Thema Feuer: Heisse Variationen - Credit Suisse eMagazine ...
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CREDIT SUISSE<br />
Bulletin_4.05<br />
46<br />
Text: Christine Schmid, <strong>Credit</strong> <strong>Suisse</strong> Research<br />
Der Erfolg gibt Hedge Funds immer wieder Recht<br />
Seit ihrer Einführung Mitte des vergangenen Jahrhunderts sind Hedge Funds immer wieder ins Kreuzfeuer<br />
der Kritik geraten. Trotzdem hat in den vergangenen Jahren kein anderes Investmentvehikel derart<br />
stark zugelegt wie sie. Heute bewirtschaften weltweit rund 8000 Hedge Funds über eine Billion US-Dollar.<br />
Christine Schmid<br />
christine.schmid@credit-suisse.com<br />
«Die Geschichte der Hedge Funds ist eng<br />
verbunden mit Marktkorrekturen.»<br />
Den ersten Hedge Fund im heutigen Sinne<br />
begründete 1949 Alfred Winslow Jones<br />
(1901–1989), ein Finanzjournalist des «Fortune»-Magazins<br />
in New York. Zwei Elemente<br />
seiner Invest ment-Personengesellschaft waren<br />
neu: Leerverkäufe (Short Selling) und Fremdkapitalaufnahme<br />
(Leverage). Die Leerverkäufe<br />
ermöglichten es erstmals, nicht mehr nur von<br />
steigenden Marktentwicklungen abhän gig zu<br />
sein. Bei Leerverkäufen veräussert der Verkäufer<br />
Wertpapiere, die er noch gar nicht besitzt,<br />
und spekuliert somit auf fallende Preise. Mit<br />
dieser neuen Vorgehensweise war der Schutz<br />
vor Marktrisiken geboren. Neu galt es nicht<br />
mehr nur unterbewertete Aktien zu finden,<br />
sondern auch überbewertete Titel.<br />
Trotz solider Performance fand seine Strategie<br />
an der Wall Street lange keine grossen<br />
Nachahmer. Erst als in der Fachpresse ein Artikel<br />
über seine Outperformance zwischen 1956<br />
und 1965 erschien, erwachte das Interesse. In<br />
den folgenden zwei Jahren entstanden über<br />
100 Hedge Funds. Von diesen haben zwei Namen<br />
die Bör senturbulenzen von 1969 bis 1970<br />
und von 1973 bis 1974 überstanden: George<br />
Soros mit seinem Quantum Fund und Michael<br />
Steinhardt mit Steinhardt Partners. Soros speku<br />
lierte vorzugs weise mit Währungen. Sein<br />
Fund wird mit der heftigen Korrektur des bri tischen<br />
Pfunds im Jahr 1992 und mit dem Kollaps<br />
des malaysischen Ringitt 1997 (Asien-<br />
Krise) in Zusammenhang gebracht. Das Pfund<br />
sank gegen die Deutsche Mark gerechnet<br />
inner halb weniger Tage um rund 15 Prozent.<br />
Der tiefe Fall des LTCM Funds<br />
Die Geschichte der Hedge Funds ist eng mit<br />
Marktkorrekturen verbunden. Der bekannteste<br />
Vorfall neben den beiden oben genannten<br />
ist sicherlich der Beinahekollaps des LTCM<br />
Fund im Rahmen der Russlandkrise 1998. Der<br />
Long-Term Capital Management Fund wurde<br />
1994 von John Meriwether gegründet. Im Entscheidungsgremium<br />
des Fund sassen mitunter<br />
die beiden Nobelpreisgewinner Myron Scholes<br />
und Robert Merton. Dank der guten Perfor-<br />
mance der ersten Jahre und der Verknüpfung<br />
mit vielen Banken verfügte der Fund über einfachen<br />
Zugang zum Kreditmarkt. So kontrollier te<br />
LTCM zu Beginn des Jahres 1998 ein Portfolio<br />
in der Höhe von rund 100 Milliarden US-Dollar,<br />
und dies bei einem Substanzwert von lediglich<br />
4 Milliarden, was einem 25-fachen Leverage<br />
entspricht. Der Fund war im Bereich Indexvolatilität,<br />
pfandverbriefte Anleihen und Emerging<br />
Markets aktiv. Als Russland im August<br />
die Währung abwertete und ein Moratorium<br />
über seine Schulden verhängte, löste dies<br />
ein e Flucht des Marktes hin zu Qualitätsanlagen<br />
aus und verursachte kurzfristige Liquiditätsprobleme.<br />
Der Substanzwert des Fund<br />
fiel in rund zwei Wochen um 42,5 Prozent<br />
auf 2,3 Milliarden US-Dollar. In der Folge wurden<br />
die Restriktionen bezüglich Kapitalrückzug<br />
aus dem Fund erhöht. Per 1. September<br />
1998 betru g der Substanzwert gerade noch ><br />
Was ist ein Hedge Fund?<br />
Unter Hedge Funds werden Investmentvehikel<br />
verstanden, die wenigen oder<br />
keinen Regulierungen unterliegen. Es<br />
handelt sich um «gepooltes» Anlage ver mögen,<br />
das zumeist mittels Privatplatzierungen<br />
einem eher limitierten Investorenkreis<br />
zugänglich ist. Oft bestehen hohe<br />
Mindest einlagen sowie Sperr- und<br />
Kündigungsfristen betreffend Kapitalrückzügen.<br />
Der Handel mit Anteilen ist<br />
häufig illiquid, da selten ein Sekundärhandel<br />
der Anteile besteht. Hedge Funds<br />
unterliegen weiter weni gen oder keinen<br />
Anlagerestriktionen, was den Einsatz<br />
von Leerverkäufen (Short Selling), Fremdkapitalaufnahmen<br />
(Leverage) oder<br />
auch von derivativen Finanzinstrumenten<br />
und strukturierten Produkten erlaubt.