SOM-2_2020
Auf allen Ebenen gesunden
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Leserbrief
Natürlicher Mundschutz
Naseweis(heiten) für Mundatmer
Dr. Hubertus von Treuenfels
Vor lauter Alarmismus um Abstand, Abschirmung und
Abstinenz zum Schutz vor Corona von außen kommt
die Abwehr von innen viel zu kurz: die Erhaltung und
Stärkung der eigenen Gesundheit. Diese ist nämlich
auch durch die weit verbreitete Mundatmung gefährdet. Deshalb
könnte das Motto „Gesund beginnt im Mund“ nicht aktueller
und naheliegender sein. Denn gegen das unmittelbare
Risiko des Inhalierens von Erregern über den Mund direkt in
die Lungen helfen Schutzmasken nur bedingt. Der natürliche
Mundschutz durch Mundschluss und Nasenatmung dagegen
führt viel weiter.
Über die verschlungenen Gänge der Nasenräume konfrontieren
wir die Viren und anderes Ungeziefer gleich 2-mal mit unserer
biologischen Barriere. Nicht nur, dass die Eindringlinge
an Härchen und Schleimhäuten leichter hängen bleiben, ihre
längere und engere Passage bietet dem nasalen Abschirm- und
Nachrichtendienst die Gelegenheit, spezifische Abwehrzellen
in Stellung zu bringen und rechtzeitig eine Immunisierung
einzuleiten. Mit entsprechenden Verhaltenstipps, einfachen
Hilfsmitteln und Methoden können wir die Nase vorn haben
und so unser Ansteckungsrisiko noch weiter minimieren.
Wehret den Anfängen: Das Mund- und Nasenmilieu, die schützenden
Pforten unseres Wirtshauses sind nicht nur zu pflegen,
sondern auch angemessen zu öffnen bzw. zu schließen. Denn
besonders beim Sprechen kann man von seinem Gegenüber
gefährliche Partikel angehaucht bekommen, die um so leichter
und schneller inhaliert werden, wie beim Lungenzug eines
Rauchers, wenn man durch den Mund atmet. Wenigen ist bekannt,
dass die Mundatmung als Ruheatmung und chronische
Dauergewohnheit Störanfälligkeiten und Krankheiten begünstigen
oder verstärken kann. Halten wir aber im wahrsten Sinne
des Wortes immer den Mund, sobald uns jemand aus der Nähe
anspricht oder gar ein wenig anspuckt, indem wir durch die
Nase atmen, können uns sogar Nies- oder Hustenattacken anderer
weniger gefährden. Auf der anderen Seite halten wir uns
durch die eigenen ruckartigen Stöße beim Niesen und Husten
so manche Erreger, auch Viren, vom Leib. Wenn wir nur wenige
zurückbehalten, sind sie nützlich für unsere Immunisierung,
reichen aber ggf. nicht für eine bedrohliche Erkrankung.
Im Laufe der Evolution hat sich die Nasenatmung als Grundund
Ruheatmung deshalb so bewährt und durchgesetzt, weil
sie unsere überempfindlichen und lebensnotwendigen Lungenbläschen
hauptsächlich vor Austrocknung, Schmutz, Giften und
Ungeziefer bewahrt. Damit vermindert sie erheblich das Risiko,
sich eine Lungenentzündung, nicht nur über das Corona-Virus,
einzufangen. Hinzu kommt, dass die Nasenatmung erwiesenermaßen
mehr Atemtiefe mit sich bringt, die wiederum mit einer
ausgiebigeren Be- und Entlüftung bei größerem Atemvolumen
einhergeht. Deshalb sind atemfördernde Bewegungen an der
frischen Luft von so unschätzbarem Wert für Körper, Seele und
Geist.
Wie alle unbewussten und unwillkürlichen Gewohnheiten lässt
sich auch die Mundatmung nicht ohne Weiteres abstellen.
Ein verblüffend einfaches wie nützliches Hilfsmittel kann ein
Zahnstocher oder eine Büroklammer sein, die man zum üben
alleine zu Hause zwischen den Lippen hält. Außer Haus und
unter Menschen lässt sich die Mundatmung ebenso einfach wie
wirksam austricksen: durch einen Knopf, eine Bohne o. Ä. Es
reicht schon, sie hinter der Unterlippe zu tragen, um sich zu
erinnern: Mund zu! Mundatmer, die die ungewohnte Nasenatmung
überfordert, sodass sie sie nicht lange durchhalten,
können diese auf die kritischen Momente näherer Kontakte beschränken.
Natürlich gelingt alles umso besser durch regelmäßiges
Üben und Naseputzen.
Systemische Orale Medizin · 9. Jahrgang 2/2020 31