sondern Mehrsprachigkeit! - AGPA
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D a f B r u c k e D a F B r u c k e<br />
26<br />
<strong>AGPA</strong> - Chile<br />
Christina Maria Kirschbaum<br />
Magisterstudium der Neueren Angistik/Amerikanistik,<br />
Älteren Anglistik, Neueren Deutschen Philologie<br />
und Romanistischen Sprachwissenschaft<br />
(Spanisch) an der Heinrisch-Heine-Universität<br />
Düsseldorf.<br />
Seit 2008 als DAAD-Sprachassistentin an der<br />
Universidad Nacional de Colombia in Bogotá.<br />
Christina Maria Kirschbaum<br />
Literatur im<br />
DaF-Studium -<br />
eine Verteidigung<br />
Die Universidad Nacional de Colombia in Bogotá hat ihren Studiengang Filología<br />
e Idiomas - Alemán, der bislang eine Mischung aus Germanistik und<br />
DaF war, zu einem DaF-Studiengang „zurechtgestutzt”, indem sie die Kurse für<br />
Sprachwissenschaft, Landeskunde und Literatur nun fast alle zu Wahlpflichtfächern<br />
gemacht hat - allerdings ohne dabei das Angebot an anderen, für die DaF-<br />
Ausbildung relevanten Kurse zu erhöhen. Die Literatur- und Landeskundekurse<br />
konkurrieren nun auch mit den Kursen anderer Abteilungen, die früher nur ein<br />
Zusatzangebot waren, um die Gunst der Studierenden. Obligatorisch sind nun<br />
nur noch eine spanische Einführung in die Literaturwissenschaft und ein Kurs<br />
in deutscher Literatur. Dieses Semester sind die anderen beiden Literaturkurse<br />
aufgrund mangelnden Interesses vonseiten der Studierenden nicht zustande<br />
gekommen, was zeigt, dass sie genau wie die Fakultät diese Kurse als eher<br />
unwichtig einschätzen.<br />
Doch kann man ohne Literaturkenntnisse wirklich ein guter DaF-Lehrer werden?<br />
Einige werden sicher argumentieren, dass Didaktik- und Sprachkenntnisse<br />
hierfür das Wichtigste sind. Aber wie soll man, ohne je ein Buch auf Deutsch<br />
gelesen zu haben, im Ausland von einem Niveau C1, auf dem man ja (zumindest<br />
theoretisch) die gesamte Grammatik beherrscht und sich in den meisten Lebenslagen<br />
ausdrücken kann, zu einem Niveau C2 gelangen? Für diesen Prozess<br />
spielt Literatur eine nicht unerhebliche Rolle, da besonders im Rahmen eines<br />
Literaturkurses globales Lesen gezielt trainiert und das Leseverhalten so einem<br />
muttersprachlichen Verhalten angenähert werden kann. Außerdem bedeutet das<br />
Lesen deutscher Literatur eine intensive Beschäftigung mit der deutschen Sprache,<br />
die sonst außerhalb des Unterrichts kaum gegeben ist. Dies trägt somit zur<br />
Erweiterung des Wortschatzes bei. Davon abgesehen bieten Lesen und die an -<br />
schließende Interpretation der Texte, die Möglichkeit, Dinge aus verschiedenen<br />
Perspektiven zu sehen, sie regen zu kritischem Denken an und können zur Persönlichkeitsbildung<br />
beitragen, was in Anbetracht der Tatsache, dass die meisten<br />
Studenten in Kolumbien ihr Studium bereits mit 17 Jahren beginnen, ein nicht<br />
unerheblicher Faktor ist. Literatur transportiert ebenfalls kulturelles Wissen und<br />
kann so die oft mangelhafte Allgemeinbildung in den Bereichen Geschichte und<br />
Politik verbessern helfen. Man kann schwer von der Hand weisen, dass ein Lehrer,<br />
der mehr weiß, mit denselben Methoden auch mehr vermitteln kann.<br />
Abschließend bleibt natürlich noch zu sagen, dass Lesen neben seinem Nutzen<br />
auch Freude bereitet - vor allem, wenn man sich daran erinnert, dass man wenige<br />
Semester zuvor kein Wort Deutsch konnte und nun einen schwierigen Text<br />
gemeistert hat!