Themenheft Selbsthilfe
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Schwerpunkt<br />
<strong>Selbsthilfe</strong> ist<br />
für mich unverzichtbar,<br />
weil es wichtig ist,<br />
Erfahrungen mit anderen<br />
Menschen zu teilen und sich<br />
in schwierigen Lebenslagen<br />
gegenseitig zu<br />
unterstützen.<br />
Dr. Wolfgang Busse ist Referent für <strong>Selbsthilfe</strong> und chronische Erkrankungen beim Paritätischen Gesamtverband.<br />
Foto: Paritätischer Gesamtverband<br />
Unabhängigkeit, Neutralität und Transparenz<br />
Leitsätze regeln die Kooperation mit Wirtschaftsunternehmen<br />
Viele <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen und -organisationen<br />
engagieren sich für die Interessen von Menschen<br />
mit chronischen Erkrankungen und<br />
Behinderungen. Betroffene wenden sich an die<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>, um Informationen über ihre Erkrankung<br />
und deren Behandlungsmöglichkeiten zu<br />
erhalten. Eine unabhängige und neutrale Information<br />
stellt eine Grundvoraussetzung dar,<br />
damit diese Informationsvermittlung glaubhaft<br />
und vertrauenswürdig ist. Dies kann nur<br />
gelingen, wenn die <strong>Selbsthilfe</strong> ihre Unabhängigkeit<br />
und Neutralität gegenüber anderen<br />
Akteuren im Gesundheitswesen bewahrt.<br />
Ein besonderer Fokus liegt daher auf möglichen<br />
Verflechtungen mit der Gesundheitswirtschaft.<br />
Viele Organisationen sind auf Spenden<br />
und sonstige Förderungen angewiesen, um<br />
ihre verschiedenen Angebote und Aktivitäten<br />
zu finanzieren. Hierzu zählt unter anderem<br />
auch die Förderung durch Hersteller von<br />
Arznei mitteln und Medizinprodukten, die ihre<br />
finanzielle Unterstützung anbieten und eine<br />
Kooperation mit der <strong>Selbsthilfe</strong> eingehen.<br />
Im Idealfall können von einer solchen Zusammenarbeit<br />
beide Partner profitieren: Die <strong>Selbsthilfe</strong><br />
wird in ihrer Arbeit unterstützt und kann<br />
zur Entwicklung bedarfsgerechter Produkte<br />
beitragen. Wirtschaftsunternehmen erhalten<br />
wichtige Informationen über die Nutzer*innen<br />
ihrer Produkte und können das Erfahrungswissen<br />
der <strong>Selbsthilfe</strong> bei der Entwicklung ihrer<br />
Arznei- oder Hilfsmittel berücksichtigen. Die<br />
Annahme von Fördermitteln birgt jedoch<br />
immer auch die Gefahr, dass sich <strong>Selbsthilfe</strong>verbände<br />
bewusst oder unbewusst an den<br />
Anliegen der Wirtschaftsunternehmen orientieren.<br />
Teilweise versuchen Unternehmen<br />
auch gezielt, auf die Willensbildungsprozesse<br />
der <strong>Selbsthilfe</strong> Einfluss zu nehmen.<br />
Regeln für die Kooperation mit<br />
Wirtschaftsunternehmen<br />
Da Unabhängigkeit und Neutralität gegenüber<br />
den anderen Akteuren im Gesundheitswesen<br />
eine Grundvoraussetzung für Glaubwürdigkeit<br />
ist, haben das FORUM chronisch<br />
kranker und behinderter Menschen im PARI-<br />
TÄTISCHEN Gesamtverband und die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
<strong>Selbsthilfe</strong> (BAG-SH)<br />
bereits im Jahr 2005 Regeln für die Kooperation<br />
mit Wirtschaftsunternehmen beschlossen.<br />
Diese Regeln sind in den „Leitsätzen für die<br />
Zusammenarbeit mit Personen des privaten<br />
und öffentlichen Rechts, Organisationen und<br />
Wirtschaftsunternehmen, insbesondere im<br />
Gesundheitswesen“ 1 zusammengefasst. Bei<br />
den gemeinsamen Leitsätzen handelt es sich<br />
um eine freiwillige Selbstverpflichtung, die<br />
unabhängig von der Satzung des Paritätischen<br />
Gesamtverbandes ist.<br />
In den Leitsätzen ist festgelegt, dass die beteiligten<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>organisationen ihre fachliche<br />
und politische Arbeit ausschließlich an den<br />
Bedürfnissen und Interessen von behinderten<br />
und chronisch kranken Menschen und deren<br />
Angehörigen auszurichten haben. <strong>Selbsthilfe</strong>organisationen,<br />
die sich den Leitsätzen verpflichten,<br />
dürfen keine Zusammenarbeit mit<br />
14 Der Paritätische in Bayern