Themenheft Selbsthilfe
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Schwerpunkt<br />
Der Paritätische in Bayern will die freie <strong>Selbsthilfe</strong>,<br />
die überwiegend junge Online-Szene, mit<br />
ins „<strong>Selbsthilfe</strong>-Boot“ holen. <strong>Selbsthilfe</strong>organisationen<br />
arbeiten zum Teil erfolgreich mit<br />
eigenen Jugendorganisationen. Gleichzeitig<br />
wächst die Online-Szene parallel. Es gäbe so<br />
viel voneinander zu lernen.<br />
Insgesamt gibt es etliche gute Entwicklungen,<br />
die regional und überregional ansetzen, wie<br />
z. B. Vorstandsnachfolgeplanung in <strong>Selbsthilfe</strong>organisationen,<br />
die „Gruppeninventur“, die „In-<br />
Gang-Setzer“, mehr Migrantenselbstorganisationen<br />
aus der Sozialen <strong>Selbsthilfe</strong>, oder es gibt<br />
neue <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen für Jüngere, wie beim<br />
Projekt JUKK: Jung. Krebs. Kontakt. unterstützt<br />
von der Bayerischen Krebsgesellschaft oder die<br />
„Young Rheumis“ aus Unterfranken.<br />
Parallele Entwicklungen aus der Gesellschaft<br />
wird der Paritätische nicht aufhalten können,<br />
aber er kann Maßnahmen initiieren, die für<br />
Austausch sorgen.<br />
„Da fehlt noch was! Wo ist mein Artikel?!“<br />
Paritätische Forderungen zur<br />
<strong>Selbsthilfe</strong><br />
■■<br />
Der Paritätische setzt sich ein für weniger<br />
Bürokratie bei der Förderung der <strong>Selbsthilfe</strong><br />
durch Landesmittel. Wichtig sind hier<br />
Erleichterungen in der Antragstellung,<br />
damit zur Verfügung stehende Mittel auch<br />
abgerufen werden.<br />
■■<br />
Mehr Geld ist im System. Aber: Das darf<br />
keine Ermüdung von Seiten der Förderung<br />
des Sozialministeriums nach sich ziehen.<br />
■■<br />
Beim Paritätischen gehen die Antragszahlen<br />
im Bereich Landesmittel zurück.<br />
Das nicht abgerufene Budget könnte für<br />
eine Erhöhung des Pauschalbetrages<br />
verwendet werden.<br />
■■<br />
Die Förderung für <strong>Selbsthilfe</strong> von chronisch<br />
kranken Menschen und Menschen mit<br />
Behinderungen gilt es für <strong>Selbsthilfe</strong>gruppen<br />
aus dem Sucht- und Psychiatriebereich<br />
zu öffnen.<br />
■■<br />
Hilfreich wäre grundsätzlich eine Öffnung<br />
der Förderfähigkeit bei häufiger nicht<br />
erreichter geforderter Mindest-Teilnehmerzahl.<br />
Eine Senkung der förderfähigen<br />
Mindestzahl auf vier Personen wäre<br />
fachlich vertretbar.<br />
■■<br />
Junge <strong>Selbsthilfe</strong> braucht andere Formen.<br />
Der Paritätische wirbt für „eine offenere,<br />
Das <strong>Themenheft</strong> gibt nur einen kleinen Einblick in die bunte <strong>Selbsthilfe</strong>landschaft. Der Paritätische<br />
Landesverband Bayern geht zur Aktionswoche mit einem <strong>Selbsthilfe</strong>-Blog<br />
online. Beiträge aus allen Feldern der <strong>Selbsthilfe</strong> sind willkommen. Aus der Sozialen <strong>Selbsthilfe</strong>,<br />
aus der Gesundheitsselbsthilfe, zu übergeordneten Themen. Ziel des Blogs ist, alle<br />
Aspekte und Facetten von SELBSTHILFE zu beleuchten. Es geht darum zu<br />
zeigen, was alles <strong>Selbsthilfe</strong> ist, Erfahrungen zu teilen, Anregungen zu geben, zu informieren-<br />
und auch zu unterhalten.<br />
Über den Blog soll die etablierte <strong>Selbsthilfe</strong>szene mit der jungen, unabhängigen Online-<br />
Szene verschränkt werden. Diese tummelt sich in Gesundheitsblogs oder in Blogs zu Sozialen-Mitmach-Themen<br />
mit großer Resonanz.<br />
Wir freuen uns über Ihre Beteiligung! kontakt@wir-hilft-blog.de<br />
Der Blog www.wir-hilft-blog.de ist gefördert von der Arbeitsgemeinschaft der Krankenkassenverbände<br />
in Bayern.<br />
flexiblere und bedarfsgerechte Förderung,<br />
die Projekte von jungen Menschen<br />
ermöglicht - auch bei sozialen Themen“,<br />
gemäß der gemeinsamen Erklärung beim<br />
Bundes treffen Junge <strong>Selbsthilfe</strong> 2016.<br />
■■<br />
In die Curricula der Gesundheitsberufe<br />
von Ärzt*in bis zur Sprechstundenhilfe<br />
sollten Bedeutung und Wirkung von<br />
<strong>Selbsthilfe</strong> aufgenommen sein.<br />
■■<br />
Mitsprache ist erkämpft. Und jetzt?<br />
Beteiligung von Patienten in Gremien<br />
ist erwünscht und auch festgeschrieben.<br />
Die Strukturen müssen aber an denjenigen<br />
ausgerichtet werden, die zu partizipieren<br />
sind. Auch <strong>Selbsthilfe</strong>aktive sind berufstätig<br />
und müssen Familie, Beruf und Engagement<br />
vereinbaren. Der Paritätische fordert,<br />
die entsprechende Gremienarbeit unter<br />
den Gesichtspunkten der Vereinbarkeit<br />
auszugestalten.<br />
■■<br />
Bürgerschaftliches Engagement ist keine<br />
Erwerbsarbeit und darf deshalb nicht in<br />
arbeitsbezogene Sozialleistungen mit<br />
einbezogen werden.<br />
■■<br />
Alle Menschen sollen sich engagieren<br />
können. Teilhabe bedeutet auch Zugänge<br />
zum selbstgewählten Engagement zu<br />
ermöglichen, das bedeutet zum Beispiel<br />
notwendige Assistenzen zu finanzieren.<br />
■■<br />
Örtliche und regionale <strong>Selbsthilfe</strong> braucht<br />
infrastrukturelle professionelle Unterstützung<br />
durch <strong>Selbsthilfe</strong>kontaktstellen.<br />
<strong>Selbsthilfe</strong>kontaktstellen erhalten auf<br />
kommunaler Ebene in höchst unterschiedlichem<br />
Maße freiwillige Leistungen von<br />
Städten und Landkreisen sowie vereinzelt<br />
von Bezirken. Diese laufen bei schlechter<br />
Haushaltslage immer Gefahr, Kürzungen<br />
zum Opfer zu fallen bzw. an manchen<br />
Orten im Land völlig unzureichend sind.<br />
Auch die gesetzlichen Krankenkassen<br />
fördern <strong>Selbsthilfe</strong>kontaktstellen dankenswerter<br />
Weise in steigendem Maße,<br />
verstehen sich jedoch zu Recht lediglich als<br />
Zuschuss geber. Im Sinne einer Gemeinschaftsförderung<br />
braucht es eine substanzielle<br />
finanzielle Förderung durch das Land.<br />
Sie könnte ein Grundstock zur Absicherung<br />
der bestehenden Einrichtungen und<br />
Starthilfe für den weiteren flächendeckenden<br />
Ausbau von <strong>Selbsthilfe</strong>kontaktstellen<br />
im Freistaat sein.<br />
Monika Nitsche<br />
6 Der Paritätische in Bayern