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Leo September / Oktober 2020

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MÜNCHEN<br />

SEPTEMBER / OKTOBER <strong>2020</strong> | AUSGABE 169 | WWW.MÄNNER.MEDIA<br />

MÜNCHEN<br />

Queer Film<br />

Festivals<br />

TECHNIK<br />

KUNST<br />

Pierre et Gilles<br />

präsentieren<br />

neue Werke<br />

SMARTES<br />

LEBEN<br />

INTERVIEWS: JOY DENALANE, HURTS, MARIANNE ROSENBERG, KATY PERRY, ERASURE


Rund um die Uhr offen!<br />

– das ganze Jahr –<br />

Wir haben ein riesiges Warensortiment<br />

Getränke, Spirituosen, Weine, Sekt, Champagner, Bierauswahl aus 300 versch. Sorten aus aller Welt,<br />

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die Uhr warme Snacks und Speisen, Zigaretten, Tabakwaren, Tabakzubehör, sämtliche Telefonkarten,<br />

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INTRO 3<br />

Inhalt<br />

epaper.männer.media<br />

Alle Magazine online!<br />

STYLE<br />

HEAVYTOOL: „Meine<br />

Gear ist als Nischenprodukt<br />

konzipiert, als<br />

Ergänzung zu namhaften<br />

Fetisch-Brands, die<br />

ja alle seit Jahren scharfe<br />

Rubber Gear anbieten.<br />

Ich habe mich da an<br />

meinen eigenen Interessen<br />

orientiert.“<br />

KULTUR<br />

Rüdiger Guhl aus Hamm<br />

hat ein ungewöhnliches<br />

Kunstprojekt gestartet,<br />

das sich dem „besten<br />

Stück“ des Mannes<br />

widmet.<br />

„@your_dick_pic_in_oil“<br />

heißt das Projekt, in<br />

dem er sich mithilfe der<br />

Ölmalerei NUR um den<br />

Penis seines jeweiligen<br />

Models kümmert.<br />

Kostenlos<br />

Liebe Queers,<br />

als dieses Heft entstand, schwitzten<br />

wir bei über 30 Grad im Verlag, die<br />

Sonne verbrannte die ohnehin leidenden<br />

Straßenbäume, man sehnte sich<br />

schon nach dem Herbst. Und der wird<br />

toll! Nicht nur in Sachen Musik tut<br />

sich viel Gutes, Newcomer und „alte<br />

Häsinnen“ setzen zum Comeback<br />

an. Zudem führten wir zahlreiche<br />

Interviews mit Machern und Helden<br />

der Community, die auch in Corona-<br />

Zeiten Mut geben und mit Zuversicht<br />

in die Zukunft blicken lassen.<br />

Deine LEO und männer* Redaktion<br />

Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />

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www.leo-magazin.de<br />

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4 POLITIK<br />

„WIR SIND FÜR DICH DA“<br />

Jugendaktion erlebt<br />

Neuauflage<br />

Bereits seit Längerem gibt es eine städtische Plakatkampagne,<br />

die lesbische, schwule und bisexuelle<br />

Jugendliche in den Mittelpunkt stellt. Neu ist das Motiv<br />

zum Thema „geschlechtliche Vielfalt“, das diese Materie<br />

ins Bewusstsein der Menschen rücken soll.<br />

FOTO: MICHAEL NAGY<br />

Es reiht sich in die Piktogrammgestaltung der Kampagne<br />

ein und zeigt zwei Figuren, eine als vermeintlich „männlich“,<br />

eine als vermeintlich „weiblich“ dargestellt. Dazwischen<br />

werden mögliche geschlechtliche Identitäten benannt.<br />

So soll vermittelt werden, dass diese Identitäten in jedem<br />

Menschen auf unterschiedliche Weise vorkommen können.<br />

Oberbürgermeister Dieter Reiter unterstützt die Aktion:<br />

„Die Frage nach Geschlecht und geschlechtlicher Identität<br />

ist eine höchst sensible und auch persönliche Frage. Ich<br />

freue mich sehr, dass die Koordinierungsstelle mit dem<br />

neuen Plakatmotiv eine sympathische, freundliche, aber<br />

auch klare Botschaft in die Stadtgesellschaft schickt.“ Die<br />

Plakate werden ab dem 11. <strong>September</strong> in der Öffentlichkeit<br />

zu sehen sein. *bm<br />

www.wirsindfuerdichda.org<br />

AUCH SÖDER UNTERSTÜTZT<br />

München will die GAY GAMES<br />

Das größte queere Sportfest<br />

der Welt soll im August 2026<br />

in München stattfinden.<br />

Was vor einem halben Jahr eine ambitionierte<br />

Fantasie aus dem Umkreis des<br />

Sportvereins Team München war, hat die<br />

erste Hürde genommen: Trotz unsicherer<br />

Finanzlage und coronabedingter Zurückhaltung<br />

bei allen städtischen Ausgaben<br />

beschloss der Münchner Stadtrat kurz vor<br />

der Sommerpause, die Bewerbung Münchens<br />

als Ausrichter der XII. Gay Games zu<br />

unterstützen. Dazu gehört in einem ersten<br />

Schritt die Zusicherung, den Großteil der<br />

Kosten für die Bewerbung (rund 60.000<br />

Euro) zu übernehmen. Das Gesamtbudget<br />

der Gay Games wird mit rund 7,7 Millionen<br />

Euro veranschlagt. Der Antrag war Anfang<br />

Juli von den Fraktionen Grüne/Rosa Liste<br />

und SPD/Volt eingebracht worden und<br />

am 23. Juli gegen die Stimmen der AfD<br />

durchgekommen. Deren Gegenargument:<br />

Die zahlungskräftigen Homos sollten<br />

ihre Spiele doch selber finanzieren, wie<br />

Stadtrat Thomas Niederbühl (Rosa Liste)<br />

berichtet.<br />

Die Gay Games sind mit rund 15.000<br />

Sportlerinnen und Sportlern weltweit die<br />

größte Breitensportveranstaltung und<br />

finden alle vier Jahre statt. Neben rund<br />

35 Sportarten besteht die Veranstaltung<br />

aus einem Kulturprogramm sowie einer<br />

Human-Rights-Konferenz.<br />

AUCH MARKUS SÖDER IST DAFÜR<br />

„Die Chancen für München stehen gut“,<br />

so Beppo Brem aus dem Vorstand des<br />

Gay Games 2026 e. V., der die Bewerbung,<br />

Organisation und Ausführung der Spiele<br />

zur Aufgabe hat. „Die hervorragend<br />

organisierten Münchner EuroGames 2004<br />

haben Eindruck hinterlassen, zudem gilt<br />

München international als weltoffen und<br />

queer-freundlich“, so der Grünen-Stadtrat.<br />

Auch Landesvater Markus Söder begrüßt<br />

die Bewerbung: „Jedes Großereignis,<br />

das München bekommt, ist gut für<br />

uns“, sagte der CSU-Vorsitzende dem<br />

RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).<br />

ACHT STÄDTE BEWERBEN SICH<br />

Übrigens: Nicht nur München möchte die<br />

Spiele, sieben weitere Städte haben ihr<br />

Interesse bekundet. Bereits im Herbst<br />

<strong>2020</strong> müssen nun die Bewerbungsunterlagen<br />

eingereicht werden, im Februar<br />

2021 werden die aussichtsreichsten drei<br />

Bewerberstädte benannt – nur sie bleiben<br />

im Rennen. Die endgültige Entscheidung,<br />

in welcher Stadt die XII. Gay Games<br />

2026 stattfinden, soll schließlich am 21.<br />

November 2021 bei der jährlichen Hauptversammlung<br />

der Federation of Gay Games<br />

(FGG) in Hongkong stattfinden. *bm<br />

www.gaygames2026munich.org<br />

GRAFIK: GAYGAMES 2026 MUNICH E. V.


QUEREES WOHNPROJEKT STARTET<br />

Wohnen unter’m<br />

REGENBOGEN<br />

POLITIK 5<br />

Das Wohnprojekt für queere Seniorinnen und<br />

Senioren kann starten. Der Sozialausschuss der<br />

Landeshauptstadt München stimmte Anfang Juli<br />

(ohne Gegenstimmen!) dem Finanzierungszuschuss<br />

für das Projekt „Wohnen unter’m Regenbogen“ zu,<br />

das sozial verträgliche Mieten speziell für die Zielgruppe<br />

älterer lesbischer, schwuler, trans* und inter Menschen<br />

garantieren soll.<br />

FOTO: STEIDLE ARCHITEKTEN<br />

Dazu entsteht in der ehemaligen<br />

„Sendlinger Wüste“<br />

an der Radlkoferstraße ein<br />

neues Wohnprojekt, das<br />

selbstbestimmtes Leben für<br />

diese Klientel ermöglichen<br />

soll. Nach jahrelangen Vorbereitungen<br />

und konzeptionellen<br />

Diskussionen, die mit<br />

der LGBTIQ*-Community<br />

geführt wurden, gingen<br />

die Münchner Aids-Hilfe<br />

e. V. und die Münchenstift<br />

GmbH eine Kooperation ein.<br />

Das Projekt bietet Raum<br />

zum Leben – auch in Pflegebedürftigkeit<br />

und während<br />

des Sterbeprozesses.<br />

Neben acht Ein- und zwanzig<br />

Zweizimmerwohnungen<br />

entstehen im Gebäude<br />

auch Räumlichkeiten für<br />

das Beratungsangebot von<br />

rosaAlter sowie eine gastronomische<br />

Einheit. „Dieses<br />

Wohnprojekt war uns eine<br />

Herzensangelegenheit“,<br />

so Stadtrat und MüAH-<br />

Geschäftsführer Thomas<br />

Niederbühl. „Für die Münchner<br />

LGBTIQ*-Community<br />

ist das eine gute Nachricht!“<br />

Siegfried Benker, Vorsitzender<br />

der Münchenstift GmbH<br />

ergänzt: „Bundesweit zieht<br />

München nun mit Berlin<br />

gleich, denn nirgendwo<br />

sonst gibt es eine ähnliche<br />

Dichte an vergleichbaren<br />

Angeboten.“ Der erste<br />

Spatenstich war bereits<br />

2019 erfolgt, 2022 sollen<br />

die ersten Mieter einziehen.<br />

*bm<br />

Dietmar Holzapfel<br />

und Josef Sattler,<br />

gut vernetzt<br />

Wir vernetzen München seit 157 Jahren.<br />

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6 POLITIK<br />

BAYERISCHER<br />

LANDTAG<br />

FOTO: SPD LANDTAGSFRAKTION<br />

LGBTIQ* sollen gestärkt werden<br />

Bundesweit ist Bayern das<br />

Schlusslicht in Sachen queerer<br />

Gleichstellungspolitik. Jetzt<br />

empfiehlt der Sozialausschuss<br />

im Bayerischen Landtag, den Antrag von<br />

SPD, FDP und Grünen „Zur Verbesserung<br />

der Situation von LGBTIQ* in Bayern“<br />

anzunehmen. Immerhin, möchte man<br />

sagen: Nachdem sich die Bayerische<br />

Staatsregierung jahrelang gegen Maßnahmen<br />

zur Förderung der Gleichstellung<br />

von LGBTIQ* gewehrt hatte, konnte die<br />

Opposition kurz vor der Sommerpause<br />

einen Erfolg für die queere Community<br />

verbuchen – und zwar über den Sozialausschuss.<br />

Nach etlichen Expertenanhörungen<br />

stimmte man dort im Juli einem<br />

Antragspaket von SPD, Grünen und FDP<br />

zu, demzufolge sich im Jahr <strong>2020</strong>/21<br />

einiges bewegt im Freistaat: So soll die<br />

Beratungsinfrastruktur für queere Personen<br />

im ländlichen Raum verbessert werden,<br />

außerdem wird man überprüfen, ob die<br />

Gesundheitsfürsorge von trans* Menschen<br />

im Freistaat gewährleistet ist. Nicht zuletzt<br />

wird sich der Bayerische Landtag öffentlich<br />

vom historischen Unrecht gegenüber<br />

Homosexuellen, das über den § 175 bis<br />

1994 Gültigkeit hatte, distanzieren und<br />

sich auf Bundesebene für eine wissenschaftliche<br />

Aufarbeitung einsetzen.<br />

Für die queerpolitischen Sprecherinnen<br />

und Sprecher (im Bild v. l. n. r.) Doris Rauscher<br />

(SPD), Tessa Ganserer (Grüne) und Sebastian<br />

Körber (FDP) ein Grund zur Freude – schließlich<br />

kann man aus dem Maximilianeum nur<br />

selten positive Meldungen in die Community<br />

schicken. „Die Empfehlungen des Sozialausschusses<br />

sind wichtige Erfolge für die<br />

gesamte Regenbogen-Community“, erklärt<br />

auch Markus Apel aus dem Landesvorstand<br />

des LSVD Bayern. „Der Freistaat hat nun die<br />

Chance, nicht mehr Schlusslicht in Sachen<br />

Akzeptanz von LSBTIQ* zu bleiben.“ Ob,<br />

wie und wann die drei Anträge nach der<br />

Sommerpause umgesetzt werden, werden<br />

wir für euch beobachten. *bm<br />

MÄNNERAKADEMIE IM SUB<br />

Gute Infos für Männer<br />

GRAFIK: FRANK ZUBER<br />

Im <strong>Oktober</strong> beginnt ein neues<br />

Semester der „Männerakademie“ des<br />

schwulen Zentrums Sub. An sechs<br />

Abenden gibt es wieder jede Menge<br />

Infos zu Gesundheitsthemen, die<br />

ganz besonders (schwule) Männer<br />

betreffen. Hier die Übersicht:<br />

■ 13.10. „Wie die Laus auf die Leber<br />

kam – die Leber und ihre Funktionen“<br />

mit Dr. Sebastian Noe<br />

■ 10.11. „Diskriminierungs- und<br />

Gewalterfahrungen bei schwulen und<br />

bisexuellen Männern“ mit Dr. Michael<br />

Plaß<br />

■ 8.12. „Die Wurzeln unseres Männerbildes<br />

bei Griechen, Juden, Christen<br />

und Römern“ mit Norbert Reck<br />

■ 12.1. „Männer und Alkohol“ mit<br />

Dr. Tobias Rüther<br />

■ 9.2. „Vorkämpfer der Community:<br />

Vier Biografien schwuler Münchner von<br />

einst bis jetzt“ mit Albert Knoll<br />

■ 9.3. „Lust und Rausch – das Phänomen<br />

ChemSex“ mit Jan Geiger<br />

Beginn ist jeweils 19:30 Uhr in der<br />

Müllerstr. 14, der Eintritt ist frei. Mehr<br />

Infos: www.subonline.org *bm


POLEN AM PRANGER<br />

OB Reiter gegen LGBTIQ*-freie Zonen<br />

POLITIK 7<br />

Nachdem in Polen rund hundert Gemeinden<br />

„LGBTIQ*-freie Zonen“ oder andere, queere Menschen<br />

diskriminierende, Maßnahmen eingeführt haben, fordert<br />

der Council of European Municipalities and Regions (CEMR)<br />

die lokalen und regionalen Politikvertreter Europas auf, die<br />

Bekämpfung von Homophobie zu unterstützen.<br />

So unterzeichnete Ende Juli auch<br />

Münchens Oberbürgermeister Dieter<br />

Reiter (Bild Mitte beim Münchner CSD<br />

2019) den „Offenen Brief des Rates der<br />

Gemeinden und Regionen Europas (CEMR)<br />

an die kommunalen und regionalen<br />

Mandatsträgerinnen und -träger in Polen“.<br />

Hintergrund ist die verstärkte Ausrufung<br />

von „Hass-Zonen“ gegen queere Menschen,<br />

sogenannte „LGBTIQ*-freie Zonen“ in Polen.<br />

Der italienische CEMR-Präsident Stefano<br />

Bonaccini äußerte sich zur Lage in Polen wie<br />

folgt: „Gleichheit gilt für alle Europäer. Wir<br />

können die Menschenrechte nicht einfach<br />

beiseite schieben und den Fortschritt von<br />

Jahrzehnten rückgängig machen.“ Die<br />

Oberbürgermeister der Landeshauptstadt<br />

München setzen sich seit Mitte der 1990er-<br />

Jahre aktiv für die Rechte queerer Menschen<br />

ein. *bm<br />

FOTO: ERWIN HARBECK


8 KULTUR<br />

BILDER: CORIANDER P.<br />

VERNISSAGE IM CAFÉ REGENBOGEN<br />

PEP IT UP!<br />

Neues Leben für alte Gemälde. Was<br />

Coriander P. auf Flohmärkten, bei<br />

Wohnungsauflösungen oder in Trödelläden<br />

findet, wird zum „Pep-up“.<br />

Ob Gummienten, Papierschiffchen,<br />

kleine Monster oder badende Riesen:<br />

Alles wird so ins Bild gemalt, als<br />

wäre es schon immer da gewesen.<br />

So peppt er alte Schinken auf und<br />

bewahrt sie vor dem Vergessen<br />

und Vermodern. Die Idee, was ins<br />

Bild gesetzt wird, kommt aus dem<br />

Bild selbst. „Kitschige Alpenseen<br />

schreien geradezu nach großen<br />

nackerten Kerlen“, sagt Coriander<br />

P. In Zeiten von Corona setzt er<br />

auch gern einmal Spaziergänger mit<br />

Gasmasken in idyllische Berglandschaften<br />

frei nach seinem Motto:<br />

„If life gives you bad art – pep it up!“<br />

Coriander P. ist übrigens das Pseudonym<br />

von Martin Arz, der als Maler,<br />

Autor und Verleger in München<br />

lebt und arbeitet. Seine „Pep-ups“<br />

sind ab Ende <strong>September</strong> in einer<br />

Ausstellung im Café Regenbogen<br />

der Münchner Aids-Hilfe zu sehen<br />

und zu erwerben, Vernissage ist am<br />

Samstag, den 26.9. um 19 Uhr. *bm<br />

26.9. – 25.11., Café Regenbogen,<br />

Lindwurmstraße 71,<br />

www.martin-arz.de<br />

QUEER FILM FESTIVAL I<br />

„Uns gehört die Welt“<br />

Der Spätsommer erfreut mit<br />

einem Community-Filmfestival in<br />

den City Kinos.<br />

Im Herbst kann sich die Community gleich<br />

auf zwei Filmfestivals freuen. Vom 2. bis<br />

6. <strong>September</strong> findet auch in München<br />

unter dem Motto „Uns gehört die Welt!“<br />

Das Queer Film Festival des Filmverleihs<br />

Salzgeber statt. „Das queere Filmschaffen<br />

hat unsere Emanzipationsgeschichte<br />

begleitet und im Idealfall auch vorangetrieben“,<br />

so ist es aus dessen Hause zu<br />

vernehmen. „Nichts ist perfekt, vieles<br />

bleibt zu tun, aber es liegt an uns, neugierig<br />

und offen zu sein und unsere Welt zu<br />

gestalten.“ Der Filmverleih präsentiert 18<br />

Streifen, von denen 12 in den City Kinos<br />

zu sehen sind, weitere sechs – inklusive<br />

eines Kurzfilmprogramms – werden<br />

online gezeigt. Fast alle Werke laufen als<br />

Deutschlandpremieren. Alle Infos:<br />

www.queerfilmfestival.net. *rä/bm<br />

2. – 6.9., City Kinos, Sonnenstr. 8,<br />

Karten: www.city-kinos.de<br />

FOTO: SALZGEBER, AUS „PORT AUTHORITY“


KULTUR<br />

9<br />

LIEDERABEND<br />

Davon geht die<br />

Welt nicht unter<br />

Er hat mit seinen über 1.000 Liedtexten<br />

für Stars wie Zarah Leander,<br />

Marlene Dietrich oder Heinz Rühmann<br />

deutsche Filmgeschichte geschrieben –<br />

doch kaum einer kennt seinen Namen.<br />

Der geniale Textdichter Bruno Balz hat<br />

vielen Stars seit den 1930er-Jahren<br />

zu Ruhm verholfen. Der offen schwule<br />

Berliner überstand die Nazi-Zeit durch<br />

eine Zwangsehe sowie dank guter<br />

Verbindungen und war so bis in die<br />

1960-er Jahre künstlerisch tätig. Im<br />

Liederabend „Davon geht die Welt nicht<br />

unter“ widmet sich der Münchner Allroundkünstler<br />

Albrecht von Weech (Bild)<br />

dem Textdichter nicht nur musikalisch,<br />

sondern berichtet auch aus dessen<br />

bewegtem Leben. *bm<br />

12.9., Künstlerhaus/Millerzimmer,<br />

Lenbachplatz 8, 22 Euro,<br />

www.kuenstlerhaus-muc.de<br />

FOTO: ALBRECHT VON WEECH<br />

DEIN GAY LIFE STYLE<br />

Berlin • Köln • Hamburg • München<br />

Foto by MUNDO UNICO<br />

brunos.de /brunos.de @brunos_de


10 KULTUR<br />

QUEER FILM<br />

FESTIVAL II<br />

Das kann sich sehen lassen!<br />

BILD: EMA©STUDIOCANAL<br />

Das Queer Film Festival München<br />

(QFFM) geht vom 14. bis 18. <strong>Oktober</strong><br />

in seine fünfte Runde.<br />

In 19 Programmen werden die Highlights<br />

des internationalen und lokalen queeren<br />

Filmschaffens gezeigt. Wie immer ist das<br />

Festival organisiert vom Münchner Verein<br />

Queer Culture e. V., wie immer werden<br />

auch die Citys Kino zu dessen Zentrum.<br />

Wegen Corona stehen die Filme online<br />

zur Verfügung, somit ist das QFFM das<br />

erste queere Festival Deutschlands, das<br />

auch eine digitale Version anbietet. Und<br />

wie immer kann sich das Programm sehen<br />

lassen: So ist schon der Eröffnungsfilm<br />

„Welcome to Chechnya“ ein hochaktueller<br />

Dokumentarfilm, der bereits jetzt als<br />

Oscar-Kandidat gehandelt wird. Neben<br />

einem speziellen Serien-Slot und mehreren<br />

Kurzfilmprogrammen wurde auch erstmals<br />

eine Spätschiene ins Leben gerufen,<br />

die vier Filme aus dem Horror- und<br />

Fantasygenre umfasst. Ergänzt wird das<br />

Filmprogramm um zahlreiche Gespräche,<br />

Panels und Talks. Das gesamte Line-up<br />

mit allen Details ist ab Anfang <strong>Oktober</strong> auf<br />

der Website des Festivals www.qffm.de zu<br />

finden. *bm<br />

14. – 18.10., City Kinos, Sonnenstr. 12,<br />

www.city-kinos.de, www.qffm.de<br />

Portrait Paul Hoecker, Fotograf und<br />

Jahr unbekannt, Privatsammlung,<br />

digitalisiert vom Forum Queeres<br />

Archiv München e.V.<br />

FORSCHUNGSGRUPPE STARTET<br />

Unbekanntes Genie<br />

Der Maler Paul Hoecker (1854 – 1910) war der erste moderne Professor<br />

an der Akademie der Bildenden Künste München.<br />

Ein Skandal um eines seiner<br />

Gemälde zwang ihn 1898 zum<br />

Rücktritt von der Professur. Ihm<br />

wurde nachgesagt, dass ihm für<br />

ein Madonnenbild ein Sexarbeiter<br />

Modell gestanden hatte, zu<br />

welchem er auch private Kontakte<br />

pflegte. An Paul Hoecker zu<br />

erinnern, ist jedoch nicht nur aufgrund<br />

seiner (schwulen) Biografie<br />

wichtig. Sein Werk umfasst ein<br />

vielfältiges Motiv- und Themenspektrum,<br />

außerdem spielte er<br />

als Gründungsmitglied der Münchener<br />

Secession eine herausragende<br />

Rolle für die Kunst der damaligen<br />

Jahrhundertwende. Das „Forum<br />

Queeres Archiv München“ möchte<br />

im <strong>Oktober</strong> eine Forschungsgruppe<br />

gründen, die das Leben und Werk<br />

Paul Hoeckers abbildet und ihn mit<br />

einer Ausstellung oder einer Publikation<br />

ins künstlerische Gedächtnis<br />

der Stadt zurückruft. Wer sich dafür<br />

interessiert, wendet sich an info@<br />

forummuenchen.org. *bm


KULTUR<br />

11<br />

„SOMBRA“ IM GOP<br />

Kunst in Licht und Schatten<br />

Licht macht die Welt sichtbar, Schatten verleiht ihr die<br />

Tiefe. Das eine ist ohne das andere undenkbar, und erst im<br />

Zusammenspiel der Gegensätze offenbaren Schönheit,<br />

Liebe und Dramatik ihre wahre Größe. Das ist die<br />

Philosophie, die Regisseur Nikos Hippler und sein hochkarätiges<br />

Team aus Artisten, Tänzern und Musikern in<br />

der neuen Show „Sombra“ im GOP zu einer rasanten,<br />

bild- und rhythmusgewaltigen sowie hochmodernen<br />

Varieté-Revue umsetzen. Das Format bedient sich der<br />

Kraft und Poesie der Gegensätze. Zur Show kann ein<br />

Zwei-Gänge-Menü gebucht werden, für den kleinen<br />

Hunger gibt’s auch Snacks am Tisch. *bm<br />

2.9. – 1.11., GOP, Maximilianstraße 33, täglich außer<br />

Montag, Karten 48 – 69 Euro, www.variete.de<br />

FOTO: MIKAIL KARAHAN<br />

FOTO: DIEGO SALLES


12 NACHLESEN<br />

Sichtbarkeit trotz Corona –<br />

das war das Ziel des Münchner<br />

CSD <strong>2020</strong>. Nach diesem denkwürdigen<br />

Samstag im Juli kann man<br />

sagen: Ziel erreicht!<br />

Unter strenger Einhaltung der Hygieneauflagen<br />

versammelten sich am 11.7.<br />

Hunderte LGBTIQ*-Aktivistinnen und<br />

Aktivisten, um nach dem Motto „Gegen<br />

Hass. Bunt, gemeinsam, stark!“ für gleiche<br />

Rechte und Akzeptanz einzutreten. Auf<br />

45 Demo-Spots standen sie drei Stunden<br />

lang, um die queeren Organisationen und<br />

Initiativen der Stadt sichtbar zu machen<br />

und für die politischen Forderungen des<br />

CSD einzutreten. Ein innovatives Konzept,<br />

das bundesweit seinesgleichen sucht. Das<br />

Herzstück der Feierlichkeiten bildete der<br />

Livestream, der ab dem Mittag über 18<br />

Stunden lang aus dem lesbisch-queeren<br />

Zentrum (LEZ) in der Müllerstraße gesendet<br />

wurde. Hochprofessionelle Kameratechnik,<br />

ein eingespieltes, gut gelauntes<br />

Team und ein buntes Programm aus Talks,<br />

Interviews, Musik-Acts und Info-Spots<br />

bestimmten das Tagesprogramm, bevor<br />

es ab 20 Uhr zu Live-Schalten in diverse<br />

Münchner Klubs ging. Rund 1.000 Menschen<br />

verfolgten durchgehend das digitale<br />

Geschehen, das ohne technische Pannen<br />

oder inhaltliche Pausen perfekt über die<br />

Monitore, Handys und Tablets lief.<br />

Nicht nur aus diesem Grund war der CSD<br />

<strong>2020</strong> auch für die Veranstalter um Alexander<br />

Kluge ein geglückter Event. „Wir hatten<br />

ja mit dieser Form der Veranstaltung keine<br />

Erfahrung und sind alle ins kalte Wasser<br />

gesprungen“, so der Orga-Chef, dessen<br />

Nervosität im Vorfeld<br />

sicherlich berechtigt<br />

war. Umso größer das<br />

Aufatmen danach,<br />

zumal auch die<br />

befürchtete finanzielle<br />

Krise abgewendet<br />

werden konnte.<br />

Eine Crowdfunding-<br />

Aktion, die Unterstützung<br />

der Stadt<br />

sowie überzeugte<br />

Sponsoren konnten<br />

die Befürchtungen,<br />

CSD MÜNCHEN<br />

GROSSES TENNIS!<br />

Corona könnte den CSD in die Pleite<br />

treiben, zerstreuen.<br />

Im nächsten Jahr hoffen alle wieder auf<br />

einen CSD, wie München ihn kennt und<br />

liebt, mit bunter Parade, Rathausclubbing<br />

und großem Straßenfest rund um den<br />

Marienplatz. Dennoch: Hut ab vor allen, die<br />

den CSD in diesem Jahr möglich gemacht<br />

haben – das war großes Tennis!<br />

Wer’s verpasst hat: Der komplette CSD-<br />

<strong>2020</strong>-Livestream ist auf dem Youtube-<br />

Kanal „CSD München <strong>2020</strong>“ abrufbar. *bm<br />

FOTO : SCREENSHOT LIVESTREAM FOTO: DEMOSPOT: MÜNCHNER AIDS-HILFE


RUN FOR LIFE<br />

Gut gelaufen<br />

Dass der Benefizlauf in diesem Jahr<br />

überhaupt stattfinden konnte, ist<br />

schon ein kleines Wunder. Der Run for Life<br />

hätte zu seinem 20. Jubiläum zwar einen<br />

großen Bahnhof verdient, aber Corona<br />

verhinderte den gemeinsamen Event.<br />

Darum hatte das Orga-Team um Adam<br />

Tolnay-Knefely vom Tagungszentrum<br />

der Münchner Aids-Hilfe umgedacht und<br />

einen virtuellen Lauf ins Leben gerufen.<br />

NACHLESEN<br />

13<br />

FOTOS: UDO ERNST/PRIVAT<br />

Vom 7. bis 9. August konnten Sportlerinnen<br />

und Sportler ihre Strecke individuell<br />

ablaufen. Für 10 Euro Startgebühr gab’s<br />

dazu ein Starterpaket und das gute Gefühl,<br />

trotz der schwierigen Zeiten etwas für den<br />

guten Zweck zu tun. Und die Rechnung<br />

ging auf: 235 Läuferinnen und Läufer nahmen<br />

teil und absolvierten insgesamt rund<br />

1.460 Kilometer. Da auch die Sponsoren<br />

ihre Unterstützung nicht verweigerten,<br />

blieben am Ende des Lauf-Wochenendes<br />

11.000 Euro für die Münchner Aids-Hilfe<br />

übrig. „Wir freuen uns riesig über das Engagement<br />

von Sportlern und Sponsoren“, so<br />

Adam Tolnay-Knefely. „Herzlichen Dank<br />

und hoffentlich bis zum nächsten Jahr,<br />

wenn der Lauf wieder als familiäres, großes<br />

Sportfest steigt!“ *bm<br />

www.runforlife.de<br />

Wir helfen und<br />

informieren gerne.<br />

OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Montag - Freitag: 08:00 - 18:30<br />

Samstag: 9:00 - 13:00<br />

Isartorplatz 6 | 80331 München<br />

Telefon: (089) 21 99 29 - 0<br />

Telefax: (089) 21 99 29 - 19<br />

E-mail: isator.apo@t-online.de<br />

www.isartor-apotheke.de


14 ESSEN & TRINKEN<br />

SWEET TO BE GAY<br />

PINK SUNDAY<br />

Auch wenn es kein <strong>Oktober</strong>fest gibt, gefeiert wird trotzdem!<br />

Dafür sorgen Fabian und Michael (Bild), die Organisatoren<br />

der Partyreihe „Sweet To Be Gay“, die in diesem schwierigen<br />

Jahr die queere Partyszene aufmischt.<br />

FOTO: STBG<br />

Eigentlich sollten die Events im<br />

„Sweet Club“ an der Maximilianstraße<br />

stattfinden, was zu<br />

Corona-Zeiten natürlich nicht<br />

geht. Drum weichen die beiden<br />

im <strong>September</strong> in das Restaurant<br />

Laurin am Viktualienmarkt<br />

aus. Dort steigt „Pink Sunday“,<br />

ein zünftiger Wiesn-Sonntag im<br />

Kreise der Familie und in Tracht,<br />

bitte schön! Für 7 Euro gibt es<br />

eine Tagesreservierung von 10<br />

bis 16 Uhr sowie Abendtische<br />

von 16 bis 22 Uhr. Wir sagen:<br />

O’zapft is – jetzt erst recht! *bm<br />

20.9., 10 – 22 Uhr, Restaurant<br />

Laurin, Viktualienmarkt (Ecke<br />

Heiliggeiststr.), Reservierung:<br />

hallo@stbg-party.com<br />

„PROSECCO“ IS BACK!<br />

Schlager im Schanigarten<br />

Große Freude nicht nur bei Fans deutschen<br />

Liedguts: Die bekannte Schlagerbar<br />

Prosecco meldet sich zurück im<br />

Viertel!<br />

Seit Ende Juli ist Guido Drell (Bild links<br />

mit Servicekraft Sepp) mit seinem<br />

Team wieder am Start und lässt die<br />

Korken knallen. Auch sein Lokal hat, wie<br />

viele andere auch, die Genehmigung<br />

erhalten, die Parkplätze vor der Tür zu<br />

einer Freischankfläche zu machen,<br />

einem sogenannten „Schanigarten“.<br />

So entsteht vor der Bar ein kleiner<br />

Biergarten, in dem neben den üblichen<br />

BRÄUROSL-WIRTE GEBEN AUF<br />

Gay Sunday am Ende?<br />

Es kommt selten vor, dass ein<br />

Wiesnwirt freiwillig seinen Platz auf<br />

dem traditionsreichen Münchner <strong>Oktober</strong>fest<br />

abgibt.<br />

Immerhin gilt ein solches Zelt als Garantie<br />

für Millionenumsätze. Doch Corona hat<br />

jetzt auch auf der Theresienwiese ein<br />

erstes Opfer gefordert. Ausgerechnet die<br />

Familie Heide, die in ihrem Bräurosl-Zelt<br />

seit Jahrzehnten den weltweit bekannten<br />

„Gay Sunday“ beherbergt, zieht sich<br />

nach 83 Jahren zurück. Nach der<br />

<strong>Oktober</strong>fest-Absage in diesem Jahr und<br />

Getränken auch<br />

Kaffee und Kuchen auf<br />

Omas gutem Sonntagsgeschirr<br />

serviert<br />

wird. Draußen wird<br />

also in den kommenden<br />

Wochen bis 24 Uhr eine<br />

Schlagerbar-Gartenparty<br />

gefeiert. Drinnen ist sogar bis<br />

5 Uhr geöffnet, 45 Sitzplätze lässt<br />

das aktuelle Hygienekonzept dort zu.<br />

Endlich geht’s auch hier wieder los,<br />

oder um im Schlagergenre zu bleiben:<br />

„Denn immer, immer wieder geht die<br />

Sonne auf!“ *bm<br />

einer unsicheren Lage<br />

im nächsten sei das<br />

finanzielle Risiko nicht<br />

mehr überschaubar, so<br />

die Wirtsleute bei einer<br />

Pressekonferenz. Sie<br />

wollen sich jetzt ganz<br />

auf ihr Stammhaus in<br />

Planegg konzentrieren,<br />

wo umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />

und Neubauten anstünden. Die Brauerei<br />

Paulaner Hacker-Pschorr, der das Bräurosl-<br />

Zelt gehört, schaut sich derzeit nach<br />

einem neuen Festwirt um. Aussichtsreiche<br />

Bar Prosecco, Theklastr. 1, Öffnungszeiten:<br />

Freitag, 16 – 05 Uhr, Samstag<br />

15 – 05 Uhr, Sonntag 15 – 22 Uhr,<br />

www.prosecco-munich.de<br />

Bewerber stehen offenbar bereits in den<br />

Startlöchern. Für die Community bleibt nur<br />

zu hoffen, dass sie die queere Tradition des<br />

„Gay Sunday“ am ersten Wiesn-Sonntag<br />

fortführen. *bm<br />

FOTO: BERND MÜLLER FOTO: GUIDO DRELL


ESSEN & TRINKEN 15<br />

BAR<br />

OCHSENGARTEN<br />

Neuer Inhaber gesucht<br />

Der „Ochsengarten“, die älteste<br />

Szene-Bar Münchens, sucht einen<br />

neuen Inhaber: „Irgendwann muss Schluss<br />

sein, weiterwurschteln wie bisher kann ich<br />

jedenfalls nicht mehr“, sagt Inhaber und<br />

Wirte-Legende Friedl Steinhauser.<br />

Kein Wunder: Seit fünfzig Jahren ist<br />

der gelernte Metzger im Nachtleben<br />

unterwegs, hatte 1970 im Ochsengarten<br />

als Kellner angefangen, bevor er 1973<br />

die seit den 1950er-Jahren in schwulen<br />

Kreisen bestens bekannte „Teddy Bar“ in<br />

FOTO: BERND MÜLLER<br />

der Hans-Sachs-Straße übernahm.<br />

Als Ochsengarten-Gründerin Gusti<br />

1978 ihr Lokal aufgab, übernahm er<br />

kurzerhand auch das. Seitdem ist<br />

er aus der schwulen Gastronomie<br />

nicht mehr wegzudenken und erlebte<br />

vor allem mit der Teddy Bar Höhen<br />

und Tiefen, bevor er sie vor einigen<br />

Jahren aufgeben musste und sich<br />

fortan dem Ochsengarten widmete.<br />

<strong>2020</strong> spielt ihm Corona übel mit,<br />

dennoch ist die Pandemie nicht der<br />

Hauptgrund für seinen Entschluss:<br />

Nach überstandener Krankheit und<br />

im Alter von 72 Jahren ist es Zeit für<br />

den Abschied. Wie der Nachfolger<br />

aussehen soll? „Er muss ein Geld<br />

mitbringen und soll möglichst den<br />

Ochsen als Ochsen weiterführen“,<br />

meint er. Friedl sieht gute Chancen<br />

für den Fortbestand seines Lokals. Er<br />

ist überzeugt: „Wenn die Nachfolge<br />

es gut macht und mit Energie dahintersteht,<br />

hat das Ganze Zukunft!“ Bis<br />

seine Nachfolge geregelt ist, will er<br />

weitermachen – doch das soll noch<br />

in diesem Jahr sein. Wer Interesse<br />

an einer Wirtekarriere hat und das<br />

Traditionslokal übernehmen möchte,<br />

erkundigt sich nach den Details unter<br />

anfrage@ochsengarten.de. *bm


16 ESSEN & TRINKEN<br />

WIRTSHAUSBAR<br />

SELF<br />

FOTOS: BERND MÜLLER<br />

NEUES WOHNZIMMER<br />

Nach fast zwanzig Jahren als<br />

Straßenfest-Veranstalter und<br />

Chef einer rasenden Würstelbude<br />

will René Kaiser (Bild rechts) wieder<br />

sesshaft werden. Ab 1. <strong>September</strong><br />

eröffnet er mit seinem Mann<br />

Hartmut die Wirtshausbar „Self“<br />

in der Schäftlarnstraße unweit des<br />

Flauchers.<br />

Bereits zur Jahrtausendwende betrieben<br />

die beiden gemeinsam ein Lokal, nämlich<br />

die Bar „My Way“ im Westend, die sie 2002<br />

aufgeben mussten. „Wir waren mit einer<br />

schwulen Gastro außerhalb des Glockenbachviertels<br />

unserer Zeit wohl voraus“, wie<br />

René schmunzelnd resümiert. Jetzt aber<br />

nimmt er einen neuen Anlauf. Das „Self“,<br />

benannt nach Cocktails, die man dort auch<br />

selbst mixen kann, existiert schon etliche<br />

Jahre und kann seine Vergangenheit mit<br />

dem leichten Hauch von Jugendzentrum<br />

auch nach dem Pächterwechsel nicht<br />

verheimlichen. Warum auch? Die<br />

Atmosphäre ist ein wenig bayerisch, ein<br />

wenig alternativ, ein wenig Bar, ein wenig<br />

Wohnzimmer, ein wenig Wirtshaus – aber<br />

nicht so traditionell-gediegen wie im<br />

benachbarten „Wirtshaus zum Isartal“. Eine<br />

schöne Alternative also. Im „Self“ kocht<br />

der Chef selbst, und zwar Klassiker der<br />

bayerischen Küche sowie Burger, Pasta<br />

und kleine Speisen. Hinterm Tresen regiert<br />

Xenia (Bild Mitte), die in der Community<br />

nicht nur durch „die besten Caipis der<br />

Frauenszene“ bekannt ist. Auch wenn er<br />

weiß, dass sein Lokal nicht allein mit der<br />

Community zu füllen ist, will René ihr gute<br />

Gründe geben, bei ihm vorbeizuschauen.<br />

So steigt ab 9. <strong>Oktober</strong> jeden Freitag ab 21<br />

Uhr die „Glad to Be Gay“-After-Work-Party<br />

mit DJ James Munich. Außerdem steht<br />

dort donnerstags eine Kulturbühne, und<br />

sonntags von 11 bis 15 Uhr gibt’s einen<br />

Wirtshausfrühschoppen mit Livemusik.<br />

Zur <strong>Oktober</strong>festzeit ist er natürlich bei der<br />

Aktion „Wirtshauswiesn“ dabei und macht<br />

sein Lokal drei Wochen lang zum kleinen<br />

Löwenbräufestzelt in Sendling. „Das<br />

Straßenfest bekommt eine Heimat“, meint<br />

René, der dennoch auf den Sommerfesten<br />

der Stadt weiter mitmischen will. Wir<br />

wünschen einen großartigen Start! *bm<br />

Self, Schäftlarnstr. 62, Montag bis<br />

Freitag 17 – 1 Uhr, Samstag 15 – 3 Uhr,<br />

Sonntag 11 – 15 Uhr, www.self-bar.de


7 Deaths of Maria Callas<br />

Marina Abramović<br />

01.09.20 (UA)<br />

Mignon<br />

Ambroise Thomas<br />

03.09.20<br />

Die Vögel<br />

Walter Braunfels<br />

31.10.20<br />

Falstaff<br />

Giuseppe Verdi<br />

26.11.20<br />

Der Freischütz<br />

Carl Maria von Weber<br />

07.02.21<br />

Der Rosenkavalier<br />

Richard Strauss<br />

18.03.21<br />

Lear<br />

Aribert Reimann<br />

23.05.21<br />

Singularity<br />

Miroslav Srnka<br />

11.06.21 (UA)<br />

Tristan und Isolde<br />

Richard Wagner<br />

29.06.21<br />

Idomeneo<br />

Wolfgang Amadeus Mozart<br />

19.07.21<br />

Infos/Tickets<br />

T +49.(0)89.21 85 1920<br />

tickets@staatsoper.de<br />

www.staatsoper.de


18 ESSEN & TRINKEN<br />

Wild und Pilz -<br />

Deftig in den Herbst<br />

Nach den schönen Sommermonaten fällt es erstmal schwer, sich dem Herbst zu widmen. Abhilfe<br />

schafft einigermaßen die Herbstküche, die mit deftigen Gerichten, schweren Weinen und erdigen<br />

Zutaten tröstet. Denn: Klar ist der Herbst ernst, aber bestimmt nicht ohne Gaumenfreuden. *jb<br />

LECKERE KLASSIKER IM GASTHOF ZUM ALTEN WIRT<br />

Kaum zu glauben, aber die bodenständige Wirtschaft<br />

in Obermenzing ist schon über 600 Jahre alt. Wie der<br />

Gasthof zum Alten Wirt die letzten Jahrhunderte überlebt<br />

hat? Indem er sich stets treu blieb. Diese<br />

Ungerührtheit von überkandidelten<br />

Wirthaustrends lässt sich auch<br />

heute noch bei feinsten bayerische<br />

Speisen genießen - Schweinsbraten,<br />

Kalbszunge, Tafelspitz und<br />

Milzwurst inklusive.<br />

Gasthof zum Alten Wirt, Dorfstraße 39,<br />

81247 München / tgl. 9-0h /<br />

www.alter-wirt-obermenzing.de<br />

HEIMISCHE SEELENSTREICHLER IM MURAL<br />

Das Mural wird derzeit in der Gastroszene Münchens ziemlich<br />

heiß gehandelt. Das liegt nicht zuletzt an den beiden findigen<br />

Küchenchefs Joshua Leise und Johannes<br />

Kneip, die mit heimischen Zutaten eine<br />

unglaublich kreative Cuisine inklusive<br />

großartiger (Natur-)Weinbegleitung auf<br />

die Beine stellen. So bringt beispielsweise<br />

das Reh mit Kirschsauce und<br />

Kohlrabi oder das gebeizte Rind auf<br />

Felsenbirne zum Schwelgen.<br />

Mural Restaurant, Hotterstraße 12,<br />

80331 München / Di - So, 18-0h / www.muralrestaurant.de<br />

GRAFIKEN: FREEPIK.COM<br />

DEFTIGE DELIKATESSEN IM HALALI<br />

Wer das Halali aufgrund seines Namens als beliebiges Jagdrestaurant<br />

abtun möchte, liegt falsch. Die Köche des versteckt<br />

neben dem Englischen Garten liegenden Lokals widmen<br />

sich mit so einer Feinheit ihren Kreationen aus Wild, dass das<br />

Deftige nicht beschwerend sondern inspirierend wird. Die<br />

tollen Weine aus Österreich und<br />

Frankreich passen dabei sehr gut<br />

zu den saisonalen Gerichten.<br />

Restaurant Halali, Schönfeldstraße<br />

22, 80539 München / Di -<br />

Fr, 12-15h u. 18-22h, Sa 18-22h<br />

/ www.restaurant-halali.de


ESSEN & TRINKEN 19<br />

FOTOS: JÜNGE RÖMER<br />

ITALO-SEHNSUCHT IM JUNGE RÖMER<br />

Erste Sympathiepunkte sammelt das Junge<br />

Römer nicht nur aufgrund seines gelungenen<br />

Namens sondern auch wegen des entspannt<br />

individuellen Interieurs, das an Kaffeebars<br />

in Norditalien erinnert. Doch die wahre<br />

Spätsommer-Melancholie beginnt erst so<br />

richtig auf dem Teller: Reichhaltige hausgemachte<br />

Pastagerichte und fein belegte<br />

Pinsa, die leckere Urform der Pizza. Der ideale<br />

Kurzurlaub für den Kopf.<br />

Junge Römer, Pestalozzistraße 28,<br />

80469 München / Di - So, 10-20h /<br />

www.jungeroemer-muenchen.de<br />

Werner G., 76 Jahre:<br />

㤠175 РJetzt<br />

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20 SZENE<br />

NACHGEFRAGT<br />

FOTOS: R. GUHL<br />

RÜDIGER GUHL<br />

und die Schönheit des Gliedes<br />

Der selbstständige Make-up<br />

Artist, Maler und Fotograf<br />

aus Hamm hat ein ungewöhnliches<br />

Kunstprojekt gestartet, das sich<br />

dem „besten Stück“ des Mannes<br />

widmet. „@your_dick_pic_in_oil“<br />

heißt das Projekt, in dem er sich<br />

mithilfe der Ölmalerei NUR um<br />

den Penis seines jeweiligen Models<br />

kümmert. Ende des Jahres wird er<br />

in Köln und Berlin ausstellen. Wir<br />

fragten nach.<br />

Wie kamst du auf die Idee?<br />

Die Krise hat mich zurück zu meiner<br />

alten Kunstform geführt, der Malerei. In<br />

diesem Zusammenhang fiel mir auf: Wie<br />

oft bekommt man ungefragt ein #dickpic<br />

zugeschickt im Chat? Also habe ich mir<br />

15 Männer gesucht, die Lust hatten, an<br />

dem Projekt teilzunehmen. Mit diesen 15<br />

Bildern (drei sind bereits fertig) plane ich<br />

zum Ende des Jahres eine Ausstellung.<br />

Es geht um Body Positivity, richtig?<br />

Ja, es geht um mehr als die Größe. An<br />

meinen Bildern kann man nicht sehen, wie<br />

das Maß des Schwanzes ist, es geht alleine<br />

um die Schönheit des Gliedes.<br />

Wie läuft denn so eine Session bei<br />

dir ab?<br />

Ich bekomme ein Foto geschickt, live<br />

vorbeikommen geht eher nicht, Ölfarbenmalerei<br />

ist sehr aufwendig, dazwischen<br />

muss das Werk ja immer wieder trocknen.<br />

Wahrst du denn die Distanz zum<br />

Model?<br />

Die meisten Models sind Bekannte oder<br />

Freunde. Das Mitmachen war ein Vertrauensbeweis.<br />

Peinliche Momente gab es<br />

bisher nicht ... Der professionelle Abstand<br />

wird gewahrt.<br />

Worauf achtest du bei deinen<br />

Bildern?<br />

Durch fröhliche Farben wollte ich das<br />

Schmuddelige vom #dickpic nehmen.<br />

Der rote Faden ist bei allen Bildern die<br />

ähnliche Pose.<br />

Dir ist klar, dass du damit<br />

provozierst.<br />

Ich lebe von der Kunst und bin keinem<br />

Rechenschaft schuldig. Ich wollte auf<br />

das Thema „ungefragtes Schwanzbild“<br />

aufmerksam machen. Jemandem ungefragt<br />

ein Bild seines Glieds zu schicken,<br />

ist eine Machtdemonstration. Ich male<br />

die fröhliche Variante davon. Mir war auch<br />

wichtig, dass man nicht sehen kann, wie<br />

groß der Penis denn nun ist. Die Größe ist<br />

mir nicht wichtig!<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

17.10., Rüdiger Guhl:<br />

@your_dick_pic_in_oil, Brunos Store Berlin,<br />

Maaßenstraße 14, U Nollendorfplatz<br />

www.changeforamoment.com<br />

Instagram:<br />

@changeforamoment<br />

@your_dick_pic_in_oil<br />

@your_vagina_pic_in_oil<br />

YouTube: change for a moment


21


22 KOLUMNE<br />

KOLUMNE<br />

Prägte das moderne München:<br />

Hans-Jochen Vogel<br />

FOTO: H-STT - CC BY-SA 4.0, HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.PHP?CURID=57853807<br />

In seiner kommunalpolitischen<br />

Kolumne schreibt Abendzeitung-<br />

Lokalchef Felix Müller in dieser Ausgabe<br />

über 100 Tage Grün-Rot im Rathaus,<br />

Party-Konflikte und die Debatte um ein<br />

Alkoholverbot – sowie den Abschied vom<br />

großen Hans-Jochen Vogel.<br />

100 TAGE ROT-GRÜN<br />

Sowas nimmt man ja gerne zum Anlass, die<br />

echten und vermeintlichen eigenen Erfolge<br />

auszustellen. Ein bisschen peinlich wurde<br />

es in diesem Fall auch. Denn die Grünen<br />

luden zum Bilanzziehen ein, ohne die SPD<br />

darüber zu informieren. Die zog leicht<br />

kleinlaut schnell mit einer eigenen Einladung<br />

nach. Knirscht es schon zwischen<br />

den neuen Partnern? Wohl nicht ernsthaft.<br />

Größerer Streit ist bisher überhaupt nicht<br />

nach draußen gedrungen. Eine Streichliste –<br />

Autotunnel wie etwa an der Landshuter Alle<br />

sollen nicht mehr weiter geplant werden,<br />

bei der Sanierung des Stadtmuseums wird<br />

gespart – konnte offenbar weitgehend<br />

einvernehmlich verabschiedet werden.<br />

Auf eine geplante Taktverdichtung bei der<br />

U-Bahn ist man dafür sehr stolz, auf die<br />

Pop-up-Radwege, breitere Fußwege – und<br />

natürlich auf die Gastronomie auf den<br />

Parkplätzen mit etwa 4.400 zusätzlichen<br />

Gastplätzen. Diese nach Wiener Vorbild so<br />

genannten Schanigärten sollen kein einmaliges<br />

Corona-Wirte-Hilfsprojekt bleiben,<br />

sondern auch in den nächsten Sommern<br />

angeboten werden. Das hat die neue Grünen-Bürgermeisterin<br />

Katrin Habenschaden<br />

kürzlich in dear AZ angekündigt. Und selbst<br />

die CSU befeuert das Thema inzwischen<br />

(obwohl Autofahrer leiden!), sie beantragte,<br />

die Parkplätze vor den Wirtschaften doch<br />

auch im Winter nutzen zu lassen, etwa für<br />

Glühweinstandl.<br />

In diesem Corona-Sommer auf jeden Fall,<br />

spitzen sich die Konflikte im öffentlichen<br />

Raum zu, auch und gerade rund um<br />

Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel.<br />

Der wird inzwischen<br />

regelmäßig nachts von der<br />

Polizei geräumt. Und<br />

auch im Rathaus ist die<br />

bundesweite Debatte<br />

etwa um Alkoholverbote<br />

angekommen.<br />

Ein solches an der Isar<br />

könnte das Münchner<br />

Lebensgefühl hart<br />

treffen – immerhin sind<br />

es zehntausende, die dort<br />

jeden Sommerabend ganz<br />

selbstverständlich (und ganz überwiegend<br />

sehr friedlich!) zusammensitzen.<br />

Noch aber deutet nicht viel auf striktere<br />

Verbote hin, die Stadtrats-SPD hat sich für<br />

ein sanfteres Vorgehen entschieden, spricht<br />

sich für neue Kampagnen aus, in denen für<br />

Rücksicht geworben werden soll, also etwa<br />

auch dafür, seinen Müll nach der Isar-Party<br />

wieder mit nach Hause zu nehmen.<br />

ABSCHIED VOM<br />

JAHUNDERTBÜRGERMEISTER<br />

Kurz vor der Sommerpause hatte das<br />

Rathaus tagelang innegehalten, die<br />

Tagespolitik war plötzlich komplett<br />

in den Hintergrund gerückt. Denn der<br />

große Hans-Jochen Vogel ist tot. Er starb<br />

im Alter von 94 Jahren. Vogel war von<br />

1960 bis 1972 Oberbürgermeister, in<br />

seiner Amtszeit wurde der U-Bahn-Bau<br />

angestoßen, die Trabantenstädte in Neuperlach<br />

und am Hasenbergl entstanden,<br />

er holte die Olympischen Spiele nach<br />

München, schuf die Fußgängerzone.<br />

Vogel hat damit das Gesicht des<br />

modernen, des heutigen<br />

Münchens geprägt wie<br />

kaum ein anderer. Später<br />

wurde er Bundesminister<br />

unter Helmut<br />

Schmidt, Regierender<br />

Bürgermeister<br />

von West-Berlin,<br />

Kanzlerkandidat der<br />

SPD gegen Helmut<br />

Kohl, Bundesparteivorsitzender<br />

der SPD. Bis<br />

zuletzt lebte er mit seiner Frau<br />

in seiner Herzensstadt München,<br />

kämpfte gegen Bodenspekulation, engagierte<br />

sich in der Erinnerungskultur. Noch<br />

im Herbst, da war er bereits 93, stellte<br />

er noch einmal ein Buch vor, mit dem<br />

er die Politik aufrütteln wollte für eine<br />

bessere Wohnungspolitik. Es war sein<br />

letztes Projekt. „Mehr geht nicht mehr“,<br />

sagte er mir, als ich ihn daheim in der<br />

Seniorenresidenz Augustinum besuchte.<br />

Zur Trauerfeier für Hans-Jochen Vogel<br />

kamen unter anderem auch Alt-Kanzler<br />

Gerhard Schröder und Bundespräsident<br />

Frank-Walter Steinmeier in den Gasteig.<br />

So, wie es der große Hans-Jochen Vogel<br />

verdient hat. *Felix Müller<br />

FOTO: PRIVAT


23<br />

Wir machen uns stark!<br />

Für Lesben, Schwule, Bi, Trans * und Inter *<br />

Als Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTI*<br />

ist es unser Ziel, die LGBTI*-Community in München<br />

zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />

Wir machen uns stark. Für LGBTI*.<br />

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Tel. 089 593659 • Fax 089 5501717<br />

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Ist die Welle noch so steil,<br />

a bisserl was geht allerweil.<br />

www.az-muenchen.de/abo<br />

ÖFFNUNGSZEITEN<br />

Mo - Fr 8.30 - 19.00 Uhr<br />

Sa 9.00 -14.00 Uhr<br />

www.hieristsgesund.de


24 STYLE<br />

„MR GAY<br />

WORLD“<br />

EROTIK<br />

MODE VOM<br />

Der Hongkonger Mass Luciano war fleißig und<br />

präsentiert seine aktuellen Entwürfe für den<br />

Sommer <strong>2020</strong>.<br />

Und diese sportive Fashion ist so, wie die<br />

Kollektion auch heißt: „fierce“, also heftig,<br />

scharf und auch etwas wild. Zumindest, wenn<br />

sie von solchen Models getragen wird, wie sie<br />

hier bei uns zu sehen sind. „Ich mache Mode für<br />

Individualisten, die etwas extrovertiert sind, für<br />

Männer, die im Alltag nicht langweilig gekleidet<br />

sein wollen.“ Und die gerne etwas durchsichtige<br />

Netzmode tragen. Zu bekommen ist die<br />

Trendware über die von Mass Luciano betriebene<br />

Homepage MassBranded.com. *rä<br />

FOTOS: MASSBRANDED.COM


TREND<br />

Spätsommerliches Zeitloses<br />

Das ist kein Widerspruch, das<br />

sind modische Tatsachen. Denn<br />

TCHIBO hat ab <strong>September</strong> online und<br />

in allen Filialen zeitlose Fashion im<br />

Angebot, die vor allem ab dem Spätsommer,<br />

wenn der Herbst um die Ecke<br />

lugt, Sinn macht.<br />

Und zeitlos sind die klassischen<br />

Schnitte und Looks, die dich cool<br />

aber nicht ausgekühlt durch die kälter<br />

werdenden Tage kommen lassen.<br />

Uns besonders gefallen haben das<br />

Flanell-Hemd, der modischen Pullover<br />

aus 80 % Bio-Baumwolle und die<br />

praktische Cargo-Hose. Richtig klasse<br />

sind auch die beiden trendigen Jacken,<br />

der grüne oder dunkelblaue Parka<br />

mit Stepp-Innenfutter und Kapuze<br />

mit Teddyplüsch oder die Steppjacke<br />

mit zwei Druckknopf-Vordertaschen,<br />

Kapuze und elastischen Bündchen,<br />

ebenfalls in Grün und Dunkelblau zu<br />

bekommen. *rä<br />

www.tchibo.de


26 STYLE<br />

INTERVIEW<br />

HEAVYTOOL<br />

GEAR<br />

Wir chatteten mit dem Designer HEAVYTOOL<br />

über seine gerade an den Start gegangene<br />

Rubber-Kollektion, die über einen brandneuen<br />

Online-Shop erworben werden kann. *rä<br />

Wie kamst du auf<br />

die Idee, Mode zu<br />

machen?<br />

Ich kam im Bauhaus Dessau<br />

auf die Idee, als ich einen Freund<br />

zu einer Klausur dorthin eingeladen<br />

habe. Es ging in erster Linie<br />

um seine Neuorientierung, die hatte<br />

mit der Materie zu tun. Da ich mich<br />

ja generell für spezielle Materialien<br />

interessiere und ich das Thema Latex<br />

sehr spannend fand, kam mir selbst<br />

die Idee, eine Kollektion zu entwickeln<br />

und zu entwerfen. Was ich dann auch<br />

getan habe. Es war spannend, mal in<br />

einem ganz anderen Feld etwas zu<br />

schaffen, da ich ja bisher Möbel und<br />

Objekte entwickelt habe, aus massiven<br />

Materialien wie Aluminium und Beton.<br />

Ich habe in der Zeit bei ihm in der<br />

Werkstatt sehr viel gelernt, da ich neugierig<br />

alles ausprobiert habe und mit<br />

der Produktion meiner ersten Musterteile<br />

mein Können verfeinert habe,<br />

da ich diese eigenhändig gefertigt<br />

habe. Learning by doing! Zudem<br />

war der ganze kreative Prozess<br />

sehr spannend, von meinen ersten<br />

Skizzen bis hin zum Entwurf von<br />

Logos, Sizelables und Details<br />

wie Schriftzügen. Eigentlich<br />

ein ähnlicher Prozess wie bei<br />

den Objekten. Nur dass aus<br />

Metall Latex wurde und aus<br />

Konstruktionszeichnungen<br />

für CNC-Maschinen<br />

Schnitte für Kleidung.<br />

Spannend! Die Neugier hat<br />

sich gelohnt und es fanden<br />

sich zudem einige Jungs,<br />

die selbst Erfahrung haben<br />

mit der Materie und dem<br />

Material, somit konnte<br />

ich mein handwerkliches<br />

SHORTS – BEACH – Z666<br />

Können in Bezug auf<br />

Latex verfeinern und entwickeln und<br />

war dankbar für all die Unterstützung<br />

aus meinem kreativen Freundeskreis.<br />

An wen richtet sich deine Mode?<br />

An Jungs, Kerle und Queers und<br />

alle, die Latex auch im Alltag mal in<br />

Kombination mit regulären Klamotten<br />

tragen wollen: im Gym, zum Feiern oder<br />

am Strand. Zum Biken oder einfach<br />

so. Meine Gear ist als Nischenprodukt<br />

konzipiert, als Ergänzung zu namhaften<br />

Fetisch-Brands, die ja alle seit Jahren<br />

scharfe Rubber Gear anbieten.<br />

Ich habe mich da an meinen eigenen<br />

Interessen orientiert. Ich trage selbst<br />

gerne Sportklamotten und habe immer<br />

ein, zwei Lieblingsbrands nebst den<br />

bekannten Marken. Momentan sind das<br />

New Balance und Le Coq Sportif. Man<br />

sieht, dass ich meine Designs gerne mit<br />

regulären Teilen kombiniere. Sporthose<br />

aus Nylon und dazu ein scharfes Latex-<br />

Tanktop. Oder meine Schnellfickerhose<br />

mit einer Bomberjacke.<br />

Es gibt unendlich viel sportliche, prollige<br />

Mode von namhaften Firmen, aber ich<br />

habe den Eindruck, im Latexbereich<br />

konzentriert sich meist alles sehr auf<br />

Schwarz.<br />

Mein Grundgedanke hinter dem Thema<br />

war also, sportliche alltagstaugliche<br />

Mode aus Latex zu entwerfen, mit mehr<br />

Farbe, die man zu regulären Mode- und<br />

Sportartikeln kombinieren kann. Zudem<br />

wollte ich mehr Details auf den<br />

Kleidungsstücken. Ich arbeite viel mit<br />

meinen vier Streifen, die von meinem<br />

Haupt-Logo abgeleitet sind (HEAVY-<br />

TOOL) und habe ein weiteres rundes<br />

Logo entwickelt für meine Latex-Linie.<br />

Das sind daher meist sehr aufwendig<br />

gearbeitete Teile. Und wie das bei Latex<br />

üblich ist, ist alles handgearbeitet: vom<br />

gegossenen Logo


STYLE 27<br />

bis zum eingearbeiteten Reißverschluss,<br />

bis hin zu jeder Naht.<br />

Wie bequem soll Fetisch-Mode<br />

denn sein? Oder kommt es darauf<br />

gar nicht an?<br />

Ich denke, zu Latex hat jeder eine eigene<br />

Beziehung. Für jeden fühlt sich das<br />

anders an. Der eine steht extrem drauf,<br />

andere finden es interessant oder mögen<br />

es gar nicht. Und es ist ja ein Material, das<br />

wirklich mit dem Körper und der Haut<br />

interagiert.<br />

Also meine Teile sitzen mal körperbetont,<br />

und andere locker, wie meine Boxerhose<br />

X8 zum Beispiel. Bequem ist bei Latex<br />

eher relativ. Der eine mag es eng anliegend,<br />

der andere eher locker. Bei meinen<br />

Produkten ist für jeden was dabei. Vom<br />

knackig sitzenden Wrestler-Body bis zur<br />

superweiten Skater-, Boxerhose, sexy<br />

Badehosen und slimfit geschnittenen<br />

Tanktops. Zudem gibt es Modeaccessoires<br />

wie Gürteltaschen. In Planung sind<br />

auch weitere kleine Modegegenstände<br />

passend zu den Outfits. Bequem ist<br />

also das, in was man sich letztendlich<br />

wohlfühlt. Und das findet man raus, wenn<br />

man Latex scharf findet, oder weiß es<br />

schon. Ich selbst mag beides. Anliegende<br />

Tops und bei den Hosen lieber weit und<br />

luftig. Also ja, bequem!<br />

Bei unserem letzten Gespräch<br />

hast du erwähnt, dass du darüber<br />

nachdenkst, auch Mode aus Stoff<br />

zu entwerfen. Was tut sich da?<br />

Das stimmt. Durch die allgegenwärtige<br />

„C“-Krise habe ich das aber auf 2021<br />

verschoben mit der Planung. Ich<br />

konzentriere mich jetzt voll auf den Start<br />

meiner Latex-Kollektion. Ich bin neu auf<br />

dem Markt und möchte erst mal, dass<br />

das anläuft, und Erfahrungen sammeln<br />

mit den Kunden, die da kommen. Also<br />

konzentriere ich mich voll auf die Produktion<br />

meiner ersten beiden Kollektionen.<br />

Man wächst ja bekanntlich mit den<br />

Erfahrungen, die man macht, und den<br />

einhergehenden Herausforderungen. Das<br />

fließt dann auch in den Ausbau ein, wenn<br />

es um die Erweiterung geht im Textilbereich.<br />

Da hat sich schon ein Investor aus<br />

der Schweiz gemeldet, mit dem das in<br />

Planung ist, der meine Sachen selbst cool<br />

findet. Es bleibt also spannend!<br />

Welches ist dein Lieblingsteil?<br />

Also drei mag ich ganz besonders, beide<br />

Schnellfickerhosen, in kurz und<br />

lang, das Sleeveless „BIKER-C17“<br />

und die Boxerhose X8. Und ich<br />

finde alle meine Badehosen sehr<br />

scharf, vor allem die G47. Was<br />

freu ich mich auf den Strand in<br />

Barcelona im August, ich werde<br />

jeden Tag ein anderes Modell<br />

tragen! Das ist wirklich<br />

schwer, mich da festzulegen,<br />

da ich ja jedes<br />

Teil entworfen<br />

habe und da<br />

schon immer<br />

ein Stück „find<br />

ich selber geil“<br />

dann drinsteckt.<br />

So soll das ja auch<br />

sein, denn vom Produkt<br />

bis hin zu meinen Models ist<br />

das 100 % Max & HEAVYTOOL<br />

und ich freu mich über alle Kerle,<br />

die an den Teilen die gleiche Freude<br />

haben wie ich selbst. Ich denke,<br />

HEAVYTOOL GEAR „sporty rubber“<br />

soll den Fetisch auch ein wenig mehr<br />

in den Alltag tragen. Raus aus den<br />

Darkrooms an den Strand, Badesee,<br />

Sportplatz, ins Fitnessstudio oder<br />

direkt getragen zum Flanieren in<br />

der City oder zum Klubben. Das<br />

passt toll in die heutige Zeit, wo<br />

junge Menschen viel experimentieren,<br />

sich nicht mehr verstecken<br />

mit ihrer Sexualität, sich intensiv<br />

damit auseinandersetzen und<br />

jetzt erst recht für ihre Rechte<br />

kämpfen. Die junge hippe Generation<br />

ist mutig und oft sehr direkt und<br />

kommuniziert das verstärkt auch über<br />

ihre Mode und den Lifestyle. Also rein<br />

ins Latex und raus in die Welt mit sporty<br />

heavytool rubber gear. Seid bunt, laut, frei<br />

und supersexy!<br />

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28 STYLE<br />

VIP<br />

GEBURTSTAGS<br />

Im <strong>September</strong> und <strong>Oktober</strong> hat eine Fülle<br />

unserer Lieblinge Geburtstag. Wir können<br />

nicht allen gratulieren, wünschen ihnen<br />

aber das Beste! Ein paar besondere Prominente<br />

stellen wir dir hier kurz vor.<br />

ADES ZABEL<br />

Der am 26. <strong>September</strong> 1963 in<br />

Berlin geborene Künstler ist einer der<br />

größten Stars der bundesweiten LGBTIQ*-<br />

Szene, bekannt aus Kinofilmen, von Theaterbühnen<br />

und aus der Comedywelt. Ades<br />

Zabels fein beobachtete Witze waren oft<br />

die Vorlage für die Kalauer von Cindy aus<br />

Marzahn ... Ades – auch bekannt als Edith<br />

Schröder – ist Gründungsmitglied der<br />

legendären Teufelsberger Filmproduktion<br />

und liebt es, als DJ im Einsatz zu sein.<br />

www.facebook.com/ades.zabel<br />

NILE RODGERS<br />

Der Produzent von Welthits wie „Le<br />

Freak“, „We Are Family“, „Good Times“, „Like<br />

a Virgin“ sowie „Upside Down“ und „Frankie“<br />

komponierte für und arbeitete u. a. mit<br />

Elton John, Diana Ross, Madonna, David<br />

Bowie, Sister Sledge, Daft Punk und Chic.<br />

Bis heute ist er einer der gefragtesten<br />

Musiker der Welt. Der am 19. <strong>September</strong><br />

1952 Geborene machte Disco „chic“!<br />

www.instagram.com/nilerodgers<br />

RALPH MORGENSTERN<br />

Der Theater-, Kino- und TV-Schau -<br />

spieler wurde am 3. <strong>Oktober</strong> 1956<br />

geboren. Seine größten Erfolge feierte<br />

er neben dem Theater mit der Klatschund<br />

Boulevard-Sendung „Blond am<br />

Freitag“. Durch seine Zusammenarbeit<br />

mit Walter Bockmayer wurde er zur<br />

Comedy-Dragqueen-Legende.<br />

www.instagram.com/ralph_morgenstern<br />

NORBERT BISKY<br />

50 Jahre! Alles Liebe! Der am 10.<br />

<strong>Oktober</strong> in Leipzig geborene Norbert<br />

Bisky, der 1994 bis 1999 an der Hochschule<br />

der Künste in Berlin studierte und<br />

danach Meisterschüler bei Georg Baselitz<br />

war, trennt den Menschen von seiner<br />

eigenen Inszenierung. Er ist einer der


FOTOS: M. RÄDEL<br />

KINDER<br />

wichtigsten zeitgenössischen Maler.<br />

www.facebook.com/<br />

norbertbiskyofficial<br />

JOEY ARIAS<br />

Vermutlich am 3. <strong>Oktober</strong><br />

1949 wurde Joey geboren, seit<br />

den frühen 1970ern ist der Queer<br />

eine internationale Legende der<br />

Kunstszene. Joey arbeitete schon mit<br />

Klaus Nomi, Rihanna und David Bowie<br />

zusammen und weiß genau, wie man<br />

das Publikum in den Bann zieht.<br />

Berliner Sterne wie Gloria Viagra, Joko<br />

Koma und Barbie Breakout zählen zu<br />

den Freunden der queeren Legende.<br />

www.instagram.com/joeyariasnyc<br />

ANTON MILAGROS<br />

„Für mich ist eine Fotostrecke<br />

oder ein einzelnes Motiv dann gut,<br />

wenn es mich beim Betrachten<br />

inspiriert und meine weitere Entwicklung<br />

beeinflusst. Es gibt nichts<br />

Norbert Bisky, Ades Zabel und Ralph Morgenstern<br />

Wichtigeres als Weiterentwicklung<br />

und Vielfalt in einer Arbeit“, verriet<br />

uns der aus Russland kommende<br />

Wahlberliner einmal. Anton Milagros<br />

(geboren am 16.10.1972) gehört<br />

zu den populärsten Fotografen<br />

der Szene, macht mit bei Chantals<br />

House of Shame und ist auch<br />

Designer. *rä<br />

www.anton-milagros.de<br />

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30 STYLE<br />

NACHGEFRAGT<br />

GYPSY: Mut statt Schande<br />

In Bochum lebt und wirkt<br />

diese grandiose Dragqueen,<br />

die nicht nur auf Instagram eine<br />

stetig wachsende Fangemeinde vereint.<br />

Wir sprachen mit der queeren<br />

Influencerin.<br />

Fühlst du dich als Kurdin und Dragqueen<br />

in Deutschland diskriminiert?<br />

Auf jeden Fall. Ich bin doppelt stigmatisiert.<br />

Von welcher Seite kommen die<br />

Anfeindungen?<br />

Wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

unterwegs ist und „südländischer“<br />

aussieht, wird man mitunter von anderen<br />

„Südländern“ angesprochen, die fragen,<br />

welche Nationalität man hat. Ich habe die<br />

Erfahrung gemacht, dass die Kommentare<br />

und die Ablehnung größer sind, wenn ich<br />

kurdisch sage, als wenn ich sage, ich sei<br />

deutsch. Die sagen dann Dinge wie: „Du<br />

bist ja eine Schande!“ Oder: „Wie kannst<br />

du als Bruder von uns so etwas machen?“<br />

Da ich bei einer ehrlichen Antwort eher<br />

in gefährliche Situationen komme, so<br />

ist es mir in NRW schon oft passiert,<br />

verschweige ich es häufig. Viele mit<br />

Migrationshintergrund finden es eher okay,<br />

wenn ich sage, dass ich deutsch sei, denn<br />

dann gehöre ich ja zu „den Deutschen“.<br />

Wie gehst du mit Hass und Bodyshaming<br />

um?<br />

Ich versuche herauszufinden, woran das<br />

liegt, dass Leute andere beleidigen. Es kann<br />

eigentlich nur sein, dass diese Menschen<br />

sehr traurig und mit sich selbst unzufrieden<br />

sind. Ich versuche, dem Hass und den<br />

Beleidigungen keine Aufmerksamkeit<br />

zu schenken. Mit der Zeit wurde mir der<br />

Hass egal, aber ich zeige ihnen, dass ich<br />

trotzdem da bin, und das gibt mir Stärke.<br />

Ist Bochum ein schwieriger Ort für<br />

Dragqueens?<br />

Bochum ist sehr tolerant, ich habe da<br />

kaum gefährliche Situationen erlebt. Es<br />

gibt nur leider sehr wenige Möglichkeiten,<br />

sich zu entfalten, es gibt keine queeren<br />

Cafés oder Partys wie in Köln oder Berlin.<br />

Wie sieht es in deinem Umfeld aus,<br />

was sagt zum Beispiel deine Familie?<br />

Ich studiere Soziale Arbeit, daher ist mein<br />

Umfeld generell tolerant, und viele feiern<br />

mich ... In meiner Familie ist es etwas komplizierter<br />

... „Das geht gar nicht!“, war die<br />

Reaktion auf mein Fremd-Outing. Meine<br />

Familie kommt aus einem Dorf in der<br />

Türkei, die kennen das nicht. Nach vielen<br />

Gesprächen wird es jetzt toleriert, aber<br />

nicht als gut empfunden. Einige folgen mir<br />

sogar auf Social Media! Meine Schwester<br />

schaut meine Interviews an und versteht<br />

mich dadurch viel besser. Teile meiner<br />

Familie sorgen sich aber auch um mich,<br />

wenn sie den ganzen Hate sehen, der<br />

zuweilen unter meinen Beiträgen steht.<br />

Ist Social Media für dich Segen oder<br />

Fluch?<br />

Ein bisschen von beidem, aber vor allem<br />

ein Segen. Ich hatte als Kind keine Vorbilder,<br />

und jetzt bekomme ich mit, wie viele<br />

Menschen ich erreichen kann, wie vielen<br />

ich Mut machen kann.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

www.facebook.com/gypsy.qween.35<br />

www.instagram.com/Kweengypsy


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ODEONSPLATZ<br />

U<br />

32 STADTPLAN<br />

CityGuide<br />

10<br />

Elisenstr.<br />

Ottostr.<br />

Maximilianspl.<br />

36<br />

APOTHEKEN<br />

1. Isartor Apotheke,<br />

Isartorplatz 6, (089) 2199290,<br />

www.isartor-apotheke.de<br />

2. Regenbogen Apotheke,<br />

Sonnenstr. 33, (089) 593659,<br />

www.hieristsgesund.de<br />

3. Wittelsbacher Apotheke,<br />

Lindwurmstr. 97, (089) 537844,<br />

www.wittelsbacher-apotheke.de<br />

ÄRZTE<br />

4. Gemeinschaftspraxis am Isartor<br />

(Allgemein-, Männer- und<br />

Innere Medizin, Infektiologie),<br />

Dr. Werner Becker, Dr. Ramona<br />

Pauli, Dr. Marcel Lee,<br />

Isartorplatz 6, (089) 229216,<br />

www.isarpraxis.de<br />

5. Dr. Timo Bachmann (Zahnarzt)<br />

Schweigerstr. 4, (089) 663242,<br />

www.timobachmann.de<br />

• Dr. Ulrich Kastenbauer (Allgemeinmedizin,<br />

Infektiologie),<br />

Ainmillerstr. 26, (089) 333863,<br />

www.infektiologie-schwabing.de<br />

• Wolf Schuck (Facharzt für<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde),<br />

Nymphenburger<br />

Str. 154, (089) 595131,<br />

www.hno-wolf-schuck.de<br />

PARTY<br />

8. Garry Klein,<br />

Sonnenstr. 8<br />

• Klosterklub,<br />

Lindwurmstr. 122<br />

9. Ksar Barclub,<br />

Müllerstr. 31<br />

10. NY.C,<br />

Elisenstr. 3<br />

SHOPPING<br />

11. Bruno´s, GayLifeStyle,<br />

Thalkirchner Str. 4<br />

• Beschattungen München,<br />

Waldeckstr. 24<br />

12. Optik Vogel e.K., Optik,<br />

Sonnenstr. 32<br />

13. Reithofer Fachmarkt,<br />

Elektrofachmarkt,<br />

Reichenbachstr. 31<br />

Mo.-Fr. 9-18 Uhr,<br />

Sa. 10-14 Uhr<br />

www.reithofer.de<br />

14. Rosa-Reisen,<br />

Hans-Sachs-Str. 22<br />

15. Team7,<br />

Herzogspitalstr. 3<br />

BEAUTY<br />

16. Massage Munich<br />

Steffen Robak,<br />

Studio Tal 30, 0175 6175255,<br />

www.massage-munich.com<br />

MÜNCHEN HBF S<br />

3<br />

Häberlstr.<br />

Bayerstr.<br />

Schwanthalerstr.<br />

45<br />

23<br />

Schillerstr.<br />

U GOETHEPLATZ<br />

SZENE<br />

17. Buddy, Corneliusstr. 32<br />

18. CAMP, Bar, Reisingerstr.15<br />

19. Deutsche Eiche, GaySauna,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

• Duplexx, Theresienstr. 130<br />

20. Diburnium,<br />

Thalkirchner Str. 5<br />

• Erotixx, Poccistr. 2 und<br />

Rosenheimer Str. 81<br />

Landwehrstr.<br />

Pettenkofferstr.<br />

Nußbaumstr.<br />

Waltherstr.<br />

Lindwurmst.<br />

• Herrensauna am Hauptbahnhof,<br />

Dachauerstraße 9a<br />

21. Ochsengarten, Müllerstr. 47<br />

35<br />

34<br />

8<br />

Resingerstr.<br />

Karlspl.<br />

U S KARLSPLATZ (STACHUS)<br />

18<br />

Sonnenstr.<br />

12<br />

Thalkirchner Str.<br />

Herzog-Wilhelm-Str.<br />

• Schwabinger Mensauna,<br />

GaySauna, Düsseldorfer Str. 7<br />

22. Spexter Erotic-Store,<br />

Müllerstr. 54<br />

• UnderGround des MLC,<br />

Machtlfingerstr. 28<br />

UNTERKUNFT<br />

19. Deutsche Eiche, Hotel,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

23. Hotel Brunnenhof,<br />

Schillerstr. 36,<br />

www.brunnenhof.de<br />

ESSEN & TRINKEN<br />

24. Café im Sub,<br />

Müllerstr. 14<br />

19. Deutsche Eiche,<br />

Reichenbachstr. 13<br />

25. Edelheiss Bar,<br />

Pestalozzistr. 6<br />

Pestalozzistr.<br />

26. Eiscafé Eismeer,<br />

Pestalozzistr. 21<br />

27. Jenny was a friend of mine,<br />

Holzstr. 14<br />

28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />

Fraunhoferstr. 4<br />

2<br />

29. Kraftwerk,<br />

Thalkirchnerstr. 4<br />

30. Moro Restaurant,<br />

Müllerstr. 30<br />

31. NiL,<br />

Hans-Sachs-Str. 2<br />

• Prosecco,<br />

Theklastr. 4,<br />

www.prosecco-munich.de<br />

• Self Bar/Restaurant,<br />

Schäftlarnstr. 62,<br />

www.self-bar.de<br />

Neuhauser Str.<br />

Damenstiftstr.<br />

U SENDLINGER TOR<br />

11 29 22<br />

25<br />

20<br />

89<br />

26<br />

27<br />

15<br />

47<br />

Blumenstr.<br />

Müllerstr.<br />

Maxburgstr.<br />

Hans-Sachs-Str.<br />

KULTUR<br />

33. Bayerische Staatsoper,<br />

Max-Joseph-Platz 2,<br />

www.bayerische-staatsoper.de<br />

Oberanger<br />

Unter Anger<br />

43<br />

30<br />

4246<br />

9<br />

31<br />

39<br />

14<br />

Färbergraben<br />

Blumenstr.<br />

MARIENPLATZ U S<br />

Rindermarkt<br />

40<br />

24<br />

41<br />

48<br />

Müllerstr.<br />

Fraunhoferstr.<br />

Corneliusstr.<br />

Klenzestr.<br />

FRAUENHOFERST. U<br />

34. City Filmtheater, Kino,<br />

Sonnenstr. 12,<br />

www.city-kinos.de<br />

Erhardtstr.<br />

35. Deutsches Theater,<br />

Schwanthalerstr. 13,<br />

www.deutsches-theater.de<br />

• Gasteig (Philharmonie),<br />

Rosenheimer Str. 5,<br />

www.gasteig.de<br />

• GOP Varieté-Theater,<br />

Maximilianstr. 47,<br />

www.variete.de<br />

• Kultur im Schlachthof,<br />

Zenettistr. 9,<br />

www.im-schlachthof.de<br />

36. Kunsthalle München,<br />

heatinerstr. 8<br />

• Lenbachhaus -<br />

Städtische Galerie,<br />

Luisenstr. 33,<br />

www.lenbachhaus.de<br />

• Museum Brandhorst,<br />

Theresienstr. 35a<br />

37. Münchner Kammerspiele,<br />

Maximilianstr. 26-28,<br />

www.muenchnerkammerspiele.de<br />

• Münchner<br />

Philharmoniker,<br />

Rosenheimer Str. 5<br />

• Münchner Volkstheater,<br />

Brienner Str. 50,<br />

www.muenchnervolkstheater.de<br />

38. Staatstheater am<br />

Gärtnerplatz,<br />

Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />

www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />

• Tierpark Hellabrun,<br />

Tierparkstr. 20<br />

Gärtnerplatz<br />

38<br />

Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />

28<br />

13<br />

RAT & TAT<br />

39. Caritas Ambulanter Hospiz<br />

ienst, Queer-Sprechstunde,<br />

jeden 1. Montag im Monat,<br />

ASZ Isarvorstadt,<br />

Hans-Sachs-Str. 14,<br />

caritas-hospizdienst@<br />

barmherzige-muenchen.de<br />

40. Diversity Jugendzentrum,<br />

Blumenstr. 11,<br />

www.diversity-muenchen.de<br />

19<br />

Frauenstr.<br />

Rumfordstr.<br />

Buttermelcherstr.<br />

17<br />

Baaderstr.<br />

Reichenbachbrücke<br />

ISAR<br />

33<br />

Maximilianstr.<br />

16<br />

Tal<br />

Steindorfstr.<br />

Corneliusbrücke<br />

5<br />

41. Gay Outdoor Club<br />

München e.V.,<br />

Sportverein,<br />

Müllerstr. 14,<br />

www.gocmuenchen.de<br />

• Isarhechte e.V.,<br />

Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />

www.isarhechte.de<br />

42. Koordinierungsstelle zur<br />

Gleichstellung von LGBTI*,<br />

Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstraße)<br />

43. LeTRa,<br />

Blumenstr. 29,<br />

www.letra.de<br />

44. Marikas Beratungsstelle für<br />

anschaffende junge Männer,<br />

Dreimühlenstr. 1,<br />

www.marikas.de<br />

45. Münchner Aids-Hilfe,<br />

Lindwurmstr. 71,<br />

www.aidshilfe-muenchen.de<br />

46. Münchner Regenbogen-<br />

Stiftung, Angertorstr. 7<br />

(Eingang Müllerstr.)<br />

47. Rechtsanwälte Schuster<br />

& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />

(Fußgängerzone),<br />

(089) 23888930,<br />

www.ra-srk.de<br />

• Regenbogenfamilien,<br />

Fach- und Beratungsstelle,<br />

Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />

www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />

48. Sub e.V.,<br />

Müllerstr. 14,<br />

info@subonline.org<br />

49. Team München, Sportverein,<br />

Rumfordstr. 39<br />

www.teammuenchen.de<br />

• TransMann e.V.,<br />

Parzivalstr. 41,<br />

www.transmann.de<br />

37<br />

Isartorpl.<br />

ISARTOR S<br />

49<br />

1<br />

4


33<br />

Wolf Schuck<br />

Facharzt für<br />

Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />

Nymphenburger Str. 154<br />

80634 München<br />

Tel: 089 - 595131<br />

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Ihr Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />

STI, Hepatitis, HIV, PrEP und PEP – wir sind gerne für Sie da!<br />

Prävention<br />

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34 GESELLSCHAFT<br />

EROTIK<br />

Wie rassistisch ist die<br />

schwule Pornoindustrie?<br />

FOTOS: WWW.INSTAGRAM.COM/RACECOOPER<br />

Der ehemalige Pornostar Race<br />

Cooper berichtet von strukturellem<br />

Rassismus in der schwulen<br />

Pornowelt – und verdeutlicht, warum er<br />

Bezeichnungen wie „BBC“ hasst und es<br />

satthat, dass schwarze Männer auf ein<br />

Körperteil reduziert, statt als Menschen<br />

mit Persönlichkeit und Seele wahrgenommen<br />

zu werden.<br />

WENIGER GELD, WENIGER LOB,<br />

WENIGER ANERKENNUNG<br />

Race Cooper begann seine Pornokarriere<br />

2009 als Casting-Direktor beim Pornogiganten<br />

Raging Stallion, später stand er<br />

auch vor der Kamera. Strukturen, die beim<br />

Fernsehen als rassistisch galten – in der<br />

Pornowelt waren sie alltäglich, so Cooper. Der<br />

Ex-Pornostar prangert Rassismus als tägliche<br />

Konstante in dem Business an – ständig seien<br />

sowohl seine Arbeitsethik als auch seine<br />

Intelligenz infrage gestellt worden. Und: Die<br />

Charaktere schwarzer Männer in Pornos seien<br />

oft stereotype „Schläger“-Rollen, was Cooper<br />

als beleidigende und rassistische Vorurteile<br />

brandmarkt.<br />

Außerdem ein großer Vorwurf des ehemaligen<br />

Pornodarstellers: die Gehaltsunterschiede.<br />

Immer habe er weniger verdient als die<br />

weißen Darsteller. Die Botschaft dahinter ist<br />

für Cooper eindeutig: „Schwarze Menschen<br />

sind weniger wert.“<br />

Auch habe er viel seltener Lob, Anerkennung<br />

und Bestätigung erhalten als seine<br />

Kollegen. Heute glaubt Cooper: Er war nur<br />

der „Quotenschwarze“, der dem Studio Vielfalt<br />

bescheinigen sollte. Als das Studio schließlich<br />

mit Falcon Studios fusionierte, wurde nur ein<br />

Mitarbeiter entlassen: Cooper, der einzige<br />

schwarze Angestellte.<br />

DER RASSISMUS HINTER „BBC“<br />

Race Cooper hält auch allen Pornofans den<br />

Spiegel vor. Er spricht von einer Fetischisierung<br />

von Schwarzen – das sei ein lang anhaltendes<br />

und sehr erniedrigendes Problem. Was<br />

bedeutet das genau? Der Ex-Darsteller erklärt<br />

den feinen Unterschied zu anderen Fetischen:<br />

„Fetische wie Fisting oder das Nutzen<br />

einer Sexschaukel haben nichts mit Rasse<br />

oder Hautfarbe zu tun. Jeder kann daran<br />

teilhaben. Aber wenn dein Fetisch irgendein<br />

austauschbarer ‚schwarzer Kerl’ ist, nimmst<br />

du die menschliche Komponente heraus<br />

und behandelst sie einfach als Objekte<br />

aufgrund ihrer Hautfarbe“.<br />

Wenn man eine Ethnie oder Menschen<br />

aufgrund eines Merkmals zum Fetischobjekt<br />

macht, werde der Mensch genau das: ein<br />

Objekt. Man entmenschliche diese Person zu<br />

einer Sache, sagt Cooper. Und schwarze Männer<br />

in der Pornoindustrie würden oft sowieso<br />

auf nichts anderes als einen bestimmten<br />

Körperteil reduziert. Hand aufs Herz: Wem<br />

ist bewusst gewesen, wie diskriminierend die<br />

Bezeichnung „Big Black Cocks“ eigentlich ist?<br />

„Ein Mensch mit einer Seele wird auf einen<br />

schwarzen Dildo reduziert, wie die, die man<br />

kauft und besitzt – und man versteckt<br />

ihn unter seinem Bett, bis man geil und<br />

einsam ist.“<br />

Cooper verdeutlicht durch diese krasse<br />

Aussage: Dadurch bleibe bei Schwarzen<br />

der Eindruck zurück, sie hätten nur Wert in<br />

der sexuellen Befriedigung, die sie den Weißen<br />

bieten können *lm<br />

Den ganzen Text gibt es unter<br />

maenner.media/topics/rassismus<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber:<br />

Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />

Chefredakteur:<br />

Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />

Stellv. Chefredakteur:<br />

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Jonas Bock (jb), Tim Behrendt (tb),<br />

Christian KL Fischer (fis), Steffen Rüth,<br />

Leander Milbrecht (lm), ), Felix Müller (fm),<br />

Felix Just (fj), Sabine Hannakampf,<br />

Katja Schwemmers, Jonathan Fink<br />

Lektorat (ausgewählte Texte):<br />

Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />

Grafik: extern<br />

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Vertrieb: blanda promotions, Eigenvertrieb<br />

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Gläubiger-ID DE06 ZZZ 000 000 793 04<br />

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Es gilt die <strong>Leo</strong> Anzeigenpreisliste (gültig<br />

seit 1. Dezember 2019). Namentlich<br />

gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />

einer Person ist kein Hinweis auf deren<br />

sexuelle Identität. Wir freuen uns über<br />

eingesandte Beiträge, behalten uns aber<br />

eine Veröffentlichung oder Kürzung vor.<br />

Für eingesandte Manuskripte und Fotos<br />

wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />

von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen<br />

ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />

des Verlags möglich. Für den Inhalt<br />

der Anzeigen sind die Inserenten<br />

verantwortlich. Bei Gewinnspielen ist<br />

der Rechtsweg ausgeschlossen. Der<br />

Gerichtsstand ist Berlin. Abonnement:<br />

Inlandspreis 30 Euro pro Jahr,<br />

Auslandspreis 50 Euro pro Jahr. Bei<br />

Lastschriften wird die Abogebühr am 3.<br />

Bankarbeitstag des laufenden Monats<br />

abgebucht.<br />

Die Anzeigenbelegunsgeinheit<br />

blu media network GmbH<br />

blu/gab/leo unterliegt der IVW-Auflagenkontrolle


Tu,<br />

was<br />

andere auch<br />

tun<br />

Es ist deine Entscheidung, mit einer<br />

erfolgreichen Behandlung kannst du<br />

leben, wie du es willst.<br />

Nimm dein Leben in die Hand und erfahre<br />

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www.nochvielvor.de<br />

Eine Initiative von<br />

für ein positives Leben mit HIV.


eLIFE<br />

Liebe Queers,<br />

alle Zeichen stehen wieder auf Neustart. Nachdem das<br />

erste halbe Jahr <strong>2020</strong> durch die Corona-Pandemie von<br />

Leid, Angst, Stillstand, Tod und Trauer geprägt war, geht<br />

es nun darum, wieder ohne Angst und mit neuem Wissen<br />

(und neuen Verhaltensweisen) nach vorne zu blicken. Im<br />

Januar 2021 lädt dazu die imm cologne in Köln ein, innovatives<br />

Wohnen zu entdecken. Aber nicht nur am Rhein,<br />

überall tut sich Spannendes und Hilfreiches für einen<br />

sicheren, entspannten und veränderten Alltag. Wir haben<br />

für dich in unserem Special einen großen Schwung News<br />

und Projekte zusammengestellt, die dich einstimmen<br />

sollen auf ein smartes 2021. *rä<br />

FOTO: ISTSOCKPHOTO.COM/KUPICOO<br />

MESSE<br />

imm cologne und LivingKitchen<br />

Ein interaktives Ideenfestival für die<br />

Lebenswelt von morgen in einer digital<br />

geprägten Zukunft.<br />

Überall auf der Welt sucht man nach innovativen<br />

Wegen, um den wirtschaftlichen<br />

Neustart zu pushen. Neuester Beitrag der<br />

Koelnmesse anlässlich des 2021er Messe-<br />

Doppels imm cologne und LivingKitchen<br />

ist der Connect Hub. Als Herzstück der<br />

neuen Halle Connect soll er ein Katalysator<br />

für die Erschließung neuer und branchenübergreifender<br />

Geschäftspotenziale<br />

für vernetztes Wohnen & Leben werden.<br />

Als interaktive Innovationswerkstatt<br />

und als Messeplattform für Networking,<br />

Wissenstransfer und Teambuilding lädt der<br />

Connect Hub Aussteller und Besucher ein,<br />

gemeinsame Lösungen zu entwickeln.<br />

SCHNITTSTELLE UND PLATTFORM<br />

Der Connect Hub bildet das kommunikative<br />

Zentrum und pulsierende Herzstück<br />

der im Rahmen des Masterplans Koelnmesse<br />

3.0 neu errichteten und pünktlich<br />

zur imm cologne 2021 fertigen Halle 1plus.<br />

Unter dem Titel Connect dient die Halle<br />

während imm cologne und LivingKitchen<br />

als Plattform für vernetztes Wohnen &<br />

Leben.<br />

Hier werden nicht nur innovative Geräte-<br />

Technik und smarte Anwendungen<br />

zur Vernetzung der Küche und des<br />

Hauses präsentiert – Connect ist auch<br />

die Schnittstelle zu den Branchen Energiemanagement,<br />

Mobilität, Logistik, Telekommunikation,<br />

Healthcare, Technology<br />

und Kultur. Als weiteres Highlight zeigt das<br />

Connected Home eine realistische Umsetzung<br />

von Smart-Home-Technologien für<br />

Architektur und Einrichtung in inszenierten<br />

Wohnwelten.<br />

„Die Einrichtungsmessen imm cologne<br />

und LivingKitchen haben sich schon<br />

immer als Diskussionsplattformen zur<br />

Klärung von Zukunftsfragen gesehen und<br />

entsprechende Formate initiiert“, führt<br />

Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter<br />

Messemanagement für die Themen<br />

Möbel, Einrichten und Design bei der<br />

Koelnmesse, an.<br />

18. – 24.1.2021, www.facebook.com/<br />

immcologne, www.koelnmesse.de


E-SCOOTER<br />

MOBILITÄT<br />

CANCEL CULTURE:<br />

eLIFE<br />

Das war wirklich ein grandioser Fehlstart.<br />

Kein Wunder, es war ja auch ein<br />

Herzensprojekt von Pannenminister<br />

Andreas Franz Scheuer von den<br />

Christsozialen der Unionsfraktionsgemeinschaft.<br />

Die Einführung der<br />

überall auf der Welt schon erfolgreich<br />

rollenden E-Scooter in Deutschland<br />

war so chaotisch, dass sie beinahe<br />

eine Totgeburt wurde und den Ruf der<br />

kleinen Flitzer nachhaltig zerstörte.<br />

Zu unrecht, meint unser Autor.<br />

Auf einmal waren sie überall. Nachdem<br />

wochenlang über Helmpflicht und<br />

Höchstgeschwindigkeiten gestritten<br />

wurde, glich es einer Invasion. In den<br />

Großstädten machten alienartige,<br />

langhalsige und mit seltsam leuchtenden<br />

Organen auf Menschenbrusthöhe<br />

ausgestattete Stolperfallen, binnen<br />

weniger Stunden Spaziergänge zu einem<br />

Hürdenlauf. Bereits nach wenigen Tagen<br />

dieses Masseneinfalls in die gentrifizierten<br />

Innenstädte, hatte die Spezies Mensch<br />

sich der Eindringlinge aber bemächtigt<br />

und besonders ihre Ausprägung des<br />

Partytouristen lief zu halsbrecherischer<br />

akrobatischer Höchstform auf, beim Versuch,<br />

die von Zauberkraft angetriebenen<br />

Metall- und Plastikfolen zu bändigen. Jede<br />

Nacht dann das gleiche gespenstische<br />

Schauspiel: Eine Armee von Kleintransportern<br />

sammelte die E-Scooter genannten<br />

Gegenstände ein und spuckte im Tausch<br />

neue aus. Besoffene wie besorgte Bürger<br />

erklärten dem Treiben umgehend den<br />

Krieg, immer wieder sah man schrecklich<br />

malträtierte Exemplare der Sorten TIER<br />

oder Lime am Straßenrand, in Brunnen<br />

oder gleich auf Mülleimern liegen. In der<br />

Folge entbrannte über die doch eigentlich<br />

ganz unschuldig wirkenden Wesen ein<br />

Shitstorm sondergleichen und der Autor<br />

dieses Textes stimmte munter mit ein.<br />

Ökobilanz, Billiglöhner, Wegwerfgesellschaft<br />

– die Kapitalismuskritik einer<br />

ganzen Gesellschaft wurde auf dieses<br />

unnütz erscheinende und von Andy B.<br />

Scheuer(t) geförderte Vehikel projiziert.<br />

Vieles davon ist im Grunde auch korrekt,<br />

denn ökologisch nachhaltig werden<br />

E-Scooter wohl kaum laufen, wenn dieselgetriebene<br />

Kleinlaster sie einsammeln und<br />

mit konventionellem Kohlestrom füttern.<br />

Die Fahrer der Kleinlaster ihren Dienst am<br />

Share-Economy-Hype als Soloselbstständige<br />

für Centbeträge verdingen zu<br />

lassen, ist ebenfalls eine Pervertierung des<br />

Gedankens Nachhaltigkeit. Aber. Nein,<br />

nicht so ein Aber. Es kam ja Corona. Und<br />

da in jeder Krise ... es muss dieser Satz<br />

nicht zu Ende geschrieben werden.<br />

DIE ZWEITE CHANCE<br />

Weil der öffentliche Nahverkehr schon<br />

im Wortsinne zu Volksseuchenzeiten<br />

noch unattraktiver erscheint, als er es in<br />

Autodeutschland eh ist, fingen besonders<br />

die eben noch laut fluchenden E-Scooter-<br />

Verächter – der Autor wieder inkludiert<br />

– an, sich noch mal etwas eingehender mit<br />

dem/den kleinen Gefährten zu befassen.<br />

Und was soll man sagen: 20 Kilometer<br />

pro Stunde ist ungefähr das, was ein<br />

geübter Radler in der Stadt schafft,<br />

nur, dass jener ziemlich verschwitzt am<br />

Ziel ankommt. Zudem ist ein Rad viel<br />

pflegebedürftiger, als zum Beispiel so ein<br />

TIER von Roller, das mit rund 600 Euro<br />

aus dem zerstörerischen Ausleihzirkus<br />

herausgekauft werden kann und dann mit<br />

gesundem Ökostrom aufgepäppelt, seine<br />

Dienste nur noch einem Herrn (m/w/d)<br />

andient und dies nahezu unkaputtbar. Mit<br />

einer Reichweite von rund 30 Kilometern<br />

ist eigentlich jedes innerstädtische Ziel<br />

gut errollerbar und zumindest der Autor<br />

tut exakt dies inzwischen täglich – mit<br />

steigender Freude. Probiert es mal aus. *ck<br />

FOTO: MAREK RUCINSKI / UNSPLASH / CC0


eLIFE<br />

WOHNEN<br />

HYGGE UND SMART<br />

Die Entscheidung für ein Smart Home geht in<br />

Zukunft einher mit der Wahl eines neuen Mitbewohners:<br />

Sie heißen Alexa (Amazon), Siri (Apple),<br />

Cortana (Microsoft) oder neuerdings auch Bixby<br />

(Samsung) und ziehen per Sprachsystem ins<br />

Heim; die unsichtbaren Helfer werden als Betriebssysteme<br />

für das Smart Home fungieren.<br />

Die Assistenten sind lernbegierig. Sie sorgen nicht nur<br />

für einen reibungslosen Ablauf im Alltag der Hausbewohner,<br />

sondern wissen auch um ihre Vorlieben.<br />

Laut Prognosen werden diese bald so schlau sein,<br />

einfache Sprachbefehle selbstständig an Dienstleister<br />

weiterzuleiten.<br />

Aber auch neue Produkte werden das tägliche Leben<br />

im Smart Home nachhaltig beeinflussen. Per Finger-<br />

Wink wird das komplette Raumlicht gesteuert, und<br />

nachts zeigen das durch Sensor ausgelöste dezente<br />

Notlicht und die Anzeige am Dusch-WC den rechten<br />

Weg. Die individuellen Duschprogramme auf Knopfdruck,<br />

die automatische Befüllung der Badewanne und<br />

das vollautomatische Spa sind keine Zukunftsvisionen,<br />

sondern werden von vielen Sanitärunternehmen<br />

bereits jetzt angeboten. Das WC fungiert nicht nur<br />

als komfortables Hygiene-Zentrum, sondern wird zur<br />

Gesundheits-Infosäule der Bewohner. Bereits auf dem<br />

Markt ist ein WC mit integrierter Urin-Analyse. Die<br />

Hersteller entwickeln bereits WCs mit umfassenden<br />

Analyse-Funktionen und Internet-Anschluss zum<br />

Hausarzt.<br />

Bewohner eines Smart Home erleben in Sachen Licht


eLIFE<br />

gerade den Beginn eines neuen Zeitalters:<br />

Nicht nur, dass mit der LED-Technologie<br />

der Stromverbrauch und die Langlebigkeit<br />

der Leuchtmittel optimiert werden – die<br />

neue Technologie eröffnet auch die<br />

Wahl verschiedener Lichtqualitäten.<br />

Die Auswahl der Kleiderfarbe vor dem<br />

Schrank erfordert ein anderes Licht als<br />

die Raum- oder Gesichtsbeleuchtung<br />

kurz vor dem Schlafengehen. Und<br />

per App können nun verschiedene<br />

Lichtszenarien angesprochen, kombiniert<br />

und programmiert werden. Gekoppelt mit<br />

Lichtsensoren und Funkschaltern wird<br />

auch der Bedienkomfort extrem erhöht.<br />

Das Design im Smart Home verändert<br />

sich und kann für die moderne Technik<br />

optimiert werden. Lose rumliegende<br />

Lautsprecherkabel gehören der<br />

Vergangenheit an – die Musik wird durch<br />

die Luft transportiert. Das Smart Phone<br />

wird einfach auf den Schreibtisch, ins<br />

Badezimmerregal oder auf den Tisch<br />

gelegt und über eine integrierte Ladestation<br />

ohne Kabelverbindung aufgeladen.<br />

Fernseher sind so flach wie Bilderrahmen,<br />

und per W-Lan holt man sich digitale<br />

Leihgaben aus den Museen der Welt<br />

ins Wohnzimmer. Die Lichtintensität<br />

wird dabei auf die Lichtverhältnisse im<br />

Zimmer angepasst, und das gewählte<br />

Foto oder Kunstwerk hat einen hohen<br />

Kontrastumfang.<br />

Ein Smart Home weckt auch bei<br />

Einbrechern Begehrlichkeiten, doch<br />

gerade im Bereich Sicherheit bietet die<br />

Smart Home-Technologie dem Hausbesitzer<br />

Unterstützung: Die missglückten<br />

Einbruchsversuche sind in den letzten<br />

Jahren auf eine Quote von 44 Prozent<br />

im Jahre 2016 gestiegen. Auch das<br />

Bundesinnenministerium sieht in seinem<br />

aktuellen Sicherheitsbericht eine Verbesserung<br />

der Sicherheitsmaßnahmen.<br />

Sensoren schalten automatisch Außenleuchten<br />

oder Kameras ein. Und auch bei<br />

Rauchentwicklung durch ein Feuer, bei<br />

Gasaustritt aus einer defekten Gasleitung<br />

oder bei einer defekten Wasserleitung<br />

hilft die Digitalisierung: Ein Smart Home<br />

kann gegen elementare Gefahren besser<br />

geschützt werden.


eLIFE<br />

TECHNIK<br />

DIGITAL WELLBEING<br />

UNKAPUTTBAR<br />

Seit 2009 produziert<br />

das französische<br />

Unternehmen<br />

CROSSCALL Handys, die<br />

allen Witterungen und<br />

Geländewiderständen<br />

trotzen. Wasser, Regen,<br />

Feuchtigkeit und Staub<br />

stecken die robusten<br />

Outdoor-Telefone locker<br />

weg. Gleichzeitig dokumentieren sie alle deine Abenteuer<br />

in Action-Cam-Qualität. Das TREKKER-X4 beispielsweise<br />

bietet ein 170-Grad-Weitwinkelobjektiv und Slow-Motion-<br />

Aufnahmen bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Die bereits<br />

vorinstallierte X-CAM-App macht das Editing im Nachgang<br />

kinderleicht. Verstärktes Corning Gorilla Glass 5, glasfaserverstärkter<br />

Kunststoff, Seitenbalken aus Aluminium und<br />

eine interne Metallplatte lassen Erschütterungen ganz<br />

einfach abprallen. Unter Wasser hält das Smartphone in<br />

zwei Meter Tiefe bis zu sechzig Minuten aus. *fj<br />

www.crosscall.com<br />

Nachhaltiger Tourismus wird für Urlauber immer<br />

wichtiger. Viele Hotels werben bereits heute damit,<br />

ökologisch verantwortungsvoll zu handeln. Dabei fließen<br />

nicht nur ein rücksichtsvoller Umgang mit natürlichen<br />

Ressourcen (z. B. Wasseraufbereitungsanlage) und die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. Solaranlagen) in<br />

die Bewertung ein, sondern auch der Anbau einheimischer<br />

Pflanzen oder der Schutz von lokaler Kultur. Noch<br />

umweltbewusster als ein Besuch in einem „Green Hotel“?<br />

Einfach draußen pennen.<br />

SMARTWATCH<br />

Die PowerWatch ist DIE<br />

Smartwatch für alle, die ihre<br />

Zeit am allerliebsten draußen<br />

verbringen. Sie verfolgt den<br />

Kalorienverbrauch, Herzfrequenz,<br />

Schritte und Aktivitäten wie Joggen,<br />

Radfahren oder CrossFit. Darüber<br />

hinaus bleibt der Träger via GPS<br />

über zurückgelegte Höhenmeter<br />

informiert. Weitere Apps wie Apple<br />

Health Kit oder Google Fit können<br />

nachträglich installiert werden.<br />

Natürlich ist die Uhr wasserdicht<br />

und hält auch leichte Stöße gut aus.<br />

Und das Beste: Du musst die PowerWatch<br />

niemals aufladen, da die Batterie von deiner<br />

Körperwärme gespeist wird. *fj<br />

www.powerwatch.com


eLIFE<br />

ZUM WANDERN<br />

Das amerikanische Unternehmen GoSun hat sich auf Outdoor-Gadgets<br />

spezialisiert, die von Solarenergie angetrieben<br />

werden. Dazu zählen Solar-Kühlmodule, -Taschenlampen,<br />

-Smartphone-Ladegeräte oder auch der GoSun Solar<br />

Oven. In seiner sportlichsten Variante wiegt er weniger als<br />

1 Kilogramm und backt, kocht und gart feste Nahrung sowie<br />

Flüssigkeiten selbst bei bewölktem Himmel. *fj<br />

www.gosun.co<br />

LICHTQUELLE<br />

Anders als die meisten Laternen ist<br />

die Sitka-Lanterne von UCO Gear<br />

darauf ausgerichtet, das Licht von<br />

oben nach unten zu verteilen. Die<br />

Lichtquelle kann dazu einfach bis<br />

zu 66 Zentimeter weit ausgefahren<br />

werden. Sitka verfügt über einen<br />

komfortablen Tragegriff und ist<br />

in der Lage, über einen USB-Port<br />

andere Geräte mit Strom zu<br />

versorgen. *fj<br />

www.ucogear.com


eLIFE<br />

MOLESKINE<br />

Moleskine ist einer der bekanntesten<br />

Hersteller von Notizbüchern und<br />

Skizzenbüchern weltweit. Typischerweise<br />

sind die Produkte in beschichteten Karton<br />

gebunden, verfügen über ein Leseband<br />

und eine Falttasche mit Gummiband.<br />

Und wieso sollten die Italiener plötzlich<br />

papierloses Schreiben unterstützen?<br />

Tun sie nicht. Der Smart Writing Pen<br />

von Moleskine schreibt wie jeder andere<br />

Stift auf speziellem Papier, überträgt<br />

dabei aber alle Notizen in eine App,<br />

wenn man sich zuvor beispielsweise mit<br />

dem iPad verbunden hat. So fällt zwar<br />

weiterhin Papiermüll an, gleichzeitig wird<br />

das Vervielfachen von Aufzeichnungen<br />

bequemer und Zeichnungen können im<br />

Anschluss digital verändert werden. *fj<br />

de.moleskine.com<br />

KOMMUNIKATION<br />

FÜR DEN PAPIERLOSEN ALLTAG<br />

Bereits als die Menschen noch in Höhlen lebten, zeichneten sie mit Pigmenten aus verschiedenfarbigen<br />

Steinen Geschichten auf Wände. Später begannen sie Schriftzeichen<br />

zu erfinden und diese auf Tontafeln zu übertragen. Erst im 11. Jahrhundert jedoch kam<br />

das Papier, wie wir es heute kennen, nach Europa. Mittlerweile lernen wir das Schreiben<br />

mit dem Füllfederhalter und das „Schönschreiben“ bereits ab der 1. Klasse. Aber ist das<br />

Notieren auf Papier überhaupt noch up to date? Im Privaten kommunizieren wir nur<br />

noch selten per Brief – häufig bleibt es bei einer Handvoll Postkarten aus dem Urlaub.<br />

Auch in Hinblick auf den Umweltschutz gibt es viele Befürworter für den papierlosen<br />

Alltag. Diese Gadgets wollen es möglich machen.<br />

BLACKBOARD<br />

Das Blackboard von Boogieboard verfügt über ein simples LCD-Display und<br />

über zunächst nur wenige Funktionen. Die austauschbare Batterie des Gerätes<br />

hält so allerdings bis zu fünf Jahren. Über Templates können gerade Linien<br />

gezogen werden, die Rückseite des integrierten Stifts erlaub exaktes Löschen<br />

von Geschriebenem. Die halb transparente Oberfläche macht es zudem<br />

möglich, Bilder ziemlich exakt abzupausen oder Notizen auf Dokumenten zu<br />

machen, ohne dabei das Original tatsächlich zu beschriften. *fj<br />

www.writeonblackboard.com<br />

WIPEBOOK<br />

Ähnlich wie Whiteboards verfügen die<br />

Wipebook Notebooks über eine Oberfläche,<br />

die man wieder und wieder<br />

neu beschriften und reinigen kann. So<br />

braucht man eigentlich sein ganzes<br />

Leben lang nur noch ein einziges<br />

Notizbuch. Per App können Skizzen<br />

und Notizen dauerhaft gespeichert<br />

werden, sodass besonders geniale<br />

Ideen nie verloren gehen. *fj<br />

www.wipebook.com<br />

PHREE PEN<br />

Mittlerweile gibt es zahlreiche Hersteller und<br />

Technologieunternehmen, die Smart Pens<br />

herstellen und so das papierlose Schreiben<br />

fördern. Das Problem: All diese Stifte benötigen<br />

für die einwandfreie Funktionsweise<br />

eine bestimmte Schreibunterlage oder<br />

Smart Paper. Phree strengte sich an, als<br />

erster Smart Pen auf allen Oberflächen<br />

gleich gut zu funktionieren. Von der<br />

Crowdfunding-Phase zur Massenproduktion<br />

hat es der Stift jedoch bislang nicht<br />

geschafft. *fj<br />

www.otmtech.com


MOBILITÄT<br />

VISION AVTR<br />

Du findest die Welt von James Camerons Avatar-Film<br />

ganz toll und so schön futuristisch? In Kooperation<br />

mit dem Team des Scifi-Movie ist dieses ungewöhnliche<br />

Konzeptfahrzeug für Mercedes-Benz entstanden.<br />

Die Inside-Out-Designstruktur lassen Innenraum und<br />

Umgebung miteinander verschmelzen. Gleichzeitig ist<br />

der Fahrer mit dem Wagen so verbunden wie nie zuvor.<br />

Und nachhaltig ist der VISION AVTR sowieso.<br />

Das Showcar VISION AVTR ist eine Hommage an den<br />

Kinoerfolg von James Cameron und ein Blick in eine<br />

ferne Zukunft der Automobilität. Im Januar präsentierte<br />

Mercedes-Benz das Concept Car erstmals auf der<br />

Consumer Electronics Show in Las Vegas. Durch die<br />

halb offene Struktur des Wagens kommt der Fahrer in<br />

unmittelbaren Kontakt mit der Außenwelt. Anstelle eines<br />

Lenkrads verfügt der VISION AVTR über ein biometrisches<br />

Bedienelement, das durch Handauflegen aktiviert wird. Der<br />

Fahrer wird an seiner Atmung erkannt.<br />

Das Einzige,<br />

das ansteckend<br />

sein sollte:<br />

Lebensfreude.<br />

Auf der Rückseite des Wagens befinden sich 33 bionische<br />

Klappen, die an Reptilienschuppen erinnern und der<br />

Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern dienen.<br />

Da der VISION AVTR die Vorder- und Hinterachse in der<br />

gleichen und entgegengesetzten Richtung steuern kann,<br />

ist er in der Lage sich bis zu 30 Grad seitwärts fortzubewegen<br />

– Krebsgang quasi. Das ist nicht nur wahnsinnig<br />

praktisch, sondern macht ihn auch in seiner Bewegung<br />

noch animalischer.<br />

In Sachen Antrieb setzen die Visionäre von Mercedes-Benz<br />

ganz auf „Circular Economy“, also auf einen ununterbrochenen<br />

Kreislauf bei der Herstellung und Versorgung<br />

der Batterie. Diese funktioniert auf Grundlage von<br />

graphenbasierter organischer Zellchemie und ist damit frei<br />

von seltenen Erden. Alle Materialien sind kompostier- und<br />

recycelbar. Auch der Innenraum ist aus nachhaltigen<br />

Rohstoffen gestaltet. Mehr zukunftsweisende Technologie<br />

von Mercedes-Benz gibt es auf der Website des Herstellers.<br />

Noch mehr futuristische Supercars findest du in der Supercars<br />

Edition von Mate – exklusiv auf www.readly.de. *fj<br />

Als eines der führenden Gesundheitsunternehmen<br />

entwickeln wir innovative<br />

Therapien wie Medikamente, Impfstoffe<br />

und Biologika.<br />

Mit unseren weltweiten Programmen<br />

engagieren wir uns für die Verbesserung<br />

der Gesundheitsversorgung.<br />

MSD ist ein internationales Unternehmen<br />

mit zwei Namen: In den USA und Kanada<br />

sind wir Merck & Co., Inc., mit Sitz in<br />

Kenilworth, NJ, USA.<br />

Erfahren Sie mehr über uns auf:<br />

www.msd.de<br />

MSD SHARP & DOHME GMBH,<br />

Lindenplatz 1, 85540 Haar.<br />

www.msd.de<br />

DE-NON-00111 05/19


eLIFE<br />

FOTO: NOLAN ISSAC / UNSPLASH / COO<br />

HANDWERK / BANKING<br />

BEZAHLEN OHNE ANFASSEN<br />

Die englischsprachige Handwerker-<br />

Plattform „Driller Queens“ aus Berlin<br />

bietet Unterstützung für Arbeiten in<br />

den eigenen vier Wänden und Workshops,<br />

bei denen die Gründerin Charly<br />

Machin handwerkliche Grundkenntnisse<br />

vermittelt.<br />

Einige der „Driller Queens“ sind Teil der<br />

LGBTIQ*-Community, Diversity steht eh<br />

im Kern der Unternehmensphilosophie,<br />

denn auf dieser Plattform wird nicht nur<br />

geheimwerkt, sondern auch an Geschlechterrollen<br />

geschraubt: Daher umfasst die<br />

Zielgruppe Frauen oder Menschen, die sich<br />

als Frau identifizieren, trans* oder nonbinary<br />

sind und natürlich Männer. Ziel ist<br />

es, die männerdominierte Handwerksbranche<br />

zu diversifizieren und den Vorbehalt<br />

jedes Einzelnen in Luft aufzulösen. Ideale<br />

Voraussetzungen, um ein bisschen mehr<br />

DIY-Flair nach Hause zu bringen.<br />

von Desinfektionsmittel und Masken<br />

ist besonders der Verzicht auf Bargeld<br />

eine Neuerung, an die sich auch die<br />

Kundschaft gewöhnen muss. Mit dem<br />

Zahlungsdienstleister SumUp hat das<br />

Unternehmen seinen Zahlungsverkehr<br />

komplett digitalisiert. Besonders<br />

praktisch: das Kartenlesegerät, welches<br />

in Kombination mit der App auf einem<br />

Smartphone genutzt werden kann, um<br />

jederzeit und überall Kartenzahlungen zu<br />

akzeptieren. Somit wird eine kontaktlose<br />

und sichere Lösung geschaffen, die mit<br />

allen NFC- und Magenetstreifensystemen<br />

kompatibel ist. Kombiniert steht dem<br />

neuen Lichtkonzept oder der Reparatur<br />

der Regendusche ja nichts mehr im Wege!<br />

*cv/ck<br />

Wie viele andere Klein- und Kleinstunternehmen<br />

haben die „Driller Queens“<br />

während der Corona-Krise mit einigen<br />

Herausforderungen zu kämpfen. Neben<br />

verstärkten Hygienemaßnahmen wie<br />

vermehrtes Händewaschen und Nutzung<br />

FOTO: NEIL HOARE


WENIGER<br />

DURCHHÄNGEN<br />

MEHR<br />

ABHÄNGEN<br />

Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie<br />

steckt, kann dich gelassener machen.<br />

Sprich mit deinem Arzt, was für dich und<br />

dein langfristig gesundes Leben am<br />

Besten ist.<br />

WENIGER HIV<br />

MEHR<br />

DU<br />

Mehr Infos unter LiVLife.de<br />

PM-DE-HVU-ADVT-190030 Okt 2019


GESUNDHEIT<br />

INTERVIEW<br />

OLIVER SECHTING:<br />

Zwänge im Alltag<br />

Ein Bilderbuch über Ängste und<br />

Zwänge und ihre Überwindung.<br />

Ein wichtiges Buch, denn manche<br />

Zwänge begleiten einen Menschen<br />

von Kindesbeinen an. Wir telefonierten<br />

mit dem Autor.<br />

Warum hast du dieses Buch<br />

geschrieben?<br />

Das Thema beschäftigt mich seit meiner<br />

Kindheit, es taucht ja auch in meiner<br />

Autobiografie und in einem Film von mir<br />

auf. In Deutschland gab es noch kein<br />

Kinderbuch über das Thema, die Idee,<br />

ein Buch darüber zu schreiben, kam mir<br />

letztes Jahr. Da habe ich mich dann mit<br />

meiner Schwägerin zusammengesetzt,<br />

die Illustratorin ist, und gefragt, ob sie sich<br />

vorstellen könne, bei so etwas mitzuarbeiten.<br />

Sie war gleich Feuer und Flamme, und<br />

so ging es los.<br />

Wer genau ist deine Zielgruppe: die<br />

Eltern oder interessierte Kinder?<br />

Die Kinder. Aber das Buch ist ab sechs<br />

Jahren, ein Alter, da wird Kindern ja auch<br />

oft noch vorgelesen. Es ist also auch für<br />

Erwachsene. Viele wissen über dieses<br />

Thema nicht so viel, es ist noch nicht so<br />

in der Gesellschaft angekommen wie zum<br />

Beispiel das Thema Depressionen. Es gibt<br />

Hintergrundinformationen, es kann auch<br />

helfen, Zwangsstörungen zu entdecken.<br />

Man muss nicht gleich in Panik verfallen,<br />

PSYCHOLOGIE<br />

„Echt? Du wirkst gar nicht schwul!“<br />

Hand aufs Herz: Viele von uns sind<br />

(leider) immer noch erleichtert,<br />

wenn sie hören, dass man ja nie darauf<br />

gekommen wäre, dass sie schwul sind.<br />

Heteronormative Stereotypen beherrschen<br />

eben auch noch unsere Köpfe. Wir<br />

wollen immer noch möglichst „normal“<br />

und nicht „schrill“ sein. Um es eigentlich<br />

wem recht zu machen?<br />

Den Mitmenschen, die uns nicht in der<br />

Öffentlichkeit küssen sehen wollen,<br />

den Menschen, die unsere natürliche<br />

Veranlagung als unnatürlich empfinden,<br />

den Wesen, die aus dem Zusammenhang<br />

gerissene Zitate religiöser Schriften wie<br />

Gewehrkugeln aufs Selbstwertgefühl<br />

feuern. Und auch innerhalb der Community<br />

geizt man nicht mit allen Arten<br />

von Shaming. „Ich bin ja nicht so tuntig<br />

wie der, oder?“, „Oje, muss der hier so<br />

rumkreischen?“, „Wer von euch beiden ist<br />

denn die Frau?“ und „Scheiße, da kommt<br />

xy, der ist mir echt zu peinlich tagsüber“<br />

...<br />

Natürlich kann man die Stimme eines<br />

Gesprächspartners als zu laut empfinden,<br />

das Parfüm zu aufdringlich, die<br />

Klamotten abscheulich. ABER der Grund,<br />

dass andere einen mit dem/der sehen,<br />

darf nicht der Grund für Ablehnung sein.<br />

Jeder ist schön und perfekt, so wie er/sie<br />

eben ist.<br />

Julius Thesing nimmt sich in seinem<br />

Buch „You don’t look gay – eine<br />

Auseinandersetzung mit homophober<br />

Diskriminierung“ solcher Situationen


GESUNDHEIT<br />

aber im Auge behalten ... Manchmal<br />

schleichen sich Zwänge wieder aus. Von<br />

einer Zwangsstörung wird in der Regel erst<br />

gesprochen, wenn die Betroffenen unter<br />

ihrer Situation leiden.<br />

War das bei dir so?<br />

Leider nein. Ich nehme bis heute Medikamente<br />

und habe immer wieder depressive<br />

Schübe, weil die Zwangserkrankung so<br />

erschöpfend ist.<br />

Hätte dir damals so ein Buch<br />

geholfen?<br />

Ja, sehr. Damals, es waren die 1980er-Jahre,<br />

da war das Thema in der Gesellschaft nicht<br />

bekannt. Ich verheimlichte meine Krankheit,<br />

was ganz typisch ist, weil man sich schämt.<br />

14 Jahre lang lebte ich so, bis ich mit Mitte<br />

20 aufgrund eines Nervenzusammenbruchs<br />

in die Psychiatrie musste. Mir hätte<br />

es sehr geholfen, so ein Buch zu haben.<br />

Zwangsstörungen sind sehr individuell, aber<br />

es gibt Parallelen, hier setzt das Buch an.<br />

Trifft dich als Autor die aktuelle<br />

Corona-Krise stark?<br />

Es hat so viele betroffen, Menschen mit<br />

einer Zwangserkrankung werden aber<br />

womöglich stärker davon mitgenommen.<br />

Das Gefühl der Unsicherheit ist ein Träger<br />

von Angst und Zwängen. Viel Beschäftigung<br />

beruflicher Art fiel weg, da musste ich<br />

dann gegenarbeiten, damit dieser freie<br />

Raum nicht von den Zwängen besetzt wird.<br />

Struktur hilft, bei mir war es die Arbeit an<br />

dem Buch. Und mein Lebenspartner Rosa,<br />

der mir permanent zur Seite steht. Ich<br />

bin froh, dass ich ihn als Partner habe. Es<br />

waren schwierige Zeiten, die Behandlungsmöglichkeiten<br />

sind bei mir ja auch relativ<br />

ausgeschöpft. Was mir auch geholfen hat,<br />

war der professionelle Blick auf das alles<br />

durch meine Psychologin, wenn ich mit ihr<br />

telefoniert habe.<br />

Worauf freust du dich gerade?<br />

Dass alles leichter wird, dass wieder Normalität<br />

einzieht, ohne dass es kippt und<br />

noch drastischere Maßnahmen kommen.<br />

Über allem steht immer meine psychische<br />

Gesundheit, je nach Verfassung erlebe<br />

ich das Leben sehr unterschiedlich. Wenn<br />

die Krankheit im Hintergrund ist, geht es<br />

mir gut, das reicht dann eigentlich aus.<br />

Aber natürlich freue ich mich auf die<br />

Buchveröffentlichung und das Feedback<br />

darauf.<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

ganz wunderbar illustriert an. Denn<br />

Homophobie – und andere Arten von<br />

Diskriminierung! – versteckt sich in<br />

der Umgangssprache, im Alltag hinter<br />

auch unbedachten Fragen. Ist einem<br />

das Muster zu schwul? Macht man<br />

sich hier zum Bimbo? Nervt die<br />

Tucke? – Das Buch liefert dir Bilder<br />

und vor allem informative Texte voller<br />

Fakten. Ein Buch, das helfen kann,<br />

sich weiterzuentwickeln.<br />

Unser Alltag ist voller Diskriminierung<br />

– die gilt es Schritt für Schritt<br />

abzubauen. Und nein, niemand will<br />

an die ach so wichtigen Traditionen,<br />

aber Schlechtes ist eben schlecht und<br />

muss weg. Egal, ob es sich um Wörter<br />

wie Negerkuss oder Schwuchtel<br />

handelt. Und nicht alles, was Désirée<br />

Nick oder Herr Nuhr, früher auch mal<br />

Herr Kalkofe und „Little Britain“, posten<br />

und äußern, ist immer nur lustig und<br />

Parodie. Kunst kann auch verletzen. Aber<br />

es scheinen sich ja alle zum Guten zu<br />

verändern. *rä<br />

Julius Thesing „You don’t look gay –<br />

eine Auseinandersetzung mit homophober<br />

Diskriminierung“,<br />

www.bohem-verlag.de


GESUNDHEIT<br />

PARTNERSCHAFT<br />

FOTOS: RENATE VANAGA / CC0<br />

Homosexuelle Ehepaare<br />

sind glücklicher!<br />

Es ist allgemein bekannt, dass<br />

die Ehe für das körperliche und<br />

seelische Wohlbefinden förderlich<br />

ist. Aus einer <strong>2020</strong> im<br />

„Journal of Marriage and Family“ veröffentlichten<br />

Studie geht allerdings hervor:<br />

Gleichgeschlechtliche Ehepaare sind<br />

glücklicher als heterosexuelle Ehepaare.<br />

Für die Studie „Ehebelastung und psychische<br />

Belastung bei gleichgeschlechtlichen<br />

und heterosexuellen Paaren“ untersuchten<br />

Michael A. Garcia und Debra Umberson<br />

den Zusammenhang zwischen ehelicher<br />

Belastung und psychischer Belastung in<br />

hetero- und homosexuellen Ehen sowie<br />

Abweichungen in der Beurteilung der Belastung<br />

von Männern und Frauen in schwulen,<br />

lesbischen und heterosexuellen Ehen.<br />

Befragt wurden 756 US-amerikanische<br />

Männer und Frauen mittleren Alters in<br />

378 schwulen, lesbischen und heterosexuellen<br />

Ehen. Die Teilnehmerinnen und<br />

Teilnehmer wurden gebeten, Tagebuch<br />

zu Stress im Zusammenhang mit ihrer<br />

Ehe zu führen.<br />

Die Ergebnisse brachten bemerkenswerte<br />

geschlechtsspezifische Unterschiede<br />

zum Vorschein: Männer in einer gleichgeschlechtlichen<br />

Ehe haben weniger<br />

psychische Probleme als ihre heterosexuellen<br />

Altersgenossen. Männer in<br />

heterosexuellen Ehen und Frauen in<br />

gleichgeschlechtlichen Ehen liegen im<br />

Mittelfeld. Das höchste Stresslevel weisen<br />

Frauen in heterosexuellen Ehen auf.<br />

ROLLENBILDER<br />

Für das höchst unterschiedliche<br />

Belastungslevel in den verschiedenen<br />

Personengruppen sind eine Reihe von<br />

Gründen verantwortlich, wobei die<br />

meisten von ihnen stark mit traditionellen<br />

Geschlechterrollen und damit verbundenen<br />

Erwartungen zusammenhängen. Traditionell<br />

wurde von Frauen erwartet,<br />

dass sie den Haushalt entweder alleine<br />

besorgen oder zumindest den Großteil<br />

übernehmen. In vielen heterosexuellen<br />

Ehen hat sich daran kaum etwas geändert.<br />

Ein weiterer Grund ist, dass gleichgeschlechtliche<br />

Ehepartner eher offen über<br />

Sexualität und Nichtmonogamie sprechen,<br />

als es in heterosexuellen Ehen der<br />

Fall ist. Während heterosexuelle Ehepartner,<br />

und hier besonders die Männer, häufig<br />

klassischen Ehebruch begehen, vereinbaren<br />

schwule Männer sehr viel öfter Regeln<br />

für sexuelle Begegnungen außerhalb der<br />

Ehe. Die Studie wird Auswirkungen auf<br />

die Forschung zu Familiendynamik und<br />

Gesundheit sowie auf die Beratung von<br />

verheirateten heterosexuellen, lesbischen<br />

und schwulen Paaren haben.<br />

Der Kampf um die Ehe für alle hat sich<br />

also gelohnt und vielleicht übernehmen<br />

die Heterosexuellen ja ein paar modernisierte<br />

Ausprägungen aus den queeren,<br />

stressreduzierten Vorzeigeehen.<br />

*Sabine Hannakampf


GESUNDHEIT<br />

SCHLAU ZU HIV<br />

FOTO: VOLODYMYR HRYSHCHENKO / UNSPLASH / CCO<br />

SARS-COV-2 UND HIV –<br />

als wäre ein Virus nicht genug!<br />

Nach aktuellem Wissensstand<br />

scheinen Menschen mit einer<br />

gut behandelten HIV-Infektion, d. h.<br />

einer Viruslast unter der Nachweisgrenze<br />

und normaler CD4-Zellzahl<br />

(>200/μl), kein erhöhtes Risiko zu<br />

haben, sich mit SARS-CoV-2 zu<br />

infizieren oder schwer an COVID-19<br />

zu erkranken. Auf der 23. International<br />

AIDS Conference, die vom 6. bis<br />

10. Juli erstmalig virtuell stattfand,<br />

wurde ein Tag dem Thema COVID-19<br />

gewidmet. Priv.-Doz. Dr. Christoph<br />

Boesecke vom Universitätsklinikum<br />

Bonn hat am Kongress teilgenommen.<br />

Wir haben mit ihm gesprochen.<br />

Was wissen wir über das neue<br />

SARS-CoV-2-Virus, wenn wir es vor<br />

dem Hintergrund einer bestehenden<br />

HIV-Infektion betrachten?<br />

Es gab eine gesamte Session bei der<br />

Konferenz, die sich nur COVID-19 gewidmet<br />

hat. Die gute Nachricht, die sich in den<br />

letzten Monaten abzeichnete, wurde durch<br />

die internationale Vernetzung von den<br />

Behandlern und dem daraus resultierenden<br />

Erfahrungsaustausch bestätigt: HIV-Positive<br />

unter Therapie stecken sich nicht häufiger<br />

mit SARS-CoV-2 an, und wenn sie sich<br />

infizieren, haben sie keinen schwereren<br />

Krankheitsverlauf als Menschen ohne<br />

HIV-Infektion. Noch nicht ganz geklärt ist<br />

die Idee, dass HIV-Positive vielleicht sogar<br />

ein geringeres Risiko haben, einen schweren<br />

Verlauf von COVID-19 zu erleiden. Die<br />

Idee ist nicht ganz abwegig. Bei COVID-19<br />

kann es in der zweiten Phase zu einer<br />

Überreaktion des Immunsystems kommen,<br />

die Organe wie z. B. die Lunge oder das<br />

Herz schädigt. Man vermutet, dass die HIV-<br />

Therapie diese Überreaktion mindern oder<br />

verhindern kann.<br />

Was sind die Implikationen für Sie als<br />

Behandler und was ist für Menschen<br />

mit einer HIV-Infektion jetzt wichtig?<br />

Ich arbeite im Krankenhaus und dort ist es<br />

noch mehr als in den Arztpraxen wichtig<br />

gewesen, Kontakte zu reduzieren. Wir<br />

haben Sprechstunden reduziert, und auch<br />

Patienten haben von sich aus die Besuche<br />

eingeschränkt. Wichtig ist, dass die<br />

Laboruntersuchungen nicht<br />

zu lange rausgezögert<br />

werden, und natürlich,<br />

dass die Versorgung mit<br />

den Medikamenten<br />

sichergestellt ist. Das<br />

ist übrigens auch ein<br />

besorgniserregendes<br />

Ergebnis der Konferenz:<br />

In anderen Ländern<br />

funktioniert das weit<br />

schlechter. WHO und UNAIDS<br />

warnen, dass in einigen Ländern<br />

die Sterblichkeitsrate von HIV/Aids auf den<br />

Stand von vor über zehn Jahren zurückfallen<br />

könnte. Das ist wirklich dramatisch.<br />

Was können wir aus unserem Umgang<br />

mit HIV für den Umgang mit der<br />

aktuellen COVID-19-Pandemie als<br />

Gesellschaft lernen?<br />

Ich glaube, zwei wesentliche Dinge.<br />

Nur wenn alle mitmachen in einer<br />

Solidargemeinschaft, dann können wir<br />

auch etwas erreichen – in diesem Fall<br />

die Ansteckungszahlen reduzieren. Und<br />

Vorsicht vor Stigmatisierung Erkrankter<br />

oder von Menschen, die, aus welchen<br />

Gründen auch immer, z. B. in Risikogebieten<br />

unterwegs waren.<br />

Seit Beginn der Pandemie schwappten<br />

immer wieder vorgebliche<br />

Schutzwirkungen bzw. Heilungsvermutungen<br />

durch bestimmte<br />

Wirkstoffe der HIV-Therapie durch<br />

die Medien. Auch die PrEP wurde<br />

zeitweise als eventuell wirksam<br />

gegen eine Übertragung bzw. einen<br />

Ausbruch von/mit SARS-CoV-2<br />

bzw. COVID-19 gehandelt,<br />

es wurden Studien<br />

gemacht. Was kann<br />

zu diesem Komplex<br />

aktuell gesagt<br />

werden?<br />

Leider hat sich vor allem<br />

die Hoffnung in die<br />

Proteasehemmer bisher<br />

nicht erfüllen können.<br />

Es spielt wohl auch eine<br />

Rolle, zu welchem Zeitpunkt<br />

einer COVID-19-Erkrankung sie<br />

eingesetzt werden, es gab mehrere Studien,<br />

aber keine hat signifikante Wirksamkeit von<br />

HIV-Proteasehemmern nachweisen können.<br />

Beim Wirkstoff Emtricitabin/Tenofovir laufen<br />

aktuell noch Studien, eine größere in Europa,<br />

da bleibt es noch spannend. Allerdings ist<br />

es auf keinen Fall zu raten, eine bestehende<br />

HIV-Therapie zu verändern oder mit der PrEP<br />

anzufangen, um sich vor einer SARS-CoV-2<br />

Infektion zu schützen.<br />

*Interview: Christian Knuth


www.männer.media<br />

immer aktuell<br />

informiert


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

KATY PERRY:<br />

Alles wird gut!<br />

FOTO: L. VOLOSHIN<br />

Seit 2011 gehört Katy Perry<br />

laut Forbes zu den Bestverdienenden<br />

unter den Musikerinnen:<br />

mit eigener Modelinie, Label und einem<br />

Platz in der Jury von „American<br />

Idol“. Auch ihre Schwangerschaft<br />

und die Corona-Pandemie waren<br />

kein Grund für die 35-Jährige, sich<br />

zurückzulehnen. Im Gegenteil:<br />

Perry entpuppte sich in den letzten<br />

Monaten als der am härtesten arbeitende<br />

Popstar. Aus gutem Grund:<br />

ihr fünftes Studioalbum „Smile“. Wir<br />

sprachen mit Perry via Zoom.<br />

Katy, für deinen Auftritt bei der<br />

LGBTQ*-Benefiz-Veranstaltung<br />

„Can’t Cancel Pride“ hast du deine<br />

Hits „I Kissed A Girl“, „Peacock“,<br />

„Walking on Air“ und „Swish Swish“<br />

zu einem Medley remixen lassen.<br />

Bändelst du jetzt mit der Dance-<br />

Szene an?<br />

Es gab im Laufe der Jahre eine ganze<br />

Reihe toller Remixe meiner Songs. Ich<br />

habe mit DJs wie Calvin Harris und Zedd<br />

kollaboriert. Elektrogrößen wie Tiësto,<br />

Oliver Heldens, R3HAB, Benny Bennassi<br />

und Kaskade remixten meine Lieder. Und<br />

für das Festival war das ein Statement:<br />

Vieles wird gerade abgesagt, aber<br />

Dance-Remixe kann niemand canceln! Im<br />

Übrigen bin ich diesen Sommer auch beim<br />

digitalen „Tomorrowland“ aufgetreten,<br />

das ein EDM-Festival ist. Ich fand immer,<br />

dass die Künstler, die dort auflegen, zu<br />

den Coolsten gehören. Ich will auch immer<br />

gerne cool sein. Also winselte ich: „Bitte<br />

nehmt mich auf in euren Klub!“ Sie haben<br />

mein Flehen erhört.<br />

David Guetta war auch dabei.<br />

Den kenne ich schon lange. Es dürfte<br />

fast zehn Jahre her sein, dass David mir<br />

seinen Song „Titanium“ schickte. Auf der<br />

Demoversion sang bereits Sia das Stück.<br />

Ich erinnere mich genau, wie ich es mir im<br />

Flugzeug anhörte und dachte: Oh mein<br />

Gott, dieser Song ist so gut. Wer ist die<br />

Person, die da singt? Das ist ein Hit. David,<br />

du musst verrückt sein. Pack nicht mich<br />

auf die Platte – behalte Sia auf dem Track!<br />

Genau das schrieb ich ihm via E-Mail. Der<br />

Rest ist Musikgeschichte.<br />

Beim „Tomorrowland“<br />

bist du als Clown<br />

mit orangefarbener<br />

Perücke aufgetreten.<br />

Eine Anspielung auf<br />

Trump?<br />

An den hab ich dabei<br />

nicht gedacht. Ich werde<br />

orangefarbene Haare<br />

nicht von meiner Palette<br />

an Haarfarben streichen<br />

wegen dieser einen<br />

Person! Meine Schwester hat auch diese<br />

Haarfarbe, es wäre eine Beleidigung für<br />

sie. Selbst Trump kann die Farbe Orange<br />

nicht für sich allein beanspruchen.<br />

Du forderst deine Gefolgschaft<br />

über soziale Medien auf, von ihrem<br />

Stimmrecht bei der US-Wahl<br />

Gebrauch zu machen. Bei über 104<br />

Millionen Instagram-Followern<br />

dürftest du einen gewissen Einfluss<br />

haben.<br />

Es ist ein interessantes Jahr, denn uns<br />

Millennials und überhaupt allen steht die<br />

wichtigste US-Wahl bevor. Das habe ich<br />

zwar schon vor vier Jahren gesagt, aber<br />

diesmal meine ich es noch ernster. Auf die<br />

jungen Menschen kommt es an!<br />

Wir leben in Zeiten des Umbruchs.<br />

Glaubst du angesichts solcher<br />

Bewegungen wie LGBTIQ* und<br />

Black Lives Matter an eine bessere<br />

Zukunft?<br />

Ich bin eine hoffnungsvolle Optimistin. So<br />

ungemütlich und intensiv und chaotisch<br />

die Zeit gerade auch<br />

ist, ist sie dennoch<br />

notwendig, damit<br />

sich etwas bewegt.<br />

Ich bin dankbar, dass<br />

dadurch vieles an die<br />

Oberfläche kommt. All<br />

die schlechten Dinge<br />

entblößen sich gerade<br />

selbst. Das wirklich<br />

Beängstigende ist<br />

doch das, was nicht<br />

sichtbar ist für alle und<br />

unter den Teppich gekehrt wird. Für mich<br />

geht es darum, zuzuhören, zu lernen und<br />

denen eine Stimme zu geben, die sich<br />

auskennen.<br />

*Interview: Katja Schwemmers<br />

Das ganze Interview gibt es auf<br />

männer.media


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

MARIANNE<br />

ROSENBERG:<br />

„Im Namen der Liebe“<br />

Die in Berlin geborene Sängerin ist Kult. Und beständig erfolgreich. Marianne<br />

Rosenberg hatte in den 1970ern Hits wie „Lieder der Nacht“, „Fremder<br />

Mann“, „Herz aus Glas“, „Marleen“ und „Er gehört zu mir“. In den 1980ern war sie<br />

auch mit Coverversionen internationaler Hits populär, bevor sie sich für die Kultur-<br />

Avantgarde (Kai Hawaii, Rio Reiser) der Zeit entschied. Bis heute schafft sie es<br />

immer wieder in die Hitlisten – <strong>2020</strong> erklomm Marianne Rosenberg Platz eins der<br />

deutschen Albumcharts.<br />

Es scheint, als ob Sie mit Ihrem aktuellen<br />

Album genau den Nerv der Zeit getroffen<br />

haben. Wie haben Sie den Spitzenplatz<br />

gefeiert?<br />

Ich habe mich wirklich sehr gefreut, denn ich<br />

habe 2, 3 Jahre an den Kompositionen und den<br />

Texten gearbeitet und dann noch mal fast ein<br />

Jahr zusammen mit meinem Produzenten Alex<br />

Wende im Hansa-Studio die Songs produziert.<br />

Auch mit diesem Studio hatte sich ein Kreis für<br />

mich geschlossen, denn dort habe ich 1970 mein<br />

allererstes Album aufgenommen. Dabei habe ich<br />

bei der Auswahl der Songs auch an meine Fans<br />

gedacht, denn in den letzten Jahren habe ich<br />

einige Ausflüge in andere Genres unternommen.<br />

Jetzt wollte ich zurückkommen. Zurück zu<br />

meinen Roots. So habe ich für einige Songs<br />

auch einzelne Elemente aus der Discomusik<br />

und dem Phillysound der Siebziger wieder<br />

aufgegriffen, natürlich immer mit den<br />

aktuellen Grooves und Sounds, die ich<br />

heute toll finde.<br />

FOTO: S. LUDEWIG<br />

Welches Lied würden Sie dem<br />

hektischen Spotify-Hörer denn<br />

empfehlen, damit er einen<br />

guten Eindruck vom Album<br />

bekommt?<br />

Nun, man arbeitet natürlich nicht<br />

drei Jahre an einem Album, um<br />

einem ‚hektischen Spotify-Hörer‘<br />

einen guten Eindruck zu vermitteln,<br />

aber ich denke, dass die erste Single<br />

und der erste Hit aus dem Album „Wann<br />

(Mr. 100%)“ trotzdem ein guter Einstieg ist.<br />

Wie würden Sie das Album „Im Namen<br />

der Liebe“ beschreiben? Neben (fast<br />

klassischer) Disco finden sich ja auch<br />

mediterrane Popnummern drauf.<br />

Auch wenn mein Album aus mehreren musikalischen<br />

Facetten besteht, so gibt es doch etwas,<br />

was alle verbindet. Wir erleben immer mehr Hass in<br />

unserer Gesellschaft. Dem wollte ich auch Respekt<br />

und Toleranz entgegensetzen. Beides ist in der<br />

Liebe eine Selbstverständlichkeit und die Liebe


MUSIK<br />

war schon immer mein wichtigstes Thema. „Hass<br />

hat Hass nie besiegt, lass es Liebe sein“ ist eine Zeile<br />

aus dem Titelsong meines Albums „Im Namen der<br />

Liebe“.<br />

Textlich sind Sie weiterhin ernster und<br />

vielschichtiger als so viele Kollegen. Stört<br />

es Sie, wenn man Sie dann trotzdem zu<br />

Schlager zählt?<br />

Früher hätte mich das vielleicht gestört, aber<br />

auch ich werde älter, vielleicht weiser, in jedem<br />

Fall gelassener. Der deutsche Schlager und die<br />

deutsche Popmusik haben heute längst fließende<br />

Grenzen. Außerdem gibt es in jedem Genre gute<br />

und schlechte Musik. Die Substanz der Musik lässt<br />

sich durch ein Etikett oder eine Schublade nicht<br />

beeinflussen. Insofern habe ich mit dem Schlager<br />

überhaupt kein Problem.<br />

Wie erlebten Sie die erste Corona-Welle als<br />

Musikerin?<br />

Das war schon ein Schock, den ich erst nach<br />

Wochen realisiert habe. Aber ich habe die Zeit<br />

genutzt und habe wieder Songs geschrieben, die ich<br />

gerade jetzt im Hansa-Studio produziere. Ich plane,<br />

zu meinem fünfzigsten Jubiläum als Musikerin im<br />

<strong>September</strong> eine besondere Edition meines Albums<br />

zu veröffentlichen, auf dem zusätzlich neue Songs,<br />

neu produzierte Klassiker aus meinem Repertoire<br />

und einige besondere Mixe zu finden sein werden.<br />

Das macht mir wieder sehr viel Spaß.<br />

Freuen Sie sich schon, die neuen Lieder live<br />

zu spielen?<br />

Natürlich freue ich mich sehr darauf, meine Musik<br />

auch wieder auf die Bühne zu bringen. Das direkte<br />

Feedback der Konzertbesucher ist etwas ganz<br />

Besonderes für jeden Musiker. Ich bin ja sonst nicht<br />

dabei, wenn die Menschen meine Musik zu Hause<br />

oder im Auto hören, aber bei einem Konzert sind<br />

wir alle zusammen. Da gibt es immer Gänsehautmomente,<br />

auf und vor der Bühne. Daher habe ich<br />

eine Tournee im April 2021 zunächst durch zehn<br />

deutsche Städte sehr gerne zugesagt.<br />

Und welche Klassiker werden auf der Tour<br />

gespielt werden?<br />

Alle. Alle, die ich singen möchte und meine Fans<br />

hören wollen. Aber ganz besonders freue ich<br />

mich auf eine Fortsetzung von „Marleen“, die ich<br />

zusammen mit dem original Textdichter von damals<br />

entwickelt habe und die jetzt auch im <strong>September</strong><br />

auf der Jubiläums-Edition von „Im Namen der Liebe“<br />

veröffentlicht werden wird.<br />

ROCK<br />

Kesha, Elton John und Peaches<br />

Und auch noch Marc Almond! Alle<br />

aufgezählten Künstler, und noch<br />

einige mehr, machten mit bei dem<br />

Album „AngelHeaded Hipster: The<br />

Songs Of Marc Bolan and T.Rex“, das<br />

die Kunst von Marc Bolan würdigt.<br />

Unsere Anspieltipps sind zudem<br />

„Children of the Revolution“ von<br />

Kesha, „Cosmic Dancer“ von Nick<br />

Cave sowie „Bang a Gong (Get It<br />

On)“ von U2 feat. Elton John (kann<br />

man aus dem Film „Billy Elliot – I Will<br />

Dance“ mit Jamie Bell kennen). *rä<br />

COMEBACK<br />

YELLO<br />

bringen es auf den Punkt<br />

Künstler wie WestBam nennen<br />

sie als Vorbild – und das, obwohl<br />

sie es genau andersrum machen<br />

als etwa Kraftwerk, mit denen<br />

sie so oft verglichen werden. Denn<br />

im Unterschied zu Kraftwerk<br />

verwandeln Yello organisch<br />

erzeugte Töne zu elektronischen<br />

Klängen. <strong>2020</strong> gab es ein neues<br />

Album: „POINT“.<br />

Und auf den Punkt bringen es die<br />

beiden Musiker und Tüftler gerne.<br />

Sänger Dieter Meier (geboren<br />

am 4.3.1945) und Tüftler Boris<br />

Blank (geboren am 15.1.1952)<br />

aus der Schweiz sind seit den<br />

1970ern Inspiration für die<br />

Techno- und Elektroszene.<br />

Kennen wirst du „Vicious Games“,<br />

„You Gotta Say Yes to Another<br />

Excess“ und auch „The Race“ und<br />

„Rubberbandman“.<br />

„Ich vergleiche unsere Musik mit<br />

Bildwelten“, erklärt Boris Blank via<br />

E-Mail. „Ich bin ein Sound-Maler,<br />

der immerzu in seinem Atelier<br />

arbeitet. Wenn dann so sechzig<br />

oder siebzig Bilder da sind, stellt<br />

sich die Frage: Was soll man<br />

an die Ausstellung schicken?<br />

Welche Stücke würden auf ein<br />

Album passen?“ „Wenn Boris in<br />

seiner Musik versunken ist, ist<br />

er wie ein Kind im Sandhaufen“,<br />

so Dieter Meier. „Ich habe ein<br />

Dutzend Tricks entwickelt, wie<br />

ich dann das Studio betreten<br />

kann, ohne ihn zu Tode zu<br />

erschrecken.“ Meier schreibt die<br />

Lieder an seiner mechanischen<br />

Schreibmaschine „Hermes Baby“.<br />

„Die Schreibmaschine ist ein erotischer<br />

Gegenstand. Das Tippen<br />

ist ein Sich-Hineinempfinden.“ *rä<br />

www.yello.com<br />

*Interview: Michael Rädel<br />

Tourdaten<br />

6.4.2021 Dresden, Konzertsaal im Kulturpalast,<br />

7.4.2021 Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle<br />

Frankfurt, 8.4.2021 Köln, LANXESS arena,<br />

10.4.2021 Stuttgart, Liederhalle – Beethoven-<br />

Saal, 11.4.2021 Bochum, RuhrCongress, 13.4.2021<br />

Erfurt, Messe, 14.4.2021 Hannover, Swiss Life<br />

Hall, 16.4.2021 Berlin, Tempodrom, 17.4.2021<br />

Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig, 18.4.2021 Hamburg,<br />

Barclaycard Arena


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

Erasure:<br />

„Wir sind altmodische Typen“<br />

FOTO: P. SHARP<br />

Vince Clarke und Andy Bell<br />

hauen noch mal einen raus und<br />

polieren auf ihrem neuen Album<br />

„The Neon“ die alten Stärken zu<br />

neuem Glanz.<br />

Im letzten, zehnten, Song von „The<br />

Neon“, diesem nun auch schon sage und<br />

schreibe achtzehnten Studioalbum, das<br />

Vince Clarke und Andy Bell zusammen als<br />

Erasure veröffentlichen, richtet Sänger<br />

Andy das Wort an sich selbst, genauer<br />

genommen an sein deutlich jüngeres<br />

Ich. „‚Kid You’re Not Alone‘ ist ein Lied für<br />

mich, doch geht es auch raus an all die<br />

anderen kleinen Andys, die dort draußen<br />

in der Welt herumirren und versuchen,<br />

ihren Weg zu finden. Für mich ist jeder<br />

junge Mensch ein kleines Wunder, und<br />

ich halte jeder und jedem von ihnen die<br />

Daumen.“ Bell ist Jahrgang 1964. Sein<br />

homosexuelles Erwachen als junger Mann<br />

in London fällt ziemlich genau in jene Zeit,<br />

in der Aids anfing zu grassieren. Er selbst<br />

ist HIV-positiv, es geht ihm aber gut. „Als<br />

Jugendlicher war ich ziemlich gehemmt“,<br />

so Andy Bell, den wir in London am Telefon<br />

erreichen:<br />

„Ich bin froh, dass ich mich damals nicht<br />

auch noch mit dem Internet und mit den<br />

sozialen Medien herumschlagen musste,<br />

denn diese Dinge rufen so viele Ängste<br />

und zusätzliche Unsicherheiten in jungen<br />

Menschen hervor. Aber die Botschaft des<br />

Songs ist eine dezidiert optimistische:<br />

Leute, macht euch nicht zu viele Sorgen.<br />

Es wird sich schon alles regeln und ihr<br />

werdet euren Weg machen. Guckt mich an!<br />

In der Schule war ich ein fröhlicher Vogel.<br />

Ich nahm wohl an, dass ich schwul sei,<br />

doch ich versuchte anfangs, meine<br />

Sexualität zu verdrängen. Ich hatte den<br />

üblichen Jungs-Spaß, mochte Alkohol<br />

und Partys und freundete mich sogar<br />

mit einigen meiner Lehrer an. Die späten<br />

Siebziger, frühen Achtziger waren ganz<br />

cool. Härter wurde es danach. Aids kam<br />

auf, Schwule starben daran, und mir war<br />

inzwischen klar, dass ich auf Männer<br />

stehe. Um das alles zu ertragen, versuchte<br />

ich mir vorzustellen, ich sei ein Alien von<br />

einem anderen Planeten. Immer, wenn<br />

meine Gedanken zu dunkel wurden, hat<br />

mich meine Fantasie an einen schöneren<br />

Ort getragen.“<br />

Dann machte er die Bekanntschaft von<br />

Vince Clarke. Vince war ein paar Jahre älter,<br />

hetero, nicht einfach nur ein Keyboarder,<br />

sondern ein Soundgenie, und schon ein<br />

Star mit den frühen Depeche Mode und<br />

Yazoo, einer Kollaboration mit Alison


MUSIK<br />

Moyet. Andy Bell schaffte den Sprung vom jugendlichen<br />

Außenseiter zum Sänger einer der erfolgreichsten Popgruppen,<br />

die es in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre<br />

gab. Erasure hatten vielleicht nie die Sophistication der Pet<br />

Shop Boys, aber sie hatten die Hits, von denen „Always“ der<br />

bis heute unübertroffen größte und tollste ist. Vince und<br />

er sind jetzt seit 35 Jahren ein musikalisches Gespann. „Ich<br />

war und bin ein Riesenfan von Vince. Die ersten Jahre war<br />

ich von seiner Persönlichkeit noch etwas eingeschüchtert,<br />

und bis heute ist unsere Verbindung von großer Wertschätzung<br />

und gegenseitiger Zuneigung geprägt.“<br />

JOY DENALANE<br />

Und nicht zuletzt auch von einer echten Lust an der<br />

gemeinsamen Arbeit. Natürlich ist auch „The Neon“ ein<br />

absolut unverkennbares Erasure-Album, den beiden<br />

ist hörbar nicht daran gelegen, ihre Marke noch einmal<br />

grundlegend neu zu positionieren. So steckt auch<br />

„The Neon“ voller charmanter, melodiedurchdrungener<br />

Synthie-Popsongs, frei von Schnickschnack, modischen<br />

Beats oder, nur mal so als Beispiel, einer Gastrapperin.<br />

„Wir sind schon irgendwo altmodische Jungs“, sagt Vince<br />

LET YOURSELF BE LOVED<br />

Joy Denalane<br />

Neues Album<br />

Let Yourself Be Loved 04.09.<strong>2020</strong><br />

Anzeigenformate.indd 3 14.08.20 13:56<br />

Clarke im Videogespräch aus seiner Wahlheimat Brooklyn.<br />

„Wir schreiben unsere Songs auf traditionelle Weise zu<br />

zweit anstatt zusammen mit acht oder zehn Leuten, wie<br />

heute im Pop üblich. Und ich spiele vorwiegend auf sehr<br />

alten, analogen Synthesizern, denn ich liebe die Körperlichkeit<br />

und Wärme, die von ihrem Klang ausgeht.“ Als er<br />

das letzte Mal durchzählte, habe Clarke 87 Synthesizer<br />

gehabt.<br />

Wie der Titel schon andeutet, ist „The Neon“ ein<br />

musikalisch helleres und weniger politisches Album als<br />

das 2017 erschienene „World Be Gone“. „Wir sind einfach<br />

keine so tolle politische Band“, hat Vince Clarke erkannt.<br />

Wir machen Popmusik, Punkt.“ Regelrecht euphorisch<br />

mutet etwa die Single „Hey Now (I Got A Feeling)“ an,<br />

auch „Nerves of Steel“ hat richtig Pep. „Entscheidend für<br />

uns ist, dass wir selbst Spaß haben mit unserer Musik“,<br />

so Vince Clarke, während Andy Bell nicht zuletzt sein<br />

privates Glück mit Ehemann Stephen Moss aus Florida für<br />

die schillernden neuen „The Neon“-Songs verantwortlich<br />

macht. „Ich fühle mich sehr glücklich in meinem Leben“,<br />

sagt er, „ja geradezu beseelt“.<br />

*Interview: Steffen Rüth


MUSIK<br />

Hurts:<br />

NACHGEFRAGT<br />

Zurück zur Essenz<br />

Theo Hutchcraft und Adam<br />

Anderson wenden sich auf<br />

ihrem fünften, nach einer Krise entstandenen,<br />

Album „Faith“ wieder<br />

ganz ihrer Kernkompetenz zu:<br />

dem abgründig-melancholischen<br />

Synthiepop.<br />

Als die beiden mittlerweile Mittdreißiger<br />

Theo Hutchcraft und Adam Anderson sich<br />

vor fünfzehn Jahren am Rande einer Kneipenschlägerei<br />

im heimischen Manchester<br />

kennenlernten, steckten sie persönlich<br />

in einer ganz ähnlichen Situation wie<br />

momentan viele. „Wir waren verunsichert,<br />

ein Stück planlos, ohne nennenswerte<br />

Arbeit, lebten von staatlicher Unterstützung<br />

und hatten keine Vorstellung, was<br />

die Zukunft bringt“, so Sänger Hutchcraft<br />

(33). „Wir fühlen mit den Menschen, die<br />

wegen der Corona-Krise gerade ratlos und<br />

voller Kummer vor ihrem Leben stehen<br />

und sich fragen, wie es weitergehen und<br />

woher das Geld für die nächste Miete<br />

kommen soll. Wir können uns damit identifizieren,<br />

was viele durchmachen, und ein<br />

bisschen geht es uns jetzt selbst ja auch<br />

wieder so wie 2005. Die Zeiten sind ohne<br />

Frage ungeheuer schwierig.“ Es mutet<br />

somit fast wie Vorsehung an, dass Theo<br />

im neuen Song „Voices“ ausgerechnet<br />

über Isolation sowie das Gefühl, im eigenen<br />

Kopf gefangen zu sein, spricht. „Ohne<br />

dass wir es hätten ahnen können, wurde<br />

eine persönliche Beklemmung<br />

zu einem global sehr weit<br />

verbreiteten Gefühl.“<br />

Auch abgesehen von<br />

den allgegenwärtigen<br />

Corona-Qualen<br />

haben Hurts keine<br />

einfache Zeit hinter<br />

sich. Wieder einmal, muss man sagen. Litt<br />

der Multi-Instrumentalist während der<br />

Schaffensphase am vorherigen Album<br />

„Desire“ unter Depressionen (inzwischen<br />

geht es ihm besser), so musste zuletzt<br />

Hutchcraft eine emotionale Talsohle<br />

durchschreiten. „Ich hatte den Drang<br />

verloren, Musik zu machen“, sagt er nun,<br />

mit zwei Jahren Abstand. Als Theo und<br />

Adam 2018 von einer langen Tournee, die<br />

sie unter anderem durchs riesige Russland<br />

führte, endlich wieder heimkehrten,<br />

waren sie so platt, dass sie die Zukunft<br />

von Hurts ernsthaft in Zweifel zogen.<br />

Nach vier Alben, einer rasanten, durch den<br />

frühen Hit „Wonderful Life“ katapultartig<br />

gestarteten, triumphalen Karriere auf der<br />

einen und – für die Kreativität der beiden<br />

freilich auch förderlichen – Selbstzweifel<br />

und Unsicherheiten auf der anderen Seite<br />

brauchte das Synthiepop-Duo eine Pause.<br />

„Um mal richtig krass rauszukommen und<br />

was Neues zu erleben, habe ich<br />

zum ersten Mal nach Jahren<br />

richtig Urlaub gemacht,<br />

und zwar hintereinander<br />

in Japan und in<br />

Mexiko“, berichtet<br />

Sänger Hutchcraft.<br />

„Ich wollte einfach<br />

mal wieder nur Tourist sein und staunen<br />

können.“ Zurück in London habe er sich<br />

danach erfolgreich bemüht, „in einen<br />

stinknormalen Alltag hineinzufinden<br />

und Körper wie Geist für eine Weile<br />

abzuschalten.“<br />

Die musikalischen Ideen, so Theo, hätten<br />

sich dann nach geraumer Zeit von sich aus<br />

gemeldet. „Adam und ich sind die Arbeit<br />

entspannt angegangen. Das Einzige, was<br />

wir wussten, war: zurückzugehen zur<br />

Essenz von Hurts.“ Das heißt, nach dem<br />

ungewohnt fröhlichen „Desire“-Album,<br />

„haben wir uns der Anziehungskraft von<br />

dunkler, introspektiver und melancholischer<br />

Popmusik sehr bereitwillig hingegeben.“<br />

So gibt es auf „Faith“ (der Albumtitel<br />

bleibt der Ein-Wort-Tradition treu) mit<br />

„Slave To Your Love“ und „Someday“ zwar<br />

durchaus auch Uptempo-Stücke, doch<br />

das balladeske „Darkest Hour“, das einfach<br />

nur wunderschöne, zerbrechlich klingende<br />

und brutal offene „All I Have To Give“<br />

und das von einer unheilvollen sexuellen<br />

Verstrickung handelnde („Der Text ist<br />

das Destillat einiger meiner schlimmsten<br />

Erfahrungen mit Ex-Freundinnen) „Suffer“<br />

sind die drei beeindruckendsten Lieder auf<br />

„Faith“. Dass Theo Hutchcraft gerade auf<br />

dem abgründigen „Suffer“ stimmlich mehr<br />

denn je so klingt wie Dave Gahan von<br />

Depeche Mode? „Ist kein Zufall. Ich liebe<br />

diese Band über alles und so sehr, dass ich<br />

auf einem Festival mal zu viel Angst hatte,<br />

sie zu treffen. Ich kneife nicht generell<br />

vor großen Stars, hatte zum Beispiel<br />

mal einen herrlichen Abend mit<br />

Elton John, aber die Jungs von<br />

Depeche Mode sind für mich<br />

Heilige. Da halte ich lieber<br />

Abstand.“ Und das kann<br />

ja gerade in diesen Zeiten<br />

auch nicht schaden.<br />

*Interview: Steffen Rüth


SOUL<br />

Roachford: „Twice in a Lifetime“<br />

<strong>2020</strong> war bisher ein hartes Jahr, die<br />

Corona-Pandemie macht Lust, es<br />

einfach zu löschen.<br />

Dieses Album von Ausnahmesänger<br />

Roachford macht hingegen wieder Lust<br />

weiterzuleben! Klingt dramatisch, ist aber<br />

MUSIK<br />

so. Discoider Soul des seit 1988 populären<br />

Sängers, der schon mit Hits wie „Lay Your<br />

Love on Me“ und „Cuddly Toy“ die Seelen<br />

streichelte. Unsere Anspieltipps sind „What<br />

We Had“ (mit Beverly Knight) und „Love<br />

Remedy“. Musik, die Energie gibt. *rä<br />

3 FRAGEN<br />

NENA: „Wandern“ zum „Licht“<br />

Die folkige Single ist ein Vorbote<br />

auf das kommende Album „Licht“<br />

der seit den 1980ern erfolgreichen<br />

Musikerin. Hier erfährst du mehr.<br />

„Wandern“ ist eine Ballade, die du<br />

zur Akustikgitarre singst.<br />

Für mein neues Album wollte ich einen<br />

transparenten, schlichten Sound. Einen<br />

Sound, der die Songs in den Mittelpunkt<br />

stellt und sich dadurch auszeichnet,<br />

dass jedes Element klar zu hören ist. Es<br />

ging mir um das Lagerfeuergefühl, das<br />

ich beim Schreiben hatte. Das sollte<br />

nicht durch unnötige Instrumentierung<br />

verloren gehen.<br />

und jeden starken Moment bewusst<br />

wahrzunehmen.<br />

Stichwort Erinnerungen.<br />

Sie können schön sein, und sie können<br />

auch schmerzhaft sein. Es ist ein<br />

Geschenk, dass wir uns überhaupt an<br />

etwas erinnern können. Aber ich erlaube<br />

es meinen Erinnerungen nicht, mir<br />

auf meiner Wanderschaft den Weg zu<br />

versperren.<br />

www.nena.de<br />

Und wohin geht die Reise<br />

inhaltlich?<br />

Im Song gehts um Beziehungen und<br />

darum, wie wir miteinander durchs<br />

Leben wandern. Ob als Liebespaar<br />

oder als Mutter und Kind, als Freunde<br />

oder auch einfach mit uns selbst ...<br />

Leben ist wie Wandern. Ein beweglicher<br />

Prozess. Und ich achte mein ganzes<br />

Leben darauf, beweglich zu bleiben<br />

FOTO: H. HOFFMANN PHOTOGRAPHY


MUSIK<br />

INTERVIEW<br />

JOY<br />

DENALANE:<br />

„Musik machen, die<br />

wir lieben“<br />

Auf ihrem neuen Album „Let<br />

Yourself Be Loved“ kreiert Joy<br />

Denalane (47) ihre urpersönliche<br />

Version des klassischen<br />

Soul der Motown-Ära.<br />

Ist die Berliner Künstlerin jetzt bald ein<br />

Weltstar? Joy Denalane lacht, und zwar<br />

so richtig. „Ich bleibe da sehr entspannt<br />

und gucke einfach mal, was passiert“,<br />

sagt Deutschlands nach wie vor führende<br />

Soulfachkraft. „Mein Album wird jetzt in<br />

der Tat auch in den USA veröffentlicht,<br />

und was das für Folgen hat, das werden wir<br />

sehen. Das Ziel war nicht, ein Album für den<br />

amerikanischen Markt zu machen. Sondern<br />

Musik zu machen, die wir lieben.“ Fakt ist<br />

jedenfalls: „Let Yourself Be Loved“ ist das<br />

erste Album einer deutschen Musikerin,<br />

das beim legendären US-amerikanischen<br />

Soul-Label „Motown“ veröffentlicht wird,<br />

der musikalischen Heimat von Marvin Gaye,<br />

Aretha Franklin, Stevie Wonder, den Supremes<br />

oder den Jackson Five. Und das ist<br />

ein Coup. „Ich freue mich sehr über diesen<br />

Zuspruch und darüber, dass ein Label, das<br />

mich als Musikerin so geprägt hat und deren<br />

Künstlerinnen und Künstler ich unheimlich<br />

mag, sagt: ‚„Das ist ein spannendes Album.<br />

Wir wollen mit Joy arbeiten.‘“<br />

Bereits vor fünf Jahren hatte Denalane, die<br />

1999 im „Mit Dir“-Duett mit ihrem späteren<br />

Ehemann Max Herre bekannt wurde und<br />

2002 mit „Mamami“ ein wegweisendes<br />

erstes Album veröffentlichte, in New<br />

York an Soulsongs gearbeitet, die den<br />

Motown-Geist der späten Sechziger- und<br />

Siebzigerjahre atmen, kam aber nicht weiter<br />

und widmete sich zunächst ihrer Platte<br />

„Gleisdreieck“. Sie sagt: „Wir haben das<br />

damals eigentlich ganz gut gemacht, aber<br />

den Sound noch nicht ganz richtig getroffen.<br />

Irgendetwas fehlte mir.“ Schließlich<br />

entschied sie sich, ihren langjährigen<br />

Freund und musikalischen Weggefährten<br />

Roberto Di Gioia, mit der Produktion zu<br />

betrauen – wenn auch beim zweiten Anlauf<br />

nicht in New York, sondern in München.<br />

Gemeinsam haben sie ein bemerkenswertes<br />

Werk geschaffen. Selten klang die 47<br />

Jahre alte Mutter zweier fast erwachsener<br />

Söhne spritziger, frischer und authentischer<br />

als auf „Let Yourself Be Loved“. Von den<br />

großen Klassikern inspirierte, aber doch<br />

vollkommen eigenständige Soulsongs wie<br />

„I Believe“ oder „Stand“ haben Tempo und<br />

Energie. „Ich wusste: Ich will ein Soul-Album<br />

machen“, sagt Joy, die als Kind ganze Tage<br />

mit der Plattensammlung ihres Soul und<br />

Jazz liebenden Vaters verbrachte. „Dementsprechend<br />

habe ich darauf geachtet, wie<br />

die Lieder aufgebaut sind. Für mich hätte<br />

es nicht gepasst, eine Nummer wie „I Gotta<br />

Know“ zurückgenommen zu singen. Da<br />

geht es um eine Botschaft, die man gerne<br />

auch laut und mit fester Stimme singt.“<br />

Die Motown-Ära war geprägt von<br />

gesellschaftlichen Umbrüchen, von Bürgerrechtsbewegungen<br />

und dem Kampf gegen<br />

Rassismus. Ist das Album auch deshalb so<br />

zeitgemäß, weil wir diese Auseinandersetzungen<br />

gerade in ähnlicher Form wieder<br />

erleben? „Für mich als schwarze deutsche<br />

Frau ist Rassismus stets brandaktuell.<br />

Natürlich hat die Debatte jetzt durch<br />

traurige Anlässe und furchtbare Ereignisse<br />

wie den Mord an George Floyd eine neue<br />

Sichtbarkeit erreicht. Nach außen hat sich<br />

also verstärkt, was für mich innerlich immer<br />

ein großes Thema gewesen ist. Ein Thema,<br />

das sich auch durch mein Schaffen zieht.<br />

Dass die Platte nun so gut in die Zeit passt,<br />

hatte ich natürlich nicht geplant.“<br />

Trotz aller Probleme sieht Joy die<br />

Gesellschaft grundsätzlich auf einem guten<br />

Wege. „Wir haben gerade die tolle Chance,<br />

über ein Thema zu sprechen, das durch<br />

die öffentliche Debatte in der Gesellschaft<br />

einen hohen Stellenwert gewonnen hat.<br />

Und ob jetzt Black Lives Matter, #MeToo,<br />

Diversity und vieles mehr – es stimmt<br />

mich sehr hoffnungsvoll, dass wir heute<br />

Diskussionen führen, die es so vor wenigen<br />

Jahren noch gar nicht gab“<br />

*Interview: Steffen Rüth<br />

FOTO: U. RINDERMANN


MUSIK<br />

HOUSE<br />

INNER CITY:<br />

„We All Move Together“<br />

Ein neues Album des legendären House-Projekts von und mit<br />

Kevin Saunderson erblickte vor wenigen Wochen das Licht der<br />

Welt. Der Zeitpunkt könnte nicht besser gewählt sein.<br />

Denn die Corona-Pandemie<br />

lässt die Klubber darben, da hilft<br />

zumindest neue Musik für den<br />

Dancefloor. Und Kevin Saunderson<br />

hat selbst die Infektion überlebt!<br />

Es sei ein Album, das sich auf<br />

das Positive und Verbindende in<br />

der Welt konzentriert, verrät der<br />

Musiker, der mit Hits wie „Ain’t<br />

Nobody Better“, „Pennies from<br />

Heaven“, „Till We Meet Again“ und<br />

„Good Life“ schon immer positive<br />

Vibes um die Welt schickte.<br />

Unsere Anspieltipps sind das<br />

verträumte „Soundwaves“ mit<br />

Zebra Octobra, das herausragende<br />

Vocal-House-Stück „Living in a<br />

Dream“, „That Feeling“ (ein Piano-<br />

House-Klubhit von 2018, damals<br />

mit Latroit) und der Titeltrack „We<br />

All Move Together“, der etwas<br />

technoider klingt und eine gute<br />

Botschaft hat – und etwas Inner-<br />

City-Geschichte erzählt. *rä<br />

ELEKTRO<br />

U96 „Transhuman“<br />

Wenn sich die Technogröße U96,<br />

also Ingo Hauss und Hayo Lewerentz,<br />

aus Hamburg mit einem langjährigen<br />

Mitglied der Düsseldorfer Legende<br />

Kraftwerk zusammentut, Wolfgang Flür,<br />

kann nur Großes dabei herauskommen.<br />

Nach dem Erfolg „Zukunftsmusik“<br />

arbeitete man auf Albumlänge zusammen.<br />

Und das neue Werk erfüllt alle<br />

hochgesteckten Erwartungen. Übertrifft<br />

sie sogar.<br />

Die inszenierte Coolness von Kraftwerk<br />

trifft hier auf den mitunter düsteren Technobombast<br />

von U96 (man erinnere sich<br />

an „Love Religion“ oder auch „I Wanna Be a<br />

Kennedy“), ohne dabei im 20. Jahrhundert<br />

stecken zu bleiben.<br />

„Transhuman“ ist ein absolut zur Zeit<br />

passendes Album mit einer Fülle an<br />

potenziellen Klubhits, die aber auch in<br />

jeder Galerie beglücken. Kunst für Kunst,<br />

Kunst für den Dancefloor? Nein, nicht<br />

nur. Auch für den Hörer im Homeoffice<br />

oder auf Balkonien sind Tracks wie<br />

„Sexercizer“, „Hamburg – Düsseldorf“<br />

oder „Transhuman“ ein Genuss.<br />

Unsere (weiteren) Anspieltipps sind<br />

„Planet in Fever“, „Specimen“ sowie<br />

„Kreiselkompass“. Eigentlich jedes Lied.<br />

Intelligenter Elektro, der Wärme in<br />

Social-Distancing-Zeiten bringt. Und das<br />

Cover, die Kuh, ist ein Pop-Art-Knaller.<br />

Stellt man sich als Vinyl auch gerne hin ...<br />

Großartigst! *rä<br />

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FILM<br />

INTERVIEW<br />

NAHUEL PÉREZ<br />

BISCAYART<br />

Geboren 1986 in Buenos<br />

Aires, startete Nahuel Pérez<br />

Biscayart seine Schauspielkarriere als<br />

Teenager in argentinischen Fernsehserien.<br />

Nach zahlreichen Rollen in der<br />

Heimat streckte er seine Fühler auch<br />

nach Europa aus und stand u. a. für<br />

Benoît Jacquot, Albert Dupontel oder<br />

Maria Schrader („Vor der Morgenröte“)<br />

vor der Kamera. Der große Durchbruch<br />

gelang ihm mit der Hauptrolle<br />

in dem gefeierten Aids-Drama „120<br />

BPM“ von Robin Campillo, in dem<br />

er den HIV-positiven Aktivisten<br />

Sean spielte. Nun ist der schwule<br />

Schauspieler, der sein Privatleben in<br />

Interviews nicht kommentiert, neben<br />

Lars Eidinger in „Persischstunden“ zu<br />

sehen. Der Film, der am 24. <strong>September</strong><br />

in die deutschen Kinos kommt, handelt<br />

von einem jüdischen Häftling,<br />

der 1942 in Frankreich vorgibt, einem<br />

SS-Kommandanten Farsi beizubringen,<br />

und so dem Tod zu entkommen<br />

versucht.<br />

Herr Biscayart, könnten wir<br />

dieses Gespräch eigentlich auch auf<br />

Deutsch führen?<br />

Leider nicht, sorry. Wirklich sprechen<br />

tue ich nur Spanisch, Französisch und<br />

Englisch.<br />

Dafür klingt Ihr Deutsch in<br />

„Persischstunden“ ziemlich gut ...<br />

Danke. Aber zum Glück soll das auch im<br />

Film nicht meine Muttersprache sein. Ich<br />

habe schon früher in Buenos Aires ein<br />

bisschen Deutsch gelernt. Ich war fasziniert<br />

von Sprachen, und nachdem mir das<br />

Englischlernen ziemlich leichtfiel, wollte<br />

ich noch mehr können. Also habe ich mir<br />

Deutsch und Chinesisch vorgenommen<br />

– und manchmal deutsche Wörter in chinesische<br />

Schriftzeichen übersetzt. Für den<br />

Film musste ich dann aber doch noch mal<br />

ein bisschen mehr pauken.<br />

War es auch das Spiel mit den Sprachen,<br />

das Sie an „Persischstunden“<br />

interessierte?<br />

Das war ohne Frage einer der Aspekte.<br />

Ich liebe Worte, Sprache, Kommunikation.<br />

Außerdem war das Drehbuch einfach<br />

spannend, vor allem, weil ich gerne Figuren<br />

spiele, die ihrerseits eine Rolle spielen. Und<br />

dann war da natürlich noch Lars Eidinger.<br />

Ich habe sehr darauf gedrängt, dass er die<br />

Rolle des SS-Offiziers bekommt, denn ich<br />

wollte unbedingt mal mit ihm arbeiten.<br />

Woher kannten Sie Eidinger?<br />

Ich hatte ihn im „Hamlet“ an der<br />

Schaubühne in Berlin gesehen und<br />

fand ihn großartig. Wie er auf der Bühne<br />

magnetisch alle Blicke auf sich zieht, das<br />

finde ich unglaublich inspirierend. Er hat<br />

etwas Funkelndes, das wollte ich mal in<br />

der direkten Zusammenarbeit erleben.<br />

Ich hoffe, dass sich von seiner Wirkung<br />

in unserem Film ein bisschen was auf die<br />

Leinwand überträgt – und vielleicht auch<br />

auf mich übertragen hat. Wobei wir wirklich<br />

sehr unterschiedlich sind. Während Lars<br />

ein richtiger Vollblutschauspieler ist, bin ich<br />

einfach nur jemand, der gerne spielt.<br />

Wie genau meinen Sie das?<br />

Die Schauspielerei bestimmt nicht mein<br />

Leben oder meine Sicht darauf. Sie ist


FILM<br />

natürlich ein Teil davon, aber definitiv nicht<br />

ihr Zentrum. Lars ist quasi ein Gläubiger,<br />

wenn es um seine Kunst und seine Arbeit<br />

geht. Er glaubt fest an die Schauspielerei,<br />

wohingegen ich vielleicht eher ein Skeptiker<br />

bin und deswegen auch immer wieder<br />

damit ringe.<br />

Fällt es nicht schwer, sich einer<br />

Rolle zu verschreiben, wenn man<br />

der eigenen Arbeit skeptisch<br />

gegenübersteht?<br />

Nein, für mich ist das reizvoll. Verunsichert<br />

sein, Dinge hinterfragen – all das macht<br />

mich besser, wenn ich vor der Kamera<br />

stehe, würde ich sagen. Für einen<br />

Regisseur oder eine Regisseurin wäre das<br />

sicherlich schwerer. In der Funktion muss<br />

man sehr überzeugt sein von seiner Vision<br />

und fest daran glauben, sonst wird das<br />

nichts. Ich habe schon Dreharbeiten erlebt,<br />

wo der Regisseur diese Energie nicht<br />

mitbrachte – und aus der Sache schnell<br />

die Luft draußen war. Da kommt dann am<br />

Ende selten etwas Gutes heraus. Zum<br />

Glück habe ich aber auch oft genug die<br />

gegenteilige Erfahrung gemacht.<br />

An welche denken Sie am liebsten<br />

zurück?<br />

Ich habe schon mit vielen tollen Regisseuren<br />

gearbeitet, aber ganz besonders<br />

in Erinnerung geblieben ist mir die<br />

französische Filmemacherin Rebecca<br />

Zlotowski, in deren Film „Grand Central“<br />

ich eigentlich nur eine kleine Rolle hatte.<br />

Selten habe ich jemanden erlebt, der mit<br />

so viel Sinnlichkeit und Leidenschaft bei<br />

der Sache ist – und diese Emotionen auf<br />

alle Beteiligten zu übertragen imstande<br />

war. Wenn jemand alle anderen mit seiner<br />

Begeisterung anstecken und zum Strahlen<br />

bringen kann, dann ist das schwer zu<br />

toppen!<br />

Kurz noch mal zurück zu „Persischstunden“:<br />

Wie sehr geht es einem an<br />

die Nieren, wenn man den Insassen<br />

eines Nazi-Lagers spielen muss?<br />

Für mich war das teilweise echt hart. Die<br />

Gratwanderung ist einfach schwierig:<br />

Einerseits will man die eigene,<br />

zerbrechliche Seele<br />

schützen und diese<br />

Thematik, also das<br />

Schicksal der<br />

Figur, nicht bis ins<br />

Letzte an sich<br />

herankommen<br />

lassen. Aber<br />

gleichzeitig<br />

ist es natürlich<br />

die Aufgabe,<br />

alles aufzusaugen<br />

und real werden zu<br />

lassen. Manchmal hat<br />

mir das wirklich die Kehle<br />

zugeschnürt. Vor allem, als wir nach<br />

einigen Wochen erfahren haben, dass die<br />

verlassene Fabrik, in der wir drehten, zu<br />

Stalins Zeiten tatsächlich ein Konzentrationslager<br />

war.<br />

Kann man da überhaupt abschalten,<br />

wenn man abends nach Drehschluss<br />

nach Hause kommt?<br />

Na ja, es hilft natürlich, dass man abends<br />

nach Hause kommt, eine Dusche nehmen<br />

kann, etwas isst und in einem warmen<br />

Zimmer sitzt. Wenn man gerade 14<br />

Stunden bei minus 15 Grad im Schnee<br />

verbracht und eine solche Rolle gespielt<br />

hat, dann weiß man das eigene Glück<br />

schon zu schätzen.<br />

Haben Sie beim Spielen dieser Rolle<br />

eine zusätzliche Verantwortung<br />

gespürt, weil Sie selbst nicht jüdisch<br />

sind?<br />

Nein, das gar nicht. Zum einen fühle ich<br />

mich manchmal fast wie ein Jude ehrenhalber,<br />

weil in meiner Schulzeit in Buenos<br />

Aires sicherlich sechzig oder siebzig<br />

Prozent meiner Freunde jüdisch waren<br />

und ich einen starken Bezug zu dieser<br />

Religion und Kultur habe. Aber zum<br />

anderen muss man sich diesen<br />

Druck nicht machen, wenn<br />

man eine Rolle spielt. Ich<br />

muss eine Figur zwar<br />

verkörpern, aber nicht<br />

sein. Das ist immer<br />

noch Schauspielerei<br />

und wir kreieren<br />

Fiktion. Trotzdem bin<br />

ich natürlich mit ganzem<br />

Herzen und aller<br />

Leidenschaft bei der<br />

Sache – und denke, dass<br />

ich genug Empathie habe,<br />

auch Dinge nachzuempfinden,<br />

die ich selbst nicht erlebt habe. Für meine<br />

Rolle in „120 BPM“ musste ich ja auch<br />

nicht am eigenen Leib erleben, wie es ist,<br />

an Aids zu sterben.<br />

Apropos „120 BPM“: Hat der Film<br />

vor drei Jahren Ihr Leben verändert?<br />

Das kann man sicherlich so sagen. Davor<br />

war ich nur ein verrückter Argentinier, der<br />

irgendwie auch versucht, in Frankreich<br />

Filme zu drehen. Danach wurde ich plötzlich<br />

als europäischer Schauspieler gesehen,<br />

gewann den César und wurde für den<br />

Europäischen Filmpreis nominiert. Und<br />

bekomme seither jede Menge spannender<br />

Angebote nicht nur in Frankreich, sondern<br />

auch aus dem Rest der Welt. Vermutlich<br />

weiß der argentinische Präsident immer<br />

noch nicht, wer ich bin. Macron dagegen<br />

schon!<br />

*Interview: Jonathan Fink


FILM<br />

DVD/VOD<br />

„Die glitzernden Garnelen“<br />

Der in Frankreich entstandene Kinofilm von Cédric Le Gallo und<br />

Maxime Govare ist eine tragische, lustige, nachdenkliche und<br />

auch einfach mal abstrus komische, mit allen Klischees, die es so<br />

gibt, spielende und aufräumende Produktion, die das Herz wärmt<br />

und auch die Lachmuskeln strapaziert.<br />

FOTOS: SALZGEBER<br />

Erzählt wird die Geschichte<br />

von Vize-Schwimmweltmeister<br />

Matthias Le Goff, einem<br />

Schwimmsportler, der von einem<br />

schwulen Reporter in einem Live-<br />

Interview in die Ecke gedrängt<br />

und beleidigt wird – und sich<br />

homophob wehrt. Vor laufender<br />

Kamera. Der Aufschrei ist groß<br />

und seine Karriere ist erst mal<br />

beendet – außer er nutzt die<br />

Chance, um sich vom Vorwurf der<br />

Homophobie reinzuwaschen: Er<br />

soll ein schwules Wasserballteam,<br />

die glitzernden Garnelen, für die<br />

Gay Games in Kroatien trainieren.<br />

Widerwillig startet er das Projekt,<br />

das ihn schon an den ersten<br />

Tagen mit allem konfrontiert,<br />

was er sich wohl genau so<br />

vorgestellt hat: Die Schwulen<br />

sind sexsüchtige Sportler, die<br />

eher auf ihre Figur als auf ihre<br />

spielerische Leistung achten, und<br />

die Lesben sind grobe Wesen, die<br />

einem Angst machen (und die<br />

Schwulen lästern sexistisch über<br />

diese Sportlerinnen. Und sagen<br />

auch noch, sie dürfen das ...).<br />

Nur Matthias’ Tochter ist hellauf<br />

begeistert von ihm in seiner<br />

neuen Rolle. Und dann geht es<br />

auch schon auf in Richtung Kroatien.<br />

Eine Busreise, auf der nicht<br />

nur ein tätowiertes A*schloch<br />

präsentiert wird ... Zudem ein Trip,<br />

der zusammenschweißt, der aber<br />

auch mit einem Todesfall endet.<br />

Der Film allerdings nicht, dessen<br />

Ende ist eine Hymne auf das<br />

Leben, ein Tanz zu Bonnie Tyler in<br />

einer Kirche. *rä<br />

www.salzgeber.de<br />

DVD<br />

Alles Gute,<br />

Flash Gordon!<br />

Zum 40. Geburtstag kommt der<br />

discoide Science-Fiction-Film „Flash<br />

Gordon“ nun in 4K Ultra HD neu auf den<br />

Markt.<br />

Der Film beginnt im Jahr 1980, der<br />

Footballspieler und Superhero Flash<br />

Gordon wird, in einem Flugzeug sitzend,<br />

Zeuge, wie die Sonne verschwindet. Und<br />

auch der Mond ist aus seiner Umlaufbahn<br />

gedrängt worden und droht auf die Erde<br />

zu fallen. Schuld daran ist der böse Kaiser<br />

Ming vom Planeten Mongo, der dort mit<br />

seiner Tochter Aura herrscht und Lust<br />

hatte, wieder einmal Trubel im Universum<br />

zu verursachen. Alle tausend Jahre will<br />

Ming, der an farbenprächtig inszenierte<br />

Mongolen- und Chinesenkaiser erinnert,<br />

an ihm aufgefallenen Planeten seine Kräfte<br />

ausprobieren, um dann zu entscheiden,<br />

wie er mit den Bewohnern dieser Welten<br />

umgeht.<br />

Die Erde ist in Gefahr, die Wissenschaft<br />

verzweifelt, jetzt muss der wasserstoffblonde<br />

Flash ran, denn der sieht nicht nur<br />

aus wie ein Pornostar, er kann es auch mit<br />

außerirdischen Supermächten aufnehmen.<br />

Zuerst bumst, Pardon, kracht er aber<br />

mit seinem Flugzeug bei zwei drolligen<br />

Wissenschaftlern in den Wintergarten. Der<br />

eine vermeintlich böse, der andere eher<br />

liebenswert queer (und wird vom scheinbar<br />

Bösen namens Hans Zarkov ermordet).<br />

Durch eine List nimmt Hans Flash und<br />

seine ständig aufgedrehte Begleiterin mit<br />

ins All, mit in den Kampf gegen das Böse.<br />

Bester Dialog im Kerker:<br />

„Du siehst großartig aus.“ „Das ist das<br />

Augen-Make-up.“ (schluchz)<br />

Der Film ist eine knallige Neuauflage<br />

der Science-Fiction-Serie aus den<br />

1930ern, voller heteronormativer und<br />

anderer Stereotypen, unglaublich trashiger<br />

Effekte, etwas Sexismus (Reiseleiterin<br />

Dale Arden ist immer auf die Hilfe starker<br />

Männer angewiesen und wird als Kätzchen<br />

bezeichnet ...), einer guten Portion<br />

Homoerotik, einer Prise Space Disco und<br />

mit dem weltbekannten Titellied von<br />

Queen. Ein großer und fast ungetrübter<br />

Spaß, auch wenn man mitunter nicht weiß,<br />

ob man lachen oder weinen soll. Filmstart<br />

in Deutschland war 1981, damals lobten der<br />

Spiegel und die FAZ den Film etwa für seine<br />

herzerfrischende Naivität. Dem schließen<br />

wir uns an.<br />

Zu den klasse Extras gehört unter anderem<br />

die neue Dokumentation „Lost in Space:<br />

Nic Roeg’s Flash Gordon“. *rä<br />

FOTO: STUDIOCANAL


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KUNST


KUNST<br />

Pierre et Gilles<br />

„La pêche miraculeuse<br />

(Pierre et Filip)“, 2019,<br />

Œuvre unique, ©<br />

Courtesy Templon,<br />

Paris – Brussels<br />

Pierre et Gilles<br />

„Bonjour Pierre et Gilles“<br />

<strong>2020</strong>, © Courtesy<br />

Templon, Paris – Brussels<br />

AUSSTELLUNG<br />

PIERRE ET GILLES:<br />

„Motionless Wanderings“<br />

Seit 1976 arbeitet das Künstlerpaar<br />

zusammen und erschafft<br />

ikonische Kunst von legendären<br />

Zeitgenossen wie Karl Lagerfeld,<br />

Madonna, Naomi Campbell, Marc Almond,<br />

Nina Hagen, Jean Paul Gaultier, Kylie<br />

Minogue und auch Jeff Stryker.<br />

Im <strong>September</strong> öffnet eine Ausstellung<br />

mit neuen Werken der selbst zur Legende<br />

gewordenen Künstler: „Motionless<br />

Wanderings“. Ort des außergewöhnlichen<br />

queeren Happenings ist die Galerie Templon<br />

in Paris. Hier empfangen die Künstler<br />

am 10.9. ab 17:30 Uhr – und zeigen auch<br />

neue Kunst.<br />

Uns besonders angetan haben es die dort<br />

zu sehenden Bilder „Bonjour Pierre et<br />

Gilles“, „Le vendeur de tour Eiffel“ und „La<br />

pêche miraculeuse“.<br />

Fotograf Pierre und Maler Gilles entführen<br />

mit ihrer Kunst in eine auf den ersten<br />

Blick zauberhafte und märchenhafte<br />

Welt, die bei genauem Betrachten aber<br />

auch auf Themen wie Armut, Krieg,<br />

Altern, Hass und Leid aufmerksam<br />

macht.<br />

Ihr Bild „Bonjour Pierre et Gilles“ zum<br />

Beispiel zeigt das Paar als einfache<br />

Männer, entweder Gelbwesten auf<br />

dem Weg zur Demonstration oder<br />

auch Wohnungssuchende in einer Welt,<br />

die zwar noch in grüner Pracht und<br />

blumengesäumt die müden Herzen<br />

erfreut, aber auch von Plattenbauten<br />

und dunklen Sturmwolken bedroht wird<br />

...<br />

Das Bild ist eine Hommage an Gustave<br />

Courbets Gemälde „Bonjour Monsieur<br />

Courbet“ von 1854, entstanden ist<br />

„Bonjour Pierre et Gilles“ während des<br />

durch die Corona-Pandemie bedingten<br />

Lockdown, der in Frankreich das Leben<br />

fast zum Erliegen brachte. *rä<br />

10.9. – 24.10., Pierre et Gilles „Motionless<br />

Wanderings“, Galerie Templon Paris,<br />

30 rue Beaubourg, 75003 Paris, Di – Sa<br />

10 – 19 Uhr, Vernissage 10.9. 17:30 Uhr<br />

Pierre et Gilles „Le vendeur de tour Eiffel (Ibrahima Ramon Magassa)“,<br />

2019, Œuvre unique, © Courtesy Templon, Paris – Brussels


BUCH<br />

ROMAN<br />

Ein Mann der Kunst<br />

Über „den“ Kunstbetrieb<br />

wurden schon viele<br />

Bücher geschrieben. Selten war<br />

aber ein Buch so amüsant, wahr<br />

und unterhaltsam.<br />

FOTO: P. MATSAS/OPALE/LEEMAGE/IAIF<br />

Kristof Magnusson, geboren<br />

1976 in Hamburg, erst<br />

Kirchenmusiker, dann nach<br />

einem Studium in Leipzig Autor,<br />

erzählt in „Ein Mann der Kunst“<br />

von einem Künstler namens KD<br />

Pratz, der es sich nicht nehmen<br />

lässt, auf seine Burg über dem<br />

Rhein einzuladen, um die Gäste<br />

auseinanderzunehmen, mit dem<br />

Kunstgeschäft abzurechnen,<br />

sich aber auch zeitgleich als<br />

Größe in eben jener Szene zu<br />

inthronisieren. Denn obwohl er<br />

die Kunstwelt ablehnt und nichts<br />

mit ihr zu tun haben will, so lebt<br />

er doch sehr gut von ihr. Seine<br />

hoch gehandelten Gemälde<br />

ermöglichen ihm ja schließlich<br />

das Leben, das er führt, verleihen<br />

ihm die Größe, die er für sich<br />

beansprucht. Das Buch lässt uns<br />

teilhaben an äußerst witzigen<br />

und wortgewandten Dialogen<br />

zwischen dem Genie und dem<br />

Museums-Förderverein. Ein<br />

Buch, das auf hohem Niveau<br />

unterhält. Herrlich. *rä<br />

www.kunstmann.de<br />

KURZGESCHICHTEN<br />

BÖSE, BÖSE!<br />

Der eine liest gerne Lustiges, der andere Fürchterliches,<br />

wieder ein anderer Rabenschwarzes. Alfonso Pecorellis<br />

Buch „Zehn sehr böse Geschichten“ wird alle beglücken.<br />

Der Autor versteht es, Spannungsbögen aufzubauen, zu<br />

durchbrechen, zu überraschen und vor allem mit bösen<br />

Geschichten zu unterhalten. Es muss eben nicht immer<br />

„happy-go-lucky“ sein! Seine zehn Erzählungen über<br />

Liebe, Hass, Geld, Schuld, Sühne und Gier lassen sowohl<br />

das Teufelchen als auch das Engelchen auf deiner Schulter<br />

gespannt lesen und auch mal schmunzeln,<br />

etwa wenn aus einem hanseatischen Paar,<br />

das jahrzehntelang in Liebe vereint war, ein<br />

sich hassendes Duo wird ... Oder auch die<br />

Geschichte der reichen Erbin, die es nicht<br />

hinnimmt, erpresst zu werden.<br />

Drama kann unterhalten, Sarkasmus befreien<br />

und Boshaftigkeit in der Literatur das Herz<br />

vor Freude hüpfen lassen. Die Geschichten<br />

sind nichts für Kinder, das ist klar, Erwachsene<br />

werden aber ihre böse, nein, ihre helle<br />

Lesefreude daran haben. Ein tolles Geschenk<br />

auch für Leute, die es eigentlich nicht so mit<br />

dem Lesen haben.<br />

Alfonso Pecorellis Buch „Zehn sehr böse<br />

Geschichten“ ist im Riverfield Verlag<br />

erschienen. *rä<br />

FOTO: M. RÄDEL


lui plus Stuhl<br />

filigno Vitrine<br />

BEI DIESER MATERIALSTÄRKE<br />

KANN MAN NUR EINS SAGEN:<br />

FEIN GEMACHT!<br />

it´s a tree story.<br />

TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />

TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de<br />

TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />

TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />

TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Hamburg, www.team7-hamburg.de<br />

TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />

TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com


Wir sind das Deutsche Herzzentrum München, eine<br />

Klinik der Maximalversorgung mit internationalem Ruf.<br />

www.dhm.mhn.de/karriere<br />

Die Pflegedirektion sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt mehrere<br />

Gesundheits- und Krankenpfleger (m/w/x)<br />

Ihr Aufgabengebiet<br />

Auf den allgemeinen Pflegestationen 1.2 und 1.4 der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie werden Patienten vor kardiochirurgischen<br />

Eingriffen sowie im Anschluss an die Intensivtherapie betreut.<br />

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Ihr Profil<br />

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(m/w/x) oder ein entsprechender Abschluss in Kürze<br />

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Pflegezulage sowie Jahressonderzahlung)<br />

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• Übernahme bestehender Verpflichtungen von Weiterbildungskosten<br />

möglich<br />

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Praxisanleitung)<br />

• Eigener Zugang CertifiedNursingEducation-Portal<br />

(Thieme)<br />

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Ihre Ansprechpartner<br />

Herr Löser, Pflegedirektor,<br />

Telefon-Nr. (089) 1218-1001<br />

Herr Schmid, Leitung Personalgewinnung,<br />

Telefon-Nr. (089) 1218-1734<br />

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Ihre Bewerbung senden Sie bitte unter Angabe<br />

der Kennziffer HG-1.2/1.4 an:<br />

Deutsches Herzzentrum München<br />

Personalverwaltung<br />

Lazarettstraße 36<br />

80636 München<br />

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