Themenheft Selbsthilfe
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Schwerpunkt<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>freundlichkeit<br />
im Gesundheitswesen<br />
Ein Netzwerk für mehr Patientenorientierung<br />
Im Netzwerk <strong>Selbsthilfe</strong>freundlichkeit und<br />
Patientenorientierung im Gesundheitswesen<br />
haben sich Gesundheitseinrichtungen, <strong>Selbsthilfe</strong><br />
organisationen und Privatpersonen zu -<br />
sammen geschlossen, die eine Idee eint: Die<br />
Zusammenarbeit mit <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen fördert<br />
das patientenorientierte Handeln von<br />
Gesundheitseinrichtungen!<br />
Die Erfahrungen zeigen:<br />
■■<br />
Die <strong>Selbsthilfe</strong> bietet ein nahezu unerschöpfliches<br />
Potential an Erfahrungswissen<br />
und Betroffenenkompetenz. <strong>Selbsthilfe</strong>freundliche<br />
Gesundheitseinrichtungen<br />
lassen dieses Know-How zum Wohle ihrer<br />
Patientinnen und Patienten unmittelbar in<br />
ihr ärztliches und pflegerisches Handeln<br />
einfließen.<br />
■■<br />
Patientinnen und Patienten mit chronischen<br />
Erkrankungen und ihre Angehörigen<br />
müssen oftmals ihr Leben lang mit<br />
den Folgen ihrer Erkrankung leben. In der<br />
gemeinschaftlichen <strong>Selbsthilfe</strong> finden sie<br />
Unterstützung für den Alltag und das<br />
Verständnis Gleichbetroffener. Sie treffen<br />
auf ein soziales Netz, das auch in schwierigen<br />
Lebenslagen hält. <strong>Selbsthilfe</strong>freundliche<br />
Gesundheitseinrichtungen fördern<br />
daher aktiv den Kontakt zwischen<br />
Patientinnen und Patienten, ihren<br />
Angehörigen und der <strong>Selbsthilfe</strong>.<br />
Vielerorts gibt es zwar eine über lange Jahre<br />
gewachsene Kooperation zwischen <strong>Selbsthilfe</strong>aktiven<br />
und Fachkräften. Diese Zusammenarbeit<br />
beruht aber meist auf persönlichen<br />
Kontakten und ist dadurch fragil: Fällt eine der<br />
Ansprechpersonen aus, droht das Ende der<br />
Kooperation. Eine systematische und strukturierte<br />
Zusammenarbeit von Gesundheitseinrichtungen<br />
mit <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen und<br />
ihren Unterstützungsstrukturen ist dagegen<br />
häufig noch nicht etabliert.<br />
Strukturierter Aufbau von<br />
Kooperation<br />
Genau hier setzt die Arbeit des Netzwerks an:<br />
Gemeinsam mit Vertreterinnen und Vertretern<br />
aus der <strong>Selbsthilfe</strong> und aus Gesundheitseinrichtungen<br />
hat es ein Kooperationskonzept<br />
entwickelt, das einen strukturierten, systematischen<br />
und damit weitestgehend personenunabhängigen<br />
Kooperationsaufbau ermöglicht.<br />
Dafür sieht es ein Kooperationsdreieck<br />
aus Gesundheitseinrichtung, <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen<br />
und der örtlichen <strong>Selbsthilfe</strong>kontaktstelle<br />
vor. Qualitätskriterien bieten Orientierung für<br />
die inhaltliche Ausgestaltung der Kooperation,<br />
denn Zusammenarbeit beinhaltet mehr als die<br />
Auslage von Informationsmaterial.<br />
Das Ziel ist eine verlässliche Zusammenarbeit,<br />
die für alle Kooperationspartner und insbesondere<br />
für Patientinnen und Patienten gewinnbringend<br />
ist. Es werden sowohl <strong>Selbsthilfe</strong>potentiale<br />
bei erkrankten Menschen aktiviert<br />
als auch systematische Mitwirkungs- und<br />
Beteiligungsmöglichkeiten für die <strong>Selbsthilfe</strong><br />
geschaffen, damit das in ihr gebündelte<br />
Erfahrungs wissen für die Verbesserung von<br />
Diagnose, Behandlung und Prävention nutzbar<br />
wird.<br />
Qualitätskriterien <strong>Selbsthilfe</strong>freundlichkeit<br />
■■<br />
Selbstdarstellung ermöglichen: Der <strong>Selbsthilfe</strong> werden Räume, Infrastruktur<br />
und Präsentationsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt.<br />
■■<br />
Auf Teilnahmemöglichkeit wird hingewiesen: Patientinnen und<br />
Patienten und ihre Angehörigen werden regelhaft und persönlich über die Möglichkeit<br />
zur Teilnahme an einer <strong>Selbsthilfe</strong>gruppe informiert.<br />
■■<br />
Die Öffentlichkeitsarbeit wird unterstützt: <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen werden<br />
in der Öffentlichkeit unterstützt und treten gegenüber der Fachöffentlichkeit als<br />
Kooperationspartner auf.<br />
■■<br />
Der Informations- und Erfahrungsaustausch ist gesichert:<br />
Zwischen <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen, <strong>Selbsthilfe</strong>kontaktstelle und Gesundheitseinrichtung<br />
findet ein regelmäßiger Informations- und Erfahrungsaustausch statt.<br />
■■<br />
Zum Thema <strong>Selbsthilfe</strong> wird qualifiziert: Die Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter der Gesundheitseinrichtung sind über das Thema <strong>Selbsthilfe</strong> informiert.<br />
Die Fort- und Weiterbildungen zur <strong>Selbsthilfe</strong> werden gemeinsam mit <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen<br />
bzw. der <strong>Selbsthilfe</strong>kontaktstelle durchgeführt.<br />
■■<br />
Partizipation der <strong>Selbsthilfe</strong> wird ermöglicht: Die Einrichtung<br />
ermöglicht Vertreterinnen und Vertretern der <strong>Selbsthilfe</strong> die Mitarbeit in geeigneten<br />
Gremien der Gesundheitseinrichtung. Noch wenig Handlungsdruck angesichts des<br />
demographischen Wandels<br />
Antje Liesener, Bundeskoordinatorin im Netzwerk<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>freundlichkeit und Patientenorientierung im<br />
Gesundheitswesen<br />
Foto: privat<br />
16 Der Paritätische in Bayern