14.09.2020 Aufrufe

Hänicher Bote | September-Ausgabe 2020

Hänicher Bote | September-Ausgabe 2020 mit den gewerblichen Sonderthemen "Steuern & Recht" sowie "Fahrzeugwelt"

Hänicher Bote | September-Ausgabe 2020
mit den gewerblichen Sonderthemen "Steuern & Recht" sowie "Fahrzeugwelt"

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

18 HEIMATGESCHICHTE

Hänicher Bote

Bote

16. September 2020

Gardinen &

Dekorationen

Wand & Boden

Unser Gardinenreinigungsservice

Wir reinigen Gardinen, Stores, Übergardinen

und Vorhänge in allen möglichen Größen.

Unser Gardinen-Service beinhaltet das

Abnehmen der Ware, die Vorbehandlung

bei schwer verschmutzten Stoffen, die Reinigung,

das Trocknen und Glätten sowie das Aufhängen.

Sie müssen sich um nichts weiter kümmern.

Wellauner Str. 5 • 04838 GLAUCHA

www.raumdesign-jentzsch.de•Tel.: 034243 24960

(Gräfenhainichen/HäBo/db). Wissen

Sie, was eine Putzmacherin ist?

Nein, keine Frau, die mit Schürze und

Wischmopp den Schmutz entfernt...

Der bis dahin gebräuchliche Name

„Putzmacherin“ wurde Mitte des 20.

Jahrhunderts durch die moderne Bezeichnung

Modist/in

abgelöst. Damit wollten

sich die deutschen

Innungen zumindest

begrifflich der französischen

Konkurrenz

angleichen.

Ein Modist oder eine

Modistin fertigt heutzutage

Kopfbedeckungen

für Damen

und ist insofern das

Pendant zum Hutmacher

(Herstellung

von Herrenhüten,

was den schwierigen

Arbeitsgang der Formung

einschließt).

Die Produktpalette eines Modisten

Ateliers umfasst beispielsweise Filzhüte

für den Winter, Strohhüte für

den Sommer, Haargestecke für verschiedene

Anlässe (Hochzeit, Trauer,

Feierlichkeiten), Stoffhüte und

-kappen sowie Pelzmützen.

Die Bezeichnung Putzmacher/in

kommt von

Kopfputz, sich herausputzen.

Schleier, Garnitur

Materialien, Blumen,

Federn, das, was

auf den Hut kommt,

sind Putz und Tand.

Wer heute von Putz

spricht, denkt dabei meist

an glattgestrichene Mauern

und nicht an Federhüte.

Die Wendung „sich herausputzen“

ist dagegen sehr verbreitet,

wenn man betonen will, dass sich

jemand außergewöhnlich gut oder

auch übertrieben schick gekleidet hat.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts

war die Putzmacherin für die jeweils

modische Ausstattung der Kleidung,

die sich immer mal wieder notwen-

Lassen Sie sich beraten!

ÖZ: Mo – Fr: 9 – 18 Uhr

Sa: 9 – 12 Uhr

MARMOR HUNKE GMBH

NATUR- UND KUNSTSTEINERZEUGNISSE

Geschäftsführer Gerhard Schmitt

Rosa-Luxemburg-Str. 65 • 06773 Gräfenhainichen

Tel.: 034953 / 2 12 62 • Fax: 3 35 05

• Sohl- und Fensterbänke

• Mauer- und Pfeilerabdeckungen

• Tritt- und Setzstufen

• Küchenarbeitsplatten

• Steinpflegemittel

Historische Bauschlosserei und Schmiedewerkstatt

August Reinhard stellt alte Berufe vor – Teil 14: Putzmacher/in, Modist/in

Marie Antoinette mit „Pouf“

Rose Bertin 1870

dig machte, zuständig, da wegen der

langwierigen und teuren Herstellung

Aktualisierungen nur in Details, speziell

dem Aufputz, infrage kamen. So

waren weniger die Schneider als vielmehr

die Putzmacher, die zur Zunft

der Modehändler gehörten, für modische

Veränderungen

zuständig. Der

Beruf wurde fast ausschließlich

von Frauen

ausgeübt, obwohl

es auch berühmte

männliche Modisten

gab.

Eine bekannte Modistin

war Rose

Bertin (1747–1813),

deren wichtigste

Kundin die französische

Königin

Marie Antoinette

(1755–1793) war. Im

Jahr 1774 setzten sich

unter den eleganten Pariser Damen

ihre „Poufs“ durch, spektakuläre

Aufbauten auf den Haaren mit Blumen,

Früchten, Federn usw., die häufig

ein bestimmtes Thema zum Inhalt

hatten.

Einen Eindruck von den Nähbestellungen,

der Beschaffenheit

der Kleidung

und der Arbeitsweise

einer Putzmacherin,

erhält man durch

die Korrespondenz

Richard Wagners

(1813–1883) mit seiner

Putzmacherin Bertha

Goldwag.

Die Briefe, in denen Wagner

bei seiner Putzmacherin

in Wien Unmengen Stoffe,

Bänder, Kunstblumen

bestellte und Kleidung, Decken, Kissen,

Gardinen in Auftrag gab, dienten

seinen Feinden letztlich dazu, ihn

öffentlich zu verleumden: Wagner

war ungeheuer putzsüchtig, wusste

ziemlich gut Bescheid über Materialien

und nähtechnisches Vorgehen

und konnte nicht genug bekommen

In der Historischen Bauschlosserei und Schmiedewerkstatt Gräfenhainichen ausgestellte

Originalmuster eines Putzmachers Fotos: (HäBo) Bebber/Verein

von himmelblauen Seidensteppdecken,

Rosengirlanden und berüschten

Morgenröcken. Diese „Anomalie“

veranlasste Journalisten, Wagners

Putzsucht als Indiz für Bisexualität

herzunehmen und das entsprechend

auszuschlachten.

Aus all den Briefen wird klar: Eine

Putzmacherin damals war nicht nur

eine Hutmacherin. Sie nähte jede Art

von „informellen“ Kleidungsstücken.

Wagner bestellte bei Bertha seidene

Hemden, hochschließende Jacken,

wattierte wärmende Beinkleider,

Samtbarette, Schlafröcke, Schnupftücher,

ja sogar Atlasstiefel in allen

erdenklichen Farbnuancen.

Als duale Ausbildung wurde der Beruf

1938 erstmals staatlich geregelt.

In dieser Zeit entstanden die Ausbildungsberufe

der Hutgarniererin, des

Hut- und Mützenmachers (1939) sowie

des Putzmachers. Diese drei Berufe

wurden 1959 im gemeinsamen

Ausbildungsberuf des Putzmachers

vereint und 1969 als Ausbildung zum

Modisten aktualisiert. Die verschiedenen

Handwerksgruppen sind in

Innungen organisiert. Früher nannte

man solche gewerblichen Zusammenschlüsse

Gilden oder Zünfte. Die Innungen

stellen den Prüfungskatalog

und sie verleihen den Handwerkern

ihre Titel.

Die Arbeit von Hutmachern und Modistinnen

ist noch Handwerk im eigentlichen

Sinne. Auch wenn sich im

Augenblick die Menschen im Alltag

nicht mehr so herausputzen, aber für

Theater, Filme und Hochzeiten wird

ihr Geschick immer gefragt sein und

wer noch heute ausgefallene Kreationen

an Frauenhüte sehen möchte, geht

zum Pferderennen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!