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bin ich «psycho», wenn ich mich beraten lasse? - Schulen Ruswil

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SCHULE IST ANDERS... ALS ICH MIR DACHTE<br />

ALS SENIOR IM KLASSENZIMMER<br />

Als «Generationenprojekt» der Pro Senectute<br />

ist der Einsatz von rüstigen Seniorinnen<br />

und Senioren in K<strong>lasse</strong>nzimmern gedacht.<br />

Dabei sollen die jungen Lernenden von der<br />

Erfahrung der Ältern profitieren, indem die<br />

Senioren und Seniorinnen ihr Wissen und<br />

ihre Erfahrung zur Verfügung stellen und<br />

auch schwächere Schüler hie und da bei ihrer<br />

Arbeit unterstützen. Dass dabei die Senioren<br />

von der Lebensfreude, der Fröhl<strong>ich</strong>keit,<br />

aber auch vom unbefangenen Umgang<br />

der Knaben und Mädchen mit den neuen<br />

Medien profitieren, ist die schöne Kehrseite<br />

der Medaille.<br />

Als ehemaliger Lehrer an der Kantonsschule<br />

Luzern (pensioniert seit 2001) war <strong>ich</strong><br />

neugierig, wie s<strong>ich</strong> die Schule, vor allem<br />

die Volksschule, in letzter Zeit entwickelt<br />

hat. Was hört man doch klagen: Die Schüler<br />

können s<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t mehr konzentrieren,<br />

sind laut, rücks<strong>ich</strong>tslos im Umgang mit andern,<br />

ja gewalttätig, von korrektem Schreiben<br />

keine Spur mehr, rechnen können sie<br />

nur noch mit dem Taschenrechner usw. Das<br />

Schuljahr in der K<strong>lasse</strong> 6b bei Eliane Meier<br />

im Dorfschulhaus <strong>Ruswil</strong> hat m<strong>ich</strong> eines<br />

Bessern belehrt. Was m<strong>ich</strong> von Anfang an<br />

und das ganze Jahr hindurch beeindruckte:<br />

Die Schülerinnen und Schüler waren topmotiviert.<br />

Vielle<strong>ich</strong>t hatte <strong>ich</strong> schon etwas<br />

Glück mit dieser K<strong>lasse</strong>. Ob beim Arbeiten<br />

an einem Übungsblatt für die grammatischen<br />

Fälle, an einem Blatt voller geografischer<br />

Namen und Begriffe, die zugeordnet<br />

werden mussten, ob im Internet, bei Vorträgen,<br />

<strong>ich</strong> staunte und freute m<strong>ich</strong> an der<br />

produktiven Arbeitsatmosphäre. Da <strong>ich</strong><br />

aber n<strong>ich</strong>t nur der «Grosspapi» in der K<strong>lasse</strong><br />

sein wollte, der «von früher erzählte, wo<br />

alles besser war», wollte <strong>ich</strong> die Schüler<br />

auch von meinem Wissen profitieren <strong>lasse</strong>n.<br />

Die anfängl<strong>ich</strong>e Zurückhaltung der<br />

Schüler legte s<strong>ich</strong> bald einmal. Ich bekam<br />

das Gefühl, dass die Zeit und Aufmerksamkeit<br />

geschätzt wurde, die <strong>ich</strong> den Schülern<br />

beim Lösen der Aufgaben, beim Betreuen<br />

von Partnerarbeiten, beim Korrigieren von<br />

Arbeitsblättern schenkte. Beim Besuch des<br />

Pfarrhofes mit Bes<strong>ich</strong>tigung und Arbeit im<br />

Pfarrarchiv, bei der kulturhistorischen Ex-<br />

kursion auf dem Kapellenweg nach St. Ulr<strong>ich</strong><br />

im Rahmen des M+U-Projektes über<br />

Weltreligionen oder beim Blick ins Leben<br />

der Steinzeitmenschen freute <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> an<br />

der wachen Aufmerksamkeit und am Mitdenken<br />

und Nachfragen der Schüler. Wie<br />

gesagt, <strong>ich</strong> hatte vielle<strong>ich</strong>t Glück, in einer<br />

besonders vifen, disziplinierten, angenehmen<br />

K<strong>lasse</strong> zu sein. Mag sein, dass die<br />

Schüler anges<strong>ich</strong>ts der Fülle des Stoffes<br />

und der Lehrpläne n<strong>ich</strong>t immer genügend<br />

in die Tiefe gehen können, dass gewisse<br />

Anforderungen und Fähigkeiten, die früher<br />

von Bedeutung waren, heute n<strong>ich</strong>t mehr<br />

«in» sind. Dafür können die Schüler anderes:<br />

Sie sind selbständiger, selbstverantwortl<strong>ich</strong>er,<br />

offener, begeisterungsfähiger,<br />

aber auch anspruchsvoller, ja fordernder als<br />

früher. Das Jahr als Senior im K<strong>lasse</strong>nzimmer<br />

hat mir gefallen, hat mir den Blick auf<br />

die heutige Schule geweitet und die Welt<br />

der Schüler in einem neuen, erfreul<strong>ich</strong>en<br />

L<strong>ich</strong>te gezeigt.<br />

<strong>Ruswil</strong>, im Juni 2010. Rudolf Gut<br />

SCHULSPIEGEL<br />

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