ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010 Fortsetzung von Heft Nr. 6 Die Standseilbahn Hohensyburg.* Nachdem die Fahrgäste die Bergbahn am Talbahnhof „Dickehage“ verlassen hatten, konnten sie in einem kleinen schlichten Fachwerkbau eine Fahrkarte lösen, um mit der Standseilbahn die Hohensyburg zu erreichen. Nach der Abfahrt passierte die Bahn eine Wegeunterführung, überquerte in ungefähr der Mitte der Fahrstrecke eine Sandsteinbrücke <strong>und</strong> erreichte kurz danach die ca. 60m lange Ausweiche, auf deren zweitem Gleis der von der Bergstation kommende Wagen an dem bergwärts fahrenden Wagen vorbei fuhr. Nach 4 Minuten Fahrzeit fuhr der Wagen in die hölzerne Vorhalle des aus Rurhrsandstein gebauten Bergbahnhofes „Hohensyburg“ ein. Wie groß das Interesse der Bevölkerung war, beweist schon allein die Tatsache, dass am ersten Sonntag, dem 20.09.1903, zweitausend Fahrgäste gezählt wurden, die die Sehenswürdigkeiten der Hohensyburg <strong>und</strong> seiner Umgebung sehen wollten. Die Standseilbahn überwand auf einer Strecke von 445m einen Höhenunterschied von 93m bei einer min<strong>im</strong>alen Steigung von 15,5% <strong>und</strong> einer max<strong>im</strong>alen von 31,6%. Die Spurbreite war die gleiche wie bei der Straßen- <strong>und</strong> Bergbahn, also 1m. Die Gleise waren durch eingemauerte Bolzen <strong>im</strong> Untergr<strong>und</strong> gegen Verrutschen gesichert <strong>und</strong> hatten ein besonderes Profil, bedingt durch die erforderlichen Schienenbremsen, die <strong>im</strong> Falle be<strong>im</strong> Reißen des Seiles sich mit starken Klammern in die Schienen einkrallten. Das So ähnlich haben die Wagen ausgesehen. ** 24 Was es nicht schon alles gab. von Lothar Meißgeier Zugseil, welches den Wagen bewegte, hatte einen Durchmesser von 25 mm <strong>und</strong> bestand aus 10 gedrehten Patentgussstahldrähten. Es hatte die zehnfache Zugkraft der eigentlich notwendigen. Das Bergbahnpersonal bestand aus einem Bahnmeister, einem Kontrolleur <strong>und</strong> zwei Maschinisten. Die Verständigung zwischen dem Tal- <strong>und</strong> Bergbahnhof erfolgte per Telefon. Die Strecke war zusätzlich gesichert durch Kontakte. Fuhr der Wagen in den Bahnhof ein <strong>und</strong> berührte den ersten Kontakt, hieß das akustische Zeichen für den Maschinisten, „der Wagen ist kurz vor dem Ziel“. Der zweite Kontakt, „Wagen langsam fahren“ <strong>und</strong> be<strong>im</strong> Ertönen des Dritten, „Wagen halt.“ Oben <strong>im</strong> Bergbahnhof befanden sich die elektrischen Kraftmotore mit 500 Volt Spannung, welche die Drahtseile über eine Transmissionsanlage bewegten. Der Bergbahnhof. Ferner war <strong>hier</strong> eine Accumulatorenbatterie einer Hagener Firma untergebracht, die für die Beleuchtung des Bahnhofes <strong>und</strong> des Berggasthofes Wullf sorgte. Die terrassenförmig mit einem Holzaufbau gebauten Wagen hatte eine Firma aus Sachsen geliefert. Die bergwertige Seite war durch eine stabile hölzerne Wand abgeschlossen, während <strong>im</strong> Innern der Raum durch Querwände in vier Abteile zu je 10 Sitzplätze geteilt war. Der Aufenthalt auf der Plattform war während der Fahrt nicht gestattet, die Türen waren verschlossen <strong>und</strong> sie ließen sich erst bei völligem Stillstand öffnen. Eines der vier Abteile war übrigens als „Raucherabteil“ ausgewiesen. Von wegen Rauchverbot!! Von den Fahrgästen wurden die Abteile als zu eng <strong>und</strong> zu geschlossen empf<strong>und</strong>en <strong>und</strong> man forderte die Holzwände durch Glas zu ersetzen, um während der Fahrt die herrliche Aussicht zu genießen. Dem Wunsch kam man durch Umbauten teilweise nach. Vom 1. Mai bis 30. September verkehrte die Bahn planmäßig, <strong>im</strong> Oktober nur bei Bedarf. Bei großem Andrang <strong>im</strong> Sommer wurden auch schon mal Zwischenfahrten eingeschoben. Mit dem Aufkommen des Autos nahm die Bedeutung der Standseilbahn ab. Viele Hohensyburg Besucher gingen um das Fahrgeld zu sparen, vom Talbahnhof neben der Fahrspur den Berg hinauf, so dass mit der Zeit ein wilder Fußweg entstand <strong>und</strong> der Fahrbetrieb oft durch Fußgänger behindert wurde. Der erste Weltkrieg mit seinen Folgen führte schließlich dazu, dass die Bergbahn <strong>und</strong> die Kreisbahn Schwerte – Westhofen auf Beschluss des Hörder Kreistages ( Westhofen gehörte damals <strong>zum</strong> Kreis Hörde ) vom 14.Februar 1923 endgültig still gelegt wurde. Wegen der hohen Schrottpreise wurde auch gleich mit dem Abbau der Bahnanlagen <strong>und</strong> der Oberbauten begonnen. Einige Relikte der Bergbahn <strong>und</strong> der Kreisbahn sind <strong>zum</strong> Teil noch viele Jahre später bzw. heute noch zu sehen. Zum Beispiel das Gebäude des Bergbahnhofes wurde erst <strong>im</strong> Jahr 1984, obwohl unter Denkmalschutz stehend, von der Stadt Dortm<strong>und</strong> abgerissen. Heute würde, da sind sich viele einig, die Standseilbahn eine der Attraktionen an der Ruhr sein. Aber wie heißt es so schön: Es war einmal. * Veröffentlichungen K. H. Landskröner u. B. Seebach ** Meyers Lexikon Band 2 Ausg. 1925 Die Dortm<strong>und</strong>er Verkehrsbetriebe Foto: Sammlung L.Meißgeier
ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des <strong>Ruhrtal</strong>s November 2010 MEISTERBETRIEB MATTHIAS ROHDE FUSSBODENTECHNIK Fon. (0 23 04) 65 53 Fax (0 23 04) 6 38 21 info@packett-rohde.de Weidenweg 11 Teppichböden Korkböden Trockenestrich Elastische Bodenbeläge Meisterbetrieb für Fahrzeuglackierungen & Karosseriebau Tel. 02304 • 61512 Seit 1975 Fahrzeuglackierungen • Unfallreparaturen Smart - Repair • Rahmenrichtbank Im Ostfeld 4 • 58239 Schwerte / Westhofen www.p-karbstein.de 25