MEDIAkompakt Ausgabe 28
Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org
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mediakompakt
Bild: Pexels
Wir im Homeoffice
7.15 Uhr. Für das Frühstück bin ich wieder zu spät dran. Nicht
schlimm. Ich schmiere ein Brot, mache einen Kaffee und gehe
mit Teller und Tasse beladen an den Schreibtisch. Laptop starten
und los gehts: Tag 75 im Homeoffice.
VON SASKIA IRBLICH
Homeoffice und mobiles Arbeiten erleben
seit dem Beginn der Corona-
Pandemie einen regelrechten
Boom. Durch die Krise hat sich gezeigt,
dass sich unsere Arbeitswelt
gewandelt hat. Heute muss sie flexibel, mobil und
auch virtuell sein. Schon vor der Corona-Zeit gab
es einige Unternehmen, die ihren Mitarbeitern
mobiles Arbeiten ermöglichten. Oft wurde das
nur genehmigt, wenn der Weg ins Büro besonders
lang war; viele Firmen boten es gar nicht erst an.
So berichtete eine Freundin, sie habe vor der
Corona-Krise nie die Möglichkeit gehabt, von zuhause
aus zu arbeiten. Als es immer mehr Covid-
Infizierte gab, sei sofort ein Laptop und ein
Geschäftshandy zur Verfügung gestellt worden.
Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
(IAB) boten 2019 lediglich ein Viertel der
deutschen Unternehmen mobiles Arbeiten und
Homeoffice an. Kein Wunder also, dass Probleme
durch die verstärkte Homeoffice-Nutzung auftraten.
Die Infrastruktur war auf diesen Boom nicht
vorbereitet, was zu einer kompletten Überlastung
des Netzes führte. Durch die Corona-Beschränkungen
und Maßnahmen verbrachten viele Menschen
ihre neugewonnene Freizeit im Internet.
Besonders schlimm wurde es als die Online-Vorlesungen
der Hochschulen und Universitäten starteten.
Streaming-Anbieter wie Netflix reduzierten
ihre Übertragungsqualität, um das Netz nicht
noch mehr zu belasten. Zur generellen Überlastung
kam noch hinzu, dass nicht jeder Zugang zu
einer stabilen Datenverbindung hat. Dies ist oft in
kleinen Orten und Gemeinden der Fall, in denen
die Internetverbindung veraltet und noch nicht
den heutigen Standards angepasst ist.
Für alle, die mobil arbeiten können, bringt es
klare Vorteile. Die Fahrt zur Arbeit fällt weg, so
steht mehr Zeit für Haushalt, Familie und Freizeit
zur Verfügung. Durch den Einsatz von Video- und
Telefonkonferenzen statt kostspieliger Geschäftsreisen
spart der Arbeitgeber Kosten. Ist das Homeoffice
gut eingerichtet, können sich viele
Menschen besser konzentrieren und sind produktiver,
da sie weniger Ablenkungen ausgesetzt sind.
Kollegen, die einfach mal im Büro vorbeischauen
oder Gespräche, die zwischendurch geführt werden,
gibt es nicht.
Die Arbeit von zuhause aus hat jedoch nicht
nur Vorteile. Ablenkungen durch das Smartphone,
den Haushalt oder die Familie lauern überall.
Vor allem mit kleinen Kindern stellt das eine große
Herausforderung dar. Es erfordert Disziplin im
Homeoffice zu arbeiten. Um sich besser konzentrieren
zu können, legen manche mehrere Pausen
ein, gehen spazieren oder legen Wäsche zusammen.
Da sie trotzdem ihre acht Stunden am Tag
arbeiten müssen, verschiebt sich der ganze Tag
nach hinten und nach Feierabend bleibt kaum
mehr Freizeit.
Homeoffice wird dennoch immer beliebter.
Vielen ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie
wichtig. Da so mehr Zeit zuhause verbracht werden
kann, scheint das eine gute Lösung zu sein.
Vor allem die jüngere Generation hat höhere Ansprüche
an die Arbeitswelt und achtet bei der
Berufswahl nicht mehr nur auf Bezahlung und
Aufstiegschancen, sondern auch darauf, ob mobiles
Arbeiten möglich ist.
In Zukunft wird es zwar nicht so sein, dass nur
noch im Homeoffice gearbeitet wird, jedoch hat
Corona gezeigt, dass es sowohl für Unternehmen
als auch Arbeitnehmer eine realistische Option
bleiben kann. Viele konnten erstmals von zuhause
arbeiten und möchten das gerne an ein bis zwei
Tagen die Woche beibehalten. Ob Unternehmen
die Vorteile des Homeoffice genauso sehen? Das
bleibt abzuwarten.