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GESUNDHEIT<br />
aber im Auge behalten ... Manchmal<br />
schleichen sich Zwänge wieder aus. Von<br />
einer Zwangsstörung wird in der Regel erst<br />
gesprochen, wenn die Betroffenen unter<br />
ihrer Situation leiden.<br />
War das bei dir so?<br />
Leider nein. Ich nehme bis heute Medikamente<br />
und habe immer wieder depressive<br />
Schübe, weil die Zwangserkrankung so<br />
erschöpfend ist.<br />
Hätte dir damals so ein Buch<br />
geholfen?<br />
Ja, sehr. Damals, es waren die 1980er-Jahre,<br />
da war das Thema in der Gesellschaft nicht<br />
bekannt. Ich verheimlichte meine Krankheit,<br />
was ganz typisch ist, weil man sich schämt.<br />
14 Jahre lang lebte ich so, bis ich mit Mitte<br />
20 aufgrund eines Nervenzusammenbruchs<br />
in die Psychiatrie musste. Mir hätte<br />
es sehr geholfen, so ein Buch zu haben.<br />
Zwangsstörungen sind sehr individuell, aber<br />
es gibt Parallelen, hier setzt das Buch an.<br />
Trifft dich als Autor die aktuelle<br />
Corona-Krise stark?<br />
Es hat so viele betroffen, Menschen mit<br />
einer Zwangserkrankung werden aber<br />
womöglich stärker davon mitgenommen.<br />
Das Gefühl der Unsicherheit ist ein Träger<br />
von Angst und Zwängen. Viel Beschäftigung<br />
beruflicher Art fiel weg, da musste ich<br />
dann gegenarbeiten, damit dieser freie<br />
Raum nicht von den Zwängen besetzt wird.<br />
Struktur hilft, bei mir war es die Arbeit an<br />
dem Buch. Und mein Lebenspartner Rosa,<br />
der mir permanent zur Seite steht. Ich<br />
bin froh, dass ich ihn als Partner habe. Es<br />
waren schwierige Zeiten, die Behandlungsmöglichkeiten<br />
sind bei mir ja auch relativ<br />
ausgeschöpft. Was mir auch geholfen hat,<br />
war der professionelle Blick auf das alles<br />
durch meine Psychologin, wenn ich mit ihr<br />
telefoniert habe.<br />
Worauf freust du dich gerade?<br />
Dass alles leichter wird, dass wieder Normalität<br />
einzieht, ohne dass es kippt und<br />
noch drastischere Maßnahmen kommen.<br />
Über allem steht immer meine psychische<br />
Gesundheit, je nach Verfassung erlebe<br />
ich das Leben sehr unterschiedlich. Wenn<br />
die Krankheit im Hintergrund ist, geht es<br />
mir gut, das reicht dann eigentlich aus.<br />
Aber natürlich freue ich mich auf die<br />
Buchveröffentlichung und das Feedback<br />
darauf.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
ganz wunderbar illustriert an. Denn<br />
Homophobie – und andere Arten von<br />
Diskriminierung! – versteckt sich in<br />
der Umgangssprache, im Alltag hinter<br />
auch unbedachten Fragen. Ist einem<br />
das Muster zu schwul? Macht man<br />
sich hier zum Bimbo? Nervt die<br />
Tucke? – Das Buch liefert dir Bilder<br />
und vor allem informative Texte voller<br />
Fakten. Ein Buch, das helfen kann,<br />
sich weiterzuentwickeln.<br />
Unser Alltag ist voller Diskriminierung<br />
– die gilt es Schritt für Schritt<br />
abzubauen. Und nein, niemand will<br />
an die ach so wichtigen Traditionen,<br />
aber Schlechtes ist eben schlecht und<br />
muss weg. Egal, ob es sich um Wörter<br />
wie Negerkuss oder Schwuchtel<br />
handelt. Und nicht alles, was Désirée<br />
Nick oder Herr Nuhr, früher auch mal<br />
Herr Kalkofe und „Little Britain“, posten<br />
und äußern, ist immer nur lustig und<br />
Parodie. Kunst kann auch verletzen. Aber<br />
es scheinen sich ja alle zum Guten zu<br />
verändern. *rä<br />
Julius Thesing „You don’t look gay –<br />
eine Auseinandersetzung mit homophober<br />
Diskriminierung“,<br />
www.bohem-verlag.de