Themenheft Selbsthilfe
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Schwerpunkt<br />
<strong>Selbsthilfe</strong> unterstützt<br />
<strong>Selbsthilfe</strong> bei psychischen Erkrankungen und<br />
seelischen Problemen<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>gruppen gibt es für nahezu alle<br />
Lebenslagen, die man sich vorstellen kann. Dieses<br />
zeigt sich unter anderem in der bayernweiten<br />
Liste der Themen, zu denen <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen<br />
bestehen. Die von der SEKO Bayern<br />
geführte Auflistung umfasst 900 Stichwörter.<br />
Gut 150 davon (Sucht ausgenommen) befassen<br />
sich mit verschiedenen Lebenskrisen und<br />
psychischen Erkrankungen. Diese Zahl verdeutlicht<br />
sehr gut, dass <strong>Selbsthilfe</strong> nicht nur im<br />
Bereich der somatischen Erkrankungen oder<br />
im sozialen Kontext viel umfasst, sondern auch<br />
im Zusammenhang mit seelischen Erkrankungen<br />
und Problemen breit aufgestellt ist. Dieses<br />
breite Spektrum an Angeboten ist in der medizinischen<br />
und sozialen Landschaft in der<br />
Behandlung und Begleitung von Lebenskrisen<br />
nicht mehr wegzudenken. Seelischen Krisen,<br />
die durch Lebensereignisse hervorgerufen<br />
werden können, wie z. B. psychosoziale Konflikte,<br />
der Verlust eines nahestehenden Menschen,<br />
ein traumatisches Erlebnis oder<br />
Umbrüche in der Lebenssituation sind keine<br />
Seltenheit. Nicht immer manifestiert sich die<br />
Krise als psychische Erkrankung. Sowohl in der<br />
Krisensituation als auch bei einer manifesten<br />
psychischen Erkrankung kann eine <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe<br />
eine Anlaufstelle sein. Dieses gilt<br />
sowohl für Betroffene als auch für Angehörige.<br />
In <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen können die betroffenen<br />
Menschen und deren Angehörigen wieder<br />
Mut schöpfen und die Isolation überwinden.<br />
Diese zentralen Ziele der <strong>Selbsthilfe</strong>gruppenarbeit<br />
sind die Basis für die Überwindung der<br />
schwierigen Lebenssituation. Aber natürlich<br />
gibt es in diesem Bereich auch Grenzen dessen,<br />
was <strong>Selbsthilfe</strong> leisten kann. Eine akute<br />
oder auch andauernde manifeste psychische<br />
Erkrankung bedarf der professionellen therapeutischen<br />
Begleitung.<br />
Seelische Gesundheit in Bezug<br />
auf gesellschaftlichen Wandel<br />
Seelische / psychische Gesundheit spielt heute<br />
für das Funktionieren in der Gesellschaft eine<br />
noch größere Rolle als früher. Aber woher<br />
kommt diese Entwicklung, und macht das<br />
moderne Leben eher krank?<br />
Gerade in den letzten Jahren erhöhen psychische<br />
Erkrankungen den Anteil im Diagnose-<br />
und Behandlungsspektrum. Die Gründe hierfür<br />
sind komplex und nicht nur im schnelllebigen<br />
Zeitgeist zu finden. Fakt jedoch ist, dass die<br />
Gesellschaft heute sensibler geworden ist für<br />
psychische Probleme und psychische Beeinträchtigungen<br />
ernster genommen werden.<br />
Das Bundesgesundheitsministerium spricht<br />
davon, dass fast jeder dritte Mensch im Laufe<br />
seines Lebens an einer behandlungsbedürftig<br />
psychischen Erkrankung leidet. Rund zehn Prozent<br />
der Fehltage bei Berufstätigen gehen auf<br />
Erkrankungen der Psyche zurück (www. seelischegesundheit.net).<br />
Die steigende Nachfrage<br />
nach psychiatrischen und psychotherapeutischen<br />
Gesundheitsleistungen stellt das<br />
Gesundheitswesen vor große Herausforderungen<br />
und unterstreicht die Bedeutung von<br />
Prävention, Gesundheitsförderung und nicht<br />
medizinisch indizierter Nachsorge. Voraussetzung<br />
ist eine gute Compliance aller Beteiligten<br />
und die Stärkung der <strong>Selbsthilfe</strong>.<br />
Qualität therapeutischer<br />
Beziehungen<br />
Der Qualität therapeutischer Beziehungen<br />
kommt bei der psychiatrischen und psychotherapeutischen<br />
Behandlung somit eine<br />
besondere Bedeutung zu. Im Rahmen der therapeutischen<br />
Begleitung sollte über regionale<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>angebote informiert werden können.<br />
Zu beachten gilt, dass <strong>Selbsthilfe</strong>angebote<br />
nicht als Überbrückung beim Warten auf einen<br />
Die Gesellschaft ist heute sensibler<br />
geworden für psychische Probleme,<br />
und psychische Beeinträchtigungen<br />
werden ernster genommen.<br />
Therapieplatz gesehen werden dürfen. <strong>Selbsthilfe</strong>arbeit<br />
kann begleitend oder im Anschluss<br />
an eine Therapie es Menschen ermöglichen,<br />
eigeninitiativ und selbstverantwortlich soziale<br />
Verbindungen zu knüpfen, aus den Erfahrungen<br />
anderer zu lernen und Rat und Unterstützung<br />
einzuholen. Das Wissen voneinander ist<br />
der erste Schritt zu einer gelungenen und optimierten<br />
Versorgung.<br />
Bürgerbeteiligung im<br />
Gesundheitswesen<br />
Sie bezieht sich auf das Einbinden von Bürger-,<br />
Versicherten- und Patienteninteressen<br />
in Planungs- und Entscheidungsgremien im<br />
Gesundheitswesen. Seit 2004 ist die Form der<br />
Mitsprache im § 140 f SGB V geregelt. Jedoch<br />
schließt das Beratungsrecht leider kein Stimmrecht<br />
bei Beschlüssen ein.<br />
26 Der Paritätische in Bayern