MEDIAkompakt Ausgabe 28
Die Zeitung des Studiengangs Mediapublishing an der Hochschule der Medien Stuttgart - www.mediapublishing.org
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07/ 2020 LIFE 23
Von Müll zu Mehrweg
Mittagspause – schnell zum Asiaten. Heute gibt es Nudeln in der Box. Fünf Minuten später
ist die Box leer, der nächste Mülleimer aber voll. Die Abfallberge häufen sich – doch was tun?
VON AMELIE BÖTTCHER
Während des Corona-Lockdowns,
in der Restaurants ausschließlich
Außer-Haus-Verzehr angeboten
haben, wuchsen die Müllberge
durch Pizzakartons, Nudelboxen
und andere Einwegverpackungen. Laut Marktforschungsinstitut
npdgroup Deutschland stieg die
Lieferdienst-Nutzung im März 2020 in Deutschland
um ganze zwölf Prozent. Doch das To-Go-
Essen ist, nicht nur während Corona, „in“. So
stieg der Umsatz von Restaurants mit Selbstbedienung
um 110 Prozent zwischen 2005 und 2015.
Das zeigt klar, dass Einwegverpackungen zu einem
immer größer werdenden Problem in unserer
Gesellschaft werden. Die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung
(GVM) erforschte im
Auftrag des NABU, dass 346 831 Tonnen Abfall
nur durch Einweg-Geschirr und To-Go-Verpackungen
in Deutschland 2017 anfielen. Ganze 58
Prozent des gesamten Abfallaufkommens in
Deutschland ist auf Einweggeschirr wie Teller,
Boxen und Schalen für Speisen zurückzuführen.
Der NABU fordert: Weg von Einweg und hin zu
Mehrweg.
Das Stuttgarter Start-Up ReCIRCLE hat sich
dem Einwegproblem der deutschen Gastronomie
angenommen. Ganze 35 Prozent der Branchen
von Einwegverpackungen sind Imbisse und sonstige
Gastronomie, mit 33 Prozent bringen die Systemgastronomie,
wie beispielsweise Fast-Food-
Ketten, Einwegverpackungen in den Umlauf, so
der NABU. Das Wiederverwenden steht dabei im
Zentrum. Mit ihren Mehrwegbehältern für Essen-
To-Go möchte das Start-up das Problem der Einwegverpackungen
in der
Gastronomie
reduzieren.
Für zehn Euro Pfand können
sich Kunden die Box
ausleihen und ihr Essen so
auf nachhaltige Weise mitnehmen.
Die Box kann
nach Nutzung bei jedem der
bereits 100 ReCIRCLE Partner-Restaurants
wieder abgeben werden und das
Pfand wird rückerstattet.
Sämtliche Lokale wie Imbisse, Gasthäuser und
auch Unverpackt-Läden führen bereits die Boxen
anstelle von Styropor-Boxen. Mit den Boxen lassen
sich beispielsweise bei 100 to-go-Essen pro
Tag ganze 2150 Einwegverpackungen sparen. Das
langfristige Ziel ist aber nicht nur die Vermeidung
von Einwegverpackungen, sondern auch die
Mehrwegbehälter wieder zu Recyclinggranulat zu
zersetzen, um neue Boxen daraus zu produzieren.
Fast 346 831
Tonnen Abfall fielen
2017 nur durch
Einweg-Geschirr an
Auch die EU geht gegen das Einweg-Problem
vor. Bis 2021 sollen gemäß der Einwegplastik-
Richtlinie Einweggeschirre wie Kunststoffteller,
-besteck oder -becher aus Plastik nicht mehr vermarktet
werden. Auf kommunaler Ebene tut sich
ebenfalls etwas, denn die Universitätsstadt Tübingen
erhebt ab 2021 eine Plastiksteuer auf Einweggeschirre.
Momentan produziert
ein Bundesbürger
rund 626 Kilogramm Müll
in einem Jahr. Das ist ungefähr
so viel, wie sechs Panda-
Bären zusammen wiegen.
Aber was bedeutet das
für uns und unsere Umwelt?
Könnte Zero Waste die
Lösung des Einwegverpackungs-Problems sein?
Lösung wäre zu viel gesagt, aber ein Anfang wäre
es sicherlich. Denn der Grundgedanke von Zero
Waste bedeutet – anders als viele denken – nicht
der völlige Verzicht auf (Plastik-)Verpackungen,
sondern Müllberge Schritt für Schritt zu minimieren.
Mit Zero Waste soll der verschwenderische
Umgang mit Ressourcen vermindert werden.
Der Zero-Waste-Gedanke umfasst mit seinem
5-R-Konzept (siehe dazu auch die Infobox am
Ende des Artikels) nicht nur das Reduzieren von
Bild: Pexels
Abfall, sondern auch den Umgang mit der Umwelt
im Allgemeinen. Mithilfe des Konzepts soll
das Wirtschaftssystem verändert werden. Weg
von der linearen und hin zu einer Kreislaufwirtschaft.
Eine, in der ressourcenschonend produziert
wird, um langlebige Produkte herzustellen,
die recycelt werden können, um für neue Produkte
als Rohstoff zu dienen. Eine Mehrweg-Lösung
in der Gastronomie wäre ein wunderbarer Start,
die Massen an Abfall zu reduzieren.
5-R-Konzept
Refuse
Verzichte auf Dinge, die unwichtig sind
Reduce
Konsum reduzieren
Reuse
Verwende so viel wie möglich wieder
Recycle
Nur das Nötigste recyclen
Rot (engl. für verrotten)
Abfälle kompostieren, die nicht anderweitig
verwertet werden können
www.zerowasteswitzerland.ch