Flensburg Journal 213 - Juni 2020
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Nachfolger von Bernd Flessner, denn Gunnar zeigte
in allen Disziplinen, Racing, Slalom und Wave,
sein Können.
2003 surfte er beim DWC-Auftakt in Dranske seinen
vorläufig letzten Windsurf-Cup. Mit altem Material
reichte es dort noch zu Rang drei. Das war
eine Zeitlang sein letzter Auftritt.
Es gab dann Gerüchte um Alkohol und Drogen,
doch Gunnar konnte die Fragesteller schnell beruhigen:
„Nein, ich denke nicht, dass ich Probleme
mit Alkohol beziehungsweise Drogen hatte. Ich
habe allerdings in den Jahren – ich war ja erst
Anfang zwanzig und in den besten Jahren – keine
Feier ausgelassen, und habe dadurch meine Möglichkeiten
nicht voll ausschöpfen können. Viele
Ereignisse kamen zu dem Zeitpunkt zusammen,
und ich habe etwas den Überblick verloren. Nach
einem schweren Autounfall und einigen privaten
Problemen musste ich für mich einen Schlussstrich
ziehen, um mein Leben wieder in den Griff
zu bekommen.“
In den Jahren nach 2003 half ihm die Rückzugsmöglichkeit
ins Private, die Arbeit als Segelmacher
trug auch dazu bei, wieder einen klaren Kopf zu bekommen,
in diesen Jahren verlegte Gunnar sich auf
andere Möglichkeiten, Sport zu treiben. Er versuchte
sich im Joggen und Langstreckenlaufen, machte
Fitness- und Krafttraining, und stürzte sich geradezu
aufs Radfahren – das er, wie man es bei ihm
gewohnt war, auch beinahe exzessiv betrieb.
„Zwei Jahre lang stand ich kein einziges Mal auf
dem Board, habe mich mit anderen sportlichen
Aktivitäten fit gehalten. Als es mir jedoch besser
ging, hat es mich selbstverständlich sofort
wieder aufs Wasser gezogen und mich der Ehrgeiz
gepackt, nochmal voll durchzustarten. Dann
bekam ich ein Formulaboard von Flessi (Kumpel
und Spitzenfahrer Flessner), und seitdem bin ich
wieder voll dabei“, kommentiert Gunnar diesen
„Bruch“ in seiner Surfer-Karriere.
2010 wurde Gunnar Asmussen Deutscher Meister
im Speedsurfen und Slalom, im Mai 2013 winkte
der Weltmeistertitel, er schwebte dann „auf
Wolke sieben“, wie die Presse schrieb. „Das war
schon ein wahnsinniges Gefühl. Ich wusste genau,
wenn ich gleich über die Ziellinie fahre, bin
ich Weltmeister“, erzählt Gunnar Asmussen immer
wieder gerne. Das Material hielt an jenem Tag,
das Glück des Tüchtigen war auf seiner Seite, und
der mittlerweile 34-jährige feierte den größten
Erfolg seiner Karriere. „Ich freute mich natürlich
riesig. Endlich ist mal alles so gelaufen, wie es
sollte“, sagte der Slalom-Weltmeister der International
Funboard Class Association (IFCA) nach
der Siegerehrung.
Im vergangenen Jahr 2019 triumphierte er beim
„Multivan Windsurf Cup“ in Sankt Peter-Ording
nach fünf Slalomeliminationen und einem Waveriding.
Den dritten Platz im Slalom verteidigte
der Gesamtsieger des Windsurf Cups Sankt Peter-
Ording Gunnar Asmussen. Bereits am Tag zuvor
hatte er mit einem zweiten Platz in der Disziplin
Wave die Grundlage für seinen Erfolg gelegt. Mit
einem dritten Platz in der Disziplin Slalom sicherte
der Flensburger sich den Sieg in der Overall-Wertung
der Veranstaltung.
Wie sieht er heute als Ü40-Sportler
seine bisherige Karriere?
Nun, sagt er selbstkritisch, es wäre sicherlich
mehr drin gewesen, doch ständig in der Weltspitze
vorne dabei zu sein, erfordert doch noch mehr
Opferbereitschaft und die Aufgabe vieler Dinge,
auf die er Zeit seines Lebens nicht gern verzichten
wollte. Für Gunnar gehört eben auch dazu,
auf der einen oder anderen Party mitzufeiern –
was nicht automatisch bedeutet, einen unsoliden
Lebenswandel zu führen, doch ist und war für ihn
das Gesamtpaket stets erstrebenswert, und das
bedeutet eben neben dem intensiven Training und
einer akribischen Vorbereitung auf Wettkämpfe
auch das zwischenmenschliche Miteinander, die
Freundschaft zu den Mitkonkurrenten, das „Feierabendbier“,
und das stundenlange Sitzen an den
Stränden nach „getaner Arbeit“, das Fachsimpeln
und Philosophieren mit den Kumpels.
Mit seiner damaligen Freundin wollte er auf ihren
ausdrücklichen Wunsch auch endlich einmal zum
Skilaufen, die beiden haben das Projekt auch tatsächlich
in die Tat umgesetzt, auf der Rückfahrt
von einem Wettkampf in Südfrankreich mit einem
riesigen Umweg über Österreich hat es tatsächlich
geklappt; auch beim Abfahrtslauf hat er sich exzessiv
die Hänge hinabgestürzt, und war am Ende
des Tages völlig ausgepumpt – er ist halt genauso
Ski gefahren, wie er auch das Surfen angeht: Mit
unbändiger Kraft und Power, wohl sein Markenzeichen,
denn mit seinen 1,86 m und gut 92 kg ist er
ein Modell- und Vorzeigeathlet – jedes Fitnessstudio
wäre stolz auf so einen Stammkunden!
Ausblick in die Zukunft
Er sei ruhiger geworden in den letzten Jahren, vertraut
er mir an. „Ich war früher immer sehr aufgeregt,
war total im Tunnel, absolut fokussiert auf
den Wettkampf, habe eigentlich immer unter starkem
Druck gesurft. Mir kam es eines Tages so vor,
als ob das irgendwie nicht normal war, und habe
deshalb sogar das Gespräch mit Sportpsychologen
28 FLENSBURG JOURNAL • 06/2020