MQ Sommer 2020
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02
Juli | August | Sept. 2020
Das Artland-Magazin.
WIR BLEIBEN
www.artland-magazin.tv
Themen:
HEINO UND
QUAKENBRÜCK
Heino wird bei
Gösling entdeckt
NORDSEEINSEL
NEUWERK
Ausflugstipp
für Reisehungrige
WIR SIND WIEDER
FÜR SIE DA
Nach langer Pause
öffnen die Kinos wieder
ZUHAUSE!
JUGENDZENTRUM
QUAKENBRÜCK
Aufstieg und Niedergang
des Malefitz
PUMPSPEICHER-
KRAFTWERK
Stromspeicherung von
regenerativen Energien
Das Artland-Magazin.
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Quakenbrück · Professor-von-Klitzing-Str. 18 · Tel.: 05431 - 4070
EDITORIAL
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,
Bleiben Sie gesund - das ist das Wichtigste!
Eine Krise ist immer nur so stark, wie
die Art und Weise, in der die Betroffenen
agieren. Wir haben die Pandemie
bisher durch Abstand und Hygiene
sehr gut in den Griff bekommen und
die Hoffnung ist groß, dass wir ein
niedriges Niveau an Infektionen und
Erkrankungen aufrechterhalten können.
Hoffentlich!!
Wie viele Firmen, Selbständige und
Künstler leiden natürlich auch wir
unter der aktuellen Situation. Nichtsdestotrotz...wir
sind weiterhin für Sie
da und mit uns alle Anzeigenkunden
und Redakteure, die in dieser Ausgabe
zu Wort kommen. DANKE an unsere
Unterstützer und DANKE an Sie, dass
Sie uns treu bleiben.
Wie sagt man so schön: „In jeder Krise
steckt auch eine Chance“. Wir geben
die Hoffnung nicht auf, dass Corona
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DRUCKSACHEN AUS DER REGION
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FON 05431-941001 | FAX 05431-941050
als Brennglas für die Problematiken
unserer Zeit Veränderung zum Besseren
anstoßen und mit sich bringen
wird. Lassen Sie uns gemeinsam daran
arbeiten und das Gute unterstützen.
Diese Sommerausgabe des Artland-
Magazins ist mit viel Verve und Herzblut
entstanden. Wir sind froh und
stolz, Ihnen weiterhin die Informationen
zu liefern, für die wir bekannt
sind: Aktuelle regionale Geschichten,
interessante Erinnerungen an Vergangenes,
Vorstellung lokaler Firmen und
Institutionen, Ausflüge in die schöne
Natur und vieles mehr. Lassen Sie sich
von uns unterhalten und wischen Sie
mit uns für kurze Zeit die Sorgen weg.
Wir wünschen Ihnen alles Gute, danken
Ihnen für Ihre Treue und verbleiben
mit einer großen Bitte: Bleiben Sie
gesund!
Ihre MQ + -
Redaktion
Mit
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dank
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Titelfoto: Detlef Bülow
IN DIESEM MAGAZIN
5-7 HEINO
8-13 Nordseeinsel Neuwerk
14/15 Kino Schauburg
16/17 Ratsmitglied Tsimpliaridis
18/21 Der Wandel des „Richies“
26/27 StadtStiftung Quakenbrück
28-37 Jugendzentrum Malefitz
38/39 Sag mir, wo die Juden sind
40/41 Finanzberatung
42-45 Städtebauliche Gedanken
46/47 Pumspeicherkraftwerke
48/49 Stopp Fracking
52 Museum Schnippenurg
56/57 Kraniche
58/59 Neues vom Reggae Jam
60 Sommer im Museumsdorf CLP
62 Kalkrieser Feriensommer
64 Die Kochdiele
65 Preisrätsel
66 Impressum
Wir fertigten Türen und Fenster
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4 | mq + Ausgabe Sommer 2020
QUAKENBRÜCK
ST. ANNENSTRASSE 12
T EL.05431/3541
von Heiko Bockstiegel
Quakenbrück - Die stadt, die Heino entdeckte*
1965: HEINO WIRD BEI GÖSLING ENTDECKT – „DER ERSTE GRÜNE“
Foto: Wikipedia
„Eigentlich war ich ja der erste Grüne,
ich habe doch schon immer über
Wiesen und Wälder gesungen.“
(Originalzitat Heino)
Heino ist ein Phänomen. Blondes Haar,
schwarze Brille und eine markante
Stimme machen ihn seit mehr als 50
Jahren unverwechselbar. Bei vielen
Quakenbrückern ist noch in bester
Erinnerung, dass die Karriere Heinos,
dessen Bekanntheitsgrad im deutschsprachigen
Raum heute bei mehr als 90
Prozent liegt, vor etwas mehr als einem
halben Jahrhundert in der Burgmannstadt
begann.
Aber zunächst die nüchternen, doch
notwendigen Daten zu Heino, der
eigentlich Heinz Georg Kramm heißt:
Geboren am 13. Dezember 1938 in
Düsseldorf, verbrachte er seine Kindheit
in Pommern, kam dann aber mit seiner
Familie zurück in seine Heimatstadt, wo
er 1952 bei Bäckermeister Theodor Voß
in Oberbilk seine Handwerkslehre zum
Bäcker und Konditor absolvierte und als
Geselle abschloss.
Aber die Musik steckte schon immer
in seinem Blut. „Als Kind habe ich
im Kirchenchor gesungen. Und mein
Großvater hat im Kölner Dom die
Orgel gespielt“, so der Sänger in seinen
Erinnerungen. Er wuchs in einer christlichen
Familie auf und geht bis heute
gerne in die Kirche, wie er selbst sagt.
Die Musik entdeckte Heino dank eines
Akkordeons, das er im Alter von zehn
Jahren von seiner Mutter geschenkt
bekam. Mitte der 1950er-Jahre begann
dann endgültig sein Weg als Musiker.
Nach Feierabend machte er mit zwei
Kollegen Musik in der Backstube,
und dieses Trio trat dann bald auch
öffentlich auf. Zwei weitere Formationen,
jeweils mit dem inzwischen zum
Berufsmusiker avancierten Frontsänger
Heino, folgten, allerdings noch ohne
sonderlichen Erfolg.
Dann kam endlich der langersehnte
Durchbruch. Im Oktober 1965 trat
Heino mit seiner Band „Comedien
Terzett“ bei einer Modenschau des
Hauses Schmiemann im Saal Gösling
von Elisabeth und Friedrich Macke auf.
Für Einheimische ein ebenso legendärer
wie unvergesslicher Ort, denn in
diesem 2.000 Quadratmeter großen
Saal, inzwischen bereits Geschichte und
2004 abgebrochen, vergnügten sich im
Laufe der Jahrzehnte etliche tausend
Gäste, angefangen bei den legendären
Feten und Abtanzbällen über unzählige
Hochzeits- und Geburtstagsfeiern bis
zu Karnevalssitzungen der „Pielepoggen“
und des „Karneval mit Kolping“
und selbstverständlich den Kegler- oder
Weihnachtsbällen mit Sektbar unter
der Bühne.
Aber zurück zu jenem Oktoberabend
des Jahres 1965, als das Publikum bei einer
von Fred Schulemann moderierten
Modenschau der Firma Schmiemann
den Star des Abends, den populären
Schlagersänger Ralf Bendix alias
Karl-Heinz Schwab, feierte. Komponist
und Sänger Ralf Bendix führte
die Deutschen Ende der 1950er-Jahre
musikalisch in die Moderne. Dabei sind
ihm die ersten Auftritte in Bands in
amerikanischer Gefangenschaft zu Hilfe
gekommen.
Archiv Heiko Bockstiegel
*So hieß es auf einem Aufkleber aus den 1980er Jahren
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 5
Das Artland-Magazin.
Bendix sog die Popmusik seinerzeit
auf und verwandelte sie in schmissige
Songs für den deutschen Markt. Sein
„Babysitter Boogie“ brachte ihm 1961
sogar eine Goldene Schallplatte ein.
Es steht übrigens überall zu lesen, dass
Bendix selbst der Heino-Entdecker war.
Das stimmt jedoch nur zum Teil: Als
„Pausenfüller“ stand das „Comedien-
Terzett“ auf dem Programm der Quakenbrücker
Modenschau, und zwar in
der Besetzung Dieter Wolf, Dino Engelhardt
und der stimmgewaltige Heino.
Ralf Bendix‘ Ehefrau Hannelie spitzte
die Ohren. Sie lief aus der Garderobe ihres
Ehemannes in den Saal und konnte
über die publikumswirksame, kräftige
Baritonstimme Heinos nur staunen:
„Da oben singt einer, der räumt die
Bude ab“, rief Hannelie Schwab begeistert
aus. Sie ist deshalb die eigentliche
Entdeckerin Heinos. Genau wie Freddy
Quinn habe der 26-jährige Kramm ihrer
Ansicht nach gesungen: „Wenn Sie die
Augen zugemacht haben, haben Sie
geglaubt, der Freddy singt.“
„In diesem Jahr 1965 hat sich mein
Leben entschieden“, schreibt Heino
dazu in seiner Autobiografie. „Jetzt
kam ich auf die Bühne und sang die
Lieder von Freddy und René Carol. Da
wäre beinahe die Halle zusammengebrochen,
so haben die Leute getobt.“
Das Originalfoto des Terzetts mit den
Autogrammen von jenem Abend hütet
Sohn Franz Theo Macke übrigens noch
heute wie einen Schatz.
Für Heino wurde es ein Abend mit
Folgen: Talentsucher Ralf Bendix
verpflichtete Heino spontan für seine
erste Schallplattenaufnahme bei der
renommierten EMI Electrola in Köln
und wurde gleichzeitig sein künftiger
Produzent. „Jenseits des Tales“, seine
erste Platte überhaupt, wurde 1966 ein
Hit und kennzeichnete gleichzeitig den
Beginn einer Karriere ohnegleichen.
Davon wurden auf Anhieb 100.000
Stück verkauft. Heino spezialisierte sich
auf Volks- und Wanderlieder, und das zu
einer Zeit, als unter jungen
Menschen eher die Beatlemania
grassierte und Rock
angesagt war. Heino und
Ralf Bendix blieben bis zu
dessen Tod im Jahre 2014
enge Freunde.
Heino polarisierte, und
er selbst sagte einmal
dazu: „Selbst für die
Branchenkollegen war
ich der Volksmusikfuzzi“,
und er nennt sich
bis heute den „Sänger
der schweigenden
Mehrheit“. Übrigens
trägt Heino aufgrund
der Erkrankung
Morbus Basedow, die
unter anderem seine
Augen hervortreten
ließ, seit den
1970er Jahren in der
Öffentlichkeit sein
Markenzeichen:
Die dunkle
Sonnenbrille.
„Jenseits des Tales“ war die erste Schallplatte für Heino
überhaupt. Der Titel der EMI Electrola-Single-B-Seite
lautete „13 Mann und ein Kapitän“.
Archiv Heiko Bockstiegel
Mit Heinos Sängerkarriere und Berühmtheit
ging es nun steil bergauf.
Radio, Fernsehen und Festivals rissen
sich um ihn, und 1975 erhielt er erstmalig
eine „Platin-Platte“ für 1,5 Millionen
verkaufter LPs/MCs. Damals genoss
er mit Liedern wie „Schwarzbraun ist
die Haselnuss“, „Die schwarze Barbara“
oder „Blau blüht der Enzian“ eine
unglaubliche Popularität. Bedeutende
Auszeichnungen wie die „Hermann-
Löns-Medaille“, der „Goldene Löwe“ von
Radio Luxemburg, vier Mal die „Goldene
Europa“ und der „Bambi“ krönten seine
Laufbahn.
Die Hits von damals interpretierte Heino
viele Jahre später als „Rap-Version“
und bewies damit seine Zeitlosigkeit
- eine Methode übrigens, die er häufig
nutzt: So nahm er 2008 die CD „Es ist
nie zu spät“ auf, in welcher er Klassiker
von Mozart bis Tschaikowsky interpretierte.
„HEINO - Seine größten Erfolge“
LP aus den 1970er-Jahren.
Archiv Heiko Bockstiegel
6 | mq + Ausgabe Sommer 2020
Bei einem Auftritt mit dem „Comedien-Terzett“ wurde Heino vor 50 Jahren bei einer Modenschau in Quakenbrück entdeckt.
Die Original-Autogrammkarte hütet Franz Theo Macke noch immer wie einen Schatz. Foto: Archiv Franz Theo Macke
KARRIERESTART IN QUAKENBRÜCK
Bis auf eine kurze Schaffenspause in
den 1980er-Jahren blieb Heino auf den
großen Bühnen der Republik zuhause.
Seine Tourneen durch Deutschland,
Österreich, Kanada, Holland, Belgien,
Südafrika, Namibia, Australien, China
und den USA waren Höhepunkte des
„Volkslied-Beauftragten des Deutschen
Bundestages“, wie Heino sich selbst
2005 bei der Wahl Angela Merkels
nannte. Heino hat sein Repertoire
immer aktuellen musikalischen Trends
angepasst und ist aus den großen
Fernsehshows nicht wegzudenken.
Er gehört einfach zu der Branche,
sozusagen wie die Henne zum Ei. Und
er heimste unzählige Preise ein, vom
Golden Star der USA, der Goldenen
Eins und der Goldenen Europa über die
Goldene Stimmgabel und die Krone der
Volksmusik bis zu mehreren Goldenen
und Platin-Schallplatten. Den ihm 1990
verliehenen Bambi gab er allerdings
2011 aus Protest gegen die Verleihung
des Integrations-Bambis für den Rapper
Bushido zurück.
Oft parodiert, vielfach sogar verspottet
und belächelt – da kann der sympathische
Mensch und Künstler Heino
selbst nur lächeln. Vielmehr sorgte er
2013 mit seinem „Gegenangriff“, einem
Album mit Cover-Versionen der Songs
von Rammstein oder den „Fantastischen
Vier“, für viel Gesprächsstoff. Mit
diesem Geniestreich, der übrigens ein
Treffer ins Schwarze war, gelang Heino
nicht nur ein souveräner Nummer-Eins-
Erfolg, sondern er gewann mit dieser
neuen Stilrichtung gleichzeitig ein
neues, junges Publikum.
Heino liebt seine Cafés und als Fortuna-
Düsseldorf-Fan den Fußball. Vor allem
setzt er sich neben prominenten
Kollegen wie Ulrich Wickert, Frank
Plasberg oder Nina Ruge als Pate für
das Kinderhospiz Bethel ein, in dem
sterbende Kinder und deren Angehörige
betreut werden.
So bleibt Heino auch nach 50 Jahren ein
Phänomen: „Und sie lieben mich doch“,
heißt deshalb passend der Titel seiner
Autobiografie. Führt ihn sein Weg hin
und wieder in unsere Region, kommt
er mit seiner Ehefrau Hannelore gerne
auch nach Quakenbrück, in die Stadt,
die den Beginn seiner beispiellosen
Karriere markierte.
Erste Autogrammkarte
von 1966. Archiv Heiko Bockstiegel
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Ausgabe Sommer 2020 mq + | 7
NORDSEEINSEL
NEUWERK
8 | mq + Ausgabe Sommer 2020
Die Insel hat nur acht Monate im Jahr geöffnet
und es leben 36 Menschen auf Neuwerk, sie
befindet sich 13 Kilometer nordwestlich von
Cuxhaven in der Nordsee. Die Einwohner leben
vom Tourismus und von den 120.000 Gästen, die
jedes Jahr kommen.
Man erreicht sie entweder mit dem meistens nur
einmal am Tag fahrenden Schiff oder während
der Ebbe zu Fuß bzw. mit dem Wattwagen. Ich
entschied mich für letzteres und sollte es nicht
bereuen, denn die Kutschfahrt über den Meeresboden
zu einer Insel sucht weltweit wahrscheinlich
ihresgleichen.
Dieses Ereignis mit der Pferdekutsche von Cuxhaven
zur Insel Neuwerk gehört für viele Nordseereisende
zum Urlaubsprogramm. Die kleine
Insel gehört zur Hansestadt Hamburg, die ca.
120 km Luftlinie entfernt liegt. Das bedeutendste
Bauwerk ist der ehemalige Wehr- und Leuchtturm
aus dem Jahre 1310. Gerade dieser machte
mich schon des Öfteren neugierig, denn er ist das
älteste Profanbauwerk der gesamten deutschen
Küste. Beispiele für Profanbauten sind Museen,
Bibliotheken, Gerichte, Rathäuser, Universitätsbauten
oder Bahnhöfe.
Jedenfalls war ich neugierig auf diese Insel und
so habe auch ich mich dazu entschlossen sie zu
besuchen.
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Das Artland-Magazin.
Von März bis November setzt sich jeden
Tag eine regelrechte Karawane von
Wattwagen von Duhnen nach Neuwerk
und umgekehrt in Bewegung. Zehn
Kilometer sind im Wattwagen zu bewältigen
und die Fahrt dauert ungefähr
1,5 Stunden.
Gebucht habe ich den Ausflug telefonisch
über eines der Hotels von Duhnen.
Die nette Dame an der Rezeption
hat mir einen Platz auf dem Kutschbock
reserviert. Den Wagen besteige
ich über eine Leiter. Ich freue mich,
denn mein Platz neben der Kutscherin
ermöglicht mir eine freie Sicht. Rasch
erreichen wir das Wattenmeer, fahren
vorbei an Wattwanderern, die sich per
pedes auf den Weg gemacht haben.
„Lassen Sie Ihre Fototasche mal nicht
auf den Boden stehen, sonst wird die
nass, wenn nachher das Wasser durch
den Wagen schwappt“, sagt unsere
Wattwagenfahrerin Sabine von Bargen.
Ich lächle sie an und denke, sie will
wohl mir und den anderen Kurgästen
im Wagen ein bisschen Angst einjagen.
Dann das Kommando zum Anhalten,
denn der Priel ist noch zu voll.
Die Karawane wartet, jetzt stoßen auch
die Wattwagen von Sahlenburg zu uns.
Vor uns ein Fluss von Salzwasser, der
sich durch das Watt schlängelt. Am
Horizont mein Ziel, Neuwerk. Dann geht
es weiter, eines der Pferde schnauft, als
wollte es uns mitteilen, dass es keine
große Lust hat, durch das tiefe Wasser
zu marschieren. Es nützt nichts, ein
kurzer Pfiff von Sabine und los geht’s in
das kühle Nass. Der Wagen schwimmt
und das Wasser fließt jetzt tatsächlich
durch den Wagen. Ich habe das Gefühl,
dass Zugtiere den Wagen schwimmend
ziehen, aber sie machen ihre Arbeit
ruhig und gelassen. Bedauernd schaue
ich zurück auf die Wattwanderer.
Unsere freundliche Wagenführerin erzählt
mir, dass vor über hundert Jahren,
im Jahre 1880, die Bauernfamilie Brütt
den wohl originellsten Post-Beförderungsdienst
Deutschlands aufnahm, der
sich bis zum heutigen Tage seine Attraktivität
bewahrt hat. Christian Brütt ritt
– wie zuvor sein Vater – regelmäßig mit
seinem Pferd zur Insel. Doch im Jahre
1885 spannte er zwei Pferde vor seinen
Ackerwagen, lud die Postsäcke auf, setzte
sich auf das eisenbereifte, vierrädrige
Vehikel, knallte kräftig mit der Peitsche
und rollte mit seinen zwei PS durch
die großen Priele der Insel Neuwerk
entgegen. Das war die Geburtsstunde
des Wattwagens, wie er uns bis heute
erhalten geblieben ist. Diese Idee fand
so viel Anklang, das bald nicht nur Briefe
und Pakete über die Watten gebracht
wurden. Auch die Quiddjes, wie hier die
Binnenländer genannt wurden, fanden
Freude daran, mit Christian Brütt und
seinem Wattwagen von Duhnen nach
Neuwerk zu fahren – so sind wir um ein
Urlaubserlebnis reicher.
Der Sohn von Christian Brütt, Otto
Brütt (geb. 1875) übernahm später die
Fahrten. Auch er beherrschte die Geheimnisse
des Watts, um es zu Fuß oder
mit dem Wagen zu durchqueren. Die
Kenntnisse vom Watt, Wind und Wasser
– ein ewiges Zusammenspiel – hatte er
sich schon in seinen Kindheitstagen erworben,
und mit Recht galt er als bester
Kenner des Priels.
Damals pflegten die Neuwerker Bauern
zu sagen: ”Wir wollen mal sehen, ob
Otto von Duhnen kommt.” Der ließ
vom Wagen aus seinen Peitschenstiel
durch die hohle Hand ins Wasser des
Prielufers fallen, prüfte die Tiefe, zog die
Peitsche an der Schnur wieder hoch und
sagte nur: ”Dat will woll gohn!”.
Nach dem II. Weltkrieg ging es vorübergehend
etwas zurück mit dem Wattenpostdienst.
Otto hatte inzwischen das
70. Lebensjahr überschritten, und am
29. März 1948 nahm ihm nach kurzer
Krankheit der Tod die Leine aus der
Hand. Seitdem führte sein Sohn Willy
Brütt die Wattenpost. Vom Vater auch
schon früh angelernt, brachte er die
10 | mq + Ausgabe Sommer 2020
AUSFLUGSTIPP
Überlieferung von drei Generationen mit
für sein Metier, in welchem die Erfahrung
alles ist. Wer Willy Brütt kannte, charakterisierte
ihn mit folgenden Worten: „Er
ist kein Mann der See, er ist ein Sohn der
Küste und als solcher verbunden mit
dem Watt, dem Strand und dem Land
hinter dem Deich”.
In den letzten Jahren ließ Willy Brütt
seine Landwirtschaft – dem Zuge der
Zeit folgend – immer mehr einem Pensionsbetrieb
Platz machen. Als er am 30.
Juni 1974 im Alter von 75 Jahren verstarb,
übernahm sein Sohn Karl-Heinz den Wattenpostfahrdienst.
Jetzt ist der Weg nach Neuwerk nur noch
ein Klacks und der Leuchtturm, der auch
als Standesamt dient, strahlt im Sonnenlicht.
Wir winken den uns von Neuwerk
aus entgegenkommenden Kutschen und
Reitern zu. Kurze Zeit später fahren wir
den Deich hoch und haben unser Tagesziel
erreicht.
Eine rote Hinweistafel mit der Aufschrift:
„Freie und Hansestadt Hamburg“ fällt
mir auf. Sie soll uns sagen, dass wir,
obwohl wir 120 km von der Hafenstadt
entfernt sind, trotzdem den Boden Hamburgs
betreten.
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 11
Das Artland-Magazin.
und Schwefel zusammenhalten. So
verrieten sie auch die letzte deutsche
Piraterie alten Stils nicht, die von drei
der ihren begangen wurde, als 1969 der
griechische Frachter „Emmanuel M“
auf eine Sandbank lief. Das Schweigen
der frühzeitig verdächtigten Neuwerker
war 30 Jahre lang nicht zu brechen.
Dann war der Fall verjährt. 2010 lüftete
Lüder Griebel, der jüngste der drei Piraten,
das Geheimnis. Er ist heute Wirt der
Neuwerker Kult-Kneipe „Anker“.
Die ankommenden Kutschen fahren
noch um die Ecke, dann dürfen wir
über eine Rampe aussteigen. Begrüßt
werden wir mit einem freundlichen
„Moin“.
Insel unternimmt. Beim Betrachten des
kupferbeschlagenen Daches des Leuchtturms
fallen mir unzählige Autogramme
auf, die von den Besuchern in das
Blech geritzt wurden.
Auf Neuwerk gibt es zwei Schullandheime,
ein Zeltlager, mehrere Zeltmöglichkeiten,
eine Schule, mehrere Pensionen
und Hotels, ein Bernsteinmuseum und
einen kleinen Park. Auf dem „Friedhof
der Namenlosen“ wurden früher die
namenlosen Seefahrer begraben, die
die Flut bei Neuwerk an Land spülte.
Seit 1990 gehört Neuwerk mit dem
umliegenden Watt und seinen Inseln
Scharhörn und Nigehörn zum Nationalpark
Hamburgisches Wattenmeer.
Aus diesem Grund ist es auch für viele
Natur- und Vogelliebhaber ein beliebtes
Urlaubsziel.
Mich zieht es als Erstes zum besagten
Leuchtturm, den ich auch umgehend
über eine schmale Wendeltreppe
besteige, denn einen Fahrstuhl gibt es
nicht. Oben angekommen erwartet
mich ein wunderschöner Rundumblick.
Die Sonne scheint, die Luft ist klar und
am Horizont fährt ein Frachtschiff. In
Richtung Festland fällt der Blick auf das
Wattenmeer, mittendrin ein Segelboot,
welches der Skipper trockenfallen
lassen hat. Dann entdecke ich die Crew,
die anscheinend einen Spaziergang zur
Die etwa drei Quadratkilometer große
Insel hat man in circa einer Stunde umrundet.
Kinder sind im ersten Moment
häufig enttäuscht, dass man auf Neuwerk
keine Sandburgen bauen kann, es
gibt aber neben dem neuen Radarturm
rechts und links kleine Strände zum Baden.
Man kann seine Zeit während der
Ebbe allerdings auch mit Wattwandern
und Bernsteinsammeln verbringen. Die
Kleinen können in der Zeit ja Krebse
ärgern oder im Watt buddeln.
Der Naturschutz hat oberste Priorität.
Es gibt drei Höfe und rund 150 Hotelbetten.
Die Neuwerker habe ich als sehr
freundliche Menschen empfunden.
Ich habe erfahren, dass sie wie Pech
Man trifft sich vor dem einzigen
Laden „Inselkaufmann Lange“, dem
ehemaligen „Ottos Gartenlokal“ oder
zu späterer Stunde im „Anker“, dem
heimliche Herz Neuwerks. Hier kommen
die Wattführer seit 30 Jahren zum
Stammtisch, hier treffen sich Tagesgäste,
Reiter und Segler, Vogelbeobachter
und Insulaner auf einen Klönschnack.
Wenn es dunkel wird auf Neuwerk,
dann wird der Anker zum Treffpunkt
der Nachtschwärmer. Ob romantisches
Candlelight-Dinner mit gutem Wein
oder ein frischgezapftes Bier am Tresen,
im „Anker“ geht jeder Urlaubstag
gemütlich zu Ende. Für mich heißt es
allerdings wieder aufsitzen und schon
rappelt der Wagen zurück ins Watt, das
nun deutlich anders aussieht. Jetzt sind
Priele und Muschelbänke zu erkennen
und die untergehende Sonne schenkt
mir ein schönes Abschiedsfoto.
12 | mq + Ausgabe Sommer 2020
AUSFLUGSTIPP
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 13
Hurra,
Das Artland-Magazin.
wir sind wieder für Sie da!
Stillstand war gestern!
Nach einer langen Pause geht der
Vorhang endlich wieder auf.
Die Quakenbrücker
Schauburg wurde gerade
zum wiederholten Male
mit dem Kinopreis für
die Gestaltung eines
hervorragenden Jahresfilmprogramms
von der
Jury gewürdigt und mit
einer Urkunde ausgezeichnet. Dennoch
hatten die Betreiber des Filmtheaters,
Wolfgang Thyen und sein Bruder Michael,
lange keinen Grund zum Feiern.
Wie alle Bereiche des öffentlichen
Lebens herrschte wegen der Coronakrise
auch in den Kinosälen des Landes
die große Stille. Erst wurden Kinostarts,
wie der neue James-Bond-Film „Keine
Zeit zum Sterben“, verschoben, dann
durften flächendeckend die Kinos, wie
uch die Quakenbrücker Schauburg,
nicht öfffnen.
„Bitte Lächeln. Wir sind (bald) wieder
für Sie da“, stand wochenlang auf den
Plakaten der Eingangstüren der Schauburg.
In den Schaukästen von Quakenbrücks
vielprämiertem Filmpalast, wo
sonst nahezu jede Woche ein neuer
Film beworben wurde, hing für lange
Zeit der Hinweis, dass das Kino zur Eindämmung
der Corona-Virus-Epidemie
geschlossen ist. Keiner konnte sich
vorstellen, dass dieser Zustand länger
als ein Vierteljahr anhalten würde.
Da das Kino als Freizeitaktivität nicht
systemrelevant ist, blieben die Leinwände
in der Schauburg, wie in allen
deutschen Kinosälen, seit Wochen
unbelichtet. Der Umsatz sank auf Null,
die hohen Fixkosten liefen aber weiter
und das Ende der prekären Einnahmesituation
war für die Bertreiber nicht
abzusehen. Der immense Schaden für
eine Kulturinstitution wie das Kino
wird sich bundesweit in den nächsten
Monaten noch zeigen.
Nun sind die Lockerungen der Corona-
Maßnahmen seit Anfang Mai recht
schnell gegangen. Restaurants, Cafés
und Gaststätten sind für ihre Gäste
wieder geöffnet, die Bundesliga hat ihre
Saison zu Ende gespielt und die ersten
Urlaubsflieger sind seit dem 15. Juni
wieder gen Süden gestartet. Da war es
schwer nachvollziehbar, dass die Kinos
in Niedersachsen sehr lange geschlossen
waren, obwohl Reisende schon
wieder dicht an dicht in Flugzeugen
oder Bussen sitzen durften.
Wenige Wochen nach der Schließung
der deutschen Filmtheater warnten
Branchenverbände schon frühzeitig vor
einem Kinosterben, und die Kinobetreiber
stellten sich die Frage: „Wie könnte
der Betrieb in den Kinos wieder anlaufen?“
Konzepte zur Wiedereröffnung,
St. Annenstraße 11 | 49610 Quakenbrück | Tel. 0 54 31 / 36 09
Fax 0 54 31 / 74 92 | Mobil 01732174564 | E-Mail: wristok@online.de
◆ Innenausbau
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14 | mq + Ausgabe Sommer 2020
KINO SCHAUBURG
ähnlich wie für Restaurants und Cafés,
wurden rechtzeitig vorgelegt – jedoch
lange ohne Gehör zu finden.
Das Publikum nahm großen Anteil an
der vorübergehenden Schließung seines
Kinos, was sich durch zahlreiche Anfragen
zu Gutscheinkäufen, Kommentaren
in den sozialen Medien oder in E-Mails
ausdrückte. „Liebes Kino-Team, kommt
gut durch die schwere Zeit, auch wenn
leichter gesagt als getan! Wir kommen
wieder, keine Frage…“ oder „Haltet durch,
wir brauchen Euch!“
Es gab sogar anonyme Spenden in nicht
geringer Höhe - „Das hat uns sehr gerührt,
und wir möchten uns auf diesem
Weg herzlich dafür bedanken!“, sagte
uns Wolfgang Thyen in einem kürzlich
geführten Gespräch. „Wir haben recht
gut gewirtschaftet und schätzen uns
selbst als verhältnismäßig anspruchslos
ein, daher werden wir diese Krise mit
Sicherheit überstehen.“
Die Lockerungen gingen weiter. In manchen
Bundesländern durften Cineasten
ihrer Leidenschaft nachgehen, und in
anderen gab es einen fixen Termin für
den Start. Hessen startete als erstes Bundesland
am 9. Mai und andere folgten
sukzessive, lediglich im Bundesland Niedersachsen
stand noch kein Termin für
die Wiedereröffnung der Lichtspiele fest.
Nach einer langen Pause durften auch
endlich wieder die Vorhänge in Niedersachsens
Kinos geöffnet werden.
Jetzt heißt es: „HURRA WIR SIND WIEDER
FÜR SIE DA! WIR FREUEN UNS AUF SIE!“
Das Kino wurde schon oft totgesagt: Erst
kam das Fernsehen, dann Video und DVD,
das Problem der Raubkopien aus dem
Internet, zuletzt die Streamingdienste
– und nun Corona. Bisher hat das Kino
als sozialer Ort überlebt, und das wird
auch so bleiben, davon sind viele in der
Branche überzeugt. Zahlreiche „Kinogänger“
konnten es kaum erwarten, nach
dem Lockdown wieder ins Kino gehen
zu können. Die wundervollen Filme auf
der großen Leinwand zu sehen und mit
Freunden mal wieder über die gesehenen
Filme reden zu können, haben sie
vermisst. Sie glauben ganz stark an die
Kraft des Kinos, und sie sind sich sicher,
dass das Kino weiter bestehen wird, da
es doch tief in ihren Herzen einen festen
Platz hat.
Und wann gehen
Sie mal wieder
ins Kino?
Die beste Zeit
für bestes Sehen
Entspannt sehen, erleben und genießen.
Urkunde für
hervorragende
Programmgestaltung
• Brandheißer Tipp:
Quakenbrück
Goldstraße 25 – 27
Telefon 0 54 31/21 17
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 15
Das Artland-Magazin.
präsentiert:
Ratsmitglieder
der Stadt Quakenbrück
Ratsmitglieder leisten viel für die Stadt, um für die Bürger einen
attraktiven Lebensraum und eine lebenswerte Umgebung zu
schaffen. Dieses erledigen sie oft im Hintergrund, denn sie arbeiten
ehrenamtlich für uns. Das heißt: Sie haben zunächst einmal einen
Beruf, haben eine Familie, oder sie sind Rentner. Aber sie haben
auch noch andere Hobbys. Kurz gesagt, sie sind Menschen, wie du
und ich! Ratsmitglieder werden für ihre Arbeit in den öffentlichen
Medien oft beschimpft und verbal attackiert. Mich hat das Bild,
welches einige Mitbürger von der Ratsarbeit haben, gestört und
genau das hat mich dazu veranlasst, über die Arbeit von einigen
Ratsmitgliedern zu schreiben.
Die Kommunalpolitik umfasst die politische Arbeit auf der kommunalen
Ebene der Gemeinden und Städte. Hierzu zählen insbesondere
alle Aspekte der sogenannten Selbstverwaltung. Die
Kommunalpolitik wird oft als bürgernächste Art der Politik und
Verwaltung bezeichnet, an der vor Ort partizipiert werden kann
und Entscheidungen getroffen werden.
Christos
Tsimpliaridis
vonDetlef
Bülow
...ist so ein Kommunalpolitiker und er hat sich bereit erklärt, uns einen
Einblick in seine politische Arbeit als Stadtrat zu gewähren.
Er ist Mitglied der Politischen Partei „Die Linke“ und vertritt die Interessen
seiner Wähler im Stadt- und Samtgemeinderat unserer Gemeinde. Christos
ist 29 Jahre alt, hat einen Realschulabschluss, spricht Deutsch, Englisch und
Griechisch ist seine Muttersprache. Er hat eine Ausbildung zum Kaufmann
absolviert, arbeitet hauptsächlich bei der Adolf Würth GmbH & Co. KG.
Nebenberuflich führt er noch den Imbiss „Pito Gyros“ an der Artlandstraße
in Quakenbrück und spielt Fußball.
Im Grunde genommen reicht das schon aus und ist mehr, als andere Tag für
Tag machen, dennoch hat er sich entschieden für den Stadtrat zu kandidieren.
Ich wollte von ihm wissen, wie es dazu kam und stellte ihm einige
Fragen.
Gab es einen bestimmten Anlass oder eine wichtige
Erfahrung in deinem Leben, die Dich bewogen hat in die
Politik zu gehen?
Christos: „Ja, es gab mehrere Gründe dafür. Alles fing an mit
der Idee, den Verein Schwarz-Weiß Quakenbrück zu gründen.
Dort wurden die Jugendlichen meiner Meinung nach nicht
ernst genug genommen, somit wollte ich die Stimme der
Jugendlichen werden, was ich auch erreichte. Aktuell bin ich
der „Jüngste“ im Stadt- und Samtgemeinderat. Hinzu kommt,
dass ich viel Ungerechtigkeit um mich sah, die man nur politisch
ins Positive verändern kann.“
Was ärgert Dich am meisten?
Christos: „Ich ärgere mich am meisten über den Wahlbetrug
hier in Quakenbrück. Es war eine sehr schwere Zeit für
mich, die einen persönlichen Erfolg stark überschattet hat.
Ich bin froh, dass alles aufgedeckt wurde und wir nun einen
Neustart für die Partei ,Die Linke‘ auf Samtgemeindeebene
starten können. An dieser Stelle möchte ich mich nochmals
bei allen Bürgerinnen und Bürger der Stadt und der Samtgemeinde
entschuldigen, es ist ein schwarzes Kapitel, welches
zum Glück abgeschlossen ist.“
Wie machen wir Innenstädte attraktiv? Was würdest Du
anders machen?
Christos: „Ich glaube, wir müssen unsere Innenstadt barrierefreier
gestalten und um einiges freundlicher für Fußgänger
16 | mq + Ausgabe Sommer 2020
STADT & LAND
machen. Wir haben eine so schöne Innenstadt,
die für jeden Menschen, egal ob
mit oder ohne Handicap, zugänglich sein
muss. Dadurch würden bestimmt mehr
Menschen durch die Lange Straße spazieren
gehen und in den Läden stöbern, was
zur Folge hätte, dass es den Geschäften
der Stadt bessergehen würde.“
Was schätzt Du an anderen Parteien
zurzeit am meisten?
Christos: „Zurzeit schätze ich an den
anderen Parteien den Zusammenhalt
während der Corona-Krise. Natürlich gibt
es immer Themen, wo man sich nicht
einig wird, jedoch weht aktuell aufgrund
der kritischen Situation der Pandemie ein
anderer Wind, der den Rat zusammenrücken
lässt. Die Kompromissbereitschaft
finde ich aktuell sehr bemerkenswert.“
Was wünschst Du Dir von Deinen
Wähler?
Christos: „Mein Wunsch ist es, dass
unsere Wähler uns hier vor Ort weiterhin
unterstützen, uns helfen die Fraktion hier
vor Ort neu zu gestalten und auf mich
zukommen, wenn Sie Anregungen oder
Verbesserungsvorschläge haben.“
Wird das Ehrenamt von Staat und
Gesellschaft Deiner Meinung nach
ausreichend gewürdigt und warum
(nicht)? Wenn nicht, was ist zu tun?
Christos: „Ich finde, in der heutigen
Zeit wird das Ehrenamt allgemein nicht
gewürdigt und viele Menschen wissen
es leider nicht zu schätzen, was natürlich
sehr schade ist. Dass wir alles in unsere
Freizeit integrieren müssen und keine
perfekten Menschen sind, wird dabei
leider vergessen. Natürlich machen wir
auch Fehler, treffen mal eine nicht nachvollziehbare
Entscheidung oder haben
eventuell eine exotischere Meinung, die
wir vertreten, aber immer mit dem Ziel,
es hier für alle lebenswerter zu machen.
Dies sollte jeder im Hinterkopf haben, der
vor hat, im Internet Kritik auszuüben, die
nicht konstruktiv ist.“
Wenn Du Dich noch einmal entscheiden
könntest, Dich politisch zu
engagieren oder nicht, würdest Du es
wieder tun und warum (nicht)?
Christos: „Jede Entscheidung im Leben
bringt Erfahrungen mit sich, die einen
Charakter formen. Diese Erfahrungen
haben mich persönlich weiterentwickelt
und der Austausch mit den Ratskollegen
ist eine Bereicherung. Kommunalpolitik ist
kein einfaches Geschäft, aber ich würde
diese Entscheidung erneut treffen.“
„Kommunalpolitik ist kein einfaches
Geschäft“, unterstreicht auch Olsbergs
Bürgermeister Wolfgang Fischer. Umso
höher sei der Einsatz zu bewerten, den
Bürger ehrenamtlich in Kommunalparlamenten
erbringen.
Ich bin der Meinung, dass wir uns in unserer
Stadt glücklich schätzen können, dass
wir solche aufopferungsvollen Menschen
wie Christos Tsimpliaridis haben. Er und
seine Ratskollegen werden demnächst
wieder vor Aufgaben stehen, die stets
gleich bleiben: „Politik für die Bürger und
mit den Bürgern zu machen.“
Ihr Partner für:
• Fliesenarbeiten
• Anstrich- und Tapezierarbeiten
• Trockenbau • Dachbodenausbau
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Ausgabe Sommer 2020 mq + | 17
Das Artland-Magazin.
Das einzig
Beständige
ist der Wandel
Das „Richie’s“ hat seine Wandlung vollzogen:
War es noch vor geraumer Zeit eine verstaubte Videothek
im Luisencenter, dann ein frisches und freches
Szene-Lokal mit Sportsbar - hat es sich mittlerweile zu
einem Restaurant entwickelt, das in Quakenbrück seinesgleichen
sucht.
WIR HABEN WAS GEGEN HUNGER…
Bislang war das „Richie’s“ für ausgiebige
Frühstücksbuffets, Snacks und Cocktails
bekannt. Dank Groß-TV können die Fans
am Tresen der Sportsbar gemeinsam
mit ihren Mannschaften fiebern und alle
Spielszenen bis ins kleinste Detail genau
verfolgen. Gäste nutzen nach dem spannenden
Spiel oder einfach nur zum geselligen
Beisammensein den trendigen
Gastrobereich mit Designer-Bestuhlung,
Kicker, Dart und Billard.
Doch seit Ende des letzten Jahres können
generationsübergreifend alle Menschen
die Angebote dieses besonderen Restaurants
nutzen. Frische und freche Farben,
hochwertige Großfotografien, gepaart
mit sportlicher Vitalität und einer Küche
mit viel Fingerspitzengefühl, wurden
hier zu einem einzigartigen Erlebnis vereint.
„Das Leben ist zu kurz für 08/15-Restaurants.
Zumindest lohnt es sich, ab
und zu mal die Routine zu durchbrechen
und sich auf etwas Neues einzulassen.
Ich wollte eine Location, die in Quakenbrück
aus der Masse heraussticht und
ich habe etwas gegen Hunger“, sagt der
Inhaber Ralf Olligesgeers.
18 | mq + Ausgabe Sommer 2020
ERLEBNISGASTRONOMIE
GENUSSVOLL ESSEN
UND TRINKEN
MIT SAISONALEN
MENÜS UND AUSGE-
WÄHLTEN WEINEN
Das Konzept von Ralf Olligesgeers ist in
Quakenbrück einzigartig: Im „Richie’s“
gibt es nämlich nicht nur jede Menge
köstliche Gerichte, die den Magen satt
und das Herz froh machen, sondern auch
leckere Getränke und Drinks. Die frischen
Zutaten hierfür holt sich der Koch aus
der Region und jeden Freitagmorgen direkt
vom Quakenbrücker Wochenmarkt.
„Mit so einer frischen und guten Ware
macht das Kochen umso mehr Spaß“,
sagt er. „Wir bieten unseren Gästen eine
gut ausgewogene Speisekarte, ein reichhaltiges
Frühstücksbuffet, bei dem wir
sehr viel Wert auf Frische legen und auch
viele regionale Produkte anbieten.
Zum Beispiel beziehen wir unsere ausgesuchten
Weine vom Weinhaus Gebrüder
Köster und unser Olivenöl kaufen wir
bei Daniel de Oliveira“, ergänzt Ralf
Olligesgeers.
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 19
Das Artland-Magazin.
GENUSS – GEMÜTLICHKEIT – WOHLFÜHLEN
Dafür steht das neue „Richie’s“. „Wir möchten,
dass ein Besuch in unserem Restaurant
für unsere Gäste eine Bereicherung des Tages
ist und sie gerne wiederkommen. Unsere
Speisekarte bietet für jeden etwas. Egal ob
für Vegetarier, bekennende Fleischfans oder
nur für einen gemütlichen Kaffee – hier ist
das Essen keine Nebensache. Unsere Gäste
sollen sich wohlfühlen. Sie können sich
im Sommer auf unserer Terrasse treffen,
sich am Abend mit Freunden zum Essen in
unserem gemütlichen Lokal verabreden oder
mit einem Cocktail an unserer Bar magische
Momente erleben. Wir haben Platz zum
Feiern mit Freunden, Geschäftspartnern und
Familie. Mit unserer ausgezeichneten Küche
haben wir uns in Quakenbrück in kurzer Zeit
etabliert. Egal wieviel Zeit, Lust oder Hunger
der Gast mitbringt, hier wird er verwöhnt. Bei
uns steht der Kunde im Mittelpunkt“, sagt die
Geschäftsführerin Alessia Hölscher.
Lassen doch auch Sie sich von einem außergewöhnlichen Erlebnis-Restaurant
begeistern: Genießen Sie exquisite Gänge-Menüs
in einer extravaganten Atmosphäre. Restaurants haben wir viele
in Quakenbrück, aber im „Richie’s“ werden Sie mit Köstlichkeiten
aus unserer Region verzaubert. Tauchen Sie ein und lassen Sie sich
auf eine kulinarische Reise entführen und verwöhnen.
20 | mq + Ausgabe Sommer 2020
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Das Artland-Magazin.
Wer sind eigentlich die Männer auf dem Zebrastreifen?
In der letzten Zeit sind mir immer
wieder Transportwagen mit
der Aufschrift „BeWiBau“ in
der Quakenbrücker Innenstadt
aufgefallen. Wo ich auch hinsah,
überall schienen diese Sprinter
zu stehen, das machte mich neugierig,
und so sprach ich einen jungen Mann
an, der gerade einen dieser Kleintransporter
entladen wollte. Wie es der
Zufall wollte, erwischte ich den Chef
Derk Winklhofer persönlich, der mir
freundlich gesonnen war und meine
Neugierde stillte.
Derk Winklhofer kaufte für sich und seine
junge Familie ein Haus, das er nach
und nach von Grund auf sanieren und
renovieren wollte. Ältere Häuser haben
für ihn oft viel Charme, und darüber
hinaus haben die meisten eine gute
Bausubstanz. Aber sein Objekt hatte
eine Modernisierung dringend nötig.
Die Stromversorgung entsprach nicht
mehr den Standards, Böden und Wände
hatten über die Jahre hinweg gelitten.
Die sanitären Anlagen waren veraltet
und eine andere Zimmeraufteilung war
gewünscht.
Arbeit gab es also genug, und dabei
entstand bei dem talentierten Handwerker
der Gedanke, eine eigene Firma
zu gründen. Ein Unternehmen, das alle
baulichen Arbeiten aus einer Hand anbietet
und nicht auf Subunternehmer
zurückgreifen muss. Das würde viel Zeit
und auch Kosten einsparen.
Ein einschlagendes Erlebnis hatte der
pfiffige Unternehmer, als ihn ein Kunde
fragte, was „BeWiBau“ für Arbeiten
anbieten könnte. Derk Winklhofer holte
seine Karte raus und antwortete: „ Wir
können alles anbieten, was Sie möchten
(damals war „BeWiBau“ allerdings
noch ein Einmannbetrieb)“ und zählte
einige Tätigkeiten auf. Bei der Übergabe
der Karte schaute der Kunde ihm mit
skeptischem Blick in die Augen und
meinte: „Sagen Sie mir lieber, was Sie
zu 100% beherrschen als aufzuzählen,
was Sie nur zu 70% können.“ Das gab
Derk Winklhofer zu denken. So entstand
bei ihm die Idee, seine eigene Firma so
zu gestalten, dass es für jeden Bereich
einen qualifizierten Mitarbeiter gibt.
Dieser Gedanke ließ ihm keine Ruhe. Er
begann also Fachpersonal für einzelne
Gewerbe zu suchen und einzustellen.
So baute sich nach und nach der Betrieb
auf. Mittlerweile kann „BeWiBau“ nach
nun acht Jahren eine Firma vorweisen,
die ihren Kunden zu allen Fragen im
Bereich Modernisierungs-, Umbau-,
Innen- und Außenarbeiten fachgerecht
zur Seite steht.
FIRMENVORSTELLUNG
Diese junge Firma kann schon einiges an
Renovierungsarbeiten in Quakenbrück
nachweisen. Sei es der stimmige Umbau
des Hotels Niedersachsen, das Hotel
Hagspihl in der Langen Straße, die Räumlichkeiten
des SPD-Büros, das Sportzentrum
„EMS Sport“, das Büro „Neuberger
Immobilien“ oder die Räumlichkeiten der
Gaststätte „Im Eimer“ am Marktplatz,
um nur einige Beispiele zu nennen.
Dem sympathischen Jungunternehmer
kommt es ganz besonders darauf an,
dass das Ergebnis zu den individuellen
Lebensgewohnheiten des Auftraggebers
passt, damit es auch nach Jahren
noch ein schöner Blickpunkt ist. Derk
Winklhofer sagt mit Stolz: „Wohnkultur
ist Lebensart und Ausdruck unserer
Persönlichkeit, und wer auf ausgezeichnete
Materialien und handwerkliche
Präzision Wert legt, für den ist die Firma
„BeWiBau“ die richtige Adresse. Unser
Team besteht aus ausgelernten und
erfahrenen Fachleuten, die wissen, was
sie zu tun haben und mein Vertrauen
genießen.“
Er hat Recht. Seine Handwerker schrecken
auch nicht vor ausgefallenen
Arbeiten zurück, denn das ist genau ihre
Stärke. Sei es die Sanierung eines alten
Fachwerkhauses, der Umbau einer Zahnarztpraxis
zur geräumigen Wohnung,
Geschäftsräume zu neuem Glanz zu verhelfen,
eine Modernisierung eines Hotels
oder in einem Flugzeughangar eine neue
gemütliche Lounge entstehen
zu lassen.
Selbst Gartenanlagen und Außenarbeiten
– alles kein Problem. Bei „BeWiBau“
ist der Kunde noch König. Seine Wünsche
zu erfüllen ist oberstes Gesetz. Die
Handwerker erfüllen die an sie gestellten
Erwartungen – ein „geht nicht“ gibt es
nicht. Was nicht passt, wird passend
gemacht.
„Ich suche weiterhin gute Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter mit Berufserfahrung,
die zuverlässig sind, ihren Job
lieben, sich gerne kreativ betätigen und
mit uns wachsen wollen. Wenn jemand
in meiner Firma bereit ist, Verantwortung
zu übernehmen, dann kann er
sogar eine Niederlassung führen. Zurzeit
plant unser Unternehmen eine Umgestaltung
zum Meisterbetrieb und wir
arbeiten daran, im Laufe des nächsten
Jahres schlüsselfertig bauen zu können;
die Weichen dafür sind bereits gestellt.“
Ich merke, dass Derk Winklhofer stolz auf
das ist, was er sich aufgebaut hat, und
genauso stolz ist er auf seine Mitarbeiter.
Sie vereinen Erfahrung und Stärke. „Meine
Arbeiter sind mein größtes Potenzial“,
sagt er. Gleichzeitig ist es für ihn eine
riesige Herausforderung und tägliche
Arbeit, dieses Team weiterzuentwickeln,
neue Mitarbeiter zu finden und zu
integrieren.
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Judith und Peter
Strobeck feierten den
115. Geburtstag ihres
Schuhfachgeschäftes
und ihrer Orthopädieschuhmacherei.
115
JAHRE
in Menslage
VON ALEXANDRA LÜDERS
„Endlich wieder frei gehen und laufen dank
schmerzmaßgefertigter
Schuhe und
Einlagen vom Profi“,
verspricht die Orthopädie-Schuhtechnik
von Judith und Peter Strobeck ihren
Kunden. Und diese scheuen keine
weiten Wege, um sich hier umfassend
beraten und kompetent helfen zu
lassen. So wie Marlene Meyer aus Osnabrück,
die nach einer Hüftoperation
neue Schuhe mit einer Schuherhöhung
suchte. In dem 115 Jahre alten Schuhfachgeschäft
der Familie Strobeck
wurde sie endlich fündig. Aus dem
großen Angebot von Komfortschuhen
wählte sie zwei Paar schicke, bequeme
Schuhe in sportlich-eleganter Optik
aus. Anschließend ließ sie sich mit dem
Rezept ihrer Orthopädin bei Strobeck
eine Schuherhöhung anfertigen.
Besonders begeistert zeigte sich Meyer
auch von dem kundenorientierten
Service des Traditionshauses, das 15
Mitarbeiter in der Orthopädiewerkstatt,
im Verkauf und in der Fußpflege
beschäftigt.
24 | mq + Ausgabe Sommer 2020
Auch Einlagen und Schuherhöhungen werden im
Haus Strobeck maßgefertigt.
Der kollegiale Führungsstil des Ehepaares
wird ihnen vom Team durch
engagierten Einsatz und Qualität
gedankt. Judith Strobeck leitet den
Einkauf und die Verwaltung, damit
der Laden auch finanziell floriert. 2005
haben sie und ihr Mann den Betrieb
vom Schwiegervater Wilhelm übernommen
und weiterentwickelt. Ein
nostalgisches Firmenschild erinnert
noch an die Gründung am 28. Mai 1905.
Heute umfasst der Betrieb rund 300
Quadratmeter. Hier haben im vergangenen
Jahrzehnt Geräte mit moderner
Technik ihren Einzug gehalten. Egal ob
ein 3D-Fußscanner, eine digitale 3Dund
2D-Fußmessung oder eine Video-
Laufanalyse – all diese Messtechniken
ermöglichen Perfektion und Präzision
bei der Anfertigung von Maßschuhen.
Letztere werden ganz nach individuellen
Wünschen gefertigt. Die Kunden
wählen ihre persönliche Lieblingsfarbe
für das Leder und die Applikationen
aus. „Ich habe schon Schuhe in Vereinsfarben
für Bayern- und Schalkefans
angefertigt. Früher gab es nur braune
oder schwarze Maßschuhe für ‚verbildete
Füße‘. Heute kommt jemand mit
einem Foto oder Bild, dann bauen wir
Digitale Technik ermöglicht Peter Strobeck eine optimale
Schuhgestaltung in seiner Orthopädie-Technik.
die Schuhe nach, damit unsere Kunden
strahlend das Haus verlassen“, freut sich
der Orthopädieschuhmachermeister
an dem sichtbaren Erfolg. Schon in der
Meisterschule faszinierten ihn der Umgang
mit Menschen sowie die Kombination
von Medizin und Handwerk.
In der geräumigen Orthopädie-Werkstatt arbeitet
kompetentes Fachpersonal.
Besonders fachkundig ist er in der
Diabetikerversorgung und -beratung.
Als zertifizierter Betrieb arbeitet er mit
Kliniken, Krankenkassen und Behörden
zusammen, führt auf Wunsch Haus- und
Klinikbesuche durch. „Wir alle nehmen
uns sehr viel Zeit für unsere Kunden. Die
Corona-Auflagen sind für uns kein Problem,
denn wir hatten auch davor schon
einen hohen, DIN geprüften und zertifizierten
Hygienestandard“, verweist
Strobeck auf Handschuhe, Desinfektionsmittel
und Atemschutzmasken. Auch
im Verkauf des integrierten Schuhfachgeschäftes
dominieren topaktuelle
Kollektionen namhafter Hersteller von
Komfortmodellen wie Jomos, Rieker, Finn
Comfort, Remonte, Waldläufer, Semler,
Wolky und anderen.
Fotos:
Alexandra
Lüders und
Haus
Strobeck
KONTAKT UND INFOS unter Telefon 05437/ 729
oder im Internet unter www.strobeck.info
49637 MENSLAGE, HASESTR. 10
ÖFFNUNGSZEITEN:
Mo - Fr 8 - 13 Uhr und 14 - 18 Uhr
Di bis 19 Uhr · Erster Sa. im Monat 9 -13 Uhr
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Urlaub mit Hund
Checkliste
FIRMENJUBILÄUM
SPORT & FREIZEIT
für den Urlaub!
Die Temperaturen klettern stetig
das Thermometer herauf, alles
ist wieder grün und die Tage sind
endlich wieder länger. Die schönste
Zeit des Jahres hat endlich
begonnen und immer häufiger darf des
Menschen liebstes Tier mit in die langerwarteten
Ferien fahren. Diese Vorfreude
wird jedoch gerne vom Stress um den
geliebten Vierbeiner getrübt.
Hat der Hund das große Glück, Sie in den
Urlaub begleiten zu dürfen, stellt sich
neben der Frage nach dem Futter häufig
auch die Frage nach einer stressfreien
Anreise und sinnvollen Produkten für die
„Reiseapotheke“.
Für viele Hunde bedeutet eine lange Autofahrt
Stress. Bei herkömmlichen Präparaten
ist es nachweislich bekannt, dass diese den
Hund in erster Linie ruhigstellen und das
Tier bei vollem Bewusstsein häufig keine
Kontrolle mehr über seine Gliedmaßen
hat. Die Folge kann vermehrter Stress
bis hin zur Panik sein. Besser ist es also,
fütterungsbedingt so zu unterstützen, dass
der Stress gemildert wird, anstatt ihn zu
verstärken. Bei vielen Fellnasen hat sich
auch der Einsatz von Bio-Bachblüten in der
Reisezeit vielfach bewährt.
Endlich am Urlaubsort angekommen,
schlägt der ein oder andere Vierbeiner
beim Meerwasserschlecken gelegentlich
über die Strenge oder
stibitzt etwas Falsches
vom Abendbrottisch. Daher
sollte auch in Ihrem
Reisegepäck ein Produkt
zur schnellen Abhilfe
ernährungsbedingter
Durchfälle nicht fehlen.
Wichtig ist, für eine
natürliche Bindung von
Toxinstoffen im Verdauungstrakt
zu sorgen und
dem Hund gleichzeitig
verlorengegangene
Elektrolyte, Vitamine,
Spurenelemente und
essenzielle Aminosäuren
zurück zu geben.
PRAKTISCHE REISEBEGLEITER
Insektenschutz
hat schon Lust, sich im Urlaubsdomizil mit
ungebetenen Mitreisenden rumzuplagen?
Zuverlässige Insekten- und Parasitenabwehr
frei von künstlichen Inhaltsstoffen
sollte hier das Mittel Ihrer ersten Wahl sein.
Ein weiterer Tipp für Ihr Gepäck ist ein
Produkt zur Pflege gestresster und wundgeplagter
Haut. Gerade bei vermehrtem
Sonneneinfluss können helle Hunde im
Nasenbereich empfindlich reagieren.
Ebenso kann es vorkommen, dass ihr Hund
mit der Pfote in eine Scherbe oder spitze
Muschel am Strand läuft. Daher sollten Sie
neben einer guten natürlichen Wundpflege
auch immer etwas Verbandmaterial
dabeihaben.
Sie barfen?
Nicht immer ist es ohne weiteres möglich,
frisches Fleisch mitzunehmen und
passend zu lagern. Auch das Kaufen vor
Ort kann ein Problem darstellen oder
eine Frage des Vertrauens sein. Um dieser
Sorge vorzubeugen, ist die Mitnahme von
kaltgepresstem Hundefutter empfehlenswert.
Kaltgepresstes Hundefutter hat den
Vorteil, dass natürliche Inhaltstoffe wie
beim Barfen enthalten bleiben und auf die
künstliche Zufügung von Vitaminen und
Mineralstoffen verzichtet werden kann.
Die Marke Fit-Crock, wahlweise mit oder
ohne Getreide, bietet durch seine Kaltpressung
eine hervorragende Alternative
Stressfreies Reisen
gewohntes Hundekörbchen, Decke, Kissen
Wasser, Fressnapf, Wasserflasche für längere
Wanderungen
Futter / Leckerlies (z.B. Fit-HAP Rinderhufe)
Hundebürste oder Kamm und ggf. ein Shampoo
z.B. VeaVet Pflegeshampoo
Spielzeug
Hundeleine oder Flexileine für mehr Freiheit
bei der Leinenpflicht
Maulkorb (Pflicht in einigen Urlaubsländern –
vorher abklären)
Halsband, Anhänger mit Namen und Telefonnummer.
ggf. vom Urlaubsort
Plastiktüten, Schaufel oder kleine Schippe zum
Entfernen der Hinterlassenschaften (Pflicht!)
Ggf. der EU-Heimtierausweis (informieren Sie
sich rechtzeitig ob es bestimmte Voraussetzungen
zur Einreise gibt)
Parasitenschutz z.B. InsektoVet Combispray
& SpotOn
Durchfallmittel z.B. Durchfallstopp von cdVet
Verbandmaterial & Wundpflege z.B. VeaVet
WundEx
Beruhigung für die Reise: z.B. cdVet Calma
oder Bio-Bachblüten SOS
zur Frischfleischfütterung - entweder zum
Teilbarfen oder als Alleinfutter für den
Urlaub. Fit-Crock ist frei von künstlichen
Konservierungsstoffen und Vitaminen.
Ein weiterer wichtiger
Aspekt, gerade auch im
Urlaub in den südlichen
Ländern, ist der
ausreichende Schutz
vor Parasiten. Denn wer
Durchfall adé
Montag - Freitag 8.00 - 18.00 Uhr
Ausgabe Sommer 2020 | 25
Industriestr. 9-11 49584 Fürstenau shop
StadtStiftung Quakenbrück
20 Jahre Erfolgsgeschichte der
‘Bürger für ihre Stadt‘
Rund € 400.000,- für fast 500 Projekte
Die “StadtStiftung Quakenbrück
– Bürger für ihre Stadt“ wurde
im Mai 1999 von Dr. Günter
Welker-Altegoer und seiner Frau
Mechtild aus der Taufe gehoben. Sie
war damals erst die achte Stiftung
dieser Art in der BRD, die sich inzwischen
mit rund 400.000,- EURO für
fast 500 Projekte als „Unternehmen
Gemeinsinn“ einen Namen gemacht
hat. Neben dem Stifter selbst sind in
Quakenbrück im Vorstand und Kuratorium
seit Jahren zehn weitere Personen
tätig, die stolz in dieser unabhängigen,
autonom handelnden gemeinnützigen
Stiftung ,von Bürgern für Bürger‘
mit breit angelegtem Stiftungszweck
ehrenamtlich arbeiten. Sie orientieren
sich damit immer wieder an der vom
Bundespräsidenten a. D. Richard von
Weizsäcker geprägten Aussage: „ Die
Demokratie ist nur lebensfähig, wenn
der Einzelne bereit ist, für das Ganze
Verantwortung zu übernehmen. Stifter
geben ein Beispiel für verantwortliches
Handeln im demokratischen Staat.“
In Bürgerstiftungen wie der Stadt-
Stiftung Quakenbrück, die damals bei
der Gründung erst die dritte Stiftung
dieser Art in Niedersachsen war,
spenden „Bürger für ihre Stadt“
Geld, Zeit und Ideen. Als Dank
und Anerkennung wurden
inzwischen schon acht Mal
Personen und Vereine mit dieser
vom Künstler Herbert Feldkamp
entworfenen Ehrengabe
geehrt, verbunden mit einer
finanziellen Unterstützung
für weitere erfolgrei-
che Arbeit.
26 | mq + Ausgabe Sommer 2020
Foto: StadtStiftung
Schon im Gründungsjahr waren es die
Herren Karl Figura, Erich Knostmann
und Günter Schuhriemen, die für ihre
Idee, den Aufbau und die Durchführung
der bis heute beliebten QUAKENBRÜ-
CKER MUSIKTAGE geehrt wurden.
Ein zweiter Ehrenpreis ging damals an
alle im STADTMUSEUM QUAKENBRÜCK
ehrenamtlich Tätigen für ihren Einsatz
als Bürger für ihre Stadt. Im Jahr danach
waren es die Mitglieder der THEATER-
WERKSTATT QUAKENBRÜCK e.V. für ihre
seit Jahrzehnten geleistete Arbeit.
Einige Jahre später erhielten die Organisatoren
und die engagierten Helfer
des ARTLÄNDER RENNVEREINS e. V.
beim jedes Jahr Anfang September so
beliebten traditionellen Pferderennen
diese Ehrengabe.
Neben der Unterstützung bei einzelnen
Projekten im Zuge der Integrationsarbeit
erhielt auch das FREIZEIT- UND
INTEGRATIONSZENTRUM QUAKEN-
BRÜCK e.V. (FIZ) diesen Ehrenpreis für
die seit Jahren geleistete Arbeit. Diese
besondere Ehrung verbunden mit einem
finanziellen Beitrag erhielten auch
gemeinnützige Einrichtungen wie die
QUAKENBRÜCKER TAFEL IM ARTLAND
e.V. und der QUAKENBRÜCKER HOSPIZ-
VEREIN LEBEN BIS ZULETZT e.V. für ihr
ehrenamtliches Engagement. Mit der
Foto: FBürgerbus Badbergen
Foto: AGQ
inzwischen schon achten Ehrung des
BÜRGERBUSVEREINS BADBERGEN e. V.
im letzten Jahr zeigt die Stiftung, dass
sie besonders auch den Einsatz dieses
Vereines innerhalb und außerhalb der
Stadt anerkennt.
Als gemeinnützige Einrichtung fördert
die Stiftung seit Jahren unterschiedliche
Projekte (immerhin fast 500) auf
dem Gebiet der Jugend- und Familienhilfe
und der Bildung und Ausbildung
(Schulsozialarbeit, Begabtenförderung).
Ein besonderer Schwerpunkt ist immer
wieder die musikalische Ausbildung, z.B.
mit dem Projekt „Singende Kindergärten“
oder in der Nachwuchsförderung
in Zusammenarbeit mit der
STADTSTIFTUNG
QUAKENBRÜCK
BÜRGER FÜR IHRE STADT
Burgmannskapelle an der Badberger
Grundschule und an der Grundschule
Neustadt, mit ‚Bläserklassen‘ an der
Grundschule Menslage oder ‚Streicherklassen‘
am Artland Gymnasium und in
Zusammenarbeit mit der Kreismusikschule
beim Projekt „Instrumentenkarussell“
an verschiedenen Grundschulen.
Während der Aktion „Leo Lesepilot“
holten sich 160 Vorschulkinder ihren
Leseführerschein.
Weitere Schwerpunkte sind:
Förderung der Integration in Zusammenarbeit
mit Schulen und Vereinen
wie auch auf dem Gebiet der Kunst
und Kultur und in der Unterstützung
gemeinnütziger und mildtätiger Einrichtungen
in der Stadt Quakenbrück
und in den Mitgliedsgemeinden der
Samtgemeinde Artland in Badbergen,
Menslage und Nortrup.
Foto: J. Ackmann Foto: Förderverein GS Menslage
Neben den zahlreichen Projekten in
Kitas, Schulen und Vereinen war 2002
das von der StadtStiftung initiierte
Stadtmusical ein Highlight, das
sicherlich vielen beteiligten Kindern
und Erwachsenen und den zahlreichen
Zuschauern noch in guter Erinnerung
sein wird. Gern erinnern sich auch viele
Kinder an den Tag (2009, 2011 und 2013),
an dem sie mit der StadtStiftung zur
Wattwanderung an die Nordseeküste
fuhren oder die Jugendlichen, die zum
Besuch des Musicals ‚König der Löwen‘
in Hamburg weilten. Leider begrüßen
an den Ortsschildern die mit der Stadt-
Stiftung von Kindern der Kindergärten
gepflanzten 1000 Narzissenzwiebeln
nicht mehr im Frühjahr die in die Stadt
Einfahrenden.
Aus Anlass der Gründung der ersten
Bürgerstiftungen vor gut 20 Jahren
verlieh der Bundesverband Deutscher
Stiftungen allen Bürgerstifterinnen
und Bürgerstiftern den Deutschen Stifterpreis
2019. Zu den inzwischen über
400 Bürgerstiftungen darf sich auch die
„StadtStiftung Quakenbrück“ zählen
und ist stolz auf diese Anerkennung.
Um weiter so erfolgreich arbeiten zu
können, werden hiermit weitere Bürgerinnen
und Bürger angeregt, ebenfalls
aktiv zu werden und sich so für die
StadtStiftung und ihre Arbeit und Ziele
einzusetzen.
Hier könnte auch
Ihr NAME stehen!
Dazu gibt es
mehrere Möglichkeiten:
So haben schon
mehr als 40 Zustifter
mit einem
Mindestbetrag von
500, - EURO das Stiftungskapital
erhöht.
Zusätzlich identifizie-
ren sich inzwischen
mehr als 30 Paten
mit einer Bronzenen, Silbernen oder
Goldenen Patenschaft (jährlich € 100,-,
250,- oder 500,-) mit der StadtStiftung
und ihren Zielen. Mit einer ‚Testamentarischen
Verfügung‘ kann man die
StadtStiftung als Allein- oder Miterbin
oder Vermächtnisnehmerin einsetzen.
Auch mit Spenden, z.B. aus Anlass
eines runden Geburtstages oder bei
Firmenjubiläen kann die weitere Arbeit
unterstützt werden.
Und mit dem Kauf von Weinen der
‚Edition StadtStiftung‘ im Weinhaus
Köster kommen 15 % des Kaufpreises
der Stiftung zugute.
Erneut sind jetzt alle Bürgerinnen und
Bürger aufgerufen, gemeinsam stiften
zu gehen und diese seit über 20 Jahren
erfolgreiche Arbeit zu unterstützen und
den Worten Erich Kästners
„Es gibt nichts Gutes, außer man tut
es!“ zu folgen.
Für weitere
Fragen stehen
Ihnen gern die
Mitglieder des
Vorstandes und
des Kuratoriums
zur Verfügung.
STADTSTIFTUNG QUAKENBRÜCK
- Bürger für ihre Stadt -
Von-Steuben-Allee 6
49610 Quakenbrück
Telefon: 0 54 31 - 29 52
info@stadtstiftung-quakenbrueck.de
www.stadtstiftung-quakenbrueck.de
Spendenkonto:
OLB Quakenbrück · BIC: OLBODEH2XXX
IBAN: DE81 2802 0050 3708 0009 00
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 27
Das Artland-Magazin.
ist, vieles möglich zu machen
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VGH Vertretung
VGH Frank Vertretung Kottmann
Frank Höfener-Esch-Str. Kottmann 6, 49626 Berge
VGH Höfener-Esch-Str. Vertretung
Tel. 05435 431 6, 49626 Berge
Frank Tel. Kottmann
Lange 05435 Str. 31, 43149610 Quakenbrück
Höfener-Esch-Str. Lange 31, 49610 6, Quakenbrück
49626 Berge
Tel. 05431 9003851
Tel. 05435 05431 9003851 431
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Tel. 05431 9003851
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JUGENDZENTRUM QUAKENBRÜCK
Alle hör‘n auf
kein Kommando
Come in: Ende der Siebzigerjahre/Anfang der Achtziger war das Jugendzentrum
immer gut besucht. Äußerlich war das Gebäude kein Leuchtturm, doch es hatte es in sich:
Die Teestube im ersten Stock links lud ein zum Teetrinken, Schachspielen, Musikhören und
Quatschen. Im ersten
28 | mq + Stock rechts konnte man Filme von Roman Polanski, Woody Allen u. v.
a. m. sehen, Billard spielen Ausgabe oder in größeren Sommer Gruppen 2020 diskutieren. Dort fand auch Theater
statt. Die Diskothek war unten links untergebracht. Foto: Gisbert Wegener
von Gisbert Wegener M. A.
DAS JUGENDZENTRUM QUAKENBRÜCK
Und das war damals gut so.
Warum auch nicht?
In der letzten Ausgabe Ihres MQ+-
Magazins konnten Sie lesen, wie
engagierte Jugendliche und Junggebliebene
gemeinsam mit der Stadt
in den frühen Siebzigerjahren die
Weichen für ein selbstverwaltetes
Jugendzentrum stellten.
Ihrem neuen Treffpunkt gaben die
Jugendlichen den Namen Malefiz. Es lag
zentral an der Kreuzstraße in Quakenbrück.
Heute erzählen wir die Geschichte
des Malefiz weiter: Wie die Generation
„M“ ihr überaus beliebtes Jugendzentrum
in Selbstverwaltung und weitgehend
ohne elterliche oder kommunale
Kontrolle in einer Art „gemäßigter
Gesetzlosigkeit“ entwickelte. Lesen Sie
heute, was das Malefiz für die Jugendlichen
bedeutete. Atmen Sie etwas vom
damaligen Zeitgeist. Ihr MQ+-Magazin
lässt Bilder und Zeitzeugen sprechen.
Die Generation „M“
auf ihrem Weg
Am 20. April 1974 öffnete das „JZ“ erstmals
seine schwere Holztür offiziell.
Zuvor hatten die Jugendlichen u. a. die
Räume mit neuer Elektrik für Steckdosen
und Licht versehen, zum Teil gestrichen,
aufs Gröbste eingerichtet, Stadtrat
und Verein hatten für den gesetzlichen
Rahmen gesorgt und die Stadt gab Geld
dazu. Aus den ersten Jahren
des Malefiz sind zurzeit
leider keine Fotos
verfügbar. Das
rechte Foto entstand
Ende der
Siebzigerjahre
oder Anfang
der Achtzigerjahre
am
Eingang zum
Treppenhaus.
Von dort führte eine Steintreppe hoch.
Oben angekommen hatten die Jugendlichen
die Wahl. Links gelangte man in den
Filmraum, rechts in das pochende, wärmende
Herz des Zentrums: Die Teestube.
Sie war täglich ab siebzehn Uhr geöffnet:
Zum Diskutieren, Schachspielen, Musikhören,
Teetrinken, Quatschen und zum
Kennenlernen.
Montags-
Sitzungen
In der Teestube fanden jeweils am Montagabend
die „Montagssitzungen“ des
Vereins statt. Teilnehmen durfte jeder.
Die Jugendlichen äußerten Wünsche und
überlegten, wie man diese gemeinsam
umsetzen könnte, welche Arbeiten von
wem übernommen werden.
Rumtoben im Berger „Canyon“.
Foto: Gisbert Wegener
Dazu gehörte zum Beispiel
• der Teestubendienst
• der Einkauf von Lebensmitteln wie
Tee, Kaffee, Softdrinks, Toastbrot, Käse,
Bierschinken
• der Aufbau einer Film-, Foto-, Schachund
Disco-AG
• das Organisieren von Partys, „Teestuben-
Oympiaden“ und gemeinsamen Ausflügen
zum Beispiel zum Canyon, einer
Sandgrube am Rand von Berge während
der Pfingstferien.
Foto: Werner Ricker
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 29
Das Artland-Magazin.
Diskussion im Filmraum Anfang der Achtziger mit u. a. Jürgen Gadeberg (in der Bildmitte mit schwarzer Jacke) und Sozialarbeiter Walter Dinninghoff, links. Foto: Michael „George“ Nolte
Werner Ricker legt in der Teestube auf. Fotograf unbekannt.
30 | mq + Ausgabe Sommer 2020
In der Disco, dem Filmraum und in der
Teestube standen Ölöfen zum Heizen.
Um die Räume warm zu bekommen,
mussten die Jugendlichen den
Brennstoff aus dem Tank im Keller des
Gebäudes in eine Kanne pumpen, in die
betagten Ölöfen füllen und mit etwas
Glück war es dann nach einiger Zeit
mollig warm. Oder eben auch nicht.
Denn oft genug stand man im Keller vor
einem leeren Behältnis. Niemand hatte
Öl nachbestellt. Nun ja – auch das wollte
ja erst einmal (und immer wieder neu)
gelernt und geregelt sein.
Es war aber auch nicht wirklich wichtig.
Wichtig war vielmehr, dass man unter
sich sein konnte, dass man Gleichaltrige
und Gleichgesinnte – abseits der eigenen
Schulklasse oder des Ausbildungsplatzes
– treffen und kennenlernen
konnte.
Die Film AG
Im Jugendzentrum lebte Werner Ricker
seine Begeisterung für den Film aus
und probte das Djing. Werner stammt
gebürtig aus Nortrup und lebt heute in
Rheine. Werner schreibt: „Was meine
Erinnerung angeht, da ist vor allem die
Film AG zu nennen. Das war irgendwie
mein Ding. Wir waren ja in der Film AG
nur eine Handvoll Leute. Ein ausrangierter
35-Millimeter-Filmprojektor aus
irgendeiner Schule. Eine zusammengebastelte
Musikanlage, die regelmäßig
die Grätsche machte. Mit ein paar Leuten
den Filmvorführerschein gemacht,
man musste zum Beispiel einen Filmriss
reparieren können. Dann nach der Vorstellung
die Filmkopie notfalls mit dem
Auto nach Bramsche oder Mettingen
zum nächsten Jugendclub bringen. In
Heimarbeit die Filmplakate mit bunten
DAS JUGENDZENTRUM QUAKENBRÜCK
Eddings selber malen und dann verteilen.
Auf einem der Bilder im Hausflur ist
eines zu sehen. ,Der Strohmann‘, ich
glaube von Woody Allen.“
Werner erzählt weiter: “Wir haben unserem
Publikum einiges zugemutet. Ich
kann mich erinnern an ‚Das Schweigen‘
von Ingmar Bergman, ‚Johnny zieht in
den Krieg‘ (US-amerikanischer Anti-
Kriegs-Film aus dem Jahr 1971 von Dalton
Trumbo, Anm. des Verfassers), ‚Little Big
Man‘ von Arthur Penn, Peter Krieg ,Septemberweizen‘
usw. Naja, die Zuschauerzahlen
waren entsprechend schwankend.
Und dann gab‘s da die Möglichkeit
über den Filmverleih Gästekarten für die
Berlinale zu kriegen. Alle Filme für lau. Da
bin ich dann zweimal für je eine Woche
gewesen und hab mir pro Tag drei bis
fünf Filme angesehen.“
Der selbstverwaltete Betrieb funktionierte
überraschend reibungslos. Das
Erstaunliche: Alle entdeckten einen
hohen Grad an Gemeinsamkeiten an
Ideen, Charakter, Zielsetzungen und
Selbstverständnis untereinander. „Gemeinsam
statt Gegeneinander“ war ein
ungeschriebenes Gesetz. Es führt einfach
schneller zum Ziel und es fühlte sich
auch richtig an.
Die Jugendlichen übten sich in vielen
Dingen, die sie vorher noch nicht kannten
und konnten. Dazu gehörte zum Beispiel
auch eine Spendensammelaktion in Quakenbrücker
Geschäften. Der Erfolg war
eher mäßig: Manche gaben 2 DM, wenige
5 DM. Allein Kynast spendete 200 DM.
Mehr Einnahmen brachten die Feten.
Diese lockten oft weit über 100 Besucherinnen
und Besucher aus Quakenbrück
und Umgebung an und machten das JZ
immer bekannter.
Spenden sammeln
Film ab! Stammgäste warten gespannt
im Filmraum auf das, was auf sie zukommt.
Links: Peter Knue, rechts davon Simone Herbert,
rechts davon „Fröbe“, darunter halbverdeckt
Peter Neublum. Foto: Michael „George“ Nolte.
Von den Einnahmen baute man die Teestube
aus, kaufte neue Schallplatten und
modernisierte einige Jahre später auch
den Discoraum. Den Abriss der alten Ausstattung
(der Holzbock hatte sich eingenistet)
übernahm über Nacht ein regelmäßiger
JZ-Gänger aus der Nachbarschaft so
gut wie ganz allein, weil er damals „Bock“
darauf hatte. Heute lebt er zurückgezogen
auf einer Insel in der Ostsee.
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 31
Das Artland-Magazin.
Der Disco-Umbau
Licht aus! Spot an! Zurück zum Discoraum.
Einen Plan für die neue Ausstattung
der Disco gab es schon. Vor allen
Dingen sollte eine lange gemauerte
Theke her. So etwas kannte man von den
Diskotheken Scala (Lastrup), vom Dorfkrug
in Wetschen (bei Diepholz) dem Fiz
Oblon in Bippen oder dem Quakenbrücker
Forum.
Ernesto telefonierte
stundenlang
Aktion! V. l. n. r.: Vorsitzender Christian Matusche, Hausmeister „Wille“ mit Elektrosäge und Andreas Trute.
Sie bauen in der Teestube eine Theke mit Schwingklappe ein. Im Hintergrund links die Spüle im Prilblumen-Design.
Im Hintergrund rechts ist ansatzweise der alte Küchenschrank zu erahnen.
Fotograf unbekannt.
Das Forum befand sich in der Langen
Straße rechts von der damaligen Gaststätte
Koppelmann. Der italienische Betreiber
telefonierte stundenlang (ohne
Flatrate) mit Sizilien. Das Forum lockte
vor allem am progressiven Donnerstag
mit Bose-Anlage und großer Tanzfläche
jede Menge Jugendliche an: Es war
berstend voll. Ausgehen war damals sehr
angesagt, und zwar nicht erst um Mitternacht!
Um 19:00 Uhr war das Forum
voll und die ersten Martinis serviert. Am
DJ-Pult: Heiner Warm (u. a.).
Michael Nolte wohnt und arbeitet
heute in Lingen. Michael
erinnert sich an seine JZ Zeit:
„Ein wilder Haufen unterschiedlichster
Menschen verwaltet ein
großes Freizeitprojekt selbstständig.
Viele Aktionen, viele
Gespräche und viel Spaß. Es
hat mich offen, neugierig und
selbstständig werden lassen
und es hat mich auch (ein bisschen)
geprägt.“
Immer aufgeschlossen und hilfsbereit: „George“ Nolte
in der renovierten Teestube. Im Hintergrund sieht
man die frisch bezogenen Matratzen in einer Art
Schottenrock-Design. Foto: Werner Ricker
32 | mq + Ausgabe Sommer 2020
DAS JUGENDZENTRUM QUAKENBRÜCK
Ein alter Schornstein
wird zur Theke umgebaut
Allein die Vorstände
hatten es nicht leicht
Zurück zum Discoraum im Malefiz. Not
machte erfinderisch. Die Ziegelsteine für
die Theke in der neuen Disco besorgten
die Jugendlichen aus nächster Nähe vom
Gelände der stillgelegten Lederfabrik Imwalle
per Schubkarre. Deren Schornstein
war einige Tage oder Wochen vorher
gesprengt worden. So kam reichlich kostenloses
Baumaterial zusammen.
Das Fertigstellen des Discoraumes ging
schneller vonstatten, als es das Pressebild
auf den ersten Blick vermuten
lässt. Schon bald konnte man die erste
Fete im neuen Raum feiern: Mit neuen
Selbstbau-Boxen, die Lukas Feldkamp
lieferte. Aus ihnen ertönten schließlich
die angesagten Sounds von Sweet
Smokes „Silly Sally“ und „Just A Poke“,
„Sarah‘s Ritt durch den Schwarzwald“
von der Kraan-Live-LP, Eloys „Future City“,
Black Sabbaths „Paranoid“, Johnny Guitar
Watsons „A Real Mother for Ya“, Dire
Straits „Sultans of Swing“, „Fantasy“ von
Earth Wind and Fire, Frank Zappas „Bobby
Brown“, die „Valentyne Suite“ von der
Colosseum live LP oder Peter Gabriels
„Solsbury Hill“.
Toiletten sehen heute anders aus.
Foto: Archiv Detlef Stefan Bülow. Fotograf vermutlich Michael Nolte.
Schallplatten aus der
Diskothek des Malefiz
(Archiv: Gisbert Wegener)
Der Discoraum während des Umbaus:
Stadträtin Dörr und Jürgen Schlüter
(ganz rechts) vom Bauamt kamen zum
Besichtigen. Im Bild zwischen beiden
Personen ist der damalige Vereinsvorsitzende
Christian Matusche zu sehen. Ganz
links „George“ Nolte und links von der
Mitte der damalige Hausmeister Michael
Förster, den man heute als „Olli Borg“
kennt. Foto: Archiv Detlef Stefan Bülow mit
freundlicher Genehmigung des Bersenbrücker
Kreisblattes.
Folgendes erwies sich immer wieder als
schwierig: Eine nachhaltige Arbeit des
Vorstands auf die Beine zu stellen. Seine
Mitglieder waren oft in einem für die
Arbeit im Verein ungünstigen Alter:
Nach dem Abschluss von Schule oder Lehre
standen für viele Bundeswehr, Zivildienst,
Studium oder die Suche nach einem
Arbeitsplatz an. Damit war oft ein Wegzug
von Quakenbrück verbunden. In alten
Akten findet sich zu diesem Punkt ein
SOS-Brief von Ulrich Stefan vom April 1979.
Ulrich war gemeinsam mit Ulrich Grüter
in den Jahren um 1976/77/78 Vorsitzender.
Ulrich erklärt den Mitgliedern darin, dass
der gesamte Vorstand aus „beruflichen
Gründen Quakenbrück verlässt“ und zum
1. Mai zurücktreten muss.
Damit sei das weitere Bestehen des Vereins
gefährdet. Auf der Mitgliederhauptversammlung
am 25. April rauften sich
alle aktiven Mitglieder zusammen und es
gelang Ihnen, noch am selben Abend einen
komplett neuen Vorstand auf die Beine zu
stellen. Zudem kommt erstmalig die Idee
nach Einstellung eines Sozialarbeiters auf.
Dieser sollte eine gewisse Kontinuität in
die Jugendarbeit bringen. Als der Malefiz-
Vorstand mit dem Rat der Stadt das
Einstellen eines Sozialarbeiters diskutierte,
versuchte die Stadt zunehmend Einfluss
auf das Jugendzentrum zu gewinnen.
Aus den alten Akten geht hervor, dass man
zum Beispiel der Polizei einen Haustürschlüssel
für das Malefiz geben wollte,
damit diese zu allen Zeiten Zugang zum
Jugendzentrum haben könne, um etwa
Rauschgiftkontrollen durchzuführen.
Der Vorstand lehnte diese Kontrollen
jedoch vehement ab und argumentierte
erfolgreich, dass solche Kontrollen völlig
unangemessen seien und jegliches Vertrauen
bei den Jugendlichen in ihre Stadt
zerstören würden.
Es dauerte eine Weile und Roswitha
Gieschler bekam 1980 die erste Stelle als
Sozialarbeiterin im Malefiz. Die gebürtige
Bersenbrückerin musste ihre Stelle allerdings
aufgrund einer Schwangerschaft
vorzeitig aufgeben und Walter Dinninghof
aus Menslage übernahm ihren Job.
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 33
Das Artland-Magazin.
Vorsitzender
Wilhelm Magnus
(2. von links)
diskutiert mit
Gästen Anfang der
Achtziger. Auch
die Inklusion von
Menschen mit Beeinträchtigungen
war damals schon
ein Thema.
Foto: Werner Ricker
Woher kam es, dass die Jugendlichen sich so sehr für ihr JZ stark machten?
Ein Grund dafür lag sicher an mangelnden
Möglichkeiten im eigenen
Zuhause bei den Eltern seine Interesse
gemeinsam mit anderen zu teilen oder
mangels Geld überhaupt zu realisieren.
Um neue Kontakte und Freundschaften
zu schließen, bot das Malefiz viel Raum,
und zwar ohne dass ältere Erwachsene
ihnen reinredeten. Für erste geheime
Knutschversuche boten sich die
Treppenstufen an der Hintertür an, die
immer abgeschlossen und von außen
nicht einsehbar war. Fortgeschrittene
zogen sich in den Geräteschuppen
neben den Toiletten zurück, wie ein
Zeitzeuge noch weiß.
Das Malefiz bot auch den Jugendlichen
aus der griechischen Bevölkerung
Raum, sich mit ihren deutschen Altersgenossen
anzufreunden.
Das Foto zeigt
Turkay links
und vermutlich
seinen Freund
Johnny beim
Ausflug in den
Berger Canyon.
Foto: Gisbert
Wegener
Gilmas Sali, Spitzname „Puma“, der lange
Zeit in Oldenburg einen Frisiersalon
betrieb, erinnert sich:
„Ich habe damals für die anderen
Gastarbeiterkinder Johnny, Charlie
oder Turkay öfter mal meinen Kopf
hingehalten, wenn die wieder mal Mist
gebaut hatten, die haben mir das Leben
schon ziemlich schwer gemacht, aber
ich hatte ja noch die Quakenbrücker
Freunde, die zu mir gehalten haben.
Für mich persönlich war das Jugendzentrum
schon wichtig, dadurch habe
ich sehr schnell Anschluss bekommen,
zu der Zeit kam ich aus Würzburg nach
Quakenbrück und davor war ich in
Griechenland in der Schule, daher war es
schon für mich wichtig, den Anschluss
zu bekommen und Freundschaften zu
knüpfen, durch die Aktivitäten, wie zum
Beispiel, Nachtwanderungen, Olympiade,
Fotolabor, Fußballturnier oder meine
ersten Anfänge als DJ, natürlich haben
wir uns auch mit meinen Mitschülern im
Jugendzentrum getroffen und das hat
mir geholfen, schneller Freundschaft zu
schließen. Man kann schon sagen, dass
man Freundschaft fürs Leben geschlossen
hat.“
34 | mq + Ausgabe Sommer 2020
DAS JUGENDZENTRUM QUAKENBRÜCK
Birgit Gorel-Pause, die heute
in Den Haag (Niederlande),
lebt, schreibt: „Das Jugendzentrum
hat meiner Jugend
Form gegeben! Man hat sich
mit Gleichgesinnten getroffen,
nicht alle gleich alt, aber
doch fast auf einer Welle!
Musik die dort gespielt wurde,
Gitarrenspielen habe ich von
Walter (gemeint ist der Sozialarbeiter
Walter Dinninghoff.
Anm. des Autors) gelernt!
Treffpunkt um ins Fiz Oblon
zu fahren ...“
Kaffeepause Kassenwart Ralf
Neublum („Flummi“), Sozialarbeiter Walter
Dinninghoff und Wolfgang Seifert (damals
Badbergen, heute Mimmelage).
Foto: Werner Ricker
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Ausgabe Sommer 2020 mq + | 35
Das Artland-Magazin.
Das gesandstrahlte Gebäude ...
... die neuen Fenster werden eingesetzt.
Archiv Detlef Bülow
Das ehemalige Jugendzentrum gegenüber dem Synagogenplatz an der Kreuzstraße
wird heute als Wohnhaus genutzt.
Foto: Frank Oelkers
UNSER MALEFIZ SOLL SCHÖNER WERDEN
Neben anderen Engagierten war tian Matusche, Jahrgang 1958, längere
Chris-
Zeit erster Vorsitzender des Vereins.
Christian Matusche lebt und arbeitet
heute in München für die Messe
München. Er schreibt: „Wir waren eine
friedliche, offene, positiv gestimmte
Jugend-Gemeinschaft gegen Mitte/
Ende (vor dem Mauerfall) des vergangenen
Jahrhunderts, immer offen für
alle, die dazugehören wollten. Keine
Heimat für utopische, politische, Frauen
verachtende oder gar gewaltbereite
Personen oder für nur abhängende
Dämmer-Schlaffies.
Zu meiner Zeit haben wir uns dafür
eingesetzt, diesen äußerlich furchtbar
versifften weißen Kasten endlich
wieder schön sauber (sandgestrahlt) zu
bekommen, plus schöne neue Fenster,
Heizung, Toiletten, etc., etc. Das musste
alles trickreich bei der Stadt erkämpft
und mühsam durchgesetzt werden. Wir
wollten, ja mussten weg von dem uns
willkürlich angeklebten Image ,Jugend
= Gammler, Kiffer, harte Drogen (die
es ja auch im Artland mit einzelnen
Todesfällen tatsächlich gab), Kriminelle,
Orgien‘.
‚SEX AND DRUGS AND ROCK ‘N‘ ROLL is
all my brain and body need´ (Ian Dury)
– das kam höchstens mal aus den Boxen!
Wir brauchten dringend ein neues
Image, damit wir ernst genommen
wurden und weiter aufbauen konnten
und uns Eltern auch ihren Nachwuchs
mit gutem Gewissen anvertrauen
konnten ... alles nie Selbstzweck (kein
Hobby, Fake), sondern eine ernste und
anspruchsvolle Aufgabe!
Um zu der sanierten Fassade zu
kommen, versuchten wir es mit einem
,Bluff‘. Unsere Idee: Wir machen einen
Aktionstag zu Gunsten von ,ZDF Aktion
Sorgenkind‘ (Ergebnis 2.000 DM Spende
durch Tag der Offenen Tür mit Tombola
...). Das ZDF kommt dann, wie üblich,
zum Drehen und das kommt dann im
Fernsehen und jeder sieht den versifften
Kasten – oh wie peinlich für die Stadt.
Der Aktionstag war groß im Bersenbrücker
Kreisblatt mit Bildern. Das ZDF kam
dann leider doch nicht zum Drehen, aber
wir hatten, was wir wollten.”
Fazit:
„Sehr viel Mühe, Zeit, Einsatz und
pragmatische Lösungskompetenz – all
for nothing? Nein! Rückblickend würde
ich sagen, es wurde von uns allen viel
investiert und auch viel Lehrgeld gezahlt.
Schade, dass das Experiment letztlich
keine bis heute nachhaltige Wirkung
erzielen konnte. Gone with the wind –
RIP! So what.“
36 | mq + Ausgabe Sommer 2020
DAS JUGENDZENTRUM QUAKENBRÜCK
Der Niedergang
des Jugendzentrums
Von 1974 bis etwa 1984 konnten die
Jugendlichen im Jugendzentrum Quakenbrück
ihre Utopien ausleben. Wie in
anderen deutschen Jugendzentren auch
setzte anschließend eine Kommunalisierung
der Jugendzentren ein. Die Kommunen
versuchten immer mehr Kontrolle zu
bekommen oder gar die Jugendzentren
zu schließen. 1989 war es dann so weit:
Der Vorstand beschloss einstimmig (so
wollte es wohl die Satzung), RAL den 5005 Verein
und somit das Jugendzentrum aufzulösen.
Zwei Mitglieder, die gegen die
Auflösung waren, wurden zuvor aus dem
Verein ausgeschlossen und mussten
www.boelo.de
tel . 05431
62 45
Wilhelmstrasse 37
(am Netto-markt)
49610 QuakeNbrück
MACal 9839-11 Vivid Blue
MACal 9849-13 Apple Green
Plakat Archiv Werner Ricker
den Raum verlassen, so ein betroffener
Zeitzeuge. Es wehte ein ganz anderer Wind
als noch etwa zehn Jahre zuvor.
Ulli Stefan, einer der ehemaligen Vorstände,
lebt heute in Berlin und erzählt: „Wie
ich zufällig 2005 erfuhr, haben die nach
uns gewählten Vorstände versäumt, eine
Eintragung im Vereinsregister durch den
damaligen Notar, ich glaube, dass es der
Rechtsanwalt und Notar Geers war, zu erwirken.
Deshalb waren wir auch 2005 noch
als Vorstände im Vereinsregister eingetragen,
obwohl es den Verein vermeintlich
nicht mehr gab.“
Vor zehn Jahren, am Samstag, dem 29. Mai
2010, trafen sich die Ehemaligen in der
Gaststätte „Zum Rostigen Nagel“ in der
Goldstraße bei Manfred Bertram. Abends
feierten sie auf der Musicland Party in
Restrup. Lena Meyer-Landrut gewann mit
„Satellite“ den European Song Contest. So
ändern sich die Zeiten.
Text und Fotorecherche: Gisbert Wegener
im März und April 2020 mit der Unterstützung
von Detlef Stefan Bülow und anderen
ehemaligen Gästen. Selbstverständlich
kann dieser Artikel nicht alle Aspekte aus
der langjährigen Geschichte des Malefiz
beleuchten. Wer noch inhaltliche Ergänzungen
hat oder Fotos beisteuern möchte,
dem sei die Facebook-Gruppe „Friends of
Jugendzentrum Quakenbrück“ empfohlen.
- Alten- und Pflegeheim
- Kurzzeitpflege
- Verhinderungspflege
- Betreutes Wohnen
- Seniorenmittagstisch
Ansprechpartner:
Joachim Minneker (Geschäftsführer)
Dirk Tschritter (Pflegedienstleitung/Prokurist)
St. Sylvester gGmbH
Grüne Straße 24
49610 Quakenbrück
Tel.: 0 54 31 - 900 0
info@sylvesterstift.de
www.sylvesterstift.de
Das Artland-Magazin.
Sag mir wo die Ju
„Sag mir, wo die Juden sind“, lautet der
Titel eines 112 Seiten umfassenden Buches,
das die Quakenbrücker Soziologin
Renate Rengermann 2013 veröffentlicht
hat. Ganze elf Jahre hatte sie im Vorfeld
hundert Jahre jüdisches Leben in Quakenbrück
erforscht und ihre kompakten
Erkenntnisse in diesem Buch niedergeschrieben.
Den Anstoß zu diesem Projekt hatten
umfangreiche Recherchen von Heiko
Bockstiegel, die Historie ihres eigenen
Hauses am Steimelager Weg, aber auch
Erfahrungsberichte ihrer Eltern aus
deren Kindheit in der Nazizeit gegeben.
„Das war der Pool, in den ich Wasser hineingelassen
habe.“ Als sie mit eigenen
Nachforschungen über die jüdische
Geschichte im Altkreis Bersenbrück
begann, rollten zunächst viele Tränen.
„Durch den Nationalsozialismus
wurden die Juden ihrer Menschenwürde
beraubt. Die meisten haben ihre
Bedrohung richtig eingeschätzt, ihren
Besitz veräußert und Wege gefunden,
zu emigrieren. Für Alte, Mittellose und
Standhafte wurde die Situation ausweglos“,
schreibt Rengermann in ihrem
Nachwort. Das Schicksal der verfolgten
Menschen bewegte sie immer mehr,
als sie schließlich mit den jüdischen
Nachkommen persönlich in Kontakt
kam. Alte Quakenbrücker Einwohner
teilten ihre Erinnerungen mit ihr und
vermittelten ihr Adressen in Südafrika,
Chicago, Israel, Kanada, Australien und
England. In diese Länder war etlichen
die Flucht aus Deutschland gelungen,
als die Pogrome auch im Artland
begannen.
„Ich habe dann viele Juden angeschrieben,
erhielt Fotos und Briefe. Manche
haben mich besucht, wenn sie sich
mit ehemaligen Klassenkameraden
trafen. Ich bin auch immer mehr mit
Judenforschern in Kontakt gekommen,
habe gelernt mit dem PC umzugehen
und per Mail weitergemacht“, verweist
Rengermann auf eine Fülle an Ordnern
mit Briefen, Dokumenten und Fotos.
In den Biografien entdeckte sie positive
Aspekte in dem Leben der früheren Quakenbrücker
Juden, wodurch die schwere
Thematik für sie erträglicher geworden
sei. Sie habe deutsch-jüdische Sichtweisen
reflektiert, gelernt Gegensätze auszuhalten
sowie die Frage nach Schuld
oder Nichtschuld neu zu interpretieren.
Alle jüdischen (ehemaligen) Kinder hätten
insgesamt ihre Situation gemeistert
und sich ein eigenes Leben aufgebaut.
„Im Laufe meiner Arbeit kristallisierte
sich heraus, dass viele von ihnen es
geschafft haben, lebend aus dem
Holocaust herauszukommen und
eine positive Lebenseinstellung zu
entwickeln, sich nicht zu verschließen,
statt zu verbittern offen zu bleiben“,
freut sich Rengermann. Ganz
besonders über die guten Kontakte
zu Ursula Ellen Rosenfeld (Simon),
die mit ihrer Schwester Hella durch
den Kindertransport nach England
fliehen konnte. Ihre Eltern jedoch,
38 | mq + Ausgabe Sommer 2020
Eine Gedenkstätte an der Friedrich-Ebert-Straße Ecke Kreuzstraße
erinnert an die ehemalige jüdische Synagoge. Foto: F. Oelkers
JÜDISCHE FAMILIEN IM ARTLAND
Leopold Simon Foto: Archiv Rengermann
Stolpersteine der Familie Beer Foto: Alexandra Lüders
Hedwig Kohlberg Foto: Archiv Rengermann
Erna Simon Foto: Archiv Rengermann
den sind
von Alexandra Lüders
Heimatforscher Philipp Emde und Renate Rengermann
vor dem „Bügeleisenhaus“ der Familie Reinsberg Foto: Alexandra Lüders
die angesehenen Geschäftsleute Leopold
und Erna Simon sind in Konzentrationslagern
ermordet worden. Die Inhaberin
eines Textilgeschäftes an der Langen
Straße Hedwig Kohlberg emigrierte 1936
in die Schweiz/ Chicago, wo sie bis 1968
lebte. Andere flohen ins benachbarte
Ausland, überlebten teilweise mit gefälschten
Pässen in einem Versteck. Die
Schicksale der Juden wurden Renate Rengermann
zur Lebensaufgabe. Denn nach
der Buchveröffentlichung hat sie ihre
Kontakte erweitert, Autoren zur Lesung
in die Burgmannsstadt eingeladen und
ein umfangreiches Netzwerk geknüpft.
„Viele Juden sind dankbar für meine
Recherchen, weil sie Ahnenforschung
betreiben wollen und kaum Unterlagen
über ihre Familien haben. Von all den
Dingen bin ich noch ganz voll und reich.
Das ist eine Win-Win-Situation für beide
Seiten geworden“, resumiert die Autorin.
Besonders dankbar sei sie über die sechsjährige
Zusammenarbeit mit Remigius
von Boeselager, der in Eggermühlen zur
Welt kam und in Gütersloh lebt. Er habe
eine Riesendatei über deutsche Juden
wie auch einige andere Judenforscher
angelegt. Am 11. Juni 2020 hat Renate
Rengermann sich mit Philipp Emde aus
Vasbeck getroffen, weil er ein Buch über
die Quakenbrücker Familie Reinsberg
schreiben möchte.
Auch über den Menslager Albert Fels ist
ein Buch verfasst worden. „Heute kann
ich die Welt nicht mehr in ,Gut‘ oder
,Böse‘ einteilen. Wer Unrecht getan hat,
dessen Nachfahren leiden mehrere Generationen
darunter. Denn Schuld macht
krank“, weiß Rengermann nach jahrzehntelanger
interdisziplinärer Forschung.
Wer interessiert ist, kann noch die letzten
Exemplare ihres Buches erstehen. Wer
möchte, kann die jüdischen Schicksale in
Quakenbrück anhand von 40 Stolpersteinen
nachvollziehen. Sie wurden von dem
Künstler Gunter Demnig verlegt.
Foto: Alexandra Lüders
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 39
Das Artland-Magazin.
WAS WIRKLICHE
FINANZBERATUNG AUSMACHT …
... oder: Warum man Pferde nicht von hinten aufzäumt!
Was ist Ihnen wichtig?
Was ist Ihnen wichtig,
wenn es um Ihr
Leben geht?
Wer ist Ihnen wichtig
in Ihrem Leben?
Und was bedeutet
Geld für Sie?
Was möchten Sie
mit Ihrem Geld
erreichen oder tun?
Haben Sie darüber einmal ernsthaft
nachgedacht? Vielleicht
gerade in den Tagen, in denen
uns Corona viel Zeit zu Hause
verbringen lässt? Haben Sie
vielleicht sogar mit den für Sie
wichtigsten Menschen über
diese Themen gesprochen? Oder
sogar mit Ihrem Finanzberater?
Vermutlich nicht, denn wir (und
da schließe ich mich ausdrücklich
nicht aus) sind nur allzu
gern auf Nebenschauplätzen unterwegs.
Wir kümmern uns um
Themen, die uns nicht wirklich
voranbringen. Wir verbringen
unsere Zeit mit den sozialen
Medien, um zu schauen, was die
anderen gerade machen oder
wir lesen, schauen, hören Nachrichten…
und erfahren, welche
„Sau denn gerade wieder durchs
Dorf oder durchs Sommerloch
getrieben“ wird. Ich wurde vor
einigen Jahren darauf hingewiesen,
dass man das Wort „Nach
richten“ ja auch mal trennen
könnte, um zu erkennen, dass
wir uns anschließend auch
danach richten. Für mich ist da
viel Wahres dran.
Und trotzdem sehnt sich fast
jeder nach mehr Zeit, mehr
Ruhe, mehr Klarheit, mehr Einfachheit,
mehr Fokus, Sicherheit!
Merken Sie etwas?
Die Fragen, die ich Ihnen
eingangs gestellt habe, sind
Fragen, die ich und meine Kollegen
auch unseren Mandanten
und Interessenten stellen.
Da ist die Überraschung
manchmal groß. „Ich wollte
doch nur Geld anlegen…“ Im
Rahmen dieser Gespräche wird
den Menschen aber schnell
klar, welches Ziel diese Fragen
letztlich haben.
Carl Richards, ein geschätzter
Finanzberater-Kollege aus
London, stellt viele teils komplizierte
Sachverhalte mit prägnanten,
einfachen Grafiken
dar. So auch die Frage, welche
Aspekte wirklich wichtig sind,
wenn man die Themenkreise
Leben und Geld gemeinsam
betrachtet. In der Schnittmenge
wollen wir uns als Finanzberater
bewegen und so für
die Menschen einen wirklichen
Mehrwert generieren.
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Das Ergebnis begeistert mich
selbst immer wieder. Denn
mit Hilfe von tiefergehenden
Fragen haben wir als Finanzberater
die Möglichkeit, gemeinsam
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40 | mq + Ausgabe Sommer 2020
FINANZDIENSTLEISTUNGEN
einen finanziellen Lebensplan
zu entwickeln und in weiteren
Schritten diesen dann umzusetzen.
Lebens- und Finanzziele
der Mandanten werden mit
Lösungen in Form von Finanzprodukten
verknüpft. Das führt
zu einem besseren Verständnis,
zu mehr Vertrauen in das
Entschiedene und letztlich zu
mehr Ruhe, Klarheit, Sicherheit
und im weiteren Schritt auch zu
finanziellem Erfolg.
Sie sollten also vorsichtig sein,
wenn Ihnen Ihr Finanzberater
oder Banker beim nächsten
Gespräch gleich mit einem
Produkt „um die Ecke kommt“.
Stellen Sie sich die Frage, ob das
angebotene Produkt wirklich
auf Ihre persönliche Situation
zugeschnitten ist oder ohnehin
im „Aktions-Regal“ des Beraters
lag und „weg musste“! Leider ist
es aus meiner Erfahrung aus 25
Jahren Finanzberatung so, dass
zu häufig erst das Produkt da ist
und dann der Mensch dafür gesucht
wird, dem dieses Produkt
verkauft werden kann. Vielleicht
kennen Sie die Beispiele mit der
langlaufenden Lebensversicherung
für die sechsundsiebzigjährige
Rentnerin. Da wird das Pferd
von hinten aufgezäumt.
Ach ja… wenn Sie sich wirklich
mal Fragen stellen wollen (oder
stellen lassen wollen), empfehle
ich Ihnen noch die Unterscheidung
zwischen wichtig und
bedeutungsvoll:
Grob skizziert ist wichtig dabei
für uns, wie das Vermögen
investiert ist. Kriterien sind beispielsweise
zielbezogen, kostengünstig,
robust, breit gestreut
und natürlich auch rentierlich.
Bedeutungsvoll sind für uns
mehr die Themen darüber
hinaus:
Wie kann ich meine Familie
schützen, wenn ich gesundheitlich
nicht mehr voll auf der
Höhe bin?
Wie bekomme ich mein
Vermögen optimal und gerne
auch steuerschonend in die
nächste Generation übertragen?
Was muss ich dabei beachten,
um nicht irgendwann Bittsteller
bei meinen Kindern zu sein?
Ich darf Sie zum Schluss ermuntern,
sich wirklich einmal
Fragen zu stellen.
Dafür wünsche ich Ihnen wunderschöne
Sommerabende mit
anregenden Gesprächen und
Gedanken sowie persönliche
und finanzielle Gesundheit.
Michael Renze
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Ausgabe Sommer 2020 mq + | 41
Was erst einmal weg ist, ist
Es sind in der Vergangenheit
schon zu viele historische
Gebäude dem Strukturwandel
zum Opfer gefallen und
Quakenbrück hat meiner
Meinung nach noch immer
ein Problem im Umgang mit
historischen Bauten.
Im Zweiten Weltkrieg leisteten
die Bomberstaffeln der
Alliierten in vielen deutschen
Städten ganze Arbeit, doch die historische
Altstadt Quakenbrücks blieb, bis
auf einige schwere Treffer, weitestgehend
verschont. Doch keine 20 Jahre
später war die Abrissbirne eine häufige
Antwort auf das bauliche historische
Erbe der Burgmannstadt.
Entsorgen? Am besten gleich.
Schützen? Nur in Notfällen.
Pflegen? Das aber nun wirklich nicht.
So beklagte unsere Stadt in den
60er/70er und auch noch in den 80er
Jahren hohe Verluste an bekannten
und geliebten architektonischen
Ikonen, wie die Wassertürme, den Lokschuppen
oder die alte Bürstenfabrik
Schade & Co… Die Liste ist zu lang, um
alles aufzuzählen. Doch der Abriss alter
Gebäude geht weiter und die Antworten
sind nicht grundsätzlich andere.
Ich beklage hier nicht nur den Abriss
zahlreicher architektonisch wertvoller
Gebäude in den vergangenen
Jahrzehnten, obwohl mir die Tränen
in die Augen schießen, wenn ich auf
alten Fotos sehen kann, was in unserer
Stadt schon alles unwiederbringlich
vernichtet wurde. Dann stelle ich mir
immer dieselbe Frage: „Wie konnten
die Ratsmitglieder der Stadt damals
das nur befürworten?“
Wegen der stark gestiegenen Grundstückspreise
und der hohen Sanierungsaufwendungen
entschieden sich
viele Erwerber bei der Frage „Sanieren
oder planieren?“ oft „für eine Neubebauung,
also den Abriss“. Mit der
Begründung Wohnungen im Kampf
gegen steigende Mieten zu bauen
und weil es schick ist, im Zentrum
oder nahe dran zu leben, wächst also
der Druck auf weniger stark genutzte
Grundstücke mit historischen Bauten.
Sogar der Abriss von Denkmälern ist
möglich, wenn man sie vorher verfallen
lässt. Ein schönes Beispiel für „Verwahrlosung“
steht mitten in der Stadt an
der Langen Straße. Das Denkmalrecht
ist leider nur ein stumpfes Schwert,
denn hat der Grundstückseigentümer
erst einmal nachgewiesen, dass die Sanierung
des Baudenkmals „wirtschaftlich
nicht zumutbar“ ist, ermächtigt ihn
das schon in vielen Fällen zum Abriss.
Was weg muss, muss weg!
So funktionierte die „wachsende Stadt“
schon immer. Dafür wird dann das alleinstehende
Stellwerk auf der Bahnbrache,
das nicht mal 100 Jahre alt ist, unter
Schutz gestellt. Da kann ich nur meinen
Kopf schütteln.
Ein Großteil dieser Abrisse dient der Vermeidung
der Kosten für die Erhaltung
der Gebäude, doch es gibt bei uns in
Quakenbrück auch „anders Denkende“
und wenn diese wenigen Denkmalschützer
sich für historische Altstädte bei dem
Landesamt für Denkmalpflege einsetzen,
stoßen sie selten auf Widerspruch, auch
wenn sie ihr Haus von innen modern
gestalten. Doch das sind leider nur wenige
Ausnahmen aber vor gerade diesen
Menschen ziehe ich meinen Hut.
Der Denkmalschutz erhält historische
Bauten, da sie zur Kultur eines Landes
gehören und das Bund-Länder
Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“
zielt darauf ab, bau- und
kulturhistorisch wertvolle Quartiere mit
den jeweiligen Einzeldenkmalen, Straßen
und Plätzen in ihrer baulichen und
strukturellen Eigenart und Geschlossenheit
zu erhalten und zukunftsweisend
weiterzuentwickeln. Gefördert werden
hier Vorhaben auf der Grundlage eines
städtebaulichen Entwicklungskonzepts
als Bestandteil einer Gesamtmaßnahme,
die räumlich als Sanierungsgebiet (§ 142
BauGB) oder als Erhaltungssatzung (§
172 BauGB) festgelegt wird.
42 | mq + Ausgabe Sommer 2020
dann auch für immer weg!
Die Mittel können insbesondere eingesetzt werden für:
• die Sicherung erhaltenswerter Gebäude, historischer Ensembles oder sonstiger baulicher
Anlagen von geschichtlicher, künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung,
• die Modernisierung und Instandsetzung oder den Aus- und Umbau dieser Gebäude
oder Ensembles,
• die Erhaltung und Umgestaltung von Straßen- und Platzräumen von geschichtlicher,
künstlerischer oder städtebaulicher Bedeutung,
• die Durchführung von Ordnungsmaßnahmen zur Erhaltung bzw. Wiederherstellung
des historischen Stadtbildes mit Zustimmung des Landes,
• die Leistungen von Sanierungsträgern und anderen bestätigten Beauftragten zur
Beratung von Eigentümern/Investoren über die Einhaltung von Auflagen der Denkmalpflege
oder aus örtlichen Satzungen; Aufwendungen für den Wissenstransfer.
• In Ausnahmen ist eine bauliche Ergänzung von geschichtlich bedeutsamen Ensembles
förderfähig.
Aber welcher Bau muss unbedingt für
die Nachwelt bewahrt, welcher kann
bedenkenlos abgerissen werden?
Ich bin seit einiger Zeit im Stadtrat und
genau diese Frage musste ich mir in der
vergangen Zeit öfter stellen. So habe
auch ich als Ratsmitglied unter anderem
den Abriss der alten Preemann Villa auf
der Bahnhofstraße und dem des alten
Rundfunk-Fachgeschäftes Benken-
Lanfer in der Alenconer Straße schweren
Herzens zugestimmt und bin mir nicht
sicher, ob ich dafür noch einmal meine
Hand heben könnte.
Das bringt mich zum Eigentlichen und
warum ich diesen Artikel schreibe: Es soll
nun Wohnraum an einer Stelle der Stadt
vernichtet werden, der sich zum Teil in
einem Gebäude befindet, das weitaus
älter als 100 Jahre ist und dessen Baustil
sich auch in mehreren Häusern des Straßenbildes
des Schiphorst wiederfindet
und somit in das historische Ensemble
einfügt.
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Links oben die beiden Abrisshäuser Foto: Detlef Bülow
Ja dieser Baustil zieht sich förmlich wie
ein roter Faden durch unsere Altstadt.
Auch wenn dieses Haus stark sanierungsbedürftig
ist und in der Vergangenheit
an den Bau schon viel gefuscht
wurde, kann man hier nicht von „Baufälligkeit“
reden, wie es in der letzten
Ratssitzung behauptet wurde. Ich habe
mit dem Abriss dieses Gebäudes aber
nicht nur deswegen ein Problem. So soll
die Stadt besagtes Gebäude – und das
Nebenstehende gleich mit – erst noch
kaufen und dann abreißen. Die Begründung
für den Abriss beider Häuser
lautet: „Erschaffung von Stadtgrün, Erschaffung
von lebendigen Zentren und
freier Zugang zur Hase“. Das gibt schon
zu denken, da an dieser Stelle Parkplätze
für PKWs entstehen sollen. Aber
wenn dann ausgerechnet nur wenige
Meter weiter „Stadtgrün und der freie
Zugang zur Hase“ für einen Neubau
einer Wohnanlage vernichtet werden
soll, wird es nicht nur widersprüchlich,
sondern auch absurd.
Diese Wohnanlage soll aus fünf Häusern
und einer Tiefgarage bestehen, die
dazu auch noch an einer Stelle gebaut
werden soll, die zu den historisch wertvollsten
Plätzen und zu der Gründungsgeschichte
unserer Stadt gehört.
Die Kleine Mühle am Schwarzen Weg.
Quakenbrück ist geschichtlicher, wirtschaftlicher
und kultureller Mittelpunkt
des Artlands.
Die Stadt war Burgmanns- und später
auch Hansestadt, die als solche bereits
1235 urkundlich genannt wird. Zu einer
der „Urzellen“ gehört der Bereich um
die Kleine Mühle, zu der damals auch
eine Sägemühle gehörte, die nach einem
ominösen Brand im Jahr 1988 abgerissen
wurde und somit gänzlich verschwand.
Seither wurde das Gelände größtenteils
der Natur überlassen. Es siedelten sich
Bäume und Sträucher an, so entstand
von ganz alleine eine Grünfläche, die allerdings
vor einiger Zeit gerodet wurde.
Auf einmal spricht man davon, dass
dieses historische Gelände ein Schandfleck
und eine Brache ist. Begründet wir
die Bebauung damit, das Quakenbrück
dringend Wohnraum benötige. Eine so
geplante Bebauung würde ein für alle
Mal den freien Blick auf die kleine Mühle
verwehren und die Begründung, dass
Quakenbrück dringend Wohnraum benötigt,
trifft in diesem Fall auch nicht zu,
denn hat der Stadtrat doch gerade erst
beschlossen, die „Bahnbrache“ großflächig
zu bebauen.
Es kommt mir vor, als würde Till Eulenspiegel
in der Stadt sein Unwesen
treiben.
Auf dem Platz des ehemaligen Sägewerks soll der Gebäudekomplex „Schwarzer Weg“ entstehen. Foto: Detlef Bülow
An der einen Stelle soll Wohnraum
für einen PKW Parkplatz, ach nein, die
Begründung heißt ja: „Erschaffung von
lebendigen Zentren“ vernichtet werden
und nur einige Meter weiter soll eine
Grünfläche weichen, um Wohnraum zu
schaffen.
44 | mq + Ausgabe Sommer 2020
STADTENTWICKLUNG
neben Handel, Dienstleistung, Logistik
und Landwirtschaft der Tourismus eine
tragende wirtschaftliche Rolle übernommen.
Ich bin der Meinung, dass es an der
Zeit ist, dieses zu berücksichtigen und
dafür Sorge zu tragen, dass alte Bauwerke,
Straßenzüge und auch historisch
wertvolle Plätze für die Zukunft erhalten
werden.
Die Stadt Quakenbrück beherbergt
heute über 14.200 Einwohner. Einer
ihrer größten Schätze ist der historische
Stadtkern. Da in der Vergangenheit
gleich mehrere große Unternehmen aus
Quakenbrück verschwunden sind, hat
Sanieren vor Planieren
Altbauten haben zu Recht viele Fans,
denn vieles kann heute gar nicht mehr
zu zahlbaren Preisen so gebaut werden.
Doch gibt es auch Bäder oder Küchen,
bei denen oft „alt“ eben nicht „schick“
bedeutet aber das kann man ändern.
Aber was erstmal weg ist, ist dann auch
für immer weg.
Die Vergangenheit können wir nicht
ändern, aber wir können uns um die
Zukunft kümmern.
Detlef Bülow
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 45
Pumpspe
kraftw
Das Artland-Magazin.
Ein
Baustein zur
Speicherung
von regenerativ
erzeugtem
Strom!
46 | mq + Ausgabe Sommer 2020
Zwar gab es regional begrenzt in
diesem Jahr starke Regenniederschläge;
gleichwohl zeichnet
sich bereits heute das dritte
Dürrejahr in Folge nach 2018
und 2019 ab. Hierfür ist der
Klimawandel verantwortlich zu machen,
der von uns allen verursacht wird und
dem es Einhalt zu gebieten gilt. Daher
ist durch Energieeffizienzmaßnahmen
und durch den Ausbau erneuerbarer
Energien in allen Sektoren eine drastische
Reduzierung aller Treibhausgasemissionen
erforderlich.
Für regenerativ erzeugte Stromüberschüsse
wird die bislang vernachlässigte
Einbindung von Stromspeichern in
die Netzstrukturen immer dringlicher,
damit die fluktuierende Stromerzeugung
durch Windenergieanlagen und
Photovoltaikanlagen gespeichert bzw.
ausgeglichen werden kann.
Eine Möglichkeit Energie auch in großen
Mengen zu speichern sind Pumpspeicherkraftwerke.
Im Unterschied zu Laufwasserkraftwerken
und Speicherkraftwerken,
die dauerhaft Strom zur Deckung der
Grundlast erzeugen, dienen Pumpspeicherkraftwerke
als Stromspeicher und
Energiereserve für den sogenannten
Spitzenbedarf. Sie sind in der Lage, Strom
aus Überkapazitäten von Windenergie
und Photovoltaikanlagen an wind- bzw.
sonnenreichen Tagen zu speichern. Dazu
wird mit dem regenerativ erzeugten
Strom Wasser in ein hochliegendes
Speicherbecken gepumpt. Zu Zeiten
geringer regenerativer Energieerzeugung
kann bedarfsabhängig die potentielle
Energie des Wassers über den Turbinenbetrieb
Strom produzieren. Und zwar auf
Knopfdruck und gut regelbar.
Ein solches Pumpspeicherwerk befindet
sich z.B. am Hengsteysee in Herdecke
am Nordrand des Sauerlandes. Dort
Rechts Koepchenwerk, links neues Pumpspeicherkraftwerk
(Rohrleitungen hier unterirdisch) Foto: Henemann
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wurde bereits zwischen 1927 und 1930 das
Koepchenwerk errichtet, das seinerzeit zu
den größten Wasserkraftwerken Europas
gehörte und heute ein Industriedenkmal
darstellt. Es stellte 1994 seinen Betrieb ein,
nachdem direkt daneben im August 1989
die neue Anlage fertiggestellt worden war.
Die neue Anlage besteht aus einem 165
m über der Ruhr liegenden Oberbecken
mit einem 42 m hohen Einlaufturm, in
den das Wasser durch zwölf Öffnungen
zum Druckstollen strömt. Dieser hat eine
Gesamtlänge von 396 m, ist mit einer
Stahlpanzerung ausgekleidet und führt
zur Turbine, die im Schachtkraftwerk
am tiefer gelegenen Hengsteysee liegt.
Zwischen dem Druckstollen, der auf ganzer
Länge unterirdisch angelegt ist, und der
Pumpturbine wurde ein Kugelschieber
mit einem beachtlichen Durchmesser von
3,30 m innerhalb des Maschinenhauses
installiert. Die Wassermenge und damit
die Maschinenleistung im Turbinenbe-
trieb wird von einem Leitapparat mit 20
Leitschaufeln reguliert. Das Laufrad des
vertikal angeordneten Maschinensatzes
befindet sich in einer Tiefe von 32 m unter
dem Wasserspiegel des Hengsteysees.
So wird durch Gegendruck dem frühzeitigen
Verschleiß der Laufradschaufeln
infolge des entstandenen Unterdruckes
entgegengewirkt. Der mit dem Laufrad
verbundene Generator ist mit einem
200-Megavoltampere-Transformator
direkt an das 220.000-Volt-Übertragungsnetz
der öffentlichen Stromversorgung
gekoppelt. Ein Frequenzumrichter mit 20
MW Leistung ermöglicht ein verlustarmes
Anfahren und Abbremsen des Maschinensatzes.
Innerhalb von 70 Sekunden kann
die Turbine von Stillstand auf Volllast
gefahren werden, und es können bis zu
153 MW elektrische Leistung bis zu vier
Stunden lang produziert werden. Damit
stellt dieses Pumspeicherkraftwerk die
überragende Rolle der Wasserkraft für den
Spitzenlastbetrieb und für die Energiespeicherung
unter Beweis. Natürlich geht beim
Umweg über den Energieträger Wasser
auch Energie verloren: 1.3 kWh Strom
sind für das Hochpumpen des Wassers
aufzuwenden, um 1 kWh Strom erzeugen
zu können. Dies ist allerdings ein hoher
Wirkungsgrad. Pumpspeicherkraftwerke
sind daher ein wichtiger Baustein zur Speicherung
von regenerativ erzeugtem Strom
sowie zum Ausgleichen der fluktuierenden
Wind- und Sonnenenergie. Weil es aber
bislang viel zu wenig Stromspeicher in
den Stromnetzstrukturen gibt, werden bei
Stromüberkapazitäten die Photovoltaikund
Windenergieanlagen von den Energieversorgungsunternehmen
bzw. Netzbetreibern
abgeregelt, d.h. abgeschaltet,
damit die schlecht regelbaren Atom- und
Kohlekraftwerke durchlaufen können. Dies
muss dringend im Sinne einer Energiewende
geändert werden. Architekt Dipl.-Ing.
Andreas Henemann, Quakenbrück
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 47
Das Artland-Magazin.
2021
läuft das Fracking-Regelungspaket aus
Nach langen Verhandlungen und
begleitet von einem starken
Engagement der Zivilgesellschaft
beschloss der Bundestag
im Juni 2016 ein Fracking-Regelungspaket,
bestehend aus drei Gesetzen
und drei Verordnungen. Hierdurch
wurden für einen befristeten Zeitraum
bis 2021 gewerbliche Fracking-Vorhaben
in unkonventionellen Lagerstätten
verboten. Damit war Fracking in
geologischen Formationen wie Schiefer
und Kohleflöz gemeint. Das Fracking in
Sandsteinschichten, wie es z.B. in den
nordöstlich benachbarten Regionen
betrieben wird, wurde „konventionell“
genannt und blieb ausdrücklich
erlaubt. Die Begriffe „konventionell/
unkonventionell“ sind nicht eindeutig
definiert bzw. wurden aus politischen
Gründen umdefiniert. Zur Einordnung
hier ein Hinweis auf die historische
Entstehung dieser Begriffe: Als in den
USA die Erschließung konventioneller
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Vorkommen immer schwieriger und
die Fördermethoden, etwa Fracking, hin
zu dichterem Gestein immer aufwendiger
und teurer wurden, schaffte man in
den 1970er-Jahren als eine Reaktion auf
die Ölpreiskrise 1973 einen steuerlichen
Anreiz zur Erschließung dieser Vorkommen.
Hier wurde als klare Trennung die
Unterscheidung konventionell/unkonventionell
über die Durchlässigkeit des
Gesteins definiert. War diese größer als
0,1 Millidarcy (die physikalische Maßeinheit
für diese Durchlässigkeit), dann
handelte es sich um nicht finanziell
förderfähige konventionelle Förderung,
lag diese unter 0,1 Millidarcy, dann
gab es steuerliche Anreize und die
Förderung wurde als unkonventionell
definiert (aus Zittel, Werner: „Fracking – Energiewunder
oder Umweltsünde“, oekom-Verlag,
München 2016).
Zur Vorbereitung einer endgültigen
Regelung für gewerbliche Fracking-
Vorhaben in unkonventionellen
www.regenis.de
REGENIS IST ERZEUGUNG
VON DÜNGER, BIOKOHLE & ENERGIE
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Lagerstätten sollten bis 2021 vier wissenschaftlich
begleitete Erprobungsmaßnahmen
durchgeführt werden; denn der
Bundestag ging davon aus, dass man
bei der Beurteilung der Risiken, Begleitund
Folgeschäden nicht Erfahrungen
und Sachverhalte aus dem Ausland
heranziehen könne, da diese nicht auf
Deutschland übertragbar seien. Für diese
wissenschaftliche Begleitung wurde
eine Expertenkommission gegründet,
deren gesetzliche Aufgabe im Fracking-
Regelungspaket formuliert ist: „… Die
Bundesregierung setzt eine unabhängige
Expertenkommission ein, welche die
nach Absatz 2 durchgeführten Erprobungsmaßnahmen
wissenschaftlich
begleitet und auswertet sowie hierzu
und zum Stand der Technik Erfahrungsberichte
zum 30. Juni eines Jahres, beginnend
mit dem 30. Juni 2018, erstellt.
Die Expertenkommission übermittelt
die Erfahrungsberichte zu den in Satz
1 genannten Zeitpunkten dem Deutschen
Bundestag und veröffentlicht sie
im Internet. Die Expertenkommission
unterrichtet die Öffentlichkeit in regelmäßigen
Abständen über Verlauf und
Ergebnisse der Erprobungsmaßnahmen
nach Absatz 2; hierbei zu den Entwürfen
der Erfahrungsberichte nach Satz 1 ist
der Öffentlichkeit Gelegenheit zur Stellungnahme
zu geben. Die unabhängige
Expertenkommission nach Satz 1 setzt
sich zusammen aus ....“ (§ 13 a (6) Gesetz zur
Änderung wasser- und naturschutzrechtlicher
Vorschriften zur Untersagung und zur Risikominimierung
bei den Verfahren der Fracking-Technologie
vom 4. August 2016).
48 | mq + Ausgabe Sommer 2020
NATUR & UMWELT
INTERESSENGEMEINSCHAFT FRACKING-FREIES ARTLAND
Die Expertenkommission soll im Jahre
2021 einen Abschlussbericht vorlegen.
Bislang wurden aber gar keine Erprobungsmaßnahmen
durchgeführt und
konnten somit auch nicht begleitet und
ausgewertet werden. Die Expertenkommission
hat ihren Auftrag nun umdefiniert
und die Aufgabe übernommen,
jetzt eben doch „zur Bewertung möglicher
Risiken durch Fracking Erfahrungen
anderer Staaten heranzuziehen, auch
wenn die geologischen, technischen
sowie die juristischen Rahmenbedingungen
… nicht mit denen in Deutschland
übereinstimmen.“ Ende Mai 2020 wird
es einen zweiten Zwischenbericht geben,
dessen Entwurf einsehbar ist und der
kommentiert werden durfte. Essentielle
Aspekte sollen lt. Berichtsentwurf dabei
Monitoringkonzepte für Grundwasser
und Oberflächengewässer sein, Methanemissionen
sowie mögliche Risiken durch
Mikroseismizität. Dazu sollen Studien
herangezogen und Gutachten in Auftrag
gegeben werden. Leider bleiben aber viele
mittlerweile vorliegende Bewertungen
des Frackings durch internationale Institutionen
außen vor. Auch sind wichtige
Themenbereiche nicht eingeschlossen.
Daher haben viele Bürgerinitiativen und
Verbände Stellungnahmen zum Berichtsentwurf
abgegeben, auch die IG Frackingfreies
Artland e.V..
Der IG ging es dabei, außer um die
ungelöste Entsorgungsproblematik,
die Erdbebenhäufung und die erhebliche
klimaschädigende Wirkung des
Methans, vor allem um den immensen
Trinkwasserverbrauch: Die bislang
einzige gefrackte Schiefergasbohrung in
Deutschland (Damme 2008) verbrauchte
für eine Bohrung mit drei Fracs 10.025
m³ Wasser. Für ein mittelgroßes Förderfeld
mit 20 Bohrplätzen wären pro
Bohrplatz 20 Bohrungen à 10 Fracs zu
erwarten. Die Interessengemeinschaft
hat die Expertenkommission gebeten, für
ihren Bericht auch zu ermitteln, welche
Auswirkungen dies auf die Wasserversorgung
für Mensch und Landwirtschaft
hätte. Bereits 2012 wurde in der
von Exxon finanzierten „Risikostudie
Fracking“ des neutralen Expertenkreises
errechnet, dass für ein Förderfeld
der oben genannten Größe 6 Millionen
Kubikmeter Trinkwasser verbraucht
würden (entsprechend dem Jahresverbrauch
einer Stadt wie Osnabrück). Dies
würde dem Wasserkreislauf dauerhaft
entzogen. Schon damals hat die Interessengemeinschaft
Fracking-freies Artland
e.V. dies für unverantwortlich gehalten
und auf Studien des Weltwasserforums
der Vereinten Nationen hingewiesen, die
für die Mitte des Jahrhunderts auch für
Mitteleuropa einen Trinkwassermangel
prognostizierten.
Inzwischen sind die Grundwasserstände
hierzulande bereits deutlich abgesunken,
und zwar nicht nur gefühlt,
sondern eindringlich dargelegt im
„Grundwasserbericht Niedersachsen“
des Niedersächsischen Landesbetriebes
für Wasserwirtschaft, Küsten- und
Naturschutz aus März 2020. Danach hat
v.a. die Trockenphase im Jahr 2018 bereits
zu einem erheblichen Rückgang der
Grundwasserstände geführt, die sich im
Winter 2018/19 nur unzureichend erholen
konnten, so dass trotz weniger extremer
aber weiterhin trockener Bedingungen
dieser Grundwassertiefstand im Jahre
2019 sogar noch unterboten wurde. Es
heißt in dem Grundwasserbericht, dass
diese Veränderungen andauerten und die
Entwicklung Anzeichen einer Übergangssituation
habe. Auf welchem Niveau sich die
Grundwasserstände mittel- und langfristig
einpendelten, sei nicht absehbar. Daher
werde überlegt, für wasserwirtschaftliche
Planungen und Genehmigungen nicht
mehr die Mittelwerte früherer Zeiträume
als Grundlage zu nehmen. Das beträfe
nicht nur die Wasserwirtschaft als solche,
sondern auch Landwirtschaft, Forstwirtschaft,
Gewerbe und Privathaushalte.
Unter diesen Bedingungen verbietet es
sich, Fracking für die Erschließung weiterer
fossiler Energieträger ernsthaft in Betracht
zu ziehen. Es trägt zum einen vor allem
durch die Methanemissionen erheblich
zum Klimawandel bei und verschlimmert
zum anderen durch den enormen
Trinkwasserverbrauch sogar noch dessen
Folgen.
Es bleibt daher zu hoffen und es gilt daran
zu arbeiten, dass es im Jahre 2021 endlich
zum endgültigen und ausnahmslosen
Verbot von Fracking kommt.
Dr. Maria Entrup-Henemann
IG Fracking-freies Artland e.V.
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Das Artland-Magazin.
Endlich wieder E-Bike-Erlebnistouren
AB ANFANG JULI FINDEN WIEDER DIE BELIEBTEN E-BIKE-ERLEBNIS-TAGESTOUREN DER HASETAL TOURISTIK GMBH STATT.
Die Hasetal Touristik GmbH freut sich auf den lang ersehnten Start in die Saison
2020. Die letzten Wochen nutzten die Touristiker zur Anpassung ihrer Angebote an
die Herausforderungen der Covid-19-Pandemie. Der gesamte Reiseablauf wurde an
die vorgegebenen Hygieneauflagen angepasst. „Die Gesundheit unserer Gäste liegt
uns am Herzen, daher haben wir alles daran gesetzt unser Angebot auf die spezielle
Situation anzupassen und freuen uns, unseren Gästen gemeinsam mit unseren Reiseund
Kursleiter, Hotels, Cafés und Gasthöfen einen sicheren Urlaub zu ermöglichen“,
sagt Wilhelm Koormann, Geschäftsführer der Hasetal Touristik GmbH.
Sieben thematische Tages-Radtouren per E-Bike laden Ausflügler zum
Entdecken des Erholungsgebietes Hasetal ein. In kleinen Gruppen erkunden
die Teilnehmer die Regionen Emsland, das Osnabrücker Land sowie das Oldenburger
Münsterland – das Radlerparadies rund um das idyllische Flüsschen Hase.
Während der beliebten „Kulinarischen Tour“ ab Löningen sind die Radler
im Raum Löningen/ Herzlake/ Berge rund um das Kinomuseum, das Torfwerk Café
und die Schafskäserei in Winkum unterwegs. Entlang der Route werden die Teilnehmer
mit regionalen Köstlichkeiten an sechs Stationen verwöhnt. Pro Gasthaus ist eine
halbe bis dreiviertel Stunde eingeplant.
Die „Maritime Tour“ ab Meppen wird immer von Wasser begleitet. Die Hase,
die Ems, der Dortmund-Ems-Kanal und die Häfen Meppen und Haren verleihen diesem
Ausflug maritimes Flair. Die Teilnehmer lernen eine Signalstation, die Schleusen
in Meppen und das Naturschutzgebiet Borkener Paradies kennen. Auf dem Lehrpfad
der ‚Maritimen Meile‘ erkunden die Radler auch das Schifffahrtsmuseum. Dabei
besuchen sie das Schiff Helene und den interkommunalen Euro-Hafen Emsland.
Auf der „Artland-Tour“ ab Quakenbrück atmen die Gäste die rund 1000-jährige
Geschichte einer einzigarten Fachwerkregion, hier präsentiert sich das nördliche
Osnabrücker Land als Bilderbuch-Region. Am Horizont entdecken die Teilnehmer
immer mehrere, einzelne Fachwerkhöfe, umgeben von Alleen und mächtigen Eichen
inmitten einer sanften, Parklandschaft.
Wer edle Tropfen schätzt, den wird die „Hochprozentige Genießertour“
ab Haselünne rund um die Brennereikunst als auch die wunderschöne
Landschaft des Hasetals besonders begeistern. Zwei traditionsreiche Kornbrennereien
bieten seltene Einblicke in den Herstellungsprozess. Entlang idyllischer Dörfer,
Wiesen und Felder erwarten den Teilnehmer interessante Führungen und Pausenstationen
in Gasthäusern und Landcafés.
Auf der neuen „Lingener Landpartie“ erkunden die Radler das Lingener
Umland und werden durch vielfältige Eindrücke beschenkt. Es wartender Heimathof
Emsbüren mit historischen Fachwerkhäusern und eine Führung durch die über 200
Jahre alte Enkings Mühle auf die Gäste. Mit der handbetriebenen „Pünte Mehrli“
überqueren die Teilnehmer die Ems. Auf der weiteren Radtour entlang der Ems
wartet eine Kaffeetafel im ländlichen Hofcafé.
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TOURISMUS
im Hasetal!
DIE TAGESTOUREN SIND AB SOFORT WIEDER BUCHBAR.
Ab Rulle nehmen die sanften Hügel des grünen Wiehengebirges die Teilnehmer der
„Osnabrücker Landpartie“ mit ihrer Naturidylle und den historischen
Orten gefangen. Wiesen, Wälder und Gebirge bieten herrliche Aussichten auf einer
abwechslungsreichen Fahrt. Unterwegs warten Besichtigungen und regionale
Spezialtäten in Landcafés auf die Teilnehmer.
Die neue (Bier-)Gartentour ab Essen (Oldb.) verbindet das Erlebnis Garten
mit dem Genuss in Biergärten. Die Radler verweilen entlang der Radtour in drei
verschiedenen Biergärten und entdecken zwei gänzlich unterschiedliche Gärten.
Ein parkähnlicher Hofgarten und der preisgekrönte Karlsgarten in Menslage mit
kaiserlichen Pflanzen bieten Naturfreunden besondere Eindrücke. Für Stärkung ist
wie bei allen anderen Thementouren gesorgt - Gasthäuser aus dem Oldenburger
Münsterland verwöhnen alle Teilnehmer mit kulinarischen Genüssen.
Der Reiseablauf wiederholt sich auf allen Touren:
Nach einem Frühstück und einer Kennenlernrunde begleitet ein(e) erfahrene( r) ReiseleiterIn
die Gruppe, welche entlang der Radwege entspannt die Natur- und Kulturerlebnisse genießt,
um sich in den Pausen kulinarisch zu stärken. Auf Wunsch kann das eigene E-Bike gegen 10
Euro Kostenersparnis eingesetzt werden.
Enthaltene Leistungen: E-Bike Miete inklusive Fahrradtasche, E-Bike-Einweisung, Reiseleitung,
Frühstück, Mittagsimbiss und Kaffeetafel, Besichtigungen, Pannenservice und Teilnahme
an der Verlosung eines E-Bikes.
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Ausgabe Sommer 2020 mq + | 51
Das Artland-Magazin.
SERIE
MUSEEN
IM OSNABRÜCKER LAND
Museum Schnippenburg, Ostercappeln
Sagenhafte Funde aus der Keltenzeit
burg“ aus dem 3. und 2. Jahrhundert v.
Chr. präsentiert das Museum Schnippenburg
in direkter Nachbarschaft des
Fundortes.
In einem spannenden Rundgang können
sich die Besucherinnen und Besucher auf
die Spur der eisenzeitlichen Menschen
Hoch aufragende Bäume, Laub bedeckte
Erdwälle, entspannte Ruhe mitten
im Wald. Nichts deutete auf etwas
Ungewöhnliches hin. Doch in der Tiefe
schlummerten einst kostbarere Schätze,
die enträtselt werden wollten. Diese
spektakulären Ausgrabungsfunde des
Handels- und Kultplatzes „Schnippenbegeben,
die vor 2.300 Jahren die Wallanlage
auf einem Sporn im Wiehengebirge
errichtet haben. Gleichzeitig kann man
die Arbeit der Archäologinnen und
Archäologen kennenlernen, Anteil an
Entdeckungen, Forschungen und Fragen
nehmen und so selbst zu einem Teil des
Rätsels Schnippenburg werden.
Museum Schnippenburg
Mühlenstraße 1, 49179 Ostercappeln
05473/920223 (Gemeinde Ostercappeln)
info@schnippenbrug.de · www.schnippenburg.de
sonntags 14 Uhr bis 18 Uhr (März-Oktober);
jeden 1. Sonntag im Monat 14 Uhr bis 18 Uhr
(November-Februar)
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Landkreis Osnabrück, Südoldenburg und
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Redaktion und Anzeigenannahme:
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Wer mal muss,
hat’s in Quakenbrück schwer.
WER ALS TOURIST IN DER BURGMANNSTADT UNTERWEGS
EINE TOILETTE AUFSUCHEN MÖCHTE, HAT EIN PROBLEM:
Seitdem die öffentliche Toilette am neuen Markt entfernt wurde, gibt es keine mehr in Quakenbrück,
weil ein Neubau aus Kostengründen mehrheitlich vom Stadtrat abgelehnt wurde.
Stattdessen sollen Bedürftige die Toilette in der Touristeninfo und die der Lokalitäten nutzen, so
der Rat. Doch gerade in der „Corona-Krise“ war die Initiative „Nette Toilette“ nur wenig hilfreich.
DER GRUND: Bei den Betrieben, die unter diesem Label eine Gratis-WC-Nutzung ermöglichen,
handelt es sich um Restaurants – und diese waren geschlossen.
Das hat noch einmal bewiesen, dass sich der Toilettengang nicht nur für Touristen als schwierig herausstellt.
Insbesondere Familien mit Kindern und Senioren leiden besonders darunter, denn die Alternativen zum
öffentlichen Klo funktionieren nicht. Personen, die dringend zur Toilette müssen und es nicht bis nach Hause
schaffen, haben somit in Quakenbrück ein schwerwiegendes Problem. Jetzt, da sich die Lage wieder ein
wenig entspannt, können auch Passanten, die ein menschliches Bedürfnis plagt, wieder etwas aufatmen,
dennoch spricht einiges gegen die „nette Toilette“, da Restaurants und Cafés nicht immer geöffnet haben,
und wenn es ganz schnell gehen muss, fehlt häufig die Zeit für die Smartphone-Recherche nach einer „netten
Toilette“. Außerdem fehlt bis heute jeglicher Hinweis, welche Lokale in Quakenbrück sich an der „netten
Toilette“ beteiligen. Darüber hinaus ist es sehr unangenehm, dort nach einer Toilette zu fragen und nichts zu
verzehren. In solchen Situationen fühlen sich Betroffene elend und würdelos. Das kann einem schon mal die
Shoppinglaune oder die Sightseeingtour verderben.
Zu müssen, ohne unterwegs zu können, ist in meinen Augen für Quakenbrück ein Armutszeugnis,
denn es kann einfach nicht sein, dass die Stadt am Tourismus verdienen will, aber nicht
Sorge dafür trägt, dass man einem menschlichen Bedürfnis nachkommen kann. Auf die Toilette
gehen zu wollen, ist ein grundlegendes menschliches Bedürfnis. Ein grundsätzliches Recht auf
eine öffentliche Toilette gibt es dagegen nicht, stattdessen gibt es immer wieder Wildpinkler.
Diese gehen aber ein finanzielles Risiko ein, denn das Ordnungsgeld dafür beträgt bis zu 1.000
Euro. Aber eventuell ist das ja der Plan, denn auf Dauer bekommt die Stadt ja so auch eine neue
öffentliche Toilette finanziert.
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Ausgabe Sommer 2020 mq + | 53
Den Cappuccino
per Apple Pay
zahlen? Klar
Es ist Punkt 0:00 Uhr. Bundesweit
fallen sich in den ersten Sekunden
des neuen Jahrzehnts Millionen
Menschen in die Arme, wünschen
sich gegenseitig ein frohes neues
Jahr und alles Gute für das neue
Jahrzehnt. Dass bereits wenige
Monate später ein epochales Ereignis
in Form einer Pandemie nahezu
die ganze Welt für einen längeren
Zeitraum lahmlegt, hätte zu diesem Zeitpunkt wohl
kaum jemand gedacht.
Doch neben den vielen negativen Auswirkungen, die
die Krise bereits hervorgebracht hat und sicherlich
noch weiter hervorbringen wird, bietet sie ebenso
Chancen und Potentiale, langfristig gestärkt aus dieser
herauszukommen.
Vor ungefähr eineinhalb Jahren eröffnete Daniel
de Oliveira Prudêncio an der Bahnhofstraße 40 in
Quakenbrück das Portugiesisch-Artländer Olivenöl-
& Weinkontor. Schon damals setzte der studierte
Marketing- und Kommunikationswissenschaftler, der
sich mit der Eröffnung seines eigenen kleinen Geschäfts
und Cafés in seiner Geburts- und Heimatstadt
Quakenbrück einen Traum erfüllte, auf den neuesten
und innovativsten Anbieter für Kassensysteme und
Kartenzahlungen. „Verfolgt man die Entwicklung in
Europa und in den USA, wie vor allem Millenials, also
Kunden und Nutzer, die in den 2000er Jahren geboren
wurden, sowie das Kundensegment zwischen 30 und
40 Jahren, ihre Einkäufe immer häufiger mit EC- oder
Kreditkarte bezahlen, so wird man sich nicht nur
mittelfristig auch in Deutschland und gerade erst recht
in kleinen Orten auf diesen Trend einstellen müssen“,
erklärte er kurz nach der Eröffnung im September
2018.
Die Corona Krise hat es nun bewiesen. Zwischen März
und Juni diesen Jahres, der Zeitraum also, in dem der
Lockdown stattfand und im Anschluss daran die ersten
Beschränkungen wieder aufgehoben wurden, stieg
die Anzahl an Zahlungen per EC-, Kreditkarte oder
per Smartphone in seinem Feinkostladen und Café im
Vergleich zum Vorjahr um 300%. „Der Vorteil bei mir
ist, dass Kunden selbst ihren Espresso oder Cappuccino,
also Kleinstbeträge, bequem, einfach und schnell
durch Dranhalten ihrer Karte, ihres Smartphones oder
sogar ihrer Smartwatch an das Lesegerät bezahlen
können“, so der 30-jährige im Gespräch. Er fügt hinzu:
„Und das kommt gut an. Nicht nur bei jüngeren
Leuten, die aufgrund der Krise zurzeit hier in der
Heimat sind und sonst bspw. in Berlin oder Heidelberg
studieren oder arbeiten, wo das Entsperren eines
Elektrorollers praktisch genauso funktioniert.“
An kreativen Ideen mangelte es dem gebürtigen
Quakenbrücker nicht, die ersten Wochen des
Lockdowns zu meistern. „Gott sei Dank konnte ich
als Lebensmittelhändler trotzdem öffnen. Allerdings
wurde die Bevölkerung, verständlicherweise, dazu
angehalten möglichst Zuhause zu bleiben und soziale
Kontakte zu vermeiden. Da praktisch also niemand
raus konnte oder mochte, mussten die Produkte direkt
zum Kunden gelangen.“, erklärt er. Gesagt, getan. In
den Social Media Kanälen seines kleinen Ladens und
Cafés (@artlandolivenoelweinkontor) rief er mehrfach
dazu auf, sich bei ihm via Messenger oder WhatsApp
zu melden, wenn z.B. eine Flasche Olivenöl, eine
Flasche Rotwein oder eine Packung seines leckeren
Kaffees für Zuhause benötigt wurde. Täglich sah man
ihn mit vollem Rucksack stilecht auf seiner Vespa quer
durch das Artland fahren, um die Kunden zu beliefern.
Mit dem Kartenlesegerät immer in der Tasche, war es
für die Kunden Zuhause eine ganz neue Erfahrung,
ihre Bestellung ebenfalls kontaktlos mit ihrer EC-.
Kreditkarte oder mit dem Smartphone vor der eigenen
Haustür zu bezahlen.
Lange Zeit zeichnete sich nicht ab, wann Restaurants
und Gaststätten zumindest unter Auflagen wieder fürs
Speisen vor Ort öffnen durften. Wollte man also sein
Lieblingssuvlaki vom Griechen, seine Lieblingspizza
vom Italiener oder seinen Lieblingsburger trotzdem genießen,
konnte dies nur nach Abholung oder Lieferung
Zuhause erfolgen. In mehreren Posts auf seinen Social
Media Kanälen stellte Daniel nicht nur viele beliebte
Gerichte unterschiedlicher Gastronomen aus Quakenbrück
vor, sondern fügte nicht nur bildlich hinzu, welcher
Wein bzw. welches Getränk zu diesem bestimmten
Gericht am besten passen würde. „Eine Win-Win-
Situation für alle Beteiligten: Für den Gastronomen, auf
dessen leckeres Gericht aufmerksamen gemacht wurde
und für den Gast, der durch das passende Getränk einen
abgerundeten schönen, mediterranen Abend Zuhause
genießen konnte“, erläutert er.
Auch dies kam wieder gut an. Kartonweise lieferte
Daniel trockene Rotweine, fruchtige Rosés oder leichte
Weißweine zu den verschiedensten Haushalten im gesamten
Artland, die sich entweder im selben Moment
etwas zu Essen bestellt hatten oder dies am Abend mit
dem gelieferten Wein genießen wollten. Der junge
Feinkostladenbetreiber erklärt: „Mir ist aufgefallen,
Die Corona-Krise als Trigger für Innovation
und der Suche nach dem Guten direkt vor Ort
54 | mq + Ausgabe Sommer 2020
!
dass die Leute in dieser Krise verstärkt darauf achten, wo
und von wem sie ihre Lebensmittel und Produkte kaufen.
Viele Kunden erzählten mir nämlich, dass sie lieber kurz
und schnell bei mir am Laden vorbeikommen, um sich was
Leckeres zu besorgen, anstatt umständlich sowie zeit- und
ggf. auch nervenaufreibend erst mit einem Einkaufswagen
in einen Supermarkt einzutreten, in dem u.U. ein höheres
Risiko besteht und der Einkauf erheblich länger dauert.“
Seit Mitte Mai ist der Verzehr von Speisen und Getränken in
Restaurants und Gaststätten unter Auflagen wieder möglich.
Auch Hotels dürfen wieder Touristen beherbergen. So
ist gerade in Quakenbrück seit wenigen Wochen wieder
vermehrt zu beobachten, wie Radfahrtouristen unsere
attraktive Gegend besuchen. Daniel zeigt dazu auf: „Es ist
schön zu sehen, wie Autos mit ortsfremden Kennzeichen
aus wirklich allen Teilen Deutschlands gegenüber vor dem
Bahnhofshotel parken. Vor allem nach einer mehrstündigen
Fahrt schauen viele erst einmal auf einen guten Kaffee
bei mir vorbei, um im selben Zuge mit mir ins Gespräch zu
kommen.“
Darüber leicht verwundert, einen solchen Laden hier in
Quakenbrück anzutreffen, erklärt er den Gästen: „Ich habe
in diesen kleinen Laden alle Eindrücke und Erfahrungen
eingebracht, die ich die letzten 15 Jahre auf der ganzen
Welt gesammelt habe. Ob San Francisco, Berlin, Havanna
oder Lissabon. Jede dieser Städte ist ein Schmelztiegel
der Kulturen, genau wie Quakenbrück. Tag für Tag gebe
ich mein Bestes, um jedem einzelnen Kunden und jedem
einzelnen Gast das Gefühl zu geben, sich nicht nur in
Gedanken, wie im Urlaub in Portugal zu befinden, sondern
dies bei einem leckeren Cappuccino, einem schönen
Gläschen Wein oder einem herzhaften Pastel de Nata hier
vor Ort erlebbar zu machen.“
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sowie samstags von 10-14 Uhr auf euren Besuch.
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Ausgabe Sommer 2020 mq + | 55
INFO
Der Kranich ist eine streng geschützte Art, ebenso wie drei Brutvögel der Roten Liste
(Raubwürger, Goldregenpfeifer, Sumpfohreule), die in der Diepholzer Moorniederung
zusammen mit vielen anderen gefährdeten Vogelarten leben.
Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) erhält und entwickelt seit über 35 Jahren
geschützte Moore in Niedersachsen. Er betreut auch die 105 000 Hektar umfassende Diepholzer Moorniederung,
davon entfallen 24 000 Hektar auf 15 Hochmoore und den Dümmer See und seine Niederung.
Zum Aufgabenbereich der 18 Mitarbeiter der Ökologischen Station in Wagenfeld-Ströhen gehören die
Bestandserfassung, der Erhalt und die Pflege ausgewählter Tier- und Pflanzengruppen. Die Anlage von Gelegeschutzzäunen
in Wiesenvogelschutzgebieten und die Renaturierung der Hochmoore sind hier wichtige
Schwerpunkte ebenso wie die naturschutzfachliche Betreuung von sechs Landschaftspflegeschäfereien.
Wer an Führungen oder Exkursionen teilnehmen möchte,
sollte sich unter Telefon 05774/ 997870 und unter www.bund-dhm.de informieren.
KRANICHE von
Schon vor Jahrtausenden (Jungsteinzeit)
übten Kraniche eine große Faszination auf
den Menschen aus. Er sammelte ihre Federn,
bewunderte ihre Schönheit und Balztänze. In
verschiedenen Kulturen galt der Schreitvogel
als Bote des Frühlings, Symbol des Glücks, der
Wachsamkeit und Klugheit. Bei den Ägyptern
diente er als Opfergabe für die Götter, während
die Kelten ihn als Hüter der geheimnisvollen
Oghamschrift verehrten. Auch in Märchen
und in der Kunst spielen Kraniche oft eine
besondere Rolle, wenn es um die Verkündung
von Geburten, Hochzeiten aber auch von Krieg
und Tod geht. Der eurasische Kranich lebt
noch heute in vielen Ländern, wo er Rast- und
Brutplätze aufsucht.
Über 350 000 Kraniche ziehen im Frühjahr und
im Herbst von Südeuropa nach Skandinavien
und ins Baltikum. Auch wenn sie bis zu 2000
Kilometer am Tag fliegen können, besuchen sie
auf ihrem Weg verschiedene Rastplätze wie
die Diepholzer Moorniederung, die sich ganz in
unserer Nähe (40 bis 60 KM) zwischen Vechta/
Diepholz und Sulingen befindet. Besonders
im Herbst locken das Rehdener Geestmoor
und das Oppenweher Moor viele Besucher an,
wenn bis zu 100 000 Kraniche auf dem Weg
zur Überwinterung nach Frankreich, Spanien
und Südafrika hier Rast machen. Im Frühjahr
ziehen sie ab März recht schnell in Richtung
Norden, um die besten Brutplätze zu ergattern.
Die Züge der trompetenden Vögel sind
hier in der Zeit zwischen September und Ende
November sehr gut vom 15 Meter hohen Aussichtsturm
am Moordamm und vom mobilen
Beobachtungsstand zu sehen. Wie der BUND
Diepholzer Moorniederung informierte, habe
der Kranichbestand in den vergangenen Jahren
zwar zugenommen, stagniere aber wegen der
Trockenheit in den vergangenen zwei Jahren.
von Alexandra Lüders
Ihre Zählung werde jährlich von 20 Ehrenamtlichen
an 13 Schlafplätzen vorgenommen. Seit
2007 überwintern viele Kraniche (40 %) dank
des reichen Nahrungsangebotes im Nordosten
Deutschlands. Auch in der Diepholzer
Moorniederung fühlen sie sich seit Jahren so
heimisch, dass hier zunehmend Nachwuchs
zur Welt kommt. Während der Brutzeit sind die
sogenannten Duettrufe der Paare zu hören, die
wechselweise zwei bis drei Eier bebrüten, die
Jungen füttern und während der Nahrungssuche
führen. Das etwa ein Meter große (Durchmesser)
Nest liegt auf dem Boden in feuchtem,
sumpfigen Gelände mit einer Wassertiefe von
30 bis 60 Zentimetern, wobei sie ein Revier von
über 135 Hektar für die Aufzucht ihrer Jungen
benötigen. Wie der Kranichexperte Bernhard
Weßling in seinem Buch „Der Ruf der Kraniche“
dokumentiert hat, wechseln die majestätischen
Vögel anders als bisher angenommen
durchaus ihre Brutpartner. Dieses hat Weßling
hat anhand jahrzehntelanger Frequenzanalysen
nachgewiesen, mit denen er in der Lage
war, die individuellen Rufe der Kraniche zu
unterscheiden. Als Schlafplätze bevorzugen die
Kraniche Gewässer mit niedrigem Wasserstand.
Durch eine Beringung und Besende-
56 | mq + Ausgabe Sommer 2020
rung der Vögel konnte man ihre Zugrouten
erforschen. Heute unterscheiden Forscher eine
baltisch-ungarische und westeuropäische
Zugroute, welche auch eine Nebenzugroute
aus der Richtung Belgien über die Regionen
Münster, Osnabrück, Bremen und Hamburg
beinhaltet. Auf dieser Strecke werden sie
regelmäßig im Norden Osnabrücks und in
der Diepholzer Moorniederung beobachtet.
Selbst im Artland sind sie schon entlang
der Hase und auf den Feldern von Gut Vehr
entdeckt worden. In großer Höhe kann man
Kraniche allerdings nur schwer von Wildgänsen
unterscheiden. Bei näherer Betrachtung
weisen die 110 bis 130 Zentimeter großen Vögel
einige Besonderheiten
auf: Sie
haben eine rote,
federlose Platte
am Oberkopf,
welche bei
Erregung auch
außerhalb der
Paarungszeit
anschwillt.
Ebenso zeigen
sie ihre
berühmten
Balztänze in
anderen Situationen.
Bevor ihre Jungen schlüpfen, leisten die Eltern
eine besondere Geburtshilfe, indem sie mit ren Krallen die Eier eintreten. Die Altvögel sind
ih-
während der Brutzeit mit Moorerde auf dem
Rücken getarnt und ihre Küken haben eine
zimtbraune Farbe. Leider verlieren sie durch
Störungen, Raubtiere, Nesträuber, hohe Trockenheit
und kalte Witterung bis zu 30 % ihrer
Gelege. Sie nehmen tierische und pflanzliche
Nahrung wie Sämereien, Kartoffeln, Getreide,
Sonnenblumenkerne, Hülsenfrüchte, Beeren,
Eicheln, und Vieles mehr zu sich.
Da gibt es mancherorts Konflikte mit Landwirten
und Gemüseanbauern, wenn die Kraniche
Saatgut vernichten und Pflanzen schädigen.
Gefährlich wird es jedoch bei Begegnungen
mit Windrädern und Flugzeugen. In Gefangenschaft
können Kraniche übrigens 40 Jahre alt
werden. Kein Wunder, dass sie auch Langlebigkeit
symbolisieren.
Fotos: Michael Breuer und Friedel Zöpfgen
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 57
Das Artland-Magazin.
Wir haben
gehofft,
geschoben,
geplant,
gefeilscht,
gehandelt,
gerödelt und
gepokert!
Die Hoffnung auf ein Reggae Jam-Festival
im September in Bersenbrück ist gestorben.
Das Musikfest soll es erst 2021 wieder geben.
Für die Crew heißt es nun, alle Kräfte zu mobilisieren,
um über die Runden zu kommen.
Ein paar Ideen gibt es schon.
In der Pressemitteilung der Betreiber
GmbH heißt es: „Wir haben gehofft,
geschoben, geplant, gefeilscht, gehandelt,
gerödelt und gepokert, um das
Reggae Jam 2020 für Euch zu retten.
Der Termin im September stand fest, die
Artists waren gebucht und die Vorbereitungen
liefen bereits auf Hochtouren.
Doch dann wurde das Verbot von
Großveranstaltungen in Niedersachsen
bis Ende Oktober verlängert und das
bedeutet leider auch für das Reggae Jam
2020 das endgültige AUS.
Genau wie Ihr sind wir enttäuscht,
traurig und frustriert. Ein Sommer ohne
Reggae Jam – das hat es in der 27-jährigen
Geschichte des Festivals noch nie
gegeben.
Aber wir lassen uns nicht unterkriegen
und freuen uns umso mehr auf das Reggae
Jam 2021!
One Love, One Vibe – wir konzentrieren
uns auf das 27. Festival im kommenden
Jahr, um das Reggae Jam 2021 für Euch
wieder zu einem ganz besonderen Festival
zu machen.“
Special Corona-Edition:
Reggae Jam Friend-Shirt
„With a little help from my friends“.
Mit dem Kauf der Shirts tragt ihr
aktiv zur Rettung des Reggae Jam
Festivals bei!
58 | mq + Ausgabe Sommer 2020
REGGAE JAM FESTIVAL
Für alle, denen ohne das Festival etwas fehlt,
gibt es das „SURVIVAL KIT“ – ein lustiges
Paket mit allem, was man braucht, die festivalfreie
Zeit ohne Klosterpark und Hase zu
überleben!
Inhalt der Box:
1 Flasche HaseWasser
1 Packung Klosterpark Grasmische
2 Fläschen Jerk-Seasoning
1 Original Reggae Jam Bändchen
3 Aufkleber
„Das Reggae Jam-Survival-Kit geht auf Reisen“
Enthalten ist eine Gras-Samenmischung – mit der man sich seinen eigenen Quadratmeter Klosterpark säen
und diesen mit dem beiliegenden Fläschchen Hasewasser begießen kann. Es gibt ein Eintrittsarmband, eine
Sonder-Edition, damit die Sammlung der Bändchen trotz der Absage 2020 vollständig bleibt, extralanges
Zigarettenpapier, ein Fläschchen Hanfschnaps und das beliebte jamaican Jerk-Seasonig für Geruch und
Geschmack von frischem Hähnchen aus heißen Tonnen und zum Bekleben der heimischen Laterne gibt’s noch
drei Aufkleber oben drauf!
„Reggae Jam feeling for your Home“
Gehofft hatte Bernd Lagemann bis
zum Schluss. Die Künstlerliste für ein
bescheidenes Wochenend-Festival vom
11. bis 13. September stand, als Ersatz für
das abgesagte Sommerspektakel Anfang
August. Die ersten Artists waren bereits
angekündigt. Die Vorbereitungen liefen,
in der Hoffnung, das bis Ende August
festgeschriebene Verbot von Veranstaltungen
würde gelockert.
Doch dann beschloss das Corona-
Kabinett am 17.06.2020, das Verbot
von Veranstaltungen mit mehr als
1000 Teilnehmern bis Ende Oktober zu
verlängern. Das Land Niedersachsen zog
Weiter gibt es Überlegungen, ein „Reggae Jam Summer
Camp“ aufzuziehen, auf einem geeigneten Platz
irgendwo in der Nähe Bersenbrücks. Mit exotischer
Kulisse wie auf dem Festival, und DJ, aber nach den
Corona-Regeln: Gruppen bis zehn Personen, limitiert
auf 250 Personen, könnten dort Tische bestellen für
einen Abend (fast) wie auf dem Festival, das lassen die
aktuellen Verordnungen zu.
Ein Fundus mit Dekoration und Tischen und Stühlen
wäre vorhanden. Planungen laufen.
mit einer Verordnung nach, die ab dem
22.06. gilt.
Für die Veranstaltungsbranche, dem
sechstgrößten Wirtschaftszweig
Deutschlands, wird die Luft immer
dünner. Bernd Lagemann jedenfalls entschloss
sich nach der Entscheidung des
Landes zur Absage. „Es ist sehr schade,
aber leider nicht zu ändern,“ sagt er.
„Ende Oktober macht ein Open-Air-Festival
keinen Sinn mehr.“ Stattdessen soll
es im kommenden Jahr, vom 30. Juli bis 1.
August 2021, wieder Reggae Jam geben.
Die Fans hätten sehr gefasst reagiert,
auf die Absage habe es nur bedauernde
oder aufmunternde Kommentare
gegeben. Der Ticketverkauf wurde sofort
gestoppt.
Ab dem 01. Juli soll der Vorverkauf für
Reggae Jam 2021 anlaufen, von dem
nun einiges abhängt. Wer das Festival
unterstützen will und bereits jetzt weiß,
dass er nächstes Jahr in Bersenbrück
dabei sein will, sollte jetzt schon buchen,
appelliert Lagemann an alle Fans.
Wer helfen will, kann auch ein Unterstützer-T-Shirt
mit dem Aufdruck „With
a little Help from my friends“ kaufen. Zu
bestellen ist es über die Webseite des
Reggae Jam-Festivals.
www.reggaejam.de
Bleibt gesund, bleibt easy und erinnert Euch an die vielen
schönen Jahre – wir sehen uns im nächsten Jahr.“
Ausgabe Sommer 2020 mq + | 59
Das Artland-Magazin.
Alltagskultur live erleben
Dorfsommer im Museumsdorf Cloppenburg
Im Museumsdorf Cloppenburg
können die Besucherinnen und
Besucher in die Alltagswelt
vergangener Jahrhunderte eintauchen
und große Hofanlagen,
Landarbeiterhäuser, Mühlen, ein
Herrenhaus und vieles mehr entdecken.
Zu besichtigen sind etwa 60 Gebäude
aus den letzten fünf Jahrhunderten.
In Ställen und auf Weiden des Museumsdorfs
sind verschiedene Tiere
wie Schweine, Schafe und Rinder zu
Hause. Auch aktive Handwerke sind im
Dorf vertreten: Die Besucherinnen und
Besucher können unter anderem dem
Bäcker, den Töpferinnen oder auch dem
Schmied „über die Schulter“ gucken.
In diesem Jahr veranstaltet das Museumsdorf
Cloppenburg im Juli und
August seinen ersten Dorfsommer. Mit
diesem Programm „vor der Tür“ lädt
das Museum seine Besucherinnen und
Besucher zu interessanten Entdeckungstouren
durch das Dorf ein und
macht Geschichte erlebbar. Geplant ist
ein vielseitiges Programm für die ganze
Familie, bei dem kleine und große Gäste
auf ihre Kosten kommen. Die Angebote,
die unter Berücksichtigung der festgelegten
Hygiene-Auflagen stattfinden,
reichen von kleinen Zuschau-Angeboten
wie Blaudruck oder Zinngießen,
über Kurzführungen zu ausgewählten
Themen bis hin zu Tierfütterungen.
Auch die historische Orgel wird täglich
zu hören sein. Zu bestimmten Terminen
können Sie außerdem einige Maschinen
in Aktion erleben. Und auf dem
Dorfbrink lädt das historische
Pferdekarussell zu einer Fahrt ein!
www.museumsdorf.de
Dorfsommer
Juli und August 2020
täglich geöffnet!
Das tagesaktuelle Programm
finden Sie online unter
www.museumsdorf.de.
Auch die Sonderausstellung Was
geht?! Von Feiern und Festen im
Nordwesten sowie die Ausstellung
Land der Alleen. Die schönsten
Alleen in Niedersachsen sind
im Sommer zu sehen.
INFO:
Museumsdorf Cloppenburg
Bether Straße 6
49661 Cloppenburg
Telefon: 04471 94840
60 | mq + Ausgabe Sommer 2020
AUSFLUGSTIPPS
Landwirte im Kreis Osnabrück
machen Artenvielfalt ÖFFNUNGSZEITEN:
Niedersachsenweit engagieren sich Landwirte in zahlreichen
Kooperationen mit Natur- und Wasserschutzverbänden für mehr
Naturschutz, denn schließlich leben sie von und mit der Natur.
Ob an Ufer-, Feld- und Wegrändern, auf Brachflächen oder Streuobstwiesen,
Hecken oder Biotopen - Niedersachsens Landwirte
brachten 2019 auf fast 26.500 Hektar (ha) ein- oder mehrjährige
Blühmischungen aus. Sie legten auf mehr als 5.000 ha Blühstreifen
an, weitere 23.000 ha lagen brach, um Lebensraum für Insekten
und Niederwild zu bieten und die Artenvielfalt zu erhöhen.
Der Hauptverband des Osnabrücker Landvolkes ist mit dabei. „Im Landkreis
Osnabrück haben unsere Landwirte im vergangenen Jahr über 580
ha Blühstreifen angelegt. Zudem haben wir Saatguttütchen verteilt, damit
unsere Mitbürgerinnen und Mitbürger in ihrem Garten einen Lebensraum
für Insekten, Bienen und weitere Nützlinge schaffen können“, berichtet
Vanessa Conrad vom Landvolk. Auch für diejenigen, die keinen Garten
besitzen und selbst keine Blühflächen anlegen können, gibt es Möglichkeiten,
die Artenvielfalt zu unterstützen. Bernhard Fasthoff-Kühle aus
Berge ist einer von vielen Landwirten, die Blühpatenschaften anbieten.
Seine Blühfläche liegt direkt am Dorfrand. 17 Paten haben für jeweils 100
m² seiner 1.900 m² großen Fläche eine Patenschaft übernommen.
Naturschutz und Artenvielfalt sind eine gesamtgesellschaftliche
Aufgabe, jeder Einzelne kann sich dabei einbringen. Ob im
eigenen Garten oder als Blühstreifen-Pate. Jeder kann aktiv
Verantwortung übernehmen und zur Artenvielfalt beitragen.
Auch über die Agrarumweltmaßnahmen hinaus ergreifen unsere heimischen
Landwirte zusätzliche Schritte, um die Artenvielfalt zu fördern.
Zahlreiche Vertragsnaturschutzmaßnahmen und die Teilnahme an vielen
freiwilligen Naturschutzprojekten und -kooperationen mit Jägern, Imkern
oder Wasserverbänden untermauern den Einsatz der niedersächsischen
Landwirtschaft. Ein konkretes Projekt ist auch die Aktion der niedersächsischen
Initiative „Echt grün - Eure Landwirte“. Mit ihr können sich Bauern
als „Bienenfreundlicher Landwirt“ auszeichnen lassen. Dafür wurde
– gemeinsam mit dem Bieneninstitut Celle – ein Maßnahmenkatalog
erstellt. Durch diese Maßnahmen können Landwirte, über ihr alltägliches
Engagement hinaus, aktiv Insekten schützen.
234 Bauern nehmen bislang daran teil. Angela und Jens Holger Frese aus
Bohmte sind zwei von ihnen: „Wir Landwirte sind auf Insekten angewiesen.
Wir erfahren den Rückgang der Artenvielfalt als erstes, weil wir so nah
an der Natur arbeiten. Mit der Teilnahme als Bienenfreundlicher Landwirt
möchten wir Berufskollegen, aber vor allem auch die breite Bevölkerung,
für das Thema sensibilisieren“.
Im letzten Jahr säten Landwirte im Landkreis Osnabrück gemeinsam
mit Schulklassen 200 m² Blühstreifen auf öffentlichen
Flächen aus.
Foto/Text: Osnabrücker Landvolk
Mo - Fr 8 - 13 Uhr und 14 - 18 Uhr
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Erster Sa. im Monat 9 -13 Uhr
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Das Artland-Magazin.
Tipp für die Sommerferien: Der Kalkrieser Ferien-Sommer!
...bis 20. August 2020,
jeden Mittwoch und Donnerstag,
ab 10.00 Uhr:
AUF ENTDECKUNGSTOUR INS
VARUSSCHLACHT-MUSEUM
Neue Ferienangebote für Familien
Ferienzeit! Auch wenn in diesem Jahr
vieles anders ist, eins bleibt: Der Mittwoch
und Donnerstag in den Sommerferien
(NDS und NRW) in Museum und Park
Kalkriese sind vollgepackt mit Angeboten
für Kinder. In Zeiten von Corona geht das
Varusschlacht-Museum neue Wege und hat
neue Formate für die Ferien entwickelt. Bei
der beliebten Familienführung erfahren
Kinder, wie sich die Römer und Germanen
vor 2000 Jahren gekleidet haben. Dann
geht es, natürlich mit dem nötigen
Abstand, in den großen Museumspark. Anschaulich
aufbereitet für Jung und Alt geht
es zu den Fundplätzen aufsehenerregender
Entdeckungen. Eine Stationenrallye im
Park bietet für Kinder und Familien eine interaktive
Spurensuche. Ausgerüstet mit der
Kalkrieser Entdeckertüte können an den
Stationen knifflige Rätsel gelöst werden.
An drei Stationen heißt es ausprobieren
und mitmachen: die Metallsonde kommt
zum Einsatz, Mehl wird gemahlen und
beim Mühlespiel wird gezockt. Und wer
sich dann noch austoben möchte, klettert
im Niedrigseilgarten von Games and Ropes
im Museumspark.
Alle Informationen und die Termine sind unter www.
kalkriese-varusschlacht.de bereitgestellt. Aufgrund
der derzeitigen Lage gibt es für die Angebote eine
BesucherInnenobergrenze. Eine Anmeldung wird
daher unter Tel. 05468 9204-200 oder per E-Mail an
fuehrungen@kalkriese-varusschlacht.de empfohlen.
Tickets für Führungen sind auch im Onlineticketshop
unter https://varusschlacht.ticketfritz.de/ erhältlich.
Samstag, 11. Juli 2020
und 25. Juli 2020,
18.00 Uhr:
Rollenführung im Museumspark:
UNTERWEGS MIT LAETITIA
Mittwoch, 1. Mai, 14 Uhr
Die römische Händlerin Laetitia nimmt
Besucher mit ins Jahr 9 n. Chr. und plaudert
den neuesten Klatsch und Tratsch aus
Varus´ Tross aus. Als Zeitzeugin berichtet
sie im Museumspark aus erster Hand von
den Ereignissen der Schlacht und verrät
pikante Details zu den Kalkrieser Funden
und ihren einstigen Besitzern. (60 Min.;
4,00 Euro pro Person + Eintritt)
Die Plätze sind begrenzt. Eine Anmeldung beim
Buchungsservice unter Tel. 05468 - 9204-200 oder per
E-Mail an fuehrungen@kalkriese-varusschlacht.de wird
empfohlen. Am Wochenende ist eine Anmeldung unter
Tel. 05468 - 9204-23 möglich.
Sonderausstellung
„2 MILLIONEN JAHRE
MIGRATION“
Täglich 10.00 bis 18.00 Uhr in
Museum und Park Kalkriese.
Vom 25. April bis zum 25. Oktober
2020 geht es mit der Ausstellung
„2 Millionen Jahre Migration“ auf eine
Reise durch die bewegte Menschheitsgeschichte.
Was bedeutet »Migration«
eigentlich? Warum migrierten die
Menschen, woher kamen und wohin
gingen sie? Was hatten sie im Gepäck?
Geklärt werden diese Fragen in der
Ausstellung.
Copyright Varusschlacht im Osnabrücker Land, Foto: Caroline Flöring.
Die kleine Parkführung:
Rundgang durch den Museumspark
[60 Min.]
Bei einem Rundgang durch den Museumspark,
bei dem das archäologische
Fundareal im Blickfeld liegt. Anhand der
Fundauswahl und -verteilung sowie der
Topographie der Landschaft wird der
Verlauf der Schlacht nach derzeitigem
Forschungsstand rekonstruiert. Den Besuchern
werden zudem das architektonische
Gesamtkonzept und die Parkgestaltung
erläutert.
Freitags und samstags um 14.30 Uhr, an
Sonn-/Feiertagen um 11.00 und 14.30 Uhr.
Die Führung kostet 4,00 Euro pro Person. Die Teilnehmerzahl
ist begrenzt.
Eine Anmeldung beim Buchungsservice wird empfohlen
unter Tel. 05468 9204-200.
Öffentliche Familienführung
im Museumspark
[90 Min.]
Jeden Sonntag im Monat um 14.00 Uhr.
Die Führung kostet 4,00 Euro pro Person,
max. 12,00 Euro pro Familie. Die Teilnehmerzahl
ist begrenzt.
Eine Anmeldung beim Buchungsservice
wird empfohlen unter Tel. 05468 9204-
200.
SOMMERÖFFNUNGSZEITEN
von April bis einschließlich
Oktober 2020
täglich geöffnet von 10.00 bis 18.00 Uhr.
Copyright Varusschlacht im Osnabrücker Land, Foto: Caroline Flöring.
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REDAKTION
Hans-Wilhelm Oelkers (V.i.S.d.P.),
Ruth Keck, Alexandra Lüders, Florian
Risch, Detlef Bülow, Heiko Bockstiegel,
Katharina Preuth, Bernd Middendorf,
sowie Vereine, Firmen, Personen,
Gruppen und Institutionen, die uns
freundlicherweise Texte und Fotos zur
Verfügung stellen. Verantwortlich für
den Inhalt der redaktionellen Texte
sind die jeweiligen Vereine, Firmen,
Personen, Gruppen und Institutionen.
ANZEIGEN- U. REDAKTION
Oelkers, Druckhaus im Artland
Hindenburgstraße 48
49610 Quakenbrück
fon 0 54 31 - 94 10 01
fax 0 54 31 - 94 10 50
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VERANSTALTUNGEN
Tag der
offenen Gärten
Vier Gärten aus dem Artland veranstalteten erstmalig einen
gemeinsamen Tag der offenen Gärten, der insgesamt sehr gut besucht
wurde. Dies meldete das Nortruper Ehepaar Ulrike und Hermann
Pethig, die zusammen mit den Gärten von Elting-Bußmeyer,
Everding und Hilfer aus Badbergen sehr gute Rückmeldungen von
ihren Besuchern erhielten. Die Gruppe hatte 500 Flyer drucken
lassen und kurzfristig die Presse informiert. „Wir wollten den Menschen
schöne Gärten als echte Alternative zu Stein- und Kiesgärten
präsentieren. Viele fragten auch nach Samen und Pflanzen, die sie
hier kennengelernt haben“, resumierten Pethigs.
Am 13. September 2020 werden die vier Gartenbesitzer
den Tag des offenen Gartens wiederholen, um die herbstlichen
Schönheiten ihrer Flora zu zeigen.
Ulrike und Hermann Pethig möchten Interessierte an der Schönheit ihres Gartens teilhaben lassen. Foto: Alexandra Lüders
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