2 • DorfStadt-Zeitung 07/2020 • 14.05.2020AHMoin, liebe Leser,die Seeleute stehen in der Co -ronakrise selten im Fokus.Dabei sind sie eine der am härtestenbetroffenen Berufsgrup -pen. Rund 100.000 Matrosen,Offiziere und Kapitäne sindlaut Gewerkschaft an Bord vonHandelsschiffen „gefangen“. Siedürfen wegen Ansteckungs -gefahr nirgendwo an Landgehen und die Ablöse darf nichtanfliegen. Folge: unzählige See -fahrer kommen seit Monatenweder nach Hause noch an denArbeitsplatz. Stille herrschtdaher im Hamburger See -manns club Duckdalben und beider Seemannsmission Altonaam Fischmarkt. Möge die Pan -demie bald vorbeigehen!Hapag-Lloydmuss sparenHamburg - Die größte deutscheFrachtreederei Hapag-Lloydmuss sparen. Nach Angabenvon Vorstandschef Rolf HabbenJansen sind die internationalenCorona-Turbulenzen der Grund.Die Kosten müssten kurzfristigum einen mittleren dreistelligenMillionenbetrag reduziertwerden. Das betreffe vor allemdie Flotte aus 225 Schiffen(Transport-Kapazität: 1,6 Mio.TEU) und Routen etwa zwischenAsien und Europa. DieStellen seien „derzeit“ ebensosicher, wie die Liqui dität.ManövrierunfähigBahamas - Das dänische Con -tainerschiff „Maersk Vilnius“(1.800 TEU) ist dieser Tage aufdem Atlantik in Seenot geraten.Durch ein Feuer war dieMaschine vor Guadeloupe ausgefallen.Die Crew konnte dieFlammen zwar erfolgreichselbst bekämpfen. Dennoch wardas Schiff auf offener Seemanövrierunfähig geworden.Ein Schlepper zog die „MaerskVilnius“ in eine Werft. Eigent -IMPRESSUMDie DorfStadt-Zeitung erscheint alle drei Wochen donnerstagsin den Elbvororten bei MK Medien PR- & Eventagentur,Bramweg 31, 22589 Hamburg.Tel.: 87 08 016-0Redaktion: redaktion@dorfstadt.de, termine@dorfstadt.deAnzeigen: media@dorfstadt.deAutoren: Manuela Tanzen (m.tanzen@dorfstadt.de), Wolf A.Wiegand (w.a.wiegand@dorfstadt.de) Herausgeber/V.i.S.d.P.:Markus KrohnUnverlangt eingesandte Manu skripte und PR-Berichte werdennicht zurückgesandt und nicht vergütet. Wir behalten uns vor,die Texte und Bilder nach Belieben zu verändern und zu veröffentlichen.Ein Anspruch auf Veröffentlichung besteht nicht.Druck: Boyens MediaPRINT, Heide© MK Medien PR- & EventagenturI, Hamburg!Neues aus der Schifffahrt | Wolf Achim WiegandDorfStadt-Redakteur Wolf-Achim WiegandNächste Ausgabe: 4. Juni, Redaktionsschluss: 27. Mai 2020Foto: Küsterlich sollte es aus der Karibiknach Port Elizabeth in Südaf -rika fahren.Versäumnisseder Kreuzfahrt?Washington – Das US-Reprä -sentantenhaus untersucht derzeitdas Verhalten der weltgrößtenKreuzfahrtgruppe Car -nival Corporation & plc beimAusbruch der Corona-Pande -mie. Auf mehreren Schiffenhatte es Infektionen, Tote undQuarantänen gegeben. DieAbgeordneten wollen wissen,ob genügend für die Sicherheitund Gesundheit von Passa gie -ren und Besatzungen getanworden ist. Carnival kontrolliertneun Kreuzfahrtfirmen,darunter AIDA Cruises undCunard. Der Konzern hat weltweit109 Schiffe im Einsatz.Warten, warten, wartenLos Angeles - Die Coronakrisehat den Autohandel nahezuweltweit zum Erliegen ge -bracht. Das schlägt sich schwerbei Reedereien der Auto trans -portschiffe nieder. So musstekürzlich die unter liberianischerFlagge fahrende „Jupiter Spirit“(14.000 TEU) der Nissan-Motorwerke nach dreiwöchigerÜberfahrt vor Kalifornien we -gen überfüllter Kaianlagen eineweitere Woche auf Reede warten,bis rund 2.000 japanischeFahrzeuge entladen werdenkonnten.Stille auf den FlüssenMünchen - Nicht nur dieBetreiber von Ozeanriesen,son dern auch die Binnen- undAusflugsschifffahrt ist von derCoronakrise betroffen. Alleinauf dem Main-Donau-Kanal inBayern haben die Behörden 25Prozent weniger Güterschifffegezählt. Der Grund: großeWerke wie BMW haben dieProduktion heruntergefahren.Die beiden Koalitionäre inspe, SPD und Grüne, verhandelnvor dem Hinter -grund der Klima- und Co -rona-Debatten auch überKlimaschutz und Mobili -täts wende. Um die CO2-Bilanz zu verbessern, wollenvor allem die Grünen dasRadfahren attraktiver machenund den Individualverkehr ausder Innenstadt verbannen.Auch der Öffentliche Nahver -kehr soll in den Koalitions ge -sprächen eine Rolle spielen. Hatder Hamburger Westen eineneue Chance auf einen 10-Minuten-Verkehr der S1 zwischenWedel und Blankenese?Oder bekommt die Idee einerS33-Ringstrecke Vorrang?Eine zusätzliche, westliche Elb -querung der Bahn hatte schonvor etlichen Jahren der FDP-Bundestagsabgeordnete Wie -land Schinnenburg gefordert.Im Zuge der Verlagerung desFernbahnhofs Altona nachDiebsteich und der problematischenErweiterung des Ham -burger Hauptbahnhofes bringtder Harburger SPD-Bezirks po -litiker Frank Wiesner gemeinsammit Metin Hakverdi, Bun -destagsabgeordneter der SPD,eine S-Bahn-Ringlösung alsLinie S 33 ins Spiel. Die könnteden Verkehr am HamburgerElbvororteS1: Kommt endlich 10-Minuten-Takt?Mobilitätswende und Corona-Krise könnten Strecke möglich machen | Konrad MatzenELBVORORTELandwirtschaft in der Groß -stadt – wie passt das ei -gentlich zusammen? Da -rauf gibt es keine leichteAntwort. Beispiele wie die miteinem der letzten Milchbauernder Hansestadt machen jedochdeutlich, wie wichtig landwirtschaftlicheFlächen nicht nurfür Einzelne sind – sondern fürLandwirte und Stadtmenschengleichermaßen.Da ist der Landwirt mit seinerFamilie, der seit seinem 14.Lebensjahr Rinder züchtet undvom Verkauf der Milch lebt:Hauke Jaacks betreibt die Rin -derzucht seit über 40 Jahren.Eigentlich hatte er vor, seine320 Milchkühe seinen kleinenKindern zu hinterlassen. Dochdieser Traum scheint zu zerplatzen.Denn der Hof, den erbewirtschaftet und die dazugehörigen 16 Hektar saftigerWeiden, auf denen seine Kühegrasen, gehört ihm nicht. Er hatihn seit 2004 gepachtet. Endedes Jahres läuft der Pacht ver -trag aus. Er wurde von derEigentümerin nicht verlängert.Stattdessen wurde der Hof imSeptember letzten Jahres verkauft.Nicht an Jaacks, sondernan einen Unternehmer, der mitseiner Familie schon jetzt inRissen wohnt und den Hofgerne in einen Pensionsstallum wandeln möchte. Ein Traum,den viele Unternehmer haben,um auszuspannen und einenAusgleich zum Büroalltag zuhaben.Nun handelt es sich nicht umeinen normalen Verkauf einerImmobilie, sondern um einengesetzlich besonders geschütztenlandwirtschaftlichen Betrieb.Hauptbahnhof entlasten, zudemkönnte eine attraktive Ver bin -dung zwischen Ham burger We -sten und Süden entstehen.Damit haben auch Pendler ausanderen Bereichen der StadtVorteile. Das ist ein guterGrund, dass zumindest eineMach barkeitsstudie in den Koa -litionsverhandlungen zwischenSPD und Grünen aufgenommenwird, die übrigens vom Bundfinanziert werden würd, denn:„Auf Bundesebene sind dieWeichen für die Zukunft neugestellt. Im Deutschen Bundes -tag haben wir es gesetzlichmög lich gemacht, dass derBund große Teile des Ausbausdes Nahverkehrs finanzierenkann. Dafür setzte ich michein", verkündete vor kurzemHakverdi.Ersten Planungen nach soll dieStrecke der S33 von Bostelbeküber Hausbruch, Moorburg,Waltershof, dann durch einenTunnel an das nördliche Elb -ufer und von dort direkt zumBahnhof Altona führen, wo dieS-Bahn an das bereits vorhandeneStreckennetz andockt.Auch die Bürgerinitiative Prellbock unterstützt die westliche Elb que -rung. Genauso wie eine Güter-Umgehung im Osten Abb.: PrellbockAls solcher darf er laut Gesetznur an einen anderen Landwirtverkauft werden. Zuständig fürdie Prüfung solcher Geschäfteist die Wirtschaftsbehörde, diedem neuen Besitzer bescheinigte,den landwirtschaftlichen Be -trieb aufrecht zu erhalten. DasGesetz macht dabei keinenUnterschied zwischen lang -jährig tätigen Landwirten undsolchen, die sich weiterbildenoder den Hof von einem ausgebildetenLandwirt führen lassen.Für Jaacks ist die Milchvieh -haltung sein Lebenswerk, das ergern auf dem Moorhof weitergeführthätte. Er wäre sogarbereit gewesen, den Hof zuden selben Konditionen zu kaufenwie sein Wettbewerber, umihn weiter bewirtschaften zukönnen. Den Zuschlag erhielter trotzdem nicht. Grund dafürdürften Streitigkeiten mit derRund zehn Kilometer wäre lautWiesner die Strecke von Bostel -bek bis Altona lang. Dabeikönnte man etwa sieben Kilo -meter bestehende Hafenbahn -strecke einbeziehen, die bereitselektrifiziert ist, wobei die S-Bahn, wie nach Stade, dieOberleitung nutzen könnte.Neu gebaut werden müsstenVerpächterin um Rechte undPflichten zwischen den Par tei -en gewesen sein. Ein paarmaltraf man sich vor Gericht. Kei -ne gute Grundlage für eine vertrauensvolleKaufverhandlung.Aufgeben will Jaacks nochnicht. Grundlage für dasGrund stücksverkehrsgesetz, indem der Verkauf landwirtschaftlicherFlächen geregeltist, ist nämlich die Feststellung,dass die Landwirtschaft besondersgeschützt sei, „da Grundund Boden in der Land- undForstwirtschaft der maßgebendeProduktionsfaktor ist, abernicht in unbeschränktem Umf -ang zur Verfügung steht, sollder vorhandene landwirtschaftlicheGrundbesitz in erster Linieden Landwirten zugutekommenund vorbehalten bleiben, die ihnselbst bewirtschaften.“ Jaackssieht die Bewirtschaftung alsvor allem der Tunnel, dieHaltestelle und die Abzweigungvon Bostelbek Richtung Nor -den. Damit wäre es nach heutigenMaßstäben bereits einMilliardenprojekt, wobei derTunnel etwa die Hälfte derKosten ausmachen würde.Die Verbindung wäre nicht nurfür den Süden ein Gewinn,denn im Süderelbebereich werdenderzeit eine Reihe größererstädtebaulicher Wohnprojekteumgesetzt, die zu einem deutlichenBevölkerungsanstieg füh -ren werden. Bislang gibt es keinschlüssiges Verkehrskonzept fürdie Menschen, die vom Südenin den Norden zur Arbeit pendelnwerden.Wenn die Wirtschaft nach derCorona-Krise wieder angekurbeltwerden soll, könnte auchder Westen von der angedachtenMobilitätswende profitieren.Mit dem Geld vom Bundkönnte die S1 Richtung Wedelausgebaut werden. Bis Februargalt der Streckenausbau inFachkreisen noch als zu teuer.Jetzt könnte der Ausbau auchals Wirtschaftsmotor für denHamburger Westen werden undspäter Neubürger aus den Woh -nungsbauprojekten in Rissenund entlang der ausgebautenMa gistrale 1 (B431) klimaschonendin die Innenstadt befördern.Glückliche Kühe? Nicht (mehr) in RissenNeuer Moorhof-Besitzer will Pferdepensionshof im Klövensteen. Bezirkspolitiker skeptisch | Konrad MatzenRISSENPferdepensionsstall nicht alsLandwirtschaft im klassischenSinne an.Die zunehmende Umwandlungvon Milchviehbetrieben oderHauke Jaacks mit seinen Rindern und Nachbar Heiko Brunckhorst. Im Hintergrund der Hof, auf demJaacks mit seiner Familie seit über 10 Jahren lebt und arbeitet.Foto: Krohnklassischen Bauernhöfen imHamburger Westen ist jedochkaum aufzuhalten, auch wennBezirkspolitiker in Altona denzunehmenden Verkehr durchden Klövensteen bei der Ge -nehmigung des Moorhofes alsPferdepensionsstall im Augehaben dürften.So lange sich die Versorgungs -sicherheit der Bevölkerung mitlandwirtschaftlichen Produktenund der Drang nach Freizeit -aktivitäten wie beispielsweiseReiten nicht offensichtlich ausschließen,wird die Entwick -lung weiter gehen, auch wennFamilien wie die von HaukeJaacks darunter leiden.
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