Themenheft Selbsthilfe

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Schwerpunkt Fördermittel für die Selbsthilfe Selbsthilfegruppen in Bayern können sich um Fördermittel aus zwei Töpfen bewerben: Der Freistaat Bayern und die gesetzlichen Krankenkassen fördern Selbsthilfeaktivitäten. Fördergelder der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände in Bayern stehen auch für Selbsthilfelandesorganisationen zur Verfügung. Fördermittel des Freistaats Bayern für Selbsthilfegruppen Seit 1990 werden Selbsthilfegruppen in Bayern aus Landesmitteln unterstützt. Unter dem Titel „Förderung von Selbsthilfegruppen für Inklusion und Teilhabe von Menschen mit Behinderung oder chronischer Krankheit“ können regionale Gruppen mit mindestens sechs regelmäßigen Mitgliedern bis zu 400 Euro Zuschuss pro Jahr bekommen. Fördervoraussetzung ist, dass mindestens acht Gruppentreffen im Jahr stattfinden. Die Fördermittel sollen den Austausch und die gegenseitige Unterstützung von Menschen mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung, von chronisch kranken Menschen und/ oder deren Angehörige und ehrenamtliche Helferinnen und Helfer ermöglichen. Allerdings fördert der Freistaat nur Gruppen, die dem Bereich Selbsthilfe von Menschen mit Behinderung oder mit chronischer Krankheit zugerechnet werden können. Selbsthilfegruppen aus dem Bereich der psychischen Erkrankungen und der Sucht schließt die bayerische Förderpraxis aus. Auch Gruppen aus der sogenannten „Sozialen Selbsthilfe“ erhalten keine Zuschüsse. Die Bezeichnung Soziale Selbsthilfe umfasst das breite Spektrum der Gruppen und Initiativen in der Selbsthilfelandschaft, die sich vorrangig mit sozialen Themen befassen, z.B. bei Arbeitslosigkeit, im Alter, für Alleinerziehende/ Mütter/Väter usw. Eine Forderung der Selbsthilfe ist deshalb, soziale Selbsthilfegruppen und Gruppen aus dem Bereich der Psychiatrie und der Suchterkrankungen ähnlich wie die Gesundheitsselbsthilfe finanziell zu unterstützen. Krankenkassenförderung für Selbsthilfegruppen Die gesetzlichen Krankenkassen und ihre Verbände fördern seit vielen Jahren gesundheitsbezogene Selbsthilfe auf der Grundlage des § 20h Sozialgesetzbuch V. Das Förderbudget pro Kalenderjahr errechnet sich anhand eines festgelegten Betrags pro Versicherte/r (2019: 1,13 Euro). Im Jahr 2018 konnten so 2.316 Selbsthilfegruppen in Bayern mit 4,6 Millionen Euro unterstützt werden. Die Selbsthilfegruppen richten ihre Anträge an einen der 13 sogenannten "Regionalen Runden Tische“, die jeweils an eine Selbsthilfekontaktstelle angebunden sind. Die Runden Tische beraten zu Anträgen und Verwendungsnachweisen und koordinieren die Gruppenförderung durch die gesetzlichen Krankenkassen in Bayern. Auch hier sind mindestens sechs Gruppenmitglieder und eine kontinuierliche Aktivität Fördervoraussetzung. Finanziell unterstützt werden neben der regelmäßigen Selbsthilfearbeit auch zeitlich begrenzte Projekte. Die Förderung steht auch Gruppen aus den Bereichen psychische Erkrankung und Sucht offen. Nicht förderfähig sind abermals soziale Selbsthilfegruppen. Förderung von Landesorganisationen durch die Krankenkassen Selbsthilfelandesorganisationen sind gesundheitsbezogene Zusammenschlüsse von Selbsthilfegruppen auf Landesebene, die auf be stimmte Krankheiten oder Behinderungen Der Paritätische in Bayern engagiert sich auf allen Ebenen der gesetzlichen Selbsthilfeförderung und vertritt sowohl Selbsthilfegruppen als auch Landesorganisationen bei ihren Anträgen. Er unterstützt als eine der vier „Säulen“ der Selbsthilfe den Ausbau und die Weiterentwicklung der Selbsthilfestrukturen in Bayern. ausgerichtet sind. Sie sind Organisationen mit überregionaler Interessenvertretung und verfügen über Kontakte zu Behörden, Sozialleistungsträgern, Trägern der freien Wohlfahrtspflege, Leistungserbringern und zur Politik. In der Förderung der Landesorganisationen der Selbsthilfe gibt es zwei Förderstränge: eine Pauschalförderung für die allgemeine, fortlaufend durchgeführte Selbsthilfearbeit und eine Projektförderung für zeitlich begrenzte Vorhaben. Die Pauschalförderung wird als finanzielle Unterstützung der originären selbsthilfebezogenen Aufgaben verstanden. Die Fördermittel werden für die Selbsthilfearbeit und regelmäßig wiederkehrende Aufwendungen zur Verfügung gestellt. Darunter fallen insbesondere Aufwendungen für: ■■ Raumkosten, Miete ■■ Büroausstattung, Sachkosten für Telefon, PC, Drucker etc. ■■ Pflege des Internetauftritts/Homepage ■■ regelmäßig erscheinende Verbandsmedien (z.B. Mitgliederzeitschrift, Flyer) Die Projektförderung hat das Ziel, besondere Vorhaben und Aktivitäten der Selbsthilfeorganisationen zu unterstützen. In Abgrenzung zur Pauschalförderung werden hier gezielte und zeitlich begrenzte Vorhaben gefördert, die über das Maß der täglichen Selbsthilfearbeit hinausgehen. 10 Der Paritätische in Bayern
Die Rolle des Paritätischen in der Selbsthilfe Was bedarfsgerechte Förderung heute bedeutet und wie sich die Bedarfe aus der Selbsthilfepraxis gesellschaftlich verändern, das versucht der Paritätische auf allen Ebenen zu platzieren. So konnte der Paritätische auf Bundesebene in der Weiterentwicklung des Förderleitfadens des GKV-Spitzenverbandes z.B. die zunehmende Öffnung im Bereich Online-Aktivitäten von Selbsthilfegruppen einbringen. Im Antragswesen erfahrene, engagierte Mitglieder aus Selbsthilfegruppen waren 2019 wieder aufgefordert, sich für die Vertretung der Selbsthilfe in den Vergabesitzungen zu bewerben. So ist in einem transparenten Verfahren im Zeitraum 2020 bis 2023 bayernweit die Partizipation von Selbsthilfevertretungen an den Regionalen Runden Tischen der Krankenkassen gewährleistet. Renate Kretschmer Der Paritätische ist eine von vier maßgeblichen Säulen im System. Die anderen: Die Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V. (SeKo Bayern), die LAG Selbsthilfe Bayern e.V. und die Koordinierungsstelle der Bayerischen Suchthilfe (KBS) der Freien Wohlfahrtspflege. Der Paritätische agiert sowohl operativ als auch strategisch an vielen Schnittstellen. Er wirkt über seine Mitgliedsorganisationen, wie die Bayerische Krebsgesellschaft, die Deutsche MS Gesellschaft, die Stotterer Selbsthilfe, die Aphasiker Bayern, KISS Mittelfranken und viele mehr. Er ist selbst Träger von zwei Selbsthilfekontaktstellen und einer weiteren Selbsthilfeunterstützungsstelle. Und er benennt, wie alle vier Spitzenorganisationen, selbst Selbsthilfevertretungen für die Regionalen Runden Tische der Krankenkassen. Die Regionalen Runden Tische organisieren die Krankenkassenförderung der Selbsthilfegruppen. Die benannten, bzw. gewählten Selbsthilfevertretungen nehmen an den Vergabesitzungen mit beratender Funktion teil. Der Paritätische hat für eigene Selbsthilfevertretungen ein Wahlverfahren innerhalb seiner Bezirksverbände und den dortigen Bezirksausschüssen etabliert. Darüber hinaus engagiert sich der Paritätische in Bayern im Arbeitskreis Selbsthilfe auf Bundesebene. Das Referat Finanzierung: Fördermittel / Zuschüsse wirkt mit in den zentralen Gremien der Förderstrukturen auf Landesebene und mit den Krankenkassen. Zentrale Selbsthilfethemen werden über das Referat Bürgerschaftliches Engagement des Paritätischen in Bayern koordiniert. Hervorzuheben ist die Arbeit von KISS Regensburg mit Margot Murr. Lange Jahre war der Paritätische über KISS Regensburg im Vorstand der SEKO Bayern aktiv. Für den Paritätischen in Bayern ist die Selbsthilfe in allen Facetten ein zentrales Thema, er ist mit allen Akteur*innen eng verwoben. Monika Nitsche regionale runde Tische Selbsthilfelandesorganisationen Selbsthilfegruppen, verbandlich und frei organisiert regionale runde Tische regionale runde Tische Mitgliedsorganisationen Selbsthilfekontaktstellen und Selbsthilfe - unterstützende Einrichtungen regionale runde Tische Dachorganisation eigene Einrichtungen Mitgliedsorganisationen LAG Selbsthilfe Bayern e. V. Koordinierungsstelle der Bayerischen Suchthilfe KBS (Freie Wohlfahrtspflege) Mitglied bei Selbsthilfekontaktstellen Bayern e.V. SeKo Bayern Der Paritätische in Bayern 11
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