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Leo September / Oktober 2020

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GESUNDHEIT<br />

aber im Auge behalten ... Manchmal<br />

schleichen sich Zwänge wieder aus. Von<br />

einer Zwangsstörung wird in der Regel erst<br />

gesprochen, wenn die Betroffenen unter<br />

ihrer Situation leiden.<br />

War das bei dir so?<br />

Leider nein. Ich nehme bis heute Medikamente<br />

und habe immer wieder depressive<br />

Schübe, weil die Zwangserkrankung so<br />

erschöpfend ist.<br />

Hätte dir damals so ein Buch<br />

geholfen?<br />

Ja, sehr. Damals, es waren die 1980er-Jahre,<br />

da war das Thema in der Gesellschaft nicht<br />

bekannt. Ich verheimlichte meine Krankheit,<br />

was ganz typisch ist, weil man sich schämt.<br />

14 Jahre lang lebte ich so, bis ich mit Mitte<br />

20 aufgrund eines Nervenzusammenbruchs<br />

in die Psychiatrie musste. Mir hätte<br />

es sehr geholfen, so ein Buch zu haben.<br />

Zwangsstörungen sind sehr individuell, aber<br />

es gibt Parallelen, hier setzt das Buch an.<br />

Trifft dich als Autor die aktuelle<br />

Corona-Krise stark?<br />

Es hat so viele betroffen, Menschen mit<br />

einer Zwangserkrankung werden aber<br />

womöglich stärker davon mitgenommen.<br />

Das Gefühl der Unsicherheit ist ein Träger<br />

von Angst und Zwängen. Viel Beschäftigung<br />

beruflicher Art fiel weg, da musste ich<br />

dann gegenarbeiten, damit dieser freie<br />

Raum nicht von den Zwängen besetzt wird.<br />

Struktur hilft, bei mir war es die Arbeit an<br />

dem Buch. Und mein Lebenspartner Rosa,<br />

der mir permanent zur Seite steht. Ich<br />

bin froh, dass ich ihn als Partner habe. Es<br />

waren schwierige Zeiten, die Behandlungsmöglichkeiten<br />

sind bei mir ja auch relativ<br />

ausgeschöpft. Was mir auch geholfen hat,<br />

war der professionelle Blick auf das alles<br />

durch meine Psychologin, wenn ich mit ihr<br />

telefoniert habe.<br />

Worauf freust du dich gerade?<br />

Dass alles leichter wird, dass wieder Normalität<br />

einzieht, ohne dass es kippt und<br />

noch drastischere Maßnahmen kommen.<br />

Über allem steht immer meine psychische<br />

Gesundheit, je nach Verfassung erlebe<br />

ich das Leben sehr unterschiedlich. Wenn<br />

die Krankheit im Hintergrund ist, geht es<br />

mir gut, das reicht dann eigentlich aus.<br />

Aber natürlich freue ich mich auf die<br />

Buchveröffentlichung und das Feedback<br />

darauf.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

ganz wunderbar illustriert an. Denn<br />

Homophobie – und andere Arten von<br />

Diskriminierung! – versteckt sich in<br />

der Umgangssprache, im Alltag hinter<br />

auch unbedachten Fragen. Ist einem<br />

das Muster zu schwul? Macht man<br />

sich hier zum Bimbo? Nervt die<br />

Tucke? – Das Buch liefert dir Bilder<br />

und vor allem informative Texte voller<br />

Fakten. Ein Buch, das helfen kann,<br />

sich weiterzuentwickeln.<br />

Unser Alltag ist voller Diskriminierung<br />

– die gilt es Schritt für Schritt<br />

abzubauen. Und nein, niemand will<br />

an die ach so wichtigen Traditionen,<br />

aber Schlechtes ist eben schlecht und<br />

muss weg. Egal, ob es sich um Wörter<br />

wie Negerkuss oder Schwuchtel<br />

handelt. Und nicht alles, was Désirée<br />

Nick oder Herr Nuhr, früher auch mal<br />

Herr Kalkofe und „Little Britain“, posten<br />

und äußern, ist immer nur lustig und<br />

Parodie. Kunst kann auch verletzen. Aber<br />

es scheinen sich ja alle zum Guten zu<br />

verändern. *rä<br />

Julius Thesing „You don’t look gay –<br />

eine Auseinandersetzung mit homophober<br />

Diskriminierung“,<br />

www.bohem-verlag.de

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