bin ich «psycho», wenn ich mich beraten lasse? - Schulen Ruswil
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BIN ICH «PSYCHO»,<br />
WENN ICH MICH BERATEN LASSE?<br />
Es gibt einige Schüler/innen und Eltern,<br />
die das Beratungsangebot der Schulsozialarbeit<br />
(SSA) <strong>Ruswil</strong> im vergangenen Jahr<br />
freiwillig genutzt haben. Diese Schüler/innen<br />
kamen mit persönl<strong>ich</strong>en Anliegen, z.B.<br />
<strong>wenn</strong> sie s<strong>ich</strong> in der K<strong>lasse</strong> n<strong>ich</strong>t wohl fühlten<br />
oder <strong>wenn</strong> sie Probleme mit den Eltern<br />
oder Lehrpersonen hatten.<br />
Die Schulsozialarbeit wird zurzeit in allen<br />
öffentl<strong>ich</strong>en Schweizer <strong>Schulen</strong> eingeführt.<br />
Es ist ein w<strong>ich</strong>tiges Ziel der SSA,<br />
dass die Schüler/innen bei Bedarf mögl<strong>ich</strong>st<br />
unkompliziert und vor Ort Hilfe in<br />
Anspruch nehmen können. Die SSA ist<br />
auch für Eltern sowie für Lehrpersonen eine<br />
Anlaufstelle.<br />
Im Moment beschäftigen s<strong>ich</strong> die <strong>Schulen</strong><br />
<strong>Ruswil</strong> mit dem Thema «selbstgesteuertes<br />
Lernen». Ich finde es w<strong>ich</strong>tig, dass dieses<br />
Thema n<strong>ich</strong>t nur in Bezug auf das Vermitteln<br />
des Schulstoffes verstanden wird. Unsere<br />
Kinder und Jugendl<strong>ich</strong>en werden auch<br />
in sozialer Hins<strong>ich</strong>t gefördert und gefordert.<br />
Ein w<strong>ich</strong>tiger Aspekt der Selbststeuerung<br />
ist für m<strong>ich</strong>, dass jeder Einzelne s<strong>ich</strong><br />
soweit kennen lernt, dass er eigene Körpersignale<br />
und Reaktionen aus dem persönl<strong>ich</strong>en<br />
Umfeld ernst nimmt. Es gibt<br />
aber auch Situationen, in denen es hilfre<strong>ich</strong><br />
sein kann, Schulkollegen, die s<strong>ich</strong> in<br />
einer persönl<strong>ich</strong>en Krise befinden, darauf<br />
hinzuweisen, dass es verschiedene professionelle<br />
Anlaufstellen gibt, die sie unterstützen.<br />
Leider soll es schon vorgekommen sein,<br />
dass Schüler/innen von Mitschülern/innen<br />
gehänselt und verspottet wurden, weil sie<br />
aus meinem Büro gekommen sind. Eine<br />
zieml<strong>ich</strong> «üble» Sache – so finde <strong>ich</strong>. Stellt<br />
euch vor, ihr seid in einer persönl<strong>ich</strong>en Krise<br />
und das Wasser steht euch bis zum Hals.<br />
Ihr versucht dann Hilfe zu holen, um die<br />
Situation erträgl<strong>ich</strong>er zu gestalten. Dabei<br />
werdet ihr von euren Kollegen und Freunden<br />
verspottet und ausgelacht. Es ist<br />
selbstredend, dass solche Reaktionen unüberlegt,<br />
arrogant und dumm sind!<br />
Ich <strong>bin</strong> weder Psychiater noch <strong>bin</strong> <strong>ich</strong> Therapeut.<br />
Meine Tätigkeit als Sozialpädagoge<br />
ist (unter anderem) beizutragen, dass unsere<br />
Schüler/innen ihr Leben aktiv und verantwortungsvoll<br />
in die eigenen Hände nehmen.<br />
Ich finde es sehr schade, <strong>wenn</strong> jemand<br />
innerhalb der Schulgemeinschaft<br />
oder sogar der eigenen K<strong>lasse</strong> als «Psycho»<br />
betitelt wird, weil er oder sie Hilfe zur<br />
Selbsthilfe beansprucht.<br />
Zudem ist jemand, der in psychiatrischer<br />
oder therapeutischer Behandlung steht,<br />
n<strong>ich</strong>t unheilbar krank. Psychische Erkrankungen<br />
können jeden Menschen in jedem<br />
Alter treffen. Die Betroffenen sind jedoch<br />
darauf angewiesen, dass sie sowohl fachl<strong>ich</strong><br />
wie auch im Familien- und/oder Bekanntenkreis<br />
die nötige Unterstützung erhalten.<br />
Seit mehreren Jahren haben viele<br />
Psychiater und Therapeuten längere Wartelisten<br />
für angehende Patienten, die s<strong>ich</strong><br />
freiwillig behandeln <strong>lasse</strong>n möchten. Ist<br />
jemand, der Hilfe in Anspruch nimmt, deswegen<br />
ein «Psycho»?<br />
In meinem zweiten Jahr als Schulsozialarbeiter<br />
werde <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> vermehrt in den<br />
Schulk<strong>lasse</strong>n aufhalten. Dabei werde <strong>ich</strong><br />
von den Lehrpersonen als zusätzl<strong>ich</strong>e Unterstützung<br />
bei sozialen Themen eingesetzt.<br />
So werden wir präventiv Süchte, sexuelles<br />
Fehlverhalten und Gewaltanwendung<br />
ergänzend thematisieren können.<br />
Meine Zusammenarbeit mit den Lehrpersonen<br />
ist unterstützend und hat wirkl<strong>ich</strong><br />
n<strong>ich</strong>ts mit «Psycho» gemeinsam!<br />
Eine K<strong>lasse</strong> ist also n<strong>ich</strong>t «Psycho», nur<br />
weil der Schulsozialarbeiter in gewissen<br />
Lektionen mit einbezogen wird!<br />
Ich freue m<strong>ich</strong> sehr auf die weitere Zusammenarbeit<br />
und auf viele spannende Begegnungen.<br />
Euer Remo Dalla Vecchia, Schulsozialarbeiter<br />
Mirco Studer (rechts) und Stefan Frei (links)<br />
beim Modell bauen im Bildnerischen Gestalten.<br />
Foto chöschu<br />
NEUE ZEITEN<br />
Ab dem 1. Januar 2011 hat die Schulsozialarbeit<br />
neue Arbeitszeiten: Montag,<br />
Dienstag, Donnerstag und Freitag: 8.00<br />
Uhr bis 16.00 Uhr. Und weitere Termine<br />
nach Vereinbarung. Natel 079 566 55 28,<br />
ssa@ruswil.educanet2.ch<br />
SCHULSPIEGEL | 13