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ANPFIFF<br />
„Zuschauer sind erlaubt“<br />
Im Gespräch Sieghard Richter, Präsident des FSV Union Fürstenwalde, berichtet über das Hygiene-Konzept,<br />
das Fans bei den Heimspielen in der Regionalliga Nordost ermöglicht. Zudem erklärt er seine weiteren Ziele.<br />
Seit fast genau neun Monaten<br />
ist er nun im Amt. Sieghard<br />
Richter, der die Nachfolge<br />
von Hans-Ulrich Hengst<br />
antrat, hat sich inzwischen eingearbeitet,<br />
viel Zeit und Herzblut<br />
investiert, und er versucht,<br />
mit seinen Vorstandskollegen<br />
den Verein auch in Corona-Zeiten<br />
gut über die Runden zu bringen.<br />
ROLAND HANKE sprach mit<br />
dem Ruheständler im Unruhe-<br />
Stand aus Fürstenwalde über die<br />
aktuelle Lage und seine Ziele.<br />
Herr Richter, die neue Saison<br />
ist gestartet. Das erste Heimspiel<br />
in der Regionalliga Nordost<br />
steht am 26. August gegen<br />
Carl-Zeiss Jena an. Dürfen da<br />
und bei den übrigen Heimspielen<br />
Zuschauer in die Bonava-Arena?<br />
Ja, wir haben ein Hygiene-Konzept<br />
erstellt, dem das Gesundheitsamt<br />
des Landkreises Oder-<br />
Spree in Beeskow zugestimmt<br />
hat. Demnach dürfen insgesamt<br />
bis zu 1000 Leute im Stadion sein<br />
– inklusive aller Spieler, Trainer,<br />
Betreuer, Ordner, Kassierer,<br />
Versorger, Medienvertreter und<br />
Funktionäre.<br />
Worauf müssen die Zuschauer<br />
achten?<br />
Im gesamten Friesenstadion<br />
herrscht Maskenpflicht, der sogenannte<br />
Mund-Nasen-Schutz<br />
muss bereits beim Betreten der<br />
Anlage getragen werden – auch<br />
beim Einlass und auf dem Weg<br />
zum Sitz- oder Stehplatz. Dort<br />
kann die Maske abgenommen<br />
werden, muss aber wieder aufgesetzt<br />
werden, wenn man sich etwas<br />
zu Essen oder Trinken holt,<br />
Präsident Sieghard Richter vor der überdachten Haupttribüne in der Bonava-Arena.<br />
generell sich wieder in der Anlage<br />
bewegt. Der Mindestabstand<br />
von 1,50 Meter ist unbedingt einzuhalten.<br />
Die verfügbaren Zuschauerplätze<br />
sind markiert. Zudem<br />
sollten die Besucher beim<br />
Einlass etwas mehr Zeit einplanen,<br />
denn da müssen die Kontaktdaten<br />
angegeben werden.<br />
Ganz schön kompliziert. Glauben<br />
Sie, dass trotzdem viele Zuschauer<br />
kommen?<br />
Das hoffe ich doch. Schließlich<br />
spielt unsere Mannschaft in der<br />
vierten Liga und in der Bonava-<br />
Arena gegen attraktive Kontrahenten.<br />
Das Team ist trotz der<br />
vielen Ab- und Zugänge auf einem<br />
guten Weg, eine starke Einheit<br />
zu werden. Das ist natürlich<br />
vor allem der hervorragenden Arbeit<br />
unseres Trainer- und Betreuerstabs<br />
um Matthias Maucksch<br />
und Nico Hinz zu verdanken.<br />
Es sind bereits erste Früchte zu<br />
sehen, aber es gibt auch noch<br />
viel zu tun.<br />
Immer 90 Minuten volle Power<br />
Foto: Roland Hanke<br />
Letzteres trifft auch auf das<br />
Umfeld zu. Der Verein hat die<br />
Lizenz für die Saison vom Nordostdeutschen<br />
Fußball-Verband<br />
nur unter Auflagen bekommen.<br />
Welche sind das?<br />
Das Wichtigste ist das Flutlicht,<br />
das bis zum 31. Dezember fertig<br />
sein muss. Wenn nicht, wird<br />
uns die Zulassung für die Regionalliga<br />
entzogen. Bis zur Fertigstellung<br />
müssen wir eine vertragliche<br />
Zusicherung für ein<br />
Regionalliga-taugliches Ausweichstadion<br />
vorlegen – wegen<br />
der zu erwartenden Abendspiele.<br />
Bisher stehen nur die Fundamente.<br />
Wir haben jetzt mit einer<br />
Firma einen Vertrag zur Errichtung<br />
der Masten geschlossen<br />
und hoffen, dass wir termingerecht<br />
fertig werden. Unterstützung<br />
haben wir auch von der<br />
Stadt Fürstenwalde bekommen<br />
im Rahmen eines rückzahlbaren<br />
Zuschusses, wofür ich mich<br />
bedanken möchte, auch bei den<br />
Abgeordneten. Das gilt ebenfalls<br />
für die Sponsoren, die uns<br />
trotz der Corona-Krise weiter die<br />
Stange halten.<br />
Ingo Wunderlich Der Kapitän ist der dienstälteste Spieler beim Viertligisten von der Spree.<br />
Sie sind jetzt neun Monate im<br />
Amt. Wie fällt ihre Bilanz nach<br />
einem dreiviertel Jahr aus?<br />
Es ist viel Arbeit, aber es macht<br />
mir auch großen Spaß, einen Verein<br />
mit mehr als 350 Mitgliedern<br />
zu führen. Ich habe früher selbst<br />
in Fürstenwalde Fußball gespielt<br />
und brenne für diesen Sport.<br />
Deshalb habe ich die schwere<br />
Aufgabe auch übernommen.<br />
Welche Ziele haben Sie?<br />
Durch die Corona-Pandemie ist<br />
einiges unterbrochen worden.<br />
Wir hoffen, dass keine zweite<br />
Welle kommt und wir den Neustart<br />
erfolgreich meistern. Wir<br />
werden weiter daran arbeiten,<br />
die Struktur im Vorstand und im<br />
Verein zu verbessern. Auch im<br />
und um das Stadion herum gibt<br />
es noch viel zu tun. So wollen<br />
wir gemeinsam mit der Stadt die<br />
Parkplatzsituation verbessern,<br />
ein Wildzaun ist zu errichten<br />
und das Sozialgebäude mit seinen<br />
Einrichtungen in Ordnung<br />
zu bringen. Im Herbst soll wieder<br />
ein Wirtschaftsrat im Verein<br />
installiert werden. Zudem<br />
wollen wir die Anzahl der Zuschauer<br />
und Fans erhöhen sowie<br />
die Nähe zu ihnen verbessern.<br />
Ein erster Schritt dazu ist<br />
unser Kummerkasten direkt am<br />
Eingang des Gebäudes, wo jeder<br />
kritische Hinweise geben<br />
kann. Und ein großer Traum ist<br />
die Errichtung eines Kunstrasenplatzes.<br />
Der wäre vor allem<br />
für unsere große Nachwuchsabteilung<br />
enorm wichtig, die für<br />
240 Kinder- und Jugendliche<br />
neben dem Hobby-Fußball auch<br />
immer mehr leistungssportliche<br />
Orientierung bietet.<br />
Fußball ist seine Leidenschaft,<br />
auch im Alter von 34 Jahren. Damit<br />
ist er nicht nur der älteste,<br />
sondern auch der dienstälteste<br />
Spieler in der aktuellen Regionalliga-Mannschaft<br />
der Fürstenwalder.<br />
Die Rede ist von Ingo<br />
Wunderlich. Er absolviert seine<br />
fünfte Saison in Folge beim FSV<br />
Union, die zweite dabei als Kapitän.<br />
Inzwischen hat der Berliner<br />
107 Punktspiele für die Domstädter<br />
bestritten – ebenfalls die<br />
meisten im Team.<br />
Sein Markenzeichen ist, wenn<br />
er auf dem Platz steht, von der<br />
ersten bis zur letzten Minute<br />
volle Power zu gehen. „Davon<br />
lebt mein Spiel, denn ich kann<br />
gar nicht anders, das habe ich<br />
mir schon zu Beginn meiner<br />
Fußballzeit im Alter von sechs<br />
Jahren angeeignet und immer<br />
weiter gepflegt“, sagt Wunderlich,<br />
der mit seiner Lebensgefährtin<br />
Katrin sowie den Töchtern<br />
Luisa (12) und Alina (18)<br />
in Köpenick in der Nähe des<br />
S-Bahnhofs und der Alten Försterei<br />
wohnt.<br />
Anfang beim 1. FC Union<br />
In Letzterer hatte er auch seine<br />
sportliche Karriere begonnen,<br />
durchlief dort die Nachwuchsstationen<br />
und spielte bei den<br />
Männern des 1. FC Union Berlin,<br />
ehe er in der Winterpause 20<strong>08</strong><br />
zur TSG Neustrelitz wechselte<br />
Ingo Wunderlich, Kapitän des<br />
FSV Union Foto: Roland Hanke<br />
und dort siebeneinhalb Jahre<br />
blieb. Nach einer halben Saison<br />
beim Berliner AK kam dann im<br />
Januar 2016 der Schritt zum FSV<br />
Union. Unter Trainer Matthias<br />
Maucksch, der große Stücke auf<br />
Wunderlich hält, gelang in jener<br />
Saison gleich der Aufstieg in die<br />
Regionalliga Nordost.<br />
„Ich fühle ich mich wohl in<br />
Fürstenwalde. Nicht nur sportlich<br />
hat sich der Verein in den<br />
vergangenen Jahren Schritt für<br />
Schritt nach oben entwickelt,<br />
auch im Umfeld und im Stadion“,<br />
sagt der rechte Verteidiger,<br />
der jeden Zweikampf gewinnen<br />
will und es liebt, über den<br />
Flügel nach vorn zu stürmen und<br />
Flanken zu schlagen, „die dann<br />
hoffentlich erfolgreich verwertet<br />
werden. An Toren beteiligt zu<br />
sein ist immer schön.“ Er will als<br />
Kapitän mit Einsatz vorangehen<br />
und Vorbild sein.<br />
Zum Glück ist er von großen<br />
Verletzungen verschont geblieben.<br />
„Doch der Körper meldet<br />
sich in meinem Alter schon ab<br />
und zu. Deshalb schaue ich von<br />
Jahr zu Jahr“, erklärt Wunderlich,<br />
der täglich mit dem Zug<br />
nach Fürstenwalde fährt und mit<br />
Fußweg rund eine Stunde unterwegs<br />
ist. „Es ist entspannt in der<br />
Bahn, da komme ich auch mal<br />
zum Lesen.“ Neben dem eigenen<br />
Agieren auf dem Platz schaut<br />
der gelernte Versicherungskaufmann<br />
„allen Fußball im Fernsehen,<br />
wenn die Zeit es erlaubt“.<br />
Ansonsten liebt er es, seine freie<br />
Zeit mit der Familie im eigenen<br />
Kleingarten zu verbringen. „Da<br />
gibt es genug zu tun.“ RH