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Sein Ziel war es, Orte und Situationen in Deutschland, die deutsche Wirklichkeit, die er gut kannte, zu beschreiben.
Er wollte einen eigenständigen deutschen Kriminalroman schreiben – was es in der damaligen Zeit nicht gab.
Peter Henning: Ihr Mann hatte mit seinem Roman seinerzeit beträchtlichen Erfolg. Was bedeutete ihm dieser Erfolg?
Angelika Miehe: Vor allem finanzielle Unabhängigkeit. Das bedeutete Freiheit und Zeit, um über neue Geschichten nachzudenken,
zu recherchieren und sie zu erarbeiten. Außerdem war er natürlich stolz, so viele Leser, auch im Ausland, zu
haben. Besonders freute er sich über die Nachricht, dass seine Romane in den Gefängnisbüchereien die am meisten ausgeliehenen
waren.
– Man hat Ihren Mann oft in einem Atemzug mit Jörg Fauser genannt. Hat ihn dieser Vergleich bestätigt oder ihn gehemmt?
Wie stand er zu Fauser?
– Weder noch! Er hat Jörg Fauser später erst in München näher kennengelernt, die beiden haben sich geschätzt. Jörg
Fauser hat Ulf erzählt, er habe ständig Ulfs ersten Roman auf dem Schreibtisch liegen, „damit ich weiß, wie hoch die Latte
hängt.“
– Wie haben Sie ihn beim Schreiben seiner Bücher erlebt? Wie ging er beim Schreiben vor?
– Während des Schreibens lebte er in seiner eigenen Geschichte.
(Ulf Miehe im Interview: Schreiben ist anstrengend. Schreiben tut man allein, und zwar sitzend. Da ich keinen Sport treibe,
wie man so sagt, bekommen mir lange Geschichten nicht besonders; zu wenig Bewegung, zu viel Hirnkino, sitzend. Puma
ist eine lange Geschichte, länger als die sieben Monate Romanschreiben; aber schon das, sieben Monate schreiben, heißt,
sieben Monate mit sich allein zu sein. Dabei lernt man sich besser kennen, als einem manchmal lieb ist. Schreiben, sein
Leben lang, wer das durchhält, ohne dabei zum Fabrikant von gelben Plastikeierlöffeln zu werden, der Mann hat meinen
Respekt, ob mir die Bücher gefallen oder nicht. Ich kann bloß schreiben, wenn ich spüre, dass da eine Geschichte auf mich
zukommt, denn die Geschichten, sie sind ja schon da, bevor ich daherkomme und sie aufschreibe. Ich bin dabei bloß der
Schreiber, der „erfindet“ doch nur bedingt, der schreibt eher mit.)
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– Gab es Vorbilder für sein Schreiben?
– Keine Vorbilder, aber Anregungen, dazu gehörte auch Musik, z.B. Bob Dylan, Fotografie, z. B. Weegee, andere Autoren
wie Dostojewski, Tolstoi, Marek Hlasko etc.
– Welche Erwartungen hat er an seine eigenen Romane gehabt? Gab es darüber hinausweisende Ziele als Autor, über die
er sprach?
– Ihm war klar, dass er nicht den Nobelpreis gewinnen würde – das war auch nicht sein Ehrgeiz. Ulf Miehes Ziel war, seine
Leser auf handwerklich hohem Niveau zu unterhalten. Allerdings hatte er einen großen Traum, den
er sich nur teilweise erfüllen konnte, nämlich Filme zu drehen, u.a. auch Puma.
– Was waren zuletzt seine Pläne als Autor?
– Ein Roman über die Brüder Franz und Erich Sass in den zwanziger Jahren. Darüber hatte er viel Material
gesammelt.
– Was würde Ulf Miehe heute von den Lesern seiner Bücher erwarten?
– Dass seine Geschichten zeitlos bleiben und neu entdeckt werden.
(Ulf Miehe im Interview: Ich schreibe für Publikum. Leuten, die dieses Buch gekauft haben, soll es schwer
werden, es wieder wegzulegen, bevor sie es nicht zu Ende gelesen haben.)
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