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MQ Sommer 2020

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Was erst einmal weg ist, ist

Es sind in der Vergangenheit

schon zu viele historische

Gebäude dem Strukturwandel

zum Opfer gefallen und

Quakenbrück hat meiner

Meinung nach noch immer

ein Problem im Umgang mit

historischen Bauten.

Im Zweiten Weltkrieg leisteten

die Bomberstaffeln der

Alliierten in vielen deutschen

Städten ganze Arbeit, doch die historische

Altstadt Quakenbrücks blieb, bis

auf einige schwere Treffer, weitestgehend

verschont. Doch keine 20 Jahre

später war die Abrissbirne eine häufige

Antwort auf das bauliche historische

Erbe der Burgmannstadt.

Entsorgen? Am besten gleich.

Schützen? Nur in Notfällen.

Pflegen? Das aber nun wirklich nicht.

So beklagte unsere Stadt in den

60er/70er und auch noch in den 80er

Jahren hohe Verluste an bekannten

und geliebten architektonischen

Ikonen, wie die Wassertürme, den Lokschuppen

oder die alte Bürstenfabrik

Schade & Co… Die Liste ist zu lang, um

alles aufzuzählen. Doch der Abriss alter

Gebäude geht weiter und die Antworten

sind nicht grundsätzlich andere.

Ich beklage hier nicht nur den Abriss

zahlreicher architektonisch wertvoller

Gebäude in den vergangenen

Jahrzehnten, obwohl mir die Tränen

in die Augen schießen, wenn ich auf

alten Fotos sehen kann, was in unserer

Stadt schon alles unwiederbringlich

vernichtet wurde. Dann stelle ich mir

immer dieselbe Frage: „Wie konnten

die Ratsmitglieder der Stadt damals

das nur befürworten?“

Wegen der stark gestiegenen Grundstückspreise

und der hohen Sanierungsaufwendungen

entschieden sich

viele Erwerber bei der Frage „Sanieren

oder planieren?“ oft „für eine Neubebauung,

also den Abriss“. Mit der

Begründung Wohnungen im Kampf

gegen steigende Mieten zu bauen

und weil es schick ist, im Zentrum

oder nahe dran zu leben, wächst also

der Druck auf weniger stark genutzte

Grundstücke mit historischen Bauten.

Sogar der Abriss von Denkmälern ist

möglich, wenn man sie vorher verfallen

lässt. Ein schönes Beispiel für „Verwahrlosung“

steht mitten in der Stadt an

der Langen Straße. Das Denkmalrecht

ist leider nur ein stumpfes Schwert,

denn hat der Grundstückseigentümer

erst einmal nachgewiesen, dass die Sanierung

des Baudenkmals „wirtschaftlich

nicht zumutbar“ ist, ermächtigt ihn

das schon in vielen Fällen zum Abriss.

Was weg muss, muss weg!

So funktionierte die „wachsende Stadt“

schon immer. Dafür wird dann das alleinstehende

Stellwerk auf der Bahnbrache,

das nicht mal 100 Jahre alt ist, unter

Schutz gestellt. Da kann ich nur meinen

Kopf schütteln.

Ein Großteil dieser Abrisse dient der Vermeidung

der Kosten für die Erhaltung

der Gebäude, doch es gibt bei uns in

Quakenbrück auch „anders Denkende“

und wenn diese wenigen Denkmalschützer

sich für historische Altstädte bei dem

Landesamt für Denkmalpflege einsetzen,

stoßen sie selten auf Widerspruch, auch

wenn sie ihr Haus von innen modern

gestalten. Doch das sind leider nur wenige

Ausnahmen aber vor gerade diesen

Menschen ziehe ich meinen Hut.

Der Denkmalschutz erhält historische

Bauten, da sie zur Kultur eines Landes

gehören und das Bund-Länder

Programm „Städtebaulicher Denkmalschutz“

zielt darauf ab, bau- und

kulturhistorisch wertvolle Quartiere mit

den jeweiligen Einzeldenkmalen, Straßen

und Plätzen in ihrer baulichen und

strukturellen Eigenart und Geschlossenheit

zu erhalten und zukunftsweisend

weiterzuentwickeln. Gefördert werden

hier Vorhaben auf der Grundlage eines

städtebaulichen Entwicklungskonzepts

als Bestandteil einer Gesamtmaßnahme,

die räumlich als Sanierungsgebiet (§ 142

BauGB) oder als Erhaltungssatzung (§

172 BauGB) festgelegt wird.

42 | mq + Ausgabe Sommer 2020

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