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FILM<br />
DVD/VOD<br />
„Die glitzernden Garnelen“<br />
Der in Frankreich entstandene Kinofilm von Cédric Le Gallo und<br />
Maxime Govare ist eine tragische, lustige, nachdenkliche und<br />
auch einfach mal abstrus komische, mit allen Klischees, die es so<br />
gibt, spielende und aufräumende Produktion, die das Herz wärmt<br />
und auch die Lachmuskeln strapaziert.<br />
FOTOS: SALZGEBER<br />
Erzählt wird die Geschichte<br />
von Vize-Schwimmweltmeister<br />
Matthias Le Goff, einem<br />
Schwimmsportler, der von einem<br />
schwulen Reporter in einem Live-<br />
Interview in die Ecke gedrängt<br />
und beleidigt wird – und sich<br />
homophob wehrt. Vor laufender<br />
Kamera. Der Aufschrei ist groß<br />
und seine Karriere ist erst mal<br />
beendet – außer er nutzt die<br />
Chance, um sich vom Vorwurf der<br />
Homophobie reinzuwaschen: Er<br />
soll ein schwules Wasserballteam,<br />
die glitzernden Garnelen, für die<br />
Gay Games in Kroatien trainieren.<br />
Widerwillig startet er das Projekt,<br />
das ihn schon an den ersten<br />
Tagen mit allem konfrontiert,<br />
was er sich wohl genau so<br />
vorgestellt hat: Die Schwulen<br />
sind sexsüchtige Sportler, die<br />
eher auf ihre Figur als auf ihre<br />
spielerische Leistung achten, und<br />
die Lesben sind grobe Wesen, die<br />
einem Angst machen (und die<br />
Schwulen lästern sexistisch über<br />
diese Sportlerinnen. Und sagen<br />
auch noch, sie dürfen das ...).<br />
Nur Matthias’ Tochter ist hellauf<br />
begeistert von ihm in seiner<br />
neuen Rolle. Und dann geht es<br />
auch schon auf in Richtung Kroatien.<br />
Eine Busreise, auf der nicht<br />
nur ein tätowiertes A*schloch<br />
präsentiert wird ... Zudem ein Trip,<br />
der zusammenschweißt, der aber<br />
auch mit einem Todesfall endet.<br />
Der Film allerdings nicht, dessen<br />
Ende ist eine Hymne auf das<br />
Leben, ein Tanz zu Bonnie Tyler in<br />
einer Kirche. *rä<br />
www.salzgeber.de<br />
DVD<br />
Alles Gute,<br />
Flash Gordon!<br />
Zum 40. Geburtstag kommt der<br />
discoide Science-Fiction-Film „Flash<br />
Gordon“ nun in 4K Ultra HD neu auf den<br />
Markt.<br />
Der Film beginnt im Jahr 1980, der<br />
Footballspieler und Superhero Flash<br />
Gordon wird, in einem Flugzeug sitzend,<br />
Zeuge, wie die Sonne verschwindet. Und<br />
auch der Mond ist aus seiner Umlaufbahn<br />
gedrängt worden und droht auf die Erde<br />
zu fallen. Schuld daran ist der böse Kaiser<br />
Ming vom Planeten Mongo, der dort mit<br />
seiner Tochter Aura herrscht und Lust<br />
hatte, wieder einmal Trubel im Universum<br />
zu verursachen. Alle tausend Jahre will<br />
Ming, der an farbenprächtig inszenierte<br />
Mongolen- und Chinesenkaiser erinnert,<br />
an ihm aufgefallenen Planeten seine Kräfte<br />
ausprobieren, um dann zu entscheiden,<br />
wie er mit den Bewohnern dieser Welten<br />
umgeht.<br />
Die Erde ist in Gefahr, die Wissenschaft<br />
verzweifelt, jetzt muss der wasserstoffblonde<br />
Flash ran, denn der sieht nicht nur<br />
aus wie ein Pornostar, er kann es auch mit<br />
außerirdischen Supermächten aufnehmen.<br />
Zuerst bumst, Pardon, kracht er aber<br />
mit seinem Flugzeug bei zwei drolligen<br />
Wissenschaftlern in den Wintergarten. Der<br />
eine vermeintlich böse, der andere eher<br />
liebenswert queer (und wird vom scheinbar<br />
Bösen namens Hans Zarkov ermordet).<br />
Durch eine List nimmt Hans Flash und<br />
seine ständig aufgedrehte Begleiterin mit<br />
ins All, mit in den Kampf gegen das Böse.<br />
Bester Dialog im Kerker:<br />
„Du siehst großartig aus.“ „Das ist das<br />
Augen-Make-up.“ (schluchz)<br />
Der Film ist eine knallige Neuauflage<br />
der Science-Fiction-Serie aus den<br />
1930ern, voller heteronormativer und<br />
anderer Stereotypen, unglaublich trashiger<br />
Effekte, etwas Sexismus (Reiseleiterin<br />
Dale Arden ist immer auf die Hilfe starker<br />
Männer angewiesen und wird als Kätzchen<br />
bezeichnet ...), einer guten Portion<br />
Homoerotik, einer Prise Space Disco und<br />
mit dem weltbekannten Titellied von<br />
Queen. Ein großer und fast ungetrübter<br />
Spaß, auch wenn man mitunter nicht weiß,<br />
ob man lachen oder weinen soll. Filmstart<br />
in Deutschland war 1981, damals lobten der<br />
Spiegel und die FAZ den Film etwa für seine<br />
herzerfrischende Naivität. Dem schließen<br />
wir uns an.<br />
Zu den klasse Extras gehört unter anderem<br />
die neue Dokumentation „Lost in Space:<br />
Nic Roeg’s Flash Gordon“. *rä<br />
FOTO: STUDIOCANAL