fernglas – Das Wissenschaftsmagazin der FernUniversität
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56 Periskop<br />
Zu Boden gleiten,<br />
Treibstoff sparen<br />
Sinken, Flughöhe halten, sinken, Höhe halten… Bei einem<br />
Landeanflug verringert die Flugzeugcrew die Triebwerksleistung,<br />
dann gibt sie wie<strong>der</strong> Gas. Mehrfach. Treibstoffverbrauch,<br />
CO 2<br />
-Ausstoß, Wartungsaufwand <strong>der</strong> Triebwerke<br />
und Lärm steigen. Damit Maschinen ausschließlich durch<br />
kontinuierliche Sinkflüge (Continuous Descent Approaches,<br />
CDAs) zu Boden gleiten können, hat Prof. Dr. Wolfram<br />
Schiffmann mit seinem Lehrgebiet Rechnerarchitektur an<br />
<strong>der</strong> <strong>FernUniversität</strong> in Hagen eine optimierte Anflugplanung<br />
entwickelt: EELA (Energy Efficient Landing Approaches)<br />
unterstützt die Crew dabei, das Flugzeug zur Flughafen-<br />
Landebahn hinabgleiten zu lassen. Die Triebwerke sind bis<br />
zum Endanflug im Leerlauf.<br />
<strong>Das</strong> Land NRW för<strong>der</strong>t die Entwicklung eines Demonstrators<br />
mit 70.000 Euro, auch die Deutsche Flugsicherung hilft<br />
mit Daten und begleitet die Entwicklung einer geeigneten<br />
Benutzerschnittstelle für die Fluglotsinnen und Fluglotsen.<br />
Die Anflugplanung EELA (Energy Efficient Landing Approaches)<br />
ist eine Weiterentwicklung des von Schiffmann in den<br />
letzten Jahren entwickelten Engine-out Emergency Landing<br />
Assistant (ELA). Bei diesem Notlandeassistenten geht es ebenfalls<br />
um kontrolliertes Zu-Boden-Gleiten, jedoch bei einem<br />
ungewollten Triebwerksausfall. ELA kooperiert mit dem Notlandeplatzfin<strong>der</strong><br />
ELFI (Emergency Landing Field Identification),<br />
um die Maschine zu einer passenden Landebahn gleiten zu<br />
lassen und dort aufzusetzen. ELA berechnet in kürzester Zeit<br />
permanent den optimalen Gleitpfad. Ist kein geeigneter Flugplatz<br />
erreichbar, kennt ELFIs Datenbank Notlandeplätze.<br />
Sein neues Verfahren EELA hat Schiffmann in die<br />
„Safe2Land“-App integriert, die auch ELA und ELFI sowie<br />
eine Autopiloten-Komponente beinhaltet.<br />
Prof. Schiffmann im Flugsimulator des Lehrgebietes<br />
bei einer simulierten Notlandung<br />
Ein FernUni-Student hat „Safe2Land“ in seiner Masterarbeit<br />
in ein Modellflugzeug mit 1,4 Metern Spannweite<br />
integriert. Wesentlicher Bestandteil seiner Arbeit ist ein<br />
von ihm entwickelter Regler, <strong>der</strong> das Fluggerät entlang <strong>der</strong><br />
von „Safe2Land“ geplanten Notlandebahn führt. Die Analyse<br />
von Flugdaten aus Simulationen und einem realen<br />
Flugversuch bewies die hohe Genauigkeit des automatisierten<br />
Gleitfluges.<br />
Da<br />
Weitere Informationen:<br />
www.fernuni.de/safe2land<br />
Damit kann je nach Flugzeugtyp ca. eine halbe Tonne CO 2<br />
pro Landeanflug eingespart werden. Schiffmann: „Bei rund<br />
47 Millionen Flügen von Verkehrsflugzeugen pro Jahr könnte<br />
sich nach <strong>der</strong> Normalisierung des Flugverkehrs ein Einsparungspotenzial<br />
von rund 23 Millionen Tonnen CO 2<br />
ergeben.“<br />
Nicht zuletzt erhöht EELA auch Sicherheit und Pünktlichkeit:<br />
Die Flugslotsinnen und Fluglotsen erhalten exakte Daten, mit<br />
denen sie die Crews besser leiten können als mit Schätzungen.<br />
Bei EELA gleitet ein Flugzeug kontinuierlich zu<br />
Boden (grüne Linie), während bisher zwischen Sink-<br />
und Geradeausflug gewechselt wird (rote Linie).