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wd | Frühjahr 2019

Ihr Magazin für Lifestyle und Business im Allgäu und dem angrenzenden Alpenraum.

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GENUSS<br />

Brauereichef Nikolaus Lohmeier sitzt im Büro und<br />

freut sich auf den Feierabend. „Jeden Tag fang<br />

ich um vier Uhr früh an, weil zur Zeit alle unser Bier<br />

haben wollen und so viele Feste in der Gegend<br />

sind.“ Hier wird ganz traditionell gebraut – helles<br />

Export, Dunkles, Märzen. Bock und Kirtabier,<br />

dazu Weißbier und leichte Biere. Drinnen gibt<br />

es einen stilvollen Degustationsraum und eine<br />

außergewöhnliche Sammlung mit historischen<br />

Bierflaschen und anderen geschichtsträchtigen<br />

Bier-Pretiosen. Dass der versteckte Familienbetrieb<br />

auch Heimat des unlängst verstorbenen bayerischen<br />

Schriftstellers und allseits bekannten Traditionalisten<br />

Georg Lohmeier ist, passt ebenfalls zu<br />

diesem bajuwarischen Kleinod.<br />

Dass Bierbrauer auch kreative Köpfe sein können,<br />

das dokumentiert Wolfgang Unertl in Mühldorf<br />

am Inn. Die alteingesessene Brauerei mitten<br />

im Zentrum der 18.000 Einwohner Stadt. Unertl<br />

ist für seine Weißbiere fast genauso bekannt<br />

wie die Verwandtschaft im nahen Haag. Einen<br />

Namen gemacht hat er sich auch mit unkonventionellen<br />

Produkten und Arbeitstechniken.<br />

Seine Bio-Dinkel Weiße wird mit Biodinkelmalz<br />

gebraut und gehört zum Repertoire zahlreicher<br />

Sternerestaurants in München und am Tegernsee.<br />

„Das Bio-Dinkel läuft immer besser. Damit<br />

haben wir Zuwächse von bis zu 70 Prozent gehabt,“<br />

sagt der Wolfgang. Das verkauft sich auch<br />

gut in Berlin und Hamburg und sogar bis nach<br />

Großbritannien. Besondere Biere sind ganz offensichtlich<br />

gefragt. Zu Weihnachten hat er sein<br />

Luis Bockbier in 0,75 Liter Champagnerflasche<br />

aufgelegt. Die 1800 Flaschen zum Stückpreis von<br />

14 Euro waren im Nu verkauft. An der Qualität<br />

hat das Wasser aus dem eigenen artesischen<br />

Brunnen wohl einen Anteil, möglicherweise<br />

aber auch der Sinn des Chefs für spirituelle Harmonie.<br />

Denn nachts lässt Unertl in der Brauerei<br />

klassische Musik laufen, damit das Bier besser<br />

gedeiht. Verkosten kann man die Biere ebenso<br />

wie ein neues alkoholfreies Erfrischungsgetränk<br />

auf Getreidebasis mit dem netten Wortspiel FitamInn<br />

nebenan in der „Köstlichen Kiste“, dem<br />

hauseigenen Feinkostladen.<br />

Ganz andere Erlebnisse bietet die Schlossbrauerei<br />

Stein eine halbe Autostunde weiter südlich.<br />

Zu der bedeutenden Höhlenburg gehört neben<br />

einem Internat auch noch die Schlossbrauerei,<br />

wo seit dem 15. Jahrhundert Bier ausgeschenkt<br />

wird. Neben dem klassischen Sortiment gibt es<br />

noch die Heinz vom Stein Bio-Biere. Und beim<br />

Heinz handelt es sich nicht etwa um einen Bier-<br />

Ökologen, sondern um einen legendären Raubritter.<br />

Dazu können sich die Gäste neben einer<br />

Brauereiführung mit Verkostung im Bräustüberl<br />

auch noch eine Tour durch die Höhlenburg auf<br />

den Spuren des Raubritters gönnen. Nicht nur<br />

in diesem Schloss, sondern ganz generell hatte<br />

die Obrigkeit in bayerischen Landen früher ein<br />

sehr inniges Verhältnis zum Bier, was nicht nur<br />

mit dem Konsum, sondern auch mit dem Geldverdienen<br />

zu tun hatte. Die bayerischen Herzöge<br />

aus dem Hause Wittelsbacher genossen fast<br />

200 Jahre lang bis 1798 gute Einkünfte durch<br />

das Weißbiermonopol. In diese Zeit fallen auch<br />

die Anfänge der Klosterbrauerei Baumburg bei<br />

Altenmarkt an der Alz. Dem Weg hinauf zu der<br />

einstigen Augustiner-Chorherren-Kloster lohnt<br />

sich nicht nur wegen der Brauerei samt Bräustüberl,<br />

sondern auch wegen der nostalgischen<br />

Atmosphäre rund um die alte Stiftskirche. In der<br />

Brauerei wird Tradition mit Innovation geschickt<br />

kombiniert. „Wir produzieren viele Rohstoffe selbst,<br />

die Gerste wächst auf den Wiesen hinter der<br />

Brauerei, und wir haben eine eigene Stromerzeugung<br />

mit Wasserkraft“, sagt der Geschäftsführer<br />

Dominik Tapper. Neben den Klassikern Export und<br />

Weißbier gibt es auch Kreationen wie den Stopfbock<br />

und den Weizeneisbock. Letzterer entsteht,<br />

indem das Bockbier eingefroren wird, dann wird<br />

Wasser entfernt. Mit zehn Prozent Alkohol ein sehr<br />

intensives Geschmackserlebnis. Das gilt auch für<br />

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