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AUGUST <strong>2020</strong> 15<br />
Die Identifikationsfigur<br />
Im Porträt Erik Huwe ist Mannschaftskapitän des 1. FC Frankfurt und geht in seine neunte Männer-Saison<br />
bei den Oderstädtern. Für den 26-Jährigen muss Hobby-Fußball vor allem Spaß machen.<br />
Erik Huwe gilt als cooler Typ.<br />
Der ranke und schlanke<br />
Schwarzhaarige mit dem<br />
Dreitagebart hat Spaß am Fußball,<br />
übernimmt als langjähriger<br />
Kapitän auch Verantwortung<br />
beim Brandenburgligisten 1. FC<br />
Frankfurt. Er kann sich diebisch<br />
freuen über unerwartete Siege<br />
auf dem Fußballplatz – aber<br />
auch, wenn er seinen Kumpels<br />
und Freunden beim Skat- und<br />
Uno-Spiel oder beim Mixdorfer<br />
Hobby-Tennis eins auswischen<br />
kann. Oder als er seinen mitspielenden<br />
Vordermann Paul Karaszewski<br />
mit einem Strampler<br />
mit der Nummer 17 überraschte.<br />
Vize-Kapitän „Kara“, der mit der<br />
Rückennummer 17 auf der Sechser-Position<br />
hinten mit abräumen<br />
hilft und nach vorn die Bälle<br />
verteilt, war Anfang Juni Vater<br />
eines Ole geworden … „Fußball<br />
ist Hobby und muss Spaß machen“,<br />
sagt Huwe. „Egal, ob in<br />
der Oberliga oder in der Kreisklasse.“<br />
Lob vom Trainer<br />
Trainer Jan Mutschler weiß, was<br />
er an seinem Mannschaftsführer<br />
hat. „Erik ist die Identifikationsfigur<br />
des Vereins und kaum zu<br />
ersetzen. Er ist bescheiden, familiär,<br />
ein toller Typ.“ Das finden<br />
mittlerweile auch seine neuen<br />
Berufskollegen. Nach dem Abitur<br />
an der Sportschule und einer<br />
dreijährigen Marketing-Ausbildung<br />
mit anschließender Tätigkeit<br />
bei der Märkischen Oderzeitung<br />
hat der Noch-26-Jährige<br />
seit einem Jahr als Account-Manager<br />
einen guten Job bei der<br />
Betriebskrankenkasse BKK VBU<br />
am Frankfurter Brunnenplatz gefunden.<br />
Während der Corona-<br />
Hochzeit musste er seine Außendienste<br />
einschränken, aber:<br />
„Die Zwangspause auch wegen<br />
des fehlenden Fußballtrainings<br />
hat mich nicht so stark betroffen.<br />
Ehrlich, ich übe nicht gern<br />
allein, bin ein lauffauler Bewegungsmuffel,<br />
renne ungern lange<br />
Strecken“, gibt Huwe unumwunden<br />
zu. „Da hatte ich eben mehr<br />
Zeit auch für meine langjährige<br />
Freundin Elisa, eine Frankfurter<br />
Handballerin. Da gingen wir öfter<br />
chic essen oder spazieren am<br />
Müllroser See.“<br />
173 Spiele seit 2012<br />
Der waschechte Oderstädter hat<br />
als Knirps seit 1998 alle Nachwuchsstationen<br />
beim Vorläufer<br />
FFC Viktoria durchlaufen, ist<br />
dem Club bis heute treu geblieben.<br />
„Das ist mein Verein“, sagt<br />
er. 2012 bestritt er als 18-Jähriger<br />
sein erstes Männerspiel in der<br />
„Ersten“. 173 sind es mittlerweile<br />
Erik Huwe gilt als stellungssicherer und kopfballstarker Innenverteidiger.<br />
Der<br />
gebürtige<br />
Frankfurter<br />
ist seit 1998<br />
beim FCF.<br />
Foto: Michael Benk<br />
in acht Serien in Folge geworden.<br />
200 Einsätze könnte der stabile<br />
Innenverteidiger in dieser Saison<br />
schaffen und damit in den<br />
„Ewigen-Kreis“ aufsteigen. Den<br />
führen Stefan Reich, Sven Theis,<br />
Fred Garling und Sascha Geister<br />
mit jeweils über 300 Spielen an.<br />
Nur Tobias Fiebig (235 Partien)<br />
und Artur Aniol (194) aus dem<br />
jetzigen Kader rangieren noch<br />
vor ihm.<br />
Höhepunkt war der Oberliga-<br />
Aufstieg 2015. An eine schwarze<br />
Minute kann er sich nur ungern<br />
erinnern. „Seelows Spielertrainer<br />
Sebastian Jankowski brachte einen<br />
Freistoß rein und ich machte<br />
ein geiles Kopfballtor – allerdings<br />
ein Selbsttor.“ Er hätte sich einbuddeln<br />
wollen. Aber zweimal<br />
schütteln, aufstehen, weiter<br />
geht‘s! Auf allen Positionen<br />
wurde der stellungssichere und<br />
kopfballstarke junge Mann schon<br />
eingesetzt, nur im Tor (noch)<br />
nicht. „Ich würde ja wie andere<br />
auch lieber im Offensivbereich<br />
spielen, Tore machen, aber die<br />
Trainer lassen mich nicht, sehen<br />
meine Stärken eher in der Defensive“,<br />
urteilt Huwe. Und er fügt<br />
sich – seit Jahren. Einen schelmischen<br />
Seitenhieb kann er sich<br />
nicht verkneifen. „Früher spielte<br />
ich ja auch mit einem technisch<br />
starken Jan Mutschler zusammen<br />
und musste trotzdem hinten<br />
seine Fehler im Mittelfeld ausbügeln“,<br />
grient er.<br />
Die Stimmung in der Mannschaft,<br />
die sich ja zur abgebrochenen<br />
Spielzeit im März nicht<br />
groß verändert habe, sei entspannt<br />
und gut, schätzt der Kapitän<br />
ein. „Trotz einiger Abgänge<br />
wegen des Studiums oder des<br />
Jobs rückt ja immer wieder guter,<br />
eigener Nachwuchs nach“,<br />
weiß er. Einen motivierenden<br />
Schreihals auf dem Platz habe<br />
man leider nicht. „Lautsprecher<br />
wie einst ‚Siggi‘ Reich oder Fred<br />
Garling sind rar geworden, dennoch<br />
kommunizieren wir während<br />
des Spiels untereinander.“<br />
Nur eben nicht hörbar bis auf die<br />
Tribüne. „Über Aktionen auf dem<br />
Rasen muss man Mitspieler motivieren.“<br />
Oft sei er beispielsweise<br />
mit seinem Nebenmann Sebastian<br />
Lawrenz nicht einer Meinung.<br />
„Aber nach dem Training<br />
oder dem Spiel klatschen wir ab<br />
– und alles ist wieder gut“, sagt<br />
Erik Huwe. HANS EBERHARD