MQ Sommer 2020
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INFO
Der Kranich ist eine streng geschützte Art, ebenso wie drei Brutvögel der Roten Liste
(Raubwürger, Goldregenpfeifer, Sumpfohreule), die in der Diepholzer Moorniederung
zusammen mit vielen anderen gefährdeten Vogelarten leben.
Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) erhält und entwickelt seit über 35 Jahren
geschützte Moore in Niedersachsen. Er betreut auch die 105 000 Hektar umfassende Diepholzer Moorniederung,
davon entfallen 24 000 Hektar auf 15 Hochmoore und den Dümmer See und seine Niederung.
Zum Aufgabenbereich der 18 Mitarbeiter der Ökologischen Station in Wagenfeld-Ströhen gehören die
Bestandserfassung, der Erhalt und die Pflege ausgewählter Tier- und Pflanzengruppen. Die Anlage von Gelegeschutzzäunen
in Wiesenvogelschutzgebieten und die Renaturierung der Hochmoore sind hier wichtige
Schwerpunkte ebenso wie die naturschutzfachliche Betreuung von sechs Landschaftspflegeschäfereien.
Wer an Führungen oder Exkursionen teilnehmen möchte,
sollte sich unter Telefon 05774/ 997870 und unter www.bund-dhm.de informieren.
KRANICHE von
Schon vor Jahrtausenden (Jungsteinzeit)
übten Kraniche eine große Faszination auf
den Menschen aus. Er sammelte ihre Federn,
bewunderte ihre Schönheit und Balztänze. In
verschiedenen Kulturen galt der Schreitvogel
als Bote des Frühlings, Symbol des Glücks, der
Wachsamkeit und Klugheit. Bei den Ägyptern
diente er als Opfergabe für die Götter, während
die Kelten ihn als Hüter der geheimnisvollen
Oghamschrift verehrten. Auch in Märchen
und in der Kunst spielen Kraniche oft eine
besondere Rolle, wenn es um die Verkündung
von Geburten, Hochzeiten aber auch von Krieg
und Tod geht. Der eurasische Kranich lebt
noch heute in vielen Ländern, wo er Rast- und
Brutplätze aufsucht.
Über 350 000 Kraniche ziehen im Frühjahr und
im Herbst von Südeuropa nach Skandinavien
und ins Baltikum. Auch wenn sie bis zu 2000
Kilometer am Tag fliegen können, besuchen sie
auf ihrem Weg verschiedene Rastplätze wie
die Diepholzer Moorniederung, die sich ganz in
unserer Nähe (40 bis 60 KM) zwischen Vechta/
Diepholz und Sulingen befindet. Besonders
im Herbst locken das Rehdener Geestmoor
und das Oppenweher Moor viele Besucher an,
wenn bis zu 100 000 Kraniche auf dem Weg
zur Überwinterung nach Frankreich, Spanien
und Südafrika hier Rast machen. Im Frühjahr
ziehen sie ab März recht schnell in Richtung
Norden, um die besten Brutplätze zu ergattern.
Die Züge der trompetenden Vögel sind
hier in der Zeit zwischen September und Ende
November sehr gut vom 15 Meter hohen Aussichtsturm
am Moordamm und vom mobilen
Beobachtungsstand zu sehen. Wie der BUND
Diepholzer Moorniederung informierte, habe
der Kranichbestand in den vergangenen Jahren
zwar zugenommen, stagniere aber wegen der
Trockenheit in den vergangenen zwei Jahren.
von Alexandra Lüders
Ihre Zählung werde jährlich von 20 Ehrenamtlichen
an 13 Schlafplätzen vorgenommen. Seit
2007 überwintern viele Kraniche (40 %) dank
des reichen Nahrungsangebotes im Nordosten
Deutschlands. Auch in der Diepholzer
Moorniederung fühlen sie sich seit Jahren so
heimisch, dass hier zunehmend Nachwuchs
zur Welt kommt. Während der Brutzeit sind die
sogenannten Duettrufe der Paare zu hören, die
wechselweise zwei bis drei Eier bebrüten, die
Jungen füttern und während der Nahrungssuche
führen. Das etwa ein Meter große (Durchmesser)
Nest liegt auf dem Boden in feuchtem,
sumpfigen Gelände mit einer Wassertiefe von
30 bis 60 Zentimetern, wobei sie ein Revier von
über 135 Hektar für die Aufzucht ihrer Jungen
benötigen. Wie der Kranichexperte Bernhard
Weßling in seinem Buch „Der Ruf der Kraniche“
dokumentiert hat, wechseln die majestätischen
Vögel anders als bisher angenommen
durchaus ihre Brutpartner. Dieses hat Weßling
hat anhand jahrzehntelanger Frequenzanalysen
nachgewiesen, mit denen er in der Lage
war, die individuellen Rufe der Kraniche zu
unterscheiden. Als Schlafplätze bevorzugen die
Kraniche Gewässer mit niedrigem Wasserstand.
Durch eine Beringung und Besende-
56 | mq + Ausgabe Sommer 2020