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GESUNDHEIT<br />
INTERVIEW<br />
OLIVER SECHTING:<br />
Zwänge im Alltag<br />
Ein Bilderbuch über Ängste und<br />
Zwänge und ihre Überwindung.<br />
Ein wichtiges Buch, denn manche<br />
Zwänge begleiten einen Menschen<br />
von Kindesbeinen an. Wir telefonierten<br />
mit dem Autor.<br />
Warum hast du dieses Buch<br />
geschrieben?<br />
Das Thema beschäftigt mich seit meiner<br />
Kindheit, es taucht ja auch in meiner<br />
Autobiografie und in einem Film von mir<br />
auf. In Deutschland gab es noch kein<br />
Kinderbuch über das Thema, die Idee,<br />
ein Buch darüber zu schreiben, kam mir<br />
letztes Jahr. Da habe ich mich dann mit<br />
meiner Schwägerin zusammengesetzt,<br />
die Illustratorin ist, und gefragt, ob sie sich<br />
vorstellen könne, bei so etwas mitzuarbeiten.<br />
Sie war gleich Feuer und Flamme, und<br />
so ging es los.<br />
Wer genau ist deine Zielgruppe: die<br />
Eltern oder interessierte Kinder?<br />
Die Kinder. Aber das Buch ist ab sechs<br />
Jahren, ein Alter, da wird Kindern ja auch<br />
oft noch vorgelesen. Es ist also auch für<br />
Erwachsene. Viele wissen über dieses<br />
Thema nicht so viel, es ist noch nicht so<br />
in der Gesellschaft angekommen wie zum<br />
Beispiel das Thema Depressionen. Es gibt<br />
Hintergrundinformationen, es kann auch<br />
helfen, Zwangsstörungen zu entdecken.<br />
Man muss nicht gleich in Panik verfallen,<br />
PSYCHOLOGIE<br />
„Echt? Du wirkst gar nicht schwul!“<br />
Hand aufs Herz: Viele von uns sind<br />
(leider) immer noch erleichtert,<br />
wenn sie hören, dass man ja nie darauf<br />
gekommen wäre, dass sie schwul sind.<br />
Heteronormative Stereotypen beherrschen<br />
eben auch noch unsere Köpfe. Wir<br />
wollen immer noch möglichst „normal“<br />
und nicht „schrill“ sein. Um es eigentlich<br />
wem recht zu machen?<br />
Den Mitmenschen, die uns nicht in der<br />
Öffentlichkeit küssen sehen wollen,<br />
den Menschen, die unsere natürliche<br />
Veranlagung als unnatürlich empfinden,<br />
den Wesen, die aus dem Zusammenhang<br />
gerissene Zitate religiöser Schriften wie<br />
Gewehrkugeln aufs Selbstwertgefühl<br />
feuern. Und auch innerhalb der Community<br />
geizt man nicht mit allen Arten<br />
von Shaming. „Ich bin ja nicht so tuntig<br />
wie der, oder?“, „Oje, muss der hier so<br />
rumkreischen?“, „Wer von euch beiden ist<br />
denn die Frau?“ und „Scheiße, da kommt<br />
xy, der ist mir echt zu peinlich tagsüber“<br />
...<br />
Natürlich kann man die Stimme eines<br />
Gesprächspartners als zu laut empfinden,<br />
das Parfüm zu aufdringlich, die<br />
Klamotten abscheulich. ABER der Grund,<br />
dass andere einen mit dem/der sehen,<br />
darf nicht der Grund für Ablehnung sein.<br />
Jeder ist schön und perfekt, so wie er/sie<br />
eben ist.<br />
Julius Thesing nimmt sich in seinem<br />
Buch „You don’t look gay – eine<br />
Auseinandersetzung mit homophober<br />
Diskriminierung“ solcher Situationen