Flensburg Journal 213 - Juni 2020
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Gunnar Asmussen
„Surfen ist
mein Leben!“
Viele Flensburger surfen täglich, manch einer gar
stundenlang und weltweit – allerdings nur „to
huus“ oder auf der Arbeit im World Wide Web, dem
Internet. Wir sprachen vor einigen Tagen mit einem
„Flensburger Jung“, der ebenfalls seit vielen
Jahren möglichst täglich surft, allerdings surft er
„outdoor“ auf den Brettern, die für ihn die Welt
bedeuten: Er heißt Gunnar Asmussen, und er kann
das richtig gut, ist sogar Vizeweltmeister, Sieger
unzähliger Wettfahrten und Races, und seit letztem
Jahr auch – endlich – Deutscher Meister!
Ein Flensburg Jung‘? Na gut, streng genommen
nicht direkt, stammt er doch eigentlich aus dem
Umland, dabei hat er die meiste Zeit, wenn er denn
mal zuhause war, in unserem beschaulichen Flensburg
verbracht, hier wohnt er ja auch schon seit
langem, seit er von den Eltern weggezogen ist. Er
ist sogar in Flensburg geboren, in einer hiesigen
Klinik, in der tristen und dunklen Jahreszeit, einen
Tag vor Heiligabend, und das ausgerechnet
in einem Jahr, das für die Norddeutschen in einer
Katastrophe endete: In der Schneekatastrophe
zum Jahreswechsel 1978/1979. So wurde Gunnar
als Neugeborener gleich bei heftigem Schneetreiben
noch vor dem Jahreswechsel zusammen mit
der Mutter zu seinem Elternhaus nach Ohrfeldhaff
per Hubschrauber ausgeflogen, in eine ungewisse
Zukunft …, der etwas holprige Start ins Leben
hat ihm allerdings ganz offensichtlich nicht geschadet!
Die Familie Asmussen lebte seinerzeit nahe der
Ostseeküste in Ohrfeldhaff, zu Niesgrau gehörend
und an der B199 in Richtung Gelting liegend;
Gunnar wuchs dort auf dem platten Land mit drei
Geschwistern auf, zur Schule ging er in Sterup.
Anfangs war er wie viele andere ein ganz gewöhnliches
Kind, spielte viel draußen und wuchs allmählich
heran.
Wie er zum Surfen kam
Von seinem Zuhause hatte er es nicht weit zum
Ostseestrand, und selbstredend hielten die einheimischen
Kinder und Jugendlichen sich gerade
in der wärmeren Jahreszeit gern auch am Strand
und am Wasser auf. Als Gunnar etwa zehn Jahre
alt war, nahm ihn eines Tages ein guter Freund
seiner Mutter einfach mal mit zum Surfen runter
an den Strand. Bald schon überließ ihn der junge
Mann sich selbst, Gunnar mühte sich mächtig ab
mit dem Segel, hatte Probleme es aus dem Wasser
zu bekommen, kämpfte mit dem Brett, und hatte
zuerst einen schweren Stand, war aber dennoch
sofort fasziniert vom Gleiten übers Wasser, und
hatte prompt sein Herz, Verstand und sämtliche
Sinne an diesen Sport verloren.
Das Surfen war fortan die absolute Nr. 1 in seinem
Dasein; er ist zudem der Typ Mensch, der das, was
ihn interessiert und was er mag, stets exzessiv betreibt,
und so hat er praktisch seit früher Jugend
nur noch gesurft, gesurft, und gesurft. Schnell
fand er gleichgesinnte Kumpel, die stets dabei
waren, insbesondere sein Freund Nikolaus Mattig
aus Wippendorf war praktisch immer an seiner
Seite, wie ein weiterer Kumpel aus Hamburg, dessen
Familie in Koppelheck ein Ferienhaus hatte;
es bildete sich in den Jahren schnell eine coole
Clique, die zwar noch kein gutes Surf-Material zur
Verfügung hatte, aber trotzdem einen Riesenspaß
auf dem Brett hatte. Recht schnell stellte sich
heraus, dass insbesondere Gunnar ein außergewöhnlich
schneller und zudem talentierter Surfer
werden könnte. Spätestens seit dem Jahr 1993
war er ernsthaft dabei; das Surfen ist ein sehr
„materialverschleißender“ Sport, dadurch entsprechend
teuer für alle Betreiber – wenn sie
denn gutes Material zur Verfügung haben wollen
– die Ausstattung ist nämlich sehr umfangreich
– der Verschleiß bei Wettkämpfen und intensivem
Training entsprechend hoch.
Die ersten Erfolge
Gunnars Können blieb den Fachleuten und Ausstattern
nicht allzu lange verborgen; so erlangte er
schließlich seinen ersten Sponsorenvertrag, und
war mit 18 bzw. 19 Jahren schon recht erfolgreich,
meist an den schleswig-holsteinischen und dänischen
Küsten. In den ersten Jahren war die norddeutsche
Surfszene noch nicht so professionell
aufgestellt wie einige Jahre später; anfangs waren
zu den besagten Regatten riesige Teilnehmerfelder
am Start, teilweise tummelten sich bis zu 200
Surfer bei solchen Events an den Stränden, Gunnar
26 FLENSBURG JOURNAL • 06/2020