<br />

Hotel<br />

Casadelmar, Porto-Vecchio 1<br />

15 Überseegebiete (DOM/TOM) <strong>Nr</strong>.<br />

La Réunion – Imposante Vulkaninsel<br />

24<br />

im Indischen Ozean<br />

Guadeloupe – Ein Stück Frankreich in der Karibik 19


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Ausgabe <strong>Nr</strong>. 25<br />

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Auf dem Dach Europas<br />

Avignon<br />

In der Stadt der Päpste<br />

Point du Raz<br />

Das bretonische Ende der Welt<br />

Paris<br />

La Buttes-aux-Cailles<br />

Martinique<br />

Karibisches Flair<br />

jenseits der Klischees<br />

... und viele<br />

weitere Themen<br />

Ausgabe <strong>Nr</strong>. 31 - Januar / Februar 2011 erscheint am 28. <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong><br />

98 · Frankreich erleben · <strong>November</strong> / <strong>Dezember</strong> <strong>2010</strong>


Vive la langue française!<br />

Französisch erLesen.<br />

• No 9 | 57º Année •<br />

Septembre <strong>2010</strong> Artikel aus führenden französischsprachigen Zeitungen<br />

¤ 2,00 [d]<br />

aCTUa LITÉ<br />

• Le Congo fête le cinquantenaire<br />

de son indépendance<br />

avec le roi belge<br />

Page 2<br />

e nvIRonneM enT<br />

• Péage urbain: la polémique<br />

est relancée au parlement<br />

Page 4<br />

É C onoMIe<br />

• L’Oréal, l’idéal de<br />

l’actionnaire<br />

Page 5<br />

S o CIÉTÉ<br />

• Les dérapages de la culture<br />

SMS: texto, coups d’envoi<br />

Page 7<br />

ff FRanÇ a IS FaCILe ff<br />

• Christophe Lemaitre,<br />

20 ans, est la nouvelle star<br />

du sprint européen<br />

• Waka ou comment parler<br />

aux jeunes<br />

• L’ours et les bergers,<br />

une histoire passionnelle<br />

Pages 8–9<br />

CULTURe<br />

• Carla Bruni-Sarkozy,<br />

devant la caméra de<br />

Woody Allen<br />

• Édition: Paris, capitale<br />

chérie des peintres<br />

Pages 10–11<br />

SeRv ICe pRo FS<br />

Pages 6 et 7<br />

L e Jo URnaL paRLÉ<br />

Pages 6 et 7<br />

Sprachtraining • Landeskunde • Vokabelhilfen<br />

Nicolas Sarkozy annonce une<br />

sévérité accrue contre les délinquants<br />

d’origine étrangère<br />

Réagissant aux violences collectives,<br />

qui se sont déroulées<br />

à Grenoble, le 17 juillet dernier,<br />

le chef de l’État a déploré une<br />

immigration «insuffisamment<br />

régulée».<br />

1 NiCoLAS SARKoZy ne veut<br />

plus rien lâcher sur la sécurité<br />

(…). «La guerre que j’ai décidé<br />

d’engager contre les trafiquants,<br />

contre les<br />

voyous, cette guerre­là<br />

vaut pour plusieurs<br />

années (…).<br />

C’est une guerre<br />

nationale», a­t­il<br />

déclaré à l’occasion<br />

de son dernier<br />

déplacement<br />

avant les vacances,<br />

accompagné de son<br />

ministre de l’intérieur,<br />

Brice Hortefeux. il a mis<br />

en cause, lors d’un discours très<br />

offensif, l’échec du modèle français<br />

d’intégration, et il a proposé<br />

Grenoble, le 17 juillet dernier: des habitants du quartier de la Villeneuve se sont rassemblés<br />

devant l’épave d’une voiture incendiée pendant les violences nocturnes, qui ont opposé les<br />

forces de l’ordre à des groupes de jeunes émeutiers. En médaillon: le président Sarkozy est décidé<br />

à intervenir contre l’insécurité. | Photos: Getty Images<br />

les préfets en leur disant qu’il ques contre les «gens du voyage»,<br />

voulait les voir «la nuit dehors dont 537 camps sauvages vont<br />

d’instituer la déchéance de la avec les troupes, et puis régulièrement!».<br />

violences qui se sont produites<br />

d’origine étrangère. il a imputé 3 Mercredi, le président avait à Saint­Aignan, dans la nuit du<br />

une partie des problèmes d’insé­<br />

déjà annoncé des mesures drasti­<br />

18 au 19 juillet derniers]. «on ne<br />

être fermés [en réaction aux<br />

nationalité pour les délinquants<br />

curité de la France à une immigration<br />

«insuffisamment régulée», ce<br />

qu’il n’avait jamais fait jusqu’ici,<br />

du moins aussi nettement.<br />

2 Le président était dans l’Isère,<br />

à l’occasion de l’installation du<br />

nouveau préfet, l’ex­policier Éric<br />

Le Douaron, qui remplace Albert<br />

Dupuy, limogé après de violents<br />

incidents dans le quartier populaire<br />

de la Villeneuve, à Grenoble,<br />

le 17 juillet dernier. Ce discours<br />

conclut plusieurs initiatives qui<br />

visent toutes à durcir le ton. Début<br />

juillet, Sarkozy secouait déjà<br />

Légende Épave (f.) Wrack – incendier anzünden – violences<br />

(f. pl.) Gewalttätigkeiten – émeutier (m.) Krawallschläger<br />

– intervenir h.: einschreiten<br />

0 – 1 La sévérité accrue die verschärfte Strenge – délinquant<br />

(m.) Straftäter – origine (f.) Herkunft – déplorer<br />

beklagen – ne plus rien lâcher sur qc h. gem.: keinerlei<br />

Konzessionen mehr bezüglich e­r S. machen – engager<br />

une guerre e­n Krieg beginnen, ­ aufnehmen – le trafiquant<br />

der Schmuggler, der Dealer – voyou (m.) (fam.)<br />

Rowdy, Ganove – valoir gelten – déplacement (m.) h.:<br />

Amtsreise – mettre qn/qc en cause jdn./etw. anklagen –<br />

l’échec (m.) das Scheitern, der Misserfolg – instituer<br />

einführen, schaffen – la déchéance de la nationalité der<br />

Verlust ­, die Aberkennung der französischen Staatsangehörigkeit<br />

– imputer qc à qn/qc jdn./etw. für e­e S. verantwortlich<br />

machen – net, -te deutlich<br />

• Sprachzeitungen •<br />

World and Press • Read On • Revue de la Presse • Revista de la Prensa<br />

Leggere l’Italia • Presse und Sprache<br />

1 QuARANtE­NEuF associations<br />

syndicales et politiques se<br />

sont publiquement inquiétées,<br />

hier, de la stigmatisation par<br />

Nicolas Sarkozy «de groupes<br />

sociaux entiers». «Jusqu’au plus<br />

haut niveau de l’État, on entend<br />

des propos qui étaient jusqu’à<br />

présent l’apanage de l’extrême<br />

droite», relèvent­elles. «Le président<br />

de la République lui­même<br />

stigmatise les Roms, les gens du<br />

voyage, les étrangers, les Français<br />

qui ne sont pas “de souche”, les<br />

parents d’enfants délinquants.»<br />

Carl Ed. Schünemann kg · Zweite Schlachtpforte 7 · 28195 Bremen<br />

Leserservice: Telefon +49(0)4 21 . 369 03-76 | www.sprachzeitungen.de<br />

Ces organisations y voient «une<br />

volonté de désigner comme a<br />

priori dangereuses des millions<br />

Suite page 2<br />

2 Isère (département de la Région Rhône­Alpes) –<br />

préfet (m.) Präfekt (vom Staatspräsidenten eingesetzter<br />

Verwaltungsbeamter an der Spitze e­s Departements, repräsentiert<br />

die Pariser Zentralgewalt) – limoger h.: seines<br />

Amtes entheben, „absägen“ – violent gewalttätig – incident<br />

(m.) Vorfall – un quartier populaire h.: ein Einfache­Leute­Wohnviertel<br />

– conclure schließen – viser anstreben<br />

– secouer h.: wachrütteln, antreiben<br />

3 Mesure (f.) Maßnahme – les «gens du voyage»<br />

allgemein: die nicht sesshaft lebende Bevölkerung, das<br />

„fahrende Volk“, h. gem.: das Volk der Roma und Sinti –<br />

Saint-aignan (Stadt im Departement Loir­et­Cher, Region<br />

Centre) – impuni ungestraft – expulsion (f.) Vertreibung,<br />

h.: Ausweisung – les Roms en situation illégale gem.:<br />

Roma ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung<br />

Étrangers et Roms: la stigmatisation inquiète<br />

de personnes à raison de leur origine<br />

ou de leur situation sociale».<br />

2 Hier, d’autres associations<br />

ont protesté contre les propos du<br />

chef de l’État. SoS Racisme s’est<br />

indigné des «propos scandaleux<br />

tenus une fois de plus par des<br />

responsables de la majorité» sur<br />

la déchéance de la nationalité.<br />

laissera pas la situation impunie.<br />

Je demanderai l’expulsion de<br />

Roms en situation illégale», avait<br />

déclaré Nicolas Sarkozy.<br />

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Vorbereitung auf das<br />

La section française d’Amnesty<br />

international a demandé aux<br />

politiques de «faire preuve de<br />

sang­froid» après des déclarations<br />

jugées «très préoccupantes<br />

sur divers sujets», dont les gens<br />

du voyage et la déchéance de la<br />

nationalité.<br />

5­8­<strong>2010</strong> © Libération<br />

he (f.) der Verlust ­, die Aberkennung der französischen<br />

uve de qc etw. an


DAS NEUE<br />

<strong>Nr</strong>. 1<br />

Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />

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BERLIN-<br />

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<strong>Nr</strong>. 1 Herbst/Winter <strong>2010</strong>/11<br />

KU’DAMM / OPERNUMZUG / FRIEDRICHSHAIN / HACKESCHE HÖFE / POTSDAM / NATURKUNDEMUSEUM / MODE / 22 BESTE CAFÉS<br />

DER<br />

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