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Das Jahresmagazin der Giordano-Bruno-Stiftung (Ausgabe 2020)

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Illustrator Bernd Kammermeier aus der Nähe von Bad

Dürkheim. Beide hatten sich, genauso wie einige Helfer

aus unserem Verein, für die Evokids-Wochen extra

Urlaub genommen.

Wie war denn die Arbeit mit den Schülerinnen und

Schülern?

RH: Anstrengend, aber auch inspirierend! Besonders

gut in Erinnerung geblieben ist mir ein etwa

10-jähriger Junge, der nach dem Besuch mit seiner

Schulklasse noch einmal mit seiner Mutter bei uns aufkreuzte

und sich jedes einzelne Detail so ausführlich

erklären ließ, dass seine Mutter am Ende leicht genervt

war. Nachdem die beiden gegangen waren, sagte Bernd,

der den Evolutionsweg nicht nur illustriert, sondern

ihn in diesen Tagen auch immer wieder unermüdlich

erklärt hat: „Allein für diesen einen Jungen hätte sich

der ganze Aufwand schon gelohnt!“

Da du Bernd Kammermeier und den Evolutionsweg

gerade erwähnt hast: Ohne die Arbeit der gbs

Rhein-Neckar, die den Evolutionsweg konzipiert

hat, wäre die Ausstellung im Düsseldorfer Ballhaus

gar nicht möglich gewesen, oder?

RH: Stimmt! Wir sind der gbs Rhein-Neckar und

insbesondere ihrer „AG Evolutionsweg“ außerordentlich

dankbar für dieses großartige Konzept! Neben

Bernd Kammermeier waren daran vor allem Karl-Heinz

Büchner, Marianne Mauch, Friedrich Coradill, Stefan

Dewald und Dirk Winkler beteiligt. Als wir im Januar

2019 davon erfuhren, dass in Leimen ein 1.000 Meter

langer Evolu tionsweg eröffnet wurde, waren wir hier in

Düsseldorf sofort elektrisiert. So etwas wollten wir auch

haben! Die besondere Herausforderung

im Ballhaus

bestand darin, die einen

Kilo meter lange Strecke aus

Leimen auf 20 Meter herunterzubrechen.

Das war nicht

leicht, aber es hat funk tioniert:

Wir rollten der Evolution

einen roten Teppich

aus, von dem aus kleine

Linien zu den einzelnen

Weg stationen führten, welche

die Schülerinnen und

Schüler bei ihren Besuchen

abschritten. Als wir sahen,

wie gut das funktioniert,

waren wir noch überzeugter

davon, dass Düsseldorf einen

dauerhaft installierten Evolutionsweg

braucht, was wir

einige Monate später dann

auch tatsächlich realisieren

konnten.

gbs-Beirat Ralf König signierte seine Comics nach der Lesung von „Stehaufmännchen“

bei den Evokids-Wochen 2019

Dazu eine Frage an den Biologiedidaktiker:

Dittmar, ist der Evolutionsweg eine gute Möglichkeit,

den langwierigen Prozess der Evolution sinnlich

erfahrbar zu machen?

DG: Ja, unbedingt! Aus diesem Grund gab es schon

in den 2016 veröffentlichten Evokids-Lehrmaterialien

eine Unterrichtseinheit, welche die 4,6 Miliarden Jahre

alte Erdgeschichte anhand einer 50-Meter-Strecke verdeutlichte.

Dies war an die spezifischen Bedingungen

von Schulen angepasst, aber natürlich ist ein Evolutionsweg

deutlich imposanter, wenn man mehr Platz zur

Verfügung hat. Denn dadurch wird es erst so richtig erfahrbar,

wie groß die Zeiträume sind, die zwischen der

Entstehung der ersten Zellen und der Entwicklung der

Landwirbeltiere liegen, und wie erstaunlich klein die

Zeitspanne ist, in der es Menschenartige, geschweige

denn moderne Menschen auf diesem Planeten gibt.

Fast jede und jeder von uns hat hier falsche Vorstellungen

und überschätzt den Zeitraum, den der Mensch

sich auf der Erde tummelt. Insofern meine ich, dass der

Evolutionsweg ein hervorragendes didaktisches Instrument

darstellt: Wenn man ihn geht und sich auf diese

Weise in der Zeit fortbewegt, erhält man ein sehr viel

realistischeres Bild von der Natur des evolutionären

Gesche hens. Und nebenbei erfährt man auch eine kleine

Lektion in Bescheidenheit, denn die Evolution verdeutlicht,

dass uns die Erde keineswegs „untertan“ ist,

sondern wir hier bloß auf Stippvisite sind.

Am 21. Januar 2019 wurde in Leimen der erste

Evolutionsweg nach dem Konzept der gbs Rhein-

Neckar eröffnet, am 21. März 2020 folgte ein zweiter

Weg in Kyritz, initiiert vom dortigen Revierförster

Peter Linke, am 5. Juni 2020 ein dritter Weg

in Templin, angestoßen von der Kirche des Fliegenden

Spaghettimonsters Deutschland, die sich in

ihrer Satzung explizit auf den „evolutionären Humanismus

der Giordano-Bruno-Stiftung“ beruft.

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