Gruess Gott - Herbst 2020
Wenn die Welt Kopf steht - Das Magazin über Gott und die Welt
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SAKRAMENT<br />
Es tut den Menschen gut<br />
zu wissen, wo ihre Toten<br />
bestattet sind. Die letzte<br />
Ruhestätte ist ein Ort des Gedenkens<br />
und des Erinnerns. Am Grab kann<br />
man Schmerz und Verlust überwinden,<br />
und oft ist Grabpflege auch eine<br />
Form der Trauerarbeit.<br />
Schon im frühen Christentum<br />
war es üblich, verstorbene Menschen<br />
zu bestatten. Rund um Kirchen und<br />
heilige Plätze errichtete man Grundstücke,<br />
die man „einfrieden“ ließ,<br />
also mit einer Mauer oder einer<br />
Hecke umgab. Daher stammt der<br />
Name Friedhof. Die Nähe zu <strong>Gott</strong>eshäusern<br />
hatte zwei Gründe: Der<br />
Verstorbene sollte erstens Teil der<br />
Gemeinde bleiben und zweitens am<br />
Tage der Auferstehung möglichst<br />
nahe bei seinem Herrn sein. Das<br />
Grab wurde nur als vorübergehender<br />
Aufenthaltsort verstanden.<br />
So ist der Friedhof im Christentum<br />
eine Stätte der Trauer, aber<br />
auch der Hoffnung: Das Leben siegt<br />
über Dunkelheit und Tod und mündet<br />
in ein Weiterleben im Jenseits.<br />
Gedenken. „Der Friedhof zeigt, dass unsere<br />
Verstorbenen nicht vergessen sind.“<br />
Aus Liebe zu den Verstorbenen<br />
Der Friedhof ist ein wichtiger Ort für mich geworden.<br />
Mittlerweile betreue ich drei Gräber, die ich zwei- bis<br />
dreimal pro Woche besuche. Ich komme aus Liebe zu<br />
meinen Eltern und meiner Frau auf den Friedhof. Ich<br />
bete ein Vaterunser, spreche mit den Verstorbenen und<br />
gieße die Blumen. Im Christentum gibt es die Tradition,<br />
die Grabstelle in Ordnung zu halten – und das wird<br />
auch in tausend Jahren noch so sein. Ein Besuch auf<br />
dem Friedhof beruhigt mich. Im Lärm der Großstadt<br />
ist er ein Ort der Erholung und der Besinnung. Er zeigt,<br />
dass unsere Verstorbenen nicht vergessen sind und im<br />
Gedenken weiterleben. Leben und Tod gehören zusammen,<br />
auch wenn der Verlust eines lieben Menschen nur<br />
sehr, sehr schwer verkraftbar ist.<br />
Helmut Nopp<br />
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