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setzen, aber nicht zu fest, der Koffer war aus Pappe, riß ein
bei zu starkem Gewicht, er saß, döste, kaute lustlos an einem
Apfel. Er starrte auf das Schild an der Wagentür, versuchte
es zu entziffern, verstand nicht, fragte: was heißt das; Junge,
quäl mich nicht. War es ihnen nicht gelungen, den Großvater
zu benachrichtigen, mußten sie ein paar Kilometer zu Fuß
gehen, denn die Züge fuhren damals selten planmäßig, in W
hielten sie nicht. Sie waren die Landstraße entlang gegangen,
Nebel lag über den Feldern und machte das Atmen schwer.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite waren ihnen Männer
mit Holzknüppeln entgegengekommen. Ängstlich waren
sie schneller gegangen. Stellt euch vor, erzählte die Mutter, als
sie das Haus der Großeltern erreicht hatten, gehen wir doch
da lang, in dieser Gegend, dann noch mit dem Kind, ihr wißt
ja, was schon passiert ist, kommen uns ein paar Männer mit
Knüppeln entgegen. Na, ich hab ganz schön was ausgestanden.
Det is bloß die Feldwache, brummte der Großvater, die passen
uff, det keener klaut von die Felder, nachts. Da brauchste
keene Angst haben. Die sind ooch for euch da. Oft kam es vor,
daß sie früher eintrafen als der Ankündigungsbrief. Er wußte,
welch ungeheure Erleichterung er damals empfunden hatte,
wenn sie endlich bei Morgengrauen vor dem Haus standen
und gegen die Fensterläden klopften. Eine Weile blieb es
still, dann hörten sie Geräusche im Haus, das Licht ging an,
die Haustür wurde geöffnet, sie waren angekommen. Einmal
war er ahnungslos eingetreten, da kam ein fremder Mann die
Treppe heruntergepoltert, er war groß und machte Lärm, der
hatte ihn hochgehoben, umhergeschwenkt und immer wieder
gesagt: so siehst du also aus. Er mochte den Mann nicht, der
ihn herumschleuderte wie eine Puppe und ihn an sich preßte.
Sein Gesicht brannte von der Berührung mit der stachligen,
rauhen Wange des Mannes. Er begann zu schreien, er solle
ihn loslassen, der fremde Mann, aber er wurde belehrt, daß
dies sein Onkel Otto sei, den er liebhaben müsse. Onkel Otto
war aus Sibirien gekommen.
III
Großvater, das war der, der immer zum Fluß ging, der saß am
Fluß, auf seinem Klappstuhl, breit und schwer, hielt eine
Angel in den Händen oder hatte sie am Ufer festgemacht und
schnitzte an einem Stock, verwendete verschiedene Schnitzmesser,
die er in den Jackentaschen bei sich trug, in denen
noch Brotreste waren oder Angelhaken. Darf ich mitgehen,
angeln, hatte er den Alten oft gefragt, dabei seine Arme um
die Hüften des Mannes gepreßt, das Gesicht in den Stoff
der Jacke gedrückt, damit er den Geruch tief einatmen konn-
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te, die Jacke roch nach Schnaps und Fisch, Tabak und
Brotresten, zieh bloß das alte Dreckding aus, sagte die
Großmutter, wenn er vom Angeln kam, die Rute in der
rechten Hand, einen alten Marmeladeneimer mit Wasser
und Fischen darin in der linken, wenn er schwerfällig
in die Küche trat, zieh bloß das alte Dreckding
aus, ich will nicht, daß die ganze Küche danach stinkt.
Er war dann auf ihn losgestürmt, was hastn gefangen,
n Hecht? Hastn endlich gekriegt. Nu mach mal halblang,
is ja gut, sagte der Alte, wenn er ihn umschlungen
hatte, nicht mehr loslassen wollte, nächstesmal darfste
mit, ich geb dir gleich ne kleine Angel, kannst ja hier
vorm Haus versuchen, mit Fliegen, das beißen sie hier.
Mittags gab es Fisch, für den Alten Kotelett oder Eierkuchen,
deren Geruch die Küche ausfüllte. Die Frauen
standen am Herd, drehten die Eierkuchen in der Pfanne,
während der Alte stumm am Tisch saß und aß. Er
redete nicht viel; er konnte nicht ausstehen, wenn beim
Essen geredet wurde. Mit barschen, knappen Bewegungen
beendete er Gespräche, die ihm sinnlos vorkamen.
Er knurrte, wenn ihm der Enkel mit einem Stück Fisch
auf der Gabel vorm Gesicht herumfuchtelte und ihn
zum Abbeißen aufforderte. Der Alte aß keinen Fisch.
IV
Nachdem sie W verlassen hatten, hausten sie ein Jahr
lang in einem Barackenlager in Ostfriesland. Da war er
sechs Jahre alt und sah seinen Vater zum erstenmal. Die
Männer hatten Bretterverschläge gebaut, Betten aus rohen
Brettern zusammengenagelt. In der Nähe war ein
Flugplatz mit abgewrackten, abgeschossenen Flugzeugen,
die Flugzeuge waren leer, die Leichen ordnungsgemäß
beerdigt. Ab und zu fand man noch menschliche
Körperteile, meistens waren es Kinder, die solche Entdeckungen
machten, wenn sie in der Gegend herumstreunten.
Im Sommer, nachmittags, gingen die Kinder
zum Flugplatz, sammelten Metall, das war verboten,
kletterten in die Flugzeuge, rissen Kabel, Hebel, Knöpfe
heraus. An so einem schönen Sommertag rannte er
vom Flugplatz zurück zu der Baracke, hinkend, barfuß,
Schuhe gab es nicht, er sah nicht auf den Fuß, sah nur
die Mutter von weitem. Er war da hineingetreten, ekelhaft
roch es, stank, es war heiß, er lief weiter, erinnerte
sich, sein linker Fuß war da hineingetreten, in diesen
Haufen, er hatte ihn gar nicht gesehen, wie er da lag
im Gras, war hinter den Kindern her gewesen, die zum