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Themenheft Selbsthilfe

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Der Paritätische: Aus eigener Betroffenheit<br />

agieren und sich für andere engagieren,<br />

gehört zur <strong>Selbsthilfe</strong>. Diese ist bei uns<br />

im Paritätischen ein Teil des Bürgerschaftlichen<br />

Engagements. Welche Rolle schreiben<br />

Sie der <strong>Selbsthilfe</strong> in der Gesellschaft zu?<br />

Dominique de Marné: Eine enorm große! Aus<br />

diesem gemeinsamen Austausch erwachsen<br />

Energien. Man denkt, man ist mit seinen Problemen<br />

alleine. Und auf einmal sieht man, dass<br />

da draußen tausende Menschen sind, die einen<br />

verstehen. Und daraus wächst dann eine ganz<br />

andere Power. Wenn wir so viele sind, vielleicht<br />

können wir ja etwas verändern. Das ist es, was<br />

aus der <strong>Selbsthilfe</strong> folgt: der Wunsch, die Gesellschaft<br />

zu verändern. Ich habe die Hoffnung,<br />

dass wir durch meine Arbeit immer mehr werden<br />

und etwas verändern können in der<br />

Gesellschaft.<br />

Der Paritätische: Wo sehen Sie in dem<br />

großen Feld der <strong>Selbsthilfe</strong> Entwicklungsbedarf?<br />

Dominique de Marné: In der Kommunikation<br />

zwischen den Generationen. Ganz klar! Die<br />

Zeit, in der die beiden Generationen voneinander<br />

lernen können, wird immer kürzer. Die jüngere<br />

Generation kann von der älteren profitieren.<br />

Da ist so viel Vorarbeit geleistet worden. Da<br />

ist so viel Wissen, wie alles funktioniert, z. B.<br />

über die Förderstrukturen.<br />

Der Paritätische: Wie kann dieser Austausch<br />

entstehen?<br />

Dominique de Marné: Es ist nicht die Aufgabe<br />

einer Gruppe oder einer Organisation, diesen<br />

Austausch hinzubekommen. Jeder Einzelne<br />

muss überlegen, was kann ich dafür tun. Wenn<br />

die Jungen sagen, die Alten müssen auf uns<br />

zukommen, und die Alten sagen, die Jungen<br />

müssen – dann funktioniert es nicht. Es müssen<br />

alle als Gewinn sehen, dass wir uns austauschen<br />

und voneinander lernen. Vielleicht kann<br />

auch ein Dachverband versuchen, die Generationen<br />

gezielt an einen Tisch zu bringen und<br />

Austauschmöglichkeiten zu schaffen.<br />

Wenn diese beiden Generationen nicht bald<br />

mal anfangen zu reden, zu kommunizieren,<br />

zusammenzuarbeiten und voneinander zu lernen,<br />

dann haben wir eine Riesenchance verpasst!<br />

Einfach mal<br />

sagen zu können,<br />

was man gerade denkt.<br />

Ein Raum, wo man sich<br />

fallen lassen kann. Wo es<br />

andere gibt, die sagen: „Ja,<br />

ich verstehe dich!“ Das ist<br />

das Wichtige an der<br />

<strong>Selbsthilfe</strong>.<br />

Der Paritätische: Braucht es die <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe<br />

noch, wenn sich die jüngere Generation<br />

Unterstützung in der Online-Community<br />

holt?<br />

Dominique de Marné: <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen<br />

sind weiter wichtig. Die wird auch Instagram<br />

nie ersetzen können. Bei vielen gibt es die<br />

Angst, dass sich die Menschen dann nur noch<br />

virtuell treffen. Ich sehe die sozialen Medien<br />

nicht als Konkurrenzangebot, sondern als<br />

Ergänzung.<br />

Ich hoffe, dass ich da ein Brückenbauer sein<br />

kann. Es braucht uns alle!<br />

Der Paritätische: Was macht für Sie eine<br />

gute Gruppe aus, die Sie für sich hilfreich<br />

fänden?<br />

Dominique de Marné: Es ist schwer zu sagen,<br />

woran ich eine gute Gruppe erkennen würde.<br />

Ich hab mir insgesamt zehn Gruppen angesehen<br />

in Hamburg und in München. In München<br />

sind die <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen überaltert.<br />

D<br />

Die jüngere Generation macht viel über soziale<br />

Medien und über das Internet. Aber nicht, weil<br />

sie die Angebote der älteren Generation gar<br />

nicht nutzen wollen, sondern weil sie gar nicht<br />

in Kontakt damit kommen.<br />

Foto: privat<br />

Der Paritätische in Bayern 39

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