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DER KUNSTBLITZ | MUSEUM KUNSTPALAST DÜSSELDORF
Society in London vor, das Bild des beliebten
Prominenten machte sie landesweit in England
bekannt. In dieser Zeit konzentriert sich Angelika
Kauffmann vor allem auch auf Historienbilder.
Ihre Interpretation von Szenarien nach Homer,
der römischen Geschichte und dann auch nach
Shakespear`schen Motiven unterscheidet sich
fundamental von den üblichen Darstellungen:
Die Empfindsamkeit der Protagonisten gelangt
in den Vordergrund, dies z.B. im Gemälde „Kleopatra
schmückt das Grab von Marcus Antonius“:
Die im Licht der Fackel zärtlich sich neigende
und fast von innen strahlende Figur der Kleopatra
beweint zusammen mit zwei Gefährtinnen
Angelika Kauffmann
Ganymed, den Adler des Jupiters tränkend, 1793
Öl auf Leinwand, 51,5 x 62 cm
vorarlberg museum, Bregenz
© vorarlberg museum, Bregenz / Foto: AKRP, Markus Tretter
nun nicht den toten Geliebten in Persona, nein
sie bekränzt den geschlossenen steinernen Sarkophag
mit einer dezenten Blumengirlande.
Im Jahr 1766 siedelt sie nach London über, nun
schon eine bekannte Malerin, alle Welt will sich
portraitieren lassen, die Auftraggeber geben sich
die Klinke in die Hand, es kommt Geld ins Haus!
Ein Ausgleich zu den Historienbildern, die Themen
der griechischen Mythologie aber auch der
englischen Geschichte aufgreift. Deren Verkauf
läuft eher schleppend. Sie wird Gründungsmitglied
der „Royal Academy of Arts“, als einzige
Frau neben der Stilllebenmalerin Mary Moser für
die nächsten 200 Jahre! Auch in die Kunstakademien
von Florenz, Bologna, Venedig und Rom
wird sie im Laufe ihres Lebens aufgenommen.
Woher kommt der Hype, der in England und
nicht nur dort im Slogan: „The whole world is
angelicamad“ – „Die ganze Welt ist verrückt
nach Angelika“ kumuliert? (Daher auch der Titel
der Düsseldorfer Präsentation!)
Ein wesentlicher Faktor ist die Entwicklung der
Reproduktionstechniken in dieser Zeit: Punktierstiche
und Kopien ihrer Gemälde werden in Massen
weltweit verbreitet, sie zieren Möbel, Porzellan,
Tabaksdosen, Tücher, Tapeten usw., ganze
Salons werden nach ihren Entwürfen gestaltet,
„Angelicamad“ ist das Zauberwort! Wie herrlich,
wenn in der Tiefe der Teetasse ein Bild der „irren
Marie“ erscheint, oder auf dem Boden des
leergegessenen Porridge-Tellers Venus, die ihren
Sohn Amor lächelnd in Schutz nimmt!
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FRÜHLING | 2020