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ocean7 6/2020

Charter Special. Das Chartern in Zeiten von Corona. Charteragenturen berichten über ihre Erfahrungen und wie sie 2021 meistern möchten. Peloponnes. Griechenland, wie wir es lieben: Reviertipps rund um die Halbinsel von Segelblogger Markus Silbergasser. Nördliche Sporaden. Idyllische Buchten, überschaubare Distanzen: mit Familie und Katamaran in der Ägäis. Skiathos. Landgang mit spannenden Entdeckungen ab dem Hotel Skiathos Palace. Spirit 111. Außen Holz, innen grüne Hochtechnologie: eine Superyacht als Vorbild an Nachhaltigkeit. Nerea NY24. Tender de luxe: Ein Superyacht-Konzentrat, das auf vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen bietet wie sonst nur weitaus größere Boote. Die Gärtner des Riffs. Bunt, vielfältig und hungrig: Seepapageien sind die Putzfische im Korallenriff.

Charter Special. Das Chartern in Zeiten von Corona. Charteragenturen berichten über ihre Erfahrungen und wie sie 2021 meistern möchten.
Peloponnes. Griechenland, wie wir es lieben: Reviertipps rund um die Halbinsel von Segelblogger Markus Silbergasser.
Nördliche Sporaden. Idyllische Buchten, überschaubare Distanzen: mit Familie und Katamaran in der Ägäis.
Skiathos. Landgang mit spannenden Entdeckungen ab dem Hotel Skiathos Palace.
Spirit 111. Außen Holz, innen grüne Hochtechnologie: eine Superyacht als Vorbild an Nachhaltigkeit. Nerea NY24. Tender de luxe: Ein Superyacht-Konzentrat, das auf vernünftigen Dimensionen so viel Stil, Klasse und Nutzen bietet wie sonst nur weitaus größere Boote.
Die Gärtner des Riffs. Bunt, vielfältig und hungrig: Seepapageien sind die Putzfische im Korallenriff.

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Wissen und Meer<br />

Gezeiten – um<br />

Himmels willen, nein!<br />

Adria und Gezeiten? Kein Thema! Tatsächlich? War der werte Leser schon einmal in der nördlichen Adria<br />

unterwegs? Bei der Einfahrt zum Fluss Aussa gesegelt? Hat sich vor Grado gewundert, dass kein<br />

Weiterkommen war? Bis zu 1 Meter kann hier der Unterschied zwischen Ebbe und Flut sein. Bei einer<br />

Wassertiefe von 2 bis 3 Metern hast du ein Problem, wenn du die Gezeitenhöhe nicht kennst. Und dann<br />

drückt der Gezeitenstrom gemeinsam mit dem Fluss auch noch bis zu 3 Knoten dagegen – Halleluja!<br />

Dabei ist Tidenberechnung gar<br />

nicht so schwer, wenn man<br />

sich nur ein wenig damit auseinandersetzt.<br />

Es gibt zwei verlässliche<br />

Publikationen, nach denen man<br />

sichere Berechnungen durchführen<br />

kann: Das Bundesamt für Seeschifffahrt<br />

und Hydrologie (BSH) in<br />

Deutschland gibt „Gezeitentafeln“<br />

heraus und die Briten publizieren<br />

die „Admirality Tide Tables“. Beide<br />

Werke sind ähnlich aufgebaut und<br />

wenn man sich als Törnvorbereitung<br />

in die Materie vertieft, hat man<br />

schon (fast) gewonnen.<br />

Woher kommen nun diese Gezeiten,<br />

die auf den Kanalinseln bis<br />

zu 11 Meter hoch sein können?<br />

Wer schon einmal auf der Stadtmauer<br />

von St. Malo in Frankreich<br />

dieses Naturschauspiel von Hochund<br />

Niedrigwasser beobachtet hat,<br />

ist fasziniert von der Kraft des<br />

Mondes und der Erdrotation. Auch<br />

die Sonne spielt dabei eine Rolle:<br />

Bei Voll- und Neumond stehen<br />

Sonne, Mond und Erde in einer<br />

Linie, die Kräfte wirken direkt<br />

Im Wandel …<br />

ohne Ablenkung, wir sprechen von<br />

der Springzeit. Bei Halbmond hingegen<br />

bildet die Linie Sonne-Erde-<br />

Mond einen rechten Winkel, damit<br />

schwächt die Kraft der Sonne die<br />

Anziehungskraft des Mondes ab,<br />

das nennt sich Nippzeit. Die Zeit<br />

dazwischen wird als Mittzeit definiert.<br />

Am Beispiel Chichester Habour<br />

im Süden Englands schaut<br />

das so aus: Am 18. Oktober haben<br />

wir 5,3 Meter Hochwasser und<br />

0,4 Meter Niedrigwasser, der Unterschied<br />

beträgt als 4,9 Meter,<br />

wir haben Springzeit. Am 25. Oktober<br />

hingegen 3,9 Meter Hochwasser<br />

und 2,0 Meter Niedrigwasser,<br />

wir haben also nur mehr 1,9<br />

Meter Unterschied, befinden uns<br />

also in der Nippzeit. Ist schon gewaltig,<br />

was Mond-, Erd- und<br />

Sonnenkräfte da stemmen!<br />

Damit ist es aber noch nicht getan.<br />

Diese Wassermassen laufen aus dem<br />

Hafen ab und ca. sechs Stunden später<br />

wieder hinein und das zweimal<br />

am Tag. Wir sind im Herbst 2019<br />

durch die Meerenge von Khyle Rhea<br />

… der Gezeiten.<br />

(zwischen Isle of Skye und Schottland)<br />

gefahren, da gurgelte der Gezeitenstrom<br />

mit 7,5 Knoten durch!<br />

Also muss auch hier gut aufgepasst<br />

und die nautischen Unterlagen zu<br />

Rate gezogen werden. Ein Tipp: Der<br />

Admirality Tidal Stream Atlas gibt<br />

perfekte Hinweise zu den relevanten<br />

Strömungsverhältnissen im jeweiligen<br />

Revier. Oder man besorgt sich<br />

den Reeds Almanac, der jedes Jahr<br />

neu aufgelegt wird.<br />

Nun aber zur Berechnung der Gezeiten<br />

(eine detaillierte Anleitung<br />

würde den Rahmen hier sprengen:<br />

1. Schritt: Wir suchen uns den<br />

nächstgelegenen Bezugsort.<br />

2. Schritt: Wir definieren Datum<br />

und Uhrzeit, damit wissen wir<br />

auch schon, ob wir Spring-, Mittoder<br />

Nippzeit haben.<br />

3. Schritt: Nun suchen wir uns den<br />

Anschlussort heraus, der un serer<br />

Position am nächsten liegt.<br />

4. Schritt: Jetzt eruieren wir die<br />

Korrekturwerte für Hoch- und<br />

Niedrigwasser in Bezug auf Zeitund<br />

Höhenunterschied für Ebbe<br />

und Flut. That‘s it!<br />

Zurück in die Adria: Die einfachere<br />

Methode ist das Nachschlagen<br />

im Tidenkalender. In Norditalien<br />

sind sie weit verbreitet, teilweise<br />

bekommt man sie kostenlos in den<br />

Marinas. Achtung: Die Wasserhöhen<br />

der Anschlussorte werden in Prozent<br />

des Bezugsortes (meist Triest<br />

oder Venedig) angegeben, die Zeit<br />

ist entweder in „Ora Legale“ (UTC<br />

+ 2) oder „Ora Solare“ (UTC + 1).<br />

Ist doch alles ganz easy, oder? <br />

GOTTFRIED<br />

TITZL RIESER<br />

ist Ausbildungs referent<br />

des Yacht Club Austria,<br />

dem größten Yachtclub<br />

Österreichs. Er ist passionierter<br />

Fahrtensegler<br />

und hat insgesamt so<br />

um die 20.000 See -<br />

meilen in seinen Log -<br />

büchern dokumentiert.<br />

Sein Motto: „Die See ist<br />

der beste Lehrmeister!“<br />

kolumne@<strong>ocean7</strong>.at<br />

58 6/<strong>2020</strong>

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