Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
MÜNCHEN<br />
SEPTEMBER / OKTOBER <strong>2020</strong> | AUSGABE 169 | WWW.MÄNNER.MEDIA<br />
MÜNCHEN<br />
Queer Film<br />
Festivals<br />
TECHNIK<br />
KUNST<br />
Pierre et Gilles<br />
präsentieren<br />
neue Werke<br />
SMARTES<br />
LEBEN<br />
INTERVIEWS: JOY DENALANE, HURTS, MARIANNE ROSENBERG, KATY PERRY, ERASURE
Rund um die Uhr offen!<br />
– das ganze Jahr –<br />
Wir haben ein riesiges Warensortiment<br />
Getränke, Spirituosen, Weine, Sekt, Champagner, Bierauswahl aus 300 versch. Sorten aus aller Welt,<br />
Eis (auch im Winter), täglich frische Backwaren, Eier, Kaffee, Milch, diverse Tiefkühl-Artikel, rund um<br />
die Uhr warme Snacks und Speisen, Zigaretten, Tabakwaren, Tabakzubehör, sämtliche Telefonkarten,<br />
internationale Tagespresse, Zeitschriften, Hygieneartikel ... alles was Du brauchst!<br />
Immer was los!<br />
Direkt an der Isar!<br />
Fraunhoferstr. 46 • 80469 München • Tel.: 089/201 52 97 • www.kiosk-muenchen.de
INTRO 3<br />
Inhalt<br />
epaper.männer.media<br />
Alle Magazine online!<br />
STYLE<br />
HEAVYTOOL: „Meine<br />
Gear ist als Nischenprodukt<br />
konzipiert, als<br />
Ergänzung zu namhaften<br />
Fetisch-Brands, die<br />
ja alle seit Jahren scharfe<br />
Rubber Gear anbieten.<br />
Ich habe mich da an<br />
meinen eigenen Interessen<br />
orientiert.“<br />
KULTUR<br />
Rüdiger Guhl aus Hamm<br />
hat ein ungewöhnliches<br />
Kunstprojekt gestartet,<br />
das sich dem „besten<br />
Stück“ des Mannes<br />
widmet.<br />
„@your_dick_pic_in_oil“<br />
heißt das Projekt, in<br />
dem er sich mithilfe der<br />
Ölmalerei NUR um den<br />
Penis seines jeweiligen<br />
Models kümmert.<br />
Kostenlos<br />
Liebe Queers,<br />
als dieses Heft entstand, schwitzten<br />
wir bei über 30 Grad im Verlag, die<br />
Sonne verbrannte die ohnehin leidenden<br />
Straßenbäume, man sehnte sich<br />
schon nach dem Herbst. Und der wird<br />
toll! Nicht nur in Sachen Musik tut<br />
sich viel Gutes, Newcomer und „alte<br />
Häsinnen“ setzen zum Comeback<br />
an. Zudem führten wir zahlreiche<br />
Interviews mit Machern und Helden<br />
der Community, die auch in Corona-<br />
Zeiten Mut geben und mit Zuversicht<br />
in die Zukunft blicken lassen.<br />
Deine LEO und männer* Redaktion<br />
Viel Spaß beim Lesen und Entdecken!<br />
www.männer.media<br />
www.leo-magazin.de<br />
www.facebook.com/magazin.leo<br />
Gemeinschaftspraxis am Isartor<br />
Innere Medizin · Allgemeinmedizin · Infektiologie · Männermedizin<br />
Dr. med. Werner Becker · Dr. med. Ramona Pauli · Dr. med. Marcel Lee<br />
Wir testen alles. Wir behandeln alles.<br />
Anonymer HIV-Test. STI-Screening. PrEP.<br />
Tel. 0 89 - 22 92 16<br />
Labortermine zu allen unseren Zeiten möglich<br />
Telefonsprechstunde täglich von 12-13 Uhr<br />
Isartorplatz 6 · 80331 München · www.isarpraxis.de
4 POLITIK<br />
„WIR SIND FÜR DICH DA“<br />
Jugendaktion erlebt<br />
Neuauflage<br />
Bereits seit Längerem gibt es eine städtische Plakatkampagne,<br />
die lesbische, schwule und bisexuelle<br />
Jugendliche in den Mittelpunkt stellt. Neu ist das Motiv<br />
zum Thema „geschlechtliche Vielfalt“, das diese Materie<br />
ins Bewusstsein der Menschen rücken soll.<br />
FOTO: MICHAEL NAGY<br />
Es reiht sich in die Piktogrammgestaltung der Kampagne<br />
ein und zeigt zwei Figuren, eine als vermeintlich „männlich“,<br />
eine als vermeintlich „weiblich“ dargestellt. Dazwischen<br />
werden mögliche geschlechtliche Identitäten benannt.<br />
So soll vermittelt werden, dass diese Identitäten in jedem<br />
Menschen auf unterschiedliche Weise vorkommen können.<br />
Oberbürgermeister Dieter Reiter unterstützt die Aktion:<br />
„Die Frage nach Geschlecht und geschlechtlicher Identität<br />
ist eine höchst sensible und auch persönliche Frage. Ich<br />
freue mich sehr, dass die Koordinierungsstelle mit dem<br />
neuen Plakatmotiv eine sympathische, freundliche, aber<br />
auch klare Botschaft in die Stadtgesellschaft schickt.“ Die<br />
Plakate werden ab dem 11. <strong>September</strong> in der Öffentlichkeit<br />
zu sehen sein. *bm<br />
www.wirsindfuerdichda.org<br />
AUCH SÖDER UNTERSTÜTZT<br />
München will die GAY GAMES<br />
Das größte queere Sportfest<br />
der Welt soll im August 2026<br />
in München stattfinden.<br />
Was vor einem halben Jahr eine ambitionierte<br />
Fantasie aus dem Umkreis des<br />
Sportvereins Team München war, hat die<br />
erste Hürde genommen: Trotz unsicherer<br />
Finanzlage und coronabedingter Zurückhaltung<br />
bei allen städtischen Ausgaben<br />
beschloss der Münchner Stadtrat kurz vor<br />
der Sommerpause, die Bewerbung Münchens<br />
als Ausrichter der XII. Gay Games zu<br />
unterstützen. Dazu gehört in einem ersten<br />
Schritt die Zusicherung, den Großteil der<br />
Kosten für die Bewerbung (rund 60.000<br />
Euro) zu übernehmen. Das Gesamtbudget<br />
der Gay Games wird mit rund 7,7 Millionen<br />
Euro veranschlagt. Der Antrag war Anfang<br />
Juli von den Fraktionen Grüne/Rosa Liste<br />
und SPD/Volt eingebracht worden und<br />
am 23. Juli gegen die Stimmen der AfD<br />
durchgekommen. Deren Gegenargument:<br />
Die zahlungskräftigen Homos sollten<br />
ihre Spiele doch selber finanzieren, wie<br />
Stadtrat Thomas Niederbühl (Rosa Liste)<br />
berichtet.<br />
Die Gay Games sind mit rund 15.000<br />
Sportlerinnen und Sportlern weltweit die<br />
größte Breitensportveranstaltung und<br />
finden alle vier Jahre statt. Neben rund<br />
35 Sportarten besteht die Veranstaltung<br />
aus einem Kulturprogramm sowie einer<br />
Human-Rights-Konferenz.<br />
AUCH MARKUS SÖDER IST DAFÜR<br />
„Die Chancen für München stehen gut“,<br />
so Beppo Brem aus dem Vorstand des<br />
Gay Games 2026 e. V., der die Bewerbung,<br />
Organisation und Ausführung der Spiele<br />
zur Aufgabe hat. „Die hervorragend<br />
organisierten Münchner EuroGames 2004<br />
haben Eindruck hinterlassen, zudem gilt<br />
München international als weltoffen und<br />
queer-freundlich“, so der Grünen-Stadtrat.<br />
Auch Landesvater Markus Söder begrüßt<br />
die Bewerbung: „Jedes Großereignis,<br />
das München bekommt, ist gut für<br />
uns“, sagte der CSU-Vorsitzende dem<br />
RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND).<br />
ACHT STÄDTE BEWERBEN SICH<br />
Übrigens: Nicht nur München möchte die<br />
Spiele, sieben weitere Städte haben ihr<br />
Interesse bekundet. Bereits im Herbst<br />
<strong>2020</strong> müssen nun die Bewerbungsunterlagen<br />
eingereicht werden, im Februar<br />
2021 werden die aussichtsreichsten drei<br />
Bewerberstädte benannt – nur sie bleiben<br />
im Rennen. Die endgültige Entscheidung,<br />
in welcher Stadt die XII. Gay Games<br />
2026 stattfinden, soll schließlich am 21.<br />
November 2021 bei der jährlichen Hauptversammlung<br />
der Federation of Gay Games<br />
(FGG) in Hongkong stattfinden. *bm<br />
www.gaygames2026munich.org<br />
GRAFIK: GAYGAMES 2026 MUNICH E. V.
QUEREES WOHNPROJEKT STARTET<br />
Wohnen unter’m<br />
REGENBOGEN<br />
POLITIK 5<br />
Das Wohnprojekt für queere Seniorinnen und<br />
Senioren kann starten. Der Sozialausschuss der<br />
Landeshauptstadt München stimmte Anfang Juli<br />
(ohne Gegenstimmen!) dem Finanzierungszuschuss<br />
für das Projekt „Wohnen unter’m Regenbogen“ zu,<br />
das sozial verträgliche Mieten speziell für die Zielgruppe<br />
älterer lesbischer, schwuler, trans* und inter Menschen<br />
garantieren soll.<br />
FOTO: STEIDLE ARCHITEKTEN<br />
Dazu entsteht in der ehemaligen<br />
„Sendlinger Wüste“<br />
an der Radlkoferstraße ein<br />
neues Wohnprojekt, das<br />
selbstbestimmtes Leben für<br />
diese Klientel ermöglichen<br />
soll. Nach jahrelangen Vorbereitungen<br />
und konzeptionellen<br />
Diskussionen, die mit<br />
der LGBTIQ*-Community<br />
geführt wurden, gingen<br />
die Münchner Aids-Hilfe<br />
e. V. und die Münchenstift<br />
GmbH eine Kooperation ein.<br />
Das Projekt bietet Raum<br />
zum Leben – auch in Pflegebedürftigkeit<br />
und während<br />
des Sterbeprozesses.<br />
Neben acht Ein- und zwanzig<br />
Zweizimmerwohnungen<br />
entstehen im Gebäude<br />
auch Räumlichkeiten für<br />
das Beratungsangebot von<br />
rosaAlter sowie eine gastronomische<br />
Einheit. „Dieses<br />
Wohnprojekt war uns eine<br />
Herzensangelegenheit“,<br />
so Stadtrat und MüAH-<br />
Geschäftsführer Thomas<br />
Niederbühl. „Für die Münchner<br />
LGBTIQ*-Community<br />
ist das eine gute Nachricht!“<br />
Siegfried Benker, Vorsitzender<br />
der Münchenstift GmbH<br />
ergänzt: „Bundesweit zieht<br />
München nun mit Berlin<br />
gleich, denn nirgendwo<br />
sonst gibt es eine ähnliche<br />
Dichte an vergleichbaren<br />
Angeboten.“ Der erste<br />
Spatenstich war bereits<br />
2019 erfolgt, 2022 sollen<br />
die ersten Mieter einziehen.<br />
*bm<br />
Dietmar Holzapfel<br />
und Josef Sattler,<br />
gut vernetzt<br />
Wir vernetzen München seit 157 Jahren.<br />
Jetzt Mitglied werden!<br />
muenchner-bank.de
6 POLITIK<br />
BAYERISCHER<br />
LANDTAG<br />
FOTO: SPD LANDTAGSFRAKTION<br />
LGBTIQ* sollen gestärkt werden<br />
Bundesweit ist Bayern das<br />
Schlusslicht in Sachen queerer<br />
Gleichstellungspolitik. Jetzt<br />
empfiehlt der Sozialausschuss<br />
im Bayerischen Landtag, den Antrag von<br />
SPD, FDP und Grünen „Zur Verbesserung<br />
der Situation von LGBTIQ* in Bayern“<br />
anzunehmen. Immerhin, möchte man<br />
sagen: Nachdem sich die Bayerische<br />
Staatsregierung jahrelang gegen Maßnahmen<br />
zur Förderung der Gleichstellung<br />
von LGBTIQ* gewehrt hatte, konnte die<br />
Opposition kurz vor der Sommerpause<br />
einen Erfolg für die queere Community<br />
verbuchen – und zwar über den Sozialausschuss.<br />
Nach etlichen Expertenanhörungen<br />
stimmte man dort im Juli einem<br />
Antragspaket von SPD, Grünen und FDP<br />
zu, demzufolge sich im Jahr <strong>2020</strong>/21<br />
einiges bewegt im Freistaat: So soll die<br />
Beratungsinfrastruktur für queere Personen<br />
im ländlichen Raum verbessert werden,<br />
außerdem wird man überprüfen, ob die<br />
Gesundheitsfürsorge von trans* Menschen<br />
im Freistaat gewährleistet ist. Nicht zuletzt<br />
wird sich der Bayerische Landtag öffentlich<br />
vom historischen Unrecht gegenüber<br />
Homosexuellen, das über den § 175 bis<br />
1994 Gültigkeit hatte, distanzieren und<br />
sich auf Bundesebene für eine wissenschaftliche<br />
Aufarbeitung einsetzen.<br />
Für die queerpolitischen Sprecherinnen<br />
und Sprecher (im Bild v. l. n. r.) Doris Rauscher<br />
(SPD), Tessa Ganserer (Grüne) und Sebastian<br />
Körber (FDP) ein Grund zur Freude – schließlich<br />
kann man aus dem Maximilianeum nur<br />
selten positive Meldungen in die Community<br />
schicken. „Die Empfehlungen des Sozialausschusses<br />
sind wichtige Erfolge für die<br />
gesamte Regenbogen-Community“, erklärt<br />
auch Markus Apel aus dem Landesvorstand<br />
des LSVD Bayern. „Der Freistaat hat nun die<br />
Chance, nicht mehr Schlusslicht in Sachen<br />
Akzeptanz von LSBTIQ* zu bleiben.“ Ob,<br />
wie und wann die drei Anträge nach der<br />
Sommerpause umgesetzt werden, werden<br />
wir für euch beobachten. *bm<br />
MÄNNERAKADEMIE IM SUB<br />
Gute Infos für Männer<br />
GRAFIK: FRANK ZUBER<br />
Im <strong>Oktober</strong> beginnt ein neues<br />
Semester der „Männerakademie“ des<br />
schwulen Zentrums Sub. An sechs<br />
Abenden gibt es wieder jede Menge<br />
Infos zu Gesundheitsthemen, die<br />
ganz besonders (schwule) Männer<br />
betreffen. Hier die Übersicht:<br />
■ 13.10. „Wie die Laus auf die Leber<br />
kam – die Leber und ihre Funktionen“<br />
mit Dr. Sebastian Noe<br />
■ 10.11. „Diskriminierungs- und<br />
Gewalterfahrungen bei schwulen und<br />
bisexuellen Männern“ mit Dr. Michael<br />
Plaß<br />
■ 8.12. „Die Wurzeln unseres Männerbildes<br />
bei Griechen, Juden, Christen<br />
und Römern“ mit Norbert Reck<br />
■ 12.1. „Männer und Alkohol“ mit<br />
Dr. Tobias Rüther<br />
■ 9.2. „Vorkämpfer der Community:<br />
Vier Biografien schwuler Münchner von<br />
einst bis jetzt“ mit Albert Knoll<br />
■ 9.3. „Lust und Rausch – das Phänomen<br />
ChemSex“ mit Jan Geiger<br />
Beginn ist jeweils 19:30 Uhr in der<br />
Müllerstr. 14, der Eintritt ist frei. Mehr<br />
Infos: www.subonline.org *bm
POLEN AM PRANGER<br />
OB Reiter gegen LGBTIQ*-freie Zonen<br />
POLITIK 7<br />
Nachdem in Polen rund hundert Gemeinden<br />
„LGBTIQ*-freie Zonen“ oder andere, queere Menschen<br />
diskriminierende, Maßnahmen eingeführt haben, fordert<br />
der Council of European Municipalities and Regions (CEMR)<br />
die lokalen und regionalen Politikvertreter Europas auf, die<br />
Bekämpfung von Homophobie zu unterstützen.<br />
So unterzeichnete Ende Juli auch<br />
Münchens Oberbürgermeister Dieter<br />
Reiter (Bild Mitte beim Münchner CSD<br />
2019) den „Offenen Brief des Rates der<br />
Gemeinden und Regionen Europas (CEMR)<br />
an die kommunalen und regionalen<br />
Mandatsträgerinnen und -träger in Polen“.<br />
Hintergrund ist die verstärkte Ausrufung<br />
von „Hass-Zonen“ gegen queere Menschen,<br />
sogenannte „LGBTIQ*-freie Zonen“ in Polen.<br />
Der italienische CEMR-Präsident Stefano<br />
Bonaccini äußerte sich zur Lage in Polen wie<br />
folgt: „Gleichheit gilt für alle Europäer. Wir<br />
können die Menschenrechte nicht einfach<br />
beiseite schieben und den Fortschritt von<br />
Jahrzehnten rückgängig machen.“ Die<br />
Oberbürgermeister der Landeshauptstadt<br />
München setzen sich seit Mitte der 1990er-<br />
Jahre aktiv für die Rechte queerer Menschen<br />
ein. *bm<br />
FOTO: ERWIN HARBECK
8 KULTUR<br />
BILDER: CORIANDER P.<br />
VERNISSAGE IM CAFÉ REGENBOGEN<br />
PEP IT UP!<br />
Neues Leben für alte Gemälde. Was<br />
Coriander P. auf Flohmärkten, bei<br />
Wohnungsauflösungen oder in Trödelläden<br />
findet, wird zum „Pep-up“.<br />
Ob Gummienten, Papierschiffchen,<br />
kleine Monster oder badende Riesen:<br />
Alles wird so ins Bild gemalt, als<br />
wäre es schon immer da gewesen.<br />
So peppt er alte Schinken auf und<br />
bewahrt sie vor dem Vergessen<br />
und Vermodern. Die Idee, was ins<br />
Bild gesetzt wird, kommt aus dem<br />
Bild selbst. „Kitschige Alpenseen<br />
schreien geradezu nach großen<br />
nackerten Kerlen“, sagt Coriander<br />
P. In Zeiten von Corona setzt er<br />
auch gern einmal Spaziergänger mit<br />
Gasmasken in idyllische Berglandschaften<br />
frei nach seinem Motto:<br />
„If life gives you bad art – pep it up!“<br />
Coriander P. ist übrigens das Pseudonym<br />
von Martin Arz, der als Maler,<br />
Autor und Verleger in München<br />
lebt und arbeitet. Seine „Pep-ups“<br />
sind ab Ende <strong>September</strong> in einer<br />
Ausstellung im Café Regenbogen<br />
der Münchner Aids-Hilfe zu sehen<br />
und zu erwerben, Vernissage ist am<br />
Samstag, den 26.9. um 19 Uhr. *bm<br />
26.9. – 25.11., Café Regenbogen,<br />
Lindwurmstraße 71,<br />
www.martin-arz.de<br />
QUEER FILM FESTIVAL I<br />
„Uns gehört die Welt“<br />
Der Spätsommer erfreut mit<br />
einem Community-Filmfestival in<br />
den City Kinos.<br />
Im Herbst kann sich die Community gleich<br />
auf zwei Filmfestivals freuen. Vom 2. bis<br />
6. <strong>September</strong> findet auch in München<br />
unter dem Motto „Uns gehört die Welt!“<br />
Das Queer Film Festival des Filmverleihs<br />
Salzgeber statt. „Das queere Filmschaffen<br />
hat unsere Emanzipationsgeschichte<br />
begleitet und im Idealfall auch vorangetrieben“,<br />
so ist es aus dessen Hause zu<br />
vernehmen. „Nichts ist perfekt, vieles<br />
bleibt zu tun, aber es liegt an uns, neugierig<br />
und offen zu sein und unsere Welt zu<br />
gestalten.“ Der Filmverleih präsentiert 18<br />
Streifen, von denen 12 in den City Kinos<br />
zu sehen sind, weitere sechs – inklusive<br />
eines Kurzfilmprogramms – werden<br />
online gezeigt. Fast alle Werke laufen als<br />
Deutschlandpremieren. Alle Infos:<br />
www.queerfilmfestival.net. *rä/bm<br />
2. – 6.9., City Kinos, Sonnenstr. 8,<br />
Karten: www.city-kinos.de<br />
FOTO: SALZGEBER, AUS „PORT AUTHORITY“
KULTUR<br />
9<br />
LIEDERABEND<br />
Davon geht die<br />
Welt nicht unter<br />
Er hat mit seinen über 1.000 Liedtexten<br />
für Stars wie Zarah Leander,<br />
Marlene Dietrich oder Heinz Rühmann<br />
deutsche Filmgeschichte geschrieben –<br />
doch kaum einer kennt seinen Namen.<br />
Der geniale Textdichter Bruno Balz hat<br />
vielen Stars seit den 1930er-Jahren<br />
zu Ruhm verholfen. Der offen schwule<br />
Berliner überstand die Nazi-Zeit durch<br />
eine Zwangsehe sowie dank guter<br />
Verbindungen und war so bis in die<br />
1960-er Jahre künstlerisch tätig. Im<br />
Liederabend „Davon geht die Welt nicht<br />
unter“ widmet sich der Münchner Allroundkünstler<br />
Albrecht von Weech (Bild)<br />
dem Textdichter nicht nur musikalisch,<br />
sondern berichtet auch aus dessen<br />
bewegtem Leben. *bm<br />
12.9., Künstlerhaus/Millerzimmer,<br />
Lenbachplatz 8, 22 Euro,<br />
www.kuenstlerhaus-muc.de<br />
FOTO: ALBRECHT VON WEECH<br />
DEIN GAY LIFE STYLE<br />
Berlin • Köln • Hamburg • München<br />
Foto by MUNDO UNICO<br />
brunos.de /brunos.de @brunos_de
10 KULTUR<br />
QUEER FILM<br />
FESTIVAL II<br />
Das kann sich sehen lassen!<br />
BILD: EMA©STUDIOCANAL<br />
Das Queer Film Festival München<br />
(QFFM) geht vom 14. bis 18. <strong>Oktober</strong><br />
in seine fünfte Runde.<br />
In 19 Programmen werden die Highlights<br />
des internationalen und lokalen queeren<br />
Filmschaffens gezeigt. Wie immer ist das<br />
Festival organisiert vom Münchner Verein<br />
Queer Culture e. V., wie immer werden<br />
auch die Citys Kino zu dessen Zentrum.<br />
Wegen Corona stehen die Filme online<br />
zur Verfügung, somit ist das QFFM das<br />
erste queere Festival Deutschlands, das<br />
auch eine digitale Version anbietet. Und<br />
wie immer kann sich das Programm sehen<br />
lassen: So ist schon der Eröffnungsfilm<br />
„Welcome to Chechnya“ ein hochaktueller<br />
Dokumentarfilm, der bereits jetzt als<br />
Oscar-Kandidat gehandelt wird. Neben<br />
einem speziellen Serien-Slot und mehreren<br />
Kurzfilmprogrammen wurde auch erstmals<br />
eine Spätschiene ins Leben gerufen,<br />
die vier Filme aus dem Horror- und<br />
Fantasygenre umfasst. Ergänzt wird das<br />
Filmprogramm um zahlreiche Gespräche,<br />
Panels und Talks. Das gesamte Line-up<br />
mit allen Details ist ab Anfang <strong>Oktober</strong> auf<br />
der Website des Festivals www.qffm.de zu<br />
finden. *bm<br />
14. – 18.10., City Kinos, Sonnenstr. 12,<br />
www.city-kinos.de, www.qffm.de<br />
Portrait Paul Hoecker, Fotograf und<br />
Jahr unbekannt, Privatsammlung,<br />
digitalisiert vom Forum Queeres<br />
Archiv München e.V.<br />
FORSCHUNGSGRUPPE STARTET<br />
Unbekanntes Genie<br />
Der Maler Paul Hoecker (1854 – 1910) war der erste moderne Professor<br />
an der Akademie der Bildenden Künste München.<br />
Ein Skandal um eines seiner<br />
Gemälde zwang ihn 1898 zum<br />
Rücktritt von der Professur. Ihm<br />
wurde nachgesagt, dass ihm für<br />
ein Madonnenbild ein Sexarbeiter<br />
Modell gestanden hatte, zu<br />
welchem er auch private Kontakte<br />
pflegte. An Paul Hoecker zu<br />
erinnern, ist jedoch nicht nur aufgrund<br />
seiner (schwulen) Biografie<br />
wichtig. Sein Werk umfasst ein<br />
vielfältiges Motiv- und Themenspektrum,<br />
außerdem spielte er<br />
als Gründungsmitglied der Münchener<br />
Secession eine herausragende<br />
Rolle für die Kunst der damaligen<br />
Jahrhundertwende. Das „Forum<br />
Queeres Archiv München“ möchte<br />
im <strong>Oktober</strong> eine Forschungsgruppe<br />
gründen, die das Leben und Werk<br />
Paul Hoeckers abbildet und ihn mit<br />
einer Ausstellung oder einer Publikation<br />
ins künstlerische Gedächtnis<br />
der Stadt zurückruft. Wer sich dafür<br />
interessiert, wendet sich an info@<br />
forummuenchen.org. *bm
KULTUR<br />
11<br />
„SOMBRA“ IM GOP<br />
Kunst in Licht und Schatten<br />
Licht macht die Welt sichtbar, Schatten verleiht ihr die<br />
Tiefe. Das eine ist ohne das andere undenkbar, und erst im<br />
Zusammenspiel der Gegensätze offenbaren Schönheit,<br />
Liebe und Dramatik ihre wahre Größe. Das ist die<br />
Philosophie, die Regisseur Nikos Hippler und sein hochkarätiges<br />
Team aus Artisten, Tänzern und Musikern in<br />
der neuen Show „Sombra“ im GOP zu einer rasanten,<br />
bild- und rhythmusgewaltigen sowie hochmodernen<br />
Varieté-Revue umsetzen. Das Format bedient sich der<br />
Kraft und Poesie der Gegensätze. Zur Show kann ein<br />
Zwei-Gänge-Menü gebucht werden, für den kleinen<br />
Hunger gibt’s auch Snacks am Tisch. *bm<br />
2.9. – 1.11., GOP, Maximilianstraße 33, täglich außer<br />
Montag, Karten 48 – 69 Euro, www.variete.de<br />
FOTO: MIKAIL KARAHAN<br />
FOTO: DIEGO SALLES
12 NACHLESEN<br />
Sichtbarkeit trotz Corona –<br />
das war das Ziel des Münchner<br />
CSD <strong>2020</strong>. Nach diesem denkwürdigen<br />
Samstag im Juli kann man<br />
sagen: Ziel erreicht!<br />
Unter strenger Einhaltung der Hygieneauflagen<br />
versammelten sich am 11.7.<br />
Hunderte LGBTIQ*-Aktivistinnen und<br />
Aktivisten, um nach dem Motto „Gegen<br />
Hass. Bunt, gemeinsam, stark!“ für gleiche<br />
Rechte und Akzeptanz einzutreten. Auf<br />
45 Demo-Spots standen sie drei Stunden<br />
lang, um die queeren Organisationen und<br />
Initiativen der Stadt sichtbar zu machen<br />
und für die politischen Forderungen des<br />
CSD einzutreten. Ein innovatives Konzept,<br />
das bundesweit seinesgleichen sucht. Das<br />
Herzstück der Feierlichkeiten bildete der<br />
Livestream, der ab dem Mittag über 18<br />
Stunden lang aus dem lesbisch-queeren<br />
Zentrum (LEZ) in der Müllerstraße gesendet<br />
wurde. Hochprofessionelle Kameratechnik,<br />
ein eingespieltes, gut gelauntes<br />
Team und ein buntes Programm aus Talks,<br />
Interviews, Musik-Acts und Info-Spots<br />
bestimmten das Tagesprogramm, bevor<br />
es ab 20 Uhr zu Live-Schalten in diverse<br />
Münchner Klubs ging. Rund 1.000 Menschen<br />
verfolgten durchgehend das digitale<br />
Geschehen, das ohne technische Pannen<br />
oder inhaltliche Pausen perfekt über die<br />
Monitore, Handys und Tablets lief.<br />
Nicht nur aus diesem Grund war der CSD<br />
<strong>2020</strong> auch für die Veranstalter um Alexander<br />
Kluge ein geglückter Event. „Wir hatten<br />
ja mit dieser Form der Veranstaltung keine<br />
Erfahrung und sind alle ins kalte Wasser<br />
gesprungen“, so der Orga-Chef, dessen<br />
Nervosität im Vorfeld<br />
sicherlich berechtigt<br />
war. Umso größer das<br />
Aufatmen danach,<br />
zumal auch die<br />
befürchtete finanzielle<br />
Krise abgewendet<br />
werden konnte.<br />
Eine Crowdfunding-<br />
Aktion, die Unterstützung<br />
der Stadt<br />
sowie überzeugte<br />
Sponsoren konnten<br />
die Befürchtungen,<br />
CSD MÜNCHEN<br />
GROSSES TENNIS!<br />
Corona könnte den CSD in die Pleite<br />
treiben, zerstreuen.<br />
Im nächsten Jahr hoffen alle wieder auf<br />
einen CSD, wie München ihn kennt und<br />
liebt, mit bunter Parade, Rathausclubbing<br />
und großem Straßenfest rund um den<br />
Marienplatz. Dennoch: Hut ab vor allen, die<br />
den CSD in diesem Jahr möglich gemacht<br />
haben – das war großes Tennis!<br />
Wer’s verpasst hat: Der komplette CSD-<br />
<strong>2020</strong>-Livestream ist auf dem Youtube-<br />
Kanal „CSD München <strong>2020</strong>“ abrufbar. *bm<br />
FOTO : SCREENSHOT LIVESTREAM FOTO: DEMOSPOT: MÜNCHNER AIDS-HILFE
RUN FOR LIFE<br />
Gut gelaufen<br />
Dass der Benefizlauf in diesem Jahr<br />
überhaupt stattfinden konnte, ist<br />
schon ein kleines Wunder. Der Run for Life<br />
hätte zu seinem 20. Jubiläum zwar einen<br />
großen Bahnhof verdient, aber Corona<br />
verhinderte den gemeinsamen Event.<br />
Darum hatte das Orga-Team um Adam<br />
Tolnay-Knefely vom Tagungszentrum<br />
der Münchner Aids-Hilfe umgedacht und<br />
einen virtuellen Lauf ins Leben gerufen.<br />
NACHLESEN<br />
13<br />
FOTOS: UDO ERNST/PRIVAT<br />
Vom 7. bis 9. August konnten Sportlerinnen<br />
und Sportler ihre Strecke individuell<br />
ablaufen. Für 10 Euro Startgebühr gab’s<br />
dazu ein Starterpaket und das gute Gefühl,<br />
trotz der schwierigen Zeiten etwas für den<br />
guten Zweck zu tun. Und die Rechnung<br />
ging auf: 235 Läuferinnen und Läufer nahmen<br />
teil und absolvierten insgesamt rund<br />
1.460 Kilometer. Da auch die Sponsoren<br />
ihre Unterstützung nicht verweigerten,<br />
blieben am Ende des Lauf-Wochenendes<br />
11.000 Euro für die Münchner Aids-Hilfe<br />
übrig. „Wir freuen uns riesig über das Engagement<br />
von Sportlern und Sponsoren“, so<br />
Adam Tolnay-Knefely. „Herzlichen Dank<br />
und hoffentlich bis zum nächsten Jahr,<br />
wenn der Lauf wieder als familiäres, großes<br />
Sportfest steigt!“ *bm<br />
www.runforlife.de<br />
Wir helfen und<br />
informieren gerne.<br />
OFFEN - FREUNDLICH - SYMPATHISCH<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Montag - Freitag: 08:00 - 18:30<br />
Samstag: 9:00 - 13:00<br />
Isartorplatz 6 | 80331 München<br />
Telefon: (089) 21 99 29 - 0<br />
Telefax: (089) 21 99 29 - 19<br />
E-mail: isator.apo@t-online.de<br />
www.isartor-apotheke.de
14 ESSEN & TRINKEN<br />
SWEET TO BE GAY<br />
PINK SUNDAY<br />
Auch wenn es kein <strong>Oktober</strong>fest gibt, gefeiert wird trotzdem!<br />
Dafür sorgen Fabian und Michael (Bild), die Organisatoren<br />
der Partyreihe „Sweet To Be Gay“, die in diesem schwierigen<br />
Jahr die queere Partyszene aufmischt.<br />
FOTO: STBG<br />
Eigentlich sollten die Events im<br />
„Sweet Club“ an der Maximilianstraße<br />
stattfinden, was zu<br />
Corona-Zeiten natürlich nicht<br />
geht. Drum weichen die beiden<br />
im <strong>September</strong> in das Restaurant<br />
Laurin am Viktualienmarkt<br />
aus. Dort steigt „Pink Sunday“,<br />
ein zünftiger Wiesn-Sonntag im<br />
Kreise der Familie und in Tracht,<br />
bitte schön! Für 7 Euro gibt es<br />
eine Tagesreservierung von 10<br />
bis 16 Uhr sowie Abendtische<br />
von 16 bis 22 Uhr. Wir sagen:<br />
O’zapft is – jetzt erst recht! *bm<br />
20.9., 10 – 22 Uhr, Restaurant<br />
Laurin, Viktualienmarkt (Ecke<br />
Heiliggeiststr.), Reservierung:<br />
hallo@stbg-party.com<br />
„PROSECCO“ IS BACK!<br />
Schlager im Schanigarten<br />
Große Freude nicht nur bei Fans deutschen<br />
Liedguts: Die bekannte Schlagerbar<br />
Prosecco meldet sich zurück im<br />
Viertel!<br />
Seit Ende Juli ist Guido Drell (Bild links<br />
mit Servicekraft Sepp) mit seinem<br />
Team wieder am Start und lässt die<br />
Korken knallen. Auch sein Lokal hat, wie<br />
viele andere auch, die Genehmigung<br />
erhalten, die Parkplätze vor der Tür zu<br />
einer Freischankfläche zu machen,<br />
einem sogenannten „Schanigarten“.<br />
So entsteht vor der Bar ein kleiner<br />
Biergarten, in dem neben den üblichen<br />
BRÄUROSL-WIRTE GEBEN AUF<br />
Gay Sunday am Ende?<br />
Es kommt selten vor, dass ein<br />
Wiesnwirt freiwillig seinen Platz auf<br />
dem traditionsreichen Münchner <strong>Oktober</strong>fest<br />
abgibt.<br />
Immerhin gilt ein solches Zelt als Garantie<br />
für Millionenumsätze. Doch Corona hat<br />
jetzt auch auf der Theresienwiese ein<br />
erstes Opfer gefordert. Ausgerechnet die<br />
Familie Heide, die in ihrem Bräurosl-Zelt<br />
seit Jahrzehnten den weltweit bekannten<br />
„Gay Sunday“ beherbergt, zieht sich<br />
nach 83 Jahren zurück. Nach der<br />
<strong>Oktober</strong>fest-Absage in diesem Jahr und<br />
Getränken auch<br />
Kaffee und Kuchen auf<br />
Omas gutem Sonntagsgeschirr<br />
serviert<br />
wird. Draußen wird<br />
also in den kommenden<br />
Wochen bis 24 Uhr eine<br />
Schlagerbar-Gartenparty<br />
gefeiert. Drinnen ist sogar bis<br />
5 Uhr geöffnet, 45 Sitzplätze lässt<br />
das aktuelle Hygienekonzept dort zu.<br />
Endlich geht’s auch hier wieder los,<br />
oder um im Schlagergenre zu bleiben:<br />
„Denn immer, immer wieder geht die<br />
Sonne auf!“ *bm<br />
einer unsicheren Lage<br />
im nächsten sei das<br />
finanzielle Risiko nicht<br />
mehr überschaubar, so<br />
die Wirtsleute bei einer<br />
Pressekonferenz. Sie<br />
wollen sich jetzt ganz<br />
auf ihr Stammhaus in<br />
Planegg konzentrieren,<br />
wo umfangreiche Renovierungsarbeiten<br />
und Neubauten anstünden. Die Brauerei<br />
Paulaner Hacker-Pschorr, der das Bräurosl-<br />
Zelt gehört, schaut sich derzeit nach<br />
einem neuen Festwirt um. Aussichtsreiche<br />
Bar Prosecco, Theklastr. 1, Öffnungszeiten:<br />
Freitag, 16 – 05 Uhr, Samstag<br />
15 – 05 Uhr, Sonntag 15 – 22 Uhr,<br />
www.prosecco-munich.de<br />
Bewerber stehen offenbar bereits in den<br />
Startlöchern. Für die Community bleibt nur<br />
zu hoffen, dass sie die queere Tradition des<br />
„Gay Sunday“ am ersten Wiesn-Sonntag<br />
fortführen. *bm<br />
FOTO: BERND MÜLLER FOTO: GUIDO DRELL
ESSEN & TRINKEN 15<br />
BAR<br />
OCHSENGARTEN<br />
Neuer Inhaber gesucht<br />
Der „Ochsengarten“, die älteste<br />
Szene-Bar Münchens, sucht einen<br />
neuen Inhaber: „Irgendwann muss Schluss<br />
sein, weiterwurschteln wie bisher kann ich<br />
jedenfalls nicht mehr“, sagt Inhaber und<br />
Wirte-Legende Friedl Steinhauser.<br />
Kein Wunder: Seit fünfzig Jahren ist<br />
der gelernte Metzger im Nachtleben<br />
unterwegs, hatte 1970 im Ochsengarten<br />
als Kellner angefangen, bevor er 1973<br />
die seit den 1950er-Jahren in schwulen<br />
Kreisen bestens bekannte „Teddy Bar“ in<br />
FOTO: BERND MÜLLER<br />
der Hans-Sachs-Straße übernahm.<br />
Als Ochsengarten-Gründerin Gusti<br />
1978 ihr Lokal aufgab, übernahm er<br />
kurzerhand auch das. Seitdem ist<br />
er aus der schwulen Gastronomie<br />
nicht mehr wegzudenken und erlebte<br />
vor allem mit der Teddy Bar Höhen<br />
und Tiefen, bevor er sie vor einigen<br />
Jahren aufgeben musste und sich<br />
fortan dem Ochsengarten widmete.<br />
<strong>2020</strong> spielt ihm Corona übel mit,<br />
dennoch ist die Pandemie nicht der<br />
Hauptgrund für seinen Entschluss:<br />
Nach überstandener Krankheit und<br />
im Alter von 72 Jahren ist es Zeit für<br />
den Abschied. Wie der Nachfolger<br />
aussehen soll? „Er muss ein Geld<br />
mitbringen und soll möglichst den<br />
Ochsen als Ochsen weiterführen“,<br />
meint er. Friedl sieht gute Chancen<br />
für den Fortbestand seines Lokals. Er<br />
ist überzeugt: „Wenn die Nachfolge<br />
es gut macht und mit Energie dahintersteht,<br />
hat das Ganze Zukunft!“ Bis<br />
seine Nachfolge geregelt ist, will er<br />
weitermachen – doch das soll noch<br />
in diesem Jahr sein. Wer Interesse<br />
an einer Wirtekarriere hat und das<br />
Traditionslokal übernehmen möchte,<br />
erkundigt sich nach den Details unter<br />
anfrage@ochsengarten.de. *bm
16 ESSEN & TRINKEN<br />
WIRTSHAUSBAR<br />
SELF<br />
FOTOS: BERND MÜLLER<br />
NEUES WOHNZIMMER<br />
Nach fast zwanzig Jahren als<br />
Straßenfest-Veranstalter und<br />
Chef einer rasenden Würstelbude<br />
will René Kaiser (Bild rechts) wieder<br />
sesshaft werden. Ab 1. <strong>September</strong><br />
eröffnet er mit seinem Mann<br />
Hartmut die Wirtshausbar „Self“<br />
in der Schäftlarnstraße unweit des<br />
Flauchers.<br />
Bereits zur Jahrtausendwende betrieben<br />
die beiden gemeinsam ein Lokal, nämlich<br />
die Bar „My Way“ im Westend, die sie 2002<br />
aufgeben mussten. „Wir waren mit einer<br />
schwulen Gastro außerhalb des Glockenbachviertels<br />
unserer Zeit wohl voraus“, wie<br />
René schmunzelnd resümiert. Jetzt aber<br />
nimmt er einen neuen Anlauf. Das „Self“,<br />
benannt nach Cocktails, die man dort auch<br />
selbst mixen kann, existiert schon etliche<br />
Jahre und kann seine Vergangenheit mit<br />
dem leichten Hauch von Jugendzentrum<br />
auch nach dem Pächterwechsel nicht<br />
verheimlichen. Warum auch? Die<br />
Atmosphäre ist ein wenig bayerisch, ein<br />
wenig alternativ, ein wenig Bar, ein wenig<br />
Wohnzimmer, ein wenig Wirtshaus – aber<br />
nicht so traditionell-gediegen wie im<br />
benachbarten „Wirtshaus zum Isartal“. Eine<br />
schöne Alternative also. Im „Self“ kocht<br />
der Chef selbst, und zwar Klassiker der<br />
bayerischen Küche sowie Burger, Pasta<br />
und kleine Speisen. Hinterm Tresen regiert<br />
Xenia (Bild Mitte), die in der Community<br />
nicht nur durch „die besten Caipis der<br />
Frauenszene“ bekannt ist. Auch wenn er<br />
weiß, dass sein Lokal nicht allein mit der<br />
Community zu füllen ist, will René ihr gute<br />
Gründe geben, bei ihm vorbeizuschauen.<br />
So steigt ab 9. <strong>Oktober</strong> jeden Freitag ab 21<br />
Uhr die „Glad to Be Gay“-After-Work-Party<br />
mit DJ James Munich. Außerdem steht<br />
dort donnerstags eine Kulturbühne, und<br />
sonntags von 11 bis 15 Uhr gibt’s einen<br />
Wirtshausfrühschoppen mit Livemusik.<br />
Zur <strong>Oktober</strong>festzeit ist er natürlich bei der<br />
Aktion „Wirtshauswiesn“ dabei und macht<br />
sein Lokal drei Wochen lang zum kleinen<br />
Löwenbräufestzelt in Sendling. „Das<br />
Straßenfest bekommt eine Heimat“, meint<br />
René, der dennoch auf den Sommerfesten<br />
der Stadt weiter mitmischen will. Wir<br />
wünschen einen großartigen Start! *bm<br />
Self, Schäftlarnstr. 62, Montag bis<br />
Freitag 17 – 1 Uhr, Samstag 15 – 3 Uhr,<br />
Sonntag 11 – 15 Uhr, www.self-bar.de
7 Deaths of Maria Callas<br />
Marina Abramović<br />
01.09.20 (UA)<br />
Mignon<br />
Ambroise Thomas<br />
03.09.20<br />
Die Vögel<br />
Walter Braunfels<br />
31.10.20<br />
Falstaff<br />
Giuseppe Verdi<br />
26.11.20<br />
Der Freischütz<br />
Carl Maria von Weber<br />
07.02.21<br />
Der Rosenkavalier<br />
Richard Strauss<br />
18.03.21<br />
Lear<br />
Aribert Reimann<br />
23.05.21<br />
Singularity<br />
Miroslav Srnka<br />
11.06.21 (UA)<br />
Tristan und Isolde<br />
Richard Wagner<br />
29.06.21<br />
Idomeneo<br />
Wolfgang Amadeus Mozart<br />
19.07.21<br />
Infos/Tickets<br />
T +49.(0)89.21 85 1920<br />
tickets@staatsoper.de<br />
www.staatsoper.de
18 ESSEN & TRINKEN<br />
Wild und Pilz -<br />
Deftig in den Herbst<br />
Nach den schönen Sommermonaten fällt es erstmal schwer, sich dem Herbst zu widmen. Abhilfe<br />
schafft einigermaßen die Herbstküche, die mit deftigen Gerichten, schweren Weinen und erdigen<br />
Zutaten tröstet. Denn: Klar ist der Herbst ernst, aber bestimmt nicht ohne Gaumenfreuden. *jb<br />
LECKERE KLASSIKER IM GASTHOF ZUM ALTEN WIRT<br />
Kaum zu glauben, aber die bodenständige Wirtschaft<br />
in Obermenzing ist schon über 600 Jahre alt. Wie der<br />
Gasthof zum Alten Wirt die letzten Jahrhunderte überlebt<br />
hat? Indem er sich stets treu blieb. Diese<br />
Ungerührtheit von überkandidelten<br />
Wirthaustrends lässt sich auch<br />
heute noch bei feinsten bayerische<br />
Speisen genießen - Schweinsbraten,<br />
Kalbszunge, Tafelspitz und<br />
Milzwurst inklusive.<br />
Gasthof zum Alten Wirt, Dorfstraße 39,<br />
81247 München / tgl. 9-0h /<br />
www.alter-wirt-obermenzing.de<br />
HEIMISCHE SEELENSTREICHLER IM MURAL<br />
Das Mural wird derzeit in der Gastroszene Münchens ziemlich<br />
heiß gehandelt. Das liegt nicht zuletzt an den beiden findigen<br />
Küchenchefs Joshua Leise und Johannes<br />
Kneip, die mit heimischen Zutaten eine<br />
unglaublich kreative Cuisine inklusive<br />
großartiger (Natur-)Weinbegleitung auf<br />
die Beine stellen. So bringt beispielsweise<br />
das Reh mit Kirschsauce und<br />
Kohlrabi oder das gebeizte Rind auf<br />
Felsenbirne zum Schwelgen.<br />
Mural Restaurant, Hotterstraße 12,<br />
80331 München / Di - So, 18-0h / www.muralrestaurant.de<br />
GRAFIKEN: FREEPIK.COM<br />
DEFTIGE DELIKATESSEN IM HALALI<br />
Wer das Halali aufgrund seines Namens als beliebiges Jagdrestaurant<br />
abtun möchte, liegt falsch. Die Köche des versteckt<br />
neben dem Englischen Garten liegenden Lokals widmen<br />
sich mit so einer Feinheit ihren Kreationen aus Wild, dass das<br />
Deftige nicht beschwerend sondern inspirierend wird. Die<br />
tollen Weine aus Österreich und<br />
Frankreich passen dabei sehr gut<br />
zu den saisonalen Gerichten.<br />
Restaurant Halali, Schönfeldstraße<br />
22, 80539 München / Di -<br />
Fr, 12-15h u. 18-22h, Sa 18-22h<br />
/ www.restaurant-halali.de
ESSEN & TRINKEN 19<br />
FOTOS: JÜNGE RÖMER<br />
ITALO-SEHNSUCHT IM JUNGE RÖMER<br />
Erste Sympathiepunkte sammelt das Junge<br />
Römer nicht nur aufgrund seines gelungenen<br />
Namens sondern auch wegen des entspannt<br />
individuellen Interieurs, das an Kaffeebars<br />
in Norditalien erinnert. Doch die wahre<br />
Spätsommer-Melancholie beginnt erst so<br />
richtig auf dem Teller: Reichhaltige hausgemachte<br />
Pastagerichte und fein belegte<br />
Pinsa, die leckere Urform der Pizza. Der ideale<br />
Kurzurlaub für den Kopf.<br />
Junge Römer, Pestalozzistraße 28,<br />
80469 München / Di - So, 10-20h /<br />
www.jungeroemer-muenchen.de<br />
Werner G., 76 Jahre:<br />
„§ 175 – Jetzt<br />
Entschädigung<br />
beantragen!“<br />
Das ist jetzt dein Job!<br />
penny.de/karriere<br />
Jetzt bewerben als<br />
sympathischer Verkäufer/Kassierer (m/w/d)<br />
Beginn: ab sofort | Art: Vollzeit und Teilzeit/unbefristet<br />
Hotline Entschädigung §175<br />
0800 175 2017<br />
schwuleundalter.de<br />
Was Sie bei uns bewegen:<br />
• Sie sorgen dafür, dass es läuft und alles seine Richtigkeit<br />
hat.<br />
• Sie wissen, was wo zu finden ist, stehen den Kunden<br />
mit Rat und Tat zur Seite und begeistern durch Qualität<br />
und Frische.<br />
• Und wenn es mal etwas zu beanstanden gibt, finden<br />
Sie immer eine gute Lösung.<br />
• Sie verräumen die Waren und stellen sicher, dass alles<br />
am richtigen Platz ist.<br />
Unser Angebot an Sie:<br />
Sicherer<br />
Arbeitsplatz<br />
Verlässlicher<br />
Betriebsrat<br />
Faires Gehalt und<br />
Sonderzahlungen<br />
Mitarbeiterrabatte<br />
beim Einkauf
20 SZENE<br />
NACHGEFRAGT<br />
FOTOS: R. GUHL<br />
RÜDIGER GUHL<br />
und die Schönheit des Gliedes<br />
Der selbstständige Make-up<br />
Artist, Maler und Fotograf<br />
aus Hamm hat ein ungewöhnliches<br />
Kunstprojekt gestartet, das sich<br />
dem „besten Stück“ des Mannes<br />
widmet. „@your_dick_pic_in_oil“<br />
heißt das Projekt, in dem er sich<br />
mithilfe der Ölmalerei NUR um<br />
den Penis seines jeweiligen Models<br />
kümmert. Ende des Jahres wird er<br />
in Köln und Berlin ausstellen. Wir<br />
fragten nach.<br />
Wie kamst du auf die Idee?<br />
Die Krise hat mich zurück zu meiner<br />
alten Kunstform geführt, der Malerei. In<br />
diesem Zusammenhang fiel mir auf: Wie<br />
oft bekommt man ungefragt ein #dickpic<br />
zugeschickt im Chat? Also habe ich mir<br />
15 Männer gesucht, die Lust hatten, an<br />
dem Projekt teilzunehmen. Mit diesen 15<br />
Bildern (drei sind bereits fertig) plane ich<br />
zum Ende des Jahres eine Ausstellung.<br />
Es geht um Body Positivity, richtig?<br />
Ja, es geht um mehr als die Größe. An<br />
meinen Bildern kann man nicht sehen, wie<br />
das Maß des Schwanzes ist, es geht alleine<br />
um die Schönheit des Gliedes.<br />
Wie läuft denn so eine Session bei<br />
dir ab?<br />
Ich bekomme ein Foto geschickt, live<br />
vorbeikommen geht eher nicht, Ölfarbenmalerei<br />
ist sehr aufwendig, dazwischen<br />
muss das Werk ja immer wieder trocknen.<br />
Wahrst du denn die Distanz zum<br />
Model?<br />
Die meisten Models sind Bekannte oder<br />
Freunde. Das Mitmachen war ein Vertrauensbeweis.<br />
Peinliche Momente gab es<br />
bisher nicht ... Der professionelle Abstand<br />
wird gewahrt.<br />
Worauf achtest du bei deinen<br />
Bildern?<br />
Durch fröhliche Farben wollte ich das<br />
Schmuddelige vom #dickpic nehmen.<br />
Der rote Faden ist bei allen Bildern die<br />
ähnliche Pose.<br />
Dir ist klar, dass du damit<br />
provozierst.<br />
Ich lebe von der Kunst und bin keinem<br />
Rechenschaft schuldig. Ich wollte auf<br />
das Thema „ungefragtes Schwanzbild“<br />
aufmerksam machen. Jemandem ungefragt<br />
ein Bild seines Glieds zu schicken,<br />
ist eine Machtdemonstration. Ich male<br />
die fröhliche Variante davon. Mir war auch<br />
wichtig, dass man nicht sehen kann, wie<br />
groß der Penis denn nun ist. Die Größe ist<br />
mir nicht wichtig!<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
17.10., Rüdiger Guhl:<br />
@your_dick_pic_in_oil, Brunos Store Berlin,<br />
Maaßenstraße 14, U Nollendorfplatz<br />
www.changeforamoment.com<br />
Instagram:<br />
@changeforamoment<br />
@your_dick_pic_in_oil<br />
@your_vagina_pic_in_oil<br />
YouTube: change for a moment
21
22 KOLUMNE<br />
KOLUMNE<br />
Prägte das moderne München:<br />
Hans-Jochen Vogel<br />
FOTO: H-STT - CC BY-SA 4.0, HTTPS://COMMONS.WIKIMEDIA.ORG/W/INDEX.PHP?CURID=57853807<br />
In seiner kommunalpolitischen<br />
Kolumne schreibt Abendzeitung-<br />
Lokalchef Felix Müller in dieser Ausgabe<br />
über 100 Tage Grün-Rot im Rathaus,<br />
Party-Konflikte und die Debatte um ein<br />
Alkoholverbot – sowie den Abschied vom<br />
großen Hans-Jochen Vogel.<br />
100 TAGE ROT-GRÜN<br />
Sowas nimmt man ja gerne zum Anlass, die<br />
echten und vermeintlichen eigenen Erfolge<br />
auszustellen. Ein bisschen peinlich wurde<br />
es in diesem Fall auch. Denn die Grünen<br />
luden zum Bilanzziehen ein, ohne die SPD<br />
darüber zu informieren. Die zog leicht<br />
kleinlaut schnell mit einer eigenen Einladung<br />
nach. Knirscht es schon zwischen<br />
den neuen Partnern? Wohl nicht ernsthaft.<br />
Größerer Streit ist bisher überhaupt nicht<br />
nach draußen gedrungen. Eine Streichliste –<br />
Autotunnel wie etwa an der Landshuter Alle<br />
sollen nicht mehr weiter geplant werden,<br />
bei der Sanierung des Stadtmuseums wird<br />
gespart – konnte offenbar weitgehend<br />
einvernehmlich verabschiedet werden.<br />
Auf eine geplante Taktverdichtung bei der<br />
U-Bahn ist man dafür sehr stolz, auf die<br />
Pop-up-Radwege, breitere Fußwege – und<br />
natürlich auf die Gastronomie auf den<br />
Parkplätzen mit etwa 4.400 zusätzlichen<br />
Gastplätzen. Diese nach Wiener Vorbild so<br />
genannten Schanigärten sollen kein einmaliges<br />
Corona-Wirte-Hilfsprojekt bleiben,<br />
sondern auch in den nächsten Sommern<br />
angeboten werden. Das hat die neue Grünen-Bürgermeisterin<br />
Katrin Habenschaden<br />
kürzlich in dear AZ angekündigt. Und selbst<br />
die CSU befeuert das Thema inzwischen<br />
(obwohl Autofahrer leiden!), sie beantragte,<br />
die Parkplätze vor den Wirtschaften doch<br />
auch im Winter nutzen zu lassen, etwa für<br />
Glühweinstandl.<br />
In diesem Corona-Sommer auf jeden Fall,<br />
spitzen sich die Konflikte im öffentlichen<br />
Raum zu, auch und gerade rund um<br />
Glockenbach- und Gärtnerplatzviertel.<br />
Der wird inzwischen<br />
regelmäßig nachts von der<br />
Polizei geräumt. Und<br />
auch im Rathaus ist die<br />
bundesweite Debatte<br />
etwa um Alkoholverbote<br />
angekommen.<br />
Ein solches an der Isar<br />
könnte das Münchner<br />
Lebensgefühl hart<br />
treffen – immerhin sind<br />
es zehntausende, die dort<br />
jeden Sommerabend ganz<br />
selbstverständlich (und ganz überwiegend<br />
sehr friedlich!) zusammensitzen.<br />
Noch aber deutet nicht viel auf striktere<br />
Verbote hin, die Stadtrats-SPD hat sich für<br />
ein sanfteres Vorgehen entschieden, spricht<br />
sich für neue Kampagnen aus, in denen für<br />
Rücksicht geworben werden soll, also etwa<br />
auch dafür, seinen Müll nach der Isar-Party<br />
wieder mit nach Hause zu nehmen.<br />
ABSCHIED VOM<br />
JAHUNDERTBÜRGERMEISTER<br />
Kurz vor der Sommerpause hatte das<br />
Rathaus tagelang innegehalten, die<br />
Tagespolitik war plötzlich komplett<br />
in den Hintergrund gerückt. Denn der<br />
große Hans-Jochen Vogel ist tot. Er starb<br />
im Alter von 94 Jahren. Vogel war von<br />
1960 bis 1972 Oberbürgermeister, in<br />
seiner Amtszeit wurde der U-Bahn-Bau<br />
angestoßen, die Trabantenstädte in Neuperlach<br />
und am Hasenbergl entstanden,<br />
er holte die Olympischen Spiele nach<br />
München, schuf die Fußgängerzone.<br />
Vogel hat damit das Gesicht des<br />
modernen, des heutigen<br />
Münchens geprägt wie<br />
kaum ein anderer. Später<br />
wurde er Bundesminister<br />
unter Helmut<br />
Schmidt, Regierender<br />
Bürgermeister<br />
von West-Berlin,<br />
Kanzlerkandidat der<br />
SPD gegen Helmut<br />
Kohl, Bundesparteivorsitzender<br />
der SPD. Bis<br />
zuletzt lebte er mit seiner Frau<br />
in seiner Herzensstadt München,<br />
kämpfte gegen Bodenspekulation, engagierte<br />
sich in der Erinnerungskultur. Noch<br />
im Herbst, da war er bereits 93, stellte<br />
er noch einmal ein Buch vor, mit dem<br />
er die Politik aufrütteln wollte für eine<br />
bessere Wohnungspolitik. Es war sein<br />
letztes Projekt. „Mehr geht nicht mehr“,<br />
sagte er mir, als ich ihn daheim in der<br />
Seniorenresidenz Augustinum besuchte.<br />
Zur Trauerfeier für Hans-Jochen Vogel<br />
kamen unter anderem auch Alt-Kanzler<br />
Gerhard Schröder und Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier in den Gasteig.<br />
So, wie es der große Hans-Jochen Vogel<br />
verdient hat. *Felix Müller<br />
FOTO: PRIVAT
23<br />
Wir machen uns stark!<br />
Für Lesben, Schwule, Bi, Trans * und Inter *<br />
Als Koordinierungsstelle zur Gleichstellung von LGBTI*<br />
ist es unser Ziel, die LGBTI*-Community in München<br />
zu stärken und Benachteiligungen abzubauen.<br />
Wir machen uns stark. Für LGBTI*.<br />
BERATUNG AUS<br />
LEIDENSCHAFT<br />
HIV BERATUNG FITNESS<br />
DARMKREBS ERNÄHRUNG<br />
RÜCKENSCHMERZEN<br />
SCHLAFSTÖRUNGEN<br />
AKNE HÄMORRHOIDEN<br />
Mehr Informationen unter:<br />
muenchen.de/lgbti<br />
HIV-SELBSTEST<br />
bei uns erhältlich<br />
HIV-Tests Rezeptfrei<br />
einfach und schnell für zu Hause!<br />
HIV BERATUNG FITNESS<br />
Beratung und Test bei uns!<br />
ERNÄHRUNG<br />
KOPFSCHMEZEN<br />
SCHLAFSTÖRUNGEN<br />
AKNE BLUTHOCHDRUCK<br />
REGENBOGENAPOTHEKE<br />
Sonnenstr. 33 • 80331 München<br />
Tel. 089 593659 • Fax 089 5501717<br />
info@hieristsgesund.de<br />
Ist die Welle noch so steil,<br />
a bisserl was geht allerweil.<br />
www.az-muenchen.de/abo<br />
ÖFFNUNGSZEITEN<br />
Mo - Fr 8.30 - 19.00 Uhr<br />
Sa 9.00 -14.00 Uhr<br />
www.hieristsgesund.de
24 STYLE<br />
„MR GAY<br />
WORLD“<br />
EROTIK<br />
MODE VOM<br />
Der Hongkonger Mass Luciano war fleißig und<br />
präsentiert seine aktuellen Entwürfe für den<br />
Sommer <strong>2020</strong>.<br />
Und diese sportive Fashion ist so, wie die<br />
Kollektion auch heißt: „fierce“, also heftig,<br />
scharf und auch etwas wild. Zumindest, wenn<br />
sie von solchen Models getragen wird, wie sie<br />
hier bei uns zu sehen sind. „Ich mache Mode für<br />
Individualisten, die etwas extrovertiert sind, für<br />
Männer, die im Alltag nicht langweilig gekleidet<br />
sein wollen.“ Und die gerne etwas durchsichtige<br />
Netzmode tragen. Zu bekommen ist die<br />
Trendware über die von Mass Luciano betriebene<br />
Homepage MassBranded.com. *rä<br />
FOTOS: MASSBRANDED.COM
TREND<br />
Spätsommerliches Zeitloses<br />
Das ist kein Widerspruch, das<br />
sind modische Tatsachen. Denn<br />
TCHIBO hat ab <strong>September</strong> online und<br />
in allen Filialen zeitlose Fashion im<br />
Angebot, die vor allem ab dem Spätsommer,<br />
wenn der Herbst um die Ecke<br />
lugt, Sinn macht.<br />
Und zeitlos sind die klassischen<br />
Schnitte und Looks, die dich cool<br />
aber nicht ausgekühlt durch die kälter<br />
werdenden Tage kommen lassen.<br />
Uns besonders gefallen haben das<br />
Flanell-Hemd, der modischen Pullover<br />
aus 80 % Bio-Baumwolle und die<br />
praktische Cargo-Hose. Richtig klasse<br />
sind auch die beiden trendigen Jacken,<br />
der grüne oder dunkelblaue Parka<br />
mit Stepp-Innenfutter und Kapuze<br />
mit Teddyplüsch oder die Steppjacke<br />
mit zwei Druckknopf-Vordertaschen,<br />
Kapuze und elastischen Bündchen,<br />
ebenfalls in Grün und Dunkelblau zu<br />
bekommen. *rä<br />
www.tchibo.de
26 STYLE<br />
INTERVIEW<br />
HEAVYTOOL<br />
GEAR<br />
Wir chatteten mit dem Designer HEAVYTOOL<br />
über seine gerade an den Start gegangene<br />
Rubber-Kollektion, die über einen brandneuen<br />
Online-Shop erworben werden kann. *rä<br />
Wie kamst du auf<br />
die Idee, Mode zu<br />
machen?<br />
Ich kam im Bauhaus Dessau<br />
auf die Idee, als ich einen Freund<br />
zu einer Klausur dorthin eingeladen<br />
habe. Es ging in erster Linie<br />
um seine Neuorientierung, die hatte<br />
mit der Materie zu tun. Da ich mich<br />
ja generell für spezielle Materialien<br />
interessiere und ich das Thema Latex<br />
sehr spannend fand, kam mir selbst<br />
die Idee, eine Kollektion zu entwickeln<br />
und zu entwerfen. Was ich dann auch<br />
getan habe. Es war spannend, mal in<br />
einem ganz anderen Feld etwas zu<br />
schaffen, da ich ja bisher Möbel und<br />
Objekte entwickelt habe, aus massiven<br />
Materialien wie Aluminium und Beton.<br />
Ich habe in der Zeit bei ihm in der<br />
Werkstatt sehr viel gelernt, da ich neugierig<br />
alles ausprobiert habe und mit<br />
der Produktion meiner ersten Musterteile<br />
mein Können verfeinert habe,<br />
da ich diese eigenhändig gefertigt<br />
habe. Learning by doing! Zudem<br />
war der ganze kreative Prozess<br />
sehr spannend, von meinen ersten<br />
Skizzen bis hin zum Entwurf von<br />
Logos, Sizelables und Details<br />
wie Schriftzügen. Eigentlich<br />
ein ähnlicher Prozess wie bei<br />
den Objekten. Nur dass aus<br />
Metall Latex wurde und aus<br />
Konstruktionszeichnungen<br />
für CNC-Maschinen<br />
Schnitte für Kleidung.<br />
Spannend! Die Neugier hat<br />
sich gelohnt und es fanden<br />
sich zudem einige Jungs,<br />
die selbst Erfahrung haben<br />
mit der Materie und dem<br />
Material, somit konnte<br />
ich mein handwerkliches<br />
SHORTS – BEACH – Z666<br />
Können in Bezug auf<br />
Latex verfeinern und entwickeln und<br />
war dankbar für all die Unterstützung<br />
aus meinem kreativen Freundeskreis.<br />
An wen richtet sich deine Mode?<br />
An Jungs, Kerle und Queers und<br />
alle, die Latex auch im Alltag mal in<br />
Kombination mit regulären Klamotten<br />
tragen wollen: im Gym, zum Feiern oder<br />
am Strand. Zum Biken oder einfach<br />
so. Meine Gear ist als Nischenprodukt<br />
konzipiert, als Ergänzung zu namhaften<br />
Fetisch-Brands, die ja alle seit Jahren<br />
scharfe Rubber Gear anbieten.<br />
Ich habe mich da an meinen eigenen<br />
Interessen orientiert. Ich trage selbst<br />
gerne Sportklamotten und habe immer<br />
ein, zwei Lieblingsbrands nebst den<br />
bekannten Marken. Momentan sind das<br />
New Balance und Le Coq Sportif. Man<br />
sieht, dass ich meine Designs gerne mit<br />
regulären Teilen kombiniere. Sporthose<br />
aus Nylon und dazu ein scharfes Latex-<br />
Tanktop. Oder meine Schnellfickerhose<br />
mit einer Bomberjacke.<br />
Es gibt unendlich viel sportliche, prollige<br />
Mode von namhaften Firmen, aber ich<br />
habe den Eindruck, im Latexbereich<br />
konzentriert sich meist alles sehr auf<br />
Schwarz.<br />
Mein Grundgedanke hinter dem Thema<br />
war also, sportliche alltagstaugliche<br />
Mode aus Latex zu entwerfen, mit mehr<br />
Farbe, die man zu regulären Mode- und<br />
Sportartikeln kombinieren kann. Zudem<br />
wollte ich mehr Details auf den<br />
Kleidungsstücken. Ich arbeite viel mit<br />
meinen vier Streifen, die von meinem<br />
Haupt-Logo abgeleitet sind (HEAVY-<br />
TOOL) und habe ein weiteres rundes<br />
Logo entwickelt für meine Latex-Linie.<br />
Das sind daher meist sehr aufwendig<br />
gearbeitete Teile. Und wie das bei Latex<br />
üblich ist, ist alles handgearbeitet: vom<br />
gegossenen Logo
STYLE 27<br />
bis zum eingearbeiteten Reißverschluss,<br />
bis hin zu jeder Naht.<br />
Wie bequem soll Fetisch-Mode<br />
denn sein? Oder kommt es darauf<br />
gar nicht an?<br />
Ich denke, zu Latex hat jeder eine eigene<br />
Beziehung. Für jeden fühlt sich das<br />
anders an. Der eine steht extrem drauf,<br />
andere finden es interessant oder mögen<br />
es gar nicht. Und es ist ja ein Material, das<br />
wirklich mit dem Körper und der Haut<br />
interagiert.<br />
Also meine Teile sitzen mal körperbetont,<br />
und andere locker, wie meine Boxerhose<br />
X8 zum Beispiel. Bequem ist bei Latex<br />
eher relativ. Der eine mag es eng anliegend,<br />
der andere eher locker. Bei meinen<br />
Produkten ist für jeden was dabei. Vom<br />
knackig sitzenden Wrestler-Body bis zur<br />
superweiten Skater-, Boxerhose, sexy<br />
Badehosen und slimfit geschnittenen<br />
Tanktops. Zudem gibt es Modeaccessoires<br />
wie Gürteltaschen. In Planung sind<br />
auch weitere kleine Modegegenstände<br />
passend zu den Outfits. Bequem ist<br />
also das, in was man sich letztendlich<br />
wohlfühlt. Und das findet man raus, wenn<br />
man Latex scharf findet, oder weiß es<br />
schon. Ich selbst mag beides. Anliegende<br />
Tops und bei den Hosen lieber weit und<br />
luftig. Also ja, bequem!<br />
Bei unserem letzten Gespräch<br />
hast du erwähnt, dass du darüber<br />
nachdenkst, auch Mode aus Stoff<br />
zu entwerfen. Was tut sich da?<br />
Das stimmt. Durch die allgegenwärtige<br />
„C“-Krise habe ich das aber auf 2021<br />
verschoben mit der Planung. Ich<br />
konzentriere mich jetzt voll auf den Start<br />
meiner Latex-Kollektion. Ich bin neu auf<br />
dem Markt und möchte erst mal, dass<br />
das anläuft, und Erfahrungen sammeln<br />
mit den Kunden, die da kommen. Also<br />
konzentriere ich mich voll auf die Produktion<br />
meiner ersten beiden Kollektionen.<br />
Man wächst ja bekanntlich mit den<br />
Erfahrungen, die man macht, und den<br />
einhergehenden Herausforderungen. Das<br />
fließt dann auch in den Ausbau ein, wenn<br />
es um die Erweiterung geht im Textilbereich.<br />
Da hat sich schon ein Investor aus<br />
der Schweiz gemeldet, mit dem das in<br />
Planung ist, der meine Sachen selbst cool<br />
findet. Es bleibt also spannend!<br />
Welches ist dein Lieblingsteil?<br />
Also drei mag ich ganz besonders, beide<br />
Schnellfickerhosen, in kurz und<br />
lang, das Sleeveless „BIKER-C17“<br />
und die Boxerhose X8. Und ich<br />
finde alle meine Badehosen sehr<br />
scharf, vor allem die G47. Was<br />
freu ich mich auf den Strand in<br />
Barcelona im August, ich werde<br />
jeden Tag ein anderes Modell<br />
tragen! Das ist wirklich<br />
schwer, mich da festzulegen,<br />
da ich ja jedes<br />
Teil entworfen<br />
habe und da<br />
schon immer<br />
ein Stück „find<br />
ich selber geil“<br />
dann drinsteckt.<br />
So soll das ja auch<br />
sein, denn vom Produkt<br />
bis hin zu meinen Models ist<br />
das 100 % Max & HEAVYTOOL<br />
und ich freu mich über alle Kerle,<br />
die an den Teilen die gleiche Freude<br />
haben wie ich selbst. Ich denke,<br />
HEAVYTOOL GEAR „sporty rubber“<br />
soll den Fetisch auch ein wenig mehr<br />
in den Alltag tragen. Raus aus den<br />
Darkrooms an den Strand, Badesee,<br />
Sportplatz, ins Fitnessstudio oder<br />
direkt getragen zum Flanieren in<br />
der City oder zum Klubben. Das<br />
passt toll in die heutige Zeit, wo<br />
junge Menschen viel experimentieren,<br />
sich nicht mehr verstecken<br />
mit ihrer Sexualität, sich intensiv<br />
damit auseinandersetzen und<br />
jetzt erst recht für ihre Rechte<br />
kämpfen. Die junge hippe Generation<br />
ist mutig und oft sehr direkt und<br />
kommuniziert das verstärkt auch über<br />
ihre Mode und den Lifestyle. Also rein<br />
ins Latex und raus in die Welt mit sporty<br />
heavytool rubber gear. Seid bunt, laut, frei<br />
und supersexy!<br />
www.heavytool-gear.com<br />
INSTAGRAM:<br />
rubber.latex.by.heavytool.gear<br />
TANKTOP – PINK – GLZ77<br />
FOTOS: HEAVYTOOL GEAR<br />
Dein Partner für Wohnen<br />
und Pflege im Alter<br />
www.muenchenstift.de<br />
Info-Telefon: 089 6<strong>2020</strong>-340
28 STYLE<br />
VIP<br />
GEBURTSTAGS<br />
Im <strong>September</strong> und <strong>Oktober</strong> hat eine Fülle<br />
unserer Lieblinge Geburtstag. Wir können<br />
nicht allen gratulieren, wünschen ihnen<br />
aber das Beste! Ein paar besondere Prominente<br />
stellen wir dir hier kurz vor.<br />
ADES ZABEL<br />
Der am 26. <strong>September</strong> 1963 in<br />
Berlin geborene Künstler ist einer der<br />
größten Stars der bundesweiten LGBTIQ*-<br />
Szene, bekannt aus Kinofilmen, von Theaterbühnen<br />
und aus der Comedywelt. Ades<br />
Zabels fein beobachtete Witze waren oft<br />
die Vorlage für die Kalauer von Cindy aus<br />
Marzahn ... Ades – auch bekannt als Edith<br />
Schröder – ist Gründungsmitglied der<br />
legendären Teufelsberger Filmproduktion<br />
und liebt es, als DJ im Einsatz zu sein.<br />
www.facebook.com/ades.zabel<br />
NILE RODGERS<br />
Der Produzent von Welthits wie „Le<br />
Freak“, „We Are Family“, „Good Times“, „Like<br />
a Virgin“ sowie „Upside Down“ und „Frankie“<br />
komponierte für und arbeitete u. a. mit<br />
Elton John, Diana Ross, Madonna, David<br />
Bowie, Sister Sledge, Daft Punk und Chic.<br />
Bis heute ist er einer der gefragtesten<br />
Musiker der Welt. Der am 19. <strong>September</strong><br />
1952 Geborene machte Disco „chic“!<br />
www.instagram.com/nilerodgers<br />
RALPH MORGENSTERN<br />
Der Theater-, Kino- und TV-Schau -<br />
spieler wurde am 3. <strong>Oktober</strong> 1956<br />
geboren. Seine größten Erfolge feierte<br />
er neben dem Theater mit der Klatschund<br />
Boulevard-Sendung „Blond am<br />
Freitag“. Durch seine Zusammenarbeit<br />
mit Walter Bockmayer wurde er zur<br />
Comedy-Dragqueen-Legende.<br />
www.instagram.com/ralph_morgenstern<br />
NORBERT BISKY<br />
50 Jahre! Alles Liebe! Der am 10.<br />
<strong>Oktober</strong> in Leipzig geborene Norbert<br />
Bisky, der 1994 bis 1999 an der Hochschule<br />
der Künste in Berlin studierte und<br />
danach Meisterschüler bei Georg Baselitz<br />
war, trennt den Menschen von seiner<br />
eigenen Inszenierung. Er ist einer der
FOTOS: M. RÄDEL<br />
KINDER<br />
wichtigsten zeitgenössischen Maler.<br />
www.facebook.com/<br />
norbertbiskyofficial<br />
JOEY ARIAS<br />
Vermutlich am 3. <strong>Oktober</strong><br />
1949 wurde Joey geboren, seit<br />
den frühen 1970ern ist der Queer<br />
eine internationale Legende der<br />
Kunstszene. Joey arbeitete schon mit<br />
Klaus Nomi, Rihanna und David Bowie<br />
zusammen und weiß genau, wie man<br />
das Publikum in den Bann zieht.<br />
Berliner Sterne wie Gloria Viagra, Joko<br />
Koma und Barbie Breakout zählen zu<br />
den Freunden der queeren Legende.<br />
www.instagram.com/joeyariasnyc<br />
ANTON MILAGROS<br />
„Für mich ist eine Fotostrecke<br />
oder ein einzelnes Motiv dann gut,<br />
wenn es mich beim Betrachten<br />
inspiriert und meine weitere Entwicklung<br />
beeinflusst. Es gibt nichts<br />
Norbert Bisky, Ades Zabel und Ralph Morgenstern<br />
Wichtigeres als Weiterentwicklung<br />
und Vielfalt in einer Arbeit“, verriet<br />
uns der aus Russland kommende<br />
Wahlberliner einmal. Anton Milagros<br />
(geboren am 16.10.1972) gehört<br />
zu den populärsten Fotografen<br />
der Szene, macht mit bei Chantals<br />
House of Shame und ist auch<br />
Designer. *rä<br />
www.anton-milagros.de<br />
Finden Sie<br />
Ihren passenden<br />
Partner über<br />
Jetzt parshippen
30 STYLE<br />
NACHGEFRAGT<br />
GYPSY: Mut statt Schande<br />
In Bochum lebt und wirkt<br />
diese grandiose Dragqueen,<br />
die nicht nur auf Instagram eine<br />
stetig wachsende Fangemeinde vereint.<br />
Wir sprachen mit der queeren<br />
Influencerin.<br />
Fühlst du dich als Kurdin und Dragqueen<br />
in Deutschland diskriminiert?<br />
Auf jeden Fall. Ich bin doppelt stigmatisiert.<br />
Von welcher Seite kommen die<br />
Anfeindungen?<br />
Wenn man mit den öffentlichen Verkehrsmitteln<br />
unterwegs ist und „südländischer“<br />
aussieht, wird man mitunter von anderen<br />
„Südländern“ angesprochen, die fragen,<br />
welche Nationalität man hat. Ich habe die<br />
Erfahrung gemacht, dass die Kommentare<br />
und die Ablehnung größer sind, wenn ich<br />
kurdisch sage, als wenn ich sage, ich sei<br />
deutsch. Die sagen dann Dinge wie: „Du<br />
bist ja eine Schande!“ Oder: „Wie kannst<br />
du als Bruder von uns so etwas machen?“<br />
Da ich bei einer ehrlichen Antwort eher<br />
in gefährliche Situationen komme, so<br />
ist es mir in NRW schon oft passiert,<br />
verschweige ich es häufig. Viele mit<br />
Migrationshintergrund finden es eher okay,<br />
wenn ich sage, dass ich deutsch sei, denn<br />
dann gehöre ich ja zu „den Deutschen“.<br />
Wie gehst du mit Hass und Bodyshaming<br />
um?<br />
Ich versuche herauszufinden, woran das<br />
liegt, dass Leute andere beleidigen. Es kann<br />
eigentlich nur sein, dass diese Menschen<br />
sehr traurig und mit sich selbst unzufrieden<br />
sind. Ich versuche, dem Hass und den<br />
Beleidigungen keine Aufmerksamkeit<br />
zu schenken. Mit der Zeit wurde mir der<br />
Hass egal, aber ich zeige ihnen, dass ich<br />
trotzdem da bin, und das gibt mir Stärke.<br />
Ist Bochum ein schwieriger Ort für<br />
Dragqueens?<br />
Bochum ist sehr tolerant, ich habe da<br />
kaum gefährliche Situationen erlebt. Es<br />
gibt nur leider sehr wenige Möglichkeiten,<br />
sich zu entfalten, es gibt keine queeren<br />
Cafés oder Partys wie in Köln oder Berlin.<br />
Wie sieht es in deinem Umfeld aus,<br />
was sagt zum Beispiel deine Familie?<br />
Ich studiere Soziale Arbeit, daher ist mein<br />
Umfeld generell tolerant, und viele feiern<br />
mich ... In meiner Familie ist es etwas komplizierter<br />
... „Das geht gar nicht!“, war die<br />
Reaktion auf mein Fremd-Outing. Meine<br />
Familie kommt aus einem Dorf in der<br />
Türkei, die kennen das nicht. Nach vielen<br />
Gesprächen wird es jetzt toleriert, aber<br />
nicht als gut empfunden. Einige folgen mir<br />
sogar auf Social Media! Meine Schwester<br />
schaut meine Interviews an und versteht<br />
mich dadurch viel besser. Teile meiner<br />
Familie sorgen sich aber auch um mich,<br />
wenn sie den ganzen Hate sehen, der<br />
zuweilen unter meinen Beiträgen steht.<br />
Ist Social Media für dich Segen oder<br />
Fluch?<br />
Ein bisschen von beidem, aber vor allem<br />
ein Segen. Ich hatte als Kind keine Vorbilder,<br />
und jetzt bekomme ich mit, wie viele<br />
Menschen ich erreichen kann, wie vielen<br />
ich Mut machen kann.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
www.facebook.com/gypsy.qween.35<br />
www.instagram.com/Kweengypsy
ALLES, WAS DU FÜR DEN<br />
URLAUB WISSEN MUSST!<br />
SPARTACUS TRAVELER<br />
3 Hefte für nur 11,95 €<br />
GLEICH BESTELLEN UNTER www.spartacus.travel/abo<br />
SPARTACUS INTERNATIONAL GAY GUIDE APP<br />
KOMPLETT NEUE VERSION 3.0<br />
GRATIS: Ausgewählter Gratis-Inhalt, Premium-Pakete verfügbar<br />
WELTWEIT: Über 20.000 Einträge in 126 Ländern in 2.500 Städten<br />
EINFACH: Das neue Design ermöglicht intuitive Bedienung<br />
AKTUELL: Monatliche Updates halten dich auf dem neuesten Stand<br />
Spartacus Traveler erscheint in der DMA –<br />
Deutsche Media Agentur & Verlag GmbH<br />
Degnerstr. 9b, 13053 Berlin / Germany
Goethestr.<br />
ODEONSPLATZ<br />
U<br />
32 STADTPLAN<br />
CityGuide<br />
10<br />
Elisenstr.<br />
Ottostr.<br />
Maximilianspl.<br />
36<br />
APOTHEKEN<br />
1. Isartor Apotheke,<br />
Isartorplatz 6, (089) 2199290,<br />
www.isartor-apotheke.de<br />
2. Regenbogen Apotheke,<br />
Sonnenstr. 33, (089) 593659,<br />
www.hieristsgesund.de<br />
3. Wittelsbacher Apotheke,<br />
Lindwurmstr. 97, (089) 537844,<br />
www.wittelsbacher-apotheke.de<br />
ÄRZTE<br />
4. Gemeinschaftspraxis am Isartor<br />
(Allgemein-, Männer- und<br />
Innere Medizin, Infektiologie),<br />
Dr. Werner Becker, Dr. Ramona<br />
Pauli, Dr. Marcel Lee,<br />
Isartorplatz 6, (089) 229216,<br />
www.isarpraxis.de<br />
5. Dr. Timo Bachmann (Zahnarzt)<br />
Schweigerstr. 4, (089) 663242,<br />
www.timobachmann.de<br />
• Dr. Ulrich Kastenbauer (Allgemeinmedizin,<br />
Infektiologie),<br />
Ainmillerstr. 26, (089) 333863,<br />
www.infektiologie-schwabing.de<br />
• Wolf Schuck (Facharzt für<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde),<br />
Nymphenburger<br />
Str. 154, (089) 595131,<br />
www.hno-wolf-schuck.de<br />
PARTY<br />
8. Garry Klein,<br />
Sonnenstr. 8<br />
• Klosterklub,<br />
Lindwurmstr. 122<br />
9. Ksar Barclub,<br />
Müllerstr. 31<br />
10. NY.C,<br />
Elisenstr. 3<br />
SHOPPING<br />
11. Bruno´s, GayLifeStyle,<br />
Thalkirchner Str. 4<br />
• Beschattungen München,<br />
Waldeckstr. 24<br />
12. Optik Vogel e.K., Optik,<br />
Sonnenstr. 32<br />
13. Reithofer Fachmarkt,<br />
Elektrofachmarkt,<br />
Reichenbachstr. 31<br />
Mo.-Fr. 9-18 Uhr,<br />
Sa. 10-14 Uhr<br />
www.reithofer.de<br />
14. Rosa-Reisen,<br />
Hans-Sachs-Str. 22<br />
15. Team7,<br />
Herzogspitalstr. 3<br />
BEAUTY<br />
16. Massage Munich<br />
Steffen Robak,<br />
Studio Tal 30, 0175 6175255,<br />
www.massage-munich.com<br />
MÜNCHEN HBF S<br />
3<br />
Häberlstr.<br />
Bayerstr.<br />
Schwanthalerstr.<br />
45<br />
23<br />
Schillerstr.<br />
U GOETHEPLATZ<br />
SZENE<br />
17. Buddy, Corneliusstr. 32<br />
18. CAMP, Bar, Reisingerstr.15<br />
19. Deutsche Eiche, GaySauna,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
• Duplexx, Theresienstr. 130<br />
20. Diburnium,<br />
Thalkirchner Str. 5<br />
• Erotixx, Poccistr. 2 und<br />
Rosenheimer Str. 81<br />
Landwehrstr.<br />
Pettenkofferstr.<br />
Nußbaumstr.<br />
Waltherstr.<br />
Lindwurmst.<br />
• Herrensauna am Hauptbahnhof,<br />
Dachauerstraße 9a<br />
21. Ochsengarten, Müllerstr. 47<br />
35<br />
34<br />
8<br />
Resingerstr.<br />
Karlspl.<br />
U S KARLSPLATZ (STACHUS)<br />
18<br />
Sonnenstr.<br />
12<br />
Thalkirchner Str.<br />
Herzog-Wilhelm-Str.<br />
• Schwabinger Mensauna,<br />
GaySauna, Düsseldorfer Str. 7<br />
22. Spexter Erotic-Store,<br />
Müllerstr. 54<br />
• UnderGround des MLC,<br />
Machtlfingerstr. 28<br />
UNTERKUNFT<br />
19. Deutsche Eiche, Hotel,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
23. Hotel Brunnenhof,<br />
Schillerstr. 36,<br />
www.brunnenhof.de<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
24. Café im Sub,<br />
Müllerstr. 14<br />
19. Deutsche Eiche,<br />
Reichenbachstr. 13<br />
25. Edelheiss Bar,<br />
Pestalozzistr. 6<br />
Pestalozzistr.<br />
26. Eiscafé Eismeer,<br />
Pestalozzistr. 21<br />
27. Jenny was a friend of mine,<br />
Holzstr. 14<br />
28. Kiosk an der Reichenbachbrücke,<br />
Fraunhoferstr. 4<br />
2<br />
29. Kraftwerk,<br />
Thalkirchnerstr. 4<br />
30. Moro Restaurant,<br />
Müllerstr. 30<br />
31. NiL,<br />
Hans-Sachs-Str. 2<br />
• Prosecco,<br />
Theklastr. 4,<br />
www.prosecco-munich.de<br />
• Self Bar/Restaurant,<br />
Schäftlarnstr. 62,<br />
www.self-bar.de<br />
Neuhauser Str.<br />
Damenstiftstr.<br />
U SENDLINGER TOR<br />
11 29 22<br />
25<br />
20<br />
89<br />
26<br />
27<br />
15<br />
47<br />
Blumenstr.<br />
Müllerstr.<br />
Maxburgstr.<br />
Hans-Sachs-Str.<br />
KULTUR<br />
33. Bayerische Staatsoper,<br />
Max-Joseph-Platz 2,<br />
www.bayerische-staatsoper.de<br />
Oberanger<br />
Unter Anger<br />
43<br />
30<br />
4246<br />
9<br />
31<br />
39<br />
14<br />
Färbergraben<br />
Blumenstr.<br />
MARIENPLATZ U S<br />
Rindermarkt<br />
40<br />
24<br />
41<br />
48<br />
Müllerstr.<br />
Fraunhoferstr.<br />
Corneliusstr.<br />
Klenzestr.<br />
FRAUENHOFERST. U<br />
34. City Filmtheater, Kino,<br />
Sonnenstr. 12,<br />
www.city-kinos.de<br />
Erhardtstr.<br />
35. Deutsches Theater,<br />
Schwanthalerstr. 13,<br />
www.deutsches-theater.de<br />
• Gasteig (Philharmonie),<br />
Rosenheimer Str. 5,<br />
www.gasteig.de<br />
• GOP Varieté-Theater,<br />
Maximilianstr. 47,<br />
www.variete.de<br />
• Kultur im Schlachthof,<br />
Zenettistr. 9,<br />
www.im-schlachthof.de<br />
36. Kunsthalle München,<br />
heatinerstr. 8<br />
• Lenbachhaus -<br />
Städtische Galerie,<br />
Luisenstr. 33,<br />
www.lenbachhaus.de<br />
• Museum Brandhorst,<br />
Theresienstr. 35a<br />
37. Münchner Kammerspiele,<br />
Maximilianstr. 26-28,<br />
www.muenchnerkammerspiele.de<br />
• Münchner<br />
Philharmoniker,<br />
Rosenheimer Str. 5<br />
• Münchner Volkstheater,<br />
Brienner Str. 50,<br />
www.muenchnervolkstheater.de<br />
38. Staatstheater am<br />
Gärtnerplatz,<br />
Gärtnerplatz 3, (089) 202411,<br />
www.staatstheater-amgaertnerplatz.de<br />
• Tierpark Hellabrun,<br />
Tierparkstr. 20<br />
Gärtnerplatz<br />
38<br />
Reichenbachstr. Reichenbachstr.<br />
28<br />
13<br />
RAT & TAT<br />
39. Caritas Ambulanter Hospiz<br />
ienst, Queer-Sprechstunde,<br />
jeden 1. Montag im Monat,<br />
ASZ Isarvorstadt,<br />
Hans-Sachs-Str. 14,<br />
caritas-hospizdienst@<br />
barmherzige-muenchen.de<br />
40. Diversity Jugendzentrum,<br />
Blumenstr. 11,<br />
www.diversity-muenchen.de<br />
19<br />
Frauenstr.<br />
Rumfordstr.<br />
Buttermelcherstr.<br />
17<br />
Baaderstr.<br />
Reichenbachbrücke<br />
ISAR<br />
33<br />
Maximilianstr.<br />
16<br />
Tal<br />
Steindorfstr.<br />
Corneliusbrücke<br />
5<br />
41. Gay Outdoor Club<br />
München e.V.,<br />
Sportverein,<br />
Müllerstr. 14,<br />
www.gocmuenchen.de<br />
• Isarhechte e.V.,<br />
Sportverein, Meindlstr. 11a,<br />
www.isarhechte.de<br />
42. Koordinierungsstelle zur<br />
Gleichstellung von LGBTI*,<br />
Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstraße)<br />
43. LeTRa,<br />
Blumenstr. 29,<br />
www.letra.de<br />
44. Marikas Beratungsstelle für<br />
anschaffende junge Männer,<br />
Dreimühlenstr. 1,<br />
www.marikas.de<br />
45. Münchner Aids-Hilfe,<br />
Lindwurmstr. 71,<br />
www.aidshilfe-muenchen.de<br />
46. Münchner Regenbogen-<br />
Stiftung, Angertorstr. 7<br />
(Eingang Müllerstr.)<br />
47. Rechtsanwälte Schuster<br />
& Riedl, Eisenmannstr. 4<br />
(Fußgängerzone),<br />
(089) 23888930,<br />
www.ra-srk.de<br />
• Regenbogenfamilien,<br />
Fach- und Beratungsstelle,<br />
Saarstr. 5/II, (089) 46224606<br />
www.regenbogenfamilienmuenchen.de<br />
48. Sub e.V.,<br />
Müllerstr. 14,<br />
info@subonline.org<br />
49. Team München, Sportverein,<br />
Rumfordstr. 39<br />
www.teammuenchen.de<br />
• TransMann e.V.,<br />
Parzivalstr. 41,<br />
www.transmann.de<br />
37<br />
Isartorpl.<br />
ISARTOR S<br />
49<br />
1<br />
4
33<br />
Wolf Schuck<br />
Facharzt für<br />
Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde<br />
Nymphenburger Str. 154<br />
80634 München<br />
Tel: 089 - 595131<br />
www.hno-wolf-schuck.de<br />
Ihr Zentrum für sexuelle Gesundheit<br />
STI, Hepatitis, HIV, PrEP und PEP – wir sind gerne für Sie da!<br />
Prävention<br />
Diagnostik<br />
Farbe: Pantone 540 C<br />
Beratung<br />
Therapie<br />
www.mri.tum.de/hiv-zentrum-izar<br />
Farbe: Pantone 300 C<br />
INTERDISZIPLINÄRES<br />
HIV ZENTRUM<br />
AM KLINIKUM<br />
RECHTS DER ISAR<br />
Farbe: Pantone schwarz<br />
Farbe: weiss, negativ ausgespart<br />
AZ_UK_<strong>Leo</strong>_83x62_0819.indd 1 22.08.19 14:49<br />
DEIN ZAHNARZT<br />
Zahnarztpraxis<br />
Dr. Timo Bachmann<br />
Schweigerstr. 4<br />
81541 München<br />
Tel. +49 89 663242<br />
praxis@timobachmann.de<br />
www.timobachmann.de
34 GESELLSCHAFT<br />
EROTIK<br />
Wie rassistisch ist die<br />
schwule Pornoindustrie?<br />
FOTOS: WWW.INSTAGRAM.COM/RACECOOPER<br />
Der ehemalige Pornostar Race<br />
Cooper berichtet von strukturellem<br />
Rassismus in der schwulen<br />
Pornowelt – und verdeutlicht, warum er<br />
Bezeichnungen wie „BBC“ hasst und es<br />
satthat, dass schwarze Männer auf ein<br />
Körperteil reduziert, statt als Menschen<br />
mit Persönlichkeit und Seele wahrgenommen<br />
zu werden.<br />
WENIGER GELD, WENIGER LOB,<br />
WENIGER ANERKENNUNG<br />
Race Cooper begann seine Pornokarriere<br />
2009 als Casting-Direktor beim Pornogiganten<br />
Raging Stallion, später stand er<br />
auch vor der Kamera. Strukturen, die beim<br />
Fernsehen als rassistisch galten – in der<br />
Pornowelt waren sie alltäglich, so Cooper. Der<br />
Ex-Pornostar prangert Rassismus als tägliche<br />
Konstante in dem Business an – ständig seien<br />
sowohl seine Arbeitsethik als auch seine<br />
Intelligenz infrage gestellt worden. Und: Die<br />
Charaktere schwarzer Männer in Pornos seien<br />
oft stereotype „Schläger“-Rollen, was Cooper<br />
als beleidigende und rassistische Vorurteile<br />
brandmarkt.<br />
Außerdem ein großer Vorwurf des ehemaligen<br />
Pornodarstellers: die Gehaltsunterschiede.<br />
Immer habe er weniger verdient als die<br />
weißen Darsteller. Die Botschaft dahinter ist<br />
für Cooper eindeutig: „Schwarze Menschen<br />
sind weniger wert.“<br />
Auch habe er viel seltener Lob, Anerkennung<br />
und Bestätigung erhalten als seine<br />
Kollegen. Heute glaubt Cooper: Er war nur<br />
der „Quotenschwarze“, der dem Studio Vielfalt<br />
bescheinigen sollte. Als das Studio schließlich<br />
mit Falcon Studios fusionierte, wurde nur ein<br />
Mitarbeiter entlassen: Cooper, der einzige<br />
schwarze Angestellte.<br />
DER RASSISMUS HINTER „BBC“<br />
Race Cooper hält auch allen Pornofans den<br />
Spiegel vor. Er spricht von einer Fetischisierung<br />
von Schwarzen – das sei ein lang anhaltendes<br />
und sehr erniedrigendes Problem. Was<br />
bedeutet das genau? Der Ex-Darsteller erklärt<br />
den feinen Unterschied zu anderen Fetischen:<br />
„Fetische wie Fisting oder das Nutzen<br />
einer Sexschaukel haben nichts mit Rasse<br />
oder Hautfarbe zu tun. Jeder kann daran<br />
teilhaben. Aber wenn dein Fetisch irgendein<br />
austauschbarer ‚schwarzer Kerl’ ist, nimmst<br />
du die menschliche Komponente heraus<br />
und behandelst sie einfach als Objekte<br />
aufgrund ihrer Hautfarbe“.<br />
Wenn man eine Ethnie oder Menschen<br />
aufgrund eines Merkmals zum Fetischobjekt<br />
macht, werde der Mensch genau das: ein<br />
Objekt. Man entmenschliche diese Person zu<br />
einer Sache, sagt Cooper. Und schwarze Männer<br />
in der Pornoindustrie würden oft sowieso<br />
auf nichts anderes als einen bestimmten<br />
Körperteil reduziert. Hand aufs Herz: Wem<br />
ist bewusst gewesen, wie diskriminierend die<br />
Bezeichnung „Big Black Cocks“ eigentlich ist?<br />
„Ein Mensch mit einer Seele wird auf einen<br />
schwarzen Dildo reduziert, wie die, die man<br />
kauft und besitzt – und man versteckt<br />
ihn unter seinem Bett, bis man geil und<br />
einsam ist.“<br />
Cooper verdeutlicht durch diese krasse<br />
Aussage: Dadurch bleibe bei Schwarzen<br />
der Eindruck zurück, sie hätten nur Wert in<br />
der sexuellen Befriedigung, die sie den Weißen<br />
bieten können *lm<br />
Den ganzen Text gibt es unter<br />
maenner.media/topics/rassismus<br />
IMPRESSUM<br />
Herausgeber:<br />
Christian Fischer (cf) & Michael Rädel (rä)<br />
Chefredakteur:<br />
Michael Rädel (rä) (V.i.S.d.P.)<br />
Stellv. Chefredakteur:<br />
Christian Knuth (ck)<br />
Content Management München:<br />
Christian Fischer:<br />
redaktion@leo-magazin.de<br />
ADRESSE:<br />
Berlin: Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />
T: 030 4431980, F: 030 44319877,<br />
redaktion.berlin@blu.fm<br />
Hamburg: T: 040 280081-76 /-77,<br />
F: 040 28008178, redaktion@hinnerk.de<br />
Frankfurt: T: 069 83044510 F: 069<br />
83040990, redaktion@gab-magazin.de<br />
Köln: T: 0221 29497538,<br />
termine@rik-magazin.de,<br />
c.lohrum@rik-magazin.de<br />
München: T: 089 5529716-10,<br />
redaktion@leo-magazin.de<br />
MITARBEITER:<br />
Chefredaktion München:<br />
Bernd Müller (bm), T: 0173 744 58 38,<br />
bernd.mueller@leo-magazin.de<br />
Mitarbeiter:<br />
Jonas Bock (jb), Tim Behrendt (tb),<br />
Christian KL Fischer (fis), Steffen Rüth,<br />
Leander Milbrecht (lm), ), Felix Müller (fm),<br />
Felix Just (fj), Sabine Hannakampf,<br />
Katja Schwemmers, Jonathan Fink<br />
Lektorat (ausgewählte Texte):<br />
Tomas M. Mielke, www.sprachdesign.de<br />
Grafik: extern<br />
Cover: Foto: pixelfit<br />
ANZEIGEN:<br />
Berlin: Christian Fischer (cf):<br />
christian.fischer@blu.fm<br />
Ernesto Klews. ernesto.klews@blu.fm<br />
Ulli Pridat: ulli@blu-event.de<br />
Charly Vu: charly.vu@blu.fm<br />
Köln: Christian Fischer (cf):<br />
christian.fischer@blu.fm<br />
München: Christian Fischer (cf):<br />
christian.fischer@blu.fm<br />
Hamburg: Jimmy Blum (jb):<br />
jimmy.blum@hinnerk.de<br />
Bremen, Hannover, Oldenburg:<br />
Mathias Rätz (mr): mathias.raetz@<br />
hinnerk.de<br />
Frankfurt: Sabine Lux:<br />
sabine.lux@gab-magazin.de<br />
Online: Charly Vu: charly.vu@blu.fm<br />
DIGITAL MARKETING:<br />
Dirk Baumgartl (dax):<br />
dirk.baumgartl@blu.fm<br />
VERLAG:<br />
blu media network GmbH,<br />
Degnerstr. 9b, 13053 Berlin,<br />
Verwaltung: Sonja Ohnesorge<br />
Geschäftsführer:<br />
Hendrik Techel, Christian Fischer (cf)<br />
Vertrieb: blanda promotions, Eigenvertrieb<br />
Druck: PerCom, Vertriebsgesellschaft<br />
mbH, Am Busbahnhof 1, 24784 Westerrönfeld<br />
Abonnentenservice:<br />
Möller Medien Versand GmbH,<br />
Tel. 030-4 190 93 31<br />
Zeppelinstr. 6, 16356 Ahrensfelde,<br />
Gläubiger-ID DE06 ZZZ 000 000 793 04<br />
Unsere Anzeigenpartner haben es<br />
ermöglicht, dass du zweimonatlich<br />
dein <strong>Leo</strong> Magazin bekommst. Bitte<br />
unterstütze beim Ausgehen oder<br />
Einkaufen unsere Werbepartner.<br />
Es gilt die <strong>Leo</strong> Anzeigenpreisliste (gültig<br />
seit 1. Dezember 2019). Namentlich<br />
gekennzeichnete Artikel geben nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion<br />
wieder. Die Abbildung oder Erwähnung<br />
einer Person ist kein Hinweis auf deren<br />
sexuelle Identität. Wir freuen uns über<br />
eingesandte Beiträge, behalten uns aber<br />
eine Veröffentlichung oder Kürzung vor.<br />
Für eingesandte Manuskripte und Fotos<br />
wird nicht gehaftet. Der Nachdruck<br />
von Text, Fotos, Grafik oder Anzeigen<br />
ist nur mit schriftlicher Genehmigung<br />
des Verlags möglich. Für den Inhalt<br />
der Anzeigen sind die Inserenten<br />
verantwortlich. Bei Gewinnspielen ist<br />
der Rechtsweg ausgeschlossen. Der<br />
Gerichtsstand ist Berlin. Abonnement:<br />
Inlandspreis 30 Euro pro Jahr,<br />
Auslandspreis 50 Euro pro Jahr. Bei<br />
Lastschriften wird die Abogebühr am 3.<br />
Bankarbeitstag des laufenden Monats<br />
abgebucht.<br />
Die Anzeigenbelegunsgeinheit<br />
blu media network GmbH<br />
blu/gab/leo unterliegt der IVW-Auflagenkontrolle
Tu,<br />
was<br />
andere auch<br />
tun<br />
Es ist deine Entscheidung, mit einer<br />
erfolgreichen Behandlung kannst du<br />
leben, wie du es willst.<br />
Nimm dein Leben in die Hand und erfahre<br />
mehr auf NOCHVIELVOR.de<br />
1099/DE/17-08/NPM/1022aa<br />
www.nochvielvor.de<br />
Eine Initiative von<br />
für ein positives Leben mit HIV.
eLIFE<br />
Liebe Queers,<br />
alle Zeichen stehen wieder auf Neustart. Nachdem das<br />
erste halbe Jahr <strong>2020</strong> durch die Corona-Pandemie von<br />
Leid, Angst, Stillstand, Tod und Trauer geprägt war, geht<br />
es nun darum, wieder ohne Angst und mit neuem Wissen<br />
(und neuen Verhaltensweisen) nach vorne zu blicken. Im<br />
Januar 2021 lädt dazu die imm cologne in Köln ein, innovatives<br />
Wohnen zu entdecken. Aber nicht nur am Rhein,<br />
überall tut sich Spannendes und Hilfreiches für einen<br />
sicheren, entspannten und veränderten Alltag. Wir haben<br />
für dich in unserem Special einen großen Schwung News<br />
und Projekte zusammengestellt, die dich einstimmen<br />
sollen auf ein smartes 2021. *rä<br />
FOTO: ISTSOCKPHOTO.COM/KUPICOO<br />
MESSE<br />
imm cologne und LivingKitchen<br />
Ein interaktives Ideenfestival für die<br />
Lebenswelt von morgen in einer digital<br />
geprägten Zukunft.<br />
Überall auf der Welt sucht man nach innovativen<br />
Wegen, um den wirtschaftlichen<br />
Neustart zu pushen. Neuester Beitrag der<br />
Koelnmesse anlässlich des 2021er Messe-<br />
Doppels imm cologne und LivingKitchen<br />
ist der Connect Hub. Als Herzstück der<br />
neuen Halle Connect soll er ein Katalysator<br />
für die Erschließung neuer und branchenübergreifender<br />
Geschäftspotenziale<br />
für vernetztes Wohnen & Leben werden.<br />
Als interaktive Innovationswerkstatt<br />
und als Messeplattform für Networking,<br />
Wissenstransfer und Teambuilding lädt der<br />
Connect Hub Aussteller und Besucher ein,<br />
gemeinsame Lösungen zu entwickeln.<br />
SCHNITTSTELLE UND PLATTFORM<br />
Der Connect Hub bildet das kommunikative<br />
Zentrum und pulsierende Herzstück<br />
der im Rahmen des Masterplans Koelnmesse<br />
3.0 neu errichteten und pünktlich<br />
zur imm cologne 2021 fertigen Halle 1plus.<br />
Unter dem Titel Connect dient die Halle<br />
während imm cologne und LivingKitchen<br />
als Plattform für vernetztes Wohnen &<br />
Leben.<br />
Hier werden nicht nur innovative Geräte-<br />
Technik und smarte Anwendungen<br />
zur Vernetzung der Küche und des<br />
Hauses präsentiert – Connect ist auch<br />
die Schnittstelle zu den Branchen Energiemanagement,<br />
Mobilität, Logistik, Telekommunikation,<br />
Healthcare, Technology<br />
und Kultur. Als weiteres Highlight zeigt das<br />
Connected Home eine realistische Umsetzung<br />
von Smart-Home-Technologien für<br />
Architektur und Einrichtung in inszenierten<br />
Wohnwelten.<br />
„Die Einrichtungsmessen imm cologne<br />
und LivingKitchen haben sich schon<br />
immer als Diskussionsplattformen zur<br />
Klärung von Zukunftsfragen gesehen und<br />
entsprechende Formate initiiert“, führt<br />
Matthias Pollmann, Geschäftsbereichsleiter<br />
Messemanagement für die Themen<br />
Möbel, Einrichten und Design bei der<br />
Koelnmesse, an.<br />
18. – 24.1.2021, www.facebook.com/<br />
immcologne, www.koelnmesse.de
E-SCOOTER<br />
MOBILITÄT<br />
CANCEL CULTURE:<br />
eLIFE<br />
Das war wirklich ein grandioser Fehlstart.<br />
Kein Wunder, es war ja auch ein<br />
Herzensprojekt von Pannenminister<br />
Andreas Franz Scheuer von den<br />
Christsozialen der Unionsfraktionsgemeinschaft.<br />
Die Einführung der<br />
überall auf der Welt schon erfolgreich<br />
rollenden E-Scooter in Deutschland<br />
war so chaotisch, dass sie beinahe<br />
eine Totgeburt wurde und den Ruf der<br />
kleinen Flitzer nachhaltig zerstörte.<br />
Zu unrecht, meint unser Autor.<br />
Auf einmal waren sie überall. Nachdem<br />
wochenlang über Helmpflicht und<br />
Höchstgeschwindigkeiten gestritten<br />
wurde, glich es einer Invasion. In den<br />
Großstädten machten alienartige,<br />
langhalsige und mit seltsam leuchtenden<br />
Organen auf Menschenbrusthöhe<br />
ausgestattete Stolperfallen, binnen<br />
weniger Stunden Spaziergänge zu einem<br />
Hürdenlauf. Bereits nach wenigen Tagen<br />
dieses Masseneinfalls in die gentrifizierten<br />
Innenstädte, hatte die Spezies Mensch<br />
sich der Eindringlinge aber bemächtigt<br />
und besonders ihre Ausprägung des<br />
Partytouristen lief zu halsbrecherischer<br />
akrobatischer Höchstform auf, beim Versuch,<br />
die von Zauberkraft angetriebenen<br />
Metall- und Plastikfolen zu bändigen. Jede<br />
Nacht dann das gleiche gespenstische<br />
Schauspiel: Eine Armee von Kleintransportern<br />
sammelte die E-Scooter genannten<br />
Gegenstände ein und spuckte im Tausch<br />
neue aus. Besoffene wie besorgte Bürger<br />
erklärten dem Treiben umgehend den<br />
Krieg, immer wieder sah man schrecklich<br />
malträtierte Exemplare der Sorten TIER<br />
oder Lime am Straßenrand, in Brunnen<br />
oder gleich auf Mülleimern liegen. In der<br />
Folge entbrannte über die doch eigentlich<br />
ganz unschuldig wirkenden Wesen ein<br />
Shitstorm sondergleichen und der Autor<br />
dieses Textes stimmte munter mit ein.<br />
Ökobilanz, Billiglöhner, Wegwerfgesellschaft<br />
– die Kapitalismuskritik einer<br />
ganzen Gesellschaft wurde auf dieses<br />
unnütz erscheinende und von Andy B.<br />
Scheuer(t) geförderte Vehikel projiziert.<br />
Vieles davon ist im Grunde auch korrekt,<br />
denn ökologisch nachhaltig werden<br />
E-Scooter wohl kaum laufen, wenn dieselgetriebene<br />
Kleinlaster sie einsammeln und<br />
mit konventionellem Kohlestrom füttern.<br />
Die Fahrer der Kleinlaster ihren Dienst am<br />
Share-Economy-Hype als Soloselbstständige<br />
für Centbeträge verdingen zu<br />
lassen, ist ebenfalls eine Pervertierung des<br />
Gedankens Nachhaltigkeit. Aber. Nein,<br />
nicht so ein Aber. Es kam ja Corona. Und<br />
da in jeder Krise ... es muss dieser Satz<br />
nicht zu Ende geschrieben werden.<br />
DIE ZWEITE CHANCE<br />
Weil der öffentliche Nahverkehr schon<br />
im Wortsinne zu Volksseuchenzeiten<br />
noch unattraktiver erscheint, als er es in<br />
Autodeutschland eh ist, fingen besonders<br />
die eben noch laut fluchenden E-Scooter-<br />
Verächter – der Autor wieder inkludiert<br />
– an, sich noch mal etwas eingehender mit<br />
dem/den kleinen Gefährten zu befassen.<br />
Und was soll man sagen: 20 Kilometer<br />
pro Stunde ist ungefähr das, was ein<br />
geübter Radler in der Stadt schafft,<br />
nur, dass jener ziemlich verschwitzt am<br />
Ziel ankommt. Zudem ist ein Rad viel<br />
pflegebedürftiger, als zum Beispiel so ein<br />
TIER von Roller, das mit rund 600 Euro<br />
aus dem zerstörerischen Ausleihzirkus<br />
herausgekauft werden kann und dann mit<br />
gesundem Ökostrom aufgepäppelt, seine<br />
Dienste nur noch einem Herrn (m/w/d)<br />
andient und dies nahezu unkaputtbar. Mit<br />
einer Reichweite von rund 30 Kilometern<br />
ist eigentlich jedes innerstädtische Ziel<br />
gut errollerbar und zumindest der Autor<br />
tut exakt dies inzwischen täglich – mit<br />
steigender Freude. Probiert es mal aus. *ck<br />
FOTO: MAREK RUCINSKI / UNSPLASH / CC0
eLIFE<br />
WOHNEN<br />
HYGGE UND SMART<br />
Die Entscheidung für ein Smart Home geht in<br />
Zukunft einher mit der Wahl eines neuen Mitbewohners:<br />
Sie heißen Alexa (Amazon), Siri (Apple),<br />
Cortana (Microsoft) oder neuerdings auch Bixby<br />
(Samsung) und ziehen per Sprachsystem ins<br />
Heim; die unsichtbaren Helfer werden als Betriebssysteme<br />
für das Smart Home fungieren.<br />
Die Assistenten sind lernbegierig. Sie sorgen nicht nur<br />
für einen reibungslosen Ablauf im Alltag der Hausbewohner,<br />
sondern wissen auch um ihre Vorlieben.<br />
Laut Prognosen werden diese bald so schlau sein,<br />
einfache Sprachbefehle selbstständig an Dienstleister<br />
weiterzuleiten.<br />
Aber auch neue Produkte werden das tägliche Leben<br />
im Smart Home nachhaltig beeinflussen. Per Finger-<br />
Wink wird das komplette Raumlicht gesteuert, und<br />
nachts zeigen das durch Sensor ausgelöste dezente<br />
Notlicht und die Anzeige am Dusch-WC den rechten<br />
Weg. Die individuellen Duschprogramme auf Knopfdruck,<br />
die automatische Befüllung der Badewanne und<br />
das vollautomatische Spa sind keine Zukunftsvisionen,<br />
sondern werden von vielen Sanitärunternehmen<br />
bereits jetzt angeboten. Das WC fungiert nicht nur<br />
als komfortables Hygiene-Zentrum, sondern wird zur<br />
Gesundheits-Infosäule der Bewohner. Bereits auf dem<br />
Markt ist ein WC mit integrierter Urin-Analyse. Die<br />
Hersteller entwickeln bereits WCs mit umfassenden<br />
Analyse-Funktionen und Internet-Anschluss zum<br />
Hausarzt.<br />
Bewohner eines Smart Home erleben in Sachen Licht
eLIFE<br />
gerade den Beginn eines neuen Zeitalters:<br />
Nicht nur, dass mit der LED-Technologie<br />
der Stromverbrauch und die Langlebigkeit<br />
der Leuchtmittel optimiert werden – die<br />
neue Technologie eröffnet auch die<br />
Wahl verschiedener Lichtqualitäten.<br />
Die Auswahl der Kleiderfarbe vor dem<br />
Schrank erfordert ein anderes Licht als<br />
die Raum- oder Gesichtsbeleuchtung<br />
kurz vor dem Schlafengehen. Und<br />
per App können nun verschiedene<br />
Lichtszenarien angesprochen, kombiniert<br />
und programmiert werden. Gekoppelt mit<br />
Lichtsensoren und Funkschaltern wird<br />
auch der Bedienkomfort extrem erhöht.<br />
Das Design im Smart Home verändert<br />
sich und kann für die moderne Technik<br />
optimiert werden. Lose rumliegende<br />
Lautsprecherkabel gehören der<br />
Vergangenheit an – die Musik wird durch<br />
die Luft transportiert. Das Smart Phone<br />
wird einfach auf den Schreibtisch, ins<br />
Badezimmerregal oder auf den Tisch<br />
gelegt und über eine integrierte Ladestation<br />
ohne Kabelverbindung aufgeladen.<br />
Fernseher sind so flach wie Bilderrahmen,<br />
und per W-Lan holt man sich digitale<br />
Leihgaben aus den Museen der Welt<br />
ins Wohnzimmer. Die Lichtintensität<br />
wird dabei auf die Lichtverhältnisse im<br />
Zimmer angepasst, und das gewählte<br />
Foto oder Kunstwerk hat einen hohen<br />
Kontrastumfang.<br />
Ein Smart Home weckt auch bei<br />
Einbrechern Begehrlichkeiten, doch<br />
gerade im Bereich Sicherheit bietet die<br />
Smart Home-Technologie dem Hausbesitzer<br />
Unterstützung: Die missglückten<br />
Einbruchsversuche sind in den letzten<br />
Jahren auf eine Quote von 44 Prozent<br />
im Jahre 2016 gestiegen. Auch das<br />
Bundesinnenministerium sieht in seinem<br />
aktuellen Sicherheitsbericht eine Verbesserung<br />
der Sicherheitsmaßnahmen.<br />
Sensoren schalten automatisch Außenleuchten<br />
oder Kameras ein. Und auch bei<br />
Rauchentwicklung durch ein Feuer, bei<br />
Gasaustritt aus einer defekten Gasleitung<br />
oder bei einer defekten Wasserleitung<br />
hilft die Digitalisierung: Ein Smart Home<br />
kann gegen elementare Gefahren besser<br />
geschützt werden.
eLIFE<br />
TECHNIK<br />
DIGITAL WELLBEING<br />
UNKAPUTTBAR<br />
Seit 2009 produziert<br />
das französische<br />
Unternehmen<br />
CROSSCALL Handys, die<br />
allen Witterungen und<br />
Geländewiderständen<br />
trotzen. Wasser, Regen,<br />
Feuchtigkeit und Staub<br />
stecken die robusten<br />
Outdoor-Telefone locker<br />
weg. Gleichzeitig dokumentieren sie alle deine Abenteuer<br />
in Action-Cam-Qualität. Das TREKKER-X4 beispielsweise<br />
bietet ein 170-Grad-Weitwinkelobjektiv und Slow-Motion-<br />
Aufnahmen bis zu 120 Bilder pro Sekunde. Die bereits<br />
vorinstallierte X-CAM-App macht das Editing im Nachgang<br />
kinderleicht. Verstärktes Corning Gorilla Glass 5, glasfaserverstärkter<br />
Kunststoff, Seitenbalken aus Aluminium und<br />
eine interne Metallplatte lassen Erschütterungen ganz<br />
einfach abprallen. Unter Wasser hält das Smartphone in<br />
zwei Meter Tiefe bis zu sechzig Minuten aus. *fj<br />
www.crosscall.com<br />
Nachhaltiger Tourismus wird für Urlauber immer<br />
wichtiger. Viele Hotels werben bereits heute damit,<br />
ökologisch verantwortungsvoll zu handeln. Dabei fließen<br />
nicht nur ein rücksichtsvoller Umgang mit natürlichen<br />
Ressourcen (z. B. Wasseraufbereitungsanlage) und die<br />
Nutzung erneuerbarer Energien (z. B. Solaranlagen) in<br />
die Bewertung ein, sondern auch der Anbau einheimischer<br />
Pflanzen oder der Schutz von lokaler Kultur. Noch<br />
umweltbewusster als ein Besuch in einem „Green Hotel“?<br />
Einfach draußen pennen.<br />
SMARTWATCH<br />
Die PowerWatch ist DIE<br />
Smartwatch für alle, die ihre<br />
Zeit am allerliebsten draußen<br />
verbringen. Sie verfolgt den<br />
Kalorienverbrauch, Herzfrequenz,<br />
Schritte und Aktivitäten wie Joggen,<br />
Radfahren oder CrossFit. Darüber<br />
hinaus bleibt der Träger via GPS<br />
über zurückgelegte Höhenmeter<br />
informiert. Weitere Apps wie Apple<br />
Health Kit oder Google Fit können<br />
nachträglich installiert werden.<br />
Natürlich ist die Uhr wasserdicht<br />
und hält auch leichte Stöße gut aus.<br />
Und das Beste: Du musst die PowerWatch<br />
niemals aufladen, da die Batterie von deiner<br />
Körperwärme gespeist wird. *fj<br />
www.powerwatch.com
eLIFE<br />
ZUM WANDERN<br />
Das amerikanische Unternehmen GoSun hat sich auf Outdoor-Gadgets<br />
spezialisiert, die von Solarenergie angetrieben<br />
werden. Dazu zählen Solar-Kühlmodule, -Taschenlampen,<br />
-Smartphone-Ladegeräte oder auch der GoSun Solar<br />
Oven. In seiner sportlichsten Variante wiegt er weniger als<br />
1 Kilogramm und backt, kocht und gart feste Nahrung sowie<br />
Flüssigkeiten selbst bei bewölktem Himmel. *fj<br />
www.gosun.co<br />
LICHTQUELLE<br />
Anders als die meisten Laternen ist<br />
die Sitka-Lanterne von UCO Gear<br />
darauf ausgerichtet, das Licht von<br />
oben nach unten zu verteilen. Die<br />
Lichtquelle kann dazu einfach bis<br />
zu 66 Zentimeter weit ausgefahren<br />
werden. Sitka verfügt über einen<br />
komfortablen Tragegriff und ist<br />
in der Lage, über einen USB-Port<br />
andere Geräte mit Strom zu<br />
versorgen. *fj<br />
www.ucogear.com
eLIFE<br />
MOLESKINE<br />
Moleskine ist einer der bekanntesten<br />
Hersteller von Notizbüchern und<br />
Skizzenbüchern weltweit. Typischerweise<br />
sind die Produkte in beschichteten Karton<br />
gebunden, verfügen über ein Leseband<br />
und eine Falttasche mit Gummiband.<br />
Und wieso sollten die Italiener plötzlich<br />
papierloses Schreiben unterstützen?<br />
Tun sie nicht. Der Smart Writing Pen<br />
von Moleskine schreibt wie jeder andere<br />
Stift auf speziellem Papier, überträgt<br />
dabei aber alle Notizen in eine App,<br />
wenn man sich zuvor beispielsweise mit<br />
dem iPad verbunden hat. So fällt zwar<br />
weiterhin Papiermüll an, gleichzeitig wird<br />
das Vervielfachen von Aufzeichnungen<br />
bequemer und Zeichnungen können im<br />
Anschluss digital verändert werden. *fj<br />
de.moleskine.com<br />
KOMMUNIKATION<br />
FÜR DEN PAPIERLOSEN ALLTAG<br />
Bereits als die Menschen noch in Höhlen lebten, zeichneten sie mit Pigmenten aus verschiedenfarbigen<br />
Steinen Geschichten auf Wände. Später begannen sie Schriftzeichen<br />
zu erfinden und diese auf Tontafeln zu übertragen. Erst im 11. Jahrhundert jedoch kam<br />
das Papier, wie wir es heute kennen, nach Europa. Mittlerweile lernen wir das Schreiben<br />
mit dem Füllfederhalter und das „Schönschreiben“ bereits ab der 1. Klasse. Aber ist das<br />
Notieren auf Papier überhaupt noch up to date? Im Privaten kommunizieren wir nur<br />
noch selten per Brief – häufig bleibt es bei einer Handvoll Postkarten aus dem Urlaub.<br />
Auch in Hinblick auf den Umweltschutz gibt es viele Befürworter für den papierlosen<br />
Alltag. Diese Gadgets wollen es möglich machen.<br />
BLACKBOARD<br />
Das Blackboard von Boogieboard verfügt über ein simples LCD-Display und<br />
über zunächst nur wenige Funktionen. Die austauschbare Batterie des Gerätes<br />
hält so allerdings bis zu fünf Jahren. Über Templates können gerade Linien<br />
gezogen werden, die Rückseite des integrierten Stifts erlaub exaktes Löschen<br />
von Geschriebenem. Die halb transparente Oberfläche macht es zudem<br />
möglich, Bilder ziemlich exakt abzupausen oder Notizen auf Dokumenten zu<br />
machen, ohne dabei das Original tatsächlich zu beschriften. *fj<br />
www.writeonblackboard.com<br />
WIPEBOOK<br />
Ähnlich wie Whiteboards verfügen die<br />
Wipebook Notebooks über eine Oberfläche,<br />
die man wieder und wieder<br />
neu beschriften und reinigen kann. So<br />
braucht man eigentlich sein ganzes<br />
Leben lang nur noch ein einziges<br />
Notizbuch. Per App können Skizzen<br />
und Notizen dauerhaft gespeichert<br />
werden, sodass besonders geniale<br />
Ideen nie verloren gehen. *fj<br />
www.wipebook.com<br />
PHREE PEN<br />
Mittlerweile gibt es zahlreiche Hersteller und<br />
Technologieunternehmen, die Smart Pens<br />
herstellen und so das papierlose Schreiben<br />
fördern. Das Problem: All diese Stifte benötigen<br />
für die einwandfreie Funktionsweise<br />
eine bestimmte Schreibunterlage oder<br />
Smart Paper. Phree strengte sich an, als<br />
erster Smart Pen auf allen Oberflächen<br />
gleich gut zu funktionieren. Von der<br />
Crowdfunding-Phase zur Massenproduktion<br />
hat es der Stift jedoch bislang nicht<br />
geschafft. *fj<br />
www.otmtech.com
MOBILITÄT<br />
VISION AVTR<br />
Du findest die Welt von James Camerons Avatar-Film<br />
ganz toll und so schön futuristisch? In Kooperation<br />
mit dem Team des Scifi-Movie ist dieses ungewöhnliche<br />
Konzeptfahrzeug für Mercedes-Benz entstanden.<br />
Die Inside-Out-Designstruktur lassen Innenraum und<br />
Umgebung miteinander verschmelzen. Gleichzeitig ist<br />
der Fahrer mit dem Wagen so verbunden wie nie zuvor.<br />
Und nachhaltig ist der VISION AVTR sowieso.<br />
Das Showcar VISION AVTR ist eine Hommage an den<br />
Kinoerfolg von James Cameron und ein Blick in eine<br />
ferne Zukunft der Automobilität. Im Januar präsentierte<br />
Mercedes-Benz das Concept Car erstmals auf der<br />
Consumer Electronics Show in Las Vegas. Durch die<br />
halb offene Struktur des Wagens kommt der Fahrer in<br />
unmittelbaren Kontakt mit der Außenwelt. Anstelle eines<br />
Lenkrads verfügt der VISION AVTR über ein biometrisches<br />
Bedienelement, das durch Handauflegen aktiviert wird. Der<br />
Fahrer wird an seiner Atmung erkannt.<br />
Das Einzige,<br />
das ansteckend<br />
sein sollte:<br />
Lebensfreude.<br />
Auf der Rückseite des Wagens befinden sich 33 bionische<br />
Klappen, die an Reptilienschuppen erinnern und der<br />
Kommunikation mit anderen Verkehrsteilnehmern dienen.<br />
Da der VISION AVTR die Vorder- und Hinterachse in der<br />
gleichen und entgegengesetzten Richtung steuern kann,<br />
ist er in der Lage sich bis zu 30 Grad seitwärts fortzubewegen<br />
– Krebsgang quasi. Das ist nicht nur wahnsinnig<br />
praktisch, sondern macht ihn auch in seiner Bewegung<br />
noch animalischer.<br />
In Sachen Antrieb setzen die Visionäre von Mercedes-Benz<br />
ganz auf „Circular Economy“, also auf einen ununterbrochenen<br />
Kreislauf bei der Herstellung und Versorgung<br />
der Batterie. Diese funktioniert auf Grundlage von<br />
graphenbasierter organischer Zellchemie und ist damit frei<br />
von seltenen Erden. Alle Materialien sind kompostier- und<br />
recycelbar. Auch der Innenraum ist aus nachhaltigen<br />
Rohstoffen gestaltet. Mehr zukunftsweisende Technologie<br />
von Mercedes-Benz gibt es auf der Website des Herstellers.<br />
Noch mehr futuristische Supercars findest du in der Supercars<br />
Edition von Mate – exklusiv auf www.readly.de. *fj<br />
Als eines der führenden Gesundheitsunternehmen<br />
entwickeln wir innovative<br />
Therapien wie Medikamente, Impfstoffe<br />
und Biologika.<br />
Mit unseren weltweiten Programmen<br />
engagieren wir uns für die Verbesserung<br />
der Gesundheitsversorgung.<br />
MSD ist ein internationales Unternehmen<br />
mit zwei Namen: In den USA und Kanada<br />
sind wir Merck & Co., Inc., mit Sitz in<br />
Kenilworth, NJ, USA.<br />
Erfahren Sie mehr über uns auf:<br />
www.msd.de<br />
MSD SHARP & DOHME GMBH,<br />
Lindenplatz 1, 85540 Haar.<br />
www.msd.de<br />
DE-NON-00111 05/19
eLIFE<br />
FOTO: NOLAN ISSAC / UNSPLASH / COO<br />
HANDWERK / BANKING<br />
BEZAHLEN OHNE ANFASSEN<br />
Die englischsprachige Handwerker-<br />
Plattform „Driller Queens“ aus Berlin<br />
bietet Unterstützung für Arbeiten in<br />
den eigenen vier Wänden und Workshops,<br />
bei denen die Gründerin Charly<br />
Machin handwerkliche Grundkenntnisse<br />
vermittelt.<br />
Einige der „Driller Queens“ sind Teil der<br />
LGBTIQ*-Community, Diversity steht eh<br />
im Kern der Unternehmensphilosophie,<br />
denn auf dieser Plattform wird nicht nur<br />
geheimwerkt, sondern auch an Geschlechterrollen<br />
geschraubt: Daher umfasst die<br />
Zielgruppe Frauen oder Menschen, die sich<br />
als Frau identifizieren, trans* oder nonbinary<br />
sind und natürlich Männer. Ziel ist<br />
es, die männerdominierte Handwerksbranche<br />
zu diversifizieren und den Vorbehalt<br />
jedes Einzelnen in Luft aufzulösen. Ideale<br />
Voraussetzungen, um ein bisschen mehr<br />
DIY-Flair nach Hause zu bringen.<br />
von Desinfektionsmittel und Masken<br />
ist besonders der Verzicht auf Bargeld<br />
eine Neuerung, an die sich auch die<br />
Kundschaft gewöhnen muss. Mit dem<br />
Zahlungsdienstleister SumUp hat das<br />
Unternehmen seinen Zahlungsverkehr<br />
komplett digitalisiert. Besonders<br />
praktisch: das Kartenlesegerät, welches<br />
in Kombination mit der App auf einem<br />
Smartphone genutzt werden kann, um<br />
jederzeit und überall Kartenzahlungen zu<br />
akzeptieren. Somit wird eine kontaktlose<br />
und sichere Lösung geschaffen, die mit<br />
allen NFC- und Magenetstreifensystemen<br />
kompatibel ist. Kombiniert steht dem<br />
neuen Lichtkonzept oder der Reparatur<br />
der Regendusche ja nichts mehr im Wege!<br />
*cv/ck<br />
Wie viele andere Klein- und Kleinstunternehmen<br />
haben die „Driller Queens“<br />
während der Corona-Krise mit einigen<br />
Herausforderungen zu kämpfen. Neben<br />
verstärkten Hygienemaßnahmen wie<br />
vermehrtes Händewaschen und Nutzung<br />
FOTO: NEIL HOARE
WENIGER<br />
DURCHHÄNGEN<br />
MEHR<br />
ABHÄNGEN<br />
Zu wissen was alles in deiner HIV-Therapie<br />
steckt, kann dich gelassener machen.<br />
Sprich mit deinem Arzt, was für dich und<br />
dein langfristig gesundes Leben am<br />
Besten ist.<br />
WENIGER HIV<br />
MEHR<br />
DU<br />
Mehr Infos unter LiVLife.de<br />
PM-DE-HVU-ADVT-190030 Okt 2019
GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
OLIVER SECHTING:<br />
Zwänge im Alltag<br />
Ein Bilderbuch über Ängste und<br />
Zwänge und ihre Überwindung.<br />
Ein wichtiges Buch, denn manche<br />
Zwänge begleiten einen Menschen<br />
von Kindesbeinen an. Wir telefonierten<br />
mit dem Autor.<br />
Warum hast du dieses Buch<br />
geschrieben?<br />
Das Thema beschäftigt mich seit meiner<br />
Kindheit, es taucht ja auch in meiner<br />
Autobiografie und in einem Film von mir<br />
auf. In Deutschland gab es noch kein<br />
Kinderbuch über das Thema, die Idee,<br />
ein Buch darüber zu schreiben, kam mir<br />
letztes Jahr. Da habe ich mich dann mit<br />
meiner Schwägerin zusammengesetzt,<br />
die Illustratorin ist, und gefragt, ob sie sich<br />
vorstellen könne, bei so etwas mitzuarbeiten.<br />
Sie war gleich Feuer und Flamme, und<br />
so ging es los.<br />
Wer genau ist deine Zielgruppe: die<br />
Eltern oder interessierte Kinder?<br />
Die Kinder. Aber das Buch ist ab sechs<br />
Jahren, ein Alter, da wird Kindern ja auch<br />
oft noch vorgelesen. Es ist also auch für<br />
Erwachsene. Viele wissen über dieses<br />
Thema nicht so viel, es ist noch nicht so<br />
in der Gesellschaft angekommen wie zum<br />
Beispiel das Thema Depressionen. Es gibt<br />
Hintergrundinformationen, es kann auch<br />
helfen, Zwangsstörungen zu entdecken.<br />
Man muss nicht gleich in Panik verfallen,<br />
PSYCHOLOGIE<br />
„Echt? Du wirkst gar nicht schwul!“<br />
Hand aufs Herz: Viele von uns sind<br />
(leider) immer noch erleichtert,<br />
wenn sie hören, dass man ja nie darauf<br />
gekommen wäre, dass sie schwul sind.<br />
Heteronormative Stereotypen beherrschen<br />
eben auch noch unsere Köpfe. Wir<br />
wollen immer noch möglichst „normal“<br />
und nicht „schrill“ sein. Um es eigentlich<br />
wem recht zu machen?<br />
Den Mitmenschen, die uns nicht in der<br />
Öffentlichkeit küssen sehen wollen,<br />
den Menschen, die unsere natürliche<br />
Veranlagung als unnatürlich empfinden,<br />
den Wesen, die aus dem Zusammenhang<br />
gerissene Zitate religiöser Schriften wie<br />
Gewehrkugeln aufs Selbstwertgefühl<br />
feuern. Und auch innerhalb der Community<br />
geizt man nicht mit allen Arten<br />
von Shaming. „Ich bin ja nicht so tuntig<br />
wie der, oder?“, „Oje, muss der hier so<br />
rumkreischen?“, „Wer von euch beiden ist<br />
denn die Frau?“ und „Scheiße, da kommt<br />
xy, der ist mir echt zu peinlich tagsüber“<br />
...<br />
Natürlich kann man die Stimme eines<br />
Gesprächspartners als zu laut empfinden,<br />
das Parfüm zu aufdringlich, die<br />
Klamotten abscheulich. ABER der Grund,<br />
dass andere einen mit dem/der sehen,<br />
darf nicht der Grund für Ablehnung sein.<br />
Jeder ist schön und perfekt, so wie er/sie<br />
eben ist.<br />
Julius Thesing nimmt sich in seinem<br />
Buch „You don’t look gay – eine<br />
Auseinandersetzung mit homophober<br />
Diskriminierung“ solcher Situationen
GESUNDHEIT<br />
aber im Auge behalten ... Manchmal<br />
schleichen sich Zwänge wieder aus. Von<br />
einer Zwangsstörung wird in der Regel erst<br />
gesprochen, wenn die Betroffenen unter<br />
ihrer Situation leiden.<br />
War das bei dir so?<br />
Leider nein. Ich nehme bis heute Medikamente<br />
und habe immer wieder depressive<br />
Schübe, weil die Zwangserkrankung so<br />
erschöpfend ist.<br />
Hätte dir damals so ein Buch<br />
geholfen?<br />
Ja, sehr. Damals, es waren die 1980er-Jahre,<br />
da war das Thema in der Gesellschaft nicht<br />
bekannt. Ich verheimlichte meine Krankheit,<br />
was ganz typisch ist, weil man sich schämt.<br />
14 Jahre lang lebte ich so, bis ich mit Mitte<br />
20 aufgrund eines Nervenzusammenbruchs<br />
in die Psychiatrie musste. Mir hätte<br />
es sehr geholfen, so ein Buch zu haben.<br />
Zwangsstörungen sind sehr individuell, aber<br />
es gibt Parallelen, hier setzt das Buch an.<br />
Trifft dich als Autor die aktuelle<br />
Corona-Krise stark?<br />
Es hat so viele betroffen, Menschen mit<br />
einer Zwangserkrankung werden aber<br />
womöglich stärker davon mitgenommen.<br />
Das Gefühl der Unsicherheit ist ein Träger<br />
von Angst und Zwängen. Viel Beschäftigung<br />
beruflicher Art fiel weg, da musste ich<br />
dann gegenarbeiten, damit dieser freie<br />
Raum nicht von den Zwängen besetzt wird.<br />
Struktur hilft, bei mir war es die Arbeit an<br />
dem Buch. Und mein Lebenspartner Rosa,<br />
der mir permanent zur Seite steht. Ich<br />
bin froh, dass ich ihn als Partner habe. Es<br />
waren schwierige Zeiten, die Behandlungsmöglichkeiten<br />
sind bei mir ja auch relativ<br />
ausgeschöpft. Was mir auch geholfen hat,<br />
war der professionelle Blick auf das alles<br />
durch meine Psychologin, wenn ich mit ihr<br />
telefoniert habe.<br />
Worauf freust du dich gerade?<br />
Dass alles leichter wird, dass wieder Normalität<br />
einzieht, ohne dass es kippt und<br />
noch drastischere Maßnahmen kommen.<br />
Über allem steht immer meine psychische<br />
Gesundheit, je nach Verfassung erlebe<br />
ich das Leben sehr unterschiedlich. Wenn<br />
die Krankheit im Hintergrund ist, geht es<br />
mir gut, das reicht dann eigentlich aus.<br />
Aber natürlich freue ich mich auf die<br />
Buchveröffentlichung und das Feedback<br />
darauf.<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
ganz wunderbar illustriert an. Denn<br />
Homophobie – und andere Arten von<br />
Diskriminierung! – versteckt sich in<br />
der Umgangssprache, im Alltag hinter<br />
auch unbedachten Fragen. Ist einem<br />
das Muster zu schwul? Macht man<br />
sich hier zum Bimbo? Nervt die<br />
Tucke? – Das Buch liefert dir Bilder<br />
und vor allem informative Texte voller<br />
Fakten. Ein Buch, das helfen kann,<br />
sich weiterzuentwickeln.<br />
Unser Alltag ist voller Diskriminierung<br />
– die gilt es Schritt für Schritt<br />
abzubauen. Und nein, niemand will<br />
an die ach so wichtigen Traditionen,<br />
aber Schlechtes ist eben schlecht und<br />
muss weg. Egal, ob es sich um Wörter<br />
wie Negerkuss oder Schwuchtel<br />
handelt. Und nicht alles, was Désirée<br />
Nick oder Herr Nuhr, früher auch mal<br />
Herr Kalkofe und „Little Britain“, posten<br />
und äußern, ist immer nur lustig und<br />
Parodie. Kunst kann auch verletzen. Aber<br />
es scheinen sich ja alle zum Guten zu<br />
verändern. *rä<br />
Julius Thesing „You don’t look gay –<br />
eine Auseinandersetzung mit homophober<br />
Diskriminierung“,<br />
www.bohem-verlag.de
GESUNDHEIT<br />
PARTNERSCHAFT<br />
FOTOS: RENATE VANAGA / CC0<br />
Homosexuelle Ehepaare<br />
sind glücklicher!<br />
Es ist allgemein bekannt, dass<br />
die Ehe für das körperliche und<br />
seelische Wohlbefinden förderlich<br />
ist. Aus einer <strong>2020</strong> im<br />
„Journal of Marriage and Family“ veröffentlichten<br />
Studie geht allerdings hervor:<br />
Gleichgeschlechtliche Ehepaare sind<br />
glücklicher als heterosexuelle Ehepaare.<br />
Für die Studie „Ehebelastung und psychische<br />
Belastung bei gleichgeschlechtlichen<br />
und heterosexuellen Paaren“ untersuchten<br />
Michael A. Garcia und Debra Umberson<br />
den Zusammenhang zwischen ehelicher<br />
Belastung und psychischer Belastung in<br />
hetero- und homosexuellen Ehen sowie<br />
Abweichungen in der Beurteilung der Belastung<br />
von Männern und Frauen in schwulen,<br />
lesbischen und heterosexuellen Ehen.<br />
Befragt wurden 756 US-amerikanische<br />
Männer und Frauen mittleren Alters in<br />
378 schwulen, lesbischen und heterosexuellen<br />
Ehen. Die Teilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer wurden gebeten, Tagebuch<br />
zu Stress im Zusammenhang mit ihrer<br />
Ehe zu führen.<br />
Die Ergebnisse brachten bemerkenswerte<br />
geschlechtsspezifische Unterschiede<br />
zum Vorschein: Männer in einer gleichgeschlechtlichen<br />
Ehe haben weniger<br />
psychische Probleme als ihre heterosexuellen<br />
Altersgenossen. Männer in<br />
heterosexuellen Ehen und Frauen in<br />
gleichgeschlechtlichen Ehen liegen im<br />
Mittelfeld. Das höchste Stresslevel weisen<br />
Frauen in heterosexuellen Ehen auf.<br />
ROLLENBILDER<br />
Für das höchst unterschiedliche<br />
Belastungslevel in den verschiedenen<br />
Personengruppen sind eine Reihe von<br />
Gründen verantwortlich, wobei die<br />
meisten von ihnen stark mit traditionellen<br />
Geschlechterrollen und damit verbundenen<br />
Erwartungen zusammenhängen. Traditionell<br />
wurde von Frauen erwartet,<br />
dass sie den Haushalt entweder alleine<br />
besorgen oder zumindest den Großteil<br />
übernehmen. In vielen heterosexuellen<br />
Ehen hat sich daran kaum etwas geändert.<br />
Ein weiterer Grund ist, dass gleichgeschlechtliche<br />
Ehepartner eher offen über<br />
Sexualität und Nichtmonogamie sprechen,<br />
als es in heterosexuellen Ehen der<br />
Fall ist. Während heterosexuelle Ehepartner,<br />
und hier besonders die Männer, häufig<br />
klassischen Ehebruch begehen, vereinbaren<br />
schwule Männer sehr viel öfter Regeln<br />
für sexuelle Begegnungen außerhalb der<br />
Ehe. Die Studie wird Auswirkungen auf<br />
die Forschung zu Familiendynamik und<br />
Gesundheit sowie auf die Beratung von<br />
verheirateten heterosexuellen, lesbischen<br />
und schwulen Paaren haben.<br />
Der Kampf um die Ehe für alle hat sich<br />
also gelohnt und vielleicht übernehmen<br />
die Heterosexuellen ja ein paar modernisierte<br />
Ausprägungen aus den queeren,<br />
stressreduzierten Vorzeigeehen.<br />
*Sabine Hannakampf
GESUNDHEIT<br />
SCHLAU ZU HIV<br />
FOTO: VOLODYMYR HRYSHCHENKO / UNSPLASH / CCO<br />
SARS-COV-2 UND HIV –<br />
als wäre ein Virus nicht genug!<br />
Nach aktuellem Wissensstand<br />
scheinen Menschen mit einer<br />
gut behandelten HIV-Infektion, d. h.<br />
einer Viruslast unter der Nachweisgrenze<br />
und normaler CD4-Zellzahl<br />
(>200/μl), kein erhöhtes Risiko zu<br />
haben, sich mit SARS-CoV-2 zu<br />
infizieren oder schwer an COVID-19<br />
zu erkranken. Auf der 23. International<br />
AIDS Conference, die vom 6. bis<br />
10. Juli erstmalig virtuell stattfand,<br />
wurde ein Tag dem Thema COVID-19<br />
gewidmet. Priv.-Doz. Dr. Christoph<br />
Boesecke vom Universitätsklinikum<br />
Bonn hat am Kongress teilgenommen.<br />
Wir haben mit ihm gesprochen.<br />
Was wissen wir über das neue<br />
SARS-CoV-2-Virus, wenn wir es vor<br />
dem Hintergrund einer bestehenden<br />
HIV-Infektion betrachten?<br />
Es gab eine gesamte Session bei der<br />
Konferenz, die sich nur COVID-19 gewidmet<br />
hat. Die gute Nachricht, die sich in den<br />
letzten Monaten abzeichnete, wurde durch<br />
die internationale Vernetzung von den<br />
Behandlern und dem daraus resultierenden<br />
Erfahrungsaustausch bestätigt: HIV-Positive<br />
unter Therapie stecken sich nicht häufiger<br />
mit SARS-CoV-2 an, und wenn sie sich<br />
infizieren, haben sie keinen schwereren<br />
Krankheitsverlauf als Menschen ohne<br />
HIV-Infektion. Noch nicht ganz geklärt ist<br />
die Idee, dass HIV-Positive vielleicht sogar<br />
ein geringeres Risiko haben, einen schweren<br />
Verlauf von COVID-19 zu erleiden. Die<br />
Idee ist nicht ganz abwegig. Bei COVID-19<br />
kann es in der zweiten Phase zu einer<br />
Überreaktion des Immunsystems kommen,<br />
die Organe wie z. B. die Lunge oder das<br />
Herz schädigt. Man vermutet, dass die HIV-<br />
Therapie diese Überreaktion mindern oder<br />
verhindern kann.<br />
Was sind die Implikationen für Sie als<br />
Behandler und was ist für Menschen<br />
mit einer HIV-Infektion jetzt wichtig?<br />
Ich arbeite im Krankenhaus und dort ist es<br />
noch mehr als in den Arztpraxen wichtig<br />
gewesen, Kontakte zu reduzieren. Wir<br />
haben Sprechstunden reduziert, und auch<br />
Patienten haben von sich aus die Besuche<br />
eingeschränkt. Wichtig ist, dass die<br />
Laboruntersuchungen nicht<br />
zu lange rausgezögert<br />
werden, und natürlich,<br />
dass die Versorgung mit<br />
den Medikamenten<br />
sichergestellt ist. Das<br />
ist übrigens auch ein<br />
besorgniserregendes<br />
Ergebnis der Konferenz:<br />
In anderen Ländern<br />
funktioniert das weit<br />
schlechter. WHO und UNAIDS<br />
warnen, dass in einigen Ländern<br />
die Sterblichkeitsrate von HIV/Aids auf den<br />
Stand von vor über zehn Jahren zurückfallen<br />
könnte. Das ist wirklich dramatisch.<br />
Was können wir aus unserem Umgang<br />
mit HIV für den Umgang mit der<br />
aktuellen COVID-19-Pandemie als<br />
Gesellschaft lernen?<br />
Ich glaube, zwei wesentliche Dinge.<br />
Nur wenn alle mitmachen in einer<br />
Solidargemeinschaft, dann können wir<br />
auch etwas erreichen – in diesem Fall<br />
die Ansteckungszahlen reduzieren. Und<br />
Vorsicht vor Stigmatisierung Erkrankter<br />
oder von Menschen, die, aus welchen<br />
Gründen auch immer, z. B. in Risikogebieten<br />
unterwegs waren.<br />
Seit Beginn der Pandemie schwappten<br />
immer wieder vorgebliche<br />
Schutzwirkungen bzw. Heilungsvermutungen<br />
durch bestimmte<br />
Wirkstoffe der HIV-Therapie durch<br />
die Medien. Auch die PrEP wurde<br />
zeitweise als eventuell wirksam<br />
gegen eine Übertragung bzw. einen<br />
Ausbruch von/mit SARS-CoV-2<br />
bzw. COVID-19 gehandelt,<br />
es wurden Studien<br />
gemacht. Was kann<br />
zu diesem Komplex<br />
aktuell gesagt<br />
werden?<br />
Leider hat sich vor allem<br />
die Hoffnung in die<br />
Proteasehemmer bisher<br />
nicht erfüllen können.<br />
Es spielt wohl auch eine<br />
Rolle, zu welchem Zeitpunkt<br />
einer COVID-19-Erkrankung sie<br />
eingesetzt werden, es gab mehrere Studien,<br />
aber keine hat signifikante Wirksamkeit von<br />
HIV-Proteasehemmern nachweisen können.<br />
Beim Wirkstoff Emtricitabin/Tenofovir laufen<br />
aktuell noch Studien, eine größere in Europa,<br />
da bleibt es noch spannend. Allerdings ist<br />
es auf keinen Fall zu raten, eine bestehende<br />
HIV-Therapie zu verändern oder mit der PrEP<br />
anzufangen, um sich vor einer SARS-CoV-2<br />
Infektion zu schützen.<br />
*Interview: Christian Knuth
www.männer.media<br />
immer aktuell<br />
informiert
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
KATY PERRY:<br />
Alles wird gut!<br />
FOTO: L. VOLOSHIN<br />
Seit 2011 gehört Katy Perry<br />
laut Forbes zu den Bestverdienenden<br />
unter den Musikerinnen:<br />
mit eigener Modelinie, Label und einem<br />
Platz in der Jury von „American<br />
Idol“. Auch ihre Schwangerschaft<br />
und die Corona-Pandemie waren<br />
kein Grund für die 35-Jährige, sich<br />
zurückzulehnen. Im Gegenteil:<br />
Perry entpuppte sich in den letzten<br />
Monaten als der am härtesten arbeitende<br />
Popstar. Aus gutem Grund:<br />
ihr fünftes Studioalbum „Smile“. Wir<br />
sprachen mit Perry via Zoom.<br />
Katy, für deinen Auftritt bei der<br />
LGBTQ*-Benefiz-Veranstaltung<br />
„Can’t Cancel Pride“ hast du deine<br />
Hits „I Kissed A Girl“, „Peacock“,<br />
„Walking on Air“ und „Swish Swish“<br />
zu einem Medley remixen lassen.<br />
Bändelst du jetzt mit der Dance-<br />
Szene an?<br />
Es gab im Laufe der Jahre eine ganze<br />
Reihe toller Remixe meiner Songs. Ich<br />
habe mit DJs wie Calvin Harris und Zedd<br />
kollaboriert. Elektrogrößen wie Tiësto,<br />
Oliver Heldens, R3HAB, Benny Bennassi<br />
und Kaskade remixten meine Lieder. Und<br />
für das Festival war das ein Statement:<br />
Vieles wird gerade abgesagt, aber<br />
Dance-Remixe kann niemand canceln! Im<br />
Übrigen bin ich diesen Sommer auch beim<br />
digitalen „Tomorrowland“ aufgetreten,<br />
das ein EDM-Festival ist. Ich fand immer,<br />
dass die Künstler, die dort auflegen, zu<br />
den Coolsten gehören. Ich will auch immer<br />
gerne cool sein. Also winselte ich: „Bitte<br />
nehmt mich auf in euren Klub!“ Sie haben<br />
mein Flehen erhört.<br />
David Guetta war auch dabei.<br />
Den kenne ich schon lange. Es dürfte<br />
fast zehn Jahre her sein, dass David mir<br />
seinen Song „Titanium“ schickte. Auf der<br />
Demoversion sang bereits Sia das Stück.<br />
Ich erinnere mich genau, wie ich es mir im<br />
Flugzeug anhörte und dachte: Oh mein<br />
Gott, dieser Song ist so gut. Wer ist die<br />
Person, die da singt? Das ist ein Hit. David,<br />
du musst verrückt sein. Pack nicht mich<br />
auf die Platte – behalte Sia auf dem Track!<br />
Genau das schrieb ich ihm via E-Mail. Der<br />
Rest ist Musikgeschichte.<br />
Beim „Tomorrowland“<br />
bist du als Clown<br />
mit orangefarbener<br />
Perücke aufgetreten.<br />
Eine Anspielung auf<br />
Trump?<br />
An den hab ich dabei<br />
nicht gedacht. Ich werde<br />
orangefarbene Haare<br />
nicht von meiner Palette<br />
an Haarfarben streichen<br />
wegen dieser einen<br />
Person! Meine Schwester hat auch diese<br />
Haarfarbe, es wäre eine Beleidigung für<br />
sie. Selbst Trump kann die Farbe Orange<br />
nicht für sich allein beanspruchen.<br />
Du forderst deine Gefolgschaft<br />
über soziale Medien auf, von ihrem<br />
Stimmrecht bei der US-Wahl<br />
Gebrauch zu machen. Bei über 104<br />
Millionen Instagram-Followern<br />
dürftest du einen gewissen Einfluss<br />
haben.<br />
Es ist ein interessantes Jahr, denn uns<br />
Millennials und überhaupt allen steht die<br />
wichtigste US-Wahl bevor. Das habe ich<br />
zwar schon vor vier Jahren gesagt, aber<br />
diesmal meine ich es noch ernster. Auf die<br />
jungen Menschen kommt es an!<br />
Wir leben in Zeiten des Umbruchs.<br />
Glaubst du angesichts solcher<br />
Bewegungen wie LGBTIQ* und<br />
Black Lives Matter an eine bessere<br />
Zukunft?<br />
Ich bin eine hoffnungsvolle Optimistin. So<br />
ungemütlich und intensiv und chaotisch<br />
die Zeit gerade auch<br />
ist, ist sie dennoch<br />
notwendig, damit<br />
sich etwas bewegt.<br />
Ich bin dankbar, dass<br />
dadurch vieles an die<br />
Oberfläche kommt. All<br />
die schlechten Dinge<br />
entblößen sich gerade<br />
selbst. Das wirklich<br />
Beängstigende ist<br />
doch das, was nicht<br />
sichtbar ist für alle und<br />
unter den Teppich gekehrt wird. Für mich<br />
geht es darum, zuzuhören, zu lernen und<br />
denen eine Stimme zu geben, die sich<br />
auskennen.<br />
*Interview: Katja Schwemmers<br />
Das ganze Interview gibt es auf<br />
männer.media
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
MARIANNE<br />
ROSENBERG:<br />
„Im Namen der Liebe“<br />
Die in Berlin geborene Sängerin ist Kult. Und beständig erfolgreich. Marianne<br />
Rosenberg hatte in den 1970ern Hits wie „Lieder der Nacht“, „Fremder<br />
Mann“, „Herz aus Glas“, „Marleen“ und „Er gehört zu mir“. In den 1980ern war sie<br />
auch mit Coverversionen internationaler Hits populär, bevor sie sich für die Kultur-<br />
Avantgarde (Kai Hawaii, Rio Reiser) der Zeit entschied. Bis heute schafft sie es<br />
immer wieder in die Hitlisten – <strong>2020</strong> erklomm Marianne Rosenberg Platz eins der<br />
deutschen Albumcharts.<br />
Es scheint, als ob Sie mit Ihrem aktuellen<br />
Album genau den Nerv der Zeit getroffen<br />
haben. Wie haben Sie den Spitzenplatz<br />
gefeiert?<br />
Ich habe mich wirklich sehr gefreut, denn ich<br />
habe 2, 3 Jahre an den Kompositionen und den<br />
Texten gearbeitet und dann noch mal fast ein<br />
Jahr zusammen mit meinem Produzenten Alex<br />
Wende im Hansa-Studio die Songs produziert.<br />
Auch mit diesem Studio hatte sich ein Kreis für<br />
mich geschlossen, denn dort habe ich 1970 mein<br />
allererstes Album aufgenommen. Dabei habe ich<br />
bei der Auswahl der Songs auch an meine Fans<br />
gedacht, denn in den letzten Jahren habe ich<br />
einige Ausflüge in andere Genres unternommen.<br />
Jetzt wollte ich zurückkommen. Zurück zu<br />
meinen Roots. So habe ich für einige Songs<br />
auch einzelne Elemente aus der Discomusik<br />
und dem Phillysound der Siebziger wieder<br />
aufgegriffen, natürlich immer mit den<br />
aktuellen Grooves und Sounds, die ich<br />
heute toll finde.<br />
FOTO: S. LUDEWIG<br />
Welches Lied würden Sie dem<br />
hektischen Spotify-Hörer denn<br />
empfehlen, damit er einen<br />
guten Eindruck vom Album<br />
bekommt?<br />
Nun, man arbeitet natürlich nicht<br />
drei Jahre an einem Album, um<br />
einem ‚hektischen Spotify-Hörer‘<br />
einen guten Eindruck zu vermitteln,<br />
aber ich denke, dass die erste Single<br />
und der erste Hit aus dem Album „Wann<br />
(Mr. 100%)“ trotzdem ein guter Einstieg ist.<br />
Wie würden Sie das Album „Im Namen<br />
der Liebe“ beschreiben? Neben (fast<br />
klassischer) Disco finden sich ja auch<br />
mediterrane Popnummern drauf.<br />
Auch wenn mein Album aus mehreren musikalischen<br />
Facetten besteht, so gibt es doch etwas,<br />
was alle verbindet. Wir erleben immer mehr Hass in<br />
unserer Gesellschaft. Dem wollte ich auch Respekt<br />
und Toleranz entgegensetzen. Beides ist in der<br />
Liebe eine Selbstverständlichkeit und die Liebe
MUSIK<br />
war schon immer mein wichtigstes Thema. „Hass<br />
hat Hass nie besiegt, lass es Liebe sein“ ist eine Zeile<br />
aus dem Titelsong meines Albums „Im Namen der<br />
Liebe“.<br />
Textlich sind Sie weiterhin ernster und<br />
vielschichtiger als so viele Kollegen. Stört<br />
es Sie, wenn man Sie dann trotzdem zu<br />
Schlager zählt?<br />
Früher hätte mich das vielleicht gestört, aber<br />
auch ich werde älter, vielleicht weiser, in jedem<br />
Fall gelassener. Der deutsche Schlager und die<br />
deutsche Popmusik haben heute längst fließende<br />
Grenzen. Außerdem gibt es in jedem Genre gute<br />
und schlechte Musik. Die Substanz der Musik lässt<br />
sich durch ein Etikett oder eine Schublade nicht<br />
beeinflussen. Insofern habe ich mit dem Schlager<br />
überhaupt kein Problem.<br />
Wie erlebten Sie die erste Corona-Welle als<br />
Musikerin?<br />
Das war schon ein Schock, den ich erst nach<br />
Wochen realisiert habe. Aber ich habe die Zeit<br />
genutzt und habe wieder Songs geschrieben, die ich<br />
gerade jetzt im Hansa-Studio produziere. Ich plane,<br />
zu meinem fünfzigsten Jubiläum als Musikerin im<br />
<strong>September</strong> eine besondere Edition meines Albums<br />
zu veröffentlichen, auf dem zusätzlich neue Songs,<br />
neu produzierte Klassiker aus meinem Repertoire<br />
und einige besondere Mixe zu finden sein werden.<br />
Das macht mir wieder sehr viel Spaß.<br />
Freuen Sie sich schon, die neuen Lieder live<br />
zu spielen?<br />
Natürlich freue ich mich sehr darauf, meine Musik<br />
auch wieder auf die Bühne zu bringen. Das direkte<br />
Feedback der Konzertbesucher ist etwas ganz<br />
Besonderes für jeden Musiker. Ich bin ja sonst nicht<br />
dabei, wenn die Menschen meine Musik zu Hause<br />
oder im Auto hören, aber bei einem Konzert sind<br />
wir alle zusammen. Da gibt es immer Gänsehautmomente,<br />
auf und vor der Bühne. Daher habe ich<br />
eine Tournee im April 2021 zunächst durch zehn<br />
deutsche Städte sehr gerne zugesagt.<br />
Und welche Klassiker werden auf der Tour<br />
gespielt werden?<br />
Alle. Alle, die ich singen möchte und meine Fans<br />
hören wollen. Aber ganz besonders freue ich<br />
mich auf eine Fortsetzung von „Marleen“, die ich<br />
zusammen mit dem original Textdichter von damals<br />
entwickelt habe und die jetzt auch im <strong>September</strong><br />
auf der Jubiläums-Edition von „Im Namen der Liebe“<br />
veröffentlicht werden wird.<br />
ROCK<br />
Kesha, Elton John und Peaches<br />
Und auch noch Marc Almond! Alle<br />
aufgezählten Künstler, und noch<br />
einige mehr, machten mit bei dem<br />
Album „AngelHeaded Hipster: The<br />
Songs Of Marc Bolan and T.Rex“, das<br />
die Kunst von Marc Bolan würdigt.<br />
Unsere Anspieltipps sind zudem<br />
„Children of the Revolution“ von<br />
Kesha, „Cosmic Dancer“ von Nick<br />
Cave sowie „Bang a Gong (Get It<br />
On)“ von U2 feat. Elton John (kann<br />
man aus dem Film „Billy Elliot – I Will<br />
Dance“ mit Jamie Bell kennen). *rä<br />
COMEBACK<br />
YELLO<br />
bringen es auf den Punkt<br />
Künstler wie WestBam nennen<br />
sie als Vorbild – und das, obwohl<br />
sie es genau andersrum machen<br />
als etwa Kraftwerk, mit denen<br />
sie so oft verglichen werden. Denn<br />
im Unterschied zu Kraftwerk<br />
verwandeln Yello organisch<br />
erzeugte Töne zu elektronischen<br />
Klängen. <strong>2020</strong> gab es ein neues<br />
Album: „POINT“.<br />
Und auf den Punkt bringen es die<br />
beiden Musiker und Tüftler gerne.<br />
Sänger Dieter Meier (geboren<br />
am 4.3.1945) und Tüftler Boris<br />
Blank (geboren am 15.1.1952)<br />
aus der Schweiz sind seit den<br />
1970ern Inspiration für die<br />
Techno- und Elektroszene.<br />
Kennen wirst du „Vicious Games“,<br />
„You Gotta Say Yes to Another<br />
Excess“ und auch „The Race“ und<br />
„Rubberbandman“.<br />
„Ich vergleiche unsere Musik mit<br />
Bildwelten“, erklärt Boris Blank via<br />
E-Mail. „Ich bin ein Sound-Maler,<br />
der immerzu in seinem Atelier<br />
arbeitet. Wenn dann so sechzig<br />
oder siebzig Bilder da sind, stellt<br />
sich die Frage: Was soll man<br />
an die Ausstellung schicken?<br />
Welche Stücke würden auf ein<br />
Album passen?“ „Wenn Boris in<br />
seiner Musik versunken ist, ist<br />
er wie ein Kind im Sandhaufen“,<br />
so Dieter Meier. „Ich habe ein<br />
Dutzend Tricks entwickelt, wie<br />
ich dann das Studio betreten<br />
kann, ohne ihn zu Tode zu<br />
erschrecken.“ Meier schreibt die<br />
Lieder an seiner mechanischen<br />
Schreibmaschine „Hermes Baby“.<br />
„Die Schreibmaschine ist ein erotischer<br />
Gegenstand. Das Tippen<br />
ist ein Sich-Hineinempfinden.“ *rä<br />
www.yello.com<br />
*Interview: Michael Rädel<br />
Tourdaten<br />
6.4.2021 Dresden, Konzertsaal im Kulturpalast,<br />
7.4.2021 Frankfurt am Main, Jahrhunderthalle<br />
Frankfurt, 8.4.2021 Köln, LANXESS arena,<br />
10.4.2021 Stuttgart, Liederhalle – Beethoven-<br />
Saal, 11.4.2021 Bochum, RuhrCongress, 13.4.2021<br />
Erfurt, Messe, 14.4.2021 Hannover, Swiss Life<br />
Hall, 16.4.2021 Berlin, Tempodrom, 17.4.2021<br />
Leipzig, Gewandhaus zu Leipzig, 18.4.2021 Hamburg,<br />
Barclaycard Arena
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
Erasure:<br />
„Wir sind altmodische Typen“<br />
FOTO: P. SHARP<br />
Vince Clarke und Andy Bell<br />
hauen noch mal einen raus und<br />
polieren auf ihrem neuen Album<br />
„The Neon“ die alten Stärken zu<br />
neuem Glanz.<br />
Im letzten, zehnten, Song von „The<br />
Neon“, diesem nun auch schon sage und<br />
schreibe achtzehnten Studioalbum, das<br />
Vince Clarke und Andy Bell zusammen als<br />
Erasure veröffentlichen, richtet Sänger<br />
Andy das Wort an sich selbst, genauer<br />
genommen an sein deutlich jüngeres<br />
Ich. „‚Kid You’re Not Alone‘ ist ein Lied für<br />
mich, doch geht es auch raus an all die<br />
anderen kleinen Andys, die dort draußen<br />
in der Welt herumirren und versuchen,<br />
ihren Weg zu finden. Für mich ist jeder<br />
junge Mensch ein kleines Wunder, und<br />
ich halte jeder und jedem von ihnen die<br />
Daumen.“ Bell ist Jahrgang 1964. Sein<br />
homosexuelles Erwachen als junger Mann<br />
in London fällt ziemlich genau in jene Zeit,<br />
in der Aids anfing zu grassieren. Er selbst<br />
ist HIV-positiv, es geht ihm aber gut. „Als<br />
Jugendlicher war ich ziemlich gehemmt“,<br />
so Andy Bell, den wir in London am Telefon<br />
erreichen:<br />
„Ich bin froh, dass ich mich damals nicht<br />
auch noch mit dem Internet und mit den<br />
sozialen Medien herumschlagen musste,<br />
denn diese Dinge rufen so viele Ängste<br />
und zusätzliche Unsicherheiten in jungen<br />
Menschen hervor. Aber die Botschaft des<br />
Songs ist eine dezidiert optimistische:<br />
Leute, macht euch nicht zu viele Sorgen.<br />
Es wird sich schon alles regeln und ihr<br />
werdet euren Weg machen. Guckt mich an!<br />
In der Schule war ich ein fröhlicher Vogel.<br />
Ich nahm wohl an, dass ich schwul sei,<br />
doch ich versuchte anfangs, meine<br />
Sexualität zu verdrängen. Ich hatte den<br />
üblichen Jungs-Spaß, mochte Alkohol<br />
und Partys und freundete mich sogar<br />
mit einigen meiner Lehrer an. Die späten<br />
Siebziger, frühen Achtziger waren ganz<br />
cool. Härter wurde es danach. Aids kam<br />
auf, Schwule starben daran, und mir war<br />
inzwischen klar, dass ich auf Männer<br />
stehe. Um das alles zu ertragen, versuchte<br />
ich mir vorzustellen, ich sei ein Alien von<br />
einem anderen Planeten. Immer, wenn<br />
meine Gedanken zu dunkel wurden, hat<br />
mich meine Fantasie an einen schöneren<br />
Ort getragen.“<br />
Dann machte er die Bekanntschaft von<br />
Vince Clarke. Vince war ein paar Jahre älter,<br />
hetero, nicht einfach nur ein Keyboarder,<br />
sondern ein Soundgenie, und schon ein<br />
Star mit den frühen Depeche Mode und<br />
Yazoo, einer Kollaboration mit Alison
MUSIK<br />
Moyet. Andy Bell schaffte den Sprung vom jugendlichen<br />
Außenseiter zum Sänger einer der erfolgreichsten Popgruppen,<br />
die es in der zweiten Hälfte der Achtzigerjahre<br />
gab. Erasure hatten vielleicht nie die Sophistication der Pet<br />
Shop Boys, aber sie hatten die Hits, von denen „Always“ der<br />
bis heute unübertroffen größte und tollste ist. Vince und<br />
er sind jetzt seit 35 Jahren ein musikalisches Gespann. „Ich<br />
war und bin ein Riesenfan von Vince. Die ersten Jahre war<br />
ich von seiner Persönlichkeit noch etwas eingeschüchtert,<br />
und bis heute ist unsere Verbindung von großer Wertschätzung<br />
und gegenseitiger Zuneigung geprägt.“<br />
JOY DENALANE<br />
Und nicht zuletzt auch von einer echten Lust an der<br />
gemeinsamen Arbeit. Natürlich ist auch „The Neon“ ein<br />
absolut unverkennbares Erasure-Album, den beiden<br />
ist hörbar nicht daran gelegen, ihre Marke noch einmal<br />
grundlegend neu zu positionieren. So steckt auch<br />
„The Neon“ voller charmanter, melodiedurchdrungener<br />
Synthie-Popsongs, frei von Schnickschnack, modischen<br />
Beats oder, nur mal so als Beispiel, einer Gastrapperin.<br />
„Wir sind schon irgendwo altmodische Jungs“, sagt Vince<br />
LET YOURSELF BE LOVED<br />
Joy Denalane<br />
Neues Album<br />
Let Yourself Be Loved 04.09.<strong>2020</strong><br />
Anzeigenformate.indd 3 14.08.20 13:56<br />
Clarke im Videogespräch aus seiner Wahlheimat Brooklyn.<br />
„Wir schreiben unsere Songs auf traditionelle Weise zu<br />
zweit anstatt zusammen mit acht oder zehn Leuten, wie<br />
heute im Pop üblich. Und ich spiele vorwiegend auf sehr<br />
alten, analogen Synthesizern, denn ich liebe die Körperlichkeit<br />
und Wärme, die von ihrem Klang ausgeht.“ Als er<br />
das letzte Mal durchzählte, habe Clarke 87 Synthesizer<br />
gehabt.<br />
Wie der Titel schon andeutet, ist „The Neon“ ein<br />
musikalisch helleres und weniger politisches Album als<br />
das 2017 erschienene „World Be Gone“. „Wir sind einfach<br />
keine so tolle politische Band“, hat Vince Clarke erkannt.<br />
Wir machen Popmusik, Punkt.“ Regelrecht euphorisch<br />
mutet etwa die Single „Hey Now (I Got A Feeling)“ an,<br />
auch „Nerves of Steel“ hat richtig Pep. „Entscheidend für<br />
uns ist, dass wir selbst Spaß haben mit unserer Musik“,<br />
so Vince Clarke, während Andy Bell nicht zuletzt sein<br />
privates Glück mit Ehemann Stephen Moss aus Florida für<br />
die schillernden neuen „The Neon“-Songs verantwortlich<br />
macht. „Ich fühle mich sehr glücklich in meinem Leben“,<br />
sagt er, „ja geradezu beseelt“.<br />
*Interview: Steffen Rüth
MUSIK<br />
Hurts:<br />
NACHGEFRAGT<br />
Zurück zur Essenz<br />
Theo Hutchcraft und Adam<br />
Anderson wenden sich auf<br />
ihrem fünften, nach einer Krise entstandenen,<br />
Album „Faith“ wieder<br />
ganz ihrer Kernkompetenz zu:<br />
dem abgründig-melancholischen<br />
Synthiepop.<br />
Als die beiden mittlerweile Mittdreißiger<br />
Theo Hutchcraft und Adam Anderson sich<br />
vor fünfzehn Jahren am Rande einer Kneipenschlägerei<br />
im heimischen Manchester<br />
kennenlernten, steckten sie persönlich<br />
in einer ganz ähnlichen Situation wie<br />
momentan viele. „Wir waren verunsichert,<br />
ein Stück planlos, ohne nennenswerte<br />
Arbeit, lebten von staatlicher Unterstützung<br />
und hatten keine Vorstellung, was<br />
die Zukunft bringt“, so Sänger Hutchcraft<br />
(33). „Wir fühlen mit den Menschen, die<br />
wegen der Corona-Krise gerade ratlos und<br />
voller Kummer vor ihrem Leben stehen<br />
und sich fragen, wie es weitergehen und<br />
woher das Geld für die nächste Miete<br />
kommen soll. Wir können uns damit identifizieren,<br />
was viele durchmachen, und ein<br />
bisschen geht es uns jetzt selbst ja auch<br />
wieder so wie 2005. Die Zeiten sind ohne<br />
Frage ungeheuer schwierig.“ Es mutet<br />
somit fast wie Vorsehung an, dass Theo<br />
im neuen Song „Voices“ ausgerechnet<br />
über Isolation sowie das Gefühl, im eigenen<br />
Kopf gefangen zu sein, spricht. „Ohne<br />
dass wir es hätten ahnen können, wurde<br />
eine persönliche Beklemmung<br />
zu einem global sehr weit<br />
verbreiteten Gefühl.“<br />
Auch abgesehen von<br />
den allgegenwärtigen<br />
Corona-Qualen<br />
haben Hurts keine<br />
einfache Zeit hinter<br />
sich. Wieder einmal, muss man sagen. Litt<br />
der Multi-Instrumentalist während der<br />
Schaffensphase am vorherigen Album<br />
„Desire“ unter Depressionen (inzwischen<br />
geht es ihm besser), so musste zuletzt<br />
Hutchcraft eine emotionale Talsohle<br />
durchschreiten. „Ich hatte den Drang<br />
verloren, Musik zu machen“, sagt er nun,<br />
mit zwei Jahren Abstand. Als Theo und<br />
Adam 2018 von einer langen Tournee, die<br />
sie unter anderem durchs riesige Russland<br />
führte, endlich wieder heimkehrten,<br />
waren sie so platt, dass sie die Zukunft<br />
von Hurts ernsthaft in Zweifel zogen.<br />
Nach vier Alben, einer rasanten, durch den<br />
frühen Hit „Wonderful Life“ katapultartig<br />
gestarteten, triumphalen Karriere auf der<br />
einen und – für die Kreativität der beiden<br />
freilich auch förderlichen – Selbstzweifel<br />
und Unsicherheiten auf der anderen Seite<br />
brauchte das Synthiepop-Duo eine Pause.<br />
„Um mal richtig krass rauszukommen und<br />
was Neues zu erleben, habe ich<br />
zum ersten Mal nach Jahren<br />
richtig Urlaub gemacht,<br />
und zwar hintereinander<br />
in Japan und in<br />
Mexiko“, berichtet<br />
Sänger Hutchcraft.<br />
„Ich wollte einfach<br />
mal wieder nur Tourist sein und staunen<br />
können.“ Zurück in London habe er sich<br />
danach erfolgreich bemüht, „in einen<br />
stinknormalen Alltag hineinzufinden<br />
und Körper wie Geist für eine Weile<br />
abzuschalten.“<br />
Die musikalischen Ideen, so Theo, hätten<br />
sich dann nach geraumer Zeit von sich aus<br />
gemeldet. „Adam und ich sind die Arbeit<br />
entspannt angegangen. Das Einzige, was<br />
wir wussten, war: zurückzugehen zur<br />
Essenz von Hurts.“ Das heißt, nach dem<br />
ungewohnt fröhlichen „Desire“-Album,<br />
„haben wir uns der Anziehungskraft von<br />
dunkler, introspektiver und melancholischer<br />
Popmusik sehr bereitwillig hingegeben.“<br />
So gibt es auf „Faith“ (der Albumtitel<br />
bleibt der Ein-Wort-Tradition treu) mit<br />
„Slave To Your Love“ und „Someday“ zwar<br />
durchaus auch Uptempo-Stücke, doch<br />
das balladeske „Darkest Hour“, das einfach<br />
nur wunderschöne, zerbrechlich klingende<br />
und brutal offene „All I Have To Give“<br />
und das von einer unheilvollen sexuellen<br />
Verstrickung handelnde („Der Text ist<br />
das Destillat einiger meiner schlimmsten<br />
Erfahrungen mit Ex-Freundinnen) „Suffer“<br />
sind die drei beeindruckendsten Lieder auf<br />
„Faith“. Dass Theo Hutchcraft gerade auf<br />
dem abgründigen „Suffer“ stimmlich mehr<br />
denn je so klingt wie Dave Gahan von<br />
Depeche Mode? „Ist kein Zufall. Ich liebe<br />
diese Band über alles und so sehr, dass ich<br />
auf einem Festival mal zu viel Angst hatte,<br />
sie zu treffen. Ich kneife nicht generell<br />
vor großen Stars, hatte zum Beispiel<br />
mal einen herrlichen Abend mit<br />
Elton John, aber die Jungs von<br />
Depeche Mode sind für mich<br />
Heilige. Da halte ich lieber<br />
Abstand.“ Und das kann<br />
ja gerade in diesen Zeiten<br />
auch nicht schaden.<br />
*Interview: Steffen Rüth
SOUL<br />
Roachford: „Twice in a Lifetime“<br />
<strong>2020</strong> war bisher ein hartes Jahr, die<br />
Corona-Pandemie macht Lust, es<br />
einfach zu löschen.<br />
Dieses Album von Ausnahmesänger<br />
Roachford macht hingegen wieder Lust<br />
weiterzuleben! Klingt dramatisch, ist aber<br />
MUSIK<br />
so. Discoider Soul des seit 1988 populären<br />
Sängers, der schon mit Hits wie „Lay Your<br />
Love on Me“ und „Cuddly Toy“ die Seelen<br />
streichelte. Unsere Anspieltipps sind „What<br />
We Had“ (mit Beverly Knight) und „Love<br />
Remedy“. Musik, die Energie gibt. *rä<br />
3 FRAGEN<br />
NENA: „Wandern“ zum „Licht“<br />
Die folkige Single ist ein Vorbote<br />
auf das kommende Album „Licht“<br />
der seit den 1980ern erfolgreichen<br />
Musikerin. Hier erfährst du mehr.<br />
„Wandern“ ist eine Ballade, die du<br />
zur Akustikgitarre singst.<br />
Für mein neues Album wollte ich einen<br />
transparenten, schlichten Sound. Einen<br />
Sound, der die Songs in den Mittelpunkt<br />
stellt und sich dadurch auszeichnet,<br />
dass jedes Element klar zu hören ist. Es<br />
ging mir um das Lagerfeuergefühl, das<br />
ich beim Schreiben hatte. Das sollte<br />
nicht durch unnötige Instrumentierung<br />
verloren gehen.<br />
und jeden starken Moment bewusst<br />
wahrzunehmen.<br />
Stichwort Erinnerungen.<br />
Sie können schön sein, und sie können<br />
auch schmerzhaft sein. Es ist ein<br />
Geschenk, dass wir uns überhaupt an<br />
etwas erinnern können. Aber ich erlaube<br />
es meinen Erinnerungen nicht, mir<br />
auf meiner Wanderschaft den Weg zu<br />
versperren.<br />
www.nena.de<br />
Und wohin geht die Reise<br />
inhaltlich?<br />
Im Song gehts um Beziehungen und<br />
darum, wie wir miteinander durchs<br />
Leben wandern. Ob als Liebespaar<br />
oder als Mutter und Kind, als Freunde<br />
oder auch einfach mit uns selbst ...<br />
Leben ist wie Wandern. Ein beweglicher<br />
Prozess. Und ich achte mein ganzes<br />
Leben darauf, beweglich zu bleiben<br />
FOTO: H. HOFFMANN PHOTOGRAPHY
MUSIK<br />
INTERVIEW<br />
JOY<br />
DENALANE:<br />
„Musik machen, die<br />
wir lieben“<br />
Auf ihrem neuen Album „Let<br />
Yourself Be Loved“ kreiert Joy<br />
Denalane (47) ihre urpersönliche<br />
Version des klassischen<br />
Soul der Motown-Ära.<br />
Ist die Berliner Künstlerin jetzt bald ein<br />
Weltstar? Joy Denalane lacht, und zwar<br />
so richtig. „Ich bleibe da sehr entspannt<br />
und gucke einfach mal, was passiert“,<br />
sagt Deutschlands nach wie vor führende<br />
Soulfachkraft. „Mein Album wird jetzt in<br />
der Tat auch in den USA veröffentlicht,<br />
und was das für Folgen hat, das werden wir<br />
sehen. Das Ziel war nicht, ein Album für den<br />
amerikanischen Markt zu machen. Sondern<br />
Musik zu machen, die wir lieben.“ Fakt ist<br />
jedenfalls: „Let Yourself Be Loved“ ist das<br />
erste Album einer deutschen Musikerin,<br />
das beim legendären US-amerikanischen<br />
Soul-Label „Motown“ veröffentlicht wird,<br />
der musikalischen Heimat von Marvin Gaye,<br />
Aretha Franklin, Stevie Wonder, den Supremes<br />
oder den Jackson Five. Und das ist<br />
ein Coup. „Ich freue mich sehr über diesen<br />
Zuspruch und darüber, dass ein Label, das<br />
mich als Musikerin so geprägt hat und deren<br />
Künstlerinnen und Künstler ich unheimlich<br />
mag, sagt: ‚„Das ist ein spannendes Album.<br />
Wir wollen mit Joy arbeiten.‘“<br />
Bereits vor fünf Jahren hatte Denalane, die<br />
1999 im „Mit Dir“-Duett mit ihrem späteren<br />
Ehemann Max Herre bekannt wurde und<br />
2002 mit „Mamami“ ein wegweisendes<br />
erstes Album veröffentlichte, in New<br />
York an Soulsongs gearbeitet, die den<br />
Motown-Geist der späten Sechziger- und<br />
Siebzigerjahre atmen, kam aber nicht weiter<br />
und widmete sich zunächst ihrer Platte<br />
„Gleisdreieck“. Sie sagt: „Wir haben das<br />
damals eigentlich ganz gut gemacht, aber<br />
den Sound noch nicht ganz richtig getroffen.<br />
Irgendetwas fehlte mir.“ Schließlich<br />
entschied sie sich, ihren langjährigen<br />
Freund und musikalischen Weggefährten<br />
Roberto Di Gioia, mit der Produktion zu<br />
betrauen – wenn auch beim zweiten Anlauf<br />
nicht in New York, sondern in München.<br />
Gemeinsam haben sie ein bemerkenswertes<br />
Werk geschaffen. Selten klang die 47<br />
Jahre alte Mutter zweier fast erwachsener<br />
Söhne spritziger, frischer und authentischer<br />
als auf „Let Yourself Be Loved“. Von den<br />
großen Klassikern inspirierte, aber doch<br />
vollkommen eigenständige Soulsongs wie<br />
„I Believe“ oder „Stand“ haben Tempo und<br />
Energie. „Ich wusste: Ich will ein Soul-Album<br />
machen“, sagt Joy, die als Kind ganze Tage<br />
mit der Plattensammlung ihres Soul und<br />
Jazz liebenden Vaters verbrachte. „Dementsprechend<br />
habe ich darauf geachtet, wie<br />
die Lieder aufgebaut sind. Für mich hätte<br />
es nicht gepasst, eine Nummer wie „I Gotta<br />
Know“ zurückgenommen zu singen. Da<br />
geht es um eine Botschaft, die man gerne<br />
auch laut und mit fester Stimme singt.“<br />
Die Motown-Ära war geprägt von<br />
gesellschaftlichen Umbrüchen, von Bürgerrechtsbewegungen<br />
und dem Kampf gegen<br />
Rassismus. Ist das Album auch deshalb so<br />
zeitgemäß, weil wir diese Auseinandersetzungen<br />
gerade in ähnlicher Form wieder<br />
erleben? „Für mich als schwarze deutsche<br />
Frau ist Rassismus stets brandaktuell.<br />
Natürlich hat die Debatte jetzt durch<br />
traurige Anlässe und furchtbare Ereignisse<br />
wie den Mord an George Floyd eine neue<br />
Sichtbarkeit erreicht. Nach außen hat sich<br />
also verstärkt, was für mich innerlich immer<br />
ein großes Thema gewesen ist. Ein Thema,<br />
das sich auch durch mein Schaffen zieht.<br />
Dass die Platte nun so gut in die Zeit passt,<br />
hatte ich natürlich nicht geplant.“<br />
Trotz aller Probleme sieht Joy die<br />
Gesellschaft grundsätzlich auf einem guten<br />
Wege. „Wir haben gerade die tolle Chance,<br />
über ein Thema zu sprechen, das durch<br />
die öffentliche Debatte in der Gesellschaft<br />
einen hohen Stellenwert gewonnen hat.<br />
Und ob jetzt Black Lives Matter, #MeToo,<br />
Diversity und vieles mehr – es stimmt<br />
mich sehr hoffnungsvoll, dass wir heute<br />
Diskussionen führen, die es so vor wenigen<br />
Jahren noch gar nicht gab“<br />
*Interview: Steffen Rüth<br />
FOTO: U. RINDERMANN
MUSIK<br />
HOUSE<br />
INNER CITY:<br />
„We All Move Together“<br />
Ein neues Album des legendären House-Projekts von und mit<br />
Kevin Saunderson erblickte vor wenigen Wochen das Licht der<br />
Welt. Der Zeitpunkt könnte nicht besser gewählt sein.<br />
Denn die Corona-Pandemie<br />
lässt die Klubber darben, da hilft<br />
zumindest neue Musik für den<br />
Dancefloor. Und Kevin Saunderson<br />
hat selbst die Infektion überlebt!<br />
Es sei ein Album, das sich auf<br />
das Positive und Verbindende in<br />
der Welt konzentriert, verrät der<br />
Musiker, der mit Hits wie „Ain’t<br />
Nobody Better“, „Pennies from<br />
Heaven“, „Till We Meet Again“ und<br />
„Good Life“ schon immer positive<br />
Vibes um die Welt schickte.<br />
Unsere Anspieltipps sind das<br />
verträumte „Soundwaves“ mit<br />
Zebra Octobra, das herausragende<br />
Vocal-House-Stück „Living in a<br />
Dream“, „That Feeling“ (ein Piano-<br />
House-Klubhit von 2018, damals<br />
mit Latroit) und der Titeltrack „We<br />
All Move Together“, der etwas<br />
technoider klingt und eine gute<br />
Botschaft hat – und etwas Inner-<br />
City-Geschichte erzählt. *rä<br />
ELEKTRO<br />
U96 „Transhuman“<br />
Wenn sich die Technogröße U96,<br />
also Ingo Hauss und Hayo Lewerentz,<br />
aus Hamburg mit einem langjährigen<br />
Mitglied der Düsseldorfer Legende<br />
Kraftwerk zusammentut, Wolfgang Flür,<br />
kann nur Großes dabei herauskommen.<br />
Nach dem Erfolg „Zukunftsmusik“<br />
arbeitete man auf Albumlänge zusammen.<br />
Und das neue Werk erfüllt alle<br />
hochgesteckten Erwartungen. Übertrifft<br />
sie sogar.<br />
Die inszenierte Coolness von Kraftwerk<br />
trifft hier auf den mitunter düsteren Technobombast<br />
von U96 (man erinnere sich<br />
an „Love Religion“ oder auch „I Wanna Be a<br />
Kennedy“), ohne dabei im 20. Jahrhundert<br />
stecken zu bleiben.<br />
„Transhuman“ ist ein absolut zur Zeit<br />
passendes Album mit einer Fülle an<br />
potenziellen Klubhits, die aber auch in<br />
jeder Galerie beglücken. Kunst für Kunst,<br />
Kunst für den Dancefloor? Nein, nicht<br />
nur. Auch für den Hörer im Homeoffice<br />
oder auf Balkonien sind Tracks wie<br />
„Sexercizer“, „Hamburg – Düsseldorf“<br />
oder „Transhuman“ ein Genuss.<br />
Unsere (weiteren) Anspieltipps sind<br />
„Planet in Fever“, „Specimen“ sowie<br />
„Kreiselkompass“. Eigentlich jedes Lied.<br />
Intelligenter Elektro, der Wärme in<br />
Social-Distancing-Zeiten bringt. Und das<br />
Cover, die Kuh, ist ein Pop-Art-Knaller.<br />
Stellt man sich als Vinyl auch gerne hin ...<br />
Großartigst! *rä<br />
NEUES ALBUM LICHT<br />
AB DEM 16/10/<strong>2020</strong><br />
EXKLUSIV IM NENA SHOP<br />
DIE LIMITIERTE (1.500)<br />
SPECIAL BOX EDITION<br />
INKLUSIVE KONZERTTICKET<br />
JETZT VORBESTELLEN >><br />
>>NENA.DE
FILM<br />
INTERVIEW<br />
NAHUEL PÉREZ<br />
BISCAYART<br />
Geboren 1986 in Buenos<br />
Aires, startete Nahuel Pérez<br />
Biscayart seine Schauspielkarriere als<br />
Teenager in argentinischen Fernsehserien.<br />
Nach zahlreichen Rollen in der<br />
Heimat streckte er seine Fühler auch<br />
nach Europa aus und stand u. a. für<br />
Benoît Jacquot, Albert Dupontel oder<br />
Maria Schrader („Vor der Morgenröte“)<br />
vor der Kamera. Der große Durchbruch<br />
gelang ihm mit der Hauptrolle<br />
in dem gefeierten Aids-Drama „120<br />
BPM“ von Robin Campillo, in dem<br />
er den HIV-positiven Aktivisten<br />
Sean spielte. Nun ist der schwule<br />
Schauspieler, der sein Privatleben in<br />
Interviews nicht kommentiert, neben<br />
Lars Eidinger in „Persischstunden“ zu<br />
sehen. Der Film, der am 24. <strong>September</strong><br />
in die deutschen Kinos kommt, handelt<br />
von einem jüdischen Häftling,<br />
der 1942 in Frankreich vorgibt, einem<br />
SS-Kommandanten Farsi beizubringen,<br />
und so dem Tod zu entkommen<br />
versucht.<br />
Herr Biscayart, könnten wir<br />
dieses Gespräch eigentlich auch auf<br />
Deutsch führen?<br />
Leider nicht, sorry. Wirklich sprechen<br />
tue ich nur Spanisch, Französisch und<br />
Englisch.<br />
Dafür klingt Ihr Deutsch in<br />
„Persischstunden“ ziemlich gut ...<br />
Danke. Aber zum Glück soll das auch im<br />
Film nicht meine Muttersprache sein. Ich<br />
habe schon früher in Buenos Aires ein<br />
bisschen Deutsch gelernt. Ich war fasziniert<br />
von Sprachen, und nachdem mir das<br />
Englischlernen ziemlich leichtfiel, wollte<br />
ich noch mehr können. Also habe ich mir<br />
Deutsch und Chinesisch vorgenommen<br />
– und manchmal deutsche Wörter in chinesische<br />
Schriftzeichen übersetzt. Für den<br />
Film musste ich dann aber doch noch mal<br />
ein bisschen mehr pauken.<br />
War es auch das Spiel mit den Sprachen,<br />
das Sie an „Persischstunden“<br />
interessierte?<br />
Das war ohne Frage einer der Aspekte.<br />
Ich liebe Worte, Sprache, Kommunikation.<br />
Außerdem war das Drehbuch einfach<br />
spannend, vor allem, weil ich gerne Figuren<br />
spiele, die ihrerseits eine Rolle spielen. Und<br />
dann war da natürlich noch Lars Eidinger.<br />
Ich habe sehr darauf gedrängt, dass er die<br />
Rolle des SS-Offiziers bekommt, denn ich<br />
wollte unbedingt mal mit ihm arbeiten.<br />
Woher kannten Sie Eidinger?<br />
Ich hatte ihn im „Hamlet“ an der<br />
Schaubühne in Berlin gesehen und<br />
fand ihn großartig. Wie er auf der Bühne<br />
magnetisch alle Blicke auf sich zieht, das<br />
finde ich unglaublich inspirierend. Er hat<br />
etwas Funkelndes, das wollte ich mal in<br />
der direkten Zusammenarbeit erleben.<br />
Ich hoffe, dass sich von seiner Wirkung<br />
in unserem Film ein bisschen was auf die<br />
Leinwand überträgt – und vielleicht auch<br />
auf mich übertragen hat. Wobei wir wirklich<br />
sehr unterschiedlich sind. Während Lars<br />
ein richtiger Vollblutschauspieler ist, bin ich<br />
einfach nur jemand, der gerne spielt.<br />
Wie genau meinen Sie das?<br />
Die Schauspielerei bestimmt nicht mein<br />
Leben oder meine Sicht darauf. Sie ist
FILM<br />
natürlich ein Teil davon, aber definitiv nicht<br />
ihr Zentrum. Lars ist quasi ein Gläubiger,<br />
wenn es um seine Kunst und seine Arbeit<br />
geht. Er glaubt fest an die Schauspielerei,<br />
wohingegen ich vielleicht eher ein Skeptiker<br />
bin und deswegen auch immer wieder<br />
damit ringe.<br />
Fällt es nicht schwer, sich einer<br />
Rolle zu verschreiben, wenn man<br />
der eigenen Arbeit skeptisch<br />
gegenübersteht?<br />
Nein, für mich ist das reizvoll. Verunsichert<br />
sein, Dinge hinterfragen – all das macht<br />
mich besser, wenn ich vor der Kamera<br />
stehe, würde ich sagen. Für einen<br />
Regisseur oder eine Regisseurin wäre das<br />
sicherlich schwerer. In der Funktion muss<br />
man sehr überzeugt sein von seiner Vision<br />
und fest daran glauben, sonst wird das<br />
nichts. Ich habe schon Dreharbeiten erlebt,<br />
wo der Regisseur diese Energie nicht<br />
mitbrachte – und aus der Sache schnell<br />
die Luft draußen war. Da kommt dann am<br />
Ende selten etwas Gutes heraus. Zum<br />
Glück habe ich aber auch oft genug die<br />
gegenteilige Erfahrung gemacht.<br />
An welche denken Sie am liebsten<br />
zurück?<br />
Ich habe schon mit vielen tollen Regisseuren<br />
gearbeitet, aber ganz besonders<br />
in Erinnerung geblieben ist mir die<br />
französische Filmemacherin Rebecca<br />
Zlotowski, in deren Film „Grand Central“<br />
ich eigentlich nur eine kleine Rolle hatte.<br />
Selten habe ich jemanden erlebt, der mit<br />
so viel Sinnlichkeit und Leidenschaft bei<br />
der Sache ist – und diese Emotionen auf<br />
alle Beteiligten zu übertragen imstande<br />
war. Wenn jemand alle anderen mit seiner<br />
Begeisterung anstecken und zum Strahlen<br />
bringen kann, dann ist das schwer zu<br />
toppen!<br />
Kurz noch mal zurück zu „Persischstunden“:<br />
Wie sehr geht es einem an<br />
die Nieren, wenn man den Insassen<br />
eines Nazi-Lagers spielen muss?<br />
Für mich war das teilweise echt hart. Die<br />
Gratwanderung ist einfach schwierig:<br />
Einerseits will man die eigene,<br />
zerbrechliche Seele<br />
schützen und diese<br />
Thematik, also das<br />
Schicksal der<br />
Figur, nicht bis ins<br />
Letzte an sich<br />
herankommen<br />
lassen. Aber<br />
gleichzeitig<br />
ist es natürlich<br />
die Aufgabe,<br />
alles aufzusaugen<br />
und real werden zu<br />
lassen. Manchmal hat<br />
mir das wirklich die Kehle<br />
zugeschnürt. Vor allem, als wir nach<br />
einigen Wochen erfahren haben, dass die<br />
verlassene Fabrik, in der wir drehten, zu<br />
Stalins Zeiten tatsächlich ein Konzentrationslager<br />
war.<br />
Kann man da überhaupt abschalten,<br />
wenn man abends nach Drehschluss<br />
nach Hause kommt?<br />
Na ja, es hilft natürlich, dass man abends<br />
nach Hause kommt, eine Dusche nehmen<br />
kann, etwas isst und in einem warmen<br />
Zimmer sitzt. Wenn man gerade 14<br />
Stunden bei minus 15 Grad im Schnee<br />
verbracht und eine solche Rolle gespielt<br />
hat, dann weiß man das eigene Glück<br />
schon zu schätzen.<br />
Haben Sie beim Spielen dieser Rolle<br />
eine zusätzliche Verantwortung<br />
gespürt, weil Sie selbst nicht jüdisch<br />
sind?<br />
Nein, das gar nicht. Zum einen fühle ich<br />
mich manchmal fast wie ein Jude ehrenhalber,<br />
weil in meiner Schulzeit in Buenos<br />
Aires sicherlich sechzig oder siebzig<br />
Prozent meiner Freunde jüdisch waren<br />
und ich einen starken Bezug zu dieser<br />
Religion und Kultur habe. Aber zum<br />
anderen muss man sich diesen<br />
Druck nicht machen, wenn<br />
man eine Rolle spielt. Ich<br />
muss eine Figur zwar<br />
verkörpern, aber nicht<br />
sein. Das ist immer<br />
noch Schauspielerei<br />
und wir kreieren<br />
Fiktion. Trotzdem bin<br />
ich natürlich mit ganzem<br />
Herzen und aller<br />
Leidenschaft bei der<br />
Sache – und denke, dass<br />
ich genug Empathie habe,<br />
auch Dinge nachzuempfinden,<br />
die ich selbst nicht erlebt habe. Für meine<br />
Rolle in „120 BPM“ musste ich ja auch<br />
nicht am eigenen Leib erleben, wie es ist,<br />
an Aids zu sterben.<br />
Apropos „120 BPM“: Hat der Film<br />
vor drei Jahren Ihr Leben verändert?<br />
Das kann man sicherlich so sagen. Davor<br />
war ich nur ein verrückter Argentinier, der<br />
irgendwie auch versucht, in Frankreich<br />
Filme zu drehen. Danach wurde ich plötzlich<br />
als europäischer Schauspieler gesehen,<br />
gewann den César und wurde für den<br />
Europäischen Filmpreis nominiert. Und<br />
bekomme seither jede Menge spannender<br />
Angebote nicht nur in Frankreich, sondern<br />
auch aus dem Rest der Welt. Vermutlich<br />
weiß der argentinische Präsident immer<br />
noch nicht, wer ich bin. Macron dagegen<br />
schon!<br />
*Interview: Jonathan Fink
FILM<br />
DVD/VOD<br />
„Die glitzernden Garnelen“<br />
Der in Frankreich entstandene Kinofilm von Cédric Le Gallo und<br />
Maxime Govare ist eine tragische, lustige, nachdenkliche und<br />
auch einfach mal abstrus komische, mit allen Klischees, die es so<br />
gibt, spielende und aufräumende Produktion, die das Herz wärmt<br />
und auch die Lachmuskeln strapaziert.<br />
FOTOS: SALZGEBER<br />
Erzählt wird die Geschichte<br />
von Vize-Schwimmweltmeister<br />
Matthias Le Goff, einem<br />
Schwimmsportler, der von einem<br />
schwulen Reporter in einem Live-<br />
Interview in die Ecke gedrängt<br />
und beleidigt wird – und sich<br />
homophob wehrt. Vor laufender<br />
Kamera. Der Aufschrei ist groß<br />
und seine Karriere ist erst mal<br />
beendet – außer er nutzt die<br />
Chance, um sich vom Vorwurf der<br />
Homophobie reinzuwaschen: Er<br />
soll ein schwules Wasserballteam,<br />
die glitzernden Garnelen, für die<br />
Gay Games in Kroatien trainieren.<br />
Widerwillig startet er das Projekt,<br />
das ihn schon an den ersten<br />
Tagen mit allem konfrontiert,<br />
was er sich wohl genau so<br />
vorgestellt hat: Die Schwulen<br />
sind sexsüchtige Sportler, die<br />
eher auf ihre Figur als auf ihre<br />
spielerische Leistung achten, und<br />
die Lesben sind grobe Wesen, die<br />
einem Angst machen (und die<br />
Schwulen lästern sexistisch über<br />
diese Sportlerinnen. Und sagen<br />
auch noch, sie dürfen das ...).<br />
Nur Matthias’ Tochter ist hellauf<br />
begeistert von ihm in seiner<br />
neuen Rolle. Und dann geht es<br />
auch schon auf in Richtung Kroatien.<br />
Eine Busreise, auf der nicht<br />
nur ein tätowiertes A*schloch<br />
präsentiert wird ... Zudem ein Trip,<br />
der zusammenschweißt, der aber<br />
auch mit einem Todesfall endet.<br />
Der Film allerdings nicht, dessen<br />
Ende ist eine Hymne auf das<br />
Leben, ein Tanz zu Bonnie Tyler in<br />
einer Kirche. *rä<br />
www.salzgeber.de<br />
DVD<br />
Alles Gute,<br />
Flash Gordon!<br />
Zum 40. Geburtstag kommt der<br />
discoide Science-Fiction-Film „Flash<br />
Gordon“ nun in 4K Ultra HD neu auf den<br />
Markt.<br />
Der Film beginnt im Jahr 1980, der<br />
Footballspieler und Superhero Flash<br />
Gordon wird, in einem Flugzeug sitzend,<br />
Zeuge, wie die Sonne verschwindet. Und<br />
auch der Mond ist aus seiner Umlaufbahn<br />
gedrängt worden und droht auf die Erde<br />
zu fallen. Schuld daran ist der böse Kaiser<br />
Ming vom Planeten Mongo, der dort mit<br />
seiner Tochter Aura herrscht und Lust<br />
hatte, wieder einmal Trubel im Universum<br />
zu verursachen. Alle tausend Jahre will<br />
Ming, der an farbenprächtig inszenierte<br />
Mongolen- und Chinesenkaiser erinnert,<br />
an ihm aufgefallenen Planeten seine Kräfte<br />
ausprobieren, um dann zu entscheiden,<br />
wie er mit den Bewohnern dieser Welten<br />
umgeht.<br />
Die Erde ist in Gefahr, die Wissenschaft<br />
verzweifelt, jetzt muss der wasserstoffblonde<br />
Flash ran, denn der sieht nicht nur<br />
aus wie ein Pornostar, er kann es auch mit<br />
außerirdischen Supermächten aufnehmen.<br />
Zuerst bumst, Pardon, kracht er aber<br />
mit seinem Flugzeug bei zwei drolligen<br />
Wissenschaftlern in den Wintergarten. Der<br />
eine vermeintlich böse, der andere eher<br />
liebenswert queer (und wird vom scheinbar<br />
Bösen namens Hans Zarkov ermordet).<br />
Durch eine List nimmt Hans Flash und<br />
seine ständig aufgedrehte Begleiterin mit<br />
ins All, mit in den Kampf gegen das Böse.<br />
Bester Dialog im Kerker:<br />
„Du siehst großartig aus.“ „Das ist das<br />
Augen-Make-up.“ (schluchz)<br />
Der Film ist eine knallige Neuauflage<br />
der Science-Fiction-Serie aus den<br />
1930ern, voller heteronormativer und<br />
anderer Stereotypen, unglaublich trashiger<br />
Effekte, etwas Sexismus (Reiseleiterin<br />
Dale Arden ist immer auf die Hilfe starker<br />
Männer angewiesen und wird als Kätzchen<br />
bezeichnet ...), einer guten Portion<br />
Homoerotik, einer Prise Space Disco und<br />
mit dem weltbekannten Titellied von<br />
Queen. Ein großer und fast ungetrübter<br />
Spaß, auch wenn man mitunter nicht weiß,<br />
ob man lachen oder weinen soll. Filmstart<br />
in Deutschland war 1981, damals lobten der<br />
Spiegel und die FAZ den Film etwa für seine<br />
herzerfrischende Naivität. Dem schließen<br />
wir uns an.<br />
Zu den klasse Extras gehört unter anderem<br />
die neue Dokumentation „Lost in Space:<br />
Nic Roeg’s Flash Gordon“. *rä<br />
FOTO: STUDIOCANAL
DATES. FRIENDS. LOVE.<br />
Deine Reise beginnt hier. Teile deine Liebe auf dem spannendsten Netzwerk<br />
für Schwule, Bi-Männer und Transgender. Downloade die ROMEO-App in<br />
deinem App-Store, oder melde dich auf unserer Webseite an.<br />
app.planetromeo.com
KUNST
KUNST<br />
Pierre et Gilles<br />
„La pêche miraculeuse<br />
(Pierre et Filip)“, 2019,<br />
Œuvre unique, ©<br />
Courtesy Templon,<br />
Paris – Brussels<br />
Pierre et Gilles<br />
„Bonjour Pierre et Gilles“<br />
<strong>2020</strong>, © Courtesy<br />
Templon, Paris – Brussels<br />
AUSSTELLUNG<br />
PIERRE ET GILLES:<br />
„Motionless Wanderings“<br />
Seit 1976 arbeitet das Künstlerpaar<br />
zusammen und erschafft<br />
ikonische Kunst von legendären<br />
Zeitgenossen wie Karl Lagerfeld,<br />
Madonna, Naomi Campbell, Marc Almond,<br />
Nina Hagen, Jean Paul Gaultier, Kylie<br />
Minogue und auch Jeff Stryker.<br />
Im <strong>September</strong> öffnet eine Ausstellung<br />
mit neuen Werken der selbst zur Legende<br />
gewordenen Künstler: „Motionless<br />
Wanderings“. Ort des außergewöhnlichen<br />
queeren Happenings ist die Galerie Templon<br />
in Paris. Hier empfangen die Künstler<br />
am 10.9. ab 17:30 Uhr – und zeigen auch<br />
neue Kunst.<br />
Uns besonders angetan haben es die dort<br />
zu sehenden Bilder „Bonjour Pierre et<br />
Gilles“, „Le vendeur de tour Eiffel“ und „La<br />
pêche miraculeuse“.<br />
Fotograf Pierre und Maler Gilles entführen<br />
mit ihrer Kunst in eine auf den ersten<br />
Blick zauberhafte und märchenhafte<br />
Welt, die bei genauem Betrachten aber<br />
auch auf Themen wie Armut, Krieg,<br />
Altern, Hass und Leid aufmerksam<br />
macht.<br />
Ihr Bild „Bonjour Pierre et Gilles“ zum<br />
Beispiel zeigt das Paar als einfache<br />
Männer, entweder Gelbwesten auf<br />
dem Weg zur Demonstration oder<br />
auch Wohnungssuchende in einer Welt,<br />
die zwar noch in grüner Pracht und<br />
blumengesäumt die müden Herzen<br />
erfreut, aber auch von Plattenbauten<br />
und dunklen Sturmwolken bedroht wird<br />
...<br />
Das Bild ist eine Hommage an Gustave<br />
Courbets Gemälde „Bonjour Monsieur<br />
Courbet“ von 1854, entstanden ist<br />
„Bonjour Pierre et Gilles“ während des<br />
durch die Corona-Pandemie bedingten<br />
Lockdown, der in Frankreich das Leben<br />
fast zum Erliegen brachte. *rä<br />
10.9. – 24.10., Pierre et Gilles „Motionless<br />
Wanderings“, Galerie Templon Paris,<br />
30 rue Beaubourg, 75003 Paris, Di – Sa<br />
10 – 19 Uhr, Vernissage 10.9. 17:30 Uhr<br />
Pierre et Gilles „Le vendeur de tour Eiffel (Ibrahima Ramon Magassa)“,<br />
2019, Œuvre unique, © Courtesy Templon, Paris – Brussels
BUCH<br />
ROMAN<br />
Ein Mann der Kunst<br />
Über „den“ Kunstbetrieb<br />
wurden schon viele<br />
Bücher geschrieben. Selten war<br />
aber ein Buch so amüsant, wahr<br />
und unterhaltsam.<br />
FOTO: P. MATSAS/OPALE/LEEMAGE/IAIF<br />
Kristof Magnusson, geboren<br />
1976 in Hamburg, erst<br />
Kirchenmusiker, dann nach<br />
einem Studium in Leipzig Autor,<br />
erzählt in „Ein Mann der Kunst“<br />
von einem Künstler namens KD<br />
Pratz, der es sich nicht nehmen<br />
lässt, auf seine Burg über dem<br />
Rhein einzuladen, um die Gäste<br />
auseinanderzunehmen, mit dem<br />
Kunstgeschäft abzurechnen,<br />
sich aber auch zeitgleich als<br />
Größe in eben jener Szene zu<br />
inthronisieren. Denn obwohl er<br />
die Kunstwelt ablehnt und nichts<br />
mit ihr zu tun haben will, so lebt<br />
er doch sehr gut von ihr. Seine<br />
hoch gehandelten Gemälde<br />
ermöglichen ihm ja schließlich<br />
das Leben, das er führt, verleihen<br />
ihm die Größe, die er für sich<br />
beansprucht. Das Buch lässt uns<br />
teilhaben an äußerst witzigen<br />
und wortgewandten Dialogen<br />
zwischen dem Genie und dem<br />
Museums-Förderverein. Ein<br />
Buch, das auf hohem Niveau<br />
unterhält. Herrlich. *rä<br />
www.kunstmann.de<br />
KURZGESCHICHTEN<br />
BÖSE, BÖSE!<br />
Der eine liest gerne Lustiges, der andere Fürchterliches,<br />
wieder ein anderer Rabenschwarzes. Alfonso Pecorellis<br />
Buch „Zehn sehr böse Geschichten“ wird alle beglücken.<br />
Der Autor versteht es, Spannungsbögen aufzubauen, zu<br />
durchbrechen, zu überraschen und vor allem mit bösen<br />
Geschichten zu unterhalten. Es muss eben nicht immer<br />
„happy-go-lucky“ sein! Seine zehn Erzählungen über<br />
Liebe, Hass, Geld, Schuld, Sühne und Gier lassen sowohl<br />
das Teufelchen als auch das Engelchen auf deiner Schulter<br />
gespannt lesen und auch mal schmunzeln,<br />
etwa wenn aus einem hanseatischen Paar,<br />
das jahrzehntelang in Liebe vereint war, ein<br />
sich hassendes Duo wird ... Oder auch die<br />
Geschichte der reichen Erbin, die es nicht<br />
hinnimmt, erpresst zu werden.<br />
Drama kann unterhalten, Sarkasmus befreien<br />
und Boshaftigkeit in der Literatur das Herz<br />
vor Freude hüpfen lassen. Die Geschichten<br />
sind nichts für Kinder, das ist klar, Erwachsene<br />
werden aber ihre böse, nein, ihre helle<br />
Lesefreude daran haben. Ein tolles Geschenk<br />
auch für Leute, die es eigentlich nicht so mit<br />
dem Lesen haben.<br />
Alfonso Pecorellis Buch „Zehn sehr böse<br />
Geschichten“ ist im Riverfield Verlag<br />
erschienen. *rä<br />
FOTO: M. RÄDEL
lui plus Stuhl<br />
filigno Vitrine<br />
BEI DIESER MATERIALSTÄRKE<br />
KANN MAN NUR EINS SAGEN:<br />
FEIN GEMACHT!<br />
it´s a tree story.<br />
TEAM 7 München, www.team7-muenchen.de<br />
TEAM 7 Stuttgart, www.team7-stuttgart.de<br />
TEAM 7 Frankfurt, www.team7-frankfurt.de<br />
TEAM 7 Berlin, www.team7-berlin.de<br />
TEAM 7 Hamburg City, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Hamburg, www.team7-hamburg.de<br />
TEAM 7 Düsseldorf, www.team7-duesseldorf.de<br />
TEAM 7 Münster, www.team7-muenster.com
Wir sind das Deutsche Herzzentrum München, eine<br />
Klinik der Maximalversorgung mit internationalem Ruf.<br />
www.dhm.mhn.de/karriere<br />
Die Pflegedirektion sucht zum nächstmöglichen Zeitpunkt mehrere<br />
Gesundheits- und Krankenpfleger (m/w/x)<br />
Ihr Aufgabengebiet<br />
Auf den allgemeinen Pflegestationen 1.2 und 1.4 der Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie werden Patienten vor kardiochirurgischen<br />
Eingriffen sowie im Anschluss an die Intensivtherapie betreut.<br />
Neugierig? Dann machen Sie sich schon jetzt einen ersten Eindruck von Ihrem Arbeitsplatz und dem Team auf Youtube!<br />
Ihr Profil<br />
• Qualifikation als Gesundheits- und Krankenpfleger<br />
(m/w/x) oder ein entsprechender Abschluss in Kürze<br />
• Interesse am Aufgabengebiet Herzchirurgie<br />
• Freude an interdisziplinärer Zusammenarbeit<br />
Unser Angebot<br />
• Unbefristeter Arbeitsvertrag<br />
• Vergütung nach dem TV-L (inklusive dynamische<br />
Pflegezulage sowie Jahressonderzahlung)<br />
• Anerkennung bisheriger Berufserfahrung<br />
• Günstige und bezahlbare attraktive Wohnangebote<br />
• Hospitationstage bei Vorstellung<br />
• Individuelle Einarbeitung gewährleistet<br />
• Übernahme bestehender Verpflichtungen von Weiterbildungskosten<br />
möglich<br />
• Fortbildungsangebote (z. B. Fachweiterbildungen,<br />
Praxisanleitung)<br />
• Eigener Zugang CertifiedNursingEducation-Portal<br />
(Thieme)<br />
• Betriebliche Altersvorsorge/Betriebsrente<br />
• Jobticket für die öffentlichen Verkehrsmittel<br />
• Personalrestaurant<br />
• Kindertagesstätte am Klinikgelände<br />
• Umfangreiches Sportangebot mit über 600<br />
Einzelveranstal tungen, Wassersportplatz am Starnberger<br />
See, Gesundheitstage, Wirbelsäulengymnastik<br />
Ihre Ansprechpartner<br />
Herr Löser, Pflegedirektor,<br />
Telefon-Nr. (089) 1218-1001<br />
Herr Schmid, Leitung Personalgewinnung,<br />
Telefon-Nr. (089) 1218-1734<br />
Ihre Bewerbung<br />
Ihre Bewerbung senden Sie bitte unter Angabe<br />
der Kennziffer HG-1.2/1.4 an:<br />
Deutsches Herzzentrum München<br />
Personalverwaltung<br />
Lazarettstraße 36<br />
80636 München<br />
bewerbung@dhm.mhn.de