EPP 5-6.2020
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Neuentwickelte Maschine mit Induktion.<br />
Foto: Optimel<br />
Musteranwendung für Verguß.<br />
Foto: Optimel<br />
Die Gesamtzykluszeit ist dank relativ kurzer Kühlzeiten beim LPM<br />
recht niedrig: zwischen 10 und 50 Sekunden vom Schließen des<br />
Werkzeugs bis zur vollständigen Abkühlung. Das Ergebnis überzeugt<br />
langfristig: Polyamide sind Hochleistungs-Schmelzklebstoffe.<br />
Es sind die Klebeeigenschaften des Materials, die zuverlässig abdichten,<br />
die Haftung erfolgt physikalisch.<br />
Vergusswerkzeug: Das Herzstück jedes<br />
LPM-Projekts<br />
Beim Low Pressure Moulding – von der Einzelanfertigung bis zur<br />
Serienproduktion – kommen grundsätzlich immer Vergusswerk -<br />
zeuge zum Einsatz: Das zu schützende Bauteil wird in ein eigens für<br />
dieses Projekt entwickeltes Vergusswerkzeug eingelegt und darin<br />
mit dem Vergussmaterial ummantelt. Je nach Projekt unterscheiden<br />
sich das Vergussmaterial und die übrigen Parameter wie Temperatur,<br />
Druck, Zykluszeit etc. So wird das Bauteil vollständig oder nur zu<br />
Teilen ummantelt.<br />
Diese Werkzeuge werden – je nach Anforderung – aus Aluminium<br />
oder Stahl gefertigt. Aluminium trumpft mit kürzeren Bearbeitungszeiten<br />
in der spanenden Herstellung und einer guten Wärmeleit -<br />
fähigkeit. Stahl ist sinnvoll, wenn spezielle Einlegeteile erhöhte Anforderungen<br />
an das Werkzeugmaterial für die Vergusskavitäten mit<br />
sich bringen. Das ist auch der Fall, wenn Schieber oder andere mechanische<br />
Auswerfer zum Einsatz kommen.<br />
Vergussmaterialien<br />
Im Low Pressure Moulding kommen überwiegend amorphe thermoplastische<br />
Polyamide zum Einsatz. Sie verbinden ein günstiges Viskositätsspektrum<br />
mit einem breiten Anwendungstemperaturbereich von<br />
–50 bis 150 °C. Bei speziellen Anwendungen kommen außerdem thermoplastische<br />
Polyolefine zum Einsatz: wenn mit den bevorzugten Polyamiden<br />
auf den verwendeten Substraten (beispielsweise vernetztem<br />
Polyethylen) keine ausreichende Haftung zu erzielen ist. Wo sinnvoll<br />
und notwendig, lassen sich beide Materialien auch kombinieren. Das<br />
Polyolefin übernimmt dann meist die Funktion eines Haftvermittlers.<br />
Das danach aufgebrachte Polyamid sorgt dafür, dass die geforderten<br />
Endeigenschaften erfüllt werden.<br />
Alternativ kommen in manchen Projekten auch spezielle Materialien<br />
zur Beschichtung der Vergusskavitäten zum Einsatz. So erreicht man<br />
eine deutlich verbesserte Entformbarkeit, beziehungsweise erlaubt<br />
eine Teilbeschichtung eine gezielt gesteuerte Entformung. Das ermöglicht<br />
zum Beispiel, dass beim Öffnen des Vergusswerkzeugs<br />
das Teil sicher in der gewünschten Werkzeughälfte verbleibt. Dies<br />
führt in den meisten Fällen zu einer besseren Prozesssteuerung,<br />
unter anderem bei integrierten Vergussstationen in verknüpften Produktionsstraßen.<br />
Große Entwicklungen beim Produktionsequipment<br />
Über die Jahre entwickelten Ingenieure das Produktionsequipment<br />
für Low Pressure Moulding sehr effektiv weiter. Durch verschiedene<br />
Prozesse hinsichtlich Geometrie und Größe verbesserten sie die<br />
Tankgeräte deutlich. Außerdem kommen seit einigen Jahren auch<br />
spezielle HotMelt-Extruder zum Einsatz. Sie erlauben es, die Vergussmaterialien<br />
sehr schnell und bedarfsgerecht aufzuschmelzen.<br />
Das verhindert, dass die Makromoleküle des Klebstoffs auseinanderbrechen<br />
(„vercracken“), wenn er längere Zeit bei Verarbeitungstemperatur<br />
vorgehalten werden muss.<br />
Eine weitere entscheidende Entwicklung hat im Bereich der Anlagensteuerung<br />
und Flexibilität im Anschluss der Aufschmelzeinheiten<br />
stattgefunden. Durch den Einsatz spezieller Profibussysteme<br />
und eigener SPS in den Aufschmelzeinheiten und dank optimierter<br />
Verknüpfungen und Schnittstellen ist es heute möglich, unterschiedliche<br />
Aufschmelzeinheiten mit verschiedenen Vergussanlagen zu<br />
verbinden.<br />
Intelligente Lösung spart Zeit und Geld<br />
Eine entsprechend ausgerüstete Aufschmelzeinheit wird an die Vergussanlage<br />
angeschlossen. Die Steuerung erkennt die Art und den<br />
jeweiligen Typ automatisch und lädt das entsprechende spezifische<br />
Steuerungsprogramm. Vor allem Anwender, die mehrere verschiedene<br />
Anlagen für unterschiedliche Projekte nutzen, profitieren hier<br />
von einer enormen Zeitersparnis: Bei der Produktion können sie geänderte<br />
Anforderungen sofort umsetzen, ohne das Anlagenequipment<br />
austauschen zu müssen.<br />
Außerdem bieten moderne Steuerungen umfangreiche Möglichkeiten<br />
für individuelle Programmanpassungen, wie für die Prozessüberwachungen,<br />
Datenerfassung oder Eingliederung in ein übergeordnetes<br />
Steuerungs-System.<br />
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<strong>EPP</strong> Mai/Juni 2020 35