Themenheft Selbsthilfe

Selbsthilfe – Wir verbindet,
Wir stärkt, Wir hilft
„Hallo, ich bin Paul.“ Alle: „Hallo Paul.“ Paul: „Ich bin hier, weil …“. – Im Alltagsverständnis
verbinden wir mit dem Fachbegriff „Selbsthilfe“ ein vermeintlich
klassisches Bild. Ein geschlossener Raum, eine konzentrierte, angespannte und
ruhige Atmosphäre. Ist das Selbsthilfe? War sie das jemals? Ganz einfach: Ja und
nein. Die Selbsthilfe ist in ihrer Ausgestaltung so vielfältig, wie das Leben bunt ist.
Die Selbsthilfe
braucht das „WIR“ in
der Gesundheit und das
„WIR“ in der Gesellschaft.
Krankheiten und Krisen treffen
mich nämlich nicht allein.
Solidarität und Zusammenhalt
machen mich stark.
#wirhilft
Ja: Manche Gruppen geben ihren Sitzungen
eine feste Struktur, weil sie für sich beschließen,
dass ihnen die Form guttut und ihnen konkret
weiterhilft. Nein: Andere Gruppen sind sich
einig, dass eben genau das niemals ihre Form
sein würde, sie treffen sich zum Sport, zu Unternehmungen,
oder bereiten Demonstrationen
vor. Wieder andere chatten, posten oder
bewerten Tipps online.
Sobald sich Selbsthilfegruppen in öffentlich
geförderte Strukturen begeben, werden Anforderungen
an die Form der Treffen, deren Regelmäßigkeit,
die Teilnehmer*innenzahl, die Art
und Inhalte der Treffen gestellt.
Selbsthilfe ist bunt
Das vorliegende Themenheft führt einerseits
exemplarisch durch diese Selbsthilfelandschaft
und wandelt andererseits auf neuen Pfaden.
So lesen Sie Grundlegendes zum Wesen und
zur Wirkung der Selbsthilfe in den pointierten
Artikeln von Lisbeth Wagner von KISS Regensburg.
Die Rolle des Paritätischen als eine maßgebliche
Säule im System finden Sie im Artikel zu
den Förderstrukturen (S. 10). Aufgabe des Paritätischen
als Mitgliederverband ist „seine“
Selbsthilfeorganisationen zu unterstützen und
sich sozial- und gesundheitspolitisch entsprechend
seiner Leitlinien einzusetzen. Mitgliedsorganisationen
aus der Selbsthilfe sind zum
Beispiel: die Bayerische Krebsgesellschaft,
Deutsche Multiple Sklerose Landesverband
Bayern e.V., der Diabetikerbund Bayern e.V.,
Deutsche Rheumaliga Landesverband Bayern
e.V., Stottern & Selbsthilfe Bayern e.V., Aphasie
Landesverband Bayern, der Bayerische Blinden-
und Sehbehindertenbund e.V., Guttempler-Landesverband
Bayern-Thüringen (I.O.G.T.)
e.V., die Münchner und die Oberbayerischen
Psychiatrieerfahrenen, Deutsche Gesellschaft
für Muskelkranke (DGM) Landesverband Bayern
e.V. und etliche mehr.
Das Paritätische Engagement wirkt jedoch
weit über die verbandliche Mitgliedervertretung
hinaus. Deutlich wird das in den beiden
Artikeln aus dem Paritätischen Gesamtverband
von Prof. Dr. Rolf Rosenbrock zu Patientenrechten
und Unabhängigkeit (S.12) und im
Artikel von Dr. Wolfgang Busse zum Monitoring
Verfahren in der Selbsthilfe (S. 14).
Aktuelle Entwicklungen in der Selbsthilfe
spiegeln sich wieder in den Gastbeiträgen zu
Selbsthilfefreundlichkeit im Gesundheitswesen
(S.16), zum allumfassenden Thema
Daten schutz (S.18) und zu barrierefreier
Veran staltungsplanung am Beispiel von KISS
Mittelfranken (S. 20) und ihrem erfolgreichen
„Selbstival“.
Monika Nitsche
Foto: Erol Gurian
Die Praxis kommt zu Wort
Exemplarisch finden Sie bunte und vielfältige
Statements aus Selbsthilfeorganisationen und
Die Selbsthilfe ist in ihrer Ausgestaltung
so vielfältig, wie das Leben bunt ist.
Gruppen, was Selbsthilfe für sie bedeutet.
Dabei spielen ganz unterschiedliche Themen
eine Rolle: Nachwuchssorgen, Unterstützung
bei Gruppengründung, Partizipation von
Betroffenen bei weitreichenden Verhandlungen
im Gesundheitssystem, Familienunterstützung
am Beispiel der Regenbogenberatungsstelle
München, wie Selbsthilfeaktivität gegen
Stigmatisierung hilft und Junge Selbsthilfe.
Der Schwerpunkt schließt mit einem Blick von
außen. Bloggerin Dominique de Marné entwickelt
im Interview Ideen für die Zukunft der
Selbsthilfe (S.38).
D
Der Paritätische in Bayern 5