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ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des Ruhrtals November 2010 von Helmut Müller Die technologisch/unternehmerischen Hintergründe seiner Entstehung Teil 1 Vorbemerkung Als am 8. August 1918 das Stahlwerk Ergste, Heinrich Möller Commanditgesellschaft von Gustav, Eduard und Richard Dörrenberg aus Ründeroth im Oberbergischen und Heinrich Möller aus Hagen-Kabel gegründet wurde, geschah dies in einer Zeit, in der die Verhüttung von Eisenerzen, die Stahlerzeugung und Umformung in Halbzeuge in eine neue Phase getreten war. Es zeichnete sich eine Entwicklung zu hochlegierten Spezialstählen und die Umformung zu immer komplexeren Stahlformen ab. In den historisch so bedeutsamen Regionen des Eisen- und Stahlgewerbes im Märkischen, im Bergischen, im Siegenschen, im Herzogtum Wesrfalen und im Saynschen wurden sukzessive die Produktionsstätten geschlossen. Eine Abwanderung hin zur Kohle, zu den Eisenbahn- und Schifffahrtswegen und zu den Stahl -Handelsmärkten setzte ein. Ein für Jahrhunderte so bedeutsames Gewerbe, mit allen Phasen innovativer Empirie und unternehmerischem Wagemut, Broterwerb für Viele über Generationen hin, ging zu Ende oder stieß an die Grenzen der Entwicklungsmöglichkeiten und Ressourcen. Aber alle modernen Industriegründungen sind ohne diese historische Phase der Erzverhüttung und Stahlerzeugung nicht vorstellbar. Will man die Umstände der Gründung des Stahlwerks Ergste verstehen, dann sollte man das historische Eisen- und Stahlgewerbe in Südwestfalen verstehen und seine wegweisende Geschichte kennen. Die Gründerfamilie Dörrenberg setzt ihre unternehmerischen Wurzeln vor 300 Jahren an. Auch damals war eine Entwicklung zu frühindustrieller Fertigung durch technologischen Fortschritt spürbar. Technikgeschichtlich und kulturgeschichtlich ist es daher angezeigt, die Gründung des Stahlwerks Ergste mit einer Dokumentation zu beginnen, die ihren Ausgang vor 300 Jahren nimmt. 8 Um die Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert Das Eisen- und Stahlgewerbe in Mark, Berg, dem Herzogtum Westfalen, Vest Recklinghausen
ERGSTE . . . UND WIR! Das Bürgermagazin für die Bürger des Ruhrtals November 2010 Das vor- und frühindustrielle Eisen- und Stahlgewerbe, seine Lagerstätten, sowie die hüttentechnischen und unternehmerischen Merkmale in einer regionalen Übersicht Grafschaft Mark • • • • • • • • • • • Die Eisenerzförderung nahm sukzessive ab. Die Rohstoffbasis für die Erzverhüttung brach zusammen Der Ursprung der Erzförderung lag bei Valbert a. d. Lister und i. d. Hölle bei Sundwig, (Felsenmeer) Das Eisengewerbe war auf fremdes Roheisen angewiesen. Die Osemund-Stahlerzeugung war auf dem Höhepunkt: Rohstoffbasis für Roheisen lag bei Sayn-Altenkirchen und Gimborn. Osemundstahl war die Werkstoffbasis der Drahterzeugung. Der Osemund wurde zu einem Stahl, der zu Draht hoher Dichte und Elastizität gezogen werden konnte. Sogn. Müssener-Stahleisen wurde zu Stahldraht gezogen, Basis für die Nadelfabrikation. Einführung von Hämmern mit Wasserradantrieb. Übergang der Osemund-Handschmieden zu Hammerschmieden. Hoheitliche Fabrikordnung (sogn. Osemund-Regelement) für Osemundschmieden und Drahtrollen seitens der Herzoglisch-Klevischen-Verwaltung. Fürstentum Nassau-Siegen • • • • • • Bergmännischer Abbau von Erzen mächtiger Lagerstätten. Herausragende Erzart war der sogn. Stahlstein vom sogn. Stahlberg, ein Erz mit hohem Mangangehalt. Förderung des Erzes über Fördermaschinen mit Wasserradantrieb. Man unterschied im Hüttenbetrieb zwischen Stahlhütten und Eisenhütten, entsprechend zwischen Rohstahl und Roheisen als Hüttenprodukte. Siegensche Hüttenprodukte waren von besonderer Qualität und wurden deshalb monopolistisch behandelt. Es existierte eine ökologisch/ökonomische Holzwirtschaft für die Versorgung mit Holzkohle aus Hauwaldungen. Herzogtum Westfalen • • • • Die Eisenerzförderung nahm sukzessive ab. Die Rohstoffbasis für die Erzverhüttung brach zusammen Die Erzbasis war die der Grafschft Mark Eisenerze verwertbarer Zusammensetzung und Menge kamen kaum vor. Es gab technologisch besonders ausgewiesene Hütten in der Hand des Adels und von Bürgerlichen, wie die Wocklumer Hütte und die Wendener Hütte Großer Weihnachtsbaumverkauf am 11+12. und am 18.+19. Dezember 2010 Herzogtum Berg/Herrschaft Gimborn/Grafschaft Homburg • • • • • Im Bereich der Herrschaft Gimborn und der Grafschaft Homburg erfolgt die Erzförderung nach bergmännischer Art eines hüttentechnisch annehmbaren Eisenerzes auf wenigen Gruben. Die Erzförderung im Herzogtum Berg war nicht sehr bedeutend. Erzvorkommen gab es `in der Kaltenbach`. Eine Hütte von Bedeutung war im Kirchspiel Ründeroth ansässig Herausragend war und ist im Herzogtum Berg die Kleineisenproduktion. Man beherrschte das Schwert- und Messerschmieden, das Fegen, Härten und Schleifen in hoher Kunst. Grafschaft Sayn-Altenkirchen • • • • • Region mit einer Anhäufung von hochwertigen Metallen in den Erzen. Eisenerze waren der Braune Eisenstein und der Stahlstein Die Roheisenprodukte der Grafschaft Sayn waren Basis für das Eisengewerbe der Grafschaft Mark (Osemund-Wirtschaft). 11 Hütten lagen in der Grafschaft, sie wurden gewerkschaftlich betrieben. Die besonderen Eigenschaften des Roheisens für den Osemund-Prozess wurde durch besondere Erzmischungen erreicht. Die gewerkschaftliche Verfassung (Form der Ordnung der Betreiber von Hütten) der Gewerke (Hütten) war für die gedeihliche Entwicklung der Gewerke nicht geeignet. Nur die hervorragenden Eigenschaften der Erze bewahrten die Gewerke vor dem Ruin. 9
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