Leo Mai / Juni 2020
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MÜNCHEN<br />
MAI / JUNI <strong>2020</strong> | AUSGABE 167 | WWW.LEO-MAGAZIN.DE<br />
SZENE<br />
Der queerste<br />
Stadtrat der<br />
Geschichte<br />
DESIGN<br />
Nützliches<br />
und Schönes<br />
für zu Hause<br />
MUSIK<br />
ALMA:<br />
„Glamour ist nur Fake“<br />
INTERVIEWS: RUFUS WAINWRIGHT, SCOTT MATTHEW, SVEN REBEL,<br />
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Inhalt<br />
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SZENE<br />
GESUNDHEIT<br />
DESIGN<br />
REGIONAL<br />
04 Szene<br />
11 Gesundheit<br />
18 Politik<br />
20 Kultur<br />
24 Essen & Trinken<br />
28 Stadtplan<br />
LEBEN<br />
30 Design<br />
Gesellschaft<br />
Gesundheit<br />
KULTUR<br />
Musik<br />
Film<br />
Kunst<br />
Buch<br />
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Kostenlos<br />
Die Szene hat die Corona-Pandemie sehr<br />
hart getroffen, all die Schutzräume im<br />
Nachtleben, die Klubs, die Bars, die Kneipen<br />
und Partys sind zu bzw. fallen aus. Als<br />
Stadtmagazin haben wir online auf männer.<br />
media unter Regional/LEO Menschen aus<br />
der Szene zu Wort kommen lassen, konnten<br />
Institutionen durch Spendenaufrufe helfen,<br />
klärten auf der Hauptseite männer* mit<br />
Experten auf und haben auch mit leichten<br />
Themen wie Nackt-Yoga im Homeoffice<br />
durch den Corona-Alltag begleitet. Unsere<br />
Facebook-Seite Magazin.<strong>Leo</strong> hat zudem<br />
jeden Tag News – nicht nur aus Bayern.<br />
Was schön war an der Krise: Die Szene<br />
stand zusammen, zeigte, dass sie doch eine<br />
Community ist. Statt Grabenkriegen war<br />
man füreinander da, das sollte so bleiben.<br />
Wir hoffen, dass ihr irgendwie gut durch<br />
diese Zeit und ihre Nachwehen kommt!<br />
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4 SZENE<br />
MÜNCHNER<br />
STADTRATSWAHL<br />
<strong>2020</strong><br />
DER REGENBOGEN<br />
LEUCHTET<br />
GRÜN<br />
Wenn der Regenbogen über München<br />
erscheint, müsste die Farbe Grün darin<br />
besonders hell leuchten, denn bei den Stadtratswahlen<br />
am 15. März waren die Grünen<br />
die großen Sieger. Mit einem Stimmenzuwachs<br />
von 12,5 % sind sie nun stärkste Fraktion<br />
im Rathaus (23 Sitze), gefolgt von der<br />
CSU (20) und der SPD (18). Danach beginnt<br />
schon das große Feld der Kleinen: FDP, ÖDP,<br />
Die Linke und AfD erhielten jeweils drei Sitze,<br />
die Freien Wähler zwei, Volt, Bayernpartei,<br />
München-Liste, Die Partei und Rosa Liste je<br />
einen Sitz. Oberbürgermeister Dieter Reiter<br />
(SPD) wurde erwartungsgemäß mit 71,7 %<br />
in seinem Amt bestätigt.<br />
DER QUEERSTE STADTRAT DER<br />
GESCHICHTE<br />
Dieser Stadtrat ist der queerste der<br />
Münchner Geschichte: Acht Kandidaten und<br />
Kandidatinnen aus der LGBTIQ*-Community<br />
sind darin vertreten, das sind 10 % aller Sitze.<br />
Trotzdem musste ausgerechnet die Rosa<br />
Liste eine kräftige Watschn einstecken: Die<br />
queere Wähler-und-Wählerinnen-Initiative<br />
halbierte ihr Ergebnis von 2014, Stadtrat<br />
Thomas Niederbühl sicherte sich dennoch<br />
seine mittlerweile fünfte Amtszeit. Den<br />
Vorsitz im „queeren“ Bezirksausschuss<br />
2 musste Rosa Liste aber an die Grünen<br />
abgeben. Dennoch bilden Grüne und Rosa<br />
Liste, wie stets in der Vergangenheit, eine<br />
Fraktionsgemeinschaft. Die beiden haben<br />
sich mit der SPD und der paneuropäischen<br />
Partei Volt zu einer grün-rot-rosa-lila<br />
Koalition zusammengetan, die mit 43<br />
Stimmen (plus eine zusätzliche Oberbürgermeister-Stimme)<br />
nicht nur über eine recht<br />
komfortable Mehrheit verfügt, sondern sich<br />
auch queerpolitisch auf eine Reihe künftiger<br />
Vorhaben geeinigt hat.<br />
QUEERE AGENDA FÜR DIE ZUKUNFT<br />
Im Koalitionsvertrag machen sich<br />
die Partner/-innen ausdrücklich für<br />
Akzeptanz und Nicht-Diskriminierung von<br />
LGBTIQ* und die Wahrung derer Interessen<br />
stark. Im Kapitel „Queeres München<br />
– Partner der LGBTI*-Community“ werden<br />
vier Projekte konkret benannt:<br />
• Ausbau der Aufklärungs- und Beratungsangebote<br />
im Bildungsbereich<br />
• Einrichtung eines queeren Museums<br />
• Geschützte Unterkünfte<br />
und verstärkte Beratung für<br />
LGBTI*-Geflüchtete<br />
• Einrichtung eins LGBTI*-Senior*innen-<br />
Wohnprojekts und einer<br />
Jugendwohngemeinschaft<br />
• Prüfung und Durchführung der Bewerbung<br />
für den EuroPride 2024 und der<br />
GayGames 2026<br />
• Statistische Erfassung homo- und<br />
trans*phober Straftaten<br />
• Perspektivische Ergänzung der<br />
bestehenden Zentren durch ein<br />
Trans*Inter*Zentrum<br />
All diese Maßnahmen stehen natürlich<br />
unter einem Finanzierungsvorbehalt.<br />
Der Wille zur Stärkung der Community<br />
wird durch das klare Bekenntnis gegen<br />
jede Form des Rechtextremismus und<br />
für ein buntes, weltoffenes München<br />
gestützt. *bm<br />
DAS SIND DIE OFFEN QUEEREN KANDIDATEN UND KANDIDATINNEN IM MÜNCHNER STADTRAT:<br />
FOTO: A. GREGOR<br />
DOMINIK KRAUSE (29, GRÜNE)<br />
Physiker, Vorsitzender der Münchner Grünen,<br />
Schwerpunkte: Menschen- und Bürger*innenrechte,<br />
Antifaschismus sowie Energie- und Umweltpolitik.<br />
FOTO: S. KNOLL<br />
CHRISTIAN VORLÄNDER (46, SPD)<br />
Rechtsanwalt/Strafverteidiger, stellvertretender Fraktionsvorsitzender<br />
der Münchner SPD, Fachsprecher<br />
LGBTI* und Fachsprecher gegen Rechtsextremismus.<br />
FOTO: A. GREGOR<br />
FLORIAN SCHÖNEMANN (31, GRÜNE)<br />
Master in Maschinenbau und Management, Sprecher<br />
des AK Queer, Schwerpunkte: Wohnen, Umweltschutz,<br />
Wirtschaft und Sport.<br />
FOTO: S. KNOLL<br />
MICKY WENNGATZ (59, SPD)<br />
Angestellte im Öffentlichen Dienst, Stellvertretende<br />
Vorsitzende der SPD München und Vorsitzende von<br />
„München ist bunt! e. V.“<br />
FOTO: I. SINNESBICHLER<br />
MARION LÜTTIG (47, GRÜNE)<br />
Waldorfpädagogin und Soziologin, arbeitet bei der<br />
Münchner Fach- und Beratungsstelle Regenbogenfamilien,<br />
Schwerpunkt: Frauen und LGBTI*-Politik.<br />
FOTO: T. BOZI<br />
THOMAS NIEDERBÜHL (58, ROSA LISTE)<br />
Geschäftsführer der Münchner Aids-Hilfe e. V., seit<br />
1996 Stadtrat für die Rosa Liste, Schwerpunkte:<br />
LGBTI*- und Kulturpolitik.<br />
FOTO: N. BAUER<br />
BEPPO BREM (58, GRÜNE)<br />
Nachhaltigkeitsmanager und Vorsitzender des Bayerischen<br />
Landessportverbands, Schwerpunkte Arbeit<br />
und Wirtschaft, Digitalisierung und Sportpolitik.<br />
FOTO: B. FATH<br />
THOMAS LECHNER (57, LINKE)<br />
Konzert- und Partyveranstalter, Organisator von<br />
Großdemos („Ausgehetzt“), OB-Kandidat der Linken,<br />
Schwerpunkt: Menschenrechts- und Sozialpolitik
WAHLERFOLGE FÜR GLORIA GRAY UND USCHI UNSINN<br />
Buntes Bayern<br />
Sie dürften die buntesten Vögel<br />
in den bayerischen Polit-Gremien<br />
sein: Gloria Gray, Entertainerin mit<br />
trans* Vergangenheit, zieht für die<br />
FDP in den Kreistag im niederbayerischen<br />
Regen ein, die fränkische<br />
Polit-Drag Uschi Unsinn für die<br />
Grünen in den Nürnberger Stadtrat.<br />
Gloria Gray (Bild) hatte bereits<br />
2016 in ihrem Heimatort Zwiesel<br />
als parteilose Kandidatin für das<br />
Bürgermeisteramt kandidiert.<br />
Bei den Kommunalwahlen <strong>2020</strong><br />
konnte sie endlich ein politisches<br />
Amt erobern: Auf der Liste der FDP<br />
wurde sie mit 13,7 % der Stimmen<br />
in den Kreistag des niederbayerischen<br />
Regen gewählt. Übrigens:<br />
FOTO: NORBERT KIESEWETTER/ GAYCON<br />
Im selben Landkreis hatte Michael<br />
Adam (SPD) als offen schwuler<br />
Landrat für Furore gesorgt – ein<br />
Amt, das er 2017 nach sechs<br />
Jahren und einer „Büroaffäre“<br />
niedergelegt hat. In Nürnberg hat<br />
es Uwe Scherzer alias Polit-Drag<br />
Uschi Unsinn für Bündnis 90/Die<br />
Grünen in den Stadtrat geschafft.<br />
Die „linksversiffte Berufsschwuchtel“<br />
(Uschi über Uschi) wurde von<br />
den Wählern und Wählerinnen<br />
von Platz 20 auf 14 nach vorn<br />
gehäufelt und konnte dank<br />
des hervorragenden Gesamtergebnisses<br />
ihrer Partei einen<br />
Sitz in der fränkischen Metropole<br />
erobern. *bm<br />
FOTO: F. SCHELLENBERG<br />
FOTO: ANDRAS GREGOR<br />
BEZIRKSAUSSCHUSS<br />
LUDWIGSVORSTADT/ISARVORSTADT<br />
Grün-rosa Licht<br />
für queeres Viertel<br />
SZENE 5<br />
Das Wahlergebnis im Stadtrat spiegelt sich im „queeren“<br />
Bezirksausschuss Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt (BA 2)<br />
wider, wo sich die Grünen um zehn Prozentpunkte auf<br />
45,5 % steigern konnten. Auch hier verlor Rosa Liste<br />
fast die Hälfte der Stimmen und ist in diesem Gremium<br />
künftig mit nur noch zwei Personen vertreten. Außerdem<br />
musste die Wähler-und-Wählerinnen-Initiative<br />
den BA-Vorsitz, den sie seit 2002 innehatte, an die<br />
Grünen abgeben. Neuer BA-Vorsitzender soll demnach<br />
Benoit Blaser werden, Rosa-Liste-Mann Andreas Klose<br />
fungiert als Stellvertreter. Nach wie vor bilden beide<br />
Gruppierungen im BA 2 eine Fraktionsgemeinschaft<br />
und erreichen mit 13 der 25 Sitze erstmals die absolute<br />
Mehrheit – das dürfte es queeren Projekten im Viertel<br />
leichter machen. *bm<br />
FOTO: TIBOR BOZI<br />
Dietmar Holzapfel<br />
und Josef Sattler,<br />
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6 SZENE<br />
BAVARIAN<br />
MR. LEATHER<br />
<strong>2020</strong><br />
MISTER<br />
IM WARTE-<br />
STAND<br />
FOTO: ERWIN HARBECK<br />
Am letzten Abend vor den Ausgangs- und<br />
Versammlungsbeschränkungen konnte der<br />
Münchner Löwen Club (MLC) den diesjährigen Bavarian<br />
Mr. Leather ermitteln.<br />
Rund 200 Gäste waren zur MLC-Gala im Oberangertheater<br />
erschienen und bestimmten in mehreren Wahlgängen,<br />
die von Menü und Showprogramm umrahmt waren,<br />
ihren Favoriten. Als Sieger des Abends stand gegen<br />
23 Uhr Benji Waters fest (im Bild rechts mit seinem<br />
Vorgänger Stefan Modschiedler). Der 31-jährige Produktmanager<br />
lebt in Nürnberg und ist seit vielen Jahren in<br />
der (Fetisch-)Community unterwegs. Er überzeugte mit<br />
Schlagfertigkeit, Charme und einem sicheren Auftreten.<br />
Nicht zuletzt machte er auch beim „Bodycheck“ eine<br />
gute Figur. Er möchte vor allem Kontakt zu jüngeren<br />
Menschen suchen und als „Multikinkster“ Fetische jeglicher<br />
Couleur unter dem Dach der Lederszene vereinen.<br />
Benji Waters vertritt nun ein Jahr lang als Bavarian Mr.<br />
Leather die bayerische Leder- und Fetischszene im<br />
In- und Ausland. Der Start seiner Karriere verläuft wegen<br />
des Corona-Virus allerdings schleppend: Nicht nur die<br />
Münchner Events, auch die Fetischtreffen in Europa und<br />
die größte Veranstaltung ihrer Art, der „International Mr.<br />
Leather“ in Chicago sind abgesagt beziehungsweise auf<br />
unbestimmte Zeit verschoben. „In dieser Situation kann<br />
ich leider nicht viel machen“, so Benji. „Aber ich werde<br />
versuchen, in der Zwischenzeit wenigstens online das ein<br />
oder andere Lebenszeichen von mir zu geben.“ Wir sind<br />
sicher, dass wir nach der Krisenzeit noch so einiges von<br />
ihm hören werden! *bm<br />
LESBISCH-QUEERES ZENTRUM ERÖFFNET<br />
Lesbische Sichtbarkeit<br />
FOTO: BERND MÜLLER<br />
Da hat der Oberbürgermeister Wort gehalten: Kurz vor<br />
seiner Wiederwahl machte Dieter Reiter im März ein<br />
Versprechen aus dem Jahr 2016 wahr und eröffnete<br />
das Münchner Lesbenzentrum. Das Pendant zum<br />
schwulen Zentrum SUB trägt den Namen LEZ und ist im<br />
Erdgeschoss und Keller der ehemaligen AWI-Druckerei<br />
an der Ecke Müller-/Papa-Schmid-Straße untergebracht.<br />
Das neue Zentrum bietet Platz für eine Bar mit Café sowie<br />
Räume für Gruppen und Büros. Bis hier Leben einkehrt,<br />
wird es allerdings noch dauern: Die Betreiberinnen der<br />
Lesbenberatungsstelle LeTRa haben die Eröffnung für<br />
Herbst <strong>2020</strong> angekündigt. *bm
SZENE 7<br />
SELIGE MAIKÖNIGIN <strong>2020</strong><br />
Lang lebe die Weißwurst!<br />
Die Wahl zur „Seligen Münchner<br />
<strong>Mai</strong>königin“ ist seit 15 Jahren eigentlich<br />
der Anlass für die erste Outdoor-Party<br />
der Szene auf der Hans-Sachs-<br />
Straße. Eigentlich … denn in diesem<br />
Jahr konnte es am 30. April kein<br />
Straßenfest geben. Doch auf die Wahl<br />
einer neuen, schrillen Repräsentantin<br />
des Glockenbachviertels wollten die<br />
Veranstalter nicht verzichten: „Gerade<br />
jetzt braucht es positive und bunte<br />
Signale“, meinte Initiator Günter Kastner<br />
und verlegte die Wahl kurzerhand<br />
ins Internet. So präsentierten sich acht<br />
Kandidatinnen per Videobotschaft<br />
und persönlichem Statement auf der<br />
Homepage des Mitveranstalters Café<br />
Nil und mobilisierten viele<br />
Tausend Fans und Freunde,<br />
ihre Stimme abzugeben. Das<br />
Finale der drei Besten bestritten<br />
dann bekannte Gesichter:<br />
Tiffy Tölle und Daphny Ryan<br />
waren bereits im letzten Jahr<br />
vorn dabei, und die Weißwurst<br />
Christl hatte 2013 sogar schon<br />
einmal den Titel errungen. Doch<br />
das war ihr offenbar nicht genug: Als<br />
Corona-Christl mit Atemschutzmaske<br />
setzte sie heuer nochmals alle Hebel<br />
in Bewegung, um den Thron zu<br />
erobern – mit Erfolg! Am Abend des 30.<br />
April wurde sie zur neuen Regentin des<br />
Glockenbachviertels ausgerufen und in<br />
einer Online-Zeremonie gekrönt. Wir<br />
gratulieren und verneigen uns vor so viel<br />
Eleganz! *bm<br />
FOTO: BERND MÜLLER<br />
FOTO: IWAN VALENTIN<br />
MAIKÖNIGINNEN-<br />
DINNER <strong>2020</strong><br />
Es ist angerichtet<br />
Zum fünften Mal veranstaltet<br />
die „Küche im Kraftwerk“ des<br />
Hauptsponsors KARE das <strong>Mai</strong>königinnen-Dinner<br />
im Restaurant und auf der<br />
Terrasse des KARE-Mutterhauses.<br />
Es soll die Gelegenheit sein, die neue<br />
Regentin und ihr Gefolge erstmals<br />
nach der Online-Wahl live zu erleben!<br />
Die <strong>Mai</strong>königin <strong>2020</strong> bittet am<br />
29. <strong>Mai</strong> ab 18:30 Uhr zu Tisch. Neben<br />
der frisch Gekürten, ihren Konkurrentinnen<br />
und deren Gefolgschaft ist auch<br />
„das Volk“ herzlich zum Schlemmen<br />
eingeladen! Die Küche bietet ein<br />
Menü mit drei beziehungsweise fünf<br />
Gängen zu 38/62 Euro, ihre königlichen<br />
Ho- und Minderheiten präsentieren<br />
dazu stimmgewaltige Showeinlagen<br />
und einen vergnüglichen, außergewöhnlichen<br />
Abend in glamouröser<br />
Gesellschaft und bei feinem Essen.<br />
Bei Redaktionsschluss war noch nicht<br />
sicher, ob die Veranstaltung tatsächlich<br />
stattfinden darf. Bitte erkundigt<br />
euch über den aktuellen Stand unter<br />
www.diekuecheimkraftwerk.de. *bm<br />
29.5., Die Küche im Kraftwerk,<br />
Drygalski-Allee 25, 18:30 Uhr,<br />
Reservierung bis 24.5. unter<br />
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8 SZENE<br />
GAY GAMES 2026<br />
BILD: SARAH KIRCHNER<br />
SPORTLICH, SPORTLICH!<br />
München möchte sich um die Ausrichtung<br />
der Gay Games bewerben. Der weltweit<br />
größte queere Sportevent soll im Sommer<br />
2026 eine Woche zu Gast in der bayerischen<br />
Metropole sein. Dazu werden rund<br />
10.000 Sportlerinnen und Sportler aus<br />
aller Welt erwartet.<br />
Neben den Wettkämpfen in rund<br />
zwei Dutzend Sportarten gehören ein<br />
internationales Chorfestival sowie eine<br />
Menschenrechtskonferenz verbindlich<br />
zum Programm dieser Spiele. Die Konkurrenz<br />
um deren Austragung ist groß:<br />
Zurzeit haben rund zwanzig Städte aus<br />
Europa, den USA, Kanada, Australien und<br />
Südafrika ihren Hut in den Ring geworfen.<br />
Die Münchner Planungen stehen noch<br />
ganz am Anfang. Eine Initiativgruppe,<br />
bestehend vor allem aus Mitgliedern des<br />
queeren Sportvereins Team München<br />
e. V., hat sich bereits gebildet und einen<br />
Fahrplan für die kommenden Monate<br />
erstellt. Demnach soll zunächst der Verein<br />
Gay Games 2026 Munich e. V. gegründet<br />
werden, dann folgen Gespräche mit der<br />
Stadt, die hinter dem Event, dessen Etat<br />
momentan mit rund 7,7 Millionen Euro<br />
angegeben wird, stehen muss. Bis Mitte<br />
<strong>Mai</strong> soll die Bewerbung bei der „Federation<br />
of Gay Games“ angemeldet werden,<br />
bis Ende <strong>2020</strong> muss ein sogenanntes<br />
„Bid Book“, das die Details der Bewerbung<br />
enthält, abgegeben werden. Im Herbst<br />
2021 wird die Entscheidung, wer den<br />
Zuschlag für 2026 erhält, bekannt<br />
gegeben.<br />
Das Interesse der Münchner Community<br />
an den Gay Games ist groß: Über achtzig<br />
Interessierte hatten sich Ende April zu<br />
einer Online-Infoveranstaltung eingewählt<br />
und Unterstützung zugesichert.<br />
Wer sich für die Gay Games in München<br />
interessiert, sich engagieren oder Mitglied<br />
des Vereins werden möchte, geht auf<br />
www.gaygames2026munich.org. *bm<br />
NEUER SERVICE IN MÜNCHEN<br />
Medikamente frei Haus<br />
„Gerade jetzt ist es an der Zeit, diesen Service auf die Straße zu bringen“,<br />
meint Werner Schelken, Inhaber der Münchner Regenbogenapotheke. Die<br />
ist noch bis Ende <strong>Mai</strong> Teil eines Pilotprojekts, das derzeit in rund einem Dutzend<br />
Apotheken in Deutschland angeboten wird: ein kostenloser Fahrrad-Lieferservice<br />
für Medikamente und Apothekenprodukte.<br />
Und so funktioniert’s: Bestellungen werden in der Regenbogenapotheke<br />
telefonisch oder per <strong>Mai</strong>l aufgegeben. Obwohl bei verschreibungspflichtigen<br />
Medikamenten das Rezept normalerweise im Original vorliegen muss, kann es<br />
in der aktuellen Situation erst einmal gefaxt oder gemailt werden. Die Apotheke<br />
bereitet den Auftrag vor und sichert die Lieferung in einem definierten Zeitfenster<br />
innerhalb des Mittleren Rings zu. Der Lieferservice ist gratis, Rezeptgebühren<br />
oder Kosten für Medikamente werden von der Apotheke in Rechnung<br />
gestellt oder per Lastschrift eingezogen, die Kurierfahrer nehmen kein<br />
Geld entgegen und arbeiten kontaktlos. Hinter dem Service steckt<br />
das Münchner Start-up Lamiloo, das sich zurzeit in einer Handvoll<br />
Apotheken in ganz Deutschland testet. Die Erfahrungen der ersten<br />
Wochen sind ermutigend. „Viele schätzen die Lieferung, weil<br />
wir als Apotheke durchaus auch Hotspots des aktuellen<br />
Geschehens sind“, so Schelken. Wer sich für den Service<br />
interessiert, kontaktiert die Regenbogenapotheke<br />
unter www.hieristsgesund.de. *bm<br />
FOTO: LAMILOO
KLOHÄUSERL AM HOLZPLATZ<br />
Freddies Freudenhaus<br />
Ob Freddie Mercury, Rainer Werner Fassbinder<br />
oder Albert Einstein das Klohäuserl am Holzplatz<br />
jemals besucht haben, ist unklar. Dennoch<br />
zieren ihre Porträts seit einiger Zeit dessen<br />
Außenwände, denn sie alle waren Bewohner des<br />
Glockenbach- bzw. des benachbarten Schlachthofviertels.<br />
Die Immobilie selbst war schon<br />
etliche Jahre nicht mehr in Betrieb,<br />
verschmiert und reichlich<br />
heruntergekommen – zeitweise<br />
sogar Streitobjekt, als der ehemalige<br />
Schuhhändler Thomas<br />
Bartu dort eine Zweigstelle<br />
seiner Schwabinger Eisdiele<br />
eröffnen wollte. Passiert ist<br />
schlussendlich nie etwas,<br />
weshalb das historische<br />
Örtchen nun auf Initiative des<br />
Münchner Künstlers Martin Arz<br />
und des „München 72“-Betreibers<br />
Thomas Zufall in neuem Glanz<br />
erstrahlt. Die beiden hatten das Künstlerkollektiv<br />
„Graphism“ beauftragt, die Toilette<br />
als „Hommage an die Geschichte unseres Viertels“ neu zu<br />
gestalten und die drei berühmten Söhne der Stadt dort zu<br />
verewigen. Als Toilette kann es übrigens nicht mehr genutzt<br />
werden, jetzt ist das stille Örtchen große Kunst. *bm<br />
FOTOS: BERND MÜLLER<br />
DOK.FEST MÜNCHEN<br />
GEGEN DIE STRÖMUNG<br />
GEGEN DIE STRÖMUNG<br />
Das DOK.fest München, das größte deutsche Dokumentarfilmfestival, findet in<br />
diesem Jahr bis zum 24. <strong>Mai</strong> online statt.<br />
FOTO: DOKFEST MÜNCHEN<br />
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Von den 121 Dokumentationen aus 35 Ländern ist diesmal zwar nur eine speziell<br />
für das queere Publikum dabei – die hat es aber in sich. Der isländische Streifen<br />
„Against The Current“ erzählt die Geschichte der trans* Frau Veiga Grétarsdóttir,<br />
die als erste Frau Island im Kajak umrundete – gegen die Strömung. Der Kampf mit<br />
der Arktischen See wird zum Symbol für ihren Lebensweg. Sozialisiert als Mann<br />
zwingt Veiga sich zunächst, den gesellschaftlichen Erwartungen zu entsprechen.<br />
Erst im Alter von 38 Jahren, als verheirateter Familienvater mit zwei Kindern und<br />
schwerer Depression, wagt Veiga den alles verändernden Schritt. Der Film (isländisch<br />
mit englischen Untertiteln) ist für 4,50 Euro unter www.dokfest-muenchen.de zu<br />
sehen. *bm<br />
LEO verlost drei Onlinezugänge! Wer „Against The Current“<br />
gratis sehen möchte, schickt eine <strong>Mai</strong>l an: verlosung@leo-magazin.de<br />
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10 SZENE<br />
CORONA UND DIE<br />
COMMUNITY<br />
FOTO: BERND MÜLLER<br />
DAS BESTE AUS DER KRISE MACHEN: RICO UND BASTI VOM NIL NUTZEN DIE ZEIT ZUR RENOVIERUNG.<br />
Die Beschränkungen aufgrund der<br />
Corona-Pandemie gehen auch an der<br />
Münchner Community nicht vorüber.<br />
Betroffen sind nicht nur die Großveranstaltungen<br />
wie <strong>Mai</strong>königinnenfeier,<br />
IDAHOBIT, CSD oder Hans-Sachs-<br />
Straßenfest, sondern auch die Vereine,<br />
Betriebe und Gastronomien der<br />
LGBTIQ*-Community. Wir haben uns<br />
umgehört, wie sich die Szene in Krisenzeiten<br />
schlägt. Stand: Ende April.<br />
Die ZENTREN wie Sub, LeTra oder die<br />
Münchner Aids-Hilfe haben den Publikumsverkehr<br />
eingestellt und die Beratung<br />
telefonisch oder per <strong>Mai</strong>l angeboten. Seit<br />
Anfang <strong>Mai</strong> sind einige Abteilungen wie<br />
der Checkpoint unter besonderen Voraussetzungen<br />
wieder geöffnet. Das Café<br />
im Sub ist derweil geschlossen, das Café<br />
Regenbogen der Münchner Aids-Hilfe<br />
bietet einen Mittagstisch to go.<br />
BARS UND RESTAURANTS wie das Nil<br />
oder das Café Regenbogen bieten Essen<br />
to go. Wer das nicht kann, ist oftmals auch<br />
auf das Entgegenkommen der Vermieter<br />
angewiesen. „Nur wenn die Pacht ausgesetzt<br />
wird, können wir überleben“, so<br />
Friedel Steinhauser vom Traditionslokal<br />
Ochsengarten. „Ab <strong>Juni</strong> wird es für uns<br />
eng“, meint auch Kollege Wolfgang<br />
Neuherz von der Bären-Bar Edelheiss. Im<br />
größten Szene-Komplex, der Deutschen<br />
Eiche, kommt keine Endzeitstimmung<br />
auf, auch wenn die Mitarbeiter von Hotel,<br />
Restaurant und Badehaus derzeit in<br />
Kurzarbeit sind. „Wir wollen ohne Verzögerung<br />
aufmachen, sobald es von der Politik<br />
erlaubt wird und, vielleicht noch wichtiger,<br />
es sich bei den neuen Auflagen lohnt“, so<br />
Geschäftsführer Roger Barta-Holzapfel.<br />
Am härtesten dürfte die Krise die KLUBS<br />
treffen. „Wir können froh sein, wenn wir<br />
in diesem Jahr noch öffnen können“, so<br />
die Prognose des Harry-Klein-Betreibers<br />
Peter Fleming. Dennoch bleibt er (den<br />
Umständen entsprechend) gut gelaunt.<br />
Sein Klub bietet Mittwoch bis Samstag<br />
„Watch-Partys“, am Garry-Klein-Mittwoch<br />
zusätzlich eine Mitternachtsshow. Auch<br />
die Veranstaltungsreihe „Marry Klein“ läuft<br />
im <strong>Mai</strong> online und bringt ausschließlich<br />
DJanes an die Turntables des Klubs. Auch<br />
Kollege Ken Koch vom NY.Club setzt auf<br />
Livestreams, die schon bald aus dem Klub<br />
gesendet werden sollen. Er vermutet<br />
ebenso, dass erst Ende des Jahres ein<br />
regulärer Betrieb möglich sein wird. Um zu<br />
überleben, hat er eine Crowdfundingaktion<br />
„Save and support the NY.Club“ auf<br />
Startnext gestartet. „Es wird wehtun, aber<br />
der NY.Club wird nicht verschwinden!“<br />
VEREINE haben ihren Betrieb weitgehend<br />
eingestellt. Der queere Sportverein Team<br />
München, der sein Sommersportfestival<br />
im <strong>Juni</strong> bereits abgesagt hat, kann seinen<br />
knapp 1.000 Mitgliedern derzeit kaum<br />
Perspektiven bieten. Immerhin machen<br />
einige Sparten wie Yoga Online-Angebote,<br />
auch die Tänzer versuchen, ihre Mitglieder<br />
mit Zoom-Konferenzen bei Laune zu<br />
halten. Doch wirklich Sport werden<br />
demnächst nur diejenigen treiben, deren<br />
übergeordnete Verbände oder Ligen den<br />
Trainingsbetrieb wieder aufnehmen. „Wir<br />
lassen unsere Sparten eigenverantwortlich<br />
entscheiden, wie sie mit ihrer Situation<br />
umgehen“, so Team-München-Vorstand<br />
Maximilian Klausner. Der europaweit<br />
größte Fetischverein Münchner<br />
Löwen Club (MLC) musste schon sein<br />
Starkbierfest im März abbrechen, die<br />
schwulen Fetischpartys im UnderGround<br />
sind seitdem bis auf Weiteres abgesagt.<br />
Vorstand Dieter Weissenborn bedauert<br />
das, bleibt aber gelassen: „Der MLC hat<br />
ausreichend Rücklagen und wird die Krise<br />
überstehen.“<br />
Für die EINZELHÄNDLER greifen<br />
Erleichterungen ja bereits seit Ende April,<br />
dennoch bleibt der Shutdown nicht ohne<br />
Konsequenzen. Im Erotic-Store Spexter<br />
beispielsweise ist das Kino nun dauerhaft<br />
geschlossen. Ein Teil der Umsatzeinbußen<br />
konnte zwar durch den Online-Handel<br />
(jeder Bestellung lag übrigens eine Rolle<br />
Toilettenpapier bei) aufgefangen werden,<br />
„dennoch macht uns die Krise schwer zu<br />
schaffen“, so Inhaber <strong>Leo</strong>nhard März. Und<br />
er spricht wohl für viele, wenn er sagt:<br />
„Wenn sich die Münchner Community<br />
nicht vor Augen hält, dass sie jetzt zu<br />
ihren lokalen Betrieben stehen muss, dann<br />
wird es Ende des Jahres keine Szene mehr<br />
geben.“ *bm<br />
Foto: Bernd Müller
SARS-COV-2<br />
UND COVID-19:<br />
Fakten statt Fakenews<br />
Auch, wenn man es sich nicht so richtig erklären kann:<br />
Es gibt einzelne Menschen und/oder Gruppierungen,<br />
die Gerüchte und falsche Informationen über die aktuelle<br />
Coronaviren-Epidemie streuen und diese fallen in der ganzen<br />
Aufregung schnell auf fruchtbaren Boden und verbreiten sich<br />
schneller als das Virus SARS-CoV-2** selbst.<br />
GESUNDHEIT<br />
11<br />
Unabhängig von solch absichtlichen Fake News sind sich aber<br />
auch die Wissenschaft und in ihrer Folge die Politik lange nicht<br />
einig gewesen, wie die Ausbreitung des Virus am effektivsten<br />
zu verlangsamen ist, um die gleichzeitigen Fallzahlen schwerer<br />
COVID-19-Erkrankungen** möglichst gering zu halten.<br />
Zusammen mit der durch die digitale Vernetzung zum Dorf<br />
gewordenen Welt und den Berichten über verschiedenste<br />
Ansätze in vielen Ländern, kann leicht der Überblick verloren<br />
gehen. Die folgenden Seiten räumen mit den häufigsten<br />
Gerüchten, die in der Community wabern, auf und bieten<br />
einen sachlichen Wegweiser durch den Dschungel an medizinischen<br />
Mutmaßungen der YouTube-Akademie-Doktoren,<br />
Facebook-Forscher und Absolventen der Schule des Lebens.<br />
Frei nach Douglas Adams: Don’t panic. Und das Handtuch<br />
nicht vergessen! Hände waschen, Hände waschen, Hände<br />
waschen. *ck<br />
**Seit dem 11. Februar hat das zuerst 2019-nCoV genannte, und immer mit dem<br />
Wort „neuartig“ ergänzte Virus einen offiziellen Namen: SARS-CoV-2. Das Akronym<br />
SARS bedeutet übrigens „Schweres Akutes Atemwegssyndrom“, wie auch schon<br />
bei der Epidemie mit einem artverwandten Coronavirus in den Jahren 2002/2003.<br />
Wer sich infiziert wird mit hoher Wahrscheinlichkeit an der „Corona Virus Disease<br />
2019“, kurz COVID-19 erkranken. Diese verläuft nach heutigem (17. März <strong>2020</strong>)<br />
Stand der Berechnungen bei über achtzig Prozent harmlos, also ohne bleibende<br />
Schäden und ohne Lebensgefahr.<br />
SPECIAL<br />
FOTO: FREEPIK<br />
Ist die Welle noch so steil,<br />
a bisserl was geht allerweil.<br />
www.az-muenchen.de/abo
12 GESUNDHEIT<br />
MEDIZIN<br />
FOTO: OSKAR KADAKSOO / CC0<br />
Queers und Corona:<br />
Das sollte man wissen!<br />
In den USA haben über einhundert<br />
Organisationen in einem offenen Brief<br />
queere Menschen vor einem leichtfertigen<br />
Umgang mit COVID-19 gewarnt. Sexuelle<br />
Minderheiten sind aus mehreren Gründen<br />
anfälliger für eine Infektion mit SARS-<br />
CoV-2.<br />
Die wichtigsten Besonderheiten sind laut<br />
Autoren des Briefes:<br />
■ erhöhter Zigarettenkonsum in der<br />
Community<br />
■ höhere Anzahl von Menschen mit<br />
vorbelastetem Immunsystem<br />
■ seltenere Arztbesuche aufgrund von<br />
Diskriminierungsangst<br />
RAUCHEN: ZIGARETTEN GEFÄHRDEN<br />
DIE GESUNDHEIT<br />
Besonders der erhöhte Zigarettenkonsum<br />
in der Community ist besorgniserregend,<br />
da sich die durch das Virus SARS-CoV-2<br />
hervorgerufene Lungenerkrankung COVID-<br />
19 bei Rauchern als besonders gefährlich<br />
erwiesen hat. Der drastisch höhere Tabakkonsum<br />
bei Homo-, Bi- und Transsexuellen<br />
wurde erst kürzlich einmal mehr in einer<br />
Studie der britischen Forschungsorganisation<br />
Queer Voices Heard bestätigt. Die<br />
Wahrscheinlichkeit, zu Zigaretten zu greifen,<br />
sei demnach innerhalb der Community<br />
um ganze 46 Prozent höher. Während<br />
weniger als die Hälfte der nichtqueeren<br />
britischen Bevölkerung Raucher waren<br />
oder sind, liegt der Anteil bei erwachsenen<br />
Queers bei über 70 Prozent.<br />
Außerdem seien laut offenem Brief die<br />
Zahlen von Krebserkrankungen und HIV-<br />
Infektionen in der Community höher, was<br />
dazu führe, dass prozentual mehr Menschen<br />
Probleme mit ihrem Immunsystem<br />
haben – ein Umstand, der sie anfälliger für<br />
das Virus mache.<br />
HIV: NOCH IMMER NICHT BEIM TEST<br />
GEWESEN?<br />
Dr. Sarah Henn, Chefärztin der Whitman-<br />
Walker Health (eine Unterzeichnerin des<br />
Briefes), erklärte der Zeitung Washington<br />
Blade, HIV-Positive seien höchstens einem<br />
sehr geringfügig erhöhten Risiko ausgesetzt<br />
als andere Menschen – solange eine medikamentöse<br />
Behandlung erfolge und die Virenzahl<br />
im nicht mehr nachweisbaren Bereich<br />
liege. Die Deutsche AIDS-Gesellschaft<br />
(DAIG) hat das in einer Stellungnahme vom<br />
12. März ähnlich formuliert: „Bisher gibt es<br />
keinen Hinweis auf eine erhöhte Infektionsrate<br />
von Menschen mit HIV gegenüber<br />
HIV-negativen Personen.“<br />
Anders ist das bei Menschen mit nicht entdecktem<br />
oder nicht behandeltem positivem<br />
HIV-Status oder einer Aids-Erkrankung. Die<br />
Empfehlung von Beratungsorganisationen<br />
wie IWWIT zu Safer Sex ist also auch in Zeiten<br />
von Corona eine nachdrückliche: Einmal<br />
jährlich zum Check-up auf HIV und andere<br />
sexuell übertragbare Krankheiten. Die DAIG<br />
empfiehlt, sich strikt an die Hygiene- und<br />
Kontaktvermeidungsregeln zu halten und<br />
schließt sich der im offenen Brief genannten<br />
Vermutungen an: „Sicherheitshalber sollte<br />
von der Erhöhung des Risikos eines schweren<br />
Verlaufs bei antiretroviral unbehandelten<br />
Personen und bei CD4+-Zellen unter 200/µl<br />
ausgegangen werden.“<br />
MINORITÄTENSTRESS: DISKRIMINIE-<br />
RUNG SCHADET DER GESUNDHEIT<br />
Der letzte Risikofaktor, der im Brief genannt<br />
wird, ist gesellschaftlicher Natur: Durch<br />
Diskriminierungserfahrungen und Angst,<br />
sich vor medizinischem Fachpersonal<br />
outen zu müssen, falle queeren Menschen<br />
der Weg zum Arzt schwerer. Besonders<br />
ältere Mitglieder der Community würden<br />
dem Gesundheitssystem, aber auch<br />
Hilfsangeboten wie Essenslieferungen<br />
und Seniorenzentren, aus Angst vor<br />
Diskriminierung kritisch gegenüberstehen<br />
und dadurch stärker vereinsamen. Dies sei<br />
angesichts der Sterblichkeitsrate von älteren<br />
Menschen durch das Virus ein besonders<br />
großes Problem für die Queer-Community.<br />
Die Autoren schließen:<br />
„Als LGBTQ+-Gemeinschafts- und<br />
Gesundheitsführung bieten die unterzeichnenden<br />
Organisationen an, Seite an<br />
Seite mit der Führung im Gesundheitswesen<br />
zu stehen, um sicherzustellen, dass<br />
wir aus der Geschichte lernen und nicht<br />
zulassen, dass eine Bevölkerungsgruppe<br />
unverhältnismäßig stark von einem Virus<br />
betroffen oder weiter stigmatisiert wird.“<br />
Der Brief macht deutlich: Es ist wichtig,<br />
dass queere Menschen um das Risiko<br />
wissen, dem sie ausgesetzt sind. Nur wer die<br />
Einzelheiten kennt, kann sich angemessen<br />
schützen. *lm/ck
PSYCHOLOGIE/GESELLSCHAFT<br />
Gestresst? Verängstigt?<br />
ABSCHALTEN!<br />
GESUNDHEIT 13<br />
Der ständige Informationsdruck aus sozialen Medien kann krank machen.<br />
Der menschliche Organismus ist von Natur aus nicht dafür ausgelegt, im<br />
Dauererregungsmodus zu leben. Gleichzeitig ist er aber darauf geeicht, Gefahrensituationen<br />
mit besonderer Aufmerksamkeit wahrzunehmen.<br />
WUT UND ANGST SIND DIE AM<br />
EINFACHSTEN ZU ERREGENDEN<br />
EMOTIONEN BEIM MENSCHEN<br />
Algorithmusgesteuerte Systeme<br />
wie Facebook, Twitter und in der<br />
Folge die unter Konkurrenzdruck<br />
leidenden Medienunternehmen<br />
nutzen diese biologische Programmierung<br />
aus und bespielen ihr<br />
Publikum mit wütend- oder angstmachenden<br />
Tickermeldungen im<br />
Sekundentakt. Das garantiert die<br />
höchstmögliche Aufmerksamkeit,<br />
und Aufmerksamkeit heißt<br />
Zeit, heißt im wirtschaftlichen<br />
Fachjargon Verweildauer – die<br />
Ware also, die meistbietend an<br />
Werbetreibende verkauft wird. Ein<br />
Teufelskreis, gegen den das Männergesundheitsprojekt<br />
IWWIT der<br />
Deutschen Aidshilfe für Corona-<br />
News-Geplagte eine praktische<br />
Bildkarte veröffentlicht hat. Diese<br />
ist aber nicht nur im Krisenfall ein<br />
nützlicher Ratgeber, sondern kann<br />
jeden zum Nachdenken über sein<br />
Medienkonsum- und Technikverhalten<br />
anregen.<br />
NICHT NUR SCHÄDLICH FÜR<br />
DIE PSYCHE<br />
Schon in der Ausnahmesituation<br />
2015, als Kriegsflüchtlinge aus Syrien<br />
nach Deutschland kamen, haben es<br />
Populisten mit tatkräftiger technischer<br />
Hilfestellung sozialer Medien geschafft,<br />
irrationale Ängste zu schüren und<br />
daraus Profit zu schlagen. Die AfD säße<br />
vermutlich heute nicht im Bundestag,<br />
hätten Facebook und Co. nicht viel zu<br />
lange zugeschaut und Dollars gezählt,<br />
während ihre Informationsmaschine<br />
durch Fake News und Hetze das<br />
gesellschaftliche Klima vergiftete.<br />
Brexit und Trump sind nachgewiesenermaßen<br />
ebenfalls „Unfälle“ der<br />
unkontrollierten Lügenverbreitung und<br />
gleichzeitig gezielten psychologisch,<br />
auf das Individuum zugeschnittenen<br />
Informationsmanipulation. Die ständige<br />
Bombardierung unseres Gehirns mit<br />
Angst und Wut schadet nicht nur<br />
unserem seelischen Wohlbefinden,<br />
sondern in der aktuellen Form auch der<br />
Demokratie.<br />
Also. Frei nach Peter Lustig: Wenn alles<br />
zu viel wird, einfach mal abschalten! *ck<br />
RATGEBER<br />
Kostenloser Wohlfühl-Guide<br />
„Auch das geht vorbei – Glücklich bleiben in schweren Zeiten“:<br />
Das ist der Titel eines kostenlosen E-Books mit Glücks-Tipps in<br />
Corona-Zeiten, das der Bestseller-Autor Thomas<br />
Brezina und sein Verlag verschenken. Es<br />
enthält Ratschläge gegen Sorge, Angst<br />
und Panikattacken. Brezina erzählt<br />
darin, was zu tun ist, wenn einem daheim<br />
die Decke auf den Kopf fällt, und wie<br />
sich trotzdem ein Lächeln bewahren<br />
lässt. Dabei hat Brezina auch Empfehlungen<br />
für glücklich machenden Vertreib der<br />
Zeit daheim, etwa das „Freude-Alphabet“:<br />
Zu jedem Buchstaben des Alphabets findet<br />
man dabei einen Begriff, der etwas benennt,<br />
das einem Freude macht. „Wir müssen jetzt<br />
auch unser seelisches Immunsystem stärken“,<br />
sagt Brezina. Das Buch steht als Gratis-<br />
Download zur Verfügung.<br />
www.edition-a.at
14 GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
SEXUALITÄT<br />
IST EIN<br />
GRUNDBEDÜRFNIS<br />
– Nähe in Zeiten von Corona<br />
Die COVID-19-Krise trifft<br />
einen Bereich schwulen<br />
Lebens ins Mark: das Sexleben. Besonders<br />
in den sozialen Netzwerken<br />
scheint es nur noch zwei Seiten zu<br />
geben. Die einen gerieren sich als<br />
teflonbeschichtete Ignoranten, die<br />
anderen als argumentativ bis an<br />
die Zähne bewaffnete Moralblockwarte.<br />
Was macht Corona mit der<br />
Sexualität, was kann besonders<br />
schwuler Mann lernen, was droht<br />
eventuell für die Zeit danach. Wir<br />
telefonierten mit Sexualpädagoge<br />
(gsp) Marco Kammholz aus Köln.<br />
Corona und Sex, geht das<br />
überhaupt?<br />
Sexualität ist nicht vollends aus dem<br />
Leben verbannt und das ist erfreulich!<br />
Verändert haben sich ganz sicher das<br />
Sexualverhalten und die Phantasien vieler<br />
Menschen. Frequenz, Partnerwahl, Praktiken,<br />
Gespräche über und Aushandlung<br />
von Sex, das Erleben von Intimität, all das<br />
findet aktuell unter völlig außergewöhnlichen<br />
Bedingungen statt. Das betrifft<br />
unweigerlich den sexuellen Alltag und die<br />
sexuellen Abenteuer, auch von schwulen<br />
und bisexuellen Männern.<br />
Manche haben gerade keinen Sex mehr<br />
oder nur noch mit einem Partner. Anderen<br />
ist ob der Umstände schlichtweg die Lust<br />
oder Potenz vergangen. Manche wählen<br />
genauer aus oder schlafen<br />
vor allem mit sich selbst.<br />
Viele ändern nun gezwungenermaßen<br />
ihr Datingverhalten.<br />
Man kann, auch wenn’s das Vögeln<br />
nicht ersetzt, tatsächlich immer noch<br />
masturbieren, Pornos schauen, Camsex<br />
machen und sich Sexting widmen. Oder<br />
sich in einer bzw. bestimmten ausgewählten<br />
sexuellen Beziehungen ausleben.<br />
In den offiziellen Regelungen geht es<br />
darum, alle nicht notwendigen Kontakte<br />
einzustellen. Nun ist die spannende Frage:<br />
Zählt die Befriedigung des sexuellen<br />
Grundbedürfnisses zu den notwendigen<br />
Kontakten? Und wenn ja, in welcher Form<br />
und mit wem? Es gibt viele Menschen, die<br />
ohne Probleme eine längere Zeit auf Sex<br />
verzichten, ganz ohne Corona-Krise. Aber<br />
alle müssen sich plötzlich neu mit ihrer<br />
Partnerschaft, ihren Affären oder ihren<br />
Beziehungskonstellationen, mit der Organisation<br />
ihres Sexlebens und der Äußerung<br />
ihrer sexuellen Wünsche beschäftigen.<br />
In einem Interview hatte der<br />
medizinische Referent der Deutschen<br />
Aidshilfe (DAH) schwulen<br />
Analverkehr und schwule Saunen<br />
problematisiert. Sogar queere<br />
Medien interpretierten das als „DAH<br />
warnt vor Analsex und Saunen“.<br />
Hast du eine Erklärung für die um<br />
sich greifende Sexfeindlichkeit, die<br />
leider auch homophobe Ressentiments<br />
bedient?<br />
Ich denke,<br />
wir erleben im<br />
Moment, wie wir uns<br />
von anderen körperlich<br />
distanzieren müssen,<br />
und das betrifft Sexualität<br />
dann auch. Feindlichkeit ist dafür nicht<br />
unbedingt nötig, aber sie ist derzeit spürund<br />
sichtbar. Ich halte die Empfehlungen<br />
der DAH – zumindest nach dem aktuellen<br />
Wissensstand – für nachvollziehbar, sofern<br />
man sich auf die medizinische Dimension<br />
dieser Maßnahmen konzentriert. Dennoch<br />
sind sie bizarr. Die DAH steht, wie viele<br />
schwule Angebote, für eine Haltung, die<br />
informierte, individuelle Risikoabschätzung,<br />
egal bei welchem Sexualverhalten, unterstützt.<br />
Dazu zählt auch die Entstigmatisierung<br />
promisker Lebensweisen oder die<br />
Bejahung von flüchtigen Sexualkontakten<br />
als legitime Lustbefriedigung. Insgesamt<br />
also für einen liberalen Umgang mit Sexualität.<br />
Ich glaube, die jetzige Situation stellt<br />
diese Ansätze auf die Probe. Daher auch<br />
die Irritation über die Empfehlung der DAH,<br />
sich sexuell im Moment eher zu mäßigen,<br />
anstatt auch Auskunft zu geben, wie man<br />
weiter sexuell aktiv sein kann. Aus medizinischer<br />
Sicht mag es naheliegend, aus<br />
epidemiologischer notwendig erscheinen,<br />
Menschen zu sexuellem Verzicht aufzufordern,<br />
wir wissen aber, dass die sexuellen<br />
Bedürfnisse diesen Anforderungen eben<br />
nicht immer entsprechen. Vielmehr gehen<br />
sie in den präventiven Schutzmaßnahmen<br />
nie vollständig auf, sondern treten mit<br />
FOTO: VVG
GESUNDHEIT<br />
15<br />
ihnen in Konflikt. Sowie die Leute gerade weiter Lust auf<br />
Sex und Dates haben und das auch tun. Spannend finde ich<br />
wirklich: Man muss sich jetzt ziemlich genau überlegen, mit<br />
wem man in seinem minimierten sozialen Umfeld welche<br />
sexuellen Kontakte eingeht.<br />
Also ist ein Quasisexverbot nicht realistisch?<br />
Ich denke, das geht gar nicht – und das hat die DAH mit<br />
den Beispielen Darkroom und Sauna hoffentlich auch<br />
nicht gemeint. Ein „Sexverbot“ wäre auch nicht sinnvoll,<br />
sondern vielmehr absurd. Es zeigt sich doch bereits jetzt,<br />
dass eher mehr als weniger Sex stattfindet, vor allem in<br />
den Partnerschaften. Die sexuellen Handlungen sind auch<br />
gar nicht unbedingt das Entscheidende oder Besondere.<br />
Während wir bei HIV wissen, dass die Übertragung durch<br />
direkten Kontakt der Schleimhäute, also beim Sex zum<br />
Beispiel, stattfinden kann, ist es bei Corona so, dass wir<br />
Zurückhaltung im Kontakt mit Menschen ganz allgemein<br />
üben sollen, um eine Infektion zu vermeiden.<br />
„Wer sexuelle Wünsche und Phantasien<br />
verbietet, handelt tyrannisch<br />
und hochgradig unsozial.“<br />
Es bleibt für mich trotzdem die Frage, warum<br />
nicht Swingerklubs oder Bordelle dann im gleichen<br />
Atemzug genannt werden ...<br />
Sexualität und Körperlichkeit ist verunsichernd und verängstigend,<br />
nun kommt hinzu, dass der eigene Körper und der<br />
des Anderen massiv als potentieller Virusträger markiert und<br />
problematisiert wird. Wenn es einem derzeit nicht gelingt,<br />
über die eigene Verletzlichkeit und Angst nachzudenken,<br />
läuft man also Gefahr, die eigene Verzweiflung permanent in<br />
anderen zu sehen und sie darin zu bekämpfen. Die Situation<br />
verlangt in psychischer Hinsicht enorm viel von den Menschen<br />
ab. Für Schwule vielleicht ganz besonders. Ich habe<br />
den Eindruck, in diesen sehr harschen und böswilligen Kommentaren<br />
in sozialen Medien, die sich gegen alle richten, die<br />
weiterhin Sex haben, suchen oder wollen, melden sich doch<br />
auch die sexualhygienischen Zumutungen zu Wort, von<br />
denen wir alle seit Aids betroffen sind. Das schließt auch<br />
den Kreis zu den schwulenfeindlichen Ressentiments, vom<br />
dauergeilen und potenten schwulen Mann, der sich nicht<br />
zügeln kann und zugleich besondere Verantwortung zeigen<br />
soll. Auch dieser Figur bedient man sich.<br />
Der gestern noch gefeiert wurde von Menschen,<br />
die ihn heute Teern und Federn wollen ...<br />
Genau. Dieser als omnipotent phantasierte schwule Mann<br />
wird gleichzeitig verteufelt und bewundert. Corona ruft<br />
ernstzunehmende Erinnerungen an die Zeit von Aids wach,<br />
in denen jeder sexuelle Kontakt zu einem anderen Mann zu<br />
etwas fraglichem, gefährlichem wurde. Martin Dannecker<br />
weist darauf hin, dass Aids insbesondere das Verhältnis der<br />
Schwulen zu ihrer Sexualität verändert hat. Dazu zählen<br />
auch Schuldgefühle und moralische Maßstäbe gegenüber<br />
sexuellen Wünschen, kondomlosem Sex, Promiskuität,<br />
Sperma oder Blut. Die Aids-Ära und die Corona-Pandemie<br />
unterscheiden sich selbstverständlich voneinander und<br />
dennoch ist die Mobilisierung solcher Gefühle und Ängste<br />
im Moment erlebbar. In den n, Apps und sozialen Medienäußern<br />
nicht wenige, dass sie nun gar keinen Sex, keinen<br />
Sex mit Fremden oder keinen Sex mit mehreren Männern<br />
mehr haben würden und legen das implizit oder explizit<br />
anderen nahe. Geschieht das aggressiv und verurteilend,<br />
Heuschnupfen??<br />
Wir helfen gern!<br />
Wir unterstützen die Aids-Hilfe,<br />
den run for life und euch in allen<br />
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16 GESUNDHEIT<br />
steckt mehr dahinter als die bloße Entscheidung,<br />
sich an Hygiene-Empfehlungen<br />
zu halten, die im Übrigen ja auch keinen<br />
Sex untersagen.<br />
„An der öffentlichen<br />
Erklärung des Verzichts<br />
auf sexuelle Kontakte oder<br />
Sexdates haftet etwas<br />
Tragisches.“<br />
Was meinst du damit?<br />
Ich denke, diese mitunter plakativ vor sich<br />
hergetragene Bereitwilligkeit, auf die eben<br />
noch gelebte sexuelle Selbstverwirklichung<br />
zu verzichten, ist ebenso eine Form der<br />
Verdrängung, wie wenn man die virale Bedrohung<br />
leugnet. An der öffentlichen Erklärung<br />
des Verzichts auf sexuelle Kontakte oder<br />
Sexdates haftet etwas Tragisches: Es wird<br />
so getan, als wolle man diesen Verzicht und<br />
könne ihn geradezu genießen. Warum sucht<br />
man denn dann Dating-Apps auf? Warum<br />
trägt man die Abstinenz so entschieden<br />
vor sich her? Eine angemessene Reaktion<br />
wäre, wie ich denke, doch zumindest auch<br />
Traurigkeit, wenn nicht sogar Empörung<br />
über das was einem fehlt, was einem<br />
genommen wird. Wünsche und Bedürfnisse<br />
nach körperlicher Nähe zu formulieren, nach<br />
Erotik, nach hautenger Sinnlichkeit – die<br />
übrigens überlebensnotwendig sind. Dass<br />
das wenig passiert, zeigt für mich, wie<br />
unverfeinert wir immer noch über sexuelle<br />
Wünsche und Bedürfnisse kommunizieren.<br />
Es wäre viel wichtiger, dass wir gerade über<br />
die Einschränkungen sprechen, wie sie uns<br />
belasten, oder auch über die Scham und<br />
Angst, wenn wir sie nicht einhalten können<br />
oder wollen. Und auch darüber wie wir sexuelle<br />
Begegnungen und Wünsche - welcher<br />
Art auch immer - erleben. Das wären doch<br />
die interessanten Themen, anstatt pastoralen<br />
Psychoterror aufeinander auszuüben.<br />
Ist das der gleiche Mechanismus, der<br />
zum Beispiel bei Kondomnutzern<br />
gegenüber PrEPern – und andersherum<br />
bei PrEP-Nutzern, die Kondomnutzer<br />
stigmatisieren – anfangs<br />
massive Wut ausgelöst hatte?<br />
Man kann beobachten, dass mit der<br />
gleichen Entschiedenheit, mit der vorher<br />
für freie Sexualität oder auch die PrEP<br />
eingetreten wurde, nun aufgefordert wird,<br />
jeglichen sexuellen Kontakt zu unterlassen.<br />
Bis hin dazu, dass die bloße Formulierung<br />
des Wunsches nach Sexualität schon problematisiert<br />
wird. In all diesen Debatten – um<br />
die PrEP oder nun die Schutzmaßnahmen<br />
gegenüber Corona – wird auch sexualmoralisch<br />
argumentiert. Ob es in dieser Hinsicht<br />
ein vor und nach Corona geben wird, bleibt<br />
abzuwarten. Manches deutet darauf hin.<br />
Wie meinst du das?<br />
Das Coronavirus berührt die Grundfesten<br />
unseres sozialen Miteinanders. Die<br />
Situation ist widersprüchlich und verlangt<br />
einem hochgradig Gegensätzliches ab.<br />
Eine Aufforderung ist es, den anderen –<br />
immer auch sexuellen - Körper zu meiden<br />
und dadurch zu schützen. Eine Reaktion<br />
auf diesen Verzichtszwang kann aber<br />
gerade die Sexualisierung sein. Man könnte<br />
sozusagen die ganze Welt ficken, weil man<br />
sich niemandem nähern kann. Fürsorglich<br />
ist auf einmal der Verzicht auf Nähe und<br />
diese Fürsorglichkeit soll in einem großen<br />
kollektiven Einvernehmen geschehen. Man<br />
wird vereinzelt, um Teil eines großen Ganzen<br />
zu sein. Diese Aufforderung, Teil einer<br />
Masse zu sein, verstärkt den Wunsch nach<br />
Zweisamkeit. Den Wunsch zum Beispiel<br />
bei einem anderen sexuell aufgehoben zu<br />
sein. Denn das entlastet von den Zumutungen<br />
der Gruppe. Geilheit könnte also<br />
vielmehr die angemessene Reaktion auf<br />
die außergewöhnliche Situation sein, sie<br />
kann aber eben – wegen Corona - nicht so<br />
umgesetzt werden. Wie geht man nun also<br />
mit diesen Bedürfnissen um? Bekämpft<br />
man sie und wird dadurch, harsch und<br />
ungeduldig gegenüber sich und anderen?<br />
Oder schafft man es, sie zu befriedigen?<br />
Und wie? Über letzteres sollten wir mehr<br />
nachdenken und sprechen!<br />
Schafft man es, sie zu<br />
befriedigen? Und wie? Über<br />
letzteres sollten wir mehr<br />
nachdenken und sprechen!<br />
Wie kann man denn persönliche<br />
Risikobewertung mit Herdendruck<br />
oder Gruppendynamik in einen<br />
Ausgleich bringen? Welchen Tipp<br />
kannst du geben?<br />
Zunächst einmal halte ich es für ratsam,<br />
die Empfehlungen öffentlicher Stellen<br />
wie RKI oder DAH ernst zu nehmen. Ich<br />
bin entschieden dafür, sich konzentriert<br />
mit ihnen zu beschäftigen und für sich<br />
Entscheidungen zu treffen, was das für<br />
das eigene Verhalten bedeutet. Wer Krankheitssymptome<br />
hat oder direkten Kontakt<br />
zu Risikogruppen oder Risikogebieten<br />
hatte, sollte sich ernsthaft überlegen, auf<br />
bestimmte oder alle direkten sexuellen<br />
Kontakte zu verzichten, wenngleich ich<br />
aber niemanden verurteilen würde, der<br />
sie trotzdem sucht. Es sind und bleiben –<br />
insbesondere in Bezug auf das Sexuelle -<br />
Handlungsempfehlungen über die die<br />
Einzelnen entscheiden müssen.<br />
Man darf auch einfach nicht vergessen,<br />
dass sexuelle Bedürfnisse<br />
zu den Grundbedürfnissen des<br />
Menschen gehören. Und nicht<br />
zuletzt ist ihre Befriedigung auch<br />
gesund. Ich halte es momentan<br />
für vernünftig, die Anzahl der<br />
Sexpartner zu reduzieren Das<br />
heißt aber nicht, Sexualkontakte<br />
zwingend gänzlich aufgeben zu<br />
müssen. Und schon gar nicht heißt<br />
das, sie zu verurteilen. Wer sexuelle<br />
Wünsche und Phantasien verbietet,<br />
handelt tyrannisch und hochgradig<br />
unsozial.<br />
FOTO: CHRISTIAN BUEHNER<br />
*Interview: Christian Knuth<br />
www.marco-kammholz.de
17<br />
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brunos.de /brunos.de @brunos_de
18 POLITIK<br />
DAS RATHAUS<br />
WIRD WIEDER ROSA<br />
REGIERT<br />
Nach sechs Jahren Großer Koalition gehen OB Dieter Reiter und seine SPD wieder ein Bündnis mit den Grünen ein.<br />
Die sind erstmals mit Abstand stärkste Kraft – und sie sind weiter in einer Fraktion mit der Rosa Liste. AZ-Lokalchef<br />
Felix Müller über die neuen Rathaus-Verhältnisse – und die Absage der Wiesn.<br />
Der 15. März war ein denkwürdiger<br />
Wahltag. Das lag zunächst an Corona.<br />
Die Krise überschattete die ganze<br />
Wahl, die Parteien verzichteten auf<br />
Last-minute-Wahlkampf, selbst auf<br />
interne Wahlpartys. Es lag aber auch<br />
am Ergebnis. Amtsinhaber Dieter Reiter<br />
wurde in die Stichwahl geschickt – und<br />
die Kräfteverhältnisse im Stadtrat wurden<br />
ordentlich durcheinandergewirbelt.<br />
Mit Abstand stärkste Kraft sind jetzt die<br />
Grünen, die 29,1 Prozent der Stimmen<br />
holten. Die CSU kam auf 24,7, die SPD<br />
musste sich mit 22 Prozent und Platz<br />
3 begnügen. Auch die Rosa Liste zog<br />
mit 1,0 Prozent der Stimmen erneut<br />
mit einem Sitz und Langzeit-Stadtrat<br />
Thomas Niederbühl ins Rathaus ein.<br />
Und Niederbühl darf sich nach sechs<br />
Jahren Pause wieder Teil eines Regierungsbündnisses<br />
nennen. Denn zwei<br />
Wochen später holte Dieter Reiter in<br />
der Stichwahl gegen CSU-Konkurrentin<br />
Kristina Frank mit mehr als 70 Prozent<br />
der Stimmen einen haushohen Sieg, in<br />
offenbar erstaunlich unkomplizierten<br />
Koalitionsverhandlungen tüteten SPD<br />
und Grüne daraufhin eine Koalition<br />
ein – und Niederbühl ist wieder Teil der<br />
Grünen-Fraktion.<br />
Zweite Bürgermeisterin wird nun Katrin<br />
Habenschaden, die sich im Wahlkampf<br />
auch als Freundin der Community<br />
profiliert hatte. Das Amt der Dritten<br />
Bürgermeisterin soll SPD-Frau Verena<br />
Dietl bekommen.<br />
Was bedeutet all das für die Queerpolitik?<br />
„Ich erwarte mir viel“, sagt der<br />
schwule Grünenpolitiker Dominik Krause,<br />
der Münchner Parteichef und auch (wieder)<br />
Fraktions-Vize ist. Man habe vieles<br />
auch im Koalitionsvertrag mit der SPD<br />
schon festgehalten. Einen Schwerpunkt<br />
für die nächsten Jahre sieht Krause im<br />
Kampf gegen Homo- und Transphobie<br />
an Schulen. „Wir wollen die Projekte,<br />
die in die Schulen gehen, stärken“, sagt<br />
Krause. Das Thema solle außerdem im<br />
städtischen Schulreferat zur Chefsache<br />
gemacht werden. Grün-Rot-Rosa fordert<br />
außerdem weiter explizit, dass die Polizei<br />
endlich Statistiken über homo- und<br />
transfeindliche Straftaten führen soll.<br />
„Außerdem wird es uns viel um die<br />
Sichtbarkeit gehen“, sagt Krause, der<br />
zum Beispiel Regenbogen-Zebrastreifen<br />
für die Stadt haben will. Außerdem soll<br />
sich die Stadt um die Gay Games 2026<br />
bewerben.<br />
Dem Rathaus drohen ungewohnt harte<br />
Zeiten – wegen der Corona-Krise. In den<br />
letzten Jahren hat man viele Probleme<br />
mit Geld gelöst. Es war ja da. Nun wird
KOLUMNE VON<br />
FELIX MÜLLER<br />
FOTO: PRIVAT<br />
FOTO: CC0 / PXHERE.COM<br />
man Schwerpunkte setzen müssen,<br />
weil die Gewerbesteuer extrem einbrechen<br />
wird. Zehn Milliarden Euro neue<br />
Schulden könnten bis 2030 auf die<br />
Stadt zukommen, hat Stadtkämmerer<br />
Christoph Frey (SPD) neulich in einem<br />
AZ-Interview gewarnt. Ob damit auch<br />
queere Projekte akut gefährdet sind?<br />
Der Grüne Dominik Krause glaubt das<br />
nicht. „Ich sehe bestehende Projekte<br />
nicht als bedroht“, sagt er. Und doch<br />
schaut er wegen Corona besorgt auf<br />
die Szene. „Das Problem der Vereinsamung<br />
bei Älteren hat sich noch<br />
verstärkt“, sagt er. „Und insgesamt<br />
lebt die Szene natürlich besonders<br />
vom Zusammenkommen.“ Dass SUB<br />
und Diversity viele Wochen nicht offen<br />
haben, nennt er als Beispiele. „Da nehmen<br />
viele Jüngere Stärke mit, einfach<br />
weil sie mal aus ihrem homophoben<br />
Umfeld rauskommen können“, sagt er.<br />
Schwule Straßenfeste und der CSD<br />
wurden ohnehin schon abgesagt.<br />
Und jetzt auch noch die Wiesn! Die<br />
sagte OB Dieter Reiter in einer leicht<br />
skurrilen Pressekonferenz mit dem<br />
fürs Thema nun gar nicht zuständigen<br />
Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei<br />
offiziell ab. Zuvor waren die<br />
Stimmen lauter geworden, dass das<br />
Oktoberfest dieses Jahr nicht stattfinden<br />
solle. Der OB sagte, die Absage<br />
sei „ein emotional und ökonomisch<br />
schwieriger Moment für unsere Stadt“.<br />
Reiter nannte das Anzapfen am ersten<br />
Wiesn-Samstag im Schottenhamel<br />
„eine der zentralen Amtshandlungen<br />
eines Münchner Oberbürgermeisters“.<br />
Dieses Jahr werden sich die Amtshandlungen<br />
also eher innerhalb des<br />
Rathauses abspielen. Möglicherweise<br />
mit vielen neuen Schwerpunkten. Zum<br />
Ausbau der Radwege – und damit dem<br />
Wegfall vieler Parkplätze – hat sich<br />
Grün-Rot-Rosa schon bekannt, die<br />
Planung zum Bau neuer Autotunnel<br />
soll komplett eingestellt werden.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Felix Müller
20 KULTUR<br />
ROSA<br />
INTERVIEW<br />
VON<br />
PRAUNHEIM:<br />
„<br />
Marlene<br />
Dietrich<br />
beeindruckte<br />
mich<br />
“<br />
FOTO: M. RÄDEL
KULTUR 21<br />
1942 wurde Deutschlands<br />
wohl umstrittenster Regisseur<br />
(„Nicht der Homosexuelle<br />
ist pervers, sondern die<br />
Situation, in der er lebt“, „Darkroom<br />
– Tödliche Tropfen“, „Die Jungs vom<br />
Bahnhof Zoo“, ...) und Homo-Aktivist<br />
geboren: Rosa von Praunheim.<br />
Seine Kunst und Polemik sorgten<br />
für Skandale, die Deutschland veränderten.<br />
Allein durch den anfangs<br />
genannten Film gründeten sich<br />
fünfzig neue Schwulengruppen! Wir<br />
trafen ihn im Deutschen Theater,<br />
wo er uns von seinen Plänen erzählte<br />
und Privates verriet.<br />
Welches war dein bestes<br />
Lebensjahrzehnt?<br />
Das kann ich so einfach nicht sagen.<br />
Jeder Mensch hat mehrmals am Tag<br />
unterschiedliche Stimmungen. Es<br />
gibt glückliche Momente, wenn man<br />
wahrgenommen wird. Etwa meine Ehrenauszeichnung<br />
beim „Max Ophüls Preis“ im<br />
Januar. Und wenn ein Stück, ein Film gut<br />
läuft, dann werden die Sorgen weniger.<br />
Du sorgst dich?<br />
Jeder freischaffende Künstler sorgt sich<br />
darum, die Miete nicht zahlen zu können.<br />
Dadurch, dass ich sehr produktiv bin,<br />
arbeite ich aber immer an bis zu zehn<br />
Projekten gleichzeitig, manche laufen,<br />
manche nicht. Man muss immer wieder<br />
kämpfen.<br />
Ermüdet das?<br />
Ich bin jetzt fünfzig Jahre im Beruf und<br />
muss weiterarbeiten. Und mach es gerne!<br />
Ich bekomme eine kleine Rente, es ist<br />
aber gut, dass ich arbeiten muss, das hält<br />
jung.<br />
Bist du jetzt gelassener als früher?<br />
Ja und nein. Die Ängste sind aber<br />
mitunter sehr groß, das ändert sich<br />
nicht. Ich weiß nur, dass das Kreative, das<br />
Malen, das Schreiben, dass das ein großes<br />
Geschenk ist.<br />
Wie siehst du die jetzige Szene,<br />
etwa Formate wie „Prince<br />
Charming“.<br />
Ich finde ALLES gut, was Sichtbarkeit<br />
schafft. In Deutschland habe ich mich<br />
immer bemüht, Schwule ins Fernsehen zu<br />
bringen. Egal, wie trivial ein Format ist, es<br />
ist wichtig, dass Schwule wahrgenommen<br />
werden.<br />
Gehst du denn schwul aus?<br />
Ich war nie ein Partygänger, aber ich war<br />
früher natürlich überall mal in Berlin. Ich<br />
war nie ein Nachtschwärmer. Dass man<br />
Freitag bis Montag durchfeiert, ist ja eine<br />
neue Entwicklung. Es würde mir keinen<br />
Spaß machen, ich nehme keine Drogen<br />
und trinke nicht.<br />
Was für Musik hörst du zu Hause?<br />
Nichts. Ich bin eher musikfeindlich! Wenn,<br />
dann höre ich schräge Musik, keinen<br />
Pop. Thailändische Militärmusik, DDR-<br />
Politsongs, auch polnische Chansons. Elvis<br />
habe ich einmal live gesehen, das bleibt<br />
natürlich in Erinnerung. Oder Marlene Dietrich<br />
beeindruckte mich live sehr! Was jetzt<br />
noch nicht spruchreif ist, aber ich arbeite<br />
gerade an einem Film über Rex Gildo, da<br />
steht weniger seine Musik, eher sein Leben<br />
im Fokus. Aber die Musik von Juwelia finde<br />
ich wunderbar.<br />
Fühlst du dich genug gewürdigt von<br />
der queeren Welt?<br />
Man soll sich nicht zu wichtig nehmen.<br />
Aber ich freue mich, wenn ich wahrgenommen<br />
werde. Ich gehe nicht jeden Tag<br />
auf den Balkon und winke um 2 Uhr den<br />
applaudierenden Massen zu. (grinst)<br />
Du kommst gerade aus einem<br />
Termin mit dem Intendanten.<br />
Ja, seit zwei Jahren läuft hier am<br />
Deutschen Theater mein Musical „Jeder<br />
Idiot hat eine Oma, nur ich nicht“ sehr<br />
erfolgreich. Anfang des Jahres habe ich<br />
den Theatertage-Wettbewerb gewonnen,<br />
aus über 170 Werken wurde mein Stück<br />
über Friedrich den Großen und Adolf Hitler,<br />
„Hitlers Ziege oder die Hämorrhoiden des<br />
Königs“, ausgewählt. Da bin ich schon<br />
etwas stolz. Am 20. <strong>Juni</strong> ist hier die<br />
Uraufführung, jetzt geht es so langsam an<br />
die Vorbereitung.<br />
Stichwort Wettbewerb. Hast du das<br />
noch nötig?<br />
Es hat sich so ergeben, dass ich das<br />
Stück fertig hatte ... und habe es einfach<br />
mal eingereicht. Ich hatte nicht damit<br />
gerechnet zu gewinnen.<br />
Zweifel am eigenen Werk?<br />
Nein, Aber es gibt ja so viele gute Stücke.<br />
Jetzt bin ich stolz, dass ich als „alter<br />
Hase“ da mit jungen „Hasen“ konkurrieren<br />
konnte.<br />
Wie schwul wird „Hitlers Ziege<br />
oder die Hämorrhoiden des Königs“<br />
denn?<br />
Es geht um Hitlers Sexualität, oder seine<br />
Nicht-Sexualität. Und um die Homosexualität<br />
Friedrich des Großen, auch wenn<br />
Historiker diese gerne verschweigen. Zu<br />
Hitler gibt es ja verschiedene Forschungen<br />
zu seinen Männerbeziehungen. Erst<br />
mit Ende dreißig hatte er ersten Kontakt<br />
zu Frauen, davor war Hitler sogar recht<br />
frauenfeindlich.<br />
Das Böse schlechthin, Hitler, auch<br />
noch schwul, schadet das nicht der<br />
Szene?<br />
Die Zeit ist vorbei, dass man aus<br />
taktischen Gründen Fakten verschweigt.<br />
Nach fünfzig Jahren Emanzipation kann<br />
man es sich leisten, auch böse Schwule<br />
zu zeigen, nicht nur die guten. Hitler war<br />
eben auch Mensch. Kein Mensch wird als<br />
Monster geboren, man entwickelt sich<br />
dazu.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.rosavonpraunheim.de
22 KULTUR<br />
RALF KÖNIGS<br />
40-jähriges Zeichnerjubiläum<br />
INTERVIEW<br />
FOTOS: VVG KÖLN
Der Herr der Knollennasen, Deutschlands wohl bekanntester<br />
schwuler Comiczeichner Ralf König, hatte<br />
Zeit für einen Chat mit uns zum Thema Altern.<br />
Ab wann ist man in deinen Augen denn nicht mehr<br />
jung, also alt?<br />
Zwischen jung und alt gibt’s ja den schleichenden Übergang.<br />
Ich werde im August sechzig und weiß echt nicht, was<br />
ich davon halten soll. Aber ich empfehle schmeichelhafte<br />
Badezimmerspiegel-Beleuchtung. Ich hab noch die gute alte<br />
Glühbirne, mild mit höchstens 25 Watt.<br />
Wenn überhaupt: Wann hast du dich zum ersten Mal<br />
„reifer“ gefühlt?<br />
Das fing bei mir erst mit 45 allmählich an. Bis dahin hatte ich<br />
wenig Probleme mit Reife. Im Gegenteil, ich eierte testosteronbesoffen<br />
durch die Kulissen. Wunderbar.<br />
Auch in deinen Comics setzt du dich mit dem<br />
Thema Altern auseinander. Wie kommt das an?<br />
„Herbst in der Hose“ war ein bemerkenswerter Erfolg auch<br />
bei schwulen Lesern, die zwischendurch aufgehört hatten,<br />
mein Zeug zu kaufen. Klar, man muss die Verfallsdaten mit<br />
Humor nehmen. Die Tragödien zu Komödien machen ist eh<br />
’ne gute Lebensphilosophie.<br />
Was sind für dich die schönen Seiten am Ü50-Sein?<br />
Hm. Tja. Keine Ahnung. *kopfkratz*<br />
Welches Lebensjahrzehnt war für dich denn das<br />
inspirierendste?<br />
Die 90er! Da war ich frisch in Köln, wenn ich Fotos sehe,<br />
möchte ich mich selbst ficken. Stattdessen bin ich liebestoll<br />
auf Brasilianer, Italiener und Griechen gesprungen, aber das<br />
war auch schön.<br />
Kannst du dich eigentlich mit dem Wort queer<br />
identifizieren? Oder bist du lieber schwul?<br />
Der SPIEGEL betitelte unlängst einen Artikel über mich<br />
„Schwuler alter weißer Mann“. Nun ist es raus, dabei soll’s<br />
bleiben. Im Ernst: Wir haben den Begriff „schwul“ damals aus<br />
der Schmuddelecke gerupft und sauber neu eingetopft. Ich<br />
verstehe „queer“ als Sammelbegriff, aber ich bin schwul, klar!<br />
Worauf freust du dich <strong>2020</strong>?<br />
Auf mein 40-jähriges Zeichnerjubiläum. 1980 kam mein<br />
erstes Schwulcomix-Heftchen raus, beim Verlag Rosa Winkel.<br />
Also mache ich <strong>2020</strong> Comic-Lesungen mit dem ganz alten<br />
Stoff, das wird lustig. Politisch korrekt gab’s noch nicht.<br />
*Fragen: Michael Rädel<br />
»Lass’, o lass’<br />
mich hoffen,<br />
dass dem<br />
Sturme<br />
folge klarer<br />
Sonnenschein.«<br />
www.ralf-koenig.de<br />
DON GIOVANNI<br />
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart<br />
www.gaertnerplatztheater.de
24 ESSEN & TRINKEN<br />
Essen to Go<br />
& Drinks vor die<br />
Haustüre<br />
FOTO: BACH HANZO/PEXELS<br />
Angesichts geschlossener Gastronomie mag sich so mancher in Verzicht<br />
üben. Wir sagen: Von wegen Verzicht – jetzt erst recht! Schwelgen<br />
und schlemmen kann man schließlich auch zu Hause. Wie gut,<br />
dass viele Münchner Bars, Restaurants und Gaststätten ihre Produkte<br />
zum Mitnehmen anbieten oder sogar ausliefern. Wer genau sucht,<br />
muss in München glücklicherweise auf keine Cuisine und keinen Drink<br />
verzichten. *jb<br />
SKANDINAVISCHE SCHMANKERLN AUS DEM CAFÉ BLÁ<br />
„Nordic Coffee Culture“ lautet seit jeher die Mission des Café Blá<br />
in der Lilienstraße. Und die will Cafébetreiberin und Halb-Isländerin<br />
Stephanie Bjarnason weiter verfolgen. Als Kiosk Blá bietet sie tollen<br />
Kaffee und isländische Spezialitäten über ihr Verkaufsfenster an.<br />
Wen die Skandinaviensehnsucht gar übermannt, der kann sich<br />
im Online-Shop des Blá schöne Dinge rund um die nordische<br />
Kaffeekultur bestellen und am nächsten Tag dort abholen.<br />
Café Blá, Lilienstr. 34, tgl. 12 – 17 Uhr, www.cafebla.de<br />
RUSSISCHE GAUMENFREUDEN AUS DEM SALON<br />
IRKUTSK<br />
Auch der sympathische Salon Irkutsk in der Schwabinger<br />
Isabellastraße hat ein feines Take-away-Angebot für euch.<br />
Ganz gemäß der Russophilie des Irkutsk könnt ihr euch täglich<br />
russische Cuisine am Verkaufsfenster abholen. So bietet der<br />
„Pelmeni Express“ nebst titelgebenden Teigtaschen auch<br />
leckeren Borschtsch oder Wareniki mit Sauerkirschen.<br />
Salon Irkutsk, Isabellastr. 4, tgl. 12 – 14 Uhr + 19 –21 Uhr,<br />
www.salonirkutsk.com<br />
FEINE DRINKS AUS DEM GARÇON<br />
Ein wenig schmerzt es ja schon, dass wir zurzeit das tolle Ambiente<br />
der Bar Garçon nicht genießen können. Doch zum Glück<br />
sind uns ihre phänomenalen Drinks geblieben. Jeden Dienstag<br />
und Freitag beliefert euch Barchef Mario persönlich mit seinen<br />
ausgefeilten Kreationen in Bügelflaschen, auf Wunsch auch gerne<br />
mit Eis und Tumbler. Dank Webshop mit minimalem Aufwand.<br />
Bar Garçon, Utzschneiderstr. 4, Di + Fr 16 – 19 Uhr,<br />
www.bar-garcon.de
Bayerisches<br />
Staatsballett<br />
Der wendende<br />
Punkt<br />
Spielzeit<br />
<strong>2020</strong>–2021<br />
Giselle<br />
Peter Wright<br />
19.09.20<br />
Coppélia<br />
Roland Petit<br />
25.09.20<br />
Jewels<br />
George Balanchine<br />
06.11.20<br />
Der Nussknacker<br />
John Neumeier<br />
27.11.20<br />
Cinderella<br />
Christopher Wheeldon<br />
20.12.20 Premiere<br />
Schwanensee<br />
Ray Barra, Marius Petipa,<br />
Lew Iwanow<br />
08.02.20<br />
Spartacus<br />
Yuri Grigorovich<br />
01.03.21<br />
Der Schneesturm<br />
Andrey Kaydanovskiy<br />
16.04.21 Premiere<br />
Romeo und Julia<br />
John Cranko<br />
29.05.21<br />
Heute ist Morgen<br />
25.06.21 Premiere<br />
Infos/Tickets<br />
T +49.(0)89.21 85 1920<br />
tickets@staatsoper.de<br />
www.staatsballett.de
26 ESSEN & TRINKEN<br />
EDLE STEAKS AUS DEM LA BOHÈME<br />
Manchmal muss es eben ein Steak sein. Das La Bohème an<br />
der <strong>Leo</strong>poldstraße bereitet euch hochwertige Steakgerichte<br />
zum Abholen oder liefert sie euch nach Hause. Und nicht nur<br />
das: Einen ganzen Sonntagsbrunch oder mehrgängige Wine &<br />
Dine-Menüs für zwei Personen haben die findigen Schwabinger<br />
ebenfalls in petto.<br />
La Bohème, <strong>Leo</strong>poldstr. 180, Mi – So 11:30 – 21 Uhr,<br />
www.bohemeschwabing.de<br />
STERNE-STREETFOOD AUS DEM HOTEL SCHWABINGER<br />
WAHRHEIT<br />
Niemand anderes als Münchner Sternekoch Tohru Nakamura<br />
zeichnet für das erstklassige Take-away im Hotel Schwabinger<br />
Wahrheit verantwortlich. Das knusprig ausgebackene Shibuya<br />
Fried Chicken verführt vor allem durch seine Spezialmarinade<br />
und ist in verschiedenen Ausführungen erhältlich, von der Family<br />
Box bis zur Einzelportion.<br />
Schwabinger Wahrheit, Hohenzollernstr. 5,<br />
Di – Sa 12 – 19 Uhr, www.schwabinger-wahrheit.de/<br />
shibuya-fried-chicken<br />
FOTO: BEN FUCHS<br />
INDISCHES FEUER AUS DEM MADAM CHUTNEY<br />
Von Delhi nach München. Das Madam Chutney war bislang ein<br />
Geheimtipp unter Liebhabern der indischen Cuisine. Spätestens<br />
nach dem Umzug in die Frauenstraße avancierte das coole<br />
indische Restaurant zum Kultlokal. Mit Recht, denn die fruchtigscharfe<br />
Speisekarte hat es in sich. Die Speisen gibt es zum<br />
Abholen oder auch per Lieferung.<br />
Madam Chutney, Frauenstraße 11, Mo – Sa 11:30 – 14:30 Uhr<br />
und 17:30 - 22:30 Uhr, www.madamchutney.com<br />
EHRLICHE KÜCHE AUS DEM GRIST & GRAIN<br />
Schrot und Korn bedeutet der Name des relativ neuen Restaurants<br />
in Schwabing und liefert gleich einen Hinweis auf dessen<br />
Ausrichtung. Von kulinarischer Effekthascherei hält Restaurantbetreiber<br />
Dirk Gerrard zum Glück nichts. Vielmehr setzt er auf<br />
hohe Qualität bei seiner Hausmannskost plus. Im <strong>Mai</strong> winken<br />
beispielsweise tolle Spargelgerichte mit Salat, Schnitzel oder als<br />
Poke Bowl mit Fisch zur Abholung.<br />
Grist & Grain, Wilhelmstr. 34, Mo – Fr 12 – 14 + 16 – 20 Uhr,<br />
Sa + So 16 – 20 Uhr, www.grist-grain.de<br />
ITALIENISCHE COOLNESS AUS DEM QUATTRO TAVOLI<br />
Gerade in München gibt es fast an jeder Ecke italienische<br />
Restaurants. Doch keines ist so entspannt wie das Quattro Tavoli<br />
im Dreimühlenviertel. Das zeigt sich auch auf der täglich wechselnden<br />
Speisekarte, die auf bewährte Klassiker mit Twist setzt.<br />
Am Wochenende stellt euch das Quattro tolle mehrgängige<br />
Menüs samt Wein und Desserts zusammen, als Take Away oder<br />
Delivery.<br />
Quattro Tavoli, Dreimühlenstr. 10, MITTAGS: Mo – Fr 12 – 15 Uhr<br />
(letzte Bestellung), ABENDS: tgl. 18 – 21 Uhr (letzte Bestellung),<br />
Tel. 089 74 11 81 57, www.quattrotavoli.com
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Thalkirchner Str.<br />
Herzog-Wilhelm-Str.<br />
22. Spexter Erotic-Store,<br />
Müllerstr. 54<br />
• UnderGround des MLC,<br />
Machtlfingerstr. 28<br />
UNTERKUNFT<br />
19. Deutsche Eiche, Hotel,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
23. Hotel Brunnenhof,<br />
Schillerstr. 36,<br />
www.brunnenhof.de<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
24. Café im Sub,<br />
Müllerstr. 14<br />
19. Deutsche Eiche,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
25. Edelheiss Bar,<br />
Pestalozzistr. 6<br />
Pestalozzistr.<br />
26. Eiscafé Eismeer,<br />
Pestalozzistr. 21<br />
• Gay Café Heimatliebe,<br />
Wirtstr. 15<br />
(Eingang Reintaler Str.)<br />
27. Jenny was a friend of mine,<br />
Holzstr. 14<br />
28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />
Fraunhoferstr. 4<br />
29. Kraftwerk,<br />
Thalkirchnerstr. 4<br />
30. Moro Restaurant,<br />
Müllerstr. 30<br />
31. NiL, Hans-Sachs-Str. 2<br />
KULTUR<br />
32. Bayerische Staatsoper,<br />
Max-Joseph-Platz 2,<br />
www.bayerische-staatsoper.de<br />
33. City Filmtheater, Kino,<br />
Sonnenstr. 12,<br />
www.city-kinos.de<br />
2<br />
Neuhauser Str.<br />
Damenstiftstr.<br />
U SENDLINGER TOR<br />
11 29 22<br />
25<br />
20<br />
89<br />
26<br />
27<br />
15<br />
46<br />
Blumenstr.<br />
Müllerstr.<br />
Maxburgstr.<br />
14<br />
Hans-Sachs-Str.<br />
Oberanger<br />
Unter Anger<br />
42<br />
30<br />
41 45<br />
9<br />
31<br />
38<br />
Färbergraben<br />
Blumenstr.<br />
MARIENPLATZ U S<br />
Rindermarkt<br />
39<br />
24<br />
40<br />
47<br />
Müllerstr.<br />
Fraunhoferstr.<br />
Corneliusstr.<br />
Klenzestr.<br />
FRAUENHOFERST. U<br />
34. Deutsches Theater,<br />
Schwanthalerstr. 13,<br />
www.deutsches-theater.de<br />
Erhardtstr.<br />
• Gasteig (Philharmonie),<br />
Rosenheimer Str. 5,<br />
www.gasteig.de<br />
• GOP Varieté-Theater,<br />
Maximilianstr. 47,<br />
www.variete.de<br />
• Kultur im Schlachthof,<br />
Zenettistr. 9,<br />
www.im-schlachthof.de<br />
35. Kunsthalle München,<br />
heatinerstr. 8<br />
• Lenbachhaus -<br />
Städtische Galerie,<br />
Luisenstr. 33,<br />
www.lenbachhaus.de<br />
• Museum Brandhorst,<br />
Theresienstr. 35a<br />
36. Münchner Kammerspiele,<br />
Maximilianstr. 26-28,<br />
www.muenchnerkammerspiele.de<br />
• Münchner<br />
Philharmoniker,<br />
Rosenheimer Str. 5<br />
• Münchner Volkstheater,<br />
Brienner Str. 50,<br />
www.muenchnervolkstheater.de<br />
37. Staatstheater am<br />
Gärtnerplatz,<br />
Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />
www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />
• Tierpark Hellabrun,<br />
Tierparkstr. 20<br />
Gärtnerplatz<br />
37<br />
13<br />
Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />
28<br />
RAT & TAT<br />
38. Caritas Ambulanter Hospiz<br />
ienst, Queer-Sprechstunde,<br />
jeden 1. Montag im Monat,<br />
ASZ Isarvorstadt,<br />
Hans-Sachs-Str. 14,<br />
caritas-hospizdienst@<br />
barmherzige-muenchen.de<br />
39. Diversity Jugendzentrum,<br />
Blumenstr. 11,<br />
www.diversity-muenchen.de<br />
19<br />
Frauenstr.<br />
Rumfordstr.<br />
Buttermelcherstr.<br />
17<br />
Baaderstr.<br />
Reichenbachbrücke<br />
ISAR<br />
32<br />
Maximilianstr.<br />
16<br />
Tal<br />
Steindorfstr.<br />
Corneliusbrücke<br />
5<br />
40. Gay Outdoor Club<br />
München e.V.,<br />
Sportverein,<br />
Müllerstr. 14,<br />
www.gocmuenchen.de<br />
• Isarhechte e.V.,<br />
Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />
www.isarhechte.de<br />
41. Koordinierungsstelle zur<br />
Gleichstellung von LGBTI*,<br />
Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstraße)<br />
42. LeTRa,<br />
Blumenstr. 29,<br />
www.letra.de<br />
43. Marikas Beratungsstelle für<br />
anschaffende junge Männer,<br />
Dreimühlenstr. 1,<br />
www.marikas.de<br />
44. Münchner Aids-Hilfe,<br />
Lindwurmstr. 71,<br />
www.aidshilfe-muenchen.de<br />
45. Münchner Regenbogen-<br />
Stiftung, Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstr.)<br />
46. Rechtsanwälte Schuster<br />
& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />
(Fußgängerzone),<br />
(089) 23888930,<br />
www.ra-srk.de<br />
• Regenbogenfamilien,<br />
Fach- und Beratungsstelle,<br />
Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />
www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />
47. Sub e.V.,<br />
Müllerstr. 14,<br />
info@subonline.org<br />
48. Team München, Sportverein,<br />
Rumfordstr. 39<br />
www.teammuenchen.de<br />
• TransMann e.V.,<br />
Parzivalstr. 41,<br />
www.transmann.de<br />
36<br />
Isartorpl.<br />
ISARTOR S<br />
48<br />
1<br />
4
29<br />
DEIN ZAHNARZT<br />
Zahnarztpraxis<br />
Dr. Timo Bachmann<br />
Schweigerstr. 4<br />
81541 München<br />
Tel. +49 89 663242<br />
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Wir helfen und<br />
informieren gerne.<br />
OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />
Wir machen uns stark!<br />
Für Lesben, Schwule, Bi, Trans * und Inter *<br />
Als Koordinierungsstelle für gleichgeschlechtliche<br />
Lebensweisen ist es unser Ziel, die LGBTI * -Community in<br />
München zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />
Wir machen uns stark. Für Lesben, Schwule, Bi, Trans *<br />
und Inter * . LGBTI: Lesbian, Gay, Bisexual, Trans * , Inter*<br />
Mehr Informationen unter:<br />
muenchen.de/koordinierungsstelle<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Montag - Freitag: 08:00 - 18:30<br />
Samstag: 9:00 - 13:00<br />
Isartorplatz 6 | 80331 München<br />
Telefon: (089) 21 99 29 - 0<br />
Telefax: (089) 21 99 29 - 19<br />
E-mail: isator.apo@t-online.de<br />
www.isartor-apotheke.de
30 28 DESIGN<br />
Meine Wohnung<br />
ist meine Burg<br />
An manchen Tagen ist man einfach froh, die Tür hinter sich zu schließen,<br />
den Lärm der Umgebung, die Gerüche, die visuellen Zumutungen und<br />
die Hektik hinter sich zu lassen und einfach mal einen hyggeligen<br />
Abend zu haben.<br />
Das Zuhause ist Rückzugsort, kann<br />
Ort der (Regenbogen-)Familie sein,<br />
ist aber auf jeden Fall der Platz, an<br />
dem man viel Zeit verbringt. Um zu<br />
entspannen, zu kochen, Musik zu<br />
hören, entspannt zu chatten, zu<br />
lesen, zu malen, zu lachen, Freunde<br />
zu empfangen, kurz gesagt: Ein Ort,<br />
um du selbst zu sein. Und der sollte<br />
dir gefallen.<br />
Dabei ist es wirklich egal, ob du<br />
es lieber minimalistisch, retro,<br />
barock oder futuristisch hast. Ob<br />
du Bauhaus-Möbel sammelst<br />
oder IKEA geschickt kombinierst,<br />
gefallen muss es DIR. Nicht deinem<br />
womöglich immer nörgelnden<br />
Heimwerker-Vater oder dem<br />
klugscheißenden Ex, es ist deine<br />
Burg, dein Schloss, dein Biberbau.<br />
Also richte ihn mit den Möbeln<br />
und Accessoires ein, die dir Freude<br />
machen. Nur einen großen Fernseher<br />
zu haben, reicht nicht. Deine<br />
Wohnung, dein Haus, dein WG-<br />
Zimmer sollte es dir ermöglichen,<br />
deinen Gedanken nachzuhängen,<br />
gut zu schlafen und kreativ zu<br />
sein. Wer sich hässlich, also nur<br />
praktisch, einrichtet, ist weder gut<br />
drauf noch entspannt. Wem es<br />
zu Hause gefällt, der ist da gerne.<br />
Das heißt nicht, dass du vor lauter<br />
Cocooning deine Freunde, Sport,<br />
die Natur oder auch das Reisen<br />
vernachlässigen sollst. Nein, das<br />
heißt, dass du besser lebst, wenn<br />
du es dir schön machst – und das<br />
geht auch mit wenig Geld, wenn<br />
man kreativ ist. *rä<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/PEOPLEIMAGES<br />
NATUR<br />
Der Garten im Glas<br />
FOTO: M. RÄDEL<br />
Die Corona-Krise hat es uns allen gezeigt: Nur TV und<br />
Internet genügen nicht, um einem Homeoffice-Pause<br />
und Quarantäne erträglich zu machen. Auch wer<br />
gesund war, konnte sich nicht allzu lange im Freien<br />
aufhalten, die Sehnsucht nach Grün und Natur wuchs<br />
und wuchs.<br />
Ein bisschen Abhilfe kann<br />
da ein Garten im Glas<br />
schaffen. Den kannst du<br />
zum Beispiel in einem alten<br />
Aquarium oder Marmeladenglas<br />
anlegen. Ein kleines<br />
Kiesbett gegen Staunässe,<br />
Sand, Erde und dann (nicht<br />
zu viele) kleine Pflänzchen,<br />
Moos und Orchideen zum<br />
Beispiel. Oder Kakteen (so<br />
piksen sie dich auch nicht<br />
beim Putzen und Chillen).<br />
Besonders schön wird so<br />
ein Stück grünes Leben,<br />
wenn du diese Glasgärten<br />
erleuchten kannst. Das<br />
geht mit den solarbetriebenen<br />
LUMIX Dekogläsern<br />
ganz hervorragend. Die gibt<br />
es in drei Varianten: „Basic“<br />
(15 cm), „Long“ (25,5 cm)<br />
und „Bold“ (31 cm). Was<br />
ihnen allen gemein ist,<br />
sind die vier sehr hellen<br />
LEDs, der wasserfeste<br />
Echtholz-Deckel aus<br />
FSC-zertifiziertem Bambus,<br />
ein Trageriemen aus<br />
echtem Leder sowie das<br />
mundgeblasene Glas. Der<br />
benötigte Strom wird über<br />
das im Deckel integrierte<br />
Solarpanel erzeugt. *rä<br />
Wir verlosen das Deco Glass<br />
Basic auf männer.media/<br />
gewinne.<br />
www.krinner.com
DESIGN 31<br />
LICHT<br />
Natur trifft Design<br />
Fernab von <strong>Mai</strong>nstream und Eintönigkeit<br />
entwirft, bearbeitet und<br />
verkauft Sue Beeker ökologisch<br />
nachhaltige Produkte, die durch ihre<br />
Heimat Thailand inspiriert und dem<br />
regionalen Zeitgeist angepasst sind.<br />
Die Chimney Uplamp ist ein einzigartiges<br />
Beleuchtungselement, dessen Optik durch<br />
das Zusammenspiel aus Holz und Licht<br />
tatsächlich an emporsteigenden Rauch<br />
aus einem Schornstein erinnert. Durch den<br />
indirekten und warmen Schein entstehen<br />
schöne Lichtspiele an Wand und Decke, die<br />
eine friedliche und strukturierte Atmosphäre<br />
schaffen. Der Schornstein steht hier symbolkräftig<br />
für die Industrialisierung und die damit<br />
einhergehende Umweltproblematik und soll<br />
den Betrachter daran erinnern, verantwortungsvoll<br />
mit unseren natürlichen Ressourcen<br />
umzugehen. Ökologisch durchdacht ist<br />
die Lampe aus Verarbeitungsresten von<br />
Möbeln und Objekten aus Plantagenteakholz<br />
gefertigt. *sk<br />
SueBeeker Interiors, Söckinger Str. 4 a,<br />
Starnberg, www.suebeeker.de<br />
Sofa „Naples“ & Dekokissen von<br />
het anker, Teppich „Fame“ von<br />
JAB Anstoetz, Beistelltische von<br />
„Zuiver“ Kerzenständer und<br />
Dosen von „Gift Company“, Vase<br />
und Bild von „House Doctor“,<br />
Karaffe und Gläser von „LSA“,<br />
Beistelltisch von „Dutchbone“,<br />
Holzjalousie auf Anfertigung<br />
WELCOME interiors<br />
www.welcome-interiors.com<br />
Yorckstraße 26 · 10965 Berlin · Telefon 030 39 91 93 65
32 DESIGN<br />
MIR REICHT’S... ich geh schaukeln!<br />
Kinder und Erwachsene schaukeln gerne.<br />
Draufsetzen, abstoßen, losschwingen.<br />
Der Körper ist in Bewegung. Die<br />
Welt ist in Bewegung. Schaukeln entschleunigt,<br />
schafft Zutrauen und Mut.<br />
Schaukeln ist Slow Food für die Seele.<br />
Und damit das auch in deinem Garten oder<br />
deiner Wohnung möglich ist, gibt es die<br />
HUTSCHN – eine in liebevoller Handarbeit<br />
hergestellte Schaukel aus dem Berchtesgadener<br />
Land. Jede Schaukel wird aus einem<br />
Holzstück mit eigenständigem Charakter<br />
gefertigt und ist daher einzigartig und<br />
unverwechselbar. Damit aus einem Eichenholzstück<br />
eine HUTSCHN wird, braucht es<br />
Zeit – unter anderem wird das Holz zuvor<br />
mindestens zehn Jahre in der freien Natur<br />
schonend gelagert und getrocknet – und<br />
Präzision. Die Macher der HUTSCHN legen<br />
Wert auf Qualität, Langlebigkeit, die ökologische<br />
Bilanz und regionale Herkunft. Dadurch<br />
entstehen Schaukeln, die nicht nur das<br />
Leben und die Umgebung einer Generation<br />
verschönern werden, sondern die das Zeug<br />
haben, zu echten Lieblings- und Erbstücken<br />
zu werden. *sk<br />
KÜCHE<br />
Eierbecher ohne Becher<br />
Sebastian Frank steht für Alltagsprodukte, die neu gedacht werden.<br />
Bei seinen Entwürfen legt der Designer Wert auf eine klare und<br />
reduzierte Formensprache, ohne dass diese dabei angestrengt wirken.<br />
Braucht es wirklich einen Becher,<br />
um das Frühstücksei zu genießen?<br />
Nein! Der elegante Beweis<br />
heißt „rocket“, dessen Design so<br />
logisch, schlicht und vollendet<br />
ist wie das Ei selbst. rocket<br />
wird aus einer hochwertigen<br />
Metalllegierung gefertigt und<br />
anschließend mit einer von acht<br />
verschiedenen Farben beschichtet,<br />
zusätzlich gibt es noch eine<br />
Echtgold-Variante. Durch die<br />
hochwertige Verarbeitung und<br />
die moderne Anmutung wird<br />
rocket zum Highlight auf dem<br />
Küchentisch, aber auch zum<br />
idealen Geschenk! *sk<br />
Design Sebastian Frank,<br />
Hellabrunner Str. 30, München,<br />
www.sebastianfrank.design,<br />
www.getrocket.de
34 DESIGN<br />
HINGUCKER<br />
DEKO-QUEENS aufgepasst!<br />
TISCHLEUCHTE „TOUCAN GOLD“<br />
Wer von fernen tropischen Zielen träumt, dem gibt diese Tischleuchte<br />
die richtige Atmosphäre. Der goldene Tukan als Lampenfuß<br />
mit einem eleganten schwarzen Lampenschirm holt ferne Geschichten<br />
ganz nah zu uns und wird nebenbei definitiv bei Gästen für<br />
Gesprächsstoff sorgen.<br />
WANDSCHMUCK „ATLAS BEETLE RAINBOW“<br />
Ob an der Wand, auf dem Tisch oder dem Sideboard, ob allein oder<br />
mit anderen Beetles kombiniert – dieser in Regenbogenfarben schimmernde<br />
Käfer aus Edelstahl ist ein exzellenter und ausgefallener Beweis<br />
für echtes Stilgefühl. Durch seinen Haken auf der Unterseite ist dieser<br />
35,5 cm lange und 26 cm breite Deko-Käfer einfach zu befestigen und<br />
gut zu kombinieren mit weiteren Beetles in anderen Ausführungen.<br />
SESSEL „SPECTRA“<br />
Der gemütliche Sessel im 50er-Jahre-Stil steckt voller Retro-<br />
Charme. Der auch als Sofa erhältliche Sessel passt perfekt in<br />
das Zuhause aller Retro-Fans. Die warme Samtoptik des Sessels<br />
lässt sich ideal mit Blautönen zu einem echten Hauptdarsteller<br />
kombinieren.<br />
SERVIERWAGEN „FINO“<br />
Wer Retro-Design mit moderner Eleganz kombinieren will, hat mit<br />
diesem Servierwagen genau das Richtige gefunden. Der Barwagen<br />
aus Stahl und Glas im Stil der Twenties ist durch seine im dunklen<br />
Bernsteinton gehaltenen Glasplatten ein echter Blickfang. Die kunstvolle<br />
Symmetrie und der warm schimmernde Kupferton bringen ein<br />
bisschen Retro-Glamour nach Hause. Mit Rollen, Sicherheitsglas und<br />
poliertem Stahl ausgestattet bietet sich dieser Servierwagen nicht nur<br />
als Hausbar an, sondern auch als kreativer Nachttisch, Beistelltisch<br />
oder zur edlen Präsentation der Beautyprodukte im Bad.<br />
KONSOLE „DIMENSION“<br />
Diese grafisch reduzierte Konsole mit klarer Glasplatte bringt einen<br />
modernen Höhepunkt in jedes Wohnambiente. Das in Handarbeit<br />
gefertigte Stahlgestell sorgt für fantastische optische Effekte und lässt<br />
dieses Möbelstück zu einem einzigartigen Kunstobjekt werden. *tb<br />
www.kare.de<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />
Chefredakteur:<br />
Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
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Müller (fm), Christian KL Fischer (fis), Leander<br />
Milbrecht (lm), Susan Kühner (sk), Dagmar<br />
Leischow, Jonathan Fink, Steffen Rüth<br />
Lektorat (ausgewählte Texte):<br />
Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />
Grafik: extern<br />
Cover: Alma, Foto: Lusha Alic<br />
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andere auch<br />
Es ist deine Entscheidung, mit einer<br />
erfolgreichen Behandlung kannst du<br />
leben, wie du es willst.<br />
Nimm dein Leben in die Hand und erfahre<br />
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für ein positives Leben mit HIV.
DESIGN<br />
NACHGEFRAGT<br />
Zeichnungen und Porzellanobjekte:<br />
Søren Zschocke<br />
Der Dresdner Künstler hatte zwischen<br />
seiner Arbeit an den Brennöfen<br />
und am Papier Zeit für einen Chat.<br />
Wann ging es los mit der Kunst?<br />
Das Zeichnen habe ich schon sehr früh<br />
begonnen und es immer wieder auf meine<br />
Weise vorangetrieben. Es begleitete mich<br />
auf meinem beruflichen Weg als Porzellangestalter<br />
und Porzellanmodelleur.<br />
Ich war viele Jahre für die Manufaktur<br />
Meissen tätig. Parallel dazu ließen mich<br />
die Kunst und das Kunsthandwerk nicht<br />
los.<br />
Was interessiert dich besonders?<br />
Besonders haben es mir die Männer und<br />
alte Städte angetan, Städte, welche ich<br />
bereiste und wo ich mich in die Straßen<br />
setzte. Zeichnete und den Moment auf<br />
Papier brachte.<br />
Deine Zeichnungen sind sehr oft<br />
erotisch. Oder irre ich da?<br />
Nein, dein Blick und dein Gefühl täuschen<br />
dich nicht, es ist mir immer auch ein<br />
Bedürfnis, den Mann als erotisch<br />
darzustellen, nicht pornografisch. Das ist<br />
schon so oft gemacht worden. Dabei ist<br />
der (schwule) Mann in seinen zarten und<br />
empfindlichen Facetten nicht zu sehen.<br />
Gerade meine Tusche-Zeichnungen mit<br />
den amerikanischen Travestiekünstlern<br />
zeigen sie auch in verletzlichen Situationen,<br />
sehr intime Momente. Ich sehe den<br />
männlichen Akt auch mit künstlerischen<br />
Augen. Wenn die Erotik im Betrachter<br />
aufflammt, freut es mich umso mehr.
Design /// BODY /// TRAVEL ///<br />
&<br />
JETZT AUF<br />
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LESEN!<br />
Hast du denn ein Lieblingsmotiv, das immer<br />
wieder auftaucht?<br />
Es sind oft auch andere Künstler, die mich in ihren Bann<br />
ziehen, seien es Travestiekünstler oder Tänzer. Da kann<br />
schon mal noch ein Kopf auf der Zeichnung erscheinen,<br />
welcher zu einem anderen Künstler gehört, der auch<br />
gerade beim Aktzeichenkurs vor mir sitzt. Das sind dann<br />
kleine Zeichen, die das Modell wieder in die Wirklichkeit<br />
holt. Bei den Porzellanobjekten sind es eher die Blüten, die<br />
ich dann transformiere, sie sollen die Herzen öffnen. Ein<br />
wichtiger Aspekt in diesen Zeiten.<br />
TABLET<br />
ONLY:<br />
BONUSBILDER<br />
AUS DEN FOTO-<br />
STRECKEN<br />
Woran arbeitest du gerade?<br />
Im Moment arbeite ich an Porzellanobjekten, die zu einer<br />
Landesgartenschau ausgestellt werden.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.instagram.com/Studiozschocke
DESIGN<br />
LICHT<br />
Hingucker von oben<br />
Ein hippes Ding, das deine Schätze<br />
ins beste Licht setzt.<br />
Wirklich ganz anders als andere<br />
Lampen schaut DUO aus dem Kölner<br />
Hause neo design studios aus. Aus der<br />
Reihe hat uns besonders die gelblich<br />
cremefarbene Leuchte namens<br />
MOSAIC gefallen. Das handgemachte<br />
Designobjekt strahlt auch in Sachen<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit: „Unsere<br />
Produkte werden aus lokalen oder<br />
regionalen ungiftigen Materialien wie<br />
Holz, Keramik und Kork hergestellt.<br />
Wir verwenden Technologien, die die<br />
lokale Industrie, Werkstätten und<br />
Handwerker unterstützen, und wir<br />
vermeiden Prozesse oder Substanzen,<br />
die die Umwelt verschmutzen oder<br />
giftig sind“, erklärt Designer Rodrigo<br />
Vairinhos. Klasse! *rä<br />
neo design studios, Wiener Platz 2<br />
(1. OG), Köln, info@neo-studios.de<br />
TECHNIK<br />
Stylisher Musikgenuss<br />
Kygo ist nicht nur ein begnadeter und erfolgreicher Musiker,<br />
der Skandinavier war auch an der Entwicklung dieser<br />
Kopfhörer beteiligt: X by KYGO. „Es war mir wichtig, dass<br />
alle neuen Produkte und Designs dieselbe Technologie<br />
verwenden, die die Klanglandschaften und Frequenzen<br />
erzeugt, mit denen ich Musik produziere, und ich freue<br />
mich wirklich darauf, weiterhin die Gabe der Musik mit Verbrauchern<br />
überall auf der Welt zu teilen für ein erstklassiges<br />
Hörerlebnis, egal in welchem Genre“, verrät der Musiker aus<br />
Bergen dazu. Wir sind angetan. *rä<br />
FOTO: JOHANNES LOVUND<br />
www.skagen.com<br />
MÖBEL<br />
freistil 183:<br />
Transformation<br />
Farben und Muster können Element<br />
für Element zu erstaunlichen Gruppen<br />
zusammengefügt werden. Das<br />
Sofa freistil 183 ist wie ein riesiges<br />
Lego-Spiel. Farben und Muster können<br />
Element für Element zu erstaunlichen<br />
Gebilden zusammengefügt werden.<br />
Noch bunter, noch hemmungsloser als<br />
bisher. Werde zum Bauingenieur deiner<br />
Träume, zum Architekten deiner Fantasien<br />
oder zum Sprengmeister deiner<br />
Bauwerke von gestern. Wir könnten<br />
natürlich auch einfach sagen: Viel Spaß!<br />
www.freistil-rolfbenz.com
DESIGN<br />
KÜCHE<br />
Mickey Mouse<br />
statt Bodyshaming<br />
WOHNEN<br />
Der Mond stand<br />
Pate<br />
Der kleine Bruder der Erde schaut gut aus. Seine Optik<br />
inspiriert schon seit Jahrtausenden.<br />
Und <strong>2020</strong> auch die Designer von Villeroy & Boch. Die<br />
präsentierten im Frühjahr in Frankfurt am <strong>Mai</strong>n ihre<br />
Objekte der Reihe NewMoon. „Klare Linien zeichnen eine<br />
Mondsichel auf glänzend glasiertem Premium Porcelain,<br />
die mit ihrer Ausdruckskraft jedem Dinner einen exklusiven<br />
Stil verleihen. Dazu passend gibt es eine Besteckserie<br />
sowie unkonventionelle Trinkgläser“, verrät das 1748<br />
gegründete Traditionshaus dazu. Mit so einem Geschirr<br />
tafelt man einfach kosmisch! *rä<br />
www.villeroy-boch.de<br />
Es gibt ja tatsächlich Leute, die kleben immer noch Bilder<br />
von sich an den Kühlschrank, auf denen sie „zu fett“<br />
aussehen. Das macht unglücklich und führt letztendlich<br />
nur zu heimlichen erneuten Fressattacken oder gar<br />
psychischen Krankheiten. Der schicke SMEG-Kühlschrank<br />
im 1950er-Retrodesign kann da etwas mithelfen, dass<br />
das nicht passiert. Zum einen hat er genug Platz und<br />
Stauraum für all die GESUNDEN und FRISCHEN Produkte,<br />
die dich gesund und satt machen sollen. Zum anderen<br />
will man die fröhlich grinsende Maus vom schon immer<br />
queer handelnden Comic-Giganten Disney doch nicht mit<br />
bösen Bildern verschandeln, oder? Gönn dir was Gutes! *rä<br />
lax-online.de
GESELLSCHAFT<br />
FAMILIE<br />
Neun Monate<br />
Schwangerschaft<br />
in vier Tagen<br />
Die Gleichstellung homosex–<br />
ueller Paare im Adoptionsrecht<br />
war in Deutschland lange ein<br />
Streitthema – diese Bastion fiel mit<br />
der Ehe für alle. Seit dem 1. Oktober<br />
2017 ist es gleichgeschlechtlichen<br />
Paaren in Deutschland rein rechtlich<br />
möglich, gemeinsam ein fremdes<br />
Kind zu adoptieren. Bei dem Wort<br />
„Adoption“ denkt man erst einmal<br />
an Hürden, Bürokratie und vielleicht<br />
sogar Diskriminierung. Es gibt viele<br />
Geschichten zu diesem Thema und<br />
nicht alle sind schön – doch diese<br />
hier ist es.<br />
Nur anderthalb Jahre lagen zwischen<br />
dem ersten Vorsprechen beim Jugendamt<br />
und dem Anruf, der alles veränderte.<br />
Es war ein Donnerstag, als das Handy<br />
klingelte, und Daniel (26) und Roman<br />
Nawrot (34) erfuhren: Ein Zwillingspärchen<br />
wurde geboren – und es sucht<br />
liebevolle Eltern. Am folgenden Montag<br />
könnten die vier sich kennenlernen, hieß<br />
es. Auf das alles verändernde Telefonat<br />
folgten neun Monate Schwangerschaft in<br />
vier verrückten Tagen.<br />
„Wir hatten gar nichts, nicht einmal ein<br />
Kinderzimmer“, sagt Roman Nawrot. „Wir<br />
hatten nichts vorbereitet, weil uns so<br />
wenig Hoffnung gemacht wurde, dass<br />
sich in naher Zukunft etwas ergibt. Es<br />
hieß von Anfang an, wir sollten unser<br />
Leben ganz normal weiterleben.“ Und<br />
dann hat man plötzlich zwei Kinder! „Das<br />
Wochenende war ein purer Gefühlswirrwarr,<br />
wir haben noch nie so viele<br />
unterschiedliche Emotionen gleichzeitig<br />
durchlebt“, erinnert sich Daniel. Das<br />
Jugendamt in ihrem Landkreis hatte<br />
ihnen empfohlen, sich deutschlandweit<br />
auch bei anderen Jugendämtern zu<br />
bewerben. Geboren wurden ihre Kinder<br />
nun sechs Stunden Autofahrt entfernt.<br />
Am Montag fuhren die Nawrots zitternd<br />
ins Krankenhaus, um ihre Zwillinge<br />
kennenzulernen. Daniel schwärmt: „Wir<br />
kamen in das Zimmer und wussten
GESELLSCHAFT<br />
sofort, dass wir jetzt eine Familie sind“.<br />
Auch Roman war hin und weg: „Wir haben<br />
uns auf Anhieb verliebt und alle Zweifel<br />
waren verschwunden“.<br />
Die Nawrots, die als selbstständige<br />
Unternehmer arbeiten, wohnen zwanzig<br />
Minuten von München entfernt in einer<br />
eher ländlichen Gegend. Nach zwei<br />
Wochen Crashkurs in Sachen Elternsein<br />
konnten sie ihre Tochter Melodie und<br />
ihren Sohn Romeo mit nach Hause<br />
nehmen. Dort war nun nichts mehr,<br />
wie es einmal war – sondern lauter,<br />
stressiger und besser. „Wenn die Kinder<br />
dich das erste Mal aktiv anlächeln und<br />
glücklich sind, dass du da bist – das ist<br />
das schönste Geschenk“, erinnert sich<br />
Daniel. Apropos Geschenke: Die ganze<br />
Nachbarschaft freute sich mit den<br />
beiden und brachte Geschenke vorbei,<br />
als die Babys einzogen.<br />
Das ist nun neun Monate her. Wenn<br />
die Nawrots heute in München den<br />
Zwillingskinderwagen schieben,<br />
werden sie oft angesprochen. Einige<br />
Menschen glauben, dass die beiden nur<br />
Kumpels sind, die ihren Frauen die Kinder<br />
abnehmen. Dann leisten die Co-Papas<br />
Aufklärungsarbeit – und erhalten immer<br />
positive Rückmeldungen.<br />
Roman und Daniel wollen ihren Teil dazu<br />
beitragen, dass es irgendwann normal ist,<br />
wenn ein queeres Paar Kinder großzieht.<br />
Sie bitten alle<br />
Regenbogenfamilien in<br />
spe: Lasst euch nicht verrückt machen!<br />
Sie wollen andere ermutigen und hoffen,<br />
dass alle Menschen, die Eltern werden<br />
wollen, auch die Chance dazu bekommen<br />
– und sich vor allem trauen, sie zu<br />
ergreifen. *lm<br />
INFO<br />
Gerne stehen die beiden mit Rat und Tat<br />
zur Seite. Kontakt kann über die Instagram-Profile<br />
aufgenommen werden:<br />
www.instagram.com/roman_nawrot /<br />
www.instagram.com/danyohio
GESELLSCHAFT<br />
Omaha Beach<br />
GESCHICHTE<br />
AUF DEN SPUREN<br />
Am 8. <strong>Mai</strong> ist es genau 75<br />
Jahre her, dass die deutsche<br />
Wehrmacht in Berlin die Kapitulationsakte<br />
unterzeichnet hat. Damit<br />
fand der Zweite Weltkrieg in Europa<br />
endgültig ein Ende. Jetzt, wo die letzten<br />
Zeugen der dunkelsten Seiten der<br />
modernen Geschichte nach und nach<br />
verschwinden, tauchen mehr denn<br />
je Orte der Reflexion und Erinnerung<br />
auf und gewinnen an Bedeutung.<br />
Inspiriert von vielen Geschichten rund<br />
um diese 75-jährige Freiheit bin ich mit<br />
einem Interrail-Pass von der Normandie<br />
nach Berlin gereist, um dem Weg vom<br />
D-Day bis zum Kriegsende zu folgen – auf<br />
den Spuren der alliierten Soldaten und<br />
der vielen Orte, an denen Geschichte<br />
geschrieben wurde.<br />
Auf der Strecke gibt es unzählige<br />
Museen und Erinnerungsorte mit<br />
vielen persönlichen Perspektiven auf<br />
die Geschichte. Höhepunkte sind „Le<br />
Mémorial de Caen“ und die Strände in der<br />
Normandie, an denen die alliierten Truppen<br />
aus den USA, UK und Kanada – und viele<br />
weitere Nationalitäten – landeten und die<br />
Befreiung von Europa begann. Die Szenen<br />
aus „Der Soldat James Ryan“ und „Band of<br />
Brothers“ kennt jeder. Der amerikanische<br />
Soldatenfriedhof Omaha Beach und<br />
der deutsche Friedhof in La Cambe sind<br />
beeindruckende Orte, die als Mahnmal für<br />
den Frieden wirken.<br />
OPERATION ERINNERUNGSORTE<br />
In Paris können Besucher den historischen<br />
Kampf um die Befreiung der französischen<br />
Hauptstadt im nagelneuen Musée de<br />
Liberation hautnah erleben. Im ursprünglich<br />
unterirdischen Kommandoposten des<br />
französischen Widerstands, zwanzig Meter<br />
unterhalb des Museums, koordinierte<br />
der Widerstandsheld Henri Rol-Tanguy<br />
die Befreiung von Paris. Per Augmented-<br />
Reality-Brille nehmen die Besucher die<br />
Rolle eines Journalisten ein und entdecken,<br />
was sich im August 1944 in den<br />
Räumen abspielte. Damit ist das Musée de<br />
Liberation ein Pionier der bahnbrechenden<br />
Mixed-Reality-Technologie.<br />
Der „Sunset March“ in Nijmegen ist eine<br />
tägliche Hommage von Veteranen an die<br />
alliierten Soldaten, die für die Befreiung<br />
der Niederlande kämpften. Eine neue<br />
Brücke markiert den Ort, wo die US 82nd<br />
Airborne Division am 20. September<br />
1944 im Rahmen der Operation Market<br />
Garden – eine der größten Luftoperationen<br />
der Geschichte – den Fluss<br />
Waal überquerte. 48 alliierte Soldaten<br />
starben hier. Auf der Brücke gedenken<br />
48 Straßenlaternen-Paare der Gefallenen,<br />
indem sie bei Sonnenuntergang<br />
paarweise in langsamem Marschtempo<br />
beginnen zu leuchten. Nicht weit von<br />
Nijmegen liegt Arnhem. Die dortige<br />
„Bridge Too Far“ erinnert ebenfalls an die<br />
Operation Market Garden.<br />
„There is never one story“ lautet die<br />
Botschaft des Freiheitsmuseums in<br />
Groesbeek, neu eröffnet in der wunderschönen<br />
grünen Landschaft ganz nah der<br />
deutschen Grenze. Ein einzigartiger Ort:<br />
Auf diesen Wiesen landeten im September<br />
1944 rund 8.500 US-amerikanische<br />
Fallschirmjäger während der Operation<br />
Market Garden. Das Museum erweckt<br />
die historischen Ereignisse der Befreiung<br />
durch die US, britischen, kanadischen und<br />
polnischen Truppen wieder zum Leben.
GESELLSCHAFT<br />
Pointe du Hoc<br />
Treptower Park in Berlin<br />
Le Mémorial de Caen<br />
Musée de Liberation in Paris<br />
Nijmegen<br />
DER BEFREIUNG<br />
ERINNERUNGSKULTUR<br />
Es besteht kein Zweifel, dass die<br />
schrecklichen Verbrechen gegen die<br />
Menschheit von den Nationalsozialisten<br />
in Erinnerung bleiben müssen, um<br />
künftige Generationen zu warnen und<br />
Eines klar zu machen: Nie wieder! Viele<br />
Museen setzen sich sehr differenziert<br />
damit auseinander und zeigen, dass<br />
diese Geschichte nicht schwarz-weiß<br />
ist, sondern dass es viele Grautöne<br />
gibt. Geschichten von Soldaten,<br />
Kriegsgefangenen, Zwangsarbeitern,<br />
Widerstandskämpfern, Zivilisten und<br />
Überlebenden des Holocausts eröffnen<br />
verschiedene Perspektiven aus verschiedenen<br />
Ländern.<br />
Das Kriegsmuseum Overloon konfrontiert<br />
seine Besucher mit Gewissensfragen:<br />
„Würdest du mit dem Besatzer<br />
kooperieren oder für deine Ideale sterben?“<br />
Auf dem deutschen Kriegsfriedhof<br />
in Ysselsteyn – mit dreißig Hektar<br />
die flächenmäßig größte deutsche<br />
Kriegsgräberstätte in der Welt – liegen<br />
rund 32.000 deutsche Soldaten, auch<br />
niederländische Nationalsozialisten sind<br />
darunter. Nicht nur Kriegsverbrecher sind<br />
hier beerdigt, auch 1.400 Kindersoldaten,<br />
die jünger als 18 Jahre waren. Hatten sie<br />
eine Wahl?<br />
Die Geschichte ist oft nicht nur schwarzweiß,<br />
betont auch Jurriaan de Mol, der<br />
niederländische Direktor von Liberation<br />
Route Europe. „Mein Vater Nico wurde<br />
während einer Razzia in Rotterdam<br />
festgenommen und als Zwangsarbeiter<br />
nach Hamburg transportiert. Während<br />
eines Bombenangriffs der Royal Air Force<br />
konnte er aus dem Arbeitslager fliehen.<br />
Tagelang wanderte er durch feindliches<br />
Gebiet, bis er ausgehungert bei einem<br />
Bauernhof anklopfen musste. Der Bauer,<br />
Albert Macke, hatte nur einen Arm. Den<br />
anderen hatte er in Stalingrad verloren.<br />
Albert zögerte nicht, ließ meinen Vater<br />
herein, und zusammen haben sie es<br />
durch den Winter geschafft. So entstand<br />
eine Freundschaft, die über dreißig Jahre<br />
dauerte …“<br />
Ein wichtiger Ort in Berlin im Hinblick<br />
auf das Ende des Zweiten Weltkrieges<br />
ist das Deutsch-Russische Museum.<br />
In diesem ehemaligen Offizierscasino<br />
der Wehrmacht unterzeichnete das<br />
deutsche Oberkommando am 8. <strong>Mai</strong><br />
1945 die bedingungslose Kapitulation.<br />
Die Dauerausstellung dokumentiert den<br />
Eroberungs- und Vernichtungskrieg, den<br />
das Deutsche Reich seit dem 22. <strong>Juni</strong><br />
1941 gegen die Sowjetunion führte, aus<br />
deutscher und sowjetischer Sicht. Das<br />
Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park<br />
in Berlin ist das größte Kriegsdenkmal in<br />
ganz Deutschland, das den etwa 80.000<br />
sowjetischen Soldaten gewidmet ist, die<br />
bei der Einnahme Berlins ihr Leben ließen.<br />
AUF DEN SPUREN DER BEFREIUNG<br />
Auf liberationroute.de findest du<br />
viele besondere Orte und persönliche<br />
Geschichten aus verschiedenen Ländern.<br />
Mit einem Interrail-Pass kannst du<br />
unbegrenzt mit dem Zug in mehr als<br />
dreißig europäischen Ländern reisen<br />
(einschließlich Hin- und Rückfahrt von<br />
einer DB-Station deiner Wahl) und Orte<br />
der Liberation Route besuchen. Ein Pass<br />
für sieben Tage innerhalb eines Monats<br />
kostet 335 EUR (First Class 446 EUR).<br />
*Text und Fotos: B. Giepmans<br />
www.liberationroute.de<br />
www.interrail.eu
GESELLSCHAFT<br />
INTERVIEW<br />
SVEN REBEL:<br />
„... Nähe zu dem Menschen, den ich liebe ...“<br />
Bei der erfolgreichen Fernsehsendung<br />
„rbb queer 4 you“ war<br />
er einer der vier Coaches, die Menschen<br />
halfen, ihr Leben zu verbessern.<br />
Wir sprachen mit Sven über seine<br />
Projekte, den rbb und sein Leben.<br />
Wie gestaltet sich ein Tag von dir?<br />
Sport gehört sicherlich dazu, oder?<br />
Ein normaler Tag in Berlin beginnt, je<br />
nachdem, wann ich aufstehe, was wiederum<br />
davon abhängt, wie lange ich am Vortag<br />
gearbeitet habe, mit ein bis zwei Stunden<br />
Social Media. Dann bereite ich mich auf<br />
meine Klienten vor, danach, meist so zwischen<br />
ein und zwei Uhr, geht es zum Sport.<br />
Gibst du dir selbst eine Obergrenze an<br />
Terminen pro Tag?<br />
Ja, maximal zwei am Tag, da jeder Termin mit<br />
einem Klienten eine Stunde Vor- und Nachbereitung<br />
erfordert. Und ein Termin dauert<br />
bei mir nicht nur die klassischen 45 Minuten,<br />
bestimmte Meditationsübungen dauern<br />
länger, auch mal ein ganzes Wochenende.<br />
Wenig Zeit für das Privatleben.<br />
Ja, das ist richtig, ich bin viel am Wochenende<br />
unterwegs und arbeite abends, da verpasst<br />
man schon viele Geburtstage oder Feste.<br />
Aber für mich ist meine Arbeit nicht nur<br />
Geldverdienen, es ist auch Erfüllung.<br />
Was entspannt dich?<br />
Cuddles, also körperliche Nähe zu dem<br />
Menschen, den ich liebe. Das entspannt<br />
mich am meisten in Kopf und Körper!<br />
Du bist beruflich viel unterwegs,<br />
kann man da seine Vorsätze immer<br />
einhalten?<br />
Leider nein. Sport ist immer das Erste, das<br />
wegfällt. Fast Food gibt es bei mir regelmäßig,<br />
es gibt hier einfach den besten Burger<br />
bei mir um die Ecke. Aber sonst versuche<br />
ich, gesund zu leben und zu essen. Meine<br />
sportlichen Ergebnisse sind gerade nicht<br />
zufriedenstellend.<br />
Wie hat dir die ausgestrahlte Staffel<br />
von „rbb queer 4 you“ gefallen?<br />
Ich bin sooo viel mehr begeistert davon, als<br />
ich erwartet hatte. Ich habe selber 16 Jahre<br />
lang Fernsehen gemacht, da schaut man<br />
anders drauf. Aber was die Firma Leitwolf<br />
da gemacht hat, damit bin ich sehr, sehr,<br />
sehr zufrieden. Es war keine leichte<br />
Produktion, aber das Ergebnis ist toll.<br />
Vermisst du deine Mit-Coaches<br />
ein bisschen?<br />
Wir waren auch bei den Dreharbeiten<br />
relativ wenig zusammen. Aber ich vermisse<br />
das Zusammenspiel. Ich hatte gerade<br />
einen Podcast mit Fabian Hart, das gefällt<br />
mir. Dieser intensive und intellektuelle<br />
Austausch. Wir alle haben uns perfekt<br />
ergänzt. Dieses Gefühl, als Einheit sehr gut<br />
zu funktionieren, das vermisse ich.<br />
Wie geht es <strong>2020</strong> weiter in<br />
Sachen rbb?<br />
Die öffentlich-rechtlichen Mühlen mahlen<br />
sehr gründlich und sehr langsam. Diese<br />
ersten drei Folgen waren ein Experiment,<br />
jetzt wissen wir genauer, was wir transportieren<br />
wollen und wie wir wirken sollen. Wir<br />
wollen unbedingt weitermachen!<br />
Worauf freust du dich gerade?<br />
Im <strong>Mai</strong> werde ich fünfzig, diesen Moment<br />
werde ich versuchen, intensiv zu nutzen.<br />
Es wird ein Monat voller Reisen und mit ein<br />
bisschen feiern.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.svenrebel.com
WENIGER<br />
FRAGEN<br />
MEHR<br />
LIEBEN<br />
Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie<br />
steckt, kann dich gelassener machen.<br />
Sprich mit deinem Arzt, was für dich und<br />
dein langfristig gesundes Leben am<br />
Besten ist.<br />
WENIGER HIV<br />
MEHR<br />
DU<br />
Mehr Infos unter LiVLife.de<br />
PM-DE-HVU-ADVT-190028 Okt 2019
GESUNDHEIT<br />
INTERNET<br />
#zusammenhalten:<br />
Corona, Community<br />
und Koitus<br />
Natürlich betrifft SARS-CoV-2<br />
nicht nur die queere Community –<br />
aber sie trifft sie besonders.<br />
Queers mit HIV, psychologischen<br />
und physiologischen Folgen eines Lebens<br />
im Versteck und der große Teil derer, die in<br />
prekären Beschäftigungsverhältnissen eh<br />
schon täglich um gesellschaftliche Teilhabe<br />
kämpfen, sind doppelt oder mehrfach Leidtragende.<br />
Viel mehr aus der und für die queere<br />
Community in Corona-Zeiten auf<br />
männer.media/zusammenhalten!<br />
FOTO: PAVEL LEPIKHIN<br />
Viele Nachrichten zu Corona werden im<br />
Twitter-Eilmeldungs-Modus verkürzt,<br />
zugespitzt oder auch ganz einfach falsch<br />
transportiert. Seit Beginn der Krise in<br />
Deutschland haben die Redaktionen der blu<br />
Mediengruppe auf der zentralen Internetseite<br />
männer* inzwischen über 150 Artikel aus<br />
den verschiedensten Themenbereichen<br />
zusammengestellt. Ein besonders wichtiger<br />
Aspekt ist aus einleitend genannten Gründen<br />
die Wiedergabe der Forschungsergebnisse<br />
und der Erkenntnisse der Medizin im Umgang<br />
mit dem Coronavirus. Ebenso elementar sind<br />
für uns die Aspekte des sozialen Miteinanders<br />
und der Folgen für die queere Infrastruktur.<br />
Schaut doch mal rein. *ck<br />
SCHLAU ZU HIV<br />
Warum drei, wenn auch nur eine Pille geht, Herr Dr. Buhk?<br />
Über die Verwendung sogenannter<br />
Eintablettenregime<br />
(STR 1 ) in der HIV-Therapie (ART 2 )<br />
tauschten wir uns mit Dr. Thomas<br />
Buhk, Facharzt für Innere Medizin<br />
und Infektiologie am Infektionsmedizinischen<br />
Centrum Hamburg<br />
(ICH / www.ich-hamburg.de) aus. *ck<br />
Welche Rolle spielen STRs in Ihrem<br />
Praxisalltag?<br />
Die Eintablettenregime sind eine wichtige<br />
Erleichterung für unsere Patienten, ich<br />
kann mich noch gut an die Handvoll<br />
Tablettenmenge (MTR) erinnern, die<br />
mehrmals am Tag eingenommen werden<br />
musste. Die eine Tablette am Tag trägt<br />
dazu bei, mit der HIV-Infektion besser und<br />
normaler leben zu können. Und das dann<br />
noch in Kombination mit der Nichtübertragbarkeit<br />
der HI-Viren, wenn man länger<br />
als sechs Monate mit der Therapie unter<br />
der Nachweisgrenze von 50 Viruspartikeln/<br />
ml liegt. Im Idealfall spürt man auch keine<br />
unerwünschten Wirkungen mehr – also<br />
dies ist eine tolle Entwicklung, die ich sehr<br />
begrüße!<br />
Es gibt inzwischen ein breites<br />
Angebot an STRs. Alle gängigen<br />
Wirkmechanismen sind abgedeckt.<br />
Kommen STRs damit für jeden<br />
Patienten infrage?<br />
Nicht jedes Eintablettenregime kommt<br />
für jeden Patienten infrage und ja, es<br />
gibt Patienten, denen ich immer noch<br />
ein Mehrtablettenregime empfehle. Es<br />
sind insbesondere Patienten aus den<br />
ersten Therapiegenerationen, die damals<br />
keine optimale HIV-Therapie einnehmen<br />
konnten, weil sie noch nicht zur Verfügung<br />
standen. Durch diese suboptimalen Therapien<br />
haben sich Resistenzen angehäuft,<br />
sodass die zwei bis drei Wirkstoffe, die in<br />
diesem Eintablettenregime verarbeitet<br />
sind, nicht ausreichend wirken können.<br />
Knapp 2/3 der HIV-Patienten in<br />
Deutschland bekommen ein STR.<br />
Ein knappes Drittel nicht. Ist es<br />
noch zeitgemäß, bei einer ART aus<br />
mehreren Tabletten zu bleiben?<br />
Bei diesem Drittel sind bestimmt Patienten<br />
dabei, die auch ein Eintablettenregime<br />
einnehmen könnten. Aber wenn jemand<br />
zufrieden mit seinem Zwei- oder<br />
Dreitablettenregime ist, mag es für den<br />
Einzelnen in Ordnung sein dabeizubleiben.<br />
Entscheidend ist ja, dass die Therapie den<br />
Leitlinien entspricht, zuverlässig wirkt, sehr<br />
gut verträglich ist und der Patient sich<br />
damit wohlfühlt. Alles, was die Leitlinien<br />
empfehlen, sehe ich als zeitgemäß an.<br />
1<br />
STR = Single Tablet Regime<br />
2<br />
ART = Antiretrovirale Therapie
Kostenlose Werbung für<br />
lokale Betriebe und Events<br />
ROMEO bringt Menschen zusammen.<br />
In diesen Zeiten möchten wir unseren kleinen Teil dazu beitragen, um dein LGBT+<br />
Unternehmen zu unterstützen und unsere Community am Leben zu halten. Wir<br />
geben kostenfreie, lokale Werbung auf unserer Seite für dein lokales Unternehmen.<br />
www.planetromeo.com/de/advertise/free-local/
Lust auf ein<br />
romantisches<br />
Picknick…
oder ein<br />
unvergessliches<br />
Erlebnis mitten<br />
in Chicago.<br />
Millennium Park,<br />
Chicago<br />
© 202<br />
0 IL<br />
LINO<br />
IS D EPAR<br />
TMEN<br />
T OF COM<br />
MERC<br />
E AN<br />
D EC<br />
CON<br />
ONOM<br />
OM<br />
IC O PPOR<br />
POR<br />
TUN<br />
NI<br />
TY<br />
Y, OFF FFI<br />
CE O F TO URIS<br />
M,<br />
T TY:<br />
1-80<br />
0-78<br />
5-60<br />
6055<br />
5
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
ALMA:<br />
„Glamour ist nur Fake“<br />
FOTO: L. ALIC<br />
Authentische Texte sind eben das Markenzeichen<br />
der 24-Jährigen. Auch beim Interview in einer Event-<br />
Location im Hamburger Karolinenviertel verstellt sie sich<br />
nicht. Mit ihren leuchtend grünen Haaren ist sie nicht zu<br />
übersehen. Sie trägt Jeans, T-Shirt, Turnschuhe. Während sie sich auf<br />
dem Sofa fläzt, hält sie einen Monolog über Instagram. „Dieser ganze<br />
Glamour ist nur Fake“, ereifert sie sich. „Ich habe jedenfalls keine Lust,<br />
dieses Spiel mitzuspielen und mir vorschreiben zu lassen, wie ich zu<br />
sein habe.“
So cool ist Alma wohl nicht immer,<br />
sonst hätte sie ja nicht den Song<br />
„Loser“ geschrieben. „Da war ich frustriert“,<br />
räumt sie ein. „Mich beschlich<br />
das Gefühl, ohne teure Klamotten und<br />
einen perfekten Körper würde mich<br />
keiner mögen.“ Diesen Durchhänger<br />
hat sie zum Glück ziemlich schnell<br />
überwunden. Inzwischen will sie nur<br />
eins – sich nicht mehr verbiegen:<br />
„Wenn mich das zu einer Verliererin<br />
macht, ist das in Ordnung. Ich ändere<br />
mich trotzdem nicht.“<br />
Solche Botschaften verpackt Alma<br />
meist in griffigem Dance-Pop. In<br />
„My Girl“ lotet sie alle Facetten ihres<br />
kraftvollen Gesangs aus. Der Titelsong<br />
„Have You Seen Her?“ jongliert mit<br />
Punk-Elementen. „Bad News Baby“<br />
strebt in Richtung Piano-House. „In<br />
diesem Stück spreche ich über mich<br />
selbst“, sagt Alma. „Ich ging durch eine<br />
Phase, in der ich mich schlecht fühlte<br />
und nichts dagegen tun konnte.“ Doch<br />
das ist nur eine Seite der Medaille.<br />
Zugleich lässt die Sängerin aus<br />
Helsinki mit „Bad News Baby“ nicht<br />
den geringsten Zweifel daran, dass mit<br />
ihr nicht zu spaßen ist: „Ich warne die<br />
Leute davor, mich mies zu behandeln.<br />
Das kann nämlich ins Auge gehen.“<br />
Dem Druck männlicher Plattenbosse,<br />
mehr wie eine Pop-Prinzessin zu<br />
sein, widersetzt sich Alma vehement<br />
– obwohl sie als Teenager an der<br />
finnischen Castingshow „Pop Idol“<br />
teilnahm. „Das war ein Albtraum“,<br />
bilanziert sie. „Es ging allein ums<br />
Entertainment. Die Kandidaten<br />
wurden künstlerisch nicht unbedingt<br />
gefördert.“ Dabei wollte sich Alma<br />
weiterentwickeln. Statt sich allein auf<br />
den Gesang zu fokussieren, strebte sie<br />
danach, eigene Songs zu schreiben.<br />
Für sich und für andere. Dieses Ziel hat<br />
sie längst erreicht. Sie komponierte<br />
für Ariana Grande und Lana Del Rey.<br />
Auch an Miley Cyrus’ Hit „Mother’s<br />
Daughter“ war sie beteiligt. Parallel<br />
dazu schaffte sie an der Seite von Felix<br />
Jaehn mit „Bonfire“ den Sprung in die<br />
Top Drei.<br />
Andere wären danach womöglich<br />
abgehoben, Alma blieb auf dem<br />
Boden. Sie bezeichnet ihre Schwester<br />
Anna-Livia, die bei ihren Konzerten<br />
Schlagzeug spielt, als ihre beste<br />
Freundin. Wie nah sie ihrer Mutter<br />
steht, belegt der Titel „Mama“. Ein<br />
Lied wie „My Girl“ verhehlt nicht, dass<br />
Alma lesbisch ist. Ihre Queerness sollte<br />
ursprünglich gar nicht publik werden,<br />
das fand Alma zu privat: „Heteros<br />
sprechen ja auch nicht über ihre<br />
sexuelle Orientierung.“<br />
Andererseits ging es ihr gegen den<br />
Strich, die Fragen der Journalisten<br />
nach einem möglichen Freund stets<br />
mit einer Lüge zu beantworten. Also<br />
rückte sie irgendwann mit der Wahrheit<br />
heraus: „Ich hatte nie ein öffentliches<br />
Coming-out. Stattdessen habe<br />
ich einfach angefangen, in Interviews<br />
von meiner Partnerin zu erzählen.“<br />
Inzwischen postet sie regelmäßig<br />
Fotos von sich und ihrer Freundin auf<br />
Social Media: „Ich verstecke meine<br />
Beziehung nicht. Allerdings würde ich<br />
in einer Talkshow keine intimen Details<br />
ausplaudern.“<br />
So gelingt Alma der Spagat zwischen<br />
Offenheit und Schutz ihrer Privatsphäre.<br />
Im Gespräch gibt sie dennoch<br />
recht viel von sich preis. Sie verhehlt<br />
nicht, dass sie als Kind eher ein Tomboy<br />
war: „Ich bin nie der mädchenhafte<br />
Typ gewesen, sondern habe lieber<br />
Fußball gespielt.“ Bei ihren Klassenkameraden<br />
kam das nicht gut an, sie<br />
wurde gemobbt. War ihre Kindheit der<br />
Horror? „Nein. Ich habe zwar die Schule<br />
gehasst, doch meine Familie und meine<br />
Freunde standen hinter mir.“<br />
Mit ihrer Hilfe entwickelte Alma ein<br />
gesundes Selbstbewusstsein. Zudem<br />
stärkt ihr ein Psychologe den Rücken:<br />
„Eine Therapie tut jedem gut. Ich finde<br />
es wichtig, über die eigenen Gefühle<br />
zu reden.“ Auf diese Weise lernte sie,<br />
ihre Prioritäten richtig zu setzen.<br />
Heute kämpft Alma ganz bewusst<br />
für Gleichberechtigung: „Ich denke,<br />
gerade Prominente sollten gleiche<br />
Rechte für alle fordern – sei es für<br />
Frauen, für Schwarze oder für die<br />
Gay-Community.“ Ohne Zweifel gibt<br />
es auf diesem Gebiet noch einiges zu<br />
tun: „Obwohl wir im 21. Jahrhundert<br />
leben, steht in einigen Ländern auf<br />
Homosexualität eine Gefängnisstrafe,<br />
teilweise sogar die Todesstrafe. Das ist<br />
unfassbar!“<br />
*Dagmar Leischow<br />
AUSTRA<br />
HiRUDiN<br />
LP | DELUXE LP | CD | DL<br />
OUT NOW<br />
ANNA CALVI<br />
HUNTED<br />
DELUXE LP | CD | DL<br />
OUT NOW<br />
THAO AND<br />
THE GET DOWN<br />
STAY DOWN<br />
TEMPLE<br />
LP | DELUXE LP | CD | DL<br />
OUT 15.05.<strong>2020</strong>
MUSIK<br />
FOTO: Z. ARAKLIEV<br />
ESC<br />
„Eurovision – A Tribute to the Artists and Songs <strong>2020</strong>“<br />
Zum ersten Mal in der Geschichte<br />
des Eurovision Song<br />
Contest fiel er aus. Am 16. <strong>Mai</strong> gibt es<br />
ihn aber in anderer Form, einen Tag<br />
zuvor gibt es schon die Doppel-CD zu<br />
kaufen: „Eurovision – A Tribute to the<br />
Artists and Songs <strong>2020</strong>“.<br />
Die TV-Show wird aus Auftritten aus<br />
den Vorentscheiden der Länder und<br />
Musikvideos bestehen. Es wird aber<br />
keinen Wettbewerb, kein Voting geben.<br />
Vielmehr geht es dieses Jahr darum, den<br />
Künstlern, die sich für den ESC qualifiziert<br />
hatten und nun nicht antreten können,<br />
eine Plattform zu bieten. Durch die<br />
Sendung führen die drei Hosts, die auch<br />
den Wettbewerb in Rotterdam moderiert<br />
hätten, das diesjährige Motto „Open Up“<br />
wurde in „Europe Shine A Light“ geändert.<br />
Mit dabei ist auch Ben Dolic mit „Violent<br />
Thing“, der <strong>2020</strong> Deutschland vertreten<br />
hätte. In Deutschland machte Ben die<br />
bisher wichtigste Erfahrung seiner noch<br />
jungen, aber vielversprechenden Karriere:<br />
2018 bewarb er sich bei „The Voice of<br />
Germany“ und schaffte es in die Blind<br />
Auditions, wo er die Jury und das Publikum<br />
sofort mit seiner Stimme verzauberte<br />
– dieser Stimme, die an musikalische<br />
Vorbilder wie Justin Timberlake erinnert.<br />
Am Ende erreichte Ben einen großartigen<br />
Platz 2 im Finale. Außerdem trat er im<br />
Rahmen der „Voice of Germany“-Tournee<br />
in zwanzig Arenen in Deutschland und<br />
Österreich auf.<br />
ÜBER BEN DOLIC<br />
Geboren wurde Ben Dolic am 4. <strong>Mai</strong> 1997<br />
in der slowenischen Hauptstadt Ljubljana.<br />
Schon mit zwölf Jahren begann er, seinen<br />
großen Traum zu verfolgen: Sänger zu<br />
werden. Mit einer Performance von Michael<br />
Jacksons „Man in the Mirror“ bewarb er<br />
sich bei der slowenischen Version von „Das<br />
Supertalent“ und schaffte es bis ins Halbfinale.<br />
Seine gesamte Jugend verbrachte er<br />
mit Musikmachen – unter anderem nahm<br />
er 2016 mit seiner damaligen Band am<br />
slowenischen ESC-Vorentscheid EMA teil.<br />
Mit 18 zog Ben mit seiner Familie in die<br />
Schweiz, wo er Deutsch lernte und seine<br />
Karriere weiter vorantrieb. 2017 brachte er<br />
seine erste Solo-Single heraus, kurz darauf<br />
folgte sein Durchbruch bei „The Voice of<br />
Germany“.<br />
KLUBMUSIK<br />
Duke Dumont: „Duality“<br />
Der 1982 geborene Brite präsentiert diesen Frühling sein Debütalbum. Einen<br />
Namen hat sich der Bartmann als DJ und Producer in der Deep-House-,<br />
Techno- und UK-Garage-Szene gemacht, vor allem in seiner Heimat hat er<br />
mit Tracks wie „I Got U (feat. Jax Jones)“ und „Won’t Look Back“ großen Erfolg.<br />
Unser Anspieltipp ist „Love Song“: perfektes (etwas melancholisches) Deep<br />
House in dieser düsteren Zeit. Geigen, emotionale Samples („I Love You/I’m Glad<br />
Baby“) und ein treibender Beat, der sich harmonisch mit der Bass Drum und den<br />
Synthesizern zu einem dramatischen Ganzen verbindet. Musik wie ein etwas<br />
tragischer Kinofilm. *rä
TIPP<br />
Jasmin Tabatabais<br />
Jagd auf Rehe<br />
MUSIK<br />
Sie ist eine der großen deutschen Fernseh- und Kinostars.<br />
Wenn sie in der ZDF-Serie „Letzte Spur Berlin“ als Kommissarin<br />
Mina Amiri vor der Kamera steht, schauen Millionen<br />
zu. Aber auch als Sängerin begeistert Tabatabai, die ihr<br />
Gesangsdebut als Rockröhre im Blockbuster „Bandits“ gab,<br />
Publikum und Presse.<br />
Von „Musik voller Zauber<br />
und Leichtigkeit“<br />
ist die Rede, von einer<br />
Sängerin, die „feinfühlig,<br />
stilsicher und pointiert<br />
Stimmungen erzeugt“.<br />
Die Süddeutsche Zeitung<br />
nennt Tabatabai<br />
im gleichen Atemzug<br />
wie Marlene Dietrich<br />
und Hildegard Knef:<br />
„Es gibt diese Stimmen,<br />
JASMIN<br />
TABATABAI<br />
JAGD<br />
AUF REHE<br />
die man sofort erkennt, sie haben einfach dieses gewisse<br />
Etwas, das sich auf ewig ins akustische Gedächtnis einbrennt“.<br />
Vielfalt ist das Zauberwort auf Tabatabais neuer<br />
Veröffentlichung „Jagd auf Rehe“. Keine stilistische Grenze,<br />
die nicht gesprengt, kein Genre, das nicht erforscht<br />
wird. Frei nach Kurt Weill, der den Unterschied zwischen<br />
„ernster“ und „leichter“ Musik nie anerkannte: „Es gibt nur<br />
gute und schlechte Musik“. Tabatabai: „Ich bin Künstlerin<br />
und erlaube mir, mich in den verschiedensten Facetten<br />
auszudrücken.“ So geben sich auf „Jagd auf Rehe“ Franz<br />
Schubert und Annie Lennox, Reinhard Mey und Nick Drake,<br />
die Beatles und Cole Porter ein musikalisches Stelldichein<br />
auf höchstem Niveau. Aber keine Bange, Bambi wird kein<br />
Haar gekrümmt. Jagd auf Rehe ist Deutsch für „Shekare<br />
Ahoo“, ein persisches Volkslied, dem die ursprünglich<br />
iranisch-stämmige Tabatabai zu einer verdienten Renaissance<br />
verhilft.<br />
Live <strong>2020</strong><br />
Das Neue Album: ab 15.05. im Handel als CD, LP und digital<br />
19.09. Hamburg, Reeperbahnfestival<br />
23.09. Berlin, Lido<br />
24.09. Leipzig, UT Connewitz<br />
25.09. Köln, Stadtgarten<br />
26.09. Frankfurt, Nachtleben<br />
27.09. Ulm, Roxy<br />
28.09. München, Ampere<br />
tickets über www. schoneberg.de<br />
29.09. Salzburg, ARGE Kultur<br />
01.10. Wien, Porgy & Bess<br />
02.10. Linz, Posthof<br />
tickets über www.eventim.de<br />
RUFUS WAINWRIGHT<br />
UNFOLLOW<br />
THE RULES<br />
FOTO: M. BOTHOR<br />
DAS<br />
LANGERWARTETE,<br />
NEUE STUDIOALBUM<br />
AB 10.07.20<br />
ÜBERALL!
MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
RUFUS<br />
WAINWRIGHT:<br />
Wieder im Spiel<br />
Ist Rufus Wainwright der<br />
letzte Mensch, dem wir<br />
für lange Zeit die Hand gegeben<br />
haben? Die Pandemie wirft ihre<br />
Schatten nicht nur voraus, sondern<br />
bereits in alle Winkel des Lebens,<br />
als wir den 46-Jährigen – im weit<br />
aufgeknöpften weißen Leinenhemd,<br />
blauer Stoffhose und mit<br />
braun gebranntem Gesicht – am<br />
Ende der ersten Märzwoche in<br />
Berlin treffen.<br />
Wenige Tage später steigt Corona<br />
zum größten Menschheitsdrama seit<br />
dem Zweiten Weltkrieg auf, doch hier<br />
und jetzt in einem Büro am Berliner<br />
Gendarmenmarkt lässt sich noch unverfänglich<br />
und bei vorzüglichem Cappuccino<br />
plaudern, etwa über Wainwrights jüngsten<br />
Australienaufenthalt (daher die Farbe),<br />
die neunjährige Tochter Viva, deren<br />
Sorgerecht sich Rufus und sein aus<br />
Hamburg stammender Kunsthändler-<br />
Ehemann Jörn Weisbrodt mit <strong>Leo</strong>nard<br />
Cohens Tochter Lorca teilen, aber auch<br />
natürlich über „Unfollow The Rules“. So<br />
heißt Wainwrights erstes Pop-Album seit<br />
„Out Of The Game“, das 2012 erschien. In<br />
der Zwischenzeit hat der umtriebige und<br />
vielseitige Sohn der 2010 verstorbenen<br />
kanadischen Folksängerin Kate McGarrigle<br />
und des US-amerikanischen Singe-<br />
Songwriters Loudon Wainwright unter<br />
anderem Shakespeare-Sonette vertont<br />
und seine zweite Oper „Hadrian“ vollendet.<br />
„Die Popmusik ist aber immer noch mein<br />
Hauptberuf“, betont Rufus, „und ich hatte<br />
nach all den Jahren den Drang, dorthin<br />
zurückzukehren, wo alles für mich anfing.“<br />
Auch in ganz konkretem Sinne: „Unfollow<br />
The Rules“ entstand zusammen mit dem<br />
Produzenten Mitchell Froom überwiegend<br />
in jenen legendären Sound City Studios<br />
in Los Angeles, in denen er einst 1998<br />
sein nach ihm betiteltes Debütalbum<br />
aufnahm. „Auch wenn ich nie die größte<br />
lebende Popsensation war, der die Leute<br />
scharenweise hinterherrannten, so habe<br />
ich doch immer eine Menge Wohlwollen<br />
und Respekt bekommen.“ Zudem, so<br />
Wainwright, sei das Popgeschehen heute<br />
näher an ihn herangerückt als in den Jahren<br />
zuvor. „Aktuell werden vermeintliche<br />
oder tatsächliche Außenseiter wie Billie<br />
Eilish oder Lizzo gefeiert. Der Pop hat<br />
sich definitiv geöffnet.“ Und da kommt<br />
„Unfollow The Rules“ gerade recht. In<br />
typischer Rufus-Manier sind die Songs<br />
wirklich üppig arrangiert und instrumentiert,<br />
über großen, teils hymnischen<br />
Harmonien schwelgt er mit seiner sonoren<br />
Stimme. Ein zeitloses und inhaltlich<br />
auffallend optimistisches Werk hat Rufus<br />
da geschaffen. „Das Leben als solches<br />
hat für mich etwas sehr Magisches und<br />
Zauberhaftes“, sagt Wainwright. „Es ist ein<br />
Gemälde, eine Sinfonie, ein großartiges<br />
Gedicht.“ Und so heißen die Lieder etwa<br />
„Peaceful Afternoon“, „Only The People<br />
That I Love“ oder „Romantical Man“, das<br />
von Wainwrights Wanderungen in London<br />
handelt. „Mein Vater lebte in den 80ern<br />
dort, ich besuchte ihn jeden Sommer.<br />
Damals war London noch eine andere,<br />
nicht mit dem heutigen London vergleichbare<br />
Welt. Mein Dad hatte immer zu tun,<br />
und ich war dieser kleine, verlorene Junge,<br />
der viel alleine war und auf ausgedehnte<br />
Streifzüge ging, vor allem durch den<br />
Hampstead Heath oder den Regent’s Park,<br />
es gab für mich immer irgendwas zu entdecken<br />
und zu erleben.“ Die grundlegende<br />
Zuversicht, die sich durch „Unfollow The<br />
Rules“ zieht, nimmt er nicht zuletzt aus<br />
der Gegenüberstellung von damals und<br />
heute. „Es ist doch eine tolle Zeit, um am<br />
Leben zu sein. Trotz Trump. Trotz allem.<br />
Auf einer persönlichen Ebene bin ich<br />
überrascht und positiv geschockt, dass ich<br />
schon seit fünfzehn Jahren mit meinem<br />
Mann glücklich bin. Allgemeiner gefasst<br />
denke ich zurück an die Zeit, als ich in die<br />
Pubertät kam und überzeugt war, dass<br />
ich einmal an Aids sterben müsste. Die<br />
Homosexuellen-Ehe war illegal damals,<br />
überhaupt war das Schwulsein als solches<br />
weit weniger akzeptiert und selbstverständlich<br />
als heute. Jetzt habe ich eine<br />
Tochter, einen Mann, bin gesund. Wenn ich<br />
auf 5.000 Jahre Zivilisation zurückblicke,<br />
dann leben wir doch jetzt in der besten<br />
Zeit, die wir Menschen je gesehen haben.“<br />
*Steffen Rüth
AVANTGARDE<br />
Der gejagte Jäger<br />
Anna Calvi veröffentlicht ihr gefeiertes<br />
2018er-Album frisch und<br />
überarbeitet: „Hunter : Hunted“.<br />
Zusammen mit Courtney Barnett,<br />
Joe Talbot (Idles), Charlotte<br />
Gainsbourg und Julia Holter nahm<br />
sie sich der Musik neu an und<br />
präsentiert die starken (Gitarren-)<br />
Lieder nun völlig anders. Unsere<br />
Anspieltipps sind das mystische<br />
„Swimming Pool“, das verträumte<br />
„Eden“ sowie das punkige „Don’t<br />
Beat the Girl Out of My Boy“ und das an David Bowie, aber<br />
auch an The Clash erinnernde „Indies or Paradise“. Insgesamt<br />
Musik, wie sie Andy Warhol sicher geliebt hätte, Blondie trifft<br />
auf Lana Del Rey. KUNST! *rä<br />
FOTO: M. COUSINS<br />
AUCH OHNE CONTEST<br />
HÖRENSWERT!<br />
EUROPE SHINE A LIGHT<br />
<strong>2020</strong><br />
MUSIK<br />
POP<br />
The Weeknd: „After Hours“<br />
Mit „Blinding Lights“ hat The Weeknd nicht nur die Spitze<br />
der Airplaycharts, sondern auch Platz 1 in diversen anderen<br />
Hitlisten erobert. Jetzt erscheint<br />
sein viertes Studioalbum „AFTER<br />
HOURS“ und präsentiert The<br />
Weeknd einmal mehr als<br />
wandelbaren Pop-Innovator<br />
mit Händchen für unwiderstehliche<br />
Melodien und<br />
Pop-Hymnen. Das 14 Songs<br />
umfassende neue Album<br />
strotzt nur so vor 1980er-<br />
Effekten und ist bester Pop.<br />
2CD & Download<br />
ab 15. <strong>Mai</strong> erhältlich!<br />
facebook.com/EurovisionSongContest<br />
www.eurovision.tv · www.universal-music.de<br />
POP<br />
DUA LIPA <strong>2020</strong><br />
Ihr neues Album ist da: „Future Nostalgia“. Ein poppiges<br />
Disco-Album, das einem nicht nur die Zeit im Homeoffice<br />
versüßt, es wird auch in der Klubwelt bestens funktionieren.<br />
Hurra! Und auch die Sängerin ist happy und freute sich auf<br />
Social Media über die Veröffentlichung ihres neuen Werks.<br />
Unsere Anspieltipps sind „Physical“ (hier findet der Hörer<br />
in der Tat Referenzen an den gleichnamigen Klassiker von<br />
Olivia Newton-John), „Hallucinate“ und der Überhit „Don’t<br />
Start Now“. Disco-Pop statt Corona-Sorgen – das hilft im<br />
Alltag. *rä<br />
<strong>2020</strong><br />
05.09. Gladbeck,<br />
Mathias-Jakobs-Halle<br />
12.09. Monheim, Alte Aula<br />
02.10. Lörrach, Burghof<br />
30.10. Dresden, Jazztage<br />
31.10. Magdeburg, Theater<br />
01.11. Nauen, Havelländische<br />
Musikfestspiele<br />
10.11. Berlin,<br />
Jüdische Kulturtage<br />
Die neue CD<br />
«Jagd auf Rehe»<br />
ist im Handel und<br />
online erhältlich.<br />
jasmintabatabai.de davidklein.tv<br />
2021<br />
04.03. Trier, Theater<br />
11.03. Halle, Kurt Weill Fest<br />
13.03. Bad Elster,<br />
König Albert Theater<br />
18.03 Helmstedt,<br />
Jazz bei Avacon<br />
TBA Worms,<br />
Nibelungenfestspiele<br />
TBA München,<br />
Bayerischer Hof<br />
Tournee wird fortgesetzt.<br />
Handshake Booking<br />
Galileo Music Communication
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
SCOTT<br />
MATTHEW:<br />
neue Musik und Tourpläne<br />
Der in Australien geborene<br />
New Yorker wurde einst durch<br />
die Musik zum Film „Shortbus“<br />
bekannt. Jetzt hat der erfolgreiche<br />
Bartmann ein neues Album am Start<br />
– und Zeit für einen Chat gehabt.<br />
Wie wirkt sich Corona auf deinen<br />
Alltag als Künstler aus?<br />
Natürlich störend. Ich hatte geplant, zur<br />
Promotion nach Deutschland und Österreich<br />
zu kommen, und das wurde abgesagt.<br />
Wir haben eine Tour für September geplant<br />
und können natürlich nicht vorhersagen,<br />
was bis dahin passieren wird. Ich denke,<br />
Musiker, die Auftritte planen, spüren die<br />
Auswirkungen.<br />
Hast du das Gefühl, dass die<br />
Menschen aufgrund der Krise jetzt<br />
fürsorglicher und liebevoller sind?<br />
Ja. Es gibt wunderbare Nebenprodukte der<br />
Tragödie. Ich dachte an den 11. September<br />
zurück, als das passierte. Wir sind hier in<br />
NYC am Anfang. Es gibt eine Menge Angst,<br />
wenn Menschen Arbeit und Geld verlieren,<br />
sodass es schlimm werden könnte, wenn<br />
die Menschen verzweifelter ums Überleben<br />
kämpfen werden, aber im Moment gibt es<br />
ein echtes Gefühl dafür, dass Menschen<br />
aufeinander aufpassen und sogar<br />
die Regierung gezwungen wird,<br />
humaner zu sein.<br />
Die neuen Versionen deiner Songs<br />
sind nicht so melancholisch wie zuvor.<br />
Bist du jetzt glücklicher als damals?<br />
Ich denke, mit dem Alter bin ich selbstbewusster<br />
und sicherer geworden. Dieser neue<br />
Sound spiegelt das mit Sicherheit wider. Ich<br />
mag immer noch melancholische Musik,<br />
aber ich würde sagen, dass ich als Person<br />
weniger melancholisch geworden bin.<br />
Wie kann deine Musik helfen, die<br />
Corona-Krise zu überwinden?<br />
Es ist eine seltsame Zeit, neue Musik zu<br />
promoten, wenn Menschen leiden, aber<br />
es gibt die Theorie, dass Musik auch in<br />
Krisenzeiten helfen kann. Also werden wir<br />
weiter veröffentlichen. Es gibt einige Tracks<br />
auf dem Album, zu denen du tanzen kannst,<br />
und ich gehe davon aus, dass es viele<br />
Tanzpartys im Wohnzimmer geben wird,<br />
sodass dies eine Hilfe sein kann.<br />
BILD: MARIO LOMBARDO<br />
Was sind deine beiden Lieblingssongs<br />
auf dem Album und warum?<br />
Die erste Single aus dem Albums namens<br />
„The Wish“ ist für mich unglaublich persönlich.<br />
Geschrieben über das Pulse Nightclub<br />
Massacre in Orlando. Mein lieber Freund<br />
Michael Shannon hat auch ein schönes<br />
Video dafür gedreht. Dann hat „White Horse“<br />
einen sehr sinnlichen Groove. Es macht<br />
Spaß, solch ein melancholisches Lied zu<br />
nehmen und seine ganze Absicht durch<br />
Arrangement und Produktion zu ändern.<br />
Jetzt kannst du dreckig dazu tanzen.<br />
FOTO: GREGORY KRAMER<br />
Erzähl mir von „Gays against Guns“.<br />
Es begann als Reaktion auf das Massaker<br />
im Pulse Nightclub. „Gays against Guns“<br />
sind Aktivisten, die für eine Waffenreform<br />
in den USA protestieren. Wie wir alle<br />
wissen, ist das hier ein großes Problem. Sie<br />
vermitteln ihre Botschaft, indem sie sich mit<br />
Personen befassen, die durch Waffengewalt<br />
ihr Leben verloren haben, und sie sehr<br />
persönlich machen, anstatt nur Statistiken<br />
zu verwenden. Ich habe großen Respekt vor<br />
Aktivisten. Wir waren mit ihnen in Kontakt,<br />
um das Video für „The Wish“ zu sehen, und<br />
hatten am Ende die Ehre, das Bewusstsein<br />
auf der ganzen Welt zu schärfen.<br />
*Interview: Michael Rädel
MUSIK<br />
KULT<br />
Donna Summer: ALLES<br />
Acht Jahre nach ihrem Tod kam <strong>2020</strong><br />
mit „Encore Collector’s Edition Box<br />
Set“ eine aufwendige, teure und sehr gute<br />
– allumfassende – Zusammenstellung ihres<br />
musikalischen Outputs auf den Markt.<br />
Donna wurde mit diversen Grammys<br />
(z. B. 1978, 1984, 1998 ...) und Hunderten<br />
von Goldenen Schallplatten ausgezeichnet.<br />
Auch ihr letztes zu Lebzeiten veröffentlichtes<br />
Album „Crayons“ war ein Chart-Erfolg.<br />
Die durch falsches Zitieren entstandene Mär,<br />
sie hätte sich von der LGBTIQ*-Szene distanziert<br />
oder gar Homosexualität verurteilt,<br />
taucht immer wieder auf. Donna Summer<br />
hat dies jedoch zu Lebzeiten u. a. mit einem<br />
offenen Brief an ACT UP klargestellt: „I did<br />
not say God is punishing gays with AIDS, I did<br />
not sit with ill intentions in judgement over<br />
your lives. I haven’t stopped talking to my<br />
friends who are gay, nor have I ever chosen<br />
my friends by their sexual preferences.“<br />
Vor wenigen Wochen erschien die 33-CDs<br />
(!) starke Box, die alle Alben, unter anderem<br />
„Love to Love You Baby“, „On the Radio“<br />
sowie „Mistaken Identity“ und „She Works<br />
Hard for the Money“ vereint, zudem<br />
Single- und Klubmixe aller Hits und Raritäten<br />
aus ihrer Zeit beim Musical und vor dem<br />
Durchbruch mit Giorgio Moroder. Unsere<br />
Anspieltipps sind „I Feel Love“, „Could It Be<br />
Magic“, „Hot Stuff“, „I Don’t Wanna Get Hurt“<br />
sowie „Stamp Your Feet“ und ihre Duette mit<br />
Liza Minnelli und Barbra Streisand.<br />
Unbedingt anhören sollte man aus ihrer<br />
Anfangszeit aber auch Stücke wie „Wasserman**<br />
(Aquarius) (‚Haare‘ 1968 German Cast<br />
Version)“ und „Oh, segne Gott mein’ Seel<br />
/ Bless The Lord (German Cast Recording<br />
‚Godspell‘)“. Ein teures Muss für Fans. *rä<br />
**Ja, wirklich nur mit einem n ...<br />
FOTO: UNIVERSAL MUSIC<br />
SOUL<br />
„Renaissance“ M People<br />
Als Handbag House wurden mit einem<br />
Augenzwinkern viele der unzähligen Hits<br />
von M People bezeichnet. Gemeint war,<br />
dass die Damen und Dragqueens erst<br />
ihre Handtasche auf dem Dancefloor<br />
abstellten, dann zu Hits wie „Open Your<br />
Heart“, „How Can I Love You More?“,<br />
„Moving on Up“ oder auch „Angel St“<br />
abtanzten.<br />
Oder vogueten, denn Sängerin Heather<br />
Small sorgte dafür, dass man irgendwie<br />
auch mitzappeln muss(te). Mit der edlen<br />
Box „Renaissance“ erscheint nun eine<br />
sehr gute Sache für alle Sammler und<br />
Fans des Musikerkollektivs aus UK, das<br />
zwischen 1991 und 1999 bestand. Eine<br />
CD vereint die Charthits (20!), die anderen<br />
Tonträger sind dann die legendären<br />
Alben und, und, und ... Ein besonderes<br />
Highlight: die beiden DVDs, denn bisher<br />
gab es M People nur auf einer Live-DVD<br />
... Unsere Anspieltipps sind „Search for<br />
the Hero“ und „One Night in Heaven“. *rä<br />
SPiRiTS IN THE FOREST<br />
a DEPECHE MODE film by ANTON CORBIJN<br />
AUF BLU-RAY UND DVD ERHÄLTLICH<br />
INKLUSIVE DES KOMPLETTEN, BISHER UNVERÖFFENTLICHTEN BERLINER KONZERTES
MUSIK<br />
TIPP<br />
LENNON STELLA<br />
plant gerne<br />
Sie umgibt eine Aura der Coolness,<br />
als sie im Hamburger<br />
Gruenspan auf die Bühne kommt.<br />
Die blonden Haare reichen ihr fast<br />
bis zur Taille, zum Minirock trägt sie<br />
ein bauchfreies Top. Lässig greift sie<br />
zu ihrer Gitarre, um ein paar Songs<br />
ihres Debütalbums „Three. Two. One.“<br />
live vorzustellen. Zwischendurch<br />
covert sie auch mal Rihannas<br />
„Umbrella“ oder Cindy Laupers „Girls<br />
Just Wanna Have Fun“.<br />
Die gebürtige Kanadierin, die in Nashville<br />
lebt, hat eben ein Faible für starke Frauen.<br />
Besonders bei der schrillen Cindy Lauper<br />
guckte sie sich einiges ab: „Von ihr habe<br />
ich gelernt, ganz ich selbst zu sein.“ Somit<br />
entstehen Lennon Stellas Stücke aus dem<br />
Bauch heraus. In „Kissing Other People“<br />
zum Beispiel reflektiert sie das schleichende<br />
Ende einer Beziehung: „Ich kam an einen<br />
Punkt, wo ich andere geküsst und mich<br />
dabei nicht mal mehr schuldig gefühlt<br />
habe.“<br />
Sind solche Geständnisse nicht womöglich<br />
zu persönlich? Die 20-Jährige zuckt<br />
mit den Schultern: „Ich bin halt wie ein<br />
offenes Buch.“ Ehrlichkeit geht ihr als<br />
Songschreiberin über alles, sie möchte eine<br />
gute Geschichtenerzählerin sein – wie ihr<br />
Vorbild Andy Shauf, ein kanadischer Singer-<br />
Songwriter. Mit ihm liegt sie musikalisch<br />
allerdings nicht unbedingt auf einer<br />
Wellenlänge. „Ich verorte mich eher im Indie-<br />
Pop“, sagt sie. Dabei haben ihre Nummern<br />
eigentlich keine Widerhaken. Bei Titeln wie<br />
„Jealous“ dominiert ein angenehmer Sound<br />
mit einer einschmeichelnden Melodie. „Fear<br />
of being alone“ geht ebenfalls glatt ins Ohr.<br />
Da beschreibt Lennon Stella ihre Angst<br />
davor, nach einer Trennung plötzlich alleine<br />
dazusitzen: „Manchmal fürchtet man sich<br />
so sehr vor der Einsamkeit, dass man sich an<br />
eine lauwarme Partnerschaft klammert.“<br />
Solch ein Bekenntnis kommt ziemlich überraschend.<br />
Normalerweise hat Lennon Stella<br />
keine Scheu, für sich zu sein: „Ich brauche<br />
sogar Phasen der Isolation, um neue Kraft zu<br />
schöpfen.“ Nur so kann sie ihr beachtliches<br />
Arbeitspensum bewältigen, sie hat quasi seit<br />
ihrer Teenagerzeit einen Vollzeitjob. Dank<br />
ihrer Eltern – sie sind Country-Musiker und<br />
nennen sich als Duo The Stellas – lebte sie<br />
ihre Kreativität von klein auf aus. Mit fünf<br />
kriegte Lennon Stella ihre erste Gitarre, ihr<br />
Vater gab ihr Unterricht. Damals wohnte sie<br />
noch auf einer abgelegenen Farm in Ontario.<br />
Ohne Fernseher oder Internetanschluss. „Es<br />
gab dort keine Ablenkungen. Dadurch war<br />
ich gezwungen, mich selber zu beschäftigen<br />
– sei es draußen in der Natur oder mit einem<br />
Instrument.“<br />
Etwas abwechslungsreicher wurde ihr<br />
Alltag, als sie mit neun mit ihrer Familie<br />
nach Nashville zog. Nichtsdestotrotz<br />
konzentrierte sich Lennon Stella weiterhin<br />
hauptsächlich auf die Musik. Sie sang gern<br />
mit ihrer jüngeren Schwester <strong>Mai</strong>sy. 2012<br />
stellten die beiden ihre Version von Robyns<br />
„Call Your Girlfriend“ online, der Clip ging<br />
viral und machte die Mädchen quasi über<br />
Nacht berühmt. Sie kriegten Rollen in der<br />
Fernsehserie „Nashville“, in der sie sechs<br />
Jahre mitspielten. In einer Episode präsentierte<br />
Lennon Stella 2017 ihren ersten<br />
eigenen Song „Saved“. 2018 brachte sie ihre<br />
EP „Love, Me“ heraus, sie veröffentlichte<br />
gemeinsam mit dem Produzenten Jonas<br />
Blue und dem One-Direction-Sänger Liam<br />
Payne die Single „Polaroid“. Ein Jahr später<br />
legte sie in Zusammenarbeit mit The Chainsmokers<br />
und Illenium das Lied „Takeaway“<br />
nach, nun folgt endlich das Album. Steckt<br />
hinter all dem eine ausgeklügelte Karrierestrategie?<br />
Lennon Stella lacht: „Ich bin<br />
tatsächlich jemand, der alles genau plant.<br />
Im Gegensatz zu meiner Schwester <strong>Mai</strong>sy<br />
kann ich mich nicht einfach treiben lassen.“<br />
*Dagmar Leischow
MUSIK<br />
NACHGEFRAGT<br />
Austra: „Der ewige Kreis“<br />
Als wir das letzte Mal mit<br />
Austra sprachen, stellte sie<br />
sich mit ihrem Album „Future<br />
Politics“ als Visionärin heraus,<br />
die die Entwicklungen und Wahlen von<br />
2016 vorhergespürt und in Musik gepackt<br />
hat. Man darf sich also nicht wundern,<br />
dass sie danach von solchen Themen die<br />
Nase voll hatte, doch auf „HiRUDiN“ wirft<br />
sie nicht nur deswegen einen tiefen Blick<br />
ins Innere, in ihr Selbst – sie hatte keine<br />
andere Wahl.<br />
Denn in den letzten Jahren lernte sie, wie<br />
wichtig es ist, sich genau um dieses Selbst<br />
zu kümmern, es zu heilen, wenn es leidet,<br />
toxische Beziehungen zu beenden und<br />
die Kraft zum Neuanfang zu finden. „Es<br />
war nichts, was ich mir ausgesucht habe,<br />
die Songs sind so aus mir gekommen“,<br />
beschreibt sie diese Zeit dann auch. „Bei<br />
,All I Wanted‘ habe ich am Piano gejammt,<br />
wie so oft, und die Worte kamen einfach<br />
… und erst, als ich die Aufnahme anhörte,<br />
merkte ich, wie intensiv das Lied geworden<br />
ist. Das kam direkt aus dem Unterbewussten,<br />
und ich war mir auch lange nicht<br />
sicher, ob ich es veröffentlichen kann.“<br />
Doch dann spielte sie es ihren Freunden<br />
vor und die überzeugten sie schnell, dass<br />
genau solche Stücke auf das Album<br />
müssen.<br />
Als sich abzeichnete, dass sich diese<br />
Intensität durch alle Lieder ziehen würde,<br />
begann sie, diese auch als Konzept zu<br />
umarmen. „Menschen hören aus so<br />
vielen Gründen Musik: Sie hören, um zu<br />
entspannen oder um zu flüchten oder um<br />
sich mit anderen Menschen zu verbinden.<br />
Indem ich etwas sehr Verwundbares<br />
gemacht habe, wollte ich mit anderen eine<br />
emotionale Verbindung herstellen, um sie<br />
an ihre eigene Menschlichkeit zu erinnern.<br />
Damit wir Kontakte herstellen, die nicht<br />
auf dem Internet basieren.“<br />
Erst mithilfe dieser Kontakte kann man<br />
sich so verwundbar zeigen wie Astra. So<br />
spricht sie zum Beispiel auch über etwas,<br />
das sie noch immer nicht loslässt und<br />
das sie mit „Queer Shame“ umschreibt.<br />
„Ich glaube, viele queere Menschen<br />
haben dieses tief verwurzelte Gefühl, das<br />
sie nie verlässt. Ich bin zum Beispiel im<br />
liberalsten Haus aufgewachsen, das man<br />
sich vorstellen kann, in einer sehr offenen<br />
Stadt und Community, aber trotzdem<br />
sind so viele Dinge für mich beängstigend,<br />
vor allem im alltäglichen Leben. Letztlich<br />
hat man ständig neue Coming-outs vor<br />
neuen Menschen, immer und immer<br />
wieder. ,Hast du einen Freund?‘ – ,Nein,<br />
ich bin lesbisch!‘ Und diese tiefen Gefühle<br />
spielen auch in unsere Beziehungen hinein<br />
und verursachen Probleme, wenn man all<br />
diese kleinen wiederkehrenden Momente<br />
erlebt, sie mit nach Hause nimmt und es<br />
vielleicht nicht einmal merkt, dass sich<br />
da etwas anstaut. Das bleibt schwierig,<br />
immer.“<br />
Ihre Heilung findet Austra dabei nicht<br />
einmal zwangsläufig beim Schreiben von<br />
Songs, es geht vielmehr um den schon<br />
angesprochenen Kontakt mit anderen<br />
Menschen – man muss sich mit Leuten<br />
umgeben, die einen unterstützen wollen<br />
und können. „Und um das zu erreichen,<br />
habe ich jetzt viele Veränderungen<br />
umgesetzt. Ich habe mich von meinen<br />
alten Kollaborateuren getrennt, meiner<br />
damaligen Partnerin, meinem Management.<br />
Mein Leben war auf einmal wie eine<br />
leere Leinwand, was sehr beängstigend<br />
war. Aber ich beschloss, diese Leere jetzt<br />
mit Menschen zu füllen, mit denen mein<br />
Verhältnis viel ausgeglichener ist.“ Künstler<br />
hin oder her, am Ende sind wir alle nur<br />
Menschen, die diesen Zusammenhalt<br />
brauchen, erklärt sie. „Dann kannst du<br />
auch die Kunst machen, die du machen<br />
möchtest.“ Aber sie weiß, dass auch mit<br />
den neuen Beziehungen kein Endpunkt<br />
erreicht ist. „Es wird immer wieder enden<br />
und neu anfangen. Es ist ein Kreis und es<br />
wird immer einer sein.“ *fis<br />
FOTO: VIRGINIE-KHATEEB
FILM<br />
INTERVIEW<br />
GEORGE MACKAY<br />
„dreidimensionale Erfahrung“<br />
Schon als Kind stand George<br />
MacKay für den Film „Peter<br />
Pan“ vor der Kamera, mittlerweile<br />
gehört er zu den gefragtesten<br />
Shootingstars der Branche. Nach<br />
Rollen in so unterschiedlichen<br />
Filmen wie „Pride“, „Captain Fantastic“<br />
oder „Marrowbone“ war der<br />
28-jährige Londoner Anfang des<br />
Jahres in der Hauptrolle des oscarprämierten<br />
Kriegsfilms „1917“ von<br />
Sam Mendes zu sehen, der nun in<br />
Deutschland auf DVD und Blu-Ray<br />
erscheint. Und auch in „Ophelia“,<br />
einer weiteren Neuerscheinung fürs<br />
Heimkino, spielt er neben Daisy<br />
Ridley, Owen Wilson und Naomi<br />
Watts eine Nebenrolle. Wir trafen<br />
ihn zum Interview.<br />
Mr. MacKay, „1917“ ist ein in vieler<br />
Hinsicht beeindruckender Film. Und<br />
wahrscheinlich merkte man schon<br />
während des Drehs, dass dies keine<br />
Arbeit wie jede andere ist, oder?<br />
Das war die engste Kollaboration, die ich<br />
je zwischen Regisseur und Schauspieler<br />
erlebt habe. Und mit allen anderen Beteiligten,<br />
vom Kameramann bis zum Produktionsdesigner.<br />
Bevor die Dreharbeiten<br />
losgingen, haben wir alle zusammen fünf<br />
Monate geprobt. Ich habe die Schauspielerei<br />
dabei zum ersten Mal als wirklich dreidimensionale<br />
Erfahrung wahrgenommen, um<br />
es mal so auszudrücken. Die Einstellungen<br />
waren lang, die Kamera immer ganz dicht<br />
an uns dran. Und wir haben letztlich durch<br />
unsere Bewegungen vorgegeben, wie sich<br />
die Kamera bewegt. Normalerweise geht<br />
es für uns ja eher darum, zu vergessen,<br />
dass die Kamera da ist. Dieses Mal war im<br />
Grunde das Gegenteil der Fall, womit eine<br />
ganz neue Verantwortung einherging.<br />
Dass die Arbeit aus (kamera-)<br />
technischer Sicht so aufwendig war,<br />
hat Sie nicht von der Schauspielerei<br />
abgelenkt?<br />
Genau dafür waren eben die Proben so<br />
wichtig. Mit nur einer Woche Vorbereitung<br />
wäre das nicht zu machen gewesen. Aber<br />
bis wir mit dem eigentlichen Dreh begannen,<br />
kannten wir alle Schritte und Abläufe<br />
so genau und waren ein so eingespieltes<br />
Team, dass wir daran kaum noch Gedanken<br />
verschwenden mussten. Ich konnte dann<br />
also einfach ganz im Moment sein und<br />
mich auf meine Figur konzentrieren.<br />
Die körperlichen Strapazen sieht<br />
man Ihnen in „1917“ immer an. Wie<br />
anstrengend war der Dreh?
FILM<br />
Fast alles, was im Film zu sehen ist, ist<br />
echt. Da wurde nicht viel getrickst, weder<br />
bei den Stunts noch bei den Explosionen<br />
oder den Ratten. Entsprechend war<br />
das definitiv die aus körperlicher Sicht<br />
anstrengendste Arbeit meiner bisherigen<br />
Karriere. Und ich habe es geliebt. Denn<br />
so anstrengend es war, so sehr hat mich<br />
das auch befeuert. Es fühlte sich toll an,<br />
jeden Tag so intensiv mit meinem Körper<br />
zu arbeiten. Klar gab es auch Momente, in<br />
denen ich irgendwie kaum noch konnte<br />
und genervt war. Doch zu wissen, dass<br />
alles, was die Soldaten damals im Krieg<br />
erlebten, natürlich noch unglaublich viel<br />
schlimmer und mühsamer war, hat meinen<br />
Frust dann immer schnell verfliegen lassen.<br />
Können Sie bei einem solchen Film<br />
überhaupt mal zwischendurch<br />
abschalten oder sind Sie da im<br />
permanenten „Kriegszustand“?<br />
Ich liebe es zu arbeiten und stürze mich<br />
da immer gerne mit Haut und Haar hinein.<br />
Auch weil ich glaube, dass ganz klar ein<br />
Zusammenhang besteht zwischen der<br />
Menge an Aufwand, die man in eine Sache<br />
steckt, und der Qualität, die am Ende<br />
dabei herauskommt. Bei „1917“ war ich<br />
deswegen tagein, tagaus am Set, von<br />
morgens bis abends. Gleichzeitig muss<br />
man aber auch darauf achten, dass man<br />
sich nur verausgaben sollte, wenn eine<br />
Sache dadurch wirklich besser wird, nicht<br />
bloß um der Anstrengung willen. Nicht<br />
umsonst hat mich der Regisseur Sam<br />
Mendes am Anfang gewarnt: Das hier<br />
wird ein Marathon, kein Sprint. Und du<br />
musst lernen, auch auf dich und deine<br />
Gesundheit zu achten. Deswegen habe ich<br />
versucht, so gut es geht, an den Wochenenden<br />
und Abenden auch abzuschalten<br />
oder zumindest zur Ruhe zu kommen.<br />
Sie sind noch keine dreißig, können<br />
aber schon auf eine lange Liste toller<br />
Filme verweisen, von „Pride“ über<br />
„Captain Fantastic“ bis zu „Ophelia“,<br />
der auch gerade auf DVD erschienen<br />
ist, oder demnächst „The True History<br />
of the Kelly Gang“. Wie suchen<br />
Sie Ihre Rollen aus?<br />
Vieles ist natürlich einfach Glück. Außerdem<br />
habe ich eine tolle Agentin, die nicht<br />
nur meine beste Freundin ist, sondern<br />
auch ein ähnliches Verständnis davon hat,<br />
welche Geschichten erzählenswert sind.<br />
Sie ist eine ganz wichtige Beraterin an<br />
meiner Seite. Was mich interessiert – als<br />
Schauspieler wie als Zuschauer – ist<br />
einfach die menschliche Natur. Ich habe<br />
immer Angst, zu prätentiös zu klingen,<br />
aber tatsächlich geht’s mir um die Frage:<br />
Warum sind wir, wie wir sind? Danach<br />
suche ich meine Rollen aus. Von daher<br />
würde ich sagen, dass das Wichtigste für<br />
mich immer die Geschichte ist. Auch wenn<br />
FOTOS: UNIVERSAL PICTURES<br />
es natürlich nicht unerheblich für mich ist,<br />
wer einen Film inszeniert und mit welchen<br />
Leuten ich da zusammenarbeiten werde.<br />
Geht es Ihnen auch darum,<br />
aus der eigenen Komfortzone<br />
rauszukommen?<br />
Klar, das ist immer gut. Was mich herausfordert<br />
oder was ich nicht kenne, finde ich<br />
besonders reizvoll. Ob das die Erfahrungen<br />
eines jungen Soldaten im Ersten Weltkrieg<br />
sind oder das Coming-out eines schüchternen<br />
Schwulen.<br />
Apropos „Pride“: Der Film war vor<br />
sechs Jahren kein riesiger Hit, fand<br />
aber doch eine treue Fanschar, nicht<br />
wahr?<br />
Ich habe einige sehr rührende Nachrichten<br />
bezüglich „Pride“ bekommen. Und manchmal<br />
sprechen mich auch Menschen in der<br />
Öffentlichkeit auf den Film an. Ich freue<br />
mich jedes Mal wahnsinnig. Zu wissen,<br />
dass es da draußen ein paar Leute gibt,<br />
denen meine Arbeit etwas bedeutet und<br />
die wirklich inspiriert wurden, macht mich<br />
glücklich. Gerade auch bei einem Film wie<br />
„Pride“, dessen Geschichte mich selbst so<br />
inspiriert hat. Einfach weil sie gezeigt hat,<br />
wie viel wir Menschen bewegen können,<br />
wenn wir unseren Hintern hochbekommen<br />
und Engagement zeigen.<br />
Ihre Mutter ist Kostümbildnerin, Ihr<br />
Vater Beleuchter. Hatte das Einfluss<br />
auf Ihre Entscheidung, Schauspieler<br />
zu werden?<br />
Die Arbeit am Theater hatten meine Eltern<br />
schon aufgegeben, bevor meine Schwester<br />
und ich geboren wurden. Ich bin also nicht<br />
in dieser Welt groß geworden. Aber ich verdanke<br />
ihnen zumindest, dass ich schon als<br />
Kind ganz viele Theaterstücke und Filme<br />
gesehen habe, was andere Gleichaltrige<br />
vermutlich so nicht kannten.<br />
Wie kamen Sie denn dann in die<br />
Branche?<br />
Dass ich dann Blut leckte in Sachen<br />
Schauspielerei, lag daran, dass eine<br />
Casting-Agentin zu uns in die Schule kam,<br />
als ich zehn Jahre alt war, weil Jungs für<br />
den Film „Peter Pan“ gesucht wurden. Da<br />
war ich neugierig – und hatte Glück, dass<br />
ich einer derjenigen war, die sie tatsächlich<br />
auswählte. Damals habe ich noch nicht<br />
darüber nachgedacht, was ich mal werden<br />
will. Aber die Erfahrung vor der Kamera hat<br />
mir so viel Spaß gemacht, dass ich immer<br />
weitermachen wollte. Als ich dann in<br />
„Private Peaceful“ meine erste Hauptrolle<br />
spielte, wusste ich endgültig, dass für mich<br />
nichts anderes infrage kommt.<br />
*Interview: Jonathan Fink<br />
„1917“, auf DVD & Blu-Ray erschienen<br />
bei Universal Pictures<br />
„Ophelia“, auf DVD & Blu-Ray erschienen<br />
bei Koch Films
KUNST<br />
FOTO: JANTO DJASSI<br />
INTERVIEW<br />
TIZIAN BALDINGER:<br />
„Nichts Konkretes!“<br />
Ungewöhnliche Kunst mit Leuchtstoffröhren,<br />
Tierfellen und Performance – die<br />
Kunst von Tizian Baldinger war schon in China<br />
und auch in der Affenfaust Galerie in Hamburg<br />
zu erleben. Und natürlich in der Schweiz, wo<br />
er einst mit Techno-Events für Furore sorgte.<br />
Wir trafen den aus der Schweiz stammenden<br />
Künstler in seinem Berliner Atelier.<br />
FOTO: EDWARD GREINER<br />
Wie war dein künstlerischer Werdegang?<br />
Oh, hast du Zeit? Ursprünglich habe ich Informatik<br />
gelernt, was ich eigentlich gar nicht wollte. Früher<br />
hatte ich nie einen Computer gesehen, erst Ende<br />
der 1990er kam ich in Kontakt. (lacht) Dann<br />
habe ich zehn Jahre IT gemacht und hatte dann<br />
das große Bedürfnis, Kunst zu machen. Ich war<br />
ganz sicher, dass mich die Kunstschule in Zürich<br />
nimmt. Habe meine Wohnung gekündigt, den Job<br />
geschmissen und bin nach Zürich. Und dann wurde<br />
ich abgelehnt. Dann hatte ich nichts mehr, aber das<br />
Bedürfnis, etwas Neues zu machen. Ich dachte mir:<br />
Fickt euch, ich gründe meine eigene Kunstschule.<br />
Habe eine Abrissliegenschaft außerhalb von Zürich<br />
gemietet und all meine Freunde kontaktiert, um<br />
eine Künstlerkommune zu gründen: Bleifrei. Das<br />
Geld war ziemlich schnell weg. Und dann habe ich
KUNST<br />
FOTOS: TIZIAN BALDINGER<br />
begonnen, Technopartys zu organisieren,<br />
das schlug ein wie eine Bombe. Bei der<br />
letzten Party hatten wir Booka Shade.<br />
Die waren sauteuer, aber die Party war<br />
so erfolgreich, dass wir das bezahlen<br />
konnten. (lacht) Von Spaghetti und Soße<br />
aus der Dose zu so einem Act ...<br />
Verbinden dich die Leute dann dort<br />
eher mit Techno?<br />
Nein, die Kunst lag im Fokus bei Bleifrei,<br />
einer ehemaligen Tankstelle. Die Technopartys,<br />
die alle zwei Monate stattfanden,<br />
hatten aufwendige Kunstinstallationen,<br />
es ging nicht nur um Musik. 2013 haben<br />
wir dann damit aufgehört, weil die<br />
Liegenschaft abgerissen werden sollte.<br />
Später bin ich dann nach Zürich gezogen,<br />
und 2016 versuchte ich es ein letztes<br />
Mal an der Kunstschule dort. Wurde<br />
jedoch wieder abgelehnt. Inzwischen<br />
hatte ich jedoch bereits einen Studienplatz<br />
in Hamburg.<br />
Und wann warst du in China?<br />
2012 hatte ich das Studium in Hamburg<br />
angetreten, bin aber nach einem<br />
Monat zurück in die Schweiz, bis ich im<br />
Oktober 2016 dann das Studium richtig<br />
angetreten habe. Zwei Monate lebte ich<br />
2015 in einem Kiosk in einem ziemlich<br />
schicken Viertel in Zürich, geduscht<br />
habe ich im Kioskeingang und schlief<br />
im Schaufenster. (lacht) Dann bin ich<br />
wieder nach Hamburg und habe mein<br />
Studium angetreten. Anselm Reyle gab<br />
mir die Möglichkeit, bei ihm in der Klasse<br />
zu studieren. Ende des Jahres lernte<br />
ich in meiner Klasse eine chinesische<br />
Künstlerin kennen. Ihr Drang, Erfolg zu<br />
haben, faszinierte mich. Unsere Schule<br />
bot dann Auslandssemester an, unter<br />
anderem LA und China. Ich hatte mich<br />
für die USA beworben, ein Kindheitstraum,<br />
bekam aber den<br />
alternativen Ort China.<br />
Die dortige Kunstschule<br />
lud vorab<br />
internationale<br />
Künstler ein, dort<br />
auszustellen,<br />
dort machte ich<br />
mit, zusammen<br />
mit meiner<br />
Freundin. Die<br />
Schule stellte mir<br />
ein Visum für fünf<br />
Wochen aus, so konnten<br />
wir auch ihre Familie<br />
besuchen und das Land<br />
kennenlernen. Meine Kunst wurde<br />
auch ausgestellt, ich bin mir unsicher,<br />
ob sie in China so aufgenommen wurde,<br />
wie sie gedacht ist, da in China Licht<br />
an Hausfassaden, Werbung etc. omnipräsent<br />
sind. Chinesische Künstler sind<br />
Maschinen, die PERFEKT zeichnen und<br />
malen – auch alte Meister nachmalen.<br />
Und ich kann gar nicht zeichnen! Trotzdem<br />
hingen dort auch meine Skizzen,<br />
die eigentlich nur dazu gedacht sind, zu<br />
zeigen, wie die Performance gedacht ist.<br />
Danach folgte mein Auslandssemester.<br />
Wie kamst du in Kontakt mit der<br />
Affenfaust Galerie?<br />
Wir waren spazieren in Hamburg und<br />
wir stießen auf die damals gerade<br />
frisch eröffnete Galerie und kamen<br />
ins Gespräch. Wir verstehen uns<br />
super, wir haben schon viele<br />
gemeinsame Projekte<br />
realisiert und ich habe<br />
dort auch schon drei<br />
große Einzelausstellungen<br />
gehabt.<br />
Schon beim ersten<br />
(Zufalls-)Treffen<br />
kam eine Reporterin<br />
vorbei, und<br />
da einer der drei<br />
Gründer im Urlaub<br />
war, sprang ich für das<br />
Foto für ihn ein. Wir trugen<br />
alle drei Affenmasken,<br />
so fiel das nicht auf.<br />
Was planst du gerade?<br />
Nichts Konkretes! Früher habe ich für<br />
Ausstellungen produziert, jetzt mache<br />
ich Kunst ohne Ausstellungstermin. Aber<br />
demnächst steht eine Ausstellung in<br />
Leipzig an.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.tizianbaldinger.com
BUCH<br />
NACHGEFRAGT<br />
TIM GEBERTS<br />
aktueller Streich<br />
Der neue Band der Fynn-<br />
Phönix-Reihe namens „Fynn<br />
Phönix und das letzte Kollektiv“<br />
schließt die Trilogie, in der Engel<br />
Teufelsmonster in Menschenbabys<br />
verbannten, um die Zauberwelt vor<br />
deren Zerstörung zu schützen. Wir<br />
fragten nach beim Autor.<br />
Es ist ein modernes Märchen, kannst<br />
du damit leben?<br />
Ob ich damit leben kann? Das hört sich<br />
ja nach was Schlechtem an. Also, wenn<br />
ich an Märchen denke, dann dass diese<br />
meistens ein Happy End haben. Davon<br />
bin ich zum Beispiel gar kein Fan. Zu einer<br />
guten Geschichte gehören große Verluste<br />
einfach dazu, etwa der Tod von wichtigen<br />
Charakteren. Aber ansonsten<br />
bediene ich mich voll und ganz der<br />
Märchen-Elemente: Magier und<br />
Hexen, Feen und Drachen sowie<br />
übernatürliche Sachverhalte. Ich habe<br />
allerdings immer sehr darauf geachtet,<br />
dass nichts besonders vorausschaubar ist,<br />
denn ich hasse in Geschichten Klischees<br />
und typische Handlungsverläufe.<br />
Angst vor Kitsch hast du nicht,<br />
oder? Wie entwickelst du deine<br />
Figuren?<br />
Hm, sagen wir, ich kann Kitsch nicht leiden.<br />
Etwas Romantisches kann schnell kitschig<br />
für mich wirken. Nicht jede Figur bekommt<br />
einen coolen und besonderen Charakter.<br />
Die Hälfte bleibt eigentlich unscheinbar<br />
und verhaltensunauffällig. Den Rest<br />
designe ich dann meistens, wenn ich mein<br />
Skript schreibe, also bevor ich mein Buch<br />
anfange. Besonders gerne schleife ich die<br />
Charaktere von weiblichen Figuren.<br />
Was inspiriert dich?<br />
Egal ob für die Story, für die magischen<br />
Fähigkeiten oder die eben erwähnten<br />
Charaktereigenschaften lasse ich mich von<br />
Serien und anderen Büchern inspirieren.<br />
Ich denke, dass das jeder kreative Kopf<br />
macht. Wenn sich daraus dann etwas<br />
Neues ergibt, ist das wunderbar.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.sadwolf-verlag.de<br />
FOTOS: SELFIES
PSYCHOLOGIE<br />
Die Sache mit der Schuld<br />
Jeder hat sie mal, viele haben sie<br />
mehrmals täglich: Schuldgefühle.<br />
Und damit ist nicht das schlechte<br />
Gewissen gemeint, wenn man trotz<br />
straffem Sportprogramm und sonst<br />
perfekt abgestimmter Ernährung mal<br />
eine Tafel Schokolade isst. Oder zu viel<br />
TV schaut oder bei NETFLIX versinkt.<br />
Nein, es geht hierbei und auch in dem<br />
Buch „Schuldgefühle“ von Helga Kernstock-Redl<br />
um die Art von Gefühlen,<br />
die uns nur belasten, die zum Teil vom<br />
Umfeld gemacht werden, etwa von<br />
Kollegen, die einem passiv-aggressiv<br />
suggerieren, man müsse noch mehr<br />
arbeiten, schließlich wolle man diesen<br />
Job ja behalten. Oder von der Familie,<br />
die es perfekt versteht, die Botschaft<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/AND-ONE<br />
„Wärst du häufiger hier, würden wir<br />
alles besser schaffen“ zu überbringen.<br />
Zum großen Krankheitsbild des Burnout<br />
gehört die nicht enden wollende<br />
Grübelei, oft auch eine schier endlose<br />
Spirale aus Vorwürfen und Selbstbeschuldigungen.<br />
Ständig denkt man, man müsse sich<br />
oder seine Arbeit weiter optimieren,<br />
jede Kritik trifft einen stärker, als es<br />
eigentlich sein muss. Denn zum einen<br />
macht es sich das Umfeld oft einfach<br />
gerne bequem und überträgt unangenehme<br />
Arbeiten auf willige Dumme, die<br />
sich auch noch manipulieren lassen,<br />
zum anderen trägt eigentlich jeder<br />
noch aus der Kindheit sein Päckchen<br />
Unsicherheiten, Selbstkritik und<br />
Selbstvorwürfe mit sich rum – ideale<br />
Landebahnen für manipulative<br />
Mitmenschen, die dies zu ihrem Vorteil<br />
nutzen.<br />
Das über 260 Seiten starke Buch der<br />
Psychologin und Psychotherapeutin<br />
hilft jedem ungemein, der mit sich<br />
und seiner Lebenssituation hadert.<br />
„Schuldgefühle“ ist im Goldegg Verlag<br />
erschienen. Lesenswert und sehr<br />
hilfreich! *rä<br />
www.kernstock-redl.at<br />
BUCH<br />
RATGEBER<br />
Der Nervsack<br />
auf Arbeit<br />
Wir alle haben diesen einen<br />
Kollegen, der partout nicht<br />
mit einem zusammenarbeiten<br />
will. Oder es einfach nicht<br />
kann. Aber auch mitunter<br />
anstrengende Verwandtschaft,<br />
deren Kommentare einen<br />
sofort auf die Palme bringen.<br />
Und dann noch die Menschen<br />
in der U-Bahn oder im<br />
Straßenverkehr, die scheinbar<br />
alles tun, um einen den Tag<br />
zu verderben. Doch bevor<br />
man beginnt, an der Welt zu<br />
verzweifeln oder Ohrfeigen zu<br />
verteilen, sollte man die Dinge,<br />
die Personen, die Situationen<br />
anders bewerten. Die Autorin<br />
und Business-Trainerin Nele<br />
Kreyßig zeigt in dem Buch<br />
„Warum es Bullshit ist, andere<br />
ändern zu wollen“ Wege auf,<br />
mehr Ruhe zu finden und<br />
weniger Wut zu entwickeln<br />
über all die Deppen (sorry).<br />
Es sei ein „Plädoyer für mehr<br />
Toleranz und Gelassenheit im<br />
Umgang mit anderen“, und<br />
wer sich etwas daran hält, der<br />
bekommt „mehr Anerkennung<br />
und Wertschätzung als jemals<br />
zuvor – eine der wichtigsten<br />
Glücksquellen überhaupt“. Ein<br />
gutes Buch. Verdammt gut. *rä<br />
www.nelekreyssig.com
BUCH<br />
PSYCHOLOGIE<br />
Wie denken wir?<br />
Was machen wir falsch?<br />
FOTO: ISTOCKPHOTO.COM/SOUTH_AGENCY<br />
Und was können wir Männer daran<br />
ändern und wie unser Leben womöglich<br />
verbessern? Dieses Buch<br />
kann vielleicht helfen.<br />
Fürchte dich nicht, es ist kein Stress<br />
erzeugender Selbstoptimierungs-<br />
Ratgeber. Nein, „Männerherz“ von<br />
Coach, Trainer und Dozent Dr.<br />
Richard Schneebauer – er berät<br />
übrigens auch Unternehmen in<br />
Genderfragen – ist ein Buch, das<br />
dich an die Hand nimmt und dich<br />
motiviert zu handeln. Ohne Stress.<br />
Nachgegangen wird unter anderem<br />
Fragen wie „Wie bewahrt man nach<br />
der Anfangseuphorie den Zauber<br />
in einer Beziehung?“, „Wie lassen<br />
sich die Herausforderungen einer<br />
Elternschaft meistern?“ und „Wie<br />
gestaltet man eine Trennung in<br />
Liebe?“ – gerade Queers sind ja oft<br />
noch ein Leben lang mit ihren ehemaligen<br />
Lebensabschnittsgefährten<br />
und -gefährtinnen befreundet. Das<br />
Buch ist eine durchaus lesenswerte<br />
und auch bereichernde Erkundung<br />
des maskulinen Ichs (jeder Art). *rä<br />
www.goldegg-verlag.com<br />
ROMAN<br />
Die Liebe in den Zeiten von Aids<br />
Eine Zeitreise zurück, eine Reise in eine Zeit,<br />
als alles begann aufzubrechen, Punk noch<br />
relevant, High Energy neu und die Gesellschaft<br />
gerade offen für andere Lebensformen war.<br />
Auch wenn man sich diese noch erkämpfen<br />
musste. Es gab erste schwule Aktivisten, die es ins<br />
TV schafften, Jimmy Somerville mochten (fast) alle<br />
und Władziu Valentino Liberace (großes Bild oben<br />
in der Collage) spielte doch so schön Klavier. Und<br />
war er überhaupt wirklich schwul? Oder nur camp?<br />
Damals war man sich noch nicht sicher, zu sehr<br />
pflegte er seine Heterosexualität in den Medien ...<br />
1987 starb Liberace dann an den Folgen von Aids.<br />
Das große Schwert des Damokles, das über den<br />
Köpfen der Community schwebte. Noch wusste<br />
man nicht, was es genau ist, wie man sich nun<br />
ansteckt ... In dieser Zeit spielt Rebecca Makkais<br />
Buch „Die Optimisten“.<br />
Es erzählt von Yale, einem begeisterten Kunstexperten<br />
in Chicago, der aber nicht nur der Kunst,<br />
sondern auch dem Nachtleben frönt.<br />
1985 waren schwule und schwulenfreundliche<br />
Künstler wie Andy Warhol,<br />
Madonna, Diana Ross und Elton<br />
John überall sehr präsent, es wirkte,<br />
als ob man es endlich geschafft<br />
hatte, das Rauskommen aus dem<br />
Schrank. Wäre da nicht Aids, das der<br />
Mehrheitsgesellschaft und auch der<br />
Szene Angst machte. Das große Sterben<br />
begann. In dem Buch – das übrigens auf der<br />
Bestsellerliste der New York Times und auf der<br />
Shortlist des Pulitzer Prize zu finden war und das<br />
zudem mit der Carnegie Medal ausgezeichnet<br />
wurde – erlebt auch Yale, wie die mysteriöse<br />
Krankheit in Chicagos Boystown für Trauer<br />
und Verlust sorgt. Er erlebt aber auch, wie die<br />
Szene zusammen eine Community bildet, die<br />
sich hilft. Lesenswert! *rä<br />
eisele-verlag.de<br />
FOTO: WHITTEN SABBATINI<br />
QUEER<br />
Eintauchen ins Vergnügen<br />
Ins Lesevergnügen. Auch bei den derzeitigen<br />
Temperaturen, ist es doch gar nicht so<br />
schlecht, mit einem guten Buch zu Hause<br />
zu bleiben und sich einmal aus dieser Welt<br />
zurückzuziehen.<br />
Wir haben gleich zwei für dich im Angebot,<br />
beide sind von Alexander Chee und beim Verlag<br />
ALBINO erschienen. Da wäre zum einen der<br />
ernste Roman „Edinburgh“, zum anderen die<br />
Essay-Sammlung „Wie man einen autobiografischen<br />
Roman schreibt“. In „Edinburgh“ erzählt<br />
der Autor vom zwölf Jahre alten Phi, der Opfer<br />
sexueller Übergriffe wird. Er schweigt und hat<br />
mit seinem Verhalten zu kämpfen, als später sein<br />
bester Freund ebenfalls missbraucht wird ...<br />
Wesentlich heiterer wird es bei „Wie man einen<br />
autobiografischen Roman schreibt“. Hier<br />
versammelt der New Yorker Alexander Chee auf<br />
über 380 Seiten Essays über die Liebe, das Leben<br />
in verschiedenen Gesellschaften und Ländern (der<br />
Autor ist Amerikaner mit koreanischen Wurzeln,<br />
schwul, Künstler und politischer Aktivist), das<br />
Heranwachsen und Sein. „Ich war ein Wechselbalg,<br />
ein Schelmenkind, ob durch Zufall oder Vorbestimmung.“<br />
*rä<br />
www.albino-verlag.de
HOL SIE DIR!<br />
Die erste deutschsprachige<br />
Broschüre mit allen<br />
wichtigen Infos.<br />
Vielfältige Menschen,<br />
vielfältige Körper.<br />
Wir alle sind Teil der Szene!<br />
Erfahre mehr auf:<br />
www.iwwit.de/trans
AVALANCHE<br />
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COR interlübke Studio München<br />
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