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Leo Mai / Juni 2020

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MÜNCHEN<br />

MAI / JUNI <strong>2020</strong> | AUSGABE 167 | WWW.LEO-MAGAZIN.DE<br />

SZENE<br />

Der queerste<br />

Stadtrat der<br />

Geschichte<br />

DESIGN<br />

Nützliches<br />

und Schönes<br />

für zu Hause<br />

MUSIK<br />

ALMA:<br />

„Glamour ist nur Fake“<br />

INTERVIEWS: RUFUS WAINWRIGHT, SCOTT MATTHEW, SVEN REBEL,<br />

AUSTRA, LENNON STELLA


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Inhalt<br />

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SZENE<br />

GESUNDHEIT<br />

DESIGN<br />

REGIONAL<br />

04 Szene<br />

11 Gesundheit<br />

18 Politik<br />

20 Kultur<br />

24 Essen & Trinken<br />

28 Stadtplan<br />

LEBEN<br />

30 Design<br />

Gesellschaft<br />

Gesundheit<br />

KULTUR<br />

Musik<br />

Film<br />

Kunst<br />

Buch<br />

Servus!<br />

Kostenlos<br />

Die Szene hat die Corona-Pandemie sehr<br />

hart getroffen, all die Schutzräume im<br />

Nachtleben, die Klubs, die Bars, die Kneipen<br />

und Partys sind zu bzw. fallen aus. Als<br />

Stadtmagazin haben wir online auf männer.<br />

media unter Regional/LEO Menschen aus<br />

der Szene zu Wort kommen lassen, konnten<br />

Institutionen durch Spendenaufrufe helfen,<br />

klärten auf der Hauptseite männer* mit<br />

Experten auf und haben auch mit leichten<br />

Themen wie Nackt-Yoga im Homeoffice<br />

durch den Corona-Alltag begleitet. Unsere<br />

Facebook-Seite Magazin.<strong>Leo</strong> hat zudem<br />

jeden Tag News – nicht nur aus Bayern.<br />

Was schön war an der Krise: Die Szene<br />

stand zusammen, zeigte, dass sie doch eine<br />

Community ist. Statt Grabenkriegen war<br />

man füreinander da, das sollte so bleiben.<br />

Wir hoffen, dass ihr irgendwie gut durch<br />

diese Zeit und ihre Nachwehen kommt!<br />

Deine LEO und männer* Redaktion<br />

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4 SZENE<br />

MÜNCHNER<br />

STADTRATSWAHL<br />

<strong>2020</strong><br />

DER REGENBOGEN<br />

LEUCHTET<br />

GRÜN<br />

Wenn der Regenbogen über München<br />

erscheint, müsste die Farbe Grün darin<br />

besonders hell leuchten, denn bei den Stadtratswahlen<br />

am 15. März waren die Grünen<br />

die großen Sieger. Mit einem Stimmenzuwachs<br />

von 12,5 % sind sie nun stärkste Fraktion<br />

im Rathaus (23 Sitze), gefolgt von der<br />

CSU (20) und der SPD (18). Danach beginnt<br />

schon das große Feld der Kleinen: FDP, ÖDP,<br />

Die Linke und AfD erhielten jeweils drei Sitze,<br />

die Freien Wähler zwei, Volt, Bayernpartei,<br />

München-Liste, Die Partei und Rosa Liste je<br />

einen Sitz. Oberbürgermeister Dieter Reiter<br />

(SPD) wurde erwartungsgemäß mit 71,7 %<br />

in seinem Amt bestätigt.<br />

DER QUEERSTE STADTRAT DER<br />

GESCHICHTE<br />

Dieser Stadtrat ist der queerste der<br />

Münchner Geschichte: Acht Kandidaten und<br />

Kandidatinnen aus der LGBTIQ*-Community<br />

sind darin vertreten, das sind 10 % aller Sitze.<br />

Trotzdem musste ausgerechnet die Rosa<br />

Liste eine kräftige Watschn einstecken: Die<br />

queere Wähler-und-Wählerinnen-Initiative<br />

halbierte ihr Ergebnis von 2014, Stadtrat<br />

Thomas Niederbühl sicherte sich dennoch<br />

seine mittlerweile fünfte Amtszeit. Den<br />

Vorsitz im „queeren“ Bezirksausschuss<br />

2 musste Rosa Liste aber an die Grünen<br />

abgeben. Dennoch bilden Grüne und Rosa<br />

Liste, wie stets in der Vergangenheit, eine<br />

Fraktionsgemeinschaft. Die beiden haben<br />

sich mit der SPD und der paneuropäischen<br />

Partei Volt zu einer grün-rot-rosa-lila<br />

Koalition zusammengetan, die mit 43<br />

Stimmen (plus eine zusätzliche Oberbürgermeister-Stimme)<br />

nicht nur über eine recht<br />

komfortable Mehrheit verfügt, sondern sich<br />

auch queerpolitisch auf eine Reihe künftiger<br />

Vorhaben geeinigt hat.<br />

QUEERE AGENDA FÜR DIE ZUKUNFT<br />

Im Koalitionsvertrag machen sich<br />

die Partner/-innen ausdrücklich für<br />

Akzeptanz und Nicht-Diskriminierung von<br />

LGBTIQ* und die Wahrung derer Interessen<br />

stark. Im Kapitel „Queeres München<br />

– Partner der LGBTI*-Community“ werden<br />

vier Projekte konkret benannt:<br />

• Ausbau der Aufklärungs- und Beratungsangebote<br />

im Bildungsbereich<br />

• Einrichtung eines queeren Museums<br />

• Geschützte Unterkünfte<br />

und verstärkte Beratung für<br />

LGBTI*-Geflüchtete<br />

• Einrichtung eins LGBTI*-Senior*innen-<br />

Wohnprojekts und einer<br />

Jugendwohngemeinschaft<br />

• Prüfung und Durchführung der Bewerbung<br />

für den EuroPride 2024 und der<br />

GayGames 2026<br />

• Statistische Erfassung homo- und<br />

trans*phober Straftaten<br />

• Perspektivische Ergänzung der<br />

bestehenden Zentren durch ein<br />

Trans*Inter*Zentrum<br />

All diese Maßnahmen stehen natürlich<br />

unter einem Finanzierungsvorbehalt.<br />

Der Wille zur Stärkung der Community<br />

wird durch das klare Bekenntnis gegen<br />

jede Form des Rechtextremismus und<br />

für ein buntes, weltoffenes München<br />

gestützt. *bm<br />

DAS SIND DIE OFFEN QUEEREN KANDIDATEN UND KANDIDATINNEN IM MÜNCHNER STADTRAT:<br />

FOTO: A. GREGOR<br />

DOMINIK KRAUSE (29, GRÜNE)<br />

Physiker, Vorsitzender der Münchner Grünen,<br />

Schwerpunkte: Menschen- und Bürger*innenrechte,<br />

Antifaschismus sowie Energie- und Umweltpolitik.<br />

FOTO: S. KNOLL<br />

CHRISTIAN VORLÄNDER (46, SPD)<br />

Rechtsanwalt/Strafverteidiger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender<br />

der Münchner SPD, Fachsprecher<br />

LGBTI* und Fachsprecher gegen Rechtsextremismus.<br />

FOTO: A. GREGOR<br />

FLORIAN SCHÖNEMANN (31, GRÜNE)<br />

Master in Maschinenbau und Management, Sprecher<br />

des AK Queer, Schwerpunkte: Wohnen, Umweltschutz,<br />

Wirtschaft und Sport.<br />

FOTO: S. KNOLL<br />

MICKY WENNGATZ (59, SPD)<br />

Angestellte im Öffentlichen Dienst, Stellvertretende<br />

Vorsitzende der SPD München und Vorsitzende von<br />

„München ist bunt! e. V.“<br />

FOTO: I. SINNESBICHLER<br />

MARION LÜTTIG (47, GRÜNE)<br />

Waldorfpädagogin und Soziologin, arbeitet bei der<br />

Münchner Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien,<br />

Schwerpunkt: Frauen und LGBTI*-Politik.<br />

FOTO: T. BOZI<br />

THOMAS NIEDERBÜHL (58, ROSA LISTE)<br />

Geschäftsführer der Münchner Aids-Hilfe e. V., seit<br />

1996 Stadtrat für die Rosa Liste, Schwerpunkte:<br />

LGBTI*- und Kulturpolitik.<br />

FOTO: N. BAUER<br />

BEPPO BREM (58, GRÜNE)<br />

Nachhaltigkeitsmanager und Vorsitzender des Bayerischen<br />

Landessportverbands, Schwerpunkte Arbeit<br />

und Wirtschaft, Digitalisierung und Sportpolitik.<br />

FOTO: B. FATH<br />

THOMAS LECHNER (57, LINKE)<br />

Konzert- und Partyveranstalter, Organisator von<br />

Großdemos („Ausgehetzt“), OB-Kandidat der Linken,<br />

Schwerpunkt: Menschenrechts- und Sozialpolitik


WAHLERFOLGE FÜR GLORIA GRAY UND USCHI UNSINN<br />

Buntes Bayern<br />

Sie dürften die buntesten Vögel<br />

in den bayerischen Polit-Gremien<br />

sein: Gloria Gray, Entertainerin mit<br />

trans* Vergangenheit, zieht für die<br />

FDP in den Kreistag im niederbayerischen<br />

Regen ein, die fränkische<br />

Polit-Drag Uschi Unsinn für die<br />

Grünen in den Nürnberger Stadtrat.<br />

Gloria Gray (Bild) hatte bereits<br />

2016 in ihrem Heimatort Zwiesel<br />

als parteilose Kandidatin für das<br />

Bürgermeisteramt kandidiert.<br />

Bei den Kommunalwahlen <strong>2020</strong><br />

konnte sie endlich ein politisches<br />

Amt erobern: Auf der Liste der FDP<br />

wurde sie mit 13,7 % der Stimmen<br />

in den Kreistag des niederbayerischen<br />

Regen gewählt. Übrigens:<br />

FOTO: NORBERT KIESEWETTER/ GAYCON<br />

Im selben Landkreis hatte Michael<br />

Adam (SPD) als offen schwuler<br />

Landrat für Furore gesorgt – ein<br />

Amt, das er 2017 nach sechs<br />

Jahren und einer „Büroaffäre“<br />

niedergelegt hat. In Nürnberg hat<br />

es Uwe Scherzer alias Polit-Drag<br />

Uschi Unsinn für Bündnis 90/Die<br />

Grünen in den Stadtrat geschafft.<br />

Die „linksversiffte Berufsschwuchtel“<br />

(Uschi über Uschi) wurde von<br />

den Wählern und Wählerinnen<br />

von Platz 20 auf 14 nach vorn<br />

gehäufelt und konnte dank<br />

des hervorragenden Gesamtergebnisses<br />

ihrer Partei einen<br />

Sitz in der fränkischen Metropole<br />

erobern. *bm<br />

FOTO: F. SCHELLENBERG<br />

FOTO: ANDRAS GREGOR<br />

BEZIRKSAUSSCHUSS<br />

LUDWIGSVORSTADT/ISARVORSTADT<br />

Grün-rosa Licht<br />

für queeres Viertel<br />

SZENE 5<br />

Das Wahlergebnis im Stadtrat spiegelt sich im „queeren“<br />

Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt (BA 2)<br />

wider, wo sich die Grünen um zehn Prozentpunkte auf<br />

45,5 % steigern konnten. Auch hier verlor Rosa Liste<br />

fast die Hälfte der Stimmen und ist in diesem Gremium<br />

künftig mit nur noch zwei Personen vertreten. Außerdem<br />

musste die Wähler-und-Wählerinnen-Initiative<br />

den BA-Vorsitz, den sie seit 2002 innehatte, an die<br />

Grünen abgeben. Neuer BA-Vorsitzender soll demnach<br />

Benoit Blaser werden, Rosa-Liste-Mann Andreas Klose<br />

fungiert als Stellvertreter. Nach wie vor bilden beide<br />

Gruppierungen im BA 2 eine Fraktionsgemeinschaft<br />

und erreichen mit 13 der 25 Sitze erstmals die absolute<br />

Mehrheit – das dürfte es queeren Projekten im Viertel<br />

leichter machen. *bm<br />

FOTO: TIBOR BOZI<br />

Dietmar Holzapfel<br />

und Josef Sattler,<br />

gut vernetzt<br />

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6 SZENE<br />

BAVARIAN<br />

MR. LEATHER<br />

<strong>2020</strong><br />

MISTER<br />

IM WARTE-<br />

STAND<br />

FOTO: ERWIN HARBECK<br />

Am letzten Abend vor den Ausgangs- und<br />

Versammlungsbeschränkungen konnte der<br />

Münchner Löwen Club (MLC) den diesjährigen Bavarian<br />

Mr. Leather ermitteln.<br />

Rund 200 Gäste waren zur MLC-Gala im Oberangertheater<br />

erschienen und bestimmten in mehreren Wahlgängen,<br />

die von Menü und Showprogramm umrahmt waren,<br />

ihren Favoriten. Als Sieger des Abends stand gegen<br />

23 Uhr Benji Waters fest (im Bild rechts mit seinem<br />

Vorgänger Stefan Modschiedler). Der 31-jährige Produktmanager<br />

lebt in Nürnberg und ist seit vielen Jahren in<br />

der (Fetisch-)Community unterwegs. Er überzeugte mit<br />

Schlagfertigkeit, Charme und einem sicheren Auftreten.<br />

Nicht zuletzt machte er auch beim „Bodycheck“ eine<br />

gute Figur. Er möchte vor allem Kontakt zu jüngeren<br />

Menschen suchen und als „Multikinkster“ Fetische jeglicher<br />

Couleur unter dem Dach der Lederszene vereinen.<br />

Benji Waters vertritt nun ein Jahr lang als Bavarian Mr.<br />

Leather die bayerische Leder- und Fetischszene im<br />

In- und Ausland. Der Start seiner Karriere verläuft wegen<br />

des Corona-Virus allerdings schleppend: Nicht nur die<br />

Münchner Events, auch die Fetischtreffen in Europa und<br />

die größte Veranstaltung ihrer Art, der „International Mr.<br />

Leather“ in Chicago sind abgesagt beziehungsweise auf<br />

unbestimmte Zeit verschoben. „In dieser Situation kann<br />

ich leider nicht viel machen“, so Benji. „Aber ich werde<br />

versuchen, in der Zwischenzeit wenigstens online das ein<br />

oder andere Lebenszeichen von mir zu geben.“ Wir sind<br />

sicher, dass wir nach der Krisenzeit noch so einiges von<br />

ihm hören werden! *bm<br />

LESBISCH-QUEERES ZENTRUM ERÖFFNET<br />

Lesbische Sichtbarkeit<br />

FOTO: BERND MÜLLER<br />

Da hat der Oberbürgermeister Wort gehalten: Kurz vor<br />

seiner Wiederwahl machte Dieter Reiter im März ein<br />

Versprechen aus dem Jahr 2016 wahr und eröffnete<br />

das Münchner Lesbenzentrum. Das Pendant zum<br />

schwulen Zentrum SUB trägt den Namen LEZ und ist im<br />

Erdgeschoss und Keller der ehemaligen AWI-Druckerei<br />

an der Ecke Müller-/Papa-Schmid-Straße untergebracht.<br />

Das neue Zentrum bietet Platz für eine Bar mit Café sowie<br />

Räume für Gruppen und Büros. Bis hier Leben einkehrt,<br />

wird es allerdings noch dauern: Die Betreiberinnen der<br />

Lesbenberatungsstelle LeTRa haben die Eröffnung für<br />

Herbst <strong>2020</strong> angekündigt. *bm


SZENE 7<br />

SELIGE MAIKÖNIGIN <strong>2020</strong><br />

Lang lebe die Weißwurst!<br />

Die Wahl zur „Seligen Münchner<br />

<strong>Mai</strong>königin“ ist seit 15 Jahren eigentlich<br />

der Anlass für die erste Outdoor-Party<br />

der Szene auf der Hans-Sachs-<br />

Straße. Eigentlich … denn in diesem<br />

Jahr konnte es am 30. April kein<br />

Straßenfest geben. Doch auf die Wahl<br />

einer neuen, schrillen Repräsentantin<br />

des Glockenbachviertels wollten die<br />

Veranstalter nicht verzichten: „Gerade<br />

jetzt braucht es positive und bunte<br />

Signale“, meinte Initiator Günter Kastner<br />

und verlegte die Wahl kurzerhand<br />

ins Internet. So präsentierten sich acht<br />

Kandidatinnen per Videobotschaft<br />

und persönlichem Statement auf der<br />

Homepage des Mitveranstalters Café<br />

Nil und mobilisierten viele<br />

Tausend Fans und Freunde,<br />

ihre Stimme abzugeben. Das<br />

Finale der drei Besten bestritten<br />

dann bekannte Gesichter:<br />

Tiffy Tölle und Daphny Ryan<br />

waren bereits im letzten Jahr<br />

vorn dabei, und die Weißwurst<br />

Christl hatte 2013 sogar schon<br />

einmal den Titel errungen. Doch<br />

das war ihr offenbar nicht genug: Als<br />

Corona-Christl mit Atemschutzmaske<br />

setzte sie heuer nochmals alle Hebel<br />

in Bewegung, um den Thron zu<br />

erobern – mit Erfolg! Am Abend des 30.<br />

April wurde sie zur neuen Regentin des<br />

Glockenbachviertels ausgerufen und in<br />

einer Online-Zeremonie gekrönt. Wir<br />

gratulieren und verneigen uns vor so viel<br />

Eleganz! *bm<br />

FOTO: BERND MÜLLER<br />

FOTO: IWAN VALENTIN<br />

MAIKÖNIGINNEN-<br />

DINNER <strong>2020</strong><br />

Es ist angerichtet<br />

Zum fünften Mal veranstaltet<br />

die „Küche im Kraftwerk“ des<br />

Hauptsponsors KARE das <strong>Mai</strong>königinnen-Dinner<br />

im Restaurant und auf der<br />

Terrasse des KARE-Mutterhauses.<br />

Es soll die Gelegenheit sein, die neue<br />

Regentin und ihr Gefolge erstmals<br />

nach der Online-Wahl live zu erleben!<br />

Die <strong>Mai</strong>königin <strong>2020</strong> bittet am<br />

29. <strong>Mai</strong> ab 18:30 Uhr zu Tisch. Neben<br />

der frisch Gekürten, ihren Konkurrentinnen<br />

und deren Gefolgschaft ist auch<br />

„das Volk“ herzlich zum Schlemmen<br />

eingeladen! Die Küche bietet ein<br />

Menü mit drei beziehungsweise fünf<br />

Gängen zu 38/62 Euro, ihre königlichen<br />

Ho- und Minderheiten präsentieren<br />

dazu stimmgewaltige Showeinlagen<br />

und einen vergnüglichen, außergewöhnlichen<br />

Abend in glamouröser<br />

Gesellschaft und bei feinem Essen.<br />

Bei Redaktionsschluss war noch nicht<br />

sicher, ob die Veranstaltung tatsächlich<br />

stattfinden darf. Bitte erkundigt<br />

euch über den aktuellen Stand unter<br />

www.diekuecheimkraftwerk.de. *bm<br />

29.5., Die Küche im Kraftwerk,<br />

Drygalski-Allee 25, 18:30 Uhr,<br />

Reservierung bis 24.5. unter<br />

info@diekuecheimkraftwerk.de<br />

www.hellabrunn.de


8 SZENE<br />

GAY GAMES 2026<br />

BILD: SARAH KIRCHNER<br />

SPORTLICH, SPORTLICH!<br />

München möchte sich um die Ausrichtung<br />

der Gay Games bewerben. Der weltweit<br />

größte queere Sportevent soll im Sommer<br />

2026 eine Woche zu Gast in der bayerischen<br />

Metropole sein. Dazu werden rund<br />

10.000 Sportlerinnen und Sportler aus<br />

aller Welt erwartet.<br />

Neben den Wettkämpfen in rund<br />

zwei Dutzend Sportarten gehören ein<br />

internationales Chorfestival sowie eine<br />

Menschenrechtskonferenz verbindlich<br />

zum Programm dieser Spiele. Die Konkurrenz<br />

um deren Austragung ist groß:<br />

Zurzeit haben rund zwanzig Städte aus<br />

Europa, den USA, Kanada, Australien und<br />

Südafrika ihren Hut in den Ring geworfen.<br />

Die Münchner Planungen stehen noch<br />

ganz am Anfang. Eine Initiativgruppe,<br />

bestehend vor allem aus Mitgliedern des<br />

queeren Sportvereins Team München<br />

e. V., hat sich bereits gebildet und einen<br />

Fahrplan für die kommenden Monate<br />

erstellt. Demnach soll zunächst der Verein<br />

Gay Games 2026 Munich e. V. gegründet<br />

werden, dann folgen Gespräche mit der<br />

Stadt, die hinter dem Event, dessen Etat<br />

momentan mit rund 7,7 Millionen Euro<br />

angegeben wird, stehen muss. Bis Mitte<br />

<strong>Mai</strong> soll die Bewerbung bei der „Federation<br />

of Gay Games“ angemeldet werden,<br />

bis Ende <strong>2020</strong> muss ein sogenanntes<br />

„Bid Book“, das die Details der Bewerbung<br />

enthält, abgegeben werden. Im Herbst<br />

2021 wird die Entscheidung, wer den<br />

Zuschlag für 2026 erhält, bekannt<br />

gegeben.<br />

Das Interesse der Münchner Community<br />

an den Gay Games ist groß: Über achtzig<br />

Interessierte hatten sich Ende April zu<br />

einer Online-Infoveranstaltung eingewählt<br />

und Unterstützung zugesichert.<br />

Wer sich für die Gay Games in München<br />

interessiert, sich engagieren oder Mitglied<br />

des Vereins werden möchte, geht auf<br />

www.gaygames2026munich.org. *bm<br />

NEUER SERVICE IN MÜNCHEN<br />

Medikamente frei Haus<br />

„Gerade jetzt ist es an der Zeit, diesen Service auf die Straße zu bringen“,<br />

meint Werner Schelken, Inhaber der Münchner Regenbogenapotheke. Die<br />

ist noch bis Ende <strong>Mai</strong> Teil eines Pilotprojekts, das derzeit in rund einem Dutzend<br />

Apotheken in Deutschland angeboten wird: ein kostenloser Fahrrad-Lieferservice<br />

für Medikamente und Apothekenprodukte.<br />

Und so funktioniert’s: Bestellungen werden in der Regenbogenapotheke<br />

telefonisch oder per <strong>Mai</strong>l aufgegeben. Obwohl bei verschreibungspflichtigen<br />

Medikamenten das Rezept normalerweise im Original vorliegen muss, kann es<br />

in der aktuellen Situation erst einmal gefaxt oder gemailt werden. Die Apotheke<br />

bereitet den Auftrag vor und sichert die Lieferung in einem definierten Zeitfenster<br />

innerhalb des Mittleren Rings zu. Der Lieferservice ist gratis, Rezeptgebühren<br />

oder Kosten für Medikamente werden von der Apotheke in Rechnung<br />

gestellt oder per Lastschrift eingezogen, die Kurierfahrer nehmen kein<br />

Geld entgegen und arbeiten kontaktlos. Hinter dem Service steckt<br />

das Münchner Start-up Lamiloo, das sich zurzeit in einer Handvoll<br />

Apotheken in ganz Deutschland testet. Die Erfahrungen der ersten<br />

Wochen sind ermutigend. „Viele schätzen die Lieferung, weil<br />

wir als Apotheke durchaus auch Hotspots des aktuellen<br />

Geschehens sind“, so Schelken. Wer sich für den Service<br />

interessiert, kontaktiert die Regenbogenapotheke<br />

unter www.hieristsgesund.de. *bm<br />

FOTO: LAMILOO


KLOHÄUSERL AM HOLZPLATZ<br />

Freddies Freudenhaus<br />

Ob Freddie Mercury, Rainer Werner Fassbinder<br />

oder Albert Einstein das Klohäuserl am Holzplatz<br />

jemals besucht haben, ist unklar. Dennoch<br />

zieren ihre Porträts seit einiger Zeit dessen<br />

Außenwände, denn sie alle waren Bewohner des<br />

Glockenbach- bzw. des benachbarten Schlachthofviertels.<br />

Die Immobilie selbst war schon<br />

etliche Jahre nicht mehr in Betrieb,<br />

verschmiert und reichlich<br />

heruntergekommen – zeitweise<br />

sogar Streitobjekt, als der ehemalige<br />

Schuhhändler Thomas<br />

Bartu dort eine Zweigstelle<br />

seiner Schwabinger Eisdiele<br />

eröffnen wollte. Passiert ist<br />

schlussendlich nie etwas,<br />

weshalb das historische<br />

Örtchen nun auf Initiative des<br />

Münchner Künstlers Martin Arz<br />

und des „München 72“-Betreibers<br />

Thomas Zufall in neuem Glanz<br />

erstrahlt. Die beiden hatten das Künstlerkollektiv<br />

„Graphism“ beauftragt, die Toilette<br />

als „Hommage an die Geschichte unseres Viertels“ neu zu<br />

gestalten und die drei berühmten Söhne der Stadt dort zu<br />

verewigen. Als Toilette kann es übrigens nicht mehr genutzt<br />

werden, jetzt ist das stille Örtchen große Kunst. *bm<br />

FOTOS: BERND MÜLLER<br />

DOK.FEST MÜNCHEN<br />

GEGEN DIE STRÖMUNG<br />

GEGEN DIE STRÖMUNG<br />

Das DOK.fest München, das größte deutsche Dokumentarfilmfestival, findet in<br />

diesem Jahr bis zum 24. <strong>Mai</strong> online statt.<br />

FOTO: DOKFEST MÜNCHEN<br />

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Von den 121 Dokumentationen aus 35 Ländern ist diesmal zwar nur eine speziell<br />

für das queere Publikum dabei – die hat es aber in sich. Der isländische Streifen<br />

„Against The Current“ erzählt die Geschichte der trans* Frau Veiga Grétarsdóttir,<br />

die als erste Frau Island im Kajak umrundete – gegen die Strömung. Der Kampf mit<br />

der Arktischen See wird zum Symbol für ihren Lebensweg. Sozialisiert als Mann<br />

zwingt Veiga sich zunächst, den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen.<br />

Erst im Alter von 38 Jahren, als verheirateter Familienvater mit zwei Kindern und<br />

schwerer Depression, wagt Veiga den alles verändernden Schritt. Der Film (isländisch<br />

mit englischen Untertiteln) ist für 4,50 Euro unter www.dokfest-muenchen.de zu<br />

sehen. *bm<br />

LEO verlost drei Onlinezugänge! Wer „Against The Current“<br />

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10 SZENE<br />

CORONA UND DIE<br />

COMMUNITY<br />

FOTO: BERND MÜLLER<br />

DAS BESTE AUS DER KRISE MACHEN: RICO UND BASTI VOM NIL NUTZEN DIE ZEIT ZUR RENOVIERUNG.<br />

Die Beschränkungen aufgrund der<br />

Corona-Pandemie gehen auch an der<br />

Münchner Community nicht vorüber.<br />

Betroffen sind nicht nur die Großveranstaltungen<br />

wie <strong>Mai</strong>königinnenfeier,<br />

IDAHOBIT, CSD oder Hans-Sachs-<br />

Straßenfest, sondern auch die Vereine,<br />

Betriebe und Gastronomien der<br />

LGBTIQ*-Community. Wir haben uns<br />

umgehört, wie sich die Szene in Krisenzeiten<br />

schlägt. Stand: Ende April.<br />

Die ZENTREN wie Sub, LeTra oder die<br />

Münchner Aids-Hilfe haben den Publikumsverkehr<br />

eingestellt und die Beratung<br />

telefonisch oder per <strong>Mai</strong>l angeboten. Seit<br />

Anfang <strong>Mai</strong> sind einige Abteilungen wie<br />

der Checkpoint unter besonderen Voraussetzungen<br />

wieder geöffnet. Das Café<br />

im Sub ist derweil geschlossen, das Café<br />

Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe<br />

bietet einen Mittagstisch to go.<br />

BARS UND RESTAURANTS wie das Nil<br />

oder das Café Regenbogen bieten Essen<br />

to go. Wer das nicht kann, ist oftmals auch<br />

auf das Entgegenkommen der Vermieter<br />

angewiesen. „Nur wenn die Pacht ausgesetzt<br />

wird, können wir überleben“, so<br />

Friedel Steinhauser vom Traditionslokal<br />

Ochsengarten. „Ab <strong>Juni</strong> wird es für uns<br />

eng“, meint auch Kollege Wolfgang<br />

Neuherz von der Bären-Bar Edelheiss. Im<br />

größten Szene-Komplex, der Deutschen<br />

Eiche, kommt keine Endzeitstimmung<br />

auf, auch wenn die Mitarbeiter von Hotel,<br />

Restaurant und Badehaus derzeit in<br />

Kurzarbeit sind. „Wir wollen ohne Verzögerung<br />

aufmachen, sobald es von der Politik<br />

erlaubt wird und, vielleicht noch wichtiger,<br />

es sich bei den neuen Auflagen lohnt“, so<br />

Geschäftsführer Roger Barta-Holzapfel.<br />

Am härtesten dürfte die Krise die KLUBS<br />

treffen. „Wir können froh sein, wenn wir<br />

in diesem Jahr noch öffnen können“, so<br />

die Prognose des Harry-Klein-Betreibers<br />

Peter Fleming. Dennoch bleibt er (den<br />

Umständen entsprechend) gut gelaunt.<br />

Sein Klub bietet Mittwoch bis Samstag<br />

„Watch-Partys“, am Garry-Klein-Mittwoch<br />

zusätzlich eine Mitternachtsshow. Auch<br />

die Veranstaltungsreihe „Marry Klein“ läuft<br />

im <strong>Mai</strong> online und bringt ausschließlich<br />

DJanes an die Turntables des Klubs. Auch<br />

Kollege Ken Koch vom NY.Club setzt auf<br />

Livestreams, die schon bald aus dem Klub<br />

gesendet werden sollen. Er vermutet<br />

ebenso, dass erst Ende des Jahres ein<br />

regulärer Betrieb möglich sein wird. Um zu<br />

überleben, hat er eine Crowdfundingaktion<br />

„Save and support the NY.Club“ auf<br />

Startnext gestartet. „Es wird wehtun, aber<br />

der NY.Club wird nicht verschwinden!“<br />

VEREINE haben ihren Betrieb weitgehend<br />

eingestellt. Der queere Sportverein Team<br />

München, der sein Sommersportfestival<br />

im <strong>Juni</strong> bereits abgesagt hat, kann seinen<br />

knapp 1.000 Mitgliedern derzeit kaum<br />

Perspektiven bieten. Immerhin machen<br />

einige Sparten wie Yoga Online-Angebote,<br />

auch die Tänzer versuchen, ihre Mitglieder<br />

mit Zoom-Konferenzen bei Laune zu<br />

halten. Doch wirklich Sport werden<br />

demnächst nur diejenigen treiben, deren<br />

übergeordnete Verbände oder Ligen den<br />

Trainingsbetrieb wieder aufnehmen. „Wir<br />

lassen unsere Sparten eigenverantwortlich<br />

entscheiden, wie sie mit ihrer Situation<br />

umgehen“, so Team-München-Vorstand<br />

Maximilian Klausner. Der europaweit<br />

größte Fetischverein Münchner<br />

Löwen Club (MLC) musste schon sein<br />

Starkbierfest im März abbrechen, die<br />

schwulen Fetischpartys im UnderGround<br />

sind seitdem bis auf Weiteres abgesagt.<br />

Vorstand Dieter Weissenborn bedauert<br />

das, bleibt aber gelassen: „Der MLC hat<br />

ausreichend Rücklagen und wird die Krise<br />

überstehen.“<br />

Für die EINZELHÄNDLER greifen<br />

Erleichterungen ja bereits seit Ende April,<br />

dennoch bleibt der Shutdown nicht ohne<br />

Konsequenzen. Im Erotic-Store Spexter<br />

beispielsweise ist das Kino nun dauerhaft<br />

geschlossen. Ein Teil der Umsatzeinbußen<br />

konnte zwar durch den Online-Handel<br />

(jeder Bestellung lag übrigens eine Rolle<br />

Toilettenpapier bei) aufgefangen werden,<br />

„dennoch macht uns die Krise schwer zu<br />

schaffen“, so Inhaber <strong>Leo</strong>nhard März. Und<br />

er spricht wohl für viele, wenn er sagt:<br />

„Wenn sich die Münchner Community<br />

nicht vor Augen hält, dass sie jetzt zu<br />

ihren lokalen Betrieben stehen muss, dann<br />

wird es Ende des Jahres keine Szene mehr<br />

geben.“ *bm<br />

Foto: Bernd Müller


SARS-COV-2<br />

UND COVID-19:<br />

Fakten statt Fakenews<br />

Auch, wenn man es sich nicht so richtig erklären kann:<br />

Es gibt einzelne Menschen und/oder Gruppierungen,<br />

die Gerüchte und falsche Informationen über die aktuelle<br />

Coronaviren-Epidemie streuen und diese fallen in der ganzen<br />

Aufregung schnell auf fruchtbaren Boden und verbreiten sich<br />

schneller als das Virus SARS-CoV-2** selbst.<br />

GESUNDHEIT<br />

11<br />

Unabhängig von solch absichtlichen Fake News sind sich aber<br />

auch die Wissenschaft und in ihrer Folge die Politik lange nicht<br />

einig gewesen, wie die Ausbreitung des Virus am effektivsten<br />

zu verlangsamen ist, um die gleichzeitigen Fallzahlen schwerer<br />

COVID-19-Erkrankungen** möglichst gering zu halten.<br />

Zusammen mit der durch die digitale Vernetzung zum Dorf<br />

gewordenen Welt und den Berichten über verschiedenste<br />

Ansätze in vielen Ländern, kann leicht der Überblick verloren<br />

gehen. Die folgenden Seiten räumen mit den häufigsten<br />

Gerüchten, die in der Community wabern, auf und bieten<br />

einen sachlichen Wegweiser durch den Dschungel an medizinischen<br />

Mutmaßungen der YouTube-Akademie-Doktoren,<br />

Facebook-Forscher und Absolventen der Schule des Lebens.<br />

Frei nach Douglas Adams: Don’t panic. Und das Handtuch<br />

nicht vergessen! Hände waschen, Hände waschen, Hände<br />

waschen. *ck<br />

**Seit dem 11. Februar hat das zuerst 2019-nCoV genannte, und immer mit dem<br />

Wort „neuartig“ ergänzte Virus einen offiziellen Namen: SARS-CoV-2. Das Akronym<br />

SARS bedeutet übrigens „Schweres Akutes Atemwegssyndrom“, wie auch schon<br />

bei der Epidemie mit einem artverwandten Coronavirus in den Jahren 2002/2003.<br />

Wer sich infiziert wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an der „Corona Virus Disease<br />

2019“, kurz COVID-19 erkranken. Diese verläuft nach heutigem (17. März <strong>2020</strong>)<br />

Stand der Berechnungen bei über achtzig Prozent harmlos, also ohne bleibende<br />

Schäden und ohne Lebensgefahr.<br />

SPECIAL<br />

FOTO: FREEPIK<br />

Ist die Welle noch so steil,<br />

a bisserl was geht allerweil.<br />

www.az-muenchen.de/abo


12 GESUNDHEIT<br />

MEDIZIN<br />

FOTO: OSKAR KADAKSOO / CC0<br />

Queers und Corona:<br />

Das sollte man wissen!<br />

In den USA haben über einhundert<br />

Organisationen in einem offenen Brief<br />

queere Menschen vor einem leichtfertigen<br />

Umgang mit COVID-19 gewarnt. Sexuelle<br />

Minderheiten sind aus mehreren Gründen<br />

anfälliger für eine Infektion mit SARS-<br />

CoV-2.<br />

Die wichtigsten Besonderheiten sind laut<br />

Autoren des Briefes:<br />

■ erhöhter Zigarettenkonsum in der<br />

Community<br />

■ höhere Anzahl von Menschen mit<br />

vorbelastetem Immunsystem<br />

■ seltenere Arztbesuche aufgrund von<br />

Diskriminierungsangst<br />

RAUCHEN: ZIGARETTEN GEFÄHRDEN<br />

DIE GESUNDHEIT<br />

Besonders der erhöhte Zigarettenkonsum<br />

in der Community ist besorgniserregend,<br />

da sich die durch das Virus SARS-CoV-2<br />

hervorgerufene Lungenerkrankung COVID-<br />

19 bei Rauchern als besonders gefährlich<br />

erwiesen hat. Der drastisch höhere Tabakkonsum<br />

bei Homo-, Bi- und Transsexuellen<br />

wurde erst kürzlich einmal mehr in einer<br />

Studie der britischen Forschungsorganisation<br />

Queer Voices Heard bestätigt. Die<br />

Wahrscheinlichkeit, zu Zigaretten zu greifen,<br />

sei demnach innerhalb der Community<br />

um ganze 46 Prozent höher. Während<br />

weniger als die Hälfte der nichtqueeren<br />

britischen Bevölkerung Raucher waren<br />

oder sind, liegt der Anteil bei erwachsenen<br />

Queers bei über 70 Prozent.<br />

Außerdem seien laut offenem Brief die<br />

Zahlen von Krebserkrankungen und HIV-<br />

Infektionen in der Community höher, was<br />

dazu führe, dass prozentual mehr Menschen<br />

Probleme mit ihrem Immunsystem<br />

haben – ein Umstand, der sie anfälliger für<br />

das Virus mache.<br />

HIV: NOCH IMMER NICHT BEIM TEST<br />

GEWESEN?<br />

Dr. Sarah Henn, Chefärztin der Whitman-<br />

Walker Health (eine Unterzeichnerin des<br />

Briefes), erklärte der Zeitung Washington<br />

Blade, HIV-Positive seien höchstens einem<br />

sehr geringfügig erhöhten Risiko ausgesetzt<br />

als andere Menschen – solange eine medikamentöse<br />

Behandlung erfolge und die Virenzahl<br />

im nicht mehr nachweisbaren Bereich<br />

liege. Die Deutsche AIDS-Gesellschaft<br />

(DAIG) hat das in einer Stellungnahme vom<br />

12. März ähnlich formuliert: „Bisher gibt es<br />

keinen Hinweis auf eine erhöhte Infektionsrate<br />

von Menschen mit HIV gegenüber<br />

HIV-negativen Personen.“<br />

Anders ist das bei Menschen mit nicht entdecktem<br />

oder nicht behandeltem positivem<br />

HIV-Status oder einer Aids-Erkrankung. Die<br />

Empfehlung von Beratungsorganisationen<br />

wie IWWIT zu Safer Sex ist also auch in Zeiten<br />

von Corona eine nachdrückliche: Einmal<br />

jährlich zum Check-up auf HIV und andere<br />

sexuell übertragbare Krankheiten. Die DAIG<br />

empfiehlt, sich strikt an die Hygiene- und<br />

Kontaktvermeidungsregeln zu halten und<br />

schließt sich der im offenen Brief genannten<br />

Vermutungen an: „Sicherheitshalber sollte<br />

von der Erhöhung des Risikos eines schweren<br />

Verlaufs bei antiretroviral unbehandelten<br />

Personen und bei CD4+-Zellen unter 200/µl<br />

ausgegangen werden.“<br />

MINORITÄTENSTRESS: DISKRIMINIE-<br />

RUNG SCHADET DER GESUNDHEIT<br />

Der letzte Risikofaktor, der im Brief genannt<br />

wird, ist gesellschaftlicher Natur: Durch<br />

Diskriminierungserfahrungen und Angst,<br />

sich vor medizinischem Fachpersonal<br />

outen zu müssen, falle queeren Menschen<br />

der Weg zum Arzt schwerer. Besonders<br />

ältere Mitglieder der Community würden<br />

dem Gesundheitssystem, aber auch<br />

Hilfsangeboten wie Essenslieferungen<br />

und Seniorenzentren, aus Angst vor<br />

Diskriminierung kritisch gegenüberstehen<br />

und dadurch stärker vereinsamen. Dies sei<br />

angesichts der Sterblichkeitsrate von älteren<br />

Menschen durch das Virus ein besonders<br />

großes Problem für die Queer-Community.<br />

Die Autoren schließen:<br />

„Als LGBTQ+-Gemeinschafts- und<br />

Gesundheitsführung bieten die unterzeichnenden<br />

Organisationen an, Seite an<br />

Seite mit der Führung im Gesundheitswesen<br />

zu stehen, um sicherzustellen, dass<br />

wir aus der Geschichte lernen und nicht<br />

zulassen, dass eine Bevölkerungsgruppe<br />

unverhältnismäßig stark von einem Virus<br />

betroffen oder weiter stigmatisiert wird.“<br />

Der Brief macht deutlich: Es ist wichtig,<br />

dass queere Menschen um das Risiko<br />

wissen, dem sie ausgesetzt sind. Nur wer die<br />

Einzelheiten kennt, kann sich angemessen<br />

schützen. *lm/ck


PSYCHOLOGIE/GESELLSCHAFT<br />

Gestresst? Verängstigt?<br />

ABSCHALTEN!<br />

GESUNDHEIT 13<br />

Der ständige Informationsdruck aus sozialen Medien kann krank machen.<br />

Der menschliche Organismus ist von Natur aus nicht dafür ausgelegt, im<br />

Dauererregungsmodus zu leben. Gleichzeitig ist er aber darauf geeicht, Gefahrensituationen<br />

mit besonderer Aufmerksamkeit wahrzunehmen.<br />

WUT UND ANGST SIND DIE AM<br />

EINFACHSTEN ZU ERREGENDEN<br />

EMOTIONEN BEIM MENSCHEN<br />

Algorithmusgesteuerte Systeme<br />

wie Facebook, Twitter und in der<br />

Folge die unter Konkurrenzdruck<br />

leidenden Medienunternehmen<br />

nutzen diese biologische Programmierung<br />

aus und bespielen ihr<br />

Publikum mit wütend- oder angstmachenden<br />

Tickermeldungen im<br />

Sekundentakt. Das garantiert die<br />

höchstmögliche Aufmerksamkeit,<br />

und Aufmerksamkeit heißt<br />

Zeit, heißt im wirtschaftlichen<br />

Fachjargon Verweildauer – die<br />

Ware also, die meistbietend an<br />

Werbetreibende verkauft wird. Ein<br />

Teufelskreis, gegen den das Männergesundheitsprojekt<br />

IWWIT der<br />

Deutschen Aidshilfe für Corona-<br />

News-Geplagte eine praktische<br />

Bildkarte veröffentlicht hat. Diese<br />

ist aber nicht nur im Krisenfall ein<br />

nützlicher Ratgeber, sondern kann<br />

jeden zum Nachdenken über sein<br />

Medienkonsum- und Technikverhalten<br />

anregen.<br />

NICHT NUR SCHÄDLICH FÜR<br />

DIE PSYCHE<br />

Schon in der Ausnahmesituation<br />

2015, als Kriegsflüchtlinge aus Syrien<br />

nach Deutschland kamen, haben es<br />

Populisten mit tatkräftiger technischer<br />

Hilfestellung sozialer Medien geschafft,<br />

irrationale Ängste zu schüren und<br />

daraus Profit zu schlagen. Die AfD säße<br />

vermutlich heute nicht im Bundestag,<br />

hätten Facebook und Co. nicht viel zu<br />

lange zugeschaut und Dollars gezählt,<br />

während ihre Informationsmaschine<br />

durch Fake News und Hetze das<br />

gesellschaftliche Klima vergiftete.<br />

Brexit und Trump sind nachgewiesenermaßen<br />

ebenfalls „Unfälle“ der<br />

unkontrollierten Lügenverbreitung und<br />

gleichzeitig gezielten psychologisch,<br />

auf das Individuum zugeschnittenen<br />

Informationsmanipulation. Die ständige<br />

Bombardierung unseres Gehirns mit<br />

Angst und Wut schadet nicht nur<br />

unserem seelischen Wohlbefinden,<br />

sondern in der aktuellen Form auch der<br />

Demokratie.<br />

Also. Frei nach Peter Lustig: Wenn alles<br />

zu viel wird, einfach mal abschalten! *ck<br />

RATGEBER<br />

Kostenloser Wohlfühl-Guide<br />

„Auch das geht vorbei – Glücklich bleiben in schweren Zeiten“:<br />

Das ist der Titel eines kostenlosen E-Books mit Glücks-Tipps in<br />

Corona-Zeiten, das der Bestseller-Autor Thomas<br />

Brezina und sein Verlag verschenken. Es<br />

enthält Ratschläge gegen Sorge, Angst<br />

und Panikattacken. Brezina erzählt<br />

darin, was zu tun ist, wenn einem daheim<br />

die Decke auf den Kopf fällt, und wie<br />

sich trotzdem ein Lächeln bewahren<br />

lässt. Dabei hat Brezina auch Empfehlungen<br />

für glücklich machenden Vertreib der<br />

Zeit daheim, etwa das „Freude-Alphabet“:<br />

Zu jedem Buchstaben des Alphabets findet<br />

man dabei einen Begriff, der etwas benennt,<br />

das einem Freude macht. „Wir müssen jetzt<br />

auch unser seelisches Immunsystem stärken“,<br />

sagt Brezina. Das Buch steht als Gratis-<br />

Download zur Verfügung.<br />

www.edition-a.at


14 GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

SEXUALITÄT<br />

IST EIN<br />

GRUNDBEDÜRFNIS<br />

– Nähe in Zeiten von Corona<br />

Die COVID-19-Krise trifft<br />

einen Bereich schwulen<br />

Lebens ins Mark: das Sexleben. Besonders<br />

in den sozialen Netzwerken<br />

scheint es nur noch zwei Seiten zu<br />

geben. Die einen gerieren sich als<br />

teflonbeschichtete Ignoranten, die<br />

anderen als argumentativ bis an<br />

die Zähne bewaffnete Moralblockwarte.<br />

Was macht Corona mit der<br />

Sexualität, was kann besonders<br />

schwuler Mann lernen, was droht<br />

eventuell für die Zeit danach. Wir<br />

telefonierten mit Sexualpädagoge<br />

(gsp) Marco Kammholz aus Köln.<br />

Corona und Sex, geht das<br />

überhaupt?<br />

Sexualität ist nicht vollends aus dem<br />

Leben verbannt und das ist erfreulich!<br />

Verändert haben sich ganz sicher das<br />

Sexualverhalten und die Phantasien vieler<br />

Menschen. Frequenz, Partnerwahl, Praktiken,<br />

Gespräche über und Aushandlung<br />

von Sex, das Erleben von Intimität, all das<br />

findet aktuell unter völlig außergewöhnlichen<br />

Bedingungen statt. Das betrifft<br />

unweigerlich den sexuellen Alltag und die<br />

sexuellen Abenteuer, auch von schwulen<br />

und bisexuellen Männern.<br />

Manche haben gerade keinen Sex mehr<br />

oder nur noch mit einem Partner. Anderen<br />

ist ob der Umstände schlichtweg die Lust<br />

oder Potenz vergangen. Manche wählen<br />

genauer aus oder schlafen<br />

vor allem mit sich selbst.<br />

Viele ändern nun gezwungenermaßen<br />

ihr Datingverhalten.<br />

Man kann, auch wenn’s das Vögeln<br />

nicht ersetzt, tatsächlich immer noch<br />

masturbieren, Pornos schauen, Camsex<br />

machen und sich Sexting widmen. Oder<br />

sich in einer bzw. bestimmten ausgewählten<br />

sexuellen Beziehungen ausleben.<br />

In den offiziellen Regelungen geht es<br />

darum, alle nicht notwendigen Kontakte<br />

einzustellen. Nun ist die spannende Frage:<br />

Zählt die Befriedigung des sexuellen<br />

Grundbedürfnisses zu den notwendigen<br />

Kontakten? Und wenn ja, in welcher Form<br />

und mit wem? Es gibt viele Menschen, die<br />

ohne Probleme eine längere Zeit auf Sex<br />

verzichten, ganz ohne Corona-Krise. Aber<br />

alle müssen sich plötzlich neu mit ihrer<br />

Partnerschaft, ihren Affären oder ihren<br />

Beziehungskonstellationen, mit der Organisation<br />

ihres Sexlebens und der Äußerung<br />

ihrer sexuellen Wünsche beschäftigen.<br />

In einem Interview hatte der<br />

medizinische Referent der Deutschen<br />

Aidshilfe (DAH) schwulen<br />

Analverkehr und schwule Saunen<br />

problematisiert. Sogar queere<br />

Medien interpretierten das als „DAH<br />

warnt vor Analsex und Saunen“.<br />

Hast du eine Erklärung für die um<br />

sich greifende Sexfeindlichkeit, die<br />

leider auch homophobe Ressentiments<br />

bedient?<br />

Ich denke,<br />

wir erleben im<br />

Moment, wie wir uns<br />

von anderen körperlich<br />

distanzieren müssen,<br />

und das betrifft Sexualität<br />

dann auch. Feindlichkeit ist dafür nicht<br />

unbedingt nötig, aber sie ist derzeit spürund<br />

sichtbar. Ich halte die Empfehlungen<br />

der DAH – zumindest nach dem aktuellen<br />

Wissensstand – für nachvollziehbar, sofern<br />

man sich auf die medizinische Dimension<br />

dieser Maßnahmen konzentriert. Dennoch<br />

sind sie bizarr. Die DAH steht, wie viele<br />

schwule Angebote, für eine Haltung, die<br />

informierte, individuelle Risikoabschätzung,<br />

egal bei welchem Sexualverhalten, unterstützt.<br />

Dazu zählt auch die Entstigmatisierung<br />

promisker Lebensweisen oder die<br />

Bejahung von flüchtigen Sexualkontakten<br />

als legitime Lustbefriedigung. Insgesamt<br />

also für einen liberalen Umgang mit Sexualität.<br />

Ich glaube, die jetzige Situation stellt<br />

diese Ansätze auf die Probe. Daher auch<br />

die Irritation über die Empfehlung der DAH,<br />

sich sexuell im Moment eher zu mäßigen,<br />

anstatt auch Auskunft zu geben, wie man<br />

weiter sexuell aktiv sein kann. Aus medizinischer<br />

Sicht mag es naheliegend, aus<br />

epidemiologischer notwendig erscheinen,<br />

Menschen zu sexuellem Verzicht aufzufordern,<br />

wir wissen aber, dass die sexuellen<br />

Bedürfnisse diesen Anforderungen eben<br />

nicht immer entsprechen. Vielmehr gehen<br />

sie in den präventiven Schutzmaßnahmen<br />

nie vollständig auf, sondern treten mit<br />

FOTO: VVG


GESUNDHEIT<br />

15<br />

ihnen in Konflikt. Sowie die Leute gerade weiter Lust auf<br />

Sex und Dates haben und das auch tun. Spannend finde ich<br />

wirklich: Man muss sich jetzt ziemlich genau überlegen, mit<br />

wem man in seinem minimierten sozialen Umfeld welche<br />

sexuellen Kontakte eingeht.<br />

Also ist ein Quasisexverbot nicht realistisch?<br />

Ich denke, das geht gar nicht – und das hat die DAH mit<br />

den Beispielen Darkroom und Sauna hoffentlich auch<br />

nicht gemeint. Ein „Sexverbot“ wäre auch nicht sinnvoll,<br />

sondern vielmehr absurd. Es zeigt sich doch bereits jetzt,<br />

dass eher mehr als weniger Sex stattfindet, vor allem in<br />

den Partnerschaften. Die sexuellen Handlungen sind auch<br />

gar nicht unbedingt das Entscheidende oder Besondere.<br />

Während wir bei HIV wissen, dass die Übertragung durch<br />

direkten Kontakt der Schleimhäute, also beim Sex zum<br />

Beispiel, stattfinden kann, ist es bei Corona so, dass wir<br />

Zurückhaltung im Kontakt mit Menschen ganz allgemein<br />

üben sollen, um eine Infektion zu vermeiden.<br />

„Wer sexuelle Wünsche und Phantasien<br />

verbietet, handelt tyrannisch<br />

und hochgradig unsozial.“<br />

Es bleibt für mich trotzdem die Frage, warum<br />

nicht Swingerklubs oder Bordelle dann im gleichen<br />

Atemzug genannt werden ...<br />

Sexualität und Körperlichkeit ist verunsichernd und verängstigend,<br />

nun kommt hinzu, dass der eigene Körper und der<br />

des Anderen massiv als potentieller Virusträger markiert und<br />

problematisiert wird. Wenn es einem derzeit nicht gelingt,<br />

über die eigene Verletzlichkeit und Angst nachzudenken,<br />

läuft man also Gefahr, die eigene Verzweiflung permanent in<br />

anderen zu sehen und sie darin zu bekämpfen. Die Situation<br />

verlangt in psychischer Hinsicht enorm viel von den Menschen<br />

ab. Für Schwule vielleicht ganz besonders. Ich habe<br />

den Eindruck, in diesen sehr harschen und böswilligen Kommentaren<br />

in sozialen Medien, die sich gegen alle richten, die<br />

weiterhin Sex haben, suchen oder wollen, melden sich doch<br />

auch die sexualhygienischen Zumutungen zu Wort, von<br />

denen wir alle seit Aids betroffen sind. Das schließt auch<br />

den Kreis zu den schwulenfeindlichen Ressentiments, vom<br />

dauergeilen und potenten schwulen Mann, der sich nicht<br />

zügeln kann und zugleich besondere Verantwortung zeigen<br />

soll. Auch dieser Figur bedient man sich.<br />

Der gestern noch gefeiert wurde von Menschen,<br />

die ihn heute Teern und Federn wollen ...<br />

Genau. Dieser als omnipotent phantasierte schwule Mann<br />

wird gleichzeitig verteufelt und bewundert. Corona ruft<br />

ernstzunehmende Erinnerungen an die Zeit von Aids wach,<br />

in denen jeder sexuelle Kontakt zu einem anderen Mann zu<br />

etwas fraglichem, gefährlichem wurde. Martin Dannecker<br />

weist darauf hin, dass Aids insbesondere das Verhältnis der<br />

Schwulen zu ihrer Sexualität verändert hat. Dazu zählen<br />

auch Schuldgefühle und moralische Maßstäbe gegenüber<br />

sexuellen Wünschen, kondomlosem Sex, Promiskuität,<br />

Sperma oder Blut. Die Aids-Ära und die Corona-Pandemie<br />

unterscheiden sich selbstverständlich voneinander und<br />

dennoch ist die Mobilisierung solcher Gefühle und Ängste<br />

im Moment erlebbar. In den n, Apps und sozialen Medienäußern<br />

nicht wenige, dass sie nun gar keinen Sex, keinen<br />

Sex mit Fremden oder keinen Sex mit mehreren Männern<br />

mehr haben würden und legen das implizit oder explizit<br />

anderen nahe. Geschieht das aggressiv und verurteilend,<br />

Heuschnupfen??<br />

Wir helfen gern!<br />

Wir unterstützen die Aids-Hilfe,<br />

den run for life und euch in allen<br />

Gesundheitsfragen!<br />

Regenbogenapotheke<br />

Sonnenstr. 33 • 80331 München<br />

Tel. 089 593659 • Fax 089 5501717<br />

info@hieristsgesund.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo – Fr 8.30 – 19.00 Uhr<br />

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www.hieristsgesund.de


16 GESUNDHEIT<br />

steckt mehr dahinter als die bloße Entscheidung,<br />

sich an Hygiene-Empfehlungen<br />

zu halten, die im Übrigen ja auch keinen<br />

Sex untersagen.<br />

„An der öffentlichen<br />

Erklärung des Verzichts<br />

auf sexuelle Kontakte oder<br />

Sexdates haftet etwas<br />

Tragisches.“<br />

Was meinst du damit?<br />

Ich denke, diese mitunter plakativ vor sich<br />

hergetragene Bereitwilligkeit, auf die eben<br />

noch gelebte sexuelle Selbstverwirklichung<br />

zu verzichten, ist ebenso eine Form der<br />

Verdrängung, wie wenn man die virale Bedrohung<br />

leugnet. An der öffentlichen Erklärung<br />

des Verzichts auf sexuelle Kontakte oder<br />

Sexdates haftet etwas Tragisches: Es wird<br />

so getan, als wolle man diesen Verzicht und<br />

könne ihn geradezu genießen. Warum sucht<br />

man denn dann Dating-Apps auf? Warum<br />

trägt man die Abstinenz so entschieden<br />

vor sich her? Eine angemessene Reaktion<br />

wäre, wie ich denke, doch zumindest auch<br />

Traurigkeit, wenn nicht sogar Empörung<br />

über das was einem fehlt, was einem<br />

genommen wird. Wünsche und Bedürfnisse<br />

nach körperlicher Nähe zu formulieren, nach<br />

Erotik, nach hautenger Sinnlichkeit – die<br />

übrigens überlebensnotwendig sind. Dass<br />

das wenig passiert, zeigt für mich, wie<br />

unverfeinert wir immer noch über sexuelle<br />

Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren.<br />

Es wäre viel wichtiger, dass wir gerade über<br />

die Einschränkungen sprechen, wie sie uns<br />

belasten, oder auch über die Scham und<br />

Angst, wenn wir sie nicht einhalten können<br />

oder wollen. Und auch darüber wie wir sexuelle<br />

Begegnungen und Wünsche - welcher<br />

Art auch immer - erleben. Das wären doch<br />

die interessanten Themen, anstatt pastoralen<br />

Psychoterror aufeinander auszuüben.<br />

Ist das der gleiche Mechanismus, der<br />

zum Beispiel bei Kondomnutzern<br />

gegenüber PrEPern – und andersherum<br />

bei PrEP-Nutzern, die Kondomnutzer<br />

stigmatisieren – anfangs<br />

massive Wut ausgelöst hatte?<br />

Man kann beobachten, dass mit der<br />

gleichen Entschiedenheit, mit der vorher<br />

für freie Sexualität oder auch die PrEP<br />

eingetreten wurde, nun aufgefordert wird,<br />

jeglichen sexuellen Kontakt zu unterlassen.<br />

Bis hin dazu, dass die bloße Formulierung<br />

des Wunsches nach Sexualität schon problematisiert<br />

wird. In all diesen Debatten – um<br />

die PrEP oder nun die Schutzmaßnahmen<br />

gegenüber Corona – wird auch sexualmoralisch<br />

argumentiert. Ob es in dieser Hinsicht<br />

ein vor und nach Corona geben wird, bleibt<br />

abzuwarten. Manches deutet darauf hin.<br />

Wie meinst du das?<br />

Das Coronavirus berührt die Grundfesten<br />

unseres sozialen Miteinanders. Die<br />

Situation ist widersprüchlich und verlangt<br />

einem hochgradig Gegensätzliches ab.<br />

Eine Aufforderung ist es, den anderen –<br />

immer auch sexuellen - Körper zu meiden<br />

und dadurch zu schützen. Eine Reaktion<br />

auf diesen Verzichtszwang kann aber<br />

gerade die Sexualisierung sein. Man könnte<br />

sozusagen die ganze Welt ficken, weil man<br />

sich niemandem nähern kann. Fürsorglich<br />

ist auf einmal der Verzicht auf Nähe und<br />

diese Fürsorglichkeit soll in einem großen<br />

kollektiven Einvernehmen geschehen. Man<br />

wird vereinzelt, um Teil eines großen Ganzen<br />

zu sein. Diese Aufforderung, Teil einer<br />

Masse zu sein, verstärkt den Wunsch nach<br />

Zweisamkeit. Den Wunsch zum Beispiel<br />

bei einem anderen sexuell aufgehoben zu<br />

sein. Denn das entlastet von den Zumutungen<br />

der Gruppe. Geilheit könnte also<br />

vielmehr die angemessene Reaktion auf<br />

die außergewöhnliche Situation sein, sie<br />

kann aber eben – wegen Corona - nicht so<br />

umgesetzt werden. Wie geht man nun also<br />

mit diesen Bedürfnissen um? Bekämpft<br />

man sie und wird dadurch, harsch und<br />

ungeduldig gegenüber sich und anderen?<br />

Oder schafft man es, sie zu befriedigen?<br />

Und wie? Über letzteres sollten wir mehr<br />

nachdenken und sprechen!<br />

Schafft man es, sie zu<br />

befriedigen? Und wie? Über<br />

letzteres sollten wir mehr<br />

nachdenken und sprechen!<br />

Wie kann man denn persönliche<br />

Risikobewertung mit Herdendruck<br />

oder Gruppendynamik in einen<br />

Ausgleich bringen? Welchen Tipp<br />

kannst du geben?<br />

Zunächst einmal halte ich es für ratsam,<br />

die Empfehlungen öffentlicher Stellen<br />

wie RKI oder DAH ernst zu nehmen. Ich<br />

bin entschieden dafür, sich konzentriert<br />

mit ihnen zu beschäftigen und für sich<br />

Entscheidungen zu treffen, was das für<br />

das eigene Verhalten bedeutet. Wer Krankheitssymptome<br />

hat oder direkten Kontakt<br />

zu Risikogruppen oder Risikogebieten<br />

hatte, sollte sich ernsthaft überlegen, auf<br />

bestimmte oder alle direkten sexuellen<br />

Kontakte zu verzichten, wenngleich ich<br />

aber niemanden verurteilen würde, der<br />

sie trotzdem sucht. Es sind und bleiben –<br />

insbesondere in Bezug auf das Sexuelle -<br />

Handlungsempfehlungen über die die<br />

Einzelnen entscheiden müssen.<br />

Man darf auch einfach nicht vergessen,<br />

dass sexuelle Bedürfnisse<br />

zu den Grundbedürfnissen des<br />

Menschen gehören. Und nicht<br />

zuletzt ist ihre Befriedigung auch<br />

gesund. Ich halte es momentan<br />

für vernünftig, die Anzahl der<br />

Sexpartner zu reduzieren Das<br />

heißt aber nicht, Sexualkontakte<br />

zwingend gänzlich aufgeben zu<br />

müssen. Und schon gar nicht heißt<br />

das, sie zu verurteilen. Wer sexuelle<br />

Wünsche und Phantasien verbietet,<br />

handelt tyrannisch und hochgradig<br />

unsozial.<br />

FOTO: CHRISTIAN BUEHNER<br />

*Interview: Christian Knuth<br />

www.marco-kammholz.de


17<br />

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18 POLITIK<br />

DAS RATHAUS<br />

WIRD WIEDER ROSA<br />

REGIERT<br />

Nach sechs Jahren Großer Koalition gehen OB Dieter Reiter und seine SPD wieder ein Bündnis mit den Grünen ein.<br />

Die sind erstmals mit Abstand stärkste Kraft – und sie sind weiter in einer Fraktion mit der Rosa Liste. AZ-Lokalchef<br />

Felix Müller über die neuen Rathaus-Verhältnisse – und die Absage der Wiesn.<br />

Der 15. März war ein denkwürdiger<br />

Wahltag. Das lag zunächst an Corona.<br />

Die Krise überschattete die ganze<br />

Wahl, die Parteien verzichteten auf<br />

Last-minute-Wahlkampf, selbst auf<br />

interne Wahlpartys. Es lag aber auch<br />

am Ergebnis. Amtsinhaber Dieter Reiter<br />

wurde in die Stichwahl geschickt – und<br />

die Kräfteverhältnisse im Stadtrat wurden<br />

ordentlich durcheinandergewirbelt.<br />

Mit Abstand stärkste Kraft sind jetzt die<br />

Grünen, die 29,1 Prozent der Stimmen<br />

holten. Die CSU kam auf 24,7, die SPD<br />

musste sich mit 22 Prozent und Platz<br />

3 begnügen. Auch die Rosa Liste zog<br />

mit 1,0 Prozent der Stimmen erneut<br />

mit einem Sitz und Langzeit-Stadtrat<br />

Thomas Niederbühl ins Rathaus ein.<br />

Und Niederbühl darf sich nach sechs<br />

Jahren Pause wieder Teil eines Regierungsbündnisses<br />

nennen. Denn zwei<br />

Wochen später holte Dieter Reiter in<br />

der Stichwahl gegen CSU-Konkurrentin<br />

Kristina Frank mit mehr als 70 Prozent<br />

der Stimmen einen haushohen Sieg, in<br />

offenbar erstaunlich unkomplizierten<br />

Koalitionsverhandlungen tüteten SPD<br />

und Grüne daraufhin eine Koalition<br />

ein – und Niederbühl ist wieder Teil der<br />

Grünen-Fraktion.<br />

Zweite Bürgermeisterin wird nun Katrin<br />

Habenschaden, die sich im Wahlkampf<br />

auch als Freundin der Community<br />

profiliert hatte. Das Amt der Dritten<br />

Bürgermeisterin soll SPD-Frau Verena<br />

Dietl bekommen.<br />

Was bedeutet all das für die Queerpolitik?<br />

„Ich erwarte mir viel“, sagt der<br />

schwule Grünenpolitiker Dominik Krause,<br />

der Münchner Parteichef und auch (wieder)<br />

Fraktions-Vize ist. Man habe vieles<br />

auch im Koalitionsvertrag mit der SPD<br />

schon festgehalten. Einen Schwerpunkt<br />

für die nächsten Jahre sieht Krause im<br />

Kampf gegen Homo- und Transphobie<br />

an Schulen. „Wir wollen die Projekte,<br />

die in die Schulen gehen, stärken“, sagt<br />

Krause. Das Thema solle außerdem im<br />

städtischen Schulreferat zur Chefsache<br />

gemacht werden. Grün-Rot-Rosa fordert<br />

außerdem weiter explizit, dass die Polizei<br />

endlich Statistiken über homo- und<br />

transfeindliche Straftaten führen soll.<br />

„Außerdem wird es uns viel um die<br />

Sichtbarkeit gehen“, sagt Krause, der<br />

zum Beispiel Regenbogen-Zebrastreifen<br />

für die Stadt haben will. Außerdem soll<br />

sich die Stadt um die Gay Games 2026<br />

bewerben.<br />

Dem Rathaus drohen ungewohnt harte<br />

Zeiten – wegen der Corona-Krise. In den<br />

letzten Jahren hat man viele Probleme<br />

mit Geld gelöst. Es war ja da. Nun wird


KOLUMNE VON<br />

FELIX MÜLLER<br />

FOTO: PRIVAT<br />

FOTO: CC0 / PXHERE.COM<br />

man Schwerpunkte setzen müssen,<br />

weil die Gewerbesteuer extrem einbrechen<br />

wird. Zehn Milliarden Euro neue<br />

Schulden könnten bis 2030 auf die<br />

Stadt zukommen, hat Stadtkämmerer<br />

Christoph Frey (SPD) neulich in einem<br />

AZ-Interview gewarnt. Ob damit auch<br />

queere Projekte akut gefährdet sind?<br />

Der Grüne Dominik Krause glaubt das<br />

nicht. „Ich sehe bestehende Projekte<br />

nicht als bedroht“, sagt er. Und doch<br />

schaut er wegen Corona besorgt auf<br />

die Szene. „Das Problem der Vereinsamung<br />

bei Älteren hat sich noch<br />

verstärkt“, sagt er. „Und insgesamt<br />

lebt die Szene natürlich besonders<br />

vom Zusammenkommen.“ Dass SUB<br />

und Diversity viele Wochen nicht offen<br />

haben, nennt er als Beispiele. „Da nehmen<br />

viele Jüngere Stärke mit, einfach<br />

weil sie mal aus ihrem homophoben<br />

Umfeld rauskommen können“, sagt er.<br />

Schwule Straßenfeste und der CSD<br />

wurden ohnehin schon abgesagt.<br />

Und jetzt auch noch die Wiesn! Die<br />

sagte OB Dieter Reiter in einer leicht<br />

skurrilen Pressekonferenz mit dem<br />

fürs Thema nun gar nicht zuständigen<br />

Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei<br />

offiziell ab. Zuvor waren die<br />

Stimmen lauter geworden, dass das<br />

Oktoberfest dieses Jahr nicht stattfinden<br />

solle. Der OB sagte, die Absage<br />

sei „ein emotional und ökonomisch<br />

schwieriger Moment für unsere Stadt“.<br />

Reiter nannte das Anzapfen am ersten<br />

Wiesn-Samstag im Schottenhamel<br />

„eine der zentralen Amtshandlungen<br />

eines Münchner Oberbürgermeisters“.<br />

Dieses Jahr werden sich die Amtshandlungen<br />

also eher innerhalb des<br />

Rathauses abspielen. Möglicherweise<br />

mit vielen neuen Schwerpunkten. Zum<br />

Ausbau der Radwege – und damit dem<br />

Wegfall vieler Parkplätze – hat sich<br />

Grün-Rot-Rosa schon bekannt, die<br />

Planung zum Bau neuer Autotunnel<br />

soll komplett eingestellt werden.<br />

Mit freundlichen Grüßen<br />

Felix Müller


20 KULTUR<br />

ROSA<br />

INTERVIEW<br />

VON<br />

PRAUNHEIM:<br />

„<br />

Marlene<br />

Dietrich<br />

beeindruckte<br />

mich<br />

“<br />

FOTO: M. RÄDEL


KULTUR 21<br />

1942 wurde Deutschlands<br />

wohl umstrittenster Regisseur<br />

(„Nicht der Homosexuelle<br />

ist pervers, sondern die<br />

Situation, in der er lebt“, „Darkroom<br />

– Tödliche Tropfen“, „Die Jungs vom<br />

Bahnhof Zoo“, ...) und Homo-Aktivist<br />

geboren: Rosa von Praunheim.<br />

Seine Kunst und Polemik sorgten<br />

für Skandale, die Deutschland veränderten.<br />

Allein durch den anfangs<br />

genannten Film gründeten sich<br />

fünfzig neue Schwulengruppen! Wir<br />

trafen ihn im Deutschen Theater,<br />

wo er uns von seinen Plänen erzählte<br />

und Privates verriet.<br />

Welches war dein bestes<br />

Lebensjahrzehnt?<br />

Das kann ich so einfach nicht sagen.<br />

Jeder Mensch hat mehrmals am Tag<br />

unterschiedliche Stimmungen. Es<br />

gibt glückliche Momente, wenn man<br />

wahrgenommen wird. Etwa meine Ehrenauszeichnung<br />

beim „Max Ophüls Preis“ im<br />

Januar. Und wenn ein Stück, ein Film gut<br />

läuft, dann werden die Sorgen weniger.<br />

Du sorgst dich?<br />

Jeder freischaffende Künstler sorgt sich<br />

darum, die Miete nicht zahlen zu können.<br />

Dadurch, dass ich sehr produktiv bin,<br />

arbeite ich aber immer an bis zu zehn<br />

Projekten gleichzeitig, manche laufen,<br />

manche nicht. Man muss immer wieder<br />

kämpfen.<br />

Ermüdet das?<br />

Ich bin jetzt fünfzig Jahre im Beruf und<br />

muss weiterarbeiten. Und mach es gerne!<br />

Ich bekomme eine kleine Rente, es ist<br />

aber gut, dass ich arbeiten muss, das hält<br />

jung.<br />

Bist du jetzt gelassener als früher?<br />

Ja und nein. Die Ängste sind aber<br />

mitunter sehr groß, das ändert sich<br />

nicht. Ich weiß nur, dass das Kreative, das<br />

Malen, das Schreiben, dass das ein großes<br />

Geschenk ist.<br />

Wie siehst du die jetzige Szene,<br />

etwa Formate wie „Prince<br />

Charming“.<br />

Ich finde ALLES gut, was Sichtbarkeit<br />

schafft. In Deutschland habe ich mich<br />

immer bemüht, Schwule ins Fernsehen zu<br />

bringen. Egal, wie trivial ein Format ist, es<br />

ist wichtig, dass Schwule wahrgenommen<br />

werden.<br />

Gehst du denn schwul aus?<br />

Ich war nie ein Partygänger, aber ich war<br />

früher natürlich überall mal in Berlin. Ich<br />

war nie ein Nachtschwärmer. Dass man<br />

Freitag bis Montag durchfeiert, ist ja eine<br />

neue Entwicklung. Es würde mir keinen<br />

Spaß machen, ich nehme keine Drogen<br />

und trinke nicht.<br />

Was für Musik hörst du zu Hause?<br />

Nichts. Ich bin eher musikfeindlich! Wenn,<br />

dann höre ich schräge Musik, keinen<br />

Pop. Thailändische Militärmusik, DDR-<br />

Politsongs, auch polnische Chansons. Elvis<br />

habe ich einmal live gesehen, das bleibt<br />

natürlich in Erinnerung. Oder Marlene Dietrich<br />

beeindruckte mich live sehr! Was jetzt<br />

noch nicht spruchreif ist, aber ich arbeite<br />

gerade an einem Film über Rex Gildo, da<br />

steht weniger seine Musik, eher sein Leben<br />

im Fokus. Aber die Musik von Juwelia finde<br />

ich wunderbar.<br />

Fühlst du dich genug gewürdigt von<br />

der queeren Welt?<br />

Man soll sich nicht zu wichtig nehmen.<br />

Aber ich freue mich, wenn ich wahrgenommen<br />

werde. Ich gehe nicht jeden Tag<br />

auf den Balkon und winke um 2 Uhr den<br />

applaudierenden Massen zu. (grinst)<br />

Du kommst gerade aus einem<br />

Termin mit dem Intendanten.<br />

Ja, seit zwei Jahren läuft hier am<br />

Deutschen Theater mein Musical „Jeder<br />

Idiot hat eine Oma, nur ich nicht“ sehr<br />

erfolgreich. Anfang des Jahres habe ich<br />

den Theatertage-Wettbewerb gewonnen,<br />

aus über 170 Werken wurde mein Stück<br />

über Friedrich den Großen und Adolf Hitler,<br />

„Hitlers Ziege oder die Hämorrhoiden des<br />

Königs“, ausgewählt. Da bin ich schon<br />

etwas stolz. Am 20. <strong>Juni</strong> ist hier die<br />

Uraufführung, jetzt geht es so langsam an<br />

die Vorbereitung.<br />

Stichwort Wettbewerb. Hast du das<br />

noch nötig?<br />

Es hat sich so ergeben, dass ich das<br />

Stück fertig hatte ... und habe es einfach<br />

mal eingereicht. Ich hatte nicht damit<br />

gerechnet zu gewinnen.<br />

Zweifel am eigenen Werk?<br />

Nein, Aber es gibt ja so viele gute Stücke.<br />

Jetzt bin ich stolz, dass ich als „alter<br />

Hase“ da mit jungen „Hasen“ konkurrieren<br />

konnte.<br />

Wie schwul wird „Hitlers Ziege<br />

oder die Hämorrhoiden des Königs“<br />

denn?<br />

Es geht um Hitlers Sexualität, oder seine<br />

Nicht-Sexualität. Und um die Homosexualität<br />

Friedrich des Großen, auch wenn<br />

Historiker diese gerne verschweigen. Zu<br />

Hitler gibt es ja verschiedene Forschungen<br />

zu seinen Männerbeziehungen. Erst<br />

mit Ende dreißig hatte er ersten Kontakt<br />

zu Frauen, davor war Hitler sogar recht<br />

frauenfeindlich.<br />

Das Böse schlechthin, Hitler, auch<br />

noch schwul, schadet das nicht der<br />

Szene?<br />

Die Zeit ist vorbei, dass man aus<br />

taktischen Gründen Fakten verschweigt.<br />

Nach fünfzig Jahren Emanzipation kann<br />

man es sich leisten, auch böse Schwule<br />

zu zeigen, nicht nur die guten. Hitler war<br />

eben auch Mensch. Kein Mensch wird als<br />

Monster geboren, man entwickelt sich<br />

dazu.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.rosavonpraunheim.de


22 KULTUR<br />

RALF KÖNIGS<br />

40-jähriges Zeichnerjubiläum<br />

INTERVIEW<br />

FOTOS: VVG KÖLN


Der Herr der Knollennasen, Deutschlands wohl bekanntester<br />

schwuler Comiczeichner Ralf König, hatte<br />

Zeit für einen Chat mit uns zum Thema Altern.<br />

Ab wann ist man in deinen Augen denn nicht mehr<br />

jung, also alt?<br />

Zwischen jung und alt gibt’s ja den schleichenden Übergang.<br />

Ich werde im August sechzig und weiß echt nicht, was<br />

ich davon halten soll. Aber ich empfehle schmeichelhafte<br />

Badezimmerspiegel-Beleuchtung. Ich hab noch die gute alte<br />

Glühbirne, mild mit höchstens 25 Watt.<br />

Wenn überhaupt: Wann hast du dich zum ersten Mal<br />

„reifer“ gefühlt?<br />

Das fing bei mir erst mit 45 allmählich an. Bis dahin hatte ich<br />

wenig Probleme mit Reife. Im Gegenteil, ich eierte testosteronbesoffen<br />

durch die Kulissen. Wunderbar.<br />

Auch in deinen Comics setzt du dich mit dem<br />

Thema Altern auseinander. Wie kommt das an?<br />

„Herbst in der Hose“ war ein bemerkenswerter Erfolg auch<br />

bei schwulen Lesern, die zwischendurch aufgehört hatten,<br />

mein Zeug zu kaufen. Klar, man muss die Verfallsdaten mit<br />

Humor nehmen. Die Tragödien zu Komödien machen ist eh<br />

’ne gute Lebensphilosophie.<br />

Was sind für dich die schönen Seiten am Ü50-Sein?<br />

Hm. Tja. Keine Ahnung. *kopfkratz*<br />

Welches Lebensjahrzehnt war für dich denn das<br />

inspirierendste?<br />

Die 90er! Da war ich frisch in Köln, wenn ich Fotos sehe,<br />

möchte ich mich selbst ficken. Stattdessen bin ich liebestoll<br />

auf Brasilianer, Italiener und Griechen gesprungen, aber das<br />

war auch schön.<br />

Kannst du dich eigentlich mit dem Wort queer<br />

identifizieren? Oder bist du lieber schwul?<br />

Der SPIEGEL betitelte unlängst einen Artikel über mich<br />

„Schwuler alter weißer Mann“. Nun ist es raus, dabei soll’s<br />

bleiben. Im Ernst: Wir haben den Begriff „schwul“ damals aus<br />

der Schmuddelecke gerupft und sauber neu eingetopft. Ich<br />

verstehe „queer“ als Sammelbegriff, aber ich bin schwul, klar!<br />

Worauf freust du dich <strong>2020</strong>?<br />

Auf mein 40-jähriges Zeichnerjubiläum. 1980 kam mein<br />

erstes Schwulcomix-Heftchen raus, beim Verlag Rosa Winkel.<br />

Also mache ich <strong>2020</strong> Comic-Lesungen mit dem ganz alten<br />

Stoff, das wird lustig. Politisch korrekt gab’s noch nicht.<br />

*Fragen: Michael Rädel<br />

»Lass’, o lass’<br />

mich hoffen,<br />

dass dem<br />

Sturme<br />

folge klarer<br />

Sonnenschein.«<br />

www.ralf-koenig.de<br />

DON GIOVANNI<br />

Oper von Wolfgang Amadeus Mozart<br />

www.gaertnerplatztheater.de


24 ESSEN & TRINKEN<br />

Essen to Go<br />

& Drinks vor die<br />

Haustüre<br />

FOTO: BACH HANZO/PEXELS<br />

Angesichts geschlossener Gastronomie mag sich so mancher in Verzicht<br />

üben. Wir sagen: Von wegen Verzicht – jetzt erst recht! Schwelgen<br />

und schlemmen kann man schließlich auch zu Hause. Wie gut,<br />

dass viele Münchner Bars, Restaurants und Gaststätten ihre Produkte<br />

zum Mitnehmen anbieten oder sogar ausliefern. Wer genau sucht,<br />

muss in München glücklicherweise auf keine Cuisine und keinen Drink<br />

verzichten. *jb<br />

SKANDINAVISCHE SCHMANKERLN AUS DEM CAFÉ BLÁ<br />

„Nordic Coffee Culture“ lautet seit jeher die Mission des Café Blá<br />

in der Lilienstraße. Und die will Cafébetreiberin und Halb-Isländerin<br />

Stephanie Bjarnason weiter verfolgen. Als Kiosk Blá bietet sie tollen<br />

Kaffee und isländische Spezialitäten über ihr Verkaufsfenster an.<br />

Wen die Skandinaviensehnsucht gar übermannt, der kann sich<br />

im Online-Shop des Blá schöne Dinge rund um die nordische<br />

Kaffeekultur bestellen und am nächsten Tag dort abholen.<br />

Café Blá, Lilienstr. 34, tgl. 12 – 17 Uhr, www.cafebla.de<br />

RUSSISCHE GAUMENFREUDEN AUS DEM SALON<br />

IRKUTSK<br />

Auch der sympathische Salon Irkutsk in der Schwabinger<br />

Isabellastraße hat ein feines Take-away-Angebot für euch.<br />

Ganz gemäß der Russophilie des Irkutsk könnt ihr euch täglich<br />

russische Cuisine am Verkaufsfenster abholen. So bietet der<br />

„Pelmeni Express“ nebst titelgebenden Teigtaschen auch<br />

leckeren Borschtsch oder Wareniki mit Sauerkirschen.<br />

Salon Irkutsk, Isabellastr. 4, tgl. 12 – 14 Uhr + 19 –21 Uhr,<br />

www.salonirkutsk.com<br />

FEINE DRINKS AUS DEM GARÇON<br />

Ein wenig schmerzt es ja schon, dass wir zurzeit das tolle Ambiente<br />

der Bar Garçon nicht genießen können. Doch zum Glück<br />

sind uns ihre phänomenalen Drinks geblieben. Jeden Dienstag<br />

und Freitag beliefert euch Barchef Mario persönlich mit seinen<br />

ausgefeilten Kreationen in Bügelflaschen, auf Wunsch auch gerne<br />

mit Eis und Tumbler. Dank Webshop mit minimalem Aufwand.<br />

Bar Garçon, Utzschneiderstr. 4, Di + Fr 16 – 19 Uhr,<br />

www.bar-garcon.de


Bayerisches<br />

Staatsballett<br />

Der wendende<br />

Punkt<br />

Spielzeit<br />

<strong>2020</strong>–2021<br />

Giselle<br />

Peter Wright<br />

19.09.20<br />

Coppélia<br />

Roland Petit<br />

25.09.20<br />

Jewels<br />

George Balanchine<br />

06.11.20<br />

Der Nussknacker<br />

John Neumeier<br />

27.11.20<br />

Cinderella<br />

Christopher Wheeldon<br />

20.12.20 Premiere<br />

Schwanensee<br />

Ray Barra, Marius Petipa,<br />

Lew Iwanow<br />

08.02.20<br />

Spartacus<br />

Yuri Grigorovich<br />

01.03.21<br />

Der Schneesturm<br />

Andrey Kaydanovskiy<br />

16.04.21 Premiere<br />

Romeo und Julia<br />

John Cranko<br />

29.05.21<br />

Heute ist Morgen<br />

25.06.21 Premiere<br />

Infos/Tickets<br />

T +49.(0)89.21 85 1920<br />

tickets@staatsoper.de<br />

www.staatsballett.de


26 ESSEN & TRINKEN<br />

EDLE STEAKS AUS DEM LA BOHÈME<br />

Manchmal muss es eben ein Steak sein. Das La Bohème an<br />

der <strong>Leo</strong>poldstraße bereitet euch hochwertige Steakgerichte<br />

zum Abholen oder liefert sie euch nach Hause. Und nicht nur<br />

das: Einen ganzen Sonntagsbrunch oder mehrgängige Wine &<br />

Dine-Menüs für zwei Personen haben die findigen Schwabinger<br />

ebenfalls in petto.<br />

La Bohème, <strong>Leo</strong>poldstr. 180, Mi – So 11:30 – 21 Uhr,<br />

www.bohemeschwabing.de<br />

STERNE-STREETFOOD AUS DEM HOTEL SCHWABINGER<br />

WAHRHEIT<br />

Niemand anderes als Münchner Sternekoch Tohru Nakamura<br />

zeichnet für das erstklassige Take-away im Hotel Schwabinger<br />

Wahrheit verantwortlich. Das knusprig ausgebackene Shibuya<br />

Fried Chicken verführt vor allem durch seine Spezialmarinade<br />

und ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich, von der Family<br />

Box bis zur Einzelportion.<br />

Schwabinger Wahrheit, Hohenzollernstr. 5,<br />

Di – Sa 12 – 19 Uhr, www.schwabinger-wahrheit.de/<br />

shibuya-fried-chicken<br />

FOTO: BEN FUCHS<br />

INDISCHES FEUER AUS DEM MADAM CHUTNEY<br />

Von Delhi nach München. Das Madam Chutney war bislang ein<br />

Geheimtipp unter Liebhabern der indischen Cuisine. Spätestens<br />

nach dem Umzug in die Frauenstraße avancierte das coole<br />

indische Restaurant zum Kultlokal. Mit Recht, denn die fruchtigscharfe<br />

Speisekarte hat es in sich. Die Speisen gibt es zum<br />

Abholen oder auch per Lieferung.<br />

Madam Chutney, Frauenstraße 11, Mo – Sa 11:30 – 14:30 Uhr<br />

und 17:30 - 22:30 Uhr, www.madamchutney.com<br />

EHRLICHE KÜCHE AUS DEM GRIST & GRAIN<br />

Schrot und Korn bedeutet der Name des relativ neuen Restaurants<br />

in Schwabing und liefert gleich einen Hinweis auf dessen<br />

Ausrichtung. Von kulinarischer Effekthascherei hält Restaurantbetreiber<br />

Dirk Gerrard zum Glück nichts. Vielmehr setzt er auf<br />

hohe Qualität bei seiner Hausmannskost plus. Im <strong>Mai</strong> winken<br />

beispielsweise tolle Spargelgerichte mit Salat, Schnitzel oder als<br />

Poke Bowl mit Fisch zur Abholung.<br />

Grist & Grain, Wilhelmstr. 34, Mo – Fr 12 – 14 + 16 – 20 Uhr,<br />

Sa + So 16 – 20 Uhr, www.grist-grain.de<br />

ITALIENISCHE COOLNESS AUS DEM QUATTRO TAVOLI<br />

Gerade in München gibt es fast an jeder Ecke italienische<br />

Restaurants. Doch keines ist so entspannt wie das Quattro Tavoli<br />

im Dreimühlenviertel. Das zeigt sich auch auf der täglich wechselnden<br />

Speisekarte, die auf bewährte Klassiker mit Twist setzt.<br />

Am Wochenende stellt euch das Quattro tolle mehrgängige<br />

Menüs samt Wein und Desserts zusammen, als Take Away oder<br />

Delivery.<br />

Quattro Tavoli, Dreimühlenstr. 10, MITTAGS: Mo – Fr 12 – 15 Uhr<br />

(letzte Bestellung), ABENDS: tgl. 18 – 21 Uhr (letzte Bestellung),<br />

Tel. 089 74 11 81 57, www.quattrotavoli.com


MÜNCHEN<br />

MÄRZ / APRIL <strong>2020</strong> | AUSGABE 166 | WWW.LEO-MAGAZIN.DE<br />

Goethestr.<br />

ODEONSPLATZ<br />

U<br />

28 STADTPLAN<br />

CityGuide<br />

10<br />

Elisenstr.<br />

Ottostr.<br />

Maximilianspl.<br />

35<br />

APOTHEKEN<br />

1. Isartor Apotheke,<br />

Isartorplatz 6, (089) 2199290,<br />

www.isartor-apotheke.de<br />

2. Regenbogen Apotheke,<br />

Sonnenstr. 33, (089) 593659,<br />

www.hieristsgesund.de<br />

3. Wittelsbacher Apotheke,<br />

Lindwurmstr. 97, (089) 537844,<br />

www.wittelsbacher-apotheke.de<br />

ÄRZTE<br />

4. Gemeinschaftspraxis am Isartor<br />

(Allgemein-, Männer- und<br />

Innere Medizin, Infektiologie),<br />

Dr. Werner Becker, Dr. Ramona<br />

Pauli, Dr. Marcel Lee,<br />

Isartorplatz 6, (089) 229216,<br />

www.isarpraxis.de<br />

5. Dr. Timo Bachmann (Zahnarzt)<br />

Schweigerstr. 4, (089) 663242,<br />

www.timobachmann.de<br />

• Dr. Ulrich Kastenbauer (Allgemeinmedizin,<br />

Infektiologie),<br />

Ainmillerstr. 26, (089) 333863,<br />

www.infektiologie-schwabing.de<br />

• Wolf Schuck (Facharzt für<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde),<br />

Nymphenburger<br />

Str. 154, (089) 595131,<br />

www.hno-wolf-schuck.de<br />

PARTY<br />

8. Garry Klein,<br />

Sonnenstr. 8<br />

• Klosterklub,<br />

Lindwurmstr. 122<br />

9. Ksar Barclub,<br />

Müllerstr. 31<br />

10. NY.C,<br />

Elisenstr. 3<br />

SHOPPING<br />

11. Bruno´s, GayLifeStyle,<br />

Thalkirchner Str. 4<br />

• Beschattungen München,<br />

Waldeckstr. 24<br />

12. Optik Vogel e.K., Optik,<br />

Sonnenstr. 32<br />

13. Reithofer Fachmarkt,<br />

Elektrofachmarkt,<br />

Reichenbachstr. 31<br />

Mo.-Fr. 9-18 Uhr,<br />

Sa. 10-14 Uhr<br />

www.reithofer.de<br />

14. Rosa-Reisen,<br />

Hans-Sachs-Str. 22<br />

15. Team7,<br />

Herzogspitalstr. 3<br />

BEAUTY<br />

16. Massage Munich<br />

Steffen Robak,<br />

Studio Tal 30, 0175 6175255,<br />

www.massage-munich.com<br />

MÄRZ / APRIL <strong>2020</strong> | AUSGABE 166<br />

SZENE<br />

17. Buddy, Corneliusstr. 32<br />

18. CAMP, Bar, Reisingerstr.15<br />

19. Deutsche Eiche, GaySauna,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

• Duplexx, Theresienstr. 130<br />

20. Diburnium,<br />

Thalkirchner Str. 5<br />

• Erotixx, Poccistr. 2 und<br />

Rosenheimer Str. 81<br />

21. Ochsengarten, Müllerstr. 47<br />

• Schwabinger Mensauna,<br />

GaySauna, Düsseldorfer Str. 7<br />

Nächster Anzeigenschluss<br />

ist der 12.6.<strong>2020</strong><br />

MÜNCHEN<br />

MÄRZ / APRIL <strong>2020</strong> | AUSGABE 166 | WWW.LEO-MAGAZIN.DE<br />

POLITIK<br />

REISE<br />

MÄRZ / APRIL <strong>2020</strong> | AUSGABE 166<br />

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POLITIK<br />

Deine Stimme zählt –<br />

Kommunalwahlen in<br />

München<br />

REISE<br />

Der Kälte<br />

entkommen:<br />

Wir sagen dir,<br />

wo es schön ist!<br />

MÄRZ / APRIL <strong>2020</strong> | AUSGABE 166<br />

REISE<br />

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MÄRZ / APRIL <strong>2020</strong> | AUSGABE 166<br />

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MÜNCHEN<br />

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München<br />

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3<br />

Häberlstr.<br />

Bayerstr.<br />

Schwanthalerstr.<br />

44<br />

23<br />

Schillerstr.<br />

U GOETHEPLATZ<br />

Landwehrstr.<br />

Pettenkofferstr.<br />

Nußbaumstr.<br />

Waltherstr.<br />

34<br />

Lindwurmst.<br />

33<br />

8<br />

Resingerstr.<br />

Karlspl.<br />

U S KARLSPLATZ (STACHUS)<br />

18<br />

Sonnenstr.<br />

12<br />

Thalkirchner Str.<br />

Herzog-Wilhelm-Str.<br />

22. Spexter Erotic-Store,<br />

Müllerstr. 54<br />

• UnderGround des MLC,<br />

Machtlfingerstr. 28<br />

UNTERKUNFT<br />

19. Deutsche Eiche, Hotel,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

23. Hotel Brunnenhof,<br />

Schillerstr. 36,<br />

www.brunnenhof.de<br />

ESSEN & TRINKEN<br />

24. Café im Sub,<br />

Müllerstr. 14<br />

19. Deutsche Eiche,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

25. Edelheiss Bar,<br />

Pestalozzistr. 6<br />

Pestalozzistr.<br />

26. Eiscafé Eismeer,<br />

Pestalozzistr. 21<br />

• Gay Café Heimatliebe,<br />

Wirtstr. 15<br />

(Eingang Reintaler Str.)<br />

27. Jenny was a friend of mine,<br />

Holzstr. 14<br />

28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />

Fraunhoferstr. 4<br />

29. Kraftwerk,<br />

Thalkirchnerstr. 4<br />

30. Moro Restaurant,<br />

Müllerstr. 30<br />

31. NiL, Hans-Sachs-Str. 2<br />

KULTUR<br />

32. Bayerische Staatsoper,<br />

Max-Joseph-Platz 2,<br />

www.bayerische-staatsoper.de<br />

33. City Filmtheater, Kino,<br />

Sonnenstr. 12,<br />

www.city-kinos.de<br />

2<br />

Neuhauser Str.<br />

Damenstiftstr.<br />

U SENDLINGER TOR<br />

11 29 22<br />

25<br />

20<br />

89<br />

26<br />

27<br />

15<br />

46<br />

Blumenstr.<br />

Müllerstr.<br />

Maxburgstr.<br />

14<br />

Hans-Sachs-Str.<br />

Oberanger<br />

Unter Anger<br />

42<br />

30<br />

41 45<br />

9<br />

31<br />

38<br />

Färbergraben<br />

Blumenstr.<br />

MARIENPLATZ U S<br />

Rindermarkt<br />

39<br />

24<br />

40<br />

47<br />

Müllerstr.<br />

Fraunhoferstr.<br />

Corneliusstr.<br />

Klenzestr.<br />

FRAUENHOFERST. U<br />

34. Deutsches Theater,<br />

Schwanthalerstr. 13,<br />

www.deutsches-theater.de<br />

Erhardtstr.<br />

• Gasteig (Philharmonie),<br />

Rosenheimer Str. 5,<br />

www.gasteig.de<br />

• GOP Varieté-Theater,<br />

Maximilianstr. 47,<br />

www.variete.de<br />

• Kultur im Schlachthof,<br />

Zenettistr. 9,<br />

www.im-schlachthof.de<br />

35. Kunsthalle München,<br />

heatinerstr. 8<br />

• Lenbachhaus -<br />

Städtische Galerie,<br />

Luisenstr. 33,<br />

www.lenbachhaus.de<br />

• Museum Brandhorst,<br />

Theresienstr. 35a<br />

36. Münchner Kammerspiele,<br />

Maximilianstr. 26-28,<br />

www.muenchnerkammerspiele.de<br />

• Münchner<br />

Philharmoniker,<br />

Rosenheimer Str. 5<br />

• Münchner Volkstheater,<br />

Brienner Str. 50,<br />

www.muenchnervolkstheater.de<br />

37. Staatstheater am<br />

Gärtnerplatz,<br />

Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />

www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />

• Tierpark Hellabrun,<br />

Tierparkstr. 20<br />

Gärtnerplatz<br />

37<br />

13<br />

Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />

28<br />

RAT & TAT<br />

38. Caritas Ambulanter Hospiz<br />

ienst, Queer-Sprechstunde,<br />

jeden 1. Montag im Monat,<br />

ASZ Isarvorstadt,<br />

Hans-Sachs-Str. 14,<br />

caritas-hospizdienst@<br />

barmherzige-muenchen.de<br />

39. Diversity Jugendzentrum,<br />

Blumenstr. 11,<br />

www.diversity-muenchen.de<br />

19<br />

Frauenstr.<br />

Rumfordstr.<br />

Buttermelcherstr.<br />

17<br />

Baaderstr.<br />

Reichenbachbrücke<br />

ISAR<br />

32<br />

Maximilianstr.<br />

16<br />

Tal<br />

Steindorfstr.<br />

Corneliusbrücke<br />

5<br />

40. Gay Outdoor Club<br />

München e.V.,<br />

Sportverein,<br />

Müllerstr. 14,<br />

www.gocmuenchen.de<br />

• Isarhechte e.V.,<br />

Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />

www.isarhechte.de<br />

41. Koordinierungsstelle zur<br />

Gleichstellung von LGBTI*,<br />

Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstraße)<br />

42. LeTRa,<br />

Blumenstr. 29,<br />

www.letra.de<br />

43. Marikas Beratungsstelle für<br />

anschaffende junge Männer,<br />

Dreimühlenstr. 1,<br />

www.marikas.de<br />

44. Münchner Aids-Hilfe,<br />

Lindwurmstr. 71,<br />

www.aidshilfe-muenchen.de<br />

45. Münchner Regenbogen-<br />

Stiftung, Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstr.)<br />

46. Rechtsanwälte Schuster<br />

& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />

(Fußgängerzone),<br />

(089) 23888930,<br />

www.ra-srk.de<br />

• Regenbogenfamilien,<br />

Fach- und Beratungsstelle,<br />

Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />

www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />

47. Sub e.V.,<br />

Müllerstr. 14,<br />

info@subonline.org<br />

48. Team München, Sportverein,<br />

Rumfordstr. 39<br />

www.teammuenchen.de<br />

• TransMann e.V.,<br />

Parzivalstr. 41,<br />

www.transmann.de<br />

36<br />

Isartorpl.<br />

ISARTOR S<br />

48<br />

1<br />

4


29<br />

DEIN ZAHNARZT<br />

Zahnarztpraxis<br />

Dr. Timo Bachmann<br />

Schweigerstr. 4<br />

81541 München<br />

Tel. +49 89 663242<br />

praxis@timobachmann.de<br />

www.timobachmann.de<br />

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Wir helfen und<br />

informieren gerne.<br />

OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />

Wir machen uns stark!<br />

Für Lesben, Schwule, Bi, Trans * und Inter *<br />

Als Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche<br />

Lebensweisen ist es unser Ziel, die LGBTI * -Community in<br />

München zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />

Wir machen uns stark. Für Lesben, Schwule, Bi, Trans *<br />

und Inter * . LGBTI: Lesbian, Gay, Bisexual, Trans * , Inter*<br />

Mehr Informationen unter:<br />

muenchen.de/koordinierungsstelle<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Montag - Freitag: 08:00 - 18:30<br />

Samstag: 9:00 - 13:00<br />

Isartorplatz 6 | 80331 München<br />

Telefon: (089) 21 99 29 - 0<br />

Telefax: (089) 21 99 29 - 19<br />

E-mail: isator.apo@t-online.de<br />

www.isartor-apotheke.de


30 28 DESIGN<br />

Meine Wohnung<br />

ist meine Burg<br />

An manchen Tagen ist man einfach froh, die Tür hinter sich zu schließen,<br />

den Lärm der Umgebung, die Gerüche, die visuellen Zumutungen und<br />

die Hektik hinter sich zu lassen und einfach mal einen hyggeligen<br />

Abend zu haben.<br />

Das Zuhause ist Rückzugsort, kann<br />

Ort der (Regenbogen-)Familie sein,<br />

ist aber auf jeden Fall der Platz, an<br />

dem man viel Zeit verbringt. Um zu<br />

entspannen, zu kochen, Musik zu<br />

hören, entspannt zu chatten, zu<br />

lesen, zu malen, zu lachen, Freunde<br />

zu empfangen, kurz gesagt: Ein Ort,<br />

um du selbst zu sein. Und der sollte<br />

dir gefallen.<br />

Dabei ist es wirklich egal, ob du<br />

es lieber minimalistisch, retro,<br />

barock oder futuristisch hast. Ob<br />

du Bauhaus-Möbel sammelst<br />

oder IKEA geschickt kombinierst,<br />

gefallen muss es DIR. Nicht deinem<br />

womöglich immer nörgelnden<br />

Heimwerker-Vater oder dem<br />

klugscheißenden Ex, es ist deine<br />

Burg, dein Schloss, dein Biberbau.<br />

Also richte ihn mit den Möbeln<br />

und Accessoires ein, die dir Freude<br />

machen. Nur einen großen Fernseher<br />

zu haben, reicht nicht. Deine<br />

Wohnung, dein Haus, dein WG-<br />

Zimmer sollte es dir ermöglichen,<br />

deinen Gedanken nachzuhängen,<br />

gut zu schlafen und kreativ zu<br />

sein. Wer sich hässlich, also nur<br />

praktisch, einrichtet, ist weder gut<br />

drauf noch entspannt. Wem es<br />

zu Hause gefällt, der ist da gerne.<br />

Das heißt nicht, dass du vor lauter<br />

Cocooning deine Freunde, Sport,<br />

die Natur oder auch das Reisen<br />

vernachlässigen sollst. Nein, das<br />

heißt, dass du besser lebst, wenn<br />

du es dir schön machst – und das<br />

geht auch mit wenig Geld, wenn<br />

man kreativ ist. *rä<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/PEOPLEIMAGES<br />

NATUR<br />

Der Garten im Glas<br />

FOTO: M. RÄDEL<br />

Die Corona-Krise hat es uns allen gezeigt: Nur TV und<br />

Internet genügen nicht, um einem Homeoffice-Pause<br />

und Quarantäne erträglich zu machen. Auch wer<br />

gesund war, konnte sich nicht allzu lange im Freien<br />

aufhalten, die Sehnsucht nach Grün und Natur wuchs<br />

und wuchs.<br />

Ein bisschen Abhilfe kann<br />

da ein Garten im Glas<br />

schaffen. Den kannst du<br />

zum Beispiel in einem alten<br />

Aquarium oder Marmeladenglas<br />

anlegen. Ein kleines<br />

Kiesbett gegen Staunässe,<br />

Sand, Erde und dann (nicht<br />

zu viele) kleine Pflänzchen,<br />

Moos und Orchideen zum<br />

Beispiel. Oder Kakteen (so<br />

piksen sie dich auch nicht<br />

beim Putzen und Chillen).<br />

Besonders schön wird so<br />

ein Stück grünes Leben,<br />

wenn du diese Glasgärten<br />

erleuchten kannst. Das<br />

geht mit den solarbetriebenen<br />

LUMIX Dekogläsern<br />

ganz hervorragend. Die gibt<br />

es in drei Varianten: „Basic“<br />

(15 cm), „Long“ (25,5 cm)<br />

und „Bold“ (31 cm). Was<br />

ihnen allen gemein ist,<br />

sind die vier sehr hellen<br />

LEDs, der wasserfeste<br />

Echtholz-Deckel aus<br />

FSC-zertifiziertem Bambus,<br />

ein Trageriemen aus<br />

echtem Leder sowie das<br />

mundgeblasene Glas. Der<br />

benötigte Strom wird über<br />

das im Deckel integrierte<br />

Solarpanel erzeugt. *rä<br />

Wir verlosen das Deco Glass<br />

Basic auf männer.media/<br />

gewinne.<br />

www.krinner.com


DESIGN 31<br />

LICHT<br />

Natur trifft Design<br />

Fernab von <strong>Mai</strong>nstream und Eintönigkeit<br />

entwirft, bearbeitet und<br />

verkauft Sue Beeker ökologisch<br />

nachhaltige Produkte, die durch ihre<br />

Heimat Thailand inspiriert und dem<br />

regionalen Zeitgeist angepasst sind.<br />

Die Chimney Uplamp ist ein einzigartiges<br />

Beleuchtungselement, dessen Optik durch<br />

das Zusammenspiel aus Holz und Licht<br />

tatsächlich an emporsteigenden Rauch<br />

aus einem Schornstein erinnert. Durch den<br />

indirekten und warmen Schein entstehen<br />

schöne Lichtspiele an Wand und Decke, die<br />

eine friedliche und strukturierte Atmosphäre<br />

schaffen. Der Schornstein steht hier symbolkräftig<br />

für die Industrialisierung und die damit<br />

einhergehende Umweltproblematik und soll<br />

den Betrachter daran erinnern, verantwortungsvoll<br />

mit unseren natürlichen Ressourcen<br />

umzugehen. Ökologisch durchdacht ist<br />

die Lampe aus Verarbeitungsresten von<br />

Möbeln und Objekten aus Plantagenteakholz<br />

gefertigt. *sk<br />

SueBeeker Interiors, Söckinger Str. 4 a,<br />

Starnberg, www.suebeeker.de<br />

Sofa „Naples“ & Dekokissen von<br />

het anker, Teppich „Fame“ von<br />

JAB Anstoetz, Beistelltische von<br />

„Zuiver“ Kerzenständer und<br />

Dosen von „Gift Company“, Vase<br />

und Bild von „House Doctor“,<br />

Karaffe und Gläser von „LSA“,<br />

Beistelltisch von „Dutchbone“,<br />

Holzjalousie auf Anfertigung<br />

WELCOME interiors<br />

www.welcome-interiors.com<br />

Yorckstraße 26 · 10965 Berlin · Telefon 030 39 91 93 65


32 DESIGN<br />

MIR REICHT’S... ich geh schaukeln!<br />

Kinder und Erwachsene schaukeln gerne.<br />

Draufsetzen, abstoßen, losschwingen.<br />

Der Körper ist in Bewegung. Die<br />

Welt ist in Bewegung. Schaukeln entschleunigt,<br />

schafft Zutrauen und Mut.<br />

Schaukeln ist Slow Food für die Seele.<br />

Und damit das auch in deinem Garten oder<br />

deiner Wohnung möglich ist, gibt es die<br />

HUTSCHN – eine in liebevoller Handarbeit<br />

hergestellte Schaukel aus dem Berchtesgadener<br />

Land. Jede Schaukel wird aus einem<br />

Holzstück mit eigenständigem Charakter<br />

gefertigt und ist daher einzigartig und<br />

unverwechselbar. Damit aus einem Eichenholzstück<br />

eine HUTSCHN wird, braucht es<br />

Zeit – unter anderem wird das Holz zuvor<br />

mindestens zehn Jahre in der freien Natur<br />

schonend gelagert und getrocknet – und<br />

Präzision. Die Macher der HUTSCHN legen<br />

Wert auf Qualität, Langlebigkeit, die ökologische<br />

Bilanz und regionale Herkunft. Dadurch<br />

entstehen Schaukeln, die nicht nur das<br />

Leben und die Umgebung einer Generation<br />

verschönern werden, sondern die das Zeug<br />

haben, zu echten Lieblings- und Erbstücken<br />

zu werden. *sk<br />

KÜCHE<br />

Eierbecher ohne Becher<br />

Sebastian Frank steht für Alltagsprodukte, die neu gedacht werden.<br />

Bei seinen Entwürfen legt der Designer Wert auf eine klare und<br />

reduzierte Formensprache, ohne dass diese dabei angestrengt wirken.<br />

Braucht es wirklich einen Becher,<br />

um das Frühstücksei zu genießen?<br />

Nein! Der elegante Beweis<br />

heißt „rocket“, dessen Design so<br />

logisch, schlicht und vollendet<br />

ist wie das Ei selbst. rocket<br />

wird aus einer hochwertigen<br />

Metalllegierung gefertigt und<br />

anschließend mit einer von acht<br />

verschiedenen Farben beschichtet,<br />

zusätzlich gibt es noch eine<br />

Echtgold-Variante. Durch die<br />

hochwertige Verarbeitung und<br />

die moderne Anmutung wird<br />

rocket zum Highlight auf dem<br />

Küchentisch, aber auch zum<br />

idealen Geschenk! *sk<br />

Design Sebastian Frank,<br />

Hellabrunner Str. 30, München,<br />

www.sebastianfrank.design,<br />

www.getrocket.de


34 DESIGN<br />

HINGUCKER<br />

DEKO-QUEENS aufgepasst!<br />

TISCHLEUCHTE „TOUCAN GOLD“<br />

Wer von fernen tropischen Zielen träumt, dem gibt diese Tischleuchte<br />

die richtige Atmosphäre. Der goldene Tukan als Lampenfuß<br />

mit einem eleganten schwarzen Lampenschirm holt ferne Geschichten<br />

ganz nah zu uns und wird nebenbei definitiv bei Gästen für<br />

Gesprächsstoff sorgen.<br />

WANDSCHMUCK „ATLAS BEETLE RAINBOW“<br />

Ob an der Wand, auf dem Tisch oder dem Sideboard, ob allein oder<br />

mit anderen Beetles kombiniert – dieser in Regenbogenfarben schimmernde<br />

Käfer aus Edelstahl ist ein exzellenter und ausgefallener Beweis<br />

für echtes Stilgefühl. Durch seinen Haken auf der Unterseite ist dieser<br />

35,5 cm lange und 26 cm breite Deko-Käfer einfach zu befestigen und<br />

gut zu kombinieren mit weiteren Beetles in anderen Ausführungen.<br />

SESSEL „SPECTRA“<br />

Der gemütliche Sessel im 50er-Jahre-Stil steckt voller Retro-<br />

Charme. Der auch als Sofa erhältliche Sessel passt perfekt in<br />

das Zuhause aller Retro-Fans. Die warme Samtoptik des Sessels<br />

lässt sich ideal mit Blautönen zu einem echten Hauptdarsteller<br />

kombinieren.<br />

SERVIERWAGEN „FINO“<br />

Wer Retro-Design mit moderner Eleganz kombinieren will, hat mit<br />

diesem Servierwagen genau das Richtige gefunden. Der Barwagen<br />

aus Stahl und Glas im Stil der Twenties ist durch seine im dunklen<br />

Bernsteinton gehaltenen Glasplatten ein echter Blickfang. Die kunstvolle<br />

Symmetrie und der warm schimmernde Kupferton bringen ein<br />

bisschen Retro-Glamour nach Hause. Mit Rollen, Sicherheitsglas und<br />

poliertem Stahl ausgestattet bietet sich dieser Servierwagen nicht nur<br />

als Hausbar an, sondern auch als kreativer Nachttisch, Beistelltisch<br />

oder zur edlen Präsentation der Beautyprodukte im Bad.<br />

KONSOLE „DIMENSION“<br />

Diese grafisch reduzierte Konsole mit klarer Glasplatte bringt einen<br />

modernen Höhepunkt in jedes Wohnambiente. Das in Handarbeit<br />

gefertigte Stahlgestell sorgt für fantastische optische Effekte und lässt<br />

dieses Möbelstück zu einem einzigartigen Kunstobjekt werden. *tb<br />

www.kare.de<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

Christian Knuth (ck)<br />

Content Management München:<br />

Christian Fischer: redaktion@leo-magazin.de<br />

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T: 030 4431980, F: 030 44319877,<br />

redaktion.berlin@blu.fm<br />

Hamburg: T: 040 280081-76 /-77,<br />

F: 040 28008178, redaktion@hinnerk.de<br />

Frankfurt: T: 069 83044510 F: 069 83040990,<br />

redaktion@gab-magazin.de<br />

Köln: T: 0221 29497538,<br />

termine@rik-magazin.de,<br />

c.lohrum@rik-magazin.de<br />

München: T: 089 5529716-10,<br />

redaktion@leo-magazin.de<br />

MITARBEITER:<br />

Chefredaktion München:<br />

Bernd Müller (bm), T: 0173 744 58 38,<br />

bernd.mueller@leo-magazin.de<br />

Mitarbeiter:<br />

Jonas Bock (jb), Tim Behrendt (tb), Felix<br />

Müller (fm), Christian KL Fischer (fis), Leander<br />

Milbrecht (lm), Susan Kühner (sk), Dagmar<br />

Leischow, Jonathan Fink, Steffen Rüth<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: extern<br />

Cover: Alma, Foto: Lusha Alic<br />

ANZEIGEN:<br />

Berlin: Christian Fischer (cf):<br />

christian.fischer@blu.fm<br />

Ernesto Klews. ernesto.klews@blu.fm<br />

Ulli Pridat: ulli@blu-event.de<br />

Charly Vu: charly.vu@blu.fm<br />

Köln: Christian Fischer (cf):<br />

christian.fischer@blu.fm<br />

München: Christian Fischer (cf):<br />

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Online: Charly Vu: charly.vu@blu.fm<br />

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VERLAG:<br />

blu media network GmbH,<br />

Rosenthaler Str. 36, 10178 Berlin<br />

Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />

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Vertrieb: blanda promotions, Eigenvertrieb<br />

Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft mbH,<br />

Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld<br />

Abonnentenservice:<br />

Möller Medien Versand GmbH,<br />

Tel. 030-4 190 93 31<br />

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Gläubiger-ID DE06 ZZZ 000 000 793 04<br />

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Es gilt die <strong>Leo</strong> Anzeigenpreisliste (gültig<br />

seit 1. Dezember 2019). Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Die Abbildung oder Erwähnung einer Person<br />

ist kein Hinweis auf deren sexuelle Identität.<br />

Wir freuen uns über eingesandte Beiträge,<br />

behalten uns aber eine Veröffentlichung oder<br />

Kürzung vor. Für eingesandte Manuskripte<br />

und Fotos wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />

von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen ist nur<br />

mit schriftlicher Genehmigung des Verlags<br />

möglich. Für den Inhalt der Anzeigen sind die<br />

Inserenten verantwortlich. Bei Gewinnspielen<br />

ist der Rechtsweg ausgeschlossen. Der<br />

Gerichtsstand ist Berlin. Abonnement:<br />

Inlandspreis 30 Euro pro Jahr, Auslandspreis<br />

50 Euro pro Jahr. Bei Lastschriften wird<br />

die Abogebühr am 3. Bankarbeitstag des<br />

laufenden Monats abgebucht.<br />

Die Anzeigenbelegunsgeinheit<br />

blu media network GmbH<br />

blu/gab/leo unterliegt der IVW-Auflagenkontrolle


www.nochvielvor.de<br />

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andere auch<br />

Es ist deine Entscheidung, mit einer<br />

erfolgreichen Behandlung kannst du<br />

leben, wie du es willst.<br />

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DESIGN<br />

NACHGEFRAGT<br />

Zeichnungen und Porzellanobjekte:<br />

Søren Zschocke<br />

Der Dresdner Künstler hatte zwischen<br />

seiner Arbeit an den Brennöfen<br />

und am Papier Zeit für einen Chat.<br />

Wann ging es los mit der Kunst?<br />

Das Zeichnen habe ich schon sehr früh<br />

begonnen und es immer wieder auf meine<br />

Weise vorangetrieben. Es begleitete mich<br />

auf meinem beruflichen Weg als Porzellangestalter<br />

und Porzellanmodelleur.<br />

Ich war viele Jahre für die Manufaktur<br />

Meissen tätig. Parallel dazu ließen mich<br />

die Kunst und das Kunsthandwerk nicht<br />

los.<br />

Was interessiert dich besonders?<br />

Besonders haben es mir die Männer und<br />

alte Städte angetan, Städte, welche ich<br />

bereiste und wo ich mich in die Straßen<br />

setzte. Zeichnete und den Moment auf<br />

Papier brachte.<br />

Deine Zeichnungen sind sehr oft<br />

erotisch. Oder irre ich da?<br />

Nein, dein Blick und dein Gefühl täuschen<br />

dich nicht, es ist mir immer auch ein<br />

Bedürfnis, den Mann als erotisch<br />

darzustellen, nicht pornografisch. Das ist<br />

schon so oft gemacht worden. Dabei ist<br />

der (schwule) Mann in seinen zarten und<br />

empfindlichen Facetten nicht zu sehen.<br />

Gerade meine Tusche-Zeichnungen mit<br />

den amerikanischen Travestiekünstlern<br />

zeigen sie auch in verletzlichen Situationen,<br />

sehr intime Momente. Ich sehe den<br />

männlichen Akt auch mit künstlerischen<br />

Augen. Wenn die Erotik im Betrachter<br />

aufflammt, freut es mich umso mehr.


Design /// BODY /// TRAVEL ///<br />

&<br />

JETZT AUF<br />

READLY.COM<br />

LESEN!<br />

Hast du denn ein Lieblingsmotiv, das immer<br />

wieder auftaucht?<br />

Es sind oft auch andere Künstler, die mich in ihren Bann<br />

ziehen, seien es Travestiekünstler oder Tänzer. Da kann<br />

schon mal noch ein Kopf auf der Zeichnung erscheinen,<br />

welcher zu einem anderen Künstler gehört, der auch<br />

gerade beim Aktzeichenkurs vor mir sitzt. Das sind dann<br />

kleine Zeichen, die das Modell wieder in die Wirklichkeit<br />

holt. Bei den Porzellanobjekten sind es eher die Blüten, die<br />

ich dann transformiere, sie sollen die Herzen öffnen. Ein<br />

wichtiger Aspekt in diesen Zeiten.<br />

TABLET<br />

ONLY:<br />

BONUSBILDER<br />

AUS DEN FOTO-<br />

STRECKEN<br />

Woran arbeitest du gerade?<br />

Im Moment arbeite ich an Porzellanobjekten, die zu einer<br />

Landesgartenschau ausgestellt werden.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.instagram.com/Studiozschocke


DESIGN<br />

LICHT<br />

Hingucker von oben<br />

Ein hippes Ding, das deine Schätze<br />

ins beste Licht setzt.<br />

Wirklich ganz anders als andere<br />

Lampen schaut DUO aus dem Kölner<br />

Hause neo design studios aus. Aus der<br />

Reihe hat uns besonders die gelblich<br />

cremefarbene Leuchte namens<br />

MOSAIC gefallen. Das handgemachte<br />

Designobjekt strahlt auch in Sachen<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit: „Unsere<br />

Produkte werden aus lokalen oder<br />

regionalen ungiftigen Materialien wie<br />

Holz, Keramik und Kork hergestellt.<br />

Wir verwenden Technologien, die die<br />

lokale Industrie, Werkstätten und<br />

Handwerker unterstützen, und wir<br />

vermeiden Prozesse oder Substanzen,<br />

die die Umwelt verschmutzen oder<br />

giftig sind“, erklärt Designer Rodrigo<br />

Vairinhos. Klasse! *rä<br />

neo design studios, Wiener Platz 2<br />

(1. OG), Köln, info@neo-studios.de<br />

TECHNIK<br />

Stylisher Musikgenuss<br />

Kygo ist nicht nur ein begnadeter und erfolgreicher Musiker,<br />

der Skandinavier war auch an der Entwicklung dieser<br />

Kopfhörer beteiligt: X by KYGO. „Es war mir wichtig, dass<br />

alle neuen Produkte und Designs dieselbe Technologie<br />

verwenden, die die Klanglandschaften und Frequenzen<br />

erzeugt, mit denen ich Musik produziere, und ich freue<br />

mich wirklich darauf, weiterhin die Gabe der Musik mit Verbrauchern<br />

überall auf der Welt zu teilen für ein erstklassiges<br />

Hörerlebnis, egal in welchem Genre“, verrät der Musiker aus<br />

Bergen dazu. Wir sind angetan. *rä<br />

FOTO: JOHANNES LOVUND<br />

www.skagen.com<br />

MÖBEL<br />

freistil 183:<br />

Transformation<br />

Farben und Muster können Element<br />

für Element zu erstaunlichen Gruppen<br />

zusammengefügt werden. Das<br />

Sofa freistil 183 ist wie ein riesiges<br />

Lego-Spiel. Farben und Muster können<br />

Element für Element zu erstaunlichen<br />

Gebilden zusammengefügt werden.<br />

Noch bunter, noch hemmungsloser als<br />

bisher. Werde zum Bauingenieur deiner<br />

Träume, zum Architekten deiner Fantasien<br />

oder zum Sprengmeister deiner<br />

Bauwerke von gestern. Wir könnten<br />

natürlich auch einfach sagen: Viel Spaß!<br />

www.freistil-rolfbenz.com


DESIGN<br />

KÜCHE<br />

Mickey Mouse<br />

statt Bodyshaming<br />

WOHNEN<br />

Der Mond stand<br />

Pate<br />

Der kleine Bruder der Erde schaut gut aus. Seine Optik<br />

inspiriert schon seit Jahrtausenden.<br />

Und <strong>2020</strong> auch die Designer von Villeroy & Boch. Die<br />

präsentierten im Frühjahr in Frankfurt am <strong>Mai</strong>n ihre<br />

Objekte der Reihe NewMoon. „Klare Linien zeichnen eine<br />

Mondsichel auf glänzend glasiertem Premium Porcelain,<br />

die mit ihrer Ausdruckskraft jedem Dinner einen exklusiven<br />

Stil verleihen. Dazu passend gibt es eine Besteckserie<br />

sowie unkonventionelle Trinkgläser“, verrät das 1748<br />

gegründete Traditionshaus dazu. Mit so einem Geschirr<br />

tafelt man einfach kosmisch! *rä<br />

www.villeroy-boch.de<br />

Es gibt ja tatsächlich Leute, die kleben immer noch Bilder<br />

von sich an den Kühlschrank, auf denen sie „zu fett“<br />

aussehen. Das macht unglücklich und führt letztendlich<br />

nur zu heimlichen erneuten Fressattacken oder gar<br />

psychischen Krankheiten. Der schicke SMEG-Kühlschrank<br />

im 1950er-Retrodesign kann da etwas mithelfen, dass<br />

das nicht passiert. Zum einen hat er genug Platz und<br />

Stauraum für all die GESUNDEN und FRISCHEN Produkte,<br />

die dich gesund und satt machen sollen. Zum anderen<br />

will man die fröhlich grinsende Maus vom schon immer<br />

queer handelnden Comic-Giganten Disney doch nicht mit<br />

bösen Bildern verschandeln, oder? Gönn dir was Gutes! *rä<br />

lax-online.de


GESELLSCHAFT<br />

FAMILIE<br />

Neun Monate<br />

Schwangerschaft<br />

in vier Tagen<br />

Die Gleichstellung homosex–<br />

ueller Paare im Adoptionsrecht<br />

war in Deutschland lange ein<br />

Streitthema – diese Bastion fiel mit<br />

der Ehe für alle. Seit dem 1. Oktober<br />

2017 ist es gleichgeschlechtlichen<br />

Paaren in Deutschland rein rechtlich<br />

möglich, gemeinsam ein fremdes<br />

Kind zu adoptieren. Bei dem Wort<br />

„Adoption“ denkt man erst einmal<br />

an Hürden, Bürokratie und vielleicht<br />

sogar Diskriminierung. Es gibt viele<br />

Geschichten zu diesem Thema und<br />

nicht alle sind schön – doch diese<br />

hier ist es.<br />

Nur anderthalb Jahre lagen zwischen<br />

dem ersten Vorsprechen beim Jugendamt<br />

und dem Anruf, der alles veränderte.<br />

Es war ein Donnerstag, als das Handy<br />

klingelte, und Daniel (26) und Roman<br />

Nawrot (34) erfuhren: Ein Zwillingspärchen<br />

wurde geboren – und es sucht<br />

liebevolle Eltern. Am folgenden Montag<br />

könnten die vier sich kennenlernen, hieß<br />

es. Auf das alles verändernde Telefonat<br />

folgten neun Monate Schwangerschaft in<br />

vier verrückten Tagen.<br />

„Wir hatten gar nichts, nicht einmal ein<br />

Kinderzimmer“, sagt Roman Nawrot. „Wir<br />

hatten nichts vorbereitet, weil uns so<br />

wenig Hoffnung gemacht wurde, dass<br />

sich in naher Zukunft etwas ergibt. Es<br />

hieß von Anfang an, wir sollten unser<br />

Leben ganz normal weiterleben.“ Und<br />

dann hat man plötzlich zwei Kinder! „Das<br />

Wochenende war ein purer Gefühlswirrwarr,<br />

wir haben noch nie so viele<br />

unterschiedliche Emotionen gleichzeitig<br />

durchlebt“, erinnert sich Daniel. Das<br />

Jugendamt in ihrem Landkreis hatte<br />

ihnen empfohlen, sich deutschlandweit<br />

auch bei anderen Jugendämtern zu<br />

bewerben. Geboren wurden ihre Kinder<br />

nun sechs Stunden Autofahrt entfernt.<br />

Am Montag fuhren die Nawrots zitternd<br />

ins Krankenhaus, um ihre Zwillinge<br />

kennenzulernen. Daniel schwärmt: „Wir<br />

kamen in das Zimmer und wussten


GESELLSCHAFT<br />

sofort, dass wir jetzt eine Familie sind“.<br />

Auch Roman war hin und weg: „Wir haben<br />

uns auf Anhieb verliebt und alle Zweifel<br />

waren verschwunden“.<br />

Die Nawrots, die als selbstständige<br />

Unternehmer arbeiten, wohnen zwanzig<br />

Minuten von München entfernt in einer<br />

eher ländlichen Gegend. Nach zwei<br />

Wochen Crashkurs in Sachen Elternsein<br />

konnten sie ihre Tochter Melodie und<br />

ihren Sohn Romeo mit nach Hause<br />

nehmen. Dort war nun nichts mehr,<br />

wie es einmal war – sondern lauter,<br />

stressiger und besser. „Wenn die Kinder<br />

dich das erste Mal aktiv anlächeln und<br />

glücklich sind, dass du da bist – das ist<br />

das schönste Geschenk“, erinnert sich<br />

Daniel. Apropos Geschenke: Die ganze<br />

Nachbarschaft freute sich mit den<br />

beiden und brachte Geschenke vorbei,<br />

als die Babys einzogen.<br />

Das ist nun neun Monate her. Wenn<br />

die Nawrots heute in München den<br />

Zwillingskinderwagen schieben,<br />

werden sie oft angesprochen. Einige<br />

Menschen glauben, dass die beiden nur<br />

Kumpels sind, die ihren Frauen die Kinder<br />

abnehmen. Dann leisten die Co-Papas<br />

Aufklärungsarbeit – und erhalten immer<br />

positive Rückmeldungen.<br />

Roman und Daniel wollen ihren Teil dazu<br />

beitragen, dass es irgendwann normal ist,<br />

wenn ein queeres Paar Kinder großzieht.<br />

Sie bitten alle<br />

Regenbogenfamilien in<br />

spe: Lasst euch nicht verrückt machen!<br />

Sie wollen andere ermutigen und hoffen,<br />

dass alle Menschen, die Eltern werden<br />

wollen, auch die Chance dazu bekommen<br />

– und sich vor allem trauen, sie zu<br />

ergreifen. *lm<br />

INFO<br />

Gerne stehen die beiden mit Rat und Tat<br />

zur Seite. Kontakt kann über die Instagram-Profile<br />

aufgenommen werden:<br />

www.instagram.com/roman_nawrot /<br />

www.instagram.com/danyohio


GESELLSCHAFT<br />

Omaha Beach<br />

GESCHICHTE<br />

AUF DEN SPUREN<br />

Am 8. <strong>Mai</strong> ist es genau 75<br />

Jahre her, dass die deutsche<br />

Wehrmacht in Berlin die Kapitulationsakte<br />

unterzeichnet hat. Damit<br />

fand der Zweite Weltkrieg in Europa<br />

endgültig ein Ende. Jetzt, wo die letzten<br />

Zeugen der dunkelsten Seiten der<br />

modernen Geschichte nach und nach<br />

verschwinden, tauchen mehr denn<br />

je Orte der Reflexion und Erinnerung<br />

auf und gewinnen an Bedeutung.<br />

Inspiriert von vielen Geschichten rund<br />

um diese 75-jährige Freiheit bin ich mit<br />

einem Interrail-Pass von der Normandie<br />

nach Berlin gereist, um dem Weg vom<br />

D-Day bis zum Kriegsende zu folgen – auf<br />

den Spuren der alliierten Soldaten und<br />

der vielen Orte, an denen Geschichte<br />

geschrieben wurde.<br />

Auf der Strecke gibt es unzählige<br />

Museen und Erinnerungsorte mit<br />

vielen persönlichen Perspektiven auf<br />

die Geschichte. Höhepunkte sind „Le<br />

Mémorial de Caen“ und die Strände in der<br />

Normandie, an denen die alliierten Truppen<br />

aus den USA, UK und Kanada – und viele<br />

weitere Nationalitäten – landeten und die<br />

Befreiung von Europa begann. Die Szenen<br />

aus „Der Soldat James Ryan“ und „Band of<br />

Brothers“ kennt jeder. Der amerikanische<br />

Soldatenfriedhof Omaha Beach und<br />

der deutsche Friedhof in La Cambe sind<br />

beeindruckende Orte, die als Mahnmal für<br />

den Frieden wirken.<br />

OPERATION ERINNERUNGSORTE<br />

In Paris können Besucher den historischen<br />

Kampf um die Befreiung der französischen<br />

Hauptstadt im nagelneuen Musée de<br />

Liberation hautnah erleben. Im ursprünglich<br />

unterirdischen Kommandoposten des<br />

französischen Widerstands, zwanzig Meter<br />

unterhalb des Museums, koordinierte<br />

der Widerstandsheld Henri Rol-Tanguy<br />

die Befreiung von Paris. Per Augmented-<br />

Reality-Brille nehmen die Besucher die<br />

Rolle eines Journalisten ein und entdecken,<br />

was sich im August 1944 in den<br />

Räumen abspielte. Damit ist das Musée de<br />

Liberation ein Pionier der bahnbrechenden<br />

Mixed-Reality-Technologie.<br />

Der „Sunset March“ in Nijmegen ist eine<br />

tägliche Hommage von Veteranen an die<br />

alliierten Soldaten, die für die Befreiung<br />

der Niederlande kämpften. Eine neue<br />

Brücke markiert den Ort, wo die US 82nd<br />

Airborne Division am 20. September<br />

1944 im Rahmen der Operation Market<br />

Garden – eine der größten Luftoperationen<br />

der Geschichte – den Fluss<br />

Waal überquerte. 48 alliierte Soldaten<br />

starben hier. Auf der Brücke gedenken<br />

48 Straßenlaternen-Paare der Gefallenen,<br />

indem sie bei Sonnenuntergang<br />

paarweise in langsamem Marschtempo<br />

beginnen zu leuchten. Nicht weit von<br />

Nijmegen liegt Arnhem. Die dortige<br />

„Bridge Too Far“ erinnert ebenfalls an die<br />

Operation Market Garden.<br />

„There is never one story“ lautet die<br />

Botschaft des Freiheitsmuseums in<br />

Groesbeek, neu eröffnet in der wunderschönen<br />

grünen Landschaft ganz nah der<br />

deutschen Grenze. Ein einzigartiger Ort:<br />

Auf diesen Wiesen landeten im September<br />

1944 rund 8.500 US-amerikanische<br />

Fallschirmjäger während der Operation<br />

Market Garden. Das Museum erweckt<br />

die historischen Ereignisse der Befreiung<br />

durch die US, britischen, kanadischen und<br />

polnischen Truppen wieder zum Leben.


GESELLSCHAFT<br />

Pointe du Hoc<br />

Treptower Park in Berlin<br />

Le Mémorial de Caen<br />

Musée de Liberation in Paris<br />

Nijmegen<br />

DER BEFREIUNG<br />

ERINNERUNGSKULTUR<br />

Es besteht kein Zweifel, dass die<br />

schrecklichen Verbrechen gegen die<br />

Menschheit von den Nationalsozialisten<br />

in Erinnerung bleiben müssen, um<br />

künftige Generationen zu warnen und<br />

Eines klar zu machen: Nie wieder! Viele<br />

Museen setzen sich sehr differenziert<br />

damit auseinander und zeigen, dass<br />

diese Geschichte nicht schwarz-weiß<br />

ist, sondern dass es viele Grautöne<br />

gibt. Geschichten von Soldaten,<br />

Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern,<br />

Widerstandskämpfern, Zivilisten und<br />

Überlebenden des Holocausts eröffnen<br />

verschiedene Perspektiven aus verschiedenen<br />

Ländern.<br />

Das Kriegsmuseum Overloon konfrontiert<br />

seine Besucher mit Gewissensfragen:<br />

„Würdest du mit dem Besatzer<br />

kooperieren oder für deine Ideale sterben?“<br />

Auf dem deutschen Kriegsfriedhof<br />

in Ysselsteyn – mit dreißig Hektar<br />

die flächenmäßig größte deutsche<br />

Kriegsgräberstätte in der Welt – liegen<br />

rund 32.000 deutsche Soldaten, auch<br />

niederländische Nationalsozialisten sind<br />

darunter. Nicht nur Kriegsverbrecher sind<br />

hier beerdigt, auch 1.400 Kindersoldaten,<br />

die jünger als 18 Jahre waren. Hatten sie<br />

eine Wahl?<br />

Die Geschichte ist oft nicht nur schwarzweiß,<br />

betont auch Jurriaan de Mol, der<br />

niederländische Direktor von Liberation<br />

Route Europe. „Mein Vater Nico wurde<br />

während einer Razzia in Rotterdam<br />

festgenommen und als Zwangsarbeiter<br />

nach Hamburg transportiert. Während<br />

eines Bombenangriffs der Royal Air Force<br />

konnte er aus dem Arbeitslager fliehen.<br />

Tagelang wanderte er durch feindliches<br />

Gebiet, bis er ausgehungert bei einem<br />

Bauernhof anklopfen musste. Der Bauer,<br />

Albert Macke, hatte nur einen Arm. Den<br />

anderen hatte er in Stalingrad verloren.<br />

Albert zögerte nicht, ließ meinen Vater<br />

herein, und zusammen haben sie es<br />

durch den Winter geschafft. So entstand<br />

eine Freundschaft, die über dreißig Jahre<br />

dauerte …“<br />

Ein wichtiger Ort in Berlin im Hinblick<br />

auf das Ende des Zweiten Weltkrieges<br />

ist das Deutsch-Russische Museum.<br />

In diesem ehemaligen Offizierscasino<br />

der Wehrmacht unterzeichnete das<br />

deutsche Oberkommando am 8. <strong>Mai</strong><br />

1945 die bedingungslose Kapitulation.<br />

Die Dauerausstellung dokumentiert den<br />

Eroberungs- und Vernichtungskrieg, den<br />

das Deutsche Reich seit dem 22. <strong>Juni</strong><br />

1941 gegen die Sowjetunion führte, aus<br />

deutscher und sowjetischer Sicht. Das<br />

Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park<br />

in Berlin ist das größte Kriegsdenkmal in<br />

ganz Deutschland, das den etwa 80.000<br />

sowjetischen Soldaten gewidmet ist, die<br />

bei der Einnahme Berlins ihr Leben ließen.<br />

AUF DEN SPUREN DER BEFREIUNG<br />

Auf liberationroute.de findest du<br />

viele besondere Orte und persönliche<br />

Geschichten aus verschiedenen Ländern.<br />

Mit einem Interrail-Pass kannst du<br />

unbegrenzt mit dem Zug in mehr als<br />

dreißig europäischen Ländern reisen<br />

(einschließlich Hin- und Rückfahrt von<br />

einer DB-Station deiner Wahl) und Orte<br />

der Liberation Route besuchen. Ein Pass<br />

für sieben Tage innerhalb eines Monats<br />

kostet 335 EUR (First Class 446 EUR).<br />

*Text und Fotos: B. Giepmans<br />

www.liberationroute.de<br />

www.interrail.eu


GESELLSCHAFT<br />

INTERVIEW<br />

SVEN REBEL:<br />

„... Nähe zu dem Menschen, den ich liebe ...“<br />

Bei der erfolgreichen Fernsehsendung<br />

„rbb queer 4 you“ war<br />

er einer der vier Coaches, die Menschen<br />

halfen, ihr Leben zu verbessern.<br />

Wir sprachen mit Sven über seine<br />

Projekte, den rbb und sein Leben.<br />

Wie gestaltet sich ein Tag von dir?<br />

Sport gehört sicherlich dazu, oder?<br />

Ein normaler Tag in Berlin beginnt, je<br />

nachdem, wann ich aufstehe, was wiederum<br />

davon abhängt, wie lange ich am Vortag<br />

gearbeitet habe, mit ein bis zwei Stunden<br />

Social Media. Dann bereite ich mich auf<br />

meine Klienten vor, danach, meist so zwischen<br />

ein und zwei Uhr, geht es zum Sport.<br />

Gibst du dir selbst eine Obergrenze an<br />

Terminen pro Tag?<br />

Ja, maximal zwei am Tag, da jeder Termin mit<br />

einem Klienten eine Stunde Vor- und Nachbereitung<br />

erfordert. Und ein Termin dauert<br />

bei mir nicht nur die klassischen 45 Minuten,<br />

bestimmte Meditationsübungen dauern<br />

länger, auch mal ein ganzes Wochenende.<br />

Wenig Zeit für das Privatleben.<br />

Ja, das ist richtig, ich bin viel am Wochenende<br />

unterwegs und arbeite abends, da verpasst<br />

man schon viele Geburtstage oder Feste.<br />

Aber für mich ist meine Arbeit nicht nur<br />

Geldverdienen, es ist auch Erfüllung.<br />

Was entspannt dich?<br />

Cuddles, also körperliche Nähe zu dem<br />

Menschen, den ich liebe. Das entspannt<br />

mich am meisten in Kopf und Körper!<br />

Du bist beruflich viel unterwegs,<br />

kann man da seine Vorsätze immer<br />

einhalten?<br />

Leider nein. Sport ist immer das Erste, das<br />

wegfällt. Fast Food gibt es bei mir regelmäßig,<br />

es gibt hier einfach den besten Burger<br />

bei mir um die Ecke. Aber sonst versuche<br />

ich, gesund zu leben und zu essen. Meine<br />

sportlichen Ergebnisse sind gerade nicht<br />

zufriedenstellend.<br />

Wie hat dir die ausgestrahlte Staffel<br />

von „rbb queer 4 you“ gefallen?<br />

Ich bin sooo viel mehr begeistert davon, als<br />

ich erwartet hatte. Ich habe selber 16 Jahre<br />

lang Fernsehen gemacht, da schaut man<br />

anders drauf. Aber was die Firma Leitwolf<br />

da gemacht hat, damit bin ich sehr, sehr,<br />

sehr zufrieden. Es war keine leichte<br />

Produktion, aber das Ergebnis ist toll.<br />

Vermisst du deine Mit-Coaches<br />

ein bisschen?<br />

Wir waren auch bei den Dreharbeiten<br />

relativ wenig zusammen. Aber ich vermisse<br />

das Zusammenspiel. Ich hatte gerade<br />

einen Podcast mit Fabian Hart, das gefällt<br />

mir. Dieser intensive und intellektuelle<br />

Austausch. Wir alle haben uns perfekt<br />

ergänzt. Dieses Gefühl, als Einheit sehr gut<br />

zu funktionieren, das vermisse ich.<br />

Wie geht es <strong>2020</strong> weiter in<br />

Sachen rbb?<br />

Die öffentlich-rechtlichen Mühlen mahlen<br />

sehr gründlich und sehr langsam. Diese<br />

ersten drei Folgen waren ein Experiment,<br />

jetzt wissen wir genauer, was wir transportieren<br />

wollen und wie wir wirken sollen. Wir<br />

wollen unbedingt weitermachen!<br />

Worauf freust du dich gerade?<br />

Im <strong>Mai</strong> werde ich fünfzig, diesen Moment<br />

werde ich versuchen, intensiv zu nutzen.<br />

Es wird ein Monat voller Reisen und mit ein<br />

bisschen feiern.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.svenrebel.com


WENIGER<br />

FRAGEN<br />

MEHR<br />

LIEBEN<br />

Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie<br />

steckt, kann dich gelassener machen.<br />

Sprich mit deinem Arzt, was für dich und<br />

dein langfristig gesundes Leben am<br />

Besten ist.<br />

WENIGER HIV<br />

MEHR<br />

DU<br />

Mehr Infos unter LiVLife.de<br />

PM-DE-HVU-ADVT-190028 Okt 2019


GESUNDHEIT<br />

INTERNET<br />

#zusammenhalten:<br />

Corona, Community<br />

und Koitus<br />

Natürlich betrifft SARS-CoV-2<br />

nicht nur die queere Community –<br />

aber sie trifft sie besonders.<br />

Queers mit HIV, psychologischen<br />

und physiologischen Folgen eines Lebens<br />

im Versteck und der große Teil derer, die in<br />

prekären Beschäftigungsverhältnissen eh<br />

schon täglich um gesellschaftliche Teilhabe<br />

kämpfen, sind doppelt oder mehrfach Leidtragende.<br />

Viel mehr aus der und für die queere<br />

Community in Corona-Zeiten auf<br />

männer.media/zusammenhalten!<br />

FOTO: PAVEL LEPIKHIN<br />

Viele Nachrichten zu Corona werden im<br />

Twitter-Eilmeldungs-Modus verkürzt,<br />

zugespitzt oder auch ganz einfach falsch<br />

transportiert. Seit Beginn der Krise in<br />

Deutschland haben die Redaktionen der blu<br />

Mediengruppe auf der zentralen Internetseite<br />

männer* inzwischen über 150 Artikel aus<br />

den verschiedensten Themenbereichen<br />

zusammengestellt. Ein besonders wichtiger<br />

Aspekt ist aus einleitend genannten Gründen<br />

die Wiedergabe der Forschungsergebnisse<br />

und der Erkenntnisse der Medizin im Umgang<br />

mit dem Coronavirus. Ebenso elementar sind<br />

für uns die Aspekte des sozialen Miteinanders<br />

und der Folgen für die queere Infrastruktur.<br />

Schaut doch mal rein. *ck<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

Warum drei, wenn auch nur eine Pille geht, Herr Dr. Buhk?<br />

Über die Verwendung sogenannter<br />

Eintablettenregime<br />

(STR 1 ) in der HIV-Therapie (ART 2 )<br />

tauschten wir uns mit Dr. Thomas<br />

Buhk, Facharzt für Innere Medizin<br />

und Infektiologie am Infektionsmedizinischen<br />

Centrum Hamburg<br />

(ICH / www.ich-hamburg.de) aus. *ck<br />

Welche Rolle spielen STRs in Ihrem<br />

Praxisalltag?<br />

Die Eintablettenregime sind eine wichtige<br />

Erleichterung für unsere Patienten, ich<br />

kann mich noch gut an die Handvoll<br />

Tablettenmenge (MTR) erinnern, die<br />

mehrmals am Tag eingenommen werden<br />

musste. Die eine Tablette am Tag trägt<br />

dazu bei, mit der HIV-Infektion besser und<br />

normaler leben zu können. Und das dann<br />

noch in Kombination mit der Nichtübertragbarkeit<br />

der HI-Viren, wenn man länger<br />

als sechs Monate mit der Therapie unter<br />

der Nachweisgrenze von 50 Viruspartikeln/<br />

ml liegt. Im Idealfall spürt man auch keine<br />

unerwünschten Wirkungen mehr – also<br />

dies ist eine tolle Entwicklung, die ich sehr<br />

begrüße!<br />

Es gibt inzwischen ein breites<br />

Angebot an STRs. Alle gängigen<br />

Wirkmechanismen sind abgedeckt.<br />

Kommen STRs damit für jeden<br />

Patienten infrage?<br />

Nicht jedes Eintablettenregime kommt<br />

für jeden Patienten infrage und ja, es<br />

gibt Patienten, denen ich immer noch<br />

ein Mehrtablettenregime empfehle. Es<br />

sind insbesondere Patienten aus den<br />

ersten Therapiegenerationen, die damals<br />

keine optimale HIV-Therapie einnehmen<br />

konnten, weil sie noch nicht zur Verfügung<br />

standen. Durch diese suboptimalen Therapien<br />

haben sich Resistenzen angehäuft,<br />

sodass die zwei bis drei Wirkstoffe, die in<br />

diesem Eintablettenregime verarbeitet<br />

sind, nicht ausreichend wirken können.<br />

Knapp 2/3 der HIV-Patienten in<br />

Deutschland bekommen ein STR.<br />

Ein knappes Drittel nicht. Ist es<br />

noch zeitgemäß, bei einer ART aus<br />

mehreren Tabletten zu bleiben?<br />

Bei diesem Drittel sind bestimmt Patienten<br />

dabei, die auch ein Eintablettenregime<br />

einnehmen könnten. Aber wenn jemand<br />

zufrieden mit seinem Zwei- oder<br />

Dreitablettenregime ist, mag es für den<br />

Einzelnen in Ordnung sein dabeizubleiben.<br />

Entscheidend ist ja, dass die Therapie den<br />

Leitlinien entspricht, zuverlässig wirkt, sehr<br />

gut verträglich ist und der Patient sich<br />

damit wohlfühlt. Alles, was die Leitlinien<br />

empfehlen, sehe ich als zeitgemäß an.<br />

1<br />

STR = Single Tablet Regime<br />

2<br />

ART = Antiretrovirale Therapie


Kostenlose Werbung für<br />

lokale Betriebe und Events<br />

ROMEO bringt Menschen zusammen.<br />

In diesen Zeiten möchten wir unseren kleinen Teil dazu beitragen, um dein LGBT+<br />

Unternehmen zu unterstützen und unsere Community am Leben zu halten. Wir<br />

geben kostenfreie, lokale Werbung auf unserer Seite für dein lokales Unternehmen.<br />

www.planetromeo.com/de/advertise/free-local/


Lust auf ein<br />

romantisches<br />

Picknick…


oder ein<br />

unvergessliches<br />

Erlebnis mitten<br />

in Chicago.<br />

Millennium Park,<br />

Chicago<br />

© 202<br />

0 IL<br />

LINO<br />

IS D EPAR<br />

TMEN<br />

T OF COM<br />

MERC<br />

E AN<br />

D EC<br />

CON<br />

ONOM<br />

OM<br />

IC O PPOR<br />

POR<br />

TUN<br />

NI<br />

TY<br />

Y, OFF FFI<br />

CE O F TO URIS<br />

M,<br />

T TY:<br />

1-80<br />

0-78<br />

5-60<br />

6055<br />

5


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

ALMA:<br />

„Glamour ist nur Fake“<br />

FOTO: L. ALIC<br />

Authentische Texte sind eben das Markenzeichen<br />

der 24-Jährigen. Auch beim Interview in einer Event-<br />

Location im Hamburger Karolinenviertel verstellt sie sich<br />

nicht. Mit ihren leuchtend grünen Haaren ist sie nicht zu<br />

übersehen. Sie trägt Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. Während sie sich auf<br />

dem Sofa fläzt, hält sie einen Monolog über Instagram. „Dieser ganze<br />

Glamour ist nur Fake“, ereifert sie sich. „Ich habe jedenfalls keine Lust,<br />

dieses Spiel mitzuspielen und mir vorschreiben zu lassen, wie ich zu<br />

sein habe.“


So cool ist Alma wohl nicht immer,<br />

sonst hätte sie ja nicht den Song<br />

„Loser“ geschrieben. „Da war ich frustriert“,<br />

räumt sie ein. „Mich beschlich<br />

das Gefühl, ohne teure Klamotten und<br />

einen perfekten Körper würde mich<br />

keiner mögen.“ Diesen Durchhänger<br />

hat sie zum Glück ziemlich schnell<br />

überwunden. Inzwischen will sie nur<br />

eins – sich nicht mehr verbiegen:<br />

„Wenn mich das zu einer Verliererin<br />

macht, ist das in Ordnung. Ich ändere<br />

mich trotzdem nicht.“<br />

Solche Botschaften verpackt Alma<br />

meist in griffigem Dance-Pop. In<br />

„My Girl“ lotet sie alle Facetten ihres<br />

kraftvollen Gesangs aus. Der Titelsong<br />

„Have You Seen Her?“ jongliert mit<br />

Punk-Elementen. „Bad News Baby“<br />

strebt in Richtung Piano-House. „In<br />

diesem Stück spreche ich über mich<br />

selbst“, sagt Alma. „Ich ging durch eine<br />

Phase, in der ich mich schlecht fühlte<br />

und nichts dagegen tun konnte.“ Doch<br />

das ist nur eine Seite der Medaille.<br />

Zugleich lässt die Sängerin aus<br />

Helsinki mit „Bad News Baby“ nicht<br />

den geringsten Zweifel daran, dass mit<br />

ihr nicht zu spaßen ist: „Ich warne die<br />

Leute davor, mich mies zu behandeln.<br />

Das kann nämlich ins Auge gehen.“<br />

Dem Druck männlicher Plattenbosse,<br />

mehr wie eine Pop-Prinzessin zu<br />

sein, widersetzt sich Alma vehement<br />

– obwohl sie als Teenager an der<br />

finnischen Castingshow „Pop Idol“<br />

teilnahm. „Das war ein Albtraum“,<br />

bilanziert sie. „Es ging allein ums<br />

Entertainment. Die Kandidaten<br />

wurden künstlerisch nicht unbedingt<br />

gefördert.“ Dabei wollte sich Alma<br />

weiterentwickeln. Statt sich allein auf<br />

den Gesang zu fokussieren, strebte sie<br />

danach, eigene Songs zu schreiben.<br />

Für sich und für andere. Dieses Ziel hat<br />

sie längst erreicht. Sie komponierte<br />

für Ariana Grande und Lana Del Rey.<br />

Auch an Miley Cyrus’ Hit „Mother’s<br />

Daughter“ war sie beteiligt. Parallel<br />

dazu schaffte sie an der Seite von Felix<br />

Jaehn mit „Bonfire“ den Sprung in die<br />

Top Drei.<br />

Andere wären danach womöglich<br />

abgehoben, Alma blieb auf dem<br />

Boden. Sie bezeichnet ihre Schwester<br />

Anna-Livia, die bei ihren Konzerten<br />

Schlagzeug spielt, als ihre beste<br />

Freundin. Wie nah sie ihrer Mutter<br />

steht, belegt der Titel „Mama“. Ein<br />

Lied wie „My Girl“ verhehlt nicht, dass<br />

Alma lesbisch ist. Ihre Queerness sollte<br />

ursprünglich gar nicht publik werden,<br />

das fand Alma zu privat: „Heteros<br />

sprechen ja auch nicht über ihre<br />

sexuelle Orientierung.“<br />

Andererseits ging es ihr gegen den<br />

Strich, die Fragen der Journalisten<br />

nach einem möglichen Freund stets<br />

mit einer Lüge zu beantworten. Also<br />

rückte sie irgendwann mit der Wahrheit<br />

heraus: „Ich hatte nie ein öffentliches<br />

Coming-out. Stattdessen habe<br />

ich einfach angefangen, in Interviews<br />

von meiner Partnerin zu erzählen.“<br />

Inzwischen postet sie regelmäßig<br />

Fotos von sich und ihrer Freundin auf<br />

Social Media: „Ich verstecke meine<br />

Beziehung nicht. Allerdings würde ich<br />

in einer Talkshow keine intimen Details<br />

ausplaudern.“<br />

So gelingt Alma der Spagat zwischen<br />

Offenheit und Schutz ihrer Privatsphäre.<br />

Im Gespräch gibt sie dennoch<br />

recht viel von sich preis. Sie verhehlt<br />

nicht, dass sie als Kind eher ein Tomboy<br />

war: „Ich bin nie der mädchenhafte<br />

Typ gewesen, sondern habe lieber<br />

Fußball gespielt.“ Bei ihren Klassenkameraden<br />

kam das nicht gut an, sie<br />

wurde gemobbt. War ihre Kindheit der<br />

Horror? „Nein. Ich habe zwar die Schule<br />

gehasst, doch meine Familie und meine<br />

Freunde standen hinter mir.“<br />

Mit ihrer Hilfe entwickelte Alma ein<br />

gesundes Selbstbewusstsein. Zudem<br />

stärkt ihr ein Psychologe den Rücken:<br />

„Eine Therapie tut jedem gut. Ich finde<br />

es wichtig, über die eigenen Gefühle<br />

zu reden.“ Auf diese Weise lernte sie,<br />

ihre Prioritäten richtig zu setzen.<br />

Heute kämpft Alma ganz bewusst<br />

für Gleichberechtigung: „Ich denke,<br />

gerade Prominente sollten gleiche<br />

Rechte für alle fordern – sei es für<br />

Frauen, für Schwarze oder für die<br />

Gay-Community.“ Ohne Zweifel gibt<br />

es auf diesem Gebiet noch einiges zu<br />

tun: „Obwohl wir im 21. Jahrhundert<br />

leben, steht in einigen Ländern auf<br />

Homosexualität eine Gefängnisstrafe,<br />

teilweise sogar die Todesstrafe. Das ist<br />

unfassbar!“<br />

*Dagmar Leischow<br />

AUSTRA<br />

HiRUDiN<br />

LP | DELUXE LP | CD | DL<br />

OUT NOW<br />

ANNA CALVI<br />

HUNTED<br />

DELUXE LP | CD | DL<br />

OUT NOW<br />

THAO AND<br />

THE GET DOWN<br />

STAY DOWN<br />

TEMPLE<br />

LP | DELUXE LP | CD | DL<br />

OUT 15.05.<strong>2020</strong>


MUSIK<br />

FOTO: Z. ARAKLIEV<br />

ESC<br />

„Eurovision – A Tribute to the Artists and Songs <strong>2020</strong>“<br />

Zum ersten Mal in der Geschichte<br />

des Eurovision Song<br />

Contest fiel er aus. Am 16. <strong>Mai</strong> gibt es<br />

ihn aber in anderer Form, einen Tag<br />

zuvor gibt es schon die Doppel-CD zu<br />

kaufen: „Eurovision – A Tribute to the<br />

Artists and Songs <strong>2020</strong>“.<br />

Die TV-Show wird aus Auftritten aus<br />

den Vorentscheiden der Länder und<br />

Musikvideos bestehen. Es wird aber<br />

keinen Wettbewerb, kein Voting geben.<br />

Vielmehr geht es dieses Jahr darum, den<br />

Künstlern, die sich für den ESC qualifiziert<br />

hatten und nun nicht antreten können,<br />

eine Plattform zu bieten. Durch die<br />

Sendung führen die drei Hosts, die auch<br />

den Wettbewerb in Rotterdam moderiert<br />

hätten, das diesjährige Motto „Open Up“<br />

wurde in „Europe Shine A Light“ geändert.<br />

Mit dabei ist auch Ben Dolic mit „Violent<br />

Thing“, der <strong>2020</strong> Deutschland vertreten<br />

hätte. In Deutschland machte Ben die<br />

bisher wichtigste Erfahrung seiner noch<br />

jungen, aber vielversprechenden Karriere:<br />

2018 bewarb er sich bei „The Voice of<br />

Germany“ und schaffte es in die Blind<br />

Auditions, wo er die Jury und das Publikum<br />

sofort mit seiner Stimme verzauberte<br />

– dieser Stimme, die an musikalische<br />

Vorbilder wie Justin Timberlake erinnert.<br />

Am Ende erreichte Ben einen großartigen<br />

Platz 2 im Finale. Außerdem trat er im<br />

Rahmen der „Voice of Germany“-Tournee<br />

in zwanzig Arenen in Deutschland und<br />

Österreich auf.<br />

ÜBER BEN DOLIC<br />

Geboren wurde Ben Dolic am 4. <strong>Mai</strong> 1997<br />

in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana.<br />

Schon mit zwölf Jahren begann er, seinen<br />

großen Traum zu verfolgen: Sänger zu<br />

werden. Mit einer Performance von Michael<br />

Jacksons „Man in the Mirror“ bewarb er<br />

sich bei der slowenischen Version von „Das<br />

Supertalent“ und schaffte es bis ins Halbfinale.<br />

Seine gesamte Jugend verbrachte er<br />

mit Musikmachen – unter anderem nahm<br />

er 2016 mit seiner damaligen Band am<br />

slowenischen ESC-Vorentscheid EMA teil.<br />

Mit 18 zog Ben mit seiner Familie in die<br />

Schweiz, wo er Deutsch lernte und seine<br />

Karriere weiter vorantrieb. 2017 brachte er<br />

seine erste Solo-Single heraus, kurz darauf<br />

folgte sein Durchbruch bei „The Voice of<br />

Germany“.<br />

KLUBMUSIK<br />

Duke Dumont: „Duality“<br />

Der 1982 geborene Brite präsentiert diesen Frühling sein Debütalbum. Einen<br />

Namen hat sich der Bartmann als DJ und Producer in der Deep-House-,<br />

Techno- und UK-Garage-Szene gemacht, vor allem in seiner Heimat hat er<br />

mit Tracks wie „I Got U (feat. Jax Jones)“ und „Won’t Look Back“ großen Erfolg.<br />

Unser Anspieltipp ist „Love Song“: perfektes (etwas melancholisches) Deep<br />

House in dieser düsteren Zeit. Geigen, emotionale Samples („I Love You/I’m Glad<br />

Baby“) und ein treibender Beat, der sich harmonisch mit der Bass Drum und den<br />

Synthesizern zu einem dramatischen Ganzen verbindet. Musik wie ein etwas<br />

tragischer Kinofilm. *rä


TIPP<br />

Jasmin Tabatabais<br />

Jagd auf Rehe<br />

MUSIK<br />

Sie ist eine der großen deutschen Fernseh- und Kinostars.<br />

Wenn sie in der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“ als Kommissarin<br />

Mina Amiri vor der Kamera steht, schauen Millionen<br />

zu. Aber auch als Sängerin begeistert Tabatabai, die ihr<br />

Gesangsdebut als Rockröhre im Blockbuster „Bandits“ gab,<br />

Publikum und Presse.<br />

Von „Musik voller Zauber<br />

und Leichtigkeit“<br />

ist die Rede, von einer<br />

Sängerin, die „feinfühlig,<br />

stilsicher und pointiert<br />

Stimmungen erzeugt“.<br />

Die Süddeutsche Zeitung<br />

nennt Tabatabai<br />

im gleichen Atemzug<br />

wie Marlene Dietrich<br />

und Hildegard Knef:<br />

„Es gibt diese Stimmen,<br />

JASMIN<br />

TABATABAI<br />

JAGD<br />

AUF REHE<br />

die man sofort erkennt, sie haben einfach dieses gewisse<br />

Etwas, das sich auf ewig ins akustische Gedächtnis einbrennt“.<br />

Vielfalt ist das Zauberwort auf Tabatabais neuer<br />

Veröffentlichung „Jagd auf Rehe“. Keine stilistische Grenze,<br />

die nicht gesprengt, kein Genre, das nicht erforscht<br />

wird. Frei nach Kurt Weill, der den Unterschied zwischen<br />

„ernster“ und „leichter“ Musik nie anerkannte: „Es gibt nur<br />

gute und schlechte Musik“. Tabatabai: „Ich bin Künstlerin<br />

und erlaube mir, mich in den verschiedensten Facetten<br />

auszudrücken.“ So geben sich auf „Jagd auf Rehe“ Franz<br />

Schubert und Annie Lennox, Reinhard Mey und Nick Drake,<br />

die Beatles und Cole Porter ein musikalisches Stelldichein<br />

auf höchstem Niveau. Aber keine Bange, Bambi wird kein<br />

Haar gekrümmt. Jagd auf Rehe ist Deutsch für „Shekare<br />

Ahoo“, ein persisches Volkslied, dem die ursprünglich<br />

iranisch-stämmige Tabatabai zu einer verdienten Renaissance<br />

verhilft.<br />

Live <strong>2020</strong><br />

Das Neue Album: ab 15.05. im Handel als CD, LP und digital<br />

19.09. Hamburg, Reeperbahnfestival<br />

23.09. Berlin, Lido<br />

24.09. Leipzig, UT Connewitz<br />

25.09. Köln, Stadtgarten<br />

26.09. Frankfurt, Nachtleben<br />

27.09. Ulm, Roxy<br />

28.09. München, Ampere<br />

tickets über www. schoneberg.de<br />

29.09. Salzburg, ARGE Kultur<br />

01.10. Wien, Porgy & Bess<br />

02.10. Linz, Posthof<br />

tickets über www.eventim.de<br />

RUFUS WAINWRIGHT<br />

UNFOLLOW<br />

THE RULES<br />

FOTO: M. BOTHOR<br />

DAS<br />

LANGERWARTETE,<br />

NEUE STUDIOALBUM<br />

AB 10.07.20<br />

ÜBERALL!


MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

RUFUS<br />

WAINWRIGHT:<br />

Wieder im Spiel<br />

Ist Rufus Wainwright der<br />

letzte Mensch, dem wir<br />

für lange Zeit die Hand gegeben<br />

haben? Die Pandemie wirft ihre<br />

Schatten nicht nur voraus, sondern<br />

bereits in alle Winkel des Lebens,<br />

als wir den 46-Jährigen – im weit<br />

aufgeknöpften weißen Leinenhemd,<br />

blauer Stoffhose und mit<br />

braun gebranntem Gesicht – am<br />

Ende der ersten Märzwoche in<br />

Berlin treffen.<br />

Wenige Tage später steigt Corona<br />

zum größten Menschheitsdrama seit<br />

dem Zweiten Weltkrieg auf, doch hier<br />

und jetzt in einem Büro am Berliner<br />

Gendarmenmarkt lässt sich noch unverfänglich<br />

und bei vorzüglichem Cappuccino<br />

plaudern, etwa über Wainwrights jüngsten<br />

Australienaufenthalt (daher die Farbe),<br />

die neunjährige Tochter Viva, deren<br />

Sorgerecht sich Rufus und sein aus<br />

Hamburg stammender Kunsthändler-<br />

Ehemann Jörn Weisbrodt mit <strong>Leo</strong>nard<br />

Cohens Tochter Lorca teilen, aber auch<br />

natürlich über „Unfollow The Rules“. So<br />

heißt Wainwrights erstes Pop-Album seit<br />

„Out Of The Game“, das 2012 erschien. In<br />

der Zwischenzeit hat der umtriebige und<br />

vielseitige Sohn der 2010 verstorbenen<br />

kanadischen Folksängerin Kate McGarrigle<br />

und des US-amerikanischen Singe-<br />

Songwriters Loudon Wainwright unter<br />

anderem Shakespeare-Sonette vertont<br />

und seine zweite Oper „Hadrian“ vollendet.<br />

„Die Popmusik ist aber immer noch mein<br />

Hauptberuf“, betont Rufus, „und ich hatte<br />

nach all den Jahren den Drang, dorthin<br />

zurückzukehren, wo alles für mich anfing.“<br />

Auch in ganz konkretem Sinne: „Unfollow<br />

The Rules“ entstand zusammen mit dem<br />

Produzenten Mitchell Froom überwiegend<br />

in jenen legendären Sound City Studios<br />

in Los Angeles, in denen er einst 1998<br />

sein nach ihm betiteltes Debütalbum<br />

aufnahm. „Auch wenn ich nie die größte<br />

lebende Popsensation war, der die Leute<br />

scharenweise hinterherrannten, so habe<br />

ich doch immer eine Menge Wohlwollen<br />

und Respekt bekommen.“ Zudem, so<br />

Wainwright, sei das Popgeschehen heute<br />

näher an ihn herangerückt als in den Jahren<br />

zuvor. „Aktuell werden vermeintliche<br />

oder tatsächliche Außenseiter wie Billie<br />

Eilish oder Lizzo gefeiert. Der Pop hat<br />

sich definitiv geöffnet.“ Und da kommt<br />

„Unfollow The Rules“ gerade recht. In<br />

typischer Rufus-Manier sind die Songs<br />

wirklich üppig arrangiert und instrumentiert,<br />

über großen, teils hymnischen<br />

Harmonien schwelgt er mit seiner sonoren<br />

Stimme. Ein zeitloses und inhaltlich<br />

auffallend optimistisches Werk hat Rufus<br />

da geschaffen. „Das Leben als solches<br />

hat für mich etwas sehr Magisches und<br />

Zauberhaftes“, sagt Wainwright. „Es ist ein<br />

Gemälde, eine Sinfonie, ein großartiges<br />

Gedicht.“ Und so heißen die Lieder etwa<br />

„Peaceful Afternoon“, „Only The People<br />

That I Love“ oder „Romantical Man“, das<br />

von Wainwrights Wanderungen in London<br />

handelt. „Mein Vater lebte in den 80ern<br />

dort, ich besuchte ihn jeden Sommer.<br />

Damals war London noch eine andere,<br />

nicht mit dem heutigen London vergleichbare<br />

Welt. Mein Dad hatte immer zu tun,<br />

und ich war dieser kleine, verlorene Junge,<br />

der viel alleine war und auf ausgedehnte<br />

Streifzüge ging, vor allem durch den<br />

Hampstead Heath oder den Regent’s Park,<br />

es gab für mich immer irgendwas zu entdecken<br />

und zu erleben.“ Die grundlegende<br />

Zuversicht, die sich durch „Unfollow The<br />

Rules“ zieht, nimmt er nicht zuletzt aus<br />

der Gegenüberstellung von damals und<br />

heute. „Es ist doch eine tolle Zeit, um am<br />

Leben zu sein. Trotz Trump. Trotz allem.<br />

Auf einer persönlichen Ebene bin ich<br />

überrascht und positiv geschockt, dass ich<br />

schon seit fünfzehn Jahren mit meinem<br />

Mann glücklich bin. Allgemeiner gefasst<br />

denke ich zurück an die Zeit, als ich in die<br />

Pubertät kam und überzeugt war, dass<br />

ich einmal an Aids sterben müsste. Die<br />

Homosexuellen-Ehe war illegal damals,<br />

überhaupt war das Schwulsein als solches<br />

weit weniger akzeptiert und selbstverständlich<br />

als heute. Jetzt habe ich eine<br />

Tochter, einen Mann, bin gesund. Wenn ich<br />

auf 5.000 Jahre Zivilisation zurückblicke,<br />

dann leben wir doch jetzt in der besten<br />

Zeit, die wir Menschen je gesehen haben.“<br />

*Steffen Rüth


AVANTGARDE<br />

Der gejagte Jäger<br />

Anna Calvi veröffentlicht ihr gefeiertes<br />

2018er-Album frisch und<br />

überarbeitet: „Hunter : Hunted“.<br />

Zusammen mit Courtney Barnett,<br />

Joe Talbot (Idles), Charlotte<br />

Gainsbourg und Julia Holter nahm<br />

sie sich der Musik neu an und<br />

präsentiert die starken (Gitarren-)<br />

Lieder nun völlig anders. Unsere<br />

Anspieltipps sind das mystische<br />

„Swimming Pool“, das verträumte<br />

„Eden“ sowie das punkige „Don’t<br />

Beat the Girl Out of My Boy“ und das an David Bowie, aber<br />

auch an The Clash erinnernde „Indies or Paradise“. Insgesamt<br />

Musik, wie sie Andy Warhol sicher geliebt hätte, Blondie trifft<br />

auf Lana Del Rey. KUNST! *rä<br />

FOTO: M. COUSINS<br />

AUCH OHNE CONTEST<br />

HÖRENSWERT!<br />

EUROPE SHINE A LIGHT<br />

<strong>2020</strong><br />

MUSIK<br />

POP<br />

The Weeknd: „After Hours“<br />

Mit „Blinding Lights“ hat The Weeknd nicht nur die Spitze<br />

der Airplaycharts, sondern auch Platz 1 in diversen anderen<br />

Hitlisten erobert. Jetzt erscheint<br />

sein viertes Studioalbum „AFTER<br />

HOURS“ und präsentiert The<br />

Weeknd einmal mehr als<br />

wandelbaren Pop-Innovator<br />

mit Händchen für unwiderstehliche<br />

Melodien und<br />

Pop-Hymnen. Das 14 Songs<br />

umfassende neue Album<br />

strotzt nur so vor 1980er-<br />

Effekten und ist bester Pop.<br />

2CD & Download<br />

ab 15. <strong>Mai</strong> erhältlich!<br />

facebook.com/EurovisionSongContest<br />

www.eurovision.tv · www.universal-music.de<br />

POP<br />

DUA LIPA <strong>2020</strong><br />

Ihr neues Album ist da: „Future Nostalgia“. Ein poppiges<br />

Disco-Album, das einem nicht nur die Zeit im Homeoffice<br />

versüßt, es wird auch in der Klubwelt bestens funktionieren.<br />

Hurra! Und auch die Sängerin ist happy und freute sich auf<br />

Social Media über die Veröffentlichung ihres neuen Werks.<br />

Unsere Anspieltipps sind „Physical“ (hier findet der Hörer<br />

in der Tat Referenzen an den gleichnamigen Klassiker von<br />

Olivia Newton-John), „Hallucinate“ und der Überhit „Don’t<br />

Start Now“. Disco-Pop statt Corona-Sorgen – das hilft im<br />

Alltag. *rä<br />

<strong>2020</strong><br />

05.09. Gladbeck,<br />

Mathias-Jakobs-Halle<br />

12.09. Monheim, Alte Aula<br />

02.10. Lörrach, Burghof<br />

30.10. Dresden, Jazztage<br />

31.10. Magdeburg, Theater<br />

01.11. Nauen, Havelländische<br />

Musikfestspiele<br />

10.11. Berlin,<br />

Jüdische Kulturtage<br />

Die neue CD<br />

«Jagd auf Rehe»<br />

ist im Handel und<br />

online erhältlich.<br />

jasmintabatabai.de davidklein.tv<br />

2021<br />

04.03. Trier, Theater<br />

11.03. Halle, Kurt Weill Fest<br />

13.03. Bad Elster,<br />

König Albert Theater<br />

18.03 Helmstedt,<br />

Jazz bei Avacon<br />

TBA Worms,<br />

Nibelungenfestspiele<br />

TBA München,<br />

Bayerischer Hof<br />

Tournee wird fortgesetzt.<br />

Handshake Booking<br />

Galileo Music Communication


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

SCOTT<br />

MATTHEW:<br />

neue Musik und Tourpläne<br />

Der in Australien geborene<br />

New Yorker wurde einst durch<br />

die Musik zum Film „Shortbus“<br />

bekannt. Jetzt hat der erfolgreiche<br />

Bartmann ein neues Album am Start<br />

– und Zeit für einen Chat gehabt.<br />

Wie wirkt sich Corona auf deinen<br />

Alltag als Künstler aus?<br />

Natürlich störend. Ich hatte geplant, zur<br />

Promotion nach Deutschland und Österreich<br />

zu kommen, und das wurde abgesagt.<br />

Wir haben eine Tour für September geplant<br />

und können natürlich nicht vorhersagen,<br />

was bis dahin passieren wird. Ich denke,<br />

Musiker, die Auftritte planen, spüren die<br />

Auswirkungen.<br />

Hast du das Gefühl, dass die<br />

Menschen aufgrund der Krise jetzt<br />

fürsorglicher und liebevoller sind?<br />

Ja. Es gibt wunderbare Nebenprodukte der<br />

Tragödie. Ich dachte an den 11. September<br />

zurück, als das passierte. Wir sind hier in<br />

NYC am Anfang. Es gibt eine Menge Angst,<br />

wenn Menschen Arbeit und Geld verlieren,<br />

sodass es schlimm werden könnte, wenn<br />

die Menschen verzweifelter ums Überleben<br />

kämpfen werden, aber im Moment gibt es<br />

ein echtes Gefühl dafür, dass Menschen<br />

aufeinander aufpassen und sogar<br />

die Regierung gezwungen wird,<br />

humaner zu sein.<br />

Die neuen Versionen deiner Songs<br />

sind nicht so melancholisch wie zuvor.<br />

Bist du jetzt glücklicher als damals?<br />

Ich denke, mit dem Alter bin ich selbstbewusster<br />

und sicherer geworden. Dieser neue<br />

Sound spiegelt das mit Sicherheit wider. Ich<br />

mag immer noch melancholische Musik,<br />

aber ich würde sagen, dass ich als Person<br />

weniger melancholisch geworden bin.<br />

Wie kann deine Musik helfen, die<br />

Corona-Krise zu überwinden?<br />

Es ist eine seltsame Zeit, neue Musik zu<br />

promoten, wenn Menschen leiden, aber<br />

es gibt die Theorie, dass Musik auch in<br />

Krisenzeiten helfen kann. Also werden wir<br />

weiter veröffentlichen. Es gibt einige Tracks<br />

auf dem Album, zu denen du tanzen kannst,<br />

und ich gehe davon aus, dass es viele<br />

Tanzpartys im Wohnzimmer geben wird,<br />

sodass dies eine Hilfe sein kann.<br />

BILD: MARIO LOMBARDO<br />

Was sind deine beiden Lieblingssongs<br />

auf dem Album und warum?<br />

Die erste Single aus dem Albums namens<br />

„The Wish“ ist für mich unglaublich persönlich.<br />

Geschrieben über das Pulse Nightclub<br />

Massacre in Orlando. Mein lieber Freund<br />

Michael Shannon hat auch ein schönes<br />

Video dafür gedreht. Dann hat „White Horse“<br />

einen sehr sinnlichen Groove. Es macht<br />

Spaß, solch ein melancholisches Lied zu<br />

nehmen und seine ganze Absicht durch<br />

Arrangement und Produktion zu ändern.<br />

Jetzt kannst du dreckig dazu tanzen.<br />

FOTO: GREGORY KRAMER<br />

Erzähl mir von „Gays against Guns“.<br />

Es begann als Reaktion auf das Massaker<br />

im Pulse Nightclub. „Gays against Guns“<br />

sind Aktivisten, die für eine Waffenreform<br />

in den USA protestieren. Wie wir alle<br />

wissen, ist das hier ein großes Problem. Sie<br />

vermitteln ihre Botschaft, indem sie sich mit<br />

Personen befassen, die durch Waffengewalt<br />

ihr Leben verloren haben, und sie sehr<br />

persönlich machen, anstatt nur Statistiken<br />

zu verwenden. Ich habe großen Respekt vor<br />

Aktivisten. Wir waren mit ihnen in Kontakt,<br />

um das Video für „The Wish“ zu sehen, und<br />

hatten am Ende die Ehre, das Bewusstsein<br />

auf der ganzen Welt zu schärfen.<br />

*Interview: Michael Rädel


MUSIK<br />

KULT<br />

Donna Summer: ALLES<br />

Acht Jahre nach ihrem Tod kam <strong>2020</strong><br />

mit „Encore Collector’s Edition Box<br />

Set“ eine aufwendige, teure und sehr gute<br />

– allumfassende – Zusammenstellung ihres<br />

musikalischen Outputs auf den Markt.<br />

Donna wurde mit diversen Grammys<br />

(z. B. 1978, 1984, 1998 ...) und Hunderten<br />

von Goldenen Schallplatten ausgezeichnet.<br />

Auch ihr letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes<br />

Album „Crayons“ war ein Chart-Erfolg.<br />

Die durch falsches Zitieren entstandene Mär,<br />

sie hätte sich von der LGBTIQ*-Szene distanziert<br />

oder gar Homosexualität verurteilt,<br />

taucht immer wieder auf. Donna Summer<br />

hat dies jedoch zu Lebzeiten u. a. mit einem<br />

offenen Brief an ACT UP klargestellt: „I did<br />

not say God is punishing gays with AIDS, I did<br />

not sit with ill intentions in judgement over<br />

your lives. I haven’t stopped talking to my<br />

friends who are gay, nor have I ever chosen<br />

my friends by their sexual preferences.“<br />

Vor wenigen Wochen erschien die 33-CDs<br />

(!) starke Box, die alle Alben, unter anderem<br />

„Love to Love You Baby“, „On the Radio“<br />

sowie „Mistaken Identity“ und „She Works<br />

Hard for the Money“ vereint, zudem<br />

Single- und Klubmixe aller Hits und Raritäten<br />

aus ihrer Zeit beim Musical und vor dem<br />

Durchbruch mit Giorgio Moroder. Unsere<br />

Anspieltipps sind „I Feel Love“, „Could It Be<br />

Magic“, „Hot Stuff“, „I Don’t Wanna Get Hurt“<br />

sowie „Stamp Your Feet“ und ihre Duette mit<br />

Liza Minnelli und Barbra Streisand.<br />

Unbedingt anhören sollte man aus ihrer<br />

Anfangszeit aber auch Stücke wie „Wasserman**<br />

(Aquarius) (‚Haare‘ 1968 German Cast<br />

Version)“ und „Oh, segne Gott mein’ Seel<br />

/ Bless The Lord (German Cast Recording<br />

‚Godspell‘)“. Ein teures Muss für Fans. *rä<br />

**Ja, wirklich nur mit einem n ...<br />

FOTO: UNIVERSAL MUSIC<br />

SOUL<br />

„Renaissance“ M People<br />

Als Handbag House wurden mit einem<br />

Augenzwinkern viele der unzähligen Hits<br />

von M People bezeichnet. Gemeint war,<br />

dass die Damen und Dragqueens erst<br />

ihre Handtasche auf dem Dancefloor<br />

abstellten, dann zu Hits wie „Open Your<br />

Heart“, „How Can I Love You More?“,<br />

„Moving on Up“ oder auch „Angel St“<br />

abtanzten.<br />

Oder vogueten, denn Sängerin Heather<br />

Small sorgte dafür, dass man irgendwie<br />

auch mitzappeln muss(te). Mit der edlen<br />

Box „Renaissance“ erscheint nun eine<br />

sehr gute Sache für alle Sammler und<br />

Fans des Musikerkollektivs aus UK, das<br />

zwischen 1991 und 1999 bestand. Eine<br />

CD vereint die Charthits (20!), die anderen<br />

Tonträger sind dann die legendären<br />

Alben und, und, und ... Ein besonderes<br />

Highlight: die beiden DVDs, denn bisher<br />

gab es M People nur auf einer Live-DVD<br />

... Unsere Anspieltipps sind „Search for<br />

the Hero“ und „One Night in Heaven“. *rä<br />

SPiRiTS IN THE FOREST<br />

a DEPECHE MODE film by ANTON CORBIJN<br />

AUF BLU-RAY UND DVD ERHÄLTLICH<br />

INKLUSIVE DES KOMPLETTEN, BISHER UNVERÖFFENTLICHTEN BERLINER KONZERTES


MUSIK<br />

TIPP<br />

LENNON STELLA<br />

plant gerne<br />

Sie umgibt eine Aura der Coolness,<br />

als sie im Hamburger<br />

Gruenspan auf die Bühne kommt.<br />

Die blonden Haare reichen ihr fast<br />

bis zur Taille, zum Minirock trägt sie<br />

ein bauchfreies Top. Lässig greift sie<br />

zu ihrer Gitarre, um ein paar Songs<br />

ihres Debütalbums „Three. Two. One.“<br />

live vorzustellen. Zwischendurch<br />

covert sie auch mal Rihannas<br />

„Umbrella“ oder Cindy Laupers „Girls<br />

Just Wanna Have Fun“.<br />

Die gebürtige Kanadierin, die in Nashville<br />

lebt, hat eben ein Faible für starke Frauen.<br />

Besonders bei der schrillen Cindy Lauper<br />

guckte sie sich einiges ab: „Von ihr habe<br />

ich gelernt, ganz ich selbst zu sein.“ Somit<br />

entstehen Lennon Stellas Stücke aus dem<br />

Bauch heraus. In „Kissing Other People“<br />

zum Beispiel reflektiert sie das schleichende<br />

Ende einer Beziehung: „Ich kam an einen<br />

Punkt, wo ich andere geküsst und mich<br />

dabei nicht mal mehr schuldig gefühlt<br />

habe.“<br />

Sind solche Geständnisse nicht womöglich<br />

zu persönlich? Die 20-Jährige zuckt<br />

mit den Schultern: „Ich bin halt wie ein<br />

offenes Buch.“ Ehrlichkeit geht ihr als<br />

Songschreiberin über alles, sie möchte eine<br />

gute Geschichtenerzählerin sein – wie ihr<br />

Vorbild Andy Shauf, ein kanadischer Singer-<br />

Songwriter. Mit ihm liegt sie musikalisch<br />

allerdings nicht unbedingt auf einer<br />

Wellenlänge. „Ich verorte mich eher im Indie-<br />

Pop“, sagt sie. Dabei haben ihre Nummern<br />

eigentlich keine Widerhaken. Bei Titeln wie<br />

„Jealous“ dominiert ein angenehmer Sound<br />

mit einer einschmeichelnden Melodie. „Fear<br />

of being alone“ geht ebenfalls glatt ins Ohr.<br />

Da beschreibt Lennon Stella ihre Angst<br />

davor, nach einer Trennung plötzlich alleine<br />

dazusitzen: „Manchmal fürchtet man sich<br />

so sehr vor der Einsamkeit, dass man sich an<br />

eine lauwarme Partnerschaft klammert.“<br />

Solch ein Bekenntnis kommt ziemlich überraschend.<br />

Normalerweise hat Lennon Stella<br />

keine Scheu, für sich zu sein: „Ich brauche<br />

sogar Phasen der Isolation, um neue Kraft zu<br />

schöpfen.“ Nur so kann sie ihr beachtliches<br />

Arbeitspensum bewältigen, sie hat quasi seit<br />

ihrer Teenagerzeit einen Vollzeitjob. Dank<br />

ihrer Eltern – sie sind Country-Musiker und<br />

nennen sich als Duo The Stellas – lebte sie<br />

ihre Kreativität von klein auf aus. Mit fünf<br />

kriegte Lennon Stella ihre erste Gitarre, ihr<br />

Vater gab ihr Unterricht. Damals wohnte sie<br />

noch auf einer abgelegenen Farm in Ontario.<br />

Ohne Fernseher oder Internetanschluss. „Es<br />

gab dort keine Ablenkungen. Dadurch war<br />

ich gezwungen, mich selber zu beschäftigen<br />

– sei es draußen in der Natur oder mit einem<br />

Instrument.“<br />

Etwas abwechslungsreicher wurde ihr<br />

Alltag, als sie mit neun mit ihrer Familie<br />

nach Nashville zog. Nichtsdestotrotz<br />

konzentrierte sich Lennon Stella weiterhin<br />

hauptsächlich auf die Musik. Sie sang gern<br />

mit ihrer jüngeren Schwester <strong>Mai</strong>sy. 2012<br />

stellten die beiden ihre Version von Robyns<br />

„Call Your Girlfriend“ online, der Clip ging<br />

viral und machte die Mädchen quasi über<br />

Nacht berühmt. Sie kriegten Rollen in der<br />

Fernsehserie „Nashville“, in der sie sechs<br />

Jahre mitspielten. In einer Episode präsentierte<br />

Lennon Stella 2017 ihren ersten<br />

eigenen Song „Saved“. 2018 brachte sie ihre<br />

EP „Love, Me“ heraus, sie veröffentlichte<br />

gemeinsam mit dem Produzenten Jonas<br />

Blue und dem One-Direction-Sänger Liam<br />

Payne die Single „Polaroid“. Ein Jahr später<br />

legte sie in Zusammenarbeit mit The Chainsmokers<br />

und Illenium das Lied „Takeaway“<br />

nach, nun folgt endlich das Album. Steckt<br />

hinter all dem eine ausgeklügelte Karrierestrategie?<br />

Lennon Stella lacht: „Ich bin<br />

tatsächlich jemand, der alles genau plant.<br />

Im Gegensatz zu meiner Schwester <strong>Mai</strong>sy<br />

kann ich mich nicht einfach treiben lassen.“<br />

*Dagmar Leischow


MUSIK<br />

NACHGEFRAGT<br />

Austra: „Der ewige Kreis“<br />

Als wir das letzte Mal mit<br />

Austra sprachen, stellte sie<br />

sich mit ihrem Album „Future<br />

Politics“ als Visionärin heraus,<br />

die die Entwicklungen und Wahlen von<br />

2016 vorhergespürt und in Musik gepackt<br />

hat. Man darf sich also nicht wundern,<br />

dass sie danach von solchen Themen die<br />

Nase voll hatte, doch auf „HiRUDiN“ wirft<br />

sie nicht nur deswegen einen tiefen Blick<br />

ins Innere, in ihr Selbst – sie hatte keine<br />

andere Wahl.<br />

Denn in den letzten Jahren lernte sie, wie<br />

wichtig es ist, sich genau um dieses Selbst<br />

zu kümmern, es zu heilen, wenn es leidet,<br />

toxische Beziehungen zu beenden und<br />

die Kraft zum Neuanfang zu finden. „Es<br />

war nichts, was ich mir ausgesucht habe,<br />

die Songs sind so aus mir gekommen“,<br />

beschreibt sie diese Zeit dann auch. „Bei<br />

,All I Wanted‘ habe ich am Piano gejammt,<br />

wie so oft, und die Worte kamen einfach<br />

… und erst, als ich die Aufnahme anhörte,<br />

merkte ich, wie intensiv das Lied geworden<br />

ist. Das kam direkt aus dem Unterbewussten,<br />

und ich war mir auch lange nicht<br />

sicher, ob ich es veröffentlichen kann.“<br />

Doch dann spielte sie es ihren Freunden<br />

vor und die überzeugten sie schnell, dass<br />

genau solche Stücke auf das Album<br />

müssen.<br />

Als sich abzeichnete, dass sich diese<br />

Intensität durch alle Lieder ziehen würde,<br />

begann sie, diese auch als Konzept zu<br />

umarmen. „Menschen hören aus so<br />

vielen Gründen Musik: Sie hören, um zu<br />

entspannen oder um zu flüchten oder um<br />

sich mit anderen Menschen zu verbinden.<br />

Indem ich etwas sehr Verwundbares<br />

gemacht habe, wollte ich mit anderen eine<br />

emotionale Verbindung herstellen, um sie<br />

an ihre eigene Menschlichkeit zu erinnern.<br />

Damit wir Kontakte herstellen, die nicht<br />

auf dem Internet basieren.“<br />

Erst mithilfe dieser Kontakte kann man<br />

sich so verwundbar zeigen wie Astra. So<br />

spricht sie zum Beispiel auch über etwas,<br />

das sie noch immer nicht loslässt und<br />

das sie mit „Queer Shame“ umschreibt.<br />

„Ich glaube, viele queere Menschen<br />

haben dieses tief verwurzelte Gefühl, das<br />

sie nie verlässt. Ich bin zum Beispiel im<br />

liberalsten Haus aufgewachsen, das man<br />

sich vorstellen kann, in einer sehr offenen<br />

Stadt und Community, aber trotzdem<br />

sind so viele Dinge für mich beängstigend,<br />

vor allem im alltäglichen Leben. Letztlich<br />

hat man ständig neue Coming-outs vor<br />

neuen Menschen, immer und immer<br />

wieder. ,Hast du einen Freund?‘ – ,Nein,<br />

ich bin lesbisch!‘ Und diese tiefen Gefühle<br />

spielen auch in unsere Beziehungen hinein<br />

und verursachen Probleme, wenn man all<br />

diese kleinen wiederkehrenden Momente<br />

erlebt, sie mit nach Hause nimmt und es<br />

vielleicht nicht einmal merkt, dass sich<br />

da etwas anstaut. Das bleibt schwierig,<br />

immer.“<br />

Ihre Heilung findet Austra dabei nicht<br />

einmal zwangsläufig beim Schreiben von<br />

Songs, es geht vielmehr um den schon<br />

angesprochenen Kontakt mit anderen<br />

Menschen – man muss sich mit Leuten<br />

umgeben, die einen unterstützen wollen<br />

und können. „Und um das zu erreichen,<br />

habe ich jetzt viele Veränderungen<br />

umgesetzt. Ich habe mich von meinen<br />

alten Kollaborateuren getrennt, meiner<br />

damaligen Partnerin, meinem Management.<br />

Mein Leben war auf einmal wie eine<br />

leere Leinwand, was sehr beängstigend<br />

war. Aber ich beschloss, diese Leere jetzt<br />

mit Menschen zu füllen, mit denen mein<br />

Verhältnis viel ausgeglichener ist.“ Künstler<br />

hin oder her, am Ende sind wir alle nur<br />

Menschen, die diesen Zusammenhalt<br />

brauchen, erklärt sie. „Dann kannst du<br />

auch die Kunst machen, die du machen<br />

möchtest.“ Aber sie weiß, dass auch mit<br />

den neuen Beziehungen kein Endpunkt<br />

erreicht ist. „Es wird immer wieder enden<br />

und neu anfangen. Es ist ein Kreis und es<br />

wird immer einer sein.“ *fis<br />

FOTO: VIRGINIE-KHATEEB


FILM<br />

INTERVIEW<br />

GEORGE MACKAY<br />

„dreidimensionale Erfahrung“<br />

Schon als Kind stand George<br />

MacKay für den Film „Peter<br />

Pan“ vor der Kamera, mittlerweile<br />

gehört er zu den gefragtesten<br />

Shootingstars der Branche. Nach<br />

Rollen in so unterschiedlichen<br />

Filmen wie „Pride“, „Captain Fantastic“<br />

oder „Marrowbone“ war der<br />

28-jährige Londoner Anfang des<br />

Jahres in der Hauptrolle des oscarprämierten<br />

Kriegsfilms „1917“ von<br />

Sam Mendes zu sehen, der nun in<br />

Deutschland auf DVD und Blu-Ray<br />

erscheint. Und auch in „Ophelia“,<br />

einer weiteren Neuerscheinung fürs<br />

Heimkino, spielt er neben Daisy<br />

Ridley, Owen Wilson und Naomi<br />

Watts eine Nebenrolle. Wir trafen<br />

ihn zum Interview.<br />

Mr. MacKay, „1917“ ist ein in vieler<br />

Hinsicht beeindruckender Film. Und<br />

wahrscheinlich merkte man schon<br />

während des Drehs, dass dies keine<br />

Arbeit wie jede andere ist, oder?<br />

Das war die engste Kollaboration, die ich<br />

je zwischen Regisseur und Schauspieler<br />

erlebt habe. Und mit allen anderen Beteiligten,<br />

vom Kameramann bis zum Produktionsdesigner.<br />

Bevor die Dreharbeiten<br />

losgingen, haben wir alle zusammen fünf<br />

Monate geprobt. Ich habe die Schauspielerei<br />

dabei zum ersten Mal als wirklich dreidimensionale<br />

Erfahrung wahrgenommen, um<br />

es mal so auszudrücken. Die Einstellungen<br />

waren lang, die Kamera immer ganz dicht<br />

an uns dran. Und wir haben letztlich durch<br />

unsere Bewegungen vorgegeben, wie sich<br />

die Kamera bewegt. Normalerweise geht<br />

es für uns ja eher darum, zu vergessen,<br />

dass die Kamera da ist. Dieses Mal war im<br />

Grunde das Gegenteil der Fall, womit eine<br />

ganz neue Verantwortung einherging.<br />

Dass die Arbeit aus (kamera-)<br />

technischer Sicht so aufwendig war,<br />

hat Sie nicht von der Schauspielerei<br />

abgelenkt?<br />

Genau dafür waren eben die Proben so<br />

wichtig. Mit nur einer Woche Vorbereitung<br />

wäre das nicht zu machen gewesen. Aber<br />

bis wir mit dem eigentlichen Dreh begannen,<br />

kannten wir alle Schritte und Abläufe<br />

so genau und waren ein so eingespieltes<br />

Team, dass wir daran kaum noch Gedanken<br />

verschwenden mussten. Ich konnte dann<br />

also einfach ganz im Moment sein und<br />

mich auf meine Figur konzentrieren.<br />

Die körperlichen Strapazen sieht<br />

man Ihnen in „1917“ immer an. Wie<br />

anstrengend war der Dreh?


FILM<br />

Fast alles, was im Film zu sehen ist, ist<br />

echt. Da wurde nicht viel getrickst, weder<br />

bei den Stunts noch bei den Explosionen<br />

oder den Ratten. Entsprechend war<br />

das definitiv die aus körperlicher Sicht<br />

anstrengendste Arbeit meiner bisherigen<br />

Karriere. Und ich habe es geliebt. Denn<br />

so anstrengend es war, so sehr hat mich<br />

das auch befeuert. Es fühlte sich toll an,<br />

jeden Tag so intensiv mit meinem Körper<br />

zu arbeiten. Klar gab es auch Momente, in<br />

denen ich irgendwie kaum noch konnte<br />

und genervt war. Doch zu wissen, dass<br />

alles, was die Soldaten damals im Krieg<br />

erlebten, natürlich noch unglaublich viel<br />

schlimmer und mühsamer war, hat meinen<br />

Frust dann immer schnell verfliegen lassen.<br />

Können Sie bei einem solchen Film<br />

überhaupt mal zwischendurch<br />

abschalten oder sind Sie da im<br />

permanenten „Kriegszustand“?<br />

Ich liebe es zu arbeiten und stürze mich<br />

da immer gerne mit Haut und Haar hinein.<br />

Auch weil ich glaube, dass ganz klar ein<br />

Zusammenhang besteht zwischen der<br />

Menge an Aufwand, die man in eine Sache<br />

steckt, und der Qualität, die am Ende<br />

dabei herauskommt. Bei „1917“ war ich<br />

deswegen tagein, tagaus am Set, von<br />

morgens bis abends. Gleichzeitig muss<br />

man aber auch darauf achten, dass man<br />

sich nur verausgaben sollte, wenn eine<br />

Sache dadurch wirklich besser wird, nicht<br />

bloß um der Anstrengung willen. Nicht<br />

umsonst hat mich der Regisseur Sam<br />

Mendes am Anfang gewarnt: Das hier<br />

wird ein Marathon, kein Sprint. Und du<br />

musst lernen, auch auf dich und deine<br />

Gesundheit zu achten. Deswegen habe ich<br />

versucht, so gut es geht, an den Wochenenden<br />

und Abenden auch abzuschalten<br />

oder zumindest zur Ruhe zu kommen.<br />

Sie sind noch keine dreißig, können<br />

aber schon auf eine lange Liste toller<br />

Filme verweisen, von „Pride“ über<br />

„Captain Fantastic“ bis zu „Ophelia“,<br />

der auch gerade auf DVD erschienen<br />

ist, oder demnächst „The True History<br />

of the Kelly Gang“. Wie suchen<br />

Sie Ihre Rollen aus?<br />

Vieles ist natürlich einfach Glück. Außerdem<br />

habe ich eine tolle Agentin, die nicht<br />

nur meine beste Freundin ist, sondern<br />

auch ein ähnliches Verständnis davon hat,<br />

welche Geschichten erzählenswert sind.<br />

Sie ist eine ganz wichtige Beraterin an<br />

meiner Seite. Was mich interessiert – als<br />

Schauspieler wie als Zuschauer – ist<br />

einfach die menschliche Natur. Ich habe<br />

immer Angst, zu prätentiös zu klingen,<br />

aber tatsächlich geht’s mir um die Frage:<br />

Warum sind wir, wie wir sind? Danach<br />

suche ich meine Rollen aus. Von daher<br />

würde ich sagen, dass das Wichtigste für<br />

mich immer die Geschichte ist. Auch wenn<br />

FOTOS: UNIVERSAL PICTURES<br />

es natürlich nicht unerheblich für mich ist,<br />

wer einen Film inszeniert und mit welchen<br />

Leuten ich da zusammenarbeiten werde.<br />

Geht es Ihnen auch darum,<br />

aus der eigenen Komfortzone<br />

rauszukommen?<br />

Klar, das ist immer gut. Was mich herausfordert<br />

oder was ich nicht kenne, finde ich<br />

besonders reizvoll. Ob das die Erfahrungen<br />

eines jungen Soldaten im Ersten Weltkrieg<br />

sind oder das Coming-out eines schüchternen<br />

Schwulen.<br />

Apropos „Pride“: Der Film war vor<br />

sechs Jahren kein riesiger Hit, fand<br />

aber doch eine treue Fanschar, nicht<br />

wahr?<br />

Ich habe einige sehr rührende Nachrichten<br />

bezüglich „Pride“ bekommen. Und manchmal<br />

sprechen mich auch Menschen in der<br />

Öffentlichkeit auf den Film an. Ich freue<br />

mich jedes Mal wahnsinnig. Zu wissen,<br />

dass es da draußen ein paar Leute gibt,<br />

denen meine Arbeit etwas bedeutet und<br />

die wirklich inspiriert wurden, macht mich<br />

glücklich. Gerade auch bei einem Film wie<br />

„Pride“, dessen Geschichte mich selbst so<br />

inspiriert hat. Einfach weil sie gezeigt hat,<br />

wie viel wir Menschen bewegen können,<br />

wenn wir unseren Hintern hochbekommen<br />

und Engagement zeigen.<br />

Ihre Mutter ist Kostümbildnerin, Ihr<br />

Vater Beleuchter. Hatte das Einfluss<br />

auf Ihre Entscheidung, Schauspieler<br />

zu werden?<br />

Die Arbeit am Theater hatten meine Eltern<br />

schon aufgegeben, bevor meine Schwester<br />

und ich geboren wurden. Ich bin also nicht<br />

in dieser Welt groß geworden. Aber ich verdanke<br />

ihnen zumindest, dass ich schon als<br />

Kind ganz viele Theaterstücke und Filme<br />

gesehen habe, was andere Gleichaltrige<br />

vermutlich so nicht kannten.<br />

Wie kamen Sie denn dann in die<br />

Branche?<br />

Dass ich dann Blut leckte in Sachen<br />

Schauspielerei, lag daran, dass eine<br />

Casting-Agentin zu uns in die Schule kam,<br />

als ich zehn Jahre alt war, weil Jungs für<br />

den Film „Peter Pan“ gesucht wurden. Da<br />

war ich neugierig – und hatte Glück, dass<br />

ich einer derjenigen war, die sie tatsächlich<br />

auswählte. Damals habe ich noch nicht<br />

darüber nachgedacht, was ich mal werden<br />

will. Aber die Erfahrung vor der Kamera hat<br />

mir so viel Spaß gemacht, dass ich immer<br />

weitermachen wollte. Als ich dann in<br />

„Private Peaceful“ meine erste Hauptrolle<br />

spielte, wusste ich endgültig, dass für mich<br />

nichts anderes infrage kommt.<br />

*Interview: Jonathan Fink<br />

„1917“, auf DVD & Blu-Ray erschienen<br />

bei Universal Pictures<br />

„Ophelia“, auf DVD & Blu-Ray erschienen<br />

bei Koch Films


KUNST<br />

FOTO: JANTO DJASSI<br />

INTERVIEW<br />

TIZIAN BALDINGER:<br />

„Nichts Konkretes!“<br />

Ungewöhnliche Kunst mit Leuchtstoffröhren,<br />

Tierfellen und Performance – die<br />

Kunst von Tizian Baldinger war schon in China<br />

und auch in der Affenfaust Galerie in Hamburg<br />

zu erleben. Und natürlich in der Schweiz, wo<br />

er einst mit Techno-Events für Furore sorgte.<br />

Wir trafen den aus der Schweiz stammenden<br />

Künstler in seinem Berliner Atelier.<br />

FOTO: EDWARD GREINER<br />

Wie war dein künstlerischer Werdegang?<br />

Oh, hast du Zeit? Ursprünglich habe ich Informatik<br />

gelernt, was ich eigentlich gar nicht wollte. Früher<br />

hatte ich nie einen Computer gesehen, erst Ende<br />

der 1990er kam ich in Kontakt. (lacht) Dann<br />

habe ich zehn Jahre IT gemacht und hatte dann<br />

das große Bedürfnis, Kunst zu machen. Ich war<br />

ganz sicher, dass mich die Kunstschule in Zürich<br />

nimmt. Habe meine Wohnung gekündigt, den Job<br />

geschmissen und bin nach Zürich. Und dann wurde<br />

ich abgelehnt. Dann hatte ich nichts mehr, aber das<br />

Bedürfnis, etwas Neues zu machen. Ich dachte mir:<br />

Fickt euch, ich gründe meine eigene Kunstschule.<br />

Habe eine Abrissliegenschaft außerhalb von Zürich<br />

gemietet und all meine Freunde kontaktiert, um<br />

eine Künstlerkommune zu gründen: Bleifrei. Das<br />

Geld war ziemlich schnell weg. Und dann habe ich


KUNST<br />

FOTOS: TIZIAN BALDINGER<br />

begonnen, Technopartys zu organisieren,<br />

das schlug ein wie eine Bombe. Bei der<br />

letzten Party hatten wir Booka Shade.<br />

Die waren sauteuer, aber die Party war<br />

so erfolgreich, dass wir das bezahlen<br />

konnten. (lacht) Von Spaghetti und Soße<br />

aus der Dose zu so einem Act ...<br />

Verbinden dich die Leute dann dort<br />

eher mit Techno?<br />

Nein, die Kunst lag im Fokus bei Bleifrei,<br />

einer ehemaligen Tankstelle. Die Technopartys,<br />

die alle zwei Monate stattfanden,<br />

hatten aufwendige Kunstinstallationen,<br />

es ging nicht nur um Musik. 2013 haben<br />

wir dann damit aufgehört, weil die<br />

Liegenschaft abgerissen werden sollte.<br />

Später bin ich dann nach Zürich gezogen,<br />

und 2016 versuchte ich es ein letztes<br />

Mal an der Kunstschule dort. Wurde<br />

jedoch wieder abgelehnt. Inzwischen<br />

hatte ich jedoch bereits einen Studienplatz<br />

in Hamburg.<br />

Und wann warst du in China?<br />

2012 hatte ich das Studium in Hamburg<br />

angetreten, bin aber nach einem<br />

Monat zurück in die Schweiz, bis ich im<br />

Oktober 2016 dann das Studium richtig<br />

angetreten habe. Zwei Monate lebte ich<br />

2015 in einem Kiosk in einem ziemlich<br />

schicken Viertel in Zürich, geduscht<br />

habe ich im Kioskeingang und schlief<br />

im Schaufenster. (lacht) Dann bin ich<br />

wieder nach Hamburg und habe mein<br />

Studium angetreten. Anselm Reyle gab<br />

mir die Möglichkeit, bei ihm in der Klasse<br />

zu studieren. Ende des Jahres lernte<br />

ich in meiner Klasse eine chinesische<br />

Künstlerin kennen. Ihr Drang, Erfolg zu<br />

haben, faszinierte mich. Unsere Schule<br />

bot dann Auslandssemester an, unter<br />

anderem LA und China. Ich hatte mich<br />

für die USA beworben, ein Kindheitstraum,<br />

bekam aber den<br />

alternativen Ort China.<br />

Die dortige Kunstschule<br />

lud vorab<br />

internationale<br />

Künstler ein, dort<br />

auszustellen,<br />

dort machte ich<br />

mit, zusammen<br />

mit meiner<br />

Freundin. Die<br />

Schule stellte mir<br />

ein Visum für fünf<br />

Wochen aus, so konnten<br />

wir auch ihre Familie<br />

besuchen und das Land<br />

kennenlernen. Meine Kunst wurde<br />

auch ausgestellt, ich bin mir unsicher,<br />

ob sie in China so aufgenommen wurde,<br />

wie sie gedacht ist, da in China Licht<br />

an Hausfassaden, Werbung etc. omnipräsent<br />

sind. Chinesische Künstler sind<br />

Maschinen, die PERFEKT zeichnen und<br />

malen – auch alte Meister nachmalen.<br />

Und ich kann gar nicht zeichnen! Trotzdem<br />

hingen dort auch meine Skizzen,<br />

die eigentlich nur dazu gedacht sind, zu<br />

zeigen, wie die Performance gedacht ist.<br />

Danach folgte mein Auslandssemester.<br />

Wie kamst du in Kontakt mit der<br />

Affenfaust Galerie?<br />

Wir waren spazieren in Hamburg und<br />

wir stießen auf die damals gerade<br />

frisch eröffnete Galerie und kamen<br />

ins Gespräch. Wir verstehen uns<br />

super, wir haben schon viele<br />

gemeinsame Projekte<br />

realisiert und ich habe<br />

dort auch schon drei<br />

große Einzelausstellungen<br />

gehabt.<br />

Schon beim ersten<br />

(Zufalls-)Treffen<br />

kam eine Reporterin<br />

vorbei, und<br />

da einer der drei<br />

Gründer im Urlaub<br />

war, sprang ich für das<br />

Foto für ihn ein. Wir trugen<br />

alle drei Affenmasken,<br />

so fiel das nicht auf.<br />

Was planst du gerade?<br />

Nichts Konkretes! Früher habe ich für<br />

Ausstellungen produziert, jetzt mache<br />

ich Kunst ohne Ausstellungstermin. Aber<br />

demnächst steht eine Ausstellung in<br />

Leipzig an.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.tizianbaldinger.com


BUCH<br />

NACHGEFRAGT<br />

TIM GEBERTS<br />

aktueller Streich<br />

Der neue Band der Fynn-<br />

Phönix-Reihe namens „Fynn<br />

Phönix und das letzte Kollektiv“<br />

schließt die Trilogie, in der Engel<br />

Teufelsmonster in Menschenbabys<br />

verbannten, um die Zauberwelt vor<br />

deren Zerstörung zu schützen. Wir<br />

fragten nach beim Autor.<br />

Es ist ein modernes Märchen, kannst<br />

du damit leben?<br />

Ob ich damit leben kann? Das hört sich<br />

ja nach was Schlechtem an. Also, wenn<br />

ich an Märchen denke, dann dass diese<br />

meistens ein Happy End haben. Davon<br />

bin ich zum Beispiel gar kein Fan. Zu einer<br />

guten Geschichte gehören große Verluste<br />

einfach dazu, etwa der Tod von wichtigen<br />

Charakteren. Aber ansonsten<br />

bediene ich mich voll und ganz der<br />

Märchen-Elemente: Magier und<br />

Hexen, Feen und Drachen sowie<br />

übernatürliche Sachverhalte. Ich habe<br />

allerdings immer sehr darauf geachtet,<br />

dass nichts besonders vorausschaubar ist,<br />

denn ich hasse in Geschichten Klischees<br />

und typische Handlungsverläufe.<br />

Angst vor Kitsch hast du nicht,<br />

oder? Wie entwickelst du deine<br />

Figuren?<br />

Hm, sagen wir, ich kann Kitsch nicht leiden.<br />

Etwas Romantisches kann schnell kitschig<br />

für mich wirken. Nicht jede Figur bekommt<br />

einen coolen und besonderen Charakter.<br />

Die Hälfte bleibt eigentlich unscheinbar<br />

und verhaltensunauffällig. Den Rest<br />

designe ich dann meistens, wenn ich mein<br />

Skript schreibe, also bevor ich mein Buch<br />

anfange. Besonders gerne schleife ich die<br />

Charaktere von weiblichen Figuren.<br />

Was inspiriert dich?<br />

Egal ob für die Story, für die magischen<br />

Fähigkeiten oder die eben erwähnten<br />

Charaktereigenschaften lasse ich mich von<br />

Serien und anderen Büchern inspirieren.<br />

Ich denke, dass das jeder kreative Kopf<br />

macht. Wenn sich daraus dann etwas<br />

Neues ergibt, ist das wunderbar.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.sadwolf-verlag.de<br />

FOTOS: SELFIES


PSYCHOLOGIE<br />

Die Sache mit der Schuld<br />

Jeder hat sie mal, viele haben sie<br />

mehrmals täglich: Schuldgefühle.<br />

Und damit ist nicht das schlechte<br />

Gewissen gemeint, wenn man trotz<br />

straffem Sportprogramm und sonst<br />

perfekt abgestimmter Ernährung mal<br />

eine Tafel Schokolade isst. Oder zu viel<br />

TV schaut oder bei NETFLIX versinkt.<br />

Nein, es geht hierbei und auch in dem<br />

Buch „Schuldgefühle“ von Helga Kernstock-Redl<br />

um die Art von Gefühlen,<br />

die uns nur belasten, die zum Teil vom<br />

Umfeld gemacht werden, etwa von<br />

Kollegen, die einem passiv-aggressiv<br />

suggerieren, man müsse noch mehr<br />

arbeiten, schließlich wolle man diesen<br />

Job ja behalten. Oder von der Familie,<br />

die es perfekt versteht, die Botschaft<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/AND-ONE<br />

„Wärst du häufiger hier, würden wir<br />

alles besser schaffen“ zu überbringen.<br />

Zum großen Krankheitsbild des Burnout<br />

gehört die nicht enden wollende<br />

Grübelei, oft auch eine schier endlose<br />

Spirale aus Vorwürfen und Selbstbeschuldigungen.<br />

Ständig denkt man, man müsse sich<br />

oder seine Arbeit weiter optimieren,<br />

jede Kritik trifft einen stärker, als es<br />

eigentlich sein muss. Denn zum einen<br />

macht es sich das Umfeld oft einfach<br />

gerne bequem und überträgt unangenehme<br />

Arbeiten auf willige Dumme, die<br />

sich auch noch manipulieren lassen,<br />

zum anderen trägt eigentlich jeder<br />

noch aus der Kindheit sein Päckchen<br />

Unsicherheiten, Selbstkritik und<br />

Selbstvorwürfe mit sich rum – ideale<br />

Landebahnen für manipulative<br />

Mitmenschen, die dies zu ihrem Vorteil<br />

nutzen.<br />

Das über 260 Seiten starke Buch der<br />

Psychologin und Psychotherapeutin<br />

hilft jedem ungemein, der mit sich<br />

und seiner Lebenssituation hadert.<br />

„Schuldgefühle“ ist im Goldegg Verlag<br />

erschienen. Lesenswert und sehr<br />

hilfreich! *rä<br />

www.kernstock-redl.at<br />

BUCH<br />

RATGEBER<br />

Der Nervsack<br />

auf Arbeit<br />

Wir alle haben diesen einen<br />

Kollegen, der partout nicht<br />

mit einem zusammenarbeiten<br />

will. Oder es einfach nicht<br />

kann. Aber auch mitunter<br />

anstrengende Verwandtschaft,<br />

deren Kommentare einen<br />

sofort auf die Palme bringen.<br />

Und dann noch die Menschen<br />

in der U-Bahn oder im<br />

Straßenverkehr, die scheinbar<br />

alles tun, um einen den Tag<br />

zu verderben. Doch bevor<br />

man beginnt, an der Welt zu<br />

verzweifeln oder Ohrfeigen zu<br />

verteilen, sollte man die Dinge,<br />

die Personen, die Situationen<br />

anders bewerten. Die Autorin<br />

und Business-Trainerin Nele<br />

Kreyßig zeigt in dem Buch<br />

„Warum es Bullshit ist, andere<br />

ändern zu wollen“ Wege auf,<br />

mehr Ruhe zu finden und<br />

weniger Wut zu entwickeln<br />

über all die Deppen (sorry).<br />

Es sei ein „Plädoyer für mehr<br />

Toleranz und Gelassenheit im<br />

Umgang mit anderen“, und<br />

wer sich etwas daran hält, der<br />

bekommt „mehr Anerkennung<br />

und Wertschätzung als jemals<br />

zuvor – eine der wichtigsten<br />

Glücksquellen überhaupt“. Ein<br />

gutes Buch. Verdammt gut. *rä<br />

www.nelekreyssig.com


BUCH<br />

PSYCHOLOGIE<br />

Wie denken wir?<br />

Was machen wir falsch?<br />

FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/SOUTH_AGENCY<br />

Und was können wir Männer daran<br />

ändern und wie unser Leben womöglich<br />

verbessern? Dieses Buch<br />

kann vielleicht helfen.<br />

Fürchte dich nicht, es ist kein Stress<br />

erzeugender Selbstoptimierungs-<br />

Ratgeber. Nein, „Männerherz“ von<br />

Coach, Trainer und Dozent Dr.<br />

Richard Schneebauer – er berät<br />

übrigens auch Unternehmen in<br />

Genderfragen – ist ein Buch, das<br />

dich an die Hand nimmt und dich<br />

motiviert zu handeln. Ohne Stress.<br />

Nachgegangen wird unter anderem<br />

Fragen wie „Wie bewahrt man nach<br />

der Anfangseuphorie den Zauber<br />

in einer Beziehung?“, „Wie lassen<br />

sich die Herausforderungen einer<br />

Elternschaft meistern?“ und „Wie<br />

gestaltet man eine Trennung in<br />

Liebe?“ – gerade Queers sind ja oft<br />

noch ein Leben lang mit ihren ehemaligen<br />

Lebensabschnittsgefährten<br />

und -gefährtinnen befreundet. Das<br />

Buch ist eine durchaus lesenswerte<br />

und auch bereichernde Erkundung<br />

des maskulinen Ichs (jeder Art). *rä<br />

www.goldegg-verlag.com<br />

ROMAN<br />

Die Liebe in den Zeiten von Aids<br />

Eine Zeitreise zurück, eine Reise in eine Zeit,<br />

als alles begann aufzubrechen, Punk noch<br />

relevant, High Energy neu und die Gesellschaft<br />

gerade offen für andere Lebensformen war.<br />

Auch wenn man sich diese noch erkämpfen<br />

musste. Es gab erste schwule Aktivisten, die es ins<br />

TV schafften, Jimmy Somerville mochten (fast) alle<br />

und Władziu Valentino Liberace (großes Bild oben<br />

in der Collage) spielte doch so schön Klavier. Und<br />

war er überhaupt wirklich schwul? Oder nur camp?<br />

Damals war man sich noch nicht sicher, zu sehr<br />

pflegte er seine Heterosexualität in den Medien ...<br />

1987 starb Liberace dann an den Folgen von Aids.<br />

Das große Schwert des Damokles, das über den<br />

Köpfen der Community schwebte. Noch wusste<br />

man nicht, was es genau ist, wie man sich nun<br />

ansteckt ... In dieser Zeit spielt Rebecca Makkais<br />

Buch „Die Optimisten“.<br />

Es erzählt von Yale, einem begeisterten Kunstexperten<br />

in Chicago, der aber nicht nur der Kunst,<br />

sondern auch dem Nachtleben frönt.<br />

1985 waren schwule und schwulenfreundliche<br />

Künstler wie Andy Warhol,<br />

Madonna, Diana Ross und Elton<br />

John überall sehr präsent, es wirkte,<br />

als ob man es endlich geschafft<br />

hatte, das Rauskommen aus dem<br />

Schrank. Wäre da nicht Aids, das der<br />

Mehrheitsgesellschaft und auch der<br />

Szene Angst machte. Das große Sterben<br />

begann. In dem Buch – das übrigens auf der<br />

Bestsellerliste der New York Times und auf der<br />

Shortlist des Pulitzer Prize zu finden war und das<br />

zudem mit der Carnegie Medal ausgezeichnet<br />

wurde – erlebt auch Yale, wie die mysteriöse<br />

Krankheit in Chicagos Boystown für Trauer<br />

und Verlust sorgt. Er erlebt aber auch, wie die<br />

Szene zusammen eine Community bildet, die<br />

sich hilft. Lesenswert! *rä<br />

eisele-verlag.de<br />

FOTO: WHITTEN SABBATINI<br />

QUEER<br />

Eintauchen ins Vergnügen<br />

Ins Lesevergnügen. Auch bei den derzeitigen<br />

Temperaturen, ist es doch gar nicht so<br />

schlecht, mit einem guten Buch zu Hause<br />

zu bleiben und sich einmal aus dieser Welt<br />

zurückzuziehen.<br />

Wir haben gleich zwei für dich im Angebot,<br />

beide sind von Alexander Chee und beim Verlag<br />

ALBINO erschienen. Da wäre zum einen der<br />

ernste Roman „Edinburgh“, zum anderen die<br />

Essay-Sammlung „Wie man einen autobiografischen<br />

Roman schreibt“. In „Edinburgh“ erzählt<br />

der Autor vom zwölf Jahre alten Phi, der Opfer<br />

sexueller Übergriffe wird. Er schweigt und hat<br />

mit seinem Verhalten zu kämpfen, als später sein<br />

bester Freund ebenfalls missbraucht wird ...<br />

Wesentlich heiterer wird es bei „Wie man einen<br />

autobiografischen Roman schreibt“. Hier<br />

versammelt der New Yorker Alexander Chee auf<br />

über 380 Seiten Essays über die Liebe, das Leben<br />

in verschiedenen Gesellschaften und Ländern (der<br />

Autor ist Amerikaner mit koreanischen Wurzeln,<br />

schwul, Künstler und politischer Aktivist), das<br />

Heranwachsen und Sein. „Ich war ein Wechselbalg,<br />

ein Schelmenkind, ob durch Zufall oder Vorbestimmung.“<br />

*rä<br />

www.albino-verlag.de


HOL SIE DIR!<br />

Die erste deutschsprachige<br />

Broschüre mit allen<br />

wichtigen Infos.<br />

Vielfältige Menschen,<br />

vielfältige Körper.<br />

Wir alle sind Teil der Szene!<br />

Erfahre mehr auf:<br />

www.iwwit.de/trans


AVALANCHE<br />

BY METRICA<br />

COR interlübke Studio München<br />

Rosenheimer Str. 145i t. +49.(0)89.244 087 067 muenchen@cor-interluebke.de<br />

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Casa Idea Ottobrunn Putzbrunner Str. 75 t. +49.(0)89.81 30 55 35 casa-idea.de<br />

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